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Leitlinie-Thrombozytopathien - Gerinnungszentrum Rhein-Ruhr

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1 <strong>Leitlinie</strong>-<strong>Thrombozytopathien</strong>; Version 2.8; 22.03.2012<br />

Mitglieder der Konsensusgruppe<br />

Autoren<br />

Gesamtverantwortlich:<br />

W. Streif, R. Knöfler, W. Eberl<br />

Abschnittsverantwortliche:<br />

Screening: W. Eberl<br />

Aggregometrie: R. Knöfler<br />

Durchflußzytometrie: H. Schulze<br />

Coautoren:<br />

<strong>Leitlinie</strong>-<strong>Thrombozytopathien</strong><br />

AWMF-Register Nr. 086-003, Klasse: S2<br />

ICD10-Code Thrombozytopathie D69.1<br />

Tamam Bakchoul, Frauke Bergmann, Karin Beutel, Siegmund Gehrisch, Christof Geisen, Saskia<br />

Gottstein, Susan Halimeh, Ursula Harbrecht, W.A.Hassenpflug, Reinhard Schneppenheim, Günther<br />

Kappert, Carl Kirchmaier, Beate Kehrel, Wolfgang Lösche, Manuela Krause, René Mahnel, Oliver<br />

Meyer, Ann Kathrin Pilgrimm, Daniele Pillitteri, Ines Poberschin, Hannelore Rott, Sentot Santoso,<br />

Annelie Siegemund, Christian Schambeck, Monika Scheer, Markus Schmugge, Thomas Scholl,<br />

Gabriele Strauss, Barbara Zieger, Rainer Zotz.<br />

Präambel<br />

Die vorliegende <strong>Leitlinie</strong> wurde unter Leitung der Ständigen Kommission Pädiatrie der Gesellschaft<br />

für Thrombose- und Hämostaseforschung erstellt<br />

Die <strong>Leitlinie</strong> wurde von den Autoren (federführend W.S.; R.K.; W.E.) vorbereitet und in<br />

Konsensuskonferenzen am 28.- 29. September 2009 und 26.- 27. September 2011 weiter entwickelt.<br />

Die überarbeitete <strong>Leitlinie</strong> wurde in der Sitzung der Ständigen Kommission Pädiatrie der Gesellschaft<br />

für Thrombose im Rahmen der 56. Jahrestagung der Gesellschaft für Thrombose und<br />

Hämostaseforschung in St. Gallen am 4. Februar 2012 konsentiert. Im Umlaufverfahren wurde der<br />

Konsensvorschlag<br />

von den Mitgliedern der Konsensusgruppe verabschiedet<br />

Geltungsbereich<br />

Die <strong>Leitlinie</strong> betrifft die Diagnose von angeborenen Störungen der Thrombozytenfunktion bei Kindern<br />

und Jugendlichen.<br />

Insbesondere die Entscheidungskriterien zur Auswahl geeigneter diagnostischer Maßnahmen und<br />

der Einsatz, die Durchführung und Beurteilung diagnostischer Teste sind Gegenstand des Konsensus.<br />

Die <strong>Leitlinie</strong> richtet sich an in Kliniken und Praxen tätige Kinder- und Jugendärzte sowie alle nicht


2 <strong>Leitlinie</strong>-<strong>Thrombozytopathien</strong>; Version 2.8; 22.03.2012<br />

pädiatrisch Tätigen in der Versorgung von Patienten mit angeborenen<br />

Thrombozytenfunktionsstörungen.<br />

Beteiligte Fachgesellschaften<br />

Der Entwurf der <strong>Leitlinie</strong> ist im Auftrag der Ständigen Kommission Pädiatrie der Gesellschaft für<br />

Thrombose- und Hämostaseforschung erstellt worden. Eine Konsensbildung in der Arbeitsgruppe<br />

wurde auf einer Mitgliederversammlung erreicht. Nachfolgend wurde die überarbeitete Version<br />

durch Umlauf konsentiert. Zur Teilnahme eingeladen wurden Vertreter für die<br />

Deutsche Gesellschaft für Transfusionsmedizin (DGTI)<br />

Berufsverband Deutscher Transfusionsmediziner (BDT)<br />

Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO)<br />

Berufsverband der Deutschen Hämostaseologen (BDDH)<br />

Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ)<br />

Gesellschaft für pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH)<br />

Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ)<br />

Andere Beteiligte<br />

Patientengruppen wurden formal nicht involviert, die Hauptautoren sind jedoch ärztliche Berater<br />

einer großen Patienten – Selbsthilfegruppe.<br />

Anwender der <strong>Leitlinie</strong> sind Ärzte in Kliniken und Praxen, zusätzlich kann die <strong>Leitlinie</strong> Patienten über<br />

Therapieentscheidungen informieren. Kostenträger und Industrie sind nicht unmittelbar betroffen.


3 <strong>Leitlinie</strong>-<strong>Thrombozytopathien</strong>; Version 2.8; 22.03.2012<br />

Einleitung<br />

Angeborene Störungen der Thrombozytenfunktion stellen eine heterogene Gruppe von<br />

Erkrankungen dar, die als Teil eines Symptomenkomplex („Syndrom“) oder auch isoliert als<br />

hämorrhagische Diathese auftreten. Die Erkrankungen sind häufig schwierig zu diagnostizieren und<br />

es gelingt oft nicht, sie einem beschriebenen klassifizierten Krankheitsbild zuzuordnen (1),(2).<br />

Angeborene Störungen der Thrombozytenfunktion insbesondere ohne Erniedrigung der<br />

Thrombozytenzahlen unter 100.000/µl bleiben häufig bis zum Eintritt von Blutungssymptomen<br />

unentdeckt. Klinische Folge einer Thrombozytenfunktionsstörung ist in den meisten Fällen eine<br />

leichte bis moderate Blutung. Durch Kofaktoren, wie Medikamente, Operationen oder andere<br />

Herausforderungen der Hämostase kann es zu einer klinisch relevanten Blutungsneigung kommen.<br />

Typische Symptome sind Nasenbluten, Petechien, Hämatome, Schleimhautblutungen, perioperative<br />

Blutungen und Menorrhagien. Blutungen treten oft plötzlich und unvorhergesehen auf.<br />

Obwohl eine Vielzahl von Analysen zur Bestimmung der Thrombozytenfunktion zur Verfügung steht,<br />

haben nur einige sich zur Unterstützung klinischer Entscheidungen durchgesetzt. Zur<br />

Diagnosestellung empfiehlt sich eine Stufendiagnostik. Die Auswahl der Thrombozytenfunktionstests<br />

hängt ganz wesentlich auch von den lokalen Gegebenheiten ab. In aller Regel kann durch eine<br />

Stufendiagnostik zumindest eine Thrombozytenfunktionsstörung ausgeschlossen, oder die<br />

Verdachtsdiagnose Thrombozytenfunktionsstörung erhärtet und bestätigt werden. Eine exakte<br />

Klassifizierung gelingt häufig nur in enger Zusammenarbeit mit spezialisierten hämostaseologischen<br />

Zentren.<br />

<strong>Leitlinie</strong>n zur Durchführung von Thrombozytenfunktionstests, die eine Bestätigung und Diagnose<br />

erlauben, wurden von diversen Fachgesellschaften entwickelt (3),(4),(5),(6),(7).<br />

Ziele dieser <strong>Leitlinie</strong>n sind:<br />

1) Der Patient soll von der Diagnosestellung profitieren.<br />

2) Die Stellung der Verdachtsdiagnose/Ausschlussdiagnose soll ortsnah in einem<br />

Gerinnungslabor mit etablierten und robusten Methoden erfolgen.<br />

3) Die Verdachtsdiagnose/Ausschlussdiagnose soll nur so viele Schritte, wie unbedingt<br />

notwendig umfassen.<br />

4) Dem Kliniker sollen umfassende Informationen über weitere rationale Abklärungsschritte<br />

verfügbar gemacht werden.<br />

Die vorliegende <strong>Leitlinie</strong> wurde von den Teilnehmern der Konsensusmeetings 2009/11 in Wiesbaden<br />

erarbeitet (siehe Anlage „Liste der TeilnehmerInnen“). Diese <strong>Leitlinie</strong> unterstützt die Diagnose und<br />

Klassifizierung von Patienten mit angeborenen Thrombozytenfunktionsstörungen. Sie erleichtern die<br />

Erarbeitung lokaler SOPs für die wichtigsten Thrombozytenfunktionstests.<br />

Stufendiagnostik einer hämorrhagischen Diathese<br />

Für eine rationale Diagnostik einer hämorrhagischen Diathese soll ein Stufenschema verwendet<br />

werden.


