Bulgarische Deutsch-Drahthaar - Jagen Weltweit
Bulgarische Deutsch-Drahthaar - Jagen Weltweit
Bulgarische Deutsch-Drahthaar - Jagen Weltweit
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Eine lockere Flintenjagd im europäischen<br />
Ausland war das, was wir einmal machen wollten.<br />
Keine große Gesellschaftsjagd mit hohen<br />
Strecken, sondern eine Portemonnaie schonende<br />
Streife mit gut vorstehenden Hunden und viel<br />
Bewegung. Nach einigen Recherchen wurden wir in<br />
Bulgarien fündig. Besonders die Rebhühner<br />
interessierten uns<br />
Klaus Schmidt<br />
Als wir vor ungefähr drei Jahrzehnten<br />
unseren ersten Jagdschein in der<br />
Tasche hatten, gehörte die herbstliche<br />
Suchjagd auf Hühner zum jagdlichen<br />
Alltag. Wolfgang erlebte die Hühnerjagd<br />
noch mit seinem Vater im heimatlichen Revier,<br />
und ich wuchs in einem Bauerndorf auf,<br />
wo diese Jagdart eine große Bedeutung hatte.<br />
Der Pächter erlegte auf der rund 260 Hek-<br />
tar großen Feldflur in guten Jahren rund 200<br />
Hühner. Eine für heutige Verhältnisse unglaubliche<br />
Besatzdichte! Während ich hin<br />
und wieder einmal zur Hühnerjagd eingeladen<br />
werde, machten sich bei Wolfgang mit<br />
den Jahren Entzugserscheinungen bemerkbar,<br />
und irgendwann stand für ihn fest: Ich<br />
will mal wieder Hühner jagen.<br />
Nun bekommt man auf dem Jagdreisemarkt<br />
ja so gut wie jeden Wunsch erfüllt,<br />
doch es sollten keine getriebenen Hühner<br />
sein, da diese Jagden auf dieselbe Art und<br />
Weise zu Stande kommen wie streckenreiche<br />
Fasanenjagden. Es sollte eine stimmungsvolle<br />
Hühnersuche mit dem Vorstehhund<br />
sein, bei der auch anderes Niederwild mit<br />
bejagt werden kann. Derartige Angebote findet<br />
man eher selten.<br />
Nicht die große Strecke sollte im Vordergrund<br />
stehen, sondern eine abwechslungsreiche<br />
Jagd in Verbindung mit guter Hundearbeit.<br />
In Bulgarien wurden wir fündig. Vor<br />
uns stand sozusagen die bulgarische Variante<br />
des schottischen „walked up mixed shooting“<br />
mit Schwerpunkt auf Hühnern.<br />
Flughafen<br />
und Jagdwaffen<br />
Die unendliche Geschichte – und wir dachten<br />
daran, was es dieses Mal wieder für eine Oper<br />
geben würde, und wer der Intendant wohl<br />
wäre: Flughafensicherheit, Fluggesellschaft,<br />
Polizei? Bei einer vorherigen Reise war meine<br />
Flinte – beim Vorzeigen am Flughafen –<br />
als zurzeit gestohlen angesprochen worden!<br />
Erst die Rückfrage beim Landeskriminalamt<br />
brachte die Aufklärung: Eine gestohlene<br />
Kurzwaffe hatte die selbe Herstellungsnummer<br />
wie meine Flinte!<br />
Diesmal ging alles glatt und am Flughafen<br />
in Sofia wurden wir von Elka, der Veranstalterin,<br />
herzlich empfangen. Am dortigen<br />
Flughafen gab es dank Elka keine Probleme.<br />
Foto: Manfred Danegger
GERADE AUF DEM LAND GEHÖREN<br />
