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Facettenreiche Alleskönner von morgen

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I K R O S T R U K T U R T E C H N I K l<br />

CHRISTEL BUDZINSKI<br />

M<br />

I K R O O P T I K<br />

<strong>Facettenreiche</strong><br />

<strong>Alleskönner</strong> <strong>von</strong> <strong>morgen</strong><br />

Die MIKRO- UND NANOOPTIK hat sich zu einer Schlüsseltechnologie<br />

der modernen Photonik entwickelt. Die Bandbreite aktueller Entwicklungen<br />

reicht beispielsweise <strong>von</strong> adaptiven Mikrooptiken über die 3D-Laserlithografie bis<br />

hin zur Subwellenlängen-Mikrooptik auf Basis <strong>von</strong> Metamaterialien.<br />

Bild 1. Mikrolinsenarrays,<br />

hergestellt<br />

mit Verfahren der<br />

Halbleitertechnik<br />

(Quelle: Süss MicroOptics)<br />

Auf dem 26. Optik-Kolloquium des Instituts<br />

für Technische Optik (ITO) der Universität<br />

Stuttgart wurde am 23. Februar 2011 eine<br />

Standortbestimmung und Zukunftsvision der optischen<br />

Herstellung und Anwendung der Mikro- und<br />

Nanooptiken gegeben. In seiner Begrüßung und<br />

Einführung erläuterte der Institutsleiter des ITO,<br />

Prof. Dr. Wolfgang Osten, vor rund 250 Teilnehmern<br />

eines hochkarätigen Fachpublikums die grund -<br />

legende Bedeutung der Photonik für die moderne<br />

Fertigungs- und Prüftechnik in wichtigen Branchen<br />

der Wirtschaft.<br />

Mikrostrukturen und -systeme sind heute in allen<br />

wichtigen Schlüsselbranchen wie Automobil-, Automatisierungs-<br />

und Medizintechnik, in der Informations-<br />

und Kommunikationstechnik, in der Luft- und<br />

Raumfahrt sowie den Life Sciences die Innovationstreiber.<br />

Etablierte Verfahren aus der Halbleitertechnik<br />

zur Herstellung <strong>von</strong> Mikro- und Nanostrukturen sind<br />

die Fotolithografie, das direkte Laserschreiben und die<br />

Elektronenstrahllithografie.<br />

Fotolithografie mit<br />

neuer Beleuchtungsoptik<br />

Dr. Reinhard Völkel, Geschäftsführer <strong>von</strong> Süss<br />

MicroOptics in Neuchâtel, Schweiz, befasste sich in<br />

seinem Eröffnungsvortrag mit der ›Mikro-Optik als<br />

Schlüsseltechnologie‹. Er spannte dabei den Bogen<br />

<strong>von</strong> der Erfindung der Computer-Hologramme durch<br />

Professor Dr. Adolf Lohmann in den 60er-Jahren bis<br />

zu den höchsteffizienten diffraktiven Beam-Shaping-<br />

Optiken für die Deep-Ultra-Violet- (DUV-) Immersions-<br />

Stepper. Mikrooptik ist zum einen der Traum der Menschen,<br />

die ausgereiften optischen Systeme der Natur<br />

wie Insekten- und Spinnenaugen für miniaturisierte<br />

> KONTAKT<br />

INSTITUT<br />

Universität Stuttgart,<br />

Institut für Technische Optik, ITO<br />