4 <strong>Leitlinie</strong>-<strong>Thrombozytopathien</strong>; Version 2.8; 22.03.2012<br />

1. Syndromal: Kinder mit komplexen Erkrankungen, Auffälligkeiten der Thrombozyten – siehe Anhang/Liste<br />

„Molekulargenetik“.<br />

2. Siehe Anhang „Medikamentenliste“.<br />

3. Faktor XIII Mangel wird nicht von den globalen Gerinnungstests (PT, PTT) erfasst.<br />

4. Bei Jungen stets Faktor VIII und IX-Mangel (Hämophilie A/B) ausschließen.<br />

5. Von Willebrand Faktor-Ag und Ristocetin Kofaktor (alternativ Kollagenbindungsaktivität), evtl.<br />

Multimere; Faktor VIII bei erniedrigtem vWF:Ag bestimmen!<br />

6. Inhibitoren: Lupus Antikoagulans, Antiphospholipid Antikörper, FVIII/IX/vWF Hemmkörper<br />

ausschließen.<br />

7. Protein Z (Relevanz umstritten).<br />

8. In vitro Phänomen bei Verwendung von EDTA als Antikoagulans.<br />

9. TTP häufig mit defekter vW Protease (ADAMTS 13) assoziiert. TTP kann durch P2Y12 Inhibitoren<br />

ausgelöst werden.<br />

10. Lichttransmissionsaggregometrie (LTA) im PRP, Impedanzaggregometrie (IA) und Durchflusszytometrie im<br />

Zitrablut.<br />

11. Siehe www.gth-online.org, Ständige Kommission Pädiatrie Kompetenznetzwerk.<br />

Screening Methoden<br />

In der klinischen Routine werden keine Tests der Thrombozytenfunktion durchgeführt (2). Durch<br />

Fortschritte in der Medizin und dem stark zunehmenden Einsatz von plättchenhemmenden


5 <strong>Leitlinie</strong>-<strong>Thrombozytopathien</strong>; Version 2.8; 22.03.2012<br />

Medikamenten gibt es ein steigendes Interesse an Thrombozytenfunktionstests. Die Bedeutung<br />

dieser Methoden für die Diagnose und Klassifizierung von angeborenen<br />

Thrombozytenfunktionsstörungen ist beschränkt.<br />

Für die Durchführung einer rationalen Thrombozytenfunktionsdiagnostik soll immer ein Stufenplan<br />

(Abklärungsalgorithmus siehe oben) verwendet werden, der auch die lokalen Gegebenheiten<br />

berücksichtigt.<br />

Als Vorinformation sollen zumindest Angaben zur Familien- und Individualanamnese vorliegen und<br />

eine körperliche Untersuchung durchgeführt werden. Beispiele für Fragebögen zur Blutungsneigung<br />

sind unter www.GTH-online.org, www.oegari.at und www.netzwerk-von-willebrand.de verfügbar.<br />

Zumindest muss nach einer Neigung zu Epistaxis, Petechien, kutanen Hämatomen,<br />

Schleimhautblutungen, Menorrhagie, Weichteil- und Gelenkblutungen sowie,<br />

postinterventionellen/postoperativen Blutungen gefragt werden.<br />

Leitsymptome von 123 Kindern mit klassifizierter Thrombozytenfunktionsstörung nach THROMKID<br />

(2)<br />

Leitsymptom Häufigkeit in %<br />

Epistaxis 54<br />

Hämatome 20<br />

Schleimhautblutungen 11<br />

peri- / postinterventionelle Blutungen 7<br />

Menorrhagie 5<br />

gastrointestinale Blutungen 2<br />

Haemarthros 1<br />

Als Basisuntersuchung soll eine Blutbildbestimmung einschließlich Retikulozytenzahl und<br />

Leukozytendifferenzierung erfolgen. Eine im Rahmen der Routineblutbildbestimmung an allen<br />

marktüblichen Großgeräten verfügbare Thrombozytengrößenverteilungskurve und das mittlere<br />

Thrombozytenvolumen sollen angefordert und evaluiert werden. Die Thrombozytengröße und<br />

Morphologie sind in der Lichtmikroskopie in Blutausstrichen mittels der Färbemethode von May-<br />

Grünwald-Giemsa zu beurteilen.<br />

Bei lokaler Verfügbarkeit hat sich die Thrombozytenaggregation (LTA, IA) mit mindestens drei<br />

verschiedenen Agonisten (ADP, Kollagen und Ristocetin) als Erstuntersuchung bewährt – siehe<br />

Kapitel Aggregometrie.<br />

Folgende Methoden sind eingeschränkt zur Feststellung einer Thrombozytenfunktionsstörung<br />

geeignet:<br />

In vivo Blutungszeit (8): Es sollen nur standardisierte Verfahren nach Ivy, Duke, Mielke,<br />

Borchgrevink oder Marx mit Surgicutt, Template, Precisette oder Hemostilette von erfahrenen<br />

Untersuchern angewendet werden. Die Patienten sollen über die Möglichkeit einer<br />

Narbenbildung aufgeklärt werden. Für Kleinkinder, Patienten mit Bindegewebs- und<br />

Hauterkrankungen ist die Methode nur eingeschränkt geeignet. Mangelnde Kooperation des


6 <strong>Leitlinie</strong>-<strong>Thrombozytopathien</strong>; Version 2.8; 22.03.2012<br />

Patienten, Anämie und Thrombozytopenie < 100.000/µl führen zu verfälschten Ergebnissen.<br />

PFA 100® Verschlusszeit („in vitro Blutungszeit“) (9),(10),(11): Eignet sich insbesondere zur<br />

Diagnose von schweren Störungen der Thrombozytenfunktion. Das von Willebrand Syndrom und<br />

die Thrombasthenie Glanzmann führen zu einer Verlängerung der Verschlusszeit. Zu beachten<br />

ist, dass der von Willebrand Faktor beim Neugeborenen, Schwangeren und anderen Zuständen<br />

(Akutphaseprotein!) erhöht ist. Bei Kindern mit rezidivierenden Infekten ist mit einer großen<br />

Variabilität der Verschlusszeiten zu rechnen. Grundvoraussetzung für die Testdurchführung ist<br />

eine Thrombozytenzahl über 100.000/µl und ein Haematokrit über 30 l/l. Verkürzte<br />

Verschlusszeiten werden durch Hämolyse, HKT > 50 l/l, Thrombozyten > 500.000/µl und<br />

verlängerte Verschlusszeiten durch Ikterus, Hämolyse, Anämie (HKT < 35%), Thrombozytopenie<br />

verursacht*. Aufgrund der angewendeten Scherkräfte ist diese Methode grundsätzlich sensitiv<br />

zum Nachweis eines von Willebrand Syndroms, einer Thrombasthenie Glanzmann und eines<br />

Bernard-Soulier Syndroms. Die PFA 100® Verschlusszeit eignet sich auch zum Nachweis einer<br />

durch ASS induzierten Thrombozytenfunktionsstörung. Eine P2Y Messzelle wurde zum Nachweis<br />

einer medikamentösen Hemmung der Thrombozytenfunktion durch den ADP-Rezeptorinhibitor<br />

Clopidogrel entwickelt. Ein verdächtiger oder pathologischer Befund bedarf einer weiteren<br />

Abklärung.<br />

Ungeeignete Methoden zur Diagnose und Klassifizierung von angeborenen<br />

Thrombozytenfunktionsstörungen sind die native Thrombelastographie, der<br />

Prothrombinverbrauchstest, der Rumpel - Leede – Test und der Thrombusretraktionstest.<br />

