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QUILT - Münchner Aids-Hilfe eV

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Ausgabe 21/2011<br />

<strong>QUILT</strong><br />

Das Magazin der <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> e.V


GRUßWORT<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

wussten Sie, dass es bei Burger King in Shanghai eine VIP-Kasse gibt?<br />

Wussten Sie, dass die Nase der Freiheitsstatue 148 Zentimeter misst?<br />

Wussten Sie nicht? Macht nichts, denn es gibt Dinge, die muss man<br />

auch nicht wissen.<br />

Können Sie sich noch daran erinnern, wer die dritte Big-Brother-Staffel<br />

gewonnen hat? Oder was Sie letzten Dienstag zu Mittag gegessen<br />

haben?<br />

Nicht? Macht auch nichts. Denn es gibt Dinge, die vergisst man einfach.<br />

Was man aber wissen und nicht vergessen sollte: Eine HIV-Infektion ist<br />

nach wie vor nicht heilbar. HIV betrifft Heterosexuelle genauso wie<br />

Homosexuelle. Durch alltäglichen Umgang mit HIV-Infizierten steckt<br />

man sich nicht automatisch an.<br />

Leider ist gerade unter jungen Menschen das Wissen um die Krankheit<br />

und die Gefahren, die sie birgt, größtenteils verloren gegangen. Die<br />

Medien beschäftigen sich kaum noch mit der Thematik. Wir leben wohl<br />

in einer Zeit, in der es oftmals nur um den Moment geht, aber nicht um<br />

die Konsequenzen unseres Handelns.<br />

Die <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> engagiert sich dafür, dass die Menschen wieder<br />

ein stärkeres Bewusstsein für HIV und <strong>Aids</strong> entwickeln. Sie<br />

bekämpft Diskriminierung und unterstützt Erkrankte.<br />

Helfen Sie helfen! Betätigen Sie sich ehrenamtlich, leihen Sie der<br />

<strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> Ihre Stimme. Und unterstützen Sie mit mir die<br />

Arbeit der <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> durch den Kauf eines Teddybären! Damit<br />

<strong>Aids</strong> im Bewusstsein der Menschen nicht auch bald in die Kategorie<br />

„Unnützes Wissen“ fällt.<br />

Ihr Saša Kekez<br />

Der vielseitige Schauspieler Saša Kekez fühlt sich auf der Bühne und vor<br />

der Kamera gleichermaßen zu Hause. Seine Schauspiel-Ausbildung<br />

absolvierte er in Köln. Saša Kekez, geboren 1983 in Troisdorf-Sieglar<br />

und kroatisch-serbischer Herkunft, war bislang in zahlreichen Fernsehund<br />

Theaterproduktionen zu sehen, u.a. in den Serien „Unser Charly“,<br />

„Das Haus Anubis“ und „Herzflimmern“. Ein vorläufiger Höhepunkt seiner<br />

jungen Karriere ist sein Kino-Debüt in der Titelrolle des schwulen<br />

19-jährigen Sascha im gleichnamigen Kinofilm an der Seite von Tim<br />

Bergmann. Der mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete „Sascha“ in der<br />

Regie von Dennis Todorović hatte bei den Hofer Filmtagen Premiere und<br />

lief 2011 erfolgreich in den Kinos.<br />

2<br />

Die Arbeit der<br />

<strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> in Zahlen *<br />

3 Menschen mit HIV werden in einer therapeutischen<br />

Wohngemeinschaft betreut.<br />

5 unterschiedlich große Seminarräume stehen in unserem<br />

Beschäftigungsprojekt Tagungszentrum zum Anmieten<br />

für Veranstaltungen zur Verfügung.<br />

7 Menschen mit <strong>Aids</strong> leben in einer Betreuten Wohnung mit<br />

24-Stunden-Betreuung.<br />

47 Menschen mit HIV werden im ambulant Betreuten<br />

Wohnen betreut.<br />

54 betreute Arbeitsplätze bietet die <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> für<br />

Langzeitarbeitslose, die auf die Rückkehr ins Arbeitsleben<br />

vorbereitet werden. Bei 30 Prozent gelang die<br />

Vermittlung in ein sozialversicherungspflichtiges<br />

Arbeitsverhältnis. Damit belegt die <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />

unter den Qualifizierungsprojekten in München einen der<br />

vorderen Plätze.<br />

65 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind fest angestellt.<br />

74 verschiedene Kunden aus sozialen Einrichtungen und<br />

Wirtschaftsunternehmen haben 254 Mal einen oder<br />

mehrere Seminarräume in unserem Tagungszentrum<br />

gemietet und dadurch unser Beschäftigungsprojekt<br />

unterstützt.<br />

81 hilfebedürftige Menschen mit HIV wurden im<br />

Case Management betreut. Mit ihnen fanden 1569<br />

Einzelkontakte statt. 129 Menschen wurden einmalig<br />

beraten.<br />

110 MitarbeiterInnen aus 4 Pflegeheimen und 3 ambulanten<br />

Pflegediensten nahmen an Fortbildungsangeboten zu<br />

HIV durch das Case Management teil.<br />

149 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

engagieren sich bei uns.<br />

283 Menschen sind mit uns bei Facebook befreundet.<br />

382 eingetragene Vereinsmitglieder unterstützten die<br />

<strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong>.<br />

473 einzelne Sport- und Freizeitangebote für Menschen mit<br />

HIV fanden statt.<br />

944 Menschen sind beim Run for Life mitgelaufen.<br />

1443 Ratsuchende wurden von haupt- und ehrenamtlichen<br />

MitarbeiterInnen der Beratungsstelle beraten.<br />

2062 HIV-Schnelltests wurden in unserem Projekt Checkpoint<br />

München durchgeführt.<br />

4000 Hefte unseres Quilt-Magazins zum Welt-<strong>Aids</strong>-Tag stellten<br />

die Vielfältigkeit unserer Arbeit dar. Die Hefte wurden an<br />

Mitglieder, Spender und Sponsoren verschickt und an<br />

Infoständen und in der Szene ausgelegt.<br />

7030 ehrenamtliche und 3950 hauptamtliche Arbeitsstunden<br />

wurden bei 1315 verschiedenen Aktivitäten in der<br />

Primärprävention und Öffentlichkeitsarbeit geleistet.<br />

18.000 Kondome, 5000 Spritzen und ungezählte<br />

Informationsbroschüren wurden kostenlos im Rahmen<br />

von Präventionsaktionen verteilt.<br />

33.472 preisgünstige, subventionierte Mittagessen wurden im<br />

Café Regenbogen ausgegeben und zusätzlich<br />

9.562 kostenlose Mittagessen.<br />

185.654 Menschen haben sich auf unserer Homepage über<br />

unsere Arbeit informiert.<br />

500.000 Euro im Jahr müssen wir zusätzlich zu den staatlichen<br />

und kommunalen Zuschüssen überwiegend durch<br />

Spenden aufbringen, um unsere Angebote<br />

aufrechterhalten zu können.<br />

Infos unter www.muenchner-aids-hilfe.de<br />

* Die Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2010 und wurden im Rahmen<br />

der Erstellung der Sachberichte im April 2011 ermittelt. Im Mai 2012<br />

werden die Zahlen für das Jahr 2011 vorliegen.<br />

EDITORIAL<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

liebe Freundinnen und Freunde,<br />

über 70.000 Menschen leben in<br />

Deutschland mit HIV. Jährlich<br />

kommen etwa 3000 Neuinfektionen<br />

dazu. Mehr als die<br />

Hälfte der HIV-Infizierten sind schwule Männer, bei den<br />

Neuinfektionen stellen sie fast 70 Prozent. In Bayern leben schätzungsweise<br />

10.000 Menschen mit HIV. Gut die Hälfte davon in<br />

München. In den ersten acht Monaten wurden 2011 aus Bayern<br />

213 Neuinfektionen gemeldet, davon 75 aus München, 15 von<br />

unserem eigenen Test-Angebot Checkpoint München. Durchschnittlich<br />

infiziert sich also in München jeden dritten Tag jemand<br />

neu. Über die Dunkelziffer wissen wir nichts.<br />

Deshalb liegt uns die Prävention besonders am Herzen. Immer wieder<br />

gehen Menschen Risiken ein, im Glauben, es bestehe für sie gar<br />

kein Risiko, es könne ihnen nicht passieren. Manche halten <strong>Aids</strong><br />

für eine leicht behandelbare, sexuell übertragbare Krankheit und<br />

verdrängen die Realität einer HIV-Infektion. Andere vertrauen in der<br />

einen, ganz besonderen Situation auf ihr Glück. Aber niemand infiziert<br />

sich leichtfertig oder gar willentlich. Dagegen hilft nur<br />

Aufklärung, Information und der HIV-Test zur realistischen Risikoeinschätzung.<br />

Damit unsere Präventionsbotschaften auch zielgruppenspezifisch<br />

ankommen, lassen wir uns mit den Betroffenengruppen immer<br />

wieder neue Aktivitäten einfallen. Beispielhaft berichten wir in dieser<br />

Ausgabe, wie wir zusammen mit der Deutschen <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />

Migrantinnen und Migranten zu Präventionsfachkräften für ihre<br />

Communities ausbilden.<br />

Zum Europäischen Jahr der Freiwilligenarbeit wird das Bayerische<br />

Staatsministerium für Gesundheit am Welt-<strong>Aids</strong>-Tag Männer und<br />

Frauen ehren, die sich ehrenamtlich in der <strong>Aids</strong>-Prävention engagieren.<br />

Selbstverständlich auch Ehrenamtliche der <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<br />

<strong>Hilfe</strong>. Schließlich sind wir besonders stolz auf unsere Wurzeln in<br />

der Selbsthilfe und unsere ehrenamtliche Arbeit. Gerade die fast<br />

150 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter prägen in<br />

allen Bereichen unsere Arbeit mit. Deshalb haben wir die ehrenamtliche<br />

Arbeit auch zum Schwerpunkt dieses Quilt-Magazins<br />

gemacht. Wir stellen einen Ausschnitt aus den vielfältigen<br />

Hilfsangeboten und Aktionen vor, die ehrenamtlich geleistet werden.<br />

Gleichzeitig zeigen und begleiten wir exemplarisch Frauen und<br />

Männer, die diese <strong>Hilfe</strong>n leisten und die <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> ausmachen.<br />

Vielleicht macht es auch Ihnen Lust, bei uns ehrenamtlich<br />

mitzumachen. Beim monatlichen Info-Abend, der immer am letzten<br />

Freitag stattfindet, würden wir Sie gern persönlich informieren.<br />

Denn Unterstützung können wir immer gebrauchen. Deshalb freut<br />

es uns auch sehr, dass wir den Schauspieler Saša Kekez als neuen<br />

Botschafter der <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> gewinnen konnten, der den<br />

Titel des Quilt-Magazins ziert. Er hat sich schon beim Run for Life<br />

Gemeinsam gegen <strong>Aids</strong>:<br />

Wir übernehmen Verantwortung. Für uns und für andere.<br />

engagiert und wird auch in der Sonder-S-Bahn zum Welt-<strong>Aids</strong>-Tag<br />

mit uns durch München fahren.<br />

Auch wenn die medizinische Behandelbarkeit und die gesellschaftliche<br />

Normalisierung zunehmen und HIV immer mehr zu<br />

einer chronischen Krankheit wird, bleibt HIV eine nicht heilbare,<br />

sexuell übertragbare Erkrankung, die spezielle Hilfsangebote und<br />

Dienstleistungen braucht, die wir haupt- und ehrenamtlich leisten.<br />

Damit wir diese auch in Zukunft Menschen mit HIV und <strong>Aids</strong> anbieten<br />

können, müssen wir trotz öffentlicher Zuschüsse 500.000 Euro<br />

selbst zusammenbringen, indem wir einen Teil erwirtschaften, vor<br />

allem aber durch Spenden. Nur mit Spenden finanzieren wir eine<br />

unabhängige HIV-Therapieberatungsstelle; Unterstützung von<br />

Betroffenen mit Überbrückungshilfen, Mahlzeiten, Winterbekleidung,<br />

bei Stromrechnungen, medizinischen Zusatzleistungen,<br />

Brillen und Zahnersatz; Unterstützung von Betroffenen in<br />

Justizvollzugsanstalten mit regelmäßigen finanziellen Zuwendungen,<br />

wenn sie wegen ihrer HIV-Infektion dort nicht arbeiten<br />

dürfen; Aufbau und Durchführung von Wohnprojekten; tatkräftige<br />

Unterstützung bei Hilfsbedarf vom Handwerker bis zur Tierpflege,<br />

vom Fahrdienst bis zur Kinder- und Jugendbetreuung bei den<br />

Betroffenen zu Hause und vieles mehr.<br />

Neben vielen Einzelspendern tragen auch Benefizveranstaltungen<br />

wie der Run for Life hervorragend zu unserer Finanzierung bei und<br />

bringen das Thema <strong>Aids</strong> regelmäßig in die Öffentlichkeit, was in<br />

München ja nicht immer einfach ist. Deshalb freut es uns auch<br />

sehr, dass bereits das 6. <strong>Aids</strong>-Konzert des Münchener Kammerorchesters<br />

unter Leitung von Alexander Liebreich am 27. April 2012<br />

stattfindet. Für dieses Highlight möchte ich mich ganz besonders<br />

bedanken. Dafür sollte man sich frühzeitig Karten besorgen.<br />

Bedanken möchte ich mich aber auch bei allen, die in der<br />

<strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> mitarbeiten und diese mitgestalten oder als<br />

Gäste im Café Regenbogen, als Mieter im Tagungszentrum, als<br />

Fördermitglieder, Spender und Unterstützer unsere Arbeit möglich<br />

machen. Dafür einfach: Herzlichen Dank!<br />

Mit diesem Quilt-Magazin geben wir Ihnen wieder einen breiten<br />

Einblick in die Themen, die uns gerade beschäftigen, und in unsere<br />

notwendigen Aktivitäten, die Sie durch Ihre Unterstützung auch<br />

ermöglichen. Aktuelle Informationen finden Sie jederzeit auf<br />

Facebook oder auf www.muenchner-aidshilfe.de. Dort können Sie<br />

unseren Newsletter abonnieren. Aber auch Spenden ist dort<br />

bequem und sicher online möglich.<br />

Thomas Niederbühl<br />

Geschäftsführer der <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> e.V.<br />

thomas.niederbuehl@muenchner-aidshilfe.de<br />

<strong>QUILT</strong><br />

3


INTERVIEW<br />

„Wir haben immer Bedarf an Ehrenamtlichen“<br />

Martin Jautz (39), Diplom-Sozialpädagoge,<br />

ist innerhalb der <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> u.a.<br />

