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Klaus Dumkeim Gespräch - Anthroposophischen Gesellschaft

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A l e x a n d e r S c h a u m a n n<br />

<strong>Klaus</strong> Dumke im <strong>Gespräch</strong><br />

MOTIVE<br />

AuS der AnthropoSophiSchen Arbeit in nrw<br />

nummer 32 | AuguSt 2009<br />

Sein Bild steht mir deutlich vor Augen: eine große Gestalt mit weißen Haaren,<br />

kräftigem Knochenbau, breiten Schultern und einer Ausstrahlung, in der für mich<br />

immer ein Atem zu spüren ist, der keine Kleinlichkeit aufkommen lässt. Er praktiziert<br />

seit über fünfzig Jahren als niedergelassener Arzt, hat Aufsätze und Bücher<br />

zu medizinischen, sozialen und künstlerischen Themen, bis hin zur Alchemie der<br />

Jahreszeiten verfasst und war nicht zuletzt an der Gründung des Pädagogisch Sozialen<br />

Zentrums in Dortmund beteiligt. Diese Fülle hat mich lange zögern lassen,<br />

ein <strong>Gespräch</strong> mit ihm zu suchen. Doch sollte es nicht, gerade bei einer solchen<br />

Persönlichkeit, gelingen, einmal der geistigen Konfiguration nachzuspüren, aus<br />

der ihre Produktivität erwächst?<br />

Mit dieser Fragestellung greife ich auf eine Studienarbeit unseres Arbeitskollegiums<br />

in NRW zurück (siehe ›So verschieden können Menschen sein‹ in dieser Zeitschrift,<br />

Heft 26 vom Okt. 2006). Zwei Fragen schienen uns da besonders aufschlussreich.<br />

Die erste ist die nach der Geistesgewissheit – für die einen ein Gegenstand immer<br />

wieder erneuten Ringens, in dem das von R. Steiner angeregte ‚Erleben des Denkens‘<br />

eine Schlüsselrolle bekommt, für die anderen ein selbstverständlich tragender Grund.<br />


›<br />

Für <strong>Klaus</strong> Dumke war es über lange Zeit wichtig, in Texte Rudolf<br />

Steiners ›einzutauchen‹, um dieses Erleben ›aufzufrischen‹,<br />

wie er sich ausdrückt. Später habe es dessen nicht mehr bedurft<br />

und heute wachse die Sehnsucht, der Tod möge den Schleier vor<br />

der wahren Wirklichkeit endlich wegreißen. ›Eintauchen‹ und<br />

›Auffrischen‹ – wir sind uns einig, dass diese Lebensbilder den<br />

Platoniker erkennen lassen.<br />

Konkreter wird diese innere Lage durch die Erzählung seiner ersten<br />

Begegnung mit der Anthroposophie. Es war in den Weihnachtstagen<br />

1942 im Alter von siebzehn, als sein Schwager K. F. Kümmell mit<br />

ihm R. Steiners Einleitungen zu Goethes naturwissenschaftlichen<br />

Schriften las, die ihn noch Jahre weiter beschäftigten. ›Eine mittlere<br />

Lage‹, fasst er zusammen, ›war für mich immer kennzeichnend,<br />

nicht Geisteshöhen und nicht die äußere Wirklichkeit, sondern<br />

der Bereich, in dem beides ineinandergreift. Deshalb brauchte ich<br />

eine Leitidee als eine Art Okular, durch das hindurch ich das Leben<br />

betrachten konnte. Die vielleicht wichtigste war die Erfahrung,<br />

dass ich mir selbst aus der Welt entgegenkomme, wenn ich sie<br />

verstehe. Ich wachse mittels des Denkens mit der Welt zusammen<br />

und finde damit erst mich selbst.‹<br />

Damit sind wir bei meiner zweiten Schlüsselfrage: Ideal oder<br />

Anliegen? Ideal als die im Denken erfassten Ziele und Ausrichtungen,<br />

von denen sich nicht nur das Handeln leiten lässt, sondern<br />

die gleichsam als das Allerheiligste der Seele, den Garanten für<br />

die Sinnhaftigkeit des menschlichen Daseins abgeben. Anliegen<br />

dagegen, die in der eigenen Seele lebenden und drängenden<br />

Impulse, deren Verwirklichung über Glück und Unglück ihres<br />

Trägers entscheidet.<br />

Mit großer Selbstverständlichkeit rechnet sich <strong>Klaus</strong> Dumke wieder<br />

zur zweiten Gruppe. Auf die schüchterne Frage, ob er über seine<br />

Anliegen auch Genaueres sagen könne, folgt eine überraschend<br />

zurückhaltende Antwort. ›Wenn ich so sagen darf: ich wollte<br />

gerne einen förderlichen Beitrag geben.‹ – Eine Antwort vielleicht<br />

typisch für seine Generation, die so enorm viel für die äußere Verwirklichung<br />

der Anthroposophie geleistet hat? Als dann von der<br />

Begründung des Pädagogisch Sozialen Zentrums in Dortmund<br />

die Rede ist, geht es gar nicht um ihn selbst, sondern um eine<br />

einzigartige Konfiguration von Menschen. Da hört man <strong>Klaus</strong><br />

Dumke ihrer aller gedenken, jeder unverwechselbar auf seinem<br />

Platz, mancher unverhofft aus dem Nichts auftauchend und eine<br />

unverzichtbare Rolle übernehmend. In der Mitte er selbst, der ›die<br />

Idee herunter tragen durfte‹, die Idee eines Zusammenwirkens der<br />

Generationen, die ihm angesichts des Generationenkonflikts der<br />

68er Jahre gekommen war.<br />

In der Art, wie <strong>Klaus</strong> Dumke auf den Kreis dieser Menschen<br />

schaut, wird seine Erfahrung ›mein Ich kommt mir aus der Welt<br />

entgegen‹ unmittelbar anschaulich. Ein Schicksalsaugenblick<br />

wird lebendig, der davon lebte, dass er nicht erst im Rückblick als<br />

solcher erkannt, sondern damals schon mit wachem Bewusstsein<br />

bemerkt und gehütet wurde. Noch einmal scheinen seine großen<br />

Hände die Chance dieses Momentes zu fühlen und durchzutragen.<br />

Dabei sind sie sachte nach oben geöffnet. Eingreifen in den<br />

Stoff – dabei wendet er seine Hände und greift nach unten – nein,<br />

das sei nicht seine Veranlagung. Er erinnert an Maria Thun, die<br />

Herausgeberin des ›Saatkalenders‹, die er seit seiner Marburger<br />

Studentenzeit kannte, die habe immer einen direkten Draht zur<br />

Tatsächlichkeit der Pflanzen und der Erde gehabt. Sein eigenes<br />

Verhältnis zur Natur bleibe anschauend, gleichsam ästhetisch.<br />

Umso bestürzender sei es, wenn ihm manchmal bewusst werde,<br />

in wie viele Schicksale er als Arzt eingegriffen habe, obwohl man<br />

diese Situationen doch niemals voll überblicke. Da bleibe nur das<br />

Vertrauen auf den richtigen Lebenszusammenhang.<br />

Am Schluss des <strong>Gespräch</strong>s tauchen Rosenkreuzermotive auf; das<br />

