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medMobil - Ärzte der Welt e.V.

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2011<br />

C : 100<br />

M : 60<br />

J : 0<br />

N : 0<br />

Médecins du monde - Identité visuelle ALLEMAGNE<br />

08/07/2009<br />

JahresBerIChT<br />

DIE WELT VERGISST SCHNELL. WIR HELFEN WEITER.


C : 100<br />

M : 60<br />

J : 0<br />

N : 0<br />

Médecins du monde - Identité visuelle ALLEMAGNE<br />

08/07/2009<br />

<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> e.V.<br />

Augustenstraße 62<br />

D-80333 München<br />

Telefon + 49 ( 0 ) 89 45 23 081- 0<br />

info@aerzte<strong>der</strong>welt.org<br />

www.aerzte<strong>der</strong>welt.org<br />

www.mdm-international.org<br />

Impressum<br />

© <strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> e.V.,<br />

V. i. S. d. P.: Prof. Dr. H.- J. Zenker<br />

( Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong> )<br />

Redaktion<br />

Ute Zurmühl<br />

Damien Perrot<br />

Katharina Radmüller<br />

Sabrina Schmitt<br />

Mit Unterstützung von Rosa Gaube<br />

und Angelika Braune-Radmüller<br />

Stand Juni 2012<br />

Quellen<br />

World Health Organization (WHO): World Health<br />

Statistics 2011; Human Development Reports 2011<br />

<strong>Welt</strong>bank: data.worldbank.org<br />

Titelbild Sara Farid<br />

Rückseite Lam Duc Hiên<br />

Gestaltung Media Company GmbH, Bonn<br />

Druck<br />

Mit freundlicher Unterstützung von:<br />

Bosch-Druck GmbH<br />

www.bosch-druck.de<br />

<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> e.V. ist als gemeinnützige<br />

Organisation anerkannt. Spenden sind steuerlich<br />

abzugsfähig.<br />

Seit April 2006 erhält „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ jährlich das<br />

DZI-Spendensiegel als Zeichen für Vertrauenswürdigkeit<br />

und erfüllt so die strengen Kriterien des<br />

Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen.<br />

Sie können unsere Arbeit auch dauerhaft<br />

unterstützen. Mehr Infos unter aerzte<strong>der</strong>welt.org<br />

Mit Ihrer Spende hilft „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ weiter.<br />

Stichwort: Hilfe weltweit<br />

Deutsche Kreditbank (DKB)<br />

Kontonummer: 1004333660<br />

BLZ: 120 300 00<br />

IBAN: DE06 1203 0000 1004 3336 60<br />

SWIFT BIC: BYLADEM1001<br />

Mitgliedschaften<br />

VENRO, Nord-Süd-Forum München, Aktionsbündnis<br />

gegen AIDS. Außerdem ist „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Welt</strong>“ Mitglied im Koordinierungsausschuss<br />

„Humanitäre Hilfe“ des Auswärtigen Amtes und<br />

beim Arbeitskreis Medizin in Entwicklungslän<strong>der</strong>n<br />

( AKME ).<br />

Deutsches<br />

Zentralinstitut<br />

für soziale<br />

Fragen (DZI)<br />

Zeichen für<br />

Vertrauen<br />

Die Verbesserung <strong>der</strong><br />

Gesundheit von Frauen<br />

und Kin<strong>der</strong>n liegt dem<br />

„<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“-Netzwerkes<br />

beson<strong>der</strong>s am<br />

Herzen. ( Hier bei einer<br />

Fortbildung in Nepal ).<br />

© Benoit Guenot


VORWORT<br />

LIeBe FreundInnen und Freunde<br />

von „ÄrzTe <strong>der</strong> WeLT“,<br />

die Arbeit unserer Organisation wurde im Jahr 2011 vor allem von<br />

zwei Katastrophen geprägt: Im März 2011 traf Japan ein Schicksalsschlag<br />

unvorstellbaren Ausmaßes. Zum ersten Mal in <strong>der</strong> Geschichte<br />

unserer Organisation war eine Sektion des „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Welt</strong>“-Netzwerkes unmittelbar im eigenen Land von einer Katastrophe<br />

betroffen ( S. 16 – 17 ).<br />

Soforthilfe: horn von AfrikA<br />

Eine Ernährungskrise bedrohte dann im Sommer 2011 das Leben<br />

von Millionen Menschen am Horn von Afrika ( S. 12 – 15 ). Das<br />

Netzwerk „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ organisierte einen umfassenden Soforthilfe-Einsatz<br />

und leistete humanitäre Hilfe für die Flüchtlinge sowie<br />

für die von <strong>der</strong> Dürrekrise betroffene lokale Bevölkerung in<br />

Dadaab (Kenia) und Bossaso (Somalia).<br />

„vergeSSene kriSen“<br />

2011 setzten wir unser Engagement in Krisenregionen fort, die<br />

zunehmend in Vergessenheit geraten. Zum Beispiel in Pakistan, in<br />

<strong>der</strong> Grenzregion zu Afghanistan, wo „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ ein Gesundheitsprogramm<br />

für intern Vertriebene und Betroffene <strong>der</strong> Flutkatastrophe<br />

von 2010 durchführt und beim Wie<strong>der</strong>aufbau hilft<br />

( S. 22 – 23 ).<br />

In Haiti, das im Januar 2010 von einem verheerenden Erdbeben<br />

verwüstet und danach von einer Cholera-Epidemie heimgesucht<br />

wurde, bleiben die Teams von „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ weiterhin<br />

im Einsatz und engagieren sich beim Wie<strong>der</strong>aufbau des Gesundheitswesens<br />

( S. 10 – 11 ). Dies ist nur dank <strong>der</strong> Hilfe <strong>der</strong> vielen<br />

Spen<strong>der</strong>Innen und För<strong>der</strong>er möglich, die unsere Projekte unterstützen:<br />

Das gesamte „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“-Netzwerk erhielt infolge<br />

des Erdbebens 24,1 Millionen Euro für Hilfsprojekte in Haiti. Von<br />

Anfang 2010 bis Ende 2011 setzte unsere Organisation fast 19<br />

Millionen Euro ein. Die restlichen Hilfsgel<strong>der</strong> werden im Jahr 2012<br />

für die Stabilisierung unserer dortigen Gesundheitsprogramme<br />

verwendet.<br />

VORWORT<br />

europA: geSundheitSverSorgung für Alle<br />

Aber auch in Europa setzen wir uns für diejenigen ein, die am<br />

Rande <strong>der</strong> Gesellschaft stehen. Ausgelöst durch die ökonomische<br />

Krise haben viele Regierungen Europas drastische Sparmaßnahmen<br />

im Gesundheitssektor eingeführt, die beson<strong>der</strong>s verletzliche<br />

Bevölkerungsgruppen treffen. Dies spiegelt sich vor allem in den<br />

nationalen Projekten unserer Kollegen in Griechenland und<br />

Spanien wie<strong>der</strong>. Dass Hilfe nicht nur im EU-Ausland benötigt wird,<br />

zeigen auch die Patientenzahlen unserer Münchner Anlaufstelle<br />

für Nichtversicherte „open.med“: Im Vergleich zu 2010 haben sich<br />

die Patientenzahlen dort verdoppelt ( S. 28 – 33 ).<br />

AuSblick 2012: verStärkung deS engAgementS<br />

Die Anzahl von Krisen, ob als Folge von Naturkatastrophen, Armut<br />

o<strong>der</strong> Krieg, nimmt nicht ab. Als humanitäre, medizinische Hilfsorganisation<br />

stellen wir uns dieser Herausfor<strong>der</strong>ung und werden<br />

auch in Zukunft – unabhängig und neutral – überall dort helfen, wo<br />

Menschen in Not medizinische Hilfe und Unterstützung benötigen.<br />

Neben Soforthilfe-Einsätzen wollen wir uns vor allem mit nachhaltigen<br />

Langzeitprojekten engagieren und Hilfe zur Selbsthilfe leisten.<br />

Hierfür verstärkten wir 2011 unsere Münchner Geschäfts stelle.<br />

Doch unsere Arbeit ist nur durch Sie möglich! Ich möchte<br />

dies zum Anlass nehmen und mich ganz herzlich bei allen För<strong>der</strong>ern,<br />

Spen<strong>der</strong>Innen und den vielen engagierten Helfern in unseren<br />

Projekten bedanken !<br />

Herzlichst,<br />

© <strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> Archiv<br />

Prof. Dr. med Heinz-Jochen Zenker MPH<br />

Präsident <strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> Deutschland<br />

3


4<br />

dAS internAtionAle netZWerk<br />

„ärZte <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“<br />

„<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ ist die deutsche Sektion <strong>der</strong> internationalen humanitären Organisation<br />

„Médecins du Monde“ / „Doctors of the World“. Das Netzwerk „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ arbeitet<br />

im Verbund und führte 2011 über 350 Gesundheitsprogramme in fast 80 Län<strong>der</strong>n<br />

( internationale & nationale Projekte ) durch.<br />

„<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ leistet medizinische Hilfe für benachteiligte<br />

Bevölkerungsgruppen, die von Krisen<br />

o<strong>der</strong> Ausgrenzung betroffen sind: weltweit<br />

und unabhängig von ethnischer, sozialer, religiöser<br />

und politischer Herkunft. Wir verstehen den<br />

Zugang zu Gesundheitsversorgung als universelles<br />

Menschenrecht.<br />

internAtionAle projekte:<br />

not hilfe & lAngfriStigeS<br />

engAgement<br />

„<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ ist vor Ort, wenn bei Katastrophen<br />

o<strong>der</strong> Krisen schnell medizinische Hilfe benötigt<br />

wird. In <strong>der</strong> Folge von Krisen hilft das internationale<br />

Netzwerk beim Wie<strong>der</strong>aufbau, berät<br />

die örtlichen Gesundheitsinstitutionen o<strong>der</strong> engagiert<br />

sich in <strong>der</strong> Krisenprävention. Wir führen<br />

aber auch langfristige Projekte in Entwicklungslän<strong>der</strong>n<br />

durch, um vor allem die dortigen Gesundheitssysteme<br />

zu stärken, hier vorrangig in<br />

strukturschwachen Regionen o<strong>der</strong> bei anhaltenden<br />

Krisen.<br />

Unser Ziel ist es dabei immer, nachhaltige<br />

Lösungen zu finden, damit die Aktivitäten<br />

nach dem Weggang von „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ von<br />

den einheimischen Akteuren weitergeführt wer-<br />

den können. Daher werden unsere lokalen Partner<br />

in alle Projektvorhaben von Anfang an eng<br />

eingebunden.<br />

inlAndS-projekte<br />

Neben den internationalen Projekten setzen sich<br />

die Sektionen des „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“-Netzwerkes<br />

auch in ihren eigenen Län<strong>der</strong>n für den Zugang zu<br />

medizinischer Versorgung als humanitäres<br />

Grundrecht ein. 2011 führten 13 Netzwerk-Mitglie<strong>der</strong><br />

190 nationale Gesundheitsprogramme in<br />

ihren jeweiligen Heimatlän<strong>der</strong>n durch.<br />

In Deutschland ermöglichen unsere Inlands-Projekte<br />

„open.med“ in München und<br />

„Med.Mobil“ in Stuttgart medizinische Versorgung<br />

für Menschen ohne Zugang zu Gesundheitsversorgung.<br />

menSchenrechtSverletZungen<br />

öffentlich mAchen<br />

Neben unserer Projektarbeit sehen wir es als<br />

unsere Aufgabe, Augenzeugenberichte und Verstöße<br />

gegen das humanitäre Völkerrecht zu<br />

dokumentieren. Wir machen Gesellschaft und<br />

Verantwortliche in Politik und Wirtschaft auf die<br />

erschwerten Lebensbedingungen unserer Patientengruppen<br />

aufmerksam und engagieren uns<br />

auf europäischer und internationaler Ebene für<br />

eine allgemein zugängliche Gesundheitsversorgung<br />

als Menschenrecht für alle.<br />

<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong><br />

Den Zugang zu<br />

Gesundheits versorgung<br />

verstehen<br />

wir als universelles<br />

Menschenrecht.<br />

© Olivier Dubuquoy


JahresBerIChT 2011<br />

dAS „ärZte <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“-netZWerk hAt Sektionen in folgenden län<strong>der</strong>n:<br />

Argentinien / Belgien / Kanada /<br />

Deutschland / England / Frankreich /<br />

Griechenland / Italien / Japan /<br />

Nie<strong>der</strong>lande / Portugal / Schweden /<br />

Schweiz / Spanien<br />

5


6<br />

DAS INTERNATIONALE NETZWERK „ÄRZTE DER WELT“<br />

SchWerpunkte <strong>der</strong> AufgAben 2011<br />

Sofort und / o<strong>der</strong> lAngfriStig<br />

Die Soforthilfe war 2011 einer <strong>der</strong> Schwerpunkte<br />

<strong>der</strong> Arbeit des „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“-Netzwerkes, sowohl<br />

nach dem Erdbeben in Japan als auch<br />

während <strong>der</strong> Nahrungsmittelkrise in Ostafrika.<br />

Unsere Teams konnten dort jeweils schnell und<br />

engagiert helfen. Und auch über die akuten Krisen<br />

hinaus unterstützten wir die Betroffenen<br />

weiterhin. So wurde 2011 die Hilfe in Pakistan<br />

und Haiti bis heute kontinuierlich fortgeführt.<br />

Hierbei kooperierte das Netzwerk eng mit lokalen<br />

Partner-Institutionen, um nachhaltige Strukturen<br />

im Gesundheitswesen aufbauen und übergeben<br />

zu können.<br />

frAuen und kin<strong>der</strong> ZuerSt<br />

Alle 90 Sekunden stirbt eine Frau an Komplikationen<br />

im Zusammenhang mit Schwangerschaft<br />

und Geburt. Ihr Tod ist nicht Schicksal, son<strong>der</strong>n<br />

die Folge von mangelndem Zugang zu Gesundheitsdiensten,<br />

Frauendiskriminierung und Armut.<br />

Immer noch sterben täglich 21.000 Kin<strong>der</strong> unter<br />

fünf Jahren an „vermeidbaren Ursachen“. Der<br />

weitaus größte Teil dieser Todesfälle könnte vermieden<br />

werden. Dazu müssen mehr Mittel in ein<br />

funktionierendes Gesundheitswesen investiert<br />

werden, es müsste <strong>der</strong> politische Wille bestehen,<br />

auch armen Frauen den Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen<br />

zu gewährleisten, und<br />

Frauen müssten gleichberechtigt in Entscheidungen<br />

über das Gesundheitswesen einbezogen<br />

werden. Die Millenniums-Entwicklungsziele<br />

4 und 5 <strong>der</strong> Vereinten Nationen wollen die Mütter-<br />

und Kin<strong>der</strong>sterblichkeitsrate bis 2015 drastisch<br />

senken und allgemein den Zugang von Frauen<br />

und Mädchen zu reproduktiver Gesundheit verbessern.<br />

Noch ist die <strong>Welt</strong>gemeinschaft weit von<br />

diesen Zielen entfernt. „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ begreift<br />

es als eine seiner Kernaufgaben, Müttern und<br />

Kin<strong>der</strong>n Zugang zu Gesundheitsversorgung zu<br />

gewähren und öffentlich für eine verbesserte<br />

Mutter-Kind- Gesundheit einzustehen.<br />

migrAntinnen <strong>Welt</strong>Weit<br />

„<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ sieht einen weiteren wichtigen<br />

Auftrag in <strong>der</strong> Gesundheitsversorgung von MigrantInnen<br />

weltweit. Mit Gesundheitsprojekten<br />

in den Herkunftsregionen ( 2011 z. B. in Kenia<br />

und Somalia ), in EU Transitlän<strong>der</strong>n (wie Griechenland<br />

und <strong>der</strong> Ukraine) o<strong>der</strong> in den an<strong>der</strong>en<br />

EU-Län<strong>der</strong>n ( in Deutschland in Stuttgart und<br />

München ) steht „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ dieser verletzlichen<br />

Bevölkerungsgruppe bei und tritt öffentlich<br />

für eine Verbesserung ihrer Lage ein.<br />

<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong><br />

Alle 90 Sekunden<br />

stirbt eine Frau an<br />

Komplikationen im<br />

Zusammenhang<br />

mit Schwangerschaft<br />

und Geburt.<br />

Immer noch sterben<br />

21 000 Kin<strong>der</strong><br />

unter fünf Jahren<br />

an „vermeidbaren<br />

Ursachen“. Hier<br />

versuchen wir einzuwirken.<br />

© Benoit Guenot<br />

Das internationale Netzwerk in Zahlen<br />

342 in77 Programme Län<strong>der</strong>n • Davon Inlands-Projekte:190 in13 nationale Projekte Län<strong>der</strong>n<br />

Internationale Projekte:152 64 internationale Programme in Län<strong>der</strong>n


