[Teil 3] Hörversuch - Erich-Thienhaus-Institut - Hochschule für Musik ...
[Teil 3] Hörversuch - Erich-Thienhaus-Institut - Hochschule für Musik ...
[Teil 3] Hörversuch - Erich-Thienhaus-Institut - Hochschule für Musik ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Diplomarbeit<br />
„Untersuchung<br />
zur<br />
Wahrnehmbarkeit von Dynamikeinengungen“<br />
vorgelegt von<br />
Henning Birkenhake und Christian Struck<br />
Betreuer:<br />
Prof. Thomas Görne<br />
<strong>Erich</strong>–<strong>Thienhaus</strong>–<strong>Institut</strong>, Detmold
Ich, HENNING BIRKENHAKE (Student der <strong>Musik</strong>übertragung am<br />
3<br />
Detmold, den 28.07.2006<br />
<strong>Erich</strong>–<strong>Thienhaus</strong>–<strong>Institut</strong>, <strong>Hochschule</strong> <strong>für</strong> <strong>Musik</strong> Detmold, Matrikelnummer 7330),<br />
versichere an Eides statt, dass ich die vorliegende Diplomarbeit (Einleitung, Kapitel 1.3.<br />
„Dynamik in der Tonstudiotechnik“, Kapitel 1.4. „Bearbeitung von Dynamik:<br />
Kompression/Begrenzung“, <strong>Teil</strong> 3 „<strong>Hörversuch</strong>: Testaufbau, Auswertung“, Kapitel 4.2.<br />
„Persönliches Schlusswort“) selbstständig verfasst und keine anderen als die angegebenen<br />
Hilfsmittel verwendet habe.<br />
Die Arbeit wurde in dieser oder ähnlicher Form noch keiner Prüfungskommission vorgelegt.<br />
Henning Birkenhake<br />
Ich, CHRISTIAN STRUCK (Student der <strong>Musik</strong>übertragung am <strong>Erich</strong>–<strong>Thienhaus</strong>–<strong>Institut</strong>,<br />
<strong>Hochschule</strong> <strong>für</strong> <strong>Musik</strong> Detmold, Matrikelnummer 7376), versichere an Eides statt, dass ich<br />
die vorliegende Diplomarbeit (Kapitel 1.1. „Definition von Lautheit in der Historie“, Kapitel<br />
1.2. „Vorteil Lautheitsgewinn?“, <strong>Teil</strong> 2 „<strong>Hörversuch</strong>: Aufnahme, Bearbeitung“, Kapitel 4.1.<br />
„Mögliche Begründung des Testergebnisses“) selbstständig verfasst und keine anderen als die<br />
angegebenen Hilfsmittel verwendet habe.<br />
Die Arbeit wurde in dieser oder ähnlicher Form noch keiner Prüfungskommission vorgelegt.<br />
Christian Struck
Inhaltsverzeichnis<br />
Einleitung.................................................................................................................................. 5<br />
[<strong>Teil</strong> 1] Grundbetrachtung:....................................................................................................... 6<br />
1.1. Definition von Lautheit in der Historie. ..................................................................................6<br />
1.2. Vorteil Lautheitsgewinn? ................................................................................................... 10<br />
1.3. Dynamik in der Tonstudiotechnik ....................................................................................... 11<br />
1.4. Bearbeitung von Dynamik: Kompression / Begrenzung ........................................................... 12<br />
[<strong>Teil</strong> 2] <strong>Hörversuch</strong>: Aufnahme, Bearbeitung........................................................................ 21<br />
2.1. Klangbeispiele ................................................................................................................. 21<br />
2.2. Aufnahmeszenarien ........................................................................................................... 22<br />
2.3. Aufzeichnung .................................................................................................................. 28<br />
2.4. Bearbeitung des Audiomaterials .......................................................................................... 29<br />
2.5. Messtechnik .................................................................................................................... 32<br />
2.6. Bearbeitungsdurchführung .................................................................................................. 43<br />
[<strong>Teil</strong> 3] <strong>Hörversuch</strong>: Testaufbau, Auswertung........................................................................ 48<br />
3.1. Ziel- /Hörergruppen .......................................................................................................... 48<br />
3.2. Fragebogen ..................................................................................................................... 48<br />
3.3. Auswertung Fragebogen .................................................................................................... 51<br />
3.4. Ergebnisbetrachtung .......................................................................................................... 67<br />
[<strong>Teil</strong> 4] Schlussteil: ................................................................................................................. 70<br />
4.1. Mögliche Begründung des Testergebnisses ............................................................................ 70<br />
4.2. Persönliches Schlusswort. .................................................................................................. 74<br />
Appendix.................................................................................................................................. 77<br />
Anlage A: Fragebogen ............................................................................................................. 77<br />
Anlage B: Fragebogen Referenztester .......................................................................................... 80<br />
Anlage C: Fragebogen-Zufallsverteilung ..................................................................................... 82<br />
Anlage D: Auswertung Referenztester ......................................................................................... 87<br />
Literaturverzeichnis ................................................................................................................. 90<br />
Bildnachweis ........................................................................................................................... 91<br />
4
Einleitung<br />
Dient die Summenkompression eines <strong>Musik</strong>signals als Klang verbessernde Maßnahme? Ist der<br />
Verlust von Dynamik im Interesse des Hörers ein Vorteil?<br />
Darf man klassische <strong>Musik</strong> komprimieren? Ist Dynamikkompression hörbar?<br />
In der Fachliteratur sind bis auf einige Ausnahmen, wenige Untersuchungen zu finden, die sich mit<br />
der Wahrnehmung von Dynamikkompression beschäftigen. Vielmehr beschränkt sich die Vielzahl<br />
von Autoren darauf praktische Tipps zu geben um möglichst effektiv komprimieren. Die Fragen<br />
des „Warum?“ und „Wozu?“, anders gesagt die Beschäftigung mit der <strong>Musik</strong> und der<br />
Beschaffenheit von Signalen, tritt mitunter in den Hintergrund. Als besonders störend wurde es<br />
unsererseits empfunden festzustellen, dass Summenkompression als mysteriös, Hersteller von<br />
Summenkompressoren als Hüter von Geheimnissen gesehen werden, die ihre besonderen<br />
Algorithmen zur Detektion von Pegelspitzen nicht offen legen.<br />
Allgemein lässt sich bemerken: Kompression ist ein Mittel zur Bearbeitung von Signalen, das durch<br />
Werbetrailer, Kino, Rundfunk, Internet usw. in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat.<br />
Die Begründung warum wir unsere Diplomarbeit diesem Thema gewidmet haben ist nicht nur unter<br />
tonmeisterlichen Gesichtspunkten, sondern auch aus einem kulturell-soziologischen Blickwinkel zu<br />
ersehen. Dauerbeschallung in Einkaufspassagen, Discotheken oder in Kinozentren zur<br />
Übermittlung von Werbebotschaften oder als Suggestion von Qualität, prägten gezwungenermaßen<br />
das Konsumverhalten des durchschnittlichen <strong>Musik</strong>hörers.<br />
Ist der bewusste <strong>Musik</strong>konsum in der heutigen Zeit nur eine Ausnahmeerscheinung?<br />
Es steht zur Diskussion, wie sich der allgemeine Hörer in der beschriebenen medialen Gegenwart,<br />
angesichts der Konfrontation mit unterschiedlich komprimierten Beispielen derselben <strong>Musik</strong><br />
verschiedener Genres, verhält. Wird ein Dynamikverlust von mehr als 18 dB, also eine<br />
Verringerung der Amplitudenverhältnisse von fast 90% beachtet?<br />
Warum wird Dynamikkompression von Produzierenden im U-<strong>Musik</strong>- und Filmbereich allgemein<br />
als klangverbessernde, in der E - <strong>Musik</strong> eher als klangverschlechternde Maßnahme betrachtet und<br />
inwieweit ist das in einem <strong>Hörversuch</strong> belegbar?<br />
Auf dem Weg zu diesem Ergebnis betrachten wir die Themengebiete Lautheit, Kompression und<br />
Limiting und beschreiben eine gezielte Produktion von <strong>Musik</strong>beispielen und deren<br />
Dynamikbearbeitung.<br />
5
[<strong>Teil</strong> 1] Grundbetrachtung:<br />
1.1. Definition von Lautheit in der Historie.<br />
Das Verständnis des Begriffs Lautheit setzt eine Beschäftigung mit der Forschung des 20 Jh. auf<br />
diesem Gebiet voraus. Die nachfolgende Zusammenstellung soll die wichtigsten Fortschritte auf<br />
dem Gebiet der Lautheitsforschung aufzeigen. ( Auswahl nach E. Bruce Goldstein, 2002: 374ff)<br />
„Loudness is a psychological term to describe the magnitude of an auditory sensation“ (H.<br />
Fletcher & W.A. Munson, 1933: 84)<br />
Erste ernstzunehmende Untersuchungen auf dem Gebiet der Lautheitsforschung gehen auf Harvey<br />
Fletcher und W.A. Munson zurück und datieren aus dem Jahr 1933. Frühere Versuche aus dem Jahr<br />
1921, Lautheit messtechnisch in Dezibel zu erfassen, scheiterten.<br />
Nach ihrer Auffassung ist Lautheit das Ergebnis des Einwirkens eines Schallereignisses mit der<br />
Intensität J auf das menschliche Ohr unter Berücksichtigung der besonderen physikalischen<br />
Beschaffenheit, sowie der physischen und psychischen Zustände des Hörers.<br />
Lautheit ist somit eine nicht objektiv bewertbare Größe.<br />
Ebenso wie Lautheit ist auch Lautstärke eine psychoakustische Größe, die nicht direkt messbar ist.<br />
Im weiteren werden die Begriffe Lautheit und Lautstärke gleich gesetzt.<br />
Eine physikalische, messbare Größe ist der Schalldruckpegel, der in Dezibel angegeben wird.1 Die<br />
Dezibel-Skala ist logarithmisch angelegt, um die großen Amplitudenverhältnisse, die der Mensch<br />
hören kann, auf ein überschaubares Maß zu reduzieren. Der wahrnehmbare Amplitudenbereich des<br />
menschlichen Gehörs geht von ca. 2*10 -5 Pa bis 2*10 2 Pa, was Druckereignissen von 20 _Pa bis<br />
200 Pa entspricht.<br />
Der Schalldruckpegel Lp ist das logarithmische Maß des Verhältnisses zwischen gemessenem<br />
Schalldruck p und einem Bezugsschalldruck p 0 (p 0 = 2*10 -5 Pa) und wird durch folgende Beziehung<br />
definiert:<br />
Lp = 20 log (p/p 0) [dB]<br />
Pascal (Pa) ist die Druckeinheit des SI. Es gilt: 1 Pa=1N/m2.<br />
Beim Bezugsschalldruck p 0 ist ein 1000-Hertz-Ton gerade wahrnehmbar; p0 kennzeichnet somit<br />
die Hörschwelle. Eine Verdopplung des Schalldrucks erhöht den Schalldruckpegel um 6,02 dB.<br />
Vor diesem Hintergrund und basierend auf Untersuchungen aus den Jahren 1924 und 1925 durch<br />
J.C. Steinberg und Harvey Fletcher, entwickelten Fletcher und Munson die Kurven gleicher<br />
Lautstärke <strong>für</strong> Einzeltöne im Freifeld. (H. Fletcher & W.A. Munson, 1933)<br />
1 Die Einheit Dezibel ist nach Graham Bell benannt.<br />
6
Abb. 1 Kurven gleicher Lautstärke<br />
Die Kurven gleicher Lautstärke (s. Abb. 1) geben in Abhängigkeit von der Frequenz den<br />
Schalldruckpegel Lp an, der die jeweils gleiche Lautstärkeempfindung hervorruft. Das menschliche<br />
Ohr benötigt bei tiefen Frequenzen einen wesentlichen höheren Schalldruckpegel um eine<br />
Lautstärke zu empfinden, die der des Bezugstons von 1000 Hz entspricht. Um diese<br />
frequenzabhängige Empfindlichkeit des Ohres auszugleichen wird der Schalldruckpegel oft mit<br />
einem Bewertungsfilter gewichtet. Hierzu wird häufig die in DIN 45 633 (s. Abb. 2) festgehaltene<br />
A-Bewertung verwendet:<br />
Bei der messtechnischen Beurteilung eines Geräusches wird zunächst der Schalldruckpegel in den<br />
einzelnen Frequenzbändern (Terzbändern) ermittelt. Jeder dB-Wert dieses Terzpegelspektrums<br />
wird dann mit einem festgelegten Wert aus der A-Bewertungsfunktion verrechnet, deren Form der<br />
inversen Hörschwellenkurve ähnelt. (Andere Bewertungskurven, wie die B- oder C-Bewertung,<br />
werden nur noch selten angewendet.)<br />
Abb. 2 A-Bewertungskurve<br />
7
„Die Schar der Kurven gleicher Lautstärke bei reinen Tönen zeigt die komplexen Beziehungen<br />
zwischen Frequenz, physikalisch gemessener Lautstärke und der subjektiv wahrgenommenen<br />
Lautheit“. (Goldstein, 2002: 383)<br />
Heinrich Barkhausen (1881-1956) entwickelte in diesem Zusammenhang 1926/27 eine neue<br />
Einheit, welche die Eigenheiten der Lautstärkewahrnehmung berücksichtigen sollte, das Phon. Er<br />
ging dabei ähnlich vor wie Fletcher und Munson bei der Entwicklung ihrer Kurven gleicher<br />
Lautstärke und ließ Testpersonen die Lautstärke von Sinustönen verschiedener Frequenzen<br />
beurteilen. Über Telefonhörer wurde den Probanden auf dem einen Ohr der zu beurteilende<br />
Testton eingespielt, auf dem anderen Ohr hörten sie den 1000 Hz Referenzton. Dann wurde die<br />
Lautstärke des Testtons so lange verändert, bis beide Töne als gleich laut empfunden wurden.<br />
Anhand der Kurven gleicher Lautstärke lässt sich der Lautstärkepegel in phon anschaulich<br />
erklären. Jede der Kurven hat einen einheitlichen Lautstärkepegel mit dem gleichen Phon-Wert.<br />
Die Bezugsgröße ist erneut 1000 Hz. Per Definition ist der Schalldruckpegel (in dB) hier gleich<br />
dem Lautstärkepegel (in phon).<br />
Eine Verdopplung des Schalldrucks erhöht also bei 1000 Hz ebenfalls den Lautstärkepegel um 6,02<br />
dB.<br />
Stanley Smith Stevens (1906-1973) ließ bei der Entwicklung einer Lautheitsskala die Testtöne<br />
von den Testpersonen nach den Methoden der Größenschätzung und Größenherstellung direkt<br />
skalieren 2 (bei Barkhausen bzw. Fletcher&Munson bestand die psychophysische Aufgabe der<br />
Testperson im Vergleich zweier Einzeltöne). Stevens führte als Maßeinheit <strong>für</strong> die Lautheit das<br />
sone ein.<br />
Abb. 3 Lautheit 1000-Hz-Ton in Sone<br />
2 Eine psychophysische Methode, die auf den Forschungsergebnissen von Stevens basiert (Stevens 1957, 1961,<br />
1962). Hierbei werden dem Probanden Reize dargeboten, die sich in einem oder mehreren Merkmalen abgestuft<br />
unterscheiden, wobei er die dabei entstehenden Wahrnehmungen direkt nach der subjektiv wahrgenommen Größe<br />
mit Hilfe von Zahlen einschätzt.<br />
8
Per Definition hat der Bezugston von 1000 Hz mit einem Schalldruckpegel von 40 dB die<br />
Lautheit 1 sone. (s. Abb. 3) Es zeigte sich, dass <strong>für</strong> Pegel mit Lp>40 dB eine Beziehung zwischen<br />
der Lautheit in sone und dem Schalldruckpegel in dB besteht, die durch eine Potenzfunktion<br />
beschrieben werden kann (Stevens 1956):<br />
N [sone]= k*Lp 0.6<br />
Nach Stevens stellt sich eine Verdopplung der Lautheit – also eine doppelt starke Wahrnehmung –<br />
bei einer Pegelzunahme von 10 dB ein.<br />
Bei der Entwicklung der Phon- und Sone-Einheiten wurde mit Messungen von reinen Tönen<br />
gearbeitet.<br />
Eine direkte Übertragung auf Tongemische und Geräusche ist nicht möglich, denn im Gegensatz zu<br />
reinen Sinus-Tönen sind Tongemische und Geräusche komplexe Klänge und bestehen aus vielen<br />
Frequenzen, die kein statisches Signal bilden. Im weiteren Verlauf des 20. Jh. konzentrierte sich die<br />
Forschung deshalb zunehmend darauf die, der Lautheitswahrnehmung zugrunde liegenden,<br />
Hörprozesse besser zu verstehen, um ein adäquates Lautheitsmaß zu erreichen.<br />
Eberhard Zwicker (1924-1990) verbesserte das Lautheitsmaß bei gleichzeitiger Entwicklung eines<br />
Modells der Lautheitswahrnehmung. (Zwicker&Fastl, 1999) Sein Lautheitsmaß ist in die DIN-<br />
Normen aufgenommen. Ausgangsgröße bei der Ermittlung der Lautheit ist, wie beim A-bewerteten<br />
Gesamtschallpegel auch, das Terzpegelspektrum. Daraus wird dann nach dem in DIN 45631<br />
festgelegten Verfahren die Gesamtlautheit berechnet.<br />
Neben der Entwicklung von Modellen zur Lautheitswahrnehmung sind auch die Theorien von<br />
Fletcher&Munson immer wieder Gegenstand der Forschung. Sie wurden untersucht und mit<br />
moderneren Messmethoden nachvollzogen und verfeinert (Robinson&Dadson, 1956;<br />
Fastl&Zwicker, 1987;<br />
Betke&Weber, 1989; Kumagai et al., 1987). Dabei sind zwischen neueren Messungen und den von<br />
Fletcher und Munson festgehaltenen „Kurven gleicher Lautstärke“ zum <strong>Teil</strong> große Unterschiede<br />
festzustellen. Diese sind natürlich einerseits darauf zurückzuführen, dass fortgeschrittenere<br />
Messmethoden auch genauere Ergebnisse liefern. Andererseits erscheinen Abweichungen von bis zu<br />
16 dB viel und sind möglicherweise nicht ausschließlich auf Messfehler oder unterschiedliche<br />
Testmethoden zurückzuführen (die Messungen von Betke differieren bei 100Hz um 16 dB von den<br />
in ISO 226 normierten Kurven).<br />
Eine mögliche Schlussfolgerung wäre, dass sich das menschliche Gehör in seinen<br />
Wahrnehmungsfähigkeiten verändert hat. Schuld daran könnte die alltägliche Lärmbelästigung<br />
sein, die im Laufe des letzten Jahrhunderts angewachsen ist und der wir in immer stärkerem Maße<br />
ausgesetzt sind. Aufgrund mangelnder Beweise muß dies allerdings Spekulation bleiben.<br />
Es ist jedoch festzustellen, dass der Messung von Lautheit in der Lärmforschung und bei der<br />
Lärmbekämpfung zunehmende Bedeutung zukommt.<br />
9
1.2. Vorteil Lautheitsgewinn?<br />
Ein geeignetes Beispiel zur Veranschaulichung von Lautheitsunterschieden begegnet uns jeden Tag<br />
in Funk und Fernsehen. Der Hörer wird von verschiedenen Sendern mit verschieden hohen<br />
Sendelautstärken umworben. Beim Vergleich unterschiedlicher Sender ist festzustellen, dass es zum<br />
<strong>Teil</strong> enorme Unterschiede in der subjektiv empfundenen Grundlautstärke der verschiedenen Kanäle<br />
gibt. Bei der Gestaltung eines Programms lässt sich ein ähnliches Phänomen beobachten: Der<br />
Konsument wird mit gemessenen Pegelsprüngen von bis zu 10 dB konfrontiert, insbesondere an<br />
Übergängen von normalen Dialogen zu komprimierten Werbeblöcken. Zu diesem Ergebnis kommt<br />
eine Untersuchung des IRT (<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Rundfunktechnik) aus dem Jahr 2004. (Spikofski, 2004:<br />
361) Dies entspräche nach Stevens einer Verdopplung der Lautheit.<br />
Besonders private Sender, die ausschließlich von Werbeeinnahmen leben, versuchen durch Lautheit<br />
auf sich aufmerksam zu machen und so die <strong>für</strong> sie entscheidende Einschaltquote zu erreichen. Die<br />
Gründe da<strong>für</strong> könnten in einer positiven Wirkung einer größeren Lautheit auf den Konsumenten<br />
zu finden sein.<br />
Beim schnellen „Zappen“ durch die verschiedenen Sender werden diese Unterschiede sehr wichtig:<br />
Da sich die wenigsten Hörer Zeit bei der Wahl ihres Senders nehmen, erhöht sich die Bedeutung<br />
des klanglich ersten Eindrucks. Gewissermaßen ist so auch im Hörfunk eine Verlagerung der Werte<br />
festzustellen. Das Innere eines Programms (Programmgestaltung, Reportagen, <strong>Musik</strong>auswahl,<br />
Inhalt etc.) tritt immer mehr hinter das Äußere des Senders (Aufmachung, „schneller, lauter,<br />
weiter“) zurück. Es liegt somit im Interesse eines Senders „laut“ genug zu sein, um das Risiko zu<br />
verringern, dass der Hörer den Sender beim „zappen“ überhört oder ihn <strong>für</strong> zu schwach und somit<br />
nicht dauerhaft empfangsstark genug hält. (Katz, 2002: 275 App.)<br />
Auch bei Klangvergleichen ist eine Beeinflussung durch Lautheit denkbar:<br />
Bei Demonstrationen von Hifi-Geräte könnten Lautheitsunterschiede zwischen zwei Probanden<br />
bewusst eingesetzt werden um die objektive Urteilskraft des Kunden zu trüben. Gerät A scheint<br />
dank höherer Vorführlautstärke (und subjektiv größerer Lautheit) überlegen. Der Kunde kauft was<br />
ihm besser gefällt, egal ob das bevorzugte Gerät A auch bei gleicher Lautheit besser klingt als Gerät<br />
B. So könnte aus geschäftlichen Interessen mit der positiven Wirkung von Lautheit gespielt<br />
werden.<br />
Dies legt die Vermutung nahe, dass eine größere Lautheit auch als hochwertiger empfunden wird<br />
und somit qualitativ höher eingestuft wird.<br />
Bei der Beschäftigung mit Hörvergleichen ist diese Annahme zu berücksichtigen. Ein Vergleich<br />