Das für das drug-monitoring entwickelte halbautomatische System VerifyNow® (Accumetrics) ist für<br />

die Diagnose und Klassifizierung von angeborenen Thrombozytenfunktionsstörungen nicht evaluiert<br />

und daher nicht geeignet. Das Impact-R® (Matis Medical) ist für die Diagnose und Klassifizierung von<br />

angeborenen Thrombozytenfunktionsstörungen nicht ausreichend evaluiert und kann daher nicht<br />

empfohlen werden.<br />

Von den individuell eingesetzten und seltenen Methoden sind das Elektronenmikroskop (ELMI) und<br />

die histochemische Färbung von Zellen als diagnostische Verfahren anerkannt. Beide Methoden<br />

erfordern viel Erfahrung und werden daher nur an wenigen Zentren durchgeführt. Methodik,<br />

Befundung und Befundinterpretation unterscheiden sich wesentlich von Labor zu Labor. Hinweise<br />

über diese Methoden überschreiten die Ziele des <strong>Leitlinie</strong>nprojekts. Informationen zu<br />

hochspezialisierten Labors können der Liste des Kompetenznetzwerks auf www.gth-online.org,<br />

Ständige Kommission Pädiatrie, entnommen werden. Die Bedeutung der konfokalen<br />

Lasermikroskopie als Ersatz oder Ergänzung der ELMI ist in Erforschung. Über die klinische<br />

Anwendung der aus der Wissenschaft bekannten Durchflusssysteme (Flow Chamber), die als<br />

standardisierte Systeme erworben werden können, kann zur Zeit noch keine Aussage getroffen<br />

werden.<br />

*Auf Grund des verwendeten Vollblutes kann eine Hämolyse/Ikterus nicht detektiert/ausgeschlossen werden. Hämatokrit<br />

und Zellzahlen haben einen direkten Einfluss auf die Fließeigenschaften des Blutes. Eine Bestimmung und Beurteilung des<br />

Blutbildes wird empfohlen.


7 <strong>Leitlinie</strong>-<strong>Thrombozytopathien</strong>; Version 2.8; 22.03.2012<br />

Aggregometrie<br />

Die Aggregometrie ist als Standarduntersuchung der Thrombozytenfunktionsdiagnostik zu<br />

bezeichnen. Es lassen sich damit eine Vielzahl von funktionellen Eigenschaften der Thrombozyten<br />

charakterisieren. Die Durchführung der Untersuchung, die Interpretation der Befunde und die<br />

Zuordnung zu einem definierten Krankheitsbild stellen eine große Herausforderung dar.<br />

Lichttransmissionsaggregometrie (LTA)<br />

Die LTA ist auch nach über 40 Jahren seit der Erstbeschreibung durch Born der Goldstandard zur<br />

Beurteilung der Thrombozytenfunktion (12),(6),(4). Die eingeschränkte Standardisierbarkeit und eine<br />

große Auswahl an Agonisten und deren Konzentrationen haben diese Methode in der Vergangenheit<br />

auf die Verwendung in spezialisierten Laboren eingeschränkt. Verschiedene Fachgruppen und<br />

Organisationen haben sich in den letzten Jahren der Standardisierung dieser Methode gewidmet.<br />

Prinzip:<br />

Kontinuierliche Registrierung der im Verlauf der Aggregation sich ändernden Transmission<br />

langwelligen Lichts.<br />

In einem in Bewegung gehaltenem plättchenreichen Citratplasma oder in einer Suspension<br />

gewaschener Thrombozyten kommt es nach Zusatz von Agonisten zur Aggregation.<br />

Zunehmende Aggregation führt zum Auftreten von Aggregaten und damit zur Zunahme der<br />

Lichttransmission, welche fortlaufend photometrisch registriert und in Kurvenform aufgezeichnet<br />

wird.<br />

Präanalytik<br />

Patient<br />

Patient kurz ruhen lassen*. Kein Fasten**, aber auf Grund des potentiellen Störfaktors<br />

alimentäre Lipidämie vermeiden.<br />

Medikamentenanamnese laut Medikamentenliste (siehe unten).<br />

Medikamente registrieren und nach Möglichkeit absetzen, sofern nicht dringend medizinisch<br />

indiziert. Gegebenenfalls bekannte Auswirkungen der Medikation bei Befundung<br />

berücksichtigen.<br />

o NSAR mind. 3 Tage (Unterschiedliche HWZ beachten)<br />

o Irreversible Aggregationshemmer (ASS) mind. 10 Tage.<br />

o P2Y12 Hemmer (z.B. Clopidogrel) mind. 7 Tage.<br />

o GP IIb/IIIa Inhibitor (z.B. Abciximab) mind. 3 Tage.<br />

*Der Einfluss von den Punktionsschmerz lindernden Lokalanästhetika (EMLA®) auf das Testergebnis ist<br />

ungeklärt.<br />

** Alimentäre Hyperlipidämie vermeiden - interagiert mit Probenanalyse.<br />

Blutgewinnung<br />

Plastikröhrchen (Polypropylen) oder silikonisierte Glasröhrchen (DIN/ISO 6710 - Vacutainer<br />

möglich).<br />

Natriumcitrat 109 oder 129 mM resp. 3,2 oder 3,8%.<br />

Citrat : Blut = 1 Teil : 9 Teile.<br />

bei schlechten Venenverhältnissen und kleinen Kindern ggf. abtropfen lassen.<br />

Nadel mit 19 bis 21 gauge.<br />

Nur leicht und nicht zu lange stauen - bei problematischer Punktion erstes Röhrchen unbedingt<br />

verwerfen.


8 <strong>Leitlinie</strong>-<strong>Thrombozytopathien</strong>; Version 2.8; 22.03.2012<br />

3 bis 4 ml Blut abnehmen und für andere Analysen verwenden.<br />

Folgeabnahmeröhrchen für Thrombozytenanalyse verwenden- unbedingt Schaumbildung<br />

vermeiden.<br />

Über/unterfüllte Proben ablehnen, Füllung der Röhrchen wie vom Hersteller gefordert.<br />

Proben nicht kühlen, Transport bei Raumtemperatur-keine Rohrpost!<br />

Angabe der Uhrzeit der Blutentnahme auf der Probe (als auch Analysezeitpunkt) verzeichnen.<br />

Thrombozytenzahl unbedingt vor Zentrifugation bestimmen.<br />

Probenvorbereitung<br />

Zentrifugation bei Raumtemperatur.<br />

Bei Thrombozytenzahl in Ausgangsprobe < 100.000/µl Probe spontan sedimentieren lassen oder<br />

schonende Zentrifugation nach Laborspezifikation.<br />

PRP<br />

o 150 x g für 10 min.<br />

o Keine Bremse.<br />

o Für Riesenplättchen: Sedimentation für ca. 45 min, 45° Winkel für Sedimentation,<br />

nicht aufrichten und in 45° Winkel belassen für PRP Entnahme.<br />

PPP<br />

o 1500 x g für 10 min.<br />

o Qualität der Proben kontrollieren.<br />

o Hämolytische Proben verwerfen.<br />

o Lipidämie berichten.<br />

o Thrombozytenzahl im PRP messen.<br />

o Keine Einstellung der Thrombozytenzahl erforderlich wenn Thrombozytenzahl im PRP<br />

zwischen 150.000 und 500.000/µl.<br />

o Bei Thrombozytenzahl im PRP < 150.000/µl Kontrolle mit angepasster<br />

Thrombozytenzahl mitmessen. Niedrige Thrombozytenzahl bei z.B. BSS, VWS Typ 2B,<br />

Platelet-Type VWS!<br />

o Bei hoher Thrombozytenzahl > 500.000/µl mit autologem PPP korrigieren und auf<br />

250.000 bis 300.000/µl einstellen<br />

Methodik<br />

Normalkontrolle als Qualitätsstandard mindestens 1 x/Wo mitführen.<br />

Eichung des Gerätes mit plättchenarmen autologen Plasma als Markierung der<br />

Lichttransmission von 100%.<br />

Plättchenreiches Plasma bezeichnet den Nullwert der Lichttransmission.<br />

Rührgeschwindigkeit: 1000 U/min.<br />

Temperatur: 37°C.<br />

Kurve vor Induktorzugabe für mind. 1 min beobachten (stabile Grundlinie,<br />

Spontanaggregation registrieren).<br />

Agonistenmenge (wässrige Lösung) darf 10% des Probenvolumens nicht übersteigen.<br />

Beobachtung der Kurve für mind. 10 min bzw. bis zur maximalen Amplitude.<br />

Abschluss der Untersuchung möglichst nach 2 h spätestens 4 h nach Blutabnahme (Zeitpunkt<br />

dokumentieren!).<br />

Agonisten<br />

Agonisten frisch am Tag der Messung zubereiten bzw. auftauen, Herstellerangaben beachten.


