Mehr als Protest: Die Uni demokratisch weiterentwickeln! - Grüne ...
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etonGRÜN Januar 2011<br />
„Ziel des AStA sollte sein, mehr Studierende mit einzubeziehen“<br />
<strong>Die</strong> eher männlich dominierte<br />
Hochschulpolitik könnte<br />
schon bald wieder eine Frau<br />
an der Spitze haben. Laura<br />
Schlegel (22) ist Kandidatin<br />
der <strong>Grüne</strong>n Hochschulgruppe<br />
für den AStA-Vorsitz. Was<br />
sich mit ihr ändern wird und<br />
was sie alles plant, haben wir<br />
sie gefragt.<br />
betonGRÜN: Laura, stell Dich<br />
doch mal kurz vor.<br />
Laura: Im Frühling 2009 bin<br />
ich für das Studium aus Stuttgart<br />
nach Bochum gezogen<br />
und studiere im vierten Semester<br />
Sozial- und Religionswissenschaft.<br />
Seit einem<br />
Jahr bin ich <strong>als</strong> Referentin für<br />
Hochschul- und Bildungspolitik<br />
im AStA.<br />
betonGRÜN: Du konntest im<br />
vergangenen Jahr <strong>als</strong>o bereits<br />
viele Erfahrungen im AStA<br />
sammeln. Was gefällt Dir an<br />
der Arbeit?<br />
Laura: Durch meine Arbeit<br />
im AStA habe ich viele Menschen<br />
kennengelernt, denen<br />
es wie mir am Herzen liegt,<br />
neben dem Studium politisch<br />
aktiv zu sein. Gerade in diesem<br />
Jahr konnten wir miterleben,<br />
dass studentisches<br />
Engagement Früchte trägt:<br />
Im Landtagswahlkampf 2010<br />
haben es die Studierenden<br />
geschafft, Studiengebühren<br />
zu einem wichtigen Thema<br />
An kleinen Schrauben wird<br />
gedreht, statt sich ans Ganze<br />
zu wagen. <strong>Die</strong> <strong>Grüne</strong> Hochschulgruppe<br />
macht sich stark<br />
für eine Reform der Reform<br />
des europäischen Bildungssystems.<br />
22 Klausuren, 26 Referate,<br />
acht Hausarbeiten, sechs Essays,<br />
zwei Praktikumsberichte,<br />
drei mündliche Prüfungen,<br />
eine Bachelorarbeit sowie<br />
unzählige Textzusammenfassungen.<br />
Aufgeteilt auf 17<br />
Vorlesungen, 26 Seminare,<br />
vier Tutorien, acht Übungen,<br />
vier Sprachkurse, zwei Kolloquien<br />
und zwei Praktika.<br />
Das Ganze jetzt schön dicht<br />
verpackt auf sechs Semester<br />
und die <strong>Uni</strong> drückt der oder<br />
dem durchschnittlichen Studierenden<br />
ein Zwei-Fach-<br />
BA-Zeugnis in die Hand, von<br />
dem nach wie vor kein Arbeitgeber<br />
weiß, ob es einen<br />
Pfifferling wert ist. Und die<br />
wichtigste Frage bleibt unbeantwortet:<br />
Was wird sie/er<br />
aus drei Jahren Stress für sich<br />
mitnehmen?<br />
Leistungsnachweise<br />
„Leistungsnachweis“ lautet<br />
das große Schlüsselwort des<br />
BA/MA-Systems. <strong>Die</strong> Studierenden<br />
müssen ständig<br />
zu machen. Zum nächsten<br />
Wintersemester werden die<br />
Gebühren nun abgeschafft.<br />
RUB-intern wurden unsere<br />
Forderungen zum Thema<br />
Campussanierung einbezogen.<br />
Solche Erfolge spornen<br />
dazu an, weiterzumachen.<br />
betonGRÜN: Was reizt Dich<br />
an der Aufgabe, AStA-Vorsitzende<br />