zweier unterschiedlicher Schallereignisse beschäftigt, mit dem Ziel qualitative Aussagen zu treffen<br />
setzt voraus, dass beide Ereignisse subjektiv gleich laut erscheinen. Die Begründung:<br />
Ein als empfundenes Schallereignis könnte präferiert werden. Die Folge wäre eine veränderte<br />
Bewertung der relevanten Testparameter. Alle Hörvergleiche werden deshalb mit Bearbeitungen<br />
gleicher Lautheit durchgeführt.<br />
10
Obwohl es bis zum heutigen Tag keine Untersuchung gibt, die eindeutig belegt, dass eine größere<br />
Lautheit auch tatsächlich als qualitativ besser wahrgenommen wird, scheint diese Vermutung doch<br />
nahe liegend zu sein.<br />
Technisch realisieren lässt eine größere Lautheit (bei gleichzeitig identischem Maximalpegel)<br />
durch den Einsatz von Kompressoren und die Einengung von Dynamik.<br />
1.3. Dynamik in der Tonstudiotechnik<br />
Definition<br />
Dynamik wird in der Tonstudiotechnik als Differenz zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Pegel eines<br />
Klangereignisses definiert (Dickreiter, 1997: 267). Dickreiter unterscheidet zwischen Original-, Programm-,<br />
System-, effektiver System-, und Wiedergabedynamik. Der Begriff Dynamik aus tonstudiotechnischer Sicht<br />
setzt sich von dem der musikalischen Dynamik ab, mit dem „die Stärkegrade, mit denen ein Klang auf einem<br />
<strong>Musik</strong>instrument oder mit der menschlichen Stimme hervorgebracht wird“ (Dickreiter, 1997: 76), gemeint ist.<br />
Die nachfolgenden Betrachtungen setzten die musikalische Dynamik im Begriff des zu übertragenden<br />
„Programms“ mit den Dynamikbezeichnungen der Tonstudiotechnik (s.o.) in Beziehung.<br />
Originaldynamik bezeichnet das Verhältnis des niedrigsten zum höchsten Pegel des tatsächlichen<br />
musikalischen Ereignisses, messbar am Mikrofonausgang.<br />
Der Tonmeister, -ingenieur, -techniker nimmt bei der Produktion eines Klangereignisses<br />
(nachfolgend Programm genannt) die Einengung der Originaldynamik vor.<br />
Systemdynamik bezeichnet die größtmögliche technische Übertragbarkeit eines Programms<br />
eingeschränkt durch die Eigenschaften der verwendeten Geräte im Tonstudio. Die maximale<br />
Systemdynamik definiert sich durch die Differenz der maximal möglichen Aussteuerung 0 dB FS,<br />
Klippgrenze bei Digitalmedien, bei Analogmedien +15 dBu und der gerätebezogenen minimal<br />
möglichen Aussteuerung bedingt durch die Rauschgrenze. Um zur effektiven Systemdynamik zu<br />
kommen, belässt man es nicht bei der Aussteuerung überhalb des Rauschteppichs, sondern addiert<br />
den so genannten „Footroom“ von circa 20 dB, unter den die minimale Aussteuerung nie sinkt.<br />
Die Absicherung gegen das Übersteuern <strong>für</strong> den Sendebetrieb erfolgt durch die nur <strong>für</strong><br />
Digitalsysteme festgelegte Aussteuerungsgrenze -9 dBFS „Headroom“ über die die maximale<br />
Aussteuerung nie steigen soll.<br />
Als Wiedergabedynamik bezeichnet man die Differenz von einem maximalen und einem minimal<br />
möglichen Abhörpegel. In einer durchschnittlichen Wohnsituation ist die typische maximale<br />
Abhörlautstärke 75 – 85 dB Schalldruckpegel. Hinzu kommt ein anzunehmender statistischer<br />
Störpegel von etwa 30 dB. Daraus resultiert eine Systemdynamik der Wiedergabeanordnung von<br />
40 – 50 dB. Die sinnvolle Wiedergabedynamik eines Programms muss logischerweise noch kleiner<br />
sein um eine gute Hörbarkeit der leisen Passagen auch bei kleinen Abhörpegeln zu gewährleisten.<br />
11
1.4. Bearbeitung von Dynamik: Kompression /<br />
Begrenzung<br />
Einengung der Originaldynamik<br />
Die Einengung der Original- auf eine Programmdynamik kann zum einen durch manuelle Eingriffe an<br />
Pegelstellern eines Mischpults und zum anderen mit Hilfe von Regelverstärkern wie Kompressoren oder<br />
Begrenzern vorgenommen werden. Im Verlauf einer Produktion kommt es jedoch auch des häufigeren zu einer<br />
temporären Erweiterung der Dynamik, bei der zum einen Pegelsteller, zum anderen Expander verwendet werden.<br />
Regelverstärker<br />
Regelverstärker bearbeiten selbstständig ein angelegtes Signal nach ihren eingestellten statischen<br />
und dynamischen Parametern. Unter den Begriff Regelverstärker fallen Geräte wie Begrenzer,<br />
Kompressor, Expander, Kompander und Noise Gate.<br />
Transmissionskurven (statisches Verhalten)<br />
Das statische Verhalten eines Kompressors wird durch seine Kennlinie (Transmissionskurve)<br />
bezeichnet. Diese kann in einem einfachen Koordinatensystem dargestellt werden. Im Verhältnis<br />
stehen Ein- und Ausgangspegel.<br />
Ausgehend vom Nullpunkt des Koordinatensystems (typischerweise mit -30 bis -50 dB skaliert)<br />
beschreibt die Y-Achse den Ausgangs- und die X-Achse den Eingangspegel. Eine Kennlinie von 45°<br />
steht <strong>für</strong> ein Verstärkungsmaß von 0, oder ein Verhältnis zwischen Ein- und Ausgang von 1:1<br />
(Unity Gain Compressor).<br />
Als statische Parameter sind zu nennen:<br />
Ansprechschwelle (Threshold)<br />
Kompressionsverhältnis (Ratio)<br />
Übergangszeichnung ([Soft] - Knee)<br />
Verstärkungsmaß (Output Gain)<br />
Zeitparameter (dynamisches Verhalten)<br />
Die Zeitparameter eines Regelverstärkers sind stark auf die Aufgaben des Gerätes angepasst.<br />
Als dynamische Parameter sind zu nennen:<br />
Ansprechzeit (Attack), Rücklaufzeit (Release)<br />
Haltezeit (Hold)<br />
Vorverzögerung ([Pre] - Delay)<br />
12
Begrenzer<br />
Begrenzer (Limiter) verhindern das Übersteuern eines Impulses über einen fest einzustellenden Schwellwert.<br />
Der Schwellwert (Threshold) kann zum Beispiel bei einem digitalen System - 1 dBFS betragen. So<br />
würde der Begrenzer als Übersteuerungsschutz zum Beispiel im Rundfunk arbeiten. Auch bei<br />
Konzerten mit Beschallung oder bei Live - Aufnahmen hilft ein Begrenzer unvorhersehbare<br />
Pegelspitzen eines impulsreichen Programms zu kontrollieren.<br />
Durch die Benutzung eines Begrenzers im Kanalzug wird außerdem die Anhebung des mittleren<br />
Lautstärkeniveaus eines Signals ermöglicht: Durch die Zurückregelung der Signalspitzen, die <strong>für</strong> die<br />
maximale Aussteuerung maßgeblich sind, kann das gesamte Programm im Durchschnittspegel<br />
angehoben werden.<br />
Transmissionskurve eines Begrenzers<br />
Abb. 4 : Limiter, analoges System.<br />
Die Kennlinie (Transmissionskurve) geht im Begrenzungsbereich, direkt nach der<br />
Ansprechschwelle des Limiter Thresholds, die den Aktivierungspunkt festsetzt, von einer 45°<br />
Linie über das „Knie“ in die X - Achse oder eine Parallele über. (s. Abb. 4)<br />
Ein „Hartes Knie“ bezeichnet einen Knick in der Kurve, ein „weiches Knie“ hingegen steht <strong>für</strong><br />
einen allmählichen Übergang, in dem dass Signal vor dem Begrenzungsbereich erst leicht<br />
13
komprimiert wird. Für digitale Systeme ist es nicht ratsam ein hartes Knie einzustellen, da der<br />
resultierende Regelmechanismus dem Übersteuerungsverhalten eines A/D Wandlers gleicht.<br />
Die Angabe Ratio = °°: 1 steht in der Grafik <strong>für</strong> Ratios über 20:1. Das Verhältnis Ein- zu Ausgang<br />
mit einem Faktor über 20 wird als Begrenzung gesehen.<br />
Liegt also ein Eingangspegel oberhalb des Limiter Thresholds (in Abb. 1 Beispiel -15 dB) an, z.B.<br />
mit einem Wert von -12 dB, wird bis zum Ausgang auf -15 dB zurückgeregelt.<br />
Durch den Make Up Gain kann das begrenzte Signal ohne Risiko bis auf 0 dB angehoben werden:<br />
Die Kurve wird entlang der Y-Achse verschoben, was bedeutet dass eine Verstärkung des<br />
Ausgangssignals (Output Gain) stattfindet.<br />
Zeitparameter eines Begrenzers<br />
Einstellbar sind: Ansprechzeit (Attack), Rücklaufzeit (Release), die wichtigsten Zeitparameter eines Begrenzers.<br />
Attack<br />
Die Begrenzung eines analogen Geräts erfolgt nach einer Ansprechzeit, die größer ist als Null<br />
Sekunden.<br />
Ein Impuls wird nach der Ansprechzeit bearbeitet.<br />
Um einen verlässlichen Übersteuerungsschutz zu bieten muss diese möglichst klein sein,<br />
idealerweise null. Eine derart kurze Attack ist durch Vorverzögerung realisierbar.<br />
Vorverzögerung / Look ahead<br />
Es ist nicht möglich einen analogen Regelverstärker mit einer unendlich kurzen Ansprechzeit zu<br />
bauen. Eine Lösung bietet die „Look ahead - Funktion“ einiger Digitalgeräte. Diese Technik<br />
funktioniert nicht ohne eine gewisse Latenzzeit von circa 10 - 70 ms, die <strong>für</strong> den<br />
Regelmechanismus benötigt wird.<br />
Im Regelweg detektiert der Begrenzer die kritischen Pegelspitzen und veranlasst bei dem späteren<br />
Arbeitsvorgang die gewollte Zurückregelung des Signalwegs. Um die kritischen Pegel passgenau<br />
bearbeiten zu können, muss die eingestellte Verzögerung des Originalprogramms lang genug sein,<br />
dass kritische Spitzen gemäß dem Signalverlauf detektiert werden können.<br />
Ist das Programmmaterial entsprechend verzögert, kann ohne das Risiko einer Übersteuerung,<br />
zurückgeregelt werden.<br />
Rücklaufzeit (Release)<br />
Die Dauer der Rücklaufzeit wird von einem Begrenzer benötigt um <strong>für</strong> neue Regelvorgänge bereit<br />
zu sein. Für verschiedene Programme sind unterschiedlich lange Releasezeiten sinnvoll.<br />
Kurze Rücklaufzeiten ermöglichen einen höheren Durchschnittspegel, beinhalten jedoch auch das<br />
Risiko durch viele, schnell aufeinander folgende Regelvorgänge die Qualität eines Programms zu<br />
mindern, indem das Signal aufgeraut wird.<br />
Lange Rücklaufzeiten senken das Lautstärkeniveau eines Programms, tragen aber zu einer besseren<br />
Bearbeitung von Instrumenten mit langen Ein- und Ausschwingvorgängen bei.<br />
14
Unterschiede zwischen Geräten mit fest eingestellten Werten zu Anderen mit flexiblen<br />
Einstellmöglichkeiten sind genau wie bei der Attack – auch bei der Releasezeit zu sehen. Geräte<br />
mit automatischen Releasezeiten richten sich nach einem eingehenden Impuls und nehmen diesen<br />
als Richtwert <strong>für</strong> die Abklingzeit.<br />
Clipper<br />
Eine analoge, nahezu übersteuerungssichere Methode des Begrenzens heißt Clippen und bedeutet Abschneiden.<br />
Die Ansprechschwelle eines Clippers liegt im Vergleich zu der eines Begrenzers zum Beispiel 1,5<br />
dB oberhalb des eigentlich zu erreichenden Wertes. Kleinere Pegelspitzen werden nicht<br />
berücksichtigt. Ein Pegelsprung löst den Regelvorgang aus. Alle Pegelspitzen werden über dem<br />
Threshold abgeschnitten. „Bei abgerundeter Klippkennlinie sind mit diesem Verfahren gute<br />
Ergebnisse zu erzielen.“ (Dickreiter, 1997: 408). Im Betrieb eines Rundfunksenders kann es zum<br />
Einsatz mehrerer Geräte wie Clippern und/oder Begrenzern kommen. Diese werden dann<br />
hintereinander geschaltet, um den Toleranzbereich der ersten Clipperschwelle (oben mit 1,5 dB<br />
angenommen) zu eliminieren. Dazu muss der zweite Begrenzer - oder Clipper - Threshold um<br />
diesen Betrag niedriger eingestellt sein.<br />
Kompressoren<br />
Die Einengung der Originaldynamik auf eine Programmdynamik wird durch Kompression vorgenommen. Im<br />
Gegensatz zum Begrenzern, dem Abschneiden von Pegelspitzen, sorgen Kompressoren <strong>für</strong> eine höhere<br />
Aussteuerung der mittleren Pegel eines Programms bei gleicher Aussteuerung der Peaks.<br />
Kompressoren bewirken das Hervortreten von Nebeninformationen wie Räumlichkeiten<br />
(Diffusschall - Anteil), von Subakzenten des Rhythmus´ oder des Nachklangs eines oder mehrerer<br />
Instrumente (Sustain): „Compression brings up the inner voices in music material.“ (Bob Katz,<br />
2002: 127). Das Programm wird im Produktionsprozess beim Mixen oder in der Nachbearbeitung,<br />
im so genannten Mastering, durch Kompressoren, bearbeitet.<br />
Ein weiterer Fall von Kompressionsbearbeitung ist der eigentlichen Produktion eines Programms<br />
ausgegliedert und tritt bei einer Sendung, zum Beispiel im Rundfunk oder Fernsehen, auf.<br />
Sprachprogramme wie Nachrichten oder Werbung im Rundfunk werden besonders stark<br />
komprimiert um eine höhere Verständlichkeit zu gewährleisten, auch um eine geeignete<br />
Zieldynamik im Auto zu erreichen.<br />
In der populären <strong>Musik</strong> wird Kompression eingesetzt um das mittlere Energieniveau eines<br />
<strong>Musik</strong>stückes zu erhöhen und somit eine höhere Lautheit im Vergleich zu anderen Titeln zu<br />
erreichen. (s. Kapitel Vorteil Lautheitsgewinn?) Das hat zu einer großen Verbreitung dieser<br />
Technik, vor allem in der Nachbearbeitung (Mastering) beigetragen. Hans-Joachim Maempel gibt<br />
eine Rangfolge der Häufigkeiten von Klanggestalterischen Maßnahmen im Mastering von<br />
Popularmusikstücken an:<br />
Multibandkompression 71 %<br />
15
Equalisation 58 %<br />
Bandsättigungssimulation 46 %<br />
Frequenzabhängige Kompression 21 %<br />
Korrelationskorrektur 8 %<br />
(Hans-Joachim Maempel, 2000: 182). Erkennbar ist ein deutlich höheres Maß an Kompressions-<br />
im Vergleich zu den anderen Masteringtechniken, die aufgeführte Bandsättigungssimulation ist<br />
ebenfalls als Kompressionsmaßnahme zu sehen.<br />
Neben der klanglichen Verdichtung, die ein Signal durch Kompression erfährt, ergibt sich auch die<br />
Möglichkeit, das gesamte Aussteuerungsniveau zu heben. Bei vielen Kompressoren wird das<br />
automatisch durch den „Gain – Makeup“ realisiert, in dem der betreffende Kompressor das<br />
Programm um den zurück geregelten Betrag am Ausgang anhebt.<br />
Kennlinie eines Kompressors<br />
Abb. 5: Kompressor, analoges System<br />
Zusätzlich zu den bei einem Begrenzer einstellbaren Parametern wie Ansprechschwelle<br />
(Threshold), Übergangszeichnung (Knee) und Verstärkungsmaß (Output–Gain) ist bei einem<br />
Kompressor noch das Kompressionsverhältnis (Ratio) zu nennen (s. Abb. 5)<br />
16
Ein Kompressionsverhältnis von 3:1 bedeutet eine vierfache Einengung der Originaldynamik. Ein<br />
eingangsseitiger Pegelsprung von 3 dB würde zum Ausgang auf 1 dB Pegeländerung reduziert.<br />
Kompressionsverhältnis und Ansprechschwelle verschieben im unteren Pegelbereich die Kennlinie<br />
um den Betrag des „Compression Gain“. Um diesen Wert wird ein leiser Impuls unterhalb des<br />
Thresholds immer angehoben.<br />
Pegel über dem Schwellwert (in Abb. 5: -15 dB) werden um den Wert des<br />
Kompressionsverhältnisses komprimiert.<br />
Das komprimierte Signal ist naturgemäß leiser als das Originalsignal: Es kann mit dem Make Up<br />
Gain angehoben werden<br />
Typische Thresholds / Ratios<br />
Die Einstellung der Ansprechschwelle ist an die Aussteuerung eines Programms gebunden. Es<br />
sollten statistisch gleich viele Pegelspitzen ober- wie unterhalb des späteren Schwellwertes verteilt<br />
sein. Enthält ein Signal beispielsweise absolute Pegelwerte von – 12 dB bis – 7 dB wäre die<br />
Einstellung der Ansprechschwelle auf einen Wert von – 9 dB sinnvoll.<br />
Im Kanalzug eines Mischpultes sind je nach Aussteuerung Thresholds von -5 bis -20 dB üblich.<br />
Typische Ratios sind im Mix z.B.: 3:1 bei einem Schwellwert von -20 bis -10 dBFS, anwendbar <strong>für</strong><br />
einzelne Signale einer Mischung.<br />
Im Mastering werden typischerweise Kompressionsverhältnisse von 1.01 bis 1.02:1 bei<br />
Schwellwerten von -40 bis -30 dBFS gewählt.<br />
Zeitparameter eines Kompressors<br />
Einstellbar sind: Ansprechzeit (Attack) und Rücklaufzeit (Release). Die Funktion „Hold“, also „halten“ wird bei<br />
manchen Geräten zusätzlich angeboten um den Kompressionsstatus nach der Ansprechzeit (Attack) zu halten.<br />
Nach der Haltezeit beginnt der Kompressor innerhalb der Rücklaufzeit (Release) zu seinem<br />
Ausgangspunkt zurückzukehren. Dann ist er <strong>für</strong> neue Impulse und somit Regelvorgänge bereit. Ein<br />
Kompressor ist heutzutage in fast jedem professionellen Tonstudiomischpult pro Kanalzug<br />
verbaut, wobei Kompressoren mit Vorverzögerung („Pre - Delay“, oder „Look ahead“)<br />
vorzugsweise in der Nachbearbeitung benutzt werden.<br />
Ansprechzeit / Transienten<br />
Ein Kompressor ändert den Klang eines Programms durch die Veränderung des Ein- oder<br />
Ausschwingverhaltens: Schneidet man beispielsweise die Einschwingphase eines Klaviertons ab, ist<br />
eine eindeutige Zuordnung des Gehörten als Klavierton schwierig.<br />
Ist es <strong>für</strong> einen Schutzbegrenzer im Senderbetrieb wichtig Pegelspitzen zu erkennen und möglichst<br />
früh zu bearbeiten, so liegt es im Interesse des Tonmeisters in der Anwendung eines Kompressors<br />
im Mix den Einschwingvorgang möglichst natürlich zu erhalten. Geschieht das nicht, z.B durch<br />
eine zu kurz eingestellte Ansprechzeit, bewirkt das, dass ein Impuls mit Einschwingvorgang in den<br />
17
Regelkreis des Kompressors läuft und verändert wird. Abhilfe schafft eine längere, dem Programm<br />
angepasste Ansprechzeit.<br />
Rücklaufzeit / Artefakte<br />
Ist bei der Attackzeit zu beachten, sie auf das Einschwingverhalten eines Signals einzustellen, muss<br />
die Rücklaufzeit (Release) zu dem Ausschwingverhalten passen. Vor allem tiefe Frequenzen haben<br />
ein anderes Ausschwingverhalten als hohe Frequenzen. Ist die Rücklaufzeit des Kompressors zu<br />
kurz eingestellt, wird die Wellenform aufgeraut, was zu einer Verzerrung führt. Eine zu kurze<br />
Rücklaufzeit führt außerdem, <strong>für</strong> den Fall, das es sich bei dem bearbeiteten Programm nicht um<br />
eine einzelne Schallquelle, sondern um ein Summensignal handelt, dazu, dass Instrumente mit<br />
hohen Energieanteilen in den unteren Frequenzbändern die Regelung des Kompressors „anstoßen“<br />
(Dickreiter, 1997: 413) und somit die Modulation des Gesamtsignals bewirken. Umgangssprachlich<br />
bezeichnet man diese rhythmische Veränderung des Programms als so genanntes „Pumpen“.<br />
Zu lange Releasezeiten minimieren das gesamte Lautstärkeniveau und verhindern durch eine noch<br />
nicht erfolgte komplette Zurückstellung neue Impulse nach den eingestellten Grundwerten des<br />
Kompressors zu bearbeiten.<br />
Typische Zeitwerte<br />
Nach Bob Katz sind typische Zeitwerte <strong>für</strong> Ansprechzeiten von Kompressoren 50 – 300 ms,<br />
durchschnittlich 100 ms. Rücklaufzeiten sind im Allgemeinen länger und betragen 50 – 500 ms,<br />
durchschnittlich 150 – 250 ms (Bob Katz, 2002: 119).<br />
Für Kompressoren mit Vorverzögerung gilt: Es sind auch Attackzeiten von circa 20 Picosekunden<br />
denkbar, der minimalen Attackzeit bei einem mit 48 kHz abgetasteten Signal (T=1/48000).<br />
Bei einigen Geräten hat sich zudem eine flexible Rücklaufzeit (Automatic Release Control)<br />
bewährt: Das zu bearbeitende Programm wird auf seine Impuls-, also Transientenabfolge gemessen.<br />
Ist es impulsreich, führt das zu einer eher kurzen Releasezeit, besteht das Programm aus stark<br />
nachklingendem Material (tiefe Frequenzen, lange Nachhallzeiten, hoher Raumanteil), werden<br />
längere Rücklaufzeiten gewählt. Das Thema Masteringkompressoren wird im Abschnitt über den<br />
Weiss DS1-MK2 Summenkompressor im weiteren Verlauf dieser Arbeit vertieft.<br />
Sidechain – Kompression<br />
Der Seitenkanal (Side – Chain) eines Kompressors kann dazu benutzt werden Signale von zu starken Sybillanzen<br />
zu befreien (De-Esser) oder ein Voice Over zu realisieren.<br />
Ist im Seitenkanal ein Filter eingefügt und dieser mit einer Erhöhung in Frequenzbändern der<br />
menschlichen S –Laute versehen, wirkt dies auf den Regelvorgang des Kompressors auf diese<br />
Frequenzen verstärkend und führt zu einer Zurückregelung der betroffenen Frequenzbänder.<br />
Über den Seitenkanal können zudem andere Geräte wie ein Mikrofon eingeschliffen werden. Ein<br />
Impuls über das Mikrofon überträgt sich auf den Regelvorgang des Kompressors. Im Radio<br />
verwendet man diese „Voice Over“ – Technik um die Kompression der Hintergrundmusik durch<br />
die Stimme steuern zu lassen.<br />
18
Zusammenfassung Dynamikkompression<br />
Mit dem Begriff Dynamikkompression ist die Einengung der Dynamik eines Signals gemeint, die je nach<br />
Beschaffenheit des zu bearbeitenden <strong>Musik</strong>-, Geräusch- oder Sprachmaterials unter klangästethischen oder<br />
technischen Belangen vorgenommen wird.<br />
Maßnahmen zur Dynamikeinengung werden einerseits im Produktionsprozess (Mix) zum anderen<br />
in der Nachbearbeitung (Mastering), sowie auch im Sendebetrieb (Broadcast) durchgeführt.<br />
Statische Parameter sind Threshold, Ratio, Knee und Output Gain. Sie markieren den Arbeitspunkt<br />
eines Kompressors.<br />
Zeitparameter sind Release, Attack und Hold. Die Anpassung der Zeitparameter auf das zu<br />
bearbeitende Programm ist unter Umständen wichtig.<br />