Eingreifen und Verwandeln. Wir verabschieden uns mit dem<br />

Ausblick auf eine künftige Begegnung. |


J o a c h i m v . K ö n i g s l ö w<br />

Mythos Emscher in drei Abteilungen<br />

I. Es war einmal ein Land, das lag, wie ein nach Norden verschlagenes Mesopotamien – ein<br />

›Zwischenstromland‹ – zwischen Ruhr und Lippe. Im Süden die Vorhügel des Ruhrtals, über<br />

die eine alte Völkerstraße, der Hellweg, führte, im Norden flache Hügel gegen die Lippe hin. Es<br />

war ein vergessenes Land: Sumpf, Wiese, Wald, spärliche Felder und hindurch schlängelte sich<br />

ein kleines fischreiches Flüsschen: die Emscher. Als ›Embiscara‹ tauchte 947, in einer Urkunde<br />

des Klosters Werden, ihr Name zum ersten Mal auf. Einige Wasserburgen liegen verstreut an<br />

trockeneren Stellen im Land; einige Mühlen treibt das angestaute Wasser des Flüsschens, und<br />

auf den sumpfigen Wiesen des Emscherbruchs tummelt sich der einzige Reichtum des Landes:<br />

die Wildpferde. Einmal im Jahre werden sie eingefangen und auf dem großen Pferdemarkt beim<br />

festen Haus Crange verkauft. Städte, ja selbst größere Dörfer, befestigte Straßen gibt es nicht. So<br />

war es zu Zeiten von Römern und Germanen, so ist es im Mittelalter und auch in der Neuzeit<br />

noch, so dass 1849, als durch das Land die Köln-Mindener Eisenbahn gebaut wurde, Karl Baedecker,<br />

der Verfasser des ersten Reiseführers durch dieses Gebiet, sich den alten Tacitus aus dem<br />

Regal holte. Dessen Charakterisierung des Landes war noch immer gültig. Einleitend hieß es:<br />

›Allenthalben die urgermanische Eigentümlichkeit dieser westfälischen Gegenden:<br />

Wald, Wiese, Kornfeld, frisches Ackerland, dazwischen einzeln zerstreut die rotbedachten Bauernhöfe,<br />

in anmutiger malerischer Abwechslung, wie sie Tacitus (Germania XVI) beschreibt:<br />

›Nicht einmal dulden sie untereinander verbundene Wohnsitze. Sie bauen getrennt und abgesondert,<br />

wie ein Quell, wie ein Feld, wie ein Wald gefiel. Die Dörfer legen sie nicht auf unsere<br />

Weise mit verbundenen und zusammenhängenden Gebäuden an: jeder umgibt sein Haus mit<br />

einem freien Platze, entweder zum Schutz gegen Feuersbrünste oder aus Unkunde zu bauen.‹<br />

Dann werden die Stationen der Bahn und die zu beiden Seiten liegenden festen Häuser und<br />

ihre adeligen Herren Besitzer der Reihe nach aufgezählt, bis in der Nähe des Halteplatzes Oberhausen<br />

der Blick unvermittelt auf die damals moderne Zeit fällt, und es heißt: ›...rechts liegt ...<br />

eines der großartigsten Eisenwerke in Deutschland, Eigentum der Herren Jacobi, Haniel und<br />

Huyssen, Puddlings (63 Ofen) und Walzwerk, durch acht Dampfmaschinen getrieben und<br />

1600 Menschen beschäftigend; eine Stunde von da die ebenso bedeutende Eisengießerei<br />

und Maschinenfabrik Sterkrade oder Gutehoffnungshütte, denselben Herren gehörend.<br />

Die ganze Umgebung ist dürres Heideland, die Lipperheide genannt, auf welcher Friedrich<br />

der Große gewöhnlich seine Heerschau über die Clevischen Truppen hielt.‹<br />

II. Das war 1849. Hundert Jahre später, 1949, zeigt sich das gleiche Gebiet so: Die Emscher<br />

strömt, durch hohe Deiche, vom Umland abgeschirmt, schnurgerade in einer Wanne aus schrägen,<br />

oft glitschigen Betonplatten, dahin. Fluss und Deich sind durch Stacheldraht und Zäune von<br />

der Umgebung getrennt; ›Meideland‹ nennt man diesen abgesperrten Bereich. Das Wasser<br />

stinkt, es ist eine schwarz-graue phenolhaltige Flüssigkeit, die nicht glatt daherfließt, sondern<br />

in der Unrat und Fäkalien treiben. Die Emscher ist die offene Kloake des Landes, das man<br />

jetzt als ›nördliches Ruhrgebiet‹ oder ›Emscherzone‹ des Ruhrreviers bezeichnet. Es strömt<br />

mehr Wasser durch diesen Betonkanal, als es früher das Flüsschen hatte. Denn alles Kühl- und<br />

Spülwasser der Industrie sowie das häusliche Abwasser von Millionen Menschen, fließt durch<br />

die Emscher hinab zum Rhein. Der größte Teil dieses Wassers stammt aus der Ruhr; die aber<br />

soll sauber sein und sauber bleiben! Die Emscher und ihr Uferbereich sind zum ›Unfluss‹ und<br />

›Unland‹ geworden, notwendig, aber verachtet, geächtet.<br />

Ringsum zersiedeltes Industrieland. Drei große Verkehrsstränge ziehen ost-westlich hindurch:<br />

die alte 1849 eröffnete Bahn – an ihr sind zahlreiche Mittel- und Großstädte gewachsen<br />

und gewuchert: Castrop-Rauxel, Herne, Wanne-Eickel, Gelsenkirchen, Bottrop, Gladbeck,<br />

Oberhausen, – sodann als Wasserweg, für den Kohle-, Erz- und Baustoff-Transport, der Rhein-<br />

Herne-Kanal und schließlich die Autobahn am nördlichen Rand. Sie stammt noch aus den<br />

Zeiten des Dritten Reiches. Gerade hat der Zweite Weltkrieg die Innenstädte und die großen<br />

Werke des Reviers in Schutt und Asche gelegt.<br />

Durch den Bergbau ist das ganze Land viele Meter tief abgesunken; nur Pumpwerke halten es<br />

trocken und befördern Grundwasser, Ab- und Regenwasser ›hinauf ‘ in die Emscher und ihre<br />

Vorflut-Kanäle, die hinter den Deichen oft hoch übers Land führen. Doch die Pumpwerke sind<br />

marode. Hundert Brücken über die Emscher und den Kanal haben die deutschen Truppen bei