HIER WERDEN DIE PRoGRammE DuRCHGEFüHRT:<br />

maGHREb / NaHER oSTEN<br />

17 Programme in 8 Län<strong>der</strong>n (11%)<br />

aSIEN<br />

23 Programme in 13 Län<strong>der</strong>n (15%)<br />

oSTEuRoPa<br />

7 Programme in 5 Län<strong>der</strong>n (5%)<br />

GESamTbuDGET:<br />

2011 betrug das Gesamtbudget des<br />

Netzwerkes 113 Millionen Euro.<br />

aFRIka<br />

68 Programme in 24 Län<strong>der</strong>n (45%)<br />

LaTEINamERIka<br />

37 Programme in 14 Län<strong>der</strong>n (24%)


8<br />

PROJEKTE INTERNATIONAL<br />

Mexiko<br />

Guatemala<br />

El Salvador<br />

Nicaragua<br />

Kolumbien<br />

Ecuador<br />

ÄrzTe<br />

Peru<br />

<strong>der</strong> WeLTneTzWerk<br />

projekte<br />

2011<br />

Bolivien<br />

Honduras<br />

Haiti<br />

Dominikanische<br />

Republik<br />

Mauretanien<br />

Senegal<br />

Guinea-Bissau<br />

Guinea<br />

Uruguay<br />

Mali<br />

Tunesien<br />

Algerien<br />

Paraguay<br />

ÄRZTE DER WELT<br />

Deutschland<br />

Sierra-Leone<br />

Liberia<br />

Elfenbeinküste<br />

Burkina Faso<br />

Togo<br />

Brasilien<br />

Benin<br />

Sao Tome<br />

und Principe<br />

Niger<br />

Angola


Ukraine<br />

Serbien<br />

Türkei<br />

Palästin. Gebiete<br />

Tschad<br />

JAHRESBERICHT 2011<br />

Bulgarien<br />

Moldawien<br />

Rumänien<br />

Ägypten<br />

Georgien<br />

Sudan<br />

Libanon<br />

Syrien<br />

Afghanistan<br />

Pakistan<br />

Jemen Nepal<br />

Äthiopien<br />

Somalia<br />

Kenia<br />

Uganda<br />

Ruanda<br />

Demokratische Republik Kongo<br />

Tansania<br />

Madagaskar<br />

Mosambik<br />

Simbabwe<br />

Die kräftigen Farben sind Projektlän<strong>der</strong><br />

des „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“-Netzwerkes.<br />

Bangladesch<br />

Indien<br />

Myanmar<br />

Indonesien<br />

Laos<br />

Vietnam<br />

Kambodscha<br />

Timor-Leste<br />

PROJEKTE INTERNATIONAL<br />

Russland<br />

9


10<br />

haITI:<br />

Wie<strong>der</strong>-<br />

AufbAu<br />

AlS<br />

chAnce<br />

PROJEKTE INTERNATIONAL: kaRIbIk<br />

Ein verheerendes<br />

Erdbeben in Haiti<br />

verwüstete 2010 die<br />

Hauptstadt Port-au-<br />

Prince und die umliegenden<br />

Gebiete.<br />

Das „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“-<br />

Netzwerk ist seither<br />

vor Ort und unterstützt<br />

den schrittweisen<br />

(Wie<strong>der</strong>-)Aufbau <strong>der</strong><br />

Gesundheitsversorgung.<br />

heute kann man, trotz des Ausmaßes <strong>der</strong><br />

Katastrophe und des damit verbundenen<br />

Leids, die Situation vor Ort auch als<br />

Chance betrachten – als Chance, Haiti neu und<br />

besser aufzubauen. „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ hat bereits<br />

vor dem Erdbeben mit lokalen Partnern zusammengearbeitet<br />

und führt auch heute alle Aktivitäten<br />

in enger Kooperation mit den nationalen<br />

und örtlichen Gesundheitsbehörden durch.<br />

ÄRZTE DER WELT<br />

mütter und kin<strong>der</strong> ZuerSt<br />

2011 wurden in Kooperation mit den staatlichen<br />

Stellen sowohl in <strong>der</strong> Hauptstadt Port-au-Prince<br />

als auch in abgelegenen ländlichen Gebieten<br />

über 250 000 Konsultationen durchgeführt. In<br />

<strong>der</strong> Hauptstadt Port-au-Prince – unter an<strong>der</strong>em<br />

in Elendsvierteln wie <strong>der</strong> Cité Soleil – sowie in<br />

den südwestlichen Landesteilen Grande Anse,<br />

Nippes und Goâve werden insbeson<strong>der</strong>e Ernährungsprogramme<br />

für Kin<strong>der</strong> und Angebote für<br />

Schwangere und Kleinkin<strong>der</strong> geför<strong>der</strong>t.


JAHRESBERICHT 2011<br />

für eine koStenloSe<br />

behAndlung <strong>der</strong> SchWächSten<br />

Viele Menschen können auf Grund ihrer Armut<br />

die kostspieligen staatlichen Gesundheitsleistungen<br />

nicht in Anspruch nehmen. Die Folge ist<br />

eine unverhältnismäßig hohe Säuglings- und<br />

Müttersterblichkeit in Haiti. Bei den staatlichen<br />

Gesundheitsbehörden setzte sich „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Welt</strong>“ daher dafür ein, dass schwangere Frauen<br />

und Kin<strong>der</strong> unter fünf Jahren auch langfristig<br />

kostenlos medizinisch versorgt werden können.<br />

bekämpfung <strong>der</strong> cholerA<br />

Nach dem Erdbeben brach in Haiti im Oktober<br />

2010 aufgrund <strong>der</strong> schlechten Hygienesituation<br />

überdies die Cholera aus. Und obwohl die<br />

Krankheit Anfang 2011 eingedämmt werden<br />

konnte, traten gegen Mitte des Jahres – beson<strong>der</strong>s<br />

in abgelegenen Gebieten – wie<strong>der</strong> vermehrt<br />

Todesfälle auf. In Zusammenarbeit mit den örtli-<br />

„<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ setzt sich dafür ein, dass<br />

Frauen und Kin<strong>der</strong> unter fünf Jahren kostenlos<br />

medizinisch versorgt werden können.<br />

© Pierre-W. Henry<br />

„<strong>der</strong> bedarf vor ort ist immens und unsere präsenz ist noch<br />

immer notwendig, aber die hauptaufgabe einer medizinischen<br />

nichtregierungs-organisation ist es nicht, reguläre Strukturen<br />

mit einem großen team ausländischer helfer zu ersetzen. um<br />

zur Stärkung des lokalen gesundheitssystems beizutragen,<br />

muss man vor allem mit nationalen teams zusammenarbeiten,<br />

sie ausbilden, unser know-how und unsere kompetenz weitergeben,<br />

damit wir uns wie<strong>der</strong> zurückziehen, die verantwortung<br />

weitergeben können und unser projekt fortbestehen kann.“<br />

Dr. Marc Paquette, Koordinator „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ Haiti<br />

chen Gesundheitsbehörden behandelten die<br />

„<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“-Teams Cholerakranke in 15 mobilen<br />

Einheiten, in drei größeren Zentren und in<br />

28 Anlaufstellen für orale Rehydratation.<br />

Neben <strong>der</strong> Versorgung <strong>der</strong> Kranken ist<br />

die Prävention entscheidend, um die Krankheit<br />

zu bekämpfen. Mehrere mobile „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“-<br />

Teams erläuterten daher auf Gemeindeversammlungen,<br />

in Seminaren und bei Hausbesuchen,<br />

wie man die Krankheit erkennen und wie<br />

man sich schützen kann. Auch klärten sie die<br />

Menschen über Maßnahmen auf, die im Ansteckungsfall<br />

zu ergreifen wären. Dafür verteilten<br />

sie Schutz- und Hygienekits. Die Erfahrungen<br />

dieses Projektes flossen im September 2011 in<br />

eine Strategie des haitianischen Gesundheitsministeriums<br />

ein. Jetzt ist eine qualitätsgesicherte<br />

Prävention und Behandlung von Cholera im gesamten<br />

haitianischen Gesundheitssystem als<br />

übergreifende Aufgabe inte griert.<br />

In Haiti arbeiteten 2011 für „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Welt</strong>“ 712 haitianische und 36 internationale MitarbeiterInnen.<br />

PROJEKTE INTERNATIONAL: kaRIbIk<br />

Republik Haiti<br />

Kuba<br />

Grande-<br />

Anse Les<br />

Nippes<br />

Nordatlantischer<br />

Ozean<br />

11<br />

Projektorte<br />

Port-au-Prince, Region Goâve und<br />

in Léogâne, Mirebalais und<br />

Lascahobas, Grande Anse, Nippes<br />

Projektziele<br />

• Zugang zu medizinischer<br />

Grundversorgung speziell<br />

für Mütter und Kin<strong>der</strong><br />

• Früherkennung von<br />

Erkrankungen und Behandlung<br />

bei Mangelernährung<br />

• Cholerabehandlung und<br />

Präventionsmaßnahmen<br />

Finanzierung<br />

Das Projekt wurde durch<br />

private Spenden und durch<br />

Sternstunden e.V. u. a. unterstützt.<br />

Statistik Republik Haiti:<br />

Kin<strong>der</strong>sterblichkeit<br />

87<br />

von 1000 Lebendgeburten<br />

Müttersterblichkeit:<br />

300<br />

bei 100 000 Lebendgeburten<br />

Lebenserwartung:<br />

62 jahre<br />

Mirebalais<br />

Cité Soleil<br />

Port-ou-<br />

Prince<br />

Petit-<br />

Goave<br />

Grand- Léogâne<br />

Goâve<br />

Karibisches Meer<br />

Brutto-Jahreseinkommen<br />

pro Kopf: keine Angabe<br />

Dom.<br />

Republik


PinoGonzalesScreening nut FFH en Disp Badasa.tif<br />

12<br />

PROJEKTE INTERNATIONAL: aFRIka<br />

Statistik kenia:<br />

Kin<strong>der</strong>sterblichkeit<br />

84<br />

von 1000 Lebendgeburten<br />

Müttersterblichkeit:<br />

530<br />

bei 100 000 Lebendgeburten<br />

Lebenserwartung:<br />

60 jahre<br />

Brutto-Jahreseinkommen<br />

pro Einwohner<br />

790 $<br />

Flüchtlinge als auch<br />

die lokale Bevölkerung<br />

werden versorgt.<br />

© Pino Gonzales<br />

kenIa:<br />

krAnkenhAuS in<br />

<strong>der</strong> StAdt dAdAAb<br />

Wird SAniert<br />

Dadaab ist als das „größte Flüchtlingslager <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ immer wie<strong>der</strong> in den Schlagzeilen.<br />

Das „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“-Netzwerk hat 2011 in Zu sammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium<br />

beschlossen, nicht im Flüchtlingslager direkt aktiv zu werden, son<strong>der</strong>n in<br />

<strong>der</strong> Stadt Dadaab das lokale Krankenhaus zu sanieren und aus zubauen.


„Sternstunden e.v. unterstützt die Sanierung des referenzkrankenhauses<br />

in <strong>der</strong> Stadt dadaab. überzeugt hat uns die tatsache, dass<br />

‚ärzte <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>‘ nicht im flüchtlingslager selbst, in dem schon viele<br />

an<strong>der</strong>e organisationen tätig sind, die hilfe leistet, son<strong>der</strong>n die Angebote<br />

auch für die lokale bevölkerung – beson<strong>der</strong>s auch für mütter<br />

und kin<strong>der</strong> – erweitert. Wir sind froh, in ‚ärzte <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>‘ einen<br />

vertrauensvollen partner gefunden zu haben.“<br />

Marianne Lüddeckens, Sternstunden e.V., Büroleitung / Projektmanagement<br />

ostafrika wurde 2011 von <strong>der</strong> schlimmsten<br />

Dürrekatastrophe seit 60 Jahren<br />

getroffen. Immer noch leiden neun Millionen<br />

Menschen akute Not und können ihre<br />

Grundbedürfnisse nicht mehr befriedigen. Tausende<br />

von Somaliern sind nach Kenia geflohen<br />

und haben in den bereits überfüllten Flüchtlingslagern<br />

von Dadaab Zuflucht gesucht.<br />

unterStütZung deS<br />

krAnkenhAuSbetriebeS<br />

Verschiedene internationale Hilfsorganisationen<br />

haben in dieser Notsituation schnell geholfen<br />

und auch die medizinische Versorgung in den<br />

Flüchtlingslagern übernommen. Das „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Welt</strong>“-Netzwerk wurde explizit nicht in dem<br />

Flüchtlingslager selbst aktiv, son<strong>der</strong>n in <strong>der</strong><br />

Stadt Dadaab. In Kooperation mit dem Gesundheitsministerium<br />

begann das Team vor Ort die<br />

Sanierung des lokalen Krankenhauses. Langfristig<br />

sollen beson<strong>der</strong>s die Angebote für Schwangere,<br />

Mütter und Kin<strong>der</strong> unter fünf Jahren erweitert<br />

werden. Während <strong>der</strong> Umbauarbeiten werden<br />

einige <strong>der</strong> PatientInnen in Zelten auf dem<br />

Krankenhausgelände versorgt. Das „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Welt</strong>“-Team begleitete das einheimische Perso-<br />

nal und bildete sie während ihrer Arbeit fort. 2011<br />

konnten Mütter ihre Kin<strong>der</strong> erstmalig in speziellen<br />

Kin<strong>der</strong>sprechstunden untersuchen lassen.<br />

Für 2012 stehen die komplette Renovierung<br />

<strong>der</strong> restlichen bestehenden Bauten sowie<br />

die Reparatur des Wasser- und Abwassersystems<br />

an. Neugebaut werden die Entbindungsstation,<br />

die Kin<strong>der</strong>station, die Männerstation<br />

und die Notaufnahme. Der gesamte Plan beinhaltet<br />

außerdem einen Umzug von Müllverbrennung<br />

und Stromgenerator, um mehr Platz zur<br />

Verfügung zu haben. „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ wird das<br />

Krankenhaus ferner mit Materialien und medizinischer<br />

Ausrüstung versorgen.<br />

die region iSt nicht mehr Sicher<br />

Obwohl anfangs neben <strong>der</strong> Sanierung des Krankenhauses<br />

medizinische Aktivitäten in neun<br />

Krankenstationen im Distrikt Garissa geplant<br />

waren, mussten diese aus Sicherheitsgründen<br />

lei<strong>der</strong> unterbrochen werden. Trotz <strong>der</strong> verschlechterten<br />

Sicherheitslage führt das „<strong>Ärzte</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“-Netzwerk die Aktivitäten im Krankenhaus<br />

von Dadaab weiterhin durch, beobachtet<br />

aber sehr genau die Lage, um seine Mitarbeiter-<br />

Innen nicht zu gefährden.<br />

PROJEKTE INTERNATIONAL: aFRIka<br />

kenia<br />

Sudan<br />

Uganda<br />

13<br />

Projektorte<br />

Stadt Dadaab und<br />

Distrikt Garissa<br />

Projektziele<br />

Verbesserung <strong>der</strong> medizinischen<br />

Versorgung im Krankenhaus von<br />

Dadaab und <strong>der</strong> Basisgesundheitsversorgung<br />

im Distrikt von<br />

Garissa<br />

Finanzierung<br />

Das Projekt wird von<br />

Sternstunden e.V. unterstützt.<br />

Langfristig sollen die<br />

Angebote für Frauen und<br />

Kin<strong>der</strong> erweitert werden.<br />

© Pino Gonzales<br />

Tansania<br />

Kenia<br />

Äthiopien<br />

Dadaab<br />

Nairobi<br />

Somalia<br />

Indischer<br />

Ozean


14<br />

PROJEKTE INTERNATIONAL: aFRIka<br />

bossaso ist eine lebendige Hafenstadt in<br />

<strong>der</strong> autonomen Region Puntland, und im<br />

Gegensatz zu Süd- und Zentral-Somalia<br />

gibt es hier keine bewaffneten Auseinan<strong>der</strong>setzungen.<br />

Durch die relativ ruhige politische Lage<br />

ist Bossaso ein Magnet für Menschen, die innerhalb<br />

von Somalia fliehen müssen und auch für<br />

Flüchtlinge, die aus den Nachbarstaaten kommend<br />

in Puntland Unterschlupf suchen. Exper-<br />

<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong><br />

soMaLIa:<br />

mütter und bAbyS beSSer<br />

verSorgt in boSSASo<br />

In Bossaso, am Horn von Afrika, erweiterte „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ die Angebote für die Versorgung von Müttern<br />

und Kin<strong>der</strong>n. In enger Kooperation mit einer nationalen Nichtregierungs-Organisation werden Schwangere<br />

vor <strong>der</strong> Geburt untersucht und beraten, Mütter und Babys nach <strong>der</strong> Entbindung medizinisch versorgt und<br />

wichtige Medikamente bereitgestellt.<br />

Statistik Somalia:<br />

Kin<strong>der</strong>sterblichkeit<br />

180<br />

von 1000 Lebendgeburten<br />

Müttersterblichkeit:<br />

1200<br />

bei 100 000 Lebendgeburten<br />

Lebenserwartung:<br />

51 jahre<br />

Brutto-Jahreseinkommen<br />

pro Kopf: keine Angabe<br />

Die Zahl <strong>der</strong> intern<br />

Vertriebenen in Bossaso<br />

ist um 25 % gestiegen.<br />

© <strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> Archiv<br />

ten gehen davon aus, dass die Zahl <strong>der</strong> intern<br />

Vertriebenen, die heute in <strong>der</strong> Stadt leben, in den<br />

letzten Jahren um 25 % auf 50 000 gestiegen ist.<br />

drAmAtiSche mütter-<br />

und kin<strong>der</strong>Sterblichkeit<br />

Schon für die einheimische Bevölkerung war<br />

das Angebot an medizinischer Versorgung bei<br />

weitem nicht ausreichend. Mit <strong>der</strong> ansteigenden


JahresBerIChT 2011 PROJEKTE INTERNATIONAL: aFRIka<br />

Bevölkerungszahl wurde es noch problematischer.<br />

Sowohl die Mütter- als auch die Kin<strong>der</strong>sterblichkeit<br />

ist in den letzten Jahren dramatisch<br />

gestiegen. „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ arbeitet bereits seit<br />