Im Mastering soll ein Kompressor ein fertig abgemischtes Programm „verdichten“, aber nicht in<br />
seiner Zusammensetzung verändern.<br />
Vorteile und Nachteile von Dynamikkompression<br />
Der wichtigste Vorteil von Dynamikkompression ist der des Lautheitsgewinns. Durch Komprimierung kann es<br />
höher ausgesteuert werden. Pegelspitzen werden zurückgeregelt, Durchschnitts- und Effektivwert des Signals<br />
(RMS) steigen.<br />
Vorteil des Lautheitsgewinns: Bei einmaliger Justierung einer Abhörlautstärke im Wohnraum kann<br />
der Konsument die eingelegte CD bei mittlerer Lautstärke hören ohne die <strong>Musik</strong> bei lauten Stellen<br />
zurückstellen zu müssen.<br />
Bei popularmusikalischen Programmen kann ein höherer Effektivwert das subjektiv empfundene<br />
Qualitätsempfinden eines Titels im Vergleich zu Anderen steigern.<br />
Die Sprachverständlichkeit eines komprimierten Programms ist in Umgebungen mit hohem<br />
Geräuschpegel (Auto) höher als bei einem unkomprimierten Programm: Nachrichten werden<br />
dementsprechend stärker komprimiert, klangliche Nachteile werden in kauf genommen.<br />
Durch den Einsatz von Kompressoren wird allerdings in den Pausen des Nutzsignals der<br />
Rauschteppich stark angehoben, da er wie leise, musikalische Passagen den lauten angenähert wird.<br />
Abhilfe schafft ein Kompandersystem, was in Signalpausen expandiert, den Rauschteppich<br />
absenkt.<br />
Eine falsche Einstellung der zeitlichen Parameter kann zu einer Aufrauung (Klirrverzerrung) des<br />
bearbeiteten Signals führen (Pumpen, Atmen etc.).<br />
Durch die zu starke Kompression eines Pop Titels kann es zu einem subjektiv gefühlten Rückgang<br />
der Intensität im Refrain kommen: Im Regelfall soll der Refrain eines <strong>Musik</strong>stücks einen klanglich<br />
dichten Moment darstellen. Ist ein Programm jedoch stark komprimiert, verteilt sich die Energie<br />
des Programms nun auf mehr Instrumente als in der Strophe. So ist der subjektive Eindruck gleich<br />
einem Rückgang der Intensität: „When everything is loud, really nothing is loud.“ (Bob Katz<br />
2002: 110). Abhilfe schafft eine geringere Komprimierung oder unterschiedlich stark<br />
komprimierte <strong>Teil</strong>e eines Stückes zwischen denen Übergänge in Form von linearen Blenden<br />
geschaffen werden.<br />
19
Ist ein Programm schon im Produktionsprozess komprimiert worden, so wird es im Sendebetrieb<br />
häufig nochmals komprimiert. Das kann zu einer Weiteren klanglichen Veränderung führen.<br />
Multibandkompression, d.h. Kompression in unterschiedlichen Frequenzbändern kann das gesamte<br />
Frequenzspekrum eines Programms verändern: Komprimiert man die hohen Frequenzen eines<br />
Signals beispielsweise stärker als die Tiefen, verhält sich der Kompressor wie ein dynamischer<br />
Filter und hebt die hohen Frequenzen durch ein höheres Energieniveau hervor.<br />
Kompression : Wirkung auf den Konsumenten<br />
Die Verwendung von Audiomaterial in Bereichen der Rundfunk-, Radio-, Fernseh- und Kinowerbung sowie die<br />
Ausstrahlung und Aufführung von Programmen an öffentlichen Plätzen hat zum verstärkten Einsatz von<br />
Kompression beigetragen.<br />
Ist zum Beispiel ein Kino oder eine Kinokette dazu angehalten ihre Systemaussteuerung nach<br />
Standard (THX, Dolby) einzustellen und nicht zu verändern, gibt es bei Digitalmedien eine<br />
maximale Aussteuerung von 0 dBFS.<br />
Das bedeutet: der maximale Pegel eines Klangereignisses ist durch Gesetze oder Regelungen<br />
festgelegt.<br />
Produzenten von übertragenen Programmen nutzen Kompression um bei festgelegtem<br />
Maximallpegel ein höheres Energieniveau zu erzielen.<br />
Bei Außenübertragungen bedeutet das eine höhere Aufmerksamkeit, im Sendebetrieb eine lautere<br />
Werbung, in einem Popularmusikprogramm eine Abgrenzung zur Konkurrenz, im Kino<br />
eindrucksvollere Soundeffekte, und somit in Action- oder Effektfilmen mitunter eine größere<br />
Authentizität.<br />
Durch das Phänomen des Lautheitswettkampfes stellt sich die Frage inwiefern sich die<br />
Entwicklungen im Mediengeschäft auf die Hörfähigkeit des <strong>Musik</strong>konsumenten niederschlagen.<br />
Wird die Kompression von <strong>Musik</strong> als solche wahrgenommen, vielleicht sogar je nach Stilistik<br />
eines Programms, erwartet? Passt sich die Hörgewohnheit nach 20 Jahren Medienzeitalter durch<br />
überhöhte Lautstärken und ausschließlich komprimierte Programme im Radio und Fernsehen an?<br />
Gibt es eine unterschiedliche Wahrnehmung von Kompression in unterschiedlichen Altersklassen?<br />
Diesen Fragen sind wir innerhalb des folgenden <strong>Hörversuch</strong>s nachgegangen.<br />
20
[<strong>Teil</strong> 2] <strong>Hörversuch</strong>: Aufnahme, Bearbeitung<br />
Aufgrund der häufigen Anwendung von Pegelkompression, einerseits in unterschiedlichen Bereichen der<br />
<strong>Musik</strong>produktion und Nachbearbeitung von Audiomaterial, andererseits in öffentlichen Bereichen wie Radiound<br />
Fernsehsendern, liegt es nahe sich zu fragen inwiefern diese Technik der Dynamikeinschränkung in ihrem<br />
Wesen erfassbar, vom durchschnittlichen Konsumenten von <strong>Musik</strong> und Klängen erfahrbar ist. Zu diesem Zweck<br />
wurden vier Aufnahmen von <strong>Musik</strong> unterschiedlicher Stilrichtung gemacht, diese mit einem<br />
Summenkompressor jeweils dreimal mit ansteigendem Kompressionsgrad bearbeitet, auf CD gebrannt und 500<br />
Testpersonen postalisch zugestellt.<br />
Alle musikalisch-technischen Grundüberlegungen zum <strong>Hörversuch</strong>, Versuchsaufbau und Durchführung finden<br />
sich in diesem <strong>Teil</strong>, alle Fragen zum Thema Statistik und Versuchsdesign im?.<br />
2.1. Klangbeispiele<br />
Bei der Wahl der Klangbeispiele war es wichtig verschiedene <strong>Musik</strong>stile abzudecken, gleichzeitig aber auch<br />
Material zu finden, das einen Kompressor durch die dynamische Struktur und Transientenreichtum fordert. Die<br />
Wahl fiel auf folgende <strong>Musik</strong>stücke.<br />
<strong>Musik</strong>beispiel eins: Barocke Streicher<br />
Das Klangbeispiel barocke Streicher ist ein Auszug aus einem Werk von Heinrich Ignaz Franz<br />
Biber <strong>für</strong> zwei Geigen und Basso Continuo, interpretiert vom Lapicida-Consort mit Anne-Marie<br />
Harer, Violine, Mechthild Georg, Violine, Christoph Harer, Violoncello und Bernward Lohr,<br />
Cembalo. Das Ensemble ist Be<strong>für</strong>worter der historischen Aufführungspraxis und musiziert auf alten<br />
Instrumenten: in unserem Beispiel ein Matthias Klotz Cello, um 1700 gebaut, eine Matthias<br />
Albanus Geige, gebaut 1687, eine Anonymus Geige aus dem Jahr 1790, sowie ein Cembalo,<br />
Nachbau nach barockem Vorbild von Bruce Kennedy, aus dem 2000.<br />
<strong>Musik</strong>beispiel zwei: Schlagzeug mit E-Bass<br />
Christian Jung, Schlagzeug und Don Cecil Lorey, E-Bass improvisieren ein <strong>Musik</strong>stück, stilistisch<br />
angelehnt an die Red Hot Chili Peppers in den frühen 1990er Jahren. Christian spielt auf einem<br />
Pearl World Series Set, Don auf einem Fender Jazz Bass.<br />
<strong>Musik</strong>beispiel drei: Akustische Gitarre mit Stahlsaiten<br />
Komponist und <strong>Musik</strong>er des Klangbeispiels „Gitarre“ ist Martin Rudkowski. „Down by the<br />
fireplace“ erklingt auf einer Takamine NP-18C mit Martin Strings.<br />
<strong>Musik</strong>beispiel vier: Menschliche Stimme<br />
Im Klangbeispiel Stimme ist eine Episode aus „Dawe Baxter“ des Künstlers Maurice van Berg zu<br />
hören. Es spricht: Arne Heger, Radiomoderator von Radio Lippe.<br />
21
2.2. Aufnahmeszenarien<br />
Bei allen Aufnahmen handelt es sich um zwei-Mikrofon-Aufnahmen.<br />
Barockmusik (Liveaufnahme)<br />
Das Barockmusikbeispiel ist ein Konzertmitschnitt aus dem Kammermusiksaal der HMT Hannover. (s. Abb. 6)<br />
Abb. 6 : Kammermusiksaal HMT Hannover<br />
Mit einer eine Grundfläche von 130 m2 und einer Höhe von 3,5 m, ergibt sich ein Raumvolumen<br />
von 455 m 3 , während sich der Grundriss mit Seitenlängen von 18 und 7,2.m als Rechteck darstellt.<br />
Man bezeichnet diesen Raumschnitt auch als Schuhkarton-Form. Die Bestuhlung ist lose und frei<br />
veränderbar mit leichter Stoffbepolsterung, der Boden besteht aus Linoleumplatten. An der<br />
Rückwand des Saals befinden sich zwei große Fenster, die zur Straße zeigen. Die Bühne auf der die<br />
<strong>Musik</strong>er sitzen ist ein Holzpodest, leicht erhöht. Im Bereich der Bühne ist die Decke abgesenkt,<br />
dahinter erstreckt sich ein relativ tiefer Bühnenraum. Durch einen Ausgang auf der Bühne gelangt<br />
man zu einem Nebenraum, der als Aufnahmeregie dient. Der Regieraum ist somit vom<br />
Aufnahmeraum akustisch getrennt.<br />
Aufstellung der <strong>Musik</strong>er<br />
Die Aufstellung der <strong>Musik</strong>er ist klassisch: Vom Publikum aus gesehen, befindet sich das Continuo<br />
mittig bis rechts auf der Bühne, die Geigen eher links. So ergibt sich von links nach rechts gesehen<br />
folgende Reihenfolge der <strong>Musik</strong>er: 1. Violine, 2. Violine, Cembalo, Violoncello.<br />
22
Mikrofonierung<br />
Durch die Anordnung der <strong>Musik</strong>er wird die ideale Mikrofonposition <strong>für</strong> ein AB-Hauptmikrofon,<br />
bei der das Ensemble in seiner Breite vollständig erfasst wird, vorgegeben. 3<br />
Aufgrund der besonderen Raumgeometrie, dem tiefen Bühnenraum mit abgesenkter Decke und dem<br />
Holzpodest auf dem die <strong>Musik</strong>er sitzen ergibt sich jedoch eine unausgewogene akustische Situation,<br />
die sich als mulmig beschreiben lässt.<br />
Um den Einfluss von tiefen Resonanzfrequenzen des Raumes zu entkräften, wurden bei der<br />
Aufnahme als AB Druckgradientenempfänger verwendet, deren Polardiagramme die Form einer<br />
Acht haben. Diese sind in der 90° und in der 180° Achse unempfindlich, so dass<br />
Seitenwandreflexionen, die Hauptverursacher des Mulms, effektiv ausgeblendet werden. Durch die<br />
Richtwirkung dieser Mikrofone muss der Abstand zum Ensemble entsprechend größer sein. So<br />
steht es 3m von den <strong>Musik</strong>ern entfernt.<br />
Das Klangbeispiel Barockmusik ist mit zwei Mikrofonen der Firma Schoeps entstanden, einem AB<br />
aus Achten (MK8).<br />
Übrige Klangbeispiele (Studio)<br />
Die weiteren Aufnahmen sind im neuen Allzweckraum des <strong>Erich</strong>-<strong>Thienhaus</strong>-<strong>Institut</strong>s an der HfM Detmold<br />
entstanden. Seine mittlere Nachhallzeit beläuft sich auf 0.34 Sekunden.<br />
Grundfläche von 76 m2 und Höhe des Studios von 2,9 m ergeben ein Raumvolumen von 220,4 m3<br />
mit Wandlängen von 8,5 m, einem quadratischen Grundriss. Eine Seite des Raumes besteht aus<br />
einer Glasfront, die bei Bedarf durch einen akustischen Vorhang <strong>für</strong> Reflexionen unempfindlich<br />
gemacht werden kann. Die übrigen drei Wände sind mit Absorberelementen versehen, und<br />
reflektieren Schall in einem geringen Maß.<br />
3 AB: gängige Hauptmikrofonierungsart; Stereo-Effekt durch Laufzeitunterschiede<br />
23
Schlagzeug/E-Bass<br />
Abb. 7: Aufnahme Schlagzeug, großer Aufnahmeraum, <strong>Erich</strong>-<strong>Thienhaus</strong>-<strong>Institut</strong><br />
Positionierung des Drumsets<br />
Mit Bass Drum, HiHat und Snare besteht das Schlagzeug aus den <strong>für</strong> populäre <strong>Musik</strong> maßgeblichen<br />
drei Elementen. (s. Abb. 7)<br />
Da der Raum akustisch unproblematisch ist, wurde das Schlagzeug mittig im Raum positioniert.<br />
Close-Miking /Set - Konfiguration<br />
Die übliche Mikrofonierung eines Pop-Schlagzeugs wird Close-Miking genannt. Dabei werden in<br />
erster Linie Stützmikrofone verwendet, die einen geringen Abstand von ca. 10 cm zum Schlagzeug<br />
haben. Um einen Kompromiss zwischen dieser stilgetreuen Mikrofonierung und einer Zwei-<br />
Mikrofon- Technik zu finden, wurde die Schlagzeugaufstellung auf das Mikrofon statt umgekehrt<br />
angepasst.<br />
Zwei Parameter standen hierbei im Vordergrund:<br />
Erstens: Ein ausgewogenes dynamisches Verhältnis der Instrumente zueinander, und<br />
Zweitens: Eine relativ schmale Abbildung der Instrumente, typisch <strong>für</strong> Popmusikaufnahmen.<br />
Mikrofonierung<br />
Mikrofoniert wurde das Schlagzeug mit einem AB, bestehend aus zwei TLM 170 der Firma<br />
Neumann mit Nieren- Richtcharakteristik. Aus Sicht des Spielers steht es leicht rechts, so dass sich<br />
24
Snare und HiHat in einer Achse mit dem gedachten Lot, gefällt auf die Mitte des Abstands<br />
zwischen beiden Mikrofonen, befinden. Als Resultat erscheinen diese beiden <strong>Teil</strong>e des Drum Sets<br />
im Klangbild mittig.<br />
Pegelverhältnisse / Klang<br />
Die HiHat hat einen größeren Abstand zum Mikrofon als die Snare. Dadurch tritt sie zu ihr in ein<br />
dynamisch ausgewogenes Verhältnis, gleichzeitig ist die akustische Abbildung der Aufnahme<br />
Popmusik-typisch schmal.<br />
Die aus der Mikrofonposition nahe liegende Annahme, dass die Bass Drum von rechts zu hören<br />
sein muss bestätigt sich nicht: tiefe Frequenzen breiten sich kugelförmig aus und sind somit<br />
schwerer zu orten. Außerdem entstehen Frequenzen, die <strong>für</strong> den so genannten Kick bei der Bass<br />
Drum verantwortlich sind hauptsächlich an dem Punkt, wo der Schläger der Fußmaschine das Fell<br />
trifft, welcher sich mittig vor dem AB befindet. Die leichte Rechtsortung der Bassdrum resultiert<br />
letztlich aus einer Bündelung des Schalls durch das Loch im Resonanzfell.<br />
E-Bass Dubbing<br />
Die Aufnahme des Schlagzeugs ist ohne E-Bass erfolgt. Das Signal des E-Basses ist im Dubbing-<br />
Verfahren entstanden, das heißt nachträglich zum bestehenden Schlagzeugssignal auf einen anderen<br />
Kanal der DAW aufgenommen worden. Der Bassist spielte über Kopfhörer zum Schlagzeug-<br />
Playback.<br />
Zwischen E-Bass und Mikrofonvorverstärker ist lediglich eine DI-Box geschaltet.<br />
25
Gitarre<br />
Abb. 8: Aufnahme Gitarre (nachgestellte Szene), großer Aufnahmeraum <strong>Erich</strong>-<strong>Thienhaus</strong>-<strong>Institut</strong><br />
Positionierung<br />
Die Gitarrenaufnahmen fanden im selben Raum des <strong>Erich</strong>-<strong>Thienhaus</strong>-<strong>Institut</strong>s, und somit unter den<br />
gleichen Rahmenbedingungen wie bei der Aufnahme des Drumsets statt. So wurde die Gitarre<br />
ebenfalls zentral im Raum positioniert.<br />
Mikrofonierung<br />
Wünschenswert <strong>für</strong> Gitarrenaufnahmen ist ein ausgeglichener Instrumentenklang ohne<br />
Überhöhungen in einzelnen Frequenzbereichen. Außerdem sollten Saitengeräusche <strong>für</strong> einen hohen<br />
Energieanteil in den oberen Frequenzbändern ab 5 kHz sorgen.<br />
Bei unserer Aufnahme wird durch die Spielweise des <strong>Musik</strong>ers und den hohen Pegel, der erzeugt<br />
wird eine besonders nahe Mikrofonierung unnötig. Hohe Frequenzen müssen nicht durch spezielle<br />
Mikrofone verstärkt werden. Deshalb kommt, wie schon beim Schlagzeug, ein AB aus zwei TLM<br />
170 als Nieren zum Einsatz. Das eine Mikrofon zeigt auf die greifende Hand des Gitarristen, das<br />
andere ist auf das Ende des Korpus, in der Nähe der schlagenden Hand, ausgerichtet.<br />
Der Abstand zum Instrument beträgt 1,2 m.<br />
26
Sprache<br />
Abb. 9: Aufnahme Sprache (nachgestellte Szene), großer Aufnahmeraum, <strong>Erich</strong>-<strong>Thienhaus</strong>-<br />
<strong>Institut</strong><br />
Nahbesprechungseffekt<br />
Der so genannte Nahbesprechungseffekt ist bei Sprachaufnahmen ein gewolltes Phänomen. 4<br />
Somit wurden die Sprachaufnahmen in klassischer Close-Miking Technik aufgenommen.<br />
Positionierung des Sprechers<br />
Durch das Close-Miking kann die räumliche Position des Sprechers vernachlässigt werden.<br />
Dennoch wurde der Sprecher mit dem Rücken nahe an die Absorberelemente des Raums gebracht<br />
um den Effekt einer Gesangskabine nachzuahmen.<br />
Mikrofonierung<br />
War bei allen bisherigen Aufnahmen das AB die gewählte Art der Mikrofonierung, musste bei<br />
unserem Sprachbeispiel davon Abstand genommen werden. Ausschlaggebend hier<strong>für</strong> ist die<br />
Tatsache, dass der oben genannte Nahbesprechungseffekt bei einer AB-Mikrofonierung durch den<br />
großen Abstand zu den Mikrofonkapseln nicht ausnutzbar ist.<br />
Ein weiter Nachteil der bisher verwendeten AB-Mikrofonierung: das Stereobild entsteht durch<br />
Laufzeitunterschiede zwischen dem linken und rechten Kanal. Für Sprachaufnahmen bietet sie im<br />
extremen Nahfeld (Close-Miking) kein stabiles Klangbild, da sich der Sprecher zwischen den<br />
4 Nahbesprechungseffekt: Physikalisch begründete Überbetonung tiefer Frequenzen bei<br />
Druckgradientenempfängern. Ist umso größer je geringer die Frequenz und je kleiner der Mikrofonabstand.<br />
27
Mikrofonen befände und durch kleinste Bewegungen die Ortung veränderte. Eine Stimme sollte<br />
aber als stabile Phantomschallquelle wahrnehmbar sein.<br />
Deshalb wechselte die Mikrofonierung von AB auf XY.<br />
Ein XY besteht aus zwei Nierenmikrofonen, deren Membrane in einer Achse übereinander und um<br />
90° gegeneinander verdreht angeordnet sind.<br />
Die Intensitätsstereofonie (Blümlein, XY, MS) steht im Gegensatz zur Laufzeitstereofonie (AB).<br />
Die beiden Mikrofonkapseln sind bei diesen drei Hauptmikrofontypen jeweils am gleichen Punkt<br />
positioniert, so dass Laufzeiten zwischen linkem und rechtem Kanal auf ein vernachlässigbares<br />
Maß reduziert sind. Die Stereoinformation entsteht in diesem Fall ausschließlich durch<br />
unterschiedliche Intensitäten zwischen rechtem und linkem Kanal.<br />
In unserem Fall wird ein XY aus Sennheiser Nieren (MKH40) verwendet. Mit einem Abstand von<br />
ca. 10 cm zum Mikrofon befindet sich der Sprecher im unmittelbaren Nahfeld, weshalb ein Pop-<br />
Schutz unverzichtbar ist. Dieser bricht stark gebündelte Luftströme, typischerweise hervorgerufen<br />
durch P-Laute, die sich aufnahmeseitig durch einen stark überhöhten Tieftonanteil negativ<br />
bemerkbar machen.<br />
2.3. Aufzeichnung<br />
Bei allen Aufnahmen wurde ein mobiles Pyramix System mit RME Wandlern und Vorverstärkern als<br />
Aufnahmemedium verwendet. Alle Klangbeispiele sind mit einer Auflösung von 24 bit und einer<br />
Samplingfrequenz von 44,1 kHz aufgenommen.<br />
Barockmusik<br />
Durchführung der Aufnahme<br />
Im Vorfeld des Live-Konzerts steht eine Generalprobe, bei der sich <strong>Musik</strong>er und Tonmeister auf<br />
den Raum einstellen. Durch die akustische Trennung zum Kammermusiksaal ist eine objektive<br />
Beurteilung der akustischen Situation möglich. Die nötige Verbindung zum Pyramix System stellt<br />
ein 16er Multicore her. Als Abhöre dienen zwei Kopfhörer, ein AKG 501 sowie ein Beyerdynamic<br />
DT 931, angesteuert über einen Lake People G94 Kopfhörervorverstärker.<br />
Headroom<br />
Der Ausschnitt des Klangbeispiels Barockmusik stammt aus dem Konzert, nicht aus der Probe, so<br />
dass die Aussteuerung der Aufnahme auf das komplette Konzert mit zum <strong>Teil</strong> wechselnden<br />
Besetzungen ausgelegt ist. Hier bleibt insgesamt ein Headroom von 12.4 dB. Für den Hörtest-<br />
relevanten Ausschnitt bedeutet dies eine maximale Aussteuerung von –26.86 dB.<br />
Durch die Auflösung von 24 bit und die hohen Rauschabstände moderner Aufnahmegeräte ist es<br />
möglich diesen Headroom auszugleichen.<br />
(Umgerechnet bedeutet eine 24 bit Aufnahme mit 26 dB Headroom immer noch eine Aufnahme<br />
von ca. 20 bit, 4 bit über CD Standard.)<br />
28
Schlagzeug/E-Bass, Sprache, Gitarre<br />
Bei den Aufnahmen der übrigen Beispiele stand das Pyramix System während der Aufnahmen in einem <strong>für</strong><br />
lärmverursachende Geräte vorgesehenen Abstellraum in direkter Anbindung an den Aufnahmeraum im <strong>Institut</strong><br />
und somit auch in der Nähe der Künstler. Es wurden die gleichen Kopfhörer verwendet.<br />
Headroom<br />
Im Gegensatz zu der Aufnahme des Klangbeispiels Barockmusik sind die Aufnahmen Schlagzeug/E-<br />
Bass, Sprache und Gitarre als Produktionen einzustufen und <strong>für</strong> den Hörvergleich entstanden.<br />
Abhängig von den dynamischen Reserven der jeweiligen Klangquelle gestaltet sich der Headroom<br />
der Beispiele wie folgt:<br />
1,33 dB bei der Gitarre<br />
3,81 dB beim Schlagzeug<br />
sowie 18,16 dB beim Sprecher<br />
Der Headroom beim Sprecher ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass das im Hörvergleich<br />
verwendete Audiomaterial ähnlich wie beim Klangbeispiel Barockmusik nur ein kleiner <strong>Teil</strong> eines<br />
größeren Programms ist. Deshalb ist die Aussteuerung auf andere Pegelspitzen ausgelegt.<br />
