«Papas Barmherzigkeit hat mich tief bewegt.» - TextLive

Pfingstsonntag. Michael will den Briefkasten
leeren, dem er seit Tagen keine Beachtung mehr
geschenkt hat. Er ist nur mit Shorts und Sandalen
bekleidet. Drei Polizisten steigen aus dem Polizeibus.
«Michael Putzi?» - «Ja, der bin ich.» - «Was soll ich gemacht
haben?» - «In Chur ein Auto demoliert!» - «Nein, das war nicht
ich.» - «Es gibt Zeugen. Sie wurden gesehen! Steigen Sie ein!»
nommen: Rückspiegel. Scheibenwischer.
Hinten. Vorne. Und
immer wieder kräftige Tritte
ins Blech. Schaden: 2800 Franken.
«Wir konnten dich nicht
stoppen», klagen seine Freunde.
Viel nüchterner als Michael waren
sie schliesslich an diesem
Pfingstmorgen auch nicht.
Grenzenlos. Haltlos.
Befragung. Fingerabdrücke.
Alkoholtest. 2,4 Promille.
Michael erinnert sich an
nichts. Die Polizei bringt ihn
zurück in seine Wohnung. Er
soll den Suff ausschlafen und
sich am nächsten Tag wieder
melden. Nach einem langen
Schlaf erzählt ihm eine Kollegin,
dass er ihr telefoniert und
von seiner , Aktion , in Chur gesprochen
habe. Michael kann
sich an das Gespräch nicht erinnern.
Er forscht bei seinen
Kollegen nach. «Ja, du warst
wieder mal voll aggressiv, wie
so oft, wenn du besoffen bist.»
Bis das Taxi kam, um ihn heimzubringen,
hatte er ein parkiertes
Auto völlig auseinander ge-
Michi fühlt sich total elend.
Er realisiert, wie sinnlos sein
Leben geworden ist. Alkohol
und Haschisch haben seine
Seele kalt und gefühllos gemacht.
Seine Gedanken drehen
sich im Kreis. Ihm ist alles
völlig egal. Eine Stimme spricht
zu ihm: «Nimm dir das Leben!
Gib auf!» «Das kann ich meinen
Eltern nicht antun», denkt er.
«Zu viel Schweres hat mein
Vater schon erlebt, als dass ich
ihm auch noch diesen fürchterlichen
Schmerz antun könnte.
Aus dem netten Jungen und
kämpferischen Sportler ist in
den vergangenen Jahren ein
Michael Putzis Leben ist
aus den Fugen geraten.
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