20 Jahren am Horn von Afrika und unterstützt<br />

jetzt in Bossaso insgesamt fünf Mutter-Kind-<br />

Zentren.<br />

Die Nichtregierungs-Organisation ISDP<br />

(Integrated Services for Displaced Population)<br />

betreibt mehrere Gesundheitsstationen, um<br />

Müttern und Kleinkin<strong>der</strong>n medizinische Versorgung<br />

anzubieten. Der Andrang auf die Zentren,<br />

sei es in „Tuur“, in „Jalle“ o<strong>der</strong> in „100 Bush“,<br />

wie die Orte heißen, ist groß. Täglich kommen<br />

sowohl einheimische Mütter mit ihren Neugeborenen<br />

als auch Schwangere aus den Flüchtlingslagern<br />

zu den Behandlungsstellen.<br />

Schulungen für dAS<br />

einheimiSche perSonAl<br />

„<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ hat die Kliniken neu ausgestattet<br />

und Trainings für das einheimische Personal organisiert.<br />

Themen waren hier die Schwangeren-<br />

Nachsorge und Kontrolluntersuchungen, Ge-<br />

sundheitserziehung und die Verwendung <strong>der</strong><br />

Patienten-Register.<br />

Wie kann man den wöchentlichen Arzneimittelverbrauch<br />

überwachen ? Wie für den regelmäßigen<br />

Nachschub <strong>der</strong> wichtigsten Medikamente<br />

sorgen ? Dies sind weitere wichtige Fragen,<br />

die in den Fortbildungen behandelt wurden.<br />

erfolge erkennbAr<br />

Obwohl das Projekt erst im Juli 2011 begonnen<br />

wurde, können erste Erfolge verzeichnet werden.<br />

So ist die Zahl <strong>der</strong> Konsultationen von Müttern<br />

und von Kin<strong>der</strong>n unter fünf Jahren im letzten halben<br />

Jahr erheblich gestiegen. Ferner lernen heute<br />

alle Frauen, die die Gesundheitszentren aufsuchen,<br />

was sie tun können, damit sie selbst<br />

und ihre Kin<strong>der</strong> gesund bleiben. So üben sie z.B.<br />

auch Hygienemaßnahmen ein. Ein breitgefächertes<br />

Impfprogramm für Schwangere und<br />

Neugeborene verbessert zudem die Gesundheit<br />

<strong>der</strong> Frauen und Kin<strong>der</strong>. Die Angebote werden in<br />

den nächsten Monaten noch ausgebaut, und<br />

mehr Frauen werden in den Kliniken ihre Kin<strong>der</strong><br />

unter besseren Bedingungen gebären können.<br />

Projektort<br />

Bossaso / Somalia<br />

Projektziele<br />

Verbesserung <strong>der</strong><br />

Mutter-Kind-Gesundheit<br />

Finanzierung<br />

Das Projekt wird von<br />

Sternstunden e.V. und dem<br />

Auswärtigen Amt unterstützt.<br />

„in bossaso gibt es kaum eine an<strong>der</strong>e internationale organisation, die die medizinische<br />

versorgung von frauen und kin<strong>der</strong>n unterstützt. daher haben wir als ‚ärzte <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>‘netzwerk<br />

begonnen, eine nationale organisation, nämlich iSdp (integrated Services for<br />

displaced population) zu för<strong>der</strong>n. unser ‚ärzte <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>‘-team begleitet zusammen mit<br />

den iSdp-mitarbeitern das lokale gesundheitspersonal bei seiner Arbeit: So arbeitet<br />

z.b. eine hebamme von ‚ärzte <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>‘ hand in hand mit einer hebamme von iSdp;<br />

die wie<strong>der</strong>um gibt ihr Wissen an die hebammen des gesundheitsministeriums weiter.<br />

das iSdp-team wird außerdem in den bereichen logistik und medikamentenverwaltung<br />

unterstützt. So för<strong>der</strong>n wir die nachhaltige existenz <strong>der</strong> mittlerweile fünf kliniken.“<br />

Ewelina Gasiorowska, Verantwortliche des Nothilfe Referates / „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“-Netzwerk<br />

Somalia<br />

Kenia<br />

Äthiopien<br />

Dschibuti<br />

Mogadischu<br />

Bossaso<br />

Somalia<br />

15<br />

Indischer<br />

Ozean


16<br />

Projekte InternatIonal: ASIEN<br />

JAPAN:<br />

niconico –<br />

lächeln AuS<br />

dem herZen<br />

Am 11. März 2011 erschütterte ein Erdbeben den Nordosten<br />

Japans. Ein durch das Beben ausgelöster Tsunami<br />

verwüstete nicht nur mehrere hun<strong>der</strong>t Kilometer Küste,<br />

son<strong>der</strong>n verursachte auch die Atomkatastrophe von<br />

Fukushima. Das „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“-Netzwerk unterstützt die<br />

Bewohner <strong>der</strong> Stadt Otsuchi im Nordosten Japans.<br />

Den Menschen wie<strong>der</strong><br />

die Hoffnung geben –<br />

das möchte das Projekt<br />

NicoNico.<br />

© Eric Reichsteiner<br />

nach Beratungen mit den japanischen<br />

Gesundheitsbehörden startete das<br />

„<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“-Netzwerk im April 2011<br />

einen Soforthilfe-Einsatz, um die Bevölkerung<br />

medizinisch zu versorgen und psychologisch zu<br />

betreuen.<br />

Infolge <strong>der</strong> „Dreifachkatastrophe“ hatte<br />

Japan umfangreiche und schwere strukturelle<br />

Schäden erlitten. Knapp 125 000 Gebäude wurden<br />

landesweit zerstört und die von den Behörden<br />

bestätigten Opferzahlen sind dramatisch:<br />

15 650 Tote und 5 329 Vermisste.<br />

Auch die kleine Küstenstadt Otsuchi im<br />

Nordosten Japans in <strong>der</strong> Präfektur Iwate steht<br />

bis heute vor großen Herausfor<strong>der</strong>ungen: Nahezu<br />

die gesamte Infrastruktur wurde infolge des<br />

Erdbebens und des Tsunami zerstört. Circa


„viele menschen leiden bis heute unter Schlaflosigkeit o<strong>der</strong><br />

schrecklichen depressionen, sie erleben die katastrophe<br />

ständig wie<strong>der</strong> neu o<strong>der</strong> trauern um ihre lieben, die sie bei<br />

<strong>der</strong> katas trophe verloren haben. Wir helfen, wo wir können.“<br />

Ayumi Amada, freiwillige Krankenschwester, Nothilfeprogramm in Otsuchi<br />

zehn Prozent <strong>der</strong> ursprünglichen Gesamtbevölkerung<br />

von 16 000 Menschen verloren durch die<br />

Katastrophe ihr Leben. Die meisten Menschen<br />

mussten Zuflucht bei Familienmitglie<strong>der</strong>n,<br />

Freunden o<strong>der</strong> in einer <strong>der</strong> 44 provisorischen<br />

Unterkünfte suchen. Glücklicherweise konnten<br />

letztere im August 2011 geschlossen werden<br />

und alle Betroffenen konnten in eigene Unterkünfte<br />

umziehen.<br />

pSychologiScher beiStAnd<br />

Das „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“-Netzwerk engagierte sich<br />

nach <strong>der</strong> Katastrophe in Otsuchi mit dem Programm<br />

NicoNico, das übersetzt „Lächeln aus<br />

dem Herzen“ bedeutet. Neben medizinischer<br />

Basisversorgung bieten die Teams, bestehend<br />

aus Psychiatern, Psychologen, <strong>Ärzte</strong>n, Krankenschwestern,<br />

Sozialarbeitern und Logistikern,<br />

den Menschen vor allem auch psychologische<br />

Beratung und Therapien zur post-traumatischen<br />

Stressbewältigung an.<br />

2011 unterstützten insgesamt 188 Mitarbeiter-<br />

Innen von „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“, davon 151 Ehrenamtliche,<br />

die Menschen in Krankenhäusern und<br />

an<strong>der</strong>en Gesundheitsstationen. Darüber hinaus<br />

suchten die Teams zweimal wöchentlich Schulen<br />

<strong>der</strong> Stadt auf, um Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

zu helfen, mit dem Erlebten umzugehen.<br />

die Wunden SitZen tief<br />

Die Stadt leidet noch immer. Obwohl die Armee<br />

die meisten Trümmer bereits entfernt hat und<br />

viele Straßen wie<strong>der</strong> instandgesetzt wurden,<br />

bleibt <strong>der</strong> Stadtkern menschenleer. Auch ein<br />

Jahr nach <strong>der</strong> Katastrophe leiden noch viele Bewohner,<br />

die vom Erdbeben betroffen waren, unter<br />

post-traumatischen Beschwerden.<br />

AuSWeitung deS<br />

engAgementS geplAnt<br />

2011 wurden im Projekt 959 Konsultationen<br />

durchgeführt. Neben <strong>der</strong> Fortsetzung des Programms<br />

in Otsuchi wird sich das „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Welt</strong>“-Netzwerk 2012 auch am Wie<strong>der</strong>aufbau<br />

des lokalen psychiatrischen Versorgungssystems<br />

sowie beim Aufbau verschiedener Gesundheitsstrukturen<br />

in an<strong>der</strong>en Regionen beteiligen.<br />

Auch bei <strong>der</strong> psychologischen Bewältigung<br />

<strong>der</strong> Katastrophe wird geholfen.<br />

© <strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> Archiv<br />

Japan<br />

Russland<br />

Nordkorea<br />

Südkorea<br />

17<br />

Projektort<br />

Otsuchi<br />

Projektziel<br />

Medizinische Basisversorgung<br />

und psychologische Beratung<br />

und Therapien zur Bewältigung<br />

von post-traumatischen<br />

Beschwerden<br />

Finanzierung<br />

Das Projekt wurde durch<br />

private Spenden unterstützt.<br />

Statistik Japan<br />

Kin<strong>der</strong>sterblichkeit<br />

3<br />

von 1000 Lebendgeburten<br />

Müttersterblichkeit:<br />

6<br />

bei 100 000 Lebendgeburten<br />

Lebenserwartung:<br />

83 jahre<br />

Otsuchi<br />

Japan<br />

Fukushima<br />

Tokyo<br />

Brutto-Jahreseinkommen<br />

pro Einwohner<br />

41 850 $<br />

Pazifischer Ozean


18<br />

PROJEKTE INTERNATIONAL: aSIEN ÄRZTE <strong>Ärzte</strong> DER <strong>der</strong> WELT <strong>Welt</strong><br />

„es ist schön zu sehen, dass<br />

man mit diesen operationen<br />

die menschen quasi ins leben<br />

zurückholt. normalerweise sehen<br />

die menschen bereits am<br />

nächsten tag wie<strong>der</strong> 60 %, am<br />

darauffolgenden tag haben sie<br />

ihre normale Sehfähigkeit wie<strong>der</strong>.<br />

das wun<strong>der</strong>bare lächeln<br />

eines älteren mannes, <strong>der</strong> zum<br />

ersten mal seine enkel bestaunen<br />

konnte, die ihn zur klinik<br />

begleitet hatten, ist mir beson<strong>der</strong>s<br />

im gedächtnis geblieben.“<br />

Prof. Dr. Volker Klauß, ehrenamtlicher Augenarzt<br />

des Augenprojektes in Myanmar<br />

MYanMar:<br />

dAS Augen licht<br />

Zurück geWinnen<br />

In <strong>der</strong> Provinz Rakhine im Thandwe Public Hospital startete<br />

2011 ein neues Projekt <strong>der</strong> Augenheilkunde. Ein ehrenamtliches<br />

„<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“-Team operierte dort erstmalig Menschen, die<br />

durch den grauen Star ihr Augenlicht verloren hatten.<br />

Die Augenheilkunde<br />

in Myanmar ist noch<br />

wenig ausgebaut.<br />

© Prof. Dr. Volker Klauß


JahresBerIChT 2011 PROJEKTE INTERNATIONAL: aSIEN<br />

im Rahmen einer Zusammenarbeit mit dem<br />

Gesundheitsministerium soll langfristig die<br />

Augenheilkunde in <strong>der</strong> Provinz Rakhine verbessert<br />

werden. Das deutsche „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“-<br />

Team arbeitete in dem lokalen Krankenhaus von<br />

Thandwe von Anfang an eng mit lokalen <strong>Ärzte</strong>n<br />

und medizinischem Personal zusammen.<br />

hohe AnZAhl blin<strong>der</strong> in myAnmAr<br />

Myanmar hat eine <strong>der</strong> höchsten Blindenraten in<br />

ganz Asien. Viele Menschen leiden am grauen<br />

Star und müssten nicht blind sein. Ambulante<br />

Operationen könnten ein Blindsein verhin<strong>der</strong>n,<br />

aber es gibt in Myanmar we<strong>der</strong> genug ausgebildete<br />

Augenärzte, noch ein ausreichend funktionierendes<br />

Gesundheitssystem. Blinde Menschen<br />

sind in Myanmar oft beson<strong>der</strong>s isoliert, da<br />

kein Rehabilitationssystem sie in ihrer Situation<br />

unterstützt. So bleiben sie meist im Haus und<br />

sind auf die Unterstützung ihrer Familien angewiesen.<br />

operAtionen bringen<br />

Augenlicht Zurück<br />

Bei seinem ersten Einsatz in Myanmar versorgte<br />

das deutsche Team zusammen mit einem burmesischen<br />

Mediziner Menschen mit verschiedenen<br />

Augenkrankheiten: Manche Augen waren<br />

von Entzündungen verklebt, an<strong>der</strong>e PatientInnen<br />

konnten kaum mehr sehen, viele waren völlig<br />

erblindet. Die <strong>Ärzte</strong> gaben Brillen aus, behandelten<br />

die entzündeten Augen mit Salben und<br />

Tropfen und führten 60 Operationen durch. Um<br />

den grauen Star zu behandeln, setzten die <strong>Ärzte</strong><br />

Kunstlinsen in das kranke Auge ein. In den OP-<br />

Saal kamen die PatientInnen noch geführt von<br />

einem Verwandten, verlassen konnten sie das<br />

Krankenhaus nach zwei Tagen normalerweise<br />

sehenden Auges und wie<strong>der</strong> selbstständig laufend.<br />

lAngfriStigeS engAgement<br />

Eine burmesische Augenärztin wird in Zukunft<br />

die Arbeit fortführen, wenn das deutsche Team<br />

nicht vor Ort ist. Sie kann damit die Kontinuität<br />

des Projektes vor Ort gewährleisten. Größere<br />

Operationen werden aber zumindest jetzt noch<br />

zusammen mit den deutschen Augenärzten<br />

durchgeführt. Dazu wird das „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“-<br />

Team regelmäßig nach Myanmar reisen. Langfristig<br />

wird das Team dabei helfen, ein Behandlungssystem<br />

aufzubauen, das eine nachhaltige<br />

Wirkung zeigt.<br />

Eine burmesische Augenärztin<br />

wird dauerhaft die Arbeit des<br />

„<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“-Teams fortführen.<br />

© Prof. Dr. Volker Klauß<br />

myanmar<br />

Indien<br />

Bangladesh<br />

Myanmar<br />

Rakhine<br />

Naypyidaw<br />

Golf von Bengalen<br />

Projektorte<br />

Provinz Rakhine<br />

Projektziele<br />

Langfristige Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Augenheilkunde<br />

Finanzierung<br />

Das Projekt wird von <strong>der</strong><br />

Olympus Stiftung unterstützt.<br />

Statistik myanmar:<br />

Kin<strong>der</strong>sterblichkeit<br />

71<br />

von 1000 Lebendgeburten<br />

Müttersterblichkeit:<br />

240<br />

bei 100 000 Lebendgeburten<br />

Lebenserwartung:<br />

64 jahre<br />

Thailand<br />

Brutto-Jahreseinkommen<br />

pro Kopf: keine Angabe<br />

China<br />

Laos<br />

19<br />

Vietnam<br />

Kambodscha


20<br />

Projekte InternatIonal: ASIEN <strong>Ärzte</strong> ÄRZTE <strong>der</strong> DER <strong>Welt</strong> WELT<br />

kaMBodsCha:<br />

dAS lächeln<br />

Zurückgeben<br />

Die Aktion Lächeln von „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ hilft Kin<strong>der</strong>n mit angeborenen<br />