2.4. Bearbeitung des Audiomaterials<br />
Warum wurden die Klangbeispiele nicht bearbeitet?<br />
Verschiedene Maßnahmen zur klanglichen Verbesserung der <strong>für</strong> den <strong>Hörversuch</strong> gemachten Aufnahmen sind<br />
denkbar. Das Beispiel Barockmusik wäre zu Gunsten einer besseren Durchhörbarkeit mit Stützmikrofonen zu<br />
versehen, das Schlagzeug im Stile einer echten Pop-Aufnahme ebenso mit mehr als einem AB- Hauptmikrofon<br />
aufzunehmen. Durch eine Filterung könnten die Klangbeispiele noch griffiger gemacht werden.<br />
Phasengang<br />
Maßnahmen wie diese verändern jedoch den Phasengang eines Signals: Im Falle des Barockmusik-<br />
Ensembles, wie auch des Schlagzeugs durch bloße Zumischung von Stützmikrofonen zum<br />
Hauptmikrofon, oder durch die Verwendung von nicht phasenlinearen Filtern.<br />
Um solche Veränderungen der Signale zu vermeiden, sind alle aufgenommenen Mikrofonsignale<br />
vor der Bearbeitung durch den Kompressor unberührt geblieben.<br />
Beide Signale des jeweiligen Mikrofonpaares sind in ihrer Originalgestalt als linker bzw. rechter<br />
Kanal verwendet worden.<br />
Komprimierung der Klangbeispiele<br />
29
Bei der Planung dieser Arbeit war es ursprünglich angedacht die Wahrnehmbarkeit von Dynamikeinengung mit<br />
mehreren verschiedenen Kompressoren unterschiedlicher Bauart zu testen. So wäre der <strong>Hörversuch</strong> zu einem Test<br />
von Kompressoren geworden und das eigentliche Ziel, die Hörbarkeit von Dynamikkompression zu untersuchen<br />
ins Hintertreffen geraten. Wir entschieden uns letztlich da<strong>für</strong>, die menschliche Wahrnehmung und nicht die<br />
Technik in den Vordergrund der Untersuchungen zu stellen und alle Bearbeitungen mit demselben Kompressor<br />
durchzuführen.<br />
Datentransfer<br />
Die eigentliche Bearbeitung mit dem Kompressor erfolgte nicht in den Räumlichkeiten des<br />
<strong>Institut</strong>es. Zu diesem Zweck mussten die Audio Files, im Pyramix eigenen PMF-Format<br />
aufgezeichnet, als Wave-Dateien exportiert werden. Nur so konnte die Bearbeitung in Sequoia,<br />
einer anderen Digitalen Audio Workstation (DAW) vorgenommen werden.<br />
Der Weiss Gambit DS1-MK2<br />
Aus folgenden Gründen wurde von uns die Entscheidung gefällt den Weiss DS1-MK2 aus der<br />
Gambit Serie <strong>für</strong> unsere Bearbeitungen zu benutzen:<br />
Der Einsatz in renommierten Masteringstudios weltweit.<br />
Volldigitale Funktionsweise mit aktueller Technologie.<br />
Direkte Unterstützung durch das bekannte Masteringstudio „Pauler Acoustics“ namentlich durch<br />
Hans-Jörg Mauksch, täglicher Benutzer des Weiss DS1-MK2, als erfahrenen Ansprechpartner.<br />
Und nicht zuletzt das freundliche Entgegenkommen von Daniel Weiss, der uns den DS1-MK2<br />
mehrere Wochen als Arbeitsgerät zur Verfügung gestellt hat.<br />
Weitere Gründe<br />
Der Weiss DS1-MK2 stellt <strong>für</strong> viele hochkarätige Mastering Ingenieure ein unverzichtbares<br />
Arbeitsgerät dar, das täglich zum Einsatz kommt.<br />
Dabei sind es stets die gleichen Qualitäten, die angeführt werden:<br />
Größtmögliche klangliche Neutralität und Transparenz<br />
Hohe Aussteuerbarkeit bei extrem niedrigen Verzerrungen<br />
De-Esser- und Limiterfunktion<br />
2-kanalige und ausschließlich digitale Arbeitsweise.<br />
Die Möglichkeit sehr kurze Attackzeiten (minimal 20 _s zu realisieren. Hierdurch die Möglichkeit<br />
jeden Transienten der <strong>Musik</strong> zu erfassen und zu erhalten.)<br />
Die Zeitparameter<br />
30
Der Weiss gehört zur Kategorie der Multiband Kompressoren. Er funktioniert nicht in Echtzeit,<br />
da er mit einer zweistufigen Vorverzögerung arbeitet. Dies ermöglicht ihm am Signal<br />
Regelungsvorgänge vorzunehmen, ohne das Signal zu übersteuern, abzuschneiden, o.ä.<br />
Die besondere Architektur der Zeitparameter macht den Weiss unter den Kompressoren<br />
besonders.<br />
Folgende Zeitparameter sind zu erklären.<br />
Overall Delay<br />
Das Overall Delay ist die Summe aller Verzögerungen, die der Weiss <strong>für</strong> dynamische Regelvorgänge<br />
sowie phasenlineare Filterungen bei Up- und Downsampling benötigt.<br />
Preview<br />
Innerhalb dieses großen Zeitfensters gibt es einen weiteren einstellbaren Parameter, das Preview.<br />
Hiermit legt man fest um wie viele Millisekunden der Kompressor „nach vorne schauen“, und<br />
somit die <strong>Musik</strong> und ihre Strukturen untersuchen soll. (siehe auch Pre Delay, <strong>Teil</strong> 1<br />
Grundbetrachtung Kapitel Bearbeitung von Dynamik, Begrenzer)<br />
Release Delay /Average<br />
Neben den üblichen Einstellparametern Attack- und Releasetime bietet der Weiss zusätzlich die<br />
Parameter Release Delay und Average Release. Mit der Release Delay Funktion erhält man die<br />
Möglichkeit das zeitliche Einsetzen der Releasetime um einen Betrag x hinauszuzögern. Dies ist<br />
ein Unterschied in der Wirkung im Vergleich zu einer längeren Releasetime und hilft ein Pumpen<br />
des Kompressors zu vermeiden.<br />
Der Parameter Average ist als Zeitparameter in direktem Verhältnis zur Releasetime zu sehen. Der<br />
Weiss arbeitet seitens der Releasetime weder mit ARC (Automatic Release Control), noch mit<br />
festen Werten. Ausgangspunkt ist eine Automatik, deren zeitlichen Arbeitspunkt der Anwender<br />
festlegt: So verfügt der Weiss DS1-MK2 über zwei einstellbare Releasezeitparameter: die „Fast<br />
Release“ und „Slow Release“. Hinter der Bezeichnung Average verbirgt sich eine dritte Größe, die<br />
die Releasezeit beeinflusst. Sie ist zwischen Fast- und Slowrelease angeordnet und stellt einen<br />
Durchschnittswert der beiden da.<br />
Eine niedrige Einstellung des Average-Wertes in der Größenordnung der Fastreleasetime lässt die<br />
kurze Releasetime <strong>für</strong> die Bearbeitung des Audiosignals wichtiger werden, ein größerer Wert<br />
verschiebt die Priorität zur längeren Releasezeit.<br />
Der Parameter Average mittelt so zwischen der schnellen und der langsamen Zeit und bestimmt<br />
durch seine Größe anteilig die Zeitverhältnisse der Bearbeitung.<br />
Deshalb ist eine genaue Einstellung der Zeitparameter Weiss DS1-MK2 von Bedeutung.<br />
31
2.5. Messtechnik<br />
Durch eingehende Untersuchungen im Labor wurde der Weiss Kompressor in messtechnischer Hinsicht getestet<br />
und anhand zweier Kategorien von Signalen überprüft:<br />
Erstens: Durch statische Signale, in diesem Fall reine Sinustöne und<br />
Zweitens: mit Hilfe von dynamischen Signalen, so genannten Bursts 5<br />
Folgende Frequenzen wurden zum Testen des Weiss verwendet: 100Hz, 1kHz und 10kHz. Sie<br />
stellen die typischen Frequenzen zur messtechnischen Überprüfung von Audioprozessoren dar.<br />
Der eingangsseitige Testtonpegel am Weiss betrug -10 dBFS, die Zeitparametereinstellungen am<br />
Gerät blieben immer unverändert.<br />
Welche Einstellungen wurden hinsichtlich eines umfassenden Kompressorentests gewählt?<br />
Zum einen wurden Werte verwendet, die den Testeinstellungen entsprechen und somit in direktem<br />
Zusammenhang mit dem Hörvergleich stehen, zum anderen der so genannte „Worst Case“<br />
simuliert:<br />
Herbeigeführt durch eine übertrieben starke Einstellung der Transmissionskurvenparameter,<br />
arbeitete der Kompressor im Grenzbereich und produzierte Verzerrungen.<br />
Die Parameter, die eine Veränderung erfuhren sind Threshold und Ratio.<br />
Zur Analyse der Arbeitsvorgänge wurde der Weiss ausgangsseitig über AES/EBU Anschlüsse mit der<br />
externen Hardware einer dScope Series3 Software verbunden.<br />
Die zu untersuchenden Parameter:<br />
Der Klirrfaktor, ein direkter Indikator <strong>für</strong> Verzerrungen,<br />
Die Amplitude der vom Kompressor bearbeiteten Sinusschwingung, dargestellt über der Zeit, sowie<br />
Die dazu gehörige FFT-Analyse, die das Signal in seine Einzelfrequenzen zerlegt 6 , waren von<br />
besonderem Interesse.<br />
Die durch die Messung ermittelten Ergebnisse sind in Form von Grafiken dargestellt.<br />
5 Ein Burst ist ein <strong>für</strong> die Dauer von einer Periode ein- und ausgeschalteter Sinus<br />
6 Fast Fourier Transformation (FFT), eine Methode Klänge in ihre Einzeltöne zu zerlegen, nach Jean-Baptiste<br />
Joseph Fourier (1768-1830)<br />
32
Klirrfaktor-Messung<br />
% ref<br />
0.07000<br />
0.06700<br />
0.06400<br />
0.06100<br />
0.05800<br />
0.05500<br />
0.05200<br />
0.04900<br />
0.04600<br />
0.04300<br />
0.04000<br />
20.00 Hz 100.00 1000.00 10000.00 20000.00<br />
Abb.10: Klirr-Messung Weiss DS1-MK2 „Worst Case“ Einstellung, Threshold -40 dB, Ratio 20:1,<br />
Bereich 20-20000 Hz.<br />
Abbildung 10 zeigt eine Klirr-Messung des Weiss mit den Werten Threshold -40 dB, Ratio 20:1<br />
sowie einem leichten Knie von 0,3. Abgebildet ist eine Messung über den gesamten hörbaren<br />
Frequenzbereich.<br />
Der Klirrfaktor ist mit gemittelten 0.05 % sehr gering, gemessen an den gewählten Einstellungen.<br />
Auffällig ist der Anstieg des Klirrfaktors zu tiefen Frequenzen hin. Dies ist eine Folge der kurzen<br />
Attackzeit: Zu tiefen Frequenzen wird die Wellenlänge zunehmend größer im Verhältnis zur<br />
Attackzeit und der Kompressor beginnt Halb- bzw. Viertelschwingungen einer Frequenz zu<br />
bearbeiten. Als Folge davon steigt der Klirrfaktor. Aufgrund der begrenzten Anzahl an Werten, die<br />
das Programm erfassen kann, ergibt sich bei Messung über den gesamten Frequenzgang eine<br />
Schrittgröße von 20 Hz zwischen zwei Werten. So ist die Darstellung des Klirrfaktors bei tiefen<br />
Frequenzen recht grob.<br />
33
% ref<br />
0.06885<br />
0.06611<br />
0.06336<br />
0.06062<br />
0.05788<br />
0.05513<br />
0.05239<br />
0.04965<br />
0.04690<br />
0.04416<br />
0.04141<br />
20.00 Hz 99.69<br />
Abb.11: Klirr-Messung Weiss DS1-MK2 „Worst Case“ Einstellung, Threshold -40 dB, Ratio 20:1,<br />
Bereich 20-100 Hz.<br />
Abbildung 11 zeigt daher den Klirrfaktor im Bereich von 20 bis 100 Hz im Detail, wobei die<br />
Einstellungen des Kompressors nicht verändert wurden.<br />
Deutlich wird, dass der Klirrfaktor erst unter 50 Hz nennenswert ansteigt. Mit einem Maximum<br />
von 0.066 % bei 20 Hz liegt er jedoch immer noch weit unter 1%.<br />
Bei einem gewählten Threshold von -40 dB bewegt sich das Testsignal von -10 dB permanent im<br />
nichtlinearen <strong>Teil</strong> der Kennlinie, oberhalb des eingestellten Knies. Der Kompressor bearbeitet das<br />
Signal dauerhaft mit konstanten Werten. Verschiebt sich nun der Threshold nach oben gelangt das<br />
Testsignal in dem vom Knie hervorgerufenen gekrümmten <strong>Teil</strong> der Kennlinie. Dadurch arbeitet<br />
der Kompressor mit sich verändernden Werten und der Klirrfaktor steigt an.<br />
34
% ref<br />
0.80000<br />
0.72000<br />
0.64000<br />
0.56000<br />
0.48000<br />
0.40000<br />
0.32000<br />
0.24000<br />
0.16000<br />
0.08000<br />
0.00000<br />
20.00 Hz 100.00<br />
Abb. 12: Klirr-Messung Weiss DS1-MK2, Threshold -18 dB, Ratio 1,67:1, Bereich 20-100 Hz.<br />
Abbildung 12 zeigt wieder den Klirrfaktor im Frequenzbereich von 20-100 Hz abgebildet, diesmal<br />
jedoch mit verändertem Threshold und Ratio. Die Werte betragen jetzt -18 dB, sowie ein<br />
Übertragungsverhältnis von 1,67:1. Damit wird der Klirrfaktor bei einer Einstellung untersucht,<br />
wie sie im Hörtest beim Beispiel Gitarre, Bearbeitung B Eingang gefunden hat. (s. <strong>Teil</strong> 3,<br />
Auswertung)<br />
Hervorgerufen durch die Verschiebung des Testsignals in den gekrümmten <strong>Teil</strong> der Kennlinie<br />
entsteht deutlich mehr Klirr im kritischen Frequenzbereich unterhalb von 100 Hz. In dieser<br />
Einstellung produziert der Weiss bei 20 Hz 0.33 % Klirr. Ab 70 Hz ist der Klirrfaktor wieder unter<br />
0.1%.<br />
35
FFT/Sinus-Messung<br />
Die folgenden beiden Abbildungen (Abb. 13, 14) zeigen eine einzelne, vollständige<br />
Sinusschwingung aus einem statischen Signal von 100 bzw. 1000 Hz nach Bearbeitung durch den<br />
Kompressor mit der dazugehörigen FFT-Analyse. Die Einstellungen sind in beiden Fällen ein<br />
Threshold von -40dB und eine Ratio von 20:1.<br />
dBFS<br />
-38.97<br />
-40.00<br />
-42.54<br />
-50.00<br />
-48.70<br />
-60.00<br />
-78.49<br />
-70.00<br />
-48.16<br />
-80.00<br />
-42.27<br />
-90.00<br />
-38.79<br />
-100.00<br />
dBFS<br />
100.00 Hz 200.00 300.00 400.00 500.00 600.00 700.00 779.30<br />
147.79 ms 149.45 151.11 152.76 154.42 156.08 157.74 159.05<br />
Abb. 13: Statische Sinusmessung Weiss DS1-MK2, Threshold -40 dB, Ratio 20:1, 100 Hz<br />
Abbildung 13 zeigt die FFT-Analyse im Bereich von 100-780Hz. Trotz der harten<br />
Testeinstellungen ist der Sinus wenig deformiert und das FFT-Spektrum fällt sauber ab.<br />
36
dBFS<br />
-38.75<br />
-40.23<br />
-41.04<br />
-50.00<br />
-44.25<br />
-60.00<br />
-49.38<br />
-70.00<br />
-63.59<br />
-80.00<br />
-53.66<br />
-90.00<br />
-46.36<br />
-100.00<br />
-42.45<br />
-110.00<br />
-39.76<br />
-120.00<br />
dBFS 0.00 Hz 5000.00 10000.00 15000.00 20000.00 22371.09<br />
151.24 ms 151.57 151.90 152.23 152.56 152.72<br />
Abb. 14: Statische Sinusmessung Weiss DS1-MK2, Threshold -40 dB, Ratio 20:1, 1000Hz<br />
In Abbildung 14 ist ein ähnliches Bild zu erkennen. Der Sinus weist verglichen mit den “Worst<br />
Case“- Einstellungen des Thresholds und der Ratio nur leichte Verformungen an den Maxima auf.<br />
Die FFT Darstellung reicht von der Grundfrequenz bis über die Hörgrenze von 20 kHz hinaus.<br />
Die folgenden Untersuchungen, entstanden im Gegensatz zu bisherigen Worst-Case Einstellungen,<br />
mit praxisnahen Werten:<br />
37
dBFS<br />
-11.66<br />
-10.00<br />
-14.41<br />
-20.00<br />
-18.47<br />
-30.00<br />
-26.32<br />
-40.00<br />
-32.89<br />
-50.00<br />
-20.57<br />
-60.00<br />
-15.67<br />
-70.00<br />
-12.56<br />
-80.00<br />
-11.08<br />
-86.17<br />
dBFS 14.65 Hz<br />
146.82 ms<br />
200.00<br />
148.52<br />
400.00<br />
150.36<br />
600.00<br />
152.20<br />
800.00<br />
154.04<br />
1000.00<br />
155.88<br />
1200.00<br />
157.71<br />
1347.66<br />
159.07<br />
Abb.15: Statische Sinusmessung Weiss DS1-MK2, 100 Hz Threshold -11 dB, Ratio 2.5:1<br />
In dieser Einstellung bildet der Weiss eine nahezu verzerrungsfreie Sinuskurve ab (Abb. 15). Die in<br />
der FFT-Grafik erkennbaren Zacken bei 300 Hz und 500 Hz fallen mit gemessenen 65 bzw. 75 dB<br />
unter der Hauptschwingung von 100 Hz nicht ins Gewicht.<br />
38
dBFS<br />
-16.00<br />
-14.49<br />
-18.06<br />
-24.11<br />
-24.08<br />
-42.07<br />
-INF<br />
-60.02<br />
-24.08<br />
-77.98<br />
-18.06<br />
-95.94<br />
-16.00<br />
-105.56<br />
dBFS<br />
1263.16 Hz 4872.18 8481.20 12090.23 15699.25 19308.27 22917.29<br />
0.80 ms 1.00 1.20 1.40 1.60 1.80 2.00<br />
Abb. 16: Statische Sinusmessung Weiss DS1-MK2, 1000Hz Threshold -25 dB, Ratio 1.67:1<br />
Die in Abbildung 16 gewählte Einstellung entspricht im Kompressionsgrad der leichten<br />
Bearbeitung, Beispiel Sprache (Bearbeitung A). Dargestellt ist hier ein FFT-Spektrum von unter<br />
1000 Hz bis 22 kHz.<br />
Die 1000 Hz Schwingung wird sauber wiedergegeben, unauffälliger Abfall der FFT Analyse.<br />
39
Burst-Messung<br />
Ähnlich sieht es bei der Messung der Burstsignale aus. Hier wird der Kompressor auf das<br />
Einschwing- bzw. Ausklingverhalten überprüft. Die nachfolgenden zwei Abbildungen (Abb. 17, 18)<br />
zeigen einen 100Hz und 1000 Hz Burstton, der jeweils mit übertrieben harter<br />
Kompressoreinstellung bearbeitet wurde (Threshold -40dB, Ratio 20:1)<br />
dBFS<br />
-38.62<br />
-67.09<br />
-42.14<br />
-77.28<br />
-48.16<br />
-87.47<br />
-INF<br />
-97.66<br />
-48.16<br />
-107.85<br />
-42.14<br />
-118.03<br />
-38.62<br />
-128.22<br />
dBFS<br />
99.99 Hz 463.59 827.18 1190.78 1554.38 1917.97 2281.57 2496.09<br />
168.00 ms 170.00 172.00 174.00 176.00 178.00 180.00 181.18<br />
Abb. 17: Dynamische Burstmessung Weiss DS1-MK2 100 Hz, Threshold -40 dB, Ratio 20:1<br />
Die Erfassung von Impulsen stellt <strong>für</strong> jeden Kompressor die größte Schwierigkeit dar. Die kurzen<br />
Signalspitzen, die zu Beginn jeden Einschwingvorgangs stehen, sind besonders bei perkussiven<br />
Klängen <strong>für</strong> die Lebendigkeit des Klanges maßgeblich verantwortlich. In Abbildung 17 ist ein<br />
generelle Rauuigkeit des Sinus festzustellen, an den problematischen Steilflanken ist die<br />
Schwingung jedoch gut wiedergegeben.<br />
40
dBFS<br />
-38.96<br />
-81.03<br />
-40.91<br />
-87.38<br />
-43.44<br />
-93.72<br />
-47.01<br />
-100.07<br />
-53.19<br />
-106.41<br />
-81.67<br />
-112.76<br />
-52.56<br />
-119.10<br />
-46.70<br />
-125.45<br />
-43.23<br />
-131.79<br />
-40.75<br />
-138.14<br />
-38.83<br />
-144.48<br />
dBFS 0.00 Hz<br />
109.84 ms<br />
1849.51<br />
109.97<br />
3699.02<br />
110.09<br />
5548.54<br />
110.22<br />
7398.05<br />
110.35<br />
9247.56<br />
110.47<br />
11097.07<br />
110.60<br />
12946.58<br />
110.73<br />
14796.10<br />
110.86<br />
16645.61<br />
110.98<br />
18495.12<br />
111.11<br />
Abb. 18: Dynamische Burstmessung Weiss DS1-MK2, 1000Hz Threshold -40 dB, Ratio 20:1<br />
Mit Hilfe von Burstsignalen wurde diese Impulstreue überprüft. Durch einen Sinus von 100 bzw.<br />
1000 Hz mit genau einer vollen Schwingung wird ein Signal von 10 bzw. 1 ms Dauer erzeugt. Die<br />
größten Schwierigkeiten bei der Bearbeitung kurzer Signale <strong>für</strong> den Kompressor sind an den steilen<br />
Flanken zu Beginn und am Ende der Schwingung zu erwarten. Hier kann die Form des Sinus leicht<br />
verzerrt erscheinen, die Kurve zu steil verlaufen. Dies würde <strong>für</strong> ein Vorhandensein von<br />
gradzahligen Obertönen sprechen. Ungradzahlige Obertöne entstehen dagegen bei einer<br />
rechteckigen Verformung der Sinusschwingung an den Maxima.<br />
Die Kurven des Weiss sind wenig verbogen, bei der 1000 Hz Grafik (Abb. 18) ist eine leichte<br />
Eckigkeit der Signalmaxima zu verzeichnen.<br />
Bei der folgenden Burst-Messung mit Werten, die den Testeinstellungen entsprechen und somit<br />
praxisrelevant sind, ist das Ausgangssignal fast nicht mehr vom Eingangssignal zu unterscheiden.<br />
Die Grafiken (Abb. 19, 20) zeigen eine Burstmessung von 100 Hz und 1000 Hz mit Threshold -25<br />
dB, Ratio 3.33:1, sowie Threshold -18 dB, Ratio 6.66:1.<br />
41
dBFS<br />
-17.28<br />
-60.20<br />
-19.72<br />
-70.00<br />
-23.23<br />
-80.00<br />
-29.20<br />
-90.00<br />
-68.11<br />
-100.00<br />
-29.40<br />
-110.00<br />
-23.33<br />
-120.00<br />
-19.79<br />
-130.00<br />
-17.28<br />
-140.00<br />
dBFS 0.00 Hz<br />
dBFS 227.56 ms<br />
-21.02<br />
-44.34<br />
2000.00<br />
227.70<br />
4000.00<br />
227.85<br />
6000.00<br />
227.99<br />
8000.00<br />
228.13<br />
10000.00<br />
228.28<br />
12000.00<br />
228.42<br />
14000.00<br />
228.56<br />
16000.00<br />
228.71<br />
-24.15<br />
-60.00<br />
-31.15<br />
-80.00<br />
-43.59<br />
-100.00<br />
-27.76<br />
-120.00<br />
-22.47<br />
-140.00<br />
-20.98<br />
-148.19<br />
dBFS 0.00 Hz<br />
212.60 ms<br />
5000.00<br />
215.42<br />
10000.00<br />
218.24<br />
15000.00<br />
221.06<br />
20000.00<br />
223.88<br />
Abb.19 und 20: Dynamische Burstmessung Weiss DS1-MK2 100 Hz, Threshold -25 dB, Ratio<br />
3.33:1 (Abb.19), sowie 1000 Hz Threshold -18 dB, Ratio 6.66:1 (Abb.20)<br />
42
In beiden Fällen scheint der Sinus verzerrungsfrei. In Abbildung 19 ist eine leichte Aufrauung des<br />
Sinus an den Maxima zu verzeichnen. Diese Testeinstellung entspricht im Kompressionsgrad etwa<br />
den Beispielen Schlagzeug und Gitarre in der mittelharten Bearbeitung (Bearbeitung C). Die<br />
Einstellung <strong>für</strong> die Abbildung 20 entspricht der der harten Bearbeitung des Beispiels Schlagzeug<br />
(Bearbeitung D).<br />
Zusammenfassung Messtechnik<br />
Der Weiss DS1-MK2 ist in praxisnahen Einstellungen fast verzerrungsfrei und produziert extrem<br />
wenig Klirr. Der Klirrfaktor steht bemerkenswerter Weise nicht in direkter Relation zum<br />
Kompressionsgrad, sondern ist stark abhängig vom gewählten Arbeitspunkt und damit auch vom<br />
gewählten Knie.<br />
2.6. Bearbeitungsdurchführung<br />
Zeitparameter<br />
Bei der Bearbeitung aller Klangbeispiele blieben die angesprochenen Zeitparameter konstant. Die<br />
Werte stammen aus dem 0-Preset, das werksseitig eingespeichert ist. Versuche die Zeitparameter<br />
unterschiedlichen <strong>Musik</strong>stilen anzupassen brachten keine Verbesserungen im Klang.<br />
Nach Rücksprache mit der Firma Pauler Acoustics gibt es wenige Fälle, wo das zu bearbeitende<br />
Audiomaterial Anlass gibt, die bestehenden Zeitparameter zu verändern.<br />
Es ergeben sich folgende<br />
Werte der Zeitparameter<br />
Overall Delay: 63 ms<br />
Attacktime: 400_s,<br />