9 <strong>Leitlinie</strong>-<strong>Thrombozytopathien</strong>; Version 2.8; 22.03.2012<br />

Prinzip: zunächst niedrige Agonistenkonzentration wählen, da hohe Konzentrationen Defekte<br />

verdecken können.<br />

Keine sequentielle Agonistenzugabe! Ausnahme: Ristocetin.<br />

Ristocetin: 1,2 - 1,5 mg/ml (0,5 bis 0,6 mg/ml zur Erfassung des VWS Typ 2B). Bei Neugeborenen<br />

sind niedrigere Endkonzentrationen der Agonisten erforderlich.<br />

Arachidonsäure: 1,0 - 1,5 mM.<br />

ADP: 2 - 3 µM (Verdopplung der Konz. falls keine Reaktion mit niedriger Konz.) – Beurteilung der<br />

„second wave“. Eine Probe sollte bei einer Konzentration von 2-3 µM reagieren. Nach Standzeit<br />

benötigen Proben höhere Konzentrationen: Erhöhung auf 4 µM.<br />

Epinephrin: 5 µM (ggf. höhere Dosis, z.B. 10 µM).<br />

Kollagen: 0,5 – 2 (bis 4) µg/ml je nach Art des Kollagens!<br />

TRAP: 10 µM<br />

Beurteilung von Aggregationskurven<br />

Für jeden Agonisten und jede Konzentration sollen hauseigene Referenzwerte durch mindestens<br />

jeweils 20 Analysen erfolgen – besonders wichtig bei Kollagen aufgrund der unterschiedlichen<br />

Kollagenarten mit erheblichem Einfluss auf die Testergebnisse. Normalbereiche definieren - bei<br />

größeren Fallzahlen dafür auch Verwendung von Perzentilen möglich - als pathologisch sind alle<br />

Werte anzusehen, die außerhalb eines Bereiches von 2 SD liegen (Normalverteilung<br />

vorausgesetzt).<br />

Visuelle Beurteilung der Kurven auf Plausibilität.<br />

Obligatorischer Bericht: Latenzphase (Lag-time), maximale Aggregation, Beurteilung einer<br />

Desaggregation (vorhanden, bei >10% ->Angabe).<br />

Optionaler Bericht: Maximale Aggregationsgeschwindigkeit (Kurvenanstieg), Formenwandel<br />

(shape change), Bestimmung der Fläche unter der Aggregationskurve.<br />

Erkrankung<br />

Typische Befundkonstellation (LTA)<br />

ADP Kollagen Arachnidonsäure Ristocetin<br />

Thrombasthenie Glanzmann �-� �-� �-� N<br />

Bernard-Soulier Syndrom N N N �-�<br />

Aspirin-like Defekte N-� N-� � N<br />

Storage-Pool Defekt N-� N-� N N<br />

N Aggregation normal<br />

� Aggregation herabgesetzt<br />

� keine Aggregation<br />

Impedanzaggregometrie (IA) im Vollblut - Whole Blood Aggregometry (WBA)<br />

Die Impedanzaggregometrie ist eine Variante der Aggregometrie bei der mit isotoner Kochsalzlösung<br />

verdünnte und mit Citrat antikoagulierte Vollblutproben analysiert werden (13). Diese Methode hat


10 <strong>Leitlinie</strong>-<strong>Thrombozytopathien</strong>; Version 2.8; 22.03.2012<br />

in letzter Zeit vermehrt Verwendung als point of care in semi-automatischen Geräten gefunden. Die<br />

Standardisierung ist schwierig.<br />

Prinzip:<br />

Eine Halterung mit zwei Elektroden wird in die mit einem Rührstäbchen versehene, auf 37°C<br />

erwärmte Probe eingetaucht.<br />

Mit Zugabe eines Agonisten (Induktors) kommt es zu einer Impedanzerhöhung infolge der<br />

Anlagerung von aggregierten Thrombozyten an den Elektroden, welche als zeitliche Funktion der<br />

Impedanzzunahme aufgezeichnet wird.<br />

Präanalytik<br />

Patient<br />

Analog zur LTA (siehe oben).<br />

Blutgewinnung<br />

Analog zur LTA (siehe oben).<br />

Ausnahme: Multiplate ® ist für Hirudin-antikoagulierte Proben standardisiert. Empfohlenes<br />

Abnahmeröhrchen: Dynabite HIRUDIN 4,5 ml für Multiplate Analyse, REF:MP0620.<br />

Geräte<br />

Chronolog-Aggregometer ® (Chronolog Corporation, HavertownUSA).<br />

Multiplate ® (Dynabyte, München, Deutschland).<br />

Probenvorbereitung<br />

Vor Test Blut für mindestens 10-30 min bei Raumtemperatur ruhen lassen.<br />

Im Chronolog Aggregometer Blut in die mit NaCl 0,9% vorgefüllten Küvetten im Verhältnis von<br />

1:1 (Gesamtprobenmenge 1000 µl: 500 µl Vollblut und 500 µl NaCl 0,9%) überführen und bei 37<br />

°C für 15 bis 20 min im Gerät vorwärmen.<br />

Die Vollblutprobe für Multiplate laut Vorgabe (mit dem Gerät verbundene halbautomatische<br />

Pipette) mit NaCl 0,9% verdünnen.<br />

Agonisten (Chronolog Aggregometer)<br />

Agonisten frisch am Tag der Messung zubereiten bzw. auftauen, Herstellerangaben beachten.<br />

Gleiches Prinzip wie bei LTA: mit niedriger Agonistenkonzentration beginnen.<br />

ADP: 10 µM (ggf. steigern auf 20 µM)<br />

Kollagen: 1 µg/ml (ggf. steigern auf 2 µg/ml)<br />

Arachidonsäure: 0,5 mM (ggf. steigern auf 1,0 mM)<br />

Ristocetin: 1,25 mg/ml (0,2 – 0,6 mg/ml bei Verdacht auf VWS Typ 2B)<br />

Agonisten (Multiplate)<br />

ASPI-Test (Arachidonsäure) mit 1 ml AD auflösen, aliquotiert bei –20°C einfrieren, und<br />

unmittelbar vor Gebrauch auftauen.<br />

RISTO Test (Ristocetin) mit 1 ml AD auflösen, aliquotiert bei –20°C einfrieren, und unmittelbar<br />

vor Gebrauch auftauen.<br />

COL Test (Kollagen) mit 1 ml AD auflösen, bei Kühlschranktemperatur (4-6°C) lagern!<br />

ADP Test (ADP) mit 1 ml AD auflösen, aliquotiert bei –20°C einfrieren, und unmittelbar vor<br />

Gebrauch auftauen.<br />

TRAP Test (Thrombin Receptor Activating Peptide) mit 1 ml AD auflösen, aliquotiert bei –20°C<br />

einfrieren, und unmittelbar vor Gebrauch auftauen.


11 <strong>Leitlinie</strong>-<strong>Thrombozytopathien</strong>; Version 2.8; 22.03.2012<br />

Auswertungsmodus der Aggregationskurven (Chronolog Aggregometer)<br />

Vor Beginn der Messung Kalibration mit einer mit isotonischer Kochsalzlösung gefüllten Küvette.<br />

Charakterisierung der Aggregationskurven durch folgende Parameter:<br />

o Obligatorisch: Maximale Aggregation (in Ohm) und Latenzphase (lag-time in s).<br />

o Optional: Aggregationsrate (in %/min) und Fläche unter der Kurve<br />

o Altersabhängige Referenzbereiche beachten(14),(15).<br />

Auswertungsmodus der Aggregationskurven (Multiplate)<br />

Parameter: Fläche unter der Kurve (Area under the curve in Units), maximale Aggregation<br />

(Aggregation Units), Aggregationsgeschwindigkeit (velocity in U/min).<br />

Altersabhängige Referenzbereiche, siehe (10):<br />

Luminometrische Bestimmung der ATP-Freisetzung<br />

Mit dieser durch Lundin et al. erstmals vorgestellten Methode wird die thrombozytäre ATP-<br />

