Diagnostik Differenzialdiagnosen Therapie - Schattauer
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Tab. 19-5 Diagnostische Kriterien für das atopische Ekzem<br />
im Kindesalter (nach Williams et al. 1994)<br />
Juckende Hautveränderungen plus 3 der folgenden<br />
Kriterien:<br />
� Eigenanamnese: Beteiligung der Beugen, der<br />
Knöchel- oder Halsregion; bei Kindern unter<br />
10 Jahren auch der Wangen<br />
� Eigenanamnese: Asthma oder Heuschnupfen; alternativ<br />
bei Kindern unter 10 Jahren: Vorkommen<br />
dieser Erkrankungen bei Verwandten 1. Grades<br />
� Eigenanamnese: generalisiert trockene Haut im<br />
vergangenen Jahr<br />
� sichtbare Beugenekzeme (bei Kindern unter<br />
4 Jahren: Ekzeme im Bereich von Stirn oder<br />
Wangen oder der Außenseite der Extremitäten)<br />
� Beginn vor dem 2. Lebensjahr (falls der Patient bereits<br />
über 4 Jahre alt ist)<br />
ckeln, das heißt, dass über 90 % der Hautoberfläche<br />
betroffen sind. Das Krankheitsbild wird begleitet von<br />
Schüttelfrost und reduziertem Allgemeinbefinden.<br />
!<br />
Cave: Durch den begleitenden Wärme- und Flüssigkeitsverlust<br />
sind insbesondere Säuglinge und<br />
Kleinkinder potenziell lebensbedrohlich gefährdet.<br />
<strong>Diagnostik</strong><br />
Es gibt keinen Labortest, mit dem sich das AE von anderen<br />
Ekzem-Formen sicher abgrenzen ließe. Die Diagnose<br />
des AE wird klinisch gestellt. Zur Abgrenzung<br />
von anderen Ekzem-Formen haben sich für das Kindesalter<br />
die diagnostischen Kriterien einer britischen<br />
Arbeitsgruppe bewährt (Tab. 19-5).<br />
Zur objektiven Erfassung des Ekzemverlaufs hat sich<br />
der SCORAD (Score of Atopic Dermatitis), ein Score<br />
zur Erfassung der Ausdehnung und des Schweregrads<br />
des AE, etabliert (Abb. 19-15) (EuropeanTaskForceon<br />
Atopic Dermatitis 1993). Daneben gibt es eine Vielzahl<br />
weiterer Scores und Listen mit diagnostischen Kriterien,<br />
auf die hier nicht eingegangen werden soll. Die<br />
1980 von Hanifin und Rajka zusammengestellten Kriterien<br />
sind in der pädiatrischen Dermatologie nicht<br />
hilfreich, da viele der genannten Symptome bei Kindern<br />
entweder noch nicht vorliegen oder auch bei<br />
hautgesunden Personen gefunden werden können.<br />
<strong>Differenzialdiagnosen</strong><br />
Differenzialdiagnostisch sind die in Tabelle 19-6 dargestellten<br />
Erkrankungen zu berücksichtigen. Neben den<br />
in Tabelle 19-6 genannten gibt es eine Reihe seltenerer<br />
Erkrankungen, die dem AE klinisch in einzelnen oder<br />
Tab. 19-6 <strong>Differenzialdiagnosen</strong> des atopischen Ekzems<br />
Krankheitsbild Abgrenzungskriterien<br />
Seborrhoisches Ekzem � frühe Manifestation (meist vor der<br />
4.Lebenswoche)<br />
� intertriginöser Befall<br />
� nur leichter Juckreiz<br />
Psoriasis � scharf begrenzte, dickere Plaques<br />
� positive Familienanamnese<br />
Skabies � längliche Papeln und Papulovesikel<br />