Kriegsende gesprengt; die Deiche hat man arg vernachlässigt,<br />

Kaninchen haben sich darin eingenistet und sie durchlöchert.<br />

Das große Februar-Hochwasser von 1946 mit seinem Deichbruch<br />

bei Essen-Karnap hat weite Gebiete unter Wasser gesetzt. Die Bewohner<br />

müssen tage-, ja wochenlang mit Flößen zu ihren Häusern<br />

fahren und durch die oberen Fenster einsteigen. Nachkriegsnot.<br />

Die Industrie läuft noch nicht wieder auf vollen Touren – in dieser<br />

Hinsicht zum Glück! Denn sonst wären die Wasser der Emscher<br />

weitaus giftiger! Im Oktober 1949 wird bei Dinslaken ein vierzehn<br />

Kilometer langer neuer Mündungskanal des Flusses eingeweiht. Es<br />

ist schon die dritte Verlegung der Mündung‚ um der Emscher einen<br />

besseren Abfluss zu schaffen. Aus dem Pferdemarkt zu Crange ist<br />

inzwischen die ›Cranger Kirmes‹ geworden, das größte Volksfest<br />

der Ruhrgebiets.<br />

III. Wieder sind 50 Jahre vergangen. Wie stellt sich heute, 2009,<br />

die Emscher dar? Der Bergbau hat aufgehört, Bergsenkungen<br />

und Bodenverschiebungen sind nicht mehr zu erwarten. Man<br />

hat begonnen, die ›Abwasser-Emscher‹ in ein gewaltiges Rohr<br />

unter der Erde zu verbannen. Oben, im alten (Beton-)Bett, fließt<br />

in Zukunft nur noch die ›Regenwasser-Emscher‹. Sie nimmt auch<br />

das in großen Klärwerken gereinigte Abwasser auf. Nun stinkt es<br />

nicht mehr.<br />

Die einst hinter Zäune – und aus dem Bewusstsein – verdrängte<br />

Emscher ist als Gewässer wieder präsent – und siehe da: Zwischen<br />

ihr und dem parallel dazu verlaufenden Rhein-Herne-Kanal,<br />

dem anderen Wasserlauf des Reviers, liegt – eine Insel. Sie ist elf<br />

km2 groß, größer als Borkum, aber schmal und mehr als dreißig<br />

km lang. Niemand hat es vorher bemerkt! Auf der Insel gibt es<br />

Siedlungen, Kohlenhalden, Tanklager, Klärwerke, Straßen und<br />

Kneipen, Kleingärten und Brachland; unzählige Brücken führen<br />

auf die Insel und über sie hinweg; auch die Autobahn A 42 – der<br />

›Emscherschnellweg‹ – dröhnt ein Stück weit über diese Insel.<br />

Ihr Leuchtturm, von dem aus sich vieles überblicken lässt, ist der<br />

Gasometer von Oberhausen. Er ist das gewaltige letzte sichtbare<br />

Zeichen der ›Gutehoffnungshütte‹, an deren Stelle sich heute<br />

Oberhausens ›Neue Mitte‹, ein riesiges Einkaufs- und Vergnügungszentrum,<br />

befindet.<br />

So seltsam es auch klingt: erst 2002 ist die Existenz dieser Insel<br />

›entdeckt‹ worden. ›Kloake‹ und ›Schifffahrtskanal‹ waren<br />

vorher nicht kompatibel. Sie waren in getrennten Bewusstseinsschichten<br />

der Menschen lokalisiert. Erst jetzt, wo beide, Fluss und<br />

Kanal, wieder annähernd sauberes Wasser führen, kann zwischen<br />

ihnen – und im Bewusstsein – eine Insel auftauchen.<br />

Sie ist noch längst nicht im Sinn aller Anwohner präsent. Aber<br />

in den Planungen der Emschergenossenschaft, die seit 1906 den<br />

Ausbau des Abwassersystem, den Unterhalt und nun seinen<br />

›Rückbau‹ betreut, in den entsprechenden Visionen der Stadt- und<br />

Landschaftsplaner und in der Kulturszene des Ruhrgebiets spielt<br />

die Emscher-Insel bereits eine große Rolle. Der ›natürliche‹ Fluss<br />

wird wieder ins Leben der Menschen einbezogen.<br />

Im Ruhrgebiet, wo alles künstlich oder Menschen-gemacht ist,<br />

entspringt auch die ›Emscher-Insel‹ einem menschlichen ›Es<br />

werde...‹. Es gibt bereits Bücher über sie. Das originellste ist ›Der<br />

Traum von der Insel im Ruhrgebiet. Eine konkrete Utopie für<br />

die Kulturhauptstadt 2010‹ von Roland Günter (erschienen im<br />

Klartext-Verlag Essen 2008). Mit der Emscher-Insel ist ein neuer<br />

Mythos geboren, angeregt durch die willenskräftigen Ideen der<br />

Planer der ›IBA-Emscherpark‹ von 1989 bis 1999, die den sozialen<br />

und ökologische ›Umbau‹ des Ruhrgebiets initiierten. Man<br />

sollte einmal an die Emscher reisen, es gibt dort viel zu entdecken:<br />

Schönes, Widersprüchliches, Hässliches. Aber das Beste daran:<br />

alles ist noch im Werden.<br />

Die Cranger Kirmes gibt es noch immer. Der ehemalige Emscherbruch<br />

wird jedoch inzwischen von einem 100 Meter hohen Berg<br />

überragt: der Halde Hohewart. Auf ihrem Gipfel spannen sich zwei<br />

gewaltige Bögen als weithin sichtbare Landmarken in den Himmel,<br />

den Himmelsäquator und den Orts-Meridian nachbildend. Sie<br />

gehören zu der Installation ›Sonne, Mond und Sterne‹, zu der man<br />

die Halde derzeit umgestaltet. Als sollte die Emscher-Landschaft<br />

wieder näher an den Himmel gerückt werden, dem sie in alten<br />

Zeiten träumend offen lag, in der industriellen Zwischenepoche<br />

aber ganz und gar entfallen war. |


K l a u s h a r t m a n n<br />

Anthroposophie und Studium<br />

Seit die Alanus Hochschule in Alfter und die Fachhochschule<br />

in Ottersberg Anthroposophie in die von ihnen angebotenen<br />

Studiengänge integriert haben, hat in Deutschland die Frage<br />

eines anthroposophisch ausgerichteten Hochschulstudiums an<br />

Aktualität gewonnen. Zwar suchten Studierende an öffentlichen<br />

Universitäten seit den Zeiten Rudolf Steiners ihr Studium mit der<br />

Anthroposophie zu ergänzen und zu befruchten. Aber sie taten es<br />

als Einzelne aus Interesse und weitgehend ohne Aussicht auf anerkannte<br />

Leistungen in anthroposophischen Themen. Nicht selten<br />

führte schon das Zitieren Rudolf Steiners zu Kollisionen mit ihren<br />

Hochschullehrern und Prüfern bei staatlichen Abschlüssen oder<br />

akademischen Graden, wenn sie die im öffentlichen Bewusstsein<br />

bisher nicht als Wissenschaft anerkannte Anthroposophie als ernst<br />

zu nehmenden Inhalt in ihre Arbeiten einfließen lassen wollten. Mit<br />

den staatlich anerkannten Bachelor- und Master-Abschlüssen der<br />

genannten Hochschulen scheint dies jetzt anders zu werden, auch<br />

wenn Universitäten noch nicht oder nur marginal mit Studiengängen<br />

wie in Witten-Herdecke oder Kassel erreicht sind. Wie aber kann<br />

Anthroposophie im Rahmen eines heutigen Hochschulstudiums<br />

selbst als Studium durchgeführt und vertreten werden?<br />

Freier Ausgangspunkt<br />

Zunächst sollte es eine freie Entscheidung sein, die heutige Studenten<br />

zur Aufnahme eines mit Anthroposophie, d.h. mit modernen<br />

Initiationselementen erweiterten Studiums bewegt. Anthroposophie<br />

außer im Rahmen einer orientierenden Erstinformation – wie etwa<br />

über Waldorfpädagogik – ohne die ausdrückliche Bereitschaft der<br />

Studenten als Studieninhalt obligatorisch zu machen oder sie im<br />

Beipack für andere Studienziele verbindlich zu erklären, widerspricht<br />

dem inneren Charakter der Geisteswissenschaft.<br />

Was bedeutet Anthroposophie als Studieninhalt?<br />

Wenn Rudolf Steiner in seiner Geheimwissenschaft das Studium als<br />

erste von sieben Stufen eines modernen Schulungsweges bezeichnet,<br />

so sollte man sich dessen bewusst sein, was diese Inhalte: Geheimwissenschaft,<br />

Theosophie, oder die wissenschaftspropädeutischen<br />

Schriften der Grundlinien oder Philosophie der Freiheit für ein<br />

Studium konkret bedeuten. Sollen sie oder soll in ihnen studiert<br />

werden, dann bedeutet dies den Beginn einer allmählichen Umbildung<br />

und Erweiterung des Bewusstseins, die nicht unbemerkt<br />

bleiben können.<br />

Während bildungsübliche wissenschaftliche Themen und Methoden<br />

homogen und selbst im Widerspruch unproblematisch erscheinen,<br />

zeigt Anthroposophie in Inhalt und Methode eine andere Art der<br />

Wirksamkeit. Daher wird sie eher als Weltanschauung empfunden<br />

als es die Mainstream-Wissenschaften tun. Zudem wird man der<br />

Schwellennähe heutiger Menschen, ihrer Sensibilität für Grenzüberschreitungen<br />

