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Leiterakrobatik Doku.indd - SpielTiger

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Inhaltsverzeichnis<br />

<strong>Leiterakrobatik</strong><br />

Einleitung .....................................................................................................................................................................................2<br />

Thema Sicherheit ..........................................................................................................................................................................4<br />

Vermittlung von Elementen der <strong>Leiterakrobatik</strong> .....................................................................................................................11<br />

Variationen mit Leitern .............................................................................................................................................................19<br />

Leitern in Kombination mit anderen Materialien ...................................................................................................................24<br />

Hinweise zu Inszenierungen .....................................................................................................................................................27<br />

Hinweise zur Anschaffung ........................................................................................................................................................28<br />

Abschlussbemerkungen .............................................................................................................................................................28<br />

Literaturtips ................................................................................................................................................................................28<br />

<strong>SpielTiger</strong> Bewegung Kultur und Spiel 1


1 Einleitung<br />

Mittlerweile gibt es viel Literatur über die Bereiche<br />

Kinderzirkus, Zirkustechniken etc.<br />

Bisher erschien aber noch kein Buch zum<br />

Thema <strong>Leiterakrobatik</strong>.<br />

Warum ist es überhaupt erforderlich, neben<br />

Zirkus-, Akrobatik- und Jonglagebüchern noch<br />

etwas über <strong>Leiterakrobatik</strong> zu schreiben?<br />

Die Antwort liegt in den Besonderheiten dieser<br />

Akrobatiktechnik. Es ist möglich, alleine und mit<br />

mehreren Personen in und mit Leitern zu arbeiten,<br />

zu spielen und aufzutreten. Außerdem sind<br />

verschiedene Figuren wie Balancen, Gruppenbilder,<br />

Phantasiebilder etc. umsetzbar.<br />

Darüber hinaus sind Leitern als Balanceaufbau<br />

zu verwenden, und sind sehr viel billiger als<br />

eine Seiltanzkonstruktion, einfacher zu transportieren<br />

und schneller aufzubauen. Besonders<br />

ist auch die schnelle Anpassungsfähigkeit<br />

an verschiedene Könnensstufen ohne große<br />

Umbauten erwähnenswert. Und zu guter Letzt<br />

hat jede Zirkustruppe automatisch ungemein<br />

praktische Leitern für den Auf- und Abbau von<br />

Zelt, Bühne, etc.<br />

Grundsätzlich kann man die Möglichkeiten mit<br />

Leitern in zwei Bereiche unterscheiden:<br />

- Die Leiter(n) als technisches Element<br />

- Die Leiter(n) als Requisit<br />

Wird die Leiter als technisches Element eingesetzt,<br />

so kann wiederum in drei grundsätzliche<br />

Bereiche unterschieden werden:<br />

- Balancieren auf der Längstleiter<br />

- Erstellung von Gruppenpyramiden<br />

- Figuren mit ein, zwei oder mehr Leitern<br />

Wie verschiedene Möglichkeiten konkret aussehen,<br />

werden wir in den nächsten Abschnitten<br />

erläutern. Anhand von Bildern soll die Inhaltsvermittlung<br />

vereinfacht werden<br />

Werden die Leitern als Requisit eingesetzt,<br />

so werden sich bei einer Inszenierung immer<br />

Aufgaben und Formen ergeben, die hierfür passen.<br />

Denkbar sind zum Beispiel der Einsatz als<br />

Trage, Barre, Sänfte etc. Natürlich besteht aber<br />

auch weiterhin die Möglichkeit, die Leiter als<br />

Hilfsmittel zur Überwindung von Hindernissen,<br />

zum Erreichen von höher gelegenden Punkten<br />

(z.B. Feuerwehrleiter) etc. einzusetzen.<br />

Die Möglichkeiten mit Leitern theatralische und<br />

zirzensische Stücke aufzuführen sind nahezu<br />

unbegrenzt und der eigenen Kreatitvität sind<br />

hierbei keine Grenzen gesetzt (vgl. Kapitel 6)<br />

2 Sicherheit - Räumliche<br />

Bedingungen und Material<br />

Vorab ein paar grundsätzliche Hinweise zum<br />

Training und dem Spiel mit Leitern. Diese sollten<br />

unbedingt beachtet werden, damit es nicht<br />

zu Verletzungen und Unfällen kommt<br />

Raumabsperrung<br />

Bei der Arbeit mit einer Gruppe ist es notwendig,<br />

den Trainingsbereich sichtbar abzugrenzen, da<br />

sonst die Gefahren für die anderen Personen<br />

in der Halle zu groß sind. Hierzu eignen sich<br />

Hütchen, Bänke, Kästen, Absperrband etc.<br />

Hütchen haben den Vorteil, dass sie von einer<br />

fallenden Leiter nicht beschädigt werden.<br />

2 <strong>Leiterakrobatik</strong>


Bodenbelag<br />

Der ideale Untergrund für <strong>Leiterakrobatik</strong> ist ein<br />