� starker (nächtlicher) Juckreiz<br />
Nummuläres Ekzem � relativ scharf begrenzte, infiltrierte Ekzemherde<br />
mit starkem Juckreiz<br />
Tinea � randbetont schuppende Herde, leichter<br />
Juckreiz<br />
� Pilzkultur positiv<br />
Langerhanszell-<br />
Histiozytose<br />
Kutanes T-Zell-<br />
Lymphom<br />
� intertriginöser Befall mit Fissurenbildung<br />
und starkem, häufig therapierefraktärem<br />
Juckreiz<br />
� sehr selten bei Kleinkindern<br />
� kaum Juckreiz<br />
� unscharf begrenzte Herde<br />
� oft poikilodermatisch<br />
� manchmal Alopezie<br />
mehreren Aspekten täuschend ähneln. Hierzu zählen<br />
insbesondere das Netherton-Syndrom (� S. 226 f.) und<br />
bestimmte Immundefekt-Syndrome (Tab. 19-7).<br />
<strong>Therapie</strong><br />
Atopisches Ekzem (AE)<br />
Die Behandlungsprinzipien des AE orientieren sich an<br />
den auf Seite 156 f. dargestellten Erkenntnissen zur Pathogenese<br />
(Akdis et al. 2006):<br />
1. Kompensation der defekten epidermalen Barriere<br />
durch »adaptierte Basistherapie«: Basis jedweder<br />
sinnvollen Behandlung des AE ist die Kompensation<br />
der defekten epidermalen Barriere mit<br />
rückfettenden und rehydrierenden Externa. Die<br />
»adaptierte Basistherapie« muss abgestimmt sein<br />
auf Krankheitsstadium und Lokalisation, Alter<br />
desKindesundJahreszeit.<br />
2. Primär- und Sekundärprophylaxe rezidivierender<br />
kutaner Infektionen: Die Neigung zu kutanen Infektionen<br />
bei AE beruht jeweils zu gleichen Teilen<br />
auf der chronischen Kolonisation der Haut<br />
mit Staphylococcus aureus, der krankheitsimmanenten<br />
Immundefizienz und auf rezidivierenden<br />
Superinfektionen von Erosionen und Kratzexkoriationen.<br />
Daher stellen adäquate Basis- und<br />
165<br />
Hauterkrankungen bei Kindern und Jugendlichen
Hauterkrankungen bei Kindern und Jugendlichen<br />
166 19 Ekzeme<br />
Abb. 19-15 Ekzem-Score (Score of Atopic Dermatitis [SCORAD]) (modifiziert nach European Task Force on Atopic Dermatitis 1993)<br />
* DieAngabeninKlammernbeziehensichaufKinderunterzweiJahren.
antiinflammatorische <strong>Therapie</strong> bereits wichtige<br />
Voraussetzungen zur Verminderung der Infektionsneigung<br />
dar. Zwar ist bisher eine direkte<br />
Substitution antimikrobieller Peptide (noch) nicht<br />
möglich. Jedoch kann durch den gezielten Einsatz<br />
antimikrobiell wirksamer Substanzen die Keim-<br />
Tab. 19-7 <strong>Differenzialdiagnosen</strong> des atopischen Ekzems: Immundefekt-Syndrome<br />
zahl auf der Haut reduziert und dadurch die Rate<br />
rezidivierender Infektionen vermindert werden.<br />
3. antiinflammatorische <strong>Therapie</strong> zur »Re-Balancierung«<br />
des kutanen Immunsystems: Durch die konsequente<br />
Behandlung der dem Ekzem zugrunde<br />
liegenden, überstarken Entzündungsreaktion mit<br />
Kriterium Hyper-IgE-Syndrom Omenn-Syndrom Wiskott-Aldrich-Syndrom<br />
Gendefekt unbekannt (IL-12-Rezeptor?) RAG 1 und RAG 2 WASP (Wiskott-Aldrich-Syndrom-<br />