Ansprechpartner für die Aus- und Weiterbildung<br />

von Ehrenamtlichen. Derzeit sind<br />

neben 65 hauptamtlichen (Teilzeitkräfte<br />

inklusive) 149 ehrenamtliche Mitarbeiter-<br />

Innen aktiv.<br />

Das Ehrenamt genießt in der <strong>Münchner</strong><br />

<strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> einen besonderen Stellenwert,<br />

was sich nicht zuletzt an der hohen Zahl<br />

von Ehrenamtlichen ablesen lässt.<br />

Warum?<br />

Die <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> ist aus der<br />

Ehrenamtlichkeit heraus entstanden – vor<br />

27 Jahren als Selbsthilfeorganisation von<br />

schwulen Männern gegründet. Das sind<br />

unsere Wurzeln. Zunehmende Professionalisierung<br />

hat zwar immer mehr Hauptamtliche<br />

notwendig gemacht. Dennoch ist<br />

es uns gelungen, die Nähe zur Zielgruppe zu<br />

bewahren. Das zeigt sich auch an den<br />

Ehrenamtlichen, die häufig Betroffene,<br />

Schwule oder Freunde, Bekannte oder<br />

Verwandte von Betroffenen sind.<br />

Bei einer Anzahl von 149 Ehrenamtlichen<br />

braucht es auch spezielle Strukturen und<br />

eine gezielte Kommunikation?<br />

Stimmt. Wir wollen das Potenzial unserer<br />

Ehrenamtlichen ja auch voll ausschöpfen<br />

4<br />

und deren Arbeit gleichzeitig wertschätzen.<br />

Deshalb gibt es verschiedene<br />

Arbeitsgruppen, die jeweils von einem<br />

Hauptamtlichen betreut werden. Die<br />

Hauptamtlichen haben zwar die fachliche<br />

Verantwortung, die Gruppe kann aber<br />

immer wieder konzeptionelle Aspekte im<br />

Rahmen ihrer Aufgabe verändern und<br />

anpassen. Mit einer Ausbildung stimmen<br />

wir die Ehrenamtlichen auf die <strong>Münchner</strong><br />

<strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> und ihre Zielgruppen ein:<br />

schwule Männer, drogengebrauchende<br />

Menschen und MigrantInnen. In Hinblick<br />

auf eine Lebenswelt akzeptierende<br />

Haltung ist uns Akzeptanz, Toleranz und<br />

Respekt besonders wichtig.<br />

Welche Arbeitsfelder gibt es?<br />

Es gibt insgesamt elf ehrenamtliche<br />

Gruppen: Die Betreuungsgruppe für das<br />

Betreute Wohnen, die Tafelrunde für die<br />

Verteilung von Lebensmittelspenden, die<br />

Telefongruppe, die SchwabCafé-Gruppe<br />

im Schwabinger Krankenhaus, die JVA-<br />

Gruppe, die Öffentlichkeitsgruppe, die<br />

Freizeitgruppe, die Thekengruppe im Café<br />

Regenbogen und die Ausbildungsgruppe.<br />

Dazu noch zwei Präventionsgruppen für die<br />

schwule Szene in Kooperation mit dem Sub:<br />

die Vertrauensmänner und die Sittenstrolche.<br />

Das sind sehr breit gefächerte Arbeitsfelder,<br />

in denen wir jeden potenziellen Ehrenamtlichen<br />

unterbringen.<br />

Wer sind die Ehrenamtlichen der<br />

<strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong>?<br />

Das ist eine bunte Mischung. Aktiv sind<br />

Privatiers, Rentner, Frühberentete – oft<br />

aufgrund einer HIV-Infektion – genauso<br />

wie Studenten und Berufstätige. Wir haben<br />

viele aktive Frauen – auch Mütter von HIV-<br />

Infizierten. Natürlich engagieren sich bei<br />

uns viele schwule Männer. Dennoch würden<br />

wir uns noch mehr Männer aus der<br />

schwulen Szene wünschen. Da könnte<br />

mehr Verantwortung für die eigenen Leute<br />

übernommen werden. Ein Beispiel: Allein<br />

im Betreuten Wohnen haben wir die<br />

Möglichkeit, 66 Betroffene zu begleiten,<br />

aber nur 7 Ehrenamtliche. Da wären 50<br />

weitere freiwillige MitarbeiterInnen sehr<br />

hilfreich, nicht nur in der Betreuungsgruppe.<br />

Sind es eher die Älteren, die sich freiwillig<br />

engagieren?<br />

Das sehe ich nicht so. Wir haben hier<br />

immer wieder junge Leute, die sehr verantwortungsvoll<br />

an die Arbeit gehen. Wir<br />

haben eine gute Mischung von Jüngeren<br />

und Älteren. Die Erfahrung der Älteren ist<br />

uns wichtig, denn sie können über die<br />

dramatischen Anfänge und unsere Wurzeln<br />

der Selbsthilfe berichten. Es ist gut<br />

zu wissen, wo wir herkommen. Aus diesem<br />

Grund würden wir es begrüßen, wenn sich<br />

noch mehr schwule Männer engagieren<br />

würden.<br />

Wie wirbt die <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> um<br />

neue Ehrenamtliche?<br />

Wir haben einen ausführlichen Auftritt auf<br />

unserer Webseite über die verschiedenen<br />

Aufgabengebiete – inklusive Erfahrungsberichte<br />

und Radiomitschnitte. Die meisten,<br />

die zu unseren Info-Abenden kom-<br />

men, haben sich darüber schon vorab<br />

informiert. Viel passiert auch über Mundzu-Mund-Propaganda.<br />

Zudem sprechen<br />

wir immer wieder bei einzelnen Events wie<br />

Run for Life oder Pink Christmas gezielt<br />

Leute an – und kombinieren das mit<br />

Postkartenaktionen. Interessierte sollen<br />

jedenfalls wissen, dass wir immer Bedarf<br />

an Ehrenamtlichen haben.<br />

Was ist, wenn jemand aktiv werden will,<br />

aber wenig Zeit hat?<br />

Alles ist möglich. Durch unsere verschiedenen<br />

Gruppen können wir jeden mit ganz<br />

individuellem Zeitrahmen unterbringen,<br />

sei es nur eine Stunde die Woche oder nur<br />

am Wochenende. Selbst diejenigen, die<br />

nur einen Tag im Jahr Zeit haben, können<br />

bei Großveranstaltungen wie Christopher<br />

Street Day, Run for Life, Candle-Light-Walk<br />

und Welt-<strong>Aids</strong>-Tag mitmachen. Aber auch<br />

da legen wir Wert darauf, dass wir den<br />

Ehrenamtlichen unsere Leitlinien vermitteln.<br />

Wir wollen schließlich kein Showgehabe.<br />

Und dann gibt es bei uns auch<br />

EhrenamtlerInnen, die fast jeden Tag im<br />

Haus sind. Das kann aber jeder ganz<br />

individuell gestalten.<br />

Welche Voraussetzungen sollten<br />

potenzielle Ehrenamtliche mitbringen?<br />

Sie sollten ganz selbstbewusst sagen,<br />

dass sie etwas für sich selber mitnehmen<br />

wollen. Zum Beispiel: „Ich möchte<br />

Spaß haben“, „Ich möchte etwas dabei<br />

lernen“, „Ich möchte Leute kennenlernen.“<br />

Also durchaus egoistische Ziele formulieren<br />

und verfolgen. Das finde ich für das<br />

Ehrenamt ganz wichtig. Denn nur wenn<br />

ich selber weiß, was ich davon habe und<br />

warum ich das mache, kann ich anderen<br />

Mut geben und eine Stütze sein. Es bringt<br />

wenig, sich selber aufzuopfern. Hier darf<br />

sich jeder gerne mit seiner eigenen<br />

Persönlichkeit einbringen und einem<br />

gesunden Egoismus einbringen. Natürlich<br />

muss jemand auch zu uns passen<br />

und eine hohe soziale Kompetenz mitbringen.<br />

Wenn der Entschluss gefasst ist, sich für<br />

die <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> ehrenamtlich zu<br />

engagieren. Was ist zu tun?<br />

Wir haben einmal im Monat einen Info-<br />

Abend. Dort stellen unsere AusbilderInnen<br />

das gesamte Haus vor und zeigen die<br />

Möglichkeiten mitzuarbeiten. Nach diesem<br />

Info-Abend kann sich jeder Einzelne<br />

sofort entscheiden und meldet sich dann<br />

verbindlich zum Ausbildungswochenende<br />

an, das in der Regel vierteljährlich stattfindet.<br />

Hier können dann beide Seiten<br />

nochmals überprüfen, inwieweit sie zueinander<br />

passen. Die EhrenamtlerInnen entscheiden<br />

sich dann für einen Arbeitsbereich<br />

und nehmen Kontakt zur Gruppe<br />

auf. Ihre ehrenamtliche Tätigkeit leisten<br />

sie dann nach ihren individuellen zeitlichen<br />

Möglichkeiten. Die Gruppen treffen<br />

sich meist monatlich zum Erfahrungsaustausch.<br />

Regelmäßig bieten wir<br />

Fortbildung an und auf Wunsch auch<br />

Supervision.<br />

Gibt es auch Konflikte zwischen hauptund<br />

ehrenamtlichen MitarbeiterInnen?<br />

Ja. Die gibt es immer wieder. Vor zwei<br />

Jahren hatten wir eine große Diskussion<br />

im Rahmen eines „Forums" über das<br />

Ehrenamt. Darin wurde über Punkte wie<br />

Entwicklung und Zufriedenheit gesprochen.<br />

Das sind wichtige Aspekte, die leider<br />

auch manchmal zu kurz kommen. Die<br />

Hauptamtlichen bekommen Geld und müssen<br />

dafür Arbeitsaufträge erledigen. Die<br />

Ehrenamtlichen bekommen kein Geld;<br />

deren Benefit ist Zufriedenheit. Deshalb<br />

ist es wichtig, dass sie ihre Wünsche und<br />

Forderungen auch äußern und dass sie<br />

auch entsprechend berücksichtigt werden.<br />

Was die <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> von<br />

vielen anderen Hilfsorganisationen nachhaltig<br />

unterscheidet: Die Ehrenamtlichen<br />

haben – genauso wie die Hauptamtlichen<br />

– eine Stimme, die gehört wird, und sie<br />

können somit die Geschicke des Hauses<br />

mitsteuern.<br />

Interview und Foto: Marion Hölczl<br />

<strong>QUILT</strong><br />

Zentral<br />

tagen!<br />

Schnupperangebot:<br />

Seminarraum für<br />

8 Personen<br />

1/2 Tag inkl. Getränke<br />

45,- € für<br />

<br />

70,- € für<br />

<br />

individuell<br />

<br />

<br />

Tagungszentrum<br />

Lindwurmstr. 71<br />

<br />

089/54 333 201<br />

<br />

5


MENSCHEN<br />

Ehrenamt? Ehrensache!<br />

6<br />

Die <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> würde<br />

ohne ihre ehrenamtlichen MitarbeiterInnen<br />

nicht funktionieren.<br />

Warum auch die Freiwilligen von<br />

ihrem Engagement profitieren,<br />

erzählen einige von ihnen hier.<br />

„Meine Arbeit als Spende“<br />

Andrea Roth, Grafikerin<br />

Mit meinem Mann betreibe ich die Agentur<br />

„Mike Roth – Concept & Artwork“. Wir unterstützen<br />

mit der Gestaltung von Anzeigen,<br />

Plakaten und Flyern seit vielen Jahren die<br />

<strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong>. Ich habe mit 19 den<br />

Film „Philadelphia“ gesehen und beschlossen,<br />

dort hinzusehen, wo andere wegsehen.<br />

Viele begegnen Menschen mit HIV noch immer mit Zurückhaltung,<br />

Ablehnung und Angst. Ich meine: Betroffene müssen eh schon<br />

einen Kampf gegen die Krankheit führen, also sollten sie nicht<br />

noch zusätzlich von ihrem Umfeld belastet werden.<br />

„Ein Gewinn für beide Seiten“<br />

Anne Pötschke, SchwabCafé<br />

Im SchwabCafé laden wir die Patienten des<br />

Schwabinger Krankenhauses samstags in<br />

den Aufenthaltsraum ein oder ziehen als<br />

„mobiler Aufklärungstrupp“ durch die<br />

Zimmer. Die Patienten freuen sich über<br />

Abwechslung und wir uns über so manche<br />

kuriose Kaffeegesellschaft, in der die türkische<br />

Familie auf eine tätowierte 60-Jährige trifft. Man muss auf<br />

Leute zugehen können und darf keine Angst auch vor harten<br />

Geschichten haben. Oft sind wir die ersten, die den Leuten etwas<br />

über HIV erzählen. Und selbst, wenn man mal nichts redet: Diese<br />

Nachmittage sind immer ein Gewinn für beide Seiten.<br />

„Spaß an der Begegnung“<br />

Catherine Barthelheimer,<br />

Ausbildungsgruppe<br />

Ich bin bereits seit elf Jahren bei der<br />

<strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> aktiv, zunächst beim<br />

