Entsendung und Auslandseinsatz - Schäffer-Poeschel Verlag GmbH
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E.9 <strong>Entsendung</strong> <strong>und</strong> <strong>Auslandseinsatz</strong><br />
Christine Wegerich *<br />
E.9 <strong>Entsendung</strong> <strong>und</strong> <strong>Auslandseinsatz</strong> 493<br />
1 Neue Anforderungen durch internationale Themenstellungen<br />
2 <strong>Entsendung</strong> <strong>und</strong> <strong>Auslandseinsatz</strong> von Expatriates<br />
3 Ziele der Auslandsentsendung<br />
3.1 Unternehmensziele<br />
3.2 Mitarbeiterziele<br />
4 Rahmenbedingungen für Auslandseinsätze von Mitarbeitern<br />
4.1 Rechtliche Aspekte<br />
4.1.1 Arbeitsrechtliche Fragestellungen<br />
4.1.2 Sozialversicherungsrechtliche Fragestellungen<br />
4.1.3 Steuerliche Fragestellungen<br />
4.2 Vergütungsmodelle<br />
4.3 Kritische Faktoren einer Auslandsentsendung<br />
5 Phasen der Umsetzung einer Auslandsentsendung<br />
5.1 Ermittlung des Personalbedarfs<br />
5.2 Mitarbeiterauswahl<br />
5.2.1 Auswahlkriterien<br />
5.2.2 Auswahlinstrumente<br />
5.3 Vorbereitungsphase für den <strong>Auslandseinsatz</strong><br />
5.3.1 Checkliste zur Vorbereitung auf einen <strong>Auslandseinsatz</strong><br />
5.3.2 Personalentwicklungsmaßnahmen zur Vorbereitung<br />
des <strong>Auslandseinsatz</strong>es<br />
5.3.3 Auslandseinsätze als Bestandteil strategischer Personalentwicklungskonzepte<br />
5.4 <strong>Auslandseinsatz</strong>phase<br />
5.5 Wiedereingliederungs- <strong>und</strong> Reintegrationsphase<br />
* Dr.-Ing. Christine Wegerich ist interne Beraterin Personal- <strong>und</strong> Organisationsentwicklung bei der Heidelberger<br />
Druckmaschinen AG mit Lehraufträgen an der Hochschule Karlsruhe für Technik <strong>und</strong> Wirtschaft,<br />
Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, <strong>und</strong> an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Erziehungswissenschaftliches<br />
Institut.
494 Teil E Instrumente der Arbeitsstrukturierung<br />
6 Möglichkeiten der Erfolgskontrolle<br />
6.1 Refl exion für die Ergebnisse des <strong>Auslandseinsatz</strong>es<br />
6.2 Transfer der Ergebnisse des <strong>Auslandseinsatz</strong>es<br />
6.2.1 Fragestellungen für Transferfeedback nach dem <strong>Auslandseinsatz</strong><br />
6.2.2 Erfahrungsaustausch zwischen Expatriates<br />
6.3 Erfassung von Kennzahlen<br />
7 Zufriedenheit <strong>und</strong> Erfolge<br />
Literatur
E.9 <strong>Entsendung</strong> <strong>und</strong> <strong>Auslandseinsatz</strong> 495<br />
1 Neue Anforderungen durch internationale Themenstellungen<br />
Standortverlagerungen, internationale Allianzen oder die Suche nach neuen Absatzmärkten<br />
konfrontieren Unternehmen mit internationalen Themenstellungen. Daraus<br />
ergeben sich für die Personalentwicklung neue Anforderungen: Mitarbeiter (auch<br />
wenn im Folgenden die männliche Form verwandt wird, sollen Frauen gleichberechtigt<br />
mit angesprochen sein) benötigen ein interkulturelles Verständnis für ihren<br />
berufl ichen Einsatz außerhalb des Heimatlandes <strong>und</strong> müssen dazu befähigt werden,<br />
mit unterschiedlichen Kulturen erfolgreich umzugehen.<br />
Dafür sind Personalentwicklungskonzepte notwendig, die die globale Zusammenarbeit<br />
<strong>und</strong> ein gemeinsames Verständnis bei Mitarbeitern <strong>und</strong> Unternehmen<br />
schaffen. Die Auslandsentsendung ist ein geeignetes Instrument, um das Erreichen<br />
der Unternehmensziele zu unterstützen. Umso erstaunlicher ist es, dass in der Praxis<br />
Personalauswahlentscheidungen unter großem Zeitdruck getroffen werden (W<strong>und</strong>erer/Dick<br />
2002, S. 105) oder die Vorbereitung auf den <strong>Auslandseinsatz</strong> (Becker 2002,<br />
S. 261) nur unzureichend umgesetzt wird. Daher ist die Zielsetzung dieses Beitrags,<br />
die Instrumente der Auslandsentsendung im Fokus der Personal(entwicklungs)arbeit<br />
zu beleuchten <strong>und</strong> darzustellen, wie unterschiedliche Personalentwicklungsinstrumente<br />
gezielt eingesetzt werden können, um einen Auslandsaufenthalt erfolgreich<br />
zu gestalten. Rechtliche Rahmenbedingungen oder Vergütungsmodelle werden nur<br />
kurz angerissen <strong>und</strong> mit einem Verweis auf weitergehende Quellen dargestellt.<br />
2 <strong>Entsendung</strong> <strong>und</strong> <strong>Auslandseinsatz</strong> von Expatriates<br />
Unter <strong>Entsendung</strong> ist ein im Voraus zeitlich begrenzter, beschäftigungsbedingter<br />
Ortswechsel eines Mitarbeiters von einem Staat in einen anderen zu verstehen (Eser<br />
2003, S. 38). Als Sammelbegriff bezeichnet <strong>Auslandseinsatz</strong> alle Formen der Arbeitstätigkeit<br />
eines Mitarbeiters außerhalb des Landes, in dem er seinen Heimatwohnsitz<br />
hat (Kühlmann 2004, S. 4 f.). Dieser Begriff betont die Perspektive des Stammhauses<br />
bzw. der Muttergesellschaft (Kammel/Teichelmann 1994, S. 63). Den Begriffl ichkeiten<br />
unterliegt keine Festlegung auf eine bestimmte Zielgruppe von Mitarbeitern.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der weitergehenden internationalen Ausrichtung von großen – aber auch<br />
kleinen <strong>und</strong> mittleren Unternehmen – betrifft die Auslandstätigkeit heute nicht mehr<br />
nur Spezialisten, sondern auch zunehmend Mitarbeiter aus allen Aufgabenbereichen<br />
<strong>und</strong> Hierarchieebenen (Stahl/Mayrhofer/Kühlmann 2005, S. 9). Auch werden Formen<br />
der <strong>Entsendung</strong> lokaler Mitarbeiter von Auslandsgesellschaften in das Stammhaus<br />
in der Unternehmenspraxis häufi ger umgesetzt.<br />
Unterscheidungsmerkmale liegen bei Auslandseinsätzen in der jeweiligen Dauer,<br />
der arbeitsvertraglichen Gestaltung <strong>und</strong> der Bindung des Mitarbeiters an die beteiligten<br />
Gesellschaften. Dabei werden befristet im Ausland eingesetzte Mitarbeiter<br />
in der Praxis meist als Expatriates bezeichnet. Abb. 1 gibt einen Überblick über die<br />
Besonderheiten einzelner Einsatzformen.