Protein)<br />
Genlocus 4q21 11p13 Xp11.23-p11.22<br />
Erbgang autosomal-dominant autosomal-rezessiv X-chromosomal-rezessiv<br />
Kutane Symptome � Ekzem<br />
� Abszesse mit S. aureus und<br />
Candida<br />
� grobe Fazies*<br />
Allgemeinsymptome � rezidivierende Pneumonien<br />
mit Pneumatozelen<br />
� Skelett-Anomalien<br />
Laborbefunde � IgE-Spiegel stark erhöht<br />
� Eosinophilie<br />
� generalisiertes Ekzem mit<br />
Erythrodermie<br />
� Alopezie<br />
� Lymphadenopathie<br />
� frühzeitig schwere Infektionen<br />
� Hepatosplenomegalie<br />
� IgE-Spiegel erhöht<br />
� Eosinophilie<br />
� Lymphozytopenie<br />
� »typisches« atopisches Ekzem<br />
mit leichter Neigung zu<br />
Hämorrhagie<br />
� im Verlauf schwere Infektionen<br />
� Blutungsneigung<br />
� Malignome<br />
� IgE-Spiegel erhöht<br />
� Eosinophilie<br />
� Dysgammaglobulinämie<br />
� Thrombozytopenie<br />
Prognose (unbehandelt) � schwere Pneumonien � Exitus innerhalb von 1−2 Jahren � Exitus mit 10−12 Jahren<br />
<strong>Therapie</strong> � Antibiotika<br />
� ggf. Antimykotika<br />
� Knochenmarktransplantation<br />
� Knochenmarktransplantation � i. v. verabreichte Immunglobuline<br />
� Knochenmarktransplantation<br />
Ig = Immunglobulin; IL = Interleukin; RAG = »recombination activation«-Gen; * erst nach der Pubertät<br />
Tab. 19-8 Basistherapie bei Kindern mit atopischem Ekzem in Abhängigkeit von Ekzemstadium und Alter<br />
Alter Akut-exsudatives Stadium Subakutes Stadium Chronisches Stadium<br />
Allgemein<br />
(altersunabhängig)<br />
Wasseranteil<br />
(altersunabhängig)<br />
Lipidanteil<br />
(altersunabhängig)<br />
Schwarztee-Umschläge für<br />
24−36 Stunden, anschließend<br />
Beginn mit F/F<br />
hydrophile Creme<br />
� Lipolotion<br />
70−100 % 40−50 % 10−30 %<br />
0−20 % 20−40 % 40−70 %<br />
1. und 2. Lebensjahr ab Tag 3: +Eosin0,5%oder<br />
KV 0,1 %<br />
Vorschulalter ab Tag 3: +Eosin0,5%oder<br />
KV 0,1 %<br />
Ab 6 Jahren ab Tag 3: +Eosin0,5%oder<br />
KV 0,1 %<br />
Moisturizer: Glycerol 10 %,<br />
Dexpanthenol 5 %<br />
Moisturizer: Glycerol 10 %,<br />
Dexpanthenol 5 %<br />
Moisturizer: Glycerol 10 %,<br />
Dexpanthenol 5 %<br />
Atopisches Ekzem (AE)<br />
Cremesalbe � Salbe<br />
Moisturizer: Glycerol 10 %,<br />
Dexpanthenol 5 %<br />
Moisturizer: Glycerol 10 %,<br />
Harnstoff 3−5 %<br />
Moisturizer: Glycerol 10 %,<br />
Harnstoff 5−10 %<br />
F/F = »fett-feuchte« Behandlung; KV = wässrige Kristallviolett-Lösung (Methylrosaniliniumchlorid [NRF 11.69.]); Eosin = wässrige<br />
Eosin-Lösung 0,5 % (NRF 11.95.)<br />
167<br />
Hauterkrankungen bei Kindern und Jugendlichen
Hauterkrankungen bei Kindern und Jugendlichen<br />
168 19 Ekzeme<br />
a<br />
antiinflammatorischenSubstanzenwerdenJuckreiz<br />
und Kratzeffekte bekämpft, Lichenifikation<br />
und sekundäre Infektionen verhindert. Ziel der<br />
antiinflammatorischen Behandlung ist nicht<br />
mehr nur die Beendigung eines Krankheitsschubes,<br />