zu werden?<br />
Laura: Mich reizt es, an der<br />
<strong>Uni</strong>versität nicht nur zu lernen,<br />
sondern aktiv mitzugestalten.<br />
Dazu hatte ich im<br />
letzten Jahr bereits Gelegenheit.<br />
Doch <strong>als</strong> Vorsitzende<br />
sind die Möglichkeiten ungleich<br />
größer. Zusätzlich bin<br />
ich überzeugt, für mich selbst<br />
etwas aus der Arbeit mitzunehmen<br />
und an den Aufgaben<br />
zu wachsen.<br />
betonGRÜN: <strong>Die</strong> letzten vier<br />
AStA-Vorsitzenden waren<br />
Männer. Bedeutet es Dir etwas,<br />
dass mit Dir nun endlich<br />
wieder eine Frau den wichtigsten<br />
Posten der Studierendenschaft<br />
bekleiden könnte?<br />
Laura: Selbstverständlich ist<br />
es wichtig, dass wir die nach<br />
außen getragenen Forderungen<br />
auch innerhalb des AStAs<br />
verwirklichen.<br />
betonGRÜN: Seit drei Jahren<br />
ist die <strong>Grüne</strong> Hochschulgruppe<br />
bereits am AStA beteiligt.<br />
<strong>Die</strong> Reform reformieren?<br />
beweisen, warum sie an der<br />
<strong>Uni</strong>versität sind. Sie müssen<br />
täglich schreiben, was sie<br />
noch gar nicht wissen können.<br />
Wissen braucht bei jedem<br />
Menschen unterschiedlich<br />
viel Zeit zum Verdauen.<br />
Mithilfe von sogenannten<br />
„Workloads“ wird diese Frage<br />
radikal vereinheitlicht und<br />
festgelegt, wie lange jede und<br />
jeder an einer Hausarbeit sitzen<br />
kann, damit die Regelstudienzeit<br />
nicht überschritten<br />
werden muss. Wer mehr Ideen<br />
hat, mehr wissen und sich<br />
vertiefen will, fällt aus dem<br />
Raster.<br />
Persönliche<br />
Entfaltung bewahren!<br />
<strong>Die</strong> Probleme des BA/MA-<br />
Systems wurden mittlerweile<br />
auch von einigen europäischen<br />
PolitikerInnen erkannt,<br />
doch nach wie vor bleibt die<br />
entscheidende Reform aus.<br />
<strong>Die</strong> Idee des einheitlichen<br />
europäischen Bildungsraums<br />
ist richtig, sollte aber anders<br />
umgesetzt werden. Persönliche<br />
Entfaltung im Studium ist<br />
auch in Zeiten von Massenuniversitäten<br />
möglich. Doch<br />
eine höhere Prüfungsdichte,<br />
überfüllte Seminare und Anwesenheitspflichten<br />
führen<br />
nicht dorthin.<br />
Interview mit Laura Schlegel<br />
14<br />
Was wird sich mit Dir ändern,<br />
wo möchtest Du die Arbeit<br />
Deiner Vorgänger fortsetzen?<br />
Laura: Im vergangenen Jahr<br />
haben wir gemerkt, dass die<br />
hohe Anzahl an ReferentInnen<br />
im AStA oft hinderlich<br />
ist. Wir möchten, dass sich<br />
alle Studierenden aktiv beteiligen<br />
können. <strong>Die</strong>se offene<br />
Struktur ist mit weniger gewählten<br />
Referentinnen und<br />
Referenten besser umzusetzen.<br />
<strong>Die</strong> Zusammenarbeit mit<br />
den Fachschaftsräten muss<br />
weiter ausgebaut werden. Der<br />
AStA ist für alle Studierenden<br />
der RUB gleichermaßen<br />
da. <strong>Die</strong> FSRs helfen uns dabei,<br />
die Interessen der einzelnen<br />
Fachschaften trotzdem im<br />
Auge zu behalten. Thematisch<br />