PFERDEFUHRWERKE ZUM ALLTAG.<br />
FLORISTISCHE VIELFALT ZEICHNET DIE<br />
LEBENSRÄUME AUS: SPITZKLETTEN<br />
(IM BILD), WILDE KARDE, BEIFUSS,<br />
WEGWARTE, WILDE HIRSE UND ETLICHE<br />
ANDERE PFLANZEN SIND FAST ÜBERALL<br />
ES SIND INSBESONDERE<br />
DIE SPITZKLETTEN, DIE EINEN<br />
ZU ENTDECKEN.<br />
UNÜBERTREFFLICHEN HÜHNERLEBENS-<br />
RAUM KENNZEICHNEN.<br />
Man kann ab der Landung in Sofia die Reise<br />
genießen. Die Fahrt ging in das Revier<br />
„Chekerica“, 22 Kilometer von Plovdiv entfernt.<br />
Wir wurden in einem gemütlichen<br />
Jagdhaus untergebracht, und als erstes erwartete<br />
uns die traditionelle bulgarische Küche,<br />
wie immer in Form von Riesenportionen.<br />
Unser Hinweis, dass künftig auch eine halbe<br />
Portion genügen würde, wurde schlicht und<br />
einfach ignoriert.<br />
<strong>Bulgarische</strong><br />
<strong>Deutsch</strong>-<strong>Drahthaar</strong><br />
Am nächsten Morgen trafen unsere beiden<br />
Hundeführer mit zwei <strong>Deutsch</strong>-<strong>Drahthaar</strong><br />
pünktlich am Jagdhaus ein und unser erster<br />
Jagdtag konnte beginnen. Die Landschaft war<br />
bretteben und unsere Unterkunft lag eingebettet<br />
in kleine Eichen- und Akazienwaldparzellen,<br />
die immer wieder von landwirt-<br />
28 JAGEN WELTWEIT 3/2007
schaftlich genutzten Flächen unterbrochen<br />
waren. Dort wurden die streckenreichen Vorstehtreiben<br />
auf Fasane durchgeführt. An der<br />
hohen Fasanendichte konnte man das unschwer<br />
erkennen. Unser Ziel war allerdings<br />
die einige Kilometer entfernt liegende, offene<br />
Feldflur mit kleinen Gehölzen und Gräben.<br />
Das Revier ist circa 2 500 Hektar groß,<br />
und vom Biotop her ein Niederwildlebensraum,<br />
wie man ihn sich nicht besser wün-<br />
AN BÖSCHUNGEN UND GRÄBEN HIELTEN<br />
DIE HÜHNER MEISTENS SEHR GUT.<br />
schen kann: Neben dem Anbau von Mais<br />
und Sonnenblumen gibt es riesige Brachflächen,<br />
unterbrochen von Schilfbeständen,<br />
Rohrkolben bestandenen Gräben und immer<br />
wieder Altgrasflächen.<br />
FELDHÜHNER<br />
Bei den meisten Äckern konnte man<br />
nicht sagen, ob es sich um Wildäcker für das<br />
Niederwild gehandelt hat: Der Mais war nicht<br />
geerntet worden und stand lückig zwischen<br />
einer artenreichen Ackerwildpflanzengesellschaft.<br />
Es hätten auch mißlungene landwirtschaftliche<br />
Kulturen sein können, so genau<br />
war das aufgrund der fortgeschrittenen Jahreszeit<br />
nicht mehr zu erkennen.<br />
Der sandige Boden begünstigte zwar verschiedene<br />
Ackerwildkräuter, war jedoch oft<br />
nur sehr spärlich bewachsen. Das Niederwild<br />
konnte sich zwischen den meterhohen dürren<br />
Stengeln optimal bewegen. Wilde Karde,<br />
Wegwarte, Beifuß, Nachtkerzen und Hirsearten<br />
prägten das Bild dieser Flächen. Große<br />
Anteile hatten auch Disteln.<br />
Die beiden Berufsjäger erklärten uns,<br />
