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Download :: PDF :: 12 MB - Curt

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Vorwort #170<br />

Hätte er nicht eine motorbetriebene Kettensäge gehabt, die auch unter Wasser funktioniert, wäre die faustdicke Eisschicht, die bereits<br />

im November die komplette innerstädtische Pegnitz bedeckte und Jung und Alt zum Schlittschulaufen verführte, sein sicherer Grabdeckel<br />

gewesen. Das turbulente Treiben nicht mal zehn Zentimeter über ihm, das Spiel von Licht und Schatten, das Knirschen des Eises<br />

unter den Stahlkufen und das Lachen der Kinder ließen sein Hämmern und Klopfen ungehört. Doch wie immer bewahrte er Ruhe, zog<br />

die wasserresistente Motorsäge aus seinem Rucksack und schmiss sie trotz der eisigen Kälte mit einer katzenhaften Bewegung an.<br />

Sogleich fräste sich die hungrige Kette ihren Weg nach oben, durchstieß die Oberfläche und fauchte in der neuen Freiheit kreischend<br />

auf. Der Mann unter dem Eis führte sein Werkzeug sauber im Kreis und schaffte sich einen Ausstieg aus 3° Celsius. Wäre er nicht<br />

bis auf seinen Rucksack und einer weißen Feinrippunterhose nackt gewesen, und hätte seine Säge nicht so einen irrsinnigen Lärm<br />

verursacht und – kaum an der frischen Luft – beißende Abgase übers Eis geschickt, hätte man sein Auftauchen wohl nicht bemerkt.<br />

Doch so fror augenblicklich jegliche Bewegung ein – FREEZE! – und alle Augen waren auf ihn gerichtet. „Das ist Kurt!“, wisperten die<br />

Models aus dem curt-Büro-Vorderhaus ehrfürchtig und zitterten plötzlich wie Espenlaub. Sie zupften sich ihre Outfits zurecht, zogen<br />

sich gegenseitig aufgeregt die Lippenstifte nach und spitzen die Lippen: DUCKFACE! Mitarbeiter einer Licht- & Tonfirma installierten<br />

an beiden Ufern auf und ab riesige Boxentürme, Passanten und Eisläufer halfen wie in Trance mit. Innerhalb weniger Minuten stand<br />

die größte Soundanlage, die man in Europa jemals gesehen hatte. Kurt nahm das Funkmikro, das ihm von einem dressierten Raben<br />

in den Feinrippslip gesteckt wurde und checkte den Sound: „Check! Check! Check!“. Er klang fast wie eine Vogel. „Tschirp! Tschirp!<br />

Tschirp!“ antwortete daraufhin ein kleiner Mann in einem Kanarienvogelkostüm, der kurz vorher noch gebrannte Mandeln feil bot.<br />

Kurts kalte Hand packte ihn am Flügel und Kurts kalter Fuß gab ihm einen so wuchtigen Tritt, dass er quer übers Eis schlidderte,<br />

in das ausgesägte Loch fiel und versank. „Witzig ist hier nur einer: der Kurt!“, kommentierte er seine Aktion übers Mikro. Tosender<br />

Applaus. Dieser steigerte sich noch, als Kurt aus einem Versteck einen Raketenrucksack zog, ihn über seinen Kreissägenrucksack<br />

schnallte und mit zischendem Düsenantrieb in die Luft auf stieg. „Kuuhuurt!“ kreischten die Vorderhausmodels und pickten aufgrund<br />

wilder Übersprungshandlungen mit ihren Entenschnuten breite Kerben ins Eis. Der Raketenrucksackmann zischte im Zickzack über<br />

die Köpfe der Passanten und Eisläufer und zog plötzlich Hunderte von Weltstadtmagazinen aus seinem fein gerippten Schlüpfer, um<br />

diese punktgenau und gewissenhaft in die ihm entgegegengereckten Hände zu distribuieren.<br />

„Tschirp! Tschirp! Tschirp!“: Die Wolkendecke riss plötzlich auf, und mit dem herabstürzenden Sonnenstrahl kam ein Kanarienvögelchen<br />

flügelschlagend vom Himmel herabgestiegen. Es war wunderschön anzusehen und zog alle Blicke auf sich. Vorne am Wanst<br />

trug es ein kleines Bauchlädchen, in dem sich kleine bunte Tüten mit extrakleinen gebrannten Mandeln befanden. Das Vögelchen<br />

flog von einem zum anderen und verteilte seine Gaben. Die Kinder waren wie verzaubert, die Mütter schmachteten und die Väter<br />

aßen die Mandeln. „Magie!“, flüsterte eines der Vorderhausmodels mit blau gefrorenen Lippen. „Besser noch: MARKETING!“, schrie<br />

der Raketenrucksackmann Kurt ins Mikro. „Marketing, Freunde! Und ab morgen gibt es meine Rucksäcke und meine Slips auf ebay.<br />

MERCHANDISE! Frohe Weihnachten, meine Damen und Herrschaften! Und danke auch an OB Aly für die wunderbare Kettensäge!“<br />

Viel Spaß bei allem, was Ihr tut – wir haben das auch. Und nicht vergessen: Das ganze Leben ist Marketing!<br />

Euer curt-Team

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