halte ich die Schwerpunkte<br />
der letzten Jahre für richtig.<br />
<strong>Die</strong> Campussanierung grün<br />
zu gestalten wird auch in den<br />
kommenden Jahren wichtig<br />
8 12<br />
Bald schon AStA-Vorsitzende? Laura Schlegel vor dem Studierendenhaus der RUB<br />
Im vergangenen Jahr ist<br />
hochschulpolitisch eine Menge<br />
passiert. Besonders interessant<br />
ist sicherlich die<br />
anstehende Abschaffung der<br />
Studiengebühren zum Wintersemester.<br />
Nach vier Jahren endete 2010<br />
die schwarz-gelbe Koalition<br />
in NRW und somit auch eine<br />
Zeit der Entsolidarisierung<br />
im Bildungssystem. Nach anfänglichen<br />
Unstimmigkeiten<br />
ist inzwischen sicher: SPD,<br />
<strong>Grüne</strong> und Linke werden die<br />
Studiengebühren zum Wintersemester<br />
abschaffen! Wir<br />
sind froh, dass sich der jahrelange<br />
Einsatz <strong>Grüne</strong>r Hochschulgruppen<br />
ausgezahlt hat<br />
und sich unsere Mischung<br />
aus außerparlamentarischem<br />
Druck (wie im Bildungsstreik)<br />
und Gesprächen mit den Verantwortlichen<br />
im Landtag <strong>als</strong><br />
richtig erwiesen hat.<br />
Wird jetzt mein<br />
Tutorium wegfallen?<br />
<strong>Die</strong> Studiengebühren an der<br />
<strong>Uni</strong> werden nicht einfach<br />
wegfallen, sondern durch<br />
Kompensationszahlungen<br />
des Landes ersetzt. An den<br />
<strong>Uni</strong>s wird <strong>als</strong>o kein Geld fehlen!<br />
„Wir verurteilen es aufs<br />
Schärfste, dass einzelne Fa-<br />
11<br />
sein. Das Vorgehen gegen die<br />
Anwesenheitspflicht muss<br />
ebenfalls fortgesetzt werden.<br />
betonGRÜN: An vielen Studierenden<br />
geht die Arbeit des<br />
AStA unbemerkt vorbei. Wie<br />
lässt sich dieser Missstand beheben?<br />
Laura: Ich habe Verständnis<br />
dafür, dass die Studierenden<br />
bei der hohen Prüfungsdichte<br />
der BA/MA-Studiengänge<br />
andere Prioritäten setzen.<br />
Trotzdem sollte es Ziel des<br />
nächsten AStA sein, mehr<br />
Studierende in die Selbstverwaltung<br />
mit einzubeziehen.<br />
Durch offenere Strukturen<br />
und das Integrieren von Interessierten<br />
in einzelne Aktionen,<br />
zum Beispiel gegen Tierversuche,<br />
hat das im letzten<br />
Jahr bereits sehr gut geklappt.<br />
betonGRÜN: Zum Abschluss<br />
eine kurze aber wichtige Fra-<br />
Bye bye Studiengebühren<br />
7<br />
ge: Warum soll ich denn nun<br />
meine Stimme der <strong>Grüne</strong>n<br />
Hochschulgruppe geben?<br />
Laura: <strong>Die</strong> GHG ist meiner<br />
Ansicht nach die Liste an der<br />
RUB, die den <strong>Protest</strong> auf der<br />
Straße am Besten mit parlamentarischer<br />
Arbeit verbindet.<br />
Nur etwa 10% unserer<br />
Aktiven sind auch Mitglied<br />
der <strong>Grüne</strong>n Partei. Ich zum<br />
Beispiel bin es nicht und<br />
möchte mir mit dieser Entscheidung<br />
auch Zeit lassen.<br />
Auf diese Weise sind wir unabhängig<br />
von Bündnis 90/<strong>Die</strong><br />
<strong>Grüne</strong>n, können unsere Kontakte<br />