durch die Art des Studienangebotes Rechnung<br />

tragen müssen. Herbert Witzenmann hat schon früh an einem<br />

Studienkurs für junge Menschen gearbeitet, den er 1958 als ›Die<br />

Voraussetzungslosigkeit der Anthroposophie‹ herausgab. Auf<br />

solche und vergleichbare wissenschaftliche Leistungen könnte sich<br />

die Einrichtung eines integrierten Studiengangs Anthroposophie<br />

heute stützen.<br />

Aufbau eines anthroposophischen Studiums<br />

Das Studium der Anthroposophie im Rahmen eines Fachstudiums an<br />

der Hochschule würde dabei ein gewisses Maß an anthroposophischem<br />

Grundlagenstudium bedeuten müssen. Bis eine erste Orientierung<br />

in Erkenntnistheorie, Freiheitswissenschaft, Menschenkunde und<br />

Kosmologie erreicht ist, braucht es eine gewisse Zeit. Ohne ein<br />

solches Grundstudium sind aber spezifische Ausführungen über<br />

Pädagogik, Medizin, Kunst, Landwirtschaft, Ökonomie, kurz alle von<br />

Rudolf Steiner durch Fachkurse ergänzte Wissenschaftsrichtungen<br />

kaum zu empfehlen. Wenn man Studierende mit Originaltexten<br />

und nicht mit sprachlich und inhaltlich geglätteten Darstellungen<br />

arbeiten lässt, bietet zum Beispiel die Allgemeine Menschenkunde<br />

als Grundlage der Pädagogik ein wissenschaftlich anspruchsvolles<br />

Betätigungsfeld für das Hauptstudium.<br />

Forschung und Hochschulgemeinschaft<br />

Dass es zu dem anthroposophischen Grund- und Aufbaustudium<br />

für die jeweiligen Studiengänge seitens der Lehrenden begleitender<br />

Forschung bedarf, nicht nur in der Aktualität des angesprochenen<br />

Grundlagen- oder Fachbereichs, sondern auch bezüglich der Einrichtung<br />

und Abstimmung der einzelnen Wissenschaftsfelder, ist<br />

einsehbar. Eine funktionierende Hochschullehrergemeinschaft<br />

hätte u. a. dieses Interdisziplinäre zu ihrem Anliegen zu machen.<br />

Zwischen den in der Anthroposophie Lehrenden müsste an einem<br />

Konsens gearbeitet werden, der auch das Verhältnis zu den nicht<br />

anthroposophisch arbeitenden Kollegen mit einschließt.<br />

Weil anthroposophisches Wissen keine abgeschlossene Offenbarung<br />

ist, die sich nur wissenschaftlich in Eloquenz und Ästhetik oder<br />

der Suche nach neuen Sprachformen Gestalt gibt, muss sie, wenn<br />

möglich, in Neuentdeckungen und der Anwendung von Anschauung<br />

bewahrheitet und weiterentwickelt vermittelt werden. Wo Anthroposophie<br />

nicht bloßes Gerede ist, würde sich unter Studierenden<br />

und Lehrenden echtes Streben und ein gemeinsames Bewusstsein<br />

etablieren, das alle Themen, Studien- und Forschungsleistungen<br />

mit dem Stil einer freien Hochschule durchdringt. |


d ö r t e A b i l g a a r d<br />

Kurzportrait Gerhard Stocker<br />

Seit einem halben Jahr ist Gerhard Stocker Gast im Arbeitskollegium in NRW. Ein<br />

<strong>Gespräch</strong> über Anthroposophie, Anthroposophische <strong>Gesellschaft</strong>, Beobachtung und<br />

Bienen am Institut für Waldorfpädagogik in Witten-Annen.<br />

Die ersten Worte, die ich von Gerhard Stocker hörte, fielen im Kulturhaus OSKAR<br />

in Bochum. Er eröffnete die Kollegiumssitzung, mit einem Referat zu ›Macht und<br />

Ohnmacht in der sozialen Gestaltung‹ anhand grundverschiedener Ansätze von<br />

Sartre, Dunlop und Steiner. Kurz darauf stellt er sich vor mit den Worten ›Ich bin<br />

Gärtner‹ und der Ruf aus dem Kollegium folgt sofort: ›Aber nicht nur!‹ – Welches<br />

Spannungsfeld steckt hinter dieser Aussage?<br />

Gerhard Stocker ist vor allem ein Mensch, der sich mit der Welt auseinandersetzen und<br />

in Verbindung bringen möchte. Wie bringt sich der Mensch mit der Natur in wahre<br />

Verbindung, anstatt auf Pflanzen, Tiere, Erde als bloße äußerliche Gegebenheiten zu<br />

blicken? Wie kann die Natur erkenntnisbringend beobachtet werden? Wie integriert<br />

sich der Mensch mit seinem Wesen und seinen Möglichkeiten in die Prozesse der<br />

Natur? Fragen auf die Gerhard Stocker, auch in der Anthroposophie, Anregungen<br />

und Antworten findet. Und er gestaltet daran mit, aus der beobachtbaren Genese<br />

natürlicher Prozesse, Zukunft abzuleiten und zu lenken. ›Eine Ethik des Handelns‹<br />

wünscht er ›muss die Konsequenz aus diesem erkennenden, erfahrenden Beobachten<br />

nach sich ziehen.‹<br />

Als junger Mensch begegnet er der Anthroposophie über erste Kontakte der<br />

biologisch-dynamischen Landwirtschaft und der Idee davon, unabhängig sein zu<br />

können, sich selbst zu versorgen, mit und als Teil der Natur seinen Standpunkt<br />

in der Welt zu finden. Somit auf die Spur R. Steiners gebracht, liest er als erstes<br />

Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?<br />

Hier findet er Ansätze und Erkenntnisse, die ihn auch als Gärtner weiter beschäftigen:<br />

›Dass man üben kann, die Welt neu wahrzunehmen, dass es möglich ist,<br />

Schemata, die wir über die Welt legen, überwinden zu können und wie wichtig<br />

dies ist, wenn der Mensch sich in seiner Welt konstituieren und das eigene Ich<br />

begreifen möchte.‹<br />

Das eigene Ich begreifen und in der Welt konstituieren, scheinen die Kernmotive für<br />

Gerhard Stocker zu sein. Mit 30 findet er in der <strong>Anthroposophischen</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />

den geistigen Austausch einer Erkenntnis-orientierten und Erkenntnis-bildenden<br />

Gemeinschaft. ›Der Mensch kann sein Ich nur bis zu einem begrenzten Rahmen<br />

selbst erfahren. Erst in einem Gegenüber kann diese Erfahrung sich weiterentwickeln,


verändern und in Bewegung bleiben. Und diese Kompetenz entwickelt<br />

sich in der <strong>Anthroposophischen</strong> <strong>Gesellschaft</strong> eher als im<br />

Fußballverein oder der freiwilligen Feuerwehr‹, sagt er lächelnd.<br />

Schließlich gibt es auch ganz pragmatische Gründe. Die wirtschaftlichen<br />

und rechtlichen Komponenten, durch die Struktur<br />

der <strong>Gesellschaft</strong> bedingt, stärken sowohl den Einzelnen als auch<br />