496 Teil E Instrumente der Arbeitsstrukturierung<br />
Bezeichnung Dauer Wohnsitz/<br />
Weisungsrecht<br />
Projektorientierter<br />
Einsatz (z.B.<br />
Traineeprogramm)<br />
Dienst- bzw.<br />
Geschäftsreise<br />
(kurz- bis mittelfristige)<br />
<strong>Entsendung</strong><br />
(mittel- bis langfristige)<br />
Versetzung<br />
(mittel- bis langfristige)<br />
Versetzung<br />
6 Wochen bis drei<br />
Monate<br />
Mehrere Tage bis<br />
drei Monate<br />
3 Monate bis<br />
3 Jahre<br />
Inland/<br />
Stammhaus<br />
Inland/<br />
Stammhaus<br />
Ausland/<br />
Stammhaus<br />
2 bis 5 Jahre Ausland/<br />
aufnehmende<br />
Gesellschaft.<br />
Ggf. Rückrufrecht<br />
des Stammhauses<br />
2 bis 5 Jahre Ausland/<br />
aufnehmende<br />
Gesellschaft.<br />
Ggf. Rückrufrecht<br />
des Stammhauses<br />
Arbeitsvertrag<br />
Arbeitsvertrag mit<br />
Stammhaus bleibt<br />
unverändert bestehen.<br />
Arbeitsvertrag mit<br />
Stammhaus bleibt<br />
unverändert bestehen.<br />
Ab einem Monat<br />
Auslandsaufenthalt<br />
schriftlicher Nachweis.<br />
(NachwG.)<br />
Arbeitsvertrag<br />
mit Stammhaus.<br />
<strong>Entsendung</strong>svertrag mit<br />
Stammhaus regelt den<br />
<strong>Auslandseinsatz</strong>.<br />
Arbeitsvertrag mit dem<br />
Stammhaus ruht. Ggf.<br />
schriftliche Nebenabrede<br />
über Rückkehr (z.B.<br />
Wiedereinstellungs zusage)<br />
ins Stammhaus. Lokaler<br />
Anstellungsvertrag mit<br />
aufnehmender Gesellschaft.<br />
Arbeitsvertrag mit<br />
Stammhaus ruht.<br />
Konzernarbeitsvertrag regelt<br />
Ruhen des Arbeitsvertrages<br />
mit dem Stammhaus<br />
sowie den Einsatz <strong>und</strong> die<br />
Rechte <strong>und</strong> Pfl ichten der<br />
Gesellschaften.<br />
Vertragsparteien:<br />
Stammhaus, aufnehmende<br />
Gesellschaft <strong>und</strong> Mitarbeiter.<br />
Übertritt unbefristet Ausland Beendigung des<br />
Beschäftigungs verhältnisses<br />
mit dem Stammhaus. Neuer<br />
Anstellungsvertrag mit<br />
aufnehmender Gesellschaft.<br />
Abb. 1: Vertragliche Besonderheiten des <strong>Auslandseinsatz</strong>es nach unterschiedlicher<br />
Dauer (Mastmann/Stark 2005, S. 1850)<br />
Aus dem <strong>Entsendung</strong>svertrag sollte sich klar <strong>und</strong> deutlich ergeben, welchem Stammhausmitarbeiter<br />
der Expatriate disziplinarisch unterstellt wird <strong>und</strong> wie die hierarchischen<br />
Berichtswege ausgestaltet sind.
3 Ziele der Auslandsentsendung<br />
3.1 Unternehmensziele<br />
E.9 <strong>Entsendung</strong> <strong>und</strong> <strong>Auslandseinsatz</strong> 497<br />
Aus Sicht des Unternehmens spricht eine Reihe von Gründen für eine Auslandsentsendung.<br />
Konkrete Anlässe – etwa der Aufbau einer Tochtergesellschaft außerhalb des<br />
Heimatbereiches, die Mitarbeit im Rahmen einer internationalen Kooperation oder die<br />
Besetzung einer vakanten Position in einer Tochtergesellschaft – können einen Transfer<br />
bedingen, im umgekehrten Fall aber auch die Gewinnung ausländischer Mitarbeiter<br />
für Stammhauspositionen notwendig machen. Daneben können Auslandseinsätze<br />
als Personalentwicklungsinstrumente zur Förderung internationaler Managementfähigkeiten<br />
des Entsandten genutzt werden – etwa als Karriere-, Nachfolgeplanung oder<br />
Entwicklungsförderung des Mitarbeiters. Auch kann die Weiterentwicklung der gesamten<br />
Organisation angestrebt werden (Scholz 2000, S. 600). Unternehmen können eine einheitliche<br />
Unternehmenskultur sicherstellen, in dem sie Führungskräfte an anderen<br />
lokalen Standorten einsetzen, die die zentralen Gr<strong>und</strong>werte durch Kommunikation<br />
<strong>und</strong> Handeln fördern (Kammel/Teichelmann 1994, S. 66). Durch die Bildung eines<br />
internationalen Informationsnetzwerkes zum Managertransfer wird Technologie-<br />
<strong>und</strong> Managementwissen ausgetauscht, zugleich aber auch die Zusammenarbeit von<br />
Mitarbeitern unterschiedlicher Kulturen gefördert.<br />
3.2 Mitarbeiterziele<br />
Die Erhöhung der Sprachkompetenz oder eine persönliche Mobilitätsneigung können<br />
zwei Gründe aus Mitarbeitersicht für einen <strong>Auslandseinsatz</strong> sein. Daneben sehen<br />
Mitarbeiter durch einen <strong>Auslandseinsatz</strong> oft die Möglichkeit, größere Verantwortung<br />
zu übernehmen oder einen Einkommens- <strong>und</strong> Statusgewinn zu realisieren (Kammel/Teichelmann<br />
1994, S. 66).<br />
Im Rahmen von strategischen Personalentwicklungskonzepten nutzen Mitarbeiter<br />
Auslandseinsätze, um ihre berufl iche Karriere auszubauen. Die Einsätze erweitern die<br />
Kompetenzen <strong>und</strong> Kenntnisse, Fähigkeiten <strong>und</strong> fachliches Wissen auf internationalem<br />
Niveau. Die Bildung von internationalen Netzwerken fördert zudem aus Mitarbeitersicht<br />
die innerbetriebliche Vernetzung zur Realisierung eigener Projekte.<br />
4 Rahmenbedingungen für Auslandseinsätze von Mitarbeitern<br />
4.1 Rechtliche Aspekte<br />
4.1.1 Arbeitsrechtliche Fragestellungen<br />
Mit Blick auf die Rahmenbedingungen bei Auslandseinsätzen ist es aus vertragsrechtlicher<br />
Sicht ein großer Unterschied, ob es sich um eine Führungskraft oder um<br />
einen hierarchisch niedriger angesiedelten Mitarbeiter handelt. In jedem Fall sollte
498 Teil E Instrumente der Arbeitsstrukturierung<br />
der Arbeitsvertrag insbesondere <strong>Entsendung</strong>sdauer, organisatorische Zuordnung,<br />
Kündigungsregelungen sowie Urlaubs- <strong>und</strong> Heimfahrtenregelung enthalten (Pulte<br />
2004, Heuser/Heidenreich/Förster 2003, S. 3 ff.). Auch sind Fragen der Fürsorgepfl icht<br />
des Arbeitsgebers zu berücksichtigen, die im Einzelfall von Art, Dauer <strong>und</strong> Ziel des<br />
<strong>Auslandseinsatz</strong>es abhängen (Schliemann 2001, S. 1304 ff.).<br />
