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Da schau her 04/2012 - Universalmuseum Joanneum

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stand“. Er kommt von einem Drahtzug<br />

auf der Buchau, der „unter dem Fürst“<br />

(eine heute nicht mehr geläufige Ortsbezeichnung)<br />

gelegen ist. Doch kann er<br />

den Betrieb nicht wirtschaftlich führen<br />

und bittet bereits im August 1580 das<br />

Stift, den Pachtvertrag zu lösen und ihm<br />

die Schulden nachzusehen. Der Vertrag<br />

wird in gegenseitigem Einvernehmen<br />

vom Administrator Polydor und Christof<br />

Leitner im August 1580 gelöst.<br />

Bereits am 26. August 1580 übernimmt<br />

Kaspar Fölnpaumb als Pächter die Werksanlage<br />

in der Mühlau. Er stammt aus der<br />

Radmer, ist Eisenschmelzer und muss<br />

da<strong>her</strong> für das Drahtziehen zwei sachkundige<br />

Gesellen einstellen. Einer von ihnen<br />

scheint als Urban Zainer auf, bei dem es<br />

sich vielleicht um den oben genannten<br />

Urban Gandut handelt, der als „Zainer“<br />

(Drahtzie<strong>her</strong>) arbeitet. Fölnpaumb beschwert<br />

sich über technische Mängel<br />

im Betrieb, welche er vom Stift behoben<br />

haben möchte. Anscheinend wird der<br />

Pachtvertrag noch einmal verlängert,<br />

doch ist auch dem neuen Pächter auf<br />

längere Sicht kein wirtschaftliches Glück<br />

gegönnt, denn er bittet am 9. Jänner<br />

1585 das Stift Admont, ihn aus dem<br />

Pachtvertrag zu entlassen.<br />

Nach all diesen Misserfolgen sucht das<br />

Stift für seinen von den Pächtern unrentabel<br />

geführten Betrieb einen Käufer und<br />

findet diesen bald darauf in Georg Winkler<br />

aus Steyr. Interessanterweise scheint<br />

schon 1588 in einem Urbar des Stiftes<br />

Admont auch Wolfgang Schröckenfux<br />

als zins- und steuerpflichtiger Besitzer<br />

der Drahtzuganlagen, der Wirtschaftsgebäude<br />

sowie der Grundstücke in der<br />

Mühlau auf. 1590 kauft Schröckenfux<br />

schließlich den gesamten Besitz und<br />

stürzt sich damit in eine große Schuldenlast.<br />

Er vermag die Kredite allerdings<br />

innerhalb von sechs Jahren abzuzahlen<br />

und abzuarbeiten. Ihm und seinen<br />

Nachkommen gelingt es, aus einem in<br />

seinen Anfängen unprofitablen Drahtzug<br />

einen gewinnbringenden gut florierenden<br />

Familienbetrieb aufzubauen und<br />

zu führen, der in der Folge durch mehr<br />

als 250 Jahre bestand. <strong>Da</strong>rüber wird die<br />

Autorin in einem der nächsten Hefte<br />

von „<strong>Da</strong> <strong>schau</strong> <strong>her</strong>“ berichten.<br />

