Schach – ein wichtiges Mittel bei der Erziehung der ... - Schachstiftung
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8, 13, 54, 55, 61, 71, 94) durchgeführt. M<strong>ein</strong>e Ar<strong>bei</strong>tsweise trug<br />
unterschiedlichen Charakter. Manchmal legte ich beson<strong>der</strong>en Wert<br />
auf die Zirkel- (Sektions-) ar<strong>bei</strong>t, zuweilen stand aber auch die<br />
Massenar<strong>bei</strong>t mit fast hun<strong>der</strong>tprozentiger Beteiligung <strong>der</strong> Schüler<br />
im Vor<strong>der</strong>grund, aber immer beruhte die Teilnahme auf freiwilliger<br />
Grundlage. Der Unterricht hat gezeigt, daß <strong>bei</strong> den Schülern<br />
<strong>der</strong> Unterstufe das Interesse am <strong>Schach</strong> leichter zu wecken und<br />
auch für die zahlenmäßige Teilnahme größer ist als <strong>bei</strong> den Schülern<br />
<strong>der</strong> <strong>Mittel</strong>- und Oberstufe. Aufgrund m<strong>ein</strong>er Erfahrungen im<br />
<strong>Schach</strong>unterricht in allen Klassenstufen halte ich es für angebracht,<br />
mit dem <strong>Schach</strong>unterricht in <strong>der</strong> 1. Klasse zu beginnen.<br />
Am zweckmäßigsten wäre es sogar, bereits Vorschulkin<strong>der</strong> im Alter<br />
von 4 bis 6 Jahren das <strong>Schach</strong>spiel zu lehren. Genauer formuliert:<br />
Ich bin <strong>ein</strong> Anhänger <strong>der</strong> möglichst frühzeitigen Unterweisung <strong>der</strong><br />
Kin<strong>der</strong> im <strong>Schach</strong>spiel, obwohl ich nur über geringe Erfahrungen<br />
in <strong>der</strong> Unterrichtung von Vorschulkin<strong>der</strong>n verfüge. Zu <strong>der</strong> gleichen<br />
M<strong>ein</strong>ung, daß es möglich und zweckmäßig sei, Vorschulkin<strong>der</strong><br />
für das <strong>Schach</strong>spiel zu gewinnen, gelangt ebenfalls W. Grischin<br />
(siehe ” <strong>Schach</strong>liches Moskau“ v. 27. 5. 1967). Was die Schulanfänger<br />
betrifft, so erteile ich bereits seit sieben Jahren in den ersten<br />
Klassen Unterricht und kann persönlich bestätigen, daß man Kin<strong>der</strong><br />
in <strong>der</strong> ersten Klasse das <strong>Schach</strong>spiel lehren kann und muß.<br />
Schon in dieser Klassenstufe läßt sich das <strong>Schach</strong>spiel als <strong>Mittel</strong> zur<br />
Verbesserung <strong>der</strong> Leistungen und des Verhaltens ausnutzen.<br />
So wurde zum Beispiel in <strong>der</strong> 464. Moskauer Schule (bereits<br />
1957) von mir das folgende Experiment durchgeführt. Im letzten<br />
Schulquartal begann ich in zwei von vier ersten Klassen mit dem<br />
<strong>Schach</strong>unterricht auf freiwilliger Grundlage. Der Unterricht fand<br />
<strong>ein</strong>- bis zweimal in <strong>der</strong> Woche nach <strong>der</strong> vierten Stunde statt, und die<br />
Teilnahme war freiwillig. Etwa die Hälfte <strong>der</strong> Schüler beteiligte sich.<br />
Die Teilnehmerzahl hätte aber auch bedeutend höher gewesen s<strong>ein</strong><br />
können, jedoch <strong>bei</strong> diesem Experiment habe ich bewußt k<strong>ein</strong>e<br />
Anstrengungen zur Erweckung und zur Aufrechterhaltung <strong>der</strong> Begeisterung<br />
unternommen, son<strong>der</strong>n mich mit dem spontan entstandenen<br />
Interesse begnügt. Obwohl das letzte Quartal des Schuljahres sehr<br />