Als Nebenabrede zum Arbeitsvertrag kann eine Wiedereinstellungszusage vereinbart<br />
werden. Mit diesem Instrument kann das Beschäftigungsverhältnis nach Ende des<br />
Auslandsaufenthalts bereits zum Zeitpunkt der <strong>Entsendung</strong> klar geregelt werden.<br />
Möglich sind folgende Formen:<br />
� Rückkehr zu den Bedingungen der bisherigen Position,<br />
� Rückkehrklausel unter Berücksichtigung der Erfahrungen des <strong>Auslandseinsatz</strong>es<br />
<strong>und</strong><br />
� Rückkehrklausel mit konkreter Positionszusage.<br />
Bei der Umsetzung der genannten Optionen können jedoch Schwierigkeiten entstehen,<br />
wenn etwa die defi nierte Übernahmeposition im Stammhaus zum geplanten<br />
Rückkehrzeitpunkt nicht vakant ist. Andererseits hat bei einer allgemein gehaltenen<br />
Wiedereinstellungszusage der rückkehrende Mitarbeiter häufi g so hohe Erwartungen<br />
an seine zukünftige Position im Stammhaus, dass diese von Seiten des Unternehmens<br />
häufi g nicht erfüllt werden können.<br />
4.1.2 Sozialversicherungsrechtliche Fragestellungen<br />
Im Rahmen des Sozialversicherungsrechts gilt das Territorialprinzip. Danach<br />
sind alle Gesetzesvorschriften zu beachten »hinsichtlich der Versicherungspfl<br />
icht <strong>und</strong> der Versicherungsberechtigung für sämtliche Arbeitnehmer, die im<br />
Inland beschäftigt werden, ungeachtet der Tatsache, ob es sich um Ausländer<br />
oder Inländer handelt.« (Eser 2003, S. 146, Heuser/Heidenreich/Förster 2003,<br />
S. 73 ff.)<br />
4.1.3 Steuerliche Fragestellungen<br />
Bei der Besteuerung des Arbeitsentgelts geht es um die Frage, welchem Staat das<br />
Besteuerungsrecht zusteht. Das können in Einzelfall der Tätigkeitsstaat, der Wohnsitzstaat<br />
oder beide Staaten sein. Hierbei steht aus Sicht des entsandten Mitarbeiters<br />
die Vermeidung einer Doppelbesteuerung im Vordergr<strong>und</strong> (Eser 2003, S. 123 ff., Heuser/Heidenreich/Förster<br />
2003, S. 149 ff.).<br />
4.2 Vergütungsmodelle<br />
Die Entlohnung schließt das Basisgehalt sowie die Nebenleistungen <strong>und</strong> Vergünstigungen,<br />
etwa ein Dienstfahrzeug, mit ein (Speer 1998, S.175 ff.). Die Zulagen umfassen<br />
Geld- <strong>und</strong> Sachleistungen, die neben dem Gr<strong>und</strong>gehalt zur Sicherung <strong>und</strong><br />
Verbesserung der Lebensqualität beim <strong>Auslandseinsatz</strong> einmalig oder wiederholt<br />
bezahlt werden (Kammel/Teichelmann 1994, S. 91 ff.).
E.9 <strong>Entsendung</strong> <strong>und</strong> <strong>Auslandseinsatz</strong> 499<br />
Auslandszulagen sind beispielsweise:<br />
� Auslandsprämie in Abhängigkeit vom Zielland,<br />
� Lebensunterhaltskostenpauschale zum Ausgleich einer geringeren Kaufkraft <strong>und</strong><br />
zum Erhalt eines vergleichbaren Lebensstandards wie im Heimatland (Welge/<br />
Holtbrügge 2003, S. 218 ff.),<br />
� Unterkunftskostenpauschale, um eine Unterkunft auf vergleichbarem Niveau wie<br />
im Heimatland sicher zu stellen,<br />
� Länderzulage als Ausgleich für immaterielle Erschwernisse, etwa durch politisch<br />
instabile Rahmenbedingungen im ausländischen Tätigkeitsstaat,<br />
� Erstattung von Sonderkosten einmalige Kosten – etwa Flug-, Umzugskosten oder<br />
Gebühren für Einreisevisa.<br />
4.3 Kritische Faktoren im Rahmen der Auslandsentsendung<br />
Aus Unternehmenssicht sind Auslandsentsendungen teuer <strong>und</strong> können sich bei einer<br />
gescheiterten <strong>Entsendung</strong> des jeweiligen Mitarbeiters auf ein zwei- bis vierfaches<br />
Jahresgehalt des Betreffenden beziffern (W<strong>und</strong>erer/Dick 2002, S. 105). Daraus ergibt<br />
sich für das entsendende Unternehmen ein erhebliches wirtschaftliches Risiko. Es ist<br />
daher eine frühzeitige Bestimmung des qualitativen <strong>und</strong> quantitativen Personalbedarfs<br />
sowie eine gezielte Vorbereitung notwendig, aber auch eine aktive Begleitung während<br />
des Einsatzes <strong>und</strong> der Wiedereingliederungsphase des Mitarbeiters.<br />
Zur Vorbereitung des Mitarbeiters haben sich in der Praxis Kurzreisen, so genannte<br />
»Look-and-see-Trips«, mit dem Partner an den geplanten ausländischen Arbeitsort<br />
als nützlich erwiesen. Dieser Informationsaufenthalt vor Ort kann die Gefahr eines<br />
vorzeitigen Abbruchs aus familiären Gründen zumindest teilweise reduzieren. Der<br />
erste Besuch im Zielland der geplanten <strong>Entsendung</strong> sollte nach einer sorgfältigen<br />
Vorbereitung <strong>und</strong> Abstimmung mit möglichen Kontaktpersonen im Ausland zwischen<br />
zwei <strong>und</strong> sechs Wochen dauern. Es besteht so die Möglichkeit, sowohl die berufl ichen<br />
als auch die privaten Veränderungen am Einsatzort zu erleben. Der Mitarbeiter lernt<br />
die örtlichen, wirtschaftlichen sowie rechtlichen Rahmenbedingungen kennen <strong>und</strong><br />
kann hilfreiche erste Kontakte in der Organisation der Tochtergesellschaft zu dem<br />
zukünftigen Vorgesetzten <strong>und</strong> zu Kollegen knüpfen.<br />
Die Ungewissheit der Karriereentwicklung nach der Rückkehr in das Stammhaus<br />
ist aus Mitarbeitersicht einer der besonders kritischen Punkte. In der Praxis zeigt sich<br />
häufi g, dass die erwarteten Karriereschritte nicht umgesetzt werden können, da der<br />
Entsandte zu weit weg von den entscheidenden Beziehungsnetzen im Unternehmen<br />
gewesen ist (Kammel/Teichelmann 1994, S. 68). Um dem entgegen zu wirken, lässt<br />
sich das Personalentwicklungsinstrument einer organisierten Mentorenschaft erfolgreich<br />
einsetzen (Punkt 5.3.3 dieses Beitrags, Kapitel D.7 dieses Buchs).<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass für die Planung eines Auslandsaufenthalts<br />
insbesondere die Dauer <strong>und</strong> der Einsatzort die entscheidenden Punkte für<br />