Freisetzung gemessen, wodurch Sekretionsdefekte der δ-Granula (storage pool Defekt)identifiziert<br />

werden können(16).<br />

Prinzip<br />

Zitratantikoaguliertem Vollblut oder PRP wird das Luciferin-Luciferase-Reagenz (LLR) zugefügt,<br />

welches in Gegenwart von ATP luminesziert.<br />

Die bei der ATP-Freisetzung entstehende Lumineszens wird photometrisch von einem<br />

Photomultiplier erfasst.<br />

Mit Hilfe eines externen ATP-Standards erfolgt die Auswertung der ATP-Freisetzungskurve.<br />

Gerät<br />

Chronolog-Lumiaggregometer ® (Chronolog Corporation, Havertown, USA)<br />

Agonisten<br />

Gesamtprobenmenge 1000 µl (450 µl Citratblut, 450 µl NaCl 0,9% und 100 µl LLR).<br />

Ansätze nach Zugabe von LLR bei 37 °C für 2 min vorwärmen.<br />

Kollagen: 2 µg/ml<br />

Thrombin: 1 E/ml<br />

Auswertungsmodus der Freisetzungskurve<br />

Freisetzungskurve bis zum Erreichen des Peaks aufzeichnen.<br />

Parameter zur Charakterisierung der ATP-Freisetzungskurve:<br />

Obligatorisch: maximale ATP-Freisetzung (Berechnung erfolgt unter Verwendung eines ATP-<br />

Standards mit definierter ATP-Menge, die einer separaten Probe zugegeben wird)Optional:<br />

Reaktionszeit bis zum Erreichen des Peaks.<br />

Altersabhängige Referenzwerte beachten (analog zur Literatur unter IA für das Chronolog<br />

Aggregometer)


12 <strong>Leitlinie</strong>-<strong>Thrombozytopathien</strong>; Version 2.8; 22.03.2012<br />

Medikamentenliste<br />

Medikamente*, Nahrungsmittel, Gewürze und Vitamine mit Einfluss auf die<br />

Thrombozytenfunktion.<br />

Die Präparatenamen wurden der Roten Liste, eingesehen 12/2011, entnommen.<br />

Modifiziert nach (17).<br />

Abkürzungen:<br />

a.T.A. = abnormale Thrombozyten Aggregation<br />

a.B.Z. = abnormale in vivo Blutungszeit<br />

* Nicht extra aufgelistet sind Präparate bei denen die Wirksubstanz bereits im Namen erwähnt ist.<br />

Agens Abnormalität<br />

Antiphlogistika<br />

Phenylbutazone (Ambene®, exrheudon OPT®), a.T.A.<br />

Piroxicam (Pirobeta®, Piroflam®) a.T.A.<br />

Naproxen (ALACETAN, Aleve®, Dolormin®, Dysmenalgit®, Proxen®, Togal®) a.T.A./ a.B.Z.<br />

Acetylsalicylsäure (Acesal®, Aggrenox®, Alka-Seltzer®, Aspirin®, ASS, Boxazin®, a.T.A./ a.B.Z.;<br />

Dolomo®, Dolopyrin®, Dolviran®, DuoCover®, DuoPlavin®, EUDORLIN®, Fibrex®, klin. Blutungen<br />

Godamed®, Melabon®, Mipyrin®, Neuralgin®, Neuranidal®, Novo Petrin®,<br />

Ratiopyrin®, Thomapyrin®, TITRALGAN®, Togal®)<br />

Diclofenac (Arthotec®, Diclabeta®, Diclo-CT®, Diclo dispers®, Diclofenbeta® a.B.Z.<br />

Diclo KD®, Difen-Stulln®, Dolgit, Effekton®, Flector®, Monoflam®, Rewodina®, klin. Blutungen<br />

Solareze®, Voltaren®)<br />

Ibuprofen (Aktren®, Analgin®, Dismenol®, doc®, Dolgit®, Dolbene®, Dolormin®, a.T.A.<br />

Esprenit®, EUDORLIN®, Gyno-Neuralgin®, ibu-Attritin®, Ibubeta®, ibudolor®, a.B.Z.<br />

Ibuflam®, Ibu KD®, IBU-ratiopharm®, ib-u-ron, ibuTAD®, ibutop®, Imbun®,<br />

Mensoton®, Neuralgin®, Nurofen®, Opturem®, Pedea®, Pfeil Zahnschmerz-<br />

Tabletten®, Spidifen®, Tispol IBU-DD, Togal®, Trauma-Dolgit®, Tussamag®, Urem®)<br />

ß-Lactam Antibiotika:<br />

Penicilline:<br />

Mezlocillin (Baypen®), Piperacillin (Tazobac®), a.T.A./ a.B.Z.;<br />

klin. Blutungen<br />

Ampicillin (Unacid®), Penicillin G/Benzylpenizillin (INFECTOCILLIN®, Retacillin®) a.T.A./ a.B.Z.<br />

Cephalosporine:<br />

Cefotaxim (Claforan®) a.B.Z.;<br />

klin. Blutungen


13 <strong>Leitlinie</strong>-<strong>Thrombozytopathien</strong>; Version 2.8; 22.03.2012<br />

Cefamandol (Mandokef®) klin. Blutungen<br />

Nitrofurantoin (Furadantin®, Nifurantin®, Nifuretten®, Uro-Tablinen®), a.B.Z.;<br />

klin. Blutungen<br />

Kardiovaskuläre Medikamente<br />

Dipyridamole (Aggrenox®) a.T.A.<br />

Diltiazem (Dil-Sanorania®, Diltiagamma®, Dilti-CT, Dilzem®), a.T.A.<br />

Isosorbiddinitrat (ISDN AL, ISDN-CT, ISDN-ratiopharm®, ISDN STADA®, isoket®,<br />

Jenacard®, Nitrosorbon®),<br />

Isosorbidmononitrat (Coleb-Duriles®, Conpin®, Corangin®, IS 5 mono-ratiopharm®, a.T.A.<br />

ISMN AL, ISMN STADA®, Ismo®, Monoclair®, Mono Mack®, Mononitrat Verla®,<br />

Turimonit®),<br />

Nimodipin (Nimotop®) a.T.A.<br />

Propranolol (Beta-Tablinen®, Beta-Turfa®, Dociretic®, Dociteren®, Dociton®, a.T.A.<br />

Obsidan®, pertenso®, Propra comp.-ratiopharm®, Propra-ratiopharm®)<br />

Verapamil (Cordichin®, Falicard®, Isoptin®, Tarka®, Verabeta®, Vera-CT, a.T.A.<br />

Veragamma®, Vera-Lich®, Veramex®, Verasal®)<br />

Nifedipin (Adalat®, Aprical®, Belnif®, Corinfar®, Nifeclair®, Nife-CT, ^ a.T.A.<br />

Nifical retard®, Nif-Ten®, Sali-Adalat®, Tredalat®),<br />

Nitroglycerin/Glyceroltrinitrat (Arte-cyl Ho-Len-Complex®, Cefavora®, Corangin®, a.T.A./ a.B.Z.<br />

Migräne Hevert N®, MinitranS®, Naranocor®, Neuro-Do®, Nitrangin®,<br />

NITRO Carino Infus, Nitroderm TTS, Nitrolingual, Otio-cyl Ho-Len-Complex,<br />

PECTAPAS, Rectogesic, RYTMOPASC, Schwörocard®, Strophanthus<br />

comp.-Herztabletten, Trinitrosan®, Vertigo Hevert®, Viscum-Entoxin N, Ypsiloheel®)<br />

Antikoagulantien und fibrinolytische Medikamente<br />

Heparin (Contractubex®, Exhirud®, Hepathromb®, Hepathrombin®, Lipactin®, a.T.A./ a.B.Z.<br />

Sensicutan®, Thrombophob®, Venalitan®, Vetren®)<br />

Alteplase (Actilyse®) a.B.Z.;<br />

klin. Blutungen<br />

Anästhetika und Narkotika<br />

Benzocain (Anaesthesin®, Bobendan Strepsils®, Dorithricin®), a.T.A.<br />

Kokain a.T.A.<br />

Hydroxychloroquin (Quensyl®), a.T.A.<br />

Lidocain (Acoin®, Dentinox®, Doloproct®, Dynexan®, EMLA®, Heweneural, a.T.A.<br />