sondern die Verhinderung weiterer Schübe.<br />
Adaptierte Basistherapie<br />
Die Barrieretherapie stellt per se diewichtigste<strong>Therapie</strong>maßnahme<br />
dar. Richtig durchgeführt, kann sie zu<br />
einer Kompensation in beiden Richtungen defekten<br />
epidermalen Barriere führen, Hauttrockenheit beseitigen,<br />
Juckreiz mindern und Ekzemschübe verhindern<br />
helfen. Es gibt jedoch kein Externum, das für alle Kinder<br />
mit AE und für alle Stadien der Erkrankung jederzeit<br />
gleichermaßen geeignet wäre. Trotzdem wird Pa-<br />
Abb.19-17 Ekzemstadien.<br />
a Akut exsudativ.<br />
b Subakut.<br />
c Chronisch.<br />
b<br />
c<br />
Anteil (%)<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Wasseranteil Lipidanteil<br />
akut subakut<br />
Ekzemstadium<br />
chronisch<br />
Abb. 19-16 Prinzip der stadienadaptierte Basistherapie<br />
tienten mit AE häufig nur eine Salbe »für alle Fälle«<br />
verordnet. Durch eine ungeeignete Salbengrundlage<br />
oder das Nichtanpassen der fälschlich als »Hautpflege«
verharmlosten Basistherapie an ein geändertes Ekzemstadium<br />
kann eine weitere Verschlechterung provoziert<br />
werden. Die Hautpflege muss daher angepasst werden:<br />
� an das Stadium des Ekzems<br />
� an das Alter des Kindes<br />
� an die Lokalisation<br />
� an die Jahreszeit<br />
Eine Übersicht über die adaptierte Basistherapie gibt<br />
Tabelle 19-8. Hinweise auf geeignete Fertigpräparate<br />
bzw. Magistralrezepturen finden sich in den Kapiteln 3<br />
(S. 34 ff.) und 42 (S. 607 ff.).<br />
Stadienabhängige Basistherapie<br />
Die Behandlung erfolgt nach dem Prinzip »Erst das<br />
Feuer löschen (mit Wasser), dann die Barriere wieder<br />
aufbauen (mit Lipiden und Feuchthaltefaktoren wie<br />
Glycerol, Dexpanthenol und/oder Harnstoff)«. Das<br />
Schema (Abb. 19-16) verdeutlichtdies.<br />
Die akute Ekzemphase (Abb. 19-17a) istdurchausgedehnte<br />
Rötung und starken Juckreiz gekennzeichnet;<br />
insbesondere im Säuglings- und Kleinkindesalter besteht<br />
häufig (vorzugsweise im Gesicht) eine starke Exsudation.<br />
Primäres Ziel der Behandlung ist es in dieser<br />
Phase, die Haut zu kühlen und bei starker Exsudation<br />
auszutrocknen. Nach der alten dermatologischen Maxime<br />
»feucht auf feucht, trocken auf trocken« werden bei<br />
deutlicher Exsudation initial (für 24−36 Stunden)<br />
feuchte, kühlende Umschläge (Aufguss von unparfümiertem<br />
schwarzem oder grünem Tee) aufgelegt. Die<br />
Umschläge müssen in dieser Zeit dauernd feucht gehalten<br />
werden und dürfen nicht aus- bzw. antrocknen.<br />
Der Tee wirkt adstringierend, antibakteriell und<br />
juckreizstillend. Nach ein bis zwei Tagen kann dann<br />
meist auf eine wasserreiche Salbe (Unguentum emulsificans<br />
aquosum oder eine hydrophile Creme) übergegangen<br />
werden, um Austrocknung und Irritation der<br />
Haut zu vermeiden. Bei akut exazerbierten Ekzemen<br />
