DEKUBITUS - PROPHYLAXE UND THERAPIE Leitlinien ... - AWA
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Häufigkeit<br />
Die Angaben über eine Dekubitushäufigkeit liegen im internationalen Schrifttum zwischen<br />
0,4 und 85%! Die Ursache für diese enorme Schwankungsbreite liegt nicht etwa in einer<br />
schlechteren Prophylaxe bzw. Pflege, sondern in der unterschiedlichen Risikostruktur.<br />
Auch werden in vielen Studien nur Schweregrade 2 bis 4 als „eigentlicher“ Dekubitus<br />
berücksichtigt. Der Grad 1 stellt jedoch normalerweise ca. 50% aller Dekubitusfälle dar.<br />
Für Deutschland wird eine Prävalenz von 10% in Krankenhäusern, 30% für Geriatrische<br />
Kliniken und Altenheime und 20% für pflegebedürftige in häuslicher Umgebung<br />
angenommen. In Hamburg werden im Rahmen des Projektes „Qualitätsvergleich in der<br />
Dekubitusprophylaxe“ seit 1998 in Akutspitälern bzw. seit 1999 in Pflegeeinrichtungen<br />
kontinuierliche Erhebungen zum Dekubitus durchgeführt. In den Akutkrankenhäusern<br />
wurden folgende Daten erhoben: Bei der Aufnahme lag die Dekubitushäufigkeit zwischen<br />
4,1 und 5,7%, das Risiko einen Dekubitus zu entwickeln lag zwischen 28,3 und 31,6%<br />
und die Neuentstehungsrate durchschnittlich bei 1,3%. Das Risiko in den<br />
Pflegeeinrichtungen (10.000 Bewohner) lag bei 47%. Das Vorkommen unter<br />
Berücksichtigung aller Grade lag in Abhängigkeit der jeweiligen Pflegestufe zwischen 3<br />
und 20%. Die Neuentstehungsrate pro Quartal lag bei ca. 2%, ohne Grad 1 lag sie bei<br />
1,1%. (Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Heft 12, 2002). Vergleichbare Daten<br />
aus den USA lieferten Untersuchungen an 30.000 Bewohnern von Einrichtungen der<br />
Veterans Administration. Es fand sich ein Dekubitusvorkommen von 7,7% und eine<br />
Neuentstehungsrate (ohne Grad 1) von 1,9%. Die PRINZ - (Prävalenz und Inzidenz) -<br />
Dekubitusstudie wurde von KCI-Austria seit 1996 Österreich weit bisher an ca. 56.000<br />
Patienten und Klienten erhoben. Dabei zeigte sich unter Berücksichtigung aller Stadien für<br />
Akutkrankenhäuser eine Rate von 8,2% und für Pflegeeinrichtungen ohne<br />
Berücksichtigung der Pflegestufe eine Dekubitushäufigkeit von durchschnittlich 12%. Ohne<br />
Stadium 1 fanden sich folgende Werte: 4,9 % für den Akutbereich und 6,3 % für den<br />
Pflegebereich. Vergleichbare Daten aus der Literatur fanden sich in Deutschland (Tauche)<br />
mit 6,3% bzw. Aus den USA (Meehan) mit 6,9%.<br />
Kosten<br />
Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass die Prophylaxe etwa 90% an Kosten<br />
erspart (Seiler). Die Berechnung der tatsächlichen Kosten erweist sich als sehr schwierig ,<br />
da folgende Faktoren zu berücksichtigen wären: Materialeinsatz, Personaleinsatz, Kosten<br />
für verlängerten Aufenthalt, Kosten für Folgeschäden, volkswirtschaftliche Kosten.<br />
Folgende Daten mit zum Teil sehr unterschiedlichen Berechnungsansätzen liegen vor:<br />
Seiler (Schweiz) spricht bei einer durchschnittlichen Behandlungsdauer von 6 Monaten<br />
von 50 000 SFR ( = 27 000 €) an Mehrkosten. Melcher et al. geben für einen Patienten<br />
mit einem Hautdefekt bei einem durchschnittlichen Spitalsaufenthalt von 46 Tagen Kosten<br />
von 27.000 $ ca. 25.000 € an. Hefel et al. berichten 1980 von 15 000 € an Kosten für die<br />
Defektdeckung eines Dekubitus bei durchschnittlicher Liegedauer von 27 Tagen. Neander<br />
beziffert 1995 die Kosten für die Behandlung von 40 Patienten mit Dekubitalgeschwüren in<br />
unterschiedlichen Stadien mit Gesamtkosten von 1.132.88. DM, das entspricht 14.160 €<br />
pro Patient. In Deutschland gab es 1998 ca. 16 Millionen stationäre Behandlungsfälle<br />
und bei einer Inzidenzrate von 1,3% hätten demnach 207 000 Patienten einen Dekubitus<br />
entwickelt. Bei angenommen 1,1 Millionen zusätzlichen Pflegetagen ergeben sich daraus<br />
Mehrkosten von 200 Mio. EUR, das sind ca. 10 000 EUR pro Patient. Da das<br />
Dekubitusrisiko im Akutkrankenhaus im Regelfall nicht während des gesamten<br />
Aufenthaltes besteht und die durchschnittliche Einsatzdauer kaum mehr als 20 Tage<br />
beträgt bedeutet dies pro Fall, je nach eingesetztem Weichlagerungssystem, Kosten von<br />
450 € bis 1300 €.