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Palliative Care - TAKO - Tiroler Arbeitskreis für Onkologie

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<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong><br />

Empfehlungen zu Diagnostik, Therapie und<br />

Nachsorgeuntersuchungen in Tirol


Vorwort<br />

Die Betreuung und Behandlung von schwerkranken und sterbenden<br />

Menschen stellt eine große Herausforderung <strong>für</strong> alle Berufsgruppen dar.<br />

Deshalb haben wir uns entschieden, als Interdisziplinäres Team ein Sonderheft<br />

im Rahmen der Veröffentlichungen des <strong>Tiroler</strong> <strong>Arbeitskreis</strong>es <strong>Onkologie</strong><br />

(<strong>TAKO</strong>) herauszugeben, die allen ärztlichen Kolleginnen und Kollegen, allen<br />

Pflegenden und anderen Begleiterinnen und Begleitern zur Unterstützung<br />

ihrer praktischen Arbeit zur Verfügung stehen soll.<br />

Es ist uns ein Anliegen, dass schwerkranke und sterbende Menschen in<br />

Tirol gut betreut werden können. Dazu wurden die wichtigsten Bereiche von<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> in eine Broschüre gefasst.<br />

Die Broschüre enthält Empfehlungen <strong>für</strong> die Behandlung der Symptome und<br />

behandelt die wichtigsten Fragen, die sich bei der Betreuung am Lebensende<br />

stellen und ermöglicht eine rasche Orientierung in der Praxis, will eine Hilfe<br />

und eine Checkliste sein, erhebt aber nicht den Anspruch eines Lehrbuches,<br />

die Themen umfassend zu beschreiben.<br />

Dabei werden ausdrücklich auch nicht-onkologische Krankheitsbilder in den<br />

Blick genommen.<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> befasst sich mit der Betreuung von Menschen mit einer fort ge-<br />

schrittenen, fortschreitenden Erkrankung, wenn die kurativen Behandlungsmöglichkeiten<br />

in den Hintergrund treten. Nach der Definition der WHO aus<br />

dem Jahr 2002 ist <strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> ein Konzept, mit dem die Lebensqualität<br />

der Patienten und ihrer Familien verbessert werden soll, wenn sie mit einer<br />

lebensbedrohlichen Krankheit und den damit verbundenen Problemen<br />

konfrontiert sind. Dies soll durch Vorsorge und Linderung von Leiden, durch<br />

früh zeitiges Erkennen und Erfassung und Behandlung von Schmerzen und<br />

anderen physischen, psychosozialen und spirituellen Problemen erfolgen.<br />

Die Linderung der Symptome ist die Grundlage guter palliativer Betreuung,<br />

der erste Schritt palliativer Betreuung. Das Ziel der Symptombehandlung ist<br />

die Entlastung der Patienten von Symptomen, die behandelbar sind, damit<br />

sie ihre Energie und ihr Augenmerk auf wichtige Dinge richten können, wie<br />

die Anpassung an die fortschreitende Krankheit, auf Beziehungen, auf die<br />

Erledigungen wichtiger Dinge, auf Sinnfragen. Die Qualität der Behandlung<br />

hängt ab von der Qualität unserer Einschätzung, die auch eine Einschätzung<br />

der verbleibenden Lebenszeit ist.<br />

Die Qualität der Behandlung hängt auch davon ab, wie wir kommunizieren<br />

und welche Fragen wir stellen.<br />

Ziel palliativer Betreuung ist auch die Entlastung der Angehörigen und ihre<br />

Begleitung in der Trauer.<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Inhaltsverzeichnis 3


4 <strong>Palliative</strong><br />

<strong>TAKO</strong><br />

Vorstand und Mitwirkende an den Empfehlungen<br />

<strong>Care</strong> Vorwort<br />

Einige dieser Fragen werden in diesem Heft in ihrem praxisbezogenen<br />

Kontext am Rande angesprochen.<br />

Auch andere Faktoren als die Prognose bestimmen das Ziel der Behandlung<br />

mit. In vielen Situationen ist der erwartbare Nutzen von Diagnostik und Therapie<br />

abzuwägen gegenüber Belastungen und Kosten und mit dem Blick auf die<br />

Gesamtsituation stellt sich immer wieder Fragen nach dem therapeutisch<br />

Sinnvollen, Fragen, die nur im Kontext der individuellen Situation beantwortet<br />

werden kann. Die folgende Übersichtstabelle gibt eine Orientierung <strong>für</strong> die<br />

Ziele, die sich aus der verbleibenden Lebenszeit ergeben.<br />

Betreuungsart Prognose Focus<br />

<strong>Palliative</strong> Betreuung Monate Lebensqualität<br />

Lebensverlängerung<br />

Betreuung am Lebensende Wochen Qualität des verbleibenden Lebens erhalten und<br />

fördern<br />

Betreuung in der Sterbephase Tage bis Stunden Friedliches Sterben, Raum <strong>für</strong> Trauer


<strong>TAKO</strong><br />

<strong>TAKO</strong> Vorstand<br />

Univ.-Prof. DI Dr. Peter Lukas Strahlentherapie-Radioonkologie, Innsbruck<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. med. Klaus Gattringer Innere Medizin, Kufstein<br />

Prim. ao. Univ-Prof. Dr. Ewald Wöll Innere Medizin, Zams<br />

ao. Univ.-Prof. Dr. Reinhard Stauder Hämatologie & <strong>Onkologie</strong>, Innsbruck<br />

Univ.-Doz. Dr. Eberhard Gunsilius Hämatologie & <strong>Onkologie</strong>, Innsbruck<br />

Univ.-Prof. Dr. Günther Gastl Hämatologie & <strong>Onkologie</strong>, Innsbruck<br />

Mitwirkende in der Arbeitsgruppe <strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong><br />

Dr. Elisabeth Medicus <strong>Tiroler</strong> Hospizgemeinschaft, Innsbruck<br />

Dr. Angelika Drobil<br />

Satz, Gestaltung und Version<br />

Dr. Eugen Preuß pdl, Innsbruck<br />

Version 1.1<br />

Copyright: pdl 2010<br />

Vorstand und Mitwirkende<br />

Obmann<br />

Obmann-Stv.<br />

Schriftführer<br />

Schriftführer-Stv.<br />

Kassier<br />

Kassier-Stv.<br />

kooptiert<br />

Koordinator<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> <strong>TAKO</strong> Vorstand und Mitwirkende 5


6 <strong>Palliative</strong><br />

<strong>Care</strong> Untertitel


Inhaltsverzeichnis<br />

Hinweise <strong>für</strong> den Gebrauch dieser Broschüre<br />

A Prognose und Assessment<br />

1 Prognostik in der <strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong><br />

1.1 Wie prognostizieren Ärzte?<br />

1.2 Die Genauigkeit der Prognose – Was können wir wissen?<br />

1.3 Wie kann Prognose kommuniziert werden?<br />

2 Assessment in der <strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong><br />

B Symptombehandlung<br />

1 Schmerz<br />

1.1 Allgemeine Prinzipien<br />

1.2 Schmerzerfassungsinstrumente<br />

1.3 Medikamentöse Schmerztherapie<br />

1.3.1 Opioide<br />

1.3.2 Metamizol<br />

1.3.3 NSAR´s<br />

1.3.4 Ko-Analgetika<br />

1.4 Rückenmarksnahe Verfahren und Nervenblockaden<br />

1.5 Weitere therapeutische Ansätze in der Schmerztherapie<br />

2 Respiratorische Symptome<br />

2.1 Dyspnoe<br />

2.2 Husten<br />

2.3 Hämoptysen/Hämoptoe<br />

2.4 Terminales Rasseln<br />

3 Fatigue<br />

4 Gastroenterologische Symptome<br />

4.1 Mundtrockenheit<br />

4.2 Übelkeit, Erbrechen<br />

4.3 Obstipation<br />

4.4 Ileus und Subileus (Intestinale Obstruktion)<br />

4.5 Schluckstörung (Dysphagie)<br />

4.6 Diarrhö<br />

11<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

17<br />

17<br />

18<br />

19<br />

20<br />

23<br />

25<br />

26<br />

28<br />

29<br />

30<br />

32<br />

53<br />

32<br />

34<br />

36<br />

38<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Inhaltsverzeichnis 7


8 <strong>Palliative</strong><br />

40<br />

41<br />

42<br />

43<br />

44<br />

45<br />

47<br />

48<br />

50<br />

56<br />

57<br />

xx<br />

72<br />

60<br />

80<br />

xx<br />

58<br />

xx<br />

xx<br />

78<br />

81<br />

xx<br />

91<br />

84<br />

xx<br />

xx<br />

<strong>Care</strong> Untertitel<br />

5 Neurologische Symptome<br />

5.1 Schwindel<br />

5.2 Lähmungen<br />

5.3 Spastik, spinale Automatismen, Dystonie, Myoklonus und Muskelkrämpfe<br />

5.4 Sprach- und Artikulationsstörungen<br />

6 Psychiatrische Symptome<br />

6.1 Schlafstörungen<br />

6.2 Unruhe, Gespanntheit und Angst<br />

6.3 Psychotische Syndrome<br />

6.4 Depression<br />

7 Exulzerierende Wunden<br />

8 Juckreiz<br />

9 Schluckauf<br />

10 Ausgewählte Themen der Symptombehandlung am Lebensende<br />

10.1 Die letzten Tage und Stunden<br />

10.2 Das Lebensende bei nicht-onkologischen Erkrankungen<br />

10.3 Essen und Trinken<br />

10.4 Not- und Krisensituationen<br />

10.5 <strong>Palliative</strong> Sedierung<br />

C Psychosoziale, spirituelle und rechtliche Themen am Lebensende<br />

1 Der Patient und seine Umgebung<br />

1.1 Die Angehörigen<br />

1.1.1 Kinder als Angehörige<br />

1.1.2 Angehörige anleiten<br />

2 Die komplexe Entlassung aus dem Krankenhaus<br />

3 Sozialarbeit<br />

4 Rechtliche Fragen<br />

4.1 Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht


5 Psycho-<strong>Onkologie</strong><br />

5.1 Sexualität am Lebensende<br />

6 Spiritualität<br />

6.1 Seelsorge am Lebensende<br />

6.2 Abschiedsrituale<br />

Anhang<br />

Medikamentenliste<br />

Plan <strong>für</strong> Krisen und Notfälle (<strong>Palliative</strong>r Behandlungsplan)<br />

Rezepturen<br />

Kälte und Wärme in Anwendungen<br />

Assessmentinstrumente<br />

Nützliche Adressen<br />

Weiterführende Literatur<br />

89<br />

xx<br />

xx<br />

87<br />

92<br />

94<br />

xx<br />

xx<br />

xx<br />

xx<br />

xx<br />

104<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Untertitel 9


10 Mammakarzinom<br />

Inhaltsverzeichnis


Hinweise <strong>für</strong> den Gebrauch dieser Broschüre<br />

Die angegebenen Medikamente sind meistens unter zwei Namen aufgelistet,<br />

dem Substanznamen und einem gängigen Handelsnamen. Hinsichtlich des<br />

Applikationsweges und der Indikation werden einzelne Medikamente in der<br />

Palliativmedizin zulassungsüberschreitend (off-label) verwendet. Wenn diese<br />

Anwendungen in der vorliegenden Broschüre empfohlen werden, basieren<br />

sie auf der wissenschaftlichen Literatur, die im Anhang angegeben ist, und auf<br />

langjährigen Erfahrungen.<br />

Die Dosierung bei subkutaner Verabreichung entspricht der Dosierung bei<br />

intravenöser Verabreichung.<br />

Am Ende der Broschüre findet sich eine Medikamentenauflistung mit den<br />

häufigsten Medikamenten, die in der Palliativbetreuung verwendet werden.<br />

Wegen der Heterogenität der Themen und der verschiedenen Zugänge der<br />

Autoren sind die Kapitel nicht einheitlich aufgebaut.<br />

Die verwendeten Abkürzungen sind im Index erklärt.<br />

Die verwendeten personenbezogenen Begriffe beziehen sich dort, wo nicht<br />

ausdrücklich die weibliche und die männliche Form genannt ist, in gleicher<br />

Weise auf weibliche und männliche Menschen.<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Hinweis <strong>für</strong> den Gebrauch dieser Broschüre 11


12 <strong>Palliative</strong><br />

<strong>Care</strong> Einleitung


A Prognose und<br />

1 Prognostik in der <strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong><br />

Ziel und Fokus der Betreuung hängen wesentlich von der Prognose und<br />

der Einschätzung der Situation ab. Während etwa bei einer Prognose von<br />

Monaten auftretende Begleiterkrankungen kurativ behandelt werden, stellt<br />

sich diese Frage mit kürzer werdender Prognose in jeder Situation wieder<br />

neu: die Behandlung der Symptome tritt am Lebensende mehr und mehr in<br />

den Vordergrund.<br />

Die Einschätzung der noch verbleibenden Lebenszeit ist auch <strong>für</strong> Betroffene<br />

und Angehörige zur Planung und Regelung persönlicher Angelegenheiten<br />

oder beispielsweise <strong>für</strong> den Antrag auf Familienhospizkarenz von großer<br />

Relevanz.<br />

Die möglichst genaue Vorhersage des Todeszeitpunkts und die Antwort auf<br />

die Frage „Wieviel Zeit bleibt mir noch?“ sind also wichtig <strong>für</strong> gute klinische<br />

Entscheidungen am Lebensende. Damit können Spitalsaufnahmen reduziert<br />

und die Wahrscheinlichkeit, zu Hause zu sterben, erhöht werden. Nutzlose<br />

Behandlungen am Ende des Lebens können eher vermieden werden.<br />

1.1 Wie prognostizieren Ärzte?<br />

Die Einschätzung der verbleibenden Überlebenszeit ist <strong>für</strong> Ärzte schwierig.<br />

Es gibt eine empirisch nachgewiesene Diskrepanz zwischen dem, was<br />

Ärzte sagen und dem was sie denken: Ärzte geben dem Patienten und<br />

den Angehörigen gegenüber mehr verbleibende Zeit an, als sie selbst <strong>für</strong><br />

wahrscheinlich halten.<br />

Die Überlebenszeit von Patienten ist durchschnittlich um etwa 30% kürzer als<br />

von Ärzten vorhergesagt, allerdings ist es nicht sinnvoll, die eigene Vorhersage<br />

um 30% zu erhöhen, also einen Korrekturfaktor von vornherein zu<br />

berücksichtigen, weil die Situationen komplex und verschieden sind.<br />

Ärzte kommunizieren eher nicht, dass die Terminalphase einer Krebserkrankung<br />

eingesetzt hat und neigen dazu, zu optimistisch zu sein.<br />

Bei Frauen und älteren Menschen wird noch seltener als bei Männern und<br />

jungen Menschen angesprochen, dass das Ende des Lebens eingetreten ist.<br />

Ärzte können gut sagen, ob die verbleibende Zeit wahrscheinlich kurz oder<br />

mittel oder lang sein wird (gute Diskrimination), sie können aber schlecht<br />

einen genauen Zeitpunkt angeben, also ob der Tod in 3 Wochen oder in 2<br />

Monaten eintreten wird (schlechte Kalibrierung). Die intuitive Einschätzung<br />

Assessment<br />

Behandlung der Symptome<br />

tritt am Lebensende in den<br />

Vordergrund<br />

Überlebenszeit meist kürzer<br />

als vom Arzt vorhergesagt<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Assessment und Prognose 13


14 <strong>Palliative</strong><br />

Verbesserung<br />

der Prognostik<br />

PaP und PPI<br />

<strong>Care</strong> Assessment und Prognose<br />

des Allgemeinzustandes ist also gut, die genaue Einschätzung schlecht. Je<br />

schlechter der Allgemeinzustand ist, je näher der Todeszeitpunkt rückt, umso<br />

genauer werden die Vorhersagen.<br />

Folgende beiden Herausforderungen stellen sich in der Praxis: Erstens, die<br />

Genauigkeit der Prognose am Lebensende zu verbessern und zweitens,<br />

unsere Einschätzung zu kommunizieren.<br />

1.2 Die Genauigkeit der Prognose – Was können wir wissen?<br />

Wenn die eigene klinische Erfahrung und Daten aus der Literatur kombiniert<br />

werden, kann eine bessere Prognostik erreicht werden. Verschiedene<br />

Parameter wurden analysiert und evaluiert, einige wenige haben sich als<br />

prognostisch relevant erwiesen.<br />

Ausgehend von diesen Beobachtungen wurden Kombinationen verschiedener<br />

Parameter als Prognosescores eingeführt und validiert:<br />

Die am besten validierten und gebräuchlichsten sind der <strong>Palliative</strong> Prognostic<br />

Score (PaP, s. Anhang) und der <strong>Palliative</strong> prognostic index.<br />

Mögliche prognostische Parameter <strong>für</strong> die Abschätzung der Lebenserwartung<br />

in der <strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong><br />

Klinische Symptome Biologische Faktoren Andere<br />

Anorexie Leukozytose Klinische Vorhersage des Überlebens (Clinical prediction<br />

of survival, CPS)<br />

Dyspnoe Lymphopenie Performance status und Änderung im Performance<br />

status<br />

Xerostomie Anämie Primäre Tumorlokalisation<br />

Dysphagie C-reaktives Protein Lokalisation von Metastasen<br />

Delirium Hypoalbuminämie Komorbiditäten<br />

Schmerz Prähypoalbuminämie Alter<br />

Übelkeit Proteinurie Geschlecht<br />

Gewichtsverlust Serumkalzium Familienstand<br />

Tachykardie Serumnatrium<br />

Fieber Serum-LDH (Lactat-<br />

Müdigkeit<br />

Ödeme<br />

Aszites<br />

Dehydrogenase)


Zur Prognose bei nichtonkologischen Erkrankungen<br />

Große Schwankungen des Allgemeinzustandes am Lebensende erschweren<br />

die Einschätzung, vor allem bei der Herzinsuffizienz und der COPD.<br />

Bei Vorliegen einer Herzinsuffizienz spricht <strong>für</strong> eine schlechte Prognose:<br />

Häufung stationärer Aufenthalte mit schlechter Auswurfleistung, keine weitere<br />

medikamentöse Optimierung mehr möglich, keine reversible Ursache <strong>für</strong><br />

Verschlechterung identifizierbar, niedriges Serum-Natrium,Verschlechterung<br />

der renalen Funktion, wenn innerhalb von zwei bis drei Tagen keine Besserung<br />

eintritt.<br />

Welche reversiblen Faktoren verschlechtern den Eindruck?<br />

Infekt, Medikamentenüberdosierung, Anämie, depressiver Rückzug, Sprachlosigkeit<br />

Welche Umstände können eine schlechte Prognose verschleiern?<br />

Motorische Unruhezustände, Menschen, die das Bett flüchten<br />

1.3 Wie kann Prognose kommuniziert werden?<br />

Prognostische Information zu verwenden und zu kommunizieren ist ein<br />

Bestand teil eines multidisziplinären palliativen Ansatzes.<br />

Einstiegsfragen und Hinweise <strong>für</strong> die Kommunikation mit den Patienten und<br />

Angehörigen:<br />

Was denken denn Sie?<br />

Wie sehen Sie ihre Krankheit?<br />

Gibt es einen bestimmten Grund, warum es <strong>für</strong> Sie wichtig ist, darüber mit mir<br />

zu reden?<br />

In Dimensionen sprechen (Monate, Wochen, Tage, Stunden) und die Angabe<br />

genauer Zeitpunkte vermeiden.<br />

nichtonkologische<br />

Erkrankungen<br />

Einstiegsfragen<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Assessment und Prognose 15


16 <strong>Palliative</strong><br />

gutes Assessment<br />

verbessert<br />

die Einschätzung<br />

der Gesamtsituation<br />

<strong>Care</strong> Assessment und Prognose<br />

2 Assessment in der <strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong><br />

Assessmentin der palliative <strong>Care</strong> ist die ganzheitliche Erfassung der verschiedenen<br />

Dimensionen kranker Menschen. In der Palliativmedizin gibt es eigene<br />

Assessment-Instrumente bisher <strong>für</strong> Symptomerfassung, Lebensqualität und<br />

Lebens erwartung eine Rolle. Jedes Assessment führt zu einer besseren Einschätzung<br />

der Gesamtsituation und kann dadurch die Qualität der Betreuung<br />

verbessern.<br />

Auf folgenden 4 Ebenen ist ein Assessment in der <strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> sinnvoll:<br />

1. Was wissen wir über Patienten, Diagnose, Prognose (PaP-Score, s.<br />

Anhang), Lebensgeschichte, Willen und Wünsche?<br />

2. Was wissen wir über Umfeld? Familiäre Strukturen, Ressourcen, Abhängigkeiten?<br />

3. Was beobachten wir? Assessmenttest (Karnofsky, ESAS, siehe unten),<br />

Fähig keiten, Risiken<br />

4. Welche Symptome belasten den Patienten subjektiv am meisten?<br />

Eine besondere Herausforderung kann das Assessment bei Menschen<br />

sein, die kognitiv oder sprachlich eingeschränkt sind. Da<strong>für</strong> sind eigene<br />

Instrumente entwickelt worden. Ein gut validiertes und geeignetes Instrument<br />

zum Assessment von Schmerzen (Doloplus) wird im Anhang vorgestellt.<br />

Mit dem ESAS (Edmonton Symptom Assessment System) werden folgende<br />

Symptome nach der numerischen Skala von 0 (beschwerdefrei) bis 10<br />

(stärkste Qualität) abgefragt: Schmerzen, Müdigkeit, Übelkeit, Depression,<br />

Angst, Benommenheit, Appetitlosigkeit, allgemeines Befinden, Atemnot sowie<br />

auch andere Symptome, die bei einem bestimmten Patienten vorliegen.


B Symptombehandlung<br />

Prinzipien der Symptombehandlung<br />

Körperliche Symptome, vor allem Angst und Verwirrtheit, Blutungen, Atemnot,<br />

Diarrhö können das „Sterben zuhause“ <strong>für</strong> den Patienten und sein Umfeld<br />

schwierig machen. Vorbereitende Gespräche, eine vorausschauende Planung,<br />

die Erreichbarkeit von Unterstützung und die Bildung eines Netzwerkes sind<br />

daher bei diesen Symptomen besonders wichtig.<br />

Für alle Symptome gilt:<br />

• Wichtige Symptome abfragen: Schmerzen, Schwäche, Atemnot, Übelkeit,<br />

Appetitlosigkeit, Obstipation, Ängste, Unruhe, Schlafstörung<br />

• Auf Details hören<br />

• Medikamentenanamnese<br />

• Nach den Ursachen der Symptome suchen, reversible Ursachen beachten<br />

• In die Anamnese Fragen nach den Gefühlen und Bedeutungen der<br />

Symptome einflechten - das erhöht die Effektivität der Behandlung und die<br />

Qualität der Information<br />

• Schnell handeln, die Rolle der Symptome <strong>für</strong> die Diagnostik spielt bei fortge<br />

schrittener Erkrankung eine untergeordnete Rolle<br />

• Therapeutische Änderung veranlassen und kommunizieren, warum was<br />

getan oder nicht getan wird<br />

• Veränderungen erklären<br />

• In die Entscheidungsfindung den Patienten einbeziehen<br />

• Sorgfältige Verschreibung und Erklärung der Medikation<br />

• Einen Plan erstellen (z.Bp. Was tun bei Erbrechen, bei Atemnot, bei einer<br />

Blutung?)<br />

• Regelmäßig überprüfen<br />

• Emotionale Faktoren berücksichtigen<br />

• Reduzieren oder absetzen sobald als möglich.<br />

Wichtig <strong>für</strong> alle Symptome<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Prinzipien der Symptombehandlung 17


18 <strong>Palliative</strong><br />

1 Schmerz<br />

allgemeine<br />

Prinzipien<br />

praktische Hinweise<br />

Zu beachten:<br />

„Pain is what the patient<br />

says it s!“<br />

1.1 Allgemeine Prinzipien<br />

<strong>Care</strong> Schmerz – Symptombehandlung<br />

• Gute Schmerztherapie in der <strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> setzt Anamnese, klinische<br />

Unter suchung, Diagnostik und einen multidisziplinären Ansatz voraus<br />

• Im Frühstadium von Tumoren kommen Schmerzen in 37% vor, im fortgeschrittenen<br />

Stadium und Terminalstadium in 80-90%.<br />

• Bei 80-85% der Patienten kann mit den derzeit zur Verfügung stehenden<br />

Schmerzmedikamenten eine optimale Einstellung, oft sogar Schmerzfreiheit<br />

erzielt werden.<br />

• Individuelle Dosierung – so einfach wie möglich: Medikamentenplan aushändigen,<br />

Aufklärung des Patienten und der Angehörigen über Wirkungen<br />

und Nebenwirkungen, regelmäßige Therapiekontrolle über Schmerzreduktion<br />

und Nebenwirkungen.<br />

• Regelmäßige Einnahme nach fixem Zeit schema. Tumorschmerz ist meist<br />

ein Dauerschmerz und damit chronisch. Die Medikamente werden abhängig<br />

von der Wirkdauer bis zu 6 x täglich verordnet. Die Gabe nach Bedarf ist bei<br />

