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Download - Hatari Lodge

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ANNEMARIE BALLSCHMITER (2); JÖRG GABRIEL (7); 24UTRAVEL; MONTAGE: ICON<br />

72<br />

REISE<br />

Hardy Krüger bei den Dreharbeiten. Hauptzelt mit Lounge-Ecke im Shu’mata Camp. Der Cast von „<strong>Hatari</strong>!“ (Dritter von links: John Wayne).<br />

Seventies meet Africa: Zimmer in der <strong>Hatari</strong> <strong>Lodge</strong> (v. o. l. im Uhrzeigersinn). Ganz oben rechts: Der Hadzabe-Buschmann hat eine wilde Kartoffel ausgegraben


FRÜHSTÜCK BEI<br />

GIRAFFENS<br />

Im Reich der wilden Tiere: Vor 50 Jahren kam<br />

„<strong>Hatari</strong>!“ mit John Wayne und Hardy Krüger ins<br />

Kino. Ein Welt-Hit. Zum Jubiläum reiste<br />

Spurenleserin Annemarie Ballschmiter nun nach<br />

Tansania – immer den Drehorten nach<br />

I<br />

ch habe mich verliebt. Es hat nicht lange<br />

gedauert. Es geschah ungefähr eine Stunde<br />

nach der Ankunft bei zartvioletter Dämmerung<br />

auf dem Kilimanjaro Airport. Wir hatten<br />

den Arusha-Nationalpark durchquert,<br />

und dann stand sie da. Einfach so. Meine<br />

erste Giraffe. Im Morgenlicht gegen den noch wolkenverhangenen<br />

afrikanischen Himmel, zu Füßen des Mount Meru. Sie stand<br />

bis zum Bauch im grünen Buschwerk, langhalsig, langbeinig,<br />

braun-ocker gemustert, und guckte, wie wir guckten. Drehte<br />

sich um, zupfte ein paar Blätter. War uninteressiert. Und ich saß<br />

im Auto und konnte einfach nur staunen.<br />

Auch Hardy Krüger hatte sich verliebt; nicht nur in ein Tier, sondern<br />

in ein Land, die Landschaft – bei den Dreharbeiten zu Howard<br />

Hawks’ Tierfängerfilm „<strong>Hatari</strong>!“ in den Jahren 1960/61. Deswegen<br />

