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[Teil 3] Hörversuch - Erich-Thienhaus-Institut - Hochschule für Musik ...

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Diplomarbeit<br />

„Untersuchung<br />

zur<br />

Wahrnehmbarkeit von Dynamikeinengungen“<br />

vorgelegt von<br />

Henning Birkenhake und Christian Struck<br />

Betreuer:<br />

Prof. Thomas Görne<br />

<strong>Erich</strong>–<strong>Thienhaus</strong>–<strong>Institut</strong>, Detmold


Ich, HENNING BIRKENHAKE (Student der <strong>Musik</strong>übertragung am<br />

3<br />

Detmold, den 28.07.2006<br />

<strong>Erich</strong>–<strong>Thienhaus</strong>–<strong>Institut</strong>, <strong>Hochschule</strong> <strong>für</strong> <strong>Musik</strong> Detmold, Matrikelnummer 7330),<br />

versichere an Eides statt, dass ich die vorliegende Diplomarbeit (Einleitung, Kapitel 1.3.<br />

„Dynamik in der Tonstudiotechnik“, Kapitel 1.4. „Bearbeitung von Dynamik:<br />

Kompression/Begrenzung“, <strong>Teil</strong> 3 „<strong>Hörversuch</strong>: Testaufbau, Auswertung“, Kapitel 4.2.<br />

„Persönliches Schlusswort“) selbstständig verfasst und keine anderen als die angegebenen<br />

Hilfsmittel verwendet habe.<br />

Die Arbeit wurde in dieser oder ähnlicher Form noch keiner Prüfungskommission vorgelegt.<br />

Henning Birkenhake<br />

Ich, CHRISTIAN STRUCK (Student der <strong>Musik</strong>übertragung am <strong>Erich</strong>–<strong>Thienhaus</strong>–<strong>Institut</strong>,<br />

<strong>Hochschule</strong> <strong>für</strong> <strong>Musik</strong> Detmold, Matrikelnummer 7376), versichere an Eides statt, dass ich<br />

die vorliegende Diplomarbeit (Kapitel 1.1. „Definition von Lautheit in der Historie“, Kapitel<br />

1.2. „Vorteil Lautheitsgewinn?“, <strong>Teil</strong> 2 „<strong>Hörversuch</strong>: Aufnahme, Bearbeitung“, Kapitel 4.1.<br />

„Mögliche Begründung des Testergebnisses“) selbstständig verfasst und keine anderen als die<br />

angegebenen Hilfsmittel verwendet habe.<br />

Die Arbeit wurde in dieser oder ähnlicher Form noch keiner Prüfungskommission vorgelegt.<br />

Christian Struck


Inhaltsverzeichnis<br />

Einleitung.................................................................................................................................. 5<br />

[<strong>Teil</strong> 1] Grundbetrachtung:....................................................................................................... 6<br />

1.1. Definition von Lautheit in der Historie. ..................................................................................6<br />

1.2. Vorteil Lautheitsgewinn? ................................................................................................... 10<br />

1.3. Dynamik in der Tonstudiotechnik ....................................................................................... 11<br />

1.4. Bearbeitung von Dynamik: Kompression / Begrenzung ........................................................... 12<br />

[<strong>Teil</strong> 2] <strong>Hörversuch</strong>: Aufnahme, Bearbeitung........................................................................ 21<br />

2.1. Klangbeispiele ................................................................................................................. 21<br />

2.2. Aufnahmeszenarien ........................................................................................................... 22<br />

2.3. Aufzeichnung .................................................................................................................. 28<br />

2.4. Bearbeitung des Audiomaterials .......................................................................................... 29<br />

2.5. Messtechnik .................................................................................................................... 32<br />

2.6. Bearbeitungsdurchführung .................................................................................................. 43<br />

[<strong>Teil</strong> 3] <strong>Hörversuch</strong>: Testaufbau, Auswertung........................................................................ 48<br />

3.1. Ziel- /Hörergruppen .......................................................................................................... 48<br />

3.2. Fragebogen ..................................................................................................................... 48<br />

3.3. Auswertung Fragebogen .................................................................................................... 51<br />

3.4. Ergebnisbetrachtung .......................................................................................................... 67<br />

[<strong>Teil</strong> 4] Schlussteil: ................................................................................................................. 70<br />

4.1. Mögliche Begründung des Testergebnisses ............................................................................ 70<br />

4.2. Persönliches Schlusswort. .................................................................................................. 74<br />

Appendix.................................................................................................................................. 77<br />

Anlage A: Fragebogen ............................................................................................................. 77<br />

Anlage B: Fragebogen Referenztester .......................................................................................... 80<br />

Anlage C: Fragebogen-Zufallsverteilung ..................................................................................... 82<br />

Anlage D: Auswertung Referenztester ......................................................................................... 87<br />

Literaturverzeichnis ................................................................................................................. 90<br />

Bildnachweis ........................................................................................................................... 91<br />

4


Einleitung<br />

Dient die Summenkompression eines <strong>Musik</strong>signals als Klang verbessernde Maßnahme? Ist der<br />

Verlust von Dynamik im Interesse des Hörers ein Vorteil?<br />

Darf man klassische <strong>Musik</strong> komprimieren? Ist Dynamikkompression hörbar?<br />

In der Fachliteratur sind bis auf einige Ausnahmen, wenige Untersuchungen zu finden, die sich mit<br />

der Wahrnehmung von Dynamikkompression beschäftigen. Vielmehr beschränkt sich die Vielzahl<br />

von Autoren darauf praktische Tipps zu geben um möglichst effektiv komprimieren. Die Fragen<br />

des „Warum?“ und „Wozu?“, anders gesagt die Beschäftigung mit der <strong>Musik</strong> und der<br />

Beschaffenheit von Signalen, tritt mitunter in den Hintergrund. Als besonders störend wurde es<br />

unsererseits empfunden festzustellen, dass Summenkompression als mysteriös, Hersteller von<br />

Summenkompressoren als Hüter von Geheimnissen gesehen werden, die ihre besonderen<br />

Algorithmen zur Detektion von Pegelspitzen nicht offen legen.<br />

Allgemein lässt sich bemerken: Kompression ist ein Mittel zur Bearbeitung von Signalen, das durch<br />

Werbetrailer, Kino, Rundfunk, Internet usw. in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat.<br />

Die Begründung warum wir unsere Diplomarbeit diesem Thema gewidmet haben ist nicht nur unter<br />

tonmeisterlichen Gesichtspunkten, sondern auch aus einem kulturell-soziologischen Blickwinkel zu<br />

ersehen. Dauerbeschallung in Einkaufspassagen, Discotheken oder in Kinozentren zur<br />

Übermittlung von Werbebotschaften oder als Suggestion von Qualität, prägten gezwungenermaßen<br />

das Konsumverhalten des durchschnittlichen <strong>Musik</strong>hörers.<br />

Ist der bewusste <strong>Musik</strong>konsum in der heutigen Zeit nur eine Ausnahmeerscheinung?<br />

Es steht zur Diskussion, wie sich der allgemeine Hörer in der beschriebenen medialen Gegenwart,<br />

angesichts der Konfrontation mit unterschiedlich komprimierten Beispielen derselben <strong>Musik</strong><br />

verschiedener Genres, verhält. Wird ein Dynamikverlust von mehr als 18 dB, also eine<br />

Verringerung der Amplitudenverhältnisse von fast 90% beachtet?<br />

Warum wird Dynamikkompression von Produzierenden im U-<strong>Musik</strong>- und Filmbereich allgemein<br />

als klangverbessernde, in der E - <strong>Musik</strong> eher als klangverschlechternde Maßnahme betrachtet und<br />

inwieweit ist das in einem <strong>Hörversuch</strong> belegbar?<br />

Auf dem Weg zu diesem Ergebnis betrachten wir die Themengebiete Lautheit, Kompression und<br />

Limiting und beschreiben eine gezielte Produktion von <strong>Musik</strong>beispielen und deren<br />

Dynamikbearbeitung.<br />

5


[<strong>Teil</strong> 1] Grundbetrachtung:<br />

1.1. Definition von Lautheit in der Historie.<br />

Das Verständnis des Begriffs Lautheit setzt eine Beschäftigung mit der Forschung des 20 Jh. auf<br />

diesem Gebiet voraus. Die nachfolgende Zusammenstellung soll die wichtigsten Fortschritte auf<br />

dem Gebiet der Lautheitsforschung aufzeigen. ( Auswahl nach E. Bruce Goldstein, 2002: 374ff)<br />

„Loudness is a psychological term to describe the magnitude of an auditory sensation“ (H.<br />

Fletcher & W.A. Munson, 1933: 84)<br />

Erste ernstzunehmende Untersuchungen auf dem Gebiet der Lautheitsforschung gehen auf Harvey<br />

Fletcher und W.A. Munson zurück und datieren aus dem Jahr 1933. Frühere Versuche aus dem Jahr<br />

1921, Lautheit messtechnisch in Dezibel zu erfassen, scheiterten.<br />

Nach ihrer Auffassung ist Lautheit das Ergebnis des Einwirkens eines Schallereignisses mit der<br />

Intensität J auf das menschliche Ohr unter Berücksichtigung der besonderen physikalischen<br />

Beschaffenheit, sowie der physischen und psychischen Zustände des Hörers.<br />

Lautheit ist somit eine nicht objektiv bewertbare Größe.<br />

Ebenso wie Lautheit ist auch Lautstärke eine psychoakustische Größe, die nicht direkt messbar ist.<br />

Im weiteren werden die Begriffe Lautheit und Lautstärke gleich gesetzt.<br />

Eine physikalische, messbare Größe ist der Schalldruckpegel, der in Dezibel angegeben wird.1 Die<br />

Dezibel-Skala ist logarithmisch angelegt, um die großen Amplitudenverhältnisse, die der Mensch<br />

hören kann, auf ein überschaubares Maß zu reduzieren. Der wahrnehmbare Amplitudenbereich des<br />

menschlichen Gehörs geht von ca. 2*10 -5 Pa bis 2*10 2 Pa, was Druckereignissen von 20 _Pa bis<br />

200 Pa entspricht.<br />

Der Schalldruckpegel Lp ist das logarithmische Maß des Verhältnisses zwischen gemessenem<br />

Schalldruck p und einem Bezugsschalldruck p 0 (p 0 = 2*10 -5 Pa) und wird durch folgende Beziehung<br />

definiert:<br />

Lp = 20 log (p/p 0) [dB]<br />

Pascal (Pa) ist die Druckeinheit des SI. Es gilt: 1 Pa=1N/m2.<br />

Beim Bezugsschalldruck p 0 ist ein 1000-Hertz-Ton gerade wahrnehmbar; p0 kennzeichnet somit<br />

die Hörschwelle. Eine Verdopplung des Schalldrucks erhöht den Schalldruckpegel um 6,02 dB.<br />

Vor diesem Hintergrund und basierend auf Untersuchungen aus den Jahren 1924 und 1925 durch<br />

J.C. Steinberg und Harvey Fletcher, entwickelten Fletcher und Munson die Kurven gleicher<br />

Lautstärke <strong>für</strong> Einzeltöne im Freifeld. (H. Fletcher & W.A. Munson, 1933)<br />

1 Die Einheit Dezibel ist nach Graham Bell benannt.<br />

6


Abb. 1 Kurven gleicher Lautstärke<br />

Die Kurven gleicher Lautstärke (s. Abb. 1) geben in Abhängigkeit von der Frequenz den<br />

Schalldruckpegel Lp an, der die jeweils gleiche Lautstärkeempfindung hervorruft. Das menschliche<br />

Ohr benötigt bei tiefen Frequenzen einen wesentlichen höheren Schalldruckpegel um eine<br />

Lautstärke zu empfinden, die der des Bezugstons von 1000 Hz entspricht. Um diese<br />

frequenzabhängige Empfindlichkeit des Ohres auszugleichen wird der Schalldruckpegel oft mit<br />

einem Bewertungsfilter gewichtet. Hierzu wird häufig die in DIN 45 633 (s. Abb. 2) festgehaltene<br />

A-Bewertung verwendet:<br />

Bei der messtechnischen Beurteilung eines Geräusches wird zunächst der Schalldruckpegel in den<br />

einzelnen Frequenzbändern (Terzbändern) ermittelt. Jeder dB-Wert dieses Terzpegelspektrums<br />

wird dann mit einem festgelegten Wert aus der A-Bewertungsfunktion verrechnet, deren Form der<br />

inversen Hörschwellenkurve ähnelt. (Andere Bewertungskurven, wie die B- oder C-Bewertung,<br />

werden nur noch selten angewendet.)<br />

Abb. 2 A-Bewertungskurve<br />

7


„Die Schar der Kurven gleicher Lautstärke bei reinen Tönen zeigt die komplexen Beziehungen<br />

zwischen Frequenz, physikalisch gemessener Lautstärke und der subjektiv wahrgenommenen<br />

Lautheit“. (Goldstein, 2002: 383)<br />

Heinrich Barkhausen (1881-1956) entwickelte in diesem Zusammenhang 1926/27 eine neue<br />

Einheit, welche die Eigenheiten der Lautstärkewahrnehmung berücksichtigen sollte, das Phon. Er<br />

ging dabei ähnlich vor wie Fletcher und Munson bei der Entwicklung ihrer Kurven gleicher<br />

Lautstärke und ließ Testpersonen die Lautstärke von Sinustönen verschiedener Frequenzen<br />

beurteilen. Über Telefonhörer wurde den Probanden auf dem einen Ohr der zu beurteilende<br />

Testton eingespielt, auf dem anderen Ohr hörten sie den 1000 Hz Referenzton. Dann wurde die<br />

Lautstärke des Testtons so lange verändert, bis beide Töne als gleich laut empfunden wurden.<br />

Anhand der Kurven gleicher Lautstärke lässt sich der Lautstärkepegel in phon anschaulich<br />

erklären. Jede der Kurven hat einen einheitlichen Lautstärkepegel mit dem gleichen Phon-Wert.<br />

Die Bezugsgröße ist erneut 1000 Hz. Per Definition ist der Schalldruckpegel (in dB) hier gleich<br />

dem Lautstärkepegel (in phon).<br />

Eine Verdopplung des Schalldrucks erhöht also bei 1000 Hz ebenfalls den Lautstärkepegel um 6,02<br />

dB.<br />

Stanley Smith Stevens (1906-1973) ließ bei der Entwicklung einer Lautheitsskala die Testtöne<br />

von den Testpersonen nach den Methoden der Größenschätzung und Größenherstellung direkt<br />

skalieren 2 (bei Barkhausen bzw. Fletcher&Munson bestand die psychophysische Aufgabe der<br />

Testperson im Vergleich zweier Einzeltöne). Stevens führte als Maßeinheit <strong>für</strong> die Lautheit das<br />

sone ein.<br />

Abb. 3 Lautheit 1000-Hz-Ton in Sone<br />

2 Eine psychophysische Methode, die auf den Forschungsergebnissen von Stevens basiert (Stevens 1957, 1961,<br />

1962). Hierbei werden dem Probanden Reize dargeboten, die sich in einem oder mehreren Merkmalen abgestuft<br />

unterscheiden, wobei er die dabei entstehenden Wahrnehmungen direkt nach der subjektiv wahrgenommen Größe<br />

mit Hilfe von Zahlen einschätzt.<br />

8


Per Definition hat der Bezugston von 1000 Hz mit einem Schalldruckpegel von 40 dB die<br />

Lautheit 1 sone. (s. Abb. 3) Es zeigte sich, dass <strong>für</strong> Pegel mit Lp>40 dB eine Beziehung zwischen<br />

der Lautheit in sone und dem Schalldruckpegel in dB besteht, die durch eine Potenzfunktion<br />

beschrieben werden kann (Stevens 1956):<br />

N [sone]= k*Lp 0.6<br />

Nach Stevens stellt sich eine Verdopplung der Lautheit – also eine doppelt starke Wahrnehmung –<br />

bei einer Pegelzunahme von 10 dB ein.<br />

Bei der Entwicklung der Phon- und Sone-Einheiten wurde mit Messungen von reinen Tönen<br />

gearbeitet.<br />

Eine direkte Übertragung auf Tongemische und Geräusche ist nicht möglich, denn im Gegensatz zu<br />

reinen Sinus-Tönen sind Tongemische und Geräusche komplexe Klänge und bestehen aus vielen<br />

Frequenzen, die kein statisches Signal bilden. Im weiteren Verlauf des 20. Jh. konzentrierte sich die<br />

Forschung deshalb zunehmend darauf die, der Lautheitswahrnehmung zugrunde liegenden,<br />

Hörprozesse besser zu verstehen, um ein adäquates Lautheitsmaß zu erreichen.<br />

Eberhard Zwicker (1924-1990) verbesserte das Lautheitsmaß bei gleichzeitiger Entwicklung eines<br />

Modells der Lautheitswahrnehmung. (Zwicker&Fastl, 1999) Sein Lautheitsmaß ist in die DIN-<br />

Normen aufgenommen. Ausgangsgröße bei der Ermittlung der Lautheit ist, wie beim A-bewerteten<br />

Gesamtschallpegel auch, das Terzpegelspektrum. Daraus wird dann nach dem in DIN 45631<br />

festgelegten Verfahren die Gesamtlautheit berechnet.<br />

Neben der Entwicklung von Modellen zur Lautheitswahrnehmung sind auch die Theorien von<br />

Fletcher&Munson immer wieder Gegenstand der Forschung. Sie wurden untersucht und mit<br />

moderneren Messmethoden nachvollzogen und verfeinert (Robinson&Dadson, 1956;<br />

Fastl&Zwicker, 1987;<br />

Betke&Weber, 1989; Kumagai et al., 1987). Dabei sind zwischen neueren Messungen und den von<br />

Fletcher und Munson festgehaltenen „Kurven gleicher Lautstärke“ zum <strong>Teil</strong> große Unterschiede<br />

festzustellen. Diese sind natürlich einerseits darauf zurückzuführen, dass fortgeschrittenere<br />

Messmethoden auch genauere Ergebnisse liefern. Andererseits erscheinen Abweichungen von bis zu<br />

16 dB viel und sind möglicherweise nicht ausschließlich auf Messfehler oder unterschiedliche<br />

Testmethoden zurückzuführen (die Messungen von Betke differieren bei 100Hz um 16 dB von den<br />

in ISO 226 normierten Kurven).<br />

Eine mögliche Schlussfolgerung wäre, dass sich das menschliche Gehör in seinen<br />

Wahrnehmungsfähigkeiten verändert hat. Schuld daran könnte die alltägliche Lärmbelästigung<br />

sein, die im Laufe des letzten Jahrhunderts angewachsen ist und der wir in immer stärkerem Maße<br />

ausgesetzt sind. Aufgrund mangelnder Beweise muß dies allerdings Spekulation bleiben.<br />

Es ist jedoch festzustellen, dass der Messung von Lautheit in der Lärmforschung und bei der<br />

Lärmbekämpfung zunehmende Bedeutung zukommt.<br />

9


1.2. Vorteil Lautheitsgewinn?<br />

Ein geeignetes Beispiel zur Veranschaulichung von Lautheitsunterschieden begegnet uns jeden Tag<br />

in Funk und Fernsehen. Der Hörer wird von verschiedenen Sendern mit verschieden hohen<br />

Sendelautstärken umworben. Beim Vergleich unterschiedlicher Sender ist festzustellen, dass es zum<br />

<strong>Teil</strong> enorme Unterschiede in der subjektiv empfundenen Grundlautstärke der verschiedenen Kanäle<br />

gibt. Bei der Gestaltung eines Programms lässt sich ein ähnliches Phänomen beobachten: Der<br />

Konsument wird mit gemessenen Pegelsprüngen von bis zu 10 dB konfrontiert, insbesondere an<br />

Übergängen von normalen Dialogen zu komprimierten Werbeblöcken. Zu diesem Ergebnis kommt<br />

eine Untersuchung des IRT (<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Rundfunktechnik) aus dem Jahr 2004. (Spikofski, 2004:<br />

361) Dies entspräche nach Stevens einer Verdopplung der Lautheit.<br />

Besonders private Sender, die ausschließlich von Werbeeinnahmen leben, versuchen durch Lautheit<br />

auf sich aufmerksam zu machen und so die <strong>für</strong> sie entscheidende Einschaltquote zu erreichen. Die<br />

Gründe da<strong>für</strong> könnten in einer positiven Wirkung einer größeren Lautheit auf den Konsumenten<br />

zu finden sein.<br />

Beim schnellen „Zappen“ durch die verschiedenen Sender werden diese Unterschiede sehr wichtig:<br />

Da sich die wenigsten Hörer Zeit bei der Wahl ihres Senders nehmen, erhöht sich die Bedeutung<br />

des klanglich ersten Eindrucks. Gewissermaßen ist so auch im Hörfunk eine Verlagerung der Werte<br />

festzustellen. Das Innere eines Programms (Programmgestaltung, Reportagen, <strong>Musik</strong>auswahl,<br />

Inhalt etc.) tritt immer mehr hinter das Äußere des Senders (Aufmachung, „schneller, lauter,<br />

weiter“) zurück. Es liegt somit im Interesse eines Senders „laut“ genug zu sein, um das Risiko zu<br />

verringern, dass der Hörer den Sender beim „zappen“ überhört oder ihn <strong>für</strong> zu schwach und somit<br />

nicht dauerhaft empfangsstark genug hält. (Katz, 2002: 275 App.)<br />

Auch bei Klangvergleichen ist eine Beeinflussung durch Lautheit denkbar:<br />

Bei Demonstrationen von Hifi-Geräte könnten Lautheitsunterschiede zwischen zwei Probanden<br />

bewusst eingesetzt werden um die objektive Urteilskraft des Kunden zu trüben. Gerät A scheint<br />

dank höherer Vorführlautstärke (und subjektiv größerer Lautheit) überlegen. Der Kunde kauft was<br />

ihm besser gefällt, egal ob das bevorzugte Gerät A auch bei gleicher Lautheit besser klingt als Gerät<br />

B. So könnte aus geschäftlichen Interessen mit der positiven Wirkung von Lautheit gespielt<br />

werden.<br />

Dies legt die Vermutung nahe, dass eine größere Lautheit auch als hochwertiger empfunden wird<br />

und somit qualitativ höher eingestuft wird.<br />

Bei der Beschäftigung mit Hörvergleichen ist diese Annahme zu berücksichtigen. Ein Vergleich<br />

zweier unterschiedlicher Schallereignisse beschäftigt, mit dem Ziel qualitative Aussagen zu treffen<br />

setzt voraus, dass beide Ereignisse subjektiv gleich laut erscheinen. Die Begründung:<br />

Ein als empfundenes Schallereignis könnte präferiert werden. Die Folge wäre eine veränderte<br />

Bewertung der relevanten Testparameter. Alle Hörvergleiche werden deshalb mit Bearbeitungen<br />

gleicher Lautheit durchgeführt.<br />

10


Obwohl es bis zum heutigen Tag keine Untersuchung gibt, die eindeutig belegt, dass eine größere<br />

Lautheit auch tatsächlich als qualitativ besser wahrgenommen wird, scheint diese Vermutung doch<br />

nahe liegend zu sein.<br />

Technisch realisieren lässt eine größere Lautheit (bei gleichzeitig identischem Maximalpegel)<br />

durch den Einsatz von Kompressoren und die Einengung von Dynamik.<br />

1.3. Dynamik in der Tonstudiotechnik<br />

Definition<br />

Dynamik wird in der Tonstudiotechnik als Differenz zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Pegel eines<br />

Klangereignisses definiert (Dickreiter, 1997: 267). Dickreiter unterscheidet zwischen Original-, Programm-,<br />

System-, effektiver System-, und Wiedergabedynamik. Der Begriff Dynamik aus tonstudiotechnischer Sicht<br />

setzt sich von dem der musikalischen Dynamik ab, mit dem „die Stärkegrade, mit denen ein Klang auf einem<br />

<strong>Musik</strong>instrument oder mit der menschlichen Stimme hervorgebracht wird“ (Dickreiter, 1997: 76), gemeint ist.<br />

Die nachfolgenden Betrachtungen setzten die musikalische Dynamik im Begriff des zu übertragenden<br />

„Programms“ mit den Dynamikbezeichnungen der Tonstudiotechnik (s.o.) in Beziehung.<br />

Originaldynamik bezeichnet das Verhältnis des niedrigsten zum höchsten Pegel des tatsächlichen<br />

musikalischen Ereignisses, messbar am Mikrofonausgang.<br />

Der Tonmeister, -ingenieur, -techniker nimmt bei der Produktion eines Klangereignisses<br />

(nachfolgend Programm genannt) die Einengung der Originaldynamik vor.<br />

Systemdynamik bezeichnet die größtmögliche technische Übertragbarkeit eines Programms<br />

eingeschränkt durch die Eigenschaften der verwendeten Geräte im Tonstudio. Die maximale<br />

Systemdynamik definiert sich durch die Differenz der maximal möglichen Aussteuerung 0 dB FS,<br />