Tumorschmerztherapie obsolet.<br />

• Zusätzlich zur Basismedikation immer Bedarfsmedikation <strong>für</strong> Schmerzspitzen<br />

verschreiben.<br />

• Schmerzen sind so früh wie möglich zu behandeln.<br />

• Vorhersehbare Schmerzen (z.B. bei Pflegehandlungen) sind möglichst auszu<br />

schalten. Schmerzen wirken sich nachteilig auf den Krankheitsverlauf<br />

aus.<br />

• Für Opioide gilt, dass die Dosis gegen den Schmerz titriert wird.<br />

• Zur raschen Schmerzbefreiung und zur Dosisfindung sind parenterale<br />

Methoden bzw. schnell wirkende orale Arzneiformen zu verwenden. Länger<br />

andauernde Schmerzen sind mit oralen Retardformen zu behandeln. Bei<br />

stabilen chronischen Schmerzen sind auch Schmerzpflaster möglich.<br />

• Prophylaxe von Nebenwirkungen durch Begleitmedikamente: Laxantien<br />

und Antiemetika bei Opioiden, Magenschutz bei NSAR´s<br />

• Keine Analgetika mit gleichem pharmakologischem Wirkprinzip kombinieren!<br />

Strahlentherapie ist Schmerztherapie der Wahl bei Knochenschmerzen: in<br />

80% tritt der analgetische Effekt innerhalb von 1-2 Wochen ein. Bei Nervenschmerzen<br />

und lokalen Schmerzproblemen können Nervenblockaden und<br />

rückenmarksnahe Blockadetechniken nützlich sein.<br />

Der Schmerz ist ein subjektives Empfinden, das nur vom Patienten selbst<br />

einge schätzt werden kann: „Pain is what the patient says it is.“


Beschreibung Schmerztyp Behandlung<br />

Dauernd Viszeral oder Weichteile Morphin<br />

Bei Bewegung Knochen Radiotherapie<br />

NSAR<br />

Biphosphonate<br />

Brennend<br />

Einschießend<br />

Die Schmerzeinschätzung beruht daher auf den Aussagen des Patienten.<br />

Diese sind wichtig, weil etwa der Dauerschmerz eher auf Morphin anspricht,<br />

während andere Schmerzen (Nerven-, Knochenschmerzen, Koliken, manche<br />

Nicht-Tumor-Schmerzen) einen anderen Ansatz brauchen.<br />

Eine Körperskizze ist hilfreich beim initialen Assessment. Sie sollte gemeinsam<br />

mit dem Patienten oder von ihm selbst ausgefüllt werden.<br />

1.2 Schmerzerfassungsinstrumente<br />

Nervenschmerz Opioide (Oxycodon, Methadon)<br />

Antikonvulsiva<br />

Steroide<br />

Geht und kommt Kolik Buscopan<br />

Beim Atmen Pleuritischer Schmerz Siehe Schmerzsyndrome<br />

Schmerzepisoden Tenesmen<br />

Magendistension<br />

Blasenspasmen<br />

Atypisches Muster Zentral?<br />

Entzündung?<br />

Schmerzskalen sind eine Methode, um schwierige Schmerzsituationen und<br />

-behandlungen zu überwachen. Am gebräuchlichsten ist die „Numerische<br />

Rating Skala“, Teil des ESAS (vgl. Abschnitt 2). Der Patient beurteilt die<br />

Schwere seiner Schmerzen auf einer Skala<br />

von 0 bis 10. 0 bedeutet: kein Schmerz, 10 bedeutet: stärkster vorstellbarer<br />

Schmerz. Diese Skalen sind nicht in jeder Situation geeignet. Für die Praxis<br />

bewährt sich eine vierteilige Skala: kein Schmerz/erträgliche Schmerzen/<br />

starke Schmerzen/unerträgliche Schmerzen. Manche Patienten füllen gerne<br />

ein Schmerztagebuch aus.<br />

Bei somnolenten oder sonst in der Kommunikation eingeschränkten Patienten<br />

muss man sich mit der Fremdbeurteilung zufrieden geben: liegt der Patient<br />

entspannt, ruhig, oder wirft er sich herum, ist angespannt?. (Vgl.auch eigenes<br />

Schmerzeinschätzung<br />

Körperskizze<br />

Schmerzskala<br />

Überschrift??<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Schmerz – Symptombehandlung 19


20 <strong>Palliative</strong><br />

TIPP<br />

Nicht-Opioide<br />

Instrument im Anhang)<br />

<strong>Care</strong> Schmerz – Symptombehandlung<br />

TiPP:<br />

Viele Skalen lassen sich leicht in die gebräuchlichen Fieberkurven integrieren.<br />

(z. B. mit Grünstift in den P und RR- Register oder auf die Fieberkurve<br />

zusätzlich draufkopieren und eine Kopiervorlage herstellen oder in PC-<br />

Vorlage einfügen.)<br />

Schmerzen im Frühstadium von Tumoren: in 37%,<br />

Im fortgeschrittenen Stadium und Terminalstadium: in 80-90%.<br />

1.3 Medikamentöse Schmerztherapie<br />

1.3.1 Nicht-Opioide<br />

Paracatemol (Mexalen ® )<br />

<strong>für</strong> ausreichende Analgesie benötigt man bei Erwachsenen meistens 1 g;<br />

übliche TD: 4 x 1g.<br />

Metamizol (Novalgin ® )<br />

Bei viszeralen Schmerzen<br />

Dosis: bis 6 g/24h, wenn i.v. verabreicht, dann langsame Verabreichung<br />

Spasmolytische Eigenschaften<br />

Nicht steroidale Antirheumatika<br />

Z. B. Naproxen 500 mg 2 x /d , Diclofenac 2 x 75 mg<br />

Sehr effektiv bei Knochenschmerzen<br />

Führen bei 30% der Patienten zu subjektiven Nebenwirkungen, vor allem<br />

Gastritis, daher mit Magenschutz verabreichen, Langzeittherapie nicht<br />

unpro blematisch. Zu beachten: Nierenversagen bei vorgeschädigter Niere<br />

und Dehydratation möglich Dosissteigerung ergibt keine Verbesserung der<br />

Schmerz reduktion, jedoch Zunahme der Nebenwirkungen.<br />

Hohe Nebenwirkungsrate: 30% subjektive Nebenwirkungen, davon in 40%<br />

gastrointestinale Blutungen oder Erosionen endoskopisch verifiziert, 40%<br />

derer, die keine NW angeben, haben endoskopisch nachweisbare Schäden.<br />

1.3.2 Opioide<br />

Sehr effektiv <strong>für</strong> viszeralen Schmerz oder Weichteilschmerz<br />

Keine Organtoxizität<br />

Dosiserhöhung bis Schmerzkontrolle<br />

Laxantien verabreichen!


Schmerzsyndrome und ihre medikamentöse Behandlung<br />

Viszeraler Schmerz, Metamizol<br />

Weichteilschmerz Opioide<br />

(Dauerschmerz)<br />

Knochenschmerz Radiotherapie<br />

Nicht steroidale Antirheumatika<br />

Morphin<br />

Biphosphonate<br />

Nervenschmerz Opioide, z.B. Oxycodon, meist nur Teilresponse<br />

Amitryptilin<br />

Ketamin<br />

Gabapentin<br />

Pregabalin<br />

Steroide<br />

Nervenblockaden<br />

Lidocain-Pflaster bei lokalen Schmerzen (Postzosterische Neuralgie)<br />

Kolikschmerzen Buscopan<br />

Octreotid<br />

Leberkapselschmerz Steroide<br />

Kopfschmerzen Paracetamol bei Spannungskopfschmerz<br />

Steroide<br />

Metamizol<br />

Opioide bei sehr starken Kopfschmerzen<br />

Schmerzen beim Atmen NSAR<br />

Antibiotika bei Infektionen<br />

Magenschmerzen Antazida<br />

Metoclopramid<br />

Schmerzhafte Pflegehandlungen und Eingriffe<br />

Tenesmen<br />

NSAR-, Metamizol-Suppositorien<br />

(schmerzhaftes Gefühl im Niedrigdosiert Morphin<br />

Anorektalbereich mit dem Steroide anal<br />

Gefühl des Stuhldranges) Lokalanästetika anal<br />

Blasenspasmen Metamizol<br />

Buscopan<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Schmerz – Symptombehandlung 21


22 <strong>Palliative</strong><br />

Morphin (Mundidol ® , Vendal ® )<br />

<strong>Care</strong> Schmerz – Symptombehandlung<br />

Morphin ist das Standardpräparat der zentral wirksamen Analgetika in der<br />

Schmerztherapie, alle anderen Opioide werden in ihrer Wirksamkeit am<br />

Morphin gemessen (s. Äquianalgetische Opioid-Dosis im Anhang).<br />

Indikation: starke akute und chronische Schmerzen, gut geeignet <strong>für</strong> PCA-<br />

Pumpe, s.c. Gabe möglich.<br />

Beginn mit 5 - 10 mg per os oder i.v. oder s.c.<br />

Dosisverhältnis i.v./s.c. : oral = 1:3 (30 mg orale Lösung entspricht 10 mg<br />

Morphin i.v.<br />

Nicomorphin (Vilan ® )<br />

Dinikotinsäureester von Morphin, wie andere Morphinester (z.B. Heroin)<br />

lipidlöslicher als Morphin, daher rascherer Wirkungseintritt:<br />

Zur Behandlung starker viszeraler Schmerzen gut geeignet.<br />

Kupierung von Durchbruchschmerzen bei bestehender Opioidtherapie bei<br />

chronischen Schmerzen.<br />

Vilan wirkt spasmolytisch (geeignet <strong>für</strong> Koliken)<br />

Hydromorphon (Hydal ® )<br />

7,5 x stärker als Morphin (8 mg Hydal = 60 mg Vendal)<br />

keine aktiven Metaboliten<br />

gut geeignet bei alten Patienten und Patienten mit Niereninsuffizienz<br />

auch <strong>für</strong> parenterale Verabreichung verfügbar<br />

Oxycodon (OxyContin ® , Oxynorm ® )<br />

Geeignet bei starken Nicht-Tumorschmerzen (z.B. Osteoporose), auch als<br />

Alternative <strong>für</strong> den Tumorpatienten.<br />

Wirkung bei neuropathischem Schmerz.<br />

Methadon (Heptadon ® )<br />

Option bei Morphinunverträglichkeit.<br />

Im Vergleich zu anderen starken Opioiden bessere Wirkung bei neuropathischen<br />

Schmerzen. Lange Halbwertszeit, daher Kumulation möglich.<br />

Fentanyl<br />

100 x wirksamer als Morphin<br />

beim Tumor-Patienten mit Opioid-Dauertherapie und stabilem Schmerzsyndrom:<br />

Transdermale Systeme (Fentanyl Pflaster)<br />

60 mg Vendal=0,6 mg Fentanyl=25µg/h<br />

Wegen verzögertem Wirkungseintritt ist <strong>für</strong> 12h nach erstmaligem Aufkleben


die bisherige MO Therapie weiterzuführen.<br />

Nach Entfernung des Pflasters wird noch 16 - 20h aus dem Hautdepot<br />

Fentanyl freigesetzt.<br />

Zugelassene Indikation <strong>für</strong> Fentanyllutscher (Actiq ® ): Durchbruchschmerzen<br />

Transkutane Applikation<br />

Behandlung des Durchbruchschmerzes und von Schmerzspitzen bei<br />

Pflegehandlungen:<br />

Vendal ® orale Lösung oder Vendal ® s.c. oder i.v.: 1/6 der Tagesdosis, bis zu<br />

6 x täglich<br />

Effentora-Bukkaltabletten ® 100 μg, 200 μg, 400 μg, sehr rascher Wirkungseintritt<br />

durch spezielle Galenik, Beginn mit niedrigster Dosierung<br />

Alternative: Fentanyl-Nasenspray (Instanyl ® )<br />

Dauerinfusion von Opioiden<br />

Die Zufuhr von Opioiden als s.c. oder i.v. Infusion kommt als Dauertherapie in<br />

Betracht, wenn orale Applikation nicht möglich ist)<br />

Subkutane Dauerinfusion von Morphin ist erste Wahl, Butterflywechsel alle<br />

5-7 d, Ort der Injektion: Bauch, Oberschenkel, subklavikulär.<br />

Intravenöse Dauerinfusion: in weit fortgeschrittenen Tumor Stadien, nur wenn<br />

Probleme mit s.c. Infusion, oder venöser Zugang vorhanden.<br />

Ambulant durchzuführen, es gibt tragbare Pumpen.<br />

Patienten, die vorher mit oralem Morphin behandelt wurden, erhalten initial<br />

1/3 der vorher oral verabreichten Tagesdosis.<br />

13.4 Ko-Analgetika<br />

Trizyklische Antidepressiva<br />

Bei allen Schmerzen, die nur einen Teilresponse auf Morphin haben<br />

Amitryptilin (Saroten ® ) z.B. 50mg abends, weil sedierend<br />

ED 10-25 mg, Dosissteigerung bis 75mg/d<br />

NW: Müdigkeit, Mundtrockenheit, Obstipation<br />

Analgetische Wirkung gesichert<br />

Analgetische Wirkung über Schmerzmodulation<br />

Antikonvulsiva<br />

Gegen neuropathische Schmerzen (stechend, brennend, einschießend)<br />

Wirkung vermutlich über Stabilisierung der Nervenmembran?<br />

Einschleichende Therapie nötig mit stufenweiser Steigerung, da besonders<br />

initial mit Nebenwirkungen zu rechnen ist.<br />

NW dieser Substanzgruppe sind beachtlich und Indikation daher sorgfältig<br />

abwägen.<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Schmerz – Symptombehandlung 23


24 <strong>Palliative</strong><br />

Kortikosteroide<br />

in der Palliativmedizin<br />

<strong>Care</strong> Schmerz – Symptombehandlung<br />

Gabapentin (Neurontin ® ): initial 100 mg 3x/d oder 1x300 mg zur Nacht,<br />

Dosissteigerung 300 mg/d, max. 2400 mg/d, Wirkung ab 1800 mg<br />

NW: Schwindel, Ataxie, gelegentlich Übelkeit<br />

Pregabalin (Lyrica ® ): initial 2 x tgl.75mg, max. 600mg/d<br />

Clonazepam (Rivotril ® ): initial 0,3 mg 3x/d, max 2 mg/d<br />

NW: Sedierung, Schwindel, Übelkeit, Herzrhythmusstörung<br />

Kortikosteroide<br />

Reduziert perineurale Ödeme, hilft daher gegen Nervenkompression<br />

Hilft gegen Nervenkompression<br />

Dexamethason (Fortecortin ® ) ist in der Palliativmedizin Steroid der Wahl<br />

4-12 mg/d<br />

Dosierungen: 2 - 24 mg/d p.o., i.v., (auch s.c. möglich)<br />

Indikationen <strong>für</strong> Kortikosteroide in der Palliativmedizin<br />

Appetitanregung, Hirndrucksymptomatik durch zerebrale Metastasen, prophylaktisch<br />

bei Hirnbestrahlung, neuropathische Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen, drohen<br />

der Querschnitt, Dyspnoe (Lymphangiosis carcinomatosa, Tracheal kompression),<br />

obere Einflussstauung, Antriebsstörung<br />

Dexamethason bei fortgeschrittenen TU Erkrankungen<br />

2-4 mg/d Appetitanregung, Steigerung des Wohlbefindens, Anti-<br />

4-8 mg/d<br />

emetikum, Wirkung gegen Schwäche<br />

Koanalgetikum bei Nervenkompressionsschmerz, bei Schmerz<br />

durch Hepatomegalie, pelvine Tumoren, Knochenmetstasen<br />

Bis 24 mg/d Hirntumoren, erhöhter intrakranialler Druck, Rückenmarkskompression,<br />

obere Einflussstauung, Trachealverlegung<br />

Butyl-Scopolamin (Buscopan ® )<br />

Erleichtert Koliken, bei intestinaler Obstruktion, 60 - 120 mg/d<br />

Ketamin<br />

Bei neuropathischen, entzündlichen, ischämischen und myofascialen<br />

Schmerzen, wenn Standardtherapie nicht anspricht.<br />

Hilft bei starken Schmerzen, wenn Opioide nicht ausreichen<br />

Nebenwirkung: dysphorische Zuständen, Halluzinationen, bei i.v. Gabe<br />

Midazolam vorher verabreichen.<br />

Wirkt an den spinalen NMDA-Rezeptoren<br />

Dosierung:<br />

p.o. 10-25 mg 3 - 4x täglich bis 4x 200mg (schmeckt bitter, mit Fruchtsaft


mischen)<br />

s.c. mit 50 - 100 mg/24h beginnen, bis 300 mg/24h<br />

Weitere Ko-Analgetika:<br />

Bisphosphonate bei Knochenschmerzen<br />

Benzodiazepine zur Muskelrelaxation (z.B. Myolastan ® )<br />

Baclofen bei Spasmen: 5mg bis 3x/d, max 90 mg/d<br />

Oxybutinin bei Blasenkrämpfen<br />

Cannabinoide<br />

1.4 Rückenmarksnahe Verfahren und Nervenblockaden<br />

Wenn der Schmerz mit den genannten Verfahren nicht behandelt werden<br />

kann.<br />

Wenn die systemischen Nebenwirkungen der Opioide zu stark sind<br />

Stufenschema der WHO als Orientierungshilfe :<br />

1. Stufe: Nichtopioide: Paracetamol(Mexalen ® ), Metamizol<br />

(Novalgin ® ), Nichtsteroidale Antirheumatika<br />

(Diclobene ® ), ……<br />

2. Stufe: Mittelstarke Opioide: Dihydrocodein (Codidol ® ), Tramadol<br />

(Tramal ® )<br />

3. Stufe: Starke Opioide: Morphin (Vendal ® ), Hydro-morphon (Hydal ® )<br />

Allgemeine Prinzipien zum Stufenschema<br />

• mit niedrigster Stufe beginnen, ggf. aber bereits Einstieg auf höherer Stufe<br />

• Stufe 1 und 2, oder Stufe 1 und 3 kombinieren.<br />

• Stufe 2 kann bei starken Schmerzen auch übersprungen werden<br />

1.5 Weitere therapeutische Ansätze in der Schmerztherapie<br />

• Strahlentherapie, vor allem bei Knochenmetastasen<br />

• <strong>Palliative</strong> Chemotherapie in ausgewählten Fällen<br />

• Rückenmarksnahe Verfahren und Nervenblockaden<br />

• Physiotherapie (z.B. bei Myogelosen Wärmeanwendungen, Lymphdrainagen<br />

bei Lymphödemen) und „Therapeutic Touch“: Berührung kann Schmerzen<br />

beeinflussen<br />

• psychische und spirituelle Begleitung, Zuwendung und Motivation<br />

• Entspannungstechniken und imaginative Verfahren<br />

• Aromatherapie, Ergotherapie, Musiktherapie<br />

Nervenblockade<br />

WHO-Stufenschema<br />

allgemeine Prinzipien<br />

VORZIEHEN!!!<br />

weitere Ansätze<br />

in der Schmerztherapie<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Schmerz – Symptombehandlung 25


26 <strong>Palliative</strong><br />

2 Respiratorische<br />

Kein Placebo<br />

Interventionelle Therapie<br />

Symptomatische Therapie<br />

2.1 Dyspnoe<br />

<strong>Care</strong> Respiratorische Symptome – Symptombehandlung<br />

Symptome<br />

Ist ein häufiges Symptom in der palliativen Betreuung und ist wie der Schmerz<br />

eine subjektive Wahrnehmung (DD Tachypnoe, Hypopnoe). Auch bei<br />

objektiv unauffälligem Befund soll die Dyspnoe als solche ernst genommen<br />

und behandelt werden.<br />

KEIN PLACEBO!!<br />

In den letzten 24 Stunden des Lebens leiden 80% der Tumorpatienten an<br />

Atemnot.<br />

Messung: Edmonton Rating Scale (siehe Anhang)<br />

Ursachen: Pulmonal<br />

Cardial<br />

Neuromuskulär<br />

Andere: Aszites, Hepatomegalie, zentral, Angst, Anämie, Kachexie<br />

Therapie<br />

Interventionell:<br />

Auch beim weit fortgeschritten erkrankten Patienten mit kurzer<br />

Lebenserwartung ist eine interventionelle Therapie als Symptomlinderung<br />

und Lebensqualitätsverbesserung zu erwägen.<br />

Interdisziplinäre Absprache der Möglichkeiten (Laser, Tracheostomie,<br />

Radiatio, Punktion, Pleurodese, Stent) und Absprache mit dem Patienten<br />

und seinen Angehörigen.<br />

Umgekehrt kann nach Absprache über die begrenzten Therapiemöglichkeiten<br />

ein Verbleiben zu Hause möglich sein, wenn klar ist, dass<br />

im Krankenhaus keine spezifischen Therapien gemacht werden können.<br />

Symptomatische medikamentöse Therapie<br />

• Opioide (kurz wirksame !!)<br />

Beginn mit 2,5 mg – 5 mg – 10 mg Vendal p.o. s.c. i.v., 4 stündlich.<br />

Fentanylpflaster wirkt nicht gegen Atemnot!!<br />

Opioidvorbehandlung Steigerung der Einzeldosis um 50%. Fehlende<br />

Besserung: Steigerung alle 2 Stunden bis zufrieden stellende Symptomkontrolle.<br />

Wirkt über die Erhöhung der Toleranz des Atemzentrums: bei Anstieg des<br />

pC02. Die Atemfrequenz nimmt ab und die Atmung wird ökonomisiert.<br />

NW: Vigilanzverminderung


• Lorazepam (Tavor oder Temesta s.l. expidet 1,25 mg – 2,5 mg) oder i.v.in<br />

Kurzinfusion zur Anxiolyse, wenn Opioide zu wenig wirksam sind.<br />

• Bei fehlender Besserung: Midazolam 1-2,5 mg i.v. oder subcutan oder<br />

i.m.<br />

• Bei fehlender Besserung: Nozinan ( beginnend mit 2,5,mg) i.v. Positive<br />

Wirkung der Benzodiazepine gegen Atemnot bei Tumorerkrankten<br />

bewiesen, bei COPD unklar. (…)<br />

Orale Bedarfsmedikamente dem Patienten direkt bereitstellen, damit er nicht<br />

darum bitten muss und Patienten- und Angehörige in deren Verabreichung/<br />

Einnahme instruieren.<br />

Sauerstoffgabe führt beim terminal erkrankten Patienten ohne Sauerstoffvorbehandlung<br />

zu keiner Linderung der Atemnot. (Bruera et al; Dtsch Med<br />

Wochenschr 2007;132:1939-1943)<br />

Pflegerische Aspekte bei Atemnot<br />

Patienten mit Atemnot sind <strong>für</strong> die Pflegende und Angehörige eine besondere<br />

Herausforderung, da Atemnot und ihre Begleitsymptome wie Angst, Panik und<br />

Unruhe sich am stärksten auf übertragen. Doch ist gerade die Unterbrechung<br />

des Circulus vitiosus von Angst und Atemnot eines der wichtigsten Ziele<br />

pflegerischer Handlungen bei akuter Atemnot.<br />

Eigene Hilfen:<br />

• Nicht mit dem Atem des Patienten mitschwingen<br />

• Bewusst den eigenen Atemrhythmus beibehalten<br />

• Sicherheit erlangen durch fachliche Kenntnis<br />

Hilfen <strong>für</strong> den Patienten im Vorfeld:<br />

• Aufklärung und Beratung vom Patienten<br />

• Sicherheit: Notfallplan vom behandelnden Arzt erstellen lassen, die Bedarfsmedikamente<br />

bereitstellen und Patienten- und Angehörigeninstruktion in<br />

deren Verabreichung/Einnahme<br />

• Training von Anpassungsstrategien<br />

• Entspannungstraining (PME, Autogenes Training, Fantasiereisen, Musik…)<br />

• Erlernen von Atemtherapeutische Techniken,<br />

• Lagerungen, Atemstimulierende Einreibungen<br />

• Aufklärung und Einbindung von Angehörigen<br />

Bedarfsmedikamente<br />

immer bereitstellen<br />

Pflegerische Aspekte<br />

eigene Hilfen<br />

Hilfen im Vorfeld<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Respiratorische Symptome – Symptombehandlung 27


28 <strong>Palliative</strong><br />

Akutbetreuung<br />

atemunterstützende<br />

Lagerung<br />

Produktiver Husten<br />

Reizhusten<br />

Pflegerische Interventionen in der Akutsituation:<br />

• Ruhe bewahren und vermitteln<br />

• Patienten wenn möglich nicht alleine lassen<br />

• Angehörige unterstützen um zusätzliche Angst oder Panik zu vermeiden<br />

• Nähe und Distanz bewusst einsetzen: Sichtweg freihalten, Abstand halten<br />

vom Brust-und Gesichtsbereich des Patienten, wenn Körperberührung<br />

erwünscht eher an den Extremitäten (Fußmassage)<br />

• Fenster öffnen, Ventilator anbieten, ev. Luftbefeuchter<br />

• Ätherische Öle nur, wenn sie sich schon vorher bewährt haben (Zedernholzöl,<br />

Zitrone, Minze). Vorsicht bei Spastik, Asthma bronchiale<br />

• Kälte und Einreibungen mit mentholhältigen Substanzen und aromatische<br />

Öle stimulieren die Mechanorezeptoren im oberen Respirationstrakt<br />

• Atemunterstützende Lagerung:<br />

- Aufrechte Sitzposition<br />

- Polster, Rolle unter den Knien, um den Bauchraum zu entspannen<br />

- Luftballons (Durchmesser ca. 25 cm, nicht zu fest aufgeblasen) unter den<br />

Achselhöhlen zur Unterstützung der Atemhilfsmuskulatur<br />

- ein oder beide Arme über den Kopf legen<br />

- Fersen-, Reitersitz, Hockerstellung<br />

• Entspannungsübungen, Fantasiereisen, Entspannungsmusik anbieten<br />

wenn sie bereits erlernt wurden und/oder eine Erleichterung der akuten<br />

Situation bereits eingetreten ist.<br />

2.2 Husten<br />

Tritt seltener auf als Dyspnoe, vor allem aber bei Patienten mit Bronchus CA.<br />

• Produktiver Husten mit Fähigkeit zum Abhusten:<br />

Sekretolytika (Acetylcystein), Symptomkontrolle mit Antibiotika zur Schleimreduktion,<br />

Inhalationen mit Sympathikomimetika, ausreichend Flüssigkeit<br />

oral, Lutschtabletten zur Reduktion des pharyngealen Reizes. Codein<br />

(Paracodintropfen bis 3x20, Dyhydrocodein beginnend mit 30mg Codidol<br />

oral.<br />

• Produktiver Husten wenn der Patient zu schwach zum Abhusten ist:<br />

Schleimreduktion mit Anticholinergica: 3x1/2 bis 1A Robinul i.v. verdünnt<br />

oder s.c. oder Scopoderm über 72h transdermal<br />

• Reizhusten: Dihydrocodein oral (s.o.), Vernebler mit Benoxinate 2%(1:1 mit<br />