Fehlbildungen. In den Krankenhäusern von Kampong<br />

Cham und O Reang Ov operieren ehrenamtlich arbeitende<br />

Spezialisten aus Europa. So haben in den letzten Jahren vielen<br />

Kin<strong>der</strong>n geholfen, ein normales Leben zu führen.<br />

eine <strong>der</strong> häufigsten angeborenen Fehlbildungen<br />

weltweit ist die Lippen-Kiefer-<br />

Gaumenspalte. Einfache Dinge wie Essen<br />

und Trinken können beson<strong>der</strong>s für Kin<strong>der</strong> im<br />

Säuglingsalter zu einer potentiell lebensbedrohlichen<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung werden. Je nach Art <strong>der</strong><br />

Fehlbildung sind auch die Atmung, das Sprechen<br />

o<strong>der</strong> das Hören beeinträchtigt. Häufig<br />

Noch immer gibt es<br />

in ländlichen Gebieten<br />

in Kambodscha viel zu<br />

wenig medizinisches<br />

Personal.<br />

© Fabian Fiechter<br />

kommt jedoch zu diesen Schwierigkeiten noch<br />

die soziale Isolation.<br />

Ehrenamtliche Teams von „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Welt</strong>“ operieren die Fehlbildungen von Kin<strong>der</strong>n<br />

seit vielen Jahren. Inzwischen behandeln die<br />

<strong>Ärzte</strong> auch Verbrennungsopfer, Menschen, die<br />

einen Verkehrsunfall erlitten haben o<strong>der</strong> an einem<br />

Tumor leiden.<br />

lokAle kooperAtion<br />

Statistisch gesehen kommt auf 4 000 Kambodschaner<br />

gerade einmal ein Arzt. Ein Grund dafür<br />

liegt in <strong>der</strong> Vergangenheit des Landes: Als die<br />

Roten Khmer 1975 an die Macht kamen, wurden<br />

innerhalb von drei Jahren rund zwei Millionen


Sarm tha hat eine Zyste am hals, die so groß geworden ist,<br />

dass sie Schwierigkeiten beim essen und große Schmerzen<br />

hatte. durch eine nachricht im radio erfuhr sie, dass ein<br />

team von „ärzte <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ in kampong cham kostenlose<br />

operationen durchführen würde. „jetzt kann ich zwar noch<br />

nicht richtig essen, aber es geht mir schon viel besser.<br />

<strong>der</strong> druck am hals ist weg“, erzählt Sarm tha am tag nach<br />

<strong>der</strong> operation. nach drei tagen kann sie noch geschwächt,<br />

aber glücklich wie<strong>der</strong> nach hause fahren.<br />

Menschen systematisch ermordet. Ziel waren<br />

neben Regimegegnern vor allem Intellektuelle<br />

wie <strong>Ärzte</strong> o<strong>der</strong> Lehrer. Noch immer gibt es vor<br />

allem in ländlichen Gebieten viel zu wenig ärztliches<br />

Personal. Für die Patienten sind die Wege<br />

oft weit und die Gebühren für eine Behandlung<br />

o<strong>der</strong> gar eine Operation unerschwinglich.<br />

Den Teams von „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ ist es<br />

daher ein beson<strong>der</strong>es Anliegen, nicht nur den<br />

Patienten zu helfen, son<strong>der</strong>n auch ihr Wissen<br />

weiterzugeben. Die lokalen Kollegen werden in<br />

die Operationen einbezogen und in Notfallversorgung<br />

o<strong>der</strong> Anästhesie geschult. Auch werden<br />

Angehörige von Verbrennungsopfern in die<br />

Wundversorgung eingewiesen.<br />

Im Jahre 2011 führten ehrenamtlich<br />

arbeitende Mediziner von „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ 200<br />

Operationen hauptsächlich an Kin<strong>der</strong>n mit<br />

Fehlbildungen, Verletzungen und Verbrennungen<br />

im Bereich des Gesichtes und <strong>der</strong> Hände<br />

durch. Auch bildeten sie über 75 Kambodschaner<br />

fort.<br />

Gerade Kin<strong>der</strong>n mit Fehlbildungen<br />

kann durch den Einsatz <strong>der</strong> „<strong>Ärzte</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“-Teams geholfen werden.<br />

© Fabian Fiechter<br />

PROJEKTE INTERNATIONAL: aSIEN<br />

kambodscha<br />

21<br />

Thailand<br />

Laos<br />

Vietnam<br />

Kambodscha<br />

Kampong Cham<br />

Phnom<br />

Penh<br />

Golf von<br />

Thailand<br />

Projektorte<br />

Kampong Cham, O Reang Ov<br />

Projektziele<br />

Rekonstruktive Chirurgie<br />

und Fortbildung <strong>der</strong> lokalen<br />

Gesundheitskräfte<br />

Finanzierung<br />

Das Projekt wurde durch die<br />

L’Oréal Foundation und private<br />

Spenden unterstützt.<br />

Statistik kambodscha:<br />

Kin<strong>der</strong>sterblichkeit<br />

19<br />

von 1000 Lebendgeburten<br />

Müttersterblichkeit:<br />

290<br />

bei 100 000 Lebendgeburten<br />

Lebenserwartung:<br />

61 jahre<br />

Brutto-Jahreseinkommen<br />

pro Kopf:<br />

759 $


22<br />

Projekte InternatIonal: ASIEN <strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong><br />

PakIsTan:<br />

geSundheit verbeSSern<br />

und frAuen SchütZen<br />

In Pakistan unterstützt „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ drei Programme: Neben einem Basisgesundheitsprogramm<br />

für intern Vertriebene und Betroffene <strong>der</strong> Flutkatastrophe von 2010 in<br />

<strong>der</strong> Nordwestprovinz versorgt „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ speziell Frauen in ländlichen Gebieten<br />

und setzt sich in <strong>der</strong> Provinz Punjab für Frauen, die Opfer von Gewalt wurden, ein.<br />

Statistik Pakistan:<br />

Kin<strong>der</strong>sterblichkeit<br />

87<br />

von 1000 Lebendgeburten<br />

Müttersterblichkeit:<br />

290<br />

bei 100 000 Lebendgeburten<br />

Lebenserwartung:<br />

63 jahre<br />

Brutto-Jahreseinkommen<br />

pro Kopf:<br />

1050 $<br />

Seit August 2009 ist „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ in <strong>der</strong><br />

Grenzregion zu Afghanistan im Einsatz<br />

und leistet basismedizinische Versorgung<br />

für die Menschen, die aufgrund von Kämpfen<br />

zwischen den Taliban und dem pakistanischen<br />

Militär fliehen mussten. Infolge <strong>der</strong> verheerenden<br />

Flutkatastrophe, die im Jahr 2010<br />

große Teile des Landes verwüstete, erweiterte<br />

„<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ seine Hilfsprogramme in Pakistan.<br />

In insgesamt sieben Gesundheitseinrichtungen<br />

behandeln die „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“-Teams die<br />

Menschen und führen Impfungen durch. Die<br />

Konstitution von Personen mit Mangelernährung<br />

wird durch spezielle Ernährungsprogramme<br />

langsam wie<strong>der</strong> aufgebaut.<br />

In diesem Programm wurden 2011<br />

knapp 98 000 medizinische Konsultationen,<br />

3 045 Schwangerschaftsvorsorgen und 3 699<br />

Impfungen durchgeführt.<br />

geSundheitSverSorgung<br />

für frAuen<br />

Im südlichen Punjab und in ländlichen Gebieten<br />

entlang des Indus unterstützt „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“<br />

schon seit 1996 die lokale Partnerorganisation<br />

Maternity and Child Association Khanpur<br />

(MCWAK). Die lokale Organisation engagiert<br />

sich dafür, dass speziell Frauen und Kin<strong>der</strong> besser<br />

medizinisch versorgt werden. Dafür schult<br />

MCWAK das Gesundheitspersonal: Die Mitarbeiterinnen<br />

lernen, wie sie in Notsituationen, z.B.<br />

bei Komplikationen während <strong>der</strong> Geburt, qualifizierter<br />

eingreifen, wie sie lebensbedrohliche<br />

Krankheiten bei Neugeborenen erkennen und<br />

wie sie Patientinnen beraten können. 2011 stattete<br />

MCWAK in Kooperation mit „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“<br />

mehrere Gesundheitszentren mit medizinischen<br />

Geräten aus und installierte ein Notfall-Referenzsystem.<br />

2011 wurden von MCWAK 4 900 Mutter-<br />

Kind-Konsultationen durchgeführt. Qualifiziertes<br />

medizinisches Personal sorgte für mehr als 200<br />

sichere Entbindungen.


JAHRESBERICHT 2011<br />

hilfe bei geWAlt gegen frAuen<br />

Mehr als 80 % <strong>der</strong> Frauen in Pakistan werden im<br />

Laufe ihres Lebens Opfer von häuslicher Gewalt.<br />

Zuflucht, Schutz und Unterkunft erhalten die betroffenen<br />

Frauen in „Häusern des Friedens“, sogenannten<br />

Dar-ul-Aman-Frauenhäusern. „<strong>Ärzte</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ ist in <strong>der</strong> Provinz Punjab in 34 Dar-ul-<br />

Aman präsent, koordiniert die Aktivitäten von<br />

beteiligten Nichtregierungsorganisationen und<br />

Projekte InternatIonal: ASIEN<br />

23<br />

Projektorte<br />

Nordwestprovinz,<br />

Südliches Punjab und ländliche<br />

Gebiete entlang des Indus,<br />

Provinz Punjab<br />

Projektziele<br />

• Zugang zu medizinischer<br />

Grundversorgung<br />

• Gesundheitsversorgung für<br />

Frauen in ländlichen Gebieten<br />

• Hilfen für Frauen mit<br />

Gewalterfahrung<br />

Finanzierung<br />

Die Projekte wurden durch<br />

private Spenden, u.a. von<br />

ECHO unterstützt<br />

„Am Anfang war mein mann zärtlich, aber dann, ohne ersichtlichen grund än<strong>der</strong>te er sich.<br />

Auf einmal fing er an mich zu schlagen. doch nicht nur er, auch meine Schwiegermutter<br />

schlug mich. Sie erlaubten mir nicht, das haus zu verlassen. tagelang gaben sie mir<br />

nichts zu essen. ich hatte genug von diesem leben. deshalb bin ich ins Dar-ul-Aman<br />

(frauenhaus für opfer häuslicher gewalt) gekommen. hier bin ich sicher. nach <strong>der</strong><br />

Scheidung gehe ich vielleicht zurück zu meinen eltern.“<br />

Narguis S., 20 Jahre alt, aus Hafizabad<br />

hilft, die medizinische Versorgung <strong>der</strong> Frauen zu<br />

organisieren. Unsere Teams arbeiten eng mit Anwälten<br />

und Juristen zusammen und geben Frauen,<br />

die von häuslicher Gewalt betroffen sind,<br />

eine Stimme.<br />

2011 fanden über 10 000 Frauen und<br />

2 800 Kin<strong>der</strong> für einige Tage, Wochen o<strong>der</strong> Monate<br />

Zuflucht in einem <strong>der</strong> 34 Dar-ul-Aman.<br />

Dar-ul-Aman ( Häuser des<br />

Friedens ) bieten Frauen<br />

Schutz vor häuslicher Gewalt.<br />

© Lam Duc Hiên<br />

Pakistan<br />

Iran<br />

Afghanistan<br />

Arabisches Meer<br />

Pakistan<br />

Karachi<br />

China<br />

Indien


24<br />

Projekte InternatIonal: ASIEN <strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong><br />

BuLGarIen:<br />

geSundheitS Aufklärung<br />

für romA<br />

Gesundheitsprojekte für benachteiligte Bevölkerungsgruppen<br />

sind Schwerpunkt <strong>der</strong> Arbeit in Bulgarien. Trotz des Beitritts zur<br />

EU werden Roma dort nach wie vor häufig diskriminiert, vielfach<br />

wird ihnen <strong>der</strong> Zugang zu Bildung, Wohnraum, Arbeit sowie zur<br />

Gesundheitsversorgung verwehrt.<br />

obwohl in Bulgarien formal alle Bürger-<br />

Innen Zugang zu einem freiwilligen<br />

Krankenversicherungssystem haben,<br />

werden viele Roma durch administrative Barrieren,<br />

mangelnde Kenntnisse über ihre Rechte,<br />

Diskriminierungen o<strong>der</strong> fehlende finanzielle Ressourcen<br />

daran gehin<strong>der</strong>t, sich im Krankheitsfall<br />

behandeln zu lassen.<br />

Nadezhda ist ein Teil von Sliven, hier wohnen<br />

vorrangig Roma, die Wohnverhältnisse sind katastrophal,<br />

das Viertel kann man nur durch eine<br />

Unterführung erreichen. Der Gesundheitszustand<br />

vieler BewohnerInnen ist schlecht.<br />

Das „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“-Team in Sliven versucht<br />

unter an<strong>der</strong>em durch Prävention und gesundheitliche<br />

Aufklärung Barrieren abzubauen,<br />

die Menschen zu informieren und ihnen eine Basisgesundheitsversorgung<br />

zu ermöglichen.<br />

Dazu wurden MediatorInnen in Themen wie Hygiene,<br />

Schwangerschaft und Kin<strong>der</strong>krankheiten<br />

ausgebildet. Die GesundheitsmediatorInnen des<br />

Projektes bieten mehrmals wöchentlich Trainingsseminare<br />

für Menschen aus <strong>der</strong> Roma-<br />

Gemeinschaft an.


© Nadejda Gaelle Girbes<br />

„die Ambulanz will nicht in unsere gegend fahren. Als bei mir die<br />

Wehen einsetzten, kam <strong>der</strong> krankenwagen nur, nachdem ein gesundheitsmediator<br />

des ‚ärzte <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>‘-projekts zum dritten mal im<br />

krankenhaus angerufen hat. lei<strong>der</strong> war es dann schon zu spät und<br />

ich hatte mein kind auf <strong>der</strong> toilette zur <strong>Welt</strong> gebracht. Aber die<br />

leute von ‚ärzte <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>‘ haben mir dann weitergeholfen.“<br />

Renata T., 27 Jahre alt<br />

Insgesamt nahmen 2011 über 196 junge Männer<br />

und Frauen an verschiedenen Seminaren teil, sie<br />

lernten Kin<strong>der</strong>krankheiten kennen, informierten<br />

sich über Impfungen und erhielten speziell entwickelte<br />

Informationsmaterialien. In einer längeren<br />

Fortbildung über Fragen rund um Geburt<br />

und Nachsorge informierten sich im Jahr 2011<br />

über 60 junge Frauen und können jetzt mit diesem<br />

Wissen ihr Umfeld beraten. Das „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Welt</strong>“-Team bot auch spezielle Kurse für Schwiegermütter<br />

an, da sie in den Familien eine entscheidende<br />

Rolle innehaben.<br />

AnSprechpArtner vor ort<br />

Die Gesundheitsmediatoren halten aber nicht<br />

nur Seminare ab, son<strong>der</strong>n sind auch persönliche<br />

Ansprechpartner. Dazu gehen sie aktiv in die<br />

Roma-Gemeinschaft und informieren Menschen<br />

in Kirchen, Schulen o<strong>der</strong> an <strong>der</strong> Haustür über<br />

gesundheitsrelevante Themen. Um den Präventionseffekt<br />

zu verstärken, übergeben sie den Familien<br />

Materialien, wie Impfkalen<strong>der</strong> und<br />

Schwangerschaftskits. Beim Ausbruch <strong>der</strong> Masern<br />

2011 konnten die lokalen Gesundheitseinrichtungen<br />

dabei unterstützt werden, Impfstoffe<br />

für die Roma-Gemeinde zur Verfügung zu stellen<br />

und damit die Krankheit einzudämmen.<br />

Insgesamt informierte unser Team in<br />

Bulgarien durch diese Form <strong>der</strong> aufsuchenden<br />

Sozialarbeit im Jahr 2011 über 2 400 Menschen<br />

aus <strong>der</strong> Roma-Gemeinschaft über Krankheiten,<br />

Impfungen und Ernährung und beriet sie, wie sie<br />

Zugang zur Gesundheitsversorgung erhalten<br />

können.<br />

„<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ setzt sich weiterhin dafür<br />

ein, dass Roma in Bulgarien ihr Recht auf Gesundheitsversorgung<br />

verwirklichen können und<br />

dass sie Zugang zu Basisversorgung, Prävention<br />

und Notfallversorgung erhalten.<br />

Unser Team informiert über<br />

Krankheiten, Impfungen und Zugang<br />

zu Gesundheitsversorgung.<br />

© <strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> Archiv<br />

PROJEKTE INTERNATIONAL: EuRoPa<br />

bulgarien<br />

Rumänien<br />

Serbien<br />

Bulgarien<br />

Mont.<br />

Kos. Sofia<br />

Sliven<br />

Mazed.<br />

Alb.<br />

Griechenland<br />

Projektort<br />

Sliven<br />

Projektziel<br />

Zugang zu medizinischer<br />

Grundversorgung speziell für<br />

die Roma-Gemeinschaft<br />

Finanzierung<br />

Das Projekt wird von Renovabis<br />

und privaten Spenden<br />

unterstützt.<br />

Statistik bulgarien:<br />

Kin<strong>der</strong>sterblichkeit<br />

11<br />

von 1000 Lebendgeburten<br />

Müttersterblichkeit:<br />

13<br />

bei 100 000 Lebendgeburten<br />

Lebenserwartung:<br />

74 jahre<br />

Brutto-Jahreseinkommen<br />

pro Kopf:<br />

6270 $<br />

25<br />

Schwarzes<br />

Meer<br />

Türkei


26<br />

PROJEKTE INTERNATIONAL: EuRoPa <strong>Ärzte</strong> ÄRZTE DER <strong>der</strong> WELT <strong>Welt</strong><br />