SchwabCafé und seit fast vier Jahren<br />

in der Ausbildungsgruppe. Wir führen<br />

Interessierte in ihre ehrenamtliche Arbeit<br />

ein, geben Schützenhilfe und checken, für<br />

welche Positionen die Person am besten geeignet ist. Man trifft<br />

dabei Leute, denen man sonst nie begegnen würde. Es ist, wie<br />

wenn man durch ein Fenster in das Leben anderer Leute blickt.<br />

Auch wenn es manchmal schwer fällt – ist die Arbeit getan,<br />

weiß man immer: Gut, dass du da gewesen bist!<br />

„Viele, schöne Abende“<br />

Daniela Clausnitzer, Freizeitgruppe<br />

Als Studentin hatte ich nicht viel Geld, aber<br />

ich hatte Zeit, die ich spenden konnte.<br />

Deswegen engagiere ich mich bis heute bei<br />

der <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong>, denn man sieht<br />

ganz direkt, wo diese „Spende“ landet. In<br />

der Freizeitgruppe organisiere ich Konzertbesuche,<br />

Stammtische oder Theaterabende.<br />

Man stiftet Freundschaften, gibt Anregungen und sorgt dafür,<br />

dass die Leute den Hintern hochkriegen und sich mit anderen<br />

treffen. Und natürlich profitiere ich auch selbst von schönen<br />

Abenden.<br />

„Jede Menge positives Feedback“<br />

Gerd Klein, Betreuungsgruppe<br />

Ich kümmere mich um HIV-Positive, die in<br />

der Betreuten Wohnung in der Lindwurmstraße<br />

oder auch in ihrer eigenen<br />

Wohnung leben. Ich versuche ihnen, gerade<br />

wenn sie im Rollstuhl sitzen, den Alltag zu<br />

erleichtern und mit diversen Freizeitaktivitäten<br />

das Leben schöner zu machen.<br />

So bekommt man auch einen sehr persönlichen Zugang zu den<br />

Menschen und jede Menge positives Feedback. Viele haben ja<br />

kein sehr erfreuliches soziales Umfeld, da ist es toll, wenn<br />

man ihnen ein Netz bieten kann und gleichzeitig selbst etwas<br />

mitnimmt.<br />

„Mir gibt die Arbeit Halt“<br />

Helmut Hartl, Hautarzt<br />

Ich bin ein Kind der Selbsthilfe und war<br />

schon zu meinen Studienzeiten bei der<br />

<strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> aktiv. Als HIV-Schwerpunktarzt<br />

bin ich seit rund zehn Jahren<br />

der Haus- und Hofberater, schule Ehrenamtliche,<br />

Berater oder Wirte und bin auf<br />

kurzem Dienstweg für Fragen aller Art<br />

erreichbar. Das macht Spaß, denn die <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />

arbeitet hochprofessionell und hat viel Potenzial. Außerdem<br />

kenne ich viele Leute hier schon sehr lange, auch privat – und das<br />

gibt mir einen zusätzlichen Kick.<br />

„Eine gute Schule“<br />

Herbert Volz, Tafelrunde<br />

In der Tafelrunde verteile ich einmal pro<br />

Woche Lebensmittel an bedürftige HIV-<br />

Infizierte. Ich habe mir die <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<br />

<strong>Hilfe</strong> auch deshalb für mein Ehrenamt ausgesucht,<br />

weil dort sehr gut geschult und<br />

ausgebildet wird. Ich würde mir zwar wünschen,<br />

dass sich mehr Leute aus der<br />

schwulen Szene dort engagieren, dennoch sind wir ein sehr angenehmes<br />

Team mit netten Leuten aus allen Altersgruppen. Hätte<br />

ich gewusst, wie schön das hier ist, hätte ich schon früher damit<br />

angefangen!<br />

„Dicht dran am Menschen“<br />

Inge Blüge, Thekengruppe<br />

Ich bin seit 15 Jahren in der Betreuungsund<br />

der Thekengruppe aktiv. In beiden<br />

Positionen bin ich dicht dran an Menschen,<br />

die ganz unterschiedlich sein können und<br />

oft sehr spannende Biografien haben.<br />

Außerdem lerne ich viele Leute kennen. Ich<br />

kann gut zuhören und habe Zeit zu verschenken<br />

– im Gegenzug lerne ich Geduld, Ausdauer und<br />

Toleranz. Außerdem freue ich mich immer besonders über meine<br />

Dienstags-Klientel, die seit Jahren zu mir an den Tresen kommt!<br />

„Gut fürs Selbstbewusstsein“<br />

Johannes Berchtold, Öffentlichkeitsgruppe<br />

Die meisten meiner Kollegen in der<br />

Ausbildung sind irgendwo ehrenamtlich<br />

aktiv. Da ich schwul bin, lag es für mich<br />

nahe, etwas bei der <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> zu<br />

machen. Jetzt betreue ich die Infostände<br />

bei den Straßenfesten, informiere, verkaufe<br />

Teddys oder verteile Materialien. Zu mir<br />

kommen viele junge Leute und es macht Spaß, ihnen etwas zu<br />

erklären. Früher saß ich viel am Computer, da bin ich sozial fast<br />

eingegangen und wollte raus. Helfen zu können, baut mich auf<br />

und ist gut fürs Selbstbewusstsein.<br />

„Erfrischung für den Geist“<br />

Manfred Zender, Thekengruppe<br />

Ich stehe mindestens einmal pro Woche an<br />

der Theke des Cafés Regenbogen und genieße<br />

die Gespräche über den Tresen. Die<br />

Menschen sind in dieser Atmosphäre oft<br />

ehrlicher und unbefangener. Ich sehe diese<br />

Arbeit weniger als Getränkeausschank als<br />

vielmehr als niedrigschwellige Kontaktstelle,<br />

bei der es die Gäste übrigens durchaus mögen, wenn man<br />

Klartext mit ihnen redet. Ich lerne die Menschen zu schätzen und<br />

tue etwas, was meinen Körper zwar fordert, meinen Geist aber<br />

erfrischt.<br />

„Näher dran an den Menschen“<br />

Michaela Kohler, JVA-Gruppe<br />

Seit über drei Jahren mache ich bei der<br />

JVA-Gruppe beispielsweise Präventionsveranstaltungen<br />

im Jugendarrest, in der<br />

Frauenhaftanstalt oder dem Männerwohnheim.<br />

Schon während meines Studiums der<br />

Soziologie habe ich mich mit HIV und seinen<br />

sozialen und kommunikativen Aspekten<br />

beschäftigt. Durch die Gruppe bin auch in der Praxis nah dran an<br />

Menschen, mit denen ich in meinem Leben sonst wohl keinen<br />

Kontakt hätte. Ich freue mich, wenn ich ihnen vermitteln kann,<br />

dass sie Teil unserer Gesellschaft sind.<br />

„Infos mit guter Laune verbreiten“<br />

Richard Myers, Sittenstrolche<br />

Mit den „Sittenstrolchen“ machen wir<br />

Präventions- und Verteilaktionen in der<br />

ganzen Szene. Wir wollen so das „schwere“<br />

Thema HIV etwas auflockern, die wichtigsten<br />

Informationen mit guter Laune verbreiten<br />

und Impulse geben, über das eigene<br />

Sexualverhalten nachzudenken. Das ist<br />

auch öfter eine Gratwanderung. Ich selbst liebe vor allem die<br />

Showeinlagen. Für mich als Informatiker sind diese Einsätze<br />

etwas völlig anderes als das, was ich in meinem Beruf erlebe.<br />

„Ich suche die Herausforderung“<br />

Robert Zellner, Telefongruppe<br />

Ich betreue wöchentlich die <strong>Münchner</strong> und<br />

an zwei Tagen im Monat die bundesweite<br />

Servicenummer der <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong>. Hier informiere<br />

und berate ich in allen Fragen rund<br />

um HIV und <strong>Aids</strong>. Eine anspruchsvolle<br />

Aufgabe, weil man ja nie weiß, wer mit welchen<br />

Problemen anruft. Deshalb ist die<br />

Ausbildung hier auch besonders intensiv. Für mich ist der Job<br />

allerdings auch eine spannende Abwechslung zur beruflichen<br />

Routine und immer wieder eine Herausforderung.<br />

„Für mich eine Ehrensache“<br />

Susie Knoll, Fotografin<br />

Ich fotografiere Porträts, Broschüren und<br />

Werbematerialien aller Art, nicht zuletzt<br />

das Cover des Quilt-Magazins. Über meinen<br />

Bruder Christopher bin ich schon vor zehn<br />

Jahren zur <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> gekommen.<br />

<strong>Aids</strong> ist noch immer ein wichtiges<br />

Thema, auch wenn es viele nicht wahrhaben<br />

wollen. Für mich ist dieses Engagement selbstverständlich<br />

und schlicht Ehrensache!<br />

„Ich mag unsere Szene“<br />

Uli Grünert, Vertrauensmann<br />

Ich bin Teil des Präventionsprojekts<br />

„Vertrauensmänner“ von <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<br />

<strong>Hilfe</strong> und Projekt Prävention im Sub. Ich<br />

gehe in die schwule Szene und bin ein Gast<br />

unter Gästen, mit dem man ein vertrauliches<br />

Gespräch führen kann. Dabei geht es<br />

nicht nur um HIV, sondern auch um ganz<br />

allgemeine Themen, über die man mit uns unkompliziert reden<br />

kann. Ich mag unsere Szene. Damit sie ein Ort ist, an dem wir uns<br />

wohlfühlen, stehen auch wir Gäste in der Verantwortung.<br />

Vertrauensmann zu sein, ist mein Beitrag dazu.<br />

Protokoll: Bernd Müller<br />

<strong>QUILT</strong><br />

7


INTERVIEW<br />

„Hemmschwellen und Schamgrenzen abbauen“<br />

Antje Sanogo, 41, und Tzeggereda Mihreteab,<br />

48, betreuen das neue 18-monatige Ausbildungsprojekt<br />

„MigrantInnen als Präventionsfachkräfte<br />

für HIV/STI*“, das in<br />

Kooperation mit der Deutschen <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />

durchgeführt wird. Mit maximal 20 TeilnehmerInnen<br />

soll bis Projektende 2013<br />

ein nachhaltiges Konzept für ihren Einsatz<br />

als Präventionsfachkräfte in ihren<br />

Communities entwickelt werden.<br />

Warum ist es erforderlich, gezielt<br />

MigrantInnen als Präventionsfachkräfte<br />

einzusetzen?<br />

Tzeggereda Mihreteab: Die BeraterInnen<br />

mit eigenem Migrationshintergrund kennen<br />

die Kulturkreise und Lebenssituationen<br />

sowohl in ihrem Herkunftsland wie auch<br />

hierzulande. Eine Beratung wird somit –<br />

gerade wenn sie in der Muttersprache<br />

erfolgt – direkter, offener und intensiver. So<br />

werden beispielsweise auch Menschen<br />

besser erreicht, die nicht lesen und schreiben<br />

können. Darüber hinaus wollen wir<br />

langfristige, professionelle Strukturen<br />

schaffen, die möglichst auch eine<br />

Bezahlung der Präventionskräfte beinhalten<br />

soll.<br />

Sind MigrantInnen in Deutschland<br />

aufgrund sprachlicher und kultureller<br />

Unterschiede generell stärker von HIV<br />

und <strong>Aids</strong> betroffen?<br />

Antje Sanogo: So eine Aussage ist schwer<br />

zu treffen, da bereits die Definition von<br />

MigrantIn sehr unterschiedlich ist. Ich<br />

würde deshalb eher davon sprechen,<br />

dass es in bestimmten Gruppen von<br />

MigrantInnen eine höhere Gefährdung gibt.<br />

Wir vermuten, dass hier Flüchtlinge stärker<br />

betroffen sein könnten, da sie auf dem<br />

Migrationsweg höheren Risiken ausgesetzt<br />

sein dürften. Wir gehen davon aus, dass es<br />

während der Flucht öfter zu sexuellem<br />

Missbrauch und sexueller Ausbeutung von<br />

Frauen wie Männern kommt. Rein epidemiologisch<br />

betrachtet, könnte das Risiko,<br />

auf einen infizierten Partner zu treffen, in<br />

Communities aus Südostasien, Lateinamerika,<br />

afrikanischen Ländern südlich<br />

der Sahara und Osteuropa etwas höher<br />

sein. Wirklich belastbare Zahlen gibt es<br />

dazu aber nicht.<br />

Tzeggereda Mihreteab: Ich verwehre<br />

mich gegen die generelle Behauptung,<br />

MigrantInnen seien stärker betroffen. HIV<br />

und <strong>Aids</strong> ist ein weltweites Problem und<br />

8<br />

erfordert überall aktives Handeln. Gerade<br />

in Afrika wurde die Präventionsarbeit in den<br />

letzten Jahren in den Medien und in den<br />

Schulen extrem verbessert. Leider ist festzustellen,<br />

dass MigrantInnen, die schon<br />

länger in Deutschland leben, aufgrund des<br />

schwierigen Zugangs zu Präventions-<br />

angeboten nicht so gut informiert sind.<br />

Welche Anforderungen werden an die<br />

Präventionsfachkräfte gestellt?<br />

Tzeggereda Mihreteab: Wir werden<br />

TeilnehmerInnen aussuchen und ausbilden,<br />

die bereits im Beratungsbereich tätig sind.<br />

Sie bekommen Fachwissen zu HIV/<strong>Aids</strong> vermittelt,<br />

aber auch zu anderen sexuell übertragbaren<br />

Infektionen, die oft gar nicht so<br />

bekannt sind. Außerdem wollen wir ausdrücklich<br />

schwarze MigrantInnen beteiligen,<br />

um gegen rassistische Vorurteile in<br />

der Präventionsarbeit vorzugehen und<br />

diese aufzudecken.<br />

Antje Sanogo: Uns ist neben der fachlichen<br />

Ausbildung besonders wichtig, gemeinsam<br />

mit den TeilnehmerInnen Konzepte zu entwickeln,<br />

wie mit der Problematik der<br />

Stigmatisierung in Bezug auf HIV und <strong>Aids</strong><br />

bei MigrantInnen umgegangen werden<br />

kann. Wir greifen dabei auf bestehende<br />

Vernetzungen zurück und suchen ganz<br />

gezielt Menschen, die bereits in Vereinen<br />

oder Projekten tätig sind und entsprechendes<br />

Wissen über ihre Communities haben.<br />

Wir erhoffen uns einen gegenseitig<br />

befruchtenden Austausch. Die kooperierenden<br />

Vereine oder Projekte sollen wie die<br />

<strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> von einer möglichst<br />