InfectoGingi®, Instillagel®, Jelliproct®, Kamistad®, Leukase®, Licain®,<br />

Lidocard B. Braun, Oraqix®, Parodontal®, Posterisan®, Supertendin®, Trachilid®,<br />

Versatis®, WICK Sulagil Halsspray, Xylocain®, Xylocitin®, Xyloneural®),<br />

Procain (Lophakomp®, Otalgan®, PASCONEURAL®, Röwo®), a.T.A.<br />

Tetracain (Gingicain®, Ophtocain®) a.T.A.<br />

Halothan a.T.A.<br />

Morphin (Capros®, M-beta®, M-long®, MSI®, MSR®, MST®, M-STADA®, a.T.A.<br />

MST Continus®, Oramorph®, PAINBREAD®, Sevredol®)<br />

NO a.T.A.<br />

Antiepileptika<br />

Valproinsäure/Valproat (Depakine®) a.T.A.<br />

Antidepressiva


14 <strong>Leitlinie</strong>-<strong>Thrombozytopathien</strong>; Version 2.8; 22.03.2012<br />

Duloxetin (ARICLAIM®, CYMBALTA®, YENTREVE®) klin. Blutungen<br />

Chemotherapeutika<br />

Asparaginase a.T.A.<br />

kombinierte Chemotherapie:<br />

Cisplatin, Cyclophosphamid (Endoxan®), a.T.A.<br />

Carmustein oder Melphalan, Vincristin (cellcristin®), a.T.A.<br />

Carmustin, Daunorubicin (DAUNOBLASTIN®), a.T.A.<br />

Plicamycin a.T.A./ a.B.Z.;<br />

klin. Blutungen<br />

Antihistaminika<br />

Chlorpheniramin (Grippostad®), Diphenhydramin, Pyrilamin a.T.A.<br />

in vitro<br />

Radiographische Kontrastmittel<br />

Iopamidol (Iopamigata, IOPATHEK®, Solutrast®, Unilux®), a.T.A.<br />

Diatrizoat/Amidotrizoesäure (Gastrografin®, Gastrolux®, Peritrast®, Urolux®), a.T.A.<br />

Meglumin Diatrizoat und Natrium Diatrizoat (Renovist II, Urografin) a.T.A.<br />

Andere Medikamente<br />

Guaifenesin (Fagusan®, Longtussin duplex Tag und Nacht N, a.T.A.<br />

WICK Husten-Löser)<br />

Montelukast (SINGULAIR®) a.T.A.<br />

Prostaglandine:<br />

Alprostadil (Minprog®) a.T.A.<br />

Epoprostenol (Flolan®) a.T.A.<br />

Iloprost (Ilomedin®, Ventavis®) a.T.A.<br />

Nahrungsmittel, Gewürze und Vitamine<br />

Ingwer (Gallexier®, Klosterfrau Melissengeist, Zintona®), a.T.A.<br />

Vitamin C/Ascorbinsäure (Antiadipositum RIEMSER, Ascorell®, Ascorvit®, Aspirin®, a.T.A.<br />

ASS + C-ratiopharm®, Boxazin®, Cernevit®, Cetebe®, Dreisavit®, Evina®,<br />

FrekaVit®, Grippal + C ratiopharm®, Grippostad®, Hermes Cevitt®, Jasimenth®,<br />

MOVIPREP®, Multi-Sanostol®, Multivitamin N Kapseln, PASCORBIN®, Pharmaton®,<br />

SOLUVIT®, Togal®, Vagi-C®, Vita Gerin®, Xitix®),<br />

Kreuzkümmel, Gelbwurz (Kurkuma), Nelken, a.T.A.<br />

Alkohol, n-3 Fettsäuren, a.T.A./ a.B.Z.<br />

Omega-3 Fisch Öl, Gingko, Ginseng a.T.A.<br />

Mu-Err Pilz, Knoblauch a.B.Z.;<br />

klin. Blutungen<br />

Durchflusszytometrie<br />

Die Durchflusszytometrie ist als fixer Bestandteil der Zelldiagnostik etabliert. Die Beurteilung von<br />

Thrombozyten zur Diagnose von angeborenen Störungen der Thrombozytenfunktion ist relativ neu<br />

und unzureichend standardisiert (18). Die Durchflusszytometrie eignet sich sehr gut zur Diagnose der


15 <strong>Leitlinie</strong>-<strong>Thrombozytopathien</strong>; Version 2.8; 22.03.2012<br />

Thrombasthenie Glanzmann, des Bernard-Soulier Syndroms und der Storage Pool Erkrankung (α- / δ-<br />

Granuladefekte). Die besonderen Vorteile liegen in geringen benötigten Blutmengen und in der<br />

einstufigen Diagnostik mit der Möglichkeit der Identifizierung heterozygoter Träger (19).<br />

Prinzip<br />

Quantifizierung konstitutiver Oberflächenrezeptoren und Messung von Granulainhaltsstoffen vor<br />

und nach Aktivierung.<br />

Präanalytik<br />

Patient<br />

Blutbild einschließlich Thrombozytenzahl bestimmen!<br />

• Kein Fasten.<br />

• Koffeinabstinenz mind. 2 Stunden.<br />

• Nikotinabstinenz mind. 60 min.<br />

• Patient kurz ruhen lassen.<br />

• Medikamentenanamnese siehe oben.<br />

Blutgewinnung bei Indexpatient und gesundem Kontrollproband<br />

Nur leicht und nicht zu lange stauen.<br />

3 bis 4 ml Blut abnehmen und für andere Analysen verwenden<br />

Unterdruck- Abnahme-Systeme vermeiden (Vacutainer).<br />

Nadel mit 19 bis 21 gauge.<br />

Plastikröhrchen (Polypropylen) oder silikonisierte Glasröhrchen<br />

Natriumcitrat 109 oder 129 mM resp. 3,2 oder 3,8%.<br />

Citrat : Blut = 1 Teil : 9 Teile.<br />

• Probenverarbeitung 30 - 90 min nach Abnahme.<br />

• Ausschließlich Analyse von Citrat-antikoaguliertem Vollblut ohne Fixans oder Konservierung<br />

bis 3 Stunden nach erfolgter Färbung.<br />

• Keine Lyse der Erythrozyten durchführen - CAVE: ATP und ADP Freisetzung.<br />

• Proben bei Raumtemperatur transportieren und lagern, nie kühlen!<br />

• Schütteln und mechanischen Stress (auch Rohrpost) für Thrombozyten vermeiden.<br />

Inkubation ca. 15 Minuten im Dunkeln, dann mit Puffer (1%BSA auf PBS) verdünnen und<br />

messen.<br />

Apparative Voraussetzung<br />

• Durchflusszytometer -allgemeine Qualitätskontrollen werden vorausgesetzt.<br />

• Thrombozytenzahl: Vollblutprobe benötigt im Regelfall keine Einstellung der<br />

Thrombozytenzahl. CAVE: Gesamtzellzahl darf nicht über der "Auflösung" des Gerätes<br />

liegen (am FACS-Canto II z.B. 10000 Events/sec).<br />

• Ansatz in Polypropylenröhrchen.<br />

• Direkt Fluorochrom-markierte AK verwenden.<br />

• Schwach exprimierte Antigene mit stark fluoreszierenden Farben markieren (z.B. PE) stark<br />

exprimierte Antigene mit schwächeren Farben markieren (z.B. FITC).<br />

• Positive immunologische Erkennung der Thrombozyten durch Färbung eines konstitutiv<br />

hochexprimierten Rezeptors mit einem PE-oder PE-Cy5-markierten AK gegen CD41 oder<br />

CD42 oder CD61.<br />

• Sichere Erkennung von schwach exprimierten Rezeptoren oder aktivierungsabhängig<br />

exprimierten Rezeptoren durch Messung einer adäquaten Isotyp-Kontrolle vor der jeweiligen


16 <strong>Leitlinie</strong>-<strong>Thrombozytopathien</strong>; Version 2.8; 22.03.2012<br />

Rezeptormessung (IgG oder IgM beachten!). Bei Mehrfarbenmessung kann eine FMO<br />

(Fluorescence-minus-one)-Kontrolle verwendet werden.<br />

• Darstellung der FSC- und SSC-Signale in logarithmischer Skalierung.<br />

• Stop-Kriterium der Messung: ca. 10.000 Thrombozyten im Gate. Es wird empfohlen alle<br />