Seit 2011 unterstützt „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ in<br />

<strong>der</strong> Ukraine die lokale Partnerorganisation<br />

„Komitee <strong>der</strong> Medizinischen Hilfe in Transkarpatien“<br />

(CAMZ), die benachteiligten<br />

Bevölkerungsgruppen psychosoziale Hilfe<br />

und medizinische Versorgung anbietet.<br />

ukraIne:<br />

mediZiniSche hilfe<br />

für flüchtlinge<br />

„Wir hatten 2011 viel mehr möglichkeiten, migranten und flüchtlinge,<br />

die in <strong>der</strong> ukraine gestrandet waren, zu unterstützen, wenn sie mit<br />

Schmerzen und erkrankung zu uns kamen. eine ärztin, die gut englisch<br />

spricht, arbeitet jetzt regelmäßig bei uns und kann die flüchtlinge<br />

behandeln. Sie hat gute verbindungen zu ärzten in den umliegenden<br />

kliniken. dorthin können wir unsere patienten weitervermitteln, wenn<br />

es nötig wird. Als cAmZ übernehmen wir notfalls die kosten für die<br />

medikamente, die ärzte behandeln die flüchtlinge aber oft umsonst.“<br />

Lesya Levko, Projektkoordinatorin CAMZ<br />

Viele Flüchtlinge<br />

kommen aus Län<strong>der</strong>n,<br />

in denen Konflikte<br />

o<strong>der</strong> Krieg herrschen.<br />

© CAMZ / <strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> Archiv


JahresBerIChT 2011<br />

cAmZ setzt sich für eine Verbesserung <strong>der</strong> Arbeitsbedingungen<br />

in sozialen und medizinischen<br />

Einrichtungen Transkarpatiens ein, för<strong>der</strong>t<br />

den Erfahrungsaustausch zwischen Fachkräften<br />

und leistet Aufklärungsarbeit gegenüber <strong>der</strong> Öffentlichkeit.<br />

Die Organisation realisiert Projekte<br />

zugunsten sozial benachteiligter Bevölkerungsgruppen:<br />

Kranke, Mittellose, Waisenkin<strong>der</strong>, behin<strong>der</strong>te<br />

Jugendliche und junge Erwachsene<br />

stehen dabei im Mittelpunkt <strong>der</strong> Arbeit von<br />

CAMZ. Seit 2009 arbeitet die Organisation insbeson<strong>der</strong>e<br />

mit Flüchtlingen und MigrantInnen.<br />

ukrAine AlS trAnSitlAnd<br />

Die Ukraine ist traditionell ein Transitland für MigrantInnen<br />

auf dem Weg nach Europa, da sie an<br />

den Schengen-Raum grenzt. Menschen verschiedenster<br />

Herkunft halten sich heute in <strong>der</strong><br />

Ukraine auf, wollen aber eigentlich in ein Land<br />

<strong>der</strong> Europäischen Union. Sie stammen unter an<strong>der</strong>em<br />

aus an<strong>der</strong>en GUS-Län<strong>der</strong>n, aus Afghanistan,<br />

China, Vietnam, Pakistan, Kongo, Nigeria,<br />

Somalia, Irak, Sudan o<strong>der</strong> aus Indien.<br />

CAMZ unterstützt die MigrantInnen und<br />

Flüchtlinge in Transkarpatien und bietet ihnen<br />

Hilfestellung in ihrem Alltag: So erhalten die<br />

Menschen bei CAMZ eine allgemeinmedizinische<br />

Versorgung und werden von einer Ärztin<br />

betreut. Wenn nötig werden die PatientInnen zu<br />

entsprechenden Fachärzten begleitet. Neben<br />

sozialer Beratung unterstützt das Team von<br />

CAMZ die Menschen auch in ihrem täglichen<br />

Leben (Einkauf von benötigten Arzneimitteln<br />

o<strong>der</strong> Lebensmitteln, Zugang zum Internet, Behördenkommunikation<br />

etc.).<br />

Im Mittelpunkt <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> Organisation<br />

stehen beson<strong>der</strong>s gefährdete Gruppen, wie<br />

z.B. jugendliche MigrantInnen ohne Begleitung,<br />

Unsere Partnerorganisation CAMZ wurde<br />

mit dem Schweizer Menschenrechtspreis<br />

„Offene Grenzen“ ausgezeichnet.<br />

© CAMZ / <strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> Archiv<br />

Personen, die keinen regulären Aufenthaltsstatus<br />

für die Ukraine haben, schwangere Frauen<br />

o<strong>der</strong> Frauen, die Opfer von Menschenhandel<br />

wurden. Viele MigrantInnen kommen aus sehr<br />

schwierigen Verhältnissen, aus Län<strong>der</strong>n, in denen<br />

Konflikte o<strong>der</strong> Kriege herrschen. Während<br />

<strong>der</strong> Migrationsreise mussten einige unter brutalen<br />

Misshandlungen (auch sexueller Gewalt) leiden.<br />

Einige Zuwan<strong>der</strong>er mussten in ihren Heimatlän<strong>der</strong>n<br />

Folter ertragen, an<strong>der</strong>e haben chronische<br />

Erkrankungen.<br />

Auch psychische Probleme (Traumata,<br />

Depressionen) sind daher keine Seltenheit. Diese<br />

werden durch den Umstand verstärkt, dass<br />

viele MigrantInnen und Flüchtlinge in <strong>der</strong> Ukraine<br />

über längere Zeit in schlechten Wohnverhältnissen<br />

leben, ohne zu wissen wie es weitergeht.<br />

Erschwerend kommt hinzu, dass Flüchtlinge<br />

und MigrantInnen in <strong>der</strong> Ukraine oftmals diskriminiert<br />

werden.<br />

PROJEKTE INTERNATIONAL: EuRoPa<br />

ukraine<br />

27<br />

Projektort<br />

Transkarpatien<br />

Projektziele<br />

Basis-Gesundheitsversorgung<br />

für Flüchtlinge<br />

Finanzierung<br />

Das Projekt wurde durch<br />

private Spenden unterstützt.<br />

AuSZeichnung<br />

für ihr engAgement<br />

Im Frühjahr 2012 wurde CAMZ mit dem Schweizer<br />

Menschenrechtspreis „Offene Grenzen“ ausgezeichnet.<br />

Dieser Preis wird an Personen und<br />

Gruppen verliehen, die sich aktiv für die Rechte<br />

von Flüchtlingen, MigrantInnen und von an<strong>der</strong>en<br />

sozial benachteiligten Menschen und bedrohten<br />

Statistik ukraine:<br />

Min<strong>der</strong>heiten in Europa einsetzen. Kin<strong>der</strong>sterblichkeit<br />

15<br />

von 1000 Lebendgeburten<br />

Müttersterblichkeit:<br />

26<br />

bei 100 000 Lebendgeburten<br />

Polen<br />

Weissrussland<br />

Sl. Transkarpatien<br />

Un.<br />

Moldawien<br />

Rumänien<br />

Bulgarien<br />

Kiew<br />

Lebenserwartung:<br />

68 jahre<br />

Ukraine<br />

Schwarzes Meer<br />

Brutto-Jahreseinkommen<br />

pro Kopf:<br />

3000 $<br />

Russland


28<br />

PROJEKTE NATIONAL: DEuTSCHLaND<br />

© Nikolaus Teixeira<br />

<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong><br />

Auch in Deutschland gibt es Menschen, die keinen o<strong>der</strong> nur<br />

eingeschränkten Zugang zu medizinischer Versorgung haben.<br />

„<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ bietet ihnen kostenlos und anonym in<br />

Stuttgart und München basismedizinische Versorgung an.<br />

deuTsChLand:<br />

mediZiniSche<br />

verSorgung<br />

für Alle<br />

betroffen sind Menschen, weil sie beispielsweise<br />

aus <strong>der</strong> privaten Krankenversicherung<br />

ausgeglie<strong>der</strong>t wurden, <strong>der</strong><br />

Basistarif für sie zu teuer ist o<strong>der</strong> weil sie keinen<br />

regulären Aufenthaltsstatus in Deutschland haben.<br />

Auch für Menschen, die krankenversichert<br />

sind, ist die Inanspruchnahme von medizinischer<br />

Versorgung beispielsweise auf Grund von Zuzahlungen<br />

oftmals schwierig. Seit 2006 ist „<strong>Ärzte</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ deswegen auch hier in Deutschland<br />

aktiv und bietet in Projekten in München und<br />

Stuttgart medizinische Hilfe für Menschen in<br />

prekären Lebenslagen an.


JAHRESBERICHT 2011 PROJEKTE NATIONAL: DEuTSCHLaND<br />

verSorgung, betreuung,<br />

prävention<br />

Im Jahr 2011 wurden in beiden Projekten mehr<br />

als 1 300 Patienten und Patientinnen medizinisch<br />

versorgt, sozialrechtlich betreut und mit<br />

präventiven Angeboten unterstützt. Die Betroffenen<br />

kommen aus unterschiedlichen kulturellen<br />

Zusammenhängen zu uns, viele sind EU-BürgerInnen<br />

ohne Krankenversicherung aus neuen<br />

Beitrittslän<strong>der</strong>n, wie z.B. Bulgarien. Für sie ist<br />

<strong>der</strong> Zugang zu medizinischer Versorgung oftmals<br />

nur unter schwierigen administrativen Bedingungen<br />

o<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Grundlage hoher Beitragszahlungen<br />

möglich. Aber auch Menschen<br />

ohne regulären Aufenthaltsstatus, die faktisch<br />

keine Möglichkeit haben, ambulante Versorgung<br />

in Anspruch zu nehmen und deutsche StaatsbürgerInnen,<br />

die auf Grund administrativer Hürden<br />

nicht zum Arzt gehen konnten, mussten im<br />

vergangenen Jahr auf unsere Unterstützung zurückgreifen.<br />

Angebot SpeZiell für frAuen<br />

Sowohl in Stuttgart als auch in München wendet<br />

sich ein konstant hoher Anteil von Frauen an unsere<br />

Projekte. 2011 entwickelte „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“<br />

deshalb konkrete Angebote zum Thema Frauengesundheit.<br />

Die Erfahrungen dort zeigen, dass<br />

Frauen in schwierigen Lebenslagen mitunter nur<br />

sehr eingeschränkten Zugang zu Gesundheitsversorgung<br />

haben und von allgemeinen Präventionsangeboten<br />

oft nicht umfangreich profitieren<br />

können. Frauen in <strong>der</strong> Sexarbeit, die wir mit un-<br />

serem mobilen Angebot im Stuttgarter Rotlichtmilieu<br />

aufgesucht haben, hatten beispielsweise<br />

aufgrund von Sprachbarrieren oft keinerlei Zugang<br />

zu nie<strong>der</strong>gelassenen <strong>Ärzte</strong>n und Ärztinnen<br />

und Gesundheitsstellen. In München hatten viele<br />

<strong>der</strong> betreuten schwangeren Frauen keine Vorsorgeuntersuchungen<br />

besucht, sie wussten<br />

selbst kurz vor <strong>der</strong> Geburt nicht, in welchem<br />

Krankenhaus sie ihr Kind zur <strong>Welt</strong> bringen sollten.<br />

Auch waren sie völlig unsicher, wie die Geburt<br />

bezahlt werden könnte. Ebenso war die<br />

psychosoziale Belastung <strong>der</strong> Frauen, die unsere<br />

Projekte aufsuchten, sehr hoch. Viele mussten<br />

auf Grund von Gewalterfahrungen an psychosoziale<br />

Beratungsstellen weitervermittelt werden.<br />

bArrieren Senken<br />

Unsere Arbeit in den Projekten zeigt, dass – obwohl<br />

seit 2007 eine Versicherungspflicht in<br />

Deutschland besteht – auch im Jahr 2011 Menschen,<br />

die in Deutschland leben, keinen o<strong>der</strong> nur<br />

eingeschränkten Zugang zu Gesundheitsversorgung<br />

haben. Betroffen sind dabei meist Menschen,<br />

die sich in prekären Lebenslagen befinden<br />

und hohe administrative und finanzielle Barrieren<br />

nicht überwinden können. Die Projekte<br />

open.med in München und MedMobil in Stuttgart<br />

können diese Barrieren senken und so zumindest<br />

mittelfristig Menschen Zugang zu basismedizinischer<br />

Versorgung ermöglichen.<br />

Auch in Deutschland gibt<br />

es Menschen ohne Zugang<br />

zu Gesundheitsversorgung.<br />

© Manfred E. Neumann<br />

Statistik Deutschland:<br />

Kin<strong>der</strong>sterblichkeit<br />

4<br />

von 1000 Lebendgeburten<br />

Müttersterblichkeit:<br />

7<br />

bei 100 000 Lebendgeburten<br />

Lebenserwartung:<br />

80 jahre<br />

Brutto-Jahreseinkommen<br />

pro Kopf:<br />

43 110 $<br />

29


30<br />

PROJEKTE NATIONAL: DEuTSCHLaND<br />

deuTsChLand:<br />

koStenfrei und<br />

Anonym – open.med<br />

Den Zugang zu medizinischer Versorgung, Prävention und Gesundheitsaufklärung für<br />

diejenigen Menschen zu verbessern, die ohne Krankenversicherungsschutz in München leben –<br />

das ist das Hauptziel von open.med.<br />

Seit über fünf Jahren führt „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“<br />

das Projekt open.med in Kooperation<br />

mit dem „Café 104“, einer Initiative des<br />

Bayerischen Flüchtlingsrats, in München durch.<br />

Zweimal wöchentlich für jeweils drei Stunden<br />

hält die Anlaufstelle im Zentrum Münchens eine<br />

öffentliche allgemeinärztliche Sprechstunde ab.<br />

Zusätzlich bietet ein Team von Kin<strong>der</strong>ärztInnen<br />

eine Sprechstunde an zwei Terminen im Monat<br />

für Kin<strong>der</strong> und Jugendliche an. Seit Ende 2011<br />

wurden außerdem erste Schritte für eine Sprechstunde<br />

zum Thema Frauengesundheit eingeleitet.<br />

Auch sozialrechtliche und psychosoziale<br />

Unterstützung finden die KlientInnen bei<br />

<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong><br />

open.med. Besteht Klärungsbedarf hinsichtlich<br />

des Aufenthaltsstatus, stehen die MitarbeiterInnen<br />

von unserem Partner „Café 104“ als Ansprechpartner<br />

zur Verfügung. Darüber hinaus<br />

kooperiert open.med mit knapp 70 FachärztInnen,<br />

die eine Weiterbehandlung <strong>der</strong> PatientInnen<br />

bei komplexeren medizinischen Fragestellungen<br />

ermöglichen.<br />

hoheS ehrenAmtlicheS<br />

engAgement<br />

Alle Beratungen und Behandlungen sind sowohl<br />

in <strong>der</strong> Anlaufstelle als auch in den Facharztpraxen<br />

kostenfrei und anonym, und das Projekt<br />

„ich habe hier in deutschland viele jahre gearbeitet, aber meine chefs haben mich nie<br />

angemeldet. jetzt habe ich schwere herzprobleme und keine versicherung. ich sollte<br />

eigentlich medikamente nehmen, aber wie soll ich die bezahlen? Auf dem bau kann ich<br />

nicht mehr arbeiten, manchmal mache ich musik auf <strong>der</strong> Straße und verdiene etwas.<br />

Auf dauer reicht das aber kaum zum leben.“<br />

Karam K., 64, aus Bulgarien


JahresBerIChT 2011<br />

basiert vor allem auf dem Engagement von zahlreichen<br />

ehrenamtlichen HelferInnen. Diese investieren<br />

ihr Wissen, ihre Arbeitskraft und Zeit in<br />

die Unterstützung von Menschen ohne Krankenversicherung.<br />

Insgesamt kamen 2011 über 800 Menschen<br />

ohne Krankenversicherung in unsere medizinische<br />

Anlaufstelle, davon 55,5 % Frauen. In<br />

1 200 Konsultationen wurden diese Menschen<br />

sozialrechtlich beraten und medizinisch versorgt,<br />

in 320 Fällen wurde eine Weitervermittlung an<br />

nie<strong>der</strong>gelassene Fachärzte notwendig.<br />

pAtienten AuS 45 län<strong>der</strong>n<br />

Die 2011 befragten PatientInnen stammen aus<br />

45 Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>. Über die Hälfte <strong>der</strong> erfassten<br />