NaCl). Versuch mit Dexamethason 16-24mg/d i.v. oder oral über mehrere<br />

Tage, dann reduzieren.<br />

<strong>Care</strong> Respiratorische Symptome – Symptombehandlung


2.3 Hämoptysen/Hämoptoe<br />

Nur in 1% der Hämoptysen tritt eine schwere Hämoptoe auf.<br />

Information des Patienten und seiner Angehörigen. Rechtzeitig abklären,<br />

ob noch eine Intervention mit Laser bzw. Embolisation indiziert ist, damit nicht<br />

unnötige Aktionen in die Wege geleitet werden.<br />

Notfallplan schriftlich festlegen: Midazolam in 1 mg Schritten i.v.oder i.m.<br />

und Vendal 10-20 mg i.v.<br />

Dunkle Handtücher, Waschlappen, Bettwäsche bereitstellen/benutzen.<br />

2.4 Terminales Rasseln<br />

Entsteht durch Sekretionen im Hypopharynx und Trachea am Lebensende,<br />

die durch die Schwäche nicht mehr abgehustet werden können.<br />

Inspiratorisch und exspiratorisch zu hören.<br />

DD: Linksherzinsuffizienz (Lasix versuchen)<br />

Pneumonie (Antibiotika als Symptomkontrolle)<br />

Medikamentöse Therapie: Anticholinergica (Robinul 3x1 A s.c.oder i.v., hat<br />

keine zentralen NW)<br />

Wichtig: Aufklärung der Angehörigen, dass Rasseln nicht Dyspnoe bedeutet<br />

und zum Sterbeprozess dazugehört.<br />

Absaugen beim terminalen Rasseln kontraindiziert, da nur belastend.<br />

Pflegerische Maßnahmen:<br />

30° Lagerung, Lagewechsel.<br />

Rasseln bedeutet nicht<br />

Dyspnoe<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Respiratorische Symptome – Symptombehandlung 29


30 <strong>Palliative</strong><br />

3 Fatigue<br />

durch Schlaf nich<br />

zu lindernder<br />

Leidensdruck<br />

Ursachen <strong>für</strong> Fatigue bedingt durch<br />

Pathophysiologie noch<br />

schlecht abgeklärt<br />

visuelle Analgskala<br />

<strong>Care</strong> Fatigue – Symptombehandlung<br />

„Müdigkeit ist, was immer der Patient sagt, dass es ist,<br />

wann immer er sagt, dass sie da ist.“ (Glaus, 1999)<br />

Definition: lähmende Müdigkeit bei chronischen Erkrankungen, häufig von<br />

den Betreuenden unterschätzt, mit erheblichem Leidensdruck, durch Schlaf<br />

nicht zu lindern.<br />

Prävalenz: bis zu 75% (Ahlberg 2003).<br />

Grundkrankheit Therapie Begleiterkrankungen<br />

Anämie<br />

Kachexie<br />

Schmerz<br />

Paraneoplastische Syndrome<br />

B-Symptomatik<br />

Stress<br />

Psychische Belastung<br />

Metabolische Veränderungen<br />

Chemotherapie<br />

Strahlentherapie:<br />

Häufig gegen oder nach Ende<br />

der Bestrahlung<br />

Operation<br />

Immuntherapie:<br />

z.B. Interferon, Interleukin<br />

Medikamente:<br />

Verstärkung durch zentral<br />

wirksame Medikamente möglich<br />

Infekte<br />

Komorbiditäten:<br />

z.Bp. COPD, KHK, Diabetes mellitus<br />

Elektrolytstörungen<br />

Bindegewebserkrankungen<br />

NNR-Insuffizienz<br />

SD-Dysfunktion<br />

Nierenfunktionsstörung<br />

Leberfunktionsstörung<br />

Malabsorptionssyndrom<br />

Pathophysiologie:<br />

Die Pathophysiologie der Fatigue ist bisher noch schlecht erklärt. Es scheint<br />

aber ziemlich sicher zu sein, dass Zytokine und eine endogene, frustrane<br />

Immunaktivierung eine zentrale Rolle spielen. Dazu passt die Tatsache, dass<br />

gerade immunstimulatorische Therapien mit einer starken Fatigue einhergehen.<br />

Diagnostik:<br />

Da Fatigue sehr stark auf subjektivem Empfinden beruht, sind die Instrumente<br />

der Diagnostik ähnlich wie in der Schmerztherapie, nämlich in Form von<br />

visuellen Analogskalen (VAS) und Fragebögen.<br />

Beispiel:<br />

Visuelle Analogskala von 0-10 („ich fühle mich nicht unüblich müde“ – „ich<br />

fühle mich total erschöpft“); Erfassung allerdings nur eindimensional.<br />

Einteilung: mild (0-3), mäßig (4-6), schwer (7-10)


Medikamentöse interventionen<br />

Behandlung der Grundkrankheit: Hormontherapie,<br />

Strahlen therapie<br />

Chemotherapie,<br />

Behandlung von Begleiterkrankungen: Hypothyreose – Substitution<br />

Herzerkrankungen – Optimierung<br />

Stoffwechselstörungen – Therapie<br />

Depression – Medikamente<br />

Behandlung von Symptomen: Anämie – Erythropoetin<br />

Schmerz – Optimierung<br />

Nicht medikamentöse interventionen<br />

• angepasstes körperliches Training, am besten in der frischen Luft (KI: Infekt,<br />

Knochenmeta)<br />

• Ausgewogenheit zwischen Aktivität und Ruhe finden – „Energietagebuch“<br />

zur Verwaltung des eingeschränkten Energiekontos führen<br />

• psychosoziale Interventionen (DD: Depressio!)<br />

• Ergotherapie – kognitives Training<br />

• Mal- und Gestaltungstherapie, Imaginationen<br />

• Schlafhygiene<br />

• religiöse/spirituelle Unterstützung<br />

• Entspannungsübungen, Fantasiereisen<br />

• Ernährungsberatung (hochkalorisch, Vitamin B12, Folsäure, ausreichend<br />

Flüssig keit)<br />

• Ablenkung, soziale Kontakte pflegen<br />

• Zulassen und Akzeptieren der Müdigkeit<br />

Pflegerische interventionen<br />

• Wahrnehmen und Erfassen der Fatigue in der Pflegeanamnese<br />

• Aufklärung, Information (Gespräch, Fatigue Broschüre, Patienten informations<br />

video zeigen)<br />

• Patienten edukation<br />

• eingeleitete Maßnahmen evaluieren<br />

stufenförmiges<br />

Behandlungsschema<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Fatigue – Symptombehandlung 31


32 <strong>Palliative</strong><br />

4 Gastroenterologische<br />

Symptome<br />

4.2 Übelkeit, Erbrechen<br />

Anamnese und Einschätzung<br />

Auslöser: Bewegungsabhängige Übelkeit<br />

Faktoren, die zur Besserung führen<br />

Menge und Aussehen des Erbrochenen<br />

Große Menge: Magenausgangsstenose oder proximale Dünndarmstenose<br />

Kleine Menge: Gastroplegie<br />

Unverdaute Nahrung: Proximale Obstruktion oder Gastroplegie<br />

Blutbeimengungen?<br />

Medikamente: Opioide, Antibiotika, Digitalis, NSAR<br />

Situationsabhängig (Angst?)<br />

Kopfschmerzen? Dysurie? Obstipation? Durst? Verwirrtheit?<br />

Diagnostik<br />

Anamnese und klinische Untersuchungen<br />

Elektrolyte, NFP, BB<br />

Abdomen leer<br />

Kausale Behandlung bei folgenden Ursachen möglich:<br />

Hyperkalzämie (Durst, Verwirrtheit, abdominelle Schmerzen): Biphosphonate<br />

Obstruktion: eventuell Stent oder Anastomose<br />

Infektionen<br />

Obstipation<br />

Medikamente absetzen oder umstellen<br />

Angst: Anxiolytika, psychotherapeutische Interventionen<br />

Hirndruck: Kortikosteroide<br />

Gastritis und Ulcus: H2-Rezeptorenblocken<br />

Husten: Antitussiva<br />

Symptomatische Behandlung mit Antiemetika (Differentialtherapie)<br />

Prokinetika<br />

Indikation: Gastritis, funktionelle Magenentleerungsstörungen, Opioid therapie<br />

Beispiel: Metoclopramid<br />

Kontraindikation: Komplette Obstruktion<br />

Wirkung auf das Brechzentrum<br />

Indikation: Ileus, Hirndruck, Vestibularisreizung<br />

Beispiel: Dimenhydrinat, Levomepromazin<br />

<strong>Care</strong> Gastroenterologische Symptome – Symptombehandlung


Wirkung auf periphere und zentrale Dopaminrezeptoren<br />

Indikation: Ileus, chemisch-toxische Effekte<br />

Beispiel: Haloperidol, Levomepromazin<br />

Kortikosteroide<br />

Indikation: maligne Obstruktion, potenzieren die Wirkung anderer Antemetika<br />

Beispiel: Dexamethason<br />

Wirkung auf die Chemorezeptortriggerzone<br />

Indikation: chemisch-toxische Effekte durch Medikamente, Nierenversagen<br />

Beispiel: Navoban<br />

Praktische Hinweise<br />

• Bei vorliegendem oder akut aufgetretenem Erbrechen sind Antiemetika<br />

parenteral oder als Suppositorien anzuwenden. Übelkeit führt zu Gastrostase<br />

und eingeschränkter intestinaler Absorption.<br />

• Orale Verabreichung zur Vorbeugung der Übelkeit<br />

• Kombination von Antiemetika in 25% der Situationen erforderlich<br />

(Z.B. Kombination von Metoclopramid mit Haloperidol)<br />

• Bei chronischer Pseudoobstruktion (Meteorismus, hohe klingende Darmgeräusche,<br />

Gastroparese) hilft manchmal Erythromycin und Metoclopramid.<br />

• Subkutane Infusion bei schwerer persistierender Übelkeit<br />

(Z.B.: Metoclopramid 60 mg/24h und Haloperidol bis 5 mg/24h oder<br />

Levomepromazin bis 7,5 mg/24h)<br />

• 5HT3 Rezeptoren-Blocker:<br />

Am Lebensende selten erforderlich, lindern Erbrechen, das über die<br />

Rezeptoren in der Chemorezeptor-Triggerzone mediiert ist (z.B. urämisches<br />

Erbrechen)<br />

• Octreotid: Reduziert GI-Sekretion und Motilität und kann das Volumen des<br />

Erbrochenen und Frequenz des Erbrechens sehr reduzieren: 200-600<br />

mkrg/24h s.c.<br />

• Nasogastrale Sonde<br />

Wenn große Volumina erbrochen werden (hohe Obstruktion) und mit<br />

Octreotid nicht das Auslangen gefunden werden kann.<br />

Auch bei chronischer intestinaler Pseudobstruktion, bei autonomer Neuropathie<br />

(z.B. nach Gabe von Vinca-Präparaten oder als para neo plastisches<br />

Syndrom)<br />

• Intravenöse Flüssigkeit bei Durst und Elektrolyverlusten<br />

• Erbrechen kann Angst machen, Angst kann die Übelkeit verstärken<br />

• Die intravenöse oder subkutane Gabe kann umgestellt werden auf die orale<br />

Verabreichung, wenn die Übelkeit gut behandelt ist.<br />

Mundtrockenheit<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Gastroenterologische Symptome – Symptombehandlung 33


34 <strong>Palliative</strong><br />

Häufigste Fehler<br />

mannigfaltige Ursachen<br />

• Die häufigsten Fehler:<br />

Orale Verabreichung bei vorliegender Übelkeit<br />

Reversible Faktoren werden nicht berücksichtigt<br />

4.3 Obstipation<br />

Anamnese<br />

Anstrengung, Schmerzen beim Stuhlgang? Stuhldrang ohne Defäkation<br />

(distale Obstruktion)? Verlust des Stuhls ohne Stuhldrang (spinales Problem)?<br />

Assoziierte Symptome? (Flatulenz, Bauchschmerzen, Anorexie, Übelkeit und<br />

Erbrechen) Medikamente? (Opioide, 5HT3 Antagonisten, Vinca-Alkaloide,<br />

Eisen präparate) Laxantieneinnahme?<br />

Untersuchungen<br />

Auskultation, Palpation, Rektale Untersuchung, Stuhlbeurteilung, Kalzium,<br />

Abdomen leer<br />

Ursachen<br />

Grunderkrankung:<br />

Einschränkung der Darmperistaltik durch den Tumor, Rückenmarks- und<br />

Nervenläsionen, Aszites, Hyperkalzämie<br />

Indirekte Einflüsse der Grunderkrankung:<br />

reduzierte Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme, eingeschränkte Mobilität<br />

Therapienebenwirkung<br />

Opioide, Antidepressiva, Neuroleptika, Diuretika, Antiemetika (5HT3-Antagonisten),<br />

Antazida, Sedativa, Antidepressiva, Antikonvulsiva, Diuretika,<br />

Butylscopolamin, Haloperidol<br />

Unabhängig von der Grunderkrankung:<br />

Funktionelle Obstipation, Hämorrhoiden, Diabetes mellitus<br />

Folgen chronischer Obstipation<br />

Anorexie, Koliken, Überlaufdiarrhoe, Intestinale Obstruktion, Verwirrtheit.<br />

Therapie und Prophylaxe der Obstipation<br />

Wirkung auf die Stuhlkonsistenz (osmotisch/hydragog)<br />

Movicol<br />

(Laevolac; Bittersalz, Glaubersalz)<br />

Mikroklist, Lecicarbon<br />

<strong>Care</strong> Gastroenterologische Symptome – Symptombehandlung


Wirkung auf die Peristaltik (stimulierend/propulsiv)<br />

Dulcolax, Guttalax, Agaffin<br />

(Ubretid)<br />

Wirkung auf die Gleitfähigkeit des Stuhls<br />

Paraffin<br />

Glycerin-Zäpfchen<br />

Antagonisierung der opioidinduzierten Obstipation:<br />

Methylnaltrexon Relistor abhängig vom Gewicht 8-12 mg subkutan einmal<br />

täglich<br />

Osmotisch wirksame Laxanzien<br />

Wirksubstanz<br />

Dosierung<br />

(Handelsname)<br />

Macrogol<br />

(Movicol ® )<br />

Lactulose<br />

(Laevolac ® )<br />

Magnesiumsulfat<br />

(Bittersalz ® )<br />

Natriumhydrogencarbonat<br />

(Lecicarbon ® )<br />

Sorbit<br />

(Mikroklist ® )<br />

Wirkungseintritt<br />

1-3 Btl./die bei Ersteinsatz<br />

nach 2-3 Tagen<br />

10-30 ml<br />

p.o.<br />

20 g in 200<br />

ml H O 2<br />

1-2 Supp.<br />

rektal<br />

1 Klistier<br />

rektal<br />

Stimulierende (propulsiv wirkende) Laxanzien<br />

Wirksubstanz<br />

(Handelsname)<br />

Natriumpicosulfat<br />

Guttalax, Agaffin<br />

Dosierung<br />

10-20<br />

Tropfen p.o<br />

Bisacodyl 10 mg p.o.<br />

1-2 Supp.<br />

rectal<br />

Ubretid<br />

Bemerkung<br />

Hinreichende<br />

Flüssigkeitszufuhr<br />

Bevorzugtes<br />

Einsatzgebiet<br />

Opioidbedingte<br />

Obstipation<br />

8-10 Stunden Meteorismus, Völlegefühl Habituelle und opioidbedingte<br />

Obstipation<br />

2-3 Stunden Cave: Überdosierung Nur bei stabilem AZ<br />

anzuwenden<br />

15-60 Minuten Sich bildendes CO muss<br />

2<br />

bis zur Ausbildung des<br />

Defäkationsreflexes gehalten<br />

werden<br />

15-60 Minuten Klistier muss bis zur<br />

Ausbildung des Defäkationsreflexes<br />

gehalten werden<br />

Wirkungseintritt<br />

Bemerkung<br />

Obstipation mit<br />

stuhlgefülltem Rektum<br />

Obstipation mit<br />

stuhlgefülltem Rektum<br />

Bevorzugtes<br />

Einsatzgebiet<br />

6-12 h Koliken Opioidbedingte<br />

Obstipation<br />

8-10 h oral<br />

15-60 min rectal<br />

Übersichtstabelle Laxantien<br />

Koliken Opioidbedingte<br />

Obstipation<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Gastroenterologische Symptome – Symptombehandlung 35


36 <strong>Palliative</strong><br />

Ovarialkarzinom und<br />

colorektale Karzinome<br />

chirurgische Intervention<br />

Praktische Hinweise<br />

• Palpatorisch bewegliche abdominelle Massen sind Faeces, nicht Tumor.<br />

• Ein Röntgenbild des Abdomens ist gelegentlich nötig zur Abgrenzung<br />

gegenüber intestinaler Obstruktion.<br />

• Die tägliche Obstipationsprophylaxe ist meist notwendig <strong>für</strong> Patienten, die<br />

Opioide einnehmen. Viele benötigen ein weichmachendes Laxans und ein<br />

stimulierendes Laxans. Dosissteigerung nach Bedarf.<br />

• In etwa ¼ der Fälle werden rektale Maßnahmen von Zeit zu Zeit benötigt.<br />

• Stimulantien wirken innerhalb von 6-12 Stunden.<br />

• Bei Koprostase im Colon kann ein Gastrograffin-Einlauf helfen.<br />

4.3 Ileus und Subileus (Intestinale Obstruktion)<br />

Häufigste Ursache<br />

Ovarialkarzinom (in 30-40% Entwicklung einer Obstruktion) und Colorektale<br />

Karzinome (in 10-20%)<br />

Symptome<br />

Übelkeit und Erbrechen<br />

Bei hoch sitzendem Verschluss: geruchsarmes galliges Erbrechen<br />

Bei tiefer sitzendem Verschluss: Miserere.<br />

Häufig werden große Mengen erbrochen.<br />

Geblähtes Abdomen<br />

Kontinuierliche abdominelle Schmerzen<br />

Kolikartige abdominelle Schmerzen<br />

Bei Dünndarmverschlüssen: meist besonders intensiv, hohe Kolikfrequenz,<br />

periumbilikale Schmerzen.<br />

Bei Dickdarmverschlüssen: meist geringere Frequenz, geringere Intensität,<br />

Projektion auf den Colonrahmen<br />

Plätschern im Bauch<br />

Xerostomie und Zeichen der Dehydratation<br />

Obstipation, keine Darmgeräusche, keine Winde, Flüssigkeitsspiegel im<br />

Röntgen<br />

Vorgehensweise und Therapie<br />

Chirurgische Abklärung: Ist eine palliative Anastomose möglich?<br />

In Betracht zu ziehen: Keine tastbaren Tumormassen im Abdomen<br />

Normaler Ernährungszustand<br />

Kein Aszites<br />

Umschriebene Stenose<br />

<strong>Care</strong> Gastroenterologische Symptome – Symptombehandlung


Weniger in Betracht zu ziehen: Tastbare Tumormassen im Abdomen<br />

Kachexie<br />

Peritonealkarzinose<br />

Vorangegangene abdominale Bestrahlung<br />

Wenn eine chirurgische Behandlung nicht sinnvoll ist, so ist das Ziel die<br />

Behandlung der Schmerzen, der Übelkeit und des Erbrechens.<br />

Schmerzen:<br />

Druckschmerz, viszeraler Dauerschmerz: Morphin, Fentanyl<br />

Kolikartiger Schmerz: Butylscopolamin (Buscopan ® ) 40-120 mg möglichst<br />

kontinuierlich i.v. oder s.c.<br />

Übelkeit und Erbrechen: Antiemetika<br />

Haloperidol: 1,5 mg 2-3x täglich<br />

Levomepromazin: 2,5 mg 2-3x täglich (sedierend)<br />

Dimenhydrinat: möglichst kontinuierlich bis 200 mg täglich (sedierend)<br />

Reduktion der Frequenz des Erbrechens: Hemmung der intestinalen Sekretion<br />

Buscopan: 60-120 mg/24 h<br />

Octreotid: 300 bis 600 µg/24h<br />

Dexamethason bis 12 mg/24h kann die komplette Obstruktion lösen.<br />

Bei hoher Obstruktion ist manchmal eine nasogastrale Sonde nützlich, wenn<br />

man mit der subkutanen oder intravenösen Verabreichung der Antiemetika<br />

nicht das Auslangen findet.<br />

An die Anlage einer PEG-Sonde zur Ableitung der Sekretion bei häufigem<br />

Erbrechen sollte rechtzeitig gedacht werden.<br />

Praktische Hinweise<br />

• Abhängig von der Höhe der Obstruktion können die Patienten oral zugeführte<br />

Flüssigkeit aufnehmen.<br />

• Auch bei intestinaler Obstruktion kann es zu Diarrhoe und Stuhlentleerung<br />

kommen, manchmal nach vielen Tagen.<br />

• Octreotid ist ein nicht toxisches Medikament, das die gastrointestinale<br />

Motilität und Sekretion hemmt. Es wird verwendet, um das Erbrechen zu<br />

reduzieren, zur Behandlung schwerer Diarrhoe und bei sezernierenden<br />

gastrointestinalen Fisteln. Dosierungen bis zu 600 µg/24h können nützlich<br />

sein.<br />

Behandlung von Schmerz,<br />

Übelkeit und Erbrechen<br />

Schmerz<br />

Übelkeit, Erbrechen<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Gastroenterologische Symptome – Symptombehandlung 37


verschiedene Ursachen<br />

38 <strong>Palliative</strong><br />

4.5 Schluckstörung (Dysphagie)<br />

Anamnese<br />

Schwierigkeiten mit dem Schlucken fester Speisen: Striktur<br />

Schwierigkeiten mit dem Schlucken von Flüssigkeit: Neurologische Ursache<br />

(z. B. ALS).<br />

Schmerzen beim Trinken heißer Getränke: Pilzbefall oder anderer entzündlicher<br />

Prozess<br />

Husten nach dem Schluck: Fistel?<br />

Häufigste Ursachen bei Tumorkranken sind maligne Strikturen und<br />

ösophagealer Pilzbefall<br />

Kausale Therapie maligner Strikturen<br />

Radiotherapie, Stents, Dilatation, Steriode, nasogastrale Sonde, PEG-Sonde.<br />

Allgemeine Maßnahmen<br />

Antimykotika (Mycostatin-Lösung, Diflucan 200 mg <strong>für</strong> eine Woche)<br />

Evtl. Scopoderm-Pflaster, wenn das Schlucken des Speichels schwierig ist.<br />

Logopädische Beratung in Betracht ziehen.<br />

4.6 Diarrhö<br />

Ursachen<br />

Medikamente: Antibiotika, NSAR, Cytotoxische Medikamenten, Laxanzien<br />

Überlaufdiarrhoe bei chronischer Obstipation<br />

Kurzdarmsyndrom<br />

Strahlencolitis<br />

Enteritis<br />

Untersuchungen<br />

Stuhlkultur bei grünlichem Stuhl (Clostridienenteritis)<br />

Behandlung<br />

Bei Verdacht auf Clostridien-Enteritis: Metronidazol<br />

Loperamid: 2-4 mg 4x täglich<br />

Kreon bei Steatorrhoe<br />

Octreotid 200-600 mkrg/24h: reduziert GI Sekretion und Motilität; bei enterokolischen<br />

Fisteln, bei Karzinoid-Syndrom.<br />

<strong>Care</strong> Gastroenterologische Symptome – Symptombehandlung


Diarrhoe bei PEG-Sonden-Nahrung: Hohe Osmolarität der Nahrung kann<br />

Diarrhoe verursachen: verdünnen mit Wasser 1:1.<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Gastroenterologische Symptome – Symptombehandlung 39


Neurologische Symptome<br />

Psychiatrische Symptome<br />

40 <strong>Palliative</strong><br />

5 Neurologische<br />

Lagerung<br />

zentral<br />

psychogen<br />

kardiovaskulär<br />

<strong>Care</strong> Neuropsychiatrische Symptome – Symptombehandlung<br />

Symptome<br />

Folgende neurologische und psychiatrische Symptome treten in der Palliativmedizin<br />

am häufigsten auf:<br />

Neurologische Symptome<br />

• Schwindel<br />

• Lähmungen<br />

• Spastik, spinale Automatismen, Dystonie, Myoklonus und Muskelkrämpfe<br />

• Sprach- und Artikulationsstörungen<br />

Psychiatrische Symptome<br />

• Schlafstörungen<br />

• Tagesmüdigkeit<br />

• Unruhe, Gespanntheit, Angst<br />

• Psychotische Syndrome: Delir, organische Psychosen<br />

• Depressionen<br />

5.1 Schwindel<br />

Ursachen<br />

Meist Folge medikamentöser Therapie (uneinheitliche Symptomatik – Schwank<br />

– bis Benommenheitsschwindel und Ataxie, Nystagmus, Bickfolgesakkaden).<br />

Andere Ursachen:<br />

• Benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel: durch bestimmte Kopfbewegungen<br />

ausgelöster Drehschwindel, 10-60 Sek. Dauer, rotatorischer<br />

Nystagmus, Nausea<br />

• Zentraler Lageschwindel bei Hirnstammläsionen (Drehschwindel): meist<br />

assoziiert mit wenig erschöpflichem Nystagmus, evtl Hirnnervenausfälle<br />

oder zerebelläre Defizite<br />

• Psychogener Schwindel: meist Schwankschwindel, oft mit phobischer<br />

Komponente<br />

• Kardiovaskulärer Schwindel: lageabhängig


Pharmaka Handelsnamen (Beispiele) Dosis<br />

Antihistaminika<br />

• Betahistin<br />

• Dimenhydrinat Vertirosan<br />

Anticholinergika<br />

Betaserc Tbl. (8mg) 3/Tag<br />

• Scopolamin<br />

Ca-Antagonist<br />

Scopoderm TTS transdermal 0,5 mg<br />

evtl. alle 4 – 6 Std.<br />

• Cinnarizin Cinnabene Kps. 1 – 2/Tag<br />

• Flunarizin Sibelium Kps. (5mg) 1 – 2/Tag<br />

evtl. Dogmatil 200 mg 2x1/2 Tbl. Tgl (zugel. <strong>für</strong> Menieresche Krankheit)<br />

5.2 Lähmungen<br />

Lähmungen lassen sich wie folgt einteilen:<br />

• Lähmungen des ersten motorischen Neurons<br />

• Lähmungen bei Erkrankungen des zweiten motorischen Neurons<br />

• Lähmungen bei Störungen in der neuromuskulären Überleitung<br />

• Lähmungen bei Muskelerkrankungen<br />

Zentrale und periphere Lähmungen lassen sich medikamentös nahezu<br />

nicht therapieren<br />

Lähmungen von Störungen der neuromuskulären Überleitung lassen<br />

sich medikamentös gut behandeln.<br />

Beispiel: Lambert-Eaton-Syndrom, assoziiert mit malignen Erkrankungen,<br />

insbes. dem kleinzelligen Bronchialkarzinom, i.S. eines paraneoplastischen<br />

Syndroms.<br />

Förderung der Ach-Freisetzung präsynaptisch mit 3,4-Diaminopyridin oder<br />

Cholinesterasehemmern<br />

Myogene Lähmungen<br />

Im Rahmen primärer Myopathien ist keine med. Therapie möglich.<br />

Im Rahmen sek. Myopathien ist eine Therapie der auslösenden Ursache<br />

angezeigt – Bsp. maligne Erkrankungen, Reduktion von Kortikoiden bei der<br />

iatrogenen Kortikoidmyopathie<br />

Einteilung von Lähmungen<br />

peripher und zentral<br />

neuromuskuläre Überleitung<br />

myogen<br />

Antiverginosa<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Neuropsychiatrische Symptome – Symptombehandlung 41