Klippgrenze bei Digitalmedien, bei Analogmedien +15 dBu und der gerätebezogenen minimal<br />

möglichen Aussteuerung bedingt durch die Rauschgrenze. Um zur effektiven Systemdynamik zu<br />

kommen, belässt man es nicht bei der Aussteuerung überhalb des Rauschteppichs, sondern addiert<br />

den so genannten „Footroom“ von circa 20 dB, unter den die minimale Aussteuerung nie sinkt.<br />

Die Absicherung gegen das Übersteuern <strong>für</strong> den Sendebetrieb erfolgt durch die nur <strong>für</strong><br />

Digitalsysteme festgelegte Aussteuerungsgrenze -9 dBFS „Headroom“ über die die maximale<br />

Aussteuerung nie steigen soll.<br />

Als Wiedergabedynamik bezeichnet man die Differenz von einem maximalen und einem minimal<br />

möglichen Abhörpegel. In einer durchschnittlichen Wohnsituation ist die typische maximale<br />

Abhörlautstärke 75 – 85 dB Schalldruckpegel. Hinzu kommt ein anzunehmender statistischer<br />

Störpegel von etwa 30 dB. Daraus resultiert eine Systemdynamik der Wiedergabeanordnung von<br />

40 – 50 dB. Die sinnvolle Wiedergabedynamik eines Programms muss logischerweise noch kleiner<br />

sein um eine gute Hörbarkeit der leisen Passagen auch bei kleinen Abhörpegeln zu gewährleisten.<br />

11


1.4. Bearbeitung von Dynamik: Kompression /<br />

Begrenzung<br />

Einengung der Originaldynamik<br />

Die Einengung der Original- auf eine Programmdynamik kann zum einen durch manuelle Eingriffe an<br />

Pegelstellern eines Mischpults und zum anderen mit Hilfe von Regelverstärkern wie Kompressoren oder<br />

Begrenzern vorgenommen werden. Im Verlauf einer Produktion kommt es jedoch auch des häufigeren zu einer<br />

temporären Erweiterung der Dynamik, bei der zum einen Pegelsteller, zum anderen Expander verwendet werden.<br />

Regelverstärker<br />

Regelverstärker bearbeiten selbstständig ein angelegtes Signal nach ihren eingestellten statischen<br />

und dynamischen Parametern. Unter den Begriff Regelverstärker fallen Geräte wie Begrenzer,<br />

Kompressor, Expander, Kompander und Noise Gate.<br />

Transmissionskurven (statisches Verhalten)<br />

Das statische Verhalten eines Kompressors wird durch seine Kennlinie (Transmissionskurve)<br />

bezeichnet. Diese kann in einem einfachen Koordinatensystem dargestellt werden. Im Verhältnis<br />

stehen Ein- und Ausgangspegel.<br />

Ausgehend vom Nullpunkt des Koordinatensystems (typischerweise mit -30 bis -50 dB skaliert)<br />

beschreibt die Y-Achse den Ausgangs- und die X-Achse den Eingangspegel. Eine Kennlinie von 45°<br />

steht <strong>für</strong> ein Verstärkungsmaß von 0, oder ein Verhältnis zwischen Ein- und Ausgang von 1:1<br />

(Unity Gain Compressor).<br />

Als statische Parameter sind zu nennen:<br />

Ansprechschwelle (Threshold)<br />

Kompressionsverhältnis (Ratio)<br />

Übergangszeichnung ([Soft] - Knee)<br />

Verstärkungsmaß (Output Gain)<br />

Zeitparameter (dynamisches Verhalten)<br />

Die Zeitparameter eines Regelverstärkers sind stark auf die Aufgaben des Gerätes angepasst.<br />

Als dynamische Parameter sind zu nennen:<br />

Ansprechzeit (Attack), Rücklaufzeit (Release)<br />

Haltezeit (Hold)<br />

Vorverzögerung ([Pre] - Delay)<br />

12


Begrenzer<br />

Begrenzer (Limiter) verhindern das Übersteuern eines Impulses über einen fest einzustellenden Schwellwert.<br />

Der Schwellwert (Threshold) kann zum Beispiel bei einem digitalen System - 1 dBFS betragen. So<br />

würde der Begrenzer als Übersteuerungsschutz zum Beispiel im Rundfunk arbeiten. Auch bei<br />

Konzerten mit Beschallung oder bei Live - Aufnahmen hilft ein Begrenzer unvorhersehbare<br />

Pegelspitzen eines impulsreichen Programms zu kontrollieren.<br />

Durch die Benutzung eines Begrenzers im Kanalzug wird außerdem die Anhebung des mittleren<br />

Lautstärkeniveaus eines Signals ermöglicht: Durch die Zurückregelung der Signalspitzen, die <strong>für</strong> die<br />

maximale Aussteuerung maßgeblich sind, kann das gesamte Programm im Durchschnittspegel<br />

angehoben werden.<br />

Transmissionskurve eines Begrenzers<br />

Abb. 4 : Limiter, analoges System.<br />

Die Kennlinie (Transmissionskurve) geht im Begrenzungsbereich, direkt nach der<br />

Ansprechschwelle des Limiter Thresholds, die den Aktivierungspunkt festsetzt, von einer 45°<br />

Linie über das „Knie“ in die X - Achse oder eine Parallele über. (s. Abb. 4)<br />

Ein „Hartes Knie“ bezeichnet einen Knick in der Kurve, ein „weiches Knie“ hingegen steht <strong>für</strong><br />

einen allmählichen Übergang, in dem dass Signal vor dem Begrenzungsbereich erst leicht<br />

13


komprimiert wird. Für digitale Systeme ist es nicht ratsam ein hartes Knie einzustellen, da der<br />

resultierende Regelmechanismus dem Übersteuerungsverhalten eines A/D Wandlers gleicht.<br />

Die Angabe Ratio = °°: 1 steht in der Grafik <strong>für</strong> Ratios über 20:1. Das Verhältnis Ein- zu Ausgang<br />

mit einem Faktor über 20 wird als Begrenzung gesehen.<br />

Liegt also ein Eingangspegel oberhalb des Limiter Thresholds (in Abb. 1 Beispiel -15 dB) an, z.B.<br />

mit einem Wert von -12 dB, wird bis zum Ausgang auf -15 dB zurückgeregelt.<br />

Durch den Make Up Gain kann das begrenzte Signal ohne Risiko bis auf 0 dB angehoben werden:<br />

Die Kurve wird entlang der Y-Achse verschoben, was bedeutet dass eine Verstärkung des<br />

Ausgangssignals (Output Gain) stattfindet.<br />

Zeitparameter eines Begrenzers<br />

Einstellbar sind: Ansprechzeit (Attack), Rücklaufzeit (Release), die wichtigsten Zeitparameter eines Begrenzers.<br />

Attack<br />

Die Begrenzung eines analogen Geräts erfolgt nach einer Ansprechzeit, die größer ist als Null<br />

Sekunden.<br />

Ein Impuls wird nach der Ansprechzeit bearbeitet.<br />

Um einen verlässlichen Übersteuerungsschutz zu bieten muss diese möglichst klein sein,<br />

idealerweise null. Eine derart kurze Attack ist durch Vorverzögerung realisierbar.<br />

Vorverzögerung / Look ahead<br />

Es ist nicht möglich einen analogen Regelverstärker mit einer unendlich kurzen Ansprechzeit zu<br />

bauen. Eine Lösung bietet die „Look ahead - Funktion“ einiger Digitalgeräte. Diese Technik<br />

funktioniert nicht ohne eine gewisse Latenzzeit von circa 10 - 70 ms, die <strong>für</strong> den<br />

Regelmechanismus benötigt wird.<br />

Im Regelweg detektiert der Begrenzer die kritischen Pegelspitzen und veranlasst bei dem späteren<br />

Arbeitsvorgang die gewollte Zurückregelung des Signalwegs. Um die kritischen Pegel passgenau<br />

bearbeiten zu können, muss die eingestellte Verzögerung des Originalprogramms lang genug sein,<br />

dass kritische Spitzen gemäß dem Signalverlauf detektiert werden können.<br />

Ist das Programmmaterial entsprechend verzögert, kann ohne das Risiko einer Übersteuerung,<br />

zurückgeregelt werden.<br />

Rücklaufzeit (Release)<br />

Die Dauer der Rücklaufzeit wird von einem Begrenzer benötigt um <strong>für</strong> neue Regelvorgänge bereit<br />

zu sein. Für verschiedene Programme sind unterschiedlich lange Releasezeiten sinnvoll.<br />

Kurze Rücklaufzeiten ermöglichen einen höheren Durchschnittspegel, beinhalten jedoch auch das<br />

Risiko durch viele, schnell aufeinander folgende Regelvorgänge die Qualität eines Programms zu<br />

mindern, indem das Signal aufgeraut wird.<br />

Lange Rücklaufzeiten senken das Lautstärkeniveau eines Programms, tragen aber zu einer besseren<br />

Bearbeitung von Instrumenten mit langen Ein- und Ausschwingvorgängen bei.<br />

14


Unterschiede zwischen Geräten mit fest eingestellten Werten zu Anderen mit flexiblen<br />

Einstellmöglichkeiten sind genau wie bei der Attack – auch bei der Releasezeit zu sehen. Geräte<br />

mit automatischen Releasezeiten richten sich nach einem eingehenden Impuls und nehmen diesen<br />

als Richtwert <strong>für</strong> die Abklingzeit.<br />

Clipper<br />

Eine analoge, nahezu übersteuerungssichere Methode des Begrenzens heißt Clippen und bedeutet Abschneiden.<br />

Die Ansprechschwelle eines Clippers liegt im Vergleich zu der eines Begrenzers zum Beispiel 1,5<br />

dB oberhalb des eigentlich zu erreichenden Wertes. Kleinere Pegelspitzen werden nicht<br />

berücksichtigt. Ein Pegelsprung löst den Regelvorgang aus. Alle Pegelspitzen werden über dem<br />

Threshold abgeschnitten. „Bei abgerundeter Klippkennlinie sind mit diesem Verfahren gute<br />

Ergebnisse zu erzielen.“ (Dickreiter, 1997: 408). Im Betrieb eines Rundfunksenders kann es zum<br />

Einsatz mehrerer Geräte wie Clippern und/oder Begrenzern kommen. Diese werden dann<br />

hintereinander geschaltet, um den Toleranzbereich der ersten Clipperschwelle (oben mit 1,5 dB<br />

angenommen) zu eliminieren. Dazu muss der zweite Begrenzer - oder Clipper - Threshold um<br />

diesen Betrag niedriger eingestellt sein.<br />

Kompressoren<br />

Die Einengung der Originaldynamik auf eine Programmdynamik wird durch Kompression vorgenommen. Im<br />

Gegensatz zum Begrenzern, dem Abschneiden von Pegelspitzen, sorgen Kompressoren <strong>für</strong> eine höhere<br />

Aussteuerung der mittleren Pegel eines Programms bei gleicher Aussteuerung der Peaks.<br />

Kompressoren bewirken das Hervortreten von Nebeninformationen wie Räumlichkeiten<br />

(Diffusschall - Anteil), von Subakzenten des Rhythmus´ oder des Nachklangs eines oder mehrerer<br />

Instrumente (Sustain): „Compression brings up the inner voices in music material.“ (Bob Katz,<br />

2002: 127). Das Programm wird im Produktionsprozess beim Mixen oder in der Nachbearbeitung,<br />

im so genannten Mastering, durch Kompressoren, bearbeitet.<br />

Ein weiterer Fall von Kompressionsbearbeitung ist der eigentlichen Produktion eines Programms<br />

ausgegliedert und tritt bei einer Sendung, zum Beispiel im Rundfunk oder Fernsehen, auf.<br />

Sprachprogramme wie Nachrichten oder Werbung im Rundfunk werden besonders stark<br />

komprimiert um eine höhere Verständlichkeit zu gewährleisten, auch um eine geeignete<br />

Zieldynamik im Auto zu erreichen.<br />

In der populären <strong>Musik</strong> wird Kompression eingesetzt um das mittlere Energieniveau eines<br />

<strong>Musik</strong>stückes zu erhöhen und somit eine höhere Lautheit im Vergleich zu anderen Titeln zu<br />

erreichen. (s. Kapitel Vorteil Lautheitsgewinn?) Das hat zu einer großen Verbreitung dieser<br />

Technik, vor allem in der Nachbearbeitung (Mastering) beigetragen. Hans-Joachim Maempel gibt<br />

eine Rangfolge der Häufigkeiten von Klanggestalterischen Maßnahmen im Mastering von<br />

Popularmusikstücken an:<br />

Multibandkompression 71 %<br />

15


Equalisation 58 %<br />

Bandsättigungssimulation 46 %<br />

Frequenzabhängige Kompression 21 %<br />

Korrelationskorrektur 8 %<br />

(Hans-Joachim Maempel, 2000: 182). Erkennbar ist ein deutlich höheres Maß an Kompressions-<br />

im Vergleich zu den anderen Masteringtechniken, die aufgeführte Bandsättigungssimulation ist<br />

ebenfalls als Kompressionsmaßnahme zu sehen.<br />

Neben der klanglichen Verdichtung, die ein Signal durch Kompression erfährt, ergibt sich auch die<br />

Möglichkeit, das gesamte Aussteuerungsniveau zu heben. Bei vielen Kompressoren wird das<br />

automatisch durch den „Gain – Makeup“ realisiert, in dem der betreffende Kompressor das<br />

Programm um den zurück geregelten Betrag am Ausgang anhebt.<br />

Kennlinie eines Kompressors<br />

Abb. 5: Kompressor, analoges System<br />

Zusätzlich zu den bei einem Begrenzer einstellbaren Parametern wie Ansprechschwelle<br />

(Threshold), Übergangszeichnung (Knee) und Verstärkungsmaß (Output–Gain) ist bei einem<br />

Kompressor noch das Kompressionsverhältnis (Ratio) zu nennen (s. Abb. 5)<br />

16


Ein Kompressionsverhältnis von 3:1 bedeutet eine vierfache Einengung der Originaldynamik. Ein<br />

eingangsseitiger Pegelsprung von 3 dB würde zum Ausgang auf 1 dB Pegeländerung reduziert.<br />

Kompressionsverhältnis und Ansprechschwelle verschieben im unteren Pegelbereich die Kennlinie<br />

um den Betrag des „Compression Gain“. Um diesen Wert wird ein leiser Impuls unterhalb des<br />

Thresholds immer angehoben.<br />

Pegel über dem Schwellwert (in Abb. 5: -15 dB) werden um den Wert des<br />

Kompressionsverhältnisses komprimiert.<br />

Das komprimierte Signal ist naturgemäß leiser als das Originalsignal: Es kann mit dem Make Up<br />

Gain angehoben werden<br />

Typische Thresholds / Ratios<br />

Die Einstellung der Ansprechschwelle ist an die Aussteuerung eines Programms gebunden. Es<br />

sollten statistisch gleich viele Pegelspitzen ober- wie unterhalb des späteren Schwellwertes verteilt<br />

sein. Enthält ein Signal beispielsweise absolute Pegelwerte von – 12 dB bis – 7 dB wäre die<br />

Einstellung der Ansprechschwelle auf einen Wert von – 9 dB sinnvoll.<br />

Im Kanalzug eines Mischpultes sind je nach Aussteuerung Thresholds von -5 bis -20 dB üblich.<br />

Typische Ratios sind im Mix z.B.: 3:1 bei einem Schwellwert von -20 bis -10 dBFS, anwendbar <strong>für</strong><br />

einzelne Signale einer Mischung.<br />

Im Mastering werden typischerweise Kompressionsverhältnisse von 1.01 bis 1.02:1 bei<br />

Schwellwerten von -40 bis -30 dBFS gewählt.<br />

Zeitparameter eines Kompressors<br />

Einstellbar sind: Ansprechzeit (Attack) und Rücklaufzeit (Release). Die Funktion „Hold“, also „halten“ wird bei<br />

manchen Geräten zusätzlich angeboten um den Kompressionsstatus nach der Ansprechzeit (Attack) zu halten.<br />

Nach der Haltezeit beginnt der Kompressor innerhalb der Rücklaufzeit (Release) zu seinem<br />

Ausgangspunkt zurückzukehren. Dann ist er <strong>für</strong> neue Impulse und somit Regelvorgänge bereit. Ein<br />

Kompressor ist heutzutage in fast jedem professionellen Tonstudiomischpult pro Kanalzug<br />

verbaut, wobei Kompressoren mit Vorverzögerung („Pre - Delay“, oder „Look ahead“)<br />

vorzugsweise in der Nachbearbeitung benutzt werden.<br />

Ansprechzeit / Transienten<br />

Ein Kompressor ändert den Klang eines Programms durch die Veränderung des Ein- oder<br />

Ausschwingverhaltens: Schneidet man beispielsweise die Einschwingphase eines Klaviertons ab, ist<br />

eine eindeutige Zuordnung des Gehörten als Klavierton schwierig.<br />

Ist es <strong>für</strong> einen Schutzbegrenzer im Senderbetrieb wichtig Pegelspitzen zu erkennen und möglichst<br />

früh zu bearbeiten, so liegt es im Interesse des Tonmeisters in der Anwendung eines Kompressors<br />

im Mix den Einschwingvorgang möglichst natürlich zu erhalten. Geschieht das nicht, z.B durch<br />

eine zu kurz eingestellte Ansprechzeit, bewirkt das, dass ein Impuls mit Einschwingvorgang in den<br />

17


Regelkreis des Kompressors läuft und verändert wird. Abhilfe schafft eine längere, dem Programm<br />

angepasste Ansprechzeit.<br />

Rücklaufzeit / Artefakte<br />

Ist bei der Attackzeit zu beachten, sie auf das Einschwingverhalten eines Signals einzustellen, muss<br />

die Rücklaufzeit (Release) zu dem Ausschwingverhalten passen. Vor allem tiefe Frequenzen haben<br />

ein anderes Ausschwingverhalten als hohe Frequenzen. Ist die Rücklaufzeit des Kompressors zu<br />

kurz eingestellt, wird die Wellenform aufgeraut, was zu einer Verzerrung führt. Eine zu kurze<br />

Rücklaufzeit führt außerdem, <strong>für</strong> den Fall, das es sich bei dem bearbeiteten Programm nicht um<br />

eine einzelne Schallquelle, sondern um ein Summensignal handelt, dazu, dass Instrumente mit<br />

hohen Energieanteilen in den unteren Frequenzbändern die Regelung des Kompressors „anstoßen“<br />

(Dickreiter, 1997: 413) und somit die Modulation des Gesamtsignals bewirken. Umgangssprachlich<br />

bezeichnet man diese rhythmische Veränderung des Programms als so genanntes „Pumpen“.<br />

Zu lange Releasezeiten minimieren das gesamte Lautstärkeniveau und verhindern durch eine noch<br />

nicht erfolgte komplette Zurückstellung neue Impulse nach den eingestellten Grundwerten des<br />

Kompressors zu bearbeiten.<br />

Typische Zeitwerte<br />

Nach Bob Katz sind typische Zeitwerte <strong>für</strong> Ansprechzeiten von Kompressoren 50 – 300 ms,<br />

durchschnittlich 100 ms. Rücklaufzeiten sind im Allgemeinen länger und betragen 50 – 500 ms,<br />

durchschnittlich 150 – 250 ms (Bob Katz, 2002: 119).<br />

Für Kompressoren mit Vorverzögerung gilt: Es sind auch Attackzeiten von circa 20 Picosekunden<br />

denkbar, der minimalen Attackzeit bei einem mit 48 kHz abgetasteten Signal (T=1/48000).<br />

Bei einigen Geräten hat sich zudem eine flexible Rücklaufzeit (Automatic Release Control)<br />

bewährt: Das zu bearbeitende Programm wird auf seine Impuls-, also Transientenabfolge gemessen.<br />

Ist es impulsreich, führt das zu einer eher kurzen Releasezeit, besteht das Programm aus stark<br />

nachklingendem Material (tiefe Frequenzen, lange Nachhallzeiten, hoher Raumanteil), werden<br />

längere Rücklaufzeiten gewählt. Das Thema Masteringkompressoren wird im Abschnitt über den<br />

Weiss DS1-MK2 Summenkompressor im weiteren Verlauf dieser Arbeit vertieft.<br />

Sidechain – Kompression<br />

Der Seitenkanal (Side – Chain) eines Kompressors kann dazu benutzt werden Signale von zu starken Sybillanzen<br />

zu befreien (De-Esser) oder ein Voice Over zu realisieren.<br />

Ist im Seitenkanal ein Filter eingefügt und dieser mit einer Erhöhung in Frequenzbändern der<br />

menschlichen S –Laute versehen, wirkt dies auf den Regelvorgang des Kompressors auf diese<br />

Frequenzen verstärkend und führt zu einer Zurückregelung der betroffenen Frequenzbänder.<br />

Über den Seitenkanal können zudem andere Geräte wie ein Mikrofon eingeschliffen werden. Ein<br />

Impuls über das Mikrofon überträgt sich auf den Regelvorgang des Kompressors. Im Radio<br />

verwendet man diese „Voice Over“ – Technik um die Kompression der Hintergrundmusik durch<br />

die Stimme steuern zu lassen.<br />

18


Zusammenfassung Dynamikkompression<br />

Mit dem Begriff Dynamikkompression ist die Einengung der Dynamik eines Signals gemeint, die je nach<br />

Beschaffenheit des zu bearbeitenden <strong>Musik</strong>-, Geräusch- oder Sprachmaterials unter klangästethischen oder<br />

technischen Belangen vorgenommen wird.<br />

Maßnahmen zur Dynamikeinengung werden einerseits im Produktionsprozess (Mix) zum anderen<br />

in der Nachbearbeitung (Mastering), sowie auch im Sendebetrieb (Broadcast) durchgeführt.<br />

Statische Parameter sind Threshold, Ratio, Knee und Output Gain. Sie markieren den Arbeitspunkt<br />

eines Kompressors.<br />

Zeitparameter sind Release, Attack und Hold. Die Anpassung der Zeitparameter auf das zu<br />

bearbeitende Programm ist unter Umständen wichtig.<br />

Im Mastering soll ein Kompressor ein fertig abgemischtes Programm „verdichten“, aber nicht in<br />

seiner Zusammensetzung verändern.<br />

Vorteile und Nachteile von Dynamikkompression<br />

Der wichtigste Vorteil von Dynamikkompression ist der des Lautheitsgewinns. Durch Komprimierung kann es<br />

höher ausgesteuert werden. Pegelspitzen werden zurückgeregelt, Durchschnitts- und Effektivwert des Signals<br />

(RMS) steigen.<br />

Vorteil des Lautheitsgewinns: Bei einmaliger Justierung einer Abhörlautstärke im Wohnraum kann<br />

der Konsument die eingelegte CD bei mittlerer Lautstärke hören ohne die <strong>Musik</strong> bei lauten Stellen<br />

zurückstellen zu müssen.<br />

Bei popularmusikalischen Programmen kann ein höherer Effektivwert das subjektiv empfundene<br />

Qualitätsempfinden eines Titels im Vergleich zu Anderen steigern.<br />

Die Sprachverständlichkeit eines komprimierten Programms ist in Umgebungen mit hohem<br />

Geräuschpegel (Auto) höher als bei einem unkomprimierten Programm: Nachrichten werden<br />

dementsprechend stärker komprimiert, klangliche Nachteile werden in kauf genommen.<br />

Durch den Einsatz von Kompressoren wird allerdings in den Pausen des Nutzsignals der<br />

Rauschteppich stark angehoben, da er wie leise, musikalische Passagen den lauten angenähert wird.<br />

Abhilfe schafft ein Kompandersystem, was in Signalpausen expandiert, den Rauschteppich<br />

absenkt.<br />

Eine falsche Einstellung der zeitlichen Parameter kann zu einer Aufrauung (Klirrverzerrung) des<br />

bearbeiteten Signals führen (Pumpen, Atmen etc.).<br />

Durch die zu starke Kompression eines Pop Titels kann es zu einem subjektiv gefühlten Rückgang<br />

der Intensität im Refrain kommen: Im Regelfall soll der Refrain eines <strong>Musik</strong>stücks einen klanglich<br />

dichten Moment darstellen. Ist ein Programm jedoch stark komprimiert, verteilt sich die Energie<br />

des Programms nun auf mehr Instrumente als in der Strophe. So ist der subjektive Eindruck gleich<br />

einem Rückgang der Intensität: „When everything is loud, really nothing is loud.“ (Bob Katz<br />

2002: 110). Abhilfe schafft eine geringere Komprimierung oder unterschiedlich stark<br />

komprimierte <strong>Teil</strong>e eines Stückes zwischen denen Übergänge in Form von linearen Blenden<br />

geschaffen werden.<br />

19


Ist ein Programm schon im Produktionsprozess komprimiert worden, so wird es im Sendebetrieb<br />

häufig nochmals komprimiert. Das kann zu einer Weiteren klanglichen Veränderung führen.<br />