die gesamte Bewegung. ›<br />

Die Aufgaben des Kollegiums, sieht Gerhard Stocker im Moderieren,<br />

Anregen und in Bewegung halten des anthroposophischen Lebens.<br />

›Die Anthroposophie verstehbar machen, Begegnungsfelder schaffen<br />

für Menschen, die Anthroposophie (näher) kennen lernen wollen,<br />

sich aber auch immer wieder verorten, hinterfragen und so<br />

versuchen, die eigenen Lebensziele und die teilweise als zu<br />

groß empfundenen Ziele der Anthroposophie zu durchdringen.<br />

Und auch auf diesem Weg erfahren, wie der eigene Lebensweg in<br />

einer Gemeinschaft seine Position findet. Im Kollegium und im<br />

Arbeitszentrum steckt das Potential äußere Prozesse zu gestalten<br />

und kleine, aber wirkungsvolle Impulse zu setzen.‹<br />

Diese Einstellung findet auch Ausdruck seiner Arbeit als Vorstand<br />

und Dozent am pädagogischen Institut in Witten-Annen. Seit vier<br />

Jahren bildet der gebürtige Süddeutsche zukünftige Waldorfpädagogen<br />

in Gartenbaulehre aus; die einzige Vollzeitausbildung für<br />

Gartenbaulehrer in Deutschland. Zu sehen und zu spüren ist die<br />

Kraft und das Potential auf dem Annener Berg. Gerade wird, in<br />

einem sehr engagierten Projekt mit jungen Menschen, ein neuer<br />

Anbau, mit reichlich Platz für Eurythmie und eine größere Bibliothek,<br />

geschaffen.<br />

Neben einem Park, dem großen Garten, Gewächshäusern und<br />

landwirtschaftlich genutztem Land, zählt Gerhard Stocker derzeit<br />

vier Bienenvölker zu seinem ›Reich‹. Das fragile Verhältnis von<br />

Mensch und Natur, von Innen und Außen, zeigt sich eindrucksvoll<br />

am Entwicklungsprozess der Bienen. ›Die Verbindung zwischen<br />

Mensch und Biene ist schon sehr alt. Es gab so etwas wie eine<br />

gemeinsame, intelligente Entwicklung beider Lebensgemeinschaften.<br />

Der Eingriff des Menschen in natürliche Abläufe löst<br />

eine Kettenreaktion aus, die sich nicht mehr vermeiden lässt.‹<br />

Und hier schließt sich wieder die Frage nach dem verstehenden<br />

Beobachten an. Wenn die Entwicklung der Biene gefährdet wird<br />

durch den Eingriff des Menschen, durch Pestizide, Gentechnik<br />

oder Varroamilbe, sollte dann der Mensch nicht aufmerken und<br />

Parallelen zu seiner Zukunft ziehen?<br />

Gerhard Stocker ist Gärtner. Ein Gärtner, der sich in der Welt verortet,<br />

der versucht Zusammenhänge zu ergründen, sie zu begreifen, zu<br />

erschließen und zu vermitteln. Eines seiner Werkzeuge, mit denen<br />

er seinen eigenen Lebensgarten beackert, sind die Gedanken. Damit<br />

lässt sich ein Weltbild öffnen, verstehen und transportieren. Und er<br />

sät dieses Er-Leben aus an zukünftige Waldorfpädagogen, um die<br />

Idee der Anthroposophie als Lebensbereicherung blühen zu lassen.<br />

Auf der Jahresversammlung soll Gerhard Stocker als Mitglied des<br />

Kollegiums bestätigt werden. |


m i c h a e l J a e g e r<br />

Anthroposophische <strong>Gesellschaft</strong> wozu?<br />

Gegenwärtig beschäftigen uns im Arbeitskollegiums in NRW Entwicklungsmotive<br />

der gemeinsamen Arbeit an der Anthroposophie. Ausgangpunkt war ein Artikel von<br />

Ramon Brüll in Info 3, in dem er die Auflösung der <strong>Anthroposophischen</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />

forderte. Im Wechsel beschreiben einzelne Teilnehmer einen für sie besonders<br />

anschaulichen Aspekt dieser <strong>Gesellschaft</strong>, woraus anregende <strong>Gespräch</strong>e entstehen.<br />

Die Frage – wie können wir gegenwärtig anthroposophische <strong>Gesellschaft</strong>sbildung<br />

verstehen und leben? – wird in die Thematik der Jahresversammlung im September<br />

einfließen. Wir haben dazu zwei Gäste eingeladen: Ramon Brüll und Hartwig Schiller.<br />

Beide werden in ihrer sehr unterschiedlichen Art darauf blicken.<br />

Ein erster Beitrag skizzierte, wie spirituelle Entwicklung in drei sozialen Formen<br />

voranschreitet. Schon die alten Orakel fanden ihre Impulse in einem inneren Schutzraum,<br />

der von ausgewählten Menschen gebildet wurde. Dort wurde ein unmittelbares<br />

<strong>Gespräch</strong> mit der geistigen Welt gepflegt, das eines solchen Raumes bedarf. Unter<br />

günstigen Bedingungen darf die ›Freie Hochschule für Geisteswissenschaft‹ als<br />

eine solche Form gesehen werden. Die Anthroposophische <strong>Gesellschaft</strong> greift als<br />

freundliches, verständnisvolles Milieu die neu errungenen Impulse auf, bewegt<br />

und belebt sie, bis sie dann im öffentlichen Raum durch einzelne Einrichtungen im<br />

Leben umgesetzt werden können; eine Dreiheit von Intuition, von Vernetzung und<br />

Pflege und eines Wirksamwerdens in der äußeren Zivilisation. Auch zeitgenössische<br />

Wissenschafts- oder Esoterikrichtungen bilden Lehrzentren mit den Befähigten,<br />

pflegen Diskussion und Entwicklung der Erkenntnisse in einem gesellschaftlichen<br />

Raum (Scientific Community), bevor sie in die allgemeine Kultur übergehen. Die<br />

Umsetzung geistiger Impulse für das Leben, so das Fazit, bedarf einer strukturierten<br />

Zusammenarbeit gleichstrebender Menschen.<br />

Ein zweiter Beitrag zeigte, beispielhaft am Lebenslauf einer anthroposophischen<br />

Dorfgemeinschaft, wie jeder soziale Organismus durch Sterbeprozesse gehen muss. Er<br />

muss sich von Zeit zu Zeit neu konstituieren, wenn er seine innersten Ziele lebendig<br />

erhalten und eine neue Wirksamkeit entfalten will. Entscheidend ist, wie es um die<br />

Beziehung zur Essenz der Gemeinschaft steht. Das wiederum ist eine Leitungsfrage.<br />

Ein Exkurs in die Lehrerkonferenzen der ersten Waldorfschule führt allerdings zu<br />

einem überraschenden Hinweis. R. Steiner sah keine rektorale Leitung vor, sondern<br />

eine republikanische Struktur, in der die Leitung vom Weisheitswesen der ›Allgemeinen<br />

Menschenkunde‹ übernommen werden sollte. Eine Schwindel erregende Forderung,<br />

die aber beschreibt, was schon in der Griechischen Kultur erklärtes Ziel war: Schaffung<br />

sozialer Formen, die in eine unmittelbare Beziehung zu den impulsierenden Ideen und<br />

Geistwesen treten können (dazu: Christian Meier, Kultur um der Freiheit willen). Auch<br />

in den Grundlagen der Laborschule Bielefeld mit ihrem Aspekt der Zivilisationspädagogik<br />

(Hentig, Die Schule neu denken) kann man einen solchen Hintergrund erkennen.<br />

Ein dritter Beitrag machte auf Polaritäten aufmerksam, die eine innere, eher ätherische<br />

Sphäre des sozialen Organismus berühren. Schon im Blick auf die Statuten der


<strong>Anthroposophischen</strong> <strong>Gesellschaft</strong> zeigen sich polare Richtungen. Einerseits die Hinwendung<br />

zur geistigen Welt in der ›Hochschule‹, andererseits die Einbindung in gesellschaftliche und<br />

finanzielle Strukturen. Auch für das einzelne Mitglied wird ein polares Feld beschrieben. Sein<br />

Eintritt soll über eine Gruppe erfolgen, dann aber ist das Mitglied berechtigt, an allen Veranstaltungen<br />

der <strong>Anthroposophischen</strong> <strong>Gesellschaft</strong> teilzunehmen. Eine noch intimere Polarität<br />

entfaltet sich in der menschlichen Begegnung: ›Ich werde wiedergeboren aus den Gedanken<br />

der anderen Menschen. … Wir finden den Christus nicht, wenn wir egoistisch in uns bleiben<br />

mit unseren Gedanken, sondern nur, wenn wir unsere Gedanken messen mit den Gedanken<br />

anderer Menschen …‹ (R. Steiner, GA 139). Hier wird eine Wechselwirkung beschrieben, in der<br />

unmittelbar Wesen auf Wesen und Kraft auf Kraft wirkt. Hängt unsere Zukunftsfähigkeit von<br />

einer Hellfühligkeit für solche Prozesse ab? In drei Thesen wurde diese Blickrichtung verdichtet:<br />

Ohne Auferstehung in einem anderen Gedankengefüge verwelkt<br />

meine Menschlichkeit.<br />

Ohne dass ein Zweig von außen wahrgenommen wird,<br />

entwickelt er sich nicht.<br />

Ohne dass ich das Zeitschicksal erlebe, verwelkt mein Schicksal.<br />

Ein weiterer Beitrag ging von einer Sichtweise aus, die von Rejo Wilenius, dem ehemaligen<br />

Generalsekretär der finnischen Landesgesellschaft, angeregt wurde. In der frühen Zeit der <strong>Anthroposophischen</strong><br />

<strong>Gesellschaft</strong> wurde ein Vortrag von R. Steiner überwiegend vom Zweigleiter<br />

vorgelesen und höchstens mit einer eigenen Einleitung versehen. Es schien damals wichtig, die<br />