Quellen: Stiftsarchiv Admont, H-133<br />

bis 142, Pp-78/C und Xx-39.<br />

Literatur: Hubert Walter, Hall. Ein<br />

Dorf erzählt seine Geschichte, Hall<br />

1991.<br />

GERNOT RABL<br />

Horst K. Jandl<br />

Beseelte Bilder<br />

Der vor allem als maler des Ausseerlandes<br />

bekannte Künstler Horst Karl<br />

Jandl hat für die sonderausstellung<br />

„Der grimmige Berg. mons styriae<br />

altissimus“ ein Werk zum Thema<br />

Grimming geschaffen. seine <strong>Da</strong>rstellung<br />

des Grimmings mit pürgg im<br />

Vordergrund war bis ende Oktober<br />

2011 im schloss Trautenfels ausgestellt<br />

und zeigte einen in stimmungsvolle<br />

Violett-Töne getauchten Berg.<br />

Jandls Arbeit dokumentierte neben<br />

anderen Vertreterinnen und Vertretern<br />

das künstlerische schaffen im<br />

Bezirk Liezen.<br />

Horst Jandls Arbeiten sind weit bekannt.<br />

Typische heimische motive<br />

wie etwa die seewiese in Altaussee<br />

werden gerne von Liebhaberinnen<br />

und Liebhabern des Ausseerlandes<br />

gekauft und finden sich über<br />

die region hinaus in zahlreichen<br />

privaten Wohnungen. Viele seiner<br />

Arbeiten sind auch im Besitz der<br />

öffentlichen Hand, wie dies Ankäufe<br />

der steirischen Landesregierung<br />

bereits seit Anfang/mitte der 1960er<br />

Jahre belegen.<br />

Künstlerisc<strong>her</strong> Werdegang<br />

Jandl wurde 1941 in Sindelfingen<br />

(Deutsch land) geboren, wuchs aber<br />

in Altaussee auf und verbrachte dort<br />

sowie in Bad Aussee von 1947 bis 1955<br />

seine gesamte Schul- und Jugendzeit.<br />

Im Anschluss besuchte er bis 1958 in<br />

Knospenmac<strong>her</strong>, Detail,<br />

Öl/Leinwand, 1977 | Alle Fotos: G. Rabl<br />

Kramsach (Tirol) die Fachschule für Glasgestaltung<br />

und schließlich von 1959 bis<br />

1961 die staatliche Meisterklasse für<br />

Glasrestaurierungs-Malerei in Hadamar<br />

(Kreis Limburg) bei Professor Astler und<br />

Professor Wollenheit. Ab 1962 begann<br />

Jandl als freischaffender Künstler zu<br />

arbeiten und hatte sein erstes eigenes<br />

Atelier im Hoferhaus am Chlumeckyplatz<br />

in Bad Aussee. In Überlingen am Bodensee<br />

– er sollte dort seine spätere Gattin<br />

Brigitte kennenlernen – war der Maler<br />

ab 1965 Mitarbeiter im für sakrale und<br />

profane Glasmalereien renommierten<br />

Atelier von Nikolaus Dierig und wurde<br />

des Weiteren Mitglied der Künstlervereinigung<br />

des Bodensee-Clubs, wo er nicht<br />

Horst Jandl in seinem Atelier in Altaussee,<br />

Oktober <strong>2012</strong><br />

Bad Aussee, Mischtechnik/Holz, um 1988/89<br />

nur an mehreren Gruppenausstellungen<br />

teilnahm, sondern auch seine ersten Einzelausstellungen<br />

eröffnete. Jandl erwarb<br />

sich in dieser Zeit zahlreiche Kunstfertigkeiten,<br />

die er schließlich, als er 1968 ins<br />

Ausseerland zurückkehrte, im Glasereibetrieb<br />

seines Bruders Hans einbringen<br />

sollte. Der Künstler übernahm darin den<br />

Bereich für künstlerische Gestaltung<br />

und schuf für zahlreiche österreichische<br />

Kirchen und Kapellen sakrale Glasmalereien.<br />

So stammen unter anderem<br />

die Altarfenster und Fenster der Aufbahrungshallen<br />

in Altaussee und Bad<br />

Aussee, die Glaswandgestaltung des<br />

Kur- und Amtshauses sowie die Fenster<br />

der Sparkasse Altaussee aus seiner<br />

Hand. Eine enge Zusammenarbeit gab<br />

es diesbezüglich auch über viele Jahre<br />

mit dem Benediktinerstift Admont und<br />

dem Bundesdenkmalamt.<br />

Seit dem Jahr 1973 ist Jandl Mitglied des<br />

Salzburger Kunstvereins, als auch der<br />

Berufsvereinigung bildender Künstler<br />

Österreichs und wurde darüber hinaus in<br />

die Enzyklopädie „Die österreichischen<br />

Maler des 20. Jahrhunderts“ aufgenommen.<br />

1<br />

Vorbilder und Wegbegleiter<br />

Horst Jandl, heute untrennbar mit Altaussee<br />

und dem Ausseerland verbunden,<br />

wohnt und arbeitet seit 1977/78<br />

in der von ihm umfassend renovierten<br />