dass Hase, Rebhuhn, Fasan, Ente und<br />
manchmal auch Schnepfe jederzeit und überall<br />
vorkommen können. Drei verschiedene<br />
Schrotgrößen standen zur Verfügung. Die 2,3<br />
Millimeter großen Schrote schienen uns im<br />
Hinblick auf Hasen etwas schwach und die<br />
3,5 Millimeter bei Hühnern viel zu grob. So<br />
entschieden wir uns aus dem Inhalt der Kiste<br />
für die dritte Größe in 2,9.<br />
Zunächst fiel uns auf, dass die beiden<br />
<strong>Deutsch</strong>-<strong>Drahthaar</strong> den ganzen Weg ins Revier<br />
vor dem Auto herliefen. Ich dachte, dass<br />
sie wohl zuerst etwas Dampf ablassen müssen,<br />
bevor es an die Arbeit geht.<br />
Doch da hatte ich mich gründlich getäuscht.<br />
Schon nach einer Viertelstunde kamen<br />
wir beide zu der Einsicht, dass uns hier<br />
eine Hundearbeit vom Allerfeinsten gezeigt<br />
wird. Die beiden DD, Rüde und Hündin,<br />
suchten langsam, in bestechender Quersuche<br />
unter der Flinte. Zuerst galt es den Enten an<br />
einigen kleineren Tümpeln. Wolfgang lief mit<br />
seinem Führer das eine Ufer entlang und ich<br />
auf der anderen Seite.<br />
Die erste Ente strich flach ab, doch wo<br />
war der zweite Hundeführer mit Wolfgang?<br />
Dann sah ich das rote Hutband von Wolfgang,<br />
aber für die Ente war es leider schon<br />
zu weit. Rote Hutbänder sind eine feine Sache,<br />
aber wenn die Hundeführer keine tragen,<br />
wird es wohl schwierig mit dem Schießen<br />
werden, dachte ich und sofort strich<br />
wieder eine Ente ab. Der nächste Erpel machte<br />
den Fehler, übers freie Feld abzustreichen.<br />
Zweimal sauber drauf, bildete ich mir ein,<br />
aber trotz einiger Federn in der Luft strich<br />
der Breitschnabel wie gesund ab. Doch nach<br />
ungefähr 400 Metern fiel er plötzlich auf dem<br />
Feld ein – etwas ungewöhnlich für eine Ente,<br />
wenn sich dort kein Wasser befindet. Doch<br />
getroffen, das hatten ja auch die Federn in<br />
der Luft besagt.<br />
Die offene und ebene Landschaft hat den<br />
Vorteil, dass man das Wild weit mit dem Auge<br />
verfolgen kann. Ich bedauerte, kein<br />
kleines, leichtes Glas mitgenommen zu haben.<br />
Dann stand die Hündin plötzlich vor und<br />
die Spannung stieg. Wir rechneten fest mit<br />
Hühnern, doch es war ein Hase, der im dichten<br />
Bewuchs hoch wurde und genau zwischen<br />
uns hindurch nach hinten flüchtete.<br />
Ein schnell hingeworfener Schuss in einer<br />
Lücke blieb ohne Wirkung, der <strong>Drahthaar</strong><br />
nahm sofort die Spur auf, kam aber gleich<br />
wieder zurück und der Hase flüchtete gesund<br />
weit sichtbar übers freie Feld. Nun war Wolfgang<br />
an der Reihe. Auch sein Hase entkam<br />
im dichten Bewuchs ohne Möglichkeit für<br />
einen Schuss.<br />
Kaum war der Hund wieder da, stand er<br />
erneut vor. Diesmal waren es Hühner. Eine<br />
29
starke Kette strich in guter Entfernung ab und<br />