den Erfolg oder Misserfolg der <strong>Entsendung</strong> sind. Dabei hat sich gezeigt, dass sich<br />
in einem Zeitrahmen von drei bis vier Jahren eine Reintegration relativ problemlos<br />
umsetzen lässt. In der Praxis besteht heute ein Trend zu Kurzzeitentsendungen oder<br />
internationaler Projektarbeit, da Unternehmen oft das fi nanzielle Risiko von Auslands-
500 Teil E Instrumente der Arbeitsstrukturierung<br />
einsätzen scheuen <strong>und</strong> Mitarbeiter heute eine zunehmend geringe Bereitschaft zur<br />
Auslandsentsendung zeigen (Kühlmann 2004, S. 10).<br />
5 Phasen der Umsetzung einer Auslandsentsendung<br />
5.1 Ermittlung des Personalbedarfs<br />
Die Basis einer geplanten Auslandsentsendung ist die mittel- bis langfristige Personalplanung<br />
des entsendenden Unternehmens, denn daraus lässt sich ein zukünftiger<br />
Personalbedarf beschreiben, der entweder durch einen <strong>Auslandseinsatz</strong> gedeckt werden<br />
kann oder aber im Rahmen einer strategischen Personalentwicklung erfolgt. Die<br />
Realität zeigt jedoch, wie schwierig dieser strategische Planungsansatz in der Praxis<br />
anzuwenden ist (Becker 2005, S. 50).<br />
5.2 Mitarbeiterauswahl<br />
Durch die Personalauswahl soll das Eignungspotenzial von Mitarbeitern ermittelt<br />
werden, die die Anforderungen für die Auslandsentsendung bestmöglich erfüllen.<br />
Die Probleme liegen dabei in der Defi nition von Erfolgs- <strong>und</strong> Auswahlkriterien.<br />
Erfolgskriterien legen fest, was in einer bestimmten Organisation unter erfolgreicher<br />
Auslandstätigkeit verstanden wird. Diese Erfolgskriterien legen aber<br />
ebenso die Merkmale der Personalbeurteilung fest. Es existieren jedoch in Wissenschaft<br />
<strong>und</strong> Praxis kaum geprüfte Kriterien zur Messung erfolgreicher Auslandstätigkeiten;<br />
für die Auswahlkriterien gilt dies entsprechend (W<strong>und</strong>erer/Dick 2002,<br />
S. 100).<br />
5.2.1 Auswahlkriterien<br />
Entscheidend für den Erfolg einer Auslandsentsendung ist, dass die Auswahl des<br />
Mitarbeiters auf die zuvor defi nierte Planstelle im Ausland bestmöglich erfüllt wird<br />
oder die Inhalte der Auslandstätigkeit im Rahmen einer strategischen Mitarbeiterentwicklung<br />
die notwendigen Kompetenzen für eine bestimmte Zielposition unterstützen<br />
( »Kompetenz-Mapping« nach Simon/Gathen 2002, S. 50 ff.).<br />
Drei Kompetenzbereiche sind dabei zu unterscheiden:<br />
� Persönliche Voraussetzungen: Unerlässlich wichtig sind in der Person des Mitarbeiters<br />
Anpassungsfähigkeiten an die künftige geografi sche <strong>und</strong> soziokulturelle<br />
Umwelt <strong>und</strong> eine verständnisvolle Toleranz gegenüber fremden Verhaltensmustern<br />
am ausländischen Einsatzort. Voraussetzung ist daher ein ausgeprägtes Interesse<br />
an der fremden Umwelt sowie die Fähigkeit, in ungewohnten Situationen<br />
zu improvisieren <strong>und</strong> unerwartete Umwelteinfl üsse zu berücksichtigen. Neben<br />
einer hohen Kommunikationsfähigkeit ist es notwendig, dass der Mitarbeiter gut<br />
mit Stress, Entfremdung <strong>und</strong> Isolation umgehen kann sowie eine Offenheit <strong>und</strong><br />
Risikobereitschaft mitbringt.
E.9 <strong>Entsendung</strong> <strong>und</strong> <strong>Auslandseinsatz</strong> 501<br />
� Fachbezogene Kriterien: Je nach Position ist es entscheidend, dass der Mitarbeiter in<br />
der Lage ist, das Produktprogramm des Unternehmens zu vertreten oder Prozesse<br />
weiter zu entwickeln. Um aus Unternehmenssicht den Einsatz wertschöpfend zu<br />
gestalten, werden in der Praxis Mitarbeiter entsandt, die schon länger im Unternehmen<br />
sind <strong>und</strong> die Produkte sowie die Unternehmenskultur gut kennen.<br />
� Zusätzlich benötigen Führungskräfte eine spezielle Form der Führungskompetenz,<br />
denn Führungskräfte, die in einer Tochtergesellschaft im Ausland Personalverantwortung<br />
übernehmen, müssen eine ausgeprägte Entscheidungsfähigkeit im<br />
Umgang mit fremden Kulturen haben. Das Delegieren von Aufgaben ist ein besonders<br />
sensibler Bereich, der Fingerspitzengefühl sowie die Bereitschaft verlangt,<br />
Kompromisse einzugehen <strong>und</strong> beständig zu lernen.<br />
Die genannten Aspekte sollen zur Auswahl der Mitarbeiter vor der <strong>Entsendung</strong> von<br />
Seiten des Stammhauses zum einen durch die Fachabteilung <strong>und</strong> gleichermaßen<br />
durch die Personalabteilung ermittelt <strong>und</strong> überprüft werden. Ein Personalexperte für<br />
Auslandstransfers begleitet den gesamten Prozess aus organisatorischer Sicht <strong>und</strong><br />
ist in der Praxis eine wichtige Kontaktperson zum Stammhaus.<br />
5.2.2 Auswahlinstrumente<br />
Um die Motivation, die Kompetenzen <strong>und</strong> Ziele des Mitarbeiters für eine Auslandsentsendung<br />
herauszufi nden, lassen sich eine Reihe von Instrumente einsetzen. Abb.<br />
2 stellt die in der Unternehmenspraxis gängigen Instrumente im Überblick dar.<br />
Gespräch<br />
� Teilstrukturiertes<br />
Interview<br />
� Situatives<br />
Interview<br />
� Tiefenanalyse<br />
� Stressinterview<br />
Feedback<br />
� Mitarbeiterbeurteilung<br />
� K<strong>und</strong>enzufriedenheit<br />
� 360° Feedback<br />
Fragebogen<br />
� Persönlichkeitsfragebogen<br />
� Intelligenztests<br />
� Leistungstests Fallstudien<br />
� Assessment Center<br />
� Einzelassessment<br />
Arbeitsanalyse<br />
� Projekte<br />
� Arbeitsproben<br />
Abb. 2: Personalbeurteilungsinstrumente im Überblick<br />
(in Anlehnung an Hummel/Jochmann 1998, S. 147)<br />
� Unternehmensplanspiel
502 Teil E Instrumente der Arbeitsstrukturierung<br />
Fallstudien innerhalb eines Assessment Centers oder eine Arbeitsanalyse der Tätigkeit<br />
des Mitarbeiters können dessen Kompetenzen beleuchten <strong>und</strong> auf die Übereinstimmung<br />