Multibandkompression, d.h. Kompression in unterschiedlichen Frequenzbändern kann das gesamte<br />

Frequenzspekrum eines Programms verändern: Komprimiert man die hohen Frequenzen eines<br />

Signals beispielsweise stärker als die Tiefen, verhält sich der Kompressor wie ein dynamischer<br />

Filter und hebt die hohen Frequenzen durch ein höheres Energieniveau hervor.<br />

Kompression : Wirkung auf den Konsumenten<br />

Die Verwendung von Audiomaterial in Bereichen der Rundfunk-, Radio-, Fernseh- und Kinowerbung sowie die<br />

Ausstrahlung und Aufführung von Programmen an öffentlichen Plätzen hat zum verstärkten Einsatz von<br />

Kompression beigetragen.<br />

Ist zum Beispiel ein Kino oder eine Kinokette dazu angehalten ihre Systemaussteuerung nach<br />

Standard (THX, Dolby) einzustellen und nicht zu verändern, gibt es bei Digitalmedien eine<br />

maximale Aussteuerung von 0 dBFS.<br />

Das bedeutet: der maximale Pegel eines Klangereignisses ist durch Gesetze oder Regelungen<br />

festgelegt.<br />

Produzenten von übertragenen Programmen nutzen Kompression um bei festgelegtem<br />

Maximallpegel ein höheres Energieniveau zu erzielen.<br />

Bei Außenübertragungen bedeutet das eine höhere Aufmerksamkeit, im Sendebetrieb eine lautere<br />

Werbung, in einem Popularmusikprogramm eine Abgrenzung zur Konkurrenz, im Kino<br />

eindrucksvollere Soundeffekte, und somit in Action- oder Effektfilmen mitunter eine größere<br />

Authentizität.<br />

Durch das Phänomen des Lautheitswettkampfes stellt sich die Frage inwiefern sich die<br />

Entwicklungen im Mediengeschäft auf die Hörfähigkeit des <strong>Musik</strong>konsumenten niederschlagen.<br />

Wird die Kompression von <strong>Musik</strong> als solche wahrgenommen, vielleicht sogar je nach Stilistik<br />

eines Programms, erwartet? Passt sich die Hörgewohnheit nach 20 Jahren Medienzeitalter durch<br />

überhöhte Lautstärken und ausschließlich komprimierte Programme im Radio und Fernsehen an?<br />

Gibt es eine unterschiedliche Wahrnehmung von Kompression in unterschiedlichen Altersklassen?<br />

Diesen Fragen sind wir innerhalb des folgenden <strong>Hörversuch</strong>s nachgegangen.<br />

20


[<strong>Teil</strong> 2] <strong>Hörversuch</strong>: Aufnahme, Bearbeitung<br />

Aufgrund der häufigen Anwendung von Pegelkompression, einerseits in unterschiedlichen Bereichen der<br />

<strong>Musik</strong>produktion und Nachbearbeitung von Audiomaterial, andererseits in öffentlichen Bereichen wie Radiound<br />

Fernsehsendern, liegt es nahe sich zu fragen inwiefern diese Technik der Dynamikeinschränkung in ihrem<br />

Wesen erfassbar, vom durchschnittlichen Konsumenten von <strong>Musik</strong> und Klängen erfahrbar ist. Zu diesem Zweck<br />

wurden vier Aufnahmen von <strong>Musik</strong> unterschiedlicher Stilrichtung gemacht, diese mit einem<br />

Summenkompressor jeweils dreimal mit ansteigendem Kompressionsgrad bearbeitet, auf CD gebrannt und 500<br />

Testpersonen postalisch zugestellt.<br />

Alle musikalisch-technischen Grundüberlegungen zum <strong>Hörversuch</strong>, Versuchsaufbau und Durchführung finden<br />

sich in diesem <strong>Teil</strong>, alle Fragen zum Thema Statistik und Versuchsdesign im?.<br />

2.1. Klangbeispiele<br />

Bei der Wahl der Klangbeispiele war es wichtig verschiedene <strong>Musik</strong>stile abzudecken, gleichzeitig aber auch<br />

Material zu finden, das einen Kompressor durch die dynamische Struktur und Transientenreichtum fordert. Die<br />

Wahl fiel auf folgende <strong>Musik</strong>stücke.<br />

<strong>Musik</strong>beispiel eins: Barocke Streicher<br />

Das Klangbeispiel barocke Streicher ist ein Auszug aus einem Werk von Heinrich Ignaz Franz<br />

Biber <strong>für</strong> zwei Geigen und Basso Continuo, interpretiert vom Lapicida-Consort mit Anne-Marie<br />

Harer, Violine, Mechthild Georg, Violine, Christoph Harer, Violoncello und Bernward Lohr,<br />

Cembalo. Das Ensemble ist Be<strong>für</strong>worter der historischen Aufführungspraxis und musiziert auf alten<br />

Instrumenten: in unserem Beispiel ein Matthias Klotz Cello, um 1700 gebaut, eine Matthias<br />

Albanus Geige, gebaut 1687, eine Anonymus Geige aus dem Jahr 1790, sowie ein Cembalo,<br />

Nachbau nach barockem Vorbild von Bruce Kennedy, aus dem 2000.<br />

<strong>Musik</strong>beispiel zwei: Schlagzeug mit E-Bass<br />

Christian Jung, Schlagzeug und Don Cecil Lorey, E-Bass improvisieren ein <strong>Musik</strong>stück, stilistisch<br />

angelehnt an die Red Hot Chili Peppers in den frühen 1990er Jahren. Christian spielt auf einem<br />

Pearl World Series Set, Don auf einem Fender Jazz Bass.<br />

<strong>Musik</strong>beispiel drei: Akustische Gitarre mit Stahlsaiten<br />

Komponist und <strong>Musik</strong>er des Klangbeispiels „Gitarre“ ist Martin Rudkowski. „Down by the<br />

fireplace“ erklingt auf einer Takamine NP-18C mit Martin Strings.<br />

<strong>Musik</strong>beispiel vier: Menschliche Stimme<br />

Im Klangbeispiel Stimme ist eine Episode aus „Dawe Baxter“ des Künstlers Maurice van Berg zu<br />

hören. Es spricht: Arne Heger, Radiomoderator von Radio Lippe.<br />

21


2.2. Aufnahmeszenarien<br />

Bei allen Aufnahmen handelt es sich um zwei-Mikrofon-Aufnahmen.<br />

Barockmusik (Liveaufnahme)<br />

Das Barockmusikbeispiel ist ein Konzertmitschnitt aus dem Kammermusiksaal der HMT Hannover. (s. Abb. 6)<br />

Abb. 6 : Kammermusiksaal HMT Hannover<br />

Mit einer eine Grundfläche von 130 m2 und einer Höhe von 3,5 m, ergibt sich ein Raumvolumen<br />

von 455 m 3 , während sich der Grundriss mit Seitenlängen von 18 und 7,2.m als Rechteck darstellt.<br />

Man bezeichnet diesen Raumschnitt auch als Schuhkarton-Form. Die Bestuhlung ist lose und frei<br />

veränderbar mit leichter Stoffbepolsterung, der Boden besteht aus Linoleumplatten. An der<br />

Rückwand des Saals befinden sich zwei große Fenster, die zur Straße zeigen. Die Bühne auf der die<br />

<strong>Musik</strong>er sitzen ist ein Holzpodest, leicht erhöht. Im Bereich der Bühne ist die Decke abgesenkt,<br />

dahinter erstreckt sich ein relativ tiefer Bühnenraum. Durch einen Ausgang auf der Bühne gelangt<br />

man zu einem Nebenraum, der als Aufnahmeregie dient. Der Regieraum ist somit vom<br />

Aufnahmeraum akustisch getrennt.<br />

Aufstellung der <strong>Musik</strong>er<br />

Die Aufstellung der <strong>Musik</strong>er ist klassisch: Vom Publikum aus gesehen, befindet sich das Continuo<br />

mittig bis rechts auf der Bühne, die Geigen eher links. So ergibt sich von links nach rechts gesehen<br />

folgende Reihenfolge der <strong>Musik</strong>er: 1. Violine, 2. Violine, Cembalo, Violoncello.<br />

22


Mikrofonierung<br />

Durch die Anordnung der <strong>Musik</strong>er wird die ideale Mikrofonposition <strong>für</strong> ein AB-Hauptmikrofon,<br />

bei der das Ensemble in seiner Breite vollständig erfasst wird, vorgegeben. 3<br />

Aufgrund der besonderen Raumgeometrie, dem tiefen Bühnenraum mit abgesenkter Decke und dem<br />

Holzpodest auf dem die <strong>Musik</strong>er sitzen ergibt sich jedoch eine unausgewogene akustische Situation,<br />

die sich als mulmig beschreiben lässt.<br />

Um den Einfluss von tiefen Resonanzfrequenzen des Raumes zu entkräften, wurden bei der<br />

Aufnahme als AB Druckgradientenempfänger verwendet, deren Polardiagramme die Form einer<br />

Acht haben. Diese sind in der 90° und in der 180° Achse unempfindlich, so dass<br />

Seitenwandreflexionen, die Hauptverursacher des Mulms, effektiv ausgeblendet werden. Durch die<br />

Richtwirkung dieser Mikrofone muss der Abstand zum Ensemble entsprechend größer sein. So<br />

steht es 3m von den <strong>Musik</strong>ern entfernt.<br />

Das Klangbeispiel Barockmusik ist mit zwei Mikrofonen der Firma Schoeps entstanden, einem AB<br />

aus Achten (MK8).<br />

Übrige Klangbeispiele (Studio)<br />

Die weiteren Aufnahmen sind im neuen Allzweckraum des <strong>Erich</strong>-<strong>Thienhaus</strong>-<strong>Institut</strong>s an der HfM Detmold<br />

entstanden. Seine mittlere Nachhallzeit beläuft sich auf 0.34 Sekunden.<br />

Grundfläche von 76 m2 und Höhe des Studios von 2,9 m ergeben ein Raumvolumen von 220,4 m3<br />

mit Wandlängen von 8,5 m, einem quadratischen Grundriss. Eine Seite des Raumes besteht aus<br />

einer Glasfront, die bei Bedarf durch einen akustischen Vorhang <strong>für</strong> Reflexionen unempfindlich<br />

gemacht werden kann. Die übrigen drei Wände sind mit Absorberelementen versehen, und<br />

reflektieren Schall in einem geringen Maß.<br />

3 AB: gängige Hauptmikrofonierungsart; Stereo-Effekt durch Laufzeitunterschiede<br />

23


Schlagzeug/E-Bass<br />

Abb. 7: Aufnahme Schlagzeug, großer Aufnahmeraum, <strong>Erich</strong>-<strong>Thienhaus</strong>-<strong>Institut</strong><br />

Positionierung des Drumsets<br />

Mit Bass Drum, HiHat und Snare besteht das Schlagzeug aus den <strong>für</strong> populäre <strong>Musik</strong> maßgeblichen<br />

drei Elementen. (s. Abb. 7)<br />

Da der Raum akustisch unproblematisch ist, wurde das Schlagzeug mittig im Raum positioniert.<br />

Close-Miking /Set - Konfiguration<br />

Die übliche Mikrofonierung eines Pop-Schlagzeugs wird Close-Miking genannt. Dabei werden in<br />

erster Linie Stützmikrofone verwendet, die einen geringen Abstand von ca. 10 cm zum Schlagzeug<br />

haben. Um einen Kompromiss zwischen dieser stilgetreuen Mikrofonierung und einer Zwei-<br />

Mikrofon- Technik zu finden, wurde die Schlagzeugaufstellung auf das Mikrofon statt umgekehrt<br />

angepasst.<br />

Zwei Parameter standen hierbei im Vordergrund:<br />

Erstens: Ein ausgewogenes dynamisches Verhältnis der Instrumente zueinander, und<br />

Zweitens: Eine relativ schmale Abbildung der Instrumente, typisch <strong>für</strong> Popmusikaufnahmen.<br />

Mikrofonierung<br />

Mikrofoniert wurde das Schlagzeug mit einem AB, bestehend aus zwei TLM 170 der Firma<br />

Neumann mit Nieren- Richtcharakteristik. Aus Sicht des Spielers steht es leicht rechts, so dass sich<br />

24


Snare und HiHat in einer Achse mit dem gedachten Lot, gefällt auf die Mitte des Abstands<br />

zwischen beiden Mikrofonen, befinden. Als Resultat erscheinen diese beiden <strong>Teil</strong>e des Drum Sets<br />

im Klangbild mittig.<br />

Pegelverhältnisse / Klang<br />

Die HiHat hat einen größeren Abstand zum Mikrofon als die Snare. Dadurch tritt sie zu ihr in ein<br />

dynamisch ausgewogenes Verhältnis, gleichzeitig ist die akustische Abbildung der Aufnahme<br />

Popmusik-typisch schmal.<br />

Die aus der Mikrofonposition nahe liegende Annahme, dass die Bass Drum von rechts zu hören<br />

sein muss bestätigt sich nicht: tiefe Frequenzen breiten sich kugelförmig aus und sind somit<br />

schwerer zu orten. Außerdem entstehen Frequenzen, die <strong>für</strong> den so genannten Kick bei der Bass<br />

Drum verantwortlich sind hauptsächlich an dem Punkt, wo der Schläger der Fußmaschine das Fell<br />

trifft, welcher sich mittig vor dem AB befindet. Die leichte Rechtsortung der Bassdrum resultiert<br />

letztlich aus einer Bündelung des Schalls durch das Loch im Resonanzfell.<br />

E-Bass Dubbing<br />

Die Aufnahme des Schlagzeugs ist ohne E-Bass erfolgt. Das Signal des E-Basses ist im Dubbing-<br />

Verfahren entstanden, das heißt nachträglich zum bestehenden Schlagzeugssignal auf einen anderen<br />

Kanal der DAW aufgenommen worden. Der Bassist spielte über Kopfhörer zum Schlagzeug-<br />

Playback.<br />

Zwischen E-Bass und Mikrofonvorverstärker ist lediglich eine DI-Box geschaltet.<br />

25


Gitarre<br />

Abb. 8: Aufnahme Gitarre (nachgestellte Szene), großer Aufnahmeraum <strong>Erich</strong>-<strong>Thienhaus</strong>-<strong>Institut</strong><br />

Positionierung<br />

Die Gitarrenaufnahmen fanden im selben Raum des <strong>Erich</strong>-<strong>Thienhaus</strong>-<strong>Institut</strong>s, und somit unter den<br />

gleichen Rahmenbedingungen wie bei der Aufnahme des Drumsets statt. So wurde die Gitarre<br />

ebenfalls zentral im Raum positioniert.<br />

Mikrofonierung<br />

Wünschenswert <strong>für</strong> Gitarrenaufnahmen ist ein ausgeglichener Instrumentenklang ohne<br />

Überhöhungen in einzelnen Frequenzbereichen. Außerdem sollten Saitengeräusche <strong>für</strong> einen hohen<br />

Energieanteil in den oberen Frequenzbändern ab 5 kHz sorgen.<br />

Bei unserer Aufnahme wird durch die Spielweise des <strong>Musik</strong>ers und den hohen Pegel, der erzeugt<br />

wird eine besonders nahe Mikrofonierung unnötig. Hohe Frequenzen müssen nicht durch spezielle<br />

Mikrofone verstärkt werden. Deshalb kommt, wie schon beim Schlagzeug, ein AB aus zwei TLM<br />

170 als Nieren zum Einsatz. Das eine Mikrofon zeigt auf die greifende Hand des Gitarristen, das<br />

andere ist auf das Ende des Korpus, in der Nähe der schlagenden Hand, ausgerichtet.<br />

Der Abstand zum Instrument beträgt 1,2 m.<br />

26


Sprache<br />

Abb. 9: Aufnahme Sprache (nachgestellte Szene), großer Aufnahmeraum, <strong>Erich</strong>-<strong>Thienhaus</strong>-<br />

<strong>Institut</strong><br />

Nahbesprechungseffekt<br />

Der so genannte Nahbesprechungseffekt ist bei Sprachaufnahmen ein gewolltes Phänomen. 4<br />

Somit wurden die Sprachaufnahmen in klassischer Close-Miking Technik aufgenommen.<br />

Positionierung des Sprechers<br />

Durch das Close-Miking kann die räumliche Position des Sprechers vernachlässigt werden.<br />

Dennoch wurde der Sprecher mit dem Rücken nahe an die Absorberelemente des Raums gebracht<br />

um den Effekt einer Gesangskabine nachzuahmen.<br />

Mikrofonierung<br />

War bei allen bisherigen Aufnahmen das AB die gewählte Art der Mikrofonierung, musste bei<br />

unserem Sprachbeispiel davon Abstand genommen werden. Ausschlaggebend hier<strong>für</strong> ist die<br />

Tatsache, dass der oben genannte Nahbesprechungseffekt bei einer AB-Mikrofonierung durch den<br />

großen Abstand zu den Mikrofonkapseln nicht ausnutzbar ist.<br />

Ein weiter Nachteil der bisher verwendeten AB-Mikrofonierung: das Stereobild entsteht durch<br />

Laufzeitunterschiede zwischen dem linken und rechten Kanal. Für Sprachaufnahmen bietet sie im<br />

extremen Nahfeld (Close-Miking) kein stabiles Klangbild, da sich der Sprecher zwischen den<br />

4 Nahbesprechungseffekt: Physikalisch begründete Überbetonung tiefer Frequenzen bei<br />

Druckgradientenempfängern. Ist umso größer je geringer die Frequenz und je kleiner der Mikrofonabstand.<br />

27


Mikrofonen befände und durch kleinste Bewegungen die Ortung veränderte. Eine Stimme sollte<br />

aber als stabile Phantomschallquelle wahrnehmbar sein.<br />

Deshalb wechselte die Mikrofonierung von AB auf XY.<br />

Ein XY besteht aus zwei Nierenmikrofonen, deren Membrane in einer Achse übereinander und um<br />

90° gegeneinander verdreht angeordnet sind.<br />

Die Intensitätsstereofonie (Blümlein, XY, MS) steht im Gegensatz zur Laufzeitstereofonie (AB).<br />

Die beiden Mikrofonkapseln sind bei diesen drei Hauptmikrofontypen jeweils am gleichen Punkt<br />

positioniert, so dass Laufzeiten zwischen linkem und rechtem Kanal auf ein vernachlässigbares<br />

Maß reduziert sind. Die Stereoinformation entsteht in diesem Fall ausschließlich durch<br />

unterschiedliche Intensitäten zwischen rechtem und linkem Kanal.<br />

In unserem Fall wird ein XY aus Sennheiser Nieren (MKH40) verwendet. Mit einem Abstand von<br />

ca. 10 cm zum Mikrofon befindet sich der Sprecher im unmittelbaren Nahfeld, weshalb ein Pop-<br />

Schutz unverzichtbar ist. Dieser bricht stark gebündelte Luftströme, typischerweise hervorgerufen<br />

durch P-Laute, die sich aufnahmeseitig durch einen stark überhöhten Tieftonanteil negativ<br />

bemerkbar machen.<br />

2.3. Aufzeichnung<br />

Bei allen Aufnahmen wurde ein mobiles Pyramix System mit RME Wandlern und Vorverstärkern als<br />

Aufnahmemedium verwendet. Alle Klangbeispiele sind mit einer Auflösung von 24 bit und einer<br />

Samplingfrequenz von 44,1 kHz aufgenommen.<br />

Barockmusik<br />

Durchführung der Aufnahme<br />

Im Vorfeld des Live-Konzerts steht eine Generalprobe, bei der sich <strong>Musik</strong>er und Tonmeister auf<br />

den Raum einstellen. Durch die akustische Trennung zum Kammermusiksaal ist eine objektive<br />

Beurteilung der akustischen Situation möglich. Die nötige Verbindung zum Pyramix System stellt<br />

ein 16er Multicore her. Als Abhöre dienen zwei Kopfhörer, ein AKG 501 sowie ein Beyerdynamic<br />

DT 931, angesteuert über einen Lake People G94 Kopfhörervorverstärker.<br />

Headroom<br />

Der Ausschnitt des Klangbeispiels Barockmusik stammt aus dem Konzert, nicht aus der Probe, so<br />

dass die Aussteuerung der Aufnahme auf das komplette Konzert mit zum <strong>Teil</strong> wechselnden<br />

Besetzungen ausgelegt ist. Hier bleibt insgesamt ein Headroom von 12.4 dB. Für den Hörtest-<br />

relevanten Ausschnitt bedeutet dies eine maximale Aussteuerung von –26.86 dB.<br />

Durch die Auflösung von 24 bit und die hohen Rauschabstände moderner Aufnahmegeräte ist es<br />

möglich diesen Headroom auszugleichen.<br />

(Umgerechnet bedeutet eine 24 bit Aufnahme mit 26 dB Headroom immer noch eine Aufnahme<br />

von ca. 20 bit, 4 bit über CD Standard.)<br />

28


Schlagzeug/E-Bass, Sprache, Gitarre<br />

Bei den Aufnahmen der übrigen Beispiele stand das Pyramix System während der Aufnahmen in einem <strong>für</strong><br />

lärmverursachende Geräte vorgesehenen Abstellraum in direkter Anbindung an den Aufnahmeraum im <strong>Institut</strong><br />

und somit auch in der Nähe der Künstler. Es wurden die gleichen Kopfhörer verwendet.<br />

Headroom<br />

Im Gegensatz zu der Aufnahme des Klangbeispiels Barockmusik sind die Aufnahmen Schlagzeug/E-<br />

Bass, Sprache und Gitarre als Produktionen einzustufen und <strong>für</strong> den Hörvergleich entstanden.<br />

Abhängig von den dynamischen Reserven der jeweiligen Klangquelle gestaltet sich der Headroom<br />

der Beispiele wie folgt:<br />

1,33 dB bei der Gitarre<br />

3,81 dB beim Schlagzeug<br />

sowie 18,16 dB beim Sprecher<br />

Der Headroom beim Sprecher ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass das im Hörvergleich<br />

verwendete Audiomaterial ähnlich wie beim Klangbeispiel Barockmusik nur ein kleiner <strong>Teil</strong> eines<br />

größeren Programms ist. Deshalb ist die Aussteuerung auf andere Pegelspitzen ausgelegt.<br />

2.4. Bearbeitung des Audiomaterials<br />

Warum wurden die Klangbeispiele nicht bearbeitet?<br />

Verschiedene Maßnahmen zur klanglichen Verbesserung der <strong>für</strong> den <strong>Hörversuch</strong> gemachten Aufnahmen sind<br />

denkbar. Das Beispiel Barockmusik wäre zu Gunsten einer besseren Durchhörbarkeit mit Stützmikrofonen zu<br />

versehen, das Schlagzeug im Stile einer echten Pop-Aufnahme ebenso mit mehr als einem AB- Hauptmikrofon<br />

aufzunehmen. Durch eine Filterung könnten die Klangbeispiele noch griffiger gemacht werden.<br />

Phasengang<br />

Maßnahmen wie diese verändern jedoch den Phasengang eines Signals: Im Falle des Barockmusik-<br />

Ensembles, wie auch des Schlagzeugs durch bloße Zumischung von Stützmikrofonen zum<br />

Hauptmikrofon, oder durch die Verwendung von nicht phasenlinearen Filtern.<br />

Um solche Veränderungen der Signale zu vermeiden, sind alle aufgenommenen Mikrofonsignale<br />

vor der Bearbeitung durch den Kompressor unberührt geblieben.<br />

Beide Signale des jeweiligen Mikrofonpaares sind in ihrer Originalgestalt als linker bzw. rechter<br />

Kanal verwendet worden.<br />

Komprimierung der Klangbeispiele<br />

29


Bei der Planung dieser Arbeit war es ursprünglich angedacht die Wahrnehmbarkeit von Dynamikeinengung mit<br />

mehreren verschiedenen Kompressoren unterschiedlicher Bauart zu testen. So wäre der <strong>Hörversuch</strong> zu einem Test<br />

von Kompressoren geworden und das eigentliche Ziel, die Hörbarkeit von Dynamikkompression zu untersuchen<br />

ins Hintertreffen geraten. Wir entschieden uns letztlich da<strong>für</strong>, die menschliche Wahrnehmung und nicht die<br />

Technik in den Vordergrund der Untersuchungen zu stellen und alle Bearbeitungen mit demselben Kompressor<br />

durchzuführen.<br />

Datentransfer<br />

Die eigentliche Bearbeitung mit dem Kompressor erfolgte nicht in den Räumlichkeiten des<br />

<strong>Institut</strong>es. Zu diesem Zweck mussten die Audio Files, im Pyramix eigenen PMF-Format<br />

aufgezeichnet, als Wave-Dateien exportiert werden. Nur so konnte die Bearbeitung in Sequoia,<br />

einer anderen Digitalen Audio Workstation (DAW) vorgenommen werden.<br />

Der Weiss Gambit DS1-MK2<br />

Aus folgenden Gründen wurde von uns die Entscheidung gefällt den Weiss DS1-MK2 aus der<br />

