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274 - Fandom Observer

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FOTOS: ©2011 DISNEY. JOHN CARTER ERB, INC.<br />

FB/FO269/RUBRIK<br />

FB/FO<strong>274</strong>/FILMKRITIK<br />

John Carter (Taylor Kitsch) und Dejah Thoris (Lynn Collins)<br />

»WENN DIE LEUTE GELD FÜR SO EINEN MIST BEKAMEN, WIE ICH IHN IN<br />

MANCHEN DIESER MAGAZINE LAS, DANN KÖNNTE ICH BESTIMMT GENAU<br />

SO SCHLECHTE GESCHICHTEN SCHREIBEN«<br />

Edgar Rice Burroughs, Autor der »Barsoom«- und »Tarzan«-Bücher,<br />

und ehemaliger professioneller Bleistiftspitzer.<br />

tion, so dass sich John Carter ganz uner klärt<br />

auf dem Roten Planeten wiederfindet. Er<br />

wird dort in eine Reihe von Abenteuern verwickelt,<br />

an deren Ende er Schlachten<br />

schlägt, Welten rettet, eine Prinzessin heiratet,<br />

Ruhm und Reichtum erlangt und ganz<br />

allgemein das Happy End eines Action-Helden<br />

erreicht. Insofern hat der Film nichts<br />

Neues zu bieten.<br />

Was macht »John Carter« dennoch bemerkenswert?<br />

Es ist zum einen der Hauptdarsteller<br />

Taylor Kitsch. Er geht mir einer<br />

aufrichtigen Begeisterung an sein textilarmes<br />

Werk, die im zynischen 21. Jahrhundert<br />

selten ist. Zudem sieht er aus wie eine Mischung<br />

zwischen Orlando Bloom und Arnold<br />

Schwarzenegger in seinen jungen Jahren,<br />

und er wird von Regisseur Andrew<br />

Stanton bestmöglich eingesetzt. Es werden<br />

ihm Szenen erspart, in denen sein möglicherweise<br />

begrenztes schauspielerisches<br />

Talent zu Tage träte, dafür bekommt er Gelegenheit,<br />

verwirrt-ehrliche Blicke in die<br />

Landschaft schweifen zu lassen, die sicher<br />

Luftschiffe auf Barsoom<br />

zu einem Markenzeichen für den jungen Kanadier<br />

werden.<br />

Ihm zur Seite steht Lynn Collins, die in ihrem<br />

Hingucker-Faktor dem Helden in nichts<br />

nachsteht. Sie bekommt die ehrenvolle Aufgabe,<br />

das Gehirn und die treibende Kraft<br />

hinter der Handlung zu sein, und obwohl es<br />

am Ende Carter ist, der die geheimnisvollen<br />

Drahtzieher hinter dem drohenden Weltuntergang<br />

des Mars aufdeckt und besiegt, hat<br />

man meist das Gefühl, dass es Collins’<br />

Prinzessin Dejah ist, deren Geschichte hier<br />

eigentlich erzählt wird: Carter prügelt sich<br />

relativ linear durch seinen Charakterbogen,<br />

Dejah ist es, die mehr Emotion und Wandlung<br />

zeigt und letzten Endes für den Zuschauer<br />

zugänglicher ist.<br />

Ein weiteres Element, dass für diesen<br />

Film spricht, ist sein zurückhaltender visueller<br />

Ton. Aliens und Monstern haben einen<br />

Retro-Touch, der an Harryhausens Stop-<br />

Motion-Kreationen gemahnt. Eine besondere<br />

Art von Einstellung scheint »John Carter«<br />

zudem für sich erfunden zu haben: Panora-<br />

Damit fing alles an – der erste<br />

Barsoom-Roman<br />

maansichten des Mars, die kleine, bewegte<br />

Figuren enthalten (Carter auf seinem Reittier,<br />

das Dorf der Tharks,), welche etwas<br />

grobkörnig wirken, so wie bemalte Miniaturen<br />

einer Modelleisenbahn. Bisweilen sind<br />

optische Zitate aus Conan oder den Wüstenszenen<br />

der Star Wars-Filme etwas zu<br />

deutlich, doch alles in Allem punktet der<br />

Film im Bereich der Optik.<br />

Der wichtigste Aspekt aber ist sicherlich<br />

das Augenzwinkern, mit dem die Macher<br />

sich an ihr Werk herangewagt haben. Ihr<br />

Quellenmaterial war nie auf Qualität hin geschrieben<br />

(siehe Burroughs Zitat), und sie<br />

haben nicht versucht, diesen Umstand zu<br />

ändern. Logik und sachliche Richtigkeit sind<br />

nachrangig, der Unterhaltungswert wichtiger<br />

(ein Beispiel: die Monde des Mars: im Film<br />

als zwei schön anzusehende Sphären anzusehen,<br />

sind sie in Wirklichkeit eher kartoffelförmig<br />

und klein). Am besten illustriert wird<br />

diese Einstellung durch eine bemerkenswerte<br />

Kopfnuss, die John Carter sich einfängt,<br />

und die wir ein Signal wirkt: Lieber Zuschauer,<br />

nehmt es nicht zu ernst und habt euren<br />

Spaß. Wir tun es auch.<br />

Eine Haltung, die in allen Lebensbereichen<br />

hilfreich sein kann.<br />

MICHAEL ERLE<br />

18 FANDOM OBSERVER <strong>274</strong> · 04/2012

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