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6 KAZ – KUNST AUS DER ZEIT
Festspiele 2011
„Es zählt immer die Qualität“
� Die Leiterin von Kunst
aus der Zeit (KAZ), Laura
Berman, gibt im Interview
spannende Einblicke
in ihre Arbeit.
KAZ steht für Kunst aus der
Zeit und daher für neue, zeitgenössische
und zeitgemäße
Produktionen. Die Sparte KAZ
wurde vor zehn Jahren von
Alfred Wopmann gegründet,
heute wird sie sehr erfolgreich
von Laura Berman geleitet.
Die sympathische Amerikanerin
mit Wohnort in Berlin und
Bregenz versteht es, mit viel
Feingefühl, Mut und Kreativität
in Zusammenarbeit mit
den KünstlerInnen stets Neues
zu schöpfen und das Festspielpublikum
immer wieder zu
überraschen. Wie sie das genau
macht, wie es sich anfühlt
und wie sich KAZ in den letzten
Jahren entwickelt hat, erzählt
Laura Berman im Interview.
Kunst aus der Zeit feiert heuer
seinen zehnten Geburtstag! Das
Baby ist groß geworden – was ist
das als Leiterin für ein Gefühl?
Laura Berman: Es ist ein
super Gefühl. Ich bin glücklich,
dass die Festspiele ein so
langes Commitment zu einem
zeitgenössischen Programm
gemacht haben.
Inwiefern hat sich KAZ in den
letzten Jahren verändert? Kann
von einem Reifungsprozess gesprochen
werden?
Laura Berman: Ja sicherlich.
KAZ ist nun fest in der Region
verankert, hat inzwischen
schon ein richtiges Stammpublikum.
Ich denke, dass die
Zuschauer mittlerweile auch
etwas ganz Konkretes unter
KAZ verstehen. Ich genieße
den Dialog mit dem Publikum
hier sehr. Kunst aus der Zeit
hat einige tolle feste Partner
in der Region gefunden – und
auch künstlerische Partner.
Veranstalter im In- und Ausland
kennen das Programm
und kommen wegen Kooperationen
auf mich zu.
Welches der vergangenen Jahre
war das schönste Jahr für KAZ?
Laura Berman: Na ... letztes
Jahr stieg der Verkauf sehr
stark – wir waren in der Werkstattbühne
oft ausverkauft und
die Konzerte waren auch ausgesprochen
gut besucht – aber
ich finde jedes Jahr toll.
Das KAZ-Programm beinhaltet
sehr oft Uraufführungen. Ihr
seid dabei Schöpfer der besonderen
Art – wie ist die Zusammenarbeit
mit KünstlerInnen dabei?
Laura Berman: Aufregend
und jedes Mal anders.
Ich versuche zunächst bei den
Künstlern vorzufühlen, bevor
ich einer Kooperation zu einer
Uraufführung zustimme. Nur
wenn ich spüre, dass gegenseitiges
Vertrauen da ist, gehe ich
ein solches Projekt an.
Wie jung/zeitgemäß muss eine
Produktion sein, um KAZ-tauglich
zu sein?
Laura Berman: Kunst aus
der Zeit besteht nur aus Projekten,
die jetzt kreiert werden
– da muss man dem Namen
treu sein. Der Name KAZ bestand
schon, bevor ich an Bord
kam.
Wie viel vorher wählst du die
Produktionen aus?
Laura Berman: Eigentlich
strebt man eine langfristige
Planung an, denn ich wähle
eigentlich nicht aus, sondern
ich denke mir eher Projekte
mit anderen Künstlern und
Partnern aus. Nur wenige der
Projekte sind wirklich „ausgewählt“
– da muss man aber
schon eineinhalb Jahre vorher
dran sein. Manchmal sind die
Konzerte vereinbart, aber das
richtige Programm wird erst
später fix ausgemacht.
Wie kommst du auf die verschiedenen
Produktionen?
Laura Berman: Ich reise
oft und versuche, so viel wie
möglich in eine Reise hineinzupacken,
wie andere Kollegen,
die auf dem gleichen Gebiet
arbeiten. Glückerweise ist
mein Hauptwohnsitz in Berlin,
wo es sehr viel zu sehen gibt.
Ich habe auch ein gutes Netzwerk
und bekomme oft Tipps
von Freunden und Kollegen.
Sind die Vorarlberger offen
für Kunst aus der Zeit oder ist es
in Berlin einfacher, die Leute zu
begeistern ?
Laura Berman: Es gibt
immer überall Menschen,
die sich für zeitgenössische
Kunst
interessieren. Hier
zählt immer Qualität
– denn etwas Neues
zu produzieren, ist
für den Produzenten
ein hohes Risiko.
Jedoch spürt
das Publikum
immer, wenn
Qualität vorhanden
ist,
auch wenn
das Stück
noch nicht
ganz fertig
g ediehen
ist. Eigentlich
ist
Programmmachen
in
Vorarl berg
tatsächlich
leichter als
in Berlin
– denn ich
habe viel
w eniger
K onkurrenz.
Das
Angebot in
Vorarlberg
ist sehr
begrenzt,
was zwar
eigentlich
sehr schade
ist. Aber
das ist für
Kunst aus
der Zeit
ein Bonuspunkt.
Gibt es ein Vorreiter-Land in
Bezug auf neue Musik und Produktionen
aus der Zeit?
Laura Berman: In den
90er sprach man von der Flämischen
Welle. Sie hat immer
noch nicht aufgehört –
dies liegt auch sicherlich an
den kulturpolitischen Strukturen
und Entscheidungen in
Flandern. Man könnte das
als gutes Beispiel für
Länder mit einer vergleichbaren
Größe
nehmen. Was dort –
und ebenso bisher
auch in den Niederlanden
– beein -
druckend ist, ist dass
die Künstlergruppen
nicht nur in
ein oder zwei
Städten spielen
– sondern
unterstützt
wer den,
wenn sie
auf Tour gehen.Experimentelles
ist
somit überall
besser im kulturellenAngebot
integriert.
Mich persönlichbeeindruckt
immer
wieder, wie
viele gute
Komponisten
es in Österreich
gibt – das
meine ich
ganz ehrlich
–, das sage ich
nicht, um einen
po sitiven
Eindruck zu
machen. Als
ich hier in Bregenz
anfing, habe ich
noch nicht so sehr darauf
geachtet – mir fiel
es dann auf bei Konzerten
in Deutschland
und anderen Ländern
auf. Für ein relativ
kleines Land gibt es
sehr viele gute Musiker,
Ensembles und
Komponisten.