07.01.2013 Aufrufe

Schutzfaktoren einer gesundheitsbewussten ... - DGSv

Schutzfaktoren einer gesundheitsbewussten ... - DGSv

Schutzfaktoren einer gesundheitsbewussten ... - DGSv

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

W o r k i n g P a p e r 5<br />

Studie: Arbeit und Leben in Organisationen 2011<br />

Risikofaktoren für Arbeitsqualität und psychische Gesundheit<br />

<strong>Schutzfaktoren</strong> <strong>einer</strong><br />

<strong>gesundheitsbewussten</strong><br />

Organisationskultur<br />

1


Sigmund-Freud-Institut<br />

Johann Wolfgang Goethe-Universität Technische Universität Chemnitz<br />

Jügelhaus Institut für Soziologie<br />

Mertonstraße 17 Industrie- und Techniksoziologie<br />

60325 Frankfurt/Main 09107 Chemnitz<br />

Telefon 069-798-25518 Telefon 0371-531-34388<br />

www.sigmund-freud-institut.de www.tuchemnitz.de/hsw/soziologie/institut/voss<br />

post@sigmund-freud-institut.de angelika.georgi@soziologie.tu-chemnitz.de<br />

Mai 2012<br />

2


Hintergrund<br />

Die Arbeitswelt verändert sich, das ist Gegenstand in vielen gesellschaftlichen, politischen und fachlichen<br />

Debatten und Anlass für zahlreiche Akteure, Handlungsoptionen zu entwickeln und Gestaltungsentscheidungen<br />

zu treffen.<br />

Supervisor/innen betreten als Berater/innen in Organisationen und Unternehmen deren „Hinterbühnen“<br />

und nehmen durch ihre Beratungstätigkeit in besonderer Entwicklungen der Arbeitswelt wahr.<br />

Dieser Wissens- und Wahrnehmungsfundus soll für eine wissenschaftliche Untersuchung genutzt werden,<br />

die die Akteure in der Arbeitswelt bei ihren Debatten und Gestaltungsentscheidungen unterstützen<br />

will.<br />

Die dem vorliegenden Fachbeitrag zugrunde liegende Untersuchung ist die zweite wissenschaftliche<br />

Studie, in der Supervisor/innen, die Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Supervision e.V. (<strong>DGSv</strong>)<br />

sind, befragt wurden, wie sie aktuell die Arbeitsbedingungen in Profit- und Non-Profit-Organisationen<br />

wahrnehmen – so wie sie diese Bedingungen von den Arbeitnehmern/innen beschrieben bekommen,<br />

die sie beraten.<br />

Bereits 2008/2009 konnten in <strong>einer</strong> ersten grundlegenden Studie die psychosozialen Auswirkungen der<br />

vielfach beschriebenen Veränderungen der Arbeitswelt untersucht und <strong>einer</strong> breiteren Öffentlichkeit<br />

zur Verfügung gestellt werden. 1<br />

Die wissenschaftliche Verantwortung für die Untersuchung tragen Prof. Dr. Dr. Rolf Haubl vom Sigmund-Freud-Institut<br />

in Frankfurt am Main und Prof. Dr. G. Günter Voß von der Technischen Universität<br />

Chemnitz, die zusammen mit ihren Mitarbeitern/innen die Untersuchung konzipiert und durchgeführt<br />

haben. In den Forschungsgruppen arbeiteten Dipl.-Soz. Nora Alsdorf, Saskia M. Fuchs, Dipl.-Päd.<br />

Ullrich Beumer, Dr. Anke Kerschgens, Julian S. Fritsch und Dr. Bettina Daser (alle Sigmund-Freud-Institut)<br />

sowie Christoph Handrich M.A., Dr. Frank Kleemann und Dipl.-Soz. Benjamin Kahlert (alle TU<br />

Chemnitz) sowie Dr. Ingo Matuschek (heute: INAG / Friedrich-Schiller-Universität Jena) mit.<br />

Die Durchführung der Studie wurde mit Mitteln der Deutschen Gesellschaft für Supervision e.V. (<strong>DGSv</strong>)<br />

gefördert.<br />

Der vorliegende Fachbeitrag gehört zu <strong>einer</strong> Reihe detaillierter Ergebnisdarstellungen des gesamten<br />

Projekts. Voraussichtlich im Herbst 2012 wird eine Gesamtdarstellung in Form eines wissenschaftlichen<br />