70569 Stuttgart<br />

Tel. +49 711 685-66074<br />

Fax +49 711 685-66586<br />

www.uni-stuttgart.de/ito<br />

© MIKROvent, Rudelzhausen MIKROPRODUKTION 03/11


Bild 3a. Neuartige Beleuchtungsoptik:<br />

Lampenwechsel ohne Nachjustierung<br />

(Quelle: Süss MicroOptics)<br />

Vision-Sensoren und Kameras zu verwenden. Zum anderen<br />

offeriert die Mikrooptik auch die Möglichkeit,<br />

verschiedene Funktionen wie Lichtablenkung, Fokussierung<br />

oder Strahlteilung in einem einzigen ultra -<br />

flachen optischen Element unterzubringen. Mikro -<br />

optiken werden heute mit den aus der Halbleiter -<br />

produktion übernommenen Methoden der Mikrostrukturierung<br />

in der 8-Zoll-Wafertechnik in Mask Alignern<br />

hochpräzise gefertigt (Bilder 1 und 2). Die Struktur<br />

einer Fotomaske wird bei diesen Verfahren mittels<br />

Projektion in einen lichtempfindlichen Fotolack übertragen.<br />

Die Auflösung wird <strong>von</strong> der verwendeten<br />

Lichtwellenlänge bestimmt. In der Regel werden<br />

Quecksilberlampen mit 365 nm (I-Linie), KrF-Excimerlaser<br />

mit 248 nm oder ArF-Excimerlaser mit 193 nm<br />

Wellenlänge verwendet. Kürzlich hat Süss MicroOptics<br />

eine innovative Beleuchtungsoptik für alle Süss Mask<br />

Aligner auf den Markt gebracht. Diese basiert auf<br />

einer 2-stufigen Mikrolinsen-Homogenisier-Einheit<br />

MIKROPRODUKTION 03/11<br />

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Bild 2. Faserkoppler, hergestellt in 8-Zoll-<br />

Wafertechnik auf einem Mask Aligner<br />

(Quelle: Süss MicroOptics)<br />

Bild 3b. Köhler-Integratoren als zweistufige<br />

Mikrolinsen-Homogenisier-Einheit<br />

(Quelle: Süss MicroOptics)<br />

(Bilder 3a und 3b). Diese Mikrooptik entkoppelt die<br />

Beleuchtung vom Lampenhaus und erlaubt einen<br />

Lampenwechsel ohne Nachjustierung. Mit der ›MO<br />

Exposure Optics‹ können auf einfache Weise beliebige<br />

Beleuchtungs-Settings wie Ringbeleuchtung und<br />

Quadrupol im Mask Aligner verwendet werden. Mit<br />

Wafer Level Packaging, das auch aus der Halbleiterindustrie<br />

übernommen wurde, können einige Tausend<br />

optische Systeme gleichzeitig montiert werden. Die<br />

Mikrooptik wird zwar kaum den Stellenwert der Mikroelektronik<br />

erreichen, trotzdem sind Mikrooptiken<br />

schon heute sehr wesentliche Schlüsselkomponenten<br />

in vielen Consumer-Produkten und Maschinen.<br />

Planarintegrierte<br />

Freiraumoptik<br />

Ähnlich wie bei der klassischen Optik wurden für die<br />

Mikrooptik auch Methoden des Entwurfs und der<br />

Simulation weiterentwickelt. Im Mittelpunkt des<br />

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Vortrags <strong>von</strong> Professor Dr.<br />