PatientInnen ( 51,4 % ) stammen aus den<br />

sogenannten neuen EU-Mitgliedstaaten wie<br />

Bul garien und Rumänien. Auch die Anzahl von<br />

Deutschen ohne Krankenversicherung, die unser<br />

Unterstützungsangebot in Anspruch nehmen,<br />

ist 2011 mit 10,4 % konstant hoch geblie-<br />

ben, während die drittgrößte Patientengruppe<br />

aus sogenannten Drittstaaten, wie Afghanistan<br />

und Äthiopien ( jeweils 3,1% ) kamen. Unsere PatientInnen<br />

suchten unsere Anlaufstelle mit unterschiedlichen<br />

medizinischen Anliegen auf, wie<br />

Grafik 1 deutlich macht. Neben <strong>der</strong> medizinischen<br />

Unterstützung war <strong>der</strong> Bedarf an psychosozialer<br />

und sozialrechtlicher Beratung sehr<br />

hoch. 2011 wurden über 150 soziale bzw. sozialrechtliche<br />

Konsultationen durchgeführt.<br />

SchWerpunkt prävention<br />

Auch in Zukunft wird das Team von open.med<br />

Menschen, die ohne Krankenversicherung in<br />

München leben, dabei unterstützen, Zugang zu<br />

Gesundheitsversorgung zu erhalten. Schwerpunkte<br />

unserer Arbeit werden – neben <strong>der</strong> basismedizinischen<br />

Versorgung unserer PatientInnen<br />

– Prävention und Frauengesundheit sein.<br />

© Stephan Minx<br />

Deutschland<br />

Nordsee<br />

Dänemark<br />

Italien<br />

31<br />

Nie<strong>der</strong>lande<br />

Berlin<br />

Polen<br />

Belgien Deutschland<br />

Lux.<br />

Tschechische<br />

Republik<br />

München<br />

Österreich<br />

Frankreich<br />

Schweiz<br />

Projektort<br />

München<br />

Projektziel<br />

Medizinische Basisversorgung<br />

für Menschen ohne<br />

Krankenversicherung<br />

Finanzierung<br />

Das Projekt wurde durch<br />

die Stadt München, durch<br />

Sternstunden e.V. und private<br />

Spenden unterstützt.<br />

Grafik 1<br />

Medizinische Anliegen <strong>der</strong> Patienten<br />

28,9 %<br />

Herz-Kreislauf-<br />

Erkrankungen<br />

13,1 %<br />

Psychische<br />

Probleme<br />

20,9 %<br />

Probleme mit<br />

<strong>der</strong> Verdauung<br />

25,7 %<br />

Erkrankungen<br />

des Bewegungsapparats<br />

11,4 %<br />

Schwangerschaft,<br />

Geburt,<br />

Familienplanung


32<br />

PROJEKTE NATIONAL: DEuTSCHLaND<br />

Um die Gesundheitsversorgung von Menschen<br />

in Stuttgart, die von Armut und Ausgrenzung<br />

betroffen sind, zu verbessern und ihnen<br />

Zugang zum regulären Gesundheitssystem<br />

zu ermöglichen, wurde 2009 das Projekt<br />

MedMobil eingerichtet – ein kostenloses und<br />

mobiles medizinisches Angebot.<br />

deuTsChLand:<br />

medmobil – Wenn<br />

<strong>der</strong> krAnkenWAgen<br />

Zur prAxiS Wird<br />

© Manfred E. Neumann<br />

<strong>medMobil</strong> wird mit Hilfe des Nachlasses<br />

eines Stuttgarter <strong>Ärzte</strong>-Ehepaars finanziert<br />

und ist ein Kooperationsprojekt<br />

zwischen „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“, <strong>der</strong> Landeshauptstadt<br />

Stuttgart, <strong>der</strong> Ambulanten Hilfe und<br />

an<strong>der</strong>en freien Trägern <strong>der</strong> Wohnungsnotfallhilfe.<br />

Ziel <strong>der</strong> Arbeit ist es, Menschen in sozialen<br />

Schwierigkeiten in die Regelversorgung zu reintegrieren<br />

und Barrieren beim Zugang zur Gesundheitsversorgung<br />

abzubauen.<br />

mobil und nAh An den menSchen<br />

Das MedMobil ist ein ehemaliger umgebauter<br />

Rettungswagen, ausgestattet mit einer Liege<br />

und Sitzgelegenheiten für die Beratung. Außerdem<br />

verfügt das Fahrzeug über eine Basisausrüstung<br />

an medizinischen Instrumenten, Verbandsmaterial<br />

und verschreibungsfreien Medi-


„ich schlafe seit zwei jahren auf einer friedhofstoilette, auf kosten<br />

des Staates will ich nicht untergebracht werden. meistens schlafe<br />

ich im Sitzen, jetzt haben sich meine beine entzündet, und ich habe<br />

mir den knöchel gebrochen. eigentlich sollte ich zumindest auf<br />

einer isomatte schlafen, aber die habe ich nicht.“<br />

Peter T., 68 Jahre alt<br />

kamenten. Mit dem Fahrzeug steuern ehrenamtliche<br />

ÄrztInnen, medizinisches Personal und<br />

SozialarbeiterInnen öffentliche Plätze und Orte<br />

an, an denen sich Menschen in prekären Lebenssituationen<br />

aufhalten. Die PatientInnen sind<br />

Wohnungslose, von Wohnungslosigkeit bedrohte<br />

Menschen, Drogenabhängige o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e an<br />

den Rand <strong>der</strong> Gesellschaft gedrängte Bevölkerungsgruppen.<br />

Vor Ort bietet MedMobil niedrigschwellig<br />

soziale Beratung, medizinische Basisversorgung<br />

und Prävention an.<br />

2011 wurden von MedMobil an den unterschiedlichen<br />

Einsatzorten 219 Sprechstunden<br />

durchgeführt, bei denen in insgesamt 1 238<br />

Konsultationen Menschen in prekären Lebenssituationen<br />

sozialarbeiterisch betreut und medizinisch<br />

versorgt wurden. Die PatientInnen nutzten<br />

insgesamt über 1 500 Mal präventive Angebote<br />

wie Spritzentausch und Kondomausgabe. Wie<br />

im Vorjahr waren zwar über zwei Drittel <strong>der</strong> Menschen,<br />

die das MedMobil aufsuchten, krankenversichert,<br />

aber nahmen aus unterschiedlichen<br />

Gründen medizinische Versorgung nicht in Anspruch.<br />

Oft hatten sie kein Geld für die Praxisgebühren<br />

o<strong>der</strong> scheuten die administrativen Hürden.<br />

Die PatientInnen gaben auch an, wegen<br />

erlebter Diskriminierungen jetzt nicht mehr zum<br />

Arzt zu gehen, wenn sie krank sind. Zu beobach-<br />

ten war aber auch, dass 2011 immer mehr EU-<br />

BürgerInnen, die ohne Krankenversicherung in<br />

Deutschland leben, das MedMobil aufsuchten.<br />

kooperAtion mit fAchärZtinnen<br />

Bei den medizinischen Anliegen <strong>der</strong> MedMobil-<br />

PatientInnen handelte es sich meist um Erkrankungen<br />

<strong>der</strong> Haut und des Bewegungsapparates;<br />

oftmals wurden allerdings auch seelische Erkrankungen<br />

(ca. 10 % ) geschil<strong>der</strong>t. Ca. 44 %<br />

dieser Erkrankungen wurden von den <strong>Ärzte</strong>n<br />

und Ärztinnen des MedMobils als akut eingestuft,<br />

sodass die betreffenden Personen zeitnah<br />

an mit uns kooperierende nie<strong>der</strong>gelassene<br />

Fachärzte und Fachärztinnen vermittelt werden<br />

mussten.<br />

Das MedMobil wird auch im nächsten<br />

Jahr an öffentlichen Orten Menschen in prekären<br />

Lebenslagen aufsuchen, <strong>der</strong>en Zugang zu<br />

Gesundheitsversorgung eingeschränkt ist. Dieser<br />

aufsuchende Ansatz und die sozialarbeiterischen<br />

Tätigkeiten werden weiterhin eine zentrale<br />

Rolle in <strong>der</strong> Arbeit mit Menschen sein, <strong>der</strong>en<br />

Lebenssituation sich negativ auf ihren Gesundheitszustand<br />

auswirkt.<br />

PROJEKTE NATIONAL: DEuTSCHLaND<br />

Deutschland<br />

Nordsee<br />

Dänemark<br />

33<br />

Nie<strong>der</strong>lande<br />

Berlin<br />

Polen<br />

Belgien Deutschland<br />

Lux.<br />

Stuttgart<br />

Tschechische<br />

Republik<br />

Österreich<br />

Frankreich<br />

Schweiz<br />

Projektort<br />

Stuttgart<br />

Projektziel<br />

Abbau von Barrieren beim Zugang<br />

zur Gesundheitsversorgung<br />

für Menschen in schwierigen<br />

Lebenslagen und Re-Integration<br />

in das Gesundheitssystem<br />

Finanzierung<br />

Das Projekt wird von <strong>der</strong><br />

Stadt Stuttgart (als Verwalterin<br />

des Nachlasses eines <strong>Ärzte</strong>-<br />

Ehe paares) unterstützt.<br />

MedMobil bietet eine<br />

mobile Krankenversorgung.<br />

© Manfred E. Neumann<br />

Italien


34<br />

AKTIONEN UND VERANSTALTUNGEN<br />

unSchlAgbar – eine AuSStellung<br />

gegen geWAlt An frAuen Zieht in münchen<br />

10 000 beSucherinnen und beSucher An<br />

Den Schicksalen von Frauen weltweit eine Stimme geben –<br />

das war das Anliegen <strong>der</strong> Ausstellung unSCHLAGbar.<br />

© <strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> Archiv<br />

ewalt gegen Frauen kann viele verschiede-<br />

g ne Formen annehmen: Ob körperlich, psychisch<br />

o<strong>der</strong> strukturell, für Millionen von Frauen<br />

weltweit ist Gewalt eine traurige Realität. Vor diesem<br />

Hintergrund präsentierte „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ im<br />

Dezember 2011 die Foto- und Videoausstellung<br />

unSCHLAGbar auf dem Tollwood Winterfestival<br />

in München. In den Bil<strong>der</strong>n und Video interviews<br />

des Fotografen Lâm Duc Hiên erzählen sieben<br />

Frauen aus Asien, Lateinamerika, Afrika und Eu-<br />

ropa von ihrer Erfahrung mit Gewalt. Sie gaben<br />

somit vielen Frauen, <strong>der</strong>en Schicksale anonym<br />

und unsichtbar bleiben, eine Stimme.<br />

Sich informieren,<br />

StAunen und Aufhorchen<br />

Bei <strong>der</strong> Ausstellungseröffnung am 25. November<br />

2011 sprachen die Menschenrechtsaktivistin<br />

Fadumo Korn sowie Anneliese Coury, „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Welt</strong>“-Koordinatorin des Schutzprogramms für<br />

Frauen in Pakistan über die Situation vor Ort.<br />

Für große Aufmerksamkeit bei den BersucherInnen<br />

sorgte auch eine Gruppe von<br />

Schauspielerinnen mit ihrer Theaterperformance<br />

„Den Atem verschlagen“. Die freche und lebendige<br />

Inszenierung spielte mit Klischees und<br />

forschte nach dem Ursprung <strong>der</strong> Gewalt gegen<br />

Frauen.<br />

Aufbauend auf Erkenntnisse aus <strong>der</strong> Projektarbeit<br />

trat „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ mit <strong>der</strong> Ausstellung<br />

unSCHLAGbar dezidiert für einen gleichberechtigten<br />

Zugang zu medizinischer Versorgung<br />

und zu psychosozialer Betreuung für alle Frauen<br />

weltweit ein.<br />

<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong><br />

„die Ausstellung unSchlAgbar macht deutlich, dass sich die verschiedenartigen<br />

formen <strong>der</strong> gewalt gegen frauen durch alle kulturen<br />

und alle gesellschaftsschichten ziehen. das problem betrifft<br />

also uns alle ! mich hat die reaktion <strong>der</strong> Zuschauenden sehr beeindruckt.<br />

manche zeigten sich sehr berührt, und ich glaube schon,<br />

dass das thema dadurch in den köpfen bleiben wird. es war ein<br />

sehr aufregendes gefühl für mich, dabei mitzuwirken.“<br />

Dr. Maria Baumeister, ehrenamtliche Helferin


JAHRESBERICHT JahresBerIChT 2011 AKTIONEN UND VERANSTALTUNGEN<br />

die europäische erklärung:<br />

freier ZugAng Zu mediZiniScher verSorgung<br />

für menSchen ohne pApiere<br />

Die Europäische Erklärung fand auf dem<br />

Tollwood Festival reges Interesse. © <strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> Archiv<br />

n Europa ist ein freier Zugang zu medizini-<br />

i scher Versorgung nicht für alle Menschen<br />

möglich. Betroffen sind vor allem Flüchtlinge<br />

und „Menschen ohne Papiere“ mit ihren Kin<strong>der</strong>n.<br />

Diese Menschen werden durch administrative<br />

Hürden o<strong>der</strong> einschränkende Gesetze von einer<br />

Basis-Gesundheitsversorgung ausgeschlossen<br />

und leiden häufig unter diskriminierenden Praktiken.<br />

Um auf diesen Missstand aufmerksam<br />

zu machen, verabschiedeten ‚<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>‘<br />

und das HUMA-Netzwerk (ein Bündnis von Organisationen<br />

aus 14 europäischen Län<strong>der</strong>n) eine<br />

„Europäische Erklärung“ mit dem Titel: „Freier<br />

Zugang zur medizinischen Versorgung für Menschen<br />

ohne Papiere“. Mit <strong>der</strong> Petition wurde das<br />

Europäische Parlament aufgefor<strong>der</strong>t, sich politisch<br />

dafür einzusetzen, dass alle Menschen in<br />

Europa, unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus,<br />

einen gleichberechtigten Zugang zu Gesundheitsversorgung<br />

erhalten.<br />

drei millionen unterZeichner<br />

In Deutschland wurde die Petition neben <strong>der</strong><br />

Bundesärztekammer von zahlreichen an<strong>der</strong>en<br />

Verbänden, Organisationen und Einzelpersonen<br />

unterzeichnet. Europaweit unterstützen 141 Verbände<br />

und Organisationen, die über drei Millionen<br />

Beschäftigte des Gesundheitswesens repräsentieren,<br />

mit ihrer Unterschrift die „Europäische<br />

Erklärung“.<br />

Kurz vor <strong>der</strong> offiziellen Übergabe <strong>der</strong> Petition<br />

im Europäischen Parlament am 22. März<br />

2011 gab es bereits einen ersten Etappensieg:<br />

Das Europaparlament verabschiedete eine Resolution,<br />

die die Mitgliedsstaaten anhält „sicherzustellen,<br />

dass die am meisten benachteiligten<br />

Bevölkerungsgruppen, einschließlich Mi granten<br />

ohne Papiere, einen Anspruch auf gleichberechtigte<br />

Gesundheitsversorgung erhalten.“<br />

Europaweit wurden Unterschriften<br />

für die Erklärung gesammelt und an<br />

„<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ übergeben.<br />

© <strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> Archiv<br />

„ … sicherstellen, dass die am meisten benach teiligten<br />

bevölkerungsgruppen, einschließlich migranten<br />

ohne papiere, einen Anspruch auf gleichberechtigte<br />

gesundheitsversorgung erhalten.“<br />

Resolution zum Abbau gesundheitlicher Ungleichheit in <strong>der</strong> EU/2010/2089 ( INI )<br />

35


36<br />

Der Direktor von<br />

„<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“<br />

Deutschland,<br />

Dr. Andreas Schultz,<br />

gab eine Einführung<br />

in die humanitäre<br />

Hilfe.<br />

© <strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> Archiv<br />

AKTIONEN UND VERANSTALTUNGEN<br />

ideAle, reAlitäten und kompromiSSe –<br />

geben Wir AntWorten Auf die<br />

humAnitären herAuSfor<strong>der</strong>ungen?<br />

<strong>der</strong> xiii. humAni täre<br />

kongreSS in berlin<br />

Der Humanitäre Kongress, eine gemeinsame<br />

Veranstaltung von „<strong>Ärzte</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“, „<strong>Ärzte</strong> ohne Grenzen“,<br />

dem „Deutschen Roten Kreuz“, <strong>der</strong><br />

„<strong>Ärzte</strong>kammer Berlin“ und <strong>der</strong> „Charité-Universitätsmedizin<br />