Gambit Serie <strong>für</strong> unsere Bearbeitungen zu benutzen:<br />

Der Einsatz in renommierten Masteringstudios weltweit.<br />

Volldigitale Funktionsweise mit aktueller Technologie.<br />

Direkte Unterstützung durch das bekannte Masteringstudio „Pauler Acoustics“ namentlich durch<br />

Hans-Jörg Mauksch, täglicher Benutzer des Weiss DS1-MK2, als erfahrenen Ansprechpartner.<br />

Und nicht zuletzt das freundliche Entgegenkommen von Daniel Weiss, der uns den DS1-MK2<br />

mehrere Wochen als Arbeitsgerät zur Verfügung gestellt hat.<br />

Weitere Gründe<br />

Der Weiss DS1-MK2 stellt <strong>für</strong> viele hochkarätige Mastering Ingenieure ein unverzichtbares<br />

Arbeitsgerät dar, das täglich zum Einsatz kommt.<br />

Dabei sind es stets die gleichen Qualitäten, die angeführt werden:<br />

Größtmögliche klangliche Neutralität und Transparenz<br />

Hohe Aussteuerbarkeit bei extrem niedrigen Verzerrungen<br />

De-Esser- und Limiterfunktion<br />

2-kanalige und ausschließlich digitale Arbeitsweise.<br />

Die Möglichkeit sehr kurze Attackzeiten (minimal 20 _s zu realisieren. Hierdurch die Möglichkeit<br />

jeden Transienten der <strong>Musik</strong> zu erfassen und zu erhalten.)<br />

Die Zeitparameter<br />

30


Der Weiss gehört zur Kategorie der Multiband Kompressoren. Er funktioniert nicht in Echtzeit,<br />

da er mit einer zweistufigen Vorverzögerung arbeitet. Dies ermöglicht ihm am Signal<br />

Regelungsvorgänge vorzunehmen, ohne das Signal zu übersteuern, abzuschneiden, o.ä.<br />

Die besondere Architektur der Zeitparameter macht den Weiss unter den Kompressoren<br />

besonders.<br />

Folgende Zeitparameter sind zu erklären.<br />

Overall Delay<br />

Das Overall Delay ist die Summe aller Verzögerungen, die der Weiss <strong>für</strong> dynamische Regelvorgänge<br />

sowie phasenlineare Filterungen bei Up- und Downsampling benötigt.<br />

Preview<br />

Innerhalb dieses großen Zeitfensters gibt es einen weiteren einstellbaren Parameter, das Preview.<br />

Hiermit legt man fest um wie viele Millisekunden der Kompressor „nach vorne schauen“, und<br />

somit die <strong>Musik</strong> und ihre Strukturen untersuchen soll. (siehe auch Pre Delay, <strong>Teil</strong> 1<br />

Grundbetrachtung Kapitel Bearbeitung von Dynamik, Begrenzer)<br />

Release Delay /Average<br />

Neben den üblichen Einstellparametern Attack- und Releasetime bietet der Weiss zusätzlich die<br />

Parameter Release Delay und Average Release. Mit der Release Delay Funktion erhält man die<br />

Möglichkeit das zeitliche Einsetzen der Releasetime um einen Betrag x hinauszuzögern. Dies ist<br />

ein Unterschied in der Wirkung im Vergleich zu einer längeren Releasetime und hilft ein Pumpen<br />

des Kompressors zu vermeiden.<br />

Der Parameter Average ist als Zeitparameter in direktem Verhältnis zur Releasetime zu sehen. Der<br />

Weiss arbeitet seitens der Releasetime weder mit ARC (Automatic Release Control), noch mit<br />

festen Werten. Ausgangspunkt ist eine Automatik, deren zeitlichen Arbeitspunkt der Anwender<br />

festlegt: So verfügt der Weiss DS1-MK2 über zwei einstellbare Releasezeitparameter: die „Fast<br />

Release“ und „Slow Release“. Hinter der Bezeichnung Average verbirgt sich eine dritte Größe, die<br />

die Releasezeit beeinflusst. Sie ist zwischen Fast- und Slowrelease angeordnet und stellt einen<br />

Durchschnittswert der beiden da.<br />

Eine niedrige Einstellung des Average-Wertes in der Größenordnung der Fastreleasetime lässt die<br />

kurze Releasetime <strong>für</strong> die Bearbeitung des Audiosignals wichtiger werden, ein größerer Wert<br />

verschiebt die Priorität zur längeren Releasezeit.<br />

Der Parameter Average mittelt so zwischen der schnellen und der langsamen Zeit und bestimmt<br />

durch seine Größe anteilig die Zeitverhältnisse der Bearbeitung.<br />

Deshalb ist eine genaue Einstellung der Zeitparameter Weiss DS1-MK2 von Bedeutung.<br />

31


2.5. Messtechnik<br />

Durch eingehende Untersuchungen im Labor wurde der Weiss Kompressor in messtechnischer Hinsicht getestet<br />

und anhand zweier Kategorien von Signalen überprüft:<br />

Erstens: Durch statische Signale, in diesem Fall reine Sinustöne und<br />

Zweitens: mit Hilfe von dynamischen Signalen, so genannten Bursts 5<br />

Folgende Frequenzen wurden zum Testen des Weiss verwendet: 100Hz, 1kHz und 10kHz. Sie<br />

stellen die typischen Frequenzen zur messtechnischen Überprüfung von Audioprozessoren dar.<br />

Der eingangsseitige Testtonpegel am Weiss betrug -10 dBFS, die Zeitparametereinstellungen am<br />

Gerät blieben immer unverändert.<br />

Welche Einstellungen wurden hinsichtlich eines umfassenden Kompressorentests gewählt?<br />

Zum einen wurden Werte verwendet, die den Testeinstellungen entsprechen und somit in direktem<br />

Zusammenhang mit dem Hörvergleich stehen, zum anderen der so genannte „Worst Case“<br />

simuliert:<br />

Herbeigeführt durch eine übertrieben starke Einstellung der Transmissionskurvenparameter,<br />

arbeitete der Kompressor im Grenzbereich und produzierte Verzerrungen.<br />

Die Parameter, die eine Veränderung erfuhren sind Threshold und Ratio.<br />

Zur Analyse der Arbeitsvorgänge wurde der Weiss ausgangsseitig über AES/EBU Anschlüsse mit der<br />

externen Hardware einer dScope Series3 Software verbunden.<br />

Die zu untersuchenden Parameter:<br />

Der Klirrfaktor, ein direkter Indikator <strong>für</strong> Verzerrungen,<br />

Die Amplitude der vom Kompressor bearbeiteten Sinusschwingung, dargestellt über der Zeit, sowie<br />

Die dazu gehörige FFT-Analyse, die das Signal in seine Einzelfrequenzen zerlegt 6 , waren von<br />

besonderem Interesse.<br />

Die durch die Messung ermittelten Ergebnisse sind in Form von Grafiken dargestellt.<br />

5 Ein Burst ist ein <strong>für</strong> die Dauer von einer Periode ein- und ausgeschalteter Sinus<br />

6 Fast Fourier Transformation (FFT), eine Methode Klänge in ihre Einzeltöne zu zerlegen, nach Jean-Baptiste<br />

Joseph Fourier (1768-1830)<br />

32


Klirrfaktor-Messung<br />

% ref<br />

0.07000<br />

0.06700<br />

0.06400<br />

0.06100<br />

0.05800<br />

0.05500<br />

0.05200<br />

0.04900<br />

0.04600<br />

0.04300<br />

0.04000<br />

20.00 Hz 100.00 1000.00 10000.00 20000.00<br />

Abb.10: Klirr-Messung Weiss DS1-MK2 „Worst Case“ Einstellung, Threshold -40 dB, Ratio 20:1,<br />

Bereich 20-20000 Hz.<br />

Abbildung 10 zeigt eine Klirr-Messung des Weiss mit den Werten Threshold -40 dB, Ratio 20:1<br />

sowie einem leichten Knie von 0,3. Abgebildet ist eine Messung über den gesamten hörbaren<br />

Frequenzbereich.<br />

Der Klirrfaktor ist mit gemittelten 0.05 % sehr gering, gemessen an den gewählten Einstellungen.<br />

Auffällig ist der Anstieg des Klirrfaktors zu tiefen Frequenzen hin. Dies ist eine Folge der kurzen<br />

Attackzeit: Zu tiefen Frequenzen wird die Wellenlänge zunehmend größer im Verhältnis zur<br />

Attackzeit und der Kompressor beginnt Halb- bzw. Viertelschwingungen einer Frequenz zu<br />

bearbeiten. Als Folge davon steigt der Klirrfaktor. Aufgrund der begrenzten Anzahl an Werten, die<br />

das Programm erfassen kann, ergibt sich bei Messung über den gesamten Frequenzgang eine<br />

Schrittgröße von 20 Hz zwischen zwei Werten. So ist die Darstellung des Klirrfaktors bei tiefen<br />

Frequenzen recht grob.<br />

33


% ref<br />

0.06885<br />

0.06611<br />

0.06336<br />

0.06062<br />

0.05788<br />

0.05513<br />

0.05239<br />

0.04965<br />

0.04690<br />

0.04416<br />

0.04141<br />

20.00 Hz 99.69<br />

Abb.11: Klirr-Messung Weiss DS1-MK2 „Worst Case“ Einstellung, Threshold -40 dB, Ratio 20:1,<br />

Bereich 20-100 Hz.<br />

Abbildung 11 zeigt daher den Klirrfaktor im Bereich von 20 bis 100 Hz im Detail, wobei die<br />

Einstellungen des Kompressors nicht verändert wurden.<br />

Deutlich wird, dass der Klirrfaktor erst unter 50 Hz nennenswert ansteigt. Mit einem Maximum<br />

von 0.066 % bei 20 Hz liegt er jedoch immer noch weit unter 1%.<br />

Bei einem gewählten Threshold von -40 dB bewegt sich das Testsignal von -10 dB permanent im<br />

nichtlinearen <strong>Teil</strong> der Kennlinie, oberhalb des eingestellten Knies. Der Kompressor bearbeitet das<br />

Signal dauerhaft mit konstanten Werten. Verschiebt sich nun der Threshold nach oben gelangt das<br />

Testsignal in dem vom Knie hervorgerufenen gekrümmten <strong>Teil</strong> der Kennlinie. Dadurch arbeitet<br />

der Kompressor mit sich verändernden Werten und der Klirrfaktor steigt an.<br />

34


% ref<br />

0.80000<br />

0.72000<br />

0.64000<br />

0.56000<br />

0.48000<br />

0.40000<br />

0.32000<br />

0.24000<br />

0.16000<br />

0.08000<br />

0.00000<br />

20.00 Hz 100.00<br />

Abb. 12: Klirr-Messung Weiss DS1-MK2, Threshold -18 dB, Ratio 1,67:1, Bereich 20-100 Hz.<br />

Abbildung 12 zeigt wieder den Klirrfaktor im Frequenzbereich von 20-100 Hz abgebildet, diesmal<br />

jedoch mit verändertem Threshold und Ratio. Die Werte betragen jetzt -18 dB, sowie ein<br />

Übertragungsverhältnis von 1,67:1. Damit wird der Klirrfaktor bei einer Einstellung untersucht,<br />

wie sie im Hörtest beim Beispiel Gitarre, Bearbeitung B Eingang gefunden hat. (s. <strong>Teil</strong> 3,<br />

Auswertung)<br />

Hervorgerufen durch die Verschiebung des Testsignals in den gekrümmten <strong>Teil</strong> der Kennlinie<br />

entsteht deutlich mehr Klirr im kritischen Frequenzbereich unterhalb von 100 Hz. In dieser<br />

Einstellung produziert der Weiss bei 20 Hz 0.33 % Klirr. Ab 70 Hz ist der Klirrfaktor wieder unter<br />

0.1%.<br />

35


FFT/Sinus-Messung<br />

Die folgenden beiden Abbildungen (Abb. 13, 14) zeigen eine einzelne, vollständige<br />

Sinusschwingung aus einem statischen Signal von 100 bzw. 1000 Hz nach Bearbeitung durch den<br />

Kompressor mit der dazugehörigen FFT-Analyse. Die Einstellungen sind in beiden Fällen ein<br />

Threshold von -40dB und eine Ratio von 20:1.<br />

dBFS<br />

-38.97<br />

-40.00<br />

-42.54<br />

-50.00<br />

-48.70<br />

-60.00<br />

-78.49<br />

-70.00<br />

-48.16<br />

-80.00<br />

-42.27<br />

-90.00<br />

-38.79<br />

-100.00<br />

dBFS<br />

100.00 Hz 200.00 300.00 400.00 500.00 600.00 700.00 779.30<br />

147.79 ms 149.45 151.11 152.76 154.42 156.08 157.74 159.05<br />

Abb. 13: Statische Sinusmessung Weiss DS1-MK2, Threshold -40 dB, Ratio 20:1, 100 Hz<br />

Abbildung 13 zeigt die FFT-Analyse im Bereich von 100-780Hz. Trotz der harten<br />

Testeinstellungen ist der Sinus wenig deformiert und das FFT-Spektrum fällt sauber ab.<br />

36


dBFS<br />

-38.75<br />

-40.23<br />

-41.04<br />

-50.00<br />

-44.25<br />

-60.00<br />

-49.38<br />

-70.00<br />

-63.59<br />

-80.00<br />

-53.66<br />

-90.00<br />

-46.36<br />

-100.00<br />

-42.45<br />

-110.00<br />

-39.76<br />

-120.00<br />

dBFS 0.00 Hz 5000.00 10000.00 15000.00 20000.00 22371.09<br />

151.24 ms 151.57 151.90 152.23 152.56 152.72<br />

Abb. 14: Statische Sinusmessung Weiss DS1-MK2, Threshold -40 dB, Ratio 20:1, 1000Hz<br />

In Abbildung 14 ist ein ähnliches Bild zu erkennen. Der Sinus weist verglichen mit den “Worst<br />

Case“- Einstellungen des Thresholds und der Ratio nur leichte Verformungen an den Maxima auf.<br />

Die FFT Darstellung reicht von der Grundfrequenz bis über die Hörgrenze von 20 kHz hinaus.<br />

Die folgenden Untersuchungen, entstanden im Gegensatz zu bisherigen Worst-Case Einstellungen,<br />

mit praxisnahen Werten:<br />

37


dBFS<br />

-11.66<br />

-10.00<br />

-14.41<br />

-20.00<br />

-18.47<br />

-30.00<br />

-26.32<br />

-40.00<br />

-32.89<br />

-50.00<br />

-20.57<br />

-60.00<br />

-15.67<br />

-70.00<br />

-12.56<br />

-80.00<br />

-11.08<br />

-86.17<br />

dBFS 14.65 Hz<br />

146.82 ms<br />

200.00<br />

148.52<br />

400.00<br />

150.36<br />

600.00<br />

152.20<br />

800.00<br />

154.04<br />

1000.00<br />

155.88<br />

1200.00<br />

157.71<br />

1347.66<br />

159.07<br />

Abb.15: Statische Sinusmessung Weiss DS1-MK2, 100 Hz Threshold -11 dB, Ratio 2.5:1<br />

In dieser Einstellung bildet der Weiss eine nahezu verzerrungsfreie Sinuskurve ab (Abb. 15). Die in<br />

der FFT-Grafik erkennbaren Zacken bei 300 Hz und 500 Hz fallen mit gemessenen 65 bzw. 75 dB<br />

unter der Hauptschwingung von 100 Hz nicht ins Gewicht.<br />

38


dBFS<br />

-16.00<br />

-14.49<br />

-18.06<br />

-24.11<br />

-24.08<br />

-42.07<br />

-INF<br />

-60.02<br />

-24.08<br />

-77.98<br />

-18.06<br />

-95.94<br />

-16.00<br />

-105.56<br />

dBFS<br />

1263.16 Hz 4872.18 8481.20 12090.23 15699.25 19308.27 22917.29<br />

0.80 ms 1.00 1.20 1.40 1.60 1.80 2.00<br />

Abb. 16: Statische Sinusmessung Weiss DS1-MK2, 1000Hz Threshold -25 dB, Ratio 1.67:1<br />

Die in Abbildung 16 gewählte Einstellung entspricht im Kompressionsgrad der leichten<br />

Bearbeitung, Beispiel Sprache (Bearbeitung A). Dargestellt ist hier ein FFT-Spektrum von unter<br />

1000 Hz bis 22 kHz.<br />

Die 1000 Hz Schwingung wird sauber wiedergegeben, unauffälliger Abfall der FFT Analyse.<br />

39


Burst-Messung<br />

Ähnlich sieht es bei der Messung der Burstsignale aus. Hier wird der Kompressor auf das<br />

Einschwing- bzw. Ausklingverhalten überprüft. Die nachfolgenden zwei Abbildungen (Abb. 17, 18)<br />

zeigen einen 100Hz und 1000 Hz Burstton, der jeweils mit übertrieben harter<br />

Kompressoreinstellung bearbeitet wurde (Threshold -40dB, Ratio 20:1)<br />

dBFS<br />

-38.62<br />

-67.09<br />

-42.14<br />

-77.28<br />

-48.16<br />

-87.47<br />

-INF<br />

-97.66<br />

-48.16<br />

-107.85<br />

-42.14<br />

-118.03<br />

-38.62<br />

-128.22<br />

dBFS<br />

99.99 Hz 463.59 827.18 1190.78 1554.38 1917.97 2281.57 2496.09<br />

168.00 ms 170.00 172.00 174.00 176.00 178.00 180.00 181.18<br />

Abb. 17: Dynamische Burstmessung Weiss DS1-MK2 100 Hz, Threshold -40 dB, Ratio 20:1<br />

Die Erfassung von Impulsen stellt <strong>für</strong> jeden Kompressor die größte Schwierigkeit dar. Die kurzen<br />

Signalspitzen, die zu Beginn jeden Einschwingvorgangs stehen, sind besonders bei perkussiven<br />

Klängen <strong>für</strong> die Lebendigkeit des Klanges maßgeblich verantwortlich. In Abbildung 17 ist ein<br />

generelle Rauuigkeit des Sinus festzustellen, an den problematischen Steilflanken ist die<br />

Schwingung jedoch gut wiedergegeben.<br />

40


dBFS<br />

-38.96<br />

-81.03<br />

-40.91<br />

-87.38<br />

-43.44<br />

-93.72<br />

-47.01<br />

-100.07<br />

-53.19<br />

-106.41<br />

-81.67<br />

-112.76<br />

-52.56<br />

-119.10<br />

-46.70<br />

-125.45<br />

-43.23<br />

-131.79<br />

-40.75<br />

-138.14<br />

-38.83<br />

-144.48<br />

dBFS 0.00 Hz<br />

109.84 ms<br />

1849.51<br />

109.97<br />

3699.02<br />

110.09<br />

5548.54<br />

110.22<br />

7398.05<br />

110.35<br />

9247.56<br />

110.47<br />

11097.07<br />

110.60<br />

12946.58<br />

110.73<br />

14796.10<br />

110.86<br />

16645.61<br />

110.98<br />

18495.12<br />

111.11<br />

Abb. 18: Dynamische Burstmessung Weiss DS1-MK2, 1000Hz Threshold -40 dB, Ratio 20:1<br />

Mit Hilfe von Burstsignalen wurde diese Impulstreue überprüft. Durch einen Sinus von 100 bzw.<br />

1000 Hz mit genau einer vollen Schwingung wird ein Signal von 10 bzw. 1 ms Dauer erzeugt. Die<br />

größten Schwierigkeiten bei der Bearbeitung kurzer Signale <strong>für</strong> den Kompressor sind an den steilen<br />

Flanken zu Beginn und am Ende der Schwingung zu erwarten. Hier kann die Form des Sinus leicht<br />

verzerrt erscheinen, die Kurve zu steil verlaufen. Dies würde <strong>für</strong> ein Vorhandensein von<br />

gradzahligen Obertönen sprechen. Ungradzahlige Obertöne entstehen dagegen bei einer<br />

rechteckigen Verformung der Sinusschwingung an den Maxima.<br />

Die Kurven des Weiss sind wenig verbogen, bei der 1000 Hz Grafik (Abb. 18) ist eine leichte<br />

Eckigkeit der Signalmaxima zu verzeichnen.<br />

Bei der folgenden Burst-Messung mit Werten, die den Testeinstellungen entsprechen und somit<br />

praxisrelevant sind, ist das Ausgangssignal fast nicht mehr vom Eingangssignal zu unterscheiden.<br />

Die Grafiken (Abb. 19, 20) zeigen eine Burstmessung von 100 Hz und 1000 Hz mit Threshold -25<br />

dB, Ratio 3.33:1, sowie Threshold -18 dB, Ratio 6.66:1.<br />

41


dBFS<br />

-17.28<br />

-60.20<br />

-19.72<br />

-70.00<br />

-23.23<br />

-80.00<br />

-29.20<br />

-90.00<br />

-68.11<br />

-100.00<br />

-29.40<br />

-110.00<br />

-23.33<br />

-120.00<br />

-19.79<br />

-130.00<br />

-17.28<br />

-140.00<br />

dBFS 0.00 Hz<br />

dBFS 227.56 ms<br />

-21.02<br />

-44.34<br />

2000.00<br />

227.70<br />

4000.00<br />

227.85<br />

6000.00<br />

227.99<br />

8000.00<br />

228.13<br />

10000.00<br />

228.28<br />

12000.00<br />

228.42<br />

14000.00<br />

228.56<br />

16000.00<br />

228.71<br />

-24.15<br />

-60.00<br />

-31.15<br />

-80.00<br />

-43.59<br />

-100.00<br />

-27.76<br />

-120.00<br />

-22.47<br />

-140.00<br />

-20.98<br />

-148.19<br />

dBFS 0.00 Hz<br />

212.60 ms<br />

5000.00<br />

215.42<br />

10000.00<br />

218.24<br />

15000.00<br />

221.06<br />

20000.00<br />

223.88<br />

Abb.19 und 20: Dynamische Burstmessung Weiss DS1-MK2 100 Hz, Threshold -25 dB, Ratio<br />

3.33:1 (Abb.19), sowie 1000 Hz Threshold -18 dB, Ratio 6.66:1 (Abb.20)<br />

42


In beiden Fällen scheint der Sinus verzerrungsfrei. In Abbildung 19 ist eine leichte Aufrauung des<br />

Sinus an den Maxima zu verzeichnen. Diese Testeinstellung entspricht im Kompressionsgrad etwa<br />

den Beispielen Schlagzeug und Gitarre in der mittelharten Bearbeitung (Bearbeitung C). Die<br />

Einstellung <strong>für</strong> die Abbildung 20 entspricht der der harten Bearbeitung des Beispiels Schlagzeug<br />

(Bearbeitung D).<br />

Zusammenfassung Messtechnik<br />

Der Weiss DS1-MK2 ist in praxisnahen Einstellungen fast verzerrungsfrei und produziert extrem<br />

wenig Klirr. Der Klirrfaktor steht bemerkenswerter Weise nicht in direkter Relation zum<br />

Kompressionsgrad, sondern ist stark abhängig vom gewählten Arbeitspunkt und damit auch vom<br />

gewählten Knie.<br />

2.6. Bearbeitungsdurchführung<br />

Zeitparameter<br />

Bei der Bearbeitung aller Klangbeispiele blieben die angesprochenen Zeitparameter konstant. Die<br />

Werte stammen aus dem 0-Preset, das werksseitig eingespeichert ist. Versuche die Zeitparameter<br />

unterschiedlichen <strong>Musik</strong>stilen anzupassen brachten keine Verbesserungen im Klang.<br />

Nach Rücksprache mit der Firma Pauler Acoustics gibt es wenige Fälle, wo das zu bearbeitende<br />

Audiomaterial Anlass gibt, die bestehenden Zeitparameter zu verändern.<br />

Es ergeben sich folgende<br />

Werte der Zeitparameter<br />

Overall Delay: 63 ms<br />

Attacktime: 400_s,<br />

Preview: 1 ms,<br />

Release Delay: 1 ms,<br />

Fast Release- Time: 50ms,<br />

Average: 800ms,<br />

Slow Release-Time: 1 s.<br />

Transmissionskurvenparameter<br />

Im Gegensatz zu den Zeitparametern sind die Parameter Threshold, Knee und Ratio in unterschiedlichem Maß<br />

von der <strong>Musik</strong> abhängig.<br />

Threshold<br />

Gerade der Wert <strong>für</strong> den Threshold steht in direktem Verhältnis zur <strong>Musik</strong>. Seine Einstellung<br />

bezeichnet den mittleren Pegel der <strong>Musik</strong>.<br />

43


Knie<br />

Der Übergang vom linearen- in den Arbeitsbereich des Kompressors wird mit der so genannten<br />

Knie Einstellung vorgenommen: Ist das Knie hart eingestellt, passiert der Übergang abrupt.<br />

Ratio<br />

Als einziger Parameter, der nicht primär musikbestimmt ist, bleibt die Ratio. Dieser Wert gibt den<br />

eingestellten Kompressionsgrad an und kann je nach Anwendung variieren.<br />

Die Ratio oder auch der Kompressionsgrad ist somit ein musikunabhängiger Parameter und im<br />