1 H. K. Jandl, in: Beiblatt zur Kunstmappe H. K. Jandl, Malerisches Ausseerland,<br />

Liezen o. J. (1990), o. S.. – Horst Karl Jandl, in: H. K. Jandl,<br />

Maler der Ausseer Landschaft, Ausst.-Kat., Bad Aussee o. J., S. 25.<br />

2 Vgl. dazu Heinz Haim-<strong>Da</strong>batschek, Hugo Cordignano. Der Maler des<br />

Ausseerlandes, Bad Aussee 1992 (= Schriftenreihe des Kammerhofmuseums<br />

Bad Aussee, Bd. 12).<br />

3 Persönliche Auskunft Horst Jandl.<br />

4 Martin Pollner, Historische Strukturen der Stadtgemeinde Bad Aussee und<br />

ehemaligen „Königsgarten Villa“ – ein<br />

Bestandteil des lokalen Kulturwanderweges<br />

„Via Artis“ – des unter anderem<br />

für Kaiser Maximilian von Mexiko tätigen<br />

Malers Carl von Binzer. Auch Friedrich<br />

Torberg hat in der Königsgarten Villa<br />

viele Sommer verbracht und dort Teile<br />

seines Buches „Die Tante Jolesch“ verfasst.<br />

Aber nicht nur dieses sic<strong>her</strong>lich<br />

fördernde Ambiente, sondern auch der<br />

bereits frühe Kontakt zu im Ausseerland<br />

tätigen Künstlerpersönlichkeiten übte<br />

einen großen Einfluss auf den noch jungen<br />

Jandl aus. In diesem Zusammenhang<br />

sind vor allem Anton Filkuka und Hugo<br />

Cordignano zu nennen. Hugo Cordignano<br />

(1882 Moggio/Italien – 1959<br />

Graz) 2 vermittelte ihm erste Einblicke in<br />

die Wirksamkeit und Kraft der eigenen<br />

unmittelbaren Umgebung, die dieser<br />

in stimmungsvolle Farben der jeweiligen<br />

Jahreszeiten tauchte – der spätere<br />

Künstler Horst Jandl sollte ihm dahingehend,<br />

seinen eigenen Stil findend,<br />

folgen. Jandl verbrachte viele Stunden<br />

damit, Cordignano beim Malen an der<br />

Staffelei zuzusehen, durfte dessen verschmutzte<br />

Pinsel reinigen und wurde<br />

ganz nebenbei von ihm im Farbmischen<br />

unterrichtet. Ebenfalls erteilte ihm Cordignano<br />

Nachhilfestunden im Geigespielen.<br />

3 Anton Filkuka (1888 Wien – 1957<br />

Wien) 4 , ebenso frühes Vorbild Jandls,<br />

erwarb 1941 gemeinsam mit seiner Frau<br />

Sommersbergsee, Mischtechnik/Karton, <strong>2012</strong><br />

eine Villa in Altaussee und wohnte in<br />

unmittelbarer Nachbarschaft. 5 Filkuka<br />

schuf zahlreiche Ausseer-Porträts und<br />

zeigte sich genauso wie Cordignano von<br />

den hiesigen Landschaften beeindruckt,<br />

die durch ihre Vielfalt und Ursprünglichkeit<br />

ein reiches Betätigungsfeld boten.<br />

Jandl erhielt mehrmals die Gelegenheit<br />

Filkuka beim Arbeiten im Atelier zuzusehen,<br />

da er immer wieder die kaputten<br />

Fensterscheiben in dessen Villa<br />

reparierte. 6 Beide genannten Künstler<br />

prägten nachhaltig den späteren Maler<br />

Horst Jandl.<br />

Hanns Kobinger (1892 Linz – 1974 Gramastetten)<br />

7 war schließlich so etwas<br />

wie ein frü<strong>her</strong> „Lehrer“, mit welchem<br />

erste aktive künstlerische Auseinandersetzungen<br />

erfolgten. Kobinger, Mitglied<br />

zahlreic<strong>her</strong> oberösterreichisc<strong>her</strong> Künstlergemeinschaften,<br />

war als Maler und<br />

Grafiker tätig, der sich nicht nur als reiner<br />

„Abmaler der Natur“ verstand, sondern<br />

diese nach seinen „Empfinden und Wollen“<br />

umsetzte. 8 Ebenso ist Horst Jandl<br />

nicht als reiner „Kopist“ der Natur zu<br />

verstehen, da auch bei ihm nicht nur das<br />

reine Naturvorbild, sondern eine gewisse<br />

Innerlichkeit zum Tragen kommt.<br />

ein Werk rund um die menschen und<br />

Landschaften des Ausseerlandes<br />

Ab Ende der 1970er Jahre widmete sich<br />

Horst Jandl beinahe ausschließlich sei-<br />

des Ausseerlandes. Zum 500-Jahr-Jubiläum der Verleihung des Marktsiegels<br />

Aussee durch Kaiser Maximilian I. 1505 – 2005, Wien 2005, S. 110.<br />

5 Claus Jesina, Anton Filkuka, Graz 2001, S. 37.<br />

6 Wie Anm. 3<br />

7 Vgl. dazu Claus Jesina, Hanns Kobinger, Graz 1998.<br />

8 Otfried Kastner, Besuch bei Hanns Kobinger, in: Raumordnung in Oberösterreich,<br />

Jg. 15, Heft 3/4, 1965/66, S. 32.<br />

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