fast zeitgleich schossen wir, doch mein Huhn<br />
ruckte nur und strich weiter. Auch der zweite<br />
Schuss zeigte keine Wirkung. Wir sahen<br />
mit langen Gesichtern hinter der Kette her<br />
und schämten uns über unsere Patzer.<br />
Die Schrote sind einfach für Hühner zu<br />
grob, war unsere Entschuldigung. Doch da<br />
sonderte sich Wolfgangs Huhn ab und strich<br />
über die nahe Autobahn. Dort himmelte es<br />
plötzlich wie im Lehrbuch, stieg senkrecht in<br />
die Höhe, um wie ein Stein herunterzufallen.<br />
Ich beobachtete dies nur aus den Augenwinkeln<br />
heraus, denn plötzlich himmelte auch<br />
mein Huhn. Ich merkte mir die Stelle, und<br />
die Hündin fand es ohne Probleme.<br />
Dann kamen wir wieder an einige Tümpel<br />
und die beiden Berufsjäger stellten uns<br />
vor. Sie wollten die Enten mit den Hunden<br />
im Schilf hochmachen und uns zudrücken.<br />
Mir kamen ungefähr zehn Enten in Abständen,<br />
doch leider alle zu weit. Nur ein Erpel<br />
EXTENSIVE LANDWIRTSCHAFT NACH<br />
ALTHERGEBRACHTER FORM.<br />
änderte seine Flugroute und strich genau auf<br />
Wolfgang zu. Mit einem sauberen Überkopfschuss<br />
trug er zur bunten Strecke bei.<br />
Wieder ins offene Feld zurückgekehrt<br />
fanden wir bald eine Kette Hühner. Doch auf<br />
den sandigen Äckern mit zwar hohem, aber<br />
lichtem Bewuchs hielten sie schlecht. So ging<br />
es auch bei den folgenden Ketten. Ich konnte<br />
noch ein Huhn erlegen, dass zu weit vor<br />
30<br />
FELDHÜHNER<br />
Wolfgang abstrich, aber glücklicherweise bei<br />
mir pfeilschnell und breit vorbeipurrte.<br />
Alles in allen hatten wir an diesem Vormittag<br />
sechs Hasen, zwei Fasanenhennen<br />
und vier verschiedene Hühnerketten angetroffen,<br />
und dazu noch hin und wieder ein<br />
paar Enten in den Tümpeln. Wir erlegten<br />
einen Hasen, drei Hühner und zwei Erpel.<br />
In bester Laune warteten wir, was der Nachmittag<br />
bringen sollte.<br />
Wild war vorhanden, doch wir mussten<br />
oft eine halbe Stunde laufen, bis die Hunde<br />
vorstanden. Stets war es vor allem die Überraschung:<br />
Was wird es diesmal sein? Hühner,<br />
Fasan, Hase? Später erkannten wir am Verhalten<br />
der Hunde manchmal, welches Wild<br />
sie gerade arbeiteten und außerdem wuchs<br />
unsere Erfahrung, wo die Hühner bevorzugt<br />
lagen und auch hielten.<br />
Wir fuhren nach dem Mittagessen in einen<br />
anderen Revierteil. Dort hielten die<br />
Hühner aufgrund der Bodenvegetation wesentlich<br />
besser und am Abend lagen zwei<br />
Hasen, sechs Hühner und zwei Fasane auf<br />
der Nachmittagsstrecke.<br />
NEBEN REBHÜHNERN KÖNNEN BEI<br />
DER STREIFE AUCH FASANE, ENTEN UND<br />
HASEN BEJAGT WERDEN.<br />
Sicher hätte es das eine oder andere Stück<br />
mehr sein können, doch wir schossen meist<br />
aus einer Kette nur ein Huhn und konzentrierten<br />
uns darauf, ob nicht auf krankes Wild<br />
nachgeschossen werden musste.