langfristigen Zusammenarbeit profitieren.<br />

Wie sieht die Ausbildung konkret aus?<br />

Antje Sanogo: In einer dreimonatigen<br />

Ausbildungsphase wird zunächst Basiswissen<br />

zu HIV/<strong>Aids</strong> und Basiswissen zu<br />

sexuell übertragbaren Infektionen sowie<br />

zum Konzept der strukturellen Prävention<br />

vermittelt. Weitere Themen sind Migration<br />

und Gesundheit sowie Migration und HIV.<br />

Zudem besteht die Möglichkeit, eine Idee<br />

zu entwickeln, welches gemeinsame<br />

Präventionsprojekt in den anschließenden<br />

sechs Monaten für die Stadt München<br />

umgesetzt werden kann. Dabei sollen<br />

neben den TeilnehmerInnen auch die<br />

MigrantInnen aus den Communities mit<br />

einbezogen werden. Offenheit ist gerade<br />

bei diesem Projekt für alle Beteiligten sehr<br />

wichtig.<br />

Tzeggereda Mihreteab: Und je mehr<br />

MigrantInnen als Präventionsfachkräfte<br />

ausgebildet und tätig werden, desto eher<br />

werden auch Hemmschwellen und Schamgrenzen<br />

abgebaut. Durch dieses Mehr an<br />

Wissen bei MigrantInnen kann hoffentlich<br />

der Zugang zum Gesundheitssystem und<br />

speziell zu präventiven Angeboten erleichtert<br />

werden.<br />

Interview und Foto: Marion Hölczl<br />

*STI = sexually transmitted infections /<br />

sexuell übertragbare Infektionen<br />

PROTOKOLL<br />

„Es ist schwierig, aus der Sucht rauszukommen“<br />

Roger Deiner, 46, Koch, ist einer von derzeit<br />

47 KlientInnen, die im Rahmen des ambulanten<br />

Betreuten Wohnens von der <strong>Münchner</strong><br />

<strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> begleitet werden. Er engagiert<br />

sich auch ehrenamtlich für den Verein.<br />

Ich bin sozusagen ein <strong>Münchner</strong> Kindl. Doch<br />

meine Eltern sind kurz nach meiner Geburt<br />

nach Kanada ausgewandert, wo auch meine<br />

ein Jahr jüngere Schwester geboren wurde.<br />

Mein Vater wollte unbedingt dahin. Es war<br />

ein richtiger Spleen von ihm. Meine Mutter<br />

ist dann aber fremdgegangen, und die Ehe<br />

ging in die Brüche. Nach vier Jahren kamen<br />

wir wieder zurück nach München. Wir Kinder<br />

wurden nach der Scheidung unserem Vater<br />

zugesprochen, der in der Berufsfeuerwehr<br />

gearbeitet hat. Als ich sechs Jahre alt war,<br />

sind meine Schwester und ich zu Pflegeeltern<br />

gekommen – anfangs getrennt und<br />

dann wieder vereint. Unsere Pflegeeltern<br />

hatten einen Bauernhof und auch viele eigene<br />

Kinder. Insgesamt waren wir über<br />

20 Personen. Ich erinnere mich an die riesige<br />

Tafel beim Essen. Es war keine schöne<br />

Zeit. Wir waren oft uns selbst überlassen. Ich<br />

habe mich allein gelassen gefühlt und nicht<br />

gewusst, wo ich hingehöre. Das hat sich<br />

auch auf meine Leistungen in der Schule<br />

ausgewirkt. Nach sechs Jahren hat uns der<br />

Vater wieder zu sich nach München geholt.<br />

Unsere Mutter, die immer wieder mal aufgetaucht<br />

ist, war uns mittlerweile ziemlich<br />

fremd. Mein Vater hat leider getrunken und<br />

uns geschlagen. Die Polizei war oft bei uns<br />

und auch das Jugendamt. Mit 14 habe ich<br />

gemerkt, dass ich schwul bin. Ich habe die<br />

Homosexualität für mich akzeptiert, aber<br />

meine Umwelt nicht. Als es mein Vater mitbekommen<br />

hat, hat er mich verprügelt. In<br />

der Schule war es nicht gerade leicht, auch<br />

später im Berufsleben nicht.<br />

Die Schule habe ich mit einem qualifizierten<br />

Hauptschulabschluss beendet. Obwohl ich<br />

die Jahre davor miserabel war, hatte ich mich<br />

angespornt, einen guten Notendurchschnitt<br />

zu erreichen. Damit wollte ich es meinem<br />

Vater zeigen: Siehst du, ich kann es ja doch.<br />

Nach der Schule habe ich den väterlichen<br />

Willen befolgt und eine Kochlehre in einem<br />

städtischen Krankenhaus in München begonnen.<br />

Das war leider eine verloren Zeit, denn<br />

die Lehre war schlecht. Ich konnte dort beim<br />

besten Willen nicht viel lernen. So war ich auf<br />

die Anforderungen in der Gastronomie nicht<br />

wirklich vorbereitet. Also ging es erst danach<br />

mit dem Lernen richtig los. Ich habe dann in<br />

verschiedenen Hotels gearbeitet. Seit 16<br />

Jahren bin ich jetzt für eine Firma als Koch in<br />

einer Betriebskantine tätig. Derzeit bin ich<br />

allerdings krankgeschrieben.<br />

2005. Das Jahr, in dem ich 40 wurde, war<br />

auch mein Schicksalsjahr. Mein Freund und<br />

ich waren damals acht Jahre zusammen. Ich<br />

habe geglaubt, in einer harmonischen Partnerschaft<br />

zu leben. Dann ist er fremdgegangen<br />

und hat sich mit HIV angesteckt – und mich<br />

auch. Auf dem Gesundheitsamt haben sie<br />

mich durchgecheckt. Diagnose HIV. Ich wollte<br />

das erst gar nicht wahrhaben. Mir wurde als<br />

Arzt Dr. Werner Becker empfohlen, wo ich<br />

auch hin bin. Mein Freund hat sich durch<br />

Selbstmord aus dem Staub gemacht und mich<br />

mit der Situation alleine gelassen. Es kam in<br />

jenem Jahr einfach alles zusammen: HIV-<br />

Infektion, der Selbstmord meines Freundes,<br />

und dann auch noch meine eigene Privatinsolvenz.<br />

Ich habe mich dann ziemlich zurückgezogen<br />

– auch von den Männern. Die meisten wollen<br />

Sex ohne Kondom. Aber ohne mich. Schließlich<br />

hatte ich schon etwas, was ich nicht<br />

haben wollte. Da wollte ich nicht noch eine<br />

sexuelle Krankheit. In dieser Zeit hatte ich die<br />

ersten Selbstmordgedanken. Therapeutische<br />

<strong>Hilfe</strong> wollte ich aber nicht. Ich habe das<br />

Trinken angefangen. Es gab niemanden, mit<br />

dem ich reden konnte. Mein kompletter<br />

Freundeskreis hatte sich verabschiedet.<br />

Meine Schwester war von meiner HIV-<br />

Infektion total schockiert. Und mein Alkoholproblem<br />

hat sie an unseren Vater erinnert. Da<br />

war dann ein Jahr Sendepause zwischen uns.<br />

2007 habe ich meine erste Entgiftung und<br />

eine ambulante Therapie gemacht. Nach kurzer<br />

Zeit ging das Ganze aber wieder von vorne<br />

los. Im vergangenen Jahr hatte ich neun<br />

Entzüge und einen Selbstmordversuch. Da<br />

kam einfach alles wieder hoch: der<br />

Selbstmord meines Freundes – und der<br />

Selbstmord meines Vaters, der sich 1988 das<br />

Leben genommen hat. Ich bin in der ganzen<br />

Zeit immer noch zur Arbeit gegangen. Wie ich<br />

das all die Jahre geschafft habe, wundert<br />

mich heute noch. Aber eines Tages war ich<br />

dann doch am Ende. Ich konnte einfach nicht<br />

mehr. Dann habe ich eine dreimonatige<br />

Therapie in Haar gemacht, die gut verlaufen<br />

ist, und bin wieder zurück in die Arbeit.<br />

Mein Weg zur <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> war lang.<br />

2007 hatte ich erstmals den Gedanken,<br />

mich neben meiner Arbeit sinnvoll zu engagieren.<br />

Es hat aber dann noch zwei Jahre<br />

gedauert, bis ich zu einem Info-Abend in<br />

die Lindwurmstraße gegangen bin. Ich<br />

habe mich für den Bereich Betreutes<br />

Wohnen entschieden und dann ein halbes<br />

Jahr zweimal die Woche einen Klienten<br />

betreut. Mir ging diese ehrenamtliche<br />

Tätigkeit aber so nahe, dass es mir richtig<br />

schlecht ging. Ich mit HIV, der Klient mit<br />

HIV. Das war zu viel für mich. In den ersten<br />

Jahren nach meiner Infektion hatte ich<br />

mich in der Arbeit verausgabt und die<br />

Krankheit verdrängt. Alkohol und Depression<br />

kamen dann noch dazu. Ich habe zwar<br />

lange funktioniert, aber irgendwann ging<br />

es eben nicht mehr – auch nicht als Ehrenamtler.<br />

Ich wollte aber weiter innerhalb der<br />

<strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> tätig sein und bin dann<br />

in die Öffentlichkeitsgruppe gewechselt.<br />

Bei den Aktivitäten rund um Christopher<br />

Street Day, Streetlife Festival, Pink<br />

Christmas oder Welt <strong>Aids</strong>-Tag bin ich jetzt<br />

mit viel Spaß dabei.<br />

Seit 2010 bin ich selbst Klient der<br />

<strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> im ambulant<br />

Betreuten Wohnen und werde von der<br />

Sozialpädagogin Heike Stadler zweimal die<br />

Woche begleitet. Der Weg hierher war nicht<br />

leicht für mich. Zuerst wollte ich ehrenamtlich<br />

HIV-Positive in schwierigen Lebenssituationen<br />

begleiten, und jetzt bin ich<br />

selbst einer davon. Inzwischen fühle ich<br />

mich gut aufgehoben und komme gerne<br />

hierher. Unsere Gespräche finden entweder<br />

bei mir in der Wohnung statt oder ich<br />

komme in die Lindwurmstraße. Mit <strong>Hilfe</strong><br />

meiner begleitenden Sozialpädagogin<br />

möchte ich mit meinem Leben wieder klarkommen<br />

– sowohl in gesundheitlicher wie<br />

finanzieller Hinsicht – und eine Zukunftsperspektive<br />

entwickeln. Sie unterstützt<br />

mich bei allen lebenspraktischen Dingen,<br />

hilft mir bei Anträgen, ist einfach zum<br />

Reden da. Sie ist mein Rückhalt. Mein größtes<br />

Ziel ist es, wieder zu arbeiten.<br />

Allerdings ohne schief angeschaut zu werden,<br />

nur weil ich schwul bin. Die Menschen<br />

sollen mich nehmen, wie ich bin. Und<br />

irgendwann, wenn ich mich wieder stabil<br />

genug fühle, würde ich mir wieder eine<br />

Partnerschaft wünschen. Das Alleinsein zu<br />

Hause ist auf Dauer nicht gut. Mit dem<br />

Alkohol haue ich jetzt nur noch ab und zu<br />

rein. Aber ich will das eigentlich gar nicht<br />

mehr. Ich will ja noch leben. Aber es ist<br />

schwierig, aus der Sucht rauszukommen.<br />

Protokoll und Foto: Marion Hölczl<br />

<strong>QUILT</strong><br />

9


Termine<br />

Gruppenangebote für Menschen mit HIV<br />

Freizeitgruppe<br />

Gemeinsame Ausflüge, Wanderungen, Theaterbesuche, gesellige<br />

Abende und mehr. Aktuelles Monatsprogramm bitte erfragen bei<br />

Andrea Brunner 089-54 333-0<br />

freizeitgruppe@muenchner-aidshilfe.de<br />

Stammtisch Freizeitgruppe<br />

Jeden 3. Mittwoch eines Monats um 19 Uhr im Café Regenbogen<br />

der <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong>.<br />

Information und Anmeldung:<br />

Andrea Brunner 089-54 333-0<br />

freizeitgruppe@muenchner-aidshilfe.de<br />

Heterotreff<br />

Für positive Männer und Frauen jeden 4. Mittwoch um 19.30 Uhr<br />

im Café Regenbogen der <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong>. Information:<br />

Jutta Klein 089-54 333-0<br />

jutta.klein@muenchner-aidshilfe.de<br />

Positiver Stammtisch<br />

Jeden Dienstag ab 19.30 Uhr im Café Regenbogen der <strong>Münchner</strong><br />

<strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong>. Informationen: Engelbert Zankl 089-54 333-0<br />

engelbert.zankl@muenchner-aidshilfe.de<br />

Positive Perspektiven<br />

Bis zu 15 Positive verbringen ein Wochenende (Donnerstag bis<br />

Sonntag) zu Erfahrungsaustausch und Selbsterfahrung im<br />

Chiemgau.<br />

Termine im Frühling und im Herbst 2012. Anmeldung erforderlich!<br />

Info und Anmeldung:<br />

Engelbert Zankl 089-54 333-0<br />

engelbert.zankl@muenchner-aidshilfe.de<br />

Workshops für HIV-differente Paare<br />

Ein Partner ist HIV-positiv, der andere negativ: In einem angeleiteten<br />

Tagesworkshop können sich HIV-differente Paare über ihre<br />

Erfahrungen austauschen und voneinander lernen. Zweimal im<br />

Jahr bieten wir Workshops für heterosexuelle und für schwule<br />

Paare an. Anmeldung erforderlich! Ansprechpartner:<br />

Christopher Knoll 089-54 333-110<br />

christopher.knoll@muenchner-aidshilfe.de<br />

Workshop HIV und Entspannung<br />

Die HIV-Infektion wird auch von der Psyche beeinflusst. Welche<br />

Entspannungsmethode passt zu mir? Stressbewältigung und<br />

eine ausgeglichene Psyche haben einen günstigen Einfluss auf<br />

das Immunsystem. Der Workshop wird einmal pro Jahr im Herbst<br />

angeboten.<br />

Ansprechpartnerin:<br />

Jutta Klein 089-54 333-0<br />

jutta.klein@muenchner-aidshilfe.de<br />

10<br />

Tabakentwöhnung für Menschen mit HIV<br />

Die <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> bietet mehrmals im Jahr Tabak-<br />

