Download - Minergie
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EDITORIAL<br />
Dasenergieeffiziente<br />
Bauen erhält<br />
neue Qualitäten<br />
Prof. Armin Binz,<br />
Leiter MINERGIE ® Agentur Bau<br />
In den letzten Jahren wurde<br />
viel vonNull- und Plusenergie-<br />
Häusern gesprochen und geschrieben.<br />
Im Juli 2010 hat<br />
die EU die revidierteEnergy<br />
PerformanceofBuildings<br />
Directive(EPBD) in Kraft gesetzt.<br />
Sie schreibt vor, dassab<br />
2020 in den EU-Staaten Neubauten sogenannteNearlyZero<br />
Energy Buildings (EPBD), auf deutsch Niedrigstenergiebauten,<br />
sein müssen. Noch istnicht genau definiert, welche<br />
Qualitäten diese Bauten erfüllen müssen. Aber die Vision<br />
dahinter istklar: Gebäude sollen endgültig vomMakel<br />
befreit werden, übermässig Energie zu verbrauchen. Es ist<br />
die EU-Version des Null- oder Plusenergiehauses.<br />
Am 10. März 2011 hat MINERGIE den neuen Standard<br />
MINERGIE-A lanciert. MINERGIE-A istder MINERGIE-Weg<br />
zum Null- und Plusenergie-Haus. Mit MINERGIE-A haben<br />
die Begriffeeine klareDefinition erhalten und erhält das<br />
energieeffiziente Bauen neue Qualitäten. In den letzten<br />
beiden Jahrzehnten stand die Minimierung des Wärmeverbrauchs<br />
im Zentrum der Bemühungen. Mit MINERGIE und<br />
MINERGIE-P sind diesbezüglich die Hausaufgabenaber<br />
erledigt. MINERGIE-A mussund will darüber hinausgehen<br />
und rückt deshalb drei neue Elementeinden Fokus:<br />
1. Der Wärmebedarf soll nicht nur bis auf ein Minimum<br />
reduziert werden. Er soll auch CO2-neutral und möglichstvor<br />
Ort gedeckt werden. Nullenergiebedarf soll<br />
die Messlattesein.<br />
2. Der Strombedarf für Geräte, Beleuchtungen und Hilfseinrichtungen<br />
istlängstzur bedeutenderen Energiebedarfskomponentegeworden,<br />
als der Wärmebedarf.<br />
Ihm müssen die Hauptanstrengungen zur Minimierung<br />
in den kommenden Jahren gewidmet werden.<br />
3. Ein Schattendasein hat bis vorkurzem der Aspekt<br />
gefristet, dassfür die Herstellung, die laufenden Unterhalts-,<br />
Renovations- und Ersatzmassnahmen sowie den<br />
Rückbau ebenfalls Energiebeträge beansprucht werden,<br />
die beim Doppelten bis Dreifachen des Heizenergiebedarfs<br />
eines modernen Neubaus liegen. Auch bezüglich<br />
dieser «grauen Energie» mussein MINERGIE-A-Gebäude<br />
sich beweisen.<br />
In der Nordwestschweiz wirdenergieeffizientesBauen<br />
seit langem intensiv gepflegt und gefördert. Es gibt eine<br />
Vielzahl vonBauten, die bereits als Null- oder Plusenergiehäuser<br />
gelten können. Für die Festlegungen bei MINERGIE-<br />
Ahaben diese Bauten denn auch Pate gestanden und es<br />
ermöglicht, bei MINERGIE-A nicht einfach plakativeZiele<br />
vorzugeben, sondern den Wegzuweisen für vorbildliche<br />
und zukunftsweisende Gebäudekonzepte. Für MINERGIE<br />
gehört dazu –wie bei den bisherigen Standards –die Verbindung<br />
der Energiebedarfszielemit überdurchschnittlichem<br />
Komfort und hoher Werterhaltung. Daneben aber<br />
müssen auch die Energiezielesoformuliert werden, dass<br />
sie klar und umsetzbar sind und dassmöglichstvielezukunftsfähige<br />
Konzepteermöglicht werden. So wurde etwa<br />
als Grenzwert für den Wärmebedarf nicht einfach ein undifferenzierter<br />
Nullwert festgelegt. Dies hätteden Einsatz von<br />
thermischen Solaranlagen zu Gunstenvon Photovoltaikanlagen<br />
massiv behindert oder hättezumindesterzwungen,<br />
dasszusätzlich zu thermischen Solaranlagen immer auch<br />
noch eine Photovoltaik-Anlage gebaut werden müsste.<br />
Diesen unsinnigen Sachzwang will MINERGIE-A nicht<br />
schaffen und erlaubt daher den Einsatz vonHolz (oder anderer<br />
lagerbarer Biomasse) in geringem Umfang.<br />
MINERGIE-A verzichtet darauf, Anforderungen an die<br />
Gebäudehüllezustellen, die über diejenigen des MINERGIE-<br />
Basisstandards hinausgehen. Dies istund bleibt Sache des<br />
bereits über tausend mal umgesetzten MINERGIE-P-Standards.<br />
So führen in Zukunft bei MINERGIE zwei Wege über<br />
den MINERGIE-Basisstandardhinaus. Der MINERGIE-P-<br />
Wegüber eine hervorragende Gebäudehülleund die optimalepassiveSonnenenergienutzung<br />
und der MINERGIE-A -<br />
Wegüber die lokaleNutzung der Sonnenenergie und die<br />
Minimierung vonStrom und grauer Energie.<br />
■<br />
NACHHALTIG BAUEN | 1 | 2011 1