Bandes (erneut bei Vandenhoeck & Ruprecht) erscheinen. Bis zu diesem Zeitpunkt können alle Beiträge<br />

aufgerufen werden unter http://www.dgsv.de/projekte-themen/arbeit-und-leben/<br />

1 Vgl. Rolf Haubl/G. Günter Voß (Hg.)(2011): Riskante Arbeitswelt im Spiegel der Supervision. Psychosoziale Auswirkungen<br />

spätmoderner Erwerbsarbeit. Kölner Reihe – Materialien zu Supervision und Beratung, hrsg. von der Deutschen<br />

Gesellschaft für Supervision e.V. (<strong>DGSv</strong>) Band 1. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.<br />

3


Rolf Haubl und Saskia M. Fuchs<br />

<strong>Schutzfaktoren</strong> <strong>einer</strong><br />

<strong>gesundheitsbewussten</strong><br />

Organisationskultur<br />

Auf dem Hintergrund unserer Untersuchung „Arbeit und Leben in Organisationen 2008“, in der die<br />

befragten Supervisoren/innen eine hohe arbeitsplatzbedingte Überforderung vieler Arbeitnehmer/innen<br />

beobachtet haben, sowie in Anbetracht <strong>einer</strong> ganzen Reihe von Untersuchungen anderer Forschergruppen,<br />

die zeitlich vor uns, mit uns und nach uns zu demselben Ergebnis gekommen sind, haben wir<br />

auch für 2011 nichts anderes erwartet. Hinzu kommt, dass die Datenerhebung unserer ersten Untersuchung<br />

noch vor dem Gipfel der Finanz- und Wirtschaftskrise lag, so dass sich deren Auswirkungen noch<br />

gar nicht in den Ergebnissen niederschlagen konnten. 2011 ist das anders. So haben Supervisoren/innen<br />

in den qualitativen Interviews mehrfach davon berichtet, dass es ihrer Wahrnehmung nach keinen<br />

Grund für Entwarnung gibt. Die Überforderung bestehe fort. Arbeiten im Ausnahmezustand sei Alltag<br />

geworden und es gelinge den Beschäftigten nicht, sich daran zu „gewöhnen“. Folglich ging in unsere<br />

Fragebogenbefragung die Annahme ein, nach wie vor auf überforderte Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen<br />

zu treffen.<br />

Abb. 1<br />

4


Um dies zu prüfen, haben wir einen Index Überforderung gebildet, der aus 8 Items besteht und mit<br />

Cronbach’s Alpha: .722 eine zufrieden stellende interne Konsistenz aufweist. Die Items dieses Indexes<br />

lauten:<br />

� Beschäftigte stehen unter dauerhaftem Leistungsdruck.<br />

� Wie viele der Beschäftigten regelmäßig Überstunden leisten.<br />

� Beschäftigte müssen Aufgaben übernehmen, für die sie nicht ausreichend fachlich qualifiziert sind.<br />

� Den Beschäftigten fehlen ausreichende Ressourcen, um qualitativ hochwertig arbeiten zu können.<br />

� Die Beschäftigten müssen in ihrer Arbeit ethische Prinzipien verletzen, um den Anforderungen der<br />

Organisation zu genügen.<br />

� Meine Supervisanden/innen klagen über zu hohen Zeitdruck.<br />

� Meine Supervisanden/innen klagen über zu geringe Entscheidungsspielräume.<br />

� Meine Supervisanden/innen klagen über zu wenige Erholungspausen.<br />

Der Mittelwert des Indexes beträgt (von k<strong>einer</strong> Belastung zu Überforderung aufsteigend) 3,64 (von maximal<br />

5). Wobei wir ab dem Mittelwert 3 von Überforderung sprechen. Das heißt: Die Beschäftigten<br />

werden von den Supervisoren/innen als in beträchtlichem Maße überfordert wahrgenommen.<br />

Sind mit „Überforderung“ vor allem Arbeitsbedingungen fokussiert, so haben uns in erster Linie deren<br />

subjektive Auswirkungen interessiert, wobei wir annehmen, dass Arbeitnehmer/innen dieselben objektiven<br />