Hörvergleich die einzige Größe, die sich zwischen den Bearbeitungen eines Klangbeispiels ändert.<br />

Werte der Transmissionskurvenparameter<br />

In ausgiebigen Tests stellten sich abhängig von der <strong>Musik</strong> Ratio-Grenzwerte heraus, die nach ästhetischen<br />

Gesichtspunkten gerade noch vertretbar sind.<br />

Die verwendeten Werte <strong>für</strong> die Parameter Threshold, Knee und Ratio sind im Einzelnen:<br />

Klangbeispiel Barockmusik:<br />

Ratios: 1,67:1, 5:1 und 20:1<br />

Threshold –20 dB<br />

leichtes Knie von 0,3.<br />

Klangbeispiel Schlagzeug:<br />

Ratios: 1,67:1, 3,33:1,und 6,66:1<br />

Threshold: -18 dB<br />

Knie von 0,3<br />

Klangbeispiel Sprache:<br />

Ratios: 1,67:1, 2,5:1 und 4:1.<br />

Threshold: -25dB<br />

Knie 0,3.<br />

Die hier gewählten Ratios liegen aufgrund der größeren Makrodynamik etwas niedriger.<br />

Klangbeispiel Gitarre:<br />

Ratios: 1,67:1, 3,33:1 und 5:1.<br />

Threshold: –18dB<br />

Knie 0,3<br />

Die bei der Bearbeitung der Klangbeispiele verwendeten Maximalwerte, zwischen 4:1 und 20:1<br />

liegend, sind <strong>für</strong> Kompression im Mastering eher untypische Werte, da sie <strong>für</strong> reine Kompression<br />

um ein vielfaches zu hoch sind. Im Falle der Ratio von 20:1 entsteht eine Transmissionskurve,<br />

deren Kennlinie bereits der eines Begrenzers ähnelt.<br />

44


Erstellung der Bearbeitungen (Hörtest)<br />

Bearbeitung der Länge<br />

Als letztes vor der eigentlichen Erstellung der Bearbeitungen gilt es die Klangbeispiele auf eine<br />

passende Länge zu schneiden.<br />

Dabei ist es wichtig nicht nur auf die Dauer, sondern auch auf die musikalische Dramaturgie eines<br />

Beispieles zu achten: Eine musikalische Schwäche kann das Gehör unnötig ablenken. Die<br />

Beispiellänge beträgt in allen vier Fällen ca. 30 Sekunden.<br />

Im Falle der Barockmusik und des Sprechers wurde das Audiomaterial geschnitten, um einen<br />

musikalisch/inhaltlich geschlossenen Abschnitt herzustellen, die Beispiele Schlagzeug und Gitarre<br />

sind dagegen ungeschnitten und lediglich ein- bzw. ausgefadet.<br />

Bearbeitung :Komprimierung<br />

Die so entstandenen unkomprimierten Original-Files wurden mit den ermittelten Werten<br />

komprimiert: Pro <strong>Musik</strong>beispiel erhöhte sich bei gleichem Threshold, gleicher Knieeinstellung und<br />

gleichen Zeitparametern lediglich die Ratio von Bearbeitung zu Bearbeitung.<br />

Die Originalfiles wurden über die optischen Ausgänge der Soundkarte des verwendeten Rechners<br />

ausgespielt, im einem Sonic Solutions- Konverter in AES/EBU- Signale gewandelt, um im Weiss<br />

Kompressor die gewünschte Bearbeitung zu erfahren. Die bearbeiteten Files, am AES/EBU Out<br />

abgegriffen werden im Rechner auf separaten Tonspuren aufgezeichnet.<br />

Um etwaigen klanglichen Unterschieden zwischen den unkomprimierten Originalfiles und den<br />

komprimierten Versionen, die durch den Signalweg über Sonic Solutions- Konverter und Weiss<br />

Kompressor entstehen könnten vorzubeugen, musste auch das unkomprimierte Ausgangsmaterial<br />

den Signalweg mit eingeschliffenem Weiss durchlaufen. Dieser stand in Position Bypass, so dass<br />

das Eingangssignal ohne Veränderung wieder am Ausgang anlag.<br />

Gleiche Lautheit<br />

Besonderes Augenmerk bei der Erstellung der finalen Bearbeitungen <strong>für</strong> die Test-CDs ist auf die<br />

gleiche Lautheit aller Bearbeitungen eines Beispiels zu richten. Nur so lässt sich gewährleisten, dass<br />

der Hörvergleich aussagekräftig wird und es keine Bevorzugungen seitens der Testhörer aufgrund<br />

von unterschiedlichen Lautheiten der Beispiele gibt.<br />

Problematik<br />

Die Wahrnehmung von Lautheit ist ein stark subjektiver Vorgang. Jeder Mensch bewertet Klänge<br />

aufgrund seiner persönlichen Hörerfahrung, seinem musikalischen Horizont, seiner psychischen<br />

Verfassung und nicht zuletzt aufgrund der tatsächlichen Hörleistung seiner Ohren anders.<br />

Als wirklich gleichlaut können deshalb nur zwei identische Signale empfunden werden. Verändert<br />

man eines der beiden jedoch durch tontechnische Maßnahmen, sei es im Frequenzgang, im<br />

Stereobild, in der Dynamik etc., ergeben sich fast zwangsläufig Differenzen in der<br />

hörphysiologischen Wahrnehmung, die zu einer unterschiedlichen Wahrnehmung der Lautheit<br />

45


führen können. (Bei der Beurteilung zweier völlig unterschiedlicher Signale, mit unterschiedlichen<br />

klanglichen Eigenschaften und Frequenzgängen ist eine Beurteilung noch komplizierter und<br />

subjektiver gefärbt).<br />

Als besonders problematisch ist in dieser Hinsicht die Summenkompression zu sehen. Sie stellt eine<br />

Bearbeitungsmethode dar, bei der gleichzeitig Dynamik und (natürlich in geringerem Maße)<br />

Frequenzgang des Signals verändert werden. Je nach Kompressionsgrad kann sich so die Struktur<br />

des Signals verändern, einzelne Instrumente in den Vordergrund treten, oder aber durch<br />

Verzerrungen die musikalische Signatur variiert werden. Dies erschwert eine Beuteilung der<br />

Lautheit.<br />

Hinzu kommt, dass eine Aussage über gleiche Lautheit stark auf der Wahrnehmung der<br />

Grundlautstärke basiert. Selbst wenn man durch Pegelveränderung die musikalische Grundlautstärke<br />

zweier unterschiedlich komprimierter Beispiele angleicht, weisen beide einen durch die<br />

Kompression hervorgerufenen unterschiedlich hohen Hintergrundgeräuschpegel auf. Dieser kann<br />

gerade bei komprimierten Beispielen einer Liveaufnahme mit Publikumsgeräuschen zu einem<br />

höheren Lautheitseindruck führen. Dies muss bei der Erstellung der Test-CD berücksichtigt<br />

werden.<br />

Vorgehensweise<br />

Die komprimierten Bearbeitungen der Klangbeispiele wurden zu Beginn nach Gefühl auf gleiche<br />

Lautheit gepegelt. Dabei mussten die komprimierten Bearbeitungen mit höherem<br />

durchschnittlichem Energieniveau im Vergleich zum Original im Pegel abgesenkt werden.<br />

Zur weiteren Angleichung der Lautheit diente als Anhaltspunkt eine RMS-Lautstärkemessung.<br />

Diese Art der Messung ähnelt der Wahrnehmung des menschlichen Ohres.<br />

Nach dieser Methode wurden die musikalischen Grundlautstärken aller Beispiele angepasst. Eine<br />

eindeutige Übereinstimmung am Pegelmessgerät ist aufgrund der unterschiedlichen Ausschläge,<br />

hervorgerufen durch die zum <strong>Teil</strong> stark differierende Dynamik nicht zu erzielen.<br />

In Blindtests wurden Bearbeitungen des Versuchs auf gleiche Lautheit gebracht.<br />

Die so erstellten Test-CDs wurden dann vorab von Professor Thomas Goerne und Ememkut<br />

Zaotschnyj geprüft. Es wurden keine Unterschiede in der Lautheit der Beispiele festgestellt.<br />

46


Abb. 21: Screenshot EDL, Test-CD 2 Sequoia<br />

Referenztests<br />

In dem Bewusstsein mit der Erstellung der Beispiele und der Anpassung der Lautheit einen<br />

wichtigen Punkt zur erfolgreichen Durchführung des <strong>Hörversuch</strong>s getroffen zu haben, wurden die<br />

erstellten Beispiele in einem Referenztest durch Experten (Tonmeisterstudenten des ETI<br />

Detmold) auf gleiche Lautheit verifiziert. Hierzu gab es einen Vortest mit zehn, sowie einen<br />

Haupttest mit vier <strong>Teil</strong>nehmern. Der Vortest konnte keine schlüssigen Ergebnisse liefern, deshalb<br />

wurden die Bearbeitungen <strong>für</strong> den Haupttest neu randomisiert.<br />

Im Haupttest bekam jede Testperson einen zweiten Test mit verändertem Anordnungsschema der<br />

Bearbeitungen. Der so variierte Test führte zum erwarteten Ergebnis: Eine erfolgreiche Anpassung<br />

der Lautheit aller Bearbeitungen wurde bestätigt. (Der genaue Aufbau sowie eine detaillierte<br />

Auswertung der Referenztests findet sich im Appendix)<br />

47


[<strong>Teil</strong> 3] <strong>Hörversuch</strong>: Testaufbau, Auswertung<br />

3.1. Ziel- /Hörergruppen<br />

Zielgruppe des Kompressionshörversuch ist die breite Masse der Medienkonsumenten, nachfolgend<br />

„Normalhörer“ genannt. Zudem bilden Tonmeisterstudenten des <strong>Erich</strong>-<strong>Thienhaus</strong>-<strong>Institut</strong>s eine Gruppe von<br />

Expertenhörern.<br />

Repräsentativ erscheint eine Anzahl von 300 Tests, die es zu erreichen gilt. Zu diesem Zweck<br />

werden 500 CDs erstellt, die über 21 Kontaktpersonen in unterschiedliche gesellschaftliche<br />

Umfelder gelangen.<br />

Die Kontaktpersonen sind Multiplikatoren, die es ermöglichen die gewünschte Anzahl von<br />

Testpersonen zu finden, und stellen eine zusätzliche Sicherheit dar motivierte Testpersonen zu<br />

akquirieren, hierdurch die Auswertbarkeit des Tests zu verbessern.<br />

Experten bilden die zweite Gruppe von Hörern, die gezielt adressiert werden. Zu diesem Zweck<br />

werden Tonmeister und Tonmeisterstudenten des <strong>Erich</strong>- <strong>Thienhaus</strong>- <strong>Institut</strong>es Detmold<br />

verpflichtet pro Person zwei Tests durchzuführen.<br />

Außerdem gibt es eine kleine Anzahl von Tonmeistern, die einen speziellen Test zum Beweis der<br />

gleichen Lautheit verwendeter Beispiele durchführt. Auswertung und Aufbau des Tests finden sich<br />

im Appendix.<br />

Material<br />

Jede Testperson erhält folgendes Material:<br />

Eine CD (Testgruppe eins oder zwei zugeordnet)<br />

Einen Fragebogen mit Angaben zu ihrer Person inklusive einer Erklärung des Tests (mit A oder B<br />

<strong>für</strong> Gruppe eins oder zwei gekennzeichnet)<br />

Einen Bogen zum <strong>Hörversuch</strong><br />

Ein Rückumschlag.<br />

3.2. Fragebogen<br />

Haupttest: Personenbogen<br />

Grundidee des Personenbogens ist die Sammlung sinnvoller Informationen über den Hörer.<br />

So wird bei späterem Bedarf eine Verknüpfung der Testergebnisse mit dem soziokulturellen<br />

Background der Testperson ermöglicht: Es besteht Grund zur Annahme, dass eine unterschiedliche<br />

Sozialisation den Ausgang des Tests beeinflusst.<br />

Deshalb sind folgende inhaltliche Kategorien vom Tester zu füllen:<br />

48


Angaben zum Alter, Beruf, <strong>Musik</strong>geschmack, Häufigkeit des <strong>Musik</strong>konsums, bevorzugten Medien<br />

oder Orte des Konsums.<br />

Beispielbogen<br />

Die Ausrichtung des Versuchs auf eine breite Hörerschaft, die <strong>Musik</strong> in erster Linie konsumiert statt sie<br />

aufmerksam zu hören, verpflichtet zu einer zielgruppenorientierten Fragestellung bezüglich des Testaufbaus.<br />

Ohne auf die Auswertung des Tests vorzugreifen, wäre es nicht ratsam die jeweilige Testperson<br />

nach unterschiedlichen Klangbildern bei den jeweilig unterschiedlich komprimierten Beispielen<br />

einer <strong>Musik</strong>richtung zu befragen, mit der Bitte, diese zu werten. Die Beurteilung der Klangbeispiele<br />

muss also einem Laien genauso einfach möglich sein wie einem Experten. Dies geschieht über die<br />

Frage nach der persönlichen Präferenz: „Wir bitten den Hörer um ein Geschmacksurteil“ ist auf<br />

dem Beispiel bogen zu lesen.<br />

Anzahl der Beispiele<br />

Mehre Gründe sprechen <strong>für</strong> die Beschränkung eines <strong>Hörversuch</strong>s auf drei Bearbeitungen:<br />

Erstens: Die zeitliche Maximaldauer eines Tests, die bei Laien die Länge von 30 min nicht<br />

überschreiten, besser noch: deutlich unterschreiten sollte.<br />

Zweitens: Das Nachlassen der Konzentrationsfähigkeit, was durch ständig gleiche <strong>Musik</strong>beispiele<br />

verstärkt wird.<br />

Drittens. Die bessere Auswertbarkeit durch eindeutigere Werte in der Statistik.<br />

Länge der Beispiele<br />

Mit 25-30 Sekunden tragen die Beispiele dazu bei die Konzentrationsfähigkeit nicht unnötig zu<br />

verringern.<br />

Gewährleistet wird die Möglichkeit beide zum Vergleich stehenden Beispiele überhaupt in<br />

Beziehung zueinander setzen zu können:<br />

Hätten die <strong>Musik</strong>stücke eine größere Länge, erinnerte man sich nicht mehr an das erste Stück und<br />

müsste wieder an den Anfang des Beispieles zurückspulen um eine Beurteilung abzugeben.<br />

Bewertung der Beispiele<br />

Als Bewertungsparameter stehen dem Tester die Eingaben „eins“ oder „zwei“ <strong>für</strong> das als besser<br />

bewertete Beispiel zu Verfügung. Auf den Parameter „X“: „keine Entscheidung“ wurde gezielt<br />

verzichtet.<br />

Eine Entscheidung soll auf jeden Fall stattfinden, die Erkenntnis dass kein Unterschied zum<br />

Original festgestellt worden ist, findet über die prozentuale Gleichverteilung der Bevorzugungen<br />

statt.<br />

49


Aufteilung in die Hörergruppen 1 und 2<br />

Aufgrund der Überlegung, dass sieben Permutationen dazu führen die zumutbare Testlänge <strong>für</strong><br />

einen Hörer zu überschreiten, war die einzige Lösung die Beispiele auf zwei Hörergruppen<br />

aufzuteilen.<br />

Um auf eine gerade Anzahl, statt auf drei, auf vier Paare pro <strong>Musik</strong>beispiel zu kommen, werden<br />

zwei Arten von so genannten Ankern eingeführt und in die jeweilige Fehlzeile eines <strong>Musik</strong>beispiels<br />

eingebracht:<br />

Das Kapitel „Zufallsverteilung“ im Appendix klärt sowohl die Struktur des Tests als auch die<br />

Aufteilung der Permutationen auf zwei Hörergruppen.<br />

<strong>Hörversuch</strong> <strong>für</strong> Referenztester<br />

Der <strong>Hörversuch</strong> <strong>für</strong> Referenztester hat formal den gleichen Aufbau wie der Feldversuch zu Ermittelung unserer<br />

Testergebnisse. Er dient jedoch zur Absicherung unserer Arbeit bei der Lautheitsanpassung der Bearbeitungen.<br />

Folgende Unterschiede bestehen zum Haupttest:<br />

Erstens: Die Zielgruppe des Referenztests besteht aus Experten, also Tonmeistern des <strong>Erich</strong>-<br />

<strong>Thienhaus</strong>-<strong>Institut</strong>s, Detmold.<br />

Zweitens: Die Länge der <strong>Musik</strong>beispiele ist viel kürzer: Sie beträgt im Schnitt drei Sekunden, da<br />

sich der Eindruck von Lautheit bereits nach ein bis zwei Sekunden einstellt und eine größere Dauer<br />

nur vom Hauptziel der Fragestellung ablenkt.<br />

Drittens: Alle Referenztester erhalten zusätzlich die Möglichkeit ein „X“ in das da<strong>für</strong> vorgesehene<br />

Kästchen einzutragen um einen nicht gehörten Unterschied zu dokumentieren.<br />

Viertens: Um ein absolut objektives Ergebnis zu erhalten erhält jeder Referenztester ohne sein<br />

Wissen zwei identische Tests mit den gleichen Bearbeitungen, jedoch in gespiegelter Abfolge.<br />

Bewertet er die Tests unterschiedlich, gleich sich sein Irrtum statistisch aus.<br />

50


3.3. Auswertung Fragebogen<br />

Die grafische Auswertung erfolgt mittels SPSS, in welches die Datensätze der Testauswertung<br />

eingegeben werden. Alle Grafiken des nachfolgenden <strong>Teil</strong>s sind mit Hilfe von SPSS entstanden. (s.<br />

Bildnachweis)<br />

Auswertung Personenbogen<br />

Die Gesamtzahl der ausgewerteten Tests beträgt 274.<br />

Diese Zahl resultiert aus der Anzahl der fristgerecht eingegangenen Tests. Die Menge wurde jedoch<br />

verkleinert, da sich in der Testgruppe B mehr Tests befanden. Um eine gesamte Auswertung nach<br />

Häufigkeiten zu ermöglichen musste eine gleiche Menge Tests in A und B existieren. Aus Gruppe<br />

B wurden somit 14 Tests gelöscht.<br />

Altersverteilung<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Prozent 40<br />

15-20 Jahre<br />

20-30 Jahre<br />

30-40 Jahre älter als 50 Jahre<br />

40-50 Jahre<br />

Abb. 22: Altersverteilung, Testpublikum, gesamt<br />

Die Altersverteilung (Abb. 22) zeigt eine deutliche Ausprägung der Gruppe 15 – 20 sowie 20 – 30<br />

Jahre. Grund hier<strong>für</strong> ist die Verteilung an Schulklassen und Universitäten/<strong>Hochschule</strong>n. Fasst man<br />

jedoch die anderen Altersklassen zusammen, sind 45% Berufstätige als eine Gruppe zu erkennen,<br />

oder 30% aller Tester über 40 Jahre.<br />

51<br />

Häufigkeit Prozent<br />

15-20 Jahre 67 24,4<br />

20-30 Jahre 88 32,0<br />

30-40 Jahre 34 12,4<br />

40-50 Jahre 31 11,3<br />

älter als 50 Jahre 55 20,0<br />

Gesamt 274 100,0


Berufsverteilung<br />

Tonmeisterstudent<br />

Geistesw. Student<br />

Techn. Student<br />

Künst.Student<br />

Schüler/Student<br />

Tonmeister/-ingenieu<br />

Künstler<br />

Lehrberuf<br />

Akad.-Techn.<br />

Akad.-Geistesw.<br />

Sonstige<br />

Abb. 23: Berufsverteilung, Testpublikum, gesamt<br />

Entsprechend der Altersverteilung (Abb. 23) sind die Berufsgruppen Schüler/Student und<br />

akademisch/geisteswissenschaftlicher Beruf als größte Gruppen zu sehen. Mit 33,8 bzw. 25,5%<br />

machen sie zusammen 50% der gültigen Tests aus. Akademisch/geisteswissenschaftliche Berufe<br />

sind durch die Verteilung in Lehrerkollegien und <strong>Hochschule</strong>n stark vertreten.<br />

<strong>Musik</strong>geschmack<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Prozent 30<br />

Jazz<br />

Rock/Pop<br />

Klassik<br />

Jazz/Rock<br />

Jazz/Klassik<br />

Alles<br />

Rock/Klassik<br />

Abb. 24: <strong>Musik</strong>geschmack, Testpublikum, gesamt<br />

52<br />

HäufigkeitProzent<br />

künstlerischer Beruf 19 6,9<br />

Lehrberuf 10 3,6<br />

akad. technischer Beruf 17 6,2<br />

akad. geistesw. Beruf 70 25,5<br />

sonstige Berufe 24 8,7<br />

Tonmeister/-ingenieur 1 ,4<br />

Schüler/Student 93 33,8<br />

künstlerischer Student 10 3,6<br />

akad.technischer Student 3 1,1<br />

akad. geistesw. Student 7 2,5<br />

Tonmeisterstudent 21 7,6<br />

Gesamt 274 100,0<br />

Häufigkeit Prozent<br />

Jazz 5 1,8<br />

Rock/Pop 57 20,7<br />

Klassik 50 18,2<br />

Jazz/Rock 12 4,4<br />

Jazz/Klassik 25 9,1<br />

Rock/Klassik 58 21,1<br />

Alles 67 24,4<br />

Gesamt 274 100,0


Ein breiter <strong>Musik</strong>geschmack angezeigt durch die Wahlmöglichkeit „Alles“ ist die größte Position<br />

in der Frage nach der Präferenz bestimmter <strong>Musik</strong>stile: 24,4%. Rock/Pop und Rock/Klassik sind<br />

mit 20,7 und 21,1% Zweitstärkste, gefolgt von Klassik mit 18,2 Prozent. Nur 1,8 Prozent der<br />

Hörer konsumieren Jazz (Abb. 24).<br />

Häufigkeit, <strong>Musik</strong>konsum<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Prozent 80<br />

ständig<br />

täglich<br />

eher selten<br />

Abb. 25: Häufigkeit <strong>Musik</strong>konsum, Testpublikum, gesamt<br />

Aus Abb. 25 ist deutlich zu ersehen, dass die Mehrheit der Testpersonen <strong>Musik</strong> in ihr tägliches<br />

Leben fest integriert hat. 73,1% aller hören täglich <strong>Musik</strong>. 18,5% sogar noch mehr, nicht nur<br />

sporadisch, sondern ständig. 8,4% hören selten <strong>Musik</strong>.<br />

53<br />

Häufigkeit Prozent<br />

ständig 50 18,5<br />

täglich 201 73,1<br />

eher selten 23 8,4<br />

Gesamt 274 100,0


Präferenzmedium<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Prozent 50<br />

im Radio<br />

von CD<br />

im Radio/von CD<br />

sonstige Medien:MP3<br />

von CD/sonstige Medi<br />

Radio/CD/VIVA/MTV<br />

Radio/CD/sonstige Me<br />

Abb. 26: Präferenzmediun, Testpublikum, gesamt<br />

Radio und CD sind die Topmedien im täglichen <strong>Musik</strong>konsum (Abb. 26).<br />

Mit 41,8% liegen sie mehr als 20% vor der nächsten Angabe: Von CD mit 18,2%. Sonstige<br />

Medien wie Mp3 Player oder Fernseher sind nicht stark vertreten.<br />

Konzertbesuche<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Prozent 50<br />

Nie<br />

Alles<br />

Rock/Klassik<br />

Jazz/Klassik<br />

Jazz/Rock<br />

Klassik<br />

Rock/Pop<br />

Jazz<br />

Abb. 27: Konzertbesuche, Testpublikum, gesamt<br />

54<br />

Häufigkeit Prozent<br />

im Radio 27 9,8<br />

von CD 50 18,2<br />

sonstige Medien:MP3 6 2,2<br />

im Radio/von CD 115 41,8<br />

von CD/sonstige Medien 24 8,7<br />

Radio/CD/sonstige<br />

Medien<br />

16 5,8<br />

Radio/CD/VIVA/MTV 18 6,5<br />

Gesamt 274 100,0<br />

Häufigkeit Prozent<br />

Jazz 4 1,5<br />

Rock/Pop 18 6,5<br />

Klassik 95 34,5<br />

Jazz/Rock 5 1,8<br />

Jazz/Klassik 13 4,7<br />

Rock/Klassik 15 5,5<br />

Alles 11 4,0<br />

Nie 114 41,5<br />

Gesamt 274 100,0


Laut Abb. 27 gehen die meisten Testpersonen nie ins Konzert: 41,5%. Die stärkste Gruppe von<br />

Konzertbesuchern ist die der Klassikhörer: 34,5%. Alle anderen <strong>Musik</strong>stile treten stark hinter<br />

ihnen zurück: Jazz: 1,5% etc.<br />

Ort des <strong>Musik</strong>konsums<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Prozent 40<br />