42 <strong>Palliative</strong><br />

Spastik<br />

spinale Automatismen<br />

Therapie der Spastik mit ausgewählten Substanzen<br />

intrathekale<br />

Baclofengabe<br />

Dystonie<br />

5.3 Spastik, spinale Automatismen, Dystonie, Myoklonus und Muskelkrämpfe<br />

Spastik<br />

gesteigerter Muskeltonus bei Ausfall kortikospinaler Systeme, v.a. der<br />

Pyramidenbahn. Führt zu Fehlstellungen und Schmerzen.<br />

Tonussteigerung, gesteigerte Muskeleigenreflexe mit Kloni, schmerzhafte<br />

Beugespasmen, fixierte Fehlstellungen und Kraftminderung, Vergröberung<br />

intendierter Bewegungen, Geschicklichkeitsminderung, Ermüdbarkeit.<br />

Spinale Automatismen<br />

Ein verwandtes Phänomen sind spinale Automatismen durch Enthemmung<br />

des spinalen Flexoreflexes mit durch Berührung ausgelösten schmerzhaften<br />

Bewegungsschablonen.<br />

Spinal bedingte Spastik ist dabei besser beeinflußbar als eine zerebral<br />

bedingte.<br />

Therapie: Myotonolytika<br />

Medikament Wirkstoff in Tabletten Beginn Steigerung Maximal<br />

Baclofen (Lioresal) 10, 25 mg 3 x 5 mg/d 3 x 5 mg/jd. 3. Tag bis 120 mg/d<br />

Tizanidin (Sirdalud) 2, 4, 6 mg 3 x 2 mg/d 4 - 8 mg/Woche 36 mg/d<br />

Diazepam (Valium) 2, 5, 10mg 2 x 2 mg/d 2 x 4 mg/Woche ca. 3 x 20 mg<br />

Tetrazepam (Myolastan 25, 50, 100 mg 1 x 25-50 mg/d 25 mg/d 150 mg/d<br />

Bei sehr schwerer Spastik bestehen weiters die Möglichkeiten der intrathekalen<br />

Baclofengabe über eine implantierte Pumpe oder die lokale Infiltration von<br />

Botulinumtoxin in die entprechenden Muskeln.<br />

Dystonie<br />

Die Dystonie ist eine abnorme unwillkürliche Haltung und Bewegung auf dem<br />

Boden einer Störung des EPMS (ExtraPyramidal Motorischen Systems),<br />

ohne begleitende Enthemmung der Muskeleigenreflexe.<br />

Häufigste Form: Dystonie als Nebenwirkung von Metoclopramid. Gabe von<br />

Akineton hilft!<br />

Fokale Dystonien (z.B Torticollis spasmodicus) lassen sich mit Botulinumtoxin<br />

gut behandeln.<br />

<strong>Care</strong> Neuropsychiatrische Symptome – Symptombehandlung


Myoklonus<br />

Ein positiver Myoklonus ( plötzliche, kurze, willkürlich nicht steuerbare<br />

Muskelzuckung mit Bewegungseffekt ) kommt in der Palliativmedizin häufig<br />

als Nebenwirkung einer Opioid-Therapie vor.<br />

Therapie:<br />

• wie immer möglichst kausal<br />

• Bei multifokalem Myoklonus: Benzodiazepine<br />

- Midazolam ( Dormicum ) 5-30 mg s.c. oder<br />

- Clonazepam (Rivotril) 0,5-6 mg/d<br />

- Diazepam (Valium) 5-10 mg p.o., i.m. oder rektal bis Myokloni aufhören,<br />

zusätzlich 10-20 mg zur Nacht oder<br />

Krampi<br />

Entstehen v.a. durch eine periphere Neuropathie oder Wurzel-/Plexusschädigung.Sie<br />

treten häufig nachts auf und werden durch Kontraktion,<br />

Alkohol oder Medikamente gebahnt.<br />

Häufigste Ursachen: Idiopathisch<br />

Medikamente<br />

internistische, neurologische Erkrankungen<br />

Therapie:<br />

• kausal<br />

• passive Dehnung<br />

• physikalische Maßnahmen ( Wechselbäder, Wärme, Hochlagerung der<br />

Beine)<br />

• Medikamente: Magnesium 1-3 x 5 mmol/d<br />

Diazepam 2-10 mg/d<br />

Phenytoin1-3 x 100mg/d<br />

Verapamil ( Isoptin ) 120mg/d<br />

5.4 Sprach- und Artikulationsstörungen<br />

Sprachstörungen im engeren Sinne (Aphasien) sind Folge einer Schädigung<br />

des Kommunikationssystems mit Repräsentation in der sprachdominanten<br />

Großhirnrinde. Sie machen sich sowohl im lautsprachlichen als auch im<br />

schriftsprachlichen Bereich bemerkbar. Eine übende Behandlung unter<br />

Anleitung einer Logopädin ist häufig hilfreich. Hingewiesen sei auf averbale<br />

Myoklonus<br />

Krampi<br />

Aphasie<br />

averbale Kommunikation<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Neuropsychiatrische Symptome – Symptombehandlung 43


44 <strong>Palliative</strong><br />

Artikulationsstörungen<br />

Schlafstörung<br />

Tagesmüdigkeit<br />

Kommunikationsmöglichkeiten ( PC – Programme, Bildtafeln, etc.).<br />

(PC-Adressen)<br />

Gleiches gilt <strong>für</strong> Artikulationsstörungen, wo lediglich die expressive Seite des<br />

lautsprachlichen Bereiches gestört ist. Die Ursachen hier<strong>für</strong> sind vielfältig<br />

und sollten ensprechen zu den zuvor genannten Maßnahmen entsprechend<br />

therapeutisch angegangen werden. Z.B. lokale Erkrankungen im Mund-,<br />

Schlund-, Kehlkopfbereich, Lähmungen, zentralnervöse Erkrankungen,<br />

Störungen des EPMS, Nebenwirkung von Medikamenten<br />

6 Psychiatrische Symptome<br />

6.1 Schlafstörungen<br />

Ursachen:<br />

• reduzierte Sauerstoffversorgung (z.B. bei Herzinsuffizienz, ALS)<br />

• Angst<br />

• depressive Verstimmung<br />

• negative äußere Faktoren<br />

• unbequemes Bett<br />

• Lärmbelästigung<br />

• usw.<br />

Schlafanamnese erheben<br />

Einschlaf- oder Durchschlafstörung?<br />

Verbesserung der Schlafhygiene:<br />

• Optimierung des Bettes<br />

• Optimierung der Lagerung<br />

• Reizabschirmung<br />

• Vermeiden von Koffein und schweren Mahlzeiten am Abend<br />

• Aktivierung am Tage<br />

Tagesmüdigkeit ist in den meisten Fällen eine Folge des gestörten Schlafes<br />

in der Nacht, so dass die Optimierung des gestörten Nachtschlafes das<br />

Problem löst. Auch viele in der Palliativmedizin eingesetzte Medikamente<br />

führen zur Tagesmüdigkeit.<br />

Tagesmüdigkeit ist auch ein Symptom von Fatigue.<br />

<strong>Care</strong> Neuropsychiatrische Symptome – Symptombehandlung


Gruppe Pharmaka Handelsnamen Dosis zur Nacht<br />

Pflanzlich Stoffe Baldrian<br />

Hopfenextrakte<br />

Kurz- u. mittellang Benzodiazepine<br />

wirkende Hypnotika - Brotizolam Lendorm 0,125 - 0,5 mg<br />

- Lormetazepam Noctamid 0,5 - 2mg<br />

- Nitrazepam Mogadon 2,5 - 10mg<br />

- Triazolam Halcion 0,125 - 0,5 mg<br />

- Zolpidem Zoldem,Ivadal 10 - 20 mg<br />

Langwirkende Hypnotika Flunitrazepam Somnubene 0,5 - 2mg<br />

Neuroleptika Chlorprothixen Truxal 15 - 100 mg<br />

Levomepromazin Nozinan 25 - 50 mg<br />

Melperon Buronil 50 - 100 mg<br />

Prothipendyl Dominal 80 - 160 mg<br />

Schlafanstoßende Amitriptylin Saroten 25 - 75mg<br />

Antidepressiva<br />

Doxepin Sinequan 25 - 75mg<br />

Mianserin Tolvon 30 mg<br />

Trazodon Trittico 50 - 150 mg<br />

Mirtazapin Remeron 15 - 30 mg<br />

Antihistaminika Hydroxizin Atarax 37,5 - 75 mg<br />

Diphenhydramin Calmaben-Drg. 1-2 Drg.<br />

Behebung/Beeinflussung von pathogenetischen Faktoren, wie<br />

ungenügende Oxygenierung des Gehirns bei pulmonalen, kardialen<br />

Erkrankungen und Anämie<br />

Schmerzen<br />

Symptome bei psychiatrische Erkrankungen<br />

Symptomatische Therapie von Schlafstörungen<br />

6.2 Unruhe, Gespanntheit und Angst<br />

Ursachen:<br />

• psychosoziale Faktoren<br />

• belastende Situationen (Erkrankungen , Angst vor dem Tod )<br />

• Missempfindungen, Schmerzen, Atemnot, Harnverhalt<br />

• Medikamente<br />

• Psychosen<br />

Ausgewählte Pharmaka zur Therapie von Schlafstörungen<br />

Ursachen <strong>für</strong> Unruhe,<br />

Gespanntheit und Angst<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Neuropsychiatrische Symptome – Symptombehandlung 45


46 <strong>Palliative</strong><br />

motorische Unruhe<br />

terminale Agitation<br />

Motorische Unruhe ohne und mit mentaler Beeinträchtigung ist zu<br />

unterscheiden. Letztere tritt am häufigsten im Rahmen eines deliranten<br />

Syndroms auf bezeichnet. (in der Sterbephase: „terminale Agitation“)<br />

Therapie:<br />

• Kausale Therapie<br />

• Schaffen einer vertrauten Atmosphäre<br />

• Medikamente: wie immer Verordnung nur unter strenger Indikationsstellung,<br />

z.B. Neuroleptika bei psychotischen Symptomen (Ausnahme Risperidon:<br />

zugelassen bei dementiell bedingten Verhaltensauffälligkeiten).<br />

- Benzodiazepine:<br />

Beispiele: Alprazolam (Xanor): 0,5-4 mg/d<br />

Bromazepam (Lexotanil): 3-24 mg/d<br />

Clorazepat (Tranxilium): 10-100 mg/d<br />

Lorazepam (Temesta): 1-10 mg/d<br />

- Neuroleptika:<br />

Beispiele: Risperidon (Risperdal): 0,5-2mg/d,<br />

bei Psychosen höher: bis 6 mg/d<br />

Olanzapin (Zyprexa): 2,5-10mg/d,<br />

bei Psychosen höher: bis 20 mg/d<br />

Quietapin (Seroquel): 50-400mg/d,<br />

bei Psychosen höher: bis 800 mg/d<br />

Sertindol (Serdolect): 25-200mg/d,<br />

bei Psychosen höher: bis 1800 mg/d<br />

- Antidepressiva mit und ohne sedierende Wirkung ⇒ beachte Antriebssteigerung<br />

und mögliche Verstärkung der Unruhe, cave: Suizidalität!<br />

Pflegerische Maßnahmen<br />

• Wenn möglich, Beseitigung der Ursache<br />

• Stützende und beruhigende Gespräche mit dem Patienten sind extrem<br />

wichtig<br />

• Körperlicher Kontakt mit dem Patienten (Hand halten, bei Ansprache Arm<br />

berühren etc.) kann helfen, Ängste abzubauen<br />

• Stabilisierungstechniken anwenden, z. B. Validation<br />

• Medikamentöse Therapie<br />

Sie ist dem klinisch manifesten Angstzustand vorbehalten. Der Patient ist<br />

nicht in der Lage, sich selbst aus dieser Stimmung zu befreien, noch kann<br />

er von jemand anderem daraus befreit werden.<br />

Akutsituation: Benzodiazepine<br />

Sedierende Neuroleptika<br />

<strong>Care</strong> Neuropsychiatrische Symptome – Symptombehandlung


6.3 Psychotische Syndrome: Delirantes Syndrom, organische<br />

Psychosen, Nebenwirkung von Medikamenten<br />

Delirantes Syndrom<br />

Ätiologisch verschiedenes, aber klinisch einheitliches Bild:<br />

meist akut einsetzende Desorientierung<br />

Störung von Auffassung, Gedächtnis, Affekt, Antrieb<br />

evtl. vegetative Symptomatik<br />

Halluzinationen, fluktuierende Bewußtseinslagen, Hyper-, aber auch<br />

Hopoaktivität<br />

Meist hoher Leidensdruck<br />

Ursachen: z.B.:<br />

• Zerebrale Tumore<br />

• Medikamente: Steroide, Psychopharmaka, Opioide, Antiemetika<br />

• Infekte: ZNS, Lunge, Harnwege, Sepsis<br />

• Entzug: Alkohol, Medikamente, Drogen<br />

• Metabolisch: Glukose, Exsikkose, Elektrolyte<br />

• Organversagen: hepatische Encephalopathie, Urämie<br />

• Endokrin: Schilddrüse, Nebennieren<br />

• Mangelerscheinungen: Thiamin à Wernicke-Korsakow, Folsäure-, VitB12-<br />

Mangel<br />

Allgemeines<br />

• Diagnostik<br />

• Möglichst kausale Therapie.<br />

• Medikamente möglichst reduzieren<br />

• Medikamentöse Therapie: siehe Punkt „Organische Psychosen“<br />

• generell aber große Erfahrung zum Handling solcher Patienten notwendig,<br />

evtl. Einweisung in geschlossene Abteilung wegen möglicher Eigen- oder<br />

Fremdgefährdung<br />

Pflegerische Maßnahmen<br />

• Ruhe bewahren<br />

• Beruhigende, erklärende Gespräche mit Patient und Angehörigen führen<br />

• Dem Patienten Orientierung geben<br />

- Gute Beleuchtung, gut sichtbare Uhr, strukturierter regelmäßiger Tagesablauf<br />

• Angst und Misstrauen durch gezielte Maßnahmen verringern<br />

- Möglichst wenig Wechsel der Umgebung und der umgebenden Personen<br />

- Dem Patienten erlauben, sich in Begleitung frei zu bewegen<br />

delirantes Syndrom<br />

evtl. Einweisung<br />

Orientierung geben<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Neuropsychiatrische Symptome – Symptombehandlung 47


48 <strong>Palliative</strong><br />

Vertrauensperson<br />

weitere<br />

Bewusstseinstörungen<br />

Depression<br />

- Jedes Ereignis und jede Maßnahme im Detail erklären<br />

- Die Anwesenheit eines Familienmitglieds oder einer anderen vertrauten<br />

Person ermöglichen<br />

- Irritierende, konfrontierende, zusätzlich Angst machende Maßnahmen auf<br />

jeden Fall vermeiden<br />

Organische Psychosen<br />

Organische Halluzinose:<br />

Ständige oder wiederkehrende Halluzinationen, wie optische, akustische,<br />

taktile.<br />

Organische wahnhafte Störung<br />

Organische katatone Störung:<br />

Stupor oder psychomotorische Erregungszustände oder beides im Wechsel.<br />

Cave: unvorhersehbare Impulshandlungen!<br />

Therapie:<br />

• Kausal<br />

• Symptomatische Therapie des Stupors: Benzodiazepine p.o oder i.v., z.B.<br />

Lorazepam (Temesta) 2.5 mg i.v. oder p.o. 1-3/d, Diazepam 10 mg i.v. oder<br />

rektaloder p.o. 1-3/d, Psychopax gtt 3 x 15 - 30<br />

• Zusätzlich evtl. hochpotente Neuroleptika: Haldol 1-5 mg i.v. oder sc.,<br />

Riperidon, Olanzapin, Sertindol<br />

6.4 Depression<br />

Ursachen:<br />

• Reaktiv – durch Belastungen:<br />

• Körperlicher Sreß<br />

• Verlust der Selbstständigkeit<br />

• Einsamkeit<br />

• Beeinträchtigung des Körperbildes<br />

• Biologisch:<br />

- Metabolische, endokrine Störungen<br />

- Zerebrale Tumore, Insulte, etc.<br />

- Medikamente<br />

- Substanzmißbrauch<br />

<strong>Care</strong> Neuropsychiatrische Symptome – Symptombehandlung


Klinik:<br />

gedrückte Stimmung, Interessenverlust, Freudlosigkeit, Antriebsminderung,<br />

rasche Ermüdbarkeit, Verminderung von Konzentration und Aufmerksamkeit,<br />

des Selbstwertgefühles, Schlafstörungen, Appetitminderung, somatische<br />

Beschwerden, Hoffnungslosigkeit, Ambivalenz, Schuld- Versagensängste,<br />

Suizidalität<br />

Therapie:<br />

• Tragend - empathische Beziehung<br />

• Kausal<br />

• Medikamentös<br />

• Psychotherapie<br />

Pflegerische Maßnahmen<br />

• Körperliches Wohlbefinden des Patienten durch gezielte Entspannungsund<br />

Ablenkungsübungen fördern<br />

• Gefühle des Patienten akzeptieren, ohne sie zu verstärken<br />

• Über Gefühle des Patienten sprechen, ohne sie zu beschwichtigen<br />

• Menschliche Grundbedürfnisse, wie dem Wunsch nach Sicherheit,<br />

Zugehörigkeit, Selbstwertgefühl, Respekt vor der persönlichen Würde,<br />

Zuneigung und Sinnhaftigkeit erkennen und anerkennen<br />

• Durch Arbeiten an realistischen Zielen dem Patienten Hoffnung geben<br />

• Eigene Grenzen erkennen und ggf. konsiliarischen Rat einholen<br />

• Mittelweg suchen zwischen Aktivierung und Überforderung<br />

• Aufklären über Depression und Phasenverlauf der Erkrankung<br />

• Patienten zu allen Stationsveranstaltungen einladen, sonst fühlt er sich als<br />

Außenseiter<br />

• Zur Körperpflege anhalten und ermutigen evtl. Hilfe anbieten<br />

• Auf ausreichende Ernährung und Flüssigkeit achten<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Neuropsychiatrische Symptome – Symptombehandlung 49


50 <strong>Palliative</strong><br />

7 Exulzerierende Tumorwunden<br />

(Zer-)Störung<br />

des Körperbild<br />

Linderung erreichen<br />

Exulzerierende Tumorwunden stellen eine enorme Belastung <strong>für</strong> die<br />

PatientInnen, die Angehörigen aber auch die professionellen Betreuer dar. Dem<br />

Betroffenen und seinem Umfeld wird durch die Exulzeration die Progredienz<br />

der Erkrankung vor Augen geführt, nicht selten brechen PatientInnen soziale<br />

Kontakte fast gänzlich ab, weil sie sich als „nicht zumutbar“ empfinden. Eine<br />

exulzerierende Wunde führt unweigerlich zur (Zer-)störung des äußeren und<br />

oftmals auch inneren Körperbildes.<br />

Die Herausforderung <strong>für</strong> die Betreuenden liegt darin, eigene Berührungsängste<br />

und Ekel zu überwinden und die Patienten mit großem Einfühlungsvermögen<br />

zu betreuen.<br />

Das Prinzip der palliativen Wundversorgung lautet: “Linderung erreichen,<br />

dort wo es keine Heilung gibt, Probleme bekämpfen, nicht die Ursachen.“<br />

Definition:<br />

Geschwürsbildungen mit Gewebszerfall; Blutungen, Sekundärinfektionen<br />

oder Sepsis sind die häufigsten Komplikationen. (Pschyrembel, 2004)<br />

Symptome:<br />

• Geruch • Nekrosen<br />

• Exsudation • Fistelbildung<br />

• Schmerzen • geschädigte Hautumgebung<br />

• Blutungen<br />

• Infektionen (bis Sepsis bei TU-Zerfall)<br />

• Juckreiz<br />

Die Zielsetzung der Behandlung sollte folgende sein:<br />

• Schmerzlinderung<br />

• Vermeidung von Sekundärinfektionen und Blutungen<br />

• Geruchseindämmung<br />

• akzeptables optisches Erscheinungsbild<br />

• Wahrung der Menschenwürde<br />

Der Verbandswechsel soll atraumatisch, schmerzfrei und in möglichst langen<br />

Intervallen stattfinden (weil belastend und zeitaufwändig <strong>für</strong> Patienten).<br />

Wie bei jeder Wunde ist auch hier angezeigt, eine ausführliche Dokumentation<br />

inkl. Fotodokumentation (Lokalisation, Größe, Tiefe, Rötung, Nekrosen,<br />

Infektion - Eiter, Beläge) zu führen.<br />

<strong>Care</strong> Exulzerierende Wunden – Symptombehandlung


Wundbehandlung:<br />

Verbandsmaterialien:<br />

es sollen primär nicht verklebende Materialien verwendet werden, wie:<br />

• Hydrokolloidverbände<br />

• Schaumstoffe<br />

• Alginate<br />

• Gele<br />

• Wunddistanzgitter (Adaptic ® )<br />

Schmerztherapie:<br />

• vor Verbandswechsel Gespräch und Aufklärung des Patienten – Angst<br />

verstärkt Schmerzen!<br />

• bei leichten, beginnenden Schmerzen ev. analgetische Gele (z.B. Morphin-<br />

Gel, Rezept s. Anhang) auf die Wundoberfläche auftragen<br />

• bei starken Schmerzen ca. 30 Min. vor Verbandswechsel Analgetika<br />

verabreichen<br />

• Verwendung von Schaumstoffverband mit Ibuprofen (nach Arztverordnung)<br />

Reinigen der Wunde:<br />

• Verband mit NaCl 0,9%, Ringerlösung oder Lavanit ® anfeuchten, vorsichtig<br />

ablösen (Blutungen!)<br />

• wenn möglich, kann Pat. auch baden oder duschen<br />

• Nekrosen nicht mehr auflösen bzw. abtragen nur wenn unbedingt nötig<br />

(Hydrogele <strong>für</strong> sanftes Debridement)<br />

Geruchsreduktion:<br />

• Spülung mit Metronidazol-Infusionslösung (Wunde meist mit Anaerobiern<br />

besiedelt)<br />

• bei unzugänglichen Wundhöhlen ev. systemische Gabe von Metronidazol<br />

• Spülung mit ätherischen Ölen (z. B. vaginale Spülung bei zerfallenden<br />

gynäkologischen Tumoren mit 5 gtt Teebaumöl, 2 Esslöffeln Milch auf 250<br />

ml Wasser) Wirklich???<br />

• 2%-ige Chlorophylllösung (Blattgrün) zur Geruchsreduzierung<br />

• aktivkohle- und silberhältige Verbände<br />

• Okklusivverbände z. B. mit Haushaltsfolie<br />

• ev. Aufstellen einer Duftlampe, Auflegen eines Duftkissens mit frischem Duft<br />

(Lavendel, Minze, Zitrone) – immer in Absprache mit Patienten!<br />

• Einreibungen, Waschzusätze, Deo, Rasierwasser<br />

Verbandsmaterial<br />

Schmerztherapie<br />

Wundreinigung<br />

Geruchsreduktion<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Exulzerierende Wunden – Symptombehandlung 51


52 <strong>Palliative</strong><br />

Exsudation<br />

Blutungen<br />

Starke Exsudation:<br />

Bei hoher Exsudatmenge besteht die Gefahr der Hautmarzeration.<br />

• Verbände mit angepasstem Saugverhalten (Saugkompresse bis Vac-<br />

System)<br />

• Colostomie- oder Urostomiebeutel anbringen<br />

• Inkontinenzartikel verwenden (binden auch Gerüche)<br />

• Wundrandschutz mit Zinkcreme oder Lasepton, Cavilon ® Hautschutzspray<br />

• ev. Verwendung von Hautschutzplatten <strong>für</strong> Wundumgebung<br />

Blutungen:<br />

• Alginate wirken blutstillend<br />

• Kompression (wenn möglich)<br />

• Cyklokapron- oder Suprarenin-Kompressen auflegen<br />

• Hämostatische Verbände z. B. Kaltostat ® , Tabotamp ®<br />

• Ablösen des Verbandes durch Auflegen von in Salbeitee getränkten<br />

Kompressen (Gerbstoffe führen zur Blutstillung)<br />

starke Blutungen:<br />

• Notfallset im Zimmer (Adrenalin, Midazolam, Opioide, Lorazepam bei Angst<br />

und Unruhe)<br />

• Verwendung dunkler Bettwäsche und Handtücher<br />

<strong>Care</strong> Exulzerierende Wunden – Symptombehandlung


11 Mundpflege<br />

Der Mund zählt zu den empfindungsstärksten und intimsten Bereichen uns<br />

er es Körpers. Gerade in den letzten Lebenstagen leiden viele Menschen<br />

an einer trockenen Mundschleimhaut, ausgelöst durch Medikamente, Mundatmung,<br />

geringere Flüssigkeitsaufnahme, etc.<br />

Voraussetzung <strong>für</strong> jegliche Mundpflege ist, dass der Patient seinen Mund freiwillig<br />

öffnet. Ziel ist, durch individuelle, aufmerksame und vorsichtige Mundpflege<br />

dem sterbenden Menschen ein angenehmes Gefühl zu vermitteln.<br />

Durst gefühl wird vor allem durch Mundbefeuchtung gelindert.<br />

11.1 Xerostomie (Mundtrockenheit)<br />

11.1.1 Ursachen der Mundtrockenheit<br />

• Reduktion der Speichelsekretion: Strahlentherapie, Chirurg. Eingriffe im<br />

HNO-Bereich, Medikamentennebenwirkung,…<br />

• Schleimhauterosionen: Tumore, Tumorbehandlung, Immunsuppression<br />

• Lokale oder Systemische Dehydration<br />

• Depression, Coping Reaktionen, Angst und Schmerzen<br />

11.1.2 Symptome der Xerostomie<br />

• trockenes, mattes Aussehen der MSH<br />

• Durst, brennendes Gefühl, Ulcerationen, Schmerzen<br />

• Geschmackstörungen und Appetitverlust<br />

• Zäher Speichel<br />

• Atrophie der Zungenoberfläche, Rhagaden<br />

• Schwierigkeiten beim Sprechen und beim Schlucken<br />

11.1.3 Linderung der Xerostomie<br />

Allgemein gilt:<br />

• Mundpflege wenn nötig ein- bis zu zweistündlich durchführen<br />

• Fetthaltige Lösungen (Mandelöl, Sahne, Butter, Suppen,…) verdunsten<br />

nicht so schnell wie Flüssigkeiten und halten somit die Mundschleimhaut<br />

länger benetzt<br />

• Für einen besseren Geschmack des verwendeten Öls und bei Mundgeruch:<br />

1 Tropfen ätherisches Pfefferminzöl auf 1 Stamperl Öl (Mandel-, Olivenöl)<br />

• Spülungen mit physiologischer Kochsalzlösung oder Emser Sole führt zu<br />

einer besseren Benetzung der Schleimhaut durch Erhöhung der Schlagfrequenz<br />

der Flimmerepithelien<br />

• Beläge lösen sich gut mit kohlensäurehaltigen Getränken oder mit einem<br />

kleinen Stückchen einer Vit. C-Brausetablette (auf der Zunge zergehen<br />

lassen und dann ausspülen, bzw. mit der Zahnbürste entfernen)<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Untertitel 53


54 <strong>Palliative</strong><br />

<strong>Care</strong> Untertitel<br />

• keine Lemonglycerinswabs verwenden, da sie die Schleimhaut austrocknen.<br />

Lippenpflege mit Mandelöl<br />

• Die Raumluft befeuchten<br />

11.1.4 Möglichkeiten zum Anfeuchten des Mundes<br />

Wenn der Kranke noch schlucken kann:<br />

• häufiges trinken kleiner Schlucke<br />

• Ausspülen des Mundes mit Lieblingsgetränken (ev. mit Hilfe von Strohhalmen,<br />

Schnabelbecher, Löffel, Pipetten, Sprühfläschchen<br />

• 1/2 TL Mandelöl oder Olivenöl (ev. + Pfefferminzöl s. oben) im Mund verteilen<br />

und ausspucken oder schlucken<br />

• Stückchen Butter oder Schlagrahm auf die Zunge geben<br />

• Eiswürfel/ Stieleis aus verschiedenen Getränken (Harnmonovetten oder<br />

Milka-Herzen-Behälter eignen sich gut zum einfrieren!)<br />

• Kleine, ev. gefrorene Fruchtstückchen (z.B. Wassermelone) oder Speiseeis<br />

• zuckerfreien Kaugummi kauen<br />

Wenn Patienten nicht mehr bei Bewusstsein sind:<br />

• mit einer kleinen „Gesichtsmassage“ die Mundpflege beginnen, um die<br />

Speichel drüsen zu stimulieren. Gleichzeitig bereitet man so den Kranken<br />

auf die Mundpflege vor.<br />

• Mit Hilfe von dicken Watteträgern oder rosa Polygonswaps (erhältlich im<br />

Hospiz) eingetaucht in die Lieblingsgetränke des Kranken, oder Mandelöl,….<br />

etc. vorsichtig den Mund auswischen und befeuchten.<br />

• Anfeuchten mit verschiedenen Flüssigkeiten mittels Sprühfläschchen<br />

11.1.5 Pharmazeutische Produkte:<br />

• Glandomed ® Spülung<br />

• Synthetischer Speichel<br />

• bioXtra ® Produkte bei Mundtrockenheit (Mundspülung, Gel, Sprühgel,…)<br />

11.2 Zahnschutz<br />

Häufiges Zähneputzen, Mundspülungen (ev. mit Fluor) stimulieren die<br />

Speichel produktion und sind nötig als Kariesprophylaxe. Es sollten allerdings<br />

keine Produkte mit Alkohol verwendet werden.