Entwöhnungskurse für Menschen mit HIV an. Anmeldung<br />

erforderlich!<br />

Termine und Infos:<br />

Engelbert Zankl 089-54 333-0<br />

engelbert.zankl@muenchneraidshilfe.de<br />

HIV-Basiswissen: Wann soll ich mit einer HIV-Therapie beginnen?<br />

Vortrag findet jeweils im Januar und Juli statt.<br />

Termine und Infos:<br />

Engelbert Zankl 089-54 333-0<br />

engelbert.zankl@muenchneraidshilfe.de<br />

Vorträge zu aktuellen medizinischen Themen<br />

Mehrmals im Jahr finden Experten-Vorträge zur HIV-Therapie statt.<br />

Termine und Infos:<br />

Engelbert Zankl 089-54 333-0<br />

engelbert.zankl@muenchneraidshilfe.de<br />

Regelmäßige Sportangebote<br />

Nordic Walking<br />

Jeden Mittwoch von 18 bis 19.30 Uhr<br />

im 2. Stock der <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong>.<br />

Anmeldung erforderlich!<br />

Sivananda Yoga<br />

Jeden Dienstag von 19 bis 20.30 Uhr<br />

im 2. Stock der <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>- <strong>Hilfe</strong>.<br />

Anmeldung erforderlich!<br />

Traditionelles Yoga<br />

Jeden Mittwoch von 19 bis 20.30 Uhr<br />

im 2. Stock der <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong>.<br />

Anmeldung erforderlich!<br />

Sport für AnfängerInnnen, sanfte Gymnastik<br />

Jeden Donnerstag von 19 bis 20 Uhr<br />

im Max-Planck-Institut, Kraepelinstraße 10,<br />

anschließend Schwimmen bei 27° C<br />

Wassertemperatur möglich.<br />

Sport für Fortgeschrittene, Gymnastik, Kondition<br />

Jeden Donnerstag von 20 bis 21 Uhr<br />

im Max-Planck-Institut, Kraepelinstraße 10,<br />

anschließend Schwimmen bei 27° C<br />

Wassertemperatur möglich.<br />

Informationen zu allen Sportangeboten:<br />

Engelbert Zankl 089-54333-0<br />

engelbert.zankl@muenchner-aidshilfe.de<br />

STUDIE<br />

Viele <strong>Münchner</strong> Ärzte diskriminieren HIV-Positive<br />

Über ein Drittel der HIV-positiven Männer und Frauen erfahren bei<br />

Arztbesuchen zum Teil massive Diskriminierungen. Das ergab die<br />

Studie „Erfahrungen von Menschen mit HIV und <strong>Aids</strong> im medizinischen<br />

System in München“ der <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong>. Die Ergebnisse<br />

sind zwar nicht im klassischen Sinne repräsentativ. Doch sie<br />

dürften ein recht gutes Abbild der Situation von HIV-Positiven<br />

geben, die relativ offen leben und die ihrer medizinischen Versorgung<br />

einen hohen Stellenwert beimessen. Auch wenn die Berichte<br />

von Diskriminierungen im Laufe der Jahre eher weniger als mehr<br />

wurden, wollte die <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> das Ausmaß der Diskriminierung<br />

im 30. Jahr von HIV hinterfragen und dokumentieren.<br />

Der Rücklauf der Befragung hat 280 auswertbare Fragebögen<br />

erbracht, davon 90,2 Prozent von Männern (mehrheitlich homooder<br />

bisexuell) und 9,8 Prozent von Frauen. Im Durchschnitt<br />

waren die Befragten 45,5 Jahre alt. Die Ergebnisse der Studie im<br />

Einzelnen:<br />

Wie gut nehmen HIV-Positive Behandlungsangebote an?<br />

91,2 Prozent der StudienteilnehmerInnen sind in einer HIV-spezifischen<br />

Behandlung, 7,7 Prozent verbleiben bei ihrem Hausarzt, und<br />

nur 1,1 Prozent geht unregelmäßig zum Arzt. Ein positives Ergebnis,<br />

das aber nicht unbedingt Rückschlüsse auf die Gesamtheit der<br />

Menschen mit HIV und <strong>Aids</strong> in München zulässt, denn die Fragebögen<br />

waren zum großen Teil in HIV-Einrichtungen erhältlich.<br />

Wie zufrieden sind sie mit ihrer Behandlung?<br />

Auch hier erfreuliche Ergebnisse: Auf einer Notenskala von 1 bis 4<br />

erreicht die Zufriedenheit mit der medizinischen Versorgung den<br />

Durchschnittswert von 1,56. Das ist die durchaus positive Basis, die<br />

Schwerpunktmediziner in München erreicht haben. Das bedeutet<br />

auch, dass die folgenden Daten, die sich auf Diskriminierungserfahrungen<br />

beziehen, nicht die medizinische Versorgung durch die<br />

<strong>Münchner</strong> SchwerpunktmedizinerInnen betreffen. In erster Linie<br />

handelt es sich hier um die Beurteilung der Versorgung durch<br />

andere FachärztInnen.<br />

Foto:<br />

iStockphoto_LilliDay<br />

Welche Diskriminierungserfahrungen wurden gemacht?<br />

34,1 Prozent der Befragten mussten Diskriminierungserfahrungen<br />

machen, 49,8 Prozent der Befragten hatten keinerlei Diskriminierung<br />

als HIV-Positive/r erlebt, 16,1 Prozent der Befragten waren sich<br />

unklar darüber. Die StudienteilnehmerInnen wurden des Weiteren<br />

gefragt, ob sie bei der medizinischen Behandlung bei einem Arzt<br />

oder in einem Krankenhaus (ambulante oder stationäre Behandlung)<br />

schon einmal als HIV-Positive/r negative Erfahrungen gemacht<br />

haben. Die Antworten konnten mit einem vierstufigen<br />

Bewertungssystem von „trifft voll zu” bis „trifft gar nicht zu” gegeben<br />

werden.<br />

Welche negativen Erfahrungen<br />

wurden gemacht?<br />

Sichtbare Warnhinweise (auf der<br />

Akte, am Krankenzimmer etc.)<br />

Übertrieben wirkende<br />

Schutzmaßnahmen wie demonstratives<br />

Desinfizieren oder<br />

unübliche Schutzkleidung<br />

Behandlung nur zu bestimmten<br />

Zeiten<br />

Schon mal eine Behandlung<br />

abgelehnt<br />

Verletzung der Schweigepflicht /<br />

mangelnde Diskretion<br />

Beschleunigte Behandlung<br />

Räumliche Isolation von den<br />

anderen Patienten<br />

Sonstige negative Erfahrungen<br />

Fachrichtungen<br />

Gynäkologie<br />

Zahnmedizin/Kieferchirurgie<br />

Chirurgie<br />

Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde<br />

Allgemeinmedizin<br />

Orthopädie<br />

Urologie<br />

Innere Medizin<br />

Sonstige Fachrichtungen<br />

Fazit: Wenn sich fast jede/r zweite Positive manifest oder latent diskriminiert<br />

fühlt, dann ist dies umso bitterer, als die ärztliche<br />

Behandlung ein soziales Setting darstellt, das auf Vertrauen und<br />

Verständnis fußen sollte. Gerade das Veröffentlichen der HIV-<br />

Infektion erleben Positive als die<br />

größte Herausforderung – in der<br />

Hoffnung, dass dieser Vertrauensvorschuss<br />

gerechtfertigt ist.<br />

Daher wäre es wünschenswert,<br />

besonders sensibel mit den<br />

Patienten umzugehen. Es gibt<br />

jedoch einzelne Fachrichtungen,<br />

in denen sich Positive überdurchschnittlich<br />

häufig diskriminiert<br />

fühlen und wo man mit besserer<br />

Kommunikation Fortschritte erzielen<br />

könnte. Auch wenn wir<br />

wissen, dass nicht alles, was diskriminierend erlebt wird, auch eine<br />

Diskriminierung darstellt, so bedeutet es doch, dass es den<br />

Beteiligten oft an Feingefühl, an zusätzlicher Erklärung oder sichtbarem<br />

Verständnis für die Situation der Patienten mangelt. Unsere<br />

Studie berichtet zwar von diesen negativen Vorkommnissen. Doch<br />

erfährt man dort auch, dass HIV-positive Männer und Frauen mit<br />

ihrer grundsätzlichen medizinischen Betreuung durch die<br />

Schwerpunktpraxen und Ambulanzen in München sehr zufrieden<br />

sind.<br />

Text: Christopher Knoll<br />

trifft zu/<br />

trifft eher zu<br />

41,3%<br />

31,5%<br />

27,3%<br />

24,5%<br />

21,7%<br />

21,2%<br />

17,3%<br />

24,7%<br />

trifft zu/<br />

trifft eher zu<br />

50%<br />

34,3%<br />

15,6%<br />

13,8%<br />

12,6%<br />

9,6%<br />

9,4%<br />

9,0%<br />

16,2%<br />

<strong>QUILT</strong><br />

trifft gar nicht zu<br />

47,5%<br />

51,6%<br />

62,7%<br />

68,9%<br />

64,4%<br />

63,7%<br />

74,0%<br />

72,0%<br />

trifft gar nicht zu<br />

45,5%<br />

57,1%<br />

75,9%<br />

81,6%<br />

82,0%<br />

83,7%<br />

84,7%<br />

85,1%<br />

72,8%<br />

11


INTERVIEW PROJEKT<br />

„Bei uns stehen Menschen im Mittelpunkt“<br />

Die <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> bildet aus. Diese<br />

Tatsache allein wäre bei einem Betrieb dieser<br />

Größe kaum erwähnenswert. Doch die<br />

<strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> ist nicht irgendein<br />

Betrieb, und ihre Auszubildenden sind<br />

mehrheitlich Menschen, die in regulären<br />

Firmen nur selten eine Ausbildungschance<br />

bekämen. In diesem Herbst starteten vier<br />

neue Azubis ihren Dienst in der Lindwurmstraße<br />

71. Sie sollen mit ihrem Job eine<br />

neue Perspektive im Arbeitsleben erhalten.<br />

Horst Schreck, Betriebsleiter des<br />

Cafés Regenbogen, der drei der vier Neulinge<br />

unter seine Fittiche genommen hat,<br />

über die Chancen der Auszubildenden und<br />

der zahlreichen Umschüler, die bei der<br />

<strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> untergekommen sind.<br />

In welchen Bereichen bildet die <strong>Münchner</strong><br />

<strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> ihre vier neuen MitarbeiterInnen<br />

aus?<br />

Im Café Regenbogen bilden wir zwei Köche<br />

und einen Restaurantfachmann aus, in der<br />

Verwaltung ist außerdem eine Veranstaltungskauffrau<br />

neu im Team. Plätze für<br />

UmschülerInnen bieten wir in mehreren<br />

Bereichen des Hauses an.<br />

Was ist das Besondere an einer<br />

Ausbildung bei der <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong>?<br />