Arbeitsbedingungen subjektiv verschieden bewältigen. Folglich kann derselbe Grad an Überforderung<br />

zu unterschiedlichen psychosozialen Belastungen führen. Diese Belastungen haben wir konzeptionell<br />

in zwei Komponenten zerlegt: Erschöpfung und Demoralisierung, die hoch signifikant, aber nur<br />

mittelmäßig miteinander korrelieren (r = .305).<br />

Demoralisierung verstehen wir als Verlust des Gefühls, die Arbeitsbedingungen wirksam mit gestalten<br />

zu können, was Beschäftigte ohnmächtig macht und ihre Arbeitsmotivation angreift. Dies trägt zweifellos<br />

zu ihrer Erschöpfung bei, ob sie aber tatsächlich erschöpft und das heißt: mit ihren physischen<br />

und psychischen Kräften am Ende sind, steht damit noch nicht fest. Insofern mag Demoralisierung eine<br />

notwendige Bedingung sein, die aber keinesfalls hinreicht.<br />

Wir haben einen Index „Demoralisierung“ gebildet. Er besteht aus 4 Items und weist eine zufrieden<br />

stellende interne Kohärenz von Cronbach’s Alpha: .622 auf. Seine Items lauten:<br />

� Sind meine Supervisanden/innen überfordert, machen sie ihre Arbeitsbedingungen dafür verantwortlich.<br />

� Ich beobachte, dass meine Supervisanden/innen ihre vorhandenen Spielräume zu wenig nutzen.<br />

� Ich beobachte, dass meine Supervisanden/innen die vorgefundenen Arbeitsbedingungen zu schnell<br />

als gegeben hinnehmen.<br />

� Meine Supervisanden/innen verstehen sich als Opfer von Arbeitsbedingungen, die sie nicht verändern<br />

können.<br />

Der Mittelwert des Indexes beträgt (von fehlender zu vollständiger Demoralisierung aufsteigend) 3,58<br />

(von maximal 5). Da heißt: Die Beschäftigten werden von den Supervisoren/innen als stark demoralisiert<br />

wahrgenommen.<br />

5


Abb. 2:<br />

Balkendiagramm des Demoralisierungsindexes:<br />

Additiver Index: Summenscore [min. 4; max. 20.]<br />

04 nicht demoralisiert<br />

05-08 gering demoralisiert<br />

09-12 bedeutsam demoralisiert<br />

13-16 stark demoralisiert<br />

17-20 sehr stark demoralisiert<br />

Skalenwerte unter 7 kommen nicht vor. 50,2% der Skalenwerte sind 15 und höher. Folglich ist für etwa<br />

die Hälfte der Beschäftigten mit <strong>einer</strong> hohen Demoralisierung zu rechnen.<br />

Parallel dazu haben wir einen Index „Erschöpfung“ gebildet, der aus 5 Items mit <strong>einer</strong> zufrieden stellenden<br />

internen Konsistenz von Cronbach’s Alpha: .637 besteht. Diese lauten:<br />

� Psychophysische Belastungen haben zu-/abgenommen.<br />

� In meinen Supervisionen habe ich es immer wieder mit Supervisanden/innen zu tun, die erschöpft<br />

sind.<br />

� Ich beobachte, dass meine Supervisanden/innen reizbar geworden sind.<br />

� Ich beobachte, dass die Arbeitszufriedenheit m<strong>einer</strong> Supervisanden/innen (nicht) hoch ist. (Item ist<br />

invertiert worden.)<br />

� Die Arbeitszufriendenheit hat zu-/abgenommen.<br />

Der Mittelwert des Indexes beträgt (von k<strong>einer</strong> Erschöpfung zu sehr starker Erschöpfung aufsteigend)<br />

3,81 (von maximal 5). Das heißt: Die Beschäftigten werden von den Supervisoren/innen als stark bis<br />

sehr stark erschöpft wahrgenommen.<br />

6


Sieht man sich die Verteilung der Summenscores an, wirkt der Befund noch eindringlicher:<br />

Abb. 3:<br />

Balkendiagramm des Erschöpfungsindexes:<br />

Additiver Index: Summenscore [min. 5; max. 25.]<br />

05 nicht erschöpft<br />

06-10 gering erschöpft<br />

11-15 bedeutsam erschöpft<br />

16-20 stark erschöpft<br />

21-25 sehr stark erschöpft<br />

Skalenwerte unter 10 kommen nicht vor. 45,6% der Skalenwerte sind 20 und höher. Folglich ist für knapp<br />

die Hälfte der Beschäftigten mit einem hohen Erschöpfungszustand zu rechnen, der, wenn er andauert,<br />

als Gesundheitsrisiko gelten darf (ohne bereits von Burnout sprechen zu wollen).<br />