mit der defi nierten Zielposition hin überprüfen. Entscheidend sind hier die<br />
Vorgehensweise eines Mitarbeiters bei der Problemanalyse, die Lösungssuche <strong>und</strong><br />
Entscheidungsfi ndung in seinem konkreten Arbeitsalltag. Ergänzend können auch<br />
Fragebogen genutzt werden, um die Entscheidung über eine <strong>Entsendung</strong> aus Unternehmenssicht<br />
auf eine f<strong>und</strong>ierte Gr<strong>und</strong>lage zu stellen.<br />
Zur Betrachtung der gesamten Persönlichkeit des zu Entsendenden empfi ehlt es<br />
sich in jedem Fall, persönliche Gespräche von Seiten der Fach- <strong>und</strong> Personalabteilung<br />
zu führen. Mitarbeiter aus der Personalabteilung <strong>und</strong> Experten aus den Fachabteilungen<br />
können so die persönliche Motivation, das Interesse sowie die persönlichen<br />
<strong>und</strong> fachlichen Ziele des Mitarbeiters, der im Ausland arbeiten möchte, analysieren.<br />
Die Zusammenschau der geschilderten Maßnahmen führt zu einer sicheren Entscheidungsgr<strong>und</strong>lage<br />
für das entsendende Unternehmen.<br />
5.3 Vorbereitungsphase für den <strong>Auslandseinsatz</strong><br />
5.3.1 Checkliste zur Vorbereitung auf einen <strong>Auslandseinsatz</strong><br />
Die Zusammenstellung in Abb. 3 gibt eine Übersicht über die relevanten Themenbereiche<br />
für die Vorbereitung des <strong>Auslandseinsatz</strong>es. Vertragliche Aspekte müssen<br />
separat <strong>und</strong> auf den Einzelfall bezogen geprüft werden (Punkt 4 dieses Beitrags).<br />
5.3.2 Personalentwicklungsmaßnahmen zur Vorbereitung des <strong>Auslandseinsatz</strong>es<br />
Mitarbeiter, die im Ausland arbeiten, sind erheblichen neuen Anforderungen ausgesetzt.<br />
Sie werden mit fremden Kulturen konfrontiert <strong>und</strong> müssen sich daher ihrer<br />
eigenen Wertvorstellungen bewusst werden. Die Betroffenen müssen ihr Tagesgeschäft<br />
im Unternehmen weiterhin abwickeln, zugleich aber auch den Umzug planen <strong>und</strong><br />
sich auf die neue Aufgabe in kultureller, sprachlicher <strong>und</strong> fachlicher Sicht einstellen.<br />
Dafür ist eine bedarfsorientierte Vorbereitung des Mitarbeiters zwingend erforderlich.<br />
Die Basis hierfür ist eine klare Zielvereinbarung zwischen dem Vorgesetzten <strong>und</strong><br />
dem Mitarbeiter mit messbaren Kriterien, die mit dem Vorgesetzten im Stammhaus<br />
im Vorfeld defi niert werden müssen. Dazu können beispielhaft folgende Fragestellungen<br />
sinnvoll sein:<br />
� Welche Herausforderungen kommen auf den Mitarbeiter im Rahmen des <strong>Auslandseinsatz</strong>es<br />
zu?<br />
� Welche fachlichen <strong>und</strong> persönlichen Ziele hat der Mitarbeiter im Rahmen dieses<br />
Einsatzes?<br />
� Welchen Beitrag wird der Mitarbeiter zur Erreichung der Bereichs- <strong>und</strong> Unternehmensziele<br />
im Rahmen seiner Auslandstätigkeit leisten? Wie kann das gemessen<br />
werden?<br />
� Welcher Bedarf an individueller Personalentwicklung zur Erreichung der beschriebenen<br />
Ziele ist notwendig?
E.9 <strong>Entsendung</strong> <strong>und</strong> <strong>Auslandseinsatz</strong> 503<br />
Ausreise<br />
Ausweispapiere (z. B. Reisepass, internationaler Führerschein)<br />
Visum, Arbeits-/Aufenthaltserlaubnis, Sozialversicherung, Impfpass, Ges<strong>und</strong>heitszeugnisse<br />
Gültigkeit der bestehenden Versicherungen im Ausland<br />
Medizinische Vorsorge<br />
Tropenuntersuchung, Impfplan<br />
Erforderliche Arztbesuche<br />
Reise- bzw. Hausapotheke zusammenstellen<br />
Wohnung<br />
Mietvertrag kündigen, Haus/Wohnung im Inland verkaufen/vermieten<br />
Versorgungsunternehmen informieren<br />
Umzugsliste erstellen <strong>und</strong> Umzugswert errechnen<br />
Einlagerung von Möbeln/Hausrat prüfen<br />
Importbeschränkungen, Zölle ermitteln<br />
Banken <strong>und</strong> Versicherungen<br />
Eröffnung eines Auslandskontos<br />
Einzugsermächtigungen, Daueraufträge, Sparverträge <strong>und</strong> Darlehen ändern/kündigen<br />
Gültigkeit der bestehenden Versicherungen im Ausland klären <strong>und</strong> ggf. Versicherungsschutz<br />
erweitern<br />
Kraftfahrzeug<br />
Internationalen Führerschein beantragen (wenn notwendig)<br />
Auto ab- bzw. ummelden<br />
Schadensfreiheitsrabatt durch die Versicherung bestätigen lassen<br />
Importbeschränkungen ermitteln<br />
Private Vorbereitung<br />
Prüfen der persönlichen steuerlichen Situation (Stichwort: Vermeidung der Doppelbesteuerung)<br />
Postnachsendeantrag<br />
Behördliche Abmeldung im Heimatland<br />
Infrastruktur im Entsendestaat/Zielland (Schulen für Kinder, Wohnung)<br />
Arbeitsmöglichkeiten für den (Ehe-)Partner<br />
Sicherheitsaspekte im Ausland klären<br />
Mitgliedschaften in Vereinen oder Verbänden während der <strong>Entsendung</strong> kündigen oder ruhen<br />
lassen<br />
Zeitschriften/Zeitungen ab- oder ummelden<br />
Abb. 3: Checkliste »Vorbereitung <strong>Auslandseinsatz</strong>«<br />
� Welche weiteren berufl ichen Schritte strebt der Mitarbeiter nach Beendigung der<br />
<strong>Entsendung</strong> an? Stehen diese berufl ichen Ziele im Einklang mit den Unternehmenszielen?<br />
Bei einem längeren Auslandsaufenthalt sollte auch der neue Vorgesetzte im Zielland<br />
in die Planungen einbezogen werden. Die Zielvereinbarung für den <strong>Auslandseinsatz</strong><br />
kann als Gr<strong>und</strong>lage für die Gespräche am neuen Standort genutzt werden. Entscheidend<br />
ist in jedem Fall ein Feedbackgespräch zwischen dem Vorgesetzten <strong>und</strong> dem<br />
Expatriate nach dessen Rückkehr über den Stand der Zielerreichung. Neben diesen<br />
individuellen Zielen gibt es folgende Punkte, durch die Mitarbeiter anhand von Personalentwicklungsmaßnahmen<br />
auf den <strong>Auslandseinsatz</strong> vorbereitet werden können.