Berlin“ bietet<br />

jedes Jahr lebhafte, kontroverse Debatten<br />

zu aktuellen Themen und Fragestellungen<br />

<strong>der</strong> internationalen humanitären<br />

Hilfe.<br />

Am 28. und 29. Oktober 2011 berichteten<br />

mehr als 70 ExpertInnen über ihre Arbeit und<br />

ihre Erfahrungen, und fast 600 Interessierte aus<br />

Wissenschaft und Praxis nahmen an dem Kongress<br />

teil. Das „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“-Netzwerk gestaltete<br />

den Kongress mit vielen Beiträgen aktiv mit.<br />

So gab <strong>der</strong> Direktor <strong>der</strong> deutschen Delegation<br />

von „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“, Dr. Andreas Schultz,<br />

eine Einführung in das Thema <strong>der</strong> humanitären<br />

Hilfe und beantwortete zusammen mit Vertretern<br />

an<strong>der</strong>er Organisationen die Fragen, die<br />

Neulinge in <strong>der</strong> humanitären Hilfe beschäftigen.<br />

Ferner berichtete <strong>der</strong> Präsident von „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Welt</strong>“ in Griechenland, Dr. Nikitas Kanakis, in <strong>der</strong><br />

Veranstaltung „Festung Europa – die humanitäre<br />

Antwort auf die europäische Migrationspolitik“<br />

über die fortschreitende Verarmung <strong>der</strong> griechischen<br />

Bevölkerung angesichts <strong>der</strong> Schuldenkrise.<br />

Dies sind nur zwei Beiträge aus den zahlreichen<br />

Aktivitäten von „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ auf dem<br />

Kongress.<br />

Das internationale Symposium bietet jedes<br />

Jahr wie<strong>der</strong> eine gute Gelegenheit, Menschen<br />

aus <strong>der</strong> ganzen <strong>Welt</strong>, die in <strong>der</strong> humanitären<br />

Hilfe tätig sind, zusammenzubringen, interessante<br />

Fachvorträge zu hören, sich thematisch<br />

auszutauschen und Allianzen für die gemeinsame<br />

Arbeit zu schließen. Die jährlich steigenden<br />

Besucherzahlen bestätigen die zunehmende<br />

Bedeutung dieses Kongresses.<br />

Der nächste „Humanitäre Kongress“ findet<br />

vom 12. – 13. Oktober 2012 in Berlin statt.<br />

Mehr Informationen finden Sie unter:<br />

http://www.humanitaererkongress.de<br />

Der Kongress wurde von <strong>der</strong> GIZ<br />

( Gesellschaft für Internationale<br />

Zusammenarbeit ) und dem Evangelischen<br />

Krankenhaus Hubertus<br />

/ Berlin unterstützt.<br />

„in den letzten monaten konnten wir einen dramatischen<br />

Anstieg <strong>der</strong> griechischen patienten in unseren Anlaufstellen,<br />

die ursprünglich für flüchtlinge und/o<strong>der</strong> Asylsuchende gedacht<br />

waren, beobachten. die Anzahl griechischer Staatsbürger<br />

unter unseren patienten ist auf 30 prozent gestiegen.“<br />

Nikitas Kanakis, Präsident von „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ Griechenland<br />

<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong><br />

Das „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“-<br />

Team gestaltete den<br />

Kongress aktiv mit.<br />

© <strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> Archiv


JAHRESBERICHT JahresBerIChT 2011<br />

fünf jAhre mediZiniSche verSorgung<br />

von menSchen ohne krAnkenverSicherung<br />

in münchen<br />

m September 2006 hatte „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ in<br />

i Kooperation mit dem Café 104 im Zentrum<br />

Münchens das Projekt open.med eröffnet: eine<br />

medizinische Anlaufstelle für Menschen ohne<br />

Krankenversicherung. 2011 wurde das fünfjährige<br />

Bestehen gebührend gefeiert, und „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Welt</strong>“ organisierte zusammen mit <strong>der</strong> Malteser<br />

Migranten Medizin eine Podiumsdiskussion im<br />

Münchner Eine-<strong>Welt</strong>-Haus. Vor circa 70 Gästen<br />

diskutierten VertreterInnen <strong>der</strong> Zivilgesellschaft,<br />

<strong>der</strong> Münchner Stadtverwaltung und <strong>der</strong> Stadtpolitik<br />

über die Grenzen und Perspektiven des<br />

sogenannten „Münchner Modells“. Innerhalb<br />

dieses Modells war eine enge Zusammenarbeit<br />

vereinbart worden, und zwar zwischen <strong>der</strong><br />

Stadtverwaltung und den Münchner Initiativen,<br />

die sich für Menschen ohne Krankenversicherungsschutz<br />

engagieren. Die Auswirkungen dieser<br />

in Deutschland einmaligen Kooperation wurden<br />

auf <strong>der</strong> Veranstaltung analysiert, und alle<br />

waren sich einig, dass sie eine große Hilfe ist,<br />

um die Betroffenen wie<strong>der</strong> in das reguläre Gesundheitssystem<br />

zu (re)integrieren.<br />

Auf <strong>der</strong> Jubiläumsveranstaltung in München<br />

wurden aber auch bundesweite gesetzliche<br />

Regelungen lebhaft erörtert; so zum Beispiel<br />

die im April 2007 deutschlandweit eingeführte<br />

gesetzliche Versicherungspflicht o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Umgang mit den PatientInnen aus den neuen<br />

EU-Län<strong>der</strong>n.<br />

Zum Ende <strong>der</strong> Veranstaltung ehrte Rudolf<br />

Stummvoll, Leiter <strong>der</strong> Fachstelle Migration und<br />

Gesundheit <strong>der</strong> Stadt München, das Engagement<br />

<strong>der</strong> zahlreichen ehrenamtlichen Mitarbeiter-<br />

Innen bei<strong>der</strong> Anlaufstellen und überreichte ihnen<br />

die Urkunde „München dankt !“.<br />

In einer lebendigen<br />

Diskussion wurde die<br />

Bedeutung von<br />

open.med bekräftigt.<br />

© <strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> Archiv<br />

„hohe krankenversicherungsgebühren und<br />

insbeson<strong>der</strong>e die hohen nachfor<strong>der</strong>ungen, um<br />

regel-krankenkassenleistungen zu erhalten,<br />

übersteigen oft die finanziellen möglichkeiten<br />

unserer patientengruppen <strong>der</strong> open.med-<br />

Ambulanz. viele dieser menschen haben keinen<br />

Zugang zu unserem gesundheitssystem, wie<br />

wir versicherten dies erfahren dürfen.“<br />

Dr. Maria Heinzlmann, Vorstandsmitglied von „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“<br />

AKTIONEN UND VERANSTALTUNGEN<br />

37


38<br />

FINANZBERICHT 2011: uNSERE aRbEIT IN ZaHLEN<br />

Bilanz zum 31. Dezember 2011<br />

aktiva Passiva<br />

31.12.2011<br />

€<br />

31.12.2010<br />

€<br />

A. Anlagevermögen A. Eigenkapital<br />

I. Sachanlagen<br />

Betriebs- und<br />

Geschäftsausstattung 30.971,00 6.763,00 B. Rückstellungen<br />

B. Umlaufvermögen<br />

I. Vorräte C. Verbindlichkeiten<br />

1. unfertige Leistungen 54.140,60 0,00<br />

2. Waren 67.362,96 0,00<br />

II. For<strong>der</strong>ungen und sonstige<br />

Vermögensgegenstände<br />

sonstige<br />

Vermögensgegenstände<br />

209.816,27 41.947,34<br />

III. Kassenbestand, Guthaben<br />

bei Kreditinstituten 1.171.835,56 1.647.728,85<br />

C. Rechnungsabgrenzungsposten<br />

1.997,00 1.880,00<br />

Bilanz: Die Bilanz erfasst die Vermögenssituation des Vereins zum 31.12.2011.<br />

Das Anlagevermögen umfasst im Wesentlichen EDV-Ausstattung und Telefonanlagen.<br />

Das Umlaufvermögen umfasst die Vorräte, vor allem Zuschüsse des<br />

<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>-Netzwerks für Administration und satzungsgemäße Ausgaben<br />

sowie, die sich im Lager zum Bilanzstichtag befindlichen Sachspenden. Die<br />

For<strong>der</strong>ungen und sonstigen Vermögensgegenstände enthalten im Wesentlichen<br />

For<strong>der</strong>ungen aus Projektmitteln gegenüber verschiedenen Institutionen. Der<br />

Kassenbestand und die Guthaben bei Kreditinstituten spiegeln den Geldbestand<br />

des Vereins zum Bilanzstichtag wie<strong>der</strong>. Bei den Rechnungsabgrenzungsposten<br />

handelt es sich im Wesentlichen um Versicherungsprämien für das<br />

31.12.2011<br />

€<br />

<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong><br />

31.12.2010<br />

€<br />

848.258,56 742.284,75<br />

sonstige Rückstellungen 611.274,62 937.663,88<br />

1. Verbindlichkeiten gegenüber<br />

Kreditinstituten 0,74 0,00<br />

2. Verbindlichkeiten aus<br />

Lieferungen und Leistungen<br />

39.639,54 14.066,11<br />

3. sonstige<br />

Verbindlichkeiten 36.949,93 4.304,45<br />

1.536.123,39 1.698.319,19 1.536.123,39 1.698.319,19<br />

Folgejahr. Das Eigenkapital umfasst das Vereinsmögen, das u.a. als Rücklage<br />

und Sicherheit dienen soll. Die Rückstellungen betreffen im Wesentlichen Verwendungsverpflichtungen<br />

für Projektausgaben. Die Verbindlichkeiten resultieren<br />

aus ausstehenden Zahlungsverpflichtungen.<br />

Wirtschaftsprüfer: Der Jahresabschluss von <strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> e.V. 2011 wurde<br />

von einem unabhängigen Wirtschaftsprüfer, Dipl.-Kaufmann Andreas Köhl,<br />

Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, geprüft. Er kontrolliert die Einhaltung <strong>der</strong><br />

buchhalterischen Normen sowie die Gewinn- und Verlustrechnung. Ausführliche<br />

Informationen zum Prüfungsbericht erhalten Sie unter 089 - 452 30 81- 0<br />

o<strong>der</strong> info@aerzte<strong>der</strong>welt.org.


JahresBerIChT 2011<br />

Erträge<br />

FINANZBERICHT 2011: uNSERE aRbEIT IN ZaHLEN<br />

2011 2010<br />

1. Spenden und Zuschüsse 1.386.753,08 2.931.696,99<br />

1.1. Spenden von Privatpersonen und<br />

Unternehmen: 718.197,38 2.392.537,89<br />

Diverse Privatpersonen / Institutionen 439.987,38<br />

L’Oreal Deutschland GmbH / Vichy 100.000,00<br />

Daimler AG 63.240,00<br />

Olympus Europa Stiftung 60.000,00<br />

L’Oreal Foundation 17.970,00<br />

Geistlich Pharma AG 12.000,00<br />

Georg Thieme Verlag 10.000,00<br />

VR Gewinnsparverein Bayern e.V. 10.000,00<br />

Umicore AG 5.000,00<br />

1.2. Spenden von<br />

Nichtregierungsorganisationen: 306.044,18 231.950,05<br />

Sternstunden e.V. für Somalia 200.000,00<br />

Sternstunden e.V. für Haiti 65.000,00<br />

Aktion Renovabis e.V. für Bulgarien 25.000,00<br />

Sternstunden e.V. für open.med 16.044,18<br />

1.3. Öffentliche Zuschüsse: 225.094,48 197.993,78<br />

Auswärtiges Amt für Somalia 154.439,45<br />

Landeshauptstadt Stuttgart für MedMobil 58.406,81<br />

Landeshauptstadt München für open.med 12.248,22<br />

1.4. Bußgel<strong>der</strong>: 20.125,00 101.645,00<br />

1.5. Sachspenden: 117.292,04 7.570,27<br />

Siemens AG / Health Care Sector 110.475,14<br />

Sonstige Sachspenden 6.816,90<br />

2. Sonstige Erträge<br />

<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> Frankreich<br />

(Médecins du Monde) 273.112,57 275.278,27<br />

Mitgliedsbeiträge 1.190,00<br />

Auflösung von Rückstellungen 975,70<br />

3. Zins- und ähnliche Erträge<br />

275.278,27 217.272,81<br />

19.811,04 16.822,61<br />

Gesamte Erträge 1.681.842,39 3.165.792,41<br />

39


40<br />

FINANZBERICHT 2011: uNSERE aRbEIT IN ZaHLEN<br />

aufwendungen<br />

<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong><br />

2011 2010<br />

4. aufwendungen für Projekte / Hilfsaktionen 1.101.074,47 2.192.324,08<br />

Afrika 293.024,96<br />

Asien 769.411,35<br />

Diverse Projekte 548,78<br />

Europa 241.454,90<br />

Lateinamerika 146.033,74<br />

Auflösung von Projektrückstellungen – 823.224,38<br />

Zuführung zu Projektrückstellungen 473.825,12<br />

5. Satzungsgemäße Aufwendungen 287.010,02 204.504,28<br />

davon Personalkosten 209.255,03<br />

davon Abschreibungen 1.325,96<br />

davon Sach- und sonstige Aufwendungen 76.429,13<br />

6. Aufwendungen Selbstdarstellung & Mittelbeschaffung 77.652,03 59.114,21<br />

davon Personalkosten 44.840,37<br />

davon Abschreibungen 284,11<br />

davon Sach- und sonstige Aufwendungen 32.527,55<br />

7. Allgemeine Verwaltungsaufwendungen 110.132,06 79.865,29<br />

davon Personalkosten 44.840,37<br />

davon Abschreibungen 284,11<br />

davon Sach- und sonstige Aufwendungen 65.007,58<br />

8. Jahresergebnis 105.973,81 629.984,55<br />

Gesamtaufwendungen 1.681.842,39 3.165.792,41<br />

Erläuterung <strong>der</strong> Gewinn- und Verlustrechnung:<br />

Erträge: Die Spenden und Zuschüsse in Höhe von TEUR 1.386 resultieren aus<br />

zweckgebundenen und freien Spenden, Spenden von Nichtregierungsorganisationen,<br />

Zuwendungen aus öffentlichen Mitteln, Bußgel<strong>der</strong>n sowie Sachspenden.<br />

Die sonstigen Erträge resultieren im Wesentlichen aus Zuschüssen von <strong>Ärzte</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Welt</strong> Frankreich für Administration und satzungsgemäße Ausgaben. Die im<br />

Vergleich zu 2010 niedrigeren Erträge lassen sich durch die zwei Katastrophen<br />

in Haiti und Pakistan erklären.<br />

Aufwendungen: Die Aufwendungen für Projekte / Hilfsaktionen betragen für<br />

2011 TEUR 1.101. Rückstellungen wurden aufgelöst und für die vorgesehenen<br />

Projekte verausgabt, neue Rückstellungen für zukünftige Projektausgaben wurden<br />

gebildet. Die satzungsgemäßen Aufwendungen umfassen unter an<strong>der</strong>em<br />

Ausgaben für Kampagnen zur Information <strong>der</strong> Öffentlichkeit und die Anwerbung<br />

von medizinisch ausgebildetem Personal für die Durchführung <strong>der</strong> humanitären<br />

Projekte. Die Aufwendungen für Selbstdarstellung & Mittelbeschaffung umfassten<br />

im Wesentlichen die Ausgaben für die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins und<br />

das Fundraising. Die allgemeinen Verwaltungsaufwendungen resultieren aus<br />

den laufenden Kosten zum Unterhalt <strong>der</strong> Geschäftsstelle. Aus dem Jahresergebnis<br />

werden TEUR 100 Gewinnrücklagen generiert. Es handelt sich um Rücklagen<br />

gemäß § 58 Nr. 7a AO, die in die freien Rücklagen überführt werden und<br />

für satzungsgemäße Aufwendungen, Projekte o<strong>der</strong> sonstige Ausgaben verwendet<br />

werden können.<br />

Der vom DZI bestimmte Werbe- und Verwaltungskostenanteil<br />

belief sich in 2010 auf 8,29 %. Zur Drucklegung<br />

dieses Berichtes lag <strong>der</strong> Prüfbericht des DZI<br />

noch nicht vor. Die Projektausgaben werden im Verbund<br />

mit dem <strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>-Netzwerk durchgeführt.<br />

Deutsches<br />

Zentralinstitut<br />

für soziale<br />

Fragen (DZI)<br />

Zeichen für<br />

Vertrauen


JahresBerIChT 2011<br />

VERTEILuNG DER auSGabEN NaCH aRbEITSSCHWERPuNkTE<br />

auSGabEN FüR PRoJEkTE<br />

LATEINAMERIKA<br />

(SCHWERPUNKT HAITI)<br />

146.033,74 €<br />

DIVERSE PROJEKTE<br />

548,78 €<br />

Zugang zu<br />

Gesundheistvorsorge<br />

in Europa<br />

16,65 %<br />

Soforthilfe /<br />

Krisenprojekte<br />

56,80 %<br />

EUROPA<br />

241.454,90 €<br />

AFRIKA<br />

293.024,96 €<br />

FINANZBERICHT 2011: uNSERE aRbEIT IN ZaHLEN<br />

Langzeitprojekte<br />

(Mutter-Kind-Gesundheit, HIV;<br />

Harm Reduction und Gewaltprävention)<br />

20,10 %<br />

Chirurgische Projekte<br />

6,45 %<br />

ASIEN<br />

(SCHWERPUNKT PAKISTAN)<br />

769.411,35 €<br />

41


42<br />

VEREIN UND WERTE<br />

<strong>der</strong> vereIn<br />

„ ärZte <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ e.v.<br />

„<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ e.V. Deutschland ist eine gemeinnützige, politisch und konfessionell unabhängig<br />

arbeitende Nichtregierungs-Organisation. Finanzielle Ungebundenheit und Flexibilität bei <strong>der</strong><br />