Vorträge vorbehaltlos und in innerer Stille entgegenzunehmen, sodass sich eine Ahnungskraft<br />

entwickeln konnte, die als eine unmittelbare Hinwendung zur geistigen Welt erlebt wurde. In<br />

einer zweiten Phase begann man, die verschiedenen Aussagen Steiners zu vergleichen und durch<br />

ähnliche oder abweichende Stellen zu erweitern und zu ergänzen. In eigener Aktivität arbeitete<br />

man das Thema durch und achtete auf moralische Implikationen, mit denen ein starkes Wir-<br />

Gefühl verbunden war. Das Interesse galt nun dem Werk selbst und erst indirekt der geistigen<br />

Welt. In jüngerer Zeit kann ein weiterer Umgang mit dem Werk R. Steiners beobachtet werden.<br />

Menschen bringen eigene Fragen und Erlebnisse mit und suchen durch die Anthroposophie<br />

ein tieferes Verständnis. Steiners Texte werden dadurch zu Werkzeugen der Klärung und der<br />

weiterführenden Analyse, die im Austausch mit den Anderen gesucht wird.<br />

Diese Situation hat verschiedene Konsequenzen. Im Gegensatz zum Blick auf das Werk ist ein<br />

neuer und unmittelbarer Bezug zur geistigen Wirklichkeit gegeben. Die gemeinsame Arbeit<br />

wird zu einem Forschungsgespräch, das in der Lage ist, die Grenze zwischen Gedankenbildung<br />

und erfahrener Wirklichkeit zu überschreiten. Ein solches <strong>Gespräch</strong> kann jedoch nicht gewohnheitsmäßig<br />

fortgesetzt werden, sondern muss immer wieder neu konstituiert und auf bestimmte<br />

Fragen hin verabredet werden. Zudem löst sich das Wir der gemeinsamen moralischen Rekapitulationen<br />

auf, zugunsten der immer wieder einmaligen Erfahrung, im gegenseitigen Austausch<br />

an einer Art geistigen Öffnung Anteil gehabt zu haben. – Wie können soziale Prozesse aussehen,<br />

die es vermögen, die Chance einer solchen Situation zur Entfaltung zu bringen? |


A n n a - K a t h a r i n a d e h m e lt<br />

Zur Zusammenarbeit<br />

zwischen Kollegium und Zweigen<br />

im Arbeitszentrum<br />

Die Konferenz, in der Zweige und Kollegium sich über Aufgaben<br />

und Initiativen innerhalb des Arbeitszentrums abstimmen, wurde in<br />

den letzten Jahren nur noch von wenigen Menschen besucht. Deshalb<br />

haben wir im Herbst 2008 die Gestaltung und Zusammenarbeit in<br />

der Konferenz selbst zum Thema gemacht. Das wurde gerne aufgenommen,<br />

jedenfalls waren die drei letzten Konferenzen gut besucht<br />

und es fanden intensive <strong>Gespräch</strong>e statt. Sie begannen damit, dass<br />

das Kollegium deutlich in Frage gestellt wurde.<br />

Das zeigte sich zunächst in scharfer Kritik an der Mitarbeit von<br />

Sebastian Gronbach im Kollegium. Wir haben klar gestellt, dass<br />

Sebastian Gronbach keinerlei besondere Funktionen für das<br />

Arbeitszentrum übernommen hat, insbesondere nicht in der Öffentlichkeitsarbeit<br />

oder als Sprecher des Kollegiums. Seine Beiträge<br />

im Internet, seit einigen Monaten unter MissionMensch.blogspot.<br />

com, sind private Äußerungen und stoßen auch im Kollegium nicht<br />

durchweg auf Zustimmung. Insgesamt aber wurde vom Kollegium<br />

die Zusammenarbeit mit Sebastian Gronbach als uneingeschränkt<br />

positiv, durch seinen offenen Blick ins Zeitgeschehen als anregend<br />

und in inhaltlichen Fragen als konstruktiv beschrieben. Darüber<br />

hinaus wurde in diesen Berichten spürbar, eine wie gute und<br />

fruchtbare Arbeitsatmosphäre im Kollegium insgesamt herrscht.<br />

Jedoch wird dieses Kollegium von manchen Vertretern der Zweige<br />

als wenig repräsentativ für das Arbeitszentrum als Ganzes erlebt.<br />

Von Cliquenbildung war die Rede, und davon, dass die starke<br />

Ausrichtung auf das Wirken in die Öffentlichkeit eine eigene, sich<br />

vom Leben im Arbeitszentrum loslösende Dynamik gewonnen<br />

habe. Außerdem fühlen sich manche Zweige in ihrer Arbeit vom<br />

Kollegium nicht richtig wahrgenommen.<br />

Nun haben wir in der letzten Konferenz verschiedene Aspekte<br />

für die Weiterarbeit ins Auge gefasst. Das Kollegium hat sich in<br />

den letzten Jahren in seiner Zusammensetzung verändert. Das<br />

hat zu einer Konstellation geführt, die von allen Beteiligten gerne<br />

fortgesetzt wird. Um zu einer repräsentativeren Besetzung zu<br />

kommen, sind wir aber auch zu einer Umbildung bereit. In den<br />

im Jahre 2002 verabschiedeten ‚Richtlinien des Arbeitszentrums<br />

Nordrhein-Westfalen’ heißt es dazu: „Zur Neu- und Umbildung<br />

können personelle Vorschläge von allen Mitgliedern des Arbeitszentrums<br />

an das Kollegium gegeben werden. Aus diesen Vorschlägen<br />

wird der Mitgliederversammlung durch das Kollegium eine neue<br />

Zusammensetzung zur Bestätigung vorgeschlagen.“ Außerdem<br />

haben wir die in der Konferenz anwesenden Persönlichkeiten eingeladen,<br />

gastweise an den Sitzungen des Kollegiums teilzunehmen,<br />

um die Arbeit von innen zu erleben. Und drittens sollen in den<br />

nächsten Konferenzen die Arbeitsvorhaben der Zweige deutlicher<br />

in Erscheinung treten, und auch über die Besetzung des Kollegiums<br />

und die Erwartungen an seine Repräsentanz wollen wir uns<br />

weiter verständigen.<br />

Die Teilnehmer der letzten Konferenz verabschiedeten sich in der<br />

Hoffnung, die Zusammenarbeit zwischen den Zweigen und dem<br />

Kollegium künftig fruchtbarer zu gestalten und über die Probleme<br />

offen im <strong>Gespräch</strong> zu bleiben. |<br />

m i c h a e l S c h m o c k<br />

Bundesverdienstkreuz für<br />

Dorle Durban aus Alfter<br />

Am 6. November 2008 hat der Bundespräsident Dorle Durban aus<br />

Alfter mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik<br />

Deutschland ausgezeichnet.<br />

Im März 2009 hatte ich Gelegenheit, Frau Durban zu besuchen.<br />

Ich lernte eine Frau kennen, die sich ein Leben lang, weitgehend<br />

ehrenamtlich, für psychisch kranke Menschen eingesetzt hat. Ihr<br />

Schicksal führte sie durch einen kranken Sohn zu dieser Aufgabe.<br />

Gemeinsam mit zwei Mitarbeiterinnen bietet sie anderen betroffenen<br />

Familien Unterstützung, Beratung und Hilfe an. Sie vermittelt<br />

Kontakt zu Ärzten, Behörden und leistet seelische Unterstützung.<br />

Mit dem Verein ›Hilfe für psychisch Kranke e.V. Bonn/Rhein-Sieg‹<br />

organisiert sie regelmäßig Vorträge und <strong>Gespräch</strong>e.<br />

Frau Durban wurde am 29. Juni 1928 in Chemnitz geboren.<br />

Nach mehreren Versuchen, die DDR zu verlassen, wird 1961 der<br />

Ausreiseantrag genehmigt. Sie zieht mit ihrem Mann und zwei<br />

Kindern nach Norddeutschland, wo sie zunächst in einer<br />

Schuhfabrik eine Stelle erhalten. Das Engagement ihres<br />

Mannes für das Theater führt die Familie dann<br />

nach Celle, später an den Bodensee. In den 80er<br />

Jahren beginnt sie ihre Mitarbeit im Sekretariat der<br />

Alanus Hochschule in Alfter. Dort erlebt Frau Durban<br />

die wechselnden Geschäftsführer von Herrn von Grumbkow<br />

über Herrn Kühn und Herrn Engelsmann. Der Kontakt zur Anthroposophie<br />

entsteht. Ein <strong>Gespräch</strong> mit Herrn von Bleichert auf<br />

der Mucherwiese öffnet den Blick. – Was bedeutet ein Schicksal<br />

mit einer lebenslangen Behinderung?<br />

Dorle Durban hat viele Jahre den Johannes-Zweig in Alfter besucht<br />

und dort ihre Fragen vertieft. Von Seiten des Arbeitszentrums<br />

wünschen wir ihr noch viele weitere Jahre eines erfüllten Lebens,<br />

an dem ich durch das Abendgespräch ein wenig teilhaben konnte.<br />

Herzlichen Dank dafür. |


dörte Abilgaard<br />

Neugierig sein und neugierig machen<br />

Die Anthroposophische <strong>Gesellschaft</strong> in NRW hat eine Vorstandsassistenz<br />