504 Teil E Instrumente der Arbeitsstrukturierung<br />
Informationsorientierte Vorbereitung<br />
Mitarbeiter sollten sich in einem Selbststudium, über Fachbücher oder das Internet,<br />
ausführlich mit dem Zielland beschäftigen. Neben diesen Fachinformationen sind<br />
auch Gespräche mit ehemaligen Expatriates sehr hilfreich <strong>und</strong> weiterführend.<br />
Kommunikative Kompetenz<br />
Der Einsatz im Zielland stellt besondere Herausforderungen an die Kommunikationsfähigkeiten<br />
im internationalen Kontext für den entsandten Mitarbeiter: Dabei geht es<br />
inhaltlich um einen Wissenstransfer, aber auch um Verhandlungs- oder Personalführung.<br />
Dazu sind erweiterte Kenntnisse in der Landessprache erforderlich, die im Vorfeld<br />
trainiert werden sollten. Vor Ort kann ein begleitendes Sprachtraining vertiefend<br />
eingesetzt werden. Bei einer größeren Zahl von Auslandsentsandten können für die<br />
Familienmitglieder Treffen organisiert werden, bei denen neben einem Sprachtraining<br />
der Erfahrungsaustausch möglich ist, um die Eingliederung zu erleichtern <strong>und</strong> so<br />
ein stabiles privates Umfeld für den Entsandten sicher zu stellen.<br />
Interkulturelle Kompetenz<br />
Mitarbeiter, die erfolgreich im Ausland arbeiten wollen, benötigen die Bereitschaft,<br />
offen interkulturellen Kontakten zu begegnen (Bröckermann 2003, S. 168). Wichtig<br />
ist die Fähigkeit des Perspektivenwechsels, um mögliche Wirkungen des eigenen<br />
Verhaltens auf Gesprächspartner, Kollegen <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en mit anderem kulturellen Hintergr<strong>und</strong><br />
einschätzen zu können (Hofstede 2003) <strong>und</strong> sich zu vergegenwärtigen, dass<br />
das eigene Verhalten unter Umständen in einem fremden Kulturkreis missverstanden<br />
werden kann. Mitarbeiter benötigen daher ein Gr<strong>und</strong>wissen über Gepfl ogenheiten<br />
im Zielland. Hierzu zählen: Führungsstile, Kommunikationsformen, Tabuthemen<br />
– die ganz erheblich abweichen können von denen in der Heimatgesellschaft – oder<br />
Verhandlungsstile (Hentze/Kammel 2001, S. 502 f.).<br />
Vor diesem Anforderungshintergr<strong>und</strong> können entweder interne oder externe<br />
Personalentwicklungsmaßnahmen in Form von Trainings oder Seminaren genutzt<br />
werden. Entscheidend ist hier der Abgleich<br />
� der konkreten Zielsetzung der Veranstaltung im Zusammenhang mit<br />
� den persönlichen Lernfeldern des Teilnehmers.<br />
Diese Einzelmaßnahmen können jedoch immer nur einen begrenzten Lern- <strong>und</strong><br />
Vorbereitungswert für die Teilnehmer haben. Insgesamt lässt sich sagen, dass eine<br />
solche interne oder externe Personalentwicklung nur erfolgreich sein kann, wenn die<br />
Teilnehmer selbst Fragestellungen zu ihrer persönlichen Situation einbringen <strong>und</strong><br />
bearbeiten können (Wirth 1998, S. 157).<br />
5.3.3 Auslandseinsätze als Bestandteil strategischer Personalentwicklungskonzepte<br />
Im Vorfeld eines <strong>Auslandseinsatz</strong>es sollten individuelle Ziele der <strong>Entsendung</strong> aus<br />
Unternehmens- <strong>und</strong> Mitarbeitersicht festgelegt werden. Diese qualitativen Überlegungen<br />
zu einer Zielsetzung beziehen sich auf den Wertschöpfungsbeitrag, den der<br />
Mitarbeiter durch die Kompetenzerweiterung im Rahmen des Auslandeinsatzes für
E.9 <strong>Entsendung</strong> <strong>und</strong> <strong>Auslandseinsatz</strong> 505<br />
das Unternehmen leisten kann. Dieser Beitrag ist wiederum abhängig von der Unternehmensgröße,<br />
-struktur <strong>und</strong> den -zielen (W<strong>und</strong>erer/Jaritz 2002, S. 181 f.).<br />
Generell steht für das Unternehmen eine Erhöhung der Arbeits- <strong>und</strong> Einsatzfähigkeit<br />
der Mitarbeiter im Vordergr<strong>und</strong>. Je nach Bedarf können qualifi zierte Mitarbeiter<br />
in unterschiedlichen Positionen im Unternehmen eingesetzt werden. Gleichzeitig<br />
kann durch eine strategische Personalplanung leistungsfähiges <strong>und</strong> qualifi ziertes<br />
Personal für das Unternehmen gewonnen werden. Um geeignete Kandidaten für<br />
die Besetzung von Schlüsselfunktionen zu identifi zieren <strong>und</strong> zu fördern, werden in<br />
der Praxis Personalentwicklungsprogramme genutzt, bei denen ein Mitarbeiter für<br />
einen befristeten Einsatz ein defi niertes Projekt in einer ausländischen Tochtergesellschaft<br />
umsetzt.<br />
Laufbahn-/Karriereplanung<br />
Bezogen auf die Entwicklung innerhalb eines Unternehmens werden durch eine<br />
Laufbahn- oder Karriereplanung einzelne individuelle Entwicklungsmöglichkeiten für<br />
Mitarbeiter aufgezeigt <strong>und</strong> geplant. Diese individuelle Planung stellt für Mitarbeiter<br />
einen persönlichen Anreiz dar, um insbesondere auch im Interesse der persönlichen<br />
berufl ichen Entwicklung umfassende <strong>und</strong> verantwortungsvollere Aufgaben innerhalb<br />
des Unternehmens zu übernehmen.<br />
Diesen Zusammenhang verdeutlicht ein Beispiel aus der Praxis: Im Rahmen eines<br />
Konzeptes für eine internationale Karriereentwicklung können Verkäufer mit mindestens<br />
fünf Jahren Berufserfahrung aus unterschiedlichen Standorten für jeweils zwei<br />
Jahre am Hauptstandort des Unternehmens eingesetzt werden. Dort können diese<br />
Mitarbeiter gezielt die Führungen von K<strong>und</strong>engruppen aus den jeweiligen Ländern<br />
übernehmen. Diese Mitarbeiter können so ein persönliches Netzwerk im Stammhaus<br />
aufbauen, ihre Sprachkompetenz ausbauen, interkulturelle Fähigkeiten lernen <strong>und</strong><br />
zugleich K<strong>und</strong>en in ihrer Landessprache über Produkte des Unternehmens informieren.<br />
Das Unternehmen profi tiert unmittelbar von dieser Wechselbeziehung.<br />
Wird dieses Konzept von Unternehmensseite weiter geführt, kann die gezielte<br />
Förderung von Mitarbeitern mit einem Nachfolgekonzept für Schlüsselpositionen<br />
im Unternehmen kombiniert werden. Damit kann den Anforderungen strategischer<br />
Personalentwicklung konkret Rechnung getragen werden.<br />
Personalentwicklungsprogramme<br />
Entwicklungsprogramme für Mitarbeiter, die persönliches Entwicklungspotenzial<br />
mitbringen, so genannte Potenzialträger, bieten Unternehmen die Möglichkeit einer<br />
strategisch ausgerichteten Personalentwicklungsarbeit. Ziel ist es, Mitarbeiter so für die<br />
Übernahme von verschiedenen Positionen zu qualifi zieren; eine bestimmte Position<br />
innerhalb des Unternehmens sollte nicht im Fokus stehen. Entsprechende Konzepte<br />
für die Zielgruppe der Nachwuchskräfte sind Traineeprogramme, Programme für<br />
die erste Führungsebene (als Nachfolgeplanung) oder die Förderung von Fach- <strong>und</strong><br />
Führungskräften, um diesen Kandidatenkreis auf Aufgaben mit größerer Verantwortung<br />
innerhalb des Unternehmens vorzubereiten. Wesentlicher Bestandteil, auf den<br />