Wir arbeiten ja generell anders als<br />

Betriebe auf dem ersten Arbeitsmarkt. Wir<br />

sind ein sogenannter Maßnahmebetrieb,<br />

der die Aufgabe hat, langzeitarbeitslose<br />

Menschen wieder an Arbeit heranzuführen<br />

und möglichst in sozialversicherungspflichtige<br />

Beschäftigung zu vermitteln. Wir<br />

handeln hier im Auftrag der Stadt München<br />

und der Jobcenter und werden von ihnen<br />

auch gefördert. Die Menschen werden bei<br />

uns fachlich qualifiziert und sozialpädagogisch<br />

begleitet. Wir bieten ihnen dann eine<br />

Tagesstruktur und einen festen Rhythmus,<br />

der sie wieder an die Anforderungen eines<br />

regulären Arbeitslebens hinführen soll. In<br />

manchen Fällen können wir auch bei<br />

Maßnahmen zur Entschuldung helfen.<br />

Darüber hinaus bieten wir Ausbildung und<br />

Umschulung im gastronomischen oder<br />

kaufmännischen Bereich an. Wir wollen<br />

auf diese Weise zeigen, wie wichtig es<br />

ist, dass man sich mit seinem Job<br />

identifizieren kann und dass Arbeit ein<br />

wesentlicher Bestandteil eines Lebens<br />

ist, zu dem möglichst viele Zugang finden<br />

sollen. Kurz: Bei uns steht der Mensch<br />

im Mittelpunkt – und das ist auch ein wichtiges<br />

Signal nach außen.<br />

Wer hat Chancen auf eine Ausbildung bei<br />

der <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong>?<br />

Wir rekrutieren unsere Azubis in erster Linie<br />

aus den Langzeitarbeitslosen, die uns von<br />

12<br />

den Jobcentern zugewiesen werden. Meist<br />

sind dies Menschen mit „Vermittlungshemmnissen“,<br />

wie es im Beamtendeutsch<br />

heißt. Diese „Vermittlungshemmnisse“ können<br />

Drogenkarrieren, Schuldenlasten, chronische<br />

Krankheiten und anderes mehr sein<br />

– praktisch die gesamte Bandbreite eines<br />

Langzeitarbeitslosen.<br />

Sind dennoch Voraussetzungen nötig?<br />

Für eine Umschulung muss mindestens die<br />

Mittlere Reife oder eine Ausbildung bis zur<br />

Zwischenprüfung nachgewiesen werden.<br />

Was könnt ihr UmschülerInnen anbieten?<br />

Umschülern bieten wir zunächst für maximal<br />

12 Monate einen 1-Euro-Job, in dem sie<br />

sich bewähren können. Wenn sie uns durch<br />

ihr Verhalten und Engagement positiv auffallen<br />

und ein echter Wunsch nach<br />

Veränderung ihres bisherigen Lebens<br />

besteht, haben sie gute Chancen, von uns<br />

übernommen zu werden. Nicht zuletzt:<br />

Unsere Umschüler haben einen anerkannten<br />

Abschluss – wer bei uns erfolgreich war,<br />

kann überall einen Job finden.<br />

Halten alle durch?<br />

Leider nein. Wir haben eine Abbrecher-Quote<br />

von etwa 30 Prozent, die nicht mit den<br />

neuen Strukturen zurechtkommen und in<br />

ihr altes Fahrwasser zurückfallen.<br />

Hat die Struktur der MitarbeiterInnen<br />

Einfluss auf das Geschäft?<br />

Nein. Das Business läuft gut, obwohl nicht<br />

alle optimale Voraussetzungen mitbringen.<br />

Das lässt sich auch leicht erklären: Unsere<br />

MitarbeiterInnen sind konzentriert und<br />

motiviert. Das liegt daran, dass wir uns gut<br />

um sie kümmern. So haben sie bei uns<br />

Ansprache, sozialpädagogische Begleitung,<br />

und wir bemühen uns, persönliche Probleme<br />

zu lösen. Und wenn es einmal ganz<br />

hart wird, dann haben wir kompetente<br />

Fachleute quasi im Haus.<br />

Haben sich Gäste des Cafés Regenbogen<br />

schon einmal beschwert?<br />

Normale Reklamationen kommen schon<br />

mal vor, das ist ja überall so. Den meisten<br />

fällt aber gar nicht auf, dass unser Café ein<br />

Maßnahmebetrieb ist, denn wir arbeiten in<br />

der Regel schnell und professionell. Es gibt<br />

aber immer wieder Uninformierte, die das<br />

Gesundheitsamt alarmieren wollen, weil<br />

HIV-Positive in der Küche stehen. Ich erinnere<br />

mich auch an eine Schulklasse, die hier<br />

zu Mittag essen sollte – und als sie erfahren<br />

hatten, was wir für ein Betrieb sind, gingen<br />

viele gegenüber zu McDonald‘s. Aber wie<br />

gesagt: Das sind Ausnahmen. Es ist ein<br />

bisschen paradox: Wir qualifizieren die<br />

Leute, um sie anschließend an die<br />

Konkurrenz loszuwerden. Früher habe ich<br />

versucht, die Guten bei mir im Betrieb zu<br />

halten, heute ist es umgekehrt.<br />

Apropos früher: Als Gastronom warst du<br />

viele Jahre lang in einigen erfolgreichen<br />

Szeneläden tätig. Warum hast du dich für<br />

den so anders gelagerten Job im Café<br />

Regenbogen entschieden?<br />

Ich wollte schon immer einen Chef haben!<br />

Aber ehrlich gesagt: Ich war es leid, ein<br />

Lokal zu machen für immer jünger werdende<br />

Leute. Das war einfach nicht mehr mein<br />

Ding. Jetzt bin ich raus aus der Selbstständigkeit<br />

und genieße die Sicherheit<br />

eines Angestelltenverhältnisses, weitgehend<br />

geregelte Arbeitszeit mit Feierabend<br />

und bezahltem Urlaub.<br />

Interview: Bernd Müller Foto: Horst Schreck<br />

Sich regen bringt Segen!<br />

„Beweg‘ dich!“ Diese Aufforderung ist ja in<br />

fast allen Lebenslagen richtig. Eine Beobachtung<br />

der <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> hat jetzt ergeben:<br />

Für HIV-Positive gilt das in ganz besonderer<br />

Weise. Sechs Monate lang haben<br />

12 Freiwillige, die ein erhöhtes Risiko<br />

für Herz-Kreislauf-Erkrankungen hatten,<br />

ein anspruchsvolles Fitness- und<br />

Ernährungsprogramm durchgezogen.<br />

Die Resultate zeigen: Ihre Blutwerte<br />

verbesserten sich deutlich. „Wir wollen<br />

deshalb die sehr guten Ergebnisse nicht<br />

einfach auf sich beruhen lassen, sondern<br />

weitere sportliche Angebote schaffen, die<br />

Positive anregen sollen, etwas mehr für<br />

ihre Gesundheit zu tun", so Initiator Engelbert<br />

Zankl von der HIV-Therapie-Hotline.<br />

Durch die Verbesserung der HIV-Therapie<br />

leben HIV-Positive länger und bekommen<br />

auch Alterserkrankungen, die sie früher nicht<br />

erlebt haben. Eine besondere Rolle spielen<br />

hier Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die bei<br />

HIV-Positiven bedingt durch HIV und die entsprechende<br />

Therapie vermehrt auftreten.<br />

Der „Bericht zum Einfluss von Sport und<br />

Ernährung auf das Herzkreislaufsystem<br />

von HIV-Positiven unter antiretroviraler<br />

Therapie", wie die Beobachtung in ihrem<br />

Untertitel heißt, wollte feststellen, ob<br />

Sport und Ernährung einen günstigen<br />

Einfluss haben und das Risiko für Herz-<br />

Kreislauf-Erkrankungen senken.<br />

Die Beobachtung kam dabei zu einem<br />

eindeutigen Ergebnis: Regelmäßiger<br />

Sport und richtige Ernährung senken<br />

das Risiko von Herz-Kreislauf-<br />

Beschwerden. Fast schon ein Allgemeinplatz,<br />

der selbstverständlich auch<br />

für Nicht-Infizierte seine Richtigkeit<br />

besitzt – und doch so schwer umzusetzen<br />

ist. Denn gute Ergebnisse gibt es<br />

nicht ohne Disziplin. So lag auch die<br />

Latte für die TeilnehmerInnen des<br />

„Beweg dich!“-Programms hoch: Sie<br />

mussten sich verpflichten, dreimal pro<br />

Woche jeweils 30 bis 60 Minuten eine<br />

pulsgesteuerte Konditionssportart zu<br />

betreiben. Dazu Gelegenheit boten<br />

Nordic Walking, Schwimmen, Cardio-<br />

Training, Jogging, Radfahren oder<br />

eine andere der von der <strong>Münchner</strong><br />

<strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> angebotenen Sportarten.<br />

Ebenso wichtig: ein Blick auf die<br />

Ernährung. Vorträge zur richtigen<br />

Ernährung – und gegebenenfalls<br />

eine individuelle Beratung – bildeten<br />

die Basis, die durch Kochkurse nach<br />

der LOGI-Methode ergänzt wurden, mit<br />

der ein günstiger Einfluss auf Blutzucker,<br />

Cholesterin, Triglyceride und Gewicht<br />

nachgewiesen ist. Ein Trainings- beziehungsweise<br />

Ernährungstagebuch sollte<br />

die Ergebnisse protokollieren. Obwohl<br />

zwischen 500 und 1000 PatientInnen in<br />

den Schwerpunktpraxen oder persönlich<br />

auf das Programm angesprochen wurden,<br />

konnten sich nur 26 für eine<br />

Teilnahme entscheiden. Von diesen beendeten<br />

nur 12 die Beobachtung, über<br />

50 Prozent brachen ab.<br />

Nicht nur aus medizinischer Sicht waren<br />

die Ergebnisse klar: Alle erhobenen Werte<br />

verbesserten sich. Bei fast allen TeilnehmerInnen<br />

stieg die Zahl der Helferzellen<br />

und zwar um durchschnittlich<br />

37 Zellen. Ein „Musterteilnehmer", der<br />

das Programm am konsequentesten<br />

umgesetzt hatte, erzielte auch die größten<br />

Erfolge und verbesserte sich in allen<br />

Werten. Bemerkenswert: seine Helferzellenzahl<br />

fiel entgegen dem allgemeinen<br />

Trend von 1085 auf 619. Doch auch<br />

auf anderen Ebenen zeitigte das<br />

Engagement Erfolg: So trugen die<br />

sozialen Kontakte, vor allem die gegenseitige<br />

Ermutigung und Unterstützung,<br />

sehr zum Durchhalten bei. Auch bei<br />

gemeinsamen Aktivitäten wie dem<br />

Kochkurs wurden Freundschaften geschlossen<br />

und nicht zuletzt Coming-out-<br />

Prozesse unterstützt.<br />

„Es ist ein banales Rezept, aber es wirkt!",<br />

fasst Engelbert Zankl die Ergebnisse<br />

„seiner" Beobachtung zusammen. Doch er<br />

weiß auch: „Der innere Schweinehund muss<br />

immer wieder überwunden werden. Doch<br />

wer einmal dabei ist und schnelle Erfolge<br />

sieht, bleibt motiviert und gleicht so manche<br />

Nebenwirkung von HIV-Medikamenten<br />

aus." Deshalb soll das Programm auch 2012<br />

weitergeführt werden, jedoch mit anderen<br />

Mitteln. Unter dem Motto „Schöner, besser,<br />

fitter" soll es den Zielen der Teilnehmer-<br />

Innen individueller angepasst und durch<br />

Motivationsabende ergänzt werden. Der<br />

Einstieg ist dann fortlaufend möglich.<br />

Kleines Schmankerl zum Schluss: Auf<br />

der sportlichen Seite soll ein Salsa-<br />

Tanzkurs im neuen Jahr die Freude an<br />

Bewegung aktivieren. „Beweg dich!" –<br />

für alle ein guter Vorsatz (spätestens)<br />

zum neuen Jahr!<br />

Text: Bernd Müller<br />

<strong>QUILT</strong><br />

13


WELT-AIDS-TAG<br />

Wir übernehmen Verantwortung. Für uns und für andere.<br />

Der <strong>Aids</strong>-Teddy 2011<br />

Der <strong>Aids</strong>-Teddy ist zu haben ab dem 25.<br />

November u.a. im Gasteig (Cafeteria<br />

Conviva), in der Stadtinformation am<br />

Marienplatz und an vielen anderen Stellen<br />

in der Stadt für nur 6 Euro, gepowert von<br />

95,5 Charivari. Die aktuelle Liste der<br />

Verkaufsstellen kann auf unserer<br />

Internetseite abgerufen werden:<br />

www.muenchner-aidshilfe.de<br />

Außerdem gibt's den Teddy am Stand der<br />

<strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> beim Sendlinger Tor<br />

(Fr. 25. und Sa. 26.11., Do. 1.12. bis Sa.<br />

3.12., Fr. 9.12. und Sa. 11.12. und beim rosa<br />

Weihnachtsmarkt Pink Christmas (Fr. 3.12.<br />

bis Do. 23.12. auf dem Stephansplatz).<br />

Wir brauchen tatkräftige Unterstützung!<br />

Helfen Sie uns an den Ständen: Ob alleine<br />

oder in einer Gruppe, eine Stunde oder zwei,<br />

jede <strong>Hilfe</strong> zählt! Als kleines Dankeschön<br />

erhalten Sie einen unserer <strong>Aids</strong>-Teddys<br />

geschenkt. Weitere Infos bei der <strong>Münchner</strong><br />

<strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong>: Uli Grünert (Teddystände)<br />

089-54 333-303<br />

uli.gruenert@muenchner-aidshilfe.de<br />

Andrea Brunner (Pink Christmas)<br />

089-54 333-117<br />

andrea.brunner@muenchner-aidshilfe.de<br />

Den Teddy gibt’s auch online!<br />

Der <strong>Aids</strong>-Teddy kann auch ganz bequem<br />

online erworben werden. Nicht nur den diesjährigen<br />

Teddy – den gibt es ab Fr. 25.11. –,<br />

sondern auch Restexemplare aus Vorjahren<br />

kann man hier noch ordern. Unter<br />

www.muenchner-aidshilfe.de einfach den<br />

Bären-Button anklicken und den „5<br />

Schritten“ folgen, um einen oder eine ganze<br />

Horde unserer Knuddel-Bären zu erhalten.<br />

Der Teddy und seine Geschwister suchen<br />

noch neue Verkaufsstellen!<br />

Haben Sie Lust, den Teddy und seine<br />

Geschwister an liebe Menschen zu verkaufen<br />

und damit die <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> zu<br />

unterstützen? Oder kennen Sie vielleicht<br />

jemanden, der ein Geschäft, aber auch ein<br />

Herz für Knuddel-Bären hat und sich unserer<br />

annehmen will?<br />

Bequem unter www.muenchner-aidshilfe.de<br />

auf „Teddy zu verkaufen“ klicken und dann<br />

den roten Text anklicken; anschließend uns<br />

per Mail Ihre Daten zukommen lassen. Oder<br />

rufen Sie uns an unter 089-54 333-307.<br />

14<br />

Veranstaltungen und Aktionen zum Welt-<br />

<strong>Aids</strong>-Tag<br />

Ab Freitag, 25. November<br />

Schaufensterflohmarkt in der<br />

Regenbogenapotheke<br />

In der Sonnenstraße 33 gibt es Kurioses<br />

und Grandioses zu besichtigen – und<br />

zugunsten der <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> zu kau-<br />

fen. Sachspenden werden von Apothekeninhaberin<br />

Birgit Bellstedt gerne entgegengenommen.<br />

Montag, 28. November<br />

20 Uhr: Wieder mal was Positives! Benefizkonzert<br />

zugunsten der <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />

Mit Maria Maschenka, Miss Stücke,<br />

Rabenmütter und Philhomoniker<br />

im Amerikahaus, Karolinenplatz 3;<br />

Einlass ab 19 Uhr.<br />

Donnerstag, 1. Dezember<br />

10 bis 13 Uhr: S-Bahn Sonderfahrten zum<br />

Welt-<strong>Aids</strong>-Tag<br />

Zwischen Ostbahnhof und Pasing verkehrt<br />

eine Sonder-S-Bahn, in der es für die<br />

Fahrgäste Infos zu HIV gibt sowie selbst<br />

gebackenen Kuchen.<br />

10 bis 20 Uhr: Offene Tür für HIV-Test<br />

Die <strong>Münchner</strong> HIV-Schwerpunktärzte und<br />

der Checkpoint der <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> bieten<br />

