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Divided Government - MPIfG

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K ONSEQUENZEN VON DIVIDED GOVERNMENT IN DEUTSCHLAND 103<br />

Hoffnung verbunden, durch staatliche Nachfragepolitik eine antizyklische Wirtschaftspolitik<br />

betreiben zu können. Der Glaube an die Wirksamkeit wirtschaftlicher<br />

und gesellschaftlicher Steuerung durch staatliches Handeln bewirkte eine<br />

wahre Planungseuphorie, die auch ihren Niederschlag in der Finanzreform von<br />

1969 mit der Etablierung der Gemeinschaftsaufgaben und den Investitionshilfen<br />

des Bundes fand und die die ohnehin bestehenden starken Verfl echtungen<br />

zwischen den und innerhalb der Ebenen weiter forcierte.<br />

Sowohl die von Scharpf, Reissert und Schnabel prognostizierte und empirisch<br />

beobachtete inadäquate politische Steuerungswirkung der Gemeinschaftsaufgaben<br />

und Finanzhilfen, besonders aber die Auswirkungen der ersten Ölkrise dämpften<br />

diese Planungseuphorie. Allerdings hatte sich das System der Verfl echtungen<br />

zwischen den Ebenen so weit etabliert, dass dies zu einem charakteristischen<br />

Merkmal des bundesdeutschen kooperativen Föderalismus wurde. Ebenso blieb<br />

die Tendenz der Länder erhalten, so weit wie möglich eine einheitliche Front<br />

gegenüber dem Bund zu bilden. Damit waren die Bedingungen geschaffen,<br />

die Politikverfl echtung, mit bestimmten Einschränkungen, als eine »allgemeine<br />

Theorie des deutschen Bundesstaates« (Benz 2003a: 211) anzusehen. 7<br />

Der Begriff Politikverfl echtung wird gleichwohl weiterhin uneinheitlich<br />

gebraucht. Oft wird er als ein »Gefl echt von sich überschneidenden Zuständigkeiten,<br />

von Koordinations- und Absprachemustern sowie formellen und<br />

informellen Machtbefugnissen« bezeichnet, der »sowohl [die] horizontale wie<br />

vertikale Verzahnung der zahlreichen Organisations- und Entscheidungsebenen<br />

in einem Bundesstaat« beschreibt (Münch/Meerwaldt 2002: 30). Neben den<br />

beschriebenen Besonderheiten gemeinsam von Bund und Ländern fi nanzierter<br />

Programme erweiterte Scharpf (2005a: 4) selbst die Charakteristik des Systems<br />

der Politikverfl echtung um die Vetomöglichkeiten des Bundesrates sowie das<br />

System der Gemeinschaftssteuern und des Finanzausgleichs.<br />

3.1.1.2 Empirische Implikationen<br />

Die wesentlichen empirischen Implikationen der Theorie der Politikverfl echtung<br />

und der Politikverfl echtungsfalle blieben trotz der zahlreichen Erweiterungen<br />

der Theorie bestehen. Zum einen prognostiziert die Theorie die Verwendung<br />

7 Trotz allem sollte man sich davor hüten, die Thesen der Politikverfl echtung oder gar der Politikverfl<br />

echtungsfalle auf die allgemeine Gesetzgebung zu übertragen. So kritisiert König<br />

(1997: 136, 154) die Annahme der Einstimmigkeit als unrealistische, ja gar falsche Annahme,<br />

da die Zustimmungspfl icht lediglich eine Mehrheit in Bundestag und Bundesrat verlangt. Dabei<br />

wird übersehen, dass die Politikverfl echtung immer noch eine Theorie mit begrenzter Reichweite<br />

ist, die unter anderem dann greift, wenn mit hoher Plausibilität eine Quasi-Einstimmigkeit als<br />

Entscheidungsregel angenommen werden kann.

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