Foto: Manfred Danegger
Die einfachsten...<br />
... sind oftmals die schwersten! So wie mit<br />
dem Bilderbuchgockel, der breit an uns beiden<br />
vorbei strich und den jeder zwei Mal<br />
sauber gefehlt hat. Unerklärlich, denn keine<br />
der üblichen Ausreden konnte als Entschuldigung<br />
herhalten.<br />
Die beiden Hunde arbeiteten von der<br />
ersten bis zur letzten Stunde mit nicht nachlassender<br />
Kondition und Konzentration.<br />
Elegant zogen sie den Hühnern nach, wenn<br />
diese vor uns herliefen. Sowas kannten wir<br />
allenfalls von Pointern oder Settern, aber<br />
nicht von einem <strong>Deutsch</strong>-<strong>Drahthaar</strong>. Die<br />
FELDHÜHNER<br />
Anhänger dieser Rasse mögen mir das verzeihen.<br />
Bald erkannten wir, wenn die Hunde<br />
wieder ein frisches Geläufe fanden, dann<br />
hieß es aufpassen. Stand einer der Hunde<br />
vor, sekundierte der zweite in traumhafter<br />
Manier.<br />
Im Jagdhaus angekommen, machten wir<br />
uns gleich daran, die Hühner küchenfertig zu<br />
rupfen, denn zu einer Hühnerjagd gehört<br />
auch der kulinarische Abschluss. Janka, unsere<br />
Küchenchefin, machte uns den Vorschlag,<br />
die Hühner einen Tag zu marinieren<br />
und bald bekamen wir aus der Küche den<br />
vielversprechenden Duft eines Rotweinsudes<br />
mit Kräutern und einem Hauch Knoblauch<br />
FEIERLICHE STRECKENLEGUNG DER<br />
ERSTEN ERLEGTEN HÜHNER.<br />
EINES DER ERLEGTEN REBHÜHNER WAR<br />
DURCH DIE FARBANOMALIE BESONDERS<br />
INTERESSANT.<br />
in die Nase. Um es kurz zu machen: Auch<br />
dieser Teil der Hühnerjagd war ein Genuss!<br />
Am zweiten Tag wollten wir die Möglichkeit<br />
auf Schnepfe nutzen. Leider fanden wir<br />
keine, doch am Abend lagen fünf Hasen und<br />
sieben Fasane auf der Strecke. Wir hatten<br />
nicht den Eindruck, im buntgefiederten Hühnerhof<br />
zu jagen und mussten oft weit laufen,<br />
bis wir wieder einen Fasan fanden. Hasen<br />
sahen wir zwar vergleichsweise viele, aber oft<br />
musste der Schuss im hohen Bewuchs unterbleiben<br />
oder der Hund war im Schussfeld.<br />
Geschickt verstanden es die Krummen, nur<br />
knapp an uns vorbei in die nächste Deckung<br />
zu flüchten. Einige Male gab es beeindruckende<br />
Luftsprünge, wenn der Hund sehr<br />
dicht am Hasen war.<br />
Interessant war die Tatsache, dass wir<br />
weit weg von den Fasanenjagdgebieten fast<br />
nur reinblütige Transkaukasische Jagdfasane<br />
(Phasianus colchicus colchicus, Ringloser Böhmischer<br />
Jagdfasan) antrafen. Nur ein Mal<br />
kam so ein richtiger „Maisbomber“ zur Strecke.<br />
Er trug einen Halsring und war gut ein<br />
Drittel schwerer.<br />
Wie in vielen Ländern, wo kommerzielle<br />
Fasanenjagden angeboten werden,ist die Bejagung<br />
der Hennen üblich, für mich aber<br />
gewöhnungsbedürftig. Wir hatten jedenfalls<br />
nicht den Eindruck, auf tumbe Volieren-Fasane<br />
zu jagen, wenngleich sich die Besätze<br />
ohne Zweifel vermischen. Mancher Hahn<br />
32 JAGEN WELTWEIT 3/2007
verstand es, sich davonzustehlen, und obwohl<br />