Jürgen Jahns, Lehrgebiet Optische<br />

Nachrichtentechnik der<br />

Fern-Universität Hagen, standen<br />

Arbeiten auf dem Gebiet<br />

der ›planar-integrierten Freiraumoptik‹.<br />

Zum Aufbau <strong>von</strong><br />

Datennetzen über Freiraum -<br />

optiken wurden 3D-Optiken in<br />

eine 2D-Geometrie ›gefaltet‹.<br />

Dies bedeutet, dass die<br />

Elemente eines optischen<br />

Systems nicht in Ausbreitungsrichtung<br />

hintereinander,<br />

sondern auf einer oder beiden<br />

Oberflächen des Substrats nebeneinander<br />

angeordnet sind. (Quelle: TU Kaiserslautern)<br />

Hierdurch ergibt sich eine<br />

günstige Kompatibilität zu den Standardverfahren der<br />

planaren Mikrofertigung und hybriden Integration. Damit<br />

das Licht nacheinander auf die mikrooptischen<br />

Bauelemente trifft, erfolgt die Lichtausbreitung entlang<br />

einer zickzackmäßig gefalteten optischen Achse<br />

(Bild 4). Neben der Erläuterung der Grundprinzipien<br />

wurde in dem Vortrag über Realisierungsbeispiele<br />

mikrooptischer Systeme für die optische Verbindungstechnik<br />

und für Kurzpulsanwendungen berichtet.<br />

Professor Dr. Henning Fouckhardt, Arbeitsgemeinschaft<br />

›Integrierte Optoelektronik und Mikrooptik‹ der<br />

TU Kaiserslautern, berichtete über die monolithisch<br />

integrierte Herstellung eines Breitstreifenlasers mit<br />

internem Resonator zur Modenselektion. Diese mikro -<br />

optische Baugruppe wurde kürzlich auch im Anti -<br />

monid-Materialsystem epitaktisch und fotolithografisch<br />

erfolgreich realisiert. Als Spiegel zur Fourier-Transformation<br />

in den Raumfrequenzbereich dient eine trockengeätzte<br />

gekrümmte Flanke (Bild 5).<br />

Dr. Rüdiger Grunwald vom Max-Born-Institut für<br />

Nichtlineare Optik und Kurzzeit-Spektroskopie in Berlin<br />

zeigte in seinem Vortrag über adaptive Mikrooptik<br />

für Ultrakurzpuls-Laser, dass die hohe Flexibilität der<br />

Mikrooptiken auch die Realisierung adaptiver Wellen-<br />

Bild 5. Resonator in Antimonid-Material<br />

Bild 4. Faltung einer<br />

3D-Optik in eine<br />

2D-Geometrie<br />

(Quelle: Fernuniversität<br />

Hagen)<br />

frontsensoren und 2D-Prozessoren für Signale im<br />

Femtosekunden-Zeitbereich erlaubt. Als programmierbare<br />

Komponenten bieten sich derzeit reflektive<br />

Liquid-Crystal-on-Silicon- (LCoS-) SLMs als eine vielversprechende<br />

Alternative zu Dünnschicht-Transistoren<br />

(TFTs) an, die nur im Modus der Phasenmodulation<br />

arbeiten. Damit wurden Arrays aus nichtdiffraktiven<br />

Strahlen generiert und Aberrationen adaptiv korrigiert.<br />

Bild 6 zeigt die Rücktransformation <strong>von</strong> Strahlen, die<br />

infolge großer Einfallswinkel elliptisch verzerrt wurden,<br />

zu kreisförmigen Querschnitten.<br />

Durchstimmbare<br />

Mikro- und Nanooptik<br />

Von Professor Dr. Hans Zappe vom Labor für Mikro -<br />

optik der Universität Freiburg wurden aktive Mikro -<br />

optiken wie durchstimmbare Flüssigkeits- oder Membranlinsen,<br />

fluidische Mikroiris und Strukturen für<br />

Verschlussblenden, durchstimmbare achromatische<br />

Linsen, thermo-pneumatische Linsen und durchstimmbare<br />

plasmonische Linsen präsentiert. Hier handelt es<br />

sich jeweils um Integrationen <strong>von</strong> refraktiven oder diffraktiven<br />