sind wir hier. Weil der Abenteuerfilm vor 50 Jahren 3<br />

Weltuntergangsstimmung im Ngorongoro-Krater.<br />

Massai-Kinder, die Kühe<br />

hüten. Giraffen vor dem Kilimandscharo,<br />

Flamingos, Colobus-Affen


74<br />

3 seine Kinopremiere feierte und weil Krügers<br />

Traum vom Buschhotel, das er Ende 1961<br />

mit seinem Partner Jim Mallory eröffnete, inzwischen<br />

neu gelebt wird: Seit 2004 betreiben<br />

Marlies und Jörg Gabriel auf dem Gelände<br />

des ehemaligen Wohnhauses von Mallory die<br />

<strong>Hatari</strong> <strong>Lodge</strong> mit neun im „Seventies meet<br />

Africa“-Stil eingerichteten Zimmern. Von der<br />

Terrasse aus kann man – wenn die Sicht nicht<br />

gerade durch grasende Büffel oder Akazienblätter<br />

futternde Giraffen verstellt ist – die<br />

weißen Rundbungalows der Momella <strong>Lodge</strong><br />

sehen, des einstigen Krüger-Hotels. Das<br />

Haupthaus wurde ursprünglich für die Dreharbeiten<br />

auf den Ländereien der berühmten<br />

deutschen Einwandererfamilie Familie Trappe<br />

errichtet, am offenen Kamin trank John<br />

Wayne seinen Whisky.<br />

In sein Tagebuch schrieb Krüger während des<br />

Drehs: „Ich habe den Garten Eden gesehen. […]<br />

Hellgrüne Seen, von sanftgrünen Hügeln umrahmt.<br />

Dahinter die unendlich scheinende<br />

gelbe Massai-Steppe, über die sich in majestätischer<br />

Breite die waldbedeckten Flanken des<br />

Kilimandscharo erheben. Und über allem der<br />

ewige Schnee, das Eis des Kibo.“<br />

Der Kilimandscharo … Meist ist er wolkenverhangen<br />

oder verschwindet im Dunst. Frühmorgens,<br />

bei Sonnenaufgang, sind die Chancen,<br />

seinen schneebedeckten Gipfel zu sehen,<br />

am größten. Mit „You can see Mount Kili!“-Rufen<br />

werden wir am zweiten Morgen geweckt;<br />

müde Menschen in weißen Bademänteln und<br />

mit dampfenden Tassen in der Hand schauen<br />

andächtig gen Osten, teilen sich die Wiese mit<br />

der auf dem <strong>Lodge</strong>-Gelände wohnenden Warzenschweinfamilie.<br />

Der 4566 Meter hohe<br />

Mount Meru, zweithöchster Berg Tansanias,<br />

wird rosa angestrahlt. Als ich später zum<br />

Frühstück ins Haupthaus hinüberlaufe, ist das<br />

erste Wesen, das ich sehe: eine Giraffe. Als<br />

Morgenimbiss nippt sie die feinen Blätter der<br />

Akazie mit Zunge und Lippen geschickt zwischen<br />

den langen Dornen ab.<br />

Klar, es gibt spektakulärere Tiere in Afrika, gefährlichere<br />

– wie Löwen, größere – wie Elefanten<br />

oder seltenere – wie Wildhunde. Aber<br />

diese seltsamen Geschöpfe, die Kühen ähneln,<br />

denen man wie mittels eines Bildbearbeitungsprogramms<br />

Hals und Beine lang gezogen<br />

hat, wie Models in Werbeanzeigen, sind<br />

irgendetwas zwischen drollig und absurd –<br />

und irgendwie sympathisch, soweit man das<br />

von einem Wildtier behaupten kann. Man<br />

muss sie nur beobachten, wie sie sich fortbewegen:<br />

im einen Moment gelassen schreitend,<br />

fast elegant, und im nächsten ungelenk schlingernd.<br />

Die Terrasse der <strong>Hatari</strong> <strong>Lodge</strong> eignet<br />

sich jedenfalls ganz hervorragend dazu, Giraffen<br />

zu beobachten. Man frühstückt sozusagen<br />

Aug in Aug mit ihnen. Und ja: Büffel und Affen<br />

gibt es auch. An den Momella-Seen färben<br />

Hunderte Flamingos die Ufer rosa.<br />

Im Regenwald an den Hängen des Mount Meru,<br />

im Arusha-Nationalpark, turnen die<br />

schwarz-weißen Colobus-Affen durch die<br />

Baumwipfel, ihre Haare so lang wie die von<br />

den Bäumen hängenden Flechten, die wiederum<br />

aussehen wie der zauselige Bart von Dumbledor<br />

aus Harry Potter.<br />

Enock, unser kundiger Guide, erklärt, dass die<br />

Affen früher wegen ihres Felles gejagt wurden,<br />

mit dem sich Musiker oft schmückten. Er<br />

zeigt uns eine Pflanze namens Tagetes Minuta,<br />

deren Blätter, zerreibt man sie, nach Minze<br />

und Eukalyptus duften: Das macht die Nase<br />

frei bei Erkältungen.<br />

Als wir uns am nächsten Tag auf den staubigen<br />

Weg Richtung Amboseli-Nationalpark<br />

machen, taucht plötzlich, wie aus dem Nichts,<br />

ein mit dunkelgrünen Kandelaber-Euphorbien<br />

bewachsener, lang gestreckter Hügelrücken<br />

in der Savanne auf. Ein fast schon surreales<br />

Bild. Die Pflanze sei giftig, werde von den<br />

Massai zu medizinischen Zwecken eingesetzt:<br />

für Abtreibungen und nach Geburten, sagt<br />

Enock.<br />

2010 haben die Gabriels das an einem Hang<br />

am Rande des Nationalparks gelegene Shu-<br />

’mata Camp mit fünf luxuriösen Zelten eröffnet.<br />

Hemingway meets Massai ist das Motto.<br />

Viele der Dekorationsobjekte und auch die<br />

Bettwäsche werden in einem der Projekte der<br />

Momella Foundation gefertigt, welche die Gabriels<br />

vor ein paar Jahren gegründet haben,<br />

und die auch das Löwenprojekt „Lion Guardians“<br />

im kenianisch-tansanischen Grenzgebiet<br />