wir immer wieder sahen, wohin die<br />
Hähne gelaufen waren: Sie blieben unauffindbar,<br />
selbst für unsere Spitzenvierbeiner!<br />
Eigentlich bräuchte es nicht erwähnt zu<br />
werden, dass am Abend das Rupfen von zwei<br />
Fasanen auf dem Programm stand. Mit Ausnahme<br />
eines Rehbratens konnten wir zum<br />
Mittag- und Abendessen immer das Wild<br />
genießen, was wir am Vortag erlegt hatten:<br />
Mal war es Ente, dann Hase, den Fasan sowohl<br />
in der Suppe als auch als Braten und<br />
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2006<br />
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2007<br />
STRECKE EINES NACHMITTAGS MIT ZWEI<br />
FLINTEN UND EHER RUHIGER GANGART.<br />
nicht zuletzt die Hühner als besonderen<br />
Hochgenuss.<br />
Der dritte Jagdtag führte uns dann in ein<br />
noch besseres Hühnergebiet als am ersten<br />
Tag. Die Hühner strichen beim ersten Anrühren<br />
meist in schilf- und rohrkolbenbewachsene,<br />
in aller Regel trockene Gräben.<br />
Waren die Hühner in einem solchen Graben<br />
eingefallen, kamen wir fast immer auf Schrotschussentfernung<br />
heran.<br />
Immer wieder fanden wir dort auch Böschungen,<br />
wo das dürre Gras abgebrannt war.<br />
Für deutsche Revierverhältnisse, wo der Deckungsmangel<br />
meist schon chronisch ist, ein<br />
nicht auszudenkender Zustand. Hier gab es<br />
Deckung im Überfluss, und dort wo es gebrannt<br />
hatte, sprießte das frische Gras. Unschwer<br />
war zu erkennen, dass die frischen<br />
Triebe sowohl vom Hasen als auch von den<br />
Hühnern intensiv abgeäst wurden.<br />
Hühner gab es hier satt, und Wolfgang<br />
33
REISEINFOS<br />
Das Jagdgebiet Chekeritza liegt anderthalb<br />
Stunden von Sofia und 20 Minuten<br />
von Plovdiv entfernt. Flüge können entsprechend<br />
mit einigen Fluglinien gebucht<br />
werden. Wer den günstigsten Flug sucht,<br />
kann zum Beispiel im Internet unter www.<br />
billiger-fliegen.de oder anderen Portalen<br />
(opodo etc.) suchen, falls es der Veranstalter<br />
nicht anbietet, einen günstigen<br />
Flug zu buchen.<br />
Im Einzelfall muss allerdings immer im<br />
Vorfeld geklärt werden, ob die betreffende<br />
Fluglinie auch Waffen befördert. Dann<br />
gibt es Fluggesellschaften, die Waffen,<br />
aber keine Munition befördern. Das ist<br />
bei einer Flintenjagd aber nur ein geringer<br />
Nachteil, da die Munition vor Ort erworben<br />
werden kann.<br />
Vier Tage Aufenthalt mit drei vollen<br />
Jagdtagen kosten rund 1 250 Euro. Darin<br />
enthalten sind alle Flughafentransfers<br />
und Revierfahrten. Ebenso die komplette<br />
Jagdorganisation mit Berufsjägern, Fahrzeugen<br />
und Hunden. Waffen-Permits,<br />
Lizenzen und Dolmetscher sind ebenso<br />
im Preis inbegriffen.<br />
Wer ohne Flinte anreist, kann für 25<br />
Euro am Tag vor Ort eine Waffe leihen.<br />
Der Munitionserwerb kostet je 100 Patronen<br />
35 Euro. Alkohol wird extra berechnet<br />
und Trinkgelder für die Berufsjäger<br />
müssen mit eingeplant werden.<br />
Die Preise für erlegtes Wild liegen je<br />