Die Produkt-Moment-Korrelation zwischen Überforderung und Erschöpfung beträgt r = .537, die zwischen<br />

Überforderung und Demoralisierung r = .237. Folglich sind die Arbeitsbedingungen für das Ausmaß<br />

der Erschöpfung gewichtiger als für das Ausmaß der Demoralisierung.<br />

Da Korrelationen bekanntlich lineare Wechselbeziehungen, aber keine Kausalitäten abbilden, sei darauf<br />

hingewiesen, dass auch die Annahme plausibel ist, dass Arbeitnehmer/innen, die (warum auch immer)<br />

erschöpft und / oder demoralisiert sind, vermutlich dieselben Arbeitsbedingungen psychosozial belastender<br />

erleben als ihre Kollegen/innnen, auf die das nicht zutrifft. Unseren Erkenntnisinteressen entsprechend,<br />

interpunktieren wir die Kausalität aber von den Arbeitsbedingungen her, was Erschöpfung<br />

und Demoralisierung zu abhängigen Variablen macht.<br />

Die Korrelationen, die wir zwischen Überforderung und Erschöpfung sowie Demoralisierung gefunden<br />

haben, lassen vermuten, dass es noch andere Variablen geben muss, die den linearen Zusammenhang<br />

moderieren. In diesem Sinne interessiert uns, ob sich arbeitsrelevante Einflussfaktoren identifizieren lassen,<br />

die – je nach Ausprägung – die psychosozialen Belastungen, die aufgrund von überfordernden Arbeitsbedingungen<br />

entstehen können, steigern oder verringern. Genauer gesagt, interessieren uns Resilienzfaktoren,<br />

wobei wir Resilienz als Schutz vor Erschöpfung und / oder Demoralisierung verstehen.<br />

7


Resilienz gibt es auf verschiedenen Ebenen: als individuelle, als inter-individuelle (interaktive bzw.<br />

gruppendynamische) und als organisationsstrukturelle Präventionsstrategie. Uns interessieren Einflussfaktoren,<br />

deren Gesamtheit eine Organisationskultur ausmacht, die man – vielleicht zu anspruchsvoll<br />

formuliert – als salutogen bezeichnen könnte.<br />

Nach Auswertung unserer qualitativen Interviews und <strong>einer</strong> anschließenden Literaturrecherche haben<br />

wir uns für die Überprüfung von vier solcher potenzieller Resilienzfaktoren entschieden: Leistungsgerechtigkeit,<br />

Anerkennung, Führungskompetenz und Kollegialität. Für jeden der Faktoren ist ein Index<br />

gebildet worden, der nachfolgend vorgestellt wird:<br />

Der Index „Leistungsgerechtigkeit“ besteht aus 3 Items, die eine akzeptable interne Konsistenz von<br />

Cronbach’s Alpha: .567 aufweisen. Sie lauten:<br />

� In den Organisationen besteht Leistungsgerechtigkeit.<br />

� Meine Supervisanden/innen klagen (nicht) über zu wenig Leistungsgerechtigkeit. (Item ist invertiert<br />

worden.)<br />

� Leistungsgerechtigkeit ist in den Organisationen, in denen ich tätig bin, realisiert.<br />

Der Mittelwert des Indexes beträgt (von fehlender zu vollständig realisierter Leistungsgerechtigkeit aufsteigend)<br />

2,42 (von 5). Das heißt: Die Supervisoren/innen nehmen in den Organisationen eine halbwegs<br />

realisierte Leistungsgerechtigkeit hinsichtlich der Belohnung der Beschäftigten wahr.<br />

Der Index „Anerkennung“ besteht aus 4 Items, die eine zufrieden stellende interne Konsistenz von<br />

Cronbach‘s Alpha: .635 aufweisen. Sie lauten:<br />

� Die berufliche Weiterentwicklung von Beschäftigten wird von den Organisationen angemessen gefördert.<br />

� Die Beschäftigten können eigene professionelle Standards in ihrer Arbeit wahren.<br />