in der Praxis fast alle strategisch ausgerichteten Entwicklungsprogramme aufgebaut<br />
sind, ist die Projektarbeit an wichtigen, übergreifenden Unternehmensfragen oder an<br />
abteilungsübergreifenden Problemstellungen zur Erhöhung der Kompetenzen des
506 Teil E Instrumente der Arbeitsstrukturierung<br />
einzelnen Mitarbeiters (Ulrich/Zenger/Smallwood 2000, S. 284). Diese Projekte können<br />
– je nach Entwicklungsziel – durch Auslandseinsätze in Form von »Job Rotation« für<br />
einen festgelegten Zeitrahmen umgesetzt werden (Gaier 2005, S. 46 f.).<br />
Der Einsatz von strategischen Personalentwicklungskonzepten hat in der Praxis<br />
den Vorteil, dass Unternehmen eine Auswahl von möglichen Kandidaten haben <strong>und</strong><br />
gleichzeitig die Mitarbeiter durch eine langfristige Planung stärker an das Unternehmen<br />
binden. Dabei hat sich der Einsatz von so genannten Mentoren als hilfreich<br />
erwiesen. Darunter versteht man den Einsatz von Managern aus dem Unternehmen,<br />
die mit der Erfahrung ihrer langjährigen Unternehmenszugehörigkeit den Entsandten<br />
als Experten beratend zur Seite stehen <strong>und</strong> insbesondere auch in der Wiedereingliederungsphase<br />
im Stammhaus Kontakte knüpfen können. Eine entscheidende Rolle<br />
können hier auch Personalleiter des Stammhauses als Berater für die Potenzialträger<br />
im Unternehmen übernehmen, die somit einen <strong>Auslandseinsatz</strong> aktiv begleiten.<br />
5.4 <strong>Auslandseinsatz</strong>phase<br />
Die strategische Bedeutung von Auslandseinsätzen verlangt nach einem durchgängigen<br />
<strong>und</strong> klaren Konzept für die Betreuung des Mitarbeiters, um den Prozess optimal zu<br />
gestalten <strong>und</strong> die persönliche Entwicklung des Expatriates zu begleiten. Auch während<br />
des Einsatzes können die Entsandten durch den Vorgesetzten im Stammhaus oder<br />
den Mentor begleitet werden. Aber auch der Personalentwickler oder der Experte für<br />
<strong>Entsendung</strong>en aus der Personalabteilung kann eine aktive Rolle übernehmen. Sinnvoll<br />
ist es, im Vorfeld zeitlich fi xierte Regeltermine für gemeinsame Gespräche zu<br />
vereinbaren. Diese Termine können sowohl zum Informationsaustausch als auch zur<br />
frühzeitigen Planung der Wiedereingliederung des Mitarbeiters genutzt werden.<br />
Daneben kann der Vorgesetzte der aufnehmenden Gesellschaft einen Integrationsplan<br />
erstellen, der dem Entsandten die Einarbeitungszeit im Zielland erleichtert.<br />
Wesentlich sind dafür organisierte Gespräche mit wichtigen Kontaktpersonen, wie<br />
etwa Kollegen oder Managern aus dem Unternehmen <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en sowie ein Integrationsgespräch,<br />
bei dem der Vorgesetzte der ausländischen Gesellschaft über die<br />
Besonderheiten am Standort informiert.<br />
5.5 Wiedereingliederungs- <strong>und</strong> Reintegrationsphase<br />
Die Rückkehr eines Entsandten sollte mindestens ein Jahr im Voraus geplant werden.<br />
Hierbei kommt der Personalabteilung, die die internationalen Transfers betreut, die<br />
entscheidende Rolle für das Gelingen des Prozesses zu. Von dort aus können Fachabteilungen<br />
im Unternehmen kontaktiert <strong>und</strong> es kann nach offenen internen Stellen<br />
für den rückkehrenden Mitarbeiter gesucht werden.<br />
Wenn sich die aufgezeigten Perspektiven nicht oder nur zeitlich verzögert realisieren<br />
lassen, treten Enttäuschung <strong>und</strong> Demotivation bei dem betroffenen Mitarbeiter auf.<br />
Dabei können Gründe dafür, dass die angestrebte Position im Unternehmen nicht<br />
erreicht wird, sowohl in der Person als auch im organisatorischen Bereich liegen.<br />
Werden Positionen im Unternehmen über eine innerbetriebliche Stellenausschreibung
E.9 <strong>Entsendung</strong> <strong>und</strong> <strong>Auslandseinsatz</strong> 507<br />
veröffentlicht, steht der Bewerber in Konkurrenz mit anderen internen Mitarbeitern.<br />
Durch die gezielte Laufbahn- oder Karriereplanung <strong>und</strong> begleitende Personalentwicklungsmaßnahmen<br />
ist der Mitarbeiter im internen Bewerbervergleich sehr gut<br />
vorbereitet. Bei einer Ablehnung ist dann jedoch auch die Frustration umso größer,<br />
da die Erwartungen nicht zuletzt durch die Tätigkeit im Ausland selbst gestiegen sind<br />
(Kammel/Teichelmann 1994, S. 100).<br />
Auch bei der Wiedereingliederung kann der Mentor als Ansprechpartner daher für<br />
den entsandten Mitarbeiter eine wichtige Funktion übernehmen. So ist es erforderlich,<br />
dass der Mentor oder die Fachabteilung des geplanten Rückkehrbereichs den<br />
Entsandten regelmäßig über Vorgänge <strong>und</strong> Entwicklungen im Heimatunternehmen<br />
informiert. So kann der Entsandte ein realistisches Bild von den Veränderungen bekommen.<br />
Häufi g haben Unternehmen auch ein fi rmenübergreifendes »Job-Portal«<br />
im Intranet, über das sich alle Mitarbeiter weltweit über offene Positionen im Unternehmen<br />
informieren können. Unabhängig davon werden Mitarbeiter durch eine<br />
aktive Informationsweitergabe stärker an das Unternehmen geb<strong>und</strong>en.<br />
Eine aktive Betreuung bei der Reintegration des Mitarbeiters ist wichtig, da Entsandte<br />
bei ihrer Rückkehr im Unternehmen in der Regel andere Umfeldbedingungen<br />
vorfi nden als bei ihrer Abreise. Untersuchungen zeigen, dass die Fluktuationsrate<br />
von Rückkehrern gering gehalten werden kann, wenn den im Ausland erworbenen<br />
Kenntnissen im neuen Aufgabenbereich im Stammhaus nach Rückkehr Rechnung<br />
getragen wird (Kühlmann 2004, S. 91 f.).<br />
6 Möglichkeiten der Erfolgskontrolle<br />
6.1 Refl exion über die Ergebnisse des <strong>Auslandseinsatz</strong>es<br />
In der Wissenschaft <strong>und</strong> Praxis existieren kaum geprüfte Kriterien zur Erfolgsmessung<br />
von Auslandstätigkeiten (W<strong>und</strong>erer/Dick 2002, S. 100). Jedoch können die zuvor<br />
dargestellten Methoden zur Personalbeurteilung eingesetzt werden. Dabei hat sich in<br />
der Unternehmenspraxis gezeigt, dass insbesondere dem persönlichen Mitarbeitergespräch<br />
mit dem Vorgesetzten eine entscheidende Rolle zukommt, um die für das<br />
Unternehmen maßgebliche Wertschöpfung des Mitarbeiters, sein Leistungsverhalten<br />
<strong>und</strong> seine Arbeitsergebnisse zu messen (W<strong>und</strong>erer/Jaritz 2002, S. 132).<br />
Ist der Vorgesetzte nach Ablauf der <strong>Entsendung</strong> nicht dieselbe Person, da sich<br />
Unternehmensstrukturen geändert haben oder sich aus anderen Gründen Stellenbesetzungen<br />
verändert haben, kann auch der zukünftige Vorgesetze in einem Gespräch<br />
die vor der <strong>Entsendung</strong> vereinbarten Ziele aufgreifen <strong>und</strong> diese als Anlass für ein<br />
erstes gemeinsames Mitarbeitergespräch mit dem Rückkehrer nutzen. Aber auch ein<br />
Austausch mit der Personalabteilung oder dem Mentor innerhalb des Unternehmens<br />
bieten einen Rahmen für eine Refl exion des Entsandten.