Hase bei 50 Euro. Der Fasan kostet acht,<br />
das Rebhuhn 25 Euro. Das Mitnehmen<br />
eigener Hunde ist grundsätzlich möglich,<br />
muss aber mit dem Veranstalter vorher<br />
besprochen werden. bk<br />
konnte sogar als Rarität eines mit weißen<br />
Federn erlegen. Wir freuten uns beide über<br />
die seltene Jagdbeute. Fast hätte es auch noch<br />
mit einem Fuchs geklappt, der die Hunde<br />
erstaunlich lange aushielt, aber der Schuss in<br />
die schmale Lücke ging daneben.<br />
DAS A UND O DER ERFOLGREICHEN<br />
JAGD WAREN DIE GUTEN HUNDE DER<br />
BERUFSJÄGER.<br />
EINE KLEINE, ABER FEINE UND ZUDEM<br />
BUNTE STRECKE!<br />
34 Fotos: Klaus Schmidt<br />
JAGEN WELTWEIT 3/2007
Streckenlegung<br />
In den drei Jagdtagen kamen neun Hasen, 17<br />
Fasane, 27 Hühner und drei Enten zur Strecke.<br />
Und das alles bei angenehmer, fast schon<br />
zu warmer Witterung. Das nasskalte Schottland<br />
hat sicher seine eigenen Reize, schneidet<br />
in diesem Punkt aber schon deutlich schlechter<br />
ab.<br />
Grundsätzlich ist so eine Strecke in einem<br />
Ty f age<br />
FELDHÜHNER<br />
deutschen Niederwildrevier auch heute noch<br />
möglich, und die Tagesstrecke meiner Bekannten<br />
im Münsterland entspricht oft dem,<br />
was wir in Bulgarien an einem Tag erlegt<br />
haben. Nachdem uns derartiger Niederwildreichtum<br />
jedoch in unseren eigenen Revieren<br />
nicht vergönnt ist, wollten wir einfach einmal<br />
unbeschwert jagen und neue Eindrücke rund<br />
ums Niederwild sammeln.<br />
Abgerundet wurde das positive Bild die-<br />
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ser Jagd auch durch die Tatsache, dass wir<br />
nahezu den ganzen Tag im Revier so gut wie<br />
keinen Menschen antrafen. Mal war ein Pferdefuhrwerk<br />
zu sehen und gelegentlich ein<br />
paar Hirten, die Schafe, Ziegen oder Rinder<br />
hüteten. Das war es aber auch schon.<br />
Sicherlich ist der Schuss auf Wild, das<br />
vom Hund vorgestanden und hochgemacht<br />
wird, nicht mit dem zu vergleichen, was bei<br />
Treibjagden verlangt wird, doch es war eine<br />
abwechslungsreiche Jagd, die von der ersten<br />
bis zur letzten Minute das gehalten hat, was<br />
uns die Veranstalterin versprochen hatte.<br />
Alles in allem war es nur ein geflügelter<br />
Fasanenhahn in einem dichten Schilf und ein<br />
geständertes Rebhuhn, die wir erfolglos nachsuchten.<br />
Dazu kam noch das Rebhuhn, dass<br />
auf die Autobahn gefallen ist. Zu verdanken<br />
haben wir dies nicht zuletzt den beiden Berufsjägern<br />
mit ihren Hunden!<br />
Für uns zwei Jäger, die wir in Sachen<br />
Niederwild nicht so verwöhnt sind, waren die<br />
drei Jagdtage ein unvergessliches Erlebnis.<br />
Wir haben wie bei vorangegangenen Jagden<br />
in Bulgarien nur nette Menschen kennengelernt.<br />
Es gab keine versteckten Kosten oder<br />
sonstige organisatorischen Mängel, wie man<br />
sie leider auch auf Jagdreisen erleben kann.<br />
Es sind einfach zu viele Gründe, die dagegen<br />
sprechen, nicht wiederzukommen. t<br />
35