den ganzen Tag kostenlos einen HIV-Test<br />

und Beratung rund um das Thema HIV an.<br />

Die Liste der teilnehmenden Praxen finden<br />

Sie unter www.checkpoint-muenchen.de<br />

19 Uhr: Candle-Light-Walk der <strong>Münchner</strong><br />

<strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />

Lichterzug durch die <strong>Münchner</strong> Innenstadt<br />

zum Gedenken an die Opfer von <strong>Aids</strong>.<br />

Treffpunkt ab 18.30 Uhr am Odeonsplatz.<br />

Um 19 Uhr startet der Zug zum Marienplatz,<br />

führt weiter zum Isartor und endet vor der<br />

Lukaskirche am Mariannenplatz.<br />

20 Uhr: Gedenkveranstaltung in St. Lukas,<br />

Mariannenplatz<br />

21 Uhr: Geselliges Beisammensein im Café<br />

Regenbogen, Lindwurmstr. 71<br />

Samstag, 3. Dezember<br />

Foto: Susie Knoll<br />

23 Uhr: Nacht der roten Schleifen, Benefizparty<br />

zugunsten der <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />

NY-Club, Sonnenstr. 25<br />

Feat. DJane/Producer Sharon O Love<br />

(London)<br />

Opening Set DJ Steven Beathood<br />

Aktuelle Infos mit weiteren Aktionen und<br />

Veranstaltungen unter<br />

www.muenchner-aidshilfe.de<br />

<strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> e.V.<br />

Lindwurmstr. 71<br />

80337 München<br />

Spendenkonto Nr. 47 47 42<br />

Stadtsparkasse München BLZ 701 500 00<br />

KONTAKTE<br />

Ihr direkter Draht zur <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />

Geschäftsstelle und Verein<br />

089-54-333-0<br />

info@muenchner-aidshilfe.de<br />

Geschäftsführung<br />

Thomas Niederbühl<br />

thomas.niederbuehl@muenchner-aidshilfe.de<br />

Spenden<br />

Peter Becker<br />

089-53 333-306<br />

peter.becker@muenchner-aidshilfe.de<br />

Ehrenamt<br />

Martin Jautz<br />

089-54 333-113<br />

martin.jautz@muenchner-aidshilfe.de<br />

Beratungsstelle<br />

Montag bis Donnerstag von 10 bis 16 Uhr<br />

Freitag von 10 bis 13 Uhr<br />

089-54 333-0<br />

beratungsstelle@muenchner-aidshilfe.de<br />

Anonyme Telefonberatung<br />

Montag bis Freitag von 19 bis 21 Uhr<br />

Telefon 19 411<br />

Online-Beratung<br />

www.aidshilfe-beratung.de<br />

HIV-Therapie-Hotline<br />

Montag bis Donnerstag von 16 bis 19 Uhr<br />

089-54 333-123<br />

therapie.hotline@muenchner-aidshilfe.de<br />

Checkpoint München<br />

Anonymer HIV-Schnelltest<br />

Montag, Mittwoch und Donnerstag<br />

von 17 bis 20 Uhr<br />

089-54 333-666<br />

checkpoint@muenchner-aidshilfe.de<br />

Betreutes Wohnen<br />

Diana Zambelli<br />

089-54 333 309<br />

betreutes.wohnen@muenchner-aidshilfe.de<br />

Café Regenbogen<br />

Öffnungszeiten mittags:<br />

Montag bis Freitag von 11.30 bis 14 Uhr<br />

abends:<br />

Dienstag bis Freitag von 17 bis 23 Uhr<br />

089-54 333-102<br />

regenbogen@muenchner-aidshilfe.de<br />

Tagungszentrum<br />

Seminar- und Veranstaltungsräume mieten<br />

089-54 333-203<br />

tagungszentrum@muenchner-aidshilfe.de<br />

Arbeitsplätze für Langzeitarbeitslose in der<br />

<strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />

089-54 333-204 (Rudolf Tafelmeier)<br />

rudolf.tafelmeier@muenchner-aidshilfe.de<br />

rosaAlter<br />

Beratung und Wohnen für ältere Lesben,<br />

Schwule und Transgender<br />

Simone Koschewa & Peter Priller<br />

089-54 333-119/120<br />

info@rosa-alter.de<br />

www.rosa-alter.de<br />

Newsletter<br />

Bitte abonnieren unter<br />

www.muenchner-aidshilfe.de<br />

Wir sind auch bei Facebook:<br />

<strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />

(auch für „Nicht-Facebooker“ erreichbar)<br />

Helfen Sie uns helfen!<br />

Seit 27 Jahren setzen wir <strong>Hilfe</strong> und<br />

Solidarität gegen die Ausgrenzung von<br />

Menschen mit HIV, MigrantInnen, schwulen<br />

Männern und Drogen gebrauchenden<br />

Menschen. Damit Menschen mit HIV und <strong>Aids</strong><br />

auch in Zukunft umfassende Hilfsangebote<br />

erhalten, braucht die <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />

Ihre Unterstützung.<br />

Spendenkonto<br />

Stadtsparkasse München<br />

BLZ 701 500 00<br />

Konto 47 47 42<br />

Die <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> e.V. ist als gemeinnütziger<br />

und mildtätiger Verein vom<br />

Finanzamt anerkannt. Ihre Spende können<br />

Sie also steuerlich geltend machen. Damit<br />

wir Ihnen auch eine Spendenquittung<br />

zuschicken können, vergessen Sie bitte<br />

nicht, uns Ihre Anschrift (Straße, Hausnummer,<br />

PLZ, Ort) bei der Überweisung<br />

mitzuteilen. Falls Sie weitere Fragen haben<br />

sollten oder uns auf eine noch nicht erhaltene<br />

Spendenquittung aufmerksam machen<br />

möchten, steht Ihnen unser Mitarbeiter<br />

Peter Becker gerne telefonisch<br />

(089-54 333-306) oder per E-Mail<br />

(peter.becker@muenchner-aidshilfe.de)<br />

zur Verfügung.<br />

Impressum<br />

<strong>QUILT</strong> Das Magazin der <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />

e.V. wird herausgegeben und verlegt von der<br />

<strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> e.V.<br />

Lindwurmstr. 71, 80337 München<br />

Telefon 089-54 333-0, Fax 089-54 333-111<br />

info@muenchner-aidshilfe.de<br />

www.muenchner-aidshilfe.de<br />

Redaktion:<br />

Marion Hölczl, Bernd Müller, Thomas<br />

Niederbühl, Michael Tappe<br />

MitarbeiterInnen dieser Ausgabe:<br />

Mike Bischof, Saša Kekez, Christopher<br />

Knoll, Erwin Rumpel, Horst Schreck, Diana<br />

Zambelli<br />

Lektorat: Marina Burwitz, München<br />

Titelfoto: Susie Knoll, München<br />

Grafik: Reinhold Kosel, München<br />

Druck: Peschke Druck, München<br />

Auflage: 4000<br />

<strong>QUILT</strong><br />

15


AIDS-HILFE AKTIV <strong>QUILT</strong><br />

Drogentotengedenktag 21. Juli<br />

Mit elf Drogentoten bis Juni 2011 und 47 im<br />

Jahr davor liegt München in Deutschland weit<br />

vorne. Eine traurige Bilanz! Ihnen und allen<br />

anderen verstorbenen Drogenabhängigen war<br />

am 21. Juli zum elften Mal der bundesweite<br />

Gedenktag für verstorbene Drogenabhängige<br />

gewidmet. Condrobs, die <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong>,<br />

Getaway e.V., Prop e.V. und die städtische<br />

Streetwork haben gemeinsam den Trauer-,<br />

Protest- und Aktionstag auf dem Marienplatz<br />

organisiert, um die Öffentlichkeit und die<br />

Politik für das Thema Drogentod zu sensibilisieren.<br />

Ein weithin sichtbarer Infostand,<br />

Musik und ein Trauerzug sorgten für<br />

Aufmerksamkeit.<br />

Inoffizieller Wiesn-Anstich im<br />

Café Regenbogen<br />

Einen Tag vor dem offiziellen Anstich zapfte<br />

Thomas Niederbühl, Geschäftsführer der<br />

<strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> und Stadtrat der Rosa<br />

Liste, das erste Faß Wiesnbier im Café<br />

Regenbogen an. „Festwirt“ Horst Schreck und<br />

seine zauberhaften „Wiesnschlampen“ David<br />

und Rainer kamen mit dem Einschenken<br />

kaum nach. Chefkoch Peter und seine Crew<br />

servierten „Hendl, Entn, Haxn“ und weitere<br />

zünftige Schmankerl. „Wiesnkapellmeister“<br />

Werner sorgte für die passende Musik, und<br />

den Gästen hat’s gefallen. Sie wurden liebevoll<br />

betreut von „Wiesnwirtin“ Michele `<br />

und Werner<br />

sowie den Azubis Silvia und Hermann. Schee<br />

woar's!<br />

<strong>Aids</strong>-Konzert MKO<br />

Das diesjährige <strong>Aids</strong>-Konzert des Münchener<br />

Kammerorchesters (MKO) erbrachte 20.900<br />

Euro zugunsten der <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />

(MüAH). Von einer „sensationellen Entwicklung“<br />

sprach Thomas Niederbühl, MüAH-<br />

Geschäftsführer, anlässlich der fünften<br />

Ausgabe des <strong>Aids</strong>-Konzerts, das am 6. Mai im<br />

Prinzregententheater stattfand. Schon der<br />

Abend zuvor hatte mit dem erstmals veranstalteten<br />

"Meet & Greet" in Anwesenheit von<br />

MusikerInnen und zahlreichen Gästen der<br />

<strong>Münchner</strong> Society in Schumann's Bar für<br />

Aufsehen gesorgt. Am 13. Juli überreichten<br />

Alexander Liebreich, künstlerischer Leiter des<br />

MKO, und Graf von Spreti, Vorsitzender des<br />

Kuratoriums zum Münchener <strong>Aids</strong>-Konzert,<br />

den Scheck im Café Regenbogen. „Das <strong>Aids</strong>-<br />

Konzert ist eine der aufwendigsten Unternehmungen<br />

unseres Orchesters“, so Liebreich<br />

und zeige, wie wichtig ihm und seinen<br />

MusikerInnen das Engagement in Sachen HIV<br />

und <strong>Aids</strong> ist. „Das Thema muss endlich raus<br />

aus dem Nischendasein“, so Graf von Spreti im<br />

Rahmen der kleinen Zeremonie. „Denn <strong>Aids</strong><br />

geht uns alle an!“<br />

<strong>Aids</strong>-Tanz-Gala<br />

Am 25. Juli übergaben Hans-Henning Paar,<br />

künstlerischer Leiter des Tanztheaters<br />

München, und seine Kompanie dem<br />

Geschäftsführer der <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong>,<br />

Thomas Niederbühl, einen Spendenscheck in<br />

Höhe von 21.598 Euro. Die vierte <strong>Aids</strong>-Tanz-<br />

Gala im wie immer ausverkauften Staatstheater<br />

am Gärtnerplatz war gleichzeitig auch<br />

Paars letzte. Er wird München 2012 verlassen.<br />

Niederbühl bedankte sich im Namen der<br />

<strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong>: „Der Erlös ist ein wesentlicher<br />

Beitrag zur Finanzierung unserer Arbeit,<br />

der uns künftig sehr fehlen wird. Aber auch<br />

das Ereignis an sich, die damit ausgedrückte<br />

Solidarität mit der <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> und<br />

den von HIV-Betroffenen hat uns Kraft gegeben<br />

und die <strong>Münchner</strong> Bevölkerung in wunderbarer<br />

Weise auf das Thema aufmerksam<br />

gemacht. Und natürlich bescherte uns die<br />

<strong>Aids</strong>-Tanz-Gala jedes Mal einen unvergesslichen<br />

Abend des Tanzes, der seinesgleichen<br />

sucht in München.“<br />

Christopher Street Day<br />

Die <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> (MüAH) war beim<br />

Christopher Street Day (CSD) am 9. und 10.<br />

Juli so präsent wie nie: Schon während der<br />

Prideweek gab es mehrere Veranstaltungen,<br />

die im Café Regenbogen stattfanden: Das<br />

Lesbencafé der Rosa Liste, die Diskussionsveranstaltung<br />

„Wie lesbisch kann/darf/soll<br />

der CSD sein?“ von Sub und Letra, die<br />

Talkrunde „Von der Defensive in die Offensive<br />

– ältere Lesben vor“ von RosaAlter und die<br />

Ausstellung mit Bildern der lesbischen<br />

Künstlerin Naomi Lawrence. Zudem wurde in<br />

einer Sonderaktion von Checkpoint München<br />

im Juli ein kostenloser Syphilis-Schnelltest für<br />

schwule Männer angeboten. Beim CSD-<br />

Straßenfest gab es zwei Infostände der MüAH:<br />

den „Ich weiß, was ich tu“-Stand und den<br />

„klassischen“, an dem die fleißigen MitarbeiterInnen<br />

der Öffentlichkeitsgruppe nicht<br />

nur die Fragen der vielen BesucherInnen<br />

beantworteten, sondern durch den Verkauf<br />

von Solidaritätsartikeln auch die stolze<br />

Summe von 2.798,01 Euro einnahmen! Hinter<br />

unserem Paradewagen, der wie immer<br />

gemeinsam von Sittenstrolchen und Vertrauensmännern<br />

in Kooperation mit dem<br />

Projekt Prävention im Sub gestaltet wurde, lief<br />

der MüAH-Block in einheitlichen T-Shirts und<br />

zeigte die Vielfalt der Angebote der <strong>Münchner</strong><br />

<strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong>. Auch im Hintergrund war die MüAH<br />

aktiv: Das Backstage-Catering kam wie immer<br />

vom Café Regenbogen und hielt die<br />

KünstlerInnen des großen Straßenfestes bei<br />

Kräften und bei Laune.<br />

Test im Kontaktladen L43<br />

Mehr als zwei kleine Koffer braucht man<br />

nicht, um mobil HIV-Tests dort anzubieten,<br />

wo sie gebraucht werden. Am 11. Oktober war<br />

das Checkpoint-Team wieder vor Ort, diesmal<br />

im Kontaktladen L43. Um Menschen aus den<br />

Hauptbetroffenengruppen einen leichteren<br />

Zugang zu HIV-Beratung und Tests zu ermöglichen,<br />

gibt es mehrmals im Jahr Vor-Ort-<br />

Aktionen in der schwulen Szene und in<br />

Drogen-Kontaktläden. Bei diesen Aktionen<br />

sind die Tests kostenlos.<br />

Checkpoint München ist dreimal wöchentlich,<br />

jeweils Montag, Mittwoch und<br />

Donnerstag von 17 bis 20 Uhr, in der<br />

<strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> geöffnet, und bietet<br />