Zellen aufzunehmen um Makrothrombozyten und Thrombozytenaggregate identifizieren zu<br />

können.<br />

• Falls Zähl-beads verwendet werden - nicht mit Thrombozyten zusammen ansetzen.<br />

Empfohlen werden Antikörper gegen folgende Antigene:<br />

CD41a Fibrinogenrezeptor (GPIIb/IIIa) - gesamter Komplex (stöchiometrisch)<br />

CD41b Fibrinogenrezeptor (GPIIb)<br />

CD42a/b von Willebrand Faktor Rezeptor (GPIb /IX)<br />

CD61 Fibrinogenrezeptor (GPIIIa)<br />

CD49b Kollagenrezeptor (GPIa/IIa)<br />

Empfohlen werden folgende Antikörper gegen aktivierungsabhängig exprimierte Antigene:<br />

Messung nach Stimulation der Thrombozyten mit ADP und TRAP<br />

CD62P P-Selectin (α- Granula)<br />

CD63 GP-53 (lysosomale und δ- Granula)<br />

CD107a/b LAMP-1/2 (lysosomale Granula)<br />

PAC1 aktivierterGPIIbIIIa Komplex -Fibrinogenrezeptor (Inside-out-<br />

Signaling)gemessen durch den spezifischen IgM Antikörper PAC-1.<br />

Zur Untersuchung der δ- Granula eignet sich der Mepacrine- Assay (20).<br />

Glanzmann- Diagnostik*: Thrombozyten-Zahl normal, Größe (Forward Scatter) normal.<br />

CD41a (gesamten Rezeptorkomplex stöchiometrisch erkennend)-Klon P2<br />

CD41b (GpIIb)<br />

CD 61 (GpIIIa)<br />

-Aktivierungsmarker PAC-1, + CD42b (als Alternative FITC-markiertes Fibrinogen statt PAC1)<br />

Glanzmann- Typ I: CD41a < 10% (Fib.rez. homozygot verändert)<br />

Glanzmann- Typ II: CD41a >10%<br />

*Vereinfachte Klassifizierung in Typ I und Typ II.<br />

Bernard-Soulier-Diagnostik: Thrombozyten-Zahl: vermindert, Größe (Forward Scatter): erhöht<br />

CD42a (Gp IX); vermindert<br />

CD 42b (Gp Ibα); vermindert<br />

CD 42c (Gp Ibβ); vermindert. Es können selektiv einzelne Komponenten, oder mehrere<br />

Untereinheiten durch stöchiometrische Bindungseffekte reduziert sein.


17 <strong>Leitlinie</strong>-<strong>Thrombozytopathien</strong>; Version 2.8; 22.03.2012<br />

Vorschlag für den rationalen Einsatz der Durchflußzytometrie:<br />

Negativkontrolle:<br />

IgG1- FITC/ IgG1-PE (gleiche Ig- Subklasse, oder AK gegen AG, welches nicht auf Thromboyten<br />

exprimiert ist (gegen z.B. Neutrophile (CD16))<br />

Positivkontrolle:<br />

CD41a- FITC/ CD42b-PE<br />

(zur Auffindung z.B. CD31 / CD36)<br />

Thrombasthenie Glanzmann<br />

-IgG1- FITC/ IgG1-PE<br />

-CD41a-FITC oder CD41b- FITC/ CD61-PE<br />

+FSC/SSC<br />

- normale Oberflächenpräsentation von CD62P und CD63 nach Stimulation<br />

- keine (erhöhte) Bindung von Fibrinogen oder dem Fibrinogen simulierenden anti GPIIbIIIa<br />

Antikörper PAC1 nach Stimulation mit ADP, Kollagen, Thrombinrezeptor PAR-1 Aktivator (TRAP).<br />

Bernard-Soulier Syndrom:<br />

-IgG1- FITC/ IgG1- PE oder korrekte Isotypkontrolle<br />

-CD42a-FITC/ CD42b-PE/ CD42c<br />

+FSC/SSC (Shift wegen Grösse)<br />

Aktivierungsmarker:<br />

Fragestellung:<br />

1. ADP-Rezeptor-Stimulierbarkeit<br />

2. Thrombinrezeptor-Stimulierbarkeit<br />

3. Vorhandensein von Granula<br />

4. Regelrechte Ausschüttung der Granula<br />

Granuläre Aktivierungsmarker:<br />

α-Granula: CD62P<br />

lysosomale Granula: CD63<br />

Dense-Granula: Mepacrine- Beladung oder Serotonin- Reuptake- Test<br />

Rezeptorassoziierte Aktivierungsmarker:<br />

PAC-1: aktivierter Fibrinogenrezeptor<br />

Storage-Pool-Disease Diagnostik:<br />

Aktivatoren:<br />

Standard: ADP und TRAP-6 (SFLLRN) --< humaner Protease Activated Receptor-1 (PAR1-<br />

Peptid für basale Aktivierungsuntersuchungen)<br />

weiterführend: Kollagen und Tx-A2-Agonisten (U-46619)<br />

Agonistenkonzentrationen:<br />

ADP: 2 µM – 10 µM<br />

TRAP-6: (1 -) 10 µM – 100 µM (Konzentration Produkt-abhängig!)<br />

Inkubation mit Aktivator für 5 Minuten, anschließend für weitere 15 Minuten Ak dazu (im<br />

Dunkeln inkubieren!), dann Abstoppen mit Puffer (1% BSA oder Albumin auf PBS) und<br />

innerhalb 30- max. 60 Minuten messen.


18 <strong>Leitlinie</strong>-<strong>Thrombozytopathien</strong>; Version 2.8; 22.03.2012<br />

Vorschlag für rationalen Einsatz der Durchflußzytometrie mit Aktivierung:<br />

FITC PE PE-Cy5/ PE-Cy7<br />

IgG1 IgG1<br />

unstimuliert CD62P CD63 CD41<br />

5 µM ADP CD62P CD63 CD41<br />

10 µM TRAP-6 CD62P CD63 CD41<br />

100 µM TRAP-6 CD62P CD63 CD41<br />

5 µM ADP PAC- 1 CD41 CD41<br />

Arbeitsbeispiel aus der Arbeitsgruppe Harald Schulze, Berlin, (4 Farben):<br />

Tube FITC PE<br />

Antikörper Agonist<br />

PE-Cy5 /<br />

PerCP APC<br />

K1 CD61 CD29 CD42a CD42b ---<br />

K2 CD49b CD49e CD49f CD41a ---<br />

K3 PAC-1 CD63 CD41a CD62P ---<br />

K4 --- --- CD41a CD62P 2 M ADP<br />

K5 PAC-1 CD63 CD41a FMO* 5 M ADP<br />

K6 PAC-1 FMO* CD41a CD62P 1 M TRAP-6<br />

K7 FMO* CD63 CD41a CD62P 5 M TRAP-6<br />

* FMO: Bei Mehrfarbenmessung kann eine FMO (Fluorescence-minus-one)-Kontrolle verwendet werden.<br />

Beurteilung<br />

Nach mittlerer Fluoreszenzintensität und Vergleich gegenüber Normalkollektiv.<br />

Nach MFI (mittlere Fluoreszenzintensität) im Vergleich zur adäquaten Isotyp- oder FMO-<br />

Kontrolle.<br />

Aktivierung auch als % positive Zellen ("% over threshold")<br />

Deskriptive Angabe des Befundes (keine Zahlen).<br />

Molekulargenetische Methoden<br />

Obwohl molekulargenetische Untersuchungen eine immer wichtigere Rolle spielen, sind deren<br />

Methoden aufgrund der großen Heterogenität der angeborenen und erworbenen<br />

Thrombozytendefekte in der klinischen Praxis von geringem Nutzen. Sie können dazu dienen eine<br />

vermutete Diagnose zu bestätigen. Bis auf wenige gut definierte Erkrankungen (21),(22) kann mittels<br />

Molekulargenetik kaum eine Diagnose gestellt werden. Große Bedeutung hat die Molekulargenetik<br />

zur Familiendiagnostik und Bestimmung eines heterozygoten Status.