ohne Exsudation hat sich das »fett-feuchte« Behandlungskonzept<br />
bewährt (Tab. 19-9). Diese Behandlung<br />
ist allerdings nicht geeignet bei florider bakterieller<br />
oder viraler Superinfektion, bei großflächigen Erosionen<br />
oder bei fieberhaften Infektionen.<br />
Da eine bakterielle Superinfektion häufig zur akuten<br />
Exazerbation des Ekzems beiträgt, ist oftmals auch<br />
eine systemische antibiotische Behandlung indiziert<br />
(� Tab. 19-13,S.172).<br />
In der subakuten Ekzemphase (Abb. 19-17b) mitabklingender<br />
Exsudation, aber noch deutlichem Erythem<br />
und Juckreiz erfolgt ein langsamer Übergang von überwiegend<br />
wässrigen Grundlagen zu stärker rückfettenden<br />
Externa. In dieser Übergangsphase werden vorzugsweise<br />
lipophile Cremes oder Lipolotionen, bei weiter<br />
rückläufigem Entzündungszustand auch ambiphile Cremes<br />
verwendet. Die topische Glucocorticoid-<strong>Therapie</strong><br />
wird für sieben bis zehn Tage 1-mal täglich (Immunmodulatoren:<br />
14 Tage 2-mal/Tag) durchgeführt und<br />
dann ausgeschlichen (� Tab. 19-16,S.175)oderdurch<br />
andere antiinflammatorische Externa ersetzt.<br />
Atopisches Ekzem (AE)<br />
Tab. 19-9 »Fett-feuchte« Behandlung des exazerbierten atopischen Ekzems<br />
mit Trikotschlauchverbänden<br />
� Die Schlauchverbände bestehen aus feuchtigkeitsresorbierenden, elastischen,<br />
aber rutschfesten Viskosematerialien und stehen in 5 Größen<br />
zur Verfügung, um Extremitäten und Rumpf aller Altersgruppen abdecken<br />
zu können. Die Verbände sind auswaschbar und können daher<br />
wiederverwendet werden. Produkte: Coverflex ® (Fa. Hartmann,<br />
Heidenheim), Tubifast ® (Fa. Schumacher, Krefeld). Im akuten und subakuten<br />
Stadium empfiehlt es sich, die Anwendung 2- bis 3-mal täglich<br />
durchzuführen, und zwar initial (für 2−3 Tage) je 1-mal täglich mit<br />
und für insgesamt 3−5 Tage 2-mal täglich ohne Glucocorticoid.<br />
� 1.Schritt: Abmessen und Zuschnitt der Verbände (Extremitäten, Rumpf)<br />
� 2. Schritt: Direkt auf die Haut wird eine hydrophile Creme aufgetragen.<br />
Als Glucocorticoid sollte für diese semiokklusive Behandlung verwendet<br />
werden:<br />
– bei Säuglingen von 3−6 Monaten: Prednicarbat 0,1 % (d.h. auf<br />
40 % mit Basiscreme verdünnt)<br />
– bei Säuglingen von 7−12 Monaten: Prednicarbat 0,15 % (d.h. auf<br />
60 % mit Basiscreme verdünnt)<br />
– bei älteren Kindern: Prednicarbat 0,25 % (d.h. unverdünnt)<br />
� 3. Schritt: Über die eingecremte Region wird der zurechtgeschnittene<br />
Schlauchverband gestülpt, der zuvor in lauwarmes Wasser eingelegt<br />
und dann ausgewrungen wurde, bis nur noch eine geringe Restfeuchte<br />
enthalten ist.<br />
� 4. Schritt: Als äußere Schicht dient ein weiterer, trockener Schlauchverband.<br />
� Die Einwirkungszeit beträgt 4−6 Stunden, danach muss die Creme neu<br />
aufgetragen und der feuchte Verband erneuert werden. Um eine Auskühlung<br />
des Kindes zu verhindern, sollte der Raum zugfrei und nicht zu<br />