11.3 Angepasste Diät<br />

Vermeiden von<br />

• harte und grobe Nahrungsmittel<br />

• scharfen, sauren, stark gewürzten Speisen und Alkohol<br />

• trockene Speisen (Bananen)<br />

• Milch, Kakao<br />

Da<strong>für</strong><br />

• Brot “tunken“,<br />

• zu den Speisen viel trinken,<br />

• wasserhältige Lebensmittel (Melone, Apfelmus, Suppen,...)<br />

• Kefir, Sauermilch, Joghurt<br />

• Fleisch, Teigwaren, Reis mit Sauce (Geschmacksverstärkung)<br />

• Speisen mit starkem Eigengeruch (Geschmack wird über die Nase wahrgenommen)<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Untertitel 55


56 <strong>Palliative</strong><br />

8 Juckreiz<br />

<strong>Care</strong> Untertitel<br />

Ein häufiges und sehr belastendes Symptom in der Palliativbetreuung.<br />

Ursachen:<br />

• Trockene Haut<br />

• Medikamentennebenwirkung: z.B. bei Morphinen<br />

• Paraneoplastisch<br />

• Urämie<br />

• Leberversagen<br />

Therapie lokal:<br />

• Excipial Lipolotion<br />

• Balneum Hermal<br />

• Gurkenmus (Salatgurke zerdrücken, Saft ablaufen lassen, auf Tupfer<br />

streichen und 1 Stunde als Wickel auflegen)<br />

• Fettsalbe (Ultrasicc/Ultrabas)<br />

• Phototherapie mit UVB Strahlen bei Urämie und Cholestase<br />

Therapie systemisch:<br />

• Antihistaminika: Fenistil ret. 4 mg, Aerius 5 mg<br />

• Mirtabene 15 mg/d (Urämie)<br />

• Seroxat 5 - 20 mg/d (paraneoplastisch):<br />

Mirtabene und Seroxat können auch kombiniert werden<br />

• Quantalan (cholestatisch) 3 x 1 Beutel<br />

• Naltrexon 50 - 100 mg/d KI<br />

bei bestehender Morphintherapie


9 Schluckauf (Singultus)<br />

Entstehung:<br />

Magenüberdehnung(N.vagus), Irritation des N. phrenicus durch Tumor infil tation<br />

führt zu spastischen Kontraktionen des Zwerchfells.<br />

Nicht medikamentöse Therapie:<br />

• Pfefferminztee<br />

• 2 TL Zucker essen<br />

• Eiswasser trinken<br />

Medikamentöse Therapie:<br />

• Baclofen (Lioresal) 5 - 10 mg/8 stündlich (muskelrelaxierend)<br />

• Metoclopramid (Paspertin) 10 - 20 mg/4 x tgl.<br />

• Haloperidol (Haldol) 5 - 10 mg p.o. oder subcutan (zentral wirksam)<br />

• Levomepromazin (Nozinan) 10 - 25 mg/8 stündlich<br />

• Midazolam (Dormicum) 10 - 50 mg/d<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Untertitel 57


58 <strong>Palliative</strong><br />

10.5 <strong>Palliative</strong> Sedierung<br />

<strong>Care</strong> Untertitel<br />

Form der Symptomkontrolle durch pharmakologische Reduktion des Bewusstseinsniveaus,<br />

wenn keine ausreichende Linderung durch andere Medikamente<br />

möglich und der Tod in den nächsten Tagen zu erwarten ist<br />

Häufigkeit: 1 - 3 %<br />

Wie erfolgt die Entscheidung?<br />

• Medikamente zur Symptomkontrolle führen nicht zur ausreichenden<br />

Linderung<br />

• Wunsch des Patienten, gemeinsame und kommunizierte Entscheidung<br />

Was ist das Ziel?<br />

• Intermittierend oder kontinuierlich?<br />

• leichte oder tiefe Sedierung<br />

• Dokumentation: Indikation, Therapieziel, sollte nachvollziehbar und verständ<br />

lich sein<br />

Medikamente<br />

Mittel der Wahl = Benzodiazepine mit kurzer HWZ, z.B. Midazolam<br />

Vorteile und Wirkung:<br />

anxiolytisch, entspannend, antikonvulsiv, zentral relaxierend, schlafanstossend<br />

antagonisierbar<br />

Substanzen:<br />

Midazolam (Dormicum ® ), 0,5mg/h s.c. oder i.v., evtl. über Pumpe<br />

Prinzipiell eignen sich alle sedierenden Medikamente.<br />

z.B. Lorazepam (Temesta ® ), i.v. oder sublingual<br />

Clonazepam (Rivotril ® ): i. v. besonders bei Angst oder Panik, stärker<br />

atemantriebshemmend<br />

Diazepam (Valium ® ) lange HWZ, i.v. und rektal<br />

Kombination mit Neuroleptika:<br />

Levomepromazin (Nozinan ® ), 2,5mg oder Prothipendyl (Dominal ® ), 40mg<br />

Praktisches Vorgehen:<br />

mit niedriger Dosis beginnen (z.B. mit 0,5 mg/h Midazolam beginnen)<br />

Dosisänderungen in Schritten von 25 - 50 %<br />

keine Dosiskorrektur beim Wechsel von s.c. auf i.v. nötig<br />

Flüssigkeitszufuhr situationsabhängig


Besondere Hinweise:<br />

Opioide eignen sich nicht zur palliativen Sedierung (Indikationen der Opioide<br />

in der Sterbephase: Schmerzen, Dyspnoe)<br />

Klare Abgrenzung gegen aktive Sterbehilfe (= Euthanasie)! Ziel der palliativen<br />

Sedierung ist die Symptomkontrolle, nicht der Tod.<br />

Ersetzt nicht die einfühlende Begleitung und Bearbeitung von Problemen bei<br />

psychosozialer und existentieller Not<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Untertitel 59


60 <strong>Palliative</strong><br />

10.2 Allgemeinmaßnahmen<br />

und medikamentöse Therapie in der Terminalphase<br />

nicht-onkologischer internistischer Erkrankungen<br />

<strong>Care</strong> Untertitel<br />

15.1 Kardiovaskuläre Erkrankungen<br />

Kardiovaskuläre Erkrankungen stehen in der Sterblichkeitsstatistik an erster<br />

Stelle. Kausale Therapien sind in der Terminalphase zwar nicht mehr möglich,<br />

durch eine medikamentöse Therapie können aber Symptome langfristig<br />

behandelt werden. Die Therapie soll daher aufgrund spezifischer und<br />

palliativer Ansatzpunkte auch bei fortgeschrittener Erkrankung entsprechend<br />

lange erfolgen.<br />

15.1.1 Akutes Herz- Kreislaufversagen<br />

Beim akuten Herz- Kreislaufversagen, das durch verschiedenen Mechanismen<br />

ausgelöst werden kann, ist ursächlich z.B. an ein Akutes Koronarsyndrom,<br />

Kammerflimmern, Elektrolytentgleisungen, ein akutes Linksherzversagen mit<br />

Lungenödem, ein akutes Rechtsherzversagen durch Pulmonalarterienembolie<br />

oder Perikarderguss oder auch an eine schwere Blutung oder Sepsis zu<br />

denken.<br />

Demgemäß kann die Symptomatik variieren.<br />

Bei den nun nötigen Maßnahmen sind verschiedene Szenarien möglich und<br />

verschiedene Gesichtspunkte zu berücksichtigen.<br />

Bei bekannter maligner Grunderkrankung wird man z.B. eine kardiale Dekompen<br />

sation symptomorientiert behandeln. Tritt ein akutes kardiales Ereignis<br />

unerwartet auf, oder auch bei bekannter kardialer Vorerkrankung, wird man<br />

grund sätzlich intensivmedizinische Maßnahmen einleiten.<br />

Entsprechende Maßnahmen sollten aber nur dann erfolgen, wenn sie dem<br />

Patienten wunsch entsprechen. Deshalb ist es wichtig, die Patienten und<br />

seine Angehörigen – wenn möglich – vorher aufzuklären und festzulegen,<br />

welche Maßnahmen noch getroffen werden sollen, (z.B. Aufnahme auf Intensiv<br />

station, da der verständigte Notarzt den Patienten meist nicht kennt und<br />

situations bedingt zum Handeln gezwungen ist. Gerade <strong>für</strong> diese Situation<br />

sollten in Absprache mit dem Hausarzt und anderen Behandlern eventuell<br />

Patientenverfügungen vorhanden sein.<br />

15.1.2 Chronische Herzinsuffizienz und Angina pectoris<br />

Terminale Herzerkrankung<br />

KHK und Hochdruck sind die häufigsten Ursachen der chronischen Herz in-<br />

suffi zienz und der Angina pectoris. Die Intensität der Beschwerden, die hier<br />

nicht im Detail erläutert werden, nimmt im Verlauf der Erkrankung zu und<br />

belas tet Betroffene und betreuende Angehörige; Todesangst gesellt sich<br />

dazu. Das Erstellen einer Prognose ist schwierig und sollte nur mit Vorsicht


geschehen. Palliativmedizinische Denkansätze, wie Selbstbestimmung,<br />

Therapiebeschränkung, symptomorientierte Therapie spielen in dieser Krankheits<br />

gruppe derzeit eine eher noch untergeordnete Rolle<br />

Kriterien einer terminalen Herzerkrankung sind eine Lebenserwartung unter 6<br />

Monaten, Herzinsuffizienz im Stadium NYHA IV, häufige Hospitalisierungen,<br />

schlechte Pumpfunktion, Hypotension und Verschlechterung der Nierenfunktion.<br />

Es ist eine Entscheidung zu fällen, wo behandelt werden soll/muss (zu hause,<br />

im Krankenhaus, im Hospiz. Als Hospitalisierungskriterien gelten allge mein<br />

eine Verschlechterung der klinischen Situation, Notwendigkeit einer intravenösen<br />

Therapie, ständige nächtliche Atemnot, hohe Diuretikadosen,<br />

massive Ödeme mit Spannungsblasen, symptomatische Hypotension und<br />

Arrhy th mien sowie Schmerzen trotz Therapie.<br />

Allgemeine Maßnahmen sind eine Beschränkung der Flüssigkeitszufuhr je<br />

nach Situation auf 500 -2000 ml/Tag, Kochsalzrestriktion (d.h. im wesentlichen<br />

kein Nachsalzen), häufige kleine Mahlzeiten und Beibehaltung der Mobilität,<br />

wenn nicht sogar leichter Bewegungsübungen.<br />

Viele medikamentöse Therapiemaßnahmen sind symptomorientiert, damit<br />

spezifisch und palliativ. Die medikamentöse Therapie sollte nebenwirkungsarm<br />

bis in fortgeschrittene Stadien erfolgen. Das Absetzen einiger aber auch aller<br />

Herzmittel muss nicht notwendigerweise zum Tod führen.<br />

.<br />

Die medikamentöse Therapie muss auf Patienten und Situation angepaßt<br />

sein. es soll mit niederen Dosen begonnen werden, die langsam zu steigern<br />

sind, auf Polypharmazie und Interaktionen ist besonders zu achten.<br />

Wesentliche Medikamente sind Diuretika, die Kurzatmigkeit und Ödeme<br />

bessern (Furosemid, Thiazide, Aldosteron-Antagonisten, Xipemid).<br />

ACE-Hemmer und/oder Angiotensinrezeptorblocker (ARB) sollen möglichst<br />

lange verabreicht werden; Betablocker haben bei der chronischen<br />

Herzinsuffizienz einen fixen Platz. Herzglykoside müssen kritisch eingesetzt<br />

werde, sie bessern Symptome und helfen Hospitalisierungen zu vermeiden.<br />

Eine Thromboembolieprophylaxe mit NMH wird bei zunehemder Immobilität<br />

wichtig solange der Patient bei Bewusstsein ist.<br />

Mit fortschreitender Erkrankung sollte mit Patienten und Angehörigen über<br />

eine CPR, Intubation und Beatmung, intensivmedizinische Maßnahmen, aber<br />

auch über mögliche neurologischen Folgeschäden nach einer erfolgreichen<br />

CPR gesprochen werden. Dies ist <strong>für</strong> alle Betroffenen eine schwierige<br />

Fragestellung bzw. Entscheidung. Herzpatienten wollen eher wiederbelebt<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Untertitel 61


62 <strong>Palliative</strong><br />

Cave:<br />

<strong>Care</strong> Untertitel<br />

werden als Tumorkranke. Eindeutige Gründe <strong>für</strong> eine DNR-Order sind<br />

Patienten wunsch, eine aussichtslose CRP oder eine Situation, in der durch<br />

eine erfolgreiche CPR weder Leben noch Lebensqualität verbessert werden.<br />

Eine DNR-Order impliziert auf keinen Fall therapeutisch-pflegerischen Nihilismus<br />

und kann auch wieder geändert werden.<br />

Bezüglich Therapiebegrenzung bzw. -beendigung an Intensivstationen sei<br />

auf ein Konsensupapier der Intensivmedizinischen Fachgesellschaften Österreichs<br />

verwiesen.<br />

15.1.3 Therapiemaßnahmen bei Atemnot<br />

Sauerstoff 2-4 l/min<br />

Ventilator, offenes Fenster, Lagerung (Oberkörper erhöht, Beine tief)<br />

Ruhe bewahren, Patienten nicht alleine lassen<br />

Furosemid 40-80 mg iv<br />

Nitrospray 1-2 Hübe, wenn Blutdruck > 110 mmHg systolisch<br />

Dyspnoe kann Symptom einer koronaren Ischämie sein<br />

Morphin 5 - 10 mg p.o, 2,5 - 5 mg sc. oder i.v., Steigerung bis Symptome<br />

kontrolliert sind<br />

Lorazepam (Tavor expidet/Temesta) 1,0 - 2,5 mg sublingual oder p.o.<br />

Diazepam (Valium), 5 - 10 mg p.o, oder langsam, iv, supp<br />

Midazolam (Dormicum) 2,5 - 5 mg sc oder i.v.<br />

Bei Bronchospasmus<br />

Inhalativ: Sultanol 1-2 Hübe, Symbicort 1-2 Hübe, xxx<br />

Subcutan. Bricanyl 0,25 - 0,5 mg<br />

Theophyllin 300 mg Kurzinfusion, 30 min, cave: Interaktionen<br />

Methylprendisolon (Solu-DAcortin): 100-250 mg i.v.<br />

15.1.4 Therapiemaßnahmen bei Schwindel und Benommenheit<br />

Nach den Ursachen suchen<br />

Orthostatische Hypotonie?<br />

Medikation überprüfen, eventuell Dosis reduzieren<br />

(Diuretica, Betablocker, Hochdruckmedikamente)<br />

Rhythmusstörungen ausschließen<br />

Patienten beruhigen und unterstützen<br />

Sturzprophylaxe durchführen


15.1.5 Therapiemaßnahmen bei Muskelschwund / Müdigkeit<br />

Physiotherapie<br />

Übungstherapie aktiv / passiv<br />

Diät und Energiezufuhr überprüfen<br />

Diätberatung, Wunschkost, Zusatznahrung erwägen<br />

Medikation überprüfen<br />

Betablocker evtl absetzen<br />

15.1.6 Therapiemaßnahmen bei Übelkeit / Anorexie / Geschmacksstörung<br />

Labor: Nieren- und Leberwerte ?<br />

Medikation überprüfen<br />

Diät und Energiezufuhr überprüfen<br />

Häufige kleine Mahlzeiten, Zusatznahrung<br />

Weiche, feuchte, fruchtig-frische Nahrung,<br />

Zufuhr fettlöslicher Vitamine<br />

Appetit anregen: Etwas Alkohol, Steroide (Fortecortin 2 - 4 mg/Tag), Anabolika<br />

Antiemetica (Metoclopramid), Prokinetika (Domperidon)<br />

15.1.7 Therapiemaßnahmen bei Depression und Angst<br />

Kognitiven und psychischen Zustand laufend überprüfen<br />

Benzodiazepine oder Morphium abends bessern nächtliche Angst<br />

Lorazepam (Temesta) 1,0 - 7,5 mg/d oder Tranxillium 5 - 20 mg/Tag<br />

Morphin 5 - 10 mg p.o., 2,5 - 5,0 mg s.c.<br />

Antidepressive Therapie je nach Symptomatik<br />

Saroten 25 mg abends, Mirtazepin (Mirtabene 15 - 30) mg abends<br />

Paroxetin (Seroxat)<br />

Kardiovaskuläre Nebenwirkungen<br />

Entspannungsübungen, Bewegung<br />

Patienten zureden, bestärken, trösten...<br />

15.1.8 Schmerztherapie<br />

Grundsätzlich nach dem WHO-Stufenschema<br />

NSAR können Herzinsuffizienz auslösen und verschlechtern<br />

Opioide großzügig verabreichen, siehe oben<br />

Bei Angina pectoris: Antianginöse Therapie optimieren<br />

Lang wirksame, retardierte Nitropräparate<br />

Monoket 50 mg, Nitroderm 5 - 10 mg TTS, Dancor 2 x 10 - 20 mg, Betablocker,<br />

z.B. Bisoprolol 1,25 - 10 mg/Tag<br />

Cave<br />

Cave<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Untertitel 63


64 <strong>Palliative</strong><br />

<strong>Care</strong> Untertitel<br />

Nicht-pharmakologische Maßnahmen<br />

Entspannungsübungen, Wärme, TENS<br />

Empathie entgegenbringen<br />

15.2 Terminale Nierenerkrankung / Niereninsuffizienz<br />

Die terminale Niereninsuffizienz aufgrund verschiedener Krankheitsentitäten<br />

stellt einen irreversiblen Zustand dar. Mit der therapeutischen Option eines<br />

Nierenersatztherape (Dialyse) entwickelt sich eine besondere Ent scheidungs<br />

problematik: Sowohl der Beginn einer Nierenersatztherapie, als auch<br />

deren Beendigung (Therapieabbruch) müssen gut begründet sein. Die Entscheidung,<br />

eine mitunter Jahre angewandte Dialysetherapie zu beenden, ist<br />

schwieriger, als sie nicht zu beginnen.<br />

Die Dialyse ist ein sehr aufwändiges therapeutisches Verfahren, das <strong>für</strong> die<br />

Kranken neben „burden of diesease“ auch „burden of disease and treatment“<br />

bedeutet.<br />

Argumente <strong>für</strong> eine palliative Behandlung der terminalen Nieren erkran-<br />

kung, also die Nierenersatztherapie nicht mehr zu beginnen sind:<br />

• Terminale Lungen-, Herz- oder Lebererkrankung<br />

• ältere PatientInnen mit Multiorganversagen<br />

• schwer kranke PatientInenn an der ICU, bei denen nach 3 Tagen kein<br />

Therapiefortschritt zu erkennen ist<br />

• schwere dementielle Erkrankung<br />

• Unmöglichkeit der Kooperation / Verständnis <strong>für</strong> die Therapiemaßnahmen<br />

• permanente Bewusstlosigkeit<br />

• Notwendigkeit der Sedierung zur Therapie<br />

• schwerste, nicht kontrollierbare Schmerzen, die durch eine NET prolongiert<br />

werden<br />

• fortgeschrittene maligne Erkrankungen (Ausnahme: Multiples Myelom)<br />

Grundsätzlich ist ein Therapieverzicht eine schwierige Entscheidung, die nur<br />

nach ausreichender Aufklärung und Diskussion der Situation erfolgen soll.<br />

Der Wunsch des Patienten ist die Grundlage der Entscheidung, wobei aber<br />

Familienmitglieder, Ärzte- und Pflegeteam eingebunden werden sollen. Für<br />

die Lebensqualiät der Patienten, bei denen eine NET nicht mehr begonnen<br />

wird, ist die Betreuung durch ein Team, das mit den Symptomen der Urämie<br />

vertraut ist, wesentlich.