Alles<br />

Auto/Hause/BarKneipe<br />

Auto/Hause/DiskoClub<br />

Auto/Hause/BarKneipe<br />

Auto/Hause/Arbeit<br />

Hause/DiskoClub<br />

Hause/Arbeit<br />

Auto/Hause<br />

zu Hause<br />

Abb. 28: Ort des <strong>Musik</strong>konsums, Testpublikum, gesamt<br />

Auch bezüglich der Frage wo die Testpersonen ihre <strong>Musik</strong> konsumieren stellen sich deutlich zwei<br />

Favoriten heraus: im Auto/zu Hause mit 32,4% und nur zu Hause mit 16,4%. Alle anderen Orte<br />

wie Auto/zu Hause/ Arbeit: 8,7% liegen zurück. (Abb. 28)<br />

Die Frage nach der Qualität des <strong>Musik</strong>konsums wird aufgrund des eindeutigen Ergebnisses grafisch<br />

nicht aufgeschlüsselt: Die Hälfte aller Beteiligten hören aufmerksam, die anderen nebenbei <strong>Musik</strong>.<br />

Häufigkeit Prozent<br />

eher nebenbei 142 52,0<br />

eher aufmerksam 132 48,0<br />

Gesamt 274 100,0<br />

55<br />

Häufigkeit Prozent<br />

zu Hause 45 16,4<br />

Auto/Hause 89 32,4<br />

Hause/Arbeit 18 6,5<br />

Hause/DiskoClub 10 3,6<br />

Auto/Hause/Arbeit 24 8,7<br />

Auto/Hause/BarKneipe 10 3,6<br />

Auto/Hause/DiskoClub 16 5,8<br />

Auto/Hause/BarKneipe/<br />

DiskoClub<br />

19 6,9<br />

Alles 19 6,9<br />

Gesamt 274 100,0


Auswertung Test<br />

Der deutliche Mehranteil von bestimmten Berufsgruppen lässt die Auswertung nach Berufen sinnvoll erscheinen.<br />

Außerdem ergeben sich keine Signifikanzen bei der Betrachtung der Medien, <strong>Musik</strong>stilpräferenzen, Ort des<br />

Konsums etc. Um die Auswertung der Hörtests vorzunehmen wurde nach einer ersten Untersuchung der<br />

Ergebnisse eine besondere Hörergruppe herausgestellt: Die Tonmeisterstudenten gehen zwar nur zu 7,6% in die<br />

Auswertung ein, die sie dennoch durch deutliche Testergebnisse prägen. Präferenztests in der Allgemeinheit<br />

werden also ohne Tonmeisterstudenten (oTM) ausgewertet.<br />

Gesamtpräferenz Bearbeitungen (oTM)<br />

Git.A<br />

Spr.D<br />

Git.B<br />

Spr.C<br />

Git.C<br />

Spr.B<br />

Git.D<br />

Bar.A<br />

Spr.A Dr.D<br />

Bar.B<br />

Dr.C<br />

Bar.C<br />

Dr.B<br />

56<br />

Bar.D<br />

Dr.A<br />

Abb. 29: Präferenz Bearbeitungen, Testpublikum, gesamt ohne Tonmeisterstudenten<br />

In Abb. 29 lässt sich keine statistisch signifikante Präferenz <strong>für</strong> ein Beispiel erkennen:<br />

Alle Größen variieren um den Mittelwert 100 dividiert durch 16, in Zahlen: 6,5.<br />

Auswertung nach Berufsgruppen<br />

Alle A-, B-, C- und D-Bearbeitungen wurden <strong>für</strong> die Auswertung in den einzelnen Berufsgruppen<br />

zusammengefasst, mit dem Ziel nach einer allgemeinen Bevorzugung komprimierter, oder nicht komprimierter<br />

Beispiele zu fragen.<br />

Die erste Gruppe von Hörern, bestehend aus Tonmeisterstudenten des <strong>Erich</strong>-<strong>Thienhaus</strong>-<strong>Institut</strong>s,<br />

ist die einzige mit einer klar erkennbaren Linie in ihren persönlichen Präferenzen. Deshalb wird<br />

die Auswertung mit ihrem Beispiel begonnen.<br />

Die in den Überschriften stehenden Prozentzahlen direkt hinter den Berufsgruppen geben an zu<br />

welchen Anteilen die Gruppe in die Gesamtwertung eingeht.<br />

Alle Gruppen unter 5% sind aufgrund mangelnder statistischer Aussagekraft gelöscht.<br />

BarockA 6,7<br />

BarockB 5,9<br />

BarockC 6,5<br />

BarockD 5,9<br />

DrumsA 5,5<br />

DrumsB 6,7<br />

DrumsC 6,0<br />

DrumsD 6,8<br />

SpracheA 7,1<br />

SpracheB 5,9<br />

SpracheC 5,6<br />

SpracheD 6,3<br />

GitarreA 7,1<br />

GitarreB 6,8<br />

GitarreC 5,5<br />

GitarreD 5,6<br />

Prozent<br />

Gesamt 100,0


Tonmeisterstudenten (7,6%)<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Prozent 40<br />

A-Bearbeitung<br />

B-Bearbeitung<br />

C-Bearbeitung<br />

D-Bearbeitung<br />

Abb. 30: Präferenz Bearbeitungen, Tonmeisterstudenten<br />

In Abb. 30 ist die eindeutige Präferenz der Tonmeisterstudenten von unkomprimierten Beispielen<br />

zu erkennen: Beispiel A wird mit 35.3% deutlich bevorzugt, während alle anderen Bearbeitungen<br />

weniger Anklang finden. Beispiel D bildet den Abschluss einer abnehmenden Interessenkurve und<br />

ist mit 12.3% dreimal weniger bevorzugt als Beispiel A.<br />

Schüler (33,8%)<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Prozent 30<br />

A-Bearbeitung<br />

B-Bearbeitung<br />

C-Bearbeitung<br />

Abb. 31: Präferenz Bearbeitungen, Schüler<br />

D-Bearbeitung<br />

57<br />

Prozent<br />

A-Bearbeitung 35,3<br />

B-Bearbeitung 31,3<br />

C-Bearbeitung 21,0<br />

D-Bearbeitung 12,3<br />

Gesamt 100,0<br />

Prozen<br />

A-Bearbeitung 26,7<br />

B-Bearbeitung 25,6<br />

C-Bearbeitung 24,4<br />

D-Bearbeitung 23,3<br />

Gesamt 100,0<br />

t


Eine den Tonmeisterstudenten ähnliche Interessenkurve zeigt sich in Abb. 31 bei den<br />

Schülern/Studenten, die ebenfalls die unkomprimierten Beispiele bevorzugen. Sie bilden mit 33,8%<br />

am Gesamtanteil die größte Gruppe von Testhörern. Ihr Testergebnis ist allerdings nur als<br />

minimale Tendenz zu werten. Eine Aussagefähigkeit ergibt sich nicht: Der Mittelwert 25% wird<br />

nur um 1,7% über- bzw. unterschritten.<br />

Sonstige Berufe (8,7%)<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Prozent 30<br />

A-Bearbeitung<br />

B-Bearbeitung<br />

C-Bearbeitung<br />

D-Bearbeitung<br />

Abb. 32: Präferenz Bearbeitungen, sonstige Berufe<br />

Die Berufsgruppe „Sonstige“ lässt keine Tendenz zur Bevorzugung von Kompression erkennen<br />

(Abb. 32). Widersprüchlich ist der Mehranteil von „A“ gegenüber weniger Bevorzugungen bei „B“<br />

und „C“ und einer ansteigenden Kurve bis zum Beispiel „D“. Um eine eindeutige Auskunft über<br />

eine tatsächliche Präferenz eines Beispiels erteilen zu können müsste die Prozentzahl wenigstens<br />

vier bis fünf Prozent vom Mittelwert variieren.<br />

58<br />

Prozent<br />

A-Bearbeitung 26,7<br />

B-Bearbeitung 22,9<br />

C-Bearbeitung 24,7<br />

D-Bearbeitung 25,7<br />

Gesamt 100,0


Akademisch geisteswissenschaftliche Berufe (25,5%)<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Prozent 30<br />

A-Bearbeitung<br />

B-Bearbeitung<br />

C-Bearbeitung<br />

D-Bearbeitung<br />

Abb. 32: Präferenz Bearbeitungen, akademisch geisteswissenschaftliche Berufe<br />

Abb. 32 zeigt eine wenig aussagekräftige Interessenverteilung. Allerdings lässt sich ein Phänomen<br />

beobachten, was auf die Größe der Gruppe zurückzuführen ist: Die Bevorzugungen sind nicht mehr<br />

so ausgeprägt wie bei der Gruppe „sonstige“. Durch die höhere Anzahl der Tests nivellieren sich<br />

die Bevorzugungen, was <strong>für</strong> einen statistisch nicht gehörten Unterschied spricht. Abweichungen<br />

von nur noch 1,5% bezogen auf den Mittelwert 25% geben keine Auskunft mehr über tatsächlich<br />

gehörte Unterschiede.<br />

Technische Berufe (6,2%)<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Prozent 30<br />

A-Bearbeitung<br />

B-Bearbeitung<br />

C-Bearbeitung<br />

D-Bearbeitung<br />

Abb. 33: Präferenz Bearbeitungen, technische Berufe<br />

59<br />

Prozent<br />

A-Bearbeitung 26,1<br />

B-Bearbeitung 25,6<br />

C-Bearbeitung 23,5<br />

D-Bearbeitung 24,9<br />

Gesamt 100,0<br />

Prozent<br />

A-Bearbeitung 25,0<br />

B-Bearbeitung 26,0<br />

C-Bearbeitung 23,0<br />

D-Bearbeitung 26,0<br />

Gesamt 100,0


In Abb. 33 zeigt sich: Durch die Gruppengröße von 6,2% am Gesamten, was <strong>für</strong> eine Personenzahl<br />

von 17 steht, ergeben sich ähnliche Schwierigkeiten wie bei der Gruppe „sonstige“ (Abb. 32). Die<br />

Ergebnisse der Gruppe können nicht als aussagekräftig bezeichnet werden.<br />

„B“ und „D“ sind am ausgeprägtesten, insgesamt aber nur einen Prozentpunkt stärker als „A“.<br />

Künstlerische Berufe (6,9%)<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Prozent 30<br />

A-Bearbeitung<br />

B-Bearbeitung<br />

C-Bearbeitung<br />

D-Bearbeitung<br />

Abb. 34: Präferenz Bearbeitungen, künstlerische Berufe<br />

Die Tester der künstlerischen Berufe bevorzugen die „B“ Bearbeitung (Abb. 34). Allerdings muss<br />

das Ergebnis dieser Gruppe ebenso als unauswertbar bezeichnet werden, da es sogar nur 1,3%<br />

Prozent vom Mittelwert abweicht.<br />

60<br />

Prozent<br />

A-Bearbeitung 23,7<br />

B-Bearbeitung 26,3<br />

C-Bearbeitung 25,4<br />

D-Bearbeitung 24,6<br />

Gesamt 100,0


Alle Berufe (oTM)<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Prozent 30<br />

A-Bearbeitung<br />

B-Bearbeitung<br />

C-Bearbeitung<br />

D-Bearbeitung<br />

Abb. 35: Präferenz Bearbeitungen, Testpublikum gesamt, ohne Tonmeisterstudenten<br />

Die Gesamtauswertung ohne Tonmeisterstudenten (Abb. 35) beschreibt eine Tendenz, die <strong>für</strong> die<br />

Bevorzugung der unkomprimierten Beispiele spricht. Dieses Ergebnis beinhaltet allerdings keine<br />

hinreichende statistische Signifikanz.<br />

Immerhin weicht Beispiel „A“ um 2,1% vom Mittelwert ab und schlägt somit deutlicher zu Buche<br />

als in den meisten Betrachtungen nach Berufsgruppen. „B“ wird nicht so stark bevorzugt und bleibt<br />

mit 25,1% zwei Prozentpunkte vor den Beispielen „C“ und „D“, die 23,5 bzw. 23,7% betragen. So<br />

ergibt sich eine rückläufige Tendenz was <strong>für</strong> eine Bevorzugung der unkomprimierten Beispiele<br />

spricht.<br />

Auswertung nach <strong>Musik</strong>stilen<br />

Unterschiede in der Beurteilung von Kompression bezüglich unterschiedlicher <strong>Musik</strong>stile werden bei zwei<br />

unterschiedlichen Hörergruppen untersucht:<br />

Die erste Gruppe besteht aus allen Testpersonen außer Tonmeistern (oTM), die zweite nur aus<br />

Tonmeistern (TM):<br />

Die Auswertung einer hinreichend großen Menge von Testpersonen soll der eines<br />

Expertenpublikums gegenübergestellt werden:<br />

61<br />

Prozent<br />

A-Bearbeitung 27,1<br />

B-Bearbeitung 25,7<br />

C-Bearbeitung 23,5<br />

D-Bearbeitung 23,7<br />

Gesamt 100,0


Barock (oTM)<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Prozent 30<br />

A-Bearbeitung<br />

B-Bearbeitung<br />

C-Bearbeitung<br />

D-Bearbeitung<br />

Abb. 36: Präferenz Barockmusik, Testpublikum gesamt, ohne Tonmeister<br />

Abb. 36 zeigt kein deutliches Ergebnis einer Bevorzugung. Beispiel A ist zwar mit 26,9% das<br />

meistgewollte, dennoch wird die Aussage nach einer möglichen Bevorzugung von<br />

unkomprimierten Beispielen durch die fast gleiche Präferenz des Beispiels C mit 25,9% erschwert.<br />

Mit B und D verhält es sich genauso: Sie sind mit 23,6% sogar numerisch gleich ausgeprägt. Rein<br />

optisch und ohne Berücksichtigung der geringen Unterschiede ist eine Tendenz zu<br />

unkomprimierten Beispielen zu sehen.<br />

Schlagzeug (oTM)<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Prozent 30<br />

A-Bearbeitung<br />

B-Bearbeitung<br />

C-Bearbeitung<br />

D-Bearbeitung<br />

Abb. 37: Präferenz Schlagzeug, Testpublikum gesamt, ohne Tonmeister<br />

62<br />

Prozent<br />

A-Bearbeitung 26,9<br />

B-Bearbeitung 23,6<br />

C-Bearbeitung 25,9<br />

D-Bearbeitung 23,6<br />

Gesamt 100,0<br />

Prozent<br />

A-Bearbeitung 21,9<br />

B-Bearbeitung 26,8<br />

C-Bearbeitung 24,1<br />

D-Bearbeitung 27,2<br />

Gesamt 100,0


Das Beispiel Schlagzeug (Abb. 37) zeigt eine bisher nicht aufgetretene Besonderheit: A wird mit<br />

21,9% nicht bevorzugt, da<strong>für</strong> Bearbeitung D mit 27,2%. Zwischen den Beispielen besteht eine<br />

prozentuale Differenz von 5,3 Punkten, außerdem wird die B Bearbeitung mit 26,8% ähnlich stark<br />

bevorzugt wie D. Obwohl keine auswertbare statistische Signifikanz vorliegt, kann man jedoch von<br />

einer Tendenz in Richtung komprimierter Beispiele sprechen.<br />

Sprache (oTM)<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Prozent 30<br />

A-Bearbeitung<br />

B-Bearbeitung<br />

C-Bearbeitung<br />

D-Bearbeitung<br />

Abb. 38: Präferenz Sprache, Testpublikum gesamt, ohne Tonmeister<br />

Beispiel A setzt sich in Abb. 38 mit 28,5 Prozent von den anderen Beispielen ab und liegt fast 6<br />

Prozent vor der C Bearbeitung. Leider wird durch die D Bearbeitung die Erkennung einer Tendenz<br />

verhindert: Sie folgt der A Bearbeitung mit 25,3 % als Beispiel was am zweithäufigsten bevorzugt<br />

wurde.<br />

63<br />

Prozent<br />

A-Bearbeitung 28,5<br />

B-Bearbeitung 23,6<br />

C-Bearbeitung 22,6<br />

D-Bearbeitung 25,3<br />

Gesamt 100,0


Gitarre (oTM)<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Prozent 30<br />

A-Bearbeitung<br />

B-Bearbeitung<br />

C-Bearbeitung<br />

D-Bearbeitung<br />

Abb. 39: Präferenz Gitarre, Testpublikum gesamt, ohne Tonmeister<br />

Abb.39 zeigt ein deutliches Testergebnis bezüglich des Gitarrenbeispiels. A setzt sich als<br />

unkomprimiertes Beispiel mit 28,3 % gegen die anderen durch, direkt gefolgt von B mit 27,0. Die<br />

C und D Bearbeitungen treten mit 22,2 bzw. 22,4 hinter ihnen zurück. Somit ist die Gitarre das<br />

<strong>Musik</strong>beispiel, was sich anhand seines Ergebnisses am ehesten als statistisch auswertbar bezeichnen<br />

lassen könnte. Es steht <strong>für</strong> eine Tendenz bezüglich der unkomprimierten Beispiele.<br />

Barock (TM)<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Prozent 40<br />

A-Bearbeitung<br />

B-Bearbeitung<br />

C-Bearbeitung<br />

D-Bearbeitung<br />

Abb. 40: Präferenz Barockmusik, Tonmeister<br />

64<br />

Prozent<br />

A-Bearbeitung 28,3<br />

B-Bearbeitung 27,0<br />

C-Bearbeitung 22,2<br />

D-Bearbeitung 22,4<br />

Gesamt 100,0<br />

Prozent<br />

A-Bearbeitung 38,1<br />

B-Bearbeitung 31,7<br />

C-Bearbeitung 19,0<br />

D-Bearbeitung 11,1<br />

Gesamt 100,0


Im Vergleich zu den Auswertungen der Normalhörer lässt sich bei Tonmeistern leicht eine<br />

statistisch repräsentative Grundaussage treffen.<br />

Abb. 40 zeigt: ähnlich der Gesamtbetrachtung bevorzugen Tonmeister im Allgemeinen<br />

unkomprimierte Beispiele: Bearbeitung A wird von 38,1% aller präferiert. Die<br />

Auswertungskurvekurve zeichnet über die Werte von B mit 31,7% über C mit 19,0% bis zu D mit<br />

nur noch 11,1% ein deutliches Bild: Zu der Bevorzugung von A tritt eine stark rückläufige Kurve.<br />

Diese bedeutet einen Zusammenhang von Kompressionsgrad und Bevorzugung:<br />

Bei klassischer <strong>Musik</strong> wird eine Kompression abgelehnt, die mit einem hohen Faktor<br />

dynamikeingeengt wurde.<br />

Schlagzeug (TM)<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Prozent 40<br />

A-Bearbeitung<br />

B-Bearbeitung<br />

C-Bearbeitung<br />

Abb. 41: Präferenz Schlagzeug, Tonmeister<br />

D-Bearbeitung<br />

Gemäß den stiltypischen Arbeitsmethoden zur Erstellung von Popmusikmischungen, zitiert von<br />

Hans Joachim Maempel im Kapitel Kompressoren, zu denen mit hohem Anteil<br />

Summenkompression gehört, lässt sich im Vergleichstest Schlagzeug in Abb. 41 eine leichte<br />

Bevorzugung von Komprimierten Beispielen erkennen: A und B werden zu gleichen <strong>Teil</strong>en mit<br />

28,6% vorgezogen, Beispiel C ist mit 31,7% Spitzenreiter, D mit 11,1% abgeschlagen.<br />

Die schlechte Stellung von D ist auf den ersten Blick nicht logisch zu erklären. Dennoch ist ein<br />

Zusammenhang mit dem erhöhten Klirrfaktor denkbar.<br />

Sprache (TM)<br />

65<br />

Prozent<br />

A-Bearbeitung 28,6<br />

B-Bearbeitung 28,6<br />

C-Bearbeitung 31,7<br />

D-Bearbeitung 11,1<br />

Gesamt 100,0


30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Prozent 40<br />

A-Bearbeitung<br />

B-Bearbeitung<br />

C-Bearbeitung<br />

Abb. 42: Präferenz Sprache, Tonmeister<br />

D-Bearbeitung<br />

Auch die Auswertung des <strong>Musik</strong>beispiels Sprache enthält starke Ausprägungen hinsichtlich<br />

Bearbeitung A (Abb. 42). Diese wird mit 38,1% bevorzugt. Bearbeitung B steht mit 30,2% an<br />

Stelle zwei der Präferenzen, während C mit 11,1% das Schwächste, D mit 20,6% das<br />

Zweitschwächste ist. D könnte aufgrund seiner Position im Test stärker bevorzugt worden sein.<br />

Gitarre (TM)<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Prozent 40<br />

A-Bearbeitung<br />

B-Bearbeitung<br />

C-Bearbeitung<br />

Abb. 43: Präferenz Gitarre, Tonmeister<br />

D-Bearbeitung<br />

Das Klangbeispiel Gitarre zeigt sich ähnlich dem Test Barockmusik als Referenz <strong>für</strong> die<br />

Bevorzugung unkomprimierter Bearbeitungen (Abb. 43). Allerdings ist er noch stärker<br />

polarisierend als Test Barock. A und B machen insgesamt 71,4% der Bevorzugungen aus,<br />

66<br />

Prozent<br />

A-Bearbeitung 38,1<br />

B-Bearbeitung 30,2<br />

C-Bearbeitung 11,1<br />

D-Bearbeitung 20,6<br />

Gesamt 100,0<br />

Prozent<br />

A-Bearbeitung 36,5<br />

B-Bearbeitung 34,9<br />

C-Bearbeitung 22,2<br />

D-Bearbeitung 6,3<br />

Gesamt 100,0


Bearbeitung D kommt nur auf 6,3%. Starke Kompression wurde bei dem Beispiel Gitarre<br />

dementsprechend fast nie bevorzugt.<br />

3.4. Ergebnisbetrachtung<br />

Ist Dynamikkompression in ihrer Gestalt als produktionstechnisches Mittel in der Audiobearbeitung<br />

wahrnehmbar?<br />

Zur Beleuchtung dieser Frage wurde ein Test mit zwei Personengruppen, Normalhörern und<br />

Experten, durchgeführt.<br />

In der Ergebnisbetrachtung zeigt sich: Tonmeister sind in der Lage bewusst Unterschiede in den<br />

Bearbeitungen der Audiobeispiele zu erkennen und zu bewerten, Normalhörer nicht: Bis auf die<br />

Tests der Tonmeister konnten keine eindeutigen Präferenzmodelle erstellt werden.<br />

Die Auswertung nach Berufgruppen wurde der Betrachtung nach Altersklassen bevorzugt. Letztere<br />

brachte keine eindeutigen Ergebnisse.<br />

Die Frage nach Signifikanzen ist ein weiterer Kernpunkt dieses Tests:<br />

Ein signifikantes Testergebnis hätte folgendermaßen aussehen können:<br />

Eine imaginäre Testgruppe bevorzugt zu 51% Bearbeitung C des Schlagzeugbeispiels.<br />

Dies spräche <strong>für</strong> einen Wunsch, gemäß der üblichen Praxis Popmusik deutlich zu komprimieren,<br />

Schlagzeug nicht übersteigert, dennoch komprimiert zu hören.<br />

Wir können nur vermuten, dass Testpersonen außer Tonmeistern eine unterbewusste<br />

Wahrnehmung <strong>für</strong> Kompression haben, die sich in den nachfolgend beschriebenen Tendenzen<br />

zeigt. Allerdings ist vor der eigentlichen Ergebnisbetrachtung zu erwähnen, dass es sich bei den<br />

Tendenzen nicht um klar zu formulierende Präferenzen handelt.<br />

Ein weiterer Punkt ist die berechtigte Frage ob sich die Tendenzen nicht bei einer weit höheren<br />

Zahl von Testpersonen egalisierten. So könnte die Hörergruppe Schüler/Studenten bei einer<br />

größeren Anzahl von Hörern leicht auf eine absolut gleiche Präferenzkurve von exakt 25% pro<br />

Beispiel kommen.<br />

Ergebnisbetrachtung nach Berufsgruppen<br />

Tonmeisterstudenten (Abb. 30)<br />

Bei den Tonmeisterstudenten ist die eindeutige Präferenz von unkomprimierten Beispielen zu<br />

erkennen.<br />

A wird von den meisten Probanden mit einer hinreichenden Prozentzahl (35%) bevorzugt. Zudem<br />

ist die Interessenkurve eindeutig. Je höher der Kompressionsgrad, desto weniger wird die<br />

betreffende Bearbeitung bevorzugt:<br />

Abzulesen ist das an folgende Tatsache: Von Bearbeitung B bis D steht eine immer kleiner<br />

werdende Bevorzugung.<br />

67


Schüler/Studenten (Abb. 31)<br />

Das gleiche Bild ist bei Schülern und Studenten abzulesen. Eine rückläufige Interessenkurve<br />

zeichnet die Bevorzugung von unkomprimierten Beispielen nach. Allerdings liegen die Werte<br />

einzelner Bevorzugungen zu nahe am Mittelwert 25%. So kann wie bei der Gesamtbetrachtung<br />

nicht von einer deutlichen Entscheidung <strong>für</strong> oder gegen Kompression gesprochen werden.<br />