kühl sein. Bei Säuglingen sollte die Anwendung nicht am gesamten<br />
Körper, sondern abwechselnd an Extremitäten und Stamm erfolgen.<br />
� Die Anwendungsdauer im Akutstadium beträgt 3-mal 24 Stunden »rund<br />
um die Uhr«, anschließend je nach Bedarf für weitere 3−5 Nächte.<br />
Diese Technik kann auch zur Unterbindung von Juckreizattacken angewendet<br />
werden. Statt des Glucocorticoids wird dann z.B. nur eine Basiscreme<br />
verwendet. Die Behandlung kann auch – allerdings weniger effektiv<br />
– mit je einer feuchten und trockenen Lage eines T-Shirts oder<br />
Schlafanzugs durchgeführt werden.<br />
Tab. 19-10 Grundsätze der adaptierten Basistherapie bei Kindern mit atopischem<br />
Ekzem<br />
� stadiengerechte Pflegegrundlage, altersgerechte Zusätze (� Tab. 19-8)<br />
� Die Anwendung muss für das Kind angenehm sein. Sie sollte als<br />
»Streichelmassage« und in einer Atmosphäre der entspannten Zuwendung<br />
erfolgen. Keineswegs darf das Eincremen als lästige Pflichtübung<br />
oder gar als Strafe empfunden werden.<br />
� Anwendung mindestens 2-mal täglich; in einzelnen Bereichen,<br />
z.B. Handgelenke oder Gesicht, kann auch eine häufigere Anwendung<br />
notwendig sein.<br />
� insbesondere nach dem Baden Einfetten des gesamten Integuments<br />
� Badehäufigkeit: im akuten Stadium 1- bis 3-mal täglich, im chronischen<br />
Stadium 1-mal pro Woche. Ölbäder können die genannten Pflegemaßnahmen<br />
ergänzen, nicht jedoch ersetzen. Man unterscheidet<br />
spreitende Ölbäder (z.B. Balmandol ® , Kneipp Nachtkerzen-Ölbad ® ),<br />
bei denen sich ein Lipidfilm auf der Wasseroberfläche bildet, von<br />
Emulsionsölbädern (z.B. Balneum Hermal ® ), bei denen sich das Lipid<br />
tropfenförmig im Wasser verteilt. Der Unterschied ist nicht therapieentscheidend.<br />
169<br />
Hauterkrankungen bei Kindern und Jugendlichen
Hauterkrankungen bei Kindern und Jugendlichen<br />
170 19 Ekzeme<br />
Tab. 19-11 Orale Antihistaminika für die Behandlung von Juckreizattacken<br />
Substanz Handelsnamen Tagesdosis* Nebenwirkungen<br />
Antihistaminika der 1. Generation (sedierend): selten indiziert<br />
Clemastinhydrogenfumarat<br />
Tavegil ® Sirup (10 ml = 0,5 mg)<br />
oder Tavegil ® Tabletten (1 mg)<br />
Dimetindenmaleat Fenistil ® -Sirup (5 ml = 0,61 mg)<br />
oder Fenistil ® Tropfen (1 ml =<br />
20 Tropfen = 1 mg) oder<br />
Fenistil ® Dragees (1 mg)<br />
Hydroxyzin Atarax ® liquidum (10 ml =<br />
20 mg) oder Atarax ® Tabletten<br />
(25 mg)<br />
Ketotifen Zaditen ® Sirup(5ml=1mg)<br />
oder Zaditen ® Kapseln (1 mg);<br />
Generika: Astifat ® ,Ketof ® ,<br />
Ketotifen ® ,Pädiatifen ®<br />
Antihistaminika der 2. Generation (nicht oder kaum sedierend)<br />
Cetirizin Zyrtec ® Saft (5 ml = 5 mg)<br />
oder Zyrtec ® Tropfen (1 ml =<br />
20 Tropfen = 10 mg) oder<br />
Zyrtec ® Filmtabletten (10 mg);<br />
Generika: Alerid ® , Cetirizin ®<br />
� 1−3 Jahre: 2-mal 0,25−0,5 mg<br />