glatter, rutschfester und ebener Boden. Besonders<br />

geeignet sind nahezu alle Arten von Turnhallenböden.<br />

Aber auch im Freien ist Akrobatik<br />

auf Leitern problemlos durchzuführen ( z.B.<br />

auf Asphaltfl ächen). Asphalt als Untergrund<br />

ist jedoch nicht für die Anfängerschulung zu<br />

empfehlen, denn schon Stürze aus geringer<br />

Höhe können leicht zu Schürfwunden führen.<br />

Sand- und Grasböden eignen sich nicht, denn<br />

die Leiterfüße sinken ungleichmäßig ein. Es<br />

kann zum Verkanten der Leitern kommen und<br />

daraus können ungewollte Stürze resultieren.<br />

Bei dem Training im Freien sollte außerdem<br />

berücksichtigt werden, dass Wind die Arbeit<br />

mit den Leitern beeinträchtigen kann.<br />

Ausrichtung der Leitern<br />

Die Leitern müssen beim Training parallel<br />

angeordnet werden, damit stürzende<br />

Leitern niemanden verletzen.<br />

Ausrichtung der Leitern<br />

Leiterverbindungen<br />

Bei der Arbeit mit Leitern gibt es verschiedene<br />

Figuren, wo Leitern sich berühren und eine<br />

Verbindung hergestellt werden muss. Hierfür<br />

gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zum Einen<br />

gibt es feste Verbindungen (z.B. Verschraubung,<br />

Verzapfung, Vergurtung etc.) und zum<br />

Anderen lose Verbindungen (= Haltegriffe).<br />

Beide Formen haben bestimmte Vorteile. Es<br />

muß jeweils von der Gruppe abhängig entschieden<br />

werden, für welche Variante sich<br />

entschieden wird.<br />

Allgemein kann man sagen, das durch feste<br />

Verbindungen sich die Haltearbeit verringert.<br />

Besonders für jüngere Kinder stellt dies oftmals<br />

eine Hilfe dar. Der Nachteil einer solchen<br />

Konstruktion ist das komplette Umstürzen der<br />

jeweiligen Figur wenn ein Ungleichgewicht<br />

entsteht. Eine weitere interessante Variante<br />

ist die Verwendung eines breiten Leiter-A´s<br />

aus Holz.<br />

Hierdurch entsteht ein “Klettergerüst”, auf dem<br />

Kunststücke ohne weitere Sicherung vollführt<br />

werden können.<br />

Lose Verbindungen haben<br />

dagegen einen höheren<br />

Herausforderungscharakter<br />

und stellen für Inszenierungen<br />

die spektakulärere<br />

Variante dar.<br />

In diesem Buch werden wir<br />

uns hauptsächlich auf lose<br />

Holzleiter<br />

<strong>SpielTiger</strong> Bewegung Kultur und Spiel 3


Verbindungen beschränken. Verwendet werden<br />

dabei folgende Griffe:<br />

Klettergriff<br />

Feststellgriff<br />

Hand-Armgriff<br />

Welcher Griff für die verschiedenen Figuren<br />

geeignet ist, werden wir im Nachfolgenden<br />

bei den verschiedenen Leiterbildern erläutern<br />

(vgl. Kapitel 9).<br />

Sicherheit und Hilfestellung<br />

In der <strong>Leiterakrobatik</strong> gibt es durch die verschieden<br />

Höhen und Figuren eine Vielzahl<br />

von unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden.<br />

Grundsätzlich kann und sollte Jeder nach<br />

seinem Gefühl und seiner Könnensstufe entscheiden,<br />

welchen Schwierigkeitsgrad er für<br />

sich wählt. Es muss von Anfang an unbedingt<br />

die Eigeneinschätzung geschult werden und<br />

ein Nein des Akrobaten ist unbedingt zu akzeptieren.<br />

Wenn diese Punkte berücksichtigt<br />

werde, kann auf Matten als Sicherung verzichtet<br />

werden. SCHRAAG, DURLACH, MANN<br />

schreiben hierzu:<br />

“Bislang war und ist es Tradition, Großgeräte<br />

beim sogenannten normfreien Turnen grundsätzlich<br />

mit Matten abzusichern, oftmals auch<br />

zu übersichern. Dies führt dann schnell dazu,<br />

dass Kinder mehr wagen als sie eigentlich<br />

können, und fordert Unfälle heraus. In ihrer Erfahrung<br />

im Umgang mit Matten haben sie diese<br />

Materialien als weich erlebt und sind der<br />

Ansicht, dass am Boden liegende Matten unter<br />

bzw. neben Geräten eine für sie sichere Situation<br />

schaffen. VON CUBE (1994) bringt zum<br />

Ausdruck, dass mehr Sicherheit erhöhte Risikobereitschaft<br />

erzeugt und das daraus resultierende<br />

Unfälle weitaus schlimmere Gefahren<br />

für Leib und Leben zur Folge haben. Neugier,<br />

so VON CUBE, ist ein wichtiger menschlicher<br />

Trieb und Unbekanntes, Unsichereres wirkt<br />

reizauslösend. Schritt für Schritt versuchen wir,<br />

das Unbekannte uns bekanntzumachen; versuchen<br />

Unsicherheit in Sicherheit umzuwandeln<br />

und unseren Sicherheitssystemen einzuverleiben.<br />

Hier gibt es deutliche Meinungsverschiedenheiten<br />

zwischen Unfallversicherungsverbänden<br />

und pädagogischen Absichten. Im<br />

normfreien Bewegen an Großgeräten sollten<br />

wir den Mut aufbringen, nur dort mit Materialien<br />

abzusichern, wo dies unumgänglich ist.<br />

Die Unterrichtserfahrung zeigt deutlich, dass<br />

der Verzicht bzw. die Beschränkung auf das<br />

Notwendigste an Absicherung den Unterricht<br />

keinesfalls gefährlicher macht. Ganz im Gegenteil:<br />

Es entsteht der Eindruck, dass Kinder<br />

weit sorgsamer mit solchen Situationen – angepasst<br />

an ihre momentane Leistungsfähigkeit<br />

– umgehen.” (1996, 18)<br />

Ferner führen die genannten Autoren aus:<br />

“Wenn jedes Kind die Chance erhält, die Situation<br />