kurz ist, erhöhten sich die Leistungen durchschnittlich um <strong>ein</strong>e<br />
12<br />
Viertelnote im Vergleich zu den Klassen ohne <strong>Schach</strong>unterricht. Vielleicht<br />
mag es den Ansch<strong>ein</strong> haben, daß diese Viertelnote <strong>ein</strong>e unbedeutende<br />
Größe darstellt, aber dem ist nicht so. Im Gegenteil, diese<br />
Größe ist äußerst vielversprechend, denn nimmt man an, daß sich<br />
<strong>ein</strong>e <strong>der</strong>artige Verbesserung <strong>der</strong> Leistungen in jedem Quartal erreichen<br />
ließe, würde sie für das gesamte Schuljahr <strong>ein</strong>e ganze Note<br />
betragen; d. h. je<strong>der</strong> Schüler würde s<strong>ein</strong>e Leistungen in allen Fächern<br />
um <strong>ein</strong>e Note verbessern (zum Beispiel von <strong>der</strong> Drei zur Zwei). Bei<br />
diesen Experimenten, die ich danach mehrmalig und in an<strong>der</strong>en<br />
Klassen wie<strong>der</strong>holte, gelang es mir, die Leistungen in <strong>ein</strong>em Schuljahresquartal<br />
nicht nur um <strong>ein</strong>e Viertel, son<strong>der</strong>n sogar um <strong>ein</strong>e<br />
Drittel- bis halbe Note zu verbessern.<br />
Auf welche Weise hat nun <strong>der</strong> <strong>Schach</strong>unterricht zur Verbesserung<br />
<strong>der</strong> Leistungen und des Verhaltens <strong>der</strong> Schüler <strong>bei</strong>getragen?<br />
Das läßt sich hauptsächlich auf die tägliche systematische <strong>Erziehung</strong>sar<strong>bei</strong>t<br />
des <strong>Schach</strong>lehrers zurückführen, die im wesentlichen<br />
nach den üblichen Methoden in enger Verbindung mit <strong>der</strong> gesamten<br />
Unterrichts- und <strong>Erziehung</strong>sar<strong>bei</strong>t <strong>der</strong> Schule durchgeführt<br />
wurde. Allerdings fanden auch <strong>ein</strong>ige beson<strong>der</strong>e Verfahren Anwendung,<br />
die im folgenden kurz dargelegt werden sollen.<br />
In <strong>der</strong> Zirkel- und Massenar<strong>bei</strong>t wurde weitgehend die Methode<br />
<strong>der</strong> Selbstverpflichtungen angewendet. Sie besteht darin, daß<br />
alle Schüler, die an dem fakultativen <strong>Schach</strong>unterricht teilnehmen<br />
möchten, erst dann zugelassen werden, nachdem sie sich verpflichtet<br />
haben, sowohl ihr Verhalten als auch ihre Leistungen zu<br />
verbessern und bis zu <strong>ein</strong>em bestimmten Termin irgend<strong>ein</strong>e nützliche<br />
Ar<strong>bei</strong>t auszuführen. Was die Unterweisungen im <strong>Schach</strong>spiel<br />
anbelangt, so braucht durchaus nicht unbedingt <strong>ein</strong>e große Mannigfaltigkeit<br />
in <strong>der</strong> Durchführung <strong>der</strong> Veranstaltungen angestrebt<br />
zu werden.<br />
Eine an<strong>der</strong>e Form <strong>der</strong> Wechselwirkung zwischen dem <strong>Schach</strong><br />
und <strong>der</strong> Lerntätigkeit <strong>der</strong> Schüler bestand darin, daß die im Lernen<br />
zurückgebliebenen Schüler För<strong>der</strong>stunden erhielten und im<br />
Anschluß daran, gewissermaßen als Belohnung, mit ihnen die<br />
<strong>Schach</strong>stunden, zu denen sie sich beson<strong>der</strong>s hingezogen fühlten,<br />
durchgeführt wurden. Dieses Verfahren wirkte sich sowohl auf<br />
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