19 <strong>Leitlinie</strong>-<strong>Thrombozytopathien</strong>; Version 2.8; 22.03.2012<br />

Liste zur Unterstützung der Identifikation von angeborener Erkrankungen mit assoziierten<br />

Thrombozytenfunktionsstörungen.<br />

Die Einteilung erfolgt nach Adhäsions, Aggregations, Rezeptor und Signaltransduktions, Granula,<br />

zytoskelettalen Defekten und anderen.<br />

Tabelle: Diagnose, klinische Präsentation, Laborauffälligkeit und Genetik, siehe beigefügte PDF-Datei.


20 <strong>Leitlinie</strong>-<strong>Thrombozytopathien</strong>; Version 2.8; 22.03.2012<br />

Autorenliste (alphabetisch):<br />

Tamam Bakchoul Tamam.Bakchoul@immunologie.med.uni-giessen.de Institut für Klinische Immunologie und Transfusionsmedizin<br />

Langhansstr. 7; D-35385 Gießen, Deutschland<br />

Frauke Bergmann frauke.bergmann@amedes-group.com MVZ Wagnerstibbe, Amedes-Gruppe, Georgstr. 50; 30159<br />

Hannover, Deutschland<br />

Karin Beutel karin.beutel@ukmuenster.de Pädiatrische Hämatologie und Onkologie, Pädiatrische Hämostaseologie<br />

Universitätsklinkum Münster,Albert-Schweitzer-Campus 1,48149 Münster<br />

Wolfgang Eberl w.eberl@klinikum-braunschweig.de Städtisches Klinikum Braunschweig gGmbH, Freisestr. 9/10, D- 38118<br />

Braunschweig, Deutschland<br />

Siegmund Gehrisch gehrisch@rcs.urz.tu-dresden.de TU Dresden, Medizinische Fakultät, Inst. f. Klinsche u. Lab. Med.<br />

Fetscherstr. 74; 01307 Dresden, Deutschland<br />

Christof Geisen c.geisen@blutspende.de Institut für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie Sandhofstrasse<br />

1, D-60528 Frankfurt am Main, Deutschland<br />

Saskia Gottstein saskia.gottstein@vivantes.de Klin. f. Innere Medizin-Angiologie, Hämostasiologie; Vivantes-Klinikum im<br />

Friedrichshain; Landsberger Allee 49, 10249 Berlin, Deutschland<br />

Susan Halimeh susan.halimeh@gzrr.de <strong>Gerinnungszentrum</strong> <strong>Rhein</strong>/<strong>Ruhr</strong>; Königstr. 13; 47051 Duisburg,<br />

Deutschland<br />

Ursula Harbrecht ursula.harbrecht@ukb.uni-bonn.de Institut für Experimentelle Hämatologie und Transfusionsmedizin der<br />

Universität Bonn; Sigmund-Freud-Straβe, D-53105 Bonn, Deutschland<br />

W.A.Hassenpflug hassenpflug@uke.uni-hamburg.de Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für Pädiatrische<br />

Hämatologie und Onkologie, Martinistrasse 52, D-20246 Hamburg,<br />

Deutschland<br />

R. Schneppenheim schneppenheim@uke.de Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für Pädiatrische<br />

Hämatologie und Onkologie, Martinistrasse 52, D-20246 Hamburg,<br />

Deutschland<br />

Günther Kappert Guenther.kappert@gzrr.de <strong>Gerinnungszentrum</strong> <strong>Rhein</strong>/<strong>Ruhr</strong>; Königstr. 13; 47051 Duisburg,<br />

Deutschland<br />

Carl Kirchmaier kirchmaier.hst@dkd-wiesbaden.de Deutsche Klinik für Diagnostik; Aukammallee 33; 65191<br />

Wiesbaden, Deutschland<br />

Beate Kehrel kehrel@uni-muenster.de Universitätsklinikum Münster, Klinik und Poliklinik für<br />

Anästhesiologie und operative Labormedizin; Experimentelle und<br />

klinische Hämostaseologie; Mendelstr. 11, 48149 Münster,<br />

Deutschland<br />

Ralf Knöfler Ralf.Knoefler@uniklinikum-dresden.de Universitätsklinikum Dresden, Klinik u. Poliklinik für Kinder- und<br />

Jugendmedizin, Bereich Päd. Hämatologie u. Onkologie, Fetscherstr. 74,<br />

01307 Dresden, Deutschland<br />

Wolfgang Lösche wolfgang.loesche@med.uni-jena.de Uni-Klinikum Jena, IFB Sepsis, Center for Sepsis Control and Care, Erlanger<br />

Allee 101; 07747 Jena, Deutschland<br />

Manuela Krause krause.hst@dkd-wiesbaden.de Deutsche Klinik für Diagnostik; Aukammallee 33; 65191<br />

Wiesbaden, Deutschland<br />

René Mahnel r.mahnel@gmx.de Haemostas. Praxis u. Labor zur Diagnostik und Therapie von<br />

Blutgerinnungsstörungen; Gartenstr. 134; 60596 Frankfurt a. Main,<br />

Deutschland<br />

Oliver Meyer oliver.meyer@charite.de Institut für Transfusionsmedizin, Thrombozytenlabor / Blutbank mit<br />

Immunhämatologie CVKAugustenburger Platz 1, D-13353 Berlin,<br />

Deutschland


21 <strong>Leitlinie</strong>-<strong>Thrombozytopathien</strong>; Version 2.8; 22.03.2012<br />

Ann Kathrin Pilgrimm ann-kathrin.pilgrimm@dkd-wiesbaden.de Deutsche Klinik für Diagnostik; Aukammallee 33; 65191<br />

Wiesbaden, Deutschland<br />

Daniele Pillitteri pillitteri.hst@dkd-wiesbaden.de Deutsche Klinik für Diagnostik; Aukammallee 33; 65191<br />

Wiesbaden, Deutschland<br />

Ines Poberschin ines.poberschin@uniklinikum-dresden.de Universitätsklinikum Dresden, Inst. f. Klinsche u. Lab. Med.<br />

Fetscherstr. 74; 01307 Dresden, Deutschland<br />

Hannelore Rott Hannelore.Rott@gzrr.de <strong>Gerinnungszentrum</strong> <strong>Rhein</strong> <strong>Ruhr</strong>, Königstr. 13, D-47051 Duisburg,<br />

Deutschland<br />

Sentot Santoso Sentot.Santoso@immunologie.med.uni-giessen.de Institut für Klinische Immunologie und Transfusionsmedizin<br />

Langhansstr. 7; D-35385 Gießen, Deutschland<br />

Annelie Siegemund gerinnungssprechstunde@labor-leipzig.de MVZ Dr. Reising-Ackermann u. Kollegen, Strümpellstr. 40; 04289<br />

Leipzig, Deutschland<br />

C. Schambeck christian.schambeck@haemostasikum.de Hämostasikum München, Haderunstr. 10; 81375 München, Deutschland<br />

Monika Scheer monika.scheer@uk-essen.de Päd III, Universitätsklinikum Essen, Hufelandstrasse 55, 45122 Essen,<br />

Deutschland<br />

Markus Schmugge markus.schmugge@kispi.uzh.ch Kinderspital Zürich, Hämatologie, Steinwiesstr. 75, CH-8032,<br />

Zürich, Schweiz<br />

Thomas Scholl scholl.hst@dkd-wiesbaden.de Deutsche Klinik für Diagnostik; Aukammallee 33; 65191<br />

Wiesbaden, Deutschland<br />

Harald Schulze harald.schulze@charite.de Klinik für Allgemeine Pädiatrie; Charite; Labor für Pädiatrische<br />

Molekularbiologie Ziegelstraße 5-9, D-10117 Berlin; Deutschland<br />

Gabriele Strauss gabriele.strauss@charite.de Charité Campus Virchow-Klinikum; Otto-Heubner-Centrum für Kinder-<br />

und Jugendmedizin Augustenburger Platz 1; D-13353 Berlin, Deutschland<br />

Werner Streif werner.streif@i-med.ac.at Univ.-Klinik für Pädiatrie II , Med. Uni. IBK, Anichstraße 35, A- 6020<br />

Innsbruck, Österreich<br />

Barbara Zieger barbara.zieger@uniklinik-freiburg.de Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Freiburg,<br />

Deutschland<br />

R.B. Zotz zotz@hemo-stasis.de Centrum für Blutgerinnungsstörungen und Transfusionsmedizin<br />

Immermannstr. 65A, 40210 Düsseldorf, Deutschland


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