� Die Beschäftigten machen die Erfahrung, dass ihre Arbeitsleistungen in der Organisation angemessen<br />

anerkannt werden.<br />

� Beschäftigte erhalten (keine) Wertschätzung für qualitativ gute Arbeitsleistungen. (Item ist invertiert<br />

worden.)<br />

Der Mittelwert des Indexes beträgt (von fehlender zu vollständiger Anerkennung aufsteigend) 2,68 (von<br />

maximal 5). Das heißt: Die Supervisoren/innen nehmen in den Organisationen eine halbwegs realisierte<br />

Anerkennung der Beschäftigten wahr.<br />

Der Index „Führungskompetenz“ besteht aus 5 Items, die eine zufrieden stellende interne Konsistenz<br />

von Cronbach’s Alpha: .652 aufweisen. Sie lauten:<br />

� Führungskräfte bieten den Beschäftigten ausreichend Halt und Orientierung.<br />

� Vorgesetzte und Mitarbeiter respektieren einander.<br />

� Wie viele der Beschäftigten (nicht) über unzulängliche Führung klagen. (Item ist invertiert worden.)<br />

� Wie viele der Führungskräfte der Komplexität ihrer Aufgabe gewachsen sind.<br />

� Die Führungskompetenz hat zu- bzw. abgenommen.<br />

Der Mittelwert des Indexes beträgt (von fehlender zu uneingeschränkter Führungskompetenz) 2,60 (von<br />

maximal 5; genauer gesagt von maximal 4, da niemand den Skalenwert 5 gewählt hat). Das heißt: Die<br />

Supervisoren und Supervisorinnen nehmen wahr, dass die Führungskräfte in den Organisationen halbwegs<br />

kompetent sind.<br />

8


Der Index „Kollegialität“ besteht aus 4 Items, die eine zufrieden stellende interne Konsistenz von<br />

Cronbach’s Alpha: .681 aufweisen. Sie lauten:<br />

� Das Betriebsklima in Organisationen ist gut.<br />

� Die soziale Anerkennung unter Kollegen ist hoch.<br />

� Hilfe suchende Beschäftigte können auf kollegiale Unterstützung bauen.<br />

� Unter den Beschäftigten gibt es (keine) offenen Feindseligkeiten. (Item ist invertiert worden.)<br />

Der Mittelwert des Indexes beträgt (von fehlender zu vollständig realisierter Kollegialität aufsteigend)<br />

3,04 (von maximal 5). Das heißt: Die Supervisoren/innen nehmen wahr, dass unter den Beschäftigten<br />

eine bedeutsame Kollegialität besteht.<br />

Leistungsgerechtigkeit .447<br />

Führungskompetenz .545 .458<br />

Anerkennung Leistungsgerechtigkeit Führungskompetenz<br />

Kollegialität .428 .374 .514<br />

Betrachtet man die Matrix der Interkorrelationen der vier Resilienzfaktoren, dann sind diese durchgehend<br />

hoch signifikant und von mittlerer Höhe. Folglich wird man annehmen dürfen, dass sie alle Aspekte<br />

eines gemeinsamen Zusammenhangs sind, den man als salutogene Organisationskultur bezeichnen<br />

könnte.<br />

OLS-Regression von Resilienzfaktoren auf Überforderung<br />

Koeffizient Standardfehler<br />

Leistungsgerechtigkeit -0.156 (-0.210)*** 0.026<br />

Anerkennung -0.208 (-0.234)*** 0.033<br />

Führungskompetenz -0.100 (-0.106)*** 0.037<br />

Kollegialität -0.144 (-0.165)*** 0.031<br />

r2=0.308 Anmerkungen: n= 780; *p


Abb. 4:<br />

(Mittelwerte der Resilienzfaktoren)<br />

Diese Interpretation macht die benevolente Annahme, dass Organisationen ein echtes Interesse daran<br />

haben, eine salutogene Organisationskultur herzustellen. Das ist aber nicht selbstverständlich, da es sich<br />

für den Arbeitgeber durchaus „rechnen“ kann, wenn Arbeitnehmer/innen ihre Gesundheit am Arbeitsplatz<br />

riskieren.<br />

Das Modell geht von den Arbeitsbedingungen aus und fragt nach Faktoren, die das Risiko vor Demoralisierung<br />

und Erschöpfung verringern. Freilich darf nicht vergessen werden, dass der wahrscheinlich<br />

gewichtigste Faktor dabei ausgespart bleibt: die Beseitigung von Arbeitsbedingungen, die überfordern.<br />

10

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!