neben HIV-Tests auch Tests zu anderen sexuell<br />

übertragbaren Infektionen an. Ein HIV-<br />

Schnelltest kostet hier 26 Euro. Jedes Jahr<br />

werden über 2000 Tests bei Checkpoint<br />

durchgeführt. 13 davon hatten 2010 ein<br />

positives Ergebnis.<br />

Besuch aus Kiew<br />

In der Zeit vom 25. bis 29. Juli war eine Fach-<br />

Delegation aus Münchens Partnerstadt Kiew<br />

in der Landeshauptstadt zu Gast, um sich<br />

über die hiesige HIV-Präventionsarbeit zu<br />

informieren. Trotz einer leichten Stabilisierung<br />

kämpft die Ukraine noch immer mit<br />

einer enorm hohen Zahl von HIV-/<strong>Aids</strong>-<br />

Erkrankungen und Neuinfektionen. In den<br />

Ballungszentren wie Kiew ist dieses Problem<br />

besonders dramatisch. München unterstützt<br />

die Partnerstadt Kiew und lud Fachkräfte zu<br />

einem Erfahrungsaustausch nach München<br />

ein. Die Delegation bestand aus dem Leiter<br />

der städtischen Sozialbehörde, dem Leiter<br />

der Kiewer <strong>Aids</strong>-Klinik und VertreterInnen<br />

aus NGOs wie dem Netzwerk der<br />

Homosexuellen in der Ukraine, der<br />

Drogenberatung und der Caritas. Auf dem<br />

Programm standen eine Vielzahl <strong>Münchner</strong><br />

Institutionen, die sich mit der Arbeit im<br />

Bereich der HIV-Prävention und der Beratung<br />

und Betreuung von <strong>Aids</strong>-Erkrankten beschäftigen,<br />

natürlich auch die <strong>Münchner</strong><br />

<strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong>.<br />

Bewohnerurlaub<br />

Auch dieses Jahr konnten die Bewohner<br />

unseres Wohnpflegeheimes für ein paar Tage<br />

dem Alltag entfliehen und ihren Urlaub im<br />

Bayerischen Wald verbringen. Wir danken<br />

allen Spendern für die Unterstützung!<br />

Run for Life<br />

Was für ein toller Tag! Strahlendes Wetter,<br />

fast 1000 gutgelaunte LäuferInnen, darunter<br />

40 Teams, mehr als 40 Youngsters beim<br />

ersten Run for Kids sowie 50 unermüdliche<br />

HelferInnen. Ein prima Showprogramm mit<br />

der legendären Baby Bubble und der stimmgewaltigen<br />

Patty Turner zum Sound von<br />

Klangmeister DJ Martin. Energiegeladen und<br />

quirlig durch das Programm geführt von<br />

Moderator Floo. Bewirtet mit dem „Himmel<br />

der Mehlspeisen“, der „Brezn danach“ von<br />

der Bäckerei Ziegler, Obst und Säften vom<br />

Oberangertheater und Isothonischem von<br />

der Regenbogenapotheke. Viele <strong>Münchner</strong><br />

Firmen stellten Preise für das größte Team<br />

sowie die jüngsten und ältesten TeilnehmerInnen<br />

zur Verfügung. Der Hauptpreis<br />

für die erfolgreichste Spendenläuferin kam<br />

von den Hilton Hotels: Ein Übernachtungsgutschein<br />

(2 Nächte) im luxuriösen Waldorf<br />

Hilton in London für 2 Personen in der<br />

Deluxe Kategorie inkl. Frühstück im Wert<br />

von 900 Euro. Die <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />

freute sich über einen tollen Erlös von<br />

23.575 Euro.<br />

Infotainment im Mathäser-Kino<br />

Am 21. und 22. Juli veranstaltete die<br />

<strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> wieder eine außergewöhnliche<br />

HIV-Prävention für Jugendliche.<br />

Alle <strong>Münchner</strong> Schulklassen ab der 9.<br />

Jahrgangsstufe waren eingeladen, in einem<br />

Kinosaal des Mathäser-Filmpalasts eine<br />

Infotainment-Show zu besuchen.<br />

Die funkbasierten Abstimmgeräte unter den<br />

SchülerInnen verliehen der Veranstaltung<br />

einen besonders interaktiven Charakter.<br />

Beim Sexperten-Quiz gewann ein Schüler des<br />

Karlsgymnasiums. Über das Jahr besuchen<br />

fast 100 Schulklassen die <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<br />

<strong>Hilfe</strong>, um sich einen ganzen Vormittag lang<br />

ausführlich über HIV/<strong>Aids</strong> zu informieren.<br />

Hüttenwochenende positiver Stammtisch<br />

Der positive Stammtisch trifft sich jeden<br />

Dienstag im Café Regenbogen zu einem<br />

gemütlichen Abend, bei dem das Leben mit<br />

HIV nicht immer unbedingt im Mittelpunkt<br />

steht. Es gibt ja auch noch genug andere<br />

Themen! Ab und zu wird auch ein gemeinsamer<br />

Ausflug oder gar Urlaub organisiert, wie<br />

die positive Hüttenfahrt nach Reit im Winkl.<br />

Text: Michael Tappe<br />

16 17


EIN TAG<br />

Neulich dienstags bei den Ehrenamtlichen aus der JVA*-Gruppe der <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />

10 (am Vortag)<br />

Die Häftlinge, die von uns morgen besucht werden, werden telefonisch<br />

„vorbestellt“.<br />

10 (am Besuchstag)<br />

Meist 14-tägig dienstags Treffen bei Martin Jautz im Büro, zuständiger<br />

hauptamtlicher Mitarbeiter der <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong>, um die<br />

Einzelfälle anhand des Berichts vom letzten Besuch zu besprechen.<br />

Wir überprüfen, ob wir die Besuchsgenehmigung und unsere<br />

Ausweise dabeihaben, weil wir sonst nicht in die JVA reinkommen.<br />

11<br />

Jetzt aber schnell auf die Autobahn. Wir brauchen für die 85 km bis<br />

Bernau am Chiemsee eine Stunde, wenn's gut läuft.<br />

11.50<br />

Die Autobahn schlängelt sich auf herrlicher Panoramaroute durchs<br />

Bayerische Oberland. Kurz vor Bernau der atemberaubende Blick<br />

weit über den Chiemsee auf die Herreninsel. „Schau da vorne ist es<br />

schon!“, sagt Erwin. Unverkennbar sind der hohe Zaun und die<br />

Scheinwerfer um die grauen quaderförmigen Bauten zu erkennen.<br />

12.10<br />

Summend öffnet sich das elektrische Schloss der Tür zum Pförtner.<br />

Wir legen die Besuchsgenehmigung und unsere Ausweise in die<br />

Durchreiche. „Ah, Herr Rumpel und Herr Bischof von der psychosozialen<br />

Beratungsstelle in München!“, lacht uns der Beamte entgegen,<br />

der uns durch die regelmäßigen Besuche kennt. Er meldet uns<br />

beim JVA-Sozialdienst an, und wir setzen unseren Weg durch die<br />

zweite schwere Tür fort, die sich wieder durch ein leises Summen<br />

entriegelt und hinter uns schwer ins Schloss fällt. „Drin sind wir jetzt.<br />

Mal sehen, ob wir heute Abend genauso einfach auch wieder rauskommen“,<br />

bemerkt Erwin scherzhaft. Ein beklemmendes Gefühl der<br />

Abhängigkeit und Kontrolle durch allgegenwärtige Überwachung<br />

macht sich breit.<br />

12.15<br />

Die Sozialarbeiterin ist sehr aufgeschlossen und wir tauschen uns<br />

über die von HIV betroffenen Häftlinge aus. Jeder Neuzugang wird<br />

auf HIV getestet. Natürlich nur „freiwillig“. Doch in einer JVA bleibt für<br />

die Freiheit persönlicher Rechte wenig Spielraum. Und wer konsequent<br />

ist und den Test verweigert, wird grundsätzlich als HIV-positiv<br />

behandelt. Umso mehr begrüßt die JVA unser Engagement. Denn mit<br />

uns „Externen“ können die Gefangenen über ihre Infektion und deren<br />

Folgen offen sprechen, ohne Angst zu haben, durch Mitgefangene<br />

diskriminiert oder von Vollzugspersonal nicht verstanden zu werden.<br />

Wir sind darum bemüht, nur als psychosoziale Beratungsstelle aufzutreten<br />

und den Namen <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> zu vermeiden.<br />

13.15<br />

Über den Hof kommen wir zu Haus 1. Insgesamt müssen wir drei<br />

Schleusen passieren, bis wir endlich im Zellentrakt angekommen<br />

sind. Durch ein Glasdach kommt Tageslicht bis ins Erdgeschoss. Nun<br />

werden die Häftlinge einzeln zu uns in die Gesprächszelle gebracht.<br />

Ein breitschultriger, 25 Jahre alter Mann mit kurz rasierten Haaren<br />

und blauer Gefängniskleidung tritt ein. Dann fällt auch diese Tür ins<br />

Schloss.<br />

13.30<br />

Erwin fragt ihn nach seinem gefühlten Gesundheitszustand. Er fühlt<br />

sich gut und hat keine Probleme. Was die letzten Blutwerte ergeben<br />

haben? Es wurde ihm nur mitgeteilt, alles sei in Ordnung und er<br />

müsse sich keine Sorgen machen. Was die Hepatitis macht? Keine<br />

Ahnung. Das wurde nicht angesprochen. Die Blutwerte hat er nicht<br />

ausgehändigt bekommen. Er hatte gerade kein Geld, um die<br />

Fotokopie zu bezahlen.<br />

18<br />

13.45<br />

Wir wechseln das Thema und sprechen über seine Familie, seine<br />

Frau und seinen kleinen Sohn, die er beide nur für ein paar Stunden<br />

im Monat sehen kann. Wenn sie überhaupt kommen können, weil<br />

die Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln und kleinem Kind<br />

nicht machbar ist. Und wir sprechen über seine Eltern, die aufgrund<br />

seines HIV-Status den Kontakt fast abgebrochen haben und<br />

die Besuchszeiten nicht nutzen. Sein Vater fährt zwar hin und<br />

wieder die Schwiegertochter nach Bernau, wartet aber lieber<br />

draußen im Auto. „Wenigstens kommt ihr ab und zu her, damit ich<br />

nicht ganz wahnsinnig werde mit dem Scheiß!“, sagt er leise, bevor<br />

er das Thema wechselt.<br />

14.10<br />

Nach einer Stunde ist das Gespräch zu Ende. Der Nächste tritt ein. So<br />

geht das noch ein paarmal. Leider ist es uns nicht gestattet, etwas<br />

mitzubringen. Weder Kekse noch Zigaretten oder etwas zum Trinken,<br />

auch keine Kondome.<br />

15.55<br />

Wir verlassen Haus 1 wieder durch die Schleusen. Ein Beamte<br />

schließt die Türe auf: „Ach, Sie sind die von der <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong>!“<br />

Offensichtlich weiß jeder, wer wir sind. Wir hoffen nur, dass uns die<br />

anderen Häftlinge nicht so einfach identifizieren. Draußen geht<br />

gerade die Sonne unter. Über dem mit Stacheldraht versehenen<br />

Gefängniszaun ragt die Kampenwand hervor. Sie funkelt und glitzert<br />

im Abendsonnenlicht. Wir kneifen die Augen zusammen.<br />

16.00<br />

An der Pforte erhalten wir unsere Ausweise zurück. Durch die<br />

schwere Türe werden wir in die Freiheit entlassen. Wir atmen tief<br />

durch und genießen den kühlen Wind im Gesicht.<br />

16.15<br />

Rückfahrt nach München. Wir reden über unsere Eindrücke. Heute<br />

haben wir mit sieben Häftlingen gesprochen. Zu Hause müssen<br />

wir noch einen Bericht für den nächsten Besuch in zwei Wochen<br />

verfassen.<br />

Text: Erwin Rumpel und Mike Bischof<br />

Die JVA-Gruppe besteht zur Zeit aus sieben ehrenamtlichen<br />

MitarbeiterInnen. Sie betreibt Prävention in verschiedenen<br />

bayerischen Haftanstalten und begleitet HIV-positive Gefangene.<br />

*JVA=Justizvollzugsanstalt<br />

Ohne Dich geht es nicht!<br />

Die <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> braucht Dich in all ihren Arbeitsfeldern, von Information<br />

und Aufklärung über Beratung bis hin zu Betreuung.<br />

Ehrenamtliches Engagement macht Spaß, erweitert die eigenen Perspektiven und<br />

bringt neue, interessante Kontakte und Bekanntschaften. Informiere Dich über das<br />

Ehrenamt unter www.muenchner-aidshilfe.de oder beim Infoabend jeden letzten<br />

Freitag im Monat um 19.00 Uhr in der <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong>, Lindwurmstraße 71<br />

oder bei Martin Jautz, unter Telefon 089 / 54 333-113.<br />

Die Beratungsstelle der <strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> e.V. wird finanziell gefördert vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt,<br />

Gesundheit und Verbraucherschutz sowie der Landeshauptstadt München.<br />

<strong>QUILT</strong><br />

19<br />

Concept & Artwork: www.mikeroth.de


Gerwin Schmidt 2011<br />

Münchener Kammerorchester<br />

www.m-k-o.eu<br />

AIDS-KONZERT<br />

6. Münchener<br />

KERMES<br />

27.4.2012<br />

Prinzregententheater, 19.30 Uhr<br />

Simone Igor<br />

LEVIT<br />

NilsMÖNKEMEYER<br />

LIEBREICH<br />

Alexander<br />

Werke von Maurice Ravel, Benjamin Britten,<br />

Gioacchino Rossini, Gaetano Donizetti u.a.<br />

Infos und Karten unter Tel. 089.46 13 64-30<br />

oder über München Ticket Tel. 089.54 81 81 81<br />

Der gesamte Erlös des Konzerts kommt der<br />

<strong>Münchner</strong> <strong>Aids</strong>-<strong>Hilfe</strong> zugute

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