508 Teil E Instrumente der Arbeitsstrukturierung<br />
6.2 Transfer der Ergebnisse des <strong>Auslandseinsatz</strong>es<br />
6.2.1 Fragestellungen für Transferfeedback nach dem <strong>Auslandseinsatz</strong><br />
Neben der Refl exion des <strong>Auslandseinsatz</strong>es ist auch ein Transfer, also ein bewusster<br />
Einsatz der gewonnenen Kompetenzen <strong>und</strong> Fähigkeiten des Mitarbeiters, für die<br />
Nutzung der Erfahrungen aus dem <strong>Auslandseinsatz</strong> von besonderer Bedeutung.<br />
Dieser Transfer kann durch einen Austausch mit dem Vorgesetzten im Stammhaus<br />
nach der Rückkehr wie folgt gestaltet sein:<br />
� Welche Fähigkeiten <strong>und</strong> Kompetenzen konnten durch den Auslandsaufenthalt<br />
gewonnen werden?<br />
� Was waren rückblickend die größten Herausforderungen im Ausland? Wie war<br />
der Umgang des Mitarbeiters damit?<br />
� Wie setzt der Betroffene diese Ressourcen in seiner jetzigen Aufgabe im Unternehmen<br />
ein?<br />
6.2.2 Erfahrungsaustausch zwischen Expatriates<br />
Unternehmen können zusätzlich zu den geschilderten Maßnahmen einen Erfahrungsaustausch<br />
zwischen Mitarbeitern koordinieren, die Auslandseinsätze absolviert<br />
haben. So können etwa Mitarbeiter, die vor ihrer <strong>Entsendung</strong> ins Ausland stehen,<br />
konkret auf erfahrene Kollegen zugehen <strong>und</strong> im persönlichen Gespräch ihre Fragen<br />
klären <strong>und</strong> sich über Besonderheiten im Hinblick auf die bevorstehende Aufgabe<br />
im Ausland austauschen. Diese individuelle Vorbereitung kann auch auf die betroffenen<br />
Familien ausgeweitet werden, die sich privat austauschen <strong>und</strong> treffen können.<br />
Wichtig ist hier, als Unternehmen eine Transparenz zu schaffen <strong>und</strong> interessierten<br />
Mitarbeitern Kontakte zu vermitteln.<br />
6.3 Erfassung von Kennzahlen<br />
Der Erfolg von Auslandseinsätzen kann über qualitative Faktoren – etwa Zufriedenheit<br />
des Rückkehrers oder der von ihm betreuten K<strong>und</strong>en, Verhandlungsabschlüsse oder<br />
verbesserte Kommunikation – beschrieben werden. Mit Hilfe von Kennzahlen <strong>und</strong><br />
Kostenstrukturanalysen (Jung 2003, S. 936) kann zudem der Versuch unternommen<br />
werden, Auslandseinsätze quantitativ einzuschätzen <strong>und</strong> Korrekturmaßnahmen über<br />
den zeitlichen Verlauf vorzunehmen.<br />
Beispiele sind:<br />
� Erfassung der dem Unternehmen entstandenen <strong>Entsendung</strong>skosten,<br />
� Anteil der Fortbildungskosten an der Auslandsentsendung,<br />
� Anzahl der Mitarbeiter, die nach dem <strong>Auslandseinsatz</strong> im Stammhaus tätig<br />
sind,<br />
� Erfolgreiche Besetzung von Nachfolgepositionen im Unternehmen sowie<br />
� Veränderung der Position/Karriereentwicklung der Expatriates im entsendenden<br />
Unternehmen.
E.9 <strong>Entsendung</strong> <strong>und</strong> <strong>Auslandseinsatz</strong> 509<br />
Die Kennzahl der Rückkehrquote (Kammel/Teichelmann 1994, S. 106) kann in Bezug<br />
auf die Effi zienz <strong>und</strong> in Soll-Ist-Vergleichen herangezogen werden.<br />
Rückkehrquote in % =<br />
Anzahl der vorzeitig aus dem Ausland zurückgekehrten Mitarbeiter x 100<br />
Gesamtzahl der ins Ausland entsandten Mitarbeiter<br />
7 Zufriedenheit <strong>und</strong> Erfolge<br />
Empirische Untersuchungen (Becker 2002, S. 261) zeigen, dass Führungskräfte in<br />
der Praxis nur unzureichend auf internationale Herausforderungen im jeweiligen<br />
Zielland vorbereitet werden. Die vorstehend genannten Maßnahmen können vor<br />
diesem Hintergr<strong>und</strong> eine sehr gute Basis für eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit <strong>und</strong><br />
den Erfolg des <strong>Auslandseinsatz</strong>es für das Unternehmen bilden.<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein <strong>Auslandseinsatz</strong> erfolgreich gestaltet<br />
werden kann, wenn Mitarbeiter eine umfassende Vorbereitung mit Blick auf das<br />
<strong>Entsendung</strong>sland <strong>und</strong> dessen kulturellen Besonderheiten bekommen. Dabei sollte<br />
die Familie des entsendenden Mitarbeiters sowohl bei der Entscheidungsfi ndung <strong>und</strong><br />
bei der Umsetzung mit eingeb<strong>und</strong>en sein. Neben dieser kulturellen Vorbereitung hat<br />
sich in der Praxis gezeigt, dass nur durch einen gezielten Einsatz von verschiedenen<br />
Personalentwicklungsinstrumenten die Auslandsentsendung eines Mitarbeiters positiv<br />
begleitet werden kann <strong>und</strong> ein Erfolg sowohl für das Unternehmen als auch für<br />
den Mitarbeiter möglich ist. Abb. 4 zeigt abschließend die Instrumente, die in den<br />
unterschiedlichen Phasen des <strong>Auslandseinsatz</strong>es eingesetzt werden können.<br />
Personalbedarf<br />
Personalauswahl<br />
Mitarbeitergespräch<br />
Zieldefinition<br />
Integration<br />
Personalvorbereitung<br />
Karriereplanung<br />
<strong>Auslandseinsatz</strong><br />
Review<br />
Wiedereingliederung<br />
Mitarbeitergespräch<br />
Abb. 4: Personalentwicklungsinstrumente zur gezielten Steuerung<br />
eines <strong>Auslandseinsatz</strong>es<br />
Erfolgskontrolle
510 Teil E Instrumente der Arbeitsstrukturierung<br />
Sinnvoll ist es, begleitend zu den genannten Instrumenten, durch einen Personalleiter<br />
oder einen Mentor innerhalb des Unternehmens aktiv den Kontakt zum Entsandten zu<br />
halten. Diese Kontaktperson hat dabei auch die Aufgabe, sich für den Entsandten um<br />
mögliche Positionen nach dessen Auslandsaufenthalt im Stammhaus zu kümmern.<br />
Dazu ist ein vereinbarter regelmäßiger Austausch zu empfehlen.<br />
Der in der Praxis wichtige unternehmensinterne Netzwerkaufbau durch den entsandten<br />
Mitarbeiter kann seitens der Personalabteilung durch zusätzliche Maßnahmen<br />
(etwa einen organisierten Austausch von ehemaligen Entsandten zu interessierten<br />
Kandidaten oder auch im Rahmen von Personalentwicklungsprogrammen) gefördert<br />
werden, um so den Austausch von zukünftigen Mitarbeitern <strong>und</strong> Rückkehrern zu<br />
organisieren. Ausschlaggebend für den Erfolg einer Auslandsentsendung aus Sicht<br />
des Unternehmens <strong>und</strong> des Mitarbeiters ist, dass die zuvor geschilderten Instrumente<br />
der Personalentwicklung <strong>und</strong> -betreuung als Maßnahmenpaket in den verschiedenen<br />
Phasen des Auslandeinsatzes jeweils zutreffen <strong>und</strong> konsequent eingesetzt werden.<br />
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E.9 <strong>Entsendung</strong> <strong>und</strong> <strong>Auslandseinsatz</strong> 511<br />
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