Olympia-SPLITTER - Pferd+Sport
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Octi_1008:Layout 1 22.09.2008 17:12 Uhr Seite 12<br />
12 <strong>Pferd+Sport</strong> 10 I 08<br />
Die Hongkong-Chinesen begeisterten das heimische<br />
Publikum: Kenneth Chang saß auf Can do v. Chamber-<br />
tin-Calypso (Helmut Gerken, Lasbek), der früher von<br />
Ludger Beerbaum geritten wurde (Catch me if you can).<br />
letzten Europameisterschaften in Mannheim.<br />
Geir Gulliksen hatte den von Madeleine Winter-<br />
Schulze gekauften L’Espoir zu Hause gelassen<br />
und Cattani v. Caretino-Silvester (Jürgen Hattebuhr,<br />
Winsen) nach Hongkong verladen, so dass<br />
die Skandinavier vier Holsteiner an den Start<br />
brachten. Camiro v. Cassini I-Lord (Peter Diederichsen,<br />
Borgsum/Föhr) hatte unter Tony André<br />
Hansen vor dem Einzelfinale, das aus o. e.<br />
Gründen ohne ihn stattfand, nach drei hindernisfehlerfreien<br />
Umläufen die Spitzenposition<br />
des Starterfeldes eingenommen. So war der in<br />
Holland lebende Morten Djubvik mit jeweils einem<br />
Abwurf am Finaltag als Zehnter Bester seines<br />
Teams. „Ich bin mit Casino (v. Cash-Lord/Jo<br />
Albers, NL) in den großen Sport hinein gewachsen.<br />
Das ist ein toller Erfolg für uns“, freute er<br />
sich. Dem von Dirk Schröder trainierten Stein<br />
Endresen unterliefen mit Le Beau nach einer<br />
Nullrunde im ersten Umlauf vier Abwürfe. Dass<br />
die Norweger ihre überraschende Bronzemedaille<br />
behalten, ist nach dem „Fall Camiro“ mehr<br />
als fraglich. Sie wird dann an die Schweizer nach<br />
gereicht.<br />
Nach seinen vier springfehlerfreien Runden<br />
waren die amtierenden Weltmeister Cumano v.<br />
Cassini-Landgraf I (Willi Lührs, Neumünster)<br />
und Jos Lansink als heiße Favoriten auf Edelmetall<br />
gehandelt worden. Der Belgier war sich bis<br />
Freitag vor Beginn der Springen nicht sicher gewesen,<br />
ob er den großen Schimmel an den Start<br />
bringen sollte, war er doch vor den Spielen nur<br />
ein Turnier gegangen. Am Ende - im alles entscheidenden<br />
Umlauf, den er mit acht Strafpunkten<br />
beendete - schien dann doch die Kondition<br />
zu fehlen. Zum ersten Mal in der olympischen<br />
Springsportgeschichte wurde der Kampf um die<br />
Goldmedaillen in Einzel- und Mannschaftswertung<br />
in einem Stechen entschieden. Der in Breitenburg<br />
lebende und trainierende Schwede Rolf-<br />
Göran Bengtsson mit Ninja und der zwei Mal<br />
wegen Kokain-Mißbrauchs aus dem kanadischen<br />
Team ausgeschlossene Eric Lamaze mit<br />
Hickstead ritten um Einzelgold. Die Nerven des<br />
Schweden waren vor seinem Start auf eine har-<br />
Für die Ukraine gab Björn Nagel mit Magic Bengtsson<br />
v. Landos-Lagretto (Jakob Arfsten, Oldsum/Föhr) sein<br />
olympisches Debüt.<br />
Bester des norwegischen Teams war der in Holland<br />
lebende Morten Djubvik, der mit dem bestplatzierten<br />
Holsteiner, Casino v. Cash-Lord (Jo Albers, NL) Zehnter<br />
in der Einzelwertung wurde.<br />
Der in Breitenburg beheimatete Schwede Rolf-Göran<br />
Bengtsson gewann mit Ninja die Silbermedaille im Einzelspringen.<br />
Foto: Karl-Heinz Frieler/Tomas Holcbecher<br />
Foto: Karl-Heinz Frieler/Tomas Holcbecher<br />
Für den 17-jährigen Monaco v. Locato-Romino war es<br />
die letzte große Prüfung. Gerco Schröder hatte sich für<br />
den aus der Zucht von Uwe Marx, Schafstedt, stammenden<br />
Dunkelbraunen entschieden.<br />
te Probe gestellt worden: Der Wassergraben unter<br />
dem Oxer an der kurzen Seite hatte ein Leck<br />
und musste repariert werden, was etliche Zeit<br />
in Anspruch nahm. „Das war typisch, dass das<br />
ausgerechnet mir passieren musste“, sagte der<br />
Schwede, dem bei seinem Ritt in Athen vor vier<br />
Jahren die Hindernisse vor die Füße „gestürmt“<br />
worden waren. Ausgerechnet am letzten Hindernis<br />
fiel im Stechen ein Mauersteinchen, und der<br />
<strong>Olympia</strong>sieger hieß Eric Lamaze, der auf dem<br />
nur 1,63 cm großen, in Holland gekörten Hickstead<br />
eine Nullrunde hingelegt hatte. Dieser<br />
stammt von Hamlet, einem Nimmerdor-Sohn ab.<br />
Ninja, der unter Rolf-Göran Bengtsson Silber gewann<br />
und Beezie Maddens Authentic (Bronze)<br />
haben den kürzlich tödlich verunglückten Quidam<br />
de Revel-Sohn Guidam zum Vater.<br />
Zuvor hatte Eric Lamaze mit seinen Teamkameraden<br />
- das Durchschnittsalter der Kanadier<br />
