Stiletto-Elektro - Graupner

20 SEGELFLUG FMT 08 | 09
Tragflächenspitze durchleutet:
hier wird deutlich, wieviel CFK bis in
die Flächenspitze vorhanden ist.
Stiletto-Video auf
der FMT-homepage!
Um die Flugeigenschaften des Stiletto etwas besser
darzustellen, gibt es unter www.fmt-rc.de
ein Video über den Stiletto in Action. Auch mit dabei:
onboard-Aufnahmen während der Flüge.
gemacht. Das zeigt auch die Profilwahl: mit
dem HQ/W 2,5/8. Dieses bewährte Profil wurde
von Dr. Helmut Quabeck als Wölbklappenprofil
für größere dynamische Thermik- und
Scale-Segelflugmodelle entwickelt. Auch
beim Stiletto bewährt es sich. Deutlich zu
spüren bekommt man es dann, wenn man die
Fluggeschwindigkeit des Stiletto ohne Wölbklappeneinsatz
reduziert. Er lässt sich nicht
bis zum Äußersten aushungern, sondern holt
sich durch unvermitteltes Abkippen die Fahrt
wieder, die er braucht. Mit Wölbklappen sieht
die Welt aber anders aus. Deutlich gutmütiger
und noch langsamer lässt er sich fliegen, hervorragend
sauber und präzise in der Thermik
kreisen. Und Thermik spürt der Stiletto! Mehrmals
ist es mir inzwischen passiert, dass er im
Landeanflug in ca. 5-8 Metern Höhe nochmals
einen „Heber“ bekam. Beherzt kurvte ich ein
– und konnte mich selbst in dieser geringen
Höhe mit leichtem Steigen halten. Lässt man
ihn wenige Sekunden mit Motorkraft steigen,
erübrigt sich die Frage nach dem „wie lange
kann er oben bleiben“. Dank seiner Auslegung
reagiert er auf Thermik sehr sensibel, nimmt
mit, was er kriegen kann und es hängt nun
einzig am Können des Piloten, den Stiletto
sauber von Aufwind zu Aufwind zu kurven. Hat
man davon genug, kommen Stilettos andere
Qualitäten zum Einsatz. Mühsam erworbene
Höhe will mit rasanten Kunstflugfiguren abgebaut
sein! Mit den von Graupner angegebenen
Ausschlägen auf Höhen- und Querruder ist
onboard-Aufnahmen
fürs Stiletto-Video unter www.fmt-rc.de.
man bestens bedient. Sämtliche Flugfiguren
sind möglich, die für ein Segelflugmodell
denkbar sind. Rückenflug, aus dem Rückenflug
halber negativer Looping aufwärts, anschließende
Rolle, Negativlooping, Anstechen mit
anschließender Rolle aufwärts, gerissene
Figuren bis einem schwindelig wird – alles
denk- und machbar. Doch wo, verflixt, hat der
Stiletto seine flugtechnischen Grenzen? O.k.,
Messerflug ist nicht seines. Zu viel V-Form,
zu wenig Rumpf, der Auftrieb liefern könnte.
Torquen ist auch nicht sein Ding – aber, he,
wir haben es hier ja auch mit einem Segler
zu tun – und nicht mit einer reinrassigen
Kunstflugmaschine. Viele Attribute stehen
dem Stiletto trotzdem gut. Mehrmals habe
ich ihn aus großer Höhe senkrecht auf den
Kopf gestellt und mächtig Fahrt aufgebaut.
Er erreicht eine beachtenswerte, höchst flotte
Höchstgeschwindigkeit, die aber nicht zu einer
beängstigenden Erfahrung wird. Irgendwann
ist einfach Schluss und der Stiletto wird nicht
mehr schneller. Da kann er aus noch so großer
Höhe senkrecht der Erde entgegenstürzen.
Diese Eigenschaft ist aber auch in Ordnung.
Denn eine lahme Krücke ist er keinesfalls.
Bemerkenswert finde ich seinen Durchzug,
mit dem er wieder an Höhe gewinnt. Einfach
grandios! Der Stiletto ist in jedem Fall
ein Modell, das häufig zum Einsatz kommt.
Von der Größe noch handlich, von der Leistung
unglaublich vielseitig. Und mit gesetz-
tem Butterfly auch butterweich und zielgenau
zu landen. Wenn man die superguten Gleiteigenschaften
erstmal einzuschätzen weiß.
Denn auch das kann er: laufen, laufen, laufen.
Besonders erfreulich für mich war die Erfahrung,
dass er auch ohne Unterstützung
durch die Wölbklappen ein richtig agiles Fluggerät
ist. O.k., man kann die Wölbklappen
den Querrudern beimischen. Habe ich auch
programmiert – und immer wieder vergessen
zu aktivieren. Weil’s einfach auch ohne richtig
viel Spaß macht. 2.560 mm Spannweite und
2.187 g Fluggewicht – das sind gute Werte,
die harmonieren. Wegen der 100 Gramm
Trimmgewicht im hinteren Rumpfbereich
mache ich mir keine Gedanken. Fand ich es
anfänglich etwas sonderbar, gilt für mich
jetzt: einfach machen, nicht weiter darüber
nachdenken und mit dem Stiletto jede Menge
Flugspaß haben.
eigentlich schade
Eigentlich schade, dass man vom Stiletto
noch nicht mehr gehört hat. Dass er nahezu
ein Mauerblümchen-Dasein führt und es über
diesen klasse Segler nicht mehr zu lesen gibt.
Was ich hiermit ändere. Als Ausrutscher empfinde
ich die Bowdenzugröhrchen-Geschichte.
Das mag bei meinem Modell jetzt so gewesen
sein. Und der unfertige Motorspant. Gegebenenfalls
noch die Wölbklappenanlenkung,
die ich anders gelöst habe als vom Erfinder
gedacht. Ich finde aber, dass er das ruhig hätte
schreiben können, wie man zum richtigen
Wölbklappenausschlag kommt, statt mich
hier mit brummenden Servos „verhungern“ zu
lassen. Ich führe diese Punkte deshalb auf, weil
ich der Meinung bin, dass all dies schon mal
jemand vor mir erlebt, gemacht und verändert
hat. Warum kann ich also von den Erfahrungen
der Konstrukteure nicht lernen und von den
vorhandenen Motoreinbau-Erkenntnissen
nicht profitieren?
Von der Verarbeitungsqualität ist der Stiletto
sehr gut: durchgehender massiver Holm
bis in die Flächenspitze, CFK/GFK-Verbund,
Hilfsholm CFK-ummantelt, CFK-Pads im Servobereich.
Rumpf in CFK/GFK – alles mit perfekten
Passungen für Tragflächen und V-Leitwerk.
Das V-Leitwerk in GFK-Schalenbauweise ist
ebenfalls von hoher Qualität. Und über die
Flugleistungen kann man sich nur freuen,
ebenso über die Flugzeiten: Der Antrieb beschert
ca. 4 Minuten Motorlaufzeit. Das macht
lockere 8 Steigflüge, bei denen der Stiletto
auch ohne verwertbaren Thermikeinfluss jede
Menge Flugzeit garantiert, so dass man auch
an Tagen mit schlechten Bedingungen seine
Freude an dem Modell hat. Selbst bei schwülem,
drückendem Wetter schaffte der Stiletto
im Test über 16 Minuten mit einem Akku –
wenn man sich das Turnen verkneifen kann.
Und das fällt schwer!