seiner Leistungsfähigkeit entsprechend<br />

angehenzudürfen, gibt es keine Überforderungen<br />

einzelner; jeder kann seine individuelle<br />

Lösung verwirklichen. (ebenda, 19)<br />

Auch wir haben hiermit sehr gute Erfahrungen<br />

gemacht, denn die Kinder und Jugendlichen<br />

4 <strong>Leiterakrobatik</strong>


haben ein hohes Maß an Handlungskompetenz<br />

entwickelt und waren hierdurch in der Lage<br />

schwierige Situationen selbständig und<br />

problemlos zu meistern.<br />

Unsere Rolle als Anleiter besteht darin, zu motivieren,<br />

Anregungen zu geben und zu fordern.<br />

Es muss darauf geachtet werden, dass<br />

- nicht unter- aber auch nicht überfordert<br />

wird<br />

- Gefahren frühzeitig erkannt werden und<br />

- soviel wie nötig aber so wenig Hilfestellung<br />

wie möglich gegeben wird.<br />

Die Übungszeiten sollten grundsätzlich zeitlich<br />

begrenzt werden. Erfahrungsgemäß sinkt die<br />

Konzentration und Aufnahmefähigkeit im Anfängerbereich<br />

nach ca. einer halben Stunde<br />

erheblich und die Unfallgefahr steigt stark an.<br />

Regelmäßige Pausen sind für alle Akrobaten<br />

(Anfänger oder Fortgeschrittene) wichtig<br />

und müssen eingehalten werden. Besonders<br />

Kinder neigen in ihrem Eifer dazu, diese zu<br />

vergessen.<br />

3 Vermittlung von Ele-<br />

menten der<br />

<strong>Leiterakrobatik</strong><br />

Zum Anfang dieses Kapitels einige einleitende<br />

Worte. Die von uns angesprochenen Bereiche<br />

sind im theoretischen Teil bewusst kurzgehalten,<br />

denn es handelt sich vielfach um bekannte<br />

“pädagogische Weisheiten”, die allgemein<br />

bekannt sind. Eine Erläuterung würde den<br />

Rahmen dieses Buches sprengen.<br />

Vom Leichten zum Schweren<br />

Aller Anfang ist bekanntlich schwer. Das ist<br />

auch bei der <strong>Leiterakrobatik</strong> nicht anders.<br />

Deswegen gilt auch hier das altbekannte<br />

didaktische Prinzip “Vom Leichten zum<br />

Schweren“, auf das wir nicht weiter eingehen<br />

werden (vgl. z.B. SCHERLER, K. u.<br />

SCHIERZ, M. 1993 oder DIGEL, D. 1983)<br />

Grenzerfahrungen<br />

Nach unseren Erfahrungen haben die Kinder<br />

und Jugendlichen die größten Lernerfolge,<br />

wenn sie immer wieder an ihre eigenen Grenzen<br />

herangeführt werden. Dies ist aber unbedingt<br />

immer unter Aufsicht durchzuführen, denn<br />

ansonsten kann es zu Übereifer und dadurch<br />

zu gefährlichen Situationen kommen. An diesem<br />

Punkt muss sehr sensibel vorgegangen<br />

werden, denn sonst kann unter Umständen<br />

Desinteresse und Angst bei den Akrobaten<br />

entstehen.<br />

<strong>SpielTiger</strong> Bewegung Kultur und Spiel 5


Selbsteinschätzung<br />

Die richtige Selbsteinschätzung ist die Lebensversicherung<br />

des Leiterakrobaten. Er<br />

muss lernen, die verscheidenen Situationen<br />

und Gegebenheiten mit seinem eigenen Könnensstand<br />

und seiner Tagesform in Einklang<br />

zu bringen. Dazu gehört, dass Leiterakrobaten<br />

von Anfang an lernen müssen auch mal NEIN<br />

sagen zu können und dass dieses NEIN auch<br />

akzeptiert wird. Der Grad zwischen Mut zu<br />

Grenzerfahrungen und einem ängstlichen Nein<br />

ist sehr schmal und muss immer individuell vom<br />

Betreuer eingeschätzt werden.<br />

Fallen und Abspringen<br />

Leitern sind zumeist eine wacklige Angelegenheit.<br />

Deshalb kommt es immer wieder mal zu<br />

brenzligen Situationen. Fallen und Abspringen<br />

muss deswegen auch geübt werden. Für nahezu<br />

alle Figuren gilt die Regel: Die Hände<br />

gehören nach innen!<br />

Hierdurch ist<br />

bei einem Sturz<br />

sichergestellt,<br />

dass die Leitern<br />

vom Übenden<br />

wegfallen und<br />

ihn nicht mitreißen.Ausnahmen<br />

sind Figuren,<br />

bei denen<br />

sich Personen<br />

außen an die<br />

Leitern hängen<br />

Handhaltung<br />

(z. B. Fahne) oder der Leiterstelzenlauf. Nur<br />

hier müssen die Hände von außen in die<br />

Sprossen greifen, denn so ist der Kraftaufwand<br />

reduziert und die Leiterfi gur steht stabiler (vgl.<br />

Kapitel 4.2).<br />

Bei solchen Figuren fallen die Leitern äußerst<br />

selten zu den Seiten weg. Hier besteht, wenn<br />

überhaupt, die Falltendenz nach vorne oder<br />

hinten. Kommt es zu einem Sturz, muss die<br />

Mittelperson den Haltegriff lösen und möglichst<br />

kontrolliert abspringen. Bei solchen Stürzen<br />

besteht ein Restrisiko durch das Landen auf<br />

einer Leiter. Stürze gehören zum Geschäft,<br />

deswegen ist es wichtig, diese auch zu trainieren.<br />

Todessprung<br />

3.1 Einstiegsübungen und Spielformen<br />

Alles was Spaß macht, ist grundsätzlich erlaubt.<br />

Es muss nur beachtet werden, dass die<br />

Sicherheit nicht gefährdet ist. Wir werden im<br />

Folgenden bewährte Möglichkeiten vorstellen.<br />

6 <strong>Leiterakrobatik</strong>


Leiterbalance<br />

Um sich an die Leitern zu gewöhnen und die<br />

ersten Erfahrungen<br />

mit ihr zu machen,<br />

eignen sich besonders<br />

die Leiterbalancen.<br />

Hierbei handelt<br />

es sich um Gleichgewichtsübungen<br />

allein oder zu zweit,<br />

mit einer oder zwei<br />