Preview: 1 ms,<br />
Release Delay: 1 ms,<br />
Fast Release- Time: 50ms,<br />
Average: 800ms,<br />
Slow Release-Time: 1 s.<br />
Transmissionskurvenparameter<br />
Im Gegensatz zu den Zeitparametern sind die Parameter Threshold, Knee und Ratio in unterschiedlichem Maß<br />
von der <strong>Musik</strong> abhängig.<br />
Threshold<br />
Gerade der Wert <strong>für</strong> den Threshold steht in direktem Verhältnis zur <strong>Musik</strong>. Seine Einstellung<br />
bezeichnet den mittleren Pegel der <strong>Musik</strong>.<br />
43
Knie<br />
Der Übergang vom linearen- in den Arbeitsbereich des Kompressors wird mit der so genannten<br />
Knie Einstellung vorgenommen: Ist das Knie hart eingestellt, passiert der Übergang abrupt.<br />
Ratio<br />
Als einziger Parameter, der nicht primär musikbestimmt ist, bleibt die Ratio. Dieser Wert gibt den<br />
eingestellten Kompressionsgrad an und kann je nach Anwendung variieren.<br />
Die Ratio oder auch der Kompressionsgrad ist somit ein musikunabhängiger Parameter und im<br />
Hörvergleich die einzige Größe, die sich zwischen den Bearbeitungen eines Klangbeispiels ändert.<br />
Werte der Transmissionskurvenparameter<br />
In ausgiebigen Tests stellten sich abhängig von der <strong>Musik</strong> Ratio-Grenzwerte heraus, die nach ästhetischen<br />
Gesichtspunkten gerade noch vertretbar sind.<br />
Die verwendeten Werte <strong>für</strong> die Parameter Threshold, Knee und Ratio sind im Einzelnen:<br />
Klangbeispiel Barockmusik:<br />
Ratios: 1,67:1, 5:1 und 20:1<br />
Threshold –20 dB<br />
leichtes Knie von 0,3.<br />
Klangbeispiel Schlagzeug:<br />
Ratios: 1,67:1, 3,33:1,und 6,66:1<br />
Threshold: -18 dB<br />
Knie von 0,3<br />
Klangbeispiel Sprache:<br />
Ratios: 1,67:1, 2,5:1 und 4:1.<br />
Threshold: -25dB<br />
Knie 0,3.<br />
Die hier gewählten Ratios liegen aufgrund der größeren Makrodynamik etwas niedriger.<br />
Klangbeispiel Gitarre:<br />
Ratios: 1,67:1, 3,33:1 und 5:1.<br />
Threshold: –18dB<br />
Knie 0,3<br />
Die bei der Bearbeitung der Klangbeispiele verwendeten Maximalwerte, zwischen 4:1 und 20:1<br />
liegend, sind <strong>für</strong> Kompression im Mastering eher untypische Werte, da sie <strong>für</strong> reine Kompression<br />
um ein vielfaches zu hoch sind. Im Falle der Ratio von 20:1 entsteht eine Transmissionskurve,<br />
deren Kennlinie bereits der eines Begrenzers ähnelt.<br />
44
Erstellung der Bearbeitungen (Hörtest)<br />
Bearbeitung der Länge<br />
Als letztes vor der eigentlichen Erstellung der Bearbeitungen gilt es die Klangbeispiele auf eine<br />
passende Länge zu schneiden.<br />
Dabei ist es wichtig nicht nur auf die Dauer, sondern auch auf die musikalische Dramaturgie eines<br />
Beispieles zu achten: Eine musikalische Schwäche kann das Gehör unnötig ablenken. Die<br />
Beispiellänge beträgt in allen vier Fällen ca. 30 Sekunden.<br />
Im Falle der Barockmusik und des Sprechers wurde das Audiomaterial geschnitten, um einen<br />
musikalisch/inhaltlich geschlossenen Abschnitt herzustellen, die Beispiele Schlagzeug und Gitarre<br />
sind dagegen ungeschnitten und lediglich ein- bzw. ausgefadet.<br />
Bearbeitung :Komprimierung<br />
Die so entstandenen unkomprimierten Original-Files wurden mit den ermittelten Werten<br />
komprimiert: Pro <strong>Musik</strong>beispiel erhöhte sich bei gleichem Threshold, gleicher Knieeinstellung und<br />
gleichen Zeitparametern lediglich die Ratio von Bearbeitung zu Bearbeitung.<br />
Die Originalfiles wurden über die optischen Ausgänge der Soundkarte des verwendeten Rechners<br />
ausgespielt, im einem Sonic Solutions- Konverter in AES/EBU- Signale gewandelt, um im Weiss<br />
Kompressor die gewünschte Bearbeitung zu erfahren. Die bearbeiteten Files, am AES/EBU Out<br />
abgegriffen werden im Rechner auf separaten Tonspuren aufgezeichnet.<br />
Um etwaigen klanglichen Unterschieden zwischen den unkomprimierten Originalfiles und den<br />
komprimierten Versionen, die durch den Signalweg über Sonic Solutions- Konverter und Weiss<br />
Kompressor entstehen könnten vorzubeugen, musste auch das unkomprimierte Ausgangsmaterial<br />
den Signalweg mit eingeschliffenem Weiss durchlaufen. Dieser stand in Position Bypass, so dass<br />
das Eingangssignal ohne Veränderung wieder am Ausgang anlag.<br />
Gleiche Lautheit<br />
Besonderes Augenmerk bei der Erstellung der finalen Bearbeitungen <strong>für</strong> die Test-CDs ist auf die<br />
gleiche Lautheit aller Bearbeitungen eines Beispiels zu richten. Nur so lässt sich gewährleisten, dass<br />
der Hörvergleich aussagekräftig wird und es keine Bevorzugungen seitens der Testhörer aufgrund<br />
von unterschiedlichen Lautheiten der Beispiele gibt.<br />
Problematik<br />
Die Wahrnehmung von Lautheit ist ein stark subjektiver Vorgang. Jeder Mensch bewertet Klänge<br />
aufgrund seiner persönlichen Hörerfahrung, seinem musikalischen Horizont, seiner psychischen<br />
Verfassung und nicht zuletzt aufgrund der tatsächlichen Hörleistung seiner Ohren anders.<br />
Als wirklich gleichlaut können deshalb nur zwei identische Signale empfunden werden. Verändert<br />
man eines der beiden jedoch durch tontechnische Maßnahmen, sei es im Frequenzgang, im<br />
Stereobild, in der Dynamik etc., ergeben sich fast zwangsläufig Differenzen in der<br />
hörphysiologischen Wahrnehmung, die zu einer unterschiedlichen Wahrnehmung der Lautheit<br />
45
führen können. (Bei der Beurteilung zweier völlig unterschiedlicher Signale, mit unterschiedlichen<br />
klanglichen Eigenschaften und Frequenzgängen ist eine Beurteilung noch komplizierter und<br />
subjektiver gefärbt).<br />
Als besonders problematisch ist in dieser Hinsicht die Summenkompression zu sehen. Sie stellt eine<br />
Bearbeitungsmethode dar, bei der gleichzeitig Dynamik und (natürlich in geringerem Maße)<br />
Frequenzgang des Signals verändert werden. Je nach Kompressionsgrad kann sich so die Struktur<br />
des Signals verändern, einzelne Instrumente in den Vordergrund treten, oder aber durch<br />
Verzerrungen die musikalische Signatur variiert werden. Dies erschwert eine Beuteilung der<br />
Lautheit.<br />
Hinzu kommt, dass eine Aussage über gleiche Lautheit stark auf der Wahrnehmung der<br />
Grundlautstärke basiert. Selbst wenn man durch Pegelveränderung die musikalische Grundlautstärke<br />
zweier unterschiedlich komprimierter Beispiele angleicht, weisen beide einen durch die<br />
Kompression hervorgerufenen unterschiedlich hohen Hintergrundgeräuschpegel auf. Dieser kann<br />
gerade bei komprimierten Beispielen einer Liveaufnahme mit Publikumsgeräuschen zu einem<br />
höheren Lautheitseindruck führen. Dies muss bei der Erstellung der Test-CD berücksichtigt<br />
werden.<br />
Vorgehensweise<br />
Die komprimierten Bearbeitungen der Klangbeispiele wurden zu Beginn nach Gefühl auf gleiche<br />
Lautheit gepegelt. Dabei mussten die komprimierten Bearbeitungen mit höherem<br />
durchschnittlichem Energieniveau im Vergleich zum Original im Pegel abgesenkt werden.<br />
Zur weiteren Angleichung der Lautheit diente als Anhaltspunkt eine RMS-Lautstärkemessung.<br />
Diese Art der Messung ähnelt der Wahrnehmung des menschlichen Ohres.<br />
Nach dieser Methode wurden die musikalischen Grundlautstärken aller Beispiele angepasst. Eine<br />
eindeutige Übereinstimmung am Pegelmessgerät ist aufgrund der unterschiedlichen Ausschläge,<br />
hervorgerufen durch die zum <strong>Teil</strong> stark differierende Dynamik nicht zu erzielen.<br />
In Blindtests wurden Bearbeitungen des Versuchs auf gleiche Lautheit gebracht.<br />
Die so erstellten Test-CDs wurden dann vorab von Professor Thomas Goerne und Ememkut<br />
Zaotschnyj geprüft. Es wurden keine Unterschiede in der Lautheit der Beispiele festgestellt.<br />
46
Abb. 21: Screenshot EDL, Test-CD 2 Sequoia<br />
Referenztests<br />
In dem Bewusstsein mit der Erstellung der Beispiele und der Anpassung der Lautheit einen<br />
wichtigen Punkt zur erfolgreichen Durchführung des <strong>Hörversuch</strong>s getroffen zu haben, wurden die<br />
erstellten Beispiele in einem Referenztest durch Experten (Tonmeisterstudenten des ETI<br />
Detmold) auf gleiche Lautheit verifiziert. Hierzu gab es einen Vortest mit zehn, sowie einen<br />
Haupttest mit vier <strong>Teil</strong>nehmern. Der Vortest konnte keine schlüssigen Ergebnisse liefern, deshalb<br />
wurden die Bearbeitungen <strong>für</strong> den Haupttest neu randomisiert.<br />
Im Haupttest bekam jede Testperson einen zweiten Test mit verändertem Anordnungsschema der<br />
Bearbeitungen. Der so variierte Test führte zum erwarteten Ergebnis: Eine erfolgreiche Anpassung<br />
der Lautheit aller Bearbeitungen wurde bestätigt. (Der genaue Aufbau sowie eine detaillierte<br />
Auswertung der Referenztests findet sich im Appendix)<br />
47
[<strong>Teil</strong> 3] <strong>Hörversuch</strong>: Testaufbau, Auswertung<br />
3.1. Ziel- /Hörergruppen<br />
Zielgruppe des Kompressionshörversuch ist die breite Masse der Medienkonsumenten, nachfolgend<br />
„Normalhörer“ genannt. Zudem bilden Tonmeisterstudenten des <strong>Erich</strong>-<strong>Thienhaus</strong>-<strong>Institut</strong>s eine Gruppe von<br />
Expertenhörern.<br />
Repräsentativ erscheint eine Anzahl von 300 Tests, die es zu erreichen gilt. Zu diesem Zweck<br />
werden 500 CDs erstellt, die über 21 Kontaktpersonen in unterschiedliche gesellschaftliche<br />
Umfelder gelangen.<br />
Die Kontaktpersonen sind Multiplikatoren, die es ermöglichen die gewünschte Anzahl von<br />
Testpersonen zu finden, und stellen eine zusätzliche Sicherheit dar motivierte Testpersonen zu<br />
akquirieren, hierdurch die Auswertbarkeit des Tests zu verbessern.<br />
Experten bilden die zweite Gruppe von Hörern, die gezielt adressiert werden. Zu diesem Zweck<br />
werden Tonmeister und Tonmeisterstudenten des <strong>Erich</strong>- <strong>Thienhaus</strong>- <strong>Institut</strong>es Detmold<br />
verpflichtet pro Person zwei Tests durchzuführen.<br />
Außerdem gibt es eine kleine Anzahl von Tonmeistern, die einen speziellen Test zum Beweis der<br />
gleichen Lautheit verwendeter Beispiele durchführt. Auswertung und Aufbau des Tests finden sich<br />
im Appendix.<br />
Material<br />
Jede Testperson erhält folgendes Material:<br />
Eine CD (Testgruppe eins oder zwei zugeordnet)<br />
Einen Fragebogen mit Angaben zu ihrer Person inklusive einer Erklärung des Tests (mit A oder B<br />
<strong>für</strong> Gruppe eins oder zwei gekennzeichnet)<br />
Einen Bogen zum <strong>Hörversuch</strong><br />
Ein Rückumschlag.<br />
3.2. Fragebogen<br />
Haupttest: Personenbogen<br />
Grundidee des Personenbogens ist die Sammlung sinnvoller Informationen über den Hörer.<br />
So wird bei späterem Bedarf eine Verknüpfung der Testergebnisse mit dem soziokulturellen<br />
Background der Testperson ermöglicht: Es besteht Grund zur Annahme, dass eine unterschiedliche<br />
Sozialisation den Ausgang des Tests beeinflusst.<br />
Deshalb sind folgende inhaltliche Kategorien vom Tester zu füllen:<br />
48
Angaben zum Alter, Beruf, <strong>Musik</strong>geschmack, Häufigkeit des <strong>Musik</strong>konsums, bevorzugten Medien<br />
oder Orte des Konsums.<br />
Beispielbogen<br />
Die Ausrichtung des Versuchs auf eine breite Hörerschaft, die <strong>Musik</strong> in erster Linie konsumiert statt sie<br />
aufmerksam zu hören, verpflichtet zu einer zielgruppenorientierten Fragestellung bezüglich des Testaufbaus.<br />
Ohne auf die Auswertung des Tests vorzugreifen, wäre es nicht ratsam die jeweilige Testperson<br />
nach unterschiedlichen Klangbildern bei den jeweilig unterschiedlich komprimierten Beispielen<br />
einer <strong>Musik</strong>richtung zu befragen, mit der Bitte, diese zu werten. Die Beurteilung der Klangbeispiele<br />
muss also einem Laien genauso einfach möglich sein wie einem Experten. Dies geschieht über die<br />
Frage nach der persönlichen Präferenz: „Wir bitten den Hörer um ein Geschmacksurteil“ ist auf<br />
dem Beispiel bogen zu lesen.<br />
Anzahl der Beispiele<br />
Mehre Gründe sprechen <strong>für</strong> die Beschränkung eines <strong>Hörversuch</strong>s auf drei Bearbeitungen:<br />
Erstens: Die zeitliche Maximaldauer eines Tests, die bei Laien die Länge von 30 min nicht<br />
überschreiten, besser noch: deutlich unterschreiten sollte.<br />
Zweitens: Das Nachlassen der Konzentrationsfähigkeit, was durch ständig gleiche <strong>Musik</strong>beispiele<br />
verstärkt wird.<br />
Drittens. Die bessere Auswertbarkeit durch eindeutigere Werte in der Statistik.<br />
Länge der Beispiele<br />
Mit 25-30 Sekunden tragen die Beispiele dazu bei die Konzentrationsfähigkeit nicht unnötig zu<br />
verringern.<br />
Gewährleistet wird die Möglichkeit beide zum Vergleich stehenden Beispiele überhaupt in<br />
Beziehung zueinander setzen zu können:<br />
Hätten die <strong>Musik</strong>stücke eine größere Länge, erinnerte man sich nicht mehr an das erste Stück und<br />
müsste wieder an den Anfang des Beispieles zurückspulen um eine Beurteilung abzugeben.<br />
Bewertung der Beispiele<br />
Als Bewertungsparameter stehen dem Tester die Eingaben „eins“ oder „zwei“ <strong>für</strong> das als besser<br />
bewertete Beispiel zu Verfügung. Auf den Parameter „X“: „keine Entscheidung“ wurde gezielt<br />
verzichtet.<br />
Eine Entscheidung soll auf jeden Fall stattfinden, die Erkenntnis dass kein Unterschied zum<br />
Original festgestellt worden ist, findet über die prozentuale Gleichverteilung der Bevorzugungen<br />
statt.<br />
49
Aufteilung in die Hörergruppen 1 und 2<br />
Aufgrund der Überlegung, dass sieben Permutationen dazu führen die zumutbare Testlänge <strong>für</strong><br />
einen Hörer zu überschreiten, war die einzige Lösung die Beispiele auf zwei Hörergruppen<br />
aufzuteilen.<br />
Um auf eine gerade Anzahl, statt auf drei, auf vier Paare pro <strong>Musik</strong>beispiel zu kommen, werden<br />
zwei Arten von so genannten Ankern eingeführt und in die jeweilige Fehlzeile eines <strong>Musik</strong>beispiels<br />
eingebracht:<br />
Das Kapitel „Zufallsverteilung“ im Appendix klärt sowohl die Struktur des Tests als auch die<br />
Aufteilung der Permutationen auf zwei Hörergruppen.<br />
<strong>Hörversuch</strong> <strong>für</strong> Referenztester<br />
Der <strong>Hörversuch</strong> <strong>für</strong> Referenztester hat formal den gleichen Aufbau wie der Feldversuch zu Ermittelung unserer<br />
Testergebnisse. Er dient jedoch zur Absicherung unserer Arbeit bei der Lautheitsanpassung der Bearbeitungen.<br />
Folgende Unterschiede bestehen zum Haupttest:<br />
Erstens: Die Zielgruppe des Referenztests besteht aus Experten, also Tonmeistern des <strong>Erich</strong>-<br />
<strong>Thienhaus</strong>-<strong>Institut</strong>s, Detmold.<br />
Zweitens: Die Länge der <strong>Musik</strong>beispiele ist viel kürzer: Sie beträgt im Schnitt drei Sekunden, da<br />
sich der Eindruck von Lautheit bereits nach ein bis zwei Sekunden einstellt und eine größere Dauer<br />
nur vom Hauptziel der Fragestellung ablenkt.<br />
Drittens: Alle Referenztester erhalten zusätzlich die Möglichkeit ein „X“ in das da<strong>für</strong> vorgesehene<br />
Kästchen einzutragen um einen nicht gehörten Unterschied zu dokumentieren.<br />
Viertens: Um ein absolut objektives Ergebnis zu erhalten erhält jeder Referenztester ohne sein<br />
Wissen zwei identische Tests mit den gleichen Bearbeitungen, jedoch in gespiegelter Abfolge.<br />
Bewertet er die Tests unterschiedlich, gleich sich sein Irrtum statistisch aus.<br />
50
3.3. Auswertung Fragebogen<br />
Die grafische Auswertung erfolgt mittels SPSS, in welches die Datensätze der Testauswertung<br />
eingegeben werden. Alle Grafiken des nachfolgenden <strong>Teil</strong>s sind mit Hilfe von SPSS entstanden. (s.<br />
Bildnachweis)<br />
Auswertung Personenbogen<br />
Die Gesamtzahl der ausgewerteten Tests beträgt 274.<br />
Diese Zahl resultiert aus der Anzahl der fristgerecht eingegangenen Tests. Die Menge wurde jedoch<br />
verkleinert, da sich in der Testgruppe B mehr Tests befanden. Um eine gesamte Auswertung nach<br />
Häufigkeiten zu ermöglichen musste eine gleiche Menge Tests in A und B existieren. Aus Gruppe<br />
B wurden somit 14 Tests gelöscht.<br />
Altersverteilung<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Prozent 40<br />
15-20 Jahre<br />
20-30 Jahre<br />
30-40 Jahre älter als 50 Jahre<br />
40-50 Jahre<br />
Abb. 22: Altersverteilung, Testpublikum, gesamt<br />
Die Altersverteilung (Abb. 22) zeigt eine deutliche Ausprägung der Gruppe 15 – 20 sowie 20 – 30<br />
Jahre. Grund hier<strong>für</strong> ist die Verteilung an Schulklassen und Universitäten/<strong>Hochschule</strong>n. Fasst man<br />
jedoch die anderen Altersklassen zusammen, sind 45% Berufstätige als eine Gruppe zu erkennen,<br />
oder 30% aller Tester über 40 Jahre.<br />
51<br />
Häufigkeit Prozent<br />
15-20 Jahre 67 24,4<br />
20-30 Jahre 88 32,0<br />
30-40 Jahre 34 12,4<br />
40-50 Jahre 31 11,3<br />
älter als 50 Jahre 55 20,0<br />
Gesamt 274 100,0
Berufsverteilung<br />
Tonmeisterstudent<br />
Geistesw. Student<br />
Techn. Student<br />
Künst.Student<br />
Schüler/Student<br />
Tonmeister/-ingenieu<br />
Künstler<br />
Lehrberuf<br />
Akad.-Techn.<br />
Akad.-Geistesw.<br />
Sonstige<br />
Abb. 23: Berufsverteilung, Testpublikum, gesamt<br />
Entsprechend der Altersverteilung (Abb. 23) sind die Berufsgruppen Schüler/Student und<br />
akademisch/geisteswissenschaftlicher Beruf als größte Gruppen zu sehen. Mit 33,8 bzw. 25,5%<br />
machen sie zusammen 50% der gültigen Tests aus. Akademisch/geisteswissenschaftliche Berufe<br />
sind durch die Verteilung in Lehrerkollegien und <strong>Hochschule</strong>n stark vertreten.<br />
<strong>Musik</strong>geschmack<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Prozent 30<br />
Jazz<br />
Rock/Pop<br />
Klassik<br />
Jazz/Rock<br />
Jazz/Klassik<br />
Alles<br />
Rock/Klassik<br />
Abb. 24: <strong>Musik</strong>geschmack, Testpublikum, gesamt<br />
52<br />
HäufigkeitProzent<br />
künstlerischer Beruf 19 6,9<br />
Lehrberuf 10 3,6<br />
akad. technischer Beruf 17 6,2<br />
akad. geistesw. Beruf 70 25,5<br />
sonstige Berufe 24 8,7<br />
Tonmeister/-ingenieur 1 ,4<br />
Schüler/Student 93 33,8<br />
künstlerischer Student 10 3,6<br />
akad.technischer Student 3 1,1<br />
akad. geistesw. Student 7 2,5<br />
Tonmeisterstudent 21 7,6<br />
Gesamt 274 100,0<br />
Häufigkeit Prozent<br />
Jazz 5 1,8<br />
Rock/Pop 57 20,7<br />
Klassik 50 18,2<br />
Jazz/Rock 12 4,4<br />
Jazz/Klassik 25 9,1<br />
Rock/Klassik 58 21,1<br />
Alles 67 24,4<br />
Gesamt 274 100,0
Ein breiter <strong>Musik</strong>geschmack angezeigt durch die Wahlmöglichkeit „Alles“ ist die größte Position<br />
in der Frage nach der Präferenz bestimmter <strong>Musik</strong>stile: 24,4%. Rock/Pop und Rock/Klassik sind<br />
mit 20,7 und 21,1% Zweitstärkste, gefolgt von Klassik mit 18,2 Prozent. Nur 1,8 Prozent der<br />
Hörer konsumieren Jazz (Abb. 24).<br />
Häufigkeit, <strong>Musik</strong>konsum<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Prozent 80<br />
ständig<br />
täglich<br />
eher selten<br />
Abb. 25: Häufigkeit <strong>Musik</strong>konsum, Testpublikum, gesamt<br />
Aus Abb. 25 ist deutlich zu ersehen, dass die Mehrheit der Testpersonen <strong>Musik</strong> in ihr tägliches<br />
Leben fest integriert hat. 73,1% aller hören täglich <strong>Musik</strong>. 18,5% sogar noch mehr, nicht nur<br />
sporadisch, sondern ständig. 8,4% hören selten <strong>Musik</strong>.<br />
53<br />
Häufigkeit Prozent<br />
ständig 50 18,5<br />
täglich 201 73,1<br />
eher selten 23 8,4<br />
Gesamt 274 100,0
Präferenzmedium<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Prozent 50<br />
im Radio<br />
von CD<br />
im Radio/von CD<br />
sonstige Medien:MP3<br />
von CD/sonstige Medi<br />
Radio/CD/VIVA/MTV<br />
Radio/CD/sonstige Me<br />
Abb. 26: Präferenzmediun, Testpublikum, gesamt<br />
Radio und CD sind die Topmedien im täglichen <strong>Musik</strong>konsum (Abb. 26).<br />
Mit 41,8% liegen sie mehr als 20% vor der nächsten Angabe: Von CD mit 18,2%. Sonstige<br />
Medien wie Mp3 Player oder Fernseher sind nicht stark vertreten.<br />
Konzertbesuche<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Prozent 50<br />
Nie<br />
Alles<br />
Rock/Klassik<br />
Jazz/Klassik<br />
Jazz/Rock<br />
Klassik<br />
Rock/Pop<br />
Jazz<br />
Abb. 27: Konzertbesuche, Testpublikum, gesamt<br />
54<br />
Häufigkeit Prozent<br />
im Radio 27 9,8<br />
von CD 50 18,2<br />
sonstige Medien:MP3 6 2,2<br />
im Radio/von CD 115 41,8<br />
von CD/sonstige Medien 24 8,7<br />
Radio/CD/sonstige<br />
Medien<br />
16 5,8<br />
Radio/CD/VIVA/MTV 18 6,5<br />
Gesamt 274 100,0<br />
Häufigkeit Prozent<br />
Jazz 4 1,5<br />
Rock/Pop 18 6,5<br />