unterstützt. Die Betten sind ungewöhnlich<br />

hoch, die Schuhe sollen wir unbedingt ausschütteln,<br />

bevor wir sie anziehen: Wir sind in<br />

der Wildnis. Und in der gibt es nun mal Skorpione<br />

und Schlangen. Hier in der Gegend, nahe<br />

der Hügelkette Seven Sisters, wurden die<br />

„<strong>Hatari</strong>!“-Szenen mit Zebra, Büffel und Giraffe<br />

gedreht. Wir sehen wendige Thompson- und<br />

Grantgazellen, Gnus, Zebras, Paviane, Fischadler<br />

– und Elefanten. Beim Sundowner zwischen<br />

zwei Schirmakazien irgendwo im Nirgendwo<br />

nippen alle beseelt an ihren Drinks.<br />

Egal ob Big Five oder Small Five: Ich bin nicht<br />

hier, um Listen abzuarbeiten, Häkchen hinter<br />

Tiernamen zu machen. Aber ja: Ich habe in<br />

Tansania Elefanten, Büffel und Löwen gesehen.<br />

Keine Leoparden, keine Nashörner. Gerade<br />

mal 13 Rhinozerosse sollen noch im Ngorongoro-Krater<br />

leben. Dort spielt auch die<br />

spektakuläre Eröffnungsszene von „<strong>Hatari</strong>!“,<br />

wo es zu einer gefährlichen Kollision zwi-<br />

JÖRG GABRIEL<br />

schen Nashorn, Auto und Mensch kommt.<br />

Als wir auf dem 600 Meter hohen Rand des<br />

Kraters stehen, der im Durchmesser 20 Kilometer<br />

misst, ist das, als blickten wir aus dem<br />

Weltall auf die Erde. Wieder so ein Moment<br />

der Demut. Mir kommt ein Satz aus Hardy<br />

Krügers Afrika-Erinnerungen in den Sinn:<br />

„Vor diese Wunder der Natur gestellt, fühlte<br />

ich, wie klein ich war als Mensch, als Eindringling,<br />

und wie groß, weil mir das Eindringen<br />

nicht verwehrt wurde.“<br />

Der Himmel ist so dunkelgrau wie das Fell der<br />

Gnus am Horizont. Weltuntergangsstimmung.<br />

Sturm treibt die Gewitterwolken über die<br />

Ebene. Der Wind zaust am Gefieder der Strauße,<br />

zerrt an den Mähnen der Zebras. Nach einem<br />

Regenguss trotten sechs Löwen vor unserem<br />

Auto über die Piste. Nass, wie sie sind,<br />

sehen sie nicht besonders majestätisch aus.<br />

Im Schlepptau Hyänen und Schakale, die hoffen,<br />

etwas von den Resten der noch zu erjagenden<br />

Beute zu ergattern. Zwischen den<br />

Bäumen am Rand des Katerbodens steht ein<br />

riesiger alter Elefantenbulle, dessen Stoßzähne<br />

fast bis zum Boden reichen. Ein seltener<br />

Anblick, auch für abgebrühte Safaritouristen.<br />

Während die Szenerie auf die einen gesprächsanregend<br />

wirkt, hat sie auf mich den<br />

umgekehrten Effekt: Ich will einfach nur still<br />

Eindrücke aufsaugen. Sitting and starring.<br />

Eigentlich wollten wir vor Sonnenuntergang<br />

das nächste Camp, Alex Walkers mobiles Zeltcamp<br />

in der Südserengeti, erreichen, aber der<br />

Regen hat aus einem normalerweise leicht zu<br />

durchquerenden Bach einen reißenden<br />

Strom gemacht. Zwangspause, bis das Wasser<br />

zurückgeht. Für den Sundowner am Ufer organisiert<br />

ein Mitreisender eine Runde Bier<br />

aus dem Auto eines ebenfalls gestrandeten<br />

Einheimischen. Die tansanischen Biermarken<br />

heißen passenderweise „Safari“, „Kilimanjaro“<br />

und „Serengeti“.<br />

Nachts wird es hier, auch wenn tagsüber die<br />

Sonne vom knallblauen Himmel sticht, etwas<br />

klamm. Welche Freude, als später in meinem<br />

Bett eine Wärmflasche unter der Decke auf<br />

mich wartet. Lala salaama … Gute Nacht.<br />

Am nächsten Tag begeben wir uns auf die<br />

Pirsch nach Wildhunden. Hardy Krüger begegnete<br />

ihnen völlig selbstverständlich auf<br />

dem Heimweg von den Dreharbeiten auf Momella<br />

nach Arusha; heute sind sie fast ausgestorben.<br />

In der Serengeti gibt es sie noch.<br />

Selbst Menschen, denen Giraffen und Zebras<br />

nur ein leichtes Gähnen entlocken, bekommen<br />

beim Thema „Wildhunde“ glänzende Augen.<br />

Wir haben Glück und sehen am späten<br />

Nachmittag rund 20 der gefleckten Tiere mit<br />

den runden Ohren, die sich schutzsuchend<br />

unter einem Strauch aneinanderkauern. Unseren<br />

letzten Sonnenuntergang über der Serengeti<br />

genießen wir auf riesigen roten Granitfelsen,<br />

Kopje genannt. Ein Hadzabe-Buschmann<br />

entfacht ein Lagerfeuer. Wieder so ein<br />

Moment für das innere Album. Schweigen.<br />

Als wir uns am nächsten Morgen verabschieden,<br />

passieren wir auf dem Weg zum Airstrip<br />

saftig grüne Wiesen mit gelben und weißen<br />

Tupfen. Dank der Hadzabe wissen wir: Die<br />

Wurzeln der weißen Blumen kann man essen.<br />

Und diese wilden Kartoffeln schmecken nach<br />

Kohlrabi. Safari njema! Gute Reise!<br />

Mit ihrem Unternehmen The African Embassy<br />

(theafricanembassy.com) stellen Marlies und<br />

Jörg Gabriel, die Besitzer von <strong>Hatari</strong> <strong>Lodge</strong><br />

und Shu’mata Camp, individuelle Safaris zusammen,<br />

auch gern für Familien. Condor<br />

fliegt einmal wöchentlich von Frankfurt direkt<br />

nach Arusha/Kilimanjaro Airport

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