Leitern.<br />

Die einfachste Form<br />

ist alleine auf einer<br />

Leiter. Es wird versucht, mit Gewichtsverlagerung<br />

so lange<br />

wie möglich auf der<br />

Leiter stehen zu bleiben.<br />

Sehr beliebt ist<br />

bei Kindern, wenn<br />

diese Form als Wettkampf<br />

durchgeführt<br />

wird (Wer kann am<br />

längsten balancieren<br />

ohne den Boden zu<br />

berühren ?).<br />

Balanceübung<br />

Balanceübung<br />

Die zweite Schwierigkeitsstufe ist die gleiche<br />

Übung, aber mit zwei Menschen auf einer Leiter.<br />

Hier wird die Abstimmung miteineander trainiert.<br />

Bei uns heißt diese Übung SURFEN.<br />

Außerdem kann mit einer Leiter STARKER<br />

MENSCH gespielt werden. Hierzu hält eine Person<br />

die Leiter mit einer Hand an einer Sprosse<br />

fest, während eine<br />

zweite Person auf die<br />

Leiter steigt. Durch<br />

den geringen Anstellwinkel<br />

der Leiter ist<br />

dieses problemlos zu<br />

halten. Die spektakulärere<br />

Variante ist,<br />

die Leiter nur noch<br />

mit einem Finger zu<br />

halten.<br />

stärkster Mensch<br />

Balanceübung<br />

<strong>SpielTiger</strong> Bewegung Kultur und Spiel 7


3.2 Aufsteigen zwischen den Leitern<br />

Das Stehen zwischen den Leitern ist ein<br />

wesentliches Element der <strong>Leiterakrobatik</strong>.<br />

Es kommt in einer Vielzahl von Figuren und<br />

Pyramiden vor.<br />

Die Leitern werden hierzu etwas mehr als<br />

schulterbreit in einer Linie aufgestellt (FOTO1).<br />

Die Hände suchen sich in Hüfthöhe jeweils<br />

eine Sprosse und ein Fuß wird auf die erste<br />

Stufe gesetzt (FOTO2). Erst dann folgt der<br />

zweite Fuß auf die gleiche Höhe (FOTO3).<br />

Foto 1<br />

Foto 3<br />

Foto 2<br />

Wenn man höher steigen will, gilt folgendes<br />

Prinzip:<br />

Der Körper muss immer mit mindestens drei<br />

Aufl agepunkten mit der Leiter verbunden sein.<br />

Zum weiteren Aufsteigen ist es wichtig zuerst<br />

mit den Händen anzufangen. Erst dann folgen<br />

die Füße (OBEN OBEN – UNTEN UNTEN)<br />

Der Abstieg erfolgt genau andersherum.<br />

Um die Leitern möglichst stabil zu halten, ist es<br />

notwendig, dass der Druck auf die Leiterfüsse<br />

von oben kommt.<br />

Generell ist es wichtig, dass die Leitern möglichst<br />

dicht an den Körper gezogen werden.<br />

``Wackler´´, die beim Aufstieg durch eine Strekkung<br />

des Armes entstehen können, werden so<br />

wieder ausgeglichen.<br />

Eine fortführende Übung ist der Übergang von<br />

Zwischen den Leitern zum Leiter - V<br />

Hinweis: Je nach Könnenstufe ist die Höhe<br />

variierbar, wichtig ist es auch an den Abstieg zu<br />

Leiter-V1 Leiter-V2<br />

denken, der nach dem gleichen Prinzip wie der<br />

Aufstieg funktioniert (erst die Hände, dann die<br />

Füsse). Außerdem ist immer daran zu denken,<br />

dass von innen gegriffen wird.<br />

8 <strong>Leiterakrobatik</strong>


4. Möglichkeiten mit<br />

Leitern<br />

In den folgenden Punkten werden wir die verschiedenen<br />

Einsatzmöglichkeiten der Leitern<br />

in den Bereichen Theater und Zirkus vorstellen.<br />

Dieses Buch wird aber nur einen kleinen<br />

Bereich der Tauglichkeit von Leitern in den og.<br />

Gebieten beleuchten, denn eure Ideen, die<br />

bestimmt nur so sprudeln werden, sollen das<br />

Vorhandene ergänzen.<br />

Über Bilder, Neuentwicklungen und Ideen<br />

freuen wir uns. Schickt uns doch bitte Bilder<br />

hiervon zu.<br />

Wie schon in der Einleitung beschrieben, können<br />

Leitern sehr anpassungsfähig eingesetzt<br />

werden. Ob nun die Beleuchtung aufgehängt<br />

werden oder jemand verletzt aus der Übungshalle<br />

getragen werden muss, alles das kann<br />

mit den Leitern bewerkstelligt werden.<br />

Abschließend sei noch darauf verwiesen, das<br />

im Profibereich des öfteren Figuren und Inszenierungen<br />

auf der hohen stehenden Leiter<br />

ausgeführt werden. Hierzu werden spezielle<br />

Leitern verwendet und es bedarf sehr langer<br />

Übungszeiten. Wir werden wegen dem hohen<br />

Sicherheitsrisiko nicht weiter darauf eingehen<br />

und raten hiervon für den Kinderzirkusbereich<br />

ab. Zur Veranschaulichung zwei Fotos:<br />

<strong>SpielTiger</strong> Bewegung Kultur und Spiel 9


4.1 Eine Leiter<br />

Bereits mit einer Leiter sind eine Vielzahl von<br />

verschiedenen Figuren möglich (vgl. auch<br />

Kapitel 6). Insbesondere ist eine Leiter aber<br />

auch das Objekt, welches unbedingt zum Erlangen<br />

von einem Gefühl für das Gerät bzw.<br />

zur Verbesserung der Gleichgewichtsfähigkeit<br />

eingesetzt werden kann (vgl. Kapitel 3.1). Da<br />

in dem Buch an anderen Stellen nahezu alles<br />

zu einer Leiter gesagt wird, verzichten wir hier<br />

auf weitere Erläuterungen.<br />

Vorstellen möchten wir aber dennoch das<br />

„Leiter-Todespendel“. Vielen ist diese Vertrauensübung<br />

aus dem Abenteuersportbereich<br />

bekannt.<br />

Todespendel 1 Todespendel 2<br />

4.2 Zwei Leitern<br />

Die Zahl zwei steht für noch mehr Variationsmöglichkeiten.<br />

Alle Techniken, die im Kapitel<br />

3 unter Einstiegsübungen und Spielformen für<br />

eine Leiter beschrieben sind, können natürlich<br />