Übrige Berufe (Abb. 32 – 34)<br />

Sonstige/Akademisch geisteswissenschaftliche/Naturwissenschaftlich technische/Künstlerische<br />

berufe zeigen allgemein keine erkennbaren Tendenzen<br />

Die Interessenkurven verlaufen nach bekannten Parametern nicht logisch.<br />

Ergebnisbetrachtung nach <strong>Musik</strong>stilen<br />

Die nach <strong>Musik</strong>stilen aufgeschlüsselte Betrachtung dient dem Zweck einer genaueren Beurteilung der Leitfrage<br />

nach der Erfassungsfähigkeit von Kompression unter der Berücksichtigung von <strong>Musik</strong>stilen..<br />

Normalhörer<br />

Barock/Schlagzeug /Sprache/Gitarre (Abb. 36 – 39)<br />

Waren nach den einzelnen Berufsgruppen oft keine Bevorzugungstendenzen zu erkennen, kann<br />

nach <strong>Musik</strong>genres aufgeschlüsselt zumindest eine vage Aussage nach Präferenzen getroffen<br />

werden.<br />

Das Beispiel Barockmusik zeigt Tendenzen zur Bevorzugung von unkomprimierten Beispielen,<br />

während Schlagzeug eher komprimiert bevorzugt wird.<br />

Sprache wird am häufigsten in der Bearbeitung A bevorzugt. Bearbeitung D tritt als zweitstärkste<br />

Größe auf. Hierdurch kann keine Tendenz <strong>für</strong> oder gegen Kompression festgestellt werden.<br />

Das Beispiel Gitarre hingegen ist tendenziell wie Beispiel Barock unkomprimiert bevorzugt<br />

worden.<br />

Tonmeister<br />

Zu Beginn der Testauswertung wurde die Aussage getroffen Tonmeister könnten als einzige Testgruppe bewusste<br />

Entscheidungen <strong>für</strong> oder gegen einzelne Bearbeitungen treffen. Dieser Eindruck bestätigt sich auch in der<br />

Auswertung nach <strong>Musik</strong>stilen.<br />

Ähnlich der Gesamtbetrachtung innerhalb der Auswertung nach Berufsgruppen, bevorzugen Tonmeister im<br />

Allgemeinen unkomprimierte Bearbeitungen.<br />

Barockmusik (Abb. 40)<br />

Bei klassischer <strong>Musik</strong> wird eine hohe Kompression abgelehnt:<br />

38,1% Bevorzugungen der Bearbeitung A, 31,7% bei B, 19% bei C und 11,1% Bevorzugungen der<br />

Bearbeitung D bilden eine rückläufiger Tendenz.<br />

Schlagzeug (Abb. 41)<br />

Ein anderes Bild bietet das Testergebnis Schlagzeug:<br />

68


Gemäß den stiltypischen Arbeitsmethoden zur Erstellung von Popmusikmischungen lässt sich im<br />

Vergleichstest Schlagzeug eine Bevorzugung von Komprimierten Beispielen erkennen: C ist mit<br />

31,7% stärkste Bearbeitung. Bearbeitung C könnte als Kompromiss zwischen Klangdichte und<br />

einem annehmbaren Maß an Verzerrungen bevorzugt worden sein. Es ist anzunehmen, dass<br />

Bearbeitung D dieses Maß überschritt und deutlich abfällt.<br />

Sprache (Abb. 42)<br />

Auch die Auswertung des <strong>Musik</strong>beispiels Sprache enthält starke Ausprägungen hinsichtlich<br />

Bearbeitung A. Bearbeitung D ist drittstärkstes Beispiel und könnte aufgrund seiner Position im<br />

Test stärker bevorzugt worden sein. Durch diese Bevorzugung lässt sich allerdings keine eindeutige<br />

Aussage über die Präferenzen hinsichtlich Sprachkompression treffen.<br />

Gitarre (Abb.43)<br />

Der Test Gitarre ist das wohl beste Beispiel <strong>für</strong> die Bevorzugung unkomprimierter Bearbeitungen.<br />

Die Werte der Präferenzen sind überdies noch stärker ausgeprägt als beim Testbeispiel Barock.<br />

Über 70% aller Testpersonen bevorzugen Bearbeitung A oder B. Bearbeitung D führt mit 6,3% den<br />

geringsten Bevorzugungswert des gesamten Tests.<br />

69


[<strong>Teil</strong> 4] Schlussteil:<br />

4.1. Mögliche Begründung des Testergebnisses<br />

Bei der Betrachtung der vorliegenden Testergebnisse ist eine Aussage eindeutig zu treffen:<br />

Die tägliche Beschäftigung mit <strong>Musik</strong>produktionen und die damit verbundene Schulung des Gehörs<br />

<strong>für</strong> tontechnische Phänomene („technische Gehörbildung“) befähigen dazu, Dynamikkompression<br />

wahrzunehmen und zu klassifizieren. Dies geht aus der Auswertung der von Tonmeistern<br />

ausgefüllten Fragebögen hervor. Bei keiner anderen Berufsgruppe waren ähnlich eindeutige<br />

Tendenzen in der Beurteilung der Klangbeispiele zu beobachten.<br />

Doch ist dies ausschließlich auf das Anforderungsprofil des Tonmeisterberufes zurückzuführen?<br />

Es ist anzunehmen, dass sich die Wahrnehmungsfähigkeit des menschlichen Ohres gerade <strong>für</strong><br />

Verzerrungen und Dynamik fortschreitend verschlechtert.<br />

Bei der Suche nach Begründungen wird man auf mehrere Faktoren stoßen, die sich in der Summe<br />

bemerkbar machen können.<br />

<strong>Musik</strong>konsum 2006<br />

Die hier vorliegende Untersuchung weist eine Besonderheit auf, die sie in einem wesentlichen<br />

Punkt von anderen Untersuchungen abhebt: Jeder Hörer führte den Test unbewusst unter<br />

Alltagshörbedingungen durch. Durch die postalische Zustellung der Test-CDs wurde eine Kontrolle<br />

der Abhörsituation aller Testpersonen unmöglich gemacht. So dürften vom Kofferradio bis zur<br />

High-End Stereoanlage, vom Walkman-Kopfhörer bis zum elektrostatischen Kopfhörer alle<br />

Möglichkeiten der Tonwiedergabe vertreten gewesen sein.<br />

Dies birgt einerseits Risiken in Hinblick auf aussagekräftige Ergebnisse, ist aber andererseits als<br />

eine große Chance aufzufassen ein wirklich repräsentatives Testergebnis zu bekommen.<br />

Unterschiede in den Bearbeitungen sind schon aufgrund der besseren räumlichen Situation auf<br />

Studiomonitoren eher wahrzunehmen als über die durchschnittliche heimische Stereoanlage. Die<br />

Qualität der heimischen Abhörsituation ist jedoch ein sicherer Indikator <strong>für</strong> den Stellenwert des<br />

bewussten <strong>Musik</strong>konsums der jeweiligen Testperson.<br />

Es ist anzunehmen, dass der bewusste <strong>Musik</strong>konsum von hochwertigen Tonträgern immer mehr<br />

zurückgeht, auch wenn die Auswertung der präferierten Ton-Medien die CD noch an erster Stelle<br />

führt. Gerade bei jungen Leuten ist jedoch ein überdurchschnittlich starker <strong>Musik</strong>konsum von<br />

MP3-kodierter <strong>Musik</strong> zu verzeichnen. Der Anteil der computergestützten <strong>Musik</strong>wiedergabe dürfte<br />

deshalb in den nächsten Jahren weiter drastisch ansteigen. Die Verbreitung von datenreduzierter<br />

<strong>Musik</strong> via Internet hat dazu geführt, dass der PC in vielen Haushalten die Stereoanlage ersetzt.<br />

In immer stärkerem Maß werden wir durch Internet, Telefon, Videoübertragungen, etc.<br />

komprimierten und damit auch unnatürlich verzerrten Audio-Signalen ausgesetzt. Ist es denkbar,<br />

70


dass zwischen dem fortschreitenden „Multimedia-Hype“ und dem zunehmenden Abstumpfen des<br />

menschlichen Gehörs eine Verbindung besteht?<br />

Die einzige Möglichkeit dieser Frage hinreichend nachzugehen wäre eine Langzeitstudie, die genau<br />

diese Zusammenhänge mit einer festen <strong>Teil</strong>nehmergruppe über einen Zeitraum von fünf bis zehn<br />

Jahren untersucht. Im Rahmen einer Diplomarbeit ist dies nicht zu leisten.<br />

Es ist jedoch relativ wahrscheinlich dass der tägliche Umgang mit modernen<br />

Kommunikationsmitteln nicht spurlos am Menschen vorbei geht und so gerade eine Beeinflussung<br />

des empfindlichen Hörsinns eine mögliche Konsequenz darstellt.<br />

Stilbedingte Klangideale<br />

Bei der Betrachtung der Auswertung im Hinblick auf <strong>Musik</strong>stile ist eine Deutung möglich, die sich aus den<br />

gängigen Produktionspraktiken der Tonstudios bzw. der daraus resultierenden Klangideale erklären lässt. Im<br />

folgenden Abschnitt wird insbesondere auf die Mehrheit der Testhörer, die Normalhörer, Bezug genommen.<br />

Schlagzeug<br />

Auch wenn die Tendenzen hinsichtlich der Bevorzugung von komprimierten und<br />

unkomprimierten Bearbeitungen klein sind, lässt sich doch feststellen, dass beim Schlagzeug eine<br />

hohe Akzeptanz der stark komprimierten Bearbeitungen vorhanden ist. Dies erscheint logisch:<br />

Schon von Beginn der Popmusikgeschichte an ist das Drumset als wesentlicher Bestandteil dieser<br />

<strong>Musik</strong> eng mit Dynamikkompression verwoben. Die in den letzten 30-40 Jahren entstandenen<br />

Popmusikproduktionen haben so das Hörverhalten der Hörer geprägt. Verzerrungen werden<br />

deshalb beim Schlagzeug stärker als bei den anderen Beispielen akzeptiert.<br />

Sprache<br />

Das Beispiel Sprache stellt gewissermaßen einen Zwitter dar in Bezug auf die Ausprägung von<br />

Tendenzen zwischen stark komprimierten und unkomprimierten Bearbeitungen:<br />

Ähnlich wie im Fall Schlagzeug ist <strong>für</strong> das Beispiel Sprache eine hohe Akzeptanz der stark<br />

komprimierten Bearbeitung vorhanden. Dies kann im Wesentlichen aus den Hörgewohnheiten<br />

resultieren, die sich einstellen, wenn man verstärkt Fernsehen oder Radio konsumiert. Reporter,<br />

Moderatoren, Nachrichtensprecher etc. sind aus Gründen der Sprachverständlichkeit in<br />

geräuschvoller Umgebung komprimiert. (siehe hierzu auch Kapitel Kompressor,<br />

Grundbetrachtung)<br />

Anders als beim Beispiel Schlagzeug muss beim Beispiel Sprache aber ebenfalls eine hohe<br />

Akzeptanz der unkomprimierten A-Bearbeitung verzeichnet werden:<br />

Im Gegensatz zu Berichterstattungen, die einen unbeteiligten Tonfall des Sprechers erfordern, ist<br />

bei Erzählungen und Geschichten mit emotionalem Inhalt eine im Hinblick auf Dynamik<br />

bewegliche Stimme von Interesse.<br />

Die menschliche Stimme ist in der Lage eine große Spannbreite an unterschiedlichen Stimmungen<br />

zu erzeugen, die ihre Wirkung in bedeutendem Maße aus unterschiedlichen Dynamiken schöpfen.<br />

Bei der aktuell immer stärker gefragten Umsetzung von Literatur in Hörbücher spiegelt sich diese<br />

Erkenntnis wieder:<br />

71


Ein geringer Kompressionsgrad wahrt den Ausdruck des Erzählers, so dass Kompression im<br />

Hörbuch hauptsächlich bei Klangkollagen, <strong>Musik</strong> oder Hintergrundgeräuschen Anwendung findet.<br />

Barockmusik/Gitarre<br />

Die Auswertung der Ergebnisse zeigt eine leichte Tendenz der Bevorzugung unkomprimierter<br />

Bearbeitungen. Eine eindeutige Erklärung hier<strong>für</strong>, die wie bei den vorangegangenen Beispielen in<br />

den gängigen Produktionspraktiken und Klangidealen begründet ist, lässt sich nur <strong>für</strong> das Beispiel<br />

Barockmusik finden.<br />

Wenig oder unkomprimierte <strong>Musik</strong>produktionen sind entgegen jedem Trend in der U-<strong>Musik</strong>, auf<br />

dem klassischen Markt immer noch der Standard. Dies trifft sowohl auf fast alle Tonträger als<br />

auch auf klassisches Radio zu. Auch beim Besuch von Live-Konzerten bieten sich dem Hörer<br />

mehrheitlich rein akustische, nicht verstärkte und somit jeder Möglichkeit der technischen<br />

Bearbeitung beraubte Klangbilder. Mit wenigen Ausnahmen gibt es <strong>für</strong> den Konsumenten also kaum<br />

Möglichkeiten sich an komprimierte Klänge in der klassischen <strong>Musik</strong> zu gewöhnen. Eine<br />

Ausnahme stellen Soundtracks, Sampler, Compilations oder Hintergrundmusik dar.<br />

Im Falle des Beispiels Gitarre ist diese Ausdeutung schwierig, fallen doch die Mehrheit der<br />

Produktionen mit Gitarre in den popmusikalischen Bereich. Gerade gitarrenlastige Rockmusik ist<br />

oftmals ein Paradebeispiel <strong>für</strong> Kompression.<br />

So bleibt letztlich die Vermutung, dass sich starke Summenkompression bei Gitarre in besonderem<br />

Maße negativ im Klangbild niederschlägt und so zu einer tendenziellen Abwertung führt. Diese<br />

Vermutung bekommt durch die Beurteilung der Tonmeister zusätzlichen Nährboden, die durch eine<br />

exponentiell fallende Präferenz zu starker Kompression hin (mit einem Unterschied von bis zu<br />

30% zwischen A- und D-Bearbeitung) eine deutliche Klassifizierung zwischen den A/B- und den<br />

C/D-Bearbeitungen vornehmen.<br />

Lärmschäden<br />

Das industriell geprägte 20. Jahrhundert steht <strong>für</strong> Fortschritt in Form einer Vielzahl von<br />

technischen Neuentwicklungen.<br />

Als Folge dieses Fortschritts ist aber auch die alltägliche Lärmbelastung unserer Umwelt gestiegen.<br />

Als verantwortliche Quellen da<strong>für</strong> sind PKW, Flugzeuge, Züge, Gartengeräte, Straßenbaulärm, etc.<br />

zu nennen. Diesen potentiellen Lärmquellen sind wir täglich ausgesetzt. Orte an denen Stille<br />

herrscht, sind hingegen nur noch schwer zu finden.<br />

Lärm ist somit zu einer Gefährdung der Gesundheit geworden und in besonderem Maß <strong>für</strong><br />

Hördefizite, die nicht natürlichen Alterungsprozessen entspringen, verantwortlich.<br />

Diese Erkenntnis hat dazu geführt, dass in der Berufswelt durch die Lärmschutzordnungen<br />

Grenzwerte <strong>für</strong> die maximal zulässigen Belastungen eingeführt worden sind. Gesetzesentwürfe, die<br />

in entsprechenderweise die Lärmschutzgrenzen <strong>für</strong> die Freizeit festlegen sind hingegen neu. Nach<br />

wie vor sind zu laut eingestellte Kopfhörer, Open Air Konzerte oder der wöchentliche Disco-<br />

Besuch als ernste Gefährdung einzustufen.<br />

72


Ein Schmerzempfinden des Ohres hervorgerufen durch Lärm führt zu einer Krümmung der<br />

Sinneshaarzellen und damit zu einer Desensibilisierung des Ohres. Diese Art der Schädigung tritt<br />

auch durch lauten <strong>Musik</strong>konsum über einen längeren Zeitraum auf. Sogar in der klassischen <strong>Musik</strong><br />

benutzen deshalb viele Mitglieder von Symphonieorchestern einen Ohrenschutz um ihr Gehör<br />

abzuschirmen.<br />

Dieses Wissen ist oftmals bei jungen Menschen nicht vorhanden. Ein lauter Walkman ist „cool“,<br />

der Disco-Besuch mit Ohrstöpseln gilt als „uncool“. Hier kommt der Lärmforschung und<br />

insbesondere der Prävention und Aufklärung große Bedeutung zu.<br />

Betrachtet man diese Zusammenhänge in ihrer Gesamtheit scheint eine relativ altersunabhängige<br />

Beeinträchtigung des Hörvermögens wahrscheinlich. Nur wer sich regelmäßig durch adäquate<br />

Maßnahmen gegen drohenden Lärm schützt, ist in der Lage ein dem Alter entsprechendes<br />

Hörvermögen zu wahren.<br />

Auch wenn ein direkter Nachweis in der Auswertung dieser Arbeit aufgrund der Vielschichtigkeit<br />

der Problematik fehlen muss, ist dem Thema Lärm doch eine nicht zu unterschätzende Bedeutung<br />

beizumessen.<br />

73


4.2. Persönliches Schlusswort.<br />

Eine persönliche Abschlussbetrachtung der Arbeit beinhaltet die Chance die Untersuchungsergebnisse in einen<br />

Zusammenhang mit der tonmeisterlichen Praxis zu bringen.<br />

Darüber hinaus ist es möglich ein abschließendes Fazit des durchgeführten Versuchs zur Wahrnehmbarkeit von<br />

Dynamikkompression zu ziehen.<br />

Ein Schlüsselwort in der Betrachtung von medialen Phänomenen in der Auswirkung auf den<br />

Konsumenten ist „Bewusstsein“.<br />

Die Wechselwirkung zwischen <strong>Musik</strong>konsument und <strong>Musik</strong>produzent, letzterer als Sammelbegriff<br />

<strong>für</strong> <strong>Musik</strong>produzierende ist ein weitläufiges Thema. Eine Produktionsgemeinschaft erzeugt das<br />

musikalische Endprodukt welches dem Konsumenten vorgestellt wird. Dieser entscheidet sich da<strong>für</strong><br />

oder dagegen, was wiederum der Produktionsgemeinschaft als Feedback <strong>für</strong> ihre Arbeit dient.<br />

Logischerweise versucht eine solche Gemeinschaft von <strong>Musik</strong>schaffenden sicher zu gehen und mit<br />

ihren Produkten erfolgreich zu sein. Dies führt zu einer Professionalisierung des<br />

Produktionsprozesses.<br />

Alles dies geschieht ohne Mitwissenschaft des <strong>Musik</strong>konsumenten. Er ist sich nicht bewusst wie ein<br />

musikalisches Endprodukt erstellt worden ist und zu welchen Anteilen der Künstler, die<br />

interpretierte <strong>Musik</strong>, die Produktion und die Nachbearbeitung am hörbaren Ergebnis beteiligt<br />

gewesen sind.<br />

Dinge, die <strong>für</strong> Tonmeister und Ingenieure absolute Selbstverständlichkeiten sind wie<br />

Mehrkanaltechnik, Signalverarbeitung wie Filterung, Kompression und künstliche Räumlichkeiten<br />

haben <strong>für</strong> den Durchschnittskonsumenten keinerlei Bedeutung, unabhängig von <strong>Musik</strong>stil und<br />

Kulturkreis. Die Hauptsache ist: Wie gefällt es mir?<br />

Aus diesem Grund haben wir in unserer Versuchsdurchführung darauf geachtet über den Parameter<br />

Geschmack eine Korrelation zu Bevorzugungen von <strong>Musik</strong>beispielen zu erzeugen.<br />

Gerade in der heutigen Zeit ist der <strong>Musik</strong>hörer in erster Linie beschäftigt die Vielzahl von<br />

Informationen die der <strong>Musik</strong>markt bietet zu analysieren und <strong>für</strong> sich auf Kompatibilität zu<br />

überprüfen. Die Fähigkeit schnell über einen emotionalen Zugang Entscheidungen zu treffen heißt<br />

„Simplexity“ und ist neuester Gegenstand von soziokulturellen Forschungen.<br />

In der Auswirkung auf die tatsächlich transportierte „Software“, die <strong>Musik</strong>, stellt dies<br />

Produzierende vor vollendete Tatsachen. Produzenten haben den Hörer zu einer Konsummaschine<br />

erzogen und müssen ihn nun mit neuen Produkten versorgen. Das geschieht über neue<br />

Produktionen mit neuen Techniken zur Signalverarbeitung.<br />

Kompression ist in diesem Kontext wahrscheinlich das am häufigsten eingesetzte Mittel, was<br />

dennoch im Bewusstsein des Konsumenten am Unbekanntesten geblieben ist. Das liegt<br />

höchstwahrscheinlich daran, das in keiner Stereoanlage ein Kompressor, wohl aber ein Equalizer<br />

eingebaut ist.<br />

Viele Testpersonen haben uns persönlich angesprochen und gefragt auf was sie hören sollten, sie<br />

hätten beim Hören des Tests keinen Unterschied bemerkt. Im Gegensatz dazu fragten unsere<br />

74


Tonmeisterkollegen ob die Bearbeitungen unser Ernst seien: die Eingriffe in die Dynamik wären zu<br />

deutlich, viel zu übersteigert gewesen.<br />

Somit zeigt sich, was die Frage des Bewusstseins im Kontext der Abschlussbetrachtung bedeutet:<br />

Normalhörer sind trainiert bei identischer <strong>Musik</strong> bekannte Phänomene wie Frequenz- oder<br />

Lautstärkeunterschiede zu hören, nicht aber Dynamikunterschiede.<br />

Ein Grund hier<strong>für</strong> ist nach Prof. Dr. Jürgen Meyer (Meyer, 1999: 37) der dynamische<br />

Klangfarbenfaktor d3:<br />

Eine Trompete, die auf einer Cd laut und hoch spielt wird immer in ihrer Gestalt als laute und hohe<br />

Trompete erkennbar sein, egal wie leise der Verstärker geregelt ist.<br />

Ein weiterer Grund <strong>für</strong> die Nicht - Wahrnehmung von Dynamikkompression:<br />

Die Addition von Artefakten, die dem Signal zwangsläufig beigemischt werden, stehen in keinerlei<br />

Relation zur tatsächlich geleisteten Arbeit eines Kompressors: Der Verdichtung des Signals. Diese<br />

Verdichtung steht bei Audiomaterial mit einem kommerziellen Hintergrund im Vordergrund.<br />

Wenn man die gegenwärtige Situation der Schallplattenindustrie (2006) analysieren möchte, so<br />

gelangt man zu der Erkenntnis das kommerziell gemeinte, also auf Massenverbreitung ausgelegte<br />

(POP) <strong>Musik</strong> den Markt beherrscht und (das ist neu) auch die ernste <strong>Musik</strong> in ihrer Gestalt<br />

beeinflusst. Die Diskussion zur Komprimierung der klassischen Radiostationen, die vor etwa 3-4<br />

Jahren stattgefunden hat zeigt: <strong>Musik</strong> ist funktionaler als früher. Das heißt sie muss in<br />

geräuschbelasteten Umgebungen wie Einkaufspassagen oder im Auto konsumierbar sein.<br />

Eine sinnvolle Wiedergabedynamik soll das Nachregeln des Lautstärkeknopfs der Stereoanlage<br />

unnötig machen.<br />

In öffentlichen Einrichtungen wie Kinozentren lässt sich durch eine größere Komprimierung ein<br />

höheres Lautstärkeniveau erzielen und Szenen „Eindrucksvoller“ vertonen. Das menschliche Ohr<br />

verzeiht gerade Knalleffekte besonders wenig und kann dadurch geschädigt werden.<br />

( „Knalltrauma“)<br />

Die Vermutung Kompression verbessere objektiv ein Klangverhalten von Instrumenten, bestätigt<br />

sich nicht. Gerade bei dem Beispiel Gitarre zeigt sich trotz POP – Stilistik eine deutliche Tendenz<br />

<strong>für</strong> eine Präferenz von unkomprimiertem Material.<br />

Die ursprüngliche Idee von Kompression als Verdichtungswerkzeug von Signalen die durch Close-<br />

Miking einer solchen „Hilfe“ bedürfen, wie Schlagzeug und Sprecher, zeigt sich im Test bestätigt:<br />

Schlagzeug wird komprimiert bevorzugt.<br />

Einzelne Testpersonen beschrieben das Problem sich zwischen zwei vernehmbar unterschiedlichen<br />

Bearbeitungen des Sprachbeispiels nicht entscheiden zu wollen: Beides, unkomprimiertes und<br />

komprimiertes hätte seinen Reiz. So scheint deutlich zu werden: Sprache ist, vielleicht durch die<br />