Mikrolinsen in ein System, das die Aktivität<br />

der Linsen steuert. Beispielsweise kann die aktive<br />

© MIKROvent, Rudelzhausen MIKROPRODUKTION 03/11


›Astigmatische Linse‹, die in zwei Kammern eine Flüssigkeit<br />

und in einer Kammer Luft enthält, pneumatisch<br />

gesteuert werden (Bild 7). Die Mikrolinsen werden<br />

mittels Fotolithografie oder Interferenzlithografie hergestellt<br />

und durch Abformung in elastische Polymere<br />

übertragen. Für die Funktion stehen verschiedene<br />

Mechanismen wie mechanische Ausdehnung, Quellung<br />

und Elektroaktivität zur Verfügung.<br />

Von Frederik Schaal, Institut für Technische Optik<br />

der Universität Stuttgart, wurde eine aktive Mikro -<br />

optik zur ortsaufgelösten Steuerung des Polarisationszustands<br />

auf einem VCSEL vorgestellt. Das Prinzip<br />

beruht auf induzierter Doppelbrechung in einer Zelle<br />

mit drei Schichten aus nematischen Flüssigkristallen.<br />

3D-Laserlithografie und<br />

direktes Laserschreiben<br />

Professor Dr. Georg <strong>von</strong> Freymann, Arbeitsgemeinschaft<br />

›Optische Technologien und Photonik‹ der TU<br />

Kaiserslautern, erläuterte in seinem Vortrag ›3D-<br />

Laser-Lithografie – ein vielseitiges Werkzeug für die<br />

Nanotechnologie‹ die Technologie des direkten Laser-<br />

MIKROPRODUKTION 03/11<br />

Bild 6. Korrektur eines<br />

durch Off-Axis-<br />

Beleuchtung elliptisch<br />

verformten nichtdiffraktiven<br />

Hohlstrahl-Arrays mittels<br />

adaptiver Steuerung des<br />

erzeugenden LCoS-SLMs<br />

(Quelle: MBI)<br />

Bild 7. Mikrooptische durchstimmbare achromatische<br />

Linse, bestehend aus mehreren Membranlinsen aus<br />

Polymer und elektromagnetischen Aktoren<br />

(Quelle: M. Marhöfer und D. Mader, Lehrstuhl für Mikrooptik, Universität Freiburg)<br />

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schreibens zur Herstellung nahezu beliebiger komplexer<br />

Mikro- und Nanostrukturen. Hierzu werden ultrakurze<br />

Laserimpulse mit Objektiven hoher numerischer<br />

Apertur in ein fotoempfindliches Material fokussiert,<br />

das für die Laserwellenlänge an sich transparent ist.<br />

Durch die starke Fokussierung werden im fokalen<br />

Volumen so hohe Intensitäten erreicht, dass das Material<br />

über Zwei- beziehungsweise Mehrphotonen -<br />

absorption lokal polymerisiert beziehungsweise quervernetzt<br />

wird. Das präzise Verfahren des Laserfokus<br />

im Material mittels eines 3-Achs-Piezotischs erlaubt<br />

dann die Erzeugung beliebig zusammenhängender,<br />

quervernetzter Bereiche im fotoempfindlichen Material<br />

(Bild 8). In einem anschließenden Entwicklungsschritt<br />

werden die nicht vernetzten Bereiche herausgelöst.<br />

Diese Technologie wurde in den letzten zehn<br />

Jahren immer weiter verbessert und steht mittlerweile<br />

über die Ausgründung Nanoscribe kommerziell zur<br />

Verfügung. Dazu Martin Hermatschweiler, Geschäftsführer<br />

<strong>von</strong> Nanoscibe: »Dort, wo Stereolithografie und<br />

Rapid Prototyping an ihre Auflösungsgrenzen gelangen,<br />

fängt Nanoscribe an. Die resultierende Stufigkeit<br />

am Auflösungslimit etablierter optischer sowie fräsender<br />

Technologien entfällt aufgrund der direkten dreidimensionalen<br />

Laserstrukturierung im Volumen.« Die<br />

hergestellten Strukturen können auch als Template<br />

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Anzeige


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für weitere Prozessschritte dienen. Beispiele dafür<br />

sind Silizium oder Gold. Um Materialien in diesen Templates<br />

in drei Dimensionen gleichmäßig deponieren<br />

zu können, kommen die Atomlagendeposition, die<br />

chemische Gasphasenepitaxie und die elektrochemische<br />

Abscheidung <strong>von</strong> Metallen zum Einsatz. Minimale<br />

Strukturdetails, die mittels dieser Technologie<br />

erzeugt werden können, liegen momentan im Bereich<br />

<strong>von</strong> 80 nm. Noch kleinere Strukturdetails sind aber<br />

notwendig, um aktuelle theoretische Designvorschläge<br />

für photonische Metamaterialien, Transformationsoptiken<br />

und photonische Kristalle umsetzen zu können.<br />

Seit den 1990er-Jahren wurden im ITO computergenerierte<br />

Hologramme durch Laserdirektbelichtung<br />

in einem Polarkoordinatensystem erzeugt. Matthias<br />

Häfner, ITO der Universität Stuttgart, berichtete über<br />

die Fortschritte bei der Herstellung diffraktiver Optiken<br />

mittels Laserlithografie. Heutzutage können mit<br />

effizienten Diodenlasern und dem Fotoresist-Prozess<br />

Substrate bis zu einem Durchmesser <strong>von</strong> 300 mm und<br />

einer Dicke <strong>von</strong> 20 mm bearbeitet werden. Die Systemauflösung<br />