Zum Dialyseabbruch, also der Beendigung einer mitunter schon lange praktizierten<br />

Therapie, gibt es aus Österreich keine Zahlen. Der Wunsch dazu kann<br />

von Patienten, Angehörigen oder vom Behandlungsteam kommen. Dieser<br />

Behandlungsschritt ist zu diskutieren, wenn sich die klinische Situation ändert<br />

(siehe oben: Argumente gegen einen Beginn), wenn sich der Allgemeinzustand<br />

dramatisch verschlechtert ohne Aussicht auf Besserung, wenn es<br />

zur Kachexie kommt, oder wenn ein schweres medizinisches Ereignis auftritt<br />

(z.B. Apoplex).<br />

Nach Abbruch der Dialyse sind die klinischen Ereignisse relativ vorherseh<br />

bar. Der Tod tritt nach ca. nach ca. 8 - 12 Tagen ein. Mögliche Urämiesymptome<br />

sind Luftnot durch Wasserretention und Lungenstauung,<br />

Agitation, Übelkeit, Singultus, Restless Legs Syndrom, Myoklonismen,<br />

Schmerzen, Delirium, epileptische Anfälle. Nach zunehmender Müdigkeit und<br />

Bewußtseinseinschränkung bis zum Koma tritt Herzstillstand durch Hyperkalämie<br />

ein.<br />

Ziel der palliativen Therapie: Tod in der Urämie ohne Schmerzen, Luftnot,<br />

Krämpfe oder Angst<br />

15.2.1 Maßnahmen nach Dialyseabbruch<br />

Regelmäßige Mund-, Lippen- und Körperpflege, Dekubitusprophylaxe<br />

Diät liberalisieren<br />

Flüssigkeitsbilanz genau beachten<br />

Blutabnahmen einschränken / beenden<br />

15.2.2 Schmerztherapie<br />

Morphin kurzfristig verabreichen / Dosis adaptieren:<br />

Metaboliten kumulieren und können Hyperalgesie, Myklonien, Übelkeit und<br />

Atemdepression hervorrufen<br />

Alternativen:<br />

Hydromorphon (Hydal), Fentanyl (Durogesic),<br />

Buprenorphin (Temgesic, Transtec)<br />

Oxycodon (OxyContin)<br />

Bei Delirium, Agitation, Übelkeit:<br />

Haloperidol (Haldol)<br />

Restless Legs - Syndrom und Myoklonismen:<br />

Clonazepam (Rivotril), Lorazepam (Temesta)<br />

Cave<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Untertitel 65


66 <strong>Palliative</strong><br />

<strong>Care</strong> Untertitel<br />

Epileptische Anfälle:<br />

Phenytoin (Epanutin), Lorazepam (Temesta)<br />

15.3 Terminale Lebererkrankung / Leberversagen<br />

Chronisches progredientes Leberversagen tritt als Folge ganz verschiedener<br />

Erkrankungen auf und ist irreversibel. Sieht man von der Lebertransplantation<br />

und nur kurzfristig anwendbarer apparativ-technischer Verfahren ab, tritt ein<br />

unheilbarer Zustand ein.<br />

Es kommt zu Kachexie, Ödembildung und Aszites, Ösophagus – und Fundus<br />

varizen mit Blutungsgefahr, Einschränkungen der Syntheseleistung (Hyp -<br />

al bu min ämie, Gerinnungsstörungen), Ikterus (und quälendem Juckreiz bei<br />

Cholestase), Stoffwechselentgleisungen, hepatorenalem Syndrom, hepa tischer<br />

Enzephalopathie mit zunehemender Eintrübung und Tremor. Im Allgemei<br />

nen ist der Leidensdruck <strong>für</strong> die Kranken bei fortschreitender Enzepha lopathie<br />

eher gering.<br />

Vorbereitende Gespräche mit dem Patienten und den Angehörigen sind<br />

wichtig, weil gerade bei Blutungskomplikationen grundsätzlich invasive endoskopische<br />

Maßnahmen je nach Zustand abzuwägen sind.Es ist zu berücksichtigen,<br />

dass die Enzephalopathie das Urteilsvermögen häufig einschränkt.<br />

Eine einfache symptomatische Therapie (Diät, Diuretica, Laxantien, PPI) kann<br />

meist lange, auch bei fortgeschrittener Erkrankung durchgeführt werden. Auf<br />

Polypharmazie muss verzichtet werden, im Besonderen ist der Nutzen von<br />

„Lebertherapeutica“ nicht erwiesen. Alkoholverbot in dieser Situation ist nicht<br />

sinnvoll, weil die Prognose nicht mehr beeinflussbar ist.<br />

15.3.1 Therapiemaßnahmen bei Ödembildung und Aszites<br />

Ziel: Linderung von abdominellem Spannungsgefühl und Dyspnoe<br />

Gewichtsabnahme von ca. 500 g/ Tag anstreben<br />

Bettruhe, Oberkörper leicht erhöht<br />

Kochsalzrestriktion, Flüssigkeitsbilanz, -restriktion<br />

Diuretica<br />

Furosemid (Lasix) 40 - 120mg oral, bzw. i.v.<br />

Spironolacton (Aldactone) 50 - 100 mg / Tag, maximal 400 mg/Tag<br />

Morphin niedrig dosiert bei Spannungsschmerzen<br />

Aszitespunktion


15.3.2 Therapiemaßnahmen bei Varizenblutung<br />

Endoskopie mit Intervention zur Blutstillung (grundsätzlich vorher klären, ob<br />

dies erwünscht ist)<br />

Protonenpumpenhemmer intravenös hochdosiert, z.B. Omeprazol im Perfusor<br />

120 mg/24 Stunden<br />

Ausreichende Sedierung mit niedrig dosierten Benzodiazepinen<br />

Patienten nicht alleine lassen<br />

Selbst kleine Blutmengen können <strong>für</strong> Patienten und Angehörige bedrohlich<br />

sein und Angst machen<br />

Dunkle Bettwäsche und Handtücher<br />

15.3.3 Juckreiz durch cholestatischen ikterus<br />

Juckreiz zählt zu den schwer behandelbaren Symptomen in der Palliativmedizin<br />

Invasive Therapie:<br />

• Stentimplantation <strong>für</strong> den Gallenabfluss<br />

Nicht medikamentöse Therapie:<br />

• Kühle Räume<br />

• Baumwollkleidung<br />

• Hautpflege<br />

• Austrocknung der Haut verhindern, rückfettende Hautcremes, Ölbäder<br />

• kurzfristig lokal steroidhältige Creme<br />

• Therapieversuch mit UVB-Strahlen<br />

• oder Dosierte Sonnenexposition<br />

Medikamentös:<br />

• Naltrexon 2 x 12,5 mg, Steigerung nach 3 - 5 Tagen auf 2 x 25 mg, effektive<br />

Dosis 50 - 300 mg<br />

• Kontraindiziert bei laufender Opiodttherapie, weil Naltrexon ein Opioidantagonist<br />

ist!!!<br />

• Paroxetin /Seroxat) 5 - 20 mg<br />

• Methyltestosteron 25 mg,<br />

• Rifampicin 75 - 300 mg/d<br />

• Danazol 200 mg 1 - 3/d (wirkt erst nach 5 Tagen)<br />

• Nächtliche Sedierung<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Untertitel 67


68 <strong>Palliative</strong><br />

<strong>Care</strong> Untertitel<br />

15.4 Der schwerkranke polymorbide alte Mensch<br />

Alter und Multimorbidität können ein Abbau-Syndrom hervorrufen. In sozialer<br />

Hinsicht bedeutet dies den „Pflegefall“ unterschiedlicher Ausprägung. Spezifische<br />

Therapiemaßnahmen bestehen meistens nicht, eingetretene Defekte<br />

oder Defizite lassen sich nicht mehr beheben. Sorgfältige prophylaktische<br />

Maß nahmen können den Krankheitsverlauf verlangsamen.<br />

Der Zustand ist im wesentlichen charakterisiert durch die<br />

• Einschränkung kognitiver Funktionen (Vergesslichkeit, Orientierungsverlust,<br />

Kritiklosigkeit, Unruhe, bis zur Demenz),<br />

• Verschlechterung vitaler Organfunktionen (kardial, pulmonal, renal,<br />

vaskulär, neurologisch),<br />

• Kontrollverluste hinsichtlich Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme, sowie<br />

Harn- und Stuhlausscheidung,<br />

• sowie Verlust sozialer Bezüge.<br />

Darüberhinaus schließt der Begriff Polymorbidität auch Immobilität, Sturzneigung,<br />

Dekubitalulzera, Depression und Angststörungen, Schmerz syndrome,<br />

Seh- und Hörstörungen, Medikationsprobleme sowie ein hohes<br />

Kompli kationsrisiko bei Traumata und medizinischen Maßnahmen ein.<br />

<strong>Palliative</strong>s Therapieziel muss ein möglichst schmerzfreier oder -armer Zustand<br />

<strong>für</strong> die Betroffenen sein, die Kranken dürfen ihr Leiden nicht spüren. Soziale<br />

Kontakte, Nähe, Zuwendung und Berührung sollen dem Kranken zukommen,<br />

auch wenn Bewusstsein und Vigilanz eingeschränkt sind. Die nötigen therapeu<br />

tischen Maßnahmen finden sie bei den jeweiligen Symptomen (Dyspnoe,<br />

Schmerzen, Unruhe, Angst, gastrointestinale Beschwerden, Pruritus,<br />

Hauttrockenheit…)<br />

Neben der Behandlung des Kranken wird in dieser Phase die Betreuung der<br />

Angehörigen zunehmend wichtiger, wobei die Teamarbeit entscheidend ist.<br />

Der aktuelle Wille des Patienten ist vom Patienten selber meist nicht mehr zu<br />

erfragen. Es gilt daher nachzuforschen, ob der Kranke zu besseren Zeiten<br />

Wünsche und Vorstellungen geäußert hat (mutmaßlicher Patientenwille),<br />

oder ob eine Patientenverfügung oder Vorsorgevollmacht vorliegt. Der Arzt<br />

muss im Interesse des Patienten handeln, alle Entscheidungen müssen<br />

abgewogen und begründet sein. Dies gilt auch <strong>für</strong> die Einweisung in eine<br />

Institution (Spital, Hospiz).<br />

Wenn sich abzeichnet, das eine bewusste, vom Patienten wahrgenommene<br />

Lebensqualität nicht mehr zu erzielen ist, soll über Beginn und Beendigung


lebenserhaltender Maßnahmen diskutiert werden (z.B. Gabe von Antibiotika,<br />

Intervention bei gastrointestinaler Blutung). Emotional leichter kann es sein,<br />

lebensverlängernde Therapieschritte erst gar nicht zu beginnen, als sie<br />

absetzen zu müssen, ethisch gesehen besteht kein Unterschied. (Withholding,<br />

Withdrawing)<br />

Medizinische Maßnahmen wie Blutabnahmen und apparative Untersuchungen<br />

sind im Hinblick auf den Zustand und den Nutzen <strong>für</strong> den Patienten<br />

zurückhaltend zu indizieren, dies gilt auch <strong>für</strong> die künstliche Ernährung und<br />

im besonderen <strong>für</strong> die Flüssigkeitszufuhr.<br />

„Weniger ist mehr“<br />

15.5 Pulmonale Erkrankungen<br />

15.5.1 Einleitung<br />

Endstadien einer pulmonalen Erkrankungen stellen häufig einen langen<br />

Leidensweg mit zahlreichen belastenden Symptomen.<br />

Hauptsächliche Grunderkrankungen sind:<br />

• Asthma bronchiale<br />

• COPD (Chronisch obstruktive Lungenerkrankung)<br />

• Rezidivierende Lungenembolien<br />

• Lungenfibrose<br />

• Neuromuskuläre Erkrankungen<br />

15.5.2 Symptomenkomplex<br />

Unabhängig von der Grunderkrankung (siehe 4.2. Respiratorische Symptome)<br />

• Schwere Dyspnoe in Ruhe und bei geringster Belastung<br />

• Panikartige Atemnot<br />

• Bewusstseinsstörung durch O2 Mangel oder CO2 Anstieg<br />

• Quälender Husten und Verschleimung<br />

15.5.3 Palliativansatz<br />

Prognostische Aussagen sind schwierig. Auch bei ungünstiger Ausgangslage<br />

kann ein pulmonales Versagen reversibel sein.<br />

Patienten früh informieren und klären, ob bei einer akuten Dekompensation<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Untertitel 69


70 <strong>Palliative</strong><br />

<strong>Care</strong> Untertitel<br />

Intensivtherapie und Intubation (Tracheostomie) sinnvoll und gewünscht!<br />

Angehörige in den Entscheidungsprozess einbeziehen<br />

<strong>Palliative</strong> und spezifische Massnahmen sind oft identisch:<br />

• Basistherapie (Bronchospasmolyse und Steroide)<br />

• Anxiolyse<br />

• O Therapie<br />

2<br />

• NIV: Nicht invasive Beatmung<br />

• Invasive Beatmung, häufig Tracheostoma notwendig!<br />

• Im Akutfall hat eine ausreichende Sedierung Priorität!<br />

15.5.4 <strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> am Beispiel der COPD<br />

Inzidenz zunehmend, weltweit 600 Mio COPD Patienten, Erkrankung progredient<br />

und unheilbar. 6.häufigste Todesursache.<br />

Prognose schwierig, da wechselhafter Verlauf (stabile Phasen und Exazer ba-<br />

tionen) – wann soll palliative care beginnen?<br />

Stadieneinteilung: nach GOLD<br />

(Global Initiative for chronic obstructive lung disease: I – IV<br />

FEV1 (Einsekundenkapazität) < 30%vom Sollwert im Stad IV<br />

Eingeschränkte Oxigenierung – Cor pulm chron – im Stad IV<br />

Exacerbation:<br />

Verschlechterung der Symptomatik<br />

Kardinalsymptome: Dyspnoe, Zunahme des Sputumvolumens und Purulenz<br />

Verbunden mit der quälenden Atemnot treten massiven Einschränkungen der<br />

Lebensqualität, Unruhe, Angst und Depression auf.<br />

Studien zeigen, dass bis zu 90% der COPD Patienten an klinisch relevanter<br />

Angst und /oder Depression leiden, im Vergleich zu ca. 50% der Patienten mit<br />

Bronchuscarcinom. Nur ein geringer Anteil beider Gruppen wird diesbezüglich<br />

entsprechend behandelt.<br />

Therapie von Atemnot und Angst:<br />

Symptomkontrolle mit Morphinen und Benzodiazepinen (siehe 4.2.)<br />

<strong>Palliative</strong> Sedierung mit Dormicum (siehe 4.9.)


Patienten und Angehörige wissen häufig nicht um den lebensbedrohlichen<br />

Charakter der Erkrankung.<br />

Rezente internationale Studien belegen, dass viele Patienten und Angehörige<br />

über einen Mangel an Information klagen.<br />

Entscheidende therapeutische Schritte gehören gemeinsam besprochen und<br />

geplant.<br />

So kann die Erstellung einer Patientenverfügung <strong>für</strong> Patienten, die z.B. eine<br />

invasive Beatmung ablehnen, eine Erleichterung bedeuten und bei Ver -<br />

schlech terung der Erkrankung Unklarheiten bezüglich der Therapie begrenzung<br />

vermindern.<br />

Die Behandlung sollte von einer krankheitszentrierten zu einer personen zentrierten<br />

Therapie fokusiert werden.<br />

<strong>Palliative</strong> care is extending traditional boundaries to encompass more patients<br />

with advanced COPD. ( Rocker et al, <strong>Palliative</strong> Medicine 2007)<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Untertitel 71


72 <strong>Palliative</strong><br />

10.1 Die Betreuung des<br />

sterbenden Menschen<br />

in den letzten Tage und Stunden<br />

<strong>Care</strong> Untertitel<br />

16.1 Betreuungs- und Behandlungsziel<br />

Wohlbefinden fördern, Leiden lindern, die Angehörigen unterstützen und entlasten,<br />

die Einstellung auf den bevorstehenden Tod ermöglichen<br />

Voraussetzung: Die Betreuenden sind sich einig, dass die Sterbephase<br />

einge setzt hat. Diese Einschätzung sollte bei einem längeren Sterbeprozess<br />

über prüft werden.<br />

Welche körperliche Situation liegt vor?<br />

Symptome (Schmerzen, Atemnot, Übelkeit, Erbrechen, Obstipation, Verwirrtheit,<br />

Unruhe, bronchiale Sekretion, andere Probleme) und Mobilität.<br />

Wie ist die Bewusstseinslage?<br />

Kann der Patient noch schlucken?<br />

Wie erfolgt die Harn- und Stuhlausscheidung?<br />

16.2 Aktuelle Medikation überprüfen und nicht unbedingt notwendige<br />

Medikamente absetzen<br />

Verschiedene Stufen des Absetzens von Maßnahmen und Medikamenten:<br />

Stufe I: Aktuelle Therapie wird fortgesetzt, keine weiteren Maßnahmen<br />

mehr zusätzlich<br />

Beispiel: Fortsetzung der Antibiotischen Therapie, keine Untersuchun<br />

gen mehr, kein Wechsel des Antibiotikums<br />

Stufe II: Fortsetzung der aktuellen Therapie, Absetzen, wenn sie nicht nützt.<br />

Beispiel: Fortsetzung der Antibiotischen Therapie, Absetzen, wenn<br />

kein klinischer Nutzen<br />

Stufe III: Absetzen aller Medikamente, die nicht spezifisch sind zur Kontrolle<br />

der vorliegenden Symptome.<br />

Beispiel: Antihypertensiva, Antidiabetika absetzen.<br />

Stufe IV: Beschränkung auf Maßnahmen, die das Wohlbefinden fördern.<br />

Beispiel: Keine Interventionen mehr


16.3 Symptomkontrolle, Vorsorge <strong>für</strong> das Auftreten von Symptomen<br />

Die häufigsten Symptome in den letzten 24 Stunden: Schmerzen, Atemnot,<br />

Unruhe, Rasseln<br />

Seltener: Übelkeit/Erbrechen, epileptische Anfälle<br />

Schmerzen:<br />

Ist die Resorption der Analgetika gewährleistet?<br />

Wie kann die gewohnte Dosis auch beim bewusstlosen Patienten weiterhin<br />

verabreicht werden?<br />

Für Schmerzen planen:<br />

Morphin 2,5 mg 4-stündlich oder 1/6 der Tagesdosis subkutan<br />

Bei opioidnaiven Patienten: 5mg Vendal oral oder 2,5 mg Vendal parenteral,<br />

titrierend bis Schmerzlinderung/Schmerzfreiheit<br />

Bei Patienten, die bereits Opiode einnehmen: Dosissteigerung um 1/3 - 1/2<br />

Nicht in den letzten Stunden mit Pflaster beginnen (Resorption)<br />

Übelkeit:<br />

Metoclopramid (Paspertin 10 - 20mg s.c.) oder Haloperidol(1,25 mg - 2,5 mg)<br />

oder Levomepromazin (Nozinan 1,25 - 5 mg s.c.)<br />

• Unruhe: behebbare Ursachen beseitigen (Medikamente, volle Blase, Obstipa<br />

tion, Hypercalcämie)<br />

• Schmerzen? Schmerzmittel erhöhen (auch „vorsichtshalber“)<br />

• Opioide können Unruhe verstärken<br />

• Medikamentös: Neuroleptika und Benzodiazepine<br />

Medikament Indikation Dosierung 1 x pro Tag<br />

Lorazepam<br />

z.B. Temesta ® , Temesta expidet ® Angst, Atemnot 1,25 mg sublingual nach Klinik<br />

Midazolam<br />

z.B. Dormicum ®<br />

motorische Unruhe;<br />

Myoklonien; gut steuerbar<br />

1 - 2,5 - 5 mg s.c.<br />

10 - 60 mg sc.<br />

(bis 120 mg s.c)<br />

Levomepromazin, Nozinan ® Delir, Schlaflosigkeit 1 - 5 - 10 mg 4-stdl. nach Klinik<br />

Haloperidol<br />

Haldol ® Halluzinationen, Paranoia 2,5 - 5 mg<br />

Mehrmals 5 mg<br />

s.c./i.v./oral<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Untertitel 73


74 <strong>Palliative</strong><br />

<strong>Care</strong> Untertitel<br />

Respiratorische Symptome<br />

Atemnot:<br />

Opiode <strong>für</strong> Dyspnoe( 2,5 mg bis 5 mg 4-stündlich), Benzodiazepine gegen<br />

Angst und Tachypnoe (1 - 5 mg Dormicum s.c.)<br />

Respiratorische Sekretion:<br />

• Husten- und Schluckreflex lassen nach, deshalb sammeln sich Speichel<br />

und Bronchialsekrete im Pharynx und in der Luftröhre<br />

• störend vor allem <strong>für</strong> die Umgebung<br />

• Umlagern (Halbseitenlage)<br />

• Medikamente: Buscopan ® 20 mg s.c. bis 4 x täglich, Transcop ® -Pflaster,<br />

Robinul ® 4 x 10 mg<br />

• Absaugen bringt meist keine Erleichterung<br />

• Erklärung <strong>für</strong> die Angehörigen<br />

Alle angegebenen Medikamente können subkutan verabreicht werden:<br />

Subkutane Leitungen (Butterfly-Nadeln) sollten in der Sterbephase stammnah<br />

gelegt werden (subklavikulär,am Bauch), können unter Beobachtung über<br />

mehrere Tage liegen bleiben.<br />

Wieviel Flüssigkeit braucht ein sterbender Mensch?<br />

Gegen Durst und Unruhe kann ein zeitbegrenzter Versuch mit parenteraler<br />

(intravenös uder subkutan) Flüssigkeitszufuhr sinnvoll sein. Wenn ein<br />

sterbender Mensch unbelastet wirkt, braucht er keine zusätzliche Flüssigkeit.<br />

500 ml NaCl 0,9% sind im Zweifelsfall nicht belastend.<br />

16.4 Grundsätzliches zur Pflege in der Sterbephase<br />

• Körperpflege: kann eine gr. Belastung darstellen; eventuell in Etappen bzw.<br />

Teilwäsche durchführen (v. a. auf Wohlbefinden achten); evtl. vorher in<br />

ange messenem Zeitabstand Schmerzmittel verabreichen (auch vor Lagewechsel)<br />

• Essen: kleine Portionen anbieten; akzeptieren, wenn jemand nicht (mehr)<br />

essen möchte; „Genuss geht vor Ernährungswert“<br />

• Dekubitus: v. a. durch Antidekubitus-Matratzen o. ä. können die Abstände<br />

der Lagewechsel deutlich verlängert werden; Mikrolagerungen (Polster<br />

unter die Matratze schieben – schonend <strong>für</strong> den Sterbenden)<br />

• Obstipationsprophylaxe: Sinnhaftigkeit der Obstipationsprophylaxe täglich<br />

prüfen; kann in den letzten Lebenstagen unnötig belasten


• Wohlbefinden: jede Maßnahme sollte nach Möglichkeit der Steigerung des<br />

Wohlbefindens dienen bzw. es so wenig wie möglich beeinflussen<br />

• Mundpflege/Trinken: verminderte Flüssigkeitsaufnahme normal; kann durch<br />

weniger Sekret- und Ödembildung sowie zur Organentlastung von Vorteil<br />

sein; Durst durch regelmäßige Mundpflege lindern; akzeptieren, wenn der<br />

Sterbende seinen Mund nicht öffnet; Vorsicht: „zu viel“ Flüssigkeit bei der<br />

Mundpflege kann Rasseln verstärken bzw. bei Schluckstörungen Aspiration<br />

zur Folge haben<br />

• Ruhe vermitteln/Ruhe geben: dem Sterbenden sowie auch Angehörigen<br />

wird durch ruhiges Auftreten Sicherheit vermittelt; auf eigenen Atemrhytmus<br />

achten; dem Sterbenden Ruhephasen ermöglichen (mit und ohne<br />

Angehörige)<br />

• Autonomie des Sterbenden bewahren (wenn sich der Sterbende nicht mehr<br />

äußern kann, sollten durchgeführte Handlungen seinem mutmaßlichem<br />

Willen entsprechen<br />

• Angehörige unterstützen (lassen): Angehörige miteinbeziehen; Verständnis<br />

<strong>für</strong> ihre Situation zeigen; Zuhören<br />

Leitsatz<br />

Nützt dem Sterbenden meine Handlung wirklich? Trägt meine Tat zum<br />

Wohlbefinden des Sterbenden teil, oder handle ich nach dem Gefühl,<br />

unbedingt (noch) etwas tun zu müssen? Will ich mein Gewissen beruhigen?<br />

Mache ich es den Angehörigen zuliebe? Ist meine Erwartungshaltung realistisch?<br />

Nur wenn die Tat dem Sterbenden wirklich zugute kommt, sollte sie<br />

auch durchgeführt werden!<br />

Psychosozial<br />

Sind sich der Patient und die Familie der Situation bewusst?<br />

Sind das Ziel und der Betreuungsplan besprochen?<br />

Gibt es jemanden, der/die besonders belastet ist?<br />

Wer soll informiert werden, wenn der Tod absehbar ist?<br />

Kommunikationsthemen<br />

• Täglich das Gespräch mit den Angehörigen suchen<br />

• Einschätzung mit dem Patienten und der Familie teilen und Einsicht<br />

vermitteln<br />

• Über den wahrscheinlichen Verlauf und die verbleibende Lebenszeit<br />

angemessen kommunizieren<br />

• Sicherheit vermitteln, dass Symptome behandelt werden und den<br />

Behandlungsplan vermitteln<br />

• Anstehende Fragen rechtzeitig ansprechen<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Untertitel 75


76 <strong>Palliative</strong><br />

<strong>Care</strong> Untertitel<br />

• Nicht-Wissen eingestehen<br />

• Über Ernährung und Flüssigkeit reden<br />

• Über die Bewusstseinlage und evtl. auftretende Unruhe reden<br />

Manchen Situationen ist das Schweigen mehr als das Reden angemessen.<br />

Religiöse Bedürfnisse<br />

Sind die religiösen Bedürfnisse des Patienten und seiner Angehörigen erfasst?<br />

16.5 Vorschlag <strong>für</strong> ein „Notfallset“<br />

A) Morphin<br />

B) Midazolam (Dormicum ® )<br />

zur Muskelrelaxation:<br />

Einzeldosis 2,5 mg s.c., Anfangsdosis pro 24h s.c. 10 mg<br />

zur Sedierung:<br />

Einzeldosis 2,5 bis 10 mg sc., Anfangsdosis pro 24h s.c. 30 mg<br />

als Antikonvulsivum:<br />

Einzeldosis 10 mg s.c., Anfangsdosis pro 24h s.c. 30mg<br />

C) Lorazepam (Temesta ® )<br />

Als Expidet-Plättchen in Stärke 2,5 mg sublingual<br />

verwendbar wie Midazolam, besonders gut bei Panikattacken (Anxiolyse),<br />

1,25 - 2,5 mg<br />

D) Haloperidol<br />

E) Butylscopolamin<br />

16.6 Subkutane Gabe von Medikamenten<br />

(Auswahl: häufig in der Palliativmedizin)<br />

Indikation Generikum Dosis/24h Dosis/ Einzelinjektion<br />

Schmerzen Morphin 1/3 der oralen Dosis 1/6 der Tagesdosis (4-stündlich)<br />

Atemnot Morphin bis Symptomkontrolle 2,5 mg bei Opioidnaiven Pat.<br />

Unruhe Haloperidol<br />

Midazolam<br />

Übelkeit/<br />

Erbrechen<br />

Metoclopramid,<br />

Haloperidol,<br />

Levomepromazin<br />

Vertirosan<br />

3 - 15 mg<br />

1 - 2,5 - 5 mg<br />

30 - 60 mg<br />

1,5 - 5 mg<br />

1,5 - 7,5 mg<br />

200 mg<br />

1,5 - 3 mg<br />

10 - 60 mg<br />

10 mg<br />

1,5 mg<br />

1,5 mg<br />

50 mg<br />

Rasselnde Atmung Buscopan 60 mg 20 mg


Möglich: Furosemid, Ceftriaxon<br />

Gewebsreizend: Diclofenac, auch Metamizol; manchmal Levomepromazin<br />

16.6.1 Praktische Hinweise<br />

Volumina<br />

Einzelinjektion: 2ml nicht überschreiten, je weniger, desto angenehmer <strong>für</strong><br />

Patient<br />

Applikation<br />

Bevorzugte Lokalisationsstellen: Pectoralis-Bereich, Abdomen.<br />

Dünne (blaue)Butterfly-Nadel (23 - 27G) mit durchsichtigem, sterilen Pflaster<br />

(Tegaderm ® , Optiderm ® ) abdecken; kann meist mehrere Tage belassen<br />

werden; bei Rötung oder Schmerzen Lokalisation wechseln.<br />

Regelmäßige Einzelinjektionen oder – praktischer – Dauerinfusion über<br />

Pumpe sind darüber möglich.<br />

Mischbarkeit bei Verwendung einer Spritzenpumpe oder einer PCA-Pumpe<br />

Mischungen kurz vor Gebrauch aufziehen; kontrollieren, dass keine Trübung<br />

auftritt. Meist keine Probleme mit verschiedenen Medikamenten in einer<br />

Spritze<br />

Vorsicht aber mit Dexamethason (als letztes aufziehen)<br />

wenn Verdünnung nötig: NaCl 0,9%<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Untertitel 77