Klassik 95 34,5<br />
Jazz/Rock 5 1,8<br />
Jazz/Klassik 13 4,7<br />
Rock/Klassik 15 5,5<br />
Alles 11 4,0<br />
Nie 114 41,5<br />
Gesamt 274 100,0
Laut Abb. 27 gehen die meisten Testpersonen nie ins Konzert: 41,5%. Die stärkste Gruppe von<br />
Konzertbesuchern ist die der Klassikhörer: 34,5%. Alle anderen <strong>Musik</strong>stile treten stark hinter<br />
ihnen zurück: Jazz: 1,5% etc.<br />
Ort des <strong>Musik</strong>konsums<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Prozent 40<br />
Alles<br />
Auto/Hause/BarKneipe<br />
Auto/Hause/DiskoClub<br />
Auto/Hause/BarKneipe<br />
Auto/Hause/Arbeit<br />
Hause/DiskoClub<br />
Hause/Arbeit<br />
Auto/Hause<br />
zu Hause<br />
Abb. 28: Ort des <strong>Musik</strong>konsums, Testpublikum, gesamt<br />
Auch bezüglich der Frage wo die Testpersonen ihre <strong>Musik</strong> konsumieren stellen sich deutlich zwei<br />
Favoriten heraus: im Auto/zu Hause mit 32,4% und nur zu Hause mit 16,4%. Alle anderen Orte<br />
wie Auto/zu Hause/ Arbeit: 8,7% liegen zurück. (Abb. 28)<br />
Die Frage nach der Qualität des <strong>Musik</strong>konsums wird aufgrund des eindeutigen Ergebnisses grafisch<br />
nicht aufgeschlüsselt: Die Hälfte aller Beteiligten hören aufmerksam, die anderen nebenbei <strong>Musik</strong>.<br />
Häufigkeit Prozent<br />
eher nebenbei 142 52,0<br />
eher aufmerksam 132 48,0<br />
Gesamt 274 100,0<br />
55<br />
Häufigkeit Prozent<br />
zu Hause 45 16,4<br />
Auto/Hause 89 32,4<br />
Hause/Arbeit 18 6,5<br />
Hause/DiskoClub 10 3,6<br />
Auto/Hause/Arbeit 24 8,7<br />
Auto/Hause/BarKneipe 10 3,6<br />
Auto/Hause/DiskoClub 16 5,8<br />
Auto/Hause/BarKneipe/<br />
DiskoClub<br />
19 6,9<br />
Alles 19 6,9<br />
Gesamt 274 100,0
Auswertung Test<br />
Der deutliche Mehranteil von bestimmten Berufsgruppen lässt die Auswertung nach Berufen sinnvoll erscheinen.<br />
Außerdem ergeben sich keine Signifikanzen bei der Betrachtung der Medien, <strong>Musik</strong>stilpräferenzen, Ort des<br />
Konsums etc. Um die Auswertung der Hörtests vorzunehmen wurde nach einer ersten Untersuchung der<br />
Ergebnisse eine besondere Hörergruppe herausgestellt: Die Tonmeisterstudenten gehen zwar nur zu 7,6% in die<br />
Auswertung ein, die sie dennoch durch deutliche Testergebnisse prägen. Präferenztests in der Allgemeinheit<br />
werden also ohne Tonmeisterstudenten (oTM) ausgewertet.<br />
Gesamtpräferenz Bearbeitungen (oTM)<br />
Git.A<br />
Spr.D<br />
Git.B<br />
Spr.C<br />
Git.C<br />
Spr.B<br />
Git.D<br />
Bar.A<br />
Spr.A Dr.D<br />
Bar.B<br />
Dr.C<br />
Bar.C<br />
Dr.B<br />
56<br />
Bar.D<br />
Dr.A<br />
Abb. 29: Präferenz Bearbeitungen, Testpublikum, gesamt ohne Tonmeisterstudenten<br />
In Abb. 29 lässt sich keine statistisch signifikante Präferenz <strong>für</strong> ein Beispiel erkennen:<br />
Alle Größen variieren um den Mittelwert 100 dividiert durch 16, in Zahlen: 6,5.<br />
Auswertung nach Berufsgruppen<br />
Alle A-, B-, C- und D-Bearbeitungen wurden <strong>für</strong> die Auswertung in den einzelnen Berufsgruppen<br />
zusammengefasst, mit dem Ziel nach einer allgemeinen Bevorzugung komprimierter, oder nicht komprimierter<br />
Beispiele zu fragen.<br />
Die erste Gruppe von Hörern, bestehend aus Tonmeisterstudenten des <strong>Erich</strong>-<strong>Thienhaus</strong>-<strong>Institut</strong>s,<br />
ist die einzige mit einer klar erkennbaren Linie in ihren persönlichen Präferenzen. Deshalb wird<br />
die Auswertung mit ihrem Beispiel begonnen.<br />
Die in den Überschriften stehenden Prozentzahlen direkt hinter den Berufsgruppen geben an zu<br />
welchen Anteilen die Gruppe in die Gesamtwertung eingeht.<br />
Alle Gruppen unter 5% sind aufgrund mangelnder statistischer Aussagekraft gelöscht.<br />
BarockA 6,7<br />
BarockB 5,9<br />
BarockC 6,5<br />
BarockD 5,9<br />
DrumsA 5,5<br />
DrumsB 6,7<br />
DrumsC 6,0<br />
DrumsD 6,8<br />
SpracheA 7,1<br />
SpracheB 5,9<br />
SpracheC 5,6<br />
SpracheD 6,3<br />
GitarreA 7,1<br />
GitarreB 6,8<br />
GitarreC 5,5<br />
GitarreD 5,6<br />
Prozent<br />
Gesamt 100,0
Tonmeisterstudenten (7,6%)<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Prozent 40<br />
A-Bearbeitung<br />
B-Bearbeitung<br />
C-Bearbeitung<br />
D-Bearbeitung<br />
Abb. 30: Präferenz Bearbeitungen, Tonmeisterstudenten<br />
In Abb. 30 ist die eindeutige Präferenz der Tonmeisterstudenten von unkomprimierten Beispielen<br />
zu erkennen: Beispiel A wird mit 35.3% deutlich bevorzugt, während alle anderen Bearbeitungen<br />
weniger Anklang finden. Beispiel D bildet den Abschluss einer abnehmenden Interessenkurve und<br />
ist mit 12.3% dreimal weniger bevorzugt als Beispiel A.<br />
Schüler (33,8%)<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Prozent 30<br />
A-Bearbeitung<br />
B-Bearbeitung<br />
C-Bearbeitung<br />
Abb. 31: Präferenz Bearbeitungen, Schüler<br />
D-Bearbeitung<br />
57<br />
Prozent<br />
A-Bearbeitung 35,3<br />
B-Bearbeitung 31,3<br />
C-Bearbeitung 21,0<br />
D-Bearbeitung 12,3<br />
Gesamt 100,0<br />
Prozen<br />
A-Bearbeitung 26,7<br />
B-Bearbeitung 25,6<br />
C-Bearbeitung 24,4<br />
D-Bearbeitung 23,3<br />
Gesamt 100,0<br />
t
Eine den Tonmeisterstudenten ähnliche Interessenkurve zeigt sich in Abb. 31 bei den<br />
Schülern/Studenten, die ebenfalls die unkomprimierten Beispiele bevorzugen. Sie bilden mit 33,8%<br />
am Gesamtanteil die größte Gruppe von Testhörern. Ihr Testergebnis ist allerdings nur als<br />
minimale Tendenz zu werten. Eine Aussagefähigkeit ergibt sich nicht: Der Mittelwert 25% wird<br />
nur um 1,7% über- bzw. unterschritten.<br />
Sonstige Berufe (8,7%)<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Prozent 30<br />
A-Bearbeitung<br />
B-Bearbeitung<br />
C-Bearbeitung<br />
D-Bearbeitung<br />
Abb. 32: Präferenz Bearbeitungen, sonstige Berufe<br />
Die Berufsgruppe „Sonstige“ lässt keine Tendenz zur Bevorzugung von Kompression erkennen<br />
(Abb. 32). Widersprüchlich ist der Mehranteil von „A“ gegenüber weniger Bevorzugungen bei „B“<br />
und „C“ und einer ansteigenden Kurve bis zum Beispiel „D“. Um eine eindeutige Auskunft über<br />
eine tatsächliche Präferenz eines Beispiels erteilen zu können müsste die Prozentzahl wenigstens<br />
vier bis fünf Prozent vom Mittelwert variieren.<br />
58<br />
Prozent<br />
A-Bearbeitung 26,7<br />
B-Bearbeitung 22,9<br />
C-Bearbeitung 24,7<br />
D-Bearbeitung 25,7<br />
Gesamt 100,0
Akademisch geisteswissenschaftliche Berufe (25,5%)<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Prozent 30<br />
A-Bearbeitung<br />
B-Bearbeitung<br />
C-Bearbeitung<br />
D-Bearbeitung<br />
Abb. 32: Präferenz Bearbeitungen, akademisch geisteswissenschaftliche Berufe<br />
Abb. 32 zeigt eine wenig aussagekräftige Interessenverteilung. Allerdings lässt sich ein Phänomen<br />
beobachten, was auf die Größe der Gruppe zurückzuführen ist: Die Bevorzugungen sind nicht mehr<br />
so ausgeprägt wie bei der Gruppe „sonstige“. Durch die höhere Anzahl der Tests nivellieren sich<br />
die Bevorzugungen, was <strong>für</strong> einen statistisch nicht gehörten Unterschied spricht. Abweichungen<br />
von nur noch 1,5% bezogen auf den Mittelwert 25% geben keine Auskunft mehr über tatsächlich<br />
gehörte Unterschiede.<br />
Technische Berufe (6,2%)<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Prozent 30<br />
A-Bearbeitung<br />
B-Bearbeitung<br />
C-Bearbeitung<br />
D-Bearbeitung<br />
Abb. 33: Präferenz Bearbeitungen, technische Berufe<br />
59<br />
Prozent<br />
A-Bearbeitung 26,1<br />
B-Bearbeitung 25,6<br />
C-Bearbeitung 23,5<br />
D-Bearbeitung 24,9<br />
Gesamt 100,0<br />
Prozent<br />
A-Bearbeitung 25,0<br />
B-Bearbeitung 26,0<br />
C-Bearbeitung 23,0<br />
D-Bearbeitung 26,0<br />
Gesamt 100,0
In Abb. 33 zeigt sich: Durch die Gruppengröße von 6,2% am Gesamten, was <strong>für</strong> eine Personenzahl<br />
von 17 steht, ergeben sich ähnliche Schwierigkeiten wie bei der Gruppe „sonstige“ (Abb. 32). Die<br />
Ergebnisse der Gruppe können nicht als aussagekräftig bezeichnet werden.<br />
„B“ und „D“ sind am ausgeprägtesten, insgesamt aber nur einen Prozentpunkt stärker als „A“.<br />
Künstlerische Berufe (6,9%)<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Prozent 30<br />
A-Bearbeitung<br />
B-Bearbeitung<br />
C-Bearbeitung<br />
D-Bearbeitung<br />
Abb. 34: Präferenz Bearbeitungen, künstlerische Berufe<br />
Die Tester der künstlerischen Berufe bevorzugen die „B“ Bearbeitung (Abb. 34). Allerdings muss<br />
das Ergebnis dieser Gruppe ebenso als unauswertbar bezeichnet werden, da es sogar nur 1,3%<br />
Prozent vom Mittelwert abweicht.<br />
60<br />
Prozent<br />
A-Bearbeitung 23,7<br />
B-Bearbeitung 26,3<br />
C-Bearbeitung 25,4<br />
D-Bearbeitung 24,6<br />
Gesamt 100,0
Alle Berufe (oTM)<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Prozent 30<br />
A-Bearbeitung<br />
B-Bearbeitung<br />
C-Bearbeitung<br />
D-Bearbeitung<br />
Abb. 35: Präferenz Bearbeitungen, Testpublikum gesamt, ohne Tonmeisterstudenten<br />
Die Gesamtauswertung ohne Tonmeisterstudenten (Abb. 35) beschreibt eine Tendenz, die <strong>für</strong> die<br />
Bevorzugung der unkomprimierten Beispiele spricht. Dieses Ergebnis beinhaltet allerdings keine<br />
hinreichende statistische Signifikanz.<br />
Immerhin weicht Beispiel „A“ um 2,1% vom Mittelwert ab und schlägt somit deutlicher zu Buche<br />
als in den meisten Betrachtungen nach Berufsgruppen. „B“ wird nicht so stark bevorzugt und bleibt<br />
mit 25,1% zwei Prozentpunkte vor den Beispielen „C“ und „D“, die 23,5 bzw. 23,7% betragen. So<br />
ergibt sich eine rückläufige Tendenz was <strong>für</strong> eine Bevorzugung der unkomprimierten Beispiele<br />
spricht.<br />
Auswertung nach <strong>Musik</strong>stilen<br />
Unterschiede in der Beurteilung von Kompression bezüglich unterschiedlicher <strong>Musik</strong>stile werden bei zwei<br />
unterschiedlichen Hörergruppen untersucht:<br />
Die erste Gruppe besteht aus allen Testpersonen außer Tonmeistern (oTM), die zweite nur aus<br />
Tonmeistern (TM):<br />
Die Auswertung einer hinreichend großen Menge von Testpersonen soll der eines<br />
Expertenpublikums gegenübergestellt werden:<br />
61<br />
Prozent<br />
A-Bearbeitung 27,1<br />
B-Bearbeitung 25,7<br />
C-Bearbeitung 23,5<br />
D-Bearbeitung 23,7<br />
Gesamt 100,0
Barock (oTM)<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Prozent 30<br />
A-Bearbeitung<br />
B-Bearbeitung<br />
C-Bearbeitung<br />
D-Bearbeitung<br />
Abb. 36: Präferenz Barockmusik, Testpublikum gesamt, ohne Tonmeister<br />
Abb. 36 zeigt kein deutliches Ergebnis einer Bevorzugung. Beispiel A ist zwar mit 26,9% das<br />
meistgewollte, dennoch wird die Aussage nach einer möglichen Bevorzugung von<br />
unkomprimierten Beispielen durch die fast gleiche Präferenz des Beispiels C mit 25,9% erschwert.<br />
Mit B und D verhält es sich genauso: Sie sind mit 23,6% sogar numerisch gleich ausgeprägt. Rein<br />
optisch und ohne Berücksichtigung der geringen Unterschiede ist eine Tendenz zu<br />
unkomprimierten Beispielen zu sehen.<br />
Schlagzeug (oTM)<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Prozent 30<br />
A-Bearbeitung<br />
B-Bearbeitung<br />
C-Bearbeitung<br />
D-Bearbeitung<br />
Abb. 37: Präferenz Schlagzeug, Testpublikum gesamt, ohne Tonmeister<br />
62<br />
Prozent<br />
A-Bearbeitung 26,9<br />
B-Bearbeitung 23,6<br />
C-Bearbeitung 25,9<br />
D-Bearbeitung 23,6<br />
Gesamt 100,0<br />
Prozent<br />
A-Bearbeitung 21,9<br />
B-Bearbeitung 26,8<br />
C-Bearbeitung 24,1<br />
D-Bearbeitung 27,2<br />
Gesamt 100,0
Das Beispiel Schlagzeug (Abb. 37) zeigt eine bisher nicht aufgetretene Besonderheit: A wird mit<br />
21,9% nicht bevorzugt, da<strong>für</strong> Bearbeitung D mit 27,2%. Zwischen den Beispielen besteht eine<br />
prozentuale Differenz von 5,3 Punkten, außerdem wird die B Bearbeitung mit 26,8% ähnlich stark<br />
bevorzugt wie D. Obwohl keine auswertbare statistische Signifikanz vorliegt, kann man jedoch von<br />
einer Tendenz in Richtung komprimierter Beispiele sprechen.<br />
Sprache (oTM)<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Prozent 30<br />
A-Bearbeitung<br />
B-Bearbeitung<br />
C-Bearbeitung<br />
D-Bearbeitung<br />
Abb. 38: Präferenz Sprache, Testpublikum gesamt, ohne Tonmeister<br />
Beispiel A setzt sich in Abb. 38 mit 28,5 Prozent von den anderen Beispielen ab und liegt fast 6<br />
Prozent vor der C Bearbeitung. Leider wird durch die D Bearbeitung die Erkennung einer Tendenz<br />
verhindert: Sie folgt der A Bearbeitung mit 25,3 % als Beispiel was am zweithäufigsten bevorzugt<br />
wurde.<br />
63<br />
Prozent<br />
A-Bearbeitung 28,5<br />
B-Bearbeitung 23,6<br />
C-Bearbeitung 22,6<br />
D-Bearbeitung 25,3<br />
Gesamt 100,0
Gitarre (oTM)<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Prozent 30<br />
A-Bearbeitung<br />
B-Bearbeitung<br />
C-Bearbeitung<br />
D-Bearbeitung<br />
Abb. 39: Präferenz Gitarre, Testpublikum gesamt, ohne Tonmeister<br />
Abb.39 zeigt ein deutliches Testergebnis bezüglich des Gitarrenbeispiels. A setzt sich als<br />
unkomprimiertes Beispiel mit 28,3 % gegen die anderen durch, direkt gefolgt von B mit 27,0. Die<br />
C und D Bearbeitungen treten mit 22,2 bzw. 22,4 hinter ihnen zurück. Somit ist die Gitarre das<br />
<strong>Musik</strong>beispiel, was sich anhand seines Ergebnisses am ehesten als statistisch auswertbar bezeichnen<br />
lassen könnte. Es steht <strong>für</strong> eine Tendenz bezüglich der unkomprimierten Beispiele.<br />
Barock (TM)<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Prozent 40<br />
A-Bearbeitung<br />
B-Bearbeitung<br />
C-Bearbeitung<br />
D-Bearbeitung<br />
Abb. 40: Präferenz Barockmusik, Tonmeister<br />
64<br />
Prozent<br />
A-Bearbeitung 28,3<br />
B-Bearbeitung 27,0<br />
C-Bearbeitung 22,2<br />
D-Bearbeitung 22,4<br />
Gesamt 100,0<br />
Prozent<br />
A-Bearbeitung 38,1<br />
B-Bearbeitung 31,7<br />
C-Bearbeitung 19,0<br />
D-Bearbeitung 11,1<br />
Gesamt 100,0
Im Vergleich zu den Auswertungen der Normalhörer lässt sich bei Tonmeistern leicht eine<br />
statistisch repräsentative Grundaussage treffen.<br />
Abb. 40 zeigt: ähnlich der Gesamtbetrachtung bevorzugen Tonmeister im Allgemeinen<br />
unkomprimierte Beispiele: Bearbeitung A wird von 38,1% aller präferiert. Die<br />
Auswertungskurvekurve zeichnet über die Werte von B mit 31,7% über C mit 19,0% bis zu D mit<br />
nur noch 11,1% ein deutliches Bild: Zu der Bevorzugung von A tritt eine stark rückläufige Kurve.<br />
Diese bedeutet einen Zusammenhang von Kompressionsgrad und Bevorzugung:<br />
Bei klassischer <strong>Musik</strong> wird eine Kompression abgelehnt, die mit einem hohen Faktor<br />
dynamikeingeengt wurde.<br />
Schlagzeug (TM)<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Prozent 40<br />
A-Bearbeitung<br />
B-Bearbeitung<br />
C-Bearbeitung<br />
Abb. 41: Präferenz Schlagzeug, Tonmeister<br />
D-Bearbeitung<br />
Gemäß den stiltypischen Arbeitsmethoden zur Erstellung von Popmusikmischungen, zitiert von<br />
Hans Joachim Maempel im Kapitel Kompressoren, zu denen mit hohem Anteil<br />
Summenkompression gehört, lässt sich im Vergleichstest Schlagzeug in Abb. 41 eine leichte<br />
Bevorzugung von Komprimierten Beispielen erkennen: A und B werden zu gleichen <strong>Teil</strong>en mit<br />
28,6% vorgezogen, Beispiel C ist mit 31,7% Spitzenreiter, D mit 11,1% abgeschlagen.<br />
Die schlechte Stellung von D ist auf den ersten Blick nicht logisch zu erklären. Dennoch ist ein<br />
Zusammenhang mit dem erhöhten Klirrfaktor denkbar.<br />
Sprache (TM)<br />
65<br />
Prozent<br />
A-Bearbeitung 28,6<br />
B-Bearbeitung 28,6<br />
C-Bearbeitung 31,7<br />
D-Bearbeitung 11,1<br />
Gesamt 100,0
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Prozent 40<br />
A-Bearbeitung<br />
B-Bearbeitung<br />
C-Bearbeitung<br />
Abb. 42: Präferenz Sprache, Tonmeister<br />
D-Bearbeitung<br />
Auch die Auswertung des <strong>Musik</strong>beispiels Sprache enthält starke Ausprägungen hinsichtlich<br />
Bearbeitung A (Abb. 42). Diese wird mit 38,1% bevorzugt. Bearbeitung B steht mit 30,2% an<br />
Stelle zwei der Präferenzen, während C mit 11,1% das Schwächste, D mit 20,6% das<br />
Zweitschwächste ist. D könnte aufgrund seiner Position im Test stärker bevorzugt worden sein.<br />
Gitarre (TM)<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Prozent 40<br />
A-Bearbeitung<br />
B-Bearbeitung<br />
C-Bearbeitung<br />
Abb. 43: Präferenz Gitarre, Tonmeister<br />
D-Bearbeitung<br />
Das Klangbeispiel Gitarre zeigt sich ähnlich dem Test Barockmusik als Referenz <strong>für</strong> die<br />
Bevorzugung unkomprimierter Bearbeitungen (Abb. 43). Allerdings ist er noch stärker<br />
polarisierend als Test Barock. A und B machen insgesamt 71,4% der Bevorzugungen aus,<br />
66<br />
Prozent<br />
A-Bearbeitung 38,1<br />
B-Bearbeitung 30,2<br />
C-Bearbeitung 11,1<br />
D-Bearbeitung 20,6<br />
Gesamt 100,0<br />
Prozent<br />
A-Bearbeitung 36,5<br />
B-Bearbeitung 34,9<br />
C-Bearbeitung 22,2<br />
D-Bearbeitung 6,3<br />
Gesamt 100,0
Bearbeitung D kommt nur auf 6,3%. Starke Kompression wurde bei dem Beispiel Gitarre<br />
dementsprechend fast nie bevorzugt.<br />
3.4. Ergebnisbetrachtung<br />
Ist Dynamikkompression in ihrer Gestalt als produktionstechnisches Mittel in der Audiobearbeitung<br />
wahrnehmbar?<br />
Zur Beleuchtung dieser Frage wurde ein Test mit zwei Personengruppen, Normalhörern und<br />
Experten, durchgeführt.<br />
In der Ergebnisbetrachtung zeigt sich: Tonmeister sind in der Lage bewusst Unterschiede in den<br />
Bearbeitungen der Audiobeispiele zu erkennen und zu bewerten, Normalhörer nicht: Bis auf die<br />
Tests der Tonmeister konnten keine eindeutigen Präferenzmodelle erstellt werden.<br />
Die Auswertung nach Berufgruppen wurde der Betrachtung nach Altersklassen bevorzugt. Letztere<br />
brachte keine eindeutigen Ergebnisse.<br />
Die Frage nach Signifikanzen ist ein weiterer Kernpunkt dieses Tests:<br />
Ein signifikantes Testergebnis hätte folgendermaßen aussehen können:<br />
Eine imaginäre Testgruppe bevorzugt zu 51% Bearbeitung C des Schlagzeugbeispiels.<br />
Dies spräche <strong>für</strong> einen Wunsch, gemäß der üblichen Praxis Popmusik deutlich zu komprimieren,<br />
Schlagzeug nicht übersteigert, dennoch komprimiert zu hören.<br />
Wir können nur vermuten, dass Testpersonen außer Tonmeistern eine unterbewusste<br />
Wahrnehmung <strong>für</strong> Kompression haben, die sich in den nachfolgend beschriebenen Tendenzen<br />
zeigt. Allerdings ist vor der eigentlichen Ergebnisbetrachtung zu erwähnen, dass es sich bei den<br />
Tendenzen nicht um klar zu formulierende Präferenzen handelt.<br />
Ein weiterer Punkt ist die berechtigte Frage ob sich die Tendenzen nicht bei einer weit höheren<br />
Zahl von Testpersonen egalisierten. So könnte die Hörergruppe Schüler/Studenten bei einer<br />
größeren Anzahl von Hörern leicht auf eine absolut gleiche Präferenzkurve von exakt 25% pro<br />
Beispiel kommen.<br />
Ergebnisbetrachtung nach Berufsgruppen<br />
Tonmeisterstudenten (Abb. 30)<br />
Bei den Tonmeisterstudenten ist die eindeutige Präferenz von unkomprimierten Beispielen zu<br />
erkennen.<br />
A wird von den meisten Probanden mit einer hinreichenden Prozentzahl (35%) bevorzugt. Zudem<br />
ist die Interessenkurve eindeutig. Je höher der Kompressionsgrad, desto weniger wird die<br />
betreffende Bearbeitung bevorzugt:<br />
Abzulesen ist das an folgende Tatsache: Von Bearbeitung B bis D steht eine immer kleiner<br />
werdende Bevorzugung.<br />
67
Schüler/Studenten (Abb. 31)<br />
Das gleiche Bild ist bei Schülern und Studenten abzulesen. Eine rückläufige Interessenkurve<br />
zeichnet die Bevorzugung von unkomprimierten Beispielen nach. Allerdings liegen die Werte<br />
einzelner Bevorzugungen zu nahe am Mittelwert 25%. So kann wie bei der Gesamtbetrachtung<br />
nicht von einer deutlichen Entscheidung <strong>für</strong> oder gegen Kompression gesprochen werden.<br />
Übrige Berufe (Abb. 32 – 34)<br />
Sonstige/Akademisch geisteswissenschaftliche/Naturwissenschaftlich technische/Künstlerische<br />
berufe zeigen allgemein keine erkennbaren Tendenzen<br />
Die Interessenkurven verlaufen nach bekannten Parametern nicht logisch.<br />
Ergebnisbetrachtung nach <strong>Musik</strong>stilen<br />
Die nach <strong>Musik</strong>stilen aufgeschlüsselte Betrachtung dient dem Zweck einer genaueren Beurteilung der Leitfrage<br />
nach der Erfassungsfähigkeit von Kompression unter der Berücksichtigung von <strong>Musik</strong>stilen..<br />
Normalhörer<br />
Barock/Schlagzeug /Sprache/Gitarre (Abb. 36 – 39)<br />
Waren nach den einzelnen Berufsgruppen oft keine Bevorzugungstendenzen zu erkennen, kann<br />
nach <strong>Musik</strong>genres aufgeschlüsselt zumindest eine vage Aussage nach Präferenzen getroffen<br />