im Bereich Öffentlichkeitsarbeit bekommen. Dörte Abilgaard<br />

stellt sich vor.<br />

›Ich habe nicht einmal den Besuch einer Waldorfschule im Lebenslauf.<br />

Und trotzdem haben Sie mich zum Vorstellungsgespräch<br />

eingeladen.‹ Mit diesen Worten begann ein fruchtbares <strong>Gespräch</strong><br />

mit Michael Schmock, das nach Weiteren mit Mitgliedern des<br />

Kollegiums der <strong>Anthroposophischen</strong> <strong>Gesellschaft</strong> schließlich darin<br />

mündete, dass ich seit dem 1. Juni 2009 die 10-Stunden-Stelle der<br />

Öffentlichkeitsarbeit in Bochum besetze.<br />

Geboren 1977 in Darmstadt, kam ich 1996 zum Studium der<br />

Film- und Fernsehwissenschaften, Pädagogik und Sozialpsychologie<br />

nach Bochum. Für ein Jahr studierte ich in Utrecht, wo ich<br />

neben dem Studium am Theater a/d Werf mitarbeitete. Auch in<br />

Bochum arbeitete ich unter anderem am Prinzregenttheater, auf<br />

Großveranstaltungen als Eventassistenz, jobbte in der Küche der<br />

Speisekammer, beim (Kurz)Film oder beim Optiker. Nach meinem<br />

Abschluss des Studiums machte ich eine Fortbildung zur Regieassistentin<br />

in Köln, war in Füssen im Allgäu als Stagemanagerin<br />

beim Musical Ludwig² tätig und kam 2005 wieder nach Bochum,<br />

um dort in der Event- und Künstleragentur DACAPO zu arbeiten.<br />

Neben der Arbeit für die Anthroposophische <strong>Gesellschaft</strong> nehme<br />

ich an einer Fortbildung zur Mediatorin teil und tanze und unterrichte<br />

Lindy Hop, den Tanz aus den 30er Jahren zur Swingmusik.<br />

Kreativ und vielseitig geprägt ist mein Lebens- und Berufsumfeld<br />

bisher. Immer sind der Kontakt mit Menschen und die Auseinandersetzung<br />

mit Einstellungen, Meinungen sowie der wertfreie und<br />

verbindende Umgang mit verschiedenen Standpunkten maßgeblich.<br />

Doch welche Erfahrungen hat die neue Vorstandsassistentin im<br />

Bereich Öffentlichkeitsarbeit der <strong>Anthroposophischen</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />

in NRW nun mit Anthroposophie? – Als Schülerin klang die<br />

Waldorfschule wie eine Verheißung für mich, denn dort, so hörte<br />

ich, spielten die SchülerInnen Theater. Leider lag die Waldorfschule<br />

in Darmstadt am anderen Ende der Stadt und so blieb für mich die<br />

Theater-AG an der Staatschule, mit der Rolle der Souffleuse. Im<br />

Studium begegneten mir immer wieder ehemalige Waldorfschüler,<br />

die ich als offene, mutige, selbstbewusste Menschen erlebt habe.<br />

Die Neugierde auf persönliche Eindrücke war wieder geweckt<br />

und ich besuchte Jahresarbeiten und Klassenspiele von Kindern<br />

meiner Bekannten.<br />

Mitte letzten Jahres wählte ich als Patientin das Gemeinschaftskrankenhaus<br />

Herdecke. Mit rheumatischen Beschwerden wollte<br />

ich mich nicht der reinen Schulmedizin verschreiben und so<br />

erfuhr ich sehr praktisch und direkt, wie sich Anthroposophie in<br />

der Anwendung gestaltet. Würde es hier um ein Produkt gehen,<br />

so hätten Sie in mir eine überzeugte Endkundin. Persönlich habe<br />

ich eine positive Grundhaltung der Anthroposophie gegenüber.<br />

Mit neugierigem, ungetrübten Blick nähere ich mich den Ideen<br />

und Lehren, begegne den Menschen, die Anthroposophie gestalten<br />

und leben, ohne dabei meinen Standpunkt, der außerhalb<br />

der <strong>Anthroposophischen</strong> <strong>Gesellschaft</strong> liegt, zu verleugnen. Ich<br />

bin neugierig auf die Erfahrungen und Begegnungen, die ich auf<br />

meiner Entdeckungsreise ›Anthroposophie‹ machen werde und<br />

ich möchte gerne das direkte und weitere Umfeld der <strong>Anthroposophischen</strong><br />

<strong>Gesellschaft</strong> neugierig machen auf die reichhaltige Arbeit,<br />

die im und um das Kulturhaus OSKAR und das Arbeitszentrum<br />

in Bochum geleistet wird. Seien Sie mit mir gespannt. |<br />

impressum<br />

redaktion und grafik Alexander Schaumann<br />

layout, textgestaltung Philipp Tok, Benjamin Kolass<br />

herausgeber Anthroposophische <strong>Gesellschaft</strong> in NRW<br />

Oskar-Hoffmann-Str. 25, 44789 Bochum<br />

tel 0234 33367 30, fax 0234 33367 45<br />

www.anthroposophie-nrw.de


m i c h a e l S c h m o c k zu den aktuellen Vorgängen im Arbeitszentrum Kurzberichte<br />

Liebe Leser ein lebendiges Organ entwickelt sich! Seit drei Jahren<br />

erreicht Sie unser Mitteilungsblatt in einer Gestalt, die mit jeder<br />

Ausgabe neu gegriffen wird. Die Farbe der Gestaltung wanderte von<br />

Gelb über Rot und Violett nun zu Blau und damit wandelte sich<br />

auch die Geste. Mit dieser Ausgabe unternehmen wir einen neuen<br />

Schritt. In Benjamin Kolass und Phillip Tok haben wir die zwei<br />

jungen Macher von ›projekt.zeitung‹ gefunden, die sich dem Layout<br />

und der Textgestalt angenommen haben. Damit nicht genug. Sie<br />

fragten sich: worum geht es in diesem Blatt? Ihre Antwort lautete:<br />

um MOTIVE aus der anthroposophischen Arbeit in NRW. Warum<br />

sollen wir unserem Blatt nicht diesen Namen geben und damit ein<br />

neues Gesicht? Wir hoffen, dass es auf diese Weise noch lebendiger<br />

zur anthroposophischen Arbeit in unserer Region beizutragen vermag<br />

und freuen uns auf ein lebhaftes Echo. Die Redaktion<br />

Ergänzungen im Kollegium Wir haben vor einiger Zeit Bärbel<br />

Gettys (Schloss Hamborn), Dr. Sabine Goos (Herdecke) und Tom<br />

Tritschel (Bochum) um ihre Mitwirkung gebeten. Das wurde auf<br />

der letzten Jahresversammlung von den anwesenden Mitgliedern<br />

bestätigt. Nun gibt es eine weitere Ergänzung. Gerhard Stocker vom<br />

Institut für Waldorfpädagogik in Witten-Annen nahm zunächst<br />

als Gast an den Sitzungen teil. Wir möchten ihn in der nächsten<br />

Jahresversammlung zur Bestätigung vorschlagen. Insgesamt sind<br />

dann 15 Personen an der Kollegiumsarbeit beteiligt.<br />

Jahresthema und Jahresversammlung Wie können wir gegenwärtig<br />

anthroposophische <strong>Gesellschaft</strong>sbildung verstehen und leben? – Das<br />