bei der Positionierung des Laserstrahls<br />

auf dem Substrat liegt im Bereich <strong>von</strong> 0,6 nm für die<br />

Radialkoordinate beziehungsweise einer Winkel -<br />

sekunde für die Winkelkoordinate. Die kleinsten erziel -<br />

baren Strukturgrößen liegen im Bereich <strong>von</strong> 0,5 µm.<br />

In den letzten Jahren wurde die rasternde Interferenzbelichtung<br />

als neuer Belichtungsansatz in das System<br />

integriert. Mit dieser Technik ist es möglich, rotationssymmetrische<br />

Strukturen mit Linienbreiten ab<br />

circa 0,23 µm zu fertigen. Durch die Nutzung eines<br />

Interferenzmusters erhöht sich die Schreibgeschwindigkeit<br />

deutlich. Das System wurde auch dahingehend<br />

erweitert, Substrate mit gekrümmten Oberflächen zu<br />

belichten. Mikrostrukturen können nun direkt auf die<br />

Oberfläche <strong>von</strong> Linsen oder gekrümmten Spiegeln<br />

geschrieben werden (Bild 9). Damit erhält man<br />

multifunktionale optische Bauteile.<br />

Während die Optik bislang im Wesentlichen abhängig<br />

<strong>von</strong> den naturgegebenen Eigenschaften der Glasund<br />

Halbleitermaterialien war, setzt man heutzutage<br />

auch auf konstruierte künstliche Materialien wie pho-<br />

Bild 8. Brandenburger Tor als<br />

dreidimensionale Mikrostruktur,<br />

hergestellt mit 3D-Lithografie<br />

(Quelle: Hermatschweiler, Nanoscribe)<br />

Bild 9: Strukturierte Linse als Beispiel einer<br />

mikrostrukturierten 3D-Oberfläche<br />

(Quelle: ITO, Universität Stuttgart)<br />

tonische Kristalle und effektive Medien. Bei diesen neuartigen<br />

Medien kann durch die künstliche Zusammensetzung<br />

und Strukturierung der effektive Brechungs -<br />

index und die Isotropie in weiten Grenzen eingestellt<br />

werden.<br />

Effektive Medien und<br />

Subwellenlängen-Mikrooptik<br />

Dr. Ernst-Bernhard Kley vom Institut für Angewandte<br />

Physik der Friedrich-Schiller-Universität Jena stellte in<br />

seinem Vortrag über die Perspektiven für die Subwellenlängen-Mikrooptik<br />

einige Beispiele der effektiven<br />

Medien vor, etwa Metallstreifengitter als Polarisatoren<br />

für Wellenlängen bis unterhalb 200 nm, monolithische<br />

dielektrische Spiegel mit Reflektivitäten <strong>von</strong> mehr<br />

als 99,9 Prozent, entspiegelte transmittive Pulskompressorgitter<br />

und spektroskopische Gitter mit Wellenfrontfehlern<br />

<strong>von</strong> weniger als 5 nm rms. Auch die<br />

Phasenstufen diffraktiver Elemente, die bisher durch<br />

Höhenprofile mit mehreren Höhenstufen technologisch<br />

aufwändig und oft grenzwertig in der Qualität her -<br />

gestellt wurden, sind durch einen binären Ansatz mit<br />

© MIKROvent, Rudelzhausen MIKROPRODUKTION 03/11


Bild 11. Split-Ring-Resonator-Metamaterial,<br />

hergestellt durch Layer-by-Layer-Nanotechnik<br />

(Quelle: 4. Physikalisches Institut, Universität Stuttgart)<br />

effektiven Medien optisch vorteilhaft und schneller<br />

(auch auf Flächen bis 230 mm ✕ 230 mm) realisierbar.<br />

Bild 10 zeigt dazu eine Subwellenlängenstruktur in<br />

Kieselglas, die mehrere Phasenstufen eines diffraktiven<br />

Elements allein mit einem binären Muster realisiert.<br />