betrug übrigens 51 Jahre - die Silbermedaille gewonnen.<br />
Zu den glücklichen Medaillisten zählte<br />
auch Ian Millar, zum neunten Mal bei Olympischen<br />
Spielen dabei. Er saß im Sattel des<br />
Acord II-Lord-Sohnes In Style (Hans Paulsen,<br />
Arlewatt), den seine Sponsoren 2004 bei Emile<br />
Hendrix gekauft hatten. Der sympathische<br />
61-Jährige, der vor wenigen Monaten seine Frau<br />
an Krebs verloren hat, freute sich riesig: „Ich bin<br />
in vielen guten Teams geritten, aber dieses hier<br />
ist ein ganz besonderes“. Es war seine erste<br />
olympische Medaille überhaupt, die der Big<br />
Ben-Reiter mit stilistisch feinen Runden gewinnen<br />
konnte.<br />
Mannschaftsgold ging wie vor vier Jahren in<br />
Athen - damals hatten sie die Medaille am grünen<br />
Tisch zugesprochen bekommen - an die<br />
Amerikaner, in deren Team zwei Holsteiner gingen.<br />
Allerdings ist der von Laura Kraut gerittene<br />
Cedric v. Cambridge-Carolus I (Kai Gerken,<br />
Lasbek) nicht holsteinisch gebrannt worden. Der<br />
Cassini I-Grundyman xx-Sohn Carlsson vom<br />
Dach steht seit vergangenem Jahr im kalifornischen<br />
Stall von Will Simpson. Der kleine, drahtige<br />
Braune hatte sich mit Siegen in amerikanischen<br />
Weltcupqualifikationen für einen<br />
Durch den Ausfall der Whitaker-Brüder geschwächt,<br />
belegte das britische Team, dem auch Nick Skelton mit<br />
Russel v. Corofino I-Lincoln (Johann Jürgens, Marne)<br />
angehörte, Rang sieben.<br />
<strong>Olympia</strong>start empfohlen. Er lieferte in Sha Tin<br />
zwar das Streichergebnis, mit ihrer schnellen<br />
fehlerlosen Runde im Stechen sorgten Carlsson<br />
vom Dach und Will Simpson dann aber für den<br />
vorzeitigen Gewinn der Goldmedaille.<br />
Und die deutschen Reiter? Nachdem sie nur<br />
mit „Hilfe“ des Australiers Matthew Wright den<br />
zweiten Umlauf des Nationenpreises erreicht hatten,<br />
konnten Meredith Michaels-Beerbaum mit<br />
Shutterfly, dem auf einem Turnier noch nie so<br />
viele Versehen unterlaufen waren, und Ludger<br />
Beerbaum mit All Inclusive sich am letzten Tag<br />
steigern und immerhin noch in das Stechen um<br />
die Bronzemedaille einziehen. Am Ende hieß es<br />
Rang vier und Rang sieben für die Beiden, die<br />
mit ganz großen Ambitionen nach Hong kong gereist<br />
waren. Marco Kutscher, dessen Cornet Obolensky<br />
wieder seine Rittigkeitsprobleme an den<br />
Tag legte, musste am Finaltag auf der Tribüne zusehen.<br />
Die deutschen Springreiter haben die Erwartungen<br />
nicht erfüllt. Das begann schon im ersten<br />
Wertungsspringen für die Qualifikation zum<br />
Einzelfinale. Dort belegten sie mit Abwürfen und<br />
Zeitfehlern die enttäuschenden Plätze 46 (Marco<br />
Kutscher/Cornet Obolensky; Meredith Michaels-Beerbaum/Shutterfly),<br />
56 (Christian Ahlmann/Cöster)<br />
und 61 (Ludger Beerbaum/All<br />
Inclusive). „Wir haben noch mindestens zwei<br />
Runden vor uns, da wollen wir unser Pulver<br />
noch nicht verschießen“, analysierte ein noch<br />
frohgemuter Ludger Beerbaum nach seinem Ritt<br />
Nicht viel besser erging es den Deutschen in den<br />
beiden, über verschiedene Parcours Umläufen<br />
des Nationenpreises. „Das war eine grobe Ungehorsamkeit“,<br />
kommentierte Marco Kutscher<br />
das Stehenbleiben und Steigen Cornet Obolenskys<br />
vor dem Wassergraben. Apropos Wassergraben:<br />
Parcoursbauer Leopoldo Palacios aus<br />
Venezuela hatte in den ersten Runden das Wasser<br />
bewusst mit schwierigen Linien in den Parcours<br />
integriert: „Lieber ein Fuß im Wasser als<br />
vier Beine im Oxer“ hatte der Südamerikaner<br />
in Anspielung auf die vielen Fehler, die dort nicht<br />
nur den Reitern aus schwächeren Nationen unterlaufen<br />
waren, gesagt.<br />
Fotos: Karl-Heinz Frieler/Tomas Holcbecher (3), Julia Rau (1)<br />
Im letzten Moment waren Pius Schwizer<br />
und Nobless M v. Calido I-Landgraf I (Gerd<br />
Magens, Ottenbüttel) ins Schweizer Team,<br />
das den vierten Rang belegte und nun auf<br />
die Bronzemedaille hofft, gerutscht. Im<br />
Einzelfinale hatten sie zwei Abwürfe im<br />
zweiten Umlauf.<br />
Der Mexikaner Alberto Michan konnte<br />
sich mit Chinobampo Lavita v. Coriano-<br />
Cassini I (Heike Petersen, Ahrenviöl) für<br />
das Einzelfinale im Springparcours qualifizieren.<br />
<strong>Pferd+Sport</strong> 10 I 08 13<br />
Foto: Karl-Heinz Frieler/Tomas Holcbecher<br />
Foto: Frieler/Holcbecher