Projektfinanzierung sind wichtige Grundlagen unserer Arbeit und werden durch überwiegend private<br />

Spenden ermöglicht. Notfallprojekte finanzieren wir zunächst mit eigenen Mitteln vor. Zugleich<br />

beantragt „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ För<strong>der</strong>ungen bei staatlichen, internationalen und privaten Institutionen.<br />

Der Verein hat 35 Mitglie<strong>der</strong>. Etwa 200 Ehrenamtliche unterstützen unsere Arbeit regelmäßig.<br />

vorStAnd<br />

Geleitet wird <strong>der</strong> Verein durch den alle<br />

zwei Jahre neu gewählten Vorstand, <strong>der</strong><br />

sich aufteilt in ein Präsidium und einen<br />

erweiterten Vorstand.<br />

präSidium<br />

Prof. Dr. med. Heinz-Jochen Zenker:<br />

Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong><br />

Dr. Klaus Wieners: Schatzmeister<br />

Dr. Pierre Rosenstiel<br />

erWeiterter vorStAnd<br />

Prof. Dr. Dr. Günter Lauer<br />

PD Dr. Dr. Katja Schwenzer-Zimmerer<br />

Dr. Peter Schwick<br />

Dr. Maria Heinzlmann<br />

Dr. Hilke Schnei<strong>der</strong><br />

Nicole Schmitt<br />

ehren-vorStAndmitglied<br />

Prof. Dr. med. Wilfried Schilli<br />

(Stand: Dezember 2011)<br />

die geSchäftSStelle<br />

Dr. Andreas Schultz: Direktor<br />

Marc Gemeiner M. A.: CFO / Finanzen / Organisation<br />

Dr. Lecia Feszczak: Gesundheit und Entwicklung<br />

Gabriele Jüttner: Spendenmanagement<br />

Katharina Radmüller: Fundraising<br />

Sabrina Schmitt: Koordination Projekte Deutschland<br />

Suzanne Bruins: open.med München<br />

Iris Scherrenbacher: MedMobil Stuttgart<br />

Ute Zurmühl: Leitung Öffentlichkeitsarbeit<br />

Damien Perrot: Öffentlichkeitsarbeit / Veranstaltungen<br />

Michael Prestele: Recruitment<br />

(Stand: Dezember 2011)<br />

<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong><br />

© Suzanne Bruins


JahresBerIChT 2011<br />

unsere<br />

Werte<br />

Würde- und respektvoll<br />

Wir respektieren die Menschenrechte und behandeln alle<br />

Personen würdevoll und gleich, unabhängig von Herkunft,<br />

Geschlecht, Hautfarbe, kulturellen und religiösen Werten.<br />

demokratisch-partizipativ<br />

Demokratisch-legitimierte Entscheidungsprozesse sind die<br />

Grundlage unserer Arbeit. Das bedeutet zum einen eine lebendig-partizipative<br />

Vereinsstruktur innerhalb des internationalen<br />

Netzwerkes von „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ zu verwirklichen, zum an<strong>der</strong>en<br />

auch Projekte in enger Kooperation „auf Augenhöhe“ mit unseren<br />

Partnern in allen Projektlän<strong>der</strong>n zu realisieren.<br />

anwaltschaftlich- solidarisch<br />

Wir handeln anwaltschaftlich-solidarisch, indem wir im Sinne des<br />

Grundprinzips friedlich-menschlichen Zusammenlebens für die<br />

Interessen <strong>der</strong> verletzlichsten Bevölkerungsgruppen eintreten<br />

und Menschenrechtsverletzungen öffentlich anprangern.<br />

unabhängig<br />

Unsere Motive und unser Handeln in <strong>der</strong> Projektarbeit sind<br />

bedürfnisorientiert zugunsten gefährdeter Bevölkerungsgruppen<br />

und dabei unabhängig von politischen, sozialen und militärischen<br />

Interessen Dritter.<br />

Transparent<br />

Im Team gehen wir ehrlich und offen miteinan<strong>der</strong> um, nach<br />

außen vermitteln wir unser Leitbild und unsere Aktivitäten<br />

transparent, anschaulich und unmissverständlich.<br />

nachhaltig<br />

Wir arbeiten fachübergreifend an <strong>der</strong> Umsetzung zukunftsweisen<strong>der</strong><br />

Lösungen, um die gesundheitlichen Kapazitäten<br />

<strong>der</strong> jeweiligen Län<strong>der</strong> zu stärken und die Gesundheitssituation<br />

<strong>der</strong> Menschen langfristig zu verbessern.<br />

© David Delaporte © Yianna Kopoullos © <strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> Archiv<br />

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44<br />

JAHRESBERICHT 2011<br />

dankesChön<br />

ehrenAmtliche<br />

Alle Projekte von „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ sind auf die Unterstützung<br />

von ehrenamtlichen HelferInnen angewiesen. Ohne sie wäre<br />

eine sinnvolle Durchführung nicht möglich.<br />

Fast 8 000 Mitwirkende – davon über die Hälfte ehrenamtlich<br />

tätig – weltweit unterstützen die Arbeit des „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“-<br />

Netzwerkes. Jährlich entsendet „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ über 300 internationale<br />

MitarbeiterInnen in Auslandsprojekte, wo sie eng<br />

mit ihren <strong>der</strong>zeit 2 445 nationalen KollegInnen zusammenarbeiten.<br />

Wir sind stolz darauf, dass „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ auch in Deutschland<br />

auf ein großes Netzwerk von Freiwilligen zurückgreifen<br />

kann und dass das Interesse sowie <strong>der</strong> Wille zur Unterstützung<br />

von „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ immer weiter wachsen.<br />

An dieser Stelle möchten wir uns von ganzem Herzen bei<br />

allen ehrenamtlichen MitarbeiterInnen, die sich 2011 für<br />

„<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ engagierte haben, bedanken.<br />

im projekt medmobil / StuttgArt<br />

Dr. Peter Bansbach, Margot Dorn, Dr. Monika<br />

Doufrain, Dr. Ursula Endress-Wach, Suky-Diane<br />

Gentner, Dr. Thomas Geyer, Dr. Verena Geyer,<br />

Edeltraud Haug-Hiegemann, Dr. Barbara Holzbaur,<br />

Dr. Hansmartin Killguss, Dr. Rita Kren,<br />

Dr. Walther Kren, Dr. Hannes Macholz, Armin<br />

Packe, Dr. Peter Pahl, Inge Rist, Dr. Elisabeth<br />

Schmid, Carmen Schnurr, Heidi Seibold, Lilian<br />

Siebenlist, Dr. Verena Wilhelm, Monika Wudi.<br />

Ein beson<strong>der</strong>er Dank gilt auch allen<br />

Facharztpraxen, die MedMobil 2011 unterstützt<br />

haben.<br />

im projekt open.med / münchen<br />

Meryem Altuntas, Lukas Arenz, Hakan Cankaya,<br />

Eva Clemenz, Inge Dorn, Elisabeth Fässler,<br />

Sören Frahm, Madlen Fröhlich, Erik Gaitzsch,<br />

Dr. Karl Groos, Dr. Helmut Grumbach, Dorothee<br />

Harmsen, Dr. Evelyn Hauenstein, Dr. Maria<br />

Heinzlmann, Dr. Brigitte Herborg, Neva Ivanova,<br />

Cevat Kara, Filipa Kaymakanova, Jenny Keiser,<br />

Anna Kirchhofer, Teresa Kloning, Jonas König,<br />

Agnes Kupka, Indra Lopez Velasco, Irmi Luhmann,<br />

Dr. Friedmann Maier, Dr. Sarah Mannfeld,<br />

Dr. Silvia Mara Corso, Marlene Mohn, Johannes<br />

Molz, Maria Mutzel, Jun Natinda, Melanie<br />

Nordman, Katharina Pawlak, Birgit Poppert,<br />

Alina Potyka, Anna Ritzinger, Claudia Rokkita,<br />

Laura Romberg, Dr. Stefanie Sammet, Antje<br />

Sanogo, Dr. Peter Schwick, Dr. Florian Sepp,<br />

Dr. Christoph Steidle, Dr. Hans Stohrer,<br />

Dr. Barbara Theml, Andreja Tomic, Dr. Susanne<br />

Vogel, Dr. Joachim Werner, Klaus Westenthanner,<br />

Kathrin Weyh, Anna Wittkowski,<br />

Eva Zaenkert, Dr. Ludwig Zwack.<br />

Ein beson<strong>der</strong>er Dank gilt auch dem<br />

„Medizinerorchester und Chor München“ sowie<br />

allen Facharztpraxen, die open.med 2011 unterstützt<br />

haben.<br />

ÄRZTE DER WELT<br />

möchten auch Sie in Zukunft Teil des ehrenamtlichen<br />

Netzwerks von „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ werden ?<br />

Wenden Sie sich an unser Team:<br />

089 45 23 081-0<br />

recruitment@aerzte<strong>der</strong>welt.org


Das open.med-<br />

Team behandelt<br />

PatientInnen<br />

ehrenamtlich.<br />

© Michael Santifaller<br />

in kAmbodSchA ( Aktion lächeln )<br />

Prof. Dr. Jozsef Barabás, Peter Dekoleadenu,<br />

Fabian Fiechter, Dr. Walter Heindl, Jürgen<br />

Heinzmann, Christine Hofer, Dr. Irina Jung,<br />

Dr. Ersin Kocaoglu, Denise Krattiger, Lyda Lo,<br />

Dr. Dr. Steffen Müller, Dr. Arno Mutschler,<br />

Dr. Jean Rapidel, Yolande Sandorfi, Dr. Miodrag<br />

Savic, Sabine Scharenberg, Dr. Thomas Schuster,<br />

Dr. Katja Schwenzer-Zimmerer, Dr. Florian<br />

Thieringer, Dr. Nikolaus Wachter, Dr. Stephan<br />

Zimmerer.<br />

in myAnmAr / burmA<br />

Karin Driessler, Dr. Claudia Klauß, Prof. Volker<br />

Klauß, Dr. Sven Stefan Schaal, Dr. Carl-Ludwig<br />

Schönfeld.<br />

in <strong>der</strong> münchner geSchäftS-<br />

Stelle von „ärZte <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“<br />

und bei <strong>der</strong> verAnStAltung<br />

„unSchlAgbar“<br />

Uche Akpulu, Nancy Ageorges , Dr. Maria<br />

Baumeister, Claudia Becker, Barbara Burkardt,<br />

Brigitte Fandrich und das KiS Team vom<br />

Fremdspracheninstitut <strong>der</strong> Landeshauptstadt<br />

München, Alice Fertig, Johannes Fischer, Peter<br />

Frank, Tanja Fuchs, Elfi Gaigl, Rosa Gaube,<br />

Doris Herrmann, Paul Ignace, Monika Kerkeler,<br />

Isabel Kerssenbrock, Susanne Knorr, Jonas<br />

König, Alexandra Krombholz, Stefan Lauterbach,<br />

Sigrid Leiss, Nina Ludewig, Petra Lutz,<br />

Emilia Pereira, Isabel Praun, Claudia Rees, Lisa<br />

Reiter, Irmelin Ritzert, Georg Robens, Orsika<br />

Robl, Michael Santifaller, Eva-Maria Schretzmeier,<br />

Rita Schwarz, Karine Steinhage,<br />

Dr. Peter Strache, Susann Triebswetter, Susanne<br />

Tuschter, Barbara Uhl, Sonja Weinbuch.<br />

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46<br />

dankesChön<br />

pArtner & för<strong>der</strong>er<br />

SpendenAktion mit SiemenS –<br />

ultraschallgeräte für „ärzte <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“<br />

Einen erfolgreichen Abschluss fand 2011 eine<br />

Spenden-Aktion in Kooperation mit Siemens:<br />

Insgesamt acht Ultraschallgeräte konnten bis<br />

Anfang 2012 an „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ für ausgewählte<br />

Hilfsprojekte übergeben werden. Siemens hatte<br />

in ihrer Aktion zugesichert, für jedes fünfzigste<br />

zwischen dem 1. Oktober und dem 31. Dezember<br />

2011 verkaufte Siemens-Ultraschallgerät jeweils<br />

ein Gerät an „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ zu spenden.<br />

Die gespendeten Geräte gingen an Gesundheitsprojekte<br />

des „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“-Netzwerkes<br />

in Deutschland, Frankreich, Griechenland,<br />

Kambodscha, Tunesien und in die Ukraine.<br />

Wir danken Siemens für diese großzügige<br />

Spende !<br />

<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong><br />

Ehrenamtliche Mediziner<br />

von „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ wurden<br />

von Siemens geschult.<br />

© Siemens AG


JahresBerIChT 2011<br />

drive experience <strong>der</strong> dAimler Ag<br />

unterStütZt lokAle projekte<br />

Jedes Jahr richtet die Daimler AG verschiedene<br />

Fahrveranstaltungen und Neuvorstellungen von<br />

Fahrzeugen in verschiedenen Län<strong>der</strong>n aus. Hierbei<br />

wurden in den letzten Jahren Kosten eingespart<br />

und diese zugunsten lokaler medizinischer<br />

Projekte von „<strong>Ärzte</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ gespendet. Ein<br />

Dank an die Daimler AG, die es ermöglicht, dass<br />

wir uns auch weiterhin in unseren nationalen<br />

Projekten für einen verbesserten Zugang zur Gesundheitsversorgung<br />

für benachteiligte Bevölkerungsgruppen<br />

engagieren können.<br />

olympuS Stiftung finAnZiert<br />

Augenprojekt in myAnmAr<br />

Für das 2011 neu begonnene und zunächst auf<br />

drei Jahre angelegte Projekt zur Augenheilkunde<br />

in Myanmar hat die Olympus Stiftung die Projektkosten,<br />

wie zum Beispiel die gesamte Ausstattung<br />

mit medizinischen Geräten, übernommen.<br />

Dies ermöglicht es unseren ehrenamtlich<br />

tätigen Teams, vor Ort zu arbeiten.<br />

diese unternehmen,<br />

institutionen und<br />

organisationen<br />

engagieren sich mit<br />

„ärzte <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“ für<br />

einen verbesserten<br />

Zugang zur medizinischen<br />

versorgung:<br />

123Map GmbH & Co. KG<br />

Aidshilfe Stuttgart e.V.<br />

Alpha e.V.<br />

Ambulante Hilfe Stuttgart e.V.<br />

BINZ GmbH & Co. KG<br />

BörseGO AG<br />

Büttner-Frank GmbH<br />

Café 104<br />

CAMZ („Komitee <strong>der</strong> Medizinischen Hilfe in<br />

Transkarpatien“)<br />

Caritasverband für Stuttgart e.V.<br />

ConSol* GmbH<br />

Daimler AG<br />

Auswärtiges Amt<br />

Dr. Ausbüttel & Co. GmbH<br />

Einhornapotheke Stuttgart Gaisburg<br />

Evangelische Gesellschaft Stuttgart e.V.<br />

Goethe Apotheke München<br />

Fernandus Stiftung<br />

Französiches Institut München<br />

Geistlich Pharma AG<br />

Georg Thieme Verlag & Co. KG<br />

HEUSSEN Rechtanwalts gesellschaft mbH<br />

Laboratoires Vichy / L’Oréal Deutschland GmbH<br />

Landeshauptstadt München, das Sozialreferat<br />

und das Referat Gesundheit und Umwelt<br />

Landeshauptstadt Stuttgart, das Gesundheitsamt<br />

und die Abteilung Wohnungs notfallhilfe<br />

Landwehr Apotheke München<br />

L’Oréal Foundation<br />

LX-Systems<br />

Medizinerorchester & Chor München<br />

Olympus Europa Holding GmbH<br />

Olympus Europa Stiftung<br />

Paul Hartmann AG Heidenheim<br />

SDK Stiftung<br />

Siemens AG<br />

Sozialberatung Stuttgart e.V.<br />

Sozialdienst katholischer Frauen e.V.<br />

Sternstunden e.V.<br />

synlab Labor München Zentrum GbR<br />

Mathes & Fischbacher, WP / Steuerberater<br />

Freiwilligenagentur Tatendrang<br />

Tollwood GmbH<br />

Umicore AG<br />

Unicredit Group<br />

VR Gewinnsparverein Bayern e.V.<br />

Willy Richter Stiftung<br />

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Médecins du monde - Identité visuelle ALLEMAGNE<br />

DIE WELT VERGISST SCHNELL. WIR HELFEN WEITER.<br />

C : 100<br />

M : 60<br />

J : 0<br />

N : 0<br />

08/07/2009

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