aber sinnvoll nutzen.<br />
Zum Beispiel, wenn es darum<br />
geht, die gesetzlichen Regelungen<br />
zu den Kompensationszahlungen,<br />
die derzeit im<br />
Landtag diskutiert werden,<br />
im Sinne der Studierenden zu<br />
gestalten.<br />
betonGRÜN: Vielen Dank!<br />
Studiengebühren sind bald Geschichte: Trotz <strong>Protest</strong>en der <strong>Uni</strong>leitung<br />
kultäten beginnen, studentische<br />
Hilfskräfte zu entlassen“,<br />
so der grüne AStA-Vorsitzende<br />
Jan Keitsch. „<strong>Die</strong>se Entlassungen<br />
werden mit dem<br />
Wegfall der Studiengebühren<br />
begründet. De facto wird<br />
aber nicht weniger Geld an<br />
die Fakultäten fließen, die<br />
Entlassungen sind <strong>als</strong>o unbegründet<br />
und müssen zurückgenommen<br />
werden!“ Es wird<br />
vermutet, dass die <strong>Uni</strong>leitung<br />
und einzelne Fakultäten weiterhin<br />
versuchen, das Gebührenmodell<br />
zu retten: Auf Kosten<br />
der Studierenden! „Wir<br />
werden alles tun, um dafür<br />
zu sorgen, dass dieser perfide<br />
Plan nicht aufgeht und keine<br />
Tutorien- oder andere Stellen<br />
dauerhaft wegfallen“, verspricht<br />
Laura Schlegel, grüne<br />
Kandidatin für den AStA-<br />
Vorsitz.<br />
Warum nicht schon<br />
zum Sommersemester?<br />
Aufgrund der hohen Kompensationszahlungen<br />
ist eine<br />
Abschaffung zum Sommersemester<br />
noch nicht möglich.<br />
„Wir bedauern das sehr, werden<br />
aber alles tun, um die Gebühren<br />
zum Sommersemester<br />
möglichst stark zu senken“,<br />
so Laura Schlegel. „Durch die<br />
Kompensationszahlungen besitzt<br />
die <strong>Uni</strong> große Planungssicherheit<br />
über die finanziellen<br />
Mittel und kann das Geld,<br />
das nicht unmittelbar für das<br />
Sommersemester 2011 benötigt<br />
wird, an die Studierenden<br />
zurückgeben.“<br />
4<br />
KandidatInnen<br />
6. Karsten Finke<br />
Karsten studiert Pädagogik<br />
und Sozialpsychologie. Zurzeit<br />
ist er Öffentlichkeitsreferent<br />
im AStA. Seine<br />
Schwerpunkte liegen in der<br />
Gleichstellungs- und Umweltpolitik.<br />
7. Nergiz Yilmaz<br />
Nergiz studiert Sozialwissenschaft<br />
und möchte zum<br />
ersten Mal für die GHG ins<br />
StuPa einziehen. Ihr politischer<br />
Schwerpukt liegt in der<br />
Sozialpolitik.<br />
8. Jan Keitsch<br />
Jan ist aktuell <strong>als</strong> AStA-Vorsitzender<br />
„Chef“ der studentischen<br />
Selbstverwaltung. Er<br />
studiert Religionswissenschaft<br />
und Philosophie. Seine<br />
Schwerpunkte liegen in der<br />
Hochschul- und Umweltpolitik.<br />
9. Esra Arslan-Balci<br />
Esra studiert Jura und ist<br />
zurzeit stellv. Sprecherin des<br />
Studierendenparlaments. Ihr<br />
politischer Schwerpukt liegt<br />
in der Sozialpolitik.<br />
10. Christian Zschoche<br />
Christian studiert IT-Sicherheit<br />
und ist ein Neuling<br />
bei der <strong>Grüne</strong>n Hochschulgruppe.<br />
Seine politischen<br />
Schwerpunkte liegen in der<br />
Bildungs-, Umwelt und Datenschutzpolitik.