auch mit zwei oder mehr Leitern nebeneinan<br />

der auf der Bühne dargestellt werden. Darüber<br />

hinaus stehen uns noch weitere Möglichkeiten<br />

zur Verfügung.<br />

Die einfachste schon beschriebene Form ist<br />

das Stehen zwischen den Leitern.<br />

zwischen den Leitern<br />

Einige Formen für Fortgeschrittene sind:<br />

Stelzenlauf ohne Handfassung<br />

10 <strong>Leiterakrobatik</strong>


zu viert<br />

zu dritt in zwei Leitern<br />

Hinweise<br />

Sofern man bei diesen Figuren alleine zwischen<br />

den Leitern steht, muss darauf geachtet<br />

werden, dass die Füße in die Mitte der jeweiligen<br />

Sprosse plaziert werden. Sind mehrere<br />

Personen an der Figur beteiligt, müssen diese<br />

sich den Platz natürlich teilen. Die Oberste<br />

steht dabei immer hinten.<br />

Beim Stelzenlaufen müssen die Leitern außerdem<br />

gegen die Fußsohlen gezogen werden.<br />

Figuren mit und in dem Leiter-V:<br />

Figuren im V müssen immer aus den senkrechten<br />

Leitern aufgebaut werden. Die Höhe<br />

der einzelnen Personen kann variiert werden<br />

(je höher, desto schwieriger).<br />

einzeln im V<br />

einzeln im V<br />

<strong>SpielTiger</strong> Bewegung Kultur und Spiel 11


Figuren mit und auf dem Leiter-A<br />

Eine weitere Variationsmöglichkeit mit zwei<br />

Leitern, ist das A. Hierzu müssen die Leitern<br />

ineinander gestellt werden<br />

Leiter A<br />

Es gibt verschiedene Figuren mit dem Leiter-<br />

A. Der Aufgang kann mit und ohne Sicherung<br />

erfolgen.<br />

Aufstieg mit Sicherung<br />

Beim Aufgang auf das Leiter-A ohne Hilfe müssen<br />

beide Leitern selber gehalten werden.<br />

Aufstieg ohne Sicherung<br />

Die Grundposition auf dem A sieht folgendermaßen<br />

aus.<br />

Sitz auf dem A<br />

12 <strong>Leiterakrobatik</strong>


Wie auch beim Stehen zwischen den Leitern,<br />

ist es auch beim Leiter-A möglich mit mehreren<br />

Personen Figuren zu erstellen. Hier ein paar<br />

Beispiele:<br />

zu zweit am A Fahne<br />

sitzend im A liegend im A<br />

mit Handfassung Dreier-Fahne<br />

fünf im A<br />

fünf im A<br />

Hinweise<br />

Die Leitern werden durch Schenkeldruck nach<br />

innen zusammengehalten.<br />

Wenn mehrere Personen an einer Figur<br />

beteiligt sind, muss der Aufstieg synchron<br />

erfolgen.<br />

Die Handfassung (Hand-Armgriff) sieht wie<br />

folgt aus:<br />

Sicherungsgriff<br />

<strong>SpielTiger</strong> Bewegung Kultur und Spiel 13


Bei alle Figuren ist es wichtig, daß sich die<br />

beiden Außenpersonen zur gleichen Zeit präsentieren.<br />

4.3 Drei Leitern<br />

fünf im A<br />

Die Figuren sind zu vergleichen mit den Konstruktionen<br />

aus zwei Leitern und ergeben die<br />

ersten Pyramiden. Beispielhaft sei auf das<br />

Stehen von vier Personen in drei Leitern hingewiesen.<br />

4.4 Figuren mit mehreren Leitern<br />

Ab hier sind der Kreativität keine Grenzen mehr<br />

gesetzt. Zur Anregung einige Vorschläge:<br />

Schornstein<br />

Schornstein mit Hinauslegen<br />

Handhaltung<br />

ohne Worte<br />

14 <strong>Leiterakrobatik</strong>


Das Leiter - W<br />

Pyramiden mit Leitern<br />

An dieser Stelle ein paar Beispiele für Pyramiden<br />

mit unterschiedlich vielen Personen<br />

und wechselnder Leiterzahl.<br />

<strong>SpielTiger</strong> Bewegung Kultur und Spiel 15


Es gibt noch eine Vielzahl von weiteren Figuren.<br />

Beispielsweise können mehrere Leiter A´s<br />

als Reihe zusammengefügt werden. Auch alle<br />

anderen Einpersonfi guren sind so aufbau- und<br />

inszenierbar.<br />

4.5 Horizontalbalancen mit Leitern<br />

Horizontalbalancen stellen eine Besonderheit<br />

in der <strong>Leiterakrobatik</strong> dar. Hier werden die Leitern<br />

nicht mehr nur zum Hochsteigen benutzt,<br />

sondern werden zum Schwebebalken, zur<br />

Brücke und zum Hochseil.<br />

Für das Balancieren und insbesondere für<br />

Übungen eignet sich bereits eine Leiter gut.<br />

Diese Aufgabe sieht im ersten Moment sehr<br />

einfach aus, hat sich in der Praxis aber als<br />

schwierig erwiesen. Da die Leiterenden von<br />

Menschen gehalten werden, haben diese keinen<br />

festen Halt und dadurch wird das ganze<br />

wackeliger.<br />

Der typische Aufbau für Horizontalbalancen<br />

sieht wie folgt aus:<br />

16 <strong>Leiterakrobatik</strong>


klassischer Aufbau<br />

Der Aufbau ist problemlos in der Höhe veränderbar.<br />

Der Haltegriff an den Leitern sieht wie folgt<br />

aus:<br />

Haltegriff Balancen<br />

Für eine höhere Stabilität des Aufbaus, wird<br />

zusätzlich ein Fuß auf die unterste Sprosse<br />

gesetzt und belastet.<br />

Fußsicherung<br />

Hinweise<br />

Bei allen Balancen muss darauf geachtet werden,<br />

das die äußeren (senkrechten) Leitern<br />

leicht geneigt aufgestellt werden und das immer<br />

genügend Druck zur Mitte hin aufgebaut<br />

wird.<br />

Auf den Balanceaufbauten gibt es eine Vielzahl<br />

von Figuren und Möglichkeiten. Unsere<br />

Favoriten:<br />

Seitsitz<br />

<strong>SpielTiger</strong> Bewegung Kultur und Spiel 17


Standwaage<br />

Hocksitz<br />

Weitere Anregungen sind im Anhang des Buches<br />

zu fi nden.<br />