werden.<br />
Das Beispiel Barockmusik zeigt Tendenzen zur Bevorzugung von unkomprimierten Beispielen,<br />
während Schlagzeug eher komprimiert bevorzugt wird.<br />
Sprache wird am häufigsten in der Bearbeitung A bevorzugt. Bearbeitung D tritt als zweitstärkste<br />
Größe auf. Hierdurch kann keine Tendenz <strong>für</strong> oder gegen Kompression festgestellt werden.<br />
Das Beispiel Gitarre hingegen ist tendenziell wie Beispiel Barock unkomprimiert bevorzugt<br />
worden.<br />
Tonmeister<br />
Zu Beginn der Testauswertung wurde die Aussage getroffen Tonmeister könnten als einzige Testgruppe bewusste<br />
Entscheidungen <strong>für</strong> oder gegen einzelne Bearbeitungen treffen. Dieser Eindruck bestätigt sich auch in der<br />
Auswertung nach <strong>Musik</strong>stilen.<br />
Ähnlich der Gesamtbetrachtung innerhalb der Auswertung nach Berufsgruppen, bevorzugen Tonmeister im<br />
Allgemeinen unkomprimierte Bearbeitungen.<br />
Barockmusik (Abb. 40)<br />
Bei klassischer <strong>Musik</strong> wird eine hohe Kompression abgelehnt:<br />
38,1% Bevorzugungen der Bearbeitung A, 31,7% bei B, 19% bei C und 11,1% Bevorzugungen der<br />
Bearbeitung D bilden eine rückläufiger Tendenz.<br />
Schlagzeug (Abb. 41)<br />
Ein anderes Bild bietet das Testergebnis Schlagzeug:<br />
68
Gemäß den stiltypischen Arbeitsmethoden zur Erstellung von Popmusikmischungen lässt sich im<br />
Vergleichstest Schlagzeug eine Bevorzugung von Komprimierten Beispielen erkennen: C ist mit<br />
31,7% stärkste Bearbeitung. Bearbeitung C könnte als Kompromiss zwischen Klangdichte und<br />
einem annehmbaren Maß an Verzerrungen bevorzugt worden sein. Es ist anzunehmen, dass<br />
Bearbeitung D dieses Maß überschritt und deutlich abfällt.<br />
Sprache (Abb. 42)<br />
Auch die Auswertung des <strong>Musik</strong>beispiels Sprache enthält starke Ausprägungen hinsichtlich<br />
Bearbeitung A. Bearbeitung D ist drittstärkstes Beispiel und könnte aufgrund seiner Position im<br />
Test stärker bevorzugt worden sein. Durch diese Bevorzugung lässt sich allerdings keine eindeutige<br />
Aussage über die Präferenzen hinsichtlich Sprachkompression treffen.<br />
Gitarre (Abb.43)<br />
Der Test Gitarre ist das wohl beste Beispiel <strong>für</strong> die Bevorzugung unkomprimierter Bearbeitungen.<br />
Die Werte der Präferenzen sind überdies noch stärker ausgeprägt als beim Testbeispiel Barock.<br />
Über 70% aller Testpersonen bevorzugen Bearbeitung A oder B. Bearbeitung D führt mit 6,3% den<br />
geringsten Bevorzugungswert des gesamten Tests.<br />
69
[<strong>Teil</strong> 4] Schlussteil:<br />
4.1. Mögliche Begründung des Testergebnisses<br />
Bei der Betrachtung der vorliegenden Testergebnisse ist eine Aussage eindeutig zu treffen:<br />
Die tägliche Beschäftigung mit <strong>Musik</strong>produktionen und die damit verbundene Schulung des Gehörs<br />
<strong>für</strong> tontechnische Phänomene („technische Gehörbildung“) befähigen dazu, Dynamikkompression<br />
wahrzunehmen und zu klassifizieren. Dies geht aus der Auswertung der von Tonmeistern<br />
ausgefüllten Fragebögen hervor. Bei keiner anderen Berufsgruppe waren ähnlich eindeutige<br />
Tendenzen in der Beurteilung der Klangbeispiele zu beobachten.<br />
Doch ist dies ausschließlich auf das Anforderungsprofil des Tonmeisterberufes zurückzuführen?<br />
Es ist anzunehmen, dass sich die Wahrnehmungsfähigkeit des menschlichen Ohres gerade <strong>für</strong><br />
Verzerrungen und Dynamik fortschreitend verschlechtert.<br />
Bei der Suche nach Begründungen wird man auf mehrere Faktoren stoßen, die sich in der Summe<br />
bemerkbar machen können.<br />
<strong>Musik</strong>konsum 2006<br />
Die hier vorliegende Untersuchung weist eine Besonderheit auf, die sie in einem wesentlichen<br />
Punkt von anderen Untersuchungen abhebt: Jeder Hörer führte den Test unbewusst unter<br />
Alltagshörbedingungen durch. Durch die postalische Zustellung der Test-CDs wurde eine Kontrolle<br />
der Abhörsituation aller Testpersonen unmöglich gemacht. So dürften vom Kofferradio bis zur<br />
High-End Stereoanlage, vom Walkman-Kopfhörer bis zum elektrostatischen Kopfhörer alle<br />
Möglichkeiten der Tonwiedergabe vertreten gewesen sein.<br />
Dies birgt einerseits Risiken in Hinblick auf aussagekräftige Ergebnisse, ist aber andererseits als<br />
eine große Chance aufzufassen ein wirklich repräsentatives Testergebnis zu bekommen.<br />
Unterschiede in den Bearbeitungen sind schon aufgrund der besseren räumlichen Situation auf<br />
Studiomonitoren eher wahrzunehmen als über die durchschnittliche heimische Stereoanlage. Die<br />
Qualität der heimischen Abhörsituation ist jedoch ein sicherer Indikator <strong>für</strong> den Stellenwert des<br />
bewussten <strong>Musik</strong>konsums der jeweiligen Testperson.<br />
Es ist anzunehmen, dass der bewusste <strong>Musik</strong>konsum von hochwertigen Tonträgern immer mehr<br />
zurückgeht, auch wenn die Auswertung der präferierten Ton-Medien die CD noch an erster Stelle<br />
führt. Gerade bei jungen Leuten ist jedoch ein überdurchschnittlich starker <strong>Musik</strong>konsum von<br />
MP3-kodierter <strong>Musik</strong> zu verzeichnen. Der Anteil der computergestützten <strong>Musik</strong>wiedergabe dürfte<br />
deshalb in den nächsten Jahren weiter drastisch ansteigen. Die Verbreitung von datenreduzierter<br />
<strong>Musik</strong> via Internet hat dazu geführt, dass der PC in vielen Haushalten die Stereoanlage ersetzt.<br />
In immer stärkerem Maß werden wir durch Internet, Telefon, Videoübertragungen, etc.<br />
komprimierten und damit auch unnatürlich verzerrten Audio-Signalen ausgesetzt. Ist es denkbar,<br />
70
dass zwischen dem fortschreitenden „Multimedia-Hype“ und dem zunehmenden Abstumpfen des<br />
menschlichen Gehörs eine Verbindung besteht?<br />
Die einzige Möglichkeit dieser Frage hinreichend nachzugehen wäre eine Langzeitstudie, die genau<br />
diese Zusammenhänge mit einer festen <strong>Teil</strong>nehmergruppe über einen Zeitraum von fünf bis zehn<br />
Jahren untersucht. Im Rahmen einer Diplomarbeit ist dies nicht zu leisten.<br />
Es ist jedoch relativ wahrscheinlich dass der tägliche Umgang mit modernen<br />
Kommunikationsmitteln nicht spurlos am Menschen vorbei geht und so gerade eine Beeinflussung<br />
des empfindlichen Hörsinns eine mögliche Konsequenz darstellt.<br />
Stilbedingte Klangideale<br />
Bei der Betrachtung der Auswertung im Hinblick auf <strong>Musik</strong>stile ist eine Deutung möglich, die sich aus den<br />
gängigen Produktionspraktiken der Tonstudios bzw. der daraus resultierenden Klangideale erklären lässt. Im<br />
folgenden Abschnitt wird insbesondere auf die Mehrheit der Testhörer, die Normalhörer, Bezug genommen.<br />
Schlagzeug<br />
Auch wenn die Tendenzen hinsichtlich der Bevorzugung von komprimierten und<br />
unkomprimierten Bearbeitungen klein sind, lässt sich doch feststellen, dass beim Schlagzeug eine<br />
hohe Akzeptanz der stark komprimierten Bearbeitungen vorhanden ist. Dies erscheint logisch:<br />
Schon von Beginn der Popmusikgeschichte an ist das Drumset als wesentlicher Bestandteil dieser<br />
<strong>Musik</strong> eng mit Dynamikkompression verwoben. Die in den letzten 30-40 Jahren entstandenen<br />
Popmusikproduktionen haben so das Hörverhalten der Hörer geprägt. Verzerrungen werden<br />
deshalb beim Schlagzeug stärker als bei den anderen Beispielen akzeptiert.<br />
Sprache<br />
Das Beispiel Sprache stellt gewissermaßen einen Zwitter dar in Bezug auf die Ausprägung von<br />
Tendenzen zwischen stark komprimierten und unkomprimierten Bearbeitungen:<br />
Ähnlich wie im Fall Schlagzeug ist <strong>für</strong> das Beispiel Sprache eine hohe Akzeptanz der stark<br />
komprimierten Bearbeitung vorhanden. Dies kann im Wesentlichen aus den Hörgewohnheiten<br />
resultieren, die sich einstellen, wenn man verstärkt Fernsehen oder Radio konsumiert. Reporter,<br />
Moderatoren, Nachrichtensprecher etc. sind aus Gründen der Sprachverständlichkeit in<br />
geräuschvoller Umgebung komprimiert. (siehe hierzu auch Kapitel Kompressor,<br />
Grundbetrachtung)<br />
Anders als beim Beispiel Schlagzeug muss beim Beispiel Sprache aber ebenfalls eine hohe<br />
Akzeptanz der unkomprimierten A-Bearbeitung verzeichnet werden:<br />
Im Gegensatz zu Berichterstattungen, die einen unbeteiligten Tonfall des Sprechers erfordern, ist<br />
bei Erzählungen und Geschichten mit emotionalem Inhalt eine im Hinblick auf Dynamik<br />
bewegliche Stimme von Interesse.<br />
Die menschliche Stimme ist in der Lage eine große Spannbreite an unterschiedlichen Stimmungen<br />
zu erzeugen, die ihre Wirkung in bedeutendem Maße aus unterschiedlichen Dynamiken schöpfen.<br />
Bei der aktuell immer stärker gefragten Umsetzung von Literatur in Hörbücher spiegelt sich diese<br />
Erkenntnis wieder:<br />
71
Ein geringer Kompressionsgrad wahrt den Ausdruck des Erzählers, so dass Kompression im<br />
Hörbuch hauptsächlich bei Klangkollagen, <strong>Musik</strong> oder Hintergrundgeräuschen Anwendung findet.<br />
Barockmusik/Gitarre<br />
Die Auswertung der Ergebnisse zeigt eine leichte Tendenz der Bevorzugung unkomprimierter<br />
Bearbeitungen. Eine eindeutige Erklärung hier<strong>für</strong>, die wie bei den vorangegangenen Beispielen in<br />
den gängigen Produktionspraktiken und Klangidealen begründet ist, lässt sich nur <strong>für</strong> das Beispiel<br />
Barockmusik finden.<br />
Wenig oder unkomprimierte <strong>Musik</strong>produktionen sind entgegen jedem Trend in der U-<strong>Musik</strong>, auf<br />
dem klassischen Markt immer noch der Standard. Dies trifft sowohl auf fast alle Tonträger als<br />
auch auf klassisches Radio zu. Auch beim Besuch von Live-Konzerten bieten sich dem Hörer<br />
mehrheitlich rein akustische, nicht verstärkte und somit jeder Möglichkeit der technischen<br />
Bearbeitung beraubte Klangbilder. Mit wenigen Ausnahmen gibt es <strong>für</strong> den Konsumenten also kaum<br />
Möglichkeiten sich an komprimierte Klänge in der klassischen <strong>Musik</strong> zu gewöhnen. Eine<br />
Ausnahme stellen Soundtracks, Sampler, Compilations oder Hintergrundmusik dar.<br />
Im Falle des Beispiels Gitarre ist diese Ausdeutung schwierig, fallen doch die Mehrheit der<br />
Produktionen mit Gitarre in den popmusikalischen Bereich. Gerade gitarrenlastige Rockmusik ist<br />
oftmals ein Paradebeispiel <strong>für</strong> Kompression.<br />
So bleibt letztlich die Vermutung, dass sich starke Summenkompression bei Gitarre in besonderem<br />
Maße negativ im Klangbild niederschlägt und so zu einer tendenziellen Abwertung führt. Diese<br />
Vermutung bekommt durch die Beurteilung der Tonmeister zusätzlichen Nährboden, die durch eine<br />
exponentiell fallende Präferenz zu starker Kompression hin (mit einem Unterschied von bis zu<br />
30% zwischen A- und D-Bearbeitung) eine deutliche Klassifizierung zwischen den A/B- und den<br />
C/D-Bearbeitungen vornehmen.<br />
Lärmschäden<br />
Das industriell geprägte 20. Jahrhundert steht <strong>für</strong> Fortschritt in Form einer Vielzahl von<br />
technischen Neuentwicklungen.<br />
Als Folge dieses Fortschritts ist aber auch die alltägliche Lärmbelastung unserer Umwelt gestiegen.<br />
Als verantwortliche Quellen da<strong>für</strong> sind PKW, Flugzeuge, Züge, Gartengeräte, Straßenbaulärm, etc.<br />
zu nennen. Diesen potentiellen Lärmquellen sind wir täglich ausgesetzt. Orte an denen Stille<br />
herrscht, sind hingegen nur noch schwer zu finden.<br />
Lärm ist somit zu einer Gefährdung der Gesundheit geworden und in besonderem Maß <strong>für</strong><br />
Hördefizite, die nicht natürlichen Alterungsprozessen entspringen, verantwortlich.<br />
Diese Erkenntnis hat dazu geführt, dass in der Berufswelt durch die Lärmschutzordnungen<br />
Grenzwerte <strong>für</strong> die maximal zulässigen Belastungen eingeführt worden sind. Gesetzesentwürfe, die<br />
in entsprechenderweise die Lärmschutzgrenzen <strong>für</strong> die Freizeit festlegen sind hingegen neu. Nach<br />
wie vor sind zu laut eingestellte Kopfhörer, Open Air Konzerte oder der wöchentliche Disco-<br />
Besuch als ernste Gefährdung einzustufen.<br />
72
Ein Schmerzempfinden des Ohres hervorgerufen durch Lärm führt zu einer Krümmung der<br />
Sinneshaarzellen und damit zu einer Desensibilisierung des Ohres. Diese Art der Schädigung tritt<br />
auch durch lauten <strong>Musik</strong>konsum über einen längeren Zeitraum auf. Sogar in der klassischen <strong>Musik</strong><br />
benutzen deshalb viele Mitglieder von Symphonieorchestern einen Ohrenschutz um ihr Gehör<br />
abzuschirmen.<br />
Dieses Wissen ist oftmals bei jungen Menschen nicht vorhanden. Ein lauter Walkman ist „cool“,<br />
der Disco-Besuch mit Ohrstöpseln gilt als „uncool“. Hier kommt der Lärmforschung und<br />
insbesondere der Prävention und Aufklärung große Bedeutung zu.<br />
Betrachtet man diese Zusammenhänge in ihrer Gesamtheit scheint eine relativ altersunabhängige<br />
Beeinträchtigung des Hörvermögens wahrscheinlich. Nur wer sich regelmäßig durch adäquate<br />
Maßnahmen gegen drohenden Lärm schützt, ist in der Lage ein dem Alter entsprechendes<br />
Hörvermögen zu wahren.<br />
Auch wenn ein direkter Nachweis in der Auswertung dieser Arbeit aufgrund der Vielschichtigkeit<br />
der Problematik fehlen muss, ist dem Thema Lärm doch eine nicht zu unterschätzende Bedeutung<br />
beizumessen.<br />
73
4.2. Persönliches Schlusswort.<br />
Eine persönliche Abschlussbetrachtung der Arbeit beinhaltet die Chance die Untersuchungsergebnisse in einen<br />
Zusammenhang mit der tonmeisterlichen Praxis zu bringen.<br />
Darüber hinaus ist es möglich ein abschließendes Fazit des durchgeführten Versuchs zur Wahrnehmbarkeit von<br />
Dynamikkompression zu ziehen.<br />
Ein Schlüsselwort in der Betrachtung von medialen Phänomenen in der Auswirkung auf den<br />
Konsumenten ist „Bewusstsein“.<br />
Die Wechselwirkung zwischen <strong>Musik</strong>konsument und <strong>Musik</strong>produzent, letzterer als Sammelbegriff<br />
<strong>für</strong> <strong>Musik</strong>produzierende ist ein weitläufiges Thema. Eine Produktionsgemeinschaft erzeugt das<br />
musikalische Endprodukt welches dem Konsumenten vorgestellt wird. Dieser entscheidet sich da<strong>für</strong><br />
oder dagegen, was wiederum der Produktionsgemeinschaft als Feedback <strong>für</strong> ihre Arbeit dient.<br />
Logischerweise versucht eine solche Gemeinschaft von <strong>Musik</strong>schaffenden sicher zu gehen und mit<br />
ihren Produkten erfolgreich zu sein. Dies führt zu einer Professionalisierung des<br />
Produktionsprozesses.<br />
Alles dies geschieht ohne Mitwissenschaft des <strong>Musik</strong>konsumenten. Er ist sich nicht bewusst wie ein<br />
musikalisches Endprodukt erstellt worden ist und zu welchen Anteilen der Künstler, die<br />
interpretierte <strong>Musik</strong>, die Produktion und die Nachbearbeitung am hörbaren Ergebnis beteiligt<br />
gewesen sind.<br />
Dinge, die <strong>für</strong> Tonmeister und Ingenieure absolute Selbstverständlichkeiten sind wie<br />
Mehrkanaltechnik, Signalverarbeitung wie Filterung, Kompression und künstliche Räumlichkeiten<br />
haben <strong>für</strong> den Durchschnittskonsumenten keinerlei Bedeutung, unabhängig von <strong>Musik</strong>stil und<br />
Kulturkreis. Die Hauptsache ist: Wie gefällt es mir?<br />
Aus diesem Grund haben wir in unserer Versuchsdurchführung darauf geachtet über den Parameter<br />
Geschmack eine Korrelation zu Bevorzugungen von <strong>Musik</strong>beispielen zu erzeugen.<br />
Gerade in der heutigen Zeit ist der <strong>Musik</strong>hörer in erster Linie beschäftigt die Vielzahl von<br />
Informationen die der <strong>Musik</strong>markt bietet zu analysieren und <strong>für</strong> sich auf Kompatibilität zu<br />
überprüfen. Die Fähigkeit schnell über einen emotionalen Zugang Entscheidungen zu treffen heißt<br />
„Simplexity“ und ist neuester Gegenstand von soziokulturellen Forschungen.<br />
In der Auswirkung auf die tatsächlich transportierte „Software“, die <strong>Musik</strong>, stellt dies<br />
Produzierende vor vollendete Tatsachen. Produzenten haben den Hörer zu einer Konsummaschine<br />
erzogen und müssen ihn nun mit neuen Produkten versorgen. Das geschieht über neue<br />
Produktionen mit neuen Techniken zur Signalverarbeitung.<br />
Kompression ist in diesem Kontext wahrscheinlich das am häufigsten eingesetzte Mittel, was<br />
dennoch im Bewusstsein des Konsumenten am Unbekanntesten geblieben ist. Das liegt<br />
höchstwahrscheinlich daran, das in keiner Stereoanlage ein Kompressor, wohl aber ein Equalizer<br />
eingebaut ist.<br />
Viele Testpersonen haben uns persönlich angesprochen und gefragt auf was sie hören sollten, sie<br />
hätten beim Hören des Tests keinen Unterschied bemerkt. Im Gegensatz dazu fragten unsere<br />
74
Tonmeisterkollegen ob die Bearbeitungen unser Ernst seien: die Eingriffe in die Dynamik wären zu<br />
deutlich, viel zu übersteigert gewesen.<br />
Somit zeigt sich, was die Frage des Bewusstseins im Kontext der Abschlussbetrachtung bedeutet:<br />
Normalhörer sind trainiert bei identischer <strong>Musik</strong> bekannte Phänomene wie Frequenz- oder<br />
Lautstärkeunterschiede zu hören, nicht aber Dynamikunterschiede.<br />
Ein Grund hier<strong>für</strong> ist nach Prof. Dr. Jürgen Meyer (Meyer, 1999: 37) der dynamische<br />
Klangfarbenfaktor d3:<br />
Eine Trompete, die auf einer Cd laut und hoch spielt wird immer in ihrer Gestalt als laute und hohe<br />
Trompete erkennbar sein, egal wie leise der Verstärker geregelt ist.<br />
Ein weiterer Grund <strong>für</strong> die Nicht - Wahrnehmung von Dynamikkompression:<br />
Die Addition von Artefakten, die dem Signal zwangsläufig beigemischt werden, stehen in keinerlei<br />
Relation zur tatsächlich geleisteten Arbeit eines Kompressors: Der Verdichtung des Signals. Diese<br />
Verdichtung steht bei Audiomaterial mit einem kommerziellen Hintergrund im Vordergrund.<br />
Wenn man die gegenwärtige Situation der Schallplattenindustrie (2006) analysieren möchte, so<br />
gelangt man zu der Erkenntnis das kommerziell gemeinte, also auf Massenverbreitung ausgelegte<br />
(POP) <strong>Musik</strong> den Markt beherrscht und (das ist neu) auch die ernste <strong>Musik</strong> in ihrer Gestalt<br />
beeinflusst. Die Diskussion zur Komprimierung der klassischen Radiostationen, die vor etwa 3-4<br />
Jahren stattgefunden hat zeigt: <strong>Musik</strong> ist funktionaler als früher. Das heißt sie muss in<br />
geräuschbelasteten Umgebungen wie Einkaufspassagen oder im Auto konsumierbar sein.<br />
Eine sinnvolle Wiedergabedynamik soll das Nachregeln des Lautstärkeknopfs der Stereoanlage<br />
unnötig machen.<br />
In öffentlichen Einrichtungen wie Kinozentren lässt sich durch eine größere Komprimierung ein<br />
höheres Lautstärkeniveau erzielen und Szenen „Eindrucksvoller“ vertonen. Das menschliche Ohr<br />
verzeiht gerade Knalleffekte besonders wenig und kann dadurch geschädigt werden.<br />
( „Knalltrauma“)<br />
Die Vermutung Kompression verbessere objektiv ein Klangverhalten von Instrumenten, bestätigt<br />
sich nicht. Gerade bei dem Beispiel Gitarre zeigt sich trotz POP – Stilistik eine deutliche Tendenz<br />
<strong>für</strong> eine Präferenz von unkomprimiertem Material.<br />
Die ursprüngliche Idee von Kompression als Verdichtungswerkzeug von Signalen die durch Close-<br />
Miking einer solchen „Hilfe“ bedürfen, wie Schlagzeug und Sprecher, zeigt sich im Test bestätigt:<br />
Schlagzeug wird komprimiert bevorzugt.<br />
Einzelne Testpersonen beschrieben das Problem sich zwischen zwei vernehmbar unterschiedlichen<br />
Bearbeitungen des Sprachbeispiels nicht entscheiden zu wollen: Beides, unkomprimiertes und<br />
komprimiertes hätte seinen Reiz. So scheint deutlich zu werden: Sprache ist, vielleicht durch die<br />
Modeerscheinung Hörbuch beurteilbar geworden.<br />
75
Ganz anders war das persönliche Feedback hinsichtlich des Streicherbeispiels: Tonmeisterkollegen<br />
waren sich einig die Bearbeitung deutlich gehört zu haben und lehnten diese ab. Kein<br />
„Normalhörer“ hingegen konnte im persönlichen Gespräch unterschiedliche Hörerlebnisse anhand<br />
des Streicherbeispiels feststellen und war somit unsicher gegenüber Geschmackaussagen. Als<br />
Schlussfolgerung liegt nahe: Gerade Klassikhörer gehen nicht davon aus, dass ihre <strong>Musik</strong> einem<br />
Bearbeitungsprozess unterworfen ist. Interessanterweise hören sie ihn deshalb auch nicht, egal wie<br />
stark bearbeitet worden ist.<br />
Als Auswertung über alle Beispiele und alle Bearbeitungen stellt sich statistisch eine absolut<br />