Jahresthema der Studienarbeit im Kollegium (siehe den Beitrag<br />

›Anthroposophische <strong>Gesellschaft</strong> – wozu?‹ von Michael Jaeger,<br />

in dieser Ausgabe) wird auch in die Jahresversammlung einfließen.<br />

Wir haben dazu zwei Gäste eingeladen: Ramon Brühl und Hartwig<br />

Schiller (siehe die Einladung als Beilage in diesem Heft).<br />

Die Konferenzen des Arbeitszentrums Am 7. März fand die Konferenz<br />

des Arbeitszentrums mit den Zweigvertretern statt. Ausgehend von<br />

der Frage nach den Aufgaben unseres Arbeitszentrums, entstand<br />

eine lebhafte Diskussion über die Zusammenarbeit mit Sebastian<br />

Gronbach (siehe den Beitrag ›Zur Zusammenarbeit zwischen<br />

Kollegium und Zweigen‹ von Anna-Katharina Dehmelt in diesem<br />

Heft). In einer weiteren ›Sonderkonferenz‹ am 27. Juni mündete<br />

das <strong>Gespräch</strong> in die Frage nach der Bildung und ›Repräsentanz‹<br />

des Kollegiums. Im Herbst folgen weitere <strong>Gespräch</strong>e.<br />

Thementag ›Weltwirtschaftskrise und soziale Verantwortung‹<br />

Unter dem provokativen Titel ›Wie wird das Geld gesund?‹<br />

fand am 4. April in der GLS Gemeinschaftsbank der Thementag<br />

des Arbeitszentrums statt. Thomas Jorberg, Vorstand der GLS<br />

Bank, beschrieb die gegenwärtige Bankenkrise und die damit<br />

verbundenen Aufgabenstellungen. Udo Herrmannstorfer sprach<br />

insbesondere über die verschiedenen Qualitäten des Geldes<br />

im Kaufen, Leihen und Schenken. Die heutige Aufgabe eines<br />

assoziativen Wirtschaftens war Gegenstand einer ausführlichen<br />

Abschlussrunde. Der Thementag war mit ca. 100 Menschen gut<br />

besucht und angesichts der gegenwärtigen Finanzkrise für alle<br />

Beteiligten sehr anregend und aufschlussreich. Im Herbst 2009 folgt<br />

am 6. bis 7. November der Thementag zur Forschung und Praxis<br />

im Umgang mit Karmafragen. (siehe Einladung in diesem Heft)<br />

Die Studientage im Arbeitszentrum Die Reihe von 9 Studientagen<br />

wurde im September 2008 begonnen und im Juni dieses Jahres<br />

abgeschlossen. Am 6. Juni 2009 war Martin Kollewijn aus Berlin<br />

nach Bochum ins Kulturhaus OSKAR eingeladen. Mit dem Thema<br />

›Kulturentwicklung und Menschheitsziele‹ bildete er den Abschluss<br />

der Studientage zu Kernthemen der Anthroposophie. Neben ihm<br />

waren Florian Roder, Mechthild Oltmann, Wolf-Ulrich Klünker,<br />

Carla van Dijk, Alexander Schaumann, Michael Schmock, Anna-<br />

Katharina Dehmelt, Friedrich Glasel als Dozenten beteiligt. Bis zu<br />

60 Teilnehmer kamen jeweils zu den Vorträgen, etwa 20 vertieften<br />

die Themen in Arbeitsgruppen am nächsten Tag. Insbesondere hat<br />

uns gefreut, dass viele Menschen aus dem Umfeld der Institutionen<br />

die Möglichkeit wahrgenommen haben, sich vertiefend mit der<br />

Anthroposophie zu beschäftigen. Der Abschluss dieser Reihe ist<br />

Beginn einer nächsten. Termine für Herbst 2009 sind bereits reserviert.<br />

Zum Thema Öffentlichkeitsarbeit Seit zwei Jahren arbeiten wir<br />

an einem Konzept, wie die Anthroposophische <strong>Gesellschaft</strong> in<br />

NRW sinnvoll mit dem Thema Öffentlichkeitsarbeit umgehen<br />

kann. Dabei geht es vor allem um eine lebendige <strong>Gespräch</strong>skultur<br />

zwischen Menschen in der <strong>Gesellschaft</strong> mit Menschen im<br />

öffentlichen Umfeld. Wie können unsere Anliegen und Themen so<br />

kommuniziert werden, dass wir in einen beide Seiten anregenden<br />

Dialog treten? Welche Sprache ist dafür wichtig? Wie können<br />

unsere Medien entsprechend gestaltet werden? Welches sind die<br />

Kernthemen und Aufgaben der <strong>Anthroposophischen</strong> <strong>Gesellschaft</strong>,<br />

die ins <strong>Gespräch</strong> gebracht werden können? Wir haben im Frühjahr<br />

eine Ausschreibung für eine viertel Stelle (10 Stunden pro Woche)<br />

veröffentlicht, es haben sich ca. 20 Personen beworben. Wir haben<br />

mit sechs Bewerbern eingehende <strong>Gespräch</strong>e geführt und uns dann<br />

für eine junge Frau entschieden, von der wir den Eindruck haben,<br />

dass sie durch ihre Ausbildung, aber auch durch ihre einfühlsame<br />

Art und ihre Kommunikationsbegabung sehr geeignet ist. Frau<br />

Dörte Abilgaard stellt sich Ihnen in diesen Mitteilungen vor. Wir<br />

werden sie auch auf der Jahresversammlung kennen lernen.<br />

Anthroposophische Jugendinitiativen Die Frage, in welcher<br />

Form jüngere Menschen einen Zugang zur Anthroposophie und<br />

zur <strong>Anthroposophischen</strong> <strong>Gesellschaft</strong> bekommen können, gewinnt<br />

zunehmend an Bedeutung. Im Arbeitszentrum haben wir im März<br />

vergangenen Jahres ein Montagsforum veranstaltet, in dem sich<br />

mehrere junge Menschen mit ihren Initiativen vorgestellt haben.<br />

Im Zusammenhang mit der Landesgesellschaft entstanden weitere<br />

Kontakte. Am 30. und 31. Oktober wird in Zusammenarbeit mit<br />

der Landesgesellschaft und der GLS Treuhand (Zukunftsstiftung<br />

Soziales Leben) ein Jugendkolloquium in Bochum stattfinden, zu<br />

dem viele jüngere Menschen aus dem anthroposophischen Umfeld<br />

eingeladen sind. Auch ältere Interessenten erhalten eine Einladung<br />

im Sekretariat des Arbeitszentrums. Ein konkreter Handlungsbedarf<br />

besteht auch im Bezug auf eine Absprache zur Mitgliedschaft<br />

von jüngeren Menschen in der <strong>Anthroposophischen</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />

einen geringeren ›Jugendbeitrag‹ betreffend. Wir werden uns<br />

auch darüber in der Jahresversammlung des Arbeitszentrums im<br />

September verständigen. Schön wäre es, wenn wir an dieser Stelle<br />

ein deutliches Signal setzen könnten.<br />

Hochschultag 2010 Erneut hat sich eine Gruppe von Mitgliedern<br />

der Lektorenschaft und Mitgliedern des Arbeitskollegiums in<br />

Nordrhein-Westfalen zusammengefunden, um einen Hochschultag<br />

vorzubereiten. Dieser dritte Hochschultag wird stattfinden am<br />

Samstag, den 10. April 2010. Er richtet sich an Mitglieder der Freien<br />

Hochschule für Geisteswissenschaft. Einzelheiten und Einladungen<br />

erhalten Sie mit dem nächsten Heft der MOTIVE.

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