Sehr spektakulär ist das Seilspringen auf der<br />

Horizontalleiter. Hierbei sollte die Holmhöhe<br />

aber nicht die Schritthöhe überschreiten, da<br />

die Verletzungsgefahr sonst zu hoch ist.<br />

Schritthöhe<br />

Seilspringen<br />

Seilspringen<br />

18 <strong>Leiterakrobatik</strong>


Ein äußerst attraktiver Kombinationsaufbau für<br />

Auftritte ist die Doppelbalance.<br />

Doppelbalance<br />

Hinweise<br />

Die Person auf dem Leiter-A muss die Horizontalleitern<br />

unbedingt vor den Schienbeinen<br />

einklemmen.<br />

ACHTUNG!<br />

Es sollte nur im Notfall von einer Horizontalleiter<br />

vor Beendigung der Balance abgegangen<br />

werden. Bei unfreiwilligen Abgängen darf man<br />

sich nicht (zu stark) aktiv von der Leiter abdrükken,<br />

denn sonst kann es zum Zusammenbruch<br />

der gesamten Konstruktion kommen. Der Artist<br />

muß darauf achten, dass er eine kontrollierte<br />

Landung, möglichst auf den Füßen, anstrebt.<br />

5 Leitern in Kombination mit anderen Materialen<br />

In diesem Kapitel stellen wir verschiedene<br />

Möglichkeiten vor, wie man Leitern mit anderen<br />

Materialien kombinieren kann, um so besondere<br />

Aufbauten, Attraktionen etc. zu erschaffen.<br />

Schienen<br />

Beispiele für verschiedene Kombinationen:<br />

Schienen und Kugel<br />

<strong>SpielTiger</strong> Bewegung Kultur und Spiel 19


Schienen und Kabeltrommel<br />

Hinweis<br />

Bei diesen Aufbauten sollten die Leitern (=<br />

Schienen) immer auf der niedrigsten Stufe<br />

aufgehängt werden. Hierbei muss immer gesichert<br />

werden!<br />

Ein Rückwärts sturz des Artisten kann sonst zu<br />

Rückenverletzung führen.<br />

Weitere Möglichkeiten für Verbindungen von<br />

Leitern und anderen Utensilien sind:<br />

Jonglage auf dem A<br />

Einrad und A<br />

Kugel und A<br />

20 <strong>Leiterakrobatik</strong>


Aber auch einfache Balanceaufbauten können<br />

mit verschiedenen Materialien erstellt werden,<br />

z.B. mit Kästen:<br />

Kästen und Leiter 1<br />

Kästen und Leiter 2<br />

6 Hinweise für Inszenierungen mit<br />

Leitern<br />

Bei Inszenierungen, sollte nach Möglichkeit immer<br />

versucht werden, Ideen und Anregungen<br />

aus der Gruppe aufzunehmen und umzusetzen.<br />

Die Identifi kation und die Übungsbereitschaft<br />

erhöhen sich nach unserer Erfahrung<br />

beträchtlich.<br />

Tragende Elemente einer Inszenierung sind<br />

unter anderem:<br />

- Bewegungstempo<br />

- Kostüme<br />

- Musik<br />

- Inhaltlicher Rahmen<br />

- Licht<br />

(vgl. z.B. SPORTPÄDAGOGIK Heft 2/93: Vorführen<br />

- Aufführen, BORKENS, K. u. RENNEBERG,<br />

T. 1993)<br />

Bei der Gestaltung von Leiternummern haben<br />

sich langsamere Bewegungen bewährt. Es wird<br />

hierdurch ein Spannungsbogen erzeugt und<br />

gleichzeitig die Sicherheit erhöht. Aber auch<br />

clowneske Nummern sind gut geeignet.<br />

Anregungen für Inszenierungen<br />

Wir haben hier ein paar Inszenierungsideen<br />

von uns für euch zusammengestellt. Hervorragend<br />

geeignet sind beispielsweise Traumreisen,<br />

Schlafwandlerszenen, Szenen auf dem<br />

Kinderspielplatz und Leiterbuchstaben. Einige<br />

Bilder zur besseren Anschaulichkeit:<br />

<strong>SpielTiger</strong> Bewegung Kultur und Spiel 21


Schlafwandlerin<br />

Taxi<br />

22 <strong>Leiterakrobatik</strong><br />

Hahn<br />

usw.<br />

Mit solchen Buchstabenaufbauten kann z.B.<br />

sehr schön der Zirkusname, oder der Titel<br />

einer Nummer geschrieben werden. Zur Vereinfachung<br />

und zum Transport empfi ehlt es<br />

sich, bei einigen Buchstaben die Leitern zu<br />

vergurten.<br />

Weitere Inszenierungsbilder könnten bei-<br />

Schornsteinfeger<br />

spielsweise sein:<br />

Ideen zum zum Thema Kinderspielplatz:<br />

Wippe 1<br />

Wippe 2


Rutsche<br />

Karussel<br />

Hinweis<br />

Damit sich das Karussel drehen kann, muss ein<br />

Rollbrett unter den Kasten gelegt werden.<br />

Krankentransport<br />

Sänfte<br />

Flugzeug<br />

<strong>SpielTiger</strong> Bewegung Kultur und Spiel 23


Propeller<br />

V-Reihe<br />

stärkste Menschen<br />

Stetige Wechsel der Figuren „zwischen den<br />

Leitern“ und dem „V“ im Stroposkoplicht zu<br />

schneller Musik sind optisch attraktiv.<br />

Gut zu inszenierende Themen sind auch:<br />

- Clownerie auf Leitern<br />

- Szenen mit der Feuerwehr<br />

- Skiabfahrt<br />

Von diesen Bereichen haben wir keine Fotos<br />

eingefügt, wir glauben aber, dass euch genügend<br />

Bilder und Figuren einfallen.<br />

24 <strong>Leiterakrobatik</strong>


7 Hinweise für die Anschaffung<br />

von Leitern<br />

Material<br />

Wir verwenden bei unsererem Training ausschließlich<br />

Anlegeleitern aus Aluminium. Zu<br />

kaufen sind solche in nahezu allen Baumärkten.<br />

Diese haben gegenüber Holzleitern folgende<br />

Vorteile:<br />

1. Sie sind sehr leicht.<br />

2. Sie sind pfl egeleichter.<br />

3. Sie sind nahezu bruchsicher.<br />

4. Mit ihnen ist eine “splitterfreie” Akrobatik<br />

möglich.<br />

Damit wollen wir aber die Verwendung von<br />

Holzleitern nicht ausschließen. Diese stellen<br />

häufi g eine kostengünstige Alternative bzw.<br />