78 <strong>Palliative</strong><br />

C1.1 Was brauchen Angehörige?<br />

<strong>Care</strong> Untertitel<br />

In der Betreuung von schwerkranken und sterbenden Menschen sind die<br />

Angehörigen meist eine wichtige Unterstützung in der Begleitung.<br />

Information frühzeitig, aber zeitlich nicht vor den PatientInnen, wenn möglich<br />

gemeinsam mit den PatientInnen (Familiengespräche)<br />

Bei mehreren Familienangehörigen kann ein Hauptansprechpartner hilfreich<br />

sein.<br />

Gemeinsamer Wissensstand: es muss nicht immer die ganze Wahrheit<br />

sein, die angesprochen wird, jedoch alles was gesagt, wird muss wahr sein.<br />

Verständnis <strong>für</strong> die belastende Situation (nur wenige Menschen haben<br />

schon jemanden sterben gesehen, es gibt viele falsche Vorstellungen von<br />

Symptomen oder Ereignissen am Lebensende)<br />

Frühere Ereignisse prägen den Umgang mit der Situation am Lebensende.<br />

Kompetente Ansprechpartner ( telefonisch oder persönlich, vor allem auch<br />

in der Nacht)<br />

Richtlinien <strong>für</strong> den Umgang mit so genannten Notsituationen (schriftlich)<br />

Plan <strong>für</strong> das Vorgehen bei den vorauszusehenden Problemen wie Epileptischer<br />

Anfall, Atemnot…) siehe Notfallplan<br />

Entlastung und Bestätigung (Angst, etwas falsch zu machen): die Angst,<br />

etwas versäumt oder zu wenig getan zu haben ist groß. Professionelle Unterstützung<br />

und fachliche Kompetenz können entlastend sein.<br />

Anleitung (pflegerisch und ärztlich)<br />

Freiräume vor allem bei längeren Betreuungen (frühzeitiger Einsatz von<br />

Ehrenamtlichen und anderen unterstützenden Personen-„Betreuungsradl“).<br />

Es ist hilfreich, eine Person als Koordinator auszuwählen, damit die Besuche<br />

gut aufgeteilt werden.<br />

Trauerbegleitung (einzeln oder in einer Gruppe-Angehörigenkaffee)<br />

Psychotherapeutische Unterstützung in sehr schwierigen Situationen


Wichtige Themen <strong>für</strong> Angehörigengespräche:<br />

• Übergang kurativ / palliativ<br />

• Entlassung nach Hause<br />

• Verschlechterung<br />

• Neue unklare Symptomebe<br />

• Nahrung und Füssigkeitsgabe<br />

• Entscheidung <strong>für</strong> oder wider neuerliche Krankenhauseinweisung<br />

• Die letzten Stunden<br />

• Anwesenheit<br />

Trauerbegleitung – Hospiz: Telefon 05127727038<br />

(die ersten drei Gespräche sindkostenlos)<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Untertitel 79


80 <strong>Palliative</strong><br />

10.3 Essen und Trinken<br />

am Lebensende<br />

<strong>Care</strong> Untertitel<br />

Emotional sehr bedeutendes Thema, das häufig als Frage im Raum steht<br />

Besondere Hinweise<br />

• Reduktion der Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme gehört zum Sterbeprozess<br />

• Wichtig zu unterscheiden: will jemand nicht mehr oder kann jemand nicht<br />

mehr essen/trinken?<br />

• Der Wunsch, nicht (mehr) essen zu wollen, ist am Lebensende normal.<br />

• Wenn jemand essen möchte, aber nicht kann, sollte nach Möglichkeit<br />

die Ursache behoben/behandelt werden (Übelkeit, Schluckstörung, Soor,<br />

Obstipation...)<br />

• Kleine Portionen auf großem Teller anbieten<br />

• Je schwieriger die Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme, desto wichtiger ist<br />

eine regelmäßige und intensive Mundpflege<br />

• Zugang zum Thema ist sehr unterschiedlich, deshalb ist die Angehörigenbetreuung<br />

besonders wichtig<br />

• frühzeitige Aufklärung, dass bei weit fortgeschrittener Krankheitsverlauf mit<br />

einer Reduktion oder Ablehnung von Nahrung und Flüssigkeit zu rechnen<br />

ist<br />

Hilfreiche Formulierungen im Gespräch mit Angehörigen und Patienten:<br />

„Es geht nicht um die Kalorien, es geht um die Lust am Essen.“<br />

„Gut ist, was schmeckt“<br />

„Die Schwäche wird durch Nahrung nicht besser.“<br />

„Nahrungsaufnahme verlängert nicht das Leben.“<br />

„Der Körper kann die Nahrung nicht mehr aufnehmen und verwerten.“


C1.1.1 Kinder trauern<br />

Wir treffen in unserer Gesellschaft auf eine große Unsicherheit vieler<br />

Erwachsener im Umgang mit trauernden Kindern und Jugendlichen. Eltern<br />

schweigen, weil sie ihr Kind nicht belasten wollen und Kinder schweigen,<br />

weil sie ihre Eltern nicht aus der Fassung bringen wollen. Kinder nehmen<br />

oft eigene Bedürfnisse gänzlich zurück, um ihre engsten Bezugspersonen<br />

zu schonen. Die Erfahrung des Ausgeschlossenseins kann jedoch große<br />

Einsamkeit bewirken.<br />

Es ist wichtig den Kindern die Wahrheit zu sagen.<br />

Kinder und Jugendliche trauern in einigen Aspekten anders als Erwachsene<br />

und zeigen manchmal Trauerreaktionen, die erwachsenen Bezugspersonen<br />

unverständlich sein können. Sie sollten durch Verständnis und Einfühlungsvermögen<br />

unterstützt werden, nicht nur ihre traurigen Gefühle, sondern auch<br />

ihre aggressiven Gefühle aktiv und vielfältig auszudrücken. Wut und Hass<br />

können Ausdruck dessen sein, wie ohnmächtig und verlassen sich das Kind<br />

angesichts der Macht des Todes fühlen kann.<br />

Kinder sollten die Gelegenheit bekommen, Abschied von sterbenden und<br />

toten Angehörigen zu nehmen, altersgerecht in die Vorgänge einbezogen und<br />

behutsam vorbereitet und begleitet werden. Dabei sind oft individuelle Wege<br />

zu beachten und zu respektieren. Sie sollten jederzeit den Abschiedsort oder<br />

das Krankenzimmer verlassen dürfen und brauchen dann eine geeignete<br />

Begleit person. Hilfreich ist die Bereitstellung von unterschiedlichen Spielen<br />

und diversen Materialien, mit denen sich Kinder bei einem Krankenbesuch<br />

beschäftigen können.<br />

Kinder entwickeln je nach Altersstufe, elterlichen Einstellungen, Kultur, Religion<br />

und konkreten Todeserfahrungen sehr unterschiedliche Vorstellungen von<br />

Tod.<br />

19.1 Kinder im Vorschulalter(3.bis 6.LJ)<br />

begreifen Tod als zeitlich begrenztes und daher umkehrbares Ereignis.<br />

Sie brauchen einfühlsame Erwachsene, die ihnen mit Offenheit und<br />

Sensibilität begegnen und ihnen altersgerechte und ehrliche Antworten ihrem<br />

Entwicklungsstand und Vorstellungsvermögen entsprechend geben Wenn<br />

Kinder ausweichende Antworten bekommen, spüren sie, dass ihre Fragen<br />

nicht erwünscht sind und sie fragen nicht weiter. Aber sie füllen das Vakuum<br />

mit eigenen Phantasievorstellungen (magisches Denken) die die Realität<br />

meist in einem <strong>für</strong> Erwachsene nur schwer vorstellbaren Ausmaß übertreffen.<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Untertitel 81


82 <strong>Palliative</strong><br />

<strong>Care</strong> Untertitel<br />

Kinder sind sehr hellhörig und bekommen deutlich mehr mit, als Erwachsene<br />

denken. Sie zeigen, was sie begreifen und wie viel sie wissen wollen. Vorschulkinder<br />

drücken ihre Gefühle oft mit Malen und Zeichnen aus. Die Fragen und<br />

Äußerungen der Kinder weisen den begleitenden Erwachsenen den Weg.<br />

Erwachsene sollten bei entsprechenden Fragen ehrlich zugeben, dass sie<br />

auch nicht alles wissen. Durch die Ermutigung zu offenen Gesprächen innerhalb<br />

der Familie können alle ihre Gedanken und Gefühle zum Ausdruck<br />

bringen, Missverständnisse geklärt und das Vertrauen untereinander gestärkt<br />

werden.<br />

19.2 Kinder im Schulalter (7. bis 12.LJ)<br />

benötigen aufmerksame Zuwendung und die Gesprächsbereitschaft der<br />

Erwachsenen, ohne sich aufzudrängen. Manchmal gestatten sie sich keine<br />

Freude mehr. Trotz der traurigen Situation muss jedoch noch Raum <strong>für</strong> Spiel,<br />

Spaß und Freude sein. Kinder sollten auch die Möglichkeit haben, aktiv in der<br />

Betreuung des erkrankten Angehörigen z.B. durch kleine Handreichungen,<br />

Vorlesen etc. ihren Beitrag zu leisten. Das Empfinden, „ich kann etwas<br />

tun“, vermittelt dem Kind ein Gefühl von Wichtigkeit, es gibt ihm Halt in der<br />

Ungewissheit der unbekannten Situation und kann auch die Zeit nach dem<br />

Tod der Angehörigen erleichtern. Dies darf aber nicht dazu führen, dass dem<br />

Kind zu viel Verantwortung übertragen wird. In dieser Altersgruppe brauchen<br />

Kinder auch Vorschläge <strong>für</strong> konkrete Alltagsabläufe nach dem Tod eines<br />

Elternteiles.<br />

Sehr häufig haben Kinder Schuldphantasien. Sie glauben, sie hätten die<br />

Krankheit durch falsches Verhalten verursacht und könnten sie durch richtiges<br />

Verhalten beeinflussen. Information und einfühlsame Kommunikation können<br />

wesentlich zur Entlastung beitragen.<br />

Kinder trauern spontan und aufrichtig, viel sprunghafter und situativer als<br />

Jugendliche und Erwachsene, mit unterschiedlicher Intensität und vielfältigen<br />

Verhaltensweisen.<br />

Wenn Kinder nicht mit zum Krankenbesuch oder zur Verabschiedung möchten,<br />

sollten sie auf jeden Fall ermuntert werden, z.B. einen Brief zu schreiben,<br />

eine Grußbotschaft auf eine Kassette zu sprechen oder eine Zeichnung oder<br />

etwas Selbstgebasteltes anzufertigen, welche dem Kranken übergeben oder<br />

in den Sarg gelegt werden können. Der Tod sollte mit Worten erklärt werden,<br />

die Klarheit verschaffen. Umschreibende verharmlosende Formulierungen<br />

können zu großen Verunsicherungen und Ängsten führen. Wichtig ist, dass<br />

es nicht nur darum geht, Sachverhalte zu erklären, sondern dass darin<br />

auch alle Gefühle Platz haben. Hilfreich können <strong>für</strong> Kinder verschiedenste


symbolische Handlungen und Rituale sein, die ihnen Halt und Geborgenheit<br />

in einer schmerzhaften Zeit vermitteln. Sie dürfen aber nie zu irgendwelchen<br />

Handlungen gezwungen werden. Erwachsene sollten Kindern möglichst<br />

große Entscheidungsfreiheit lassen bzw. einräumen.<br />

19.3 Jugendliche (13.bis 18.LJ)<br />

identifizieren sich stark mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil. Sie wollen<br />

rechtzeitig informiert und manchmal auch in die Betreuung eingebunden<br />

werden. Die Gleichzeitigkeit von widerstreitenden Gefühlen ist bei Kindern<br />

und Jugendlichen deutlich sichtbarer als bei Erwachsenen. Sie benötigen<br />

verschiedenste Angebote, ihren Gefühlen und Gedanken Ausdruck zu<br />

verleihen.<br />

Hilfreiche Adressen: Rainbows<br />

Kinderklinik<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Untertitel 83


84 <strong>Palliative</strong><br />

C3 Sozialarbeit in der Palliativmedizin<br />

<strong>Care</strong> Untertitel<br />

<strong>Palliative</strong> Sozialarbeit ist seit einigen Jahren in Österreich ein fixer Bestandteil<br />

in der Betreuung schwer kranker und sterbender Menschen.<br />

Gerade am Ende des Lebens stehen <strong>für</strong> viele Sterbenden und ihre Angehörigen<br />

soziale Fragen an, die einer professionellen Herangehensweise bedürfen.<br />

Dadurch werden Patientinnen und Angehörige entlastet.<br />

In welcher Form kann das geschehen:<br />

• SozialarbeiterInnen können sich auf die gesunden Anteile und Ressourcen<br />

der PatientIn konzentrieren und sie somit als „ganze“ Person respektieren.<br />

• SozialarbeiterInnen können dazu beitragen, dass das soziale Netz der<br />

gesamten Familie gestärkt wird, um mit der komplexen, kritischen Situation<br />

zurechtzukommen.<br />

• SozialarbeiterInnen haben zur PatientIn eine Beziehung, die nicht so<br />

von Abhängigkeit geprägt ist, wie die Beziehung zu Arzt und Pflege. Das<br />

bedeutet mehr Sicherheit <strong>für</strong> die Betroffenen.<br />

• SozialarbeiterInnen fördern die Verbindung zwischen PatientInnen und<br />

deren sozialer Umwelt.<br />

• SozialarbeiterInnen können über den Tod hinaus wichtige Bezugspersonen<br />

bei der Bewältigung des Verlustes sein.<br />

Konkrete Angebote zur Unterstützung der Sterbenden und deren Angehörigen<br />

können sein:<br />

• Beratung und Ansuchen zu<br />

- Pflegegeld, Pensionsanträge, Rezeptgebührenbefreiung, GIS-Befreiung,<br />

Grundsicherung, etc.<br />

- Familienhospizkarenz (siehe unten)<br />

- Überleitung von einer stationären zu einer mobilen Versorgung<br />

- Organisation und Beratung zu Heilbehelfen und Hilfsmitteln<br />

- Heimunterbringung, Rehabilitationseinrichtungen, Pflegeklinik, Behinderten<br />

einrichtungen<br />

- Angebot von ehrenamtlichen MitarbeiterInnen<br />

• Hinweise auf<br />

- Testament<br />

- Patientenverfügung<br />

- Vorsorgevollmacht<br />

- Vertretungsbefugnis naher Angehöriger<br />

- Sachwaltung<br />

• Information über Bestattung, Überstellungen, anfallende Kosten etc.


• Unterstützung von Angehörigen auch nach dem Tod<br />

- aktive psychosoziale Begleitung von Trauernden in Form von telefonischer<br />

Beratung und persönlichen Gesprächen.<br />

- Erarbeitung von eigenen Stärken<br />

- Information über Selbsthilfegruppen und psychosoziale, therapeutische<br />

Angebote<br />

All diese Aufgaben werden in enger Kooperation mit anderen Berufsgruppen<br />

(Ärzten, Pflegepersonal, PhysiotherapeutInnen, PsychotherapeutInnen, Seelsorgern,<br />

… bewältigt).<br />

20.1 Grundinformation zu Familienhospizkarenz:<br />

Familienhospizkarenz ist ein Rechtsanspruch auf Herabsetzung, Änderung<br />

oder Freistellung von der Normalarbeitszeit <strong>für</strong> ArbeitnehmerInnen zur<br />

Begleitung sterbender oder schwerst kranker Angehöriger.<br />

Der Anspruchnehmer bleibt kranken- und pensionsversichert.<br />

Auch als arbeitslos gemeldete Personen können beim AMS ansuchen, sie<br />

bleiben ebenfalls versichert und werden in dieser Zeit nicht vermittelt.<br />

Finanzielle Unterstützung über den Familienhospizkarenz-Härteausgleich:<br />

Wenn das gewichtete Haushaltseinkommen pro Person unter € 700,- fällt,<br />

können Ausgleichszahlungen über das BM <strong>für</strong> soziale Sicherheit und<br />

Generationen beantragt werden.<br />

Hotline: 0800-240 262<br />

Wer kann es in Anspruch nehmen?<br />

Ehepartner, Eltern, Großeltern, Pflegeeltern, Kinder, Enkelkinder, Adoptiv- und<br />

Pflege kinder, Lebensgefährten, Geschwister, Schwiegereltern, Schwiegerkinder.<br />

Auch von mehreren Angehörigen gleichzeitig. Sie ist nicht an den<br />

gemein samen Wohnsitz gebunden; kann auch <strong>für</strong> Sterbende, die im Krankenhaus<br />

stationär sind gewährt werden.<br />

Dauer:<br />

3 Monate mit Verlängerungsmöglichkeit auf weitere 3 Monate.<br />

In dieser Zeit und 4 Wochen danach Kündigungs- und Entlassungsschutz<br />

Vorzeitige Rückkehr auf den Arbeitsplatz nach Wegfall der Sterbebegleitung<br />

innerhalb von 2 Wochen möglich.<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Untertitel 85


86 <strong>Palliative</strong><br />

<strong>Care</strong> Untertitel<br />

Wie beantragt man Familienhospizkarenz?<br />

Vom Arbeitnehmer beim Arbeitgeber formlos aber schriftlich einbringen. Wenn<br />

kein Konsens zustande kommt, kann der Arbeitnehmer trotzdem 5 Tage nach<br />

Bekanntgabe die Karenz antreten, bis gerichtlich weiter entschieden wird.


C6.1 Seelsorge – Bestandteil<br />

ganzheitlicher Pflege und Betreuung.<br />

Sorge um das Wohl des ganzen Menschen<br />

Vom Arzt Paracelsus stammt die Aussage:<br />

„Der Mensch ist <strong>für</strong> den Menschen die beste Medizin“.<br />

Wie wir Nahrung brauchen um zu leben, brauchen wir auch Menschen, um<br />

leben zu können. Wir sind als soziale Wesen so angelegt, dass wir einander<br />

zu unserer „Menschwerdung“ brauchen, das gehört zum Menschsein und<br />

besteht das ganze Leben über. In unserer hoch technisierten, schnelllebigen,<br />

vielfach konsum-orientierten, leistungs- und erfolgsfixierten Zeit besteht und<br />

erleben wir die Gefahr, dass der Mensch, im besonderen der kranke und alte<br />

Mensch, zum reinen Fall und Kostenfaktor reduziert wird. Wirtschaftliche<br />

Überlegungen und ökonomische Sachzwänge haben einen höheren Stellenwert<br />

als grundlegende menschliche Bedürfnisse nach Zuwendung,<br />

angesehen werden, angesprochen und anerkannt werden.<br />

Im Umgang mit Krankheit, Gebrechlichkeit; Alter und Abschied tut es wohl,<br />

wenn jemand da ist, der Anteil nimmt, zuhört, begleitet; mit trägt und sich vom<br />

Leid berühren lässt.<br />

Begleitende Seelsorge unterstützt Menschen in Krisen und Grenzsituationen,<br />

gerade in Grenzerfahrungen angesichts von Erkrankung, Abschied und Tod.<br />

Ein Kennzeichen der Seelsorge ist es, Zeit zu haben und Raum zu geben,<br />

damit Menschen ihre eigene Sprache finden, um das auszudrücken, was<br />

ihnen auf der Seele brennt.<br />

Aufgabe der Seelsorge ist es, den Menschen mit seinem unverwechselbaren<br />

familiären, religiösen und kulturellen Hintergrund wahr – und ernst zu nehmen.<br />

Als Seelsorgerin stelle ich den jeweiligen Menschen in die Mitte, im Bewusstsein,<br />

dass jedes Menschenleben einmalig, einzigartig und kostbar ist, dass<br />

jedem Menschen eine unauslöschbare Würde zugedacht ist, unabhängig von<br />

gesund- oder krank sein, jung oder alt sein, unabhängig von Leistung und<br />

Erfolg.<br />

Der Respekt vor der Würde jedes Menschen mit seiner einmaligen Lebensund<br />

Glaubensgeschichte macht hellhörig <strong>für</strong> dessen jeweilige Bedürfnisse<br />

und Ängste.<br />

Ein wesentlicher Beitrag der Seelsorge besteht darin, Menschen zu unterstützen,<br />

lebendige Beziehungen zu gestalten:<br />

zu sich selbst, zu den Mitmenschen und zu Gott.<br />

Religion hat im Kontext von Kranksein, Leiden und Sterben eine zentrale<br />

Rolle. Seelsorge unterstützt Menschen, in ihrer eigenen religiösen Tradition<br />

spirituelle Quellen der Kraft zu entdecken und zu beleben.<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Untertitel 87


88 <strong>Palliative</strong><br />

<strong>Care</strong> Untertitel<br />

Römisch-Katholische Christen<br />

Klinikseelsorge 0512 / 22285<br />

Pfr. Andreas Krzyzan– Klinik 0699 / 172 10 349<br />

Evangelische Christen<br />

Pfarrer Eberhard Mehl 0699 / 107 09 630<br />

Jüdische Glaubensgemeinschaft<br />

Israelitische Kultusgemeinde 58 68 92<br />

Lipschütz Thomas 0650 / 41 96 030<br />

Buddhistischer Ansprechpartner<br />

Peter Pfötscher 0699 / 105 08 276<br />

Islam<br />

Kontaktadresse <strong>für</strong> die Begleitung muslimischer Gäste:<br />

Samir Redzepovic 0664 / 144 28 99


C5 Psychoonkologie<br />

psychosoziale Unterstützung bei Krebserkrankungen<br />

Was ist Psychoonkologie?<br />

Im Rahmen des Krankheits- und Therapieverlaufs jeder Krebserkrankung<br />

gibt es besonders belastende Momente, <strong>für</strong> deren Bewältigung eine psychologische-psychotherapeutische<br />

Unterstützung hilfreich sein kann (z.B. nach<br />

Diagnosemitteilung, während besonders belastender Therapieformen, bei<br />

Veränderungen bzw. Verschlechterungen im Krankheitsverlauf, etc.)<br />

Die Psychoonkologie widmet sich den psychischen, familiären und sozialen<br />

Belastungsfaktoren, die im Rahmen einer Tumorerkrankung auftreten können,<br />

und bietet vielschichtig psychosoziale Hilfestellungen. Die psychoonkolo gische<br />

Unterstützung ist immer eingebunden in den Gesamtbehandlungsplan<br />

und erfolgt in Zusammenarbeit mit den behandelnden ÄrztInnen, dem Pflegepersonal,<br />

SozialarbeiterInnen und anderen BetreuerInnen und Therapeut-<br />

Innen.<br />

Wer kann eine psychoonkologische Beratung/Betreuung/Unterstützung<br />

in Anspruch nehmen?<br />

KrebspatientInnen, die eine psychische Unterstützung wollen, um so ihre<br />

Erkran kung und/oder daraus entstehende psychosoziale Belastungen besser<br />

bewäl tigen und verarbeiten zu können.<br />

Angehörige von KrebspatientInnen, die durch die Erkrankung mit psychischen<br />

Belastungen konfrontiert sind und/oder Unterstützung im Umgang mit den<br />

PatientInnen suchen.<br />

Welche Formen der psychoonkologischen Unterstützung werden<br />

angeboten?<br />

Beratendes Gespräch – Information – betreuende Begleitung im Krankheitsbzw.<br />

Therapieverlauf – Entspannungsübungen – psychotherapeutische<br />

Behand lung – gezielte medikamentöse Behandlung – Vermittlung psychoonko<br />

logischer/psychotherapeutischer Weiterbetreuung<br />

Wer übernimmt die Kosten?<br />

Die Unterstützungsangebote sind in jedem Fall durch die Krankenversicherung<br />

gedeckt.<br />

An wen können sie sich wenden, wenn sie unser Unterstützungsangebot<br />

wollen?<br />

PatientInnen bzw. deren Angehörige können sich entweder an die behandelnden<br />

ÄrztInnen bzw. an die Pflege-MitarbeiterInnen oder direkt an unsere<br />

psycho onkologische Ambulanz wenden.<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Untertitel 89


90 <strong>Palliative</strong><br />

<strong>Care</strong> Untertitel<br />

Kontaktadresse:<br />

Psychoonkologische Ambulanz<br />

Frauen-Kopfklinik – Eingangsbereich rechts<br />

Terminvereinbarung Mo - Fr 9:00 bis 11:00 Uhr<br />

Telefon: 0512-504-23691<br />

Fax: 0512-504-24778<br />

E-Mail: ag.psychoonkologie@uki.at<br />

Arbeitsgruppe <strong>für</strong> Psychoonkologie und Psychoimmunologie<br />

Univ. Klinik f. Psychiatrie; Abt. f. Biologische Psychiatrie


C2 Entlassung nach Hause<br />

am Lebensende<br />

Wenn schwerkranke Patienten am Lebensende vom Krankenhaus nach<br />

Hause entlassen werden möchten, braucht es eine besonders sorgfältige<br />

Vorbereitung auf allen Ebenen.<br />

Durch die starre Trennung in stationäre und ambulante Betreuung ergeben<br />

sich zahlreiche Schnittstellen, die gut überbrückt werden müssen.<br />

Für Betreuende im Krankenhaus stellt sich oft gar nicht die Möglichkeit einer<br />

Entlassung, da sie sich eine Weiterbetreuung bis zum Lebensende zu Hause<br />

oft gar nicht vorstellen können. Auch Angehörige sind verunsichert, bezüglich<br />

der Möglichkeiten einer Begleitung zu Hause.<br />

Patienten möchten sich auch <strong>für</strong> eine Betreuung zu Hause entscheiden<br />

können. Da<strong>für</strong> braucht es:<br />

• Professionelle ärztliche und pflegerische Unterstützung mit Bereitschaft<br />

rund um die Uhr<br />

• Hausarzt rechtzeitig über geplante Entlassung informieren<br />

• Rezepte mitgeben (Wochenende!!)<br />

• Medikamente absetzen (Antibiotika, Statine,… Sauerstoff siehe Kapitel<br />

Atemnot)<br />

• Medikamente umstellen: Applikationsart (oral und s.c. statt i.v.), auch an die<br />