Modeerscheinung Hörbuch beurteilbar geworden.<br />

75


Ganz anders war das persönliche Feedback hinsichtlich des Streicherbeispiels: Tonmeisterkollegen<br />

waren sich einig die Bearbeitung deutlich gehört zu haben und lehnten diese ab. Kein<br />

„Normalhörer“ hingegen konnte im persönlichen Gespräch unterschiedliche Hörerlebnisse anhand<br />

des Streicherbeispiels feststellen und war somit unsicher gegenüber Geschmackaussagen. Als<br />

Schlussfolgerung liegt nahe: Gerade Klassikhörer gehen nicht davon aus, dass ihre <strong>Musik</strong> einem<br />

Bearbeitungsprozess unterworfen ist. Interessanterweise hören sie ihn deshalb auch nicht, egal wie<br />

stark bearbeitet worden ist.<br />

Als Auswertung über alle Beispiele und alle Bearbeitungen stellt sich statistisch eine absolut<br />

eindeutige Situation heraus: Die Gleichverteilung der Präferenzen belegt die allgemeine<br />

Unfähigkeit Kompression in ihrem Wesen zu erkennen.<br />

Für den bearbeitenden Tonmeister/-ingenieur sollte das trotzdem bedeuten vorsichtig mit dem<br />

Mittel Kompression umzugehen. Die Ausdeutung des Testergebnisses als Rechtfertigung <strong>für</strong><br />

extreme Dynamikeinengung wäre eine Fehlentscheidung.<br />

Um in Audioproduktionen klanglich bessere Ergebnisse zu erzielen sollte auf ein Mindestmaß an<br />

Dynamik geachtet werden.<br />

76


Appendix<br />

Anlage A: Fragebogen<br />

Hörvergleich<br />

Diplomarbeit Henning Birkenhake, Christian Struck<br />

Studiengang <strong>Musik</strong>übertragung WS 05/06, <strong>Erich</strong>-<strong>Thienhaus</strong>-<strong>Institut</strong>, <strong>Hochschule</strong> <strong>für</strong> <strong>Musik</strong><br />

Detmold<br />

Testdauer ca. 15 min<br />

I. Angaben zur Person:<br />

[e]=Einfachnennung; [m]=Mehrfachnennung möglich<br />

Alter [e]<br />

O 15 – 20 Jahre<br />

O 20 – 30 Jahre<br />

O 30 – 40 Jahre<br />

O 40 – 50 Jahre<br />

O über 50 Jahre<br />

Beruf / Studium [m]<br />

O künstlerischer Beruf<br />

O handwerklicher/Lehr- Beruf<br />

O akademisch technischer Beruf<br />

O akademisch geistesw. Beruf<br />

O sonstige Berufe<br />

O Tonmeister / -ingenieur / -techniker<br />

O Schüler/ Student<br />

<strong>Musik</strong>geschmack [m]<br />

O Jazz<br />

O Rock/Pop<br />

O Klassik<br />

Ich höre [e]<br />

O ständig <strong>Musik</strong><br />

O täglich <strong>Musik</strong><br />

O eher selten <strong>Musik</strong><br />

77


Haupsächlich [e]<br />

O eher nebenbei<br />

O eher aufmerksam<br />

Meistens [m]<br />

O im Radio<br />

O von CD<br />

O sonstige Medien, z.B. …<br />

O im Konzert, wenn ja, O Klassik O Rock/Pop O Jazz<br />

O VIVA / MTV<br />

Und wo? [m]<br />

O im Auto<br />

O zu Hause<br />

O bei der Arbeit<br />

O Bar/Kneipe<br />

O Diskothek/Club<br />

II Anmerkung zur Versuchsdurchführung<br />

Im Folgenden <strong>Teil</strong> unserer Diplomarbeit bitten wir den Hörer um ein Geschmacksurteil !<br />

Sie hören <strong>Musik</strong>beispiele unterschiedlicher Stilrichtungen. Jeder CD-Track entspricht zwei<br />

Beispielen, die als Paar bezeichnet werden. Alle vier Paare eines Beispiels sind musikalisch völlig<br />

identisch.<br />

Welche technische Bearbeitung eines Paares gefällt Ihnen am besten ?<br />

Hören Sie keinen Unterschied, entscheiden Sie sich bitte trotzdem.<br />

Tragen Sie eine "1" in das Kästchen ein, wenn Ihnen das erste, eine "2", wenn Ihnen das zweite<br />

Beispiel eines Paares besser gefällt.<br />

Beispiel :<br />

Paar<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

78


III Hörvergleich<br />

Track1 Einleitung<br />

Beispiel :<br />

A Barockmusik B Schlagzeug<br />

Paar Paar<br />

Tr2 1 Tr6 1<br />

Tr3 2 Tr7 2<br />

Tr4 3 Tr8 3<br />

Tr5 4 Tr9 4<br />

C Sprache D Gitarre<br />

Paar Paar<br />

Tr10 1 Tr14 1<br />

Tr11 2 Tr15 2<br />

Tr12 3 Tr16 3<br />

Tr13 4 Tr17 4<br />

Vielen Dank <strong>für</strong> Ihre Geduld!<br />

Henning Birkenhake & Christian Struck<br />

79


Anlage B: Fragebogen Referenztester<br />

Hörvergleich Test 1<br />

Diplomarbeit Henning Birkenhake, Christian Struck<br />

Studiengang <strong>Musik</strong>übertragung WS 05/06, <strong>Erich</strong>-<strong>Thienhaus</strong>-<strong>Institut</strong>, <strong>Hochschule</strong> <strong>für</strong> <strong>Musik</strong><br />

Testdauer ca. 8 min / pro Beispiel ca.3 sec.<br />

I Hörvergleich<br />

Detmold<br />

Ihr wisst wie es läuft. Cd Track 1 hören. Alles andere erklärt sich von alleine…<br />

Ps.: Ganz herzlichen Dank an euch, ein womöglich drittes mal diesen Test zu machen.<br />

Wir werden uns erkenntlich zeigen!!!<br />

Track1+2 Einleitung<br />

A Barockmusik C Sprache<br />

Paar Paar<br />

Tr3 1 Tr17 1<br />

Tr4 2 Tr18 2<br />

Tr5 3 Tr19 3<br />

Tr6 4 Tr20 4<br />

Tr7 5 Tr21 5<br />

Tr8 6 Tr22 6<br />

Tr9 7 Tr23 7<br />

B Schlagzeug D Gitarre<br />

80


Paar Paar<br />

Tr10 1 Tr24 1<br />

Tr11 2 Tr25 2<br />

Tr12 3 Tr26 3<br />

Tr13 4 Tr27 4<br />

Tr14 5 Tr28 5<br />

Tr15 6 Tr29 6<br />

Tr16 7 Tr30 7<br />

Vielen Dank <strong>für</strong> eure Geduld!<br />

Henning & Christian<br />

81


Anlage C: Fragebogen-Zufallsverteilung<br />

Fragebogen-Zufallsverteilung anhand der Beispiele Geige und Schlagzeug<br />

Jedes Paar des Tests enthält zwei Beispiele unterschiedlicher <strong>Musik</strong>stücke. Die Paare bestehen aus allen<br />

möglichen Kombinationen von Original („A“) und drei Bearbeitungen („B“- wenig komprimiert, „C“- mehr<br />

komprimiert, und „D“ – am meisten komprimiert), nachfolgend als Permutationen bezeichnet.<br />

Permutationen der Beispiele :<br />

AB - AC - AD - BC - BD - CD + AA<br />

Die Entscheidung welcher <strong>Teil</strong> einer Permutation innerhalb eines Paares an erster Stelle<br />

erscheinen soll, wurde durch Münzwurf festgelegt:<br />

Prinzip: Zahl => AB Kopf => BA<br />

Damit ergeben sich folgende Reihenfolgen <strong>für</strong> das Beispiel Geige:<br />

BA - AC - DA - CB - BD - DC,<br />

Folgende <strong>für</strong> das Beispiel Schlagzeug:<br />

AB - AC - DA - CB - BD - DC<br />

Um den Hörern einen nicht zu langen Test anzubieten, werden die Permutationen auf<br />

zwei Hörergruppen aufgeteilt:<br />

Geige:<br />

BA (1) - AC (2) - DA (1) - CB (2) - BD (1) - DC (2)<br />

Schlagzeug:<br />

AB (2) - AC (1) - DA (2) - CB (1) - BD (2) - DC (1)<br />

82


Test CD 1-249, Gruppe eins, Test CD 249-500, Gruppe zwei, erhalten folgende<br />

Permutationen:<br />

Beispiel Geige Gruppe 1 Gruppe 2<br />

BA AC<br />

DA CB<br />

BD DC<br />

Beispiel Schlagzeug Gruppe 1 Gruppe 2<br />

AC AB<br />

CB DA<br />

DC BD<br />

Durch die Aufteilung in zwei Hörergruppen treten nun folgende Häufigkeiten der<br />

Buchstaben A-D auf:<br />

Geige 1 / Schlagzg 2:: Geige 2 / Schlagzg 1: :<br />

2 mal A 1 mal A<br />

2 mal B 1 mal B<br />

2 mal D 3 mal C<br />

0 mal C ! 1 mal D<br />

Um <strong>für</strong> eine gleiche Häufung der Bearbeitungen zu sorgen wird ein Austausch der Permutationen<br />

BD und CD vorgenommen, wobei Schlagzeug 1 und Geige 2 durch Zufall gleiche Verteilungen<br />

aufweisen.<br />

So ergeben sich folgende Gruppen:<br />

GG 1 GG2 SCHL 1 SCHL 2<br />

BA AC AC AB<br />

DA CB CB DA<br />

DC BD BD DC<br />

83


Der Anker AA<br />

Als Test <strong>für</strong> eine saubere, statistische Auswertung dient der so genannte Anker AA: Das Originalbeispiel tritt als<br />

Beispiel zweifach auf. Bei der Auswertung wird eine 50 %ige Normalverteilung der Bevorzugungen A vor A<br />

erwartet.<br />

Die Position AA wird ebenfalls durch 2 Münzwürfe bestimmt. Hier anhand des Beispiels Geige,<br />

Hörergruppe eins:<br />

Pos 1 (vor allen anderen Beispielen) = ZahlZahl<br />

BA (ursprünglich erstes Beispiel)<br />

Pos 2 = ZahlKopf<br />

DA<br />

Pos 3 = KopfZahl<br />

BD<br />

Pos 4 = Kopf Kopf<br />

Hieraus ergeben sich folgende Beispiele <strong>für</strong> die Hörergruppen eins und zwei:<br />

GG 1 SCHL 1 GG 2 SCHL 2<br />

BA AC AA AB<br />

DA CB AC DA<br />

DC BD CB AA<br />

AA AA BD DC<br />

Der Anker AD<br />

In allen Gruppen wo nicht die Permutation AD zu finden ist, z.B. (SCHL 1 / GG 2) wird der Anker AA durch<br />

die Permutation AD / DA ersetzt. Dies geschieht zu folgendem Zweck:<br />

Es wird erwartet, dass ein Unterschied von Original und extremster Bearbeitung am ehesten hörbar<br />

ist. Deshalb soll jeder Tester dieses „Paradebeispiel“ einer Permutation in jedem Fall und deshalb<br />

in jedem <strong>Musik</strong>beispiel bewerten.<br />

Die Häufigkeit des Auftretens von AA wird um 50 % reduziert während die gleichmäßige,<br />

statistische Verteilung nach Gruppen erhalten bleibt.<br />

Es ergeben sich folgende Permutationen in den Beispielen Geige und Schlagzeug:<br />

84


GG 1 SCHL 1 GG 2 SCHL 2<br />

BA AC AD AB<br />

DA CB AC DA<br />

DC BD CB AA<br />

AA AD BD DC<br />

Die Beispiele Sprache und Gitarre sind nach demselben Muster gearbeitet, wobei GRUPPE 2 im<br />

Beispiel Gitarre nicht wie folgt:<br />

AA Sondern: DA<br />

BA BA<br />

DA AA<br />

DC DC auftritt.<br />

Der Hörer soll nicht als allererstes Paar eines ungehörten Beispiels AA vergleichen müssen.<br />

Permutationen des gesamten Tests<br />

85


Aus dem erklärten Verfahren zur Aufstellung der Zufallsverteilung ergeht folgende<br />

Tabelle zum gesamten Test:<br />

Gruppe A Gruppe B<br />

Geige: P1 BA P1 AD<br />

P2 DA P2 AC<br />

P3 DC P3 CB<br />

P4 AA P4 BD<br />

Drums: P1 AC P1 AB<br />

P2 CB P2 DA<br />

P3 BD P3 AA<br />

P4 AD P4 DC<br />

Sprache: P1 AB P1 AC<br />

P2 DA P2 BC<br />

P3 AA P3 BD<br />

P4 DC P4 AD<br />

Gitarre: P1 DA P1 DA<br />

P2 CA P2 BA<br />

P3 CB P3 AA<br />

P4 BD P4 DC<br />

86


Anlage D: Auswertung Referenztester<br />

Auswertung Referenztester<br />

Bedingung:<br />

Zur Auswertung der Referenztests wird folgende Bedingung gestellt:<br />

Ein gehörter Lautstärkeunterschied muss durch den Zweittest verifiziert sein.<br />

Da die Zweittests in gespiegelter Anordnung stehen ist ein gehörter Lautstärkeunterschied in<br />

folgender Form vermerkt:<br />

Bsp: Tester 1: Barockmusik Beispiel 1: Test 1: 1 (lauter) / Test 2: 2 (lauter)<br />

Hinreichend sind nicht:<br />

Bsp: Tester 1: Barockmusik Beispiel 1: Test 1: 1 (lauter) / Test 2: 1 (lauter)<br />

Bsp: Tester 1: Barockmusik Beispiel 1: Test 1: X (gleichlaut) / Test 2: 2 (lauter)<br />

Auswertung:<br />

Nach obigen Schema erfolgt die Auswertung der Tests: <strong>Musik</strong>beispiel / Test 1: Ergebnis / Test 2:<br />

Ergebnis<br />

Tester 1:<br />

Ba 1: Test 1: 1 / Test 2: x Result:X<br />

Ba 1: Test 1: x / Test 2: 1 Result:X<br />

Ba 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />

Ba 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:D>A<br />

Ba 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />

Ba 1: Test 1: x / Test 2: 2 Result:X<br />

Ba 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />

Dr 1: Test 1: 1 / Test 2: x Result:X<br />

Dr 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />

Dr 1: Test 1: x / Test 2: 2 Result:X<br />

Dr 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:D>A<br />

Dr 1: Test 1: 2 / Test 2: x Result:X<br />

Dr 1: Test 1: 2 / Test 2: x Result:X<br />

Dr 1: Test 1: 2 / Test 2: x Result:X<br />

Sp 1: Test 1: x / Test 2: 1 Result:X<br />

Sp 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />

Sp 1: Test 1: 1 / Test 2: 1 Result:X<br />

Sp 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />

Sp 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />

Sp 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />

Sp 1: Test 1: x / Test 2: 1 Result:X<br />

Gt 1: Test 1: 1 / Test 2: 1 Result:X<br />

Gt 1: Test 1: 1 / Test 2: x Result:X<br />

Gt 1: Test 1: 1 / Test 2: 2 Result:A>C<br />

Gt 1: Test 1: 1 / Test 2: 2 Result:A>D<br />

Gt 1: Test 1: x / Test 2: 1 Result:X<br />

Gt 1: Test 1: 2 / Test 2: x Result:X<br />

Gt 1: Test 1: 2 / Test 2: x Result:X<br />

Tester 2:<br />

Ba 1: Test 1: 1 / Test 2: x Result:X<br />

Ba 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />

Ba 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:C>A<br />

Ba 1: Test 1: 2 / Test 2: x Result:X<br />

Ba 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />

87


Ba 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />

Ba 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />

Dr 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />

Dr 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />

Dr 1: Test 1: 2 / Test 2: x Result:X<br />

Dr 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:D>A<br />

Dr 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />

Dr 1: Test 1: 2 / Test 2: x Result:X<br />

Dr 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:X<br />

Sp 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />

Sp 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />

Sp 1: Test 1: 2 / Test 2: x Result:X<br />

Sp 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:D>A<br />

Sp 1: Test 1: 1 / Test 2: x Result:X<br />

Sp 1: Test 1: x / Test 2: 2 Result:X<br />

Sp 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />

Gt 1: Test 1: x / Test 2: 1 Result:X<br />

Gt 1: Test 1: 1 / Test 2: 2 Result:A>B<br />

Gt 1: Test 1: 2 / Test 2: 2 Result:X<br />

Gt 1: Test 1: 2 / Test 2: x Result:X<br />

Gt 1: Test 1: 2 / Test 2: x Result:X<br />

Gt 1: Test 1: 2 / Test 2: x Result:X<br />

Gt 1: Test 1: 2 / Test 2: 2 Result:X<br />

Tester 3:<br />

Ba 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />

Ba 1: Test 1: x / Test 2: 1 Result:X<br />

Ba 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:C>A<br />

Ba 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:A>D<br />

Ba 1: Test 1: 2 / Test 2: x Result:X<br />

Ba 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:D>B<br />

Ba 1: Test 1: x / Test 2: 2 Result:X<br />

Dr 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />

Dr 1: Test 1: 1 / Test 2: x Result:X<br />

Dr 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:C>A<br />

Dr 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:D>A<br />

Dr 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />

Dr 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:D>B<br />

Dr 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:D>C<br />

Sp 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />

Sp 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />

Sp 1: Test 1: 1 / Test 2: 2 Result:A>C<br />

Sp 1: Test 1: 1 / Test 2: 1 Result:X<br />

Sp 1: Test 1: 1 / Test 2: 2 Result:B>C<br />

Sp 1: Test 1: x / Test 2: 1 Result:X<br />

Sp 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />

Gt 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />

Gt 1: Test 1: 1 / Test 2: x Result:X<br />

Gt 1: Test 1: 1 / Test 2: 1 Result:X<br />

Gt 1: Test 1: 2 / Test 2: 2 Result:X<br />

Gt 1: Test 1: 1 / Test 2: 2 Result:B>C<br />

Gt 1: Test 1: 2 / Test 2: 2 Result:X<br />

Gt 1: Test 1: 1 / Test 2: 2 Result:D>C<br />

Tester 4:<br />

Ba 1: Test 1: 1 / Test 2: 1 Result:X<br />

Ba 1: Test 1: 2 / Test 2: x Result:X<br />

Ba 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:C>A<br />

Ba 1: Test 1: 2 / Test 2: x Result:X<br />

Ba 1: Test 1: 2 / Test 2: x Result:X<br />

Ba 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />

Ba 1: Test 1: 2 / Test 2: 2 Result:X<br />

Dr 1: Test 1: 1 / Test 2: x Result:X<br />

Dr 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:B>A<br />

88


Dr 1: Test 1: 2 / Test 2: x Result:X<br />

Dr 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:D>A<br />

Dr 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />

Dr 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:D>B<br />

Dr 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />

Sp 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />

Sp 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />

Sp 1: Test 1: x / Test 2: 2 Result:X<br />

Sp 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />

Sp 1: Test 1: 1 / Test 2: 2 Result:B>C<br />

Sp 1: Test 1: 2 / Test 2: x Result:X<br />

Sp 1: Test 1: x / Test 2: x Result:X<br />

Gt 1: Test 1: 1 / Test 2: x Result:X<br />

Gt 1: Test 1: 1 / Test 2: 2 Result:A>B<br />

Gt 1: Test 1: x / Test 2: 2 Result:X<br />

Gt 1: Test 1: 2 / Test 2: x Result:X<br />

Gt 1: Test 1: 2 / Test 2: x Result:X<br />

Gt 1: Test 1: 2 / Test 2: x Result:X<br />

Gt 1: Test 1: 2 / Test 2: x Result:X<br />

Folgende Übereinstimmungen wurden bei den Referenztestern gefunden:<br />

Tester 2: Ba 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:C>A<br />

Tester 3: Ba 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:C>A<br />

Tester 4: Ba 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:C>A<br />

Tester 1: Dr 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:D>A<br />

Tester 2: Dr 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:D>A<br />

Tester 3: Dr 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:D>A<br />

Tester 4: Dr 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:D>A<br />

Diese Übereinstimmungen sind das Ergebnis der Umrechnung, die <strong>für</strong> eine Ergebnisbetrachtung<br />

wichtig war.<br />

So sind gehörte Unterschiede wie:<br />

Tester 1: Ba 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:D>A<br />

Tester 3: Ba 1: Test 1: 2 / Test 2: 1 Result:A>D<br />

nicht in das Ergebnis eingegangen, sondern miteinander verrechnet worden, da sie sich ausgleichen.<br />

Die Ergebnisse belegen eine gelungene Anpassung der Lautheit aller Beispiele.<br />

Was die Übereinstimmungen von Beispiel Barock C>A und Beispiel Schlagzeug D>A betrifft, so<br />

zeigt sich entgegen der Erwartung im Gesamttest keine Tendenz der Bevorzugungen.<br />

Barock C wird nicht bevorzugt, Schlagzeug D sogar in besonderem Maße ausgespart.<br />

89


Literaturverzeichnis<br />

Betke, K. & Weber, R. (1989).<br />

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Bortz, Döring (2002).<br />

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Lautstärkepegel bei 400 Hz-Psychoakustische Messung und Berechnung nach ISO 532B.<br />

Deutsche Arbeitsgemeinschaft <strong>für</strong> Akustik: Fortschritte der Akustik. Plenarvorträge und Kurzreferate der 13.<br />

Gemeinschaftstagung der DAGA, Aachen.<br />

Bad Honnef: DPG-Kongreß-Gesellschaft, 189-192<br />

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International Conference on Noise Control Engineering: Inter Noise. Bejing Proceedings, 1001<br />

Maempel, H.-J. (2001).<br />

Klanggestaltung und Popmusik: Eine experimentelle Untersuchung. Heidelberg: Synchron.<br />

Meyer, J. (1999).<br />

Akustik und musikalische Aufführungspraxis Leitfaden <strong>für</strong> Akustiker, Tonmeister, <strong>Musik</strong>er, Instrumentenbauer<br />

und Architekten. Frankfurt am Main: E. Bochinsky<br />

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A re-determination of the equal-loudness relations for pure tones. Brit.Journal.Appl. Phys. 7, 166-181<br />

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Lautstärkemessung im Rundfunk: Vortrag 23. Tonmeistertagung Leipzig 2004,<br />

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Zwicker, E.,& Fastl, H. (1999).<br />

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90


Bildnachweis<br />

Abb. 1 Kurven gleicher Lautstärke<br />

Cremer, L.&Hubert, M. (1985). Vorlesungen über technische Akustik. Springer-.Verlag<br />

Abb. 2 A-Bewertungskurve<br />

Görne, T. (2006). Tontechnik. Hanser-Verlag<br />

Abb. 3 Lautheit 1000-Hz-Ton in Sone<br />

Hellbrück J. & Ellermeier W. (2004). Hören, Physiologie, Psychologie und Patologie. Hogrefe-Verlag, 2.<br />

Auflage<br />

Abb.4 : Limiter, analoges System.<br />

Albrecht, C. (2006) Lehrstuhl <strong>für</strong> <strong>Musik</strong>übertragung, H.f.M. Detmold<br />

Abb. 5: Kompressor, analoges System<br />

Albrecht, C. (2006) Lehrstuhl <strong>für</strong> <strong>Musik</strong>übertragung, H.f.M. Detmold<br />

Abb. 6 : Kammermusiksaal HMT Hannover<br />

bis Abb. 9: Aufnahme Sprache (nachgestellte Szene), großer Aufnahmeraum, <strong>Erich</strong>-<strong>Thienhaus</strong>-<strong>Institut</strong><br />

Birkenhake, H. & Struck, C. (2006). Fotoserie Diplomarbeit<br />

Abb.10: Klirr-Messung Weiss DS1-MK2 „Worst Case“ Einstellung Threshold -40 dB, Ratio 20:1 Bereich<br />

20-20000 Hz.<br />

bis Abb.19 und 20: Dynamische Burstmessung Weiss DS1-MK2 100 Hz, Threshold -25 dB, Ratio 3.33:1<br />

(Abb.19), sowie 1000 Hz Threshold -18 dB, Ratio 6.66:1 (Abb.20)<br />

Struck, C. (2006). Grafiken erstellt mit Prism Sound, d-Scope Series3<br />

Abb. 21: Screenshot EDL, Test-CD 2 Sequoia<br />

Struck, C. (2006). Grafik erstellt mit Magix, Sequoia V8<br />

Abb. 22: Altersverteilung, Testpublikum, gesamt<br />

bis Abb. 43: Präferenz Sprache, Tonmeister<br />

Henning Birkenhake (2006) Grafiken erstellt mit SPSS Inc., SPSS for Windows Version 11.0.1<br />

Mit freundlicher Unterstützung der Allgemeinen <strong>Hochschule</strong> Paderborn<br />

91

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