Ergänzung dar, da sie oftmals von engagierten<br />

Eltern (möglichst Tischler!) hergestellt werden<br />

können. Auf eine fachgerechte Herstellung<br />

ist unbedingt zu achten!<br />

Leitersprossen<br />

Der Querschnitt der Sprossen ist für die Akrobatik<br />

unerheblich. Üblich sind rechteckige oder<br />

ovale Sprossen. Es muss aber beim Kauf darauf<br />

geachtet werden, dass diese rechtwinklig<br />

zum Längsholm angeordnet sind. In Baumärkten<br />

fi ndet man neuerdings auch Anlegeleitern,<br />

die schräg eingesetzte Sprossen haben. Bei<br />

der Verwendung solcher Leitern entstehen bei<br />

den Figuren Probleme wie z.B. unbequemer<br />

und unsicherer Stand und die Leitern sind nicht<br />

mehr spiegelsymetrisch einsetzbar.<br />

Länge der Leitern<br />

Die von uns verwendeten kürzeren Leitern<br />

haben eine Länge von ca. 2,30 m und 8 Sprossen.<br />

Die längeren Leitern sind ca. 3 m lang und<br />

haben 10 Sprossen.<br />

Achtung: Die längeren Leitern sollten nur<br />

als Holm für Horizontalbalancen verwendet<br />

werden. Andere Figuren wie z.B. das Sitzen<br />

auf dem Leiter-A werden wegen der Höhe<br />

zu gefährlich. Selbstverständlich können die<br />

kurzen Leitern aber auch als Balanceholme<br />

eingesetzt werden.<br />

Breite der Längsholme<br />

Die Längsholme der Leitern stellen die Balancierfl<br />

äche für den Artisten dar. Sowohl bei<br />

den kurzen als auch bei den langen Leitern<br />

sollte die Breite der Holme zwischen 5 und 7<br />

Zentimetern liegen. Einige Leitern haben ein<br />

leichtes Stabilitätsprofi l. Dieses hat sich aber<br />

nicht als störend erwiesen und kann beim Kauf<br />

vernachlässigt werden.<br />

Profi le der Längsholme<br />

<strong>SpielTiger</strong> Bewegung Kultur und Spiel 25


Leiterfüße<br />

Die Füße sollten aus Hartplastik oder Gummi<br />

sein, damit der sichere Stand der Leitern gewährleistet<br />

ist. Beim Kauf ist darauf zu achten<br />

bzw. nachzufragen, ob sie als Ersatzteil einzeln<br />

nachgekauft werden können, denn Beschädigungen<br />

bleiben im Laufe der Zeit nicht aus.<br />

Ecken, Kanten und Nieten<br />

Beim Kauf ist es außerdem wichtig, die<br />

Leitern einer genauen Inspektion zu unterziehen.<br />

Gerade bei günstigen Leitern ist die<br />

Verarbeitung nicht immer die beste, teilweise<br />

sind scharfe Ränder und Kanten vorhanden<br />

und Nieten stehen sehr weit hervor. Insbesondere<br />

können die Verbördelungen der einzelnen<br />

Stufen recht weit herausragen, welches<br />

dann beim Balancieren stört und auch<br />

bei der Verwendung von Gymnastikschuhen<br />

schmerzhaft sein kann.<br />

Verbördelung<br />

Anzahl der Leitern<br />

Die Minimalausstattung für <strong>Leiterakrobatik</strong> besteht<br />

aus mindestens drei Leitern. Wir empfehlen<br />

entweder die Anschaffung von drei kurzen<br />

Leitern oder als Variante zwei kurze und eine<br />

lange Leiter. Mit einem solchen Satz können<br />

bereits alle Balancen durchgeführt werden<br />

und es sind alle Grundfi guren erlernbar. Nicht<br />

möglich sind die in den vorherigen Kapiteln<br />

dargestellten Pyramiden. Unserer Erfahrung<br />

nach, kommt man mit sechs kurzen und einer<br />

langen Leiter bestens aus, denn die für Aufführungen<br />

zur Verfügung stehenden Bühnen und<br />

Plätze sind meistens für die Verwendung von<br />

mehr Leitern zu klein.<br />

Kosten<br />

Die Preise von Leitern sind sehr unterschiedlich.<br />

Hier macht es Sinn, Preisvergleiche<br />

durchzuführen. Im Schnitt liegen die Preise<br />

für die kurzen Leitern zwischen DM 80,- und<br />

120,-, während die langen Leitern zwischen<br />

DM 140,- und 200,- kosten.<br />

Die Anschaffungskosten stellen für viele Projekte<br />

oftmals eine große Hürde dar. Gerade<br />

gemeinnützige Einrichtungen haben aber die<br />

Möglichkeit, über Sponsoren, Spenden etc.<br />

günstiger an Leitern zu kommen.<br />

26 <strong>Leiterakrobatik</strong>


8 Abschlußbemerkungen<br />

Am Anfang gab es nur viele Ideen in unseren<br />

Köpfen und Erfahrungen mit Leitern. Wir wurden<br />

oft zu dem Thema <strong>Leiterakrobatik</strong> befragt<br />

und um Hilfen und Anregungen gebeten. Hieraus<br />

wurde die Idee zu diesem Buch geboren.<br />

Wir verfassten ein Expose´und schickten es<br />

an den Verlag. Als dann einige Zeit später die<br />

Autorenverträge in unseren Briefkästen lagen,<br />

waren wir sehr überrascht. Nun wurde es ernst,<br />

denn damit stand der Abgabetermin fest. Hätte<br />

uns jemand vorhergesagt, wie viele Stunden<br />

am Schreibtisch, Nächte am Computer, hunderte<br />

von Fotos und Stapel von Papier vor<br />

uns liegen würden, dann hätte es dieses Buch<br />

vielleicht nicht gegeben.<br />

Lange Zeit haben wir überlegt und probiert, wie<br />

wir unser Wissen am besten für euch aufbereiten<br />

können. Dabei mussten wir feststellen,<br />

dass auch die besten Formulierungen nicht<br />

ausreichten, um die Figuren und ihren Aufbau<br />

zu erklären. Deshalb wurde der Fotoapparat<br />

zu unserem wichtigsten Instrument.<br />

Nun habt ihr das Ergebnis in euren Händen<br />

und wir hoffen, dass ihr umsetzbare Ideen,<br />