Neue Design- und Modellierungsalgorithmen,<br />

High-End-Elektronenstrahllithografie und Ätztechniken<br />

bilden den Zugang zu solchen Elementen.<br />

3D-Metamaterialien<br />

und Superlinsen<br />

Metamaterialien haben sich zu einem sehr interessanten<br />

Gebiet der Photonik entwickelt. Der Name Metamaterialien<br />

wird für Materialien verwendet, die Eigenschaften<br />

haben, die in der Natur nicht vorkommen<br />

und beispielsweise einen negativen Brechungsindex<br />

besitzen. Dieser Bereich der Optik ist zwar schon lange<br />

theoretisch bekannt, wurde aber aufgrund fehlender<br />

Realisierungsmöglichkeiten lange nicht weiter untersucht.<br />

Inzwischen hat man die faszinierenden Möglichkeiten<br />

dieser Materialien erkannt und Visionen über<br />

perfekte Linsen, Tarnkappen und Unsichtbarkeit ent-<br />

MIKROPRODUKTION 03/11<br />

wickelt. Professor. Dr. Harald Giessen vom 4. Physikalischen<br />

Institut der Universität Stuttgart präsentierte<br />

den Stand der Technik und die Perspektiven <strong>von</strong> 3D-<br />

Metamaterialien. Hier wurden 3D-Metamaterialien aus<br />

Lagen <strong>von</strong> nanostrukturierten Flächen hergestellt. Das<br />

Bild zeigt ein vierlagiges Split-Ring-Resonator-Meta -<br />

material, das durch eine Layer-by-Layer-Nanotechnik<br />

hergestellt wurde (Bild 11). In diesen Materialien<br />

spielen bei den optischen und elektronischen Eigenschaften<br />

Kopplungseffekte zwischen individuellen<br />

Konstituenten eine Schlüsselrolle. Metamaterialien<br />

weisen sowohl elektrische wie auch magnetische<br />

Resonanzen bei optischen Frequenzen auf. Das detaillierte<br />

Zusammenspiel zwischen den verschiedenen<br />

Kopplungsmechanismen wurde in dem Vortrag interessant<br />

dargestellt.<br />

Das exponentielle Abklingen der Nahfelder ist dafür<br />

verantwortlich, dass Strukturen mit Dimensionen unterhalb<br />

der Wellenlänge des verwendeten Lichts nicht<br />

beliebig hoch aufgelöst werden können. Philipp Schau,<br />

ITO der Universität Stuttgart, sprach über Visionen und<br />

Möglichkeiten, Superlinsen durch Metamaterialien<br />

herzustellen und stellte einen Ansatz vor, durch Metamaterial<br />

eine Auflösungsverbesserung im Fernfeld zu<br />

erreichen [1]. Es wurde gezeigt, dass eine Mäanderstruktur<br />

als funktionale Schicht verwendet werden kann<br />

und zwei dieser Strukturen die Abbildungseigenschaften<br />

einer perfekten Linse bei gleichzeitig sehr hoher<br />

Transmission (80 Prozent) imitieren können. Durch<br />

das sukzessive Variieren der Periode über mehrere<br />

Mäanderschichten hinweg könnte zusätzlich ein Vergrößerungs-<br />

und Auskopplungseffekt erreicht werden.<br />

� MI110146<br />

AUTORIN<br />

M I K R O O P T I K l<br />

Bild 10. Subwellenlängenstruktur<br />

in Kieselglas als Beispiel für die<br />

Möglichkeiten effektiver Medien<br />

(Quelle: IAP)<br />

Dr. CHRISTEL BUDZINSKI ist Fachjournalistin mit<br />

Spezialgebiet Mikrooptik in Berlin;<br />

christel.budzinski@t-online.de<br />

LITERATUR<br />

1 P. Schau et al.: Optics Express 19. 2011, S. 3627-3636<br />

M<br />

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