Katalog der fotoK-Diplomklasse 2009 - BüRO MARKUS/ZAHRADNIK
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elIsabeth gruber & natalIe petrynKo<br />
KALEVA JA POHJOLA<br />
INTERDISZIPLINäRER VERSUCH<br />
ein finnischer schöpfungsakt<br />
„Am Grund <strong>der</strong> Dinge ist das Wilde, das Unbekannte, das Chaotische.“<br />
Die beiden KünstlerInnen bieten mit ihrer Arbeit unmittelbar Erlebtem und mythisch Tradiertem in<br />
bildlichen und plastischen Symbolen Unterkunft.<br />
Photographie ist hier eine zentrale Technik <strong>der</strong> Vermittlung zwischen Licht und Dunkelheit. Der<br />
Mensch wirkt als ihr Medium; sie schöpfend, durch sie schaffend und empfangend zugleich.<br />
Durch die Entstehungsgeschichten hin zur Ausstellung ihrer Arbeit werden die beiden Photographinnen<br />
zu Mittlerinnen zwischen den Welten. Ihre wesentliche Performance liegt in <strong>der</strong> Aktualisierung<br />
archaischer Bedeutungsräume – durch den optisch geschärften Blick ihrer Augen bieten sie<br />
an<strong>der</strong>en die Möglichkeit sehen zu lernen.<br />
wir, unterwelt und oberwelt<br />
Je<strong>der</strong> dreidimensionale Ausstellungsraum besteht aus diversen Innenräumen und Außenräumen – die<br />
einen inszenieren sich in den an<strong>der</strong>en. Photographie als Blick in innere Räume, inszeniert Innenräume<br />
im Außenraum in dem sie sich befindet. Durch ein Photo blicken wir aus dem eigenen Innenraum durch<br />
den Außenraum in weitere Innenräume hinein.<br />
Das Leben ist Kommunikation und umfangen sein von diesen beiden Dimensionen, Innen und Außen –<br />
Unterwelt und Oberwelt, und <strong>der</strong> Weg <strong>der</strong> sich zwischen den beiden befindet, auf dem wir uns immer<br />
wie<strong>der</strong> hin und her bewegen müssen, um Zeit und Information transportieren zu können.<br />
Die Unterwelt wird – oftmals als Überrest <strong>der</strong> Vergangenheit – in den Tag ans Licht gebracht.<br />
Transformation findet dort statt, wo die Zeit still steht. MeisterInnen <strong>der</strong> Zeit verstehen es Zeit zu<br />
modulieren, Zeitraum zu verwandeln! Überall, wo die Stille zu uns spricht, ist Mystik, ist das Geheimnis,<br />
das am besten gehütete und zugleich offensichtlichste, frei zugängliche.<br />
Stille ist die Dunkelheit des Klangs. Da gibt es einen Weg durch die Dunkelheit, durch das Land des<br />
Todes – das Gegenteil von Leben. Der Winter, die Dunkelheit und eine Angst, die da ist. Es gilt einen Weg<br />
durch ein unbekanntes Land zurückzulegen.<br />
Die lebende natur<br />
Natur spiegelt sich in den Fenstern <strong>der</strong> Häuser, ist das Einzige das uns umgibt – eine erschreckende<br />
Macht neben <strong>der</strong> wir uns klein und zerbrechlich fühlen. Das warme Innere eines Hauses (o<strong>der</strong> Dachbodens),<br />
das im Kalten und Dunkeln wohnt wird zu einem vielgestaltigen Symbol.<br />
„Es kommt einem Sterben gleich, alles zu vergessen was man wusste um das Alte neu zu erfinden.“<br />
Die vergangene Zeit ist das Wilde, menschenlose Zeit ist wild, die Gegenwart ein Versuch <strong>der</strong> Ordnung.<br />
Das Wilde flüchtet diese Begegnung – seine Liebe ist zu groß; nicht wir lieben die Natur, son<strong>der</strong>n vielmehr<br />
sie uns!<br />
Hier nun schließt sich <strong>der</strong> Kreis: out of chaos comes or<strong>der</strong>!<br />
Text: Mag. phil. Martin A. Luger (Anthropologe/Bewusstseinsforscher)<br />
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