eindeutige Situation heraus: Die Gleichverteilung der Präferenzen belegt die allgemeine<br />
Unfähigkeit Kompression in ihrem Wesen zu erkennen.<br />
Für den bearbeitenden Tonmeister/-ingenieur sollte das trotzdem bedeuten vorsichtig mit dem<br />
Mittel Kompression umzugehen. Die Ausdeutung des Testergebnisses als Rechtfertigung <strong>für</strong><br />
extreme Dynamikeinengung wäre eine Fehlentscheidung.<br />
Um in Audioproduktionen klanglich bessere Ergebnisse zu erzielen sollte auf ein Mindestmaß an<br />
Dynamik geachtet werden.<br />
76
Appendix<br />
Anlage A: Fragebogen<br />
Hörvergleich<br />
Diplomarbeit Henning Birkenhake, Christian Struck<br />
Studiengang <strong>Musik</strong>übertragung WS 05/06, <strong>Erich</strong>-<strong>Thienhaus</strong>-<strong>Institut</strong>, <strong>Hochschule</strong> <strong>für</strong> <strong>Musik</strong><br />
Detmold<br />
Testdauer ca. 15 min<br />
I. Angaben zur Person:<br />
[e]=Einfachnennung; [m]=Mehrfachnennung möglich<br />
Alter [e]<br />
O 15 – 20 Jahre<br />
O 20 – 30 Jahre<br />
O 30 – 40 Jahre<br />
O 40 – 50 Jahre<br />
O über 50 Jahre<br />
Beruf / Studium [m]<br />
O künstlerischer Beruf<br />
O handwerklicher/Lehr- Beruf<br />
O akademisch technischer Beruf<br />
O akademisch geistesw. Beruf<br />
O sonstige Berufe<br />
O Tonmeister / -ingenieur / -techniker<br />
O Schüler/ Student<br />
<strong>Musik</strong>geschmack [m]<br />
O Jazz<br />
O Rock/Pop<br />
O Klassik<br />
Ich höre [e]<br />
O ständig <strong>Musik</strong><br />
O täglich <strong>Musik</strong><br />
O eher selten <strong>Musik</strong><br />
77
Haupsächlich [e]<br />
O eher nebenbei<br />
O eher aufmerksam<br />
Meistens [m]<br />
O im Radio<br />
O von CD<br />
O sonstige Medien, z.B. …<br />
O im Konzert, wenn ja, O Klassik O Rock/Pop O Jazz<br />
O VIVA / MTV<br />
Und wo? [m]<br />
O im Auto<br />
O zu Hause<br />
O bei der Arbeit<br />
O Bar/Kneipe<br />
O Diskothek/Club<br />
II Anmerkung zur Versuchsdurchführung<br />
Im Folgenden <strong>Teil</strong> unserer Diplomarbeit bitten wir den Hörer um ein Geschmacksurteil !<br />
Sie hören <strong>Musik</strong>beispiele unterschiedlicher Stilrichtungen. Jeder CD-Track entspricht zwei<br />
Beispielen, die als Paar bezeichnet werden. Alle vier Paare eines Beispiels sind musikalisch völlig<br />
identisch.<br />
Welche technische Bearbeitung eines Paares gefällt Ihnen am besten ?<br />
Hören Sie keinen Unterschied, entscheiden Sie sich bitte trotzdem.<br />
Tragen Sie eine "1" in das Kästchen ein, wenn Ihnen das erste, eine "2", wenn Ihnen das zweite<br />
Beispiel eines Paares besser gefällt.<br />
Beispiel :<br />
Paar<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
78
III Hörvergleich<br />
Track1 Einleitung<br />
Beispiel :<br />
A Barockmusik B Schlagzeug<br />
Paar Paar<br />
Tr2 1 Tr6 1<br />
Tr3 2 Tr7 2<br />
Tr4 3 Tr8 3<br />
Tr5 4 Tr9 4<br />
C Sprache D Gitarre<br />
Paar Paar<br />
Tr10 1 Tr14 1<br />
Tr11 2 Tr15 2<br />
Tr12 3 Tr16 3<br />
Tr13 4 Tr17 4<br />
Vielen Dank <strong>für</strong> Ihre Geduld!<br />
Henning Birkenhake & Christian Struck<br />
79
Anlage B: Fragebogen Referenztester<br />
Hörvergleich Test 1<br />
Diplomarbeit Henning Birkenhake, Christian Struck<br />
Studiengang <strong>Musik</strong>übertragung WS 05/06, <strong>Erich</strong>-<strong>Thienhaus</strong>-<strong>Institut</strong>, <strong>Hochschule</strong> <strong>für</strong> <strong>Musik</strong><br />
Testdauer ca. 8 min / pro Beispiel ca.3 sec.<br />
I Hörvergleich<br />
Detmold<br />
Ihr wisst wie es läuft. Cd Track 1 hören. Alles andere erklärt sich von alleine…<br />
Ps.: Ganz herzlichen Dank an euch, ein womöglich drittes mal diesen Test zu machen.<br />
Wir werden uns erkenntlich zeigen!!!<br />
Track1+2 Einleitung<br />
A Barockmusik C Sprache<br />
Paar Paar<br />
Tr3 1 Tr17 1<br />
Tr4 2 Tr18 2<br />
Tr5 3 Tr19 3<br />
Tr6 4 Tr20 4<br />
Tr7 5 Tr21 5<br />
Tr8 6 Tr22 6<br />
Tr9 7 Tr23 7<br />
B Schlagzeug D Gitarre<br />
80
Paar Paar<br />
Tr10 1 Tr24 1<br />
Tr11 2 Tr25 2<br />
Tr12 3 Tr26 3<br />
Tr13 4 Tr27 4<br />
Tr14 5 Tr28 5<br />
Tr15 6 Tr29 6<br />
Tr16 7 Tr30 7<br />
Vielen Dank <strong>für</strong> eure Geduld!<br />
Henning & Christian<br />
81
Anlage C: Fragebogen-Zufallsverteilung<br />
Fragebogen-Zufallsverteilung anhand der Beispiele Geige und Schlagzeug<br />
Jedes Paar des Tests enthält zwei Beispiele unterschiedlicher <strong>Musik</strong>stücke. Die Paare bestehen aus allen<br />
möglichen Kombinationen von Original („A“) und drei Bearbeitungen („B“- wenig komprimiert, „C“- mehr<br />
komprimiert, und „D“ – am meisten komprimiert), nachfolgend als Permutationen bezeichnet.<br />
Permutationen der Beispiele :<br />
AB - AC - AD - BC - BD - CD + AA<br />
Die Entscheidung welcher <strong>Teil</strong> einer Permutation innerhalb eines Paares an erster Stelle<br />
erscheinen soll, wurde durch Münzwurf festgelegt:<br />
Prinzip: Zahl => AB Kopf => BA<br />
Damit ergeben sich folgende Reihenfolgen <strong>für</strong> das Beispiel Geige:<br />
BA - AC - DA - CB - BD - DC,<br />
Folgende <strong>für</strong> das Beispiel Schlagzeug:<br />
AB - AC - DA - CB - BD - DC<br />
Um den Hörern einen nicht zu langen Test anzubieten, werden die Permutationen auf<br />
zwei Hörergruppen aufgeteilt:<br />
Geige:<br />
BA (1) - AC (2) - DA (1) - CB (2) - BD (1) - DC (2)<br />
Schlagzeug:<br />
AB (2) - AC (1) - DA (2) - CB (1) - BD (2) - DC (1)<br />
82
Test CD 1-249, Gruppe eins, Test CD 249-500, Gruppe zwei, erhalten folgende<br />
Permutationen:<br />
Beispiel Geige Gruppe 1 Gruppe 2<br />
BA AC<br />
DA CB<br />
BD DC<br />
Beispiel Schlagzeug Gruppe 1 Gruppe 2<br />
AC AB<br />
CB DA<br />
DC BD<br />
Durch die Aufteilung in zwei Hörergruppen treten nun folgende Häufigkeiten der<br />
Buchstaben A-D auf:<br />
Geige 1 / Schlagzg 2:: Geige 2 / Schlagzg 1: :<br />
2 mal A 1 mal A<br />
2 mal B 1 mal B<br />
2 mal D 3 mal C<br />
0 mal C ! 1 mal D<br />
Um <strong>für</strong> eine gleiche Häufung der Bearbeitungen zu sorgen wird ein Austausch der Permutationen<br />
BD und CD vorgenommen, wobei Schlagzeug 1 und Geige 2 durch Zufall gleiche Verteilungen<br />
aufweisen.<br />
So ergeben sich folgende Gruppen:<br />
GG 1 GG2 SCHL 1 SCHL 2<br />
BA AC AC AB<br />
DA CB CB DA<br />
DC BD BD DC<br />
83
Der Anker AA<br />
Als Test <strong>für</strong> eine saubere, statistische Auswertung dient der so genannte Anker AA: Das Originalbeispiel tritt als<br />
Beispiel zweifach auf. Bei der Auswertung wird eine 50 %ige Normalverteilung der Bevorzugungen A vor A<br />
erwartet.<br />
Die Position AA wird ebenfalls durch 2 Münzwürfe bestimmt. Hier anhand des Beispiels Geige,<br />
Hörergruppe eins:<br />
Pos 1 (vor allen anderen Beispielen) = ZahlZahl<br />
BA (ursprünglich erstes Beispiel)<br />
Pos 2 = ZahlKopf<br />
DA<br />
Pos 3 = KopfZahl<br />
BD<br />
Pos 4 = Kopf Kopf<br />
Hieraus ergeben sich folgende Beispiele <strong>für</strong> die Hörergruppen eins und zwei:<br />
GG 1 SCHL 1 GG 2 SCHL 2<br />
BA AC AA AB<br />
DA CB AC DA<br />
DC BD CB AA<br />
AA AA BD DC<br />
Der Anker AD<br />
In allen Gruppen wo nicht die Permutation AD zu finden ist, z.B. (SCHL 1 / GG 2) wird der Anker AA durch<br />
die Permutation AD / DA ersetzt. Dies geschieht zu folgendem Zweck:<br />
Es wird erwartet, dass ein Unterschied von Original und extremster Bearbeitung am ehesten hörbar<br />
ist. Deshalb soll jeder Tester dieses „Paradebeispiel“ einer Permutation in jedem Fall und deshalb<br />
in jedem <strong>Musik</strong>beispiel bewerten.<br />
Die Häufigkeit des Auftretens von AA wird um 50 % reduziert während die gleichmäßige,<br />
statistische Verteilung nach Gruppen erhalten bleibt.<br />
Es ergeben sich folgende Permutationen in den Beispielen Geige und Schlagzeug:<br />
84
GG 1 SCHL 1 GG 2 SCHL 2<br />
BA AC AD AB<br />
DA CB AC DA<br />
DC BD CB AA<br />
AA AD BD DC<br />
Die Beispiele Sprache und Gitarre sind nach demselben Muster gearbeitet, wobei GRUPPE 2 im<br />
Beispiel Gitarre nicht wie folgt:<br />
AA Sondern: DA<br />
BA BA<br />
DA AA<br />
DC DC auftritt.<br />
Der Hörer soll nicht als allererstes Paar eines ungehörten Beispiels AA vergleichen müssen.<br />
Permutationen des gesamten Tests<br />
85
Aus dem erklärten Verfahren zur Aufstellung der Zufallsverteilung ergeht folgende<br />
Tabelle zum gesamten Test:<br />
Gruppe A Gruppe B<br />
Geige: P1 BA P1 AD<br />
P2 DA P2 AC<br />
P3 DC P3 CB<br />
P4 AA P4 BD<br />
Drums: P1 AC P1 AB<br />
P2 CB P2 DA<br />
P3 BD P3 AA<br />
P4 AD P4 DC<br />
Sprache: P1 AB P1 AC<br />
P2 DA P2 BC<br />
P3 AA P3 BD<br />
P4 DC P4 AD<br />
Gitarre: P1 DA P1 DA<br />
P2 CA P2 BA<br />
P3 CB P3 AA<br />
P4 BD P4 DC<br />
86
Anlage D: Auswertung Referenztester<br />
Auswertung Referenztester<br />
Bedingung:<br />
Zur Auswertung der Referenztests wird folgende Bedingung gestellt:<br />
Ein gehörter Lautstärkeunterschied muss durch den Zweittest verifiziert sein.<br />
Da die Zweittests in gespiegelter Anordnung stehen ist ein gehörter Lautstärkeunterschied in<br />
folgender Form vermerkt:<br />
Bsp: Tester 1: Barockmusik Beispiel 1: Test 1: 1 (lauter) / Test 2: 2 (lauter)<br />
Hinreichend sind nicht:<br />
Bsp: Tester 1: Barockmusik Beispiel 1: Test 1: 1 (lauter) / Test 2: 1 (lauter)<br />
Bsp: Tester 1: Barockmusik Beispiel 1: Test 1: X (gleichlaut) / Test 2: 2 (lauter)<br />
Auswertung:<br />
Nach obigen Schema erfolgt die Auswertung der Tests: <strong>Musik</strong>beispiel / Test 1: Ergebnis / Test 2:<br />
Ergebnis<br />
Tester 1:<br />
Ba 1: Test 1: 1 / Test 2: x Result:X<br />
Ba 1: Test 1: x / Test 2: 1 Result:X<br />
Ba 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />
Ba 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:D>A<br />
Ba 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />
Ba 1: Test 1: x / Test 2: 2 Result:X<br />
Ba 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />
Dr 1: Test 1: 1 / Test 2: x Result:X<br />
Dr 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />
Dr 1: Test 1: x / Test 2: 2 Result:X<br />
Dr 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:D>A<br />
Dr 1: Test 1: 2 / Test 2: x Result:X<br />
Dr 1: Test 1: 2 / Test 2: x Result:X<br />
Dr 1: Test 1: 2 / Test 2: x Result:X<br />
Sp 1: Test 1: x / Test 2: 1 Result:X<br />
Sp 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />
Sp 1: Test 1: 1 / Test 2: 1 Result:X<br />
Sp 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />
Sp 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />
Sp 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />
Sp 1: Test 1: x / Test 2: 1 Result:X<br />
Gt 1: Test 1: 1 / Test 2: 1 Result:X<br />
Gt 1: Test 1: 1 / Test 2: x Result:X<br />
Gt 1: Test 1: 1 / Test 2: 2 Result:A>C<br />
Gt 1: Test 1: 1 / Test 2: 2 Result:A>D<br />
Gt 1: Test 1: x / Test 2: 1 Result:X<br />
Gt 1: Test 1: 2 / Test 2: x Result:X<br />
Gt 1: Test 1: 2 / Test 2: x Result:X<br />
Tester 2:<br />
Ba 1: Test 1: 1 / Test 2: x Result:X<br />
Ba 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />
Ba 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:C>A<br />
Ba 1: Test 1: 2 / Test 2: x Result:X<br />
Ba 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />
87
Ba 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />
Ba 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />
Dr 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />
Dr 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />
Dr 1: Test 1: 2 / Test 2: x Result:X<br />
Dr 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:D>A<br />
Dr 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />
Dr 1: Test 1: 2 / Test 2: x Result:X<br />
Dr 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:X<br />
Sp 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />
Sp 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />
Sp 1: Test 1: 2 / Test 2: x Result:X<br />
Sp 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:D>A<br />
Sp 1: Test 1: 1 / Test 2: x Result:X<br />
Sp 1: Test 1: x / Test 2: 2 Result:X<br />
Sp 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />
Gt 1: Test 1: x / Test 2: 1 Result:X<br />
Gt 1: Test 1: 1 / Test 2: 2 Result:A>B<br />
Gt 1: Test 1: 2 / Test 2: 2 Result:X<br />
Gt 1: Test 1: 2 / Test 2: x Result:X<br />
Gt 1: Test 1: 2 / Test 2: x Result:X<br />
Gt 1: Test 1: 2 / Test 2: x Result:X<br />
Gt 1: Test 1: 2 / Test 2: 2 Result:X<br />
Tester 3:<br />
Ba 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />
Ba 1: Test 1: x / Test 2: 1 Result:X<br />
Ba 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:C>A<br />
Ba 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:A>D<br />
Ba 1: Test 1: 2 / Test 2: x Result:X<br />
Ba 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:D>B<br />
Ba 1: Test 1: x / Test 2: 2 Result:X<br />
Dr 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />
Dr 1: Test 1: 1 / Test 2: x Result:X<br />
Dr 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:C>A<br />
Dr 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:D>A<br />
Dr 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />
Dr 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:D>B<br />
Dr 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:D>C<br />
Sp 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />
Sp 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />
Sp 1: Test 1: 1 / Test 2: 2 Result:A>C<br />
Sp 1: Test 1: 1 / Test 2: 1 Result:X<br />
Sp 1: Test 1: 1 / Test 2: 2 Result:B>C<br />
Sp 1: Test 1: x / Test 2: 1 Result:X<br />
Sp 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />
Gt 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />
Gt 1: Test 1: 1 / Test 2: x Result:X<br />
Gt 1: Test 1: 1 / Test 2: 1 Result:X<br />
Gt 1: Test 1: 2 / Test 2: 2 Result:X<br />
Gt 1: Test 1: 1 / Test 2: 2 Result:B>C<br />
Gt 1: Test 1: 2 / Test 2: 2 Result:X<br />
Gt 1: Test 1: 1 / Test 2: 2 Result:D>C<br />
Tester 4:<br />
Ba 1: Test 1: 1 / Test 2: 1 Result:X<br />
Ba 1: Test 1: 2 / Test 2: x Result:X<br />
Ba 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:C>A<br />
Ba 1: Test 1: 2 / Test 2: x Result:X<br />
Ba 1: Test 1: 2 / Test 2: x Result:X<br />
Ba 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />
Ba 1: Test 1: 2 / Test 2: 2 Result:X<br />
Dr 1: Test 1: 1 / Test 2: x Result:X<br />
Dr 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:B>A<br />
88
Dr 1: Test 1: 2 / Test 2: x Result:X<br />
Dr 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:D>A<br />
Dr 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />
Dr 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:D>B<br />
Dr 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />
Sp 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />
Sp 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />
Sp 1: Test 1: x / Test 2: 2 Result:X<br />
Sp 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />
Sp 1: Test 1: 1 / Test 2: 2 Result:B>C<br />
Sp 1: Test 1: 2 / Test 2: x Result:X<br />
Sp 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />
Gt 1: Test 1: 1 / Test 2: x Result:X<br />
Gt 1: Test 1: 1 / Test 2: 2 Result:A>B<br />
Gt 1: Test 1: x / Test 2: 2 Result:X<br />
Gt 1: Test 1: 2 / Test 2: x Result:X<br />
Gt 1: Test 1: 2 / Test 2: x Result:X<br />
Gt 1: Test 1: 2 / Test 2: x Result:X<br />
Gt 1: Test 1: 2 / Test 2: x Result:X<br />
Folgende Übereinstimmungen wurden bei den Referenztestern gefunden:<br />
Tester 2: Ba 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:C>A<br />
Tester 3: Ba 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:C>A<br />
Tester 4: Ba 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:C>A<br />
Tester 1: Dr 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:D>A<br />
Tester 2: Dr 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:D>A<br />
Tester 3: Dr 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:D>A<br />
Tester 4: Dr 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:D>A<br />
Diese Übereinstimmungen sind das Ergebnis der Umrechnung, die <strong>für</strong> eine Ergebnisbetrachtung<br />
wichtig war.<br />
So sind gehörte Unterschiede wie:<br />
Tester 1: Ba 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:D>A<br />
Tester 3: Ba 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:A>D<br />
nicht in das Ergebnis eingegangen, sondern miteinander verrechnet worden, da sie sich ausgleichen.<br />
Die Ergebnisse belegen eine gelungene Anpassung der Lautheit aller Beispiele.<br />
Was die Übereinstimmungen von Beispiel Barock C>A und Beispiel Schlagzeug D>A betrifft, so<br />
zeigt sich entgegen der Erwartung im Gesamttest keine Tendenz der Bevorzugungen.<br />
Barock C wird nicht bevorzugt, Schlagzeug D sogar in besonderem Maße ausgespart.<br />
89
Literaturverzeichnis<br />
Betke, K. & Weber, R. (1989).<br />
Re-examination of equal loudness contours and minimum audible field. Hrsg. Pravica, P. & Drakulic, G.<br />
13th International Congress on Acoustics, vol. 1, 483-486<br />
Bortz, Döring (2002).<br />
Forschungsmethoden und Evaluation. Berlin, Heidelberg: Springer<br />
Dickreiter, M. (1997).<br />
Handbuch der Tonstudiotechnik. (Band 1 + 2), Hrsg. SRT- Schule <strong>für</strong> Rundfunktechnik. München: Saur<br />
Fastl, H. & Zwicker, E. (1987).<br />
Lautstärkepegel bei 400 Hz-Psychoakustische Messung und Berechnung nach ISO 532B.<br />
Deutsche Arbeitsgemeinschaft <strong>für</strong> Akustik: Fortschritte der Akustik. Plenarvorträge und Kurzreferate der 13.<br />
Gemeinschaftstagung der DAGA, Aachen.<br />
Bad Honnef: DPG-Kongreß-Gesellschaft, 189-192<br />
Fletcher, H. & Munson, W.A. (1933).<br />
Loudness: Its definition, measurement, and calculation. Journal of the Acoustical Societyof America, 5, 82-108<br />
Katz, R.A. (2002).<br />
Mastering Audio: The Art and the Science. Burlington, MA: Focal Press.<br />
Kumagai, M., Suzuki, Y., Sawai, S., Kono, S., Sone, T., Miura, H. & Kado, H. (1987).<br />
Reexamination of equal-loudness contours for pure tones and threshold of hearing.<br />
International Conference on Noise Control Engineering: Inter Noise. Bejing Proceedings, 1001<br />
Maempel, H.-J. (2001).<br />
Klanggestaltung und Popmusik: Eine experimentelle Untersuchung. Heidelberg: Synchron.<br />
Meyer, J. (1999).<br />
Akustik und musikalische Aufführungspraxis Leitfaden <strong>für</strong> Akustiker, Tonmeister, <strong>Musik</strong>er, Instrumentenbauer<br />
und Architekten. Frankfurt am Main: E. Bochinsky<br />
Robinson, D.W. & Dadson, R.S. (1956)<br />
A re-determination of the equal-loudness relations for pure tones. Brit.Journal.Appl. Phys. 7, 166-181<br />
Spikofski, G. (2005).<br />
Lautstärkemessung im Rundfunk: Vortrag 23. Tonmeistertagung Leipzig 2004,<br />
<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Rundfunktechnik München FKT Paper 07/2005, 361-367<br />
Stevens, S.S. (1956).<br />
The direct estimation of sensory magnitudes-loudness. American Journal of Psychology, 69, 1-25<br />
Zwicker, E.,& Fastl, H. (1999).<br />
Psychoacoustics. Facts and Models.Berlin, Heidelberg: Springer.<br />
90
Bildnachweis<br />
Abb. 1 Kurven gleicher Lautstärke<br />
Cremer, L.&Hubert, M. (1985). Vorlesungen über technische Akustik. Springer-.Verlag<br />
Abb. 2 A-Bewertungskurve<br />
Görne, T. (2006). Tontechnik. Hanser-Verlag<br />
Abb. 3 Lautheit 1000-Hz-Ton in Sone<br />
Hellbrück J. & Ellermeier W. (2004). Hören, Physiologie, Psychologie und Patologie. Hogrefe-Verlag, 2.<br />
Auflage<br />
Abb.4 : Limiter, analoges System.<br />
Albrecht, C. (2006) Lehrstuhl <strong>für</strong> <strong>Musik</strong>übertragung, H.f.M. Detmold<br />
Abb. 5: Kompressor, analoges System<br />
Albrecht, C. (2006) Lehrstuhl <strong>für</strong> <strong>Musik</strong>übertragung, H.f.M. Detmold<br />
Abb. 6 : Kammermusiksaal HMT Hannover<br />
bis Abb. 9: Aufnahme Sprache (nachgestellte Szene), großer Aufnahmeraum, <strong>Erich</strong>-<strong>Thienhaus</strong>-<strong>Institut</strong><br />
Birkenhake, H. & Struck, C. (2006). Fotoserie Diplomarbeit<br />
Abb.10: Klirr-Messung Weiss DS1-MK2 „Worst Case“ Einstellung Threshold -40 dB, Ratio 20:1 Bereich<br />
20-20000 Hz.<br />
bis Abb.19 und 20: Dynamische Burstmessung Weiss DS1-MK2 100 Hz, Threshold -25 dB, Ratio 3.33:1<br />
(Abb.19), sowie 1000 Hz Threshold -18 dB, Ratio 6.66:1 (Abb.20)<br />
Struck, C. (2006). Grafiken erstellt mit Prism Sound, d-Scope Series3<br />
Abb. 21: Screenshot EDL, Test-CD 2 Sequoia<br />
Struck, C. (2006). Grafik erstellt mit Magix, Sequoia V8<br />
Abb. 22: Altersverteilung, Testpublikum, gesamt<br />
bis Abb. 43: Präferenz Sprache, Tonmeister<br />
Henning Birkenhake (2006) Grafiken erstellt mit SPSS Inc., SPSS for Windows Version 11.0.1<br />
Mit freundlicher Unterstützung der Allgemeinen <strong>Hochschule</strong> Paderborn<br />
91