verständliche Anleitungen und vielfältige Anregungen<br />

für die Praxis mit Leitern bekommt.<br />

9 Literatur<br />

Wie am Anfang des Buches erwähnt, gibt es<br />

keine uns bekannte Literatur über <strong>Leiterakrobatik</strong>.<br />

Wir haben unsere Anregungen aus verschiedenen<br />

Bereichen (Theater, Zirkus und Akrobatik<br />

sowie Sportpädagogik) entnommen und haben<br />

deshalb die Literaturübersicht nach diesen<br />

geordnet.<br />

Zirkus und Akrobatik<br />

BARDELL, B.: Circus - Bewegungskünste - mit<br />

Kindern. Moers 1992.<br />

BLUME, M.: Akrobatik mit Kinder und Jugendlichen.<br />

Aachen 1995.<br />

BORKENS, K., GÖDDE, R. u. RENNEBERG,<br />

T.: Das kleine Gaukler-Handbuch. Münster<br />

1989 (2. Auflg.)<br />

BORKENS, K. u. RENNEBERG, T.: Gaukelcircus.<br />

Ein Handbuch fürs Gaukeln mit Kindern.<br />

Münster 1993.<br />

HERTEL, J.: Trapezakrobatik für Kinder. Moers<br />

1993<br />

SPORTPÄDAGOGIK Heft 3/87: Bewegungskünste.<br />

SPORTPÄDAGOGIK Heft 6/92: Akrobatik.<br />

SPORTPÄDAGOGIK Sonderheft: Turnen und<br />

Bewegungskünste (1998).<br />

<strong>SpielTiger</strong> Bewegung Kultur und Spiel 27


Sportpädagogik<br />

BRINCKMANN, A. u. SPIEGEL, E. (Hrsg.):<br />

Freizeitsport mit Jugendlichen. Modelle für Vereinssport<br />

und Jugendarbeit. Reinbek 1986.<br />

DIGEL, D. (Hrsg.): Lehren im Sport. Ein Handbuch<br />

für Sportlehrer und Sportstudierende und<br />

Übungsleiter. Reinbek 1983.<br />

GILSDORF, R. u. KISTNER, G.: Kooperative<br />

Abenteuerspiele. Eine Praxishilfe für Schule<br />

und Jugendarbeit. Seelze - Velber 1995 (2.<br />

Auflg.)<br />

SCHERLER, K. u. SCHIERZ, M.: Sport Unterrichten.<br />

Schorndorf 1993.<br />

SCHRAAG, M. (Hrsg.): Erlebniswelt Sport:<br />

Ideen für die Praxis in Schule, Verein und Kindergarten.<br />

Schorndorf 1996.<br />

SPORTJUGEND NORDRHEIN-WESTFALEN<br />

(Hrsg.). Abenteursport. Duisburg 1991 (2.<br />

Auflg.).<br />

Theater<br />

BATZ, M. u. SCHROTH, H.: Theater zwischen<br />

Tür und Angel. Handbuch für freies Theater.<br />

Reinbek 1993<br />

BEST, T. u. NONN, B.: So ein Theater... Praxishandbuch.<br />

Moers 1994.<br />

GRAU, M. u. KLINGAUF, W.: Theater-Werkstatt:<br />

Grundlagen, Übungen, Spiele. München<br />

1995.<br />

ROSENBERG, C.: Theaterspiel, Band 7. Praxis<br />

für das Bewegungstheater. Aachen 1996.<br />

SPORTPÄDAGOGIK Heft 2/93: Vorführen<br />

- Aufführen<br />

28 <strong>Leiterakrobatik</strong>


Anhang<br />

I Übersicht Leitergriffe<br />

Hand-Arm-Griff<br />

Klettergriff<br />

Haltegriff<br />

II Ideen für Balancen<br />

Balancebeispiele<br />

III Inszenierungsbeschreibung<br />

„Schlafwandler“<br />

Mit schlurfenden Schritten, die Arme tastend<br />

voraus geht der erste Schlafwandler über die<br />

Bühne. Während er seinen Weg ging, setzte<br />

die Musik „La le lu, nur der Mann im Mond<br />

schaut zu, ...“ ein. Er war noch nicht ganz<br />

verschwunden, da kamen von beiden Seiten<br />

zwei weitere Traumtänzer. Nur knapp gingen<br />

sie aneinander vorbei. Und noch ehe diese<br />

Beiden verschwunden waren, kamen wieder<br />

zwei Neue aufeinander zu. Diese verhakten<br />

sich mit den Armen, drehten sich und gingen in<br />

die Richtung, aus der sie gekommen waren.<br />

Dann kamen sie zu mehreren und mit Leitern<br />

auf den Schultern zur Bühnenmitte. Den schlafwandlerischen<br />

Blick im Gesicht, stiegen drei<br />

nebeneinander jeweils zwischen zwei Leitern<br />

<strong>SpielTiger</strong> Bewegung Kultur und Spiel 29


hoch. Im Tackt der Musik öffneten sie ihre Leitern<br />

mehrmals synchron zum Leiter-V.<br />

Nach dem Abstieg entstand ein Tummelplatz<br />

der schlafwandelnden Gestalten. Aus der Mitte<br />

baute sich wie von Geisterhand ein Leiter-A<br />

auf und wurde bestiegen. Dieses bildete das<br />

Zentrum für die Figur „zu viert auf dem A“<br />

(Doppelfahne) und daran anschließend den<br />

Stützpfeiler für die große Doppelbalance. In<br />

schwindelerregender Höhe tanzten und balancierten<br />

die Schlafwandler über die Holme und<br />

führten fantastische Kunststücke auf.<br />

Auf einmal änderte sich die Musik. Motorenlärm<br />

schallte über die Bühne, die Blicke der<br />

Artisten wurden wach, es wurde in Windeseile<br />

abgebaut und das Flugzeug für den Abflug von<br />

der Bühne startklar gemacht. Zur Musik von<br />

„Flieger grüß mir die Sonne, ...“ wurde eine<br />

Abschlussrunde gedreht und dann ging es aus<br />

der Halle...<br />

30 <strong>Leiterakrobatik</strong>


Impressum Titel:<br />

<strong>Leiterakrobatik</strong><br />

Autoren:<br />

Holger Herzog<br />

Thorsten Wenzel<br />

Ersterscheinung / Aktualisierung:<br />

05.06.2009<br />

© <strong>SpielTiger</strong> e.V.<br />

Alle Rechte vorbehalten. Alle Inhalte und Bilder sind geistiges<br />

Eigentum von <strong>SpielTiger</strong> e.V. und unterliegen internationalen<br />

Urheberrechten. Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise,<br />

untersagt. Digitale Vervielfältigung nicht gestattet.<br />

Änderungen und Irrtümer vorbehalten.<br />

<strong>SpielTiger</strong> Bewegung Kultur und Spiel 31

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