� 4−6 Jahre: 2-mal 0,5 mg<br />
� 7−12 Jahre: 2-mal 0,5−1 mg<br />
� 1−8 Jahre: 3-mal 0,61 mg<br />
� über 9 Jahre: 3-mal 0,92 mg<br />
� Erwachsene: bis maximal<br />
9-mal 0,61 mg<br />
� 6−10 Jahre: 25−50 mg<br />
� über 10 Jahre: 37,5−75 mg<br />
� 6−12 Monate: 2-mal 0,5 mg/Tag<br />
� 1−3 Jahre: 2-mal 0,5−1 mg/Tag<br />
� >3Jahre:2-mal 1−2 mg/Tag<br />
ab 2 Jahren<br />
� unter 30 kg: 5mg/Tag<br />
� über 30 kg: 10 mg/Tag<br />
� körpergewichtsbezogene<br />
Dosierung: 0,5 mg/kg KG/Tag<br />
Levocetirizin Xusal ® Tabletten (5 mg) ab 2 Jahren<br />
� 2−5 Jahre: 2,5 mg/Tag<br />
� ab 6 Jahren: 5mg/Tag<br />
Loratadin Lisino ® Brausetabletten<br />
(1 Brausetablette = 10 mg)<br />
ab 2 Jahren<br />
� unter 30 kg: 5mg<br />
� über 30 kg: 10 mg<br />
Desloratadin Aerius ® Filmtabletten (5 mg) ab 2. Lebensjahr<br />
� 1−5 Jahre: 1,25 mg/Tag<br />
� 6−11 Jahre: 2,5 mg/Tag<br />
� ab 12 Jahren: 5mg/Tag<br />
Auswahl geeigneter und bewährter Antihistaminika; * Dosierung nach Herstellerangaben<br />
In der chronischen Ekzemphase (Abb. 19-17c), bei der<br />
Lichenifikation und Sebostase im Vordergrund stehen,<br />
muss durch intensive, rückfettende Hautpflege der<br />
Hauttrockenheit entgegengewirkt werden. Dabei gelten<br />
die in Tabelle 19-10 aufgeführten Grundsätze.<br />
Altersadaptierte Hautpflege<br />
Die Haut des Säuglings und des jungen Kleinkindes ist<br />
besonders leicht irritierbar. Harnstoffzubereitungen<br />
führen bei ihnen häufig zu Brennen und Missempfindungen<br />
(»stinging effect«) und sollten daher in diesem<br />
Alter nicht angewendet werden. Als Moisturizer sollten<br />
� Sedierung<br />
� Symptome der Parasympathikolyse<br />
� bei Überdosierung Hyperexzitabilität<br />
� Sedierung<br />
� Symptome der Parasympathikolyse<br />
� bei Überdosierung Hyperexzitabilität<br />
� Sedierung<br />
� Symptome der Parasympathikolyse<br />
� bei Überdosierung Hyperexzitabilität<br />
� selten Herzrhythmusstörungen,<br />
Krampfanfälle<br />
� Sedierung<br />
� Symptome der Parasympathikolyse<br />
� paradoxe Unruhe<br />
� Appetitanregung<br />
� gelegentlich Mundtrockenheit<br />
� leichte Müdigkeit<br />
� selten Kopfschmerzen<br />
� vereinzelt Leberfunktionsstörungen<br />
� wie Cetirizin<br />
� gelegentlich Mundtrockenheit<br />
� in Einzelfällen Haarausfall<br />
� Leberfunktionsstörung<br />
� wie Loratadin<br />
� toxische Hepatitis (vereinzelt)<br />
stattdessen Glycerol und Dexpanthenol verwendet<br />
werden. Ältere Kinder vertragen Harnstoffzubereitungen<br />
hingegen – außer im Gesichtsbereich und in Phasen<br />
der akuten Exazerbation – gut.<br />
Saisonadaptierte Hautpflege<br />
Bei schwülwarmer Witterung wirken (Fett-)Salben<br />
okklusiv. Dies führt zu verstärktem Juckreiz und begünstigt<br />
die Entstehung einer follikulären Reizung<br />
bzw. Follikulitis. In der kalten Jahreszeit begünstigen<br />
feuchtkalte Witterung außen und trockene Heizungsluft<br />
innen die Austrocknung der Haut, die durch eine