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Emden 1943, Errichtung einer wehrhaften Stadt

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Vortrag gehalten am 3.12.2008, 19:00 Uhr, in der Kulturbrücke Ems-Delta e.V. in Verbindung mit dem Kulturbunker,<br />

Geibelstraße 30a, <strong>Emden</strong><br />

<strong>Emden</strong> <strong>1943</strong>, <strong>Errichtung</strong> <strong>einer</strong> <strong>wehrhaften</strong> <strong>Stadt</strong>,<br />

© Dietrich Janßen, 26721 <strong>Emden</strong>, eMail: bunkeremd@aol.com, überarbeitet 11.12.2008<br />

Im Rahmen m<strong>einer</strong> Arbeit im <strong>Stadt</strong>planungsamt der <strong>Stadt</strong> <strong>Emden</strong> fiel mir eine isometrische Darstellung unserer <strong>Stadt</strong><br />

in die Hände, die mich in Erstaunen setzte. In den Kartenschränken waren keine weiteren Pläne oder in den Emder<br />

Archiven keine sonstigen Fotografien zu den Planungen vorhanden. In einigen Aktenstücken fand ich Hinweise,<br />

dass neben dem Plan aus dem Jahre 1942/43 von Dr. Hans-Friedrich Eschebach noch ein Modell im Bunker<br />

Emsmauerstraße und Detailpläne vorhanden waren, die Dr. Peter Diedrichs bei Vorträgen beim Gauleiter Paul<br />

Wegener zur <strong>Errichtung</strong> <strong>einer</strong> <strong>wehrhaften</strong> <strong>Stadt</strong> nach Bremen vorführte. Bis auf den einen Plan und der dazugehörende<br />

Schriftverkehr sind alle anderen Detailplanungen sowie das Modell nach dem 2. Weltkrieg vernichtet worden.<br />

Zu diesem Teil komme ich später.<br />

Dieser Vortrag befasst sich mit den Nahtstellen zwischen dem Bauen der 20er Jahre und 30er Jahre und der<br />

Architektur sowie des Städtebaues des NS-Regimes an ausgesuchten Emder Beispielen. Wesentlichen Einfluss hatten<br />

besonders die städtischen Architekten, die die städtebauliche Entwicklung besonders während der Kriegs- und<br />

Nachkriegszeit prägten. Ohne diese wäre die Planung <strong>einer</strong> <strong>wehrhaften</strong> <strong>Stadt</strong> nicht möglich gewesen und auch nicht<br />

die Zeit des Übergangs nach 1945 zum Städtebau der 50er Jahre. Das NS-System verpflichtete die Fachleute aus<br />

allen möglichen Regionen des Reiches und der besiegten Länder, zum größten Teil gegen ihren Willen, zu<br />

Erfüllungsgehilfen in den Büros und auf den Großbaustellen des Bunkerbaues.<br />

Im Jahre 1916 erhielt der freiberufliche Städteplaner Hermann Jansen aus Berlin vom<br />

Magistrat der <strong>Stadt</strong> <strong>Emden</strong> den Auftrag zur Aufstellung eines Generalbebauungsplanes,<br />

den er am 20. September 1916 hier in <strong>Emden</strong> vorstellte. Neben der geplanten<br />

Umgehungsbahn um <strong>Emden</strong>, wurden auch Teilbebauungspläne für den Bereich Herrentor<br />

und Friesland sowie Planungen in Verbindung der Erweiterung der Emder Straßenbahn bis<br />

zur Kaserne und zum Neuen Binnenhafen aufgestellt. Auch beinhaltete der Generalbebauungsplan<br />

von Jansen eine Planung von neuen Straßen und wesentliche<br />

Straßendurchbrüche, auf die später der <strong>Stadt</strong>planer Dr. Eschebach zurückgriff. Der <strong>Stadt</strong>planer<br />

Hermann Jansen wurde am 28. Mai 1869 geboren und er verstarb am 20. Februar<br />

1945. Studiert hat dieser an der Technischen Hochschule in Aachen.<br />

In den zwanziger Jahren waren namhafte Architekten wie Walter Heim und bei der <strong>Stadt</strong><br />

<strong>Emden</strong> Walter Luckau tätig, die noch heute stehende expressionistische Bauten entwarfen<br />

und auch die Bauleitung führten. Walter Heim war unter anderen der Architekt der AOK, der<br />

Norder Bank und des Geschäftshauses Steffens inStädtebauplaner<br />

Architekt Walter Heim<br />

der Straße Zwischen beiden Sielen. Luckau entwarfHermann<br />

Jansen, Berlin<br />

die Brücke an der Boltentorstraße mit dem "Chinesentempel" nebst<br />

Straßenlaterne, die Herrentorschule, den Kiosk an der Nordertorstraße, die<br />

Anlagen Schwanenteich sowie den Burgplatz und war in der Bauberatung<br />

der <strong>Stadt</strong> <strong>Emden</strong> tätig. Als Sachbearbeiter hatte er wesentlichen Einfluss auf<br />

die Architektur im <strong>Stadt</strong>bild, wie viele Korrekturen an Entwurfsplänen in den<br />

Bauakten belegen. Luckau war vom 1. August 1926<br />

- 3. März 1931in <strong>Emden</strong> tätig. Versuche, seinen weiteren<br />

Lebensweg ausfindig zu machen, haben kein<br />

Ergebnis ergeben. Sein letzter Wohnort war 1937<br />

Dortmund. Besonders eindrucksvoll ist ebenfalls die<br />

Umgestaltung der Schalterhalle der Sparkasse <strong>Emden</strong>, die von dem Architekten Karl<br />

Siebrecht aus Hannover entworfen wurde.<br />

Auch im Geschossbau wurden weitere Gebäude südlich der Ringstraße durch den<br />

Beamten-Bau- und Wohnungsverein errichtet, die von eigenen Architekten, wie Diedrich<br />

Janssen, entworfen wurden. Walter Luckau war auch hier korrigierend im Rahmen der<br />

Bauberatung für die <strong>Stadt</strong> <strong>Emden</strong> tätig, so dass sich ein in sich geschlossenes Viertel entwickeln<br />

konnte, das auch heute noch immer eine hohe Wohnqualität besitzt. Der hier aufgeführte<br />

Diedrich Janssen war neben Franz Latta der Architekt des "Neptunhauses", welches<br />

in diesem Jahr abgebrochen wurde.<br />

Unmittelbar nach der "Machtübernahme" erfolgte keine Übernahme der Kompetenzbereiche<br />

der Baubehörden. Die eigentliche Planungshoheit verblieb nach wie vor bei der zustän-<br />

Student Walter Luckau<br />

1921 an der TU Dresden<br />

digen Gemeinde, wie auch die Zuständigkeit der Baupolizei bei Baugenehmigungen vorerst uneingeschränkt beibehalten<br />

wurde. Allein die personelle Besetzung dieser Dienststellen erfuhr - wie überall - einen Austausch, der im<br />

Zuge der Verfolgung und Ausschaltung oppositioneller Kräfte seine Erklärung und politische Motivation fand (juristische<br />

Handhabe: "Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" - Ausschaltung progressiver Architekten,<br />

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