Verschreibbarkeit (grüne Box) denken.<br />

• AUCH ANGEHÖRIGE können <strong>für</strong> s.c. oder i.v. Medikamentengabe angeleitet<br />

werden(siehe Anhang Ärztegesetz)<br />

• Wahrscheinlich auftretende Symptome ansprechen und dementsprechend<br />

Medikamente zusätzlich verschreiben (Bedarfsmedikation mit klaren<br />

Dosierungs angaben verordnen, z.B. Vendal orale Lösung bei Durchbruchschmerzen<br />

wenn Schmerzpflaster als Basis)<br />

• Wiederaufnahmegründe ins Krankenhaus ansprechen (am häufigsten<br />

Atem not und Übelkeit, sowie Überlastung der Angehörigen nachlängerer<br />

Betreu ung (Z. Palliativmed 2007; 8;155-161)<br />

• Therapiemöglichkeiten und Therapiebegrenzungen auch im Arztbrief<br />

erwähnen.<br />

• Pfegerische Massnahmen rechtzeitig vor Entlassung erfassen und<br />

empfehlen (Kontakt mit Sprengel oder anderen Betreuern aufnehmen)<br />

• Angehörige in Pflegemaßnahmen einbinden<br />

• Pflegegeld beantragen<br />

• Über Hospizkarenz informieren<br />

• Hilfsmittel rechtzeitig organisieren(Pflegebett, Rollstuhl)<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Untertitel 91


92 <strong>Palliative</strong><br />

C6.2 Abschiedsrituale<br />

<strong>Care</strong> Untertitel<br />

Der Definition nach ist ein Ritual (vom Lateinischen ritualis = „den Ritus<br />

betreffend“) eine nach vorgegebenen Regeln ablaufende, feierlich-festliche<br />

Handlung mit hohem Symbolgehalt. Sie wird häufig von bestimmten Wortformeln<br />

und festgelegten Gesten begleitet und kann religiöser oder weltlicher<br />

Art sein z. B. ein Gottesdienst, eine Begrüßung, eine Hochzeit, das Begräbnis.<br />

Rituale, das Vorgehen nach einer bestimmten Ordnung, können in vielen<br />

Lebens situationen hilfreich sein und geben Sicherheit. Sie bedeuten eine<br />

Ein stimmung auf Etwas oder einen Abschluss. (Einschlafrituale, Tischrituale,<br />

Begrüßungsrituale, Abschiedsrituale )<br />

Abschied nehmen ist ein Thema, das in unserer Gesellschaft gern umgangen<br />

wird, doch Abschiede gehören als lebendiger Prozess zu unserem Leben.<br />

Der Tod eines uns nahen Menschen zwingt uns zu einem unwiderrufbaren<br />

Abschied, der uns erschüttert und manchmal mit Angst erfüllt. Ein geglückter<br />

Abschied kann mit dem Tod versöhnen, Verbindung mit dem eigenen Selbst<br />

und dem Verstorbenen schaffen, dem Verstorbenen seinen lebendigen Platz<br />

in der Gemeinschaft geben und die versammelte Gemeinschaft, durch das<br />

gemeinsame Erleben, stärken. Schmerz und Trauer sind dabei integrierter<br />

Bestandteil und Ausdruck von Lebendigkeit. Die Verabschiedung selbst zu<br />

gestalten ermöglicht eine authentische Begegnung mit dem Tod und stärkt so<br />

das Leben.<br />

Dem Abschied mit einem Ritual einen würdigen und bewussten Rahmen<br />

zu geben, gibt die Möglichkeit den Verstorbenen ziehen zu lassen und das<br />

getrennte Weiterleben bewusst zu beginnen. Enttäuschung und Schmerz<br />

können gelindert werden und Akzeptanz und Verstehen <strong>für</strong> das Geschehene<br />

können entstehen und zunehmen.<br />

Es gibt verschiedenste Arten und Möglichkeiten von Abschiedsritualen, der<br />

Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Alles was gut tut ist richtig.<br />

Der Sterbende selbst und ihre Angehörigen können sich auf unterschiedlichste<br />

Art und Weise verabschieden. Eine bewusste Verabschiedung im Leben, im<br />

Sterben oder über den Tod hinaus, ist möglich durch z. B. eine Aussprache,<br />

durch die Klärung oder Erledigung noch offener Dinge, oder durch gemein sam<br />

gesprochene Gebete, durch den Besuch eines Priesters, durch die Krankensalbung<br />

und auch durch die gemeinsame Planung oder das Mitge stalten des<br />

Begräbnisses.<br />

Das Aufstellen eines Fotos des/der Verstorbenen, eine Kerze anzünden, das<br />

Besuchen des Grabes um dort vielleicht noch Unausgesprochenem einen Platz


zu geben Dinge auszusprechen, zu gedenken, oder das bewusste Wandern<br />

an einen oft gemeinsam besuchten Platz, können den Hinterbliebenen Kraft<br />

geben. Das Räuchern der Wohnung oder Umgestalten des Schlafzimmers<br />

etc. sind auch Möglichkeiten der Verabschiedung und eines Weitergehens.<br />

Auch Pflegende und Betreuende brauchen die Möglichkeit einer Verabschiedung.<br />

Die Betreuer des Mobilen Hospizteams pilgern einmal im Monat gemeinsam<br />

zu einem rituellen Platz, räuchern dort und entzünden ein Licht. Jeder von<br />

uns hält inne und kann sich ganz persönlich nochmals verabschieden. Für<br />

jeden Verstorbenen wird ein Stein geschrieben. Diese Steine werden einmal<br />

im Jahr an den Fluss weitergegeben, sozusagen in den Fluss des Lebens<br />

zurückgegeben.<br />

Wir gestalten persönliche Abschiedsblätter <strong>für</strong> die Verstorbenen, die wir in einer<br />

Mappe sammeln. Auf der Hospizstation wird eine Gedenkmesse mit unserem<br />

Seelsorger abgehalten, Angehörige der Verstorbenen sind eingeladen.<br />

Ein Abschied kann auch jeder/jede <strong>für</strong> sich alleine gestalten, um mit der neuen<br />

Situation zurechtzukommen und seinen Frieden zu finden.<br />

Sich mit der Verabschiedung auseinanderzusetzen, kommt einer aktiven<br />

Begegnung mit dem Ereignis des Todes gleich. Anstatt auszuweichen, stellen<br />

wir uns dem Wissen um unsere eigene Sterblichkeit und integrieren sie in<br />

unser Leben. So wird Abschied aus einer Position der Kraft, Verbindung<br />

und Lebendigkeit heraus gestaltet und wir können erfahren, dass dieses<br />

unwiederholbare Ereignis auch eine Chance <strong>für</strong> uns ist.<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Untertitel 93


AMITRYPTILIN (Saroten ® ):<br />

BACLOFEN (Lioresal ® )<br />

94 <strong>Palliative</strong><br />

Anh Medikamentenliste roh<br />

<strong>Care</strong> Untertitel<br />

Beinhaltet die häufigsten in der Palliativmedizin verwendeten Medikamente<br />

mit den wichtigsten Indikationen, sowie fallweise Besonderheiten in der<br />

Verabreichung und in der Verschreibung.<br />

Tabletten<br />

Trizyklisches Antidepressivum<br />

Indikation: neuropathischer Schmerz (Therapieeffekt nach 3-7 Tagen),<br />

Hypersalvation<br />

Dosierung: 25mg (10mg bei älteren Menschen) bis max.100mg abends.<br />

NW: Anticholinergisch (Mundtrockenheit, Verwirrung)<br />

oral<br />

Indikation: Muskelspasmen, Singultus<br />

Dosierung: 5-10mg 3x tgl. max TD: 80mg<br />

NW: Müdigkeit, senkt Krampfschwelle, bei Absetzen unbedingt ausschleichen.<br />

BISACODYL (Dulcolax ® ): 5mg Tbl , 10mg Supp<br />

Stimulierendes Laxantium<br />

Oral: abendliche Gabe 1-2Tbl (Wirkung nach 10h)<br />

Supp: Wirkung nach 20 Min., Gabe in Kombination mit osmotischen Laxantien<br />

(Lecicarbon Supp)<br />

BUTYLSCOPOLAMIN (Buscopan ® ): oral, s.c, i.v., supp<br />

Indikation: spamolytisch, antisekretorisch<br />

Wirkdauer: 4h<br />

Dosierung:<br />

Krampfartige Schmerzen: 20mg-40mg s.c oder i.v.<br />

Max 120mg/24h<br />

Gastrointestinale Sekretionshemmung bei Ileus: 120-360mg/d (über Pumpe)<br />

Rasselatmung: 20mg 4stündlich<br />

Nicht mit Metoclopramid kombinieren, weil sich die Wirkungen aufheben.<br />

CLONAZEPAM (Rivotril ® ):<br />

Indikation: Epileptische Anfälle (1mg/d p.o, s.c.)<br />

NW: Müdigkeit<br />

Lange Halbwertszeit über 30h<br />

DEXAMETHASON (Fortecortin, Dexabene): p.o, s.c,.i.v. verdünnt<br />

Indikation:<br />

2-4mg/d: Antiemetikum, Appetitsteigerung


4-8mg/d: Koanalgetikum (Nervenkompression,<br />

Leberkapselspannungsschmerz, Knochenmetastasen)<br />

Bis 24mg/d: Hirnödem bei Tumoren, Rückenmarkskompression, obere<br />

Einflußstauung, Trachealverlegung, Lymphangiosis carcinomatosa<br />

Lange Halbwertszeit, deshalb 1x tgl. Gabe ausreichend<br />

Therapieversuche nach 7 Tagen überprüfen<br />

Reduktion langsam in 4mg Schritten alle 4-7 Tage<br />

NW: bis 4mg/d selten, über 4mg/d sehr wahrscheinlich (Soor, BZ-Erhöhung,<br />

Unruhe)<br />

Besonderheiten in der Verschreibung: bewilligt wird nur 1P mit 5 A zu 4mg/<br />

Rezept!!!<br />

DIAZEPAM (Valium ® ): p.o., supp, i.v.<br />

Indikation: Unruhe, Epianfall, Sedierung<br />

Dosierung: 2-10mg<br />

NW: Schläfrigkeit<br />

DICLOFENAC (Voltaren ® ; Diclobene ® ):<br />

p.o.50mg und 100mg retard, 75mg i.v oder s.c, 100mg supp.<br />

Weichteilschmerzen, Knochenschmerzen.<br />

Magenschutz dazu!<br />

NW: Ulcera und gastrointestinale Blutung vor allem in Kombination mit<br />

Cortison. Nicht bei eingeschränkter Nierenfunktion!<br />

Max. Tagesdosis: 200mg<br />

DIHYDROCODEIN (Codidol ® ): p.o. retard 60 und 120mg<br />

Schwaches Opioid, WHO Stufe II, Wirkung 1/10 Morphium mit guter<br />

antitussiver Wirkung (1/3 stärker als Codein)<br />

Mit niedriger Dosierung (30mg 2xtgl. beginnen)<br />

NW: Obstipation<br />

Als Antitussivum auch mit Morphin zu kombinieren, NW potenzieren sich.<br />

DIMENHYDRINAT (Vertirosan ® ):<br />

H1-Rezeptorenblocker<br />

p.o., s.c. in Spritzenpumpe mischbar, i.v.50mg 150mg Amp.<br />

Indikation: Antiemetikum, Wirkdauer 6 Stunden<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Untertitel 95


96 <strong>Palliative</strong><br />

<strong>Care</strong> Untertitel<br />

Max/d: 300mg<br />

NW: starke Müdigkeit<br />

DRONABINOL ® : Cannabinoid<br />

Tropfen oder Kapseln<br />

Indikation:<br />

Appetitsteigerung (2x2,5mg)<br />

Übelkeit und Erbrechen (bis 3x5mg): niedrig dosiert beginnen<br />

Suchtgiftpflichtig, sehr teuer. Wirkt vor allem gegen spastische Beschwerden<br />

bei MS.<br />

FENTANYL (Durogesic ® ):<br />

Starkes Opioid<br />

µ Rezeptor Agonist<br />

100 x stärker wirksam als Morphin<br />

Transdermal 12,5/25/50/75/100µg/h (alle 48-72h)<br />

i.v.<br />

Indikation: stabiles Schmerzsyndrom, rasch wirksames Schnell wirksames<br />

Morphin (z.B. Vendal orale Lösung gegen Schmerzspitzen immer mitverordne:<br />

bis 6xtgl.1/6 der Tagesdosis)<br />

Suchtgiftrezept<br />

Max. Wirkung bei Erstapplikation nach 24-36h, wirkt verstärkt bei Fieber.<br />

Nach Entfernung wirkt es noch 16h nach.<br />

NW: Obstipation (keine Toleranzentwicklung), Müdigkeit, Übelkeit.<br />

Umrechnungstabelle<br />

transdermal M o r p h i n o r a l ( m i t t l e r e Ta g e s d o s i s )<br />

Morphinäquivalent


i.v./s.c. Tagesdosis<br />

Fentanyl(Durogesic ® ) 12µg/h 30mg 10mg<br />

Fentanyl(Durogesic ® ) 25µg/h 60mg 20mg<br />

Fentanyl(Durogesic ® ) 50µg/h 120mg 40mg<br />

Fentanyl(Durogesic ® ) 75µg/h 180mg 60mg<br />

Fentanyl(Durogesic ® ) 100µg/h 240mg 80mg<br />

FLUCONAZOL (Diflucan ® ): 50,100,200mgKps., 50mg/10ml Saft, 100mg,<br />

200mg,400mg i.v.<br />

Antimykotikum bei Soorstomatitis, Soorösophagitis wenn Mykostatin nicht<br />

ausreichend.<br />

Dosierung: 100mg/d <strong>für</strong> 5-10 Tage<br />

GABAPENTIN(Neurontin ® ): p.o.300,400mg Kps.<br />

Neuropathischer Schmerz<br />

Dosierung: mit 300mg beginnen, langsam um 300mg/d steigern, wirkt ab<br />

1800mg/d, max. Wirkung bei 2400mg/d.<br />

NW: Müdigkeit, Schwindel<br />

HALOPERIDOL(Haldol ® ): p.o. Tbl., 20 Tropfen sind 2mg, Ampullen i.v., s.c.<br />

Gabe möglich, gut mischbar in Pumpen.<br />

Hochpotentes Neuroleptikum mit guter antiemetischer Wirkung<br />

Lange Halbwertszeit, deshalb nur 1-2xtgl. verabreichen.<br />

Übelkeit: 1,5-3mg bis 2xtgl.<br />

Unruhe, Psychose: 10-30mg/d<br />

NW: extrapyrimidalmotorische Störungen<br />

HYDROMORPHON (Hydal ® ): Opioid<br />

2mg, 4mg, 8mg,16mg retard, 1,3mg und 2,6mg rasch wirksam (4 h lang)<br />

Wirkt 7,5 mal stärker als Morphin<br />

NW: Obstipation, Übelkeit, Müdigkeit<br />

Suchtgiftrezept<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Untertitel 97


98 <strong>Palliative</strong><br />

<strong>Care</strong> Untertitel<br />

KETAMIN(Ketanest ® ): s.c. oder i.v. oder p.o. (schmeckt bitter!)<br />

Kurz wirksames Anästhetikum, in der Palliativmedizin gegen neuropathischen<br />

Schmerz.<br />

NW: Halluzinationen, kognitive Einschränkung bei Dauergabe<br />

KI: Hirndruck, Epileptische Anfälle.<br />

Kompatibel in Pumpe mit Morphin, Midazolam und Haloperidol.<br />

Dosierung: 5-10mg s.c. zum Schmerz durchbrechen, wenn i.v. Gabe 1-2mg<br />

Midazolam vorspritzen.<br />

Im niedergelassenen Bereich wegen Narkosemittelgesetz oft nicht bewilligt.<br />

LEVOMEPROMAZIN(Nozinan ® ): Amp.25mg (i.m. oder i.v. verdünnt geben),<br />

p.o.Tro 4%ig 1Tr.= 1mg<br />

Dosierung:<br />

Antiemetikum: 1-2mg 2xtgl.<br />

Unruhe, Angst: 6-12mg<br />

NW: Müdigkeit, Hypotension<br />

LORAZEPAM(Temesta ® ): Tbl.1mg, 2mg, Temesta expidet 2,5mg s.l., i.v. 2mg<br />

A. verdünnt verabreichen<br />

Rezept <strong>für</strong> T. expidet: Medikament wird in Deutschland bestellt, von TGKK nur<br />

bei Schluckstörung bewilligt, 2 Rezepte schreiben, dauert 2 Tage.<br />

Dosierung: 1mg bei Angst und Atemnot (in Kombination mit Morphin)<br />

MACROGOL (Movicol ® ):<br />

Osmotisch wirksames Laxans mit 125ml Flüssigkeit einnehmen,<br />

Dosierung: 1-2 Btl/d, max.8 Btl./d (bei Koprostase)<br />

Standardtherpie bei Morphingabe<br />

METRONIDAZOL(Anareobex ® ):<br />

Antibiotikum besonders gegen Anaerobier, auch gegen übelriechende<br />

Wunden lokal oder parenteral.<br />

Behandlung der Clostridienenteritis (7 Tage)<br />

Dosierung: 2x500mg i.v. oder oral.<br />

NW: Übelkeit, Durchfälle


METAMIZOL(Novalgin ® ): Tbl. zu 500mg, Tropfen (20 Tropfen=500mg)i.v.<br />

(Amp.zu 1g und 2,5g) verdünnt geben, mit Morphin in der Pumpe mischbar.<br />

Schmerzmittel WHO I, wirkt gut bei abdominellen Schmerzen. Gut mit<br />

Morphinen zu kombinieren.<br />

Tropfen oxidieren rasch, wenn sie offen in Behälter vorgerichtet werden.<br />

Wirkdauer: 4-5h, max Tagesdosis: 6g<br />

METOCLOPRAMID(Paspertin ® , Metogastron ® ):<br />

Tropfen (30Tropfen=10mg), Tbl. 10mg, 1Amp=10mg<br />

Wirkung: 6-8h, 3xtgl. verabreichen. s.c.Gabe möglich<br />

NW: Dyskinesien (Therapie mit Akineton)<br />

MIDAZOLAM(Dormicum ® ): i.v., s.c. Gabe möglich<br />

Am häufigsten verwendetes Benzodiazepin in der Palliativmedizin. Mit<br />

Morphin in Pumpe mischbar.<br />

IND: Angst, Unruhe, Atemnot, Sedierung, Antikonvulsivum<br />

Dosierung: titrierend in 1mg Schritten bis Symptomkontrolle erreicht.<br />

Kontinuierlich: Beginn mit 1-2mg/h<br />

Wirkdauer: 2-5h, bei älteren Patienten bis zu 3x länger.<br />

NW: bei i.v. Gabe Atemdepression möglich<br />

MIRTAZEPIN(Mirtabene ® ): Tbl.30mg<br />

Antidepressivum mit noradrenerger und serotinonerger Wirkung (wirkt nach<br />

14 Tagen). Schlafanstossende Wirkung (sofort).<br />

Indikation:<br />

Depression mit Schlafstörung<br />

Juckreiz<br />

Dosierung: 15-30mg/d (abends)<br />

MORPHIN(Vendal ® , Mundidol ® ): Suchtgiftrezept<br />

µ Antagonist<br />

Kurzwirksame Morphine: Wirkdauer 4h<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Untertitel 99


100 <strong>Palliative</strong><br />

<strong>Care</strong> Untertitel<br />

Oral:Vendal orale Lösung 5mg/ml<br />

Vendal Tbl.10mg und 20mg<br />

Morapid 10mg und 20mg<br />

Ampullen <strong>für</strong> s.c. und i.v.<br />

Vendal 10mg (1ml)<br />

Vendal 100mg (10ml)<br />

Vendal 200mg (10ml)<br />

Retardmorphine<br />

Vendal 10mg/20mg/30mg/40mg/100mg<br />

Mundidol 10mg/20mg/40mg/100mg<br />

Indikation: starker Schmerz<br />

Atemnot<br />

Dosierung:<br />

Ohne Vorbehandlung 2,5-5mg alle 4h, dann auf retard umstellen(siehe Kapitel<br />

Schmerztherapie und Atemnot)<br />

Umrechnung oral:parenteral 3:1<br />

Nebenwirkungen:<br />

Obstipation (Laxantiengabe)<br />

Übelkeit (Paspertin, Haldol)<br />

Müdigkeit (bessert sich nach 1-2 Wochen)<br />

Harnverhalten<br />

NICOMORPHIN(Vilan ® ): Suchtgiftrezept<br />

Ampullen 10mg=1ml<br />

Supp: 10mg<br />

Besonders wirksam bei abdominellen Schmerzen wegen der spasmolytischen<br />

Komponente. Kann auch über die PCA -Pumpe verabreicht werden.<br />

NATRIUMPICOSULFAT(Guttalax ® ):<br />

Stimulierendes Laxans:<br />

Indikation: Obstipation<br />

Dosierung: 10-20 Tropfen abends (wirkt nach 10 Stunden)<br />

NW: krampfartige Bauchschmerzen<br />

OCTREOTID (Sandostatin ® ): Ampullen zu 0,5mg, i.v.Gabe (verdünnt, auch in<br />

Pumpe mischbar),Subcutangabe möglich<br />

Somatostatin, sehr teuer, im Kühlschrank lagern.<br />

Vermindert vor allem die gastrointestinale Sekretbildung.


Indikation:<br />

Therapieresistente Diarrhoe<br />

Subileus und inoperabler Ileus<br />

Dosierung: 3xtgl.0,1-0,2mg,max 0,6mg/d<br />

OMEPRAZOL(Pantoloc ® ): 20mg/40mgTbl, Amp.40mg<br />

Protonenpumpenhemmer<br />

Indikation:<br />

Refluxösophagitis<br />

Gastroduodenalulcera<br />

Magenblutung<br />

PEG-Sonde<br />

Dosierung: 1-2xtgl. 20-40mg<br />

NW: Kopfschmerzen<br />

Über PEG nur Nexium verabreichen.<br />

OXYCODON(Oxycodon ® , Oxynorm): p.o. rasch wirksam und Retardform<br />

µ-Agonist (wirkt auch an ß und keppra Rezeptoren)<br />

doppelt so stark wie Morphin.<br />

Therapiebeginn mit 2x10mg/d<br />

Dosisreduktion bei Leber und Niereninsuffizienz<br />

NW: Obstipation, Müdigkeit, Übelkeit<br />

PAMIDRONAT (Aredia ® ):<br />

30mg,60mg, 90mg i.v.<br />

Ind:<br />

Hypercalcämie<br />

Knochenschmerzen (4 wöchentlich 45 -90mg)<br />

Infusionsdauer: 15mg/h in 0,9% NaCl<br />

NW: grippeähnliche Symptome, die gut auf Paracetamol ansprechen.<br />

PARACETAMOL (Mexalen ® Tbl. und supp., Perfalgan ® 1g Infusion zu 100ml)<br />

Ind: Schmerzen, Fieber<br />

Wirkdauer: 4 Stunden, max Tagesdosis 6g (Einmalgabe 500mg bis 1g)<br />

Perfalgan 1g i.v. wirkt direkt über den Liquor und deshalb deutlich stärker als<br />

orales P.<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Untertitel 101


102 <strong>Palliative</strong><br />

<strong>Care</strong> Untertitel<br />

PAROXETIN (Seroxat)<br />

Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer<br />

Ind:<br />

Antidepressivum<br />

Paraneoplastischer Juckreiz 20mg morgens<br />

NW: Mundtrockenheit<br />

PHENYTOIN (EpilanD ® 100mg Tbl. , 1Amp. sind 250mg)<br />

Ind: Epileptische Anfälle<br />

Interaktion: Dexamethasonwirkung wird um 50% reduziert.<br />

Dosierung: 3x100mg p.o.<br />

Schnelle Aufsättigung: 250mg in Kurzinfusion, danach in 8h 750mg i.v.<br />

NW: Übelkeit, Verwirrung, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen.<br />

TRAMADOL (Tramal ® )<br />

p.o. s.c. i.v. supp.<br />

schwaches Opioid (StufenschemeII), nicht suchtgiftrezeptpflichtig, Wirkung<br />

1/10 von Morphin, nicht mit Morphinen oder Fentanyl kombinieren.<br />

NW: Übelkeit, Schwindel, Obstipation<br />

Dosierung: 50-100mg alle 4 Stunden, bei guter Wirksamkeit auf<br />

Retardpräparate umstellen.<br />

VALPROINSÄURE (Convulex Tbl. Amp.)<br />

Dosierung: 200-1000mg/d<br />

Epileptische Anfälle<br />

Singultus<br />

Neuropathsiche Schmerzen<br />

NW: Sedierung, Übelkeit


<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Untertitel 103


Literatur<br />

Assessment und Prognose<br />

104 <strong>Palliative</strong><br />

Schmerz<br />

Prinzipien der Pflege<br />

Respiratorische Symptome<br />

<strong>Care</strong> Literatur<br />

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2002.<br />

Fatigue<br />

Schluckstörung<br />

Neuropsychiatrische<br />

Symptome<br />

Exulzerierende Wunden<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Literatur 105


106 <strong>Palliative</strong><br />

<strong>Care</strong> Untertitel Literatur<br />

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Kapitel 11:<br />

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Knipping, Lehrbuch <strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong>. Huber Verlag<br />

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3)Lahrmann, Palliativmedizin in der Pneumologie, ÖGP Salzburg 2007<br />

4)Reichenpfader, Kommunikation in der palliativen Betreuung, ÖGP 2007<br />

5)Hörfarter, Weixler, Symptomenkontrolle im terminalen Verlauf einer COPD<br />

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6)Deutsch, Zdrahal, Atemnot in der letzten Lebensphase.<br />

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7)Kofler, Psychische Störungen bei COPD, Dissertation MUI 2007


8)Kunik et al, suprisingly high prevalence of anxiety and depression in chronic<br />

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9)Gudmundsson et al, Depression, anxiety and health status after<br />

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10)Curtis et al, Patient-physician communication about end of life care for<br />

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11)Elkington et al, The health care needs of COPD patients in the last year of<br />

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12)Rocker et al, Advanced chronic pulmonary disease: innovative approaches<br />

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Palliation, <strong>Palliative</strong> Medicine 2007<br />

13)Gore et al, How well do we care for patients with end stage COPD? A<br />

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Thorax 2000<br />

Kapitel 16<br />

Weiterführende Literatur und Quellen<br />

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Verlag 2006.<br />

Bausewein C./Roller S./Voltz R., Leitfaden Palliativmedizin <strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong>,<br />

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www.pharmatrix.de<br />

www.dgpalliativmedizin.de<br />

www.palliativedrugs.com<br />

<strong>Palliative</strong> <strong>Care</strong> Untertitel 107

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