D.I.B. Aktuell 2/2012 - Deutscher Imkerbund e.V.
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APIMONDIA<br />
In diesem Rahmen berichtete von<br />
der Ohe über die neuesten Erkenntnisse<br />
zum<br />
Projekt „Honiglagerung und<br />
Mindesthaltbarkeit von Honig“,<br />
das bereits auf der Tagung am<br />
18./19.02.2011 vorgestellt wurde.<br />
In diesem Jahr sollen alle Proben<br />
zusätzlich auf HMF-Gehalt untersucht<br />
werden. So werde eine breite<br />
Datenbasis erstellt, die für das Projekt<br />
in Celle genutzt werden können.<br />
Der Langzeitversuch soll<br />
zeigen, wie sich bei verschiedenen<br />
Lagerzuständen relevante Kriterien<br />
wie Wassergehalt, HMF-Gehalt,<br />
Diastase und Invertase ändern können.<br />
Jetzt schon könne man festhalten,<br />
so von der Ohe, dass bei<br />
Verstößen insbesondere beim HMF-<br />
Gehalt vielmehr die Lagerbedingungen<br />
als die Erwärmung des Honigs<br />
eine Rolle spielen.<br />
In den Schulungen müsse deshalb<br />
der Fokus verstärkt auf dieses<br />
Thema gerichtet werden. Im letzten<br />
Schritt soll ein Leitfaden erstellt<br />
werden, wie lange Honig bei<br />
bestimmter Lagerung den D.I.B.-<br />
Qualitätsanforderungen entspricht.<br />
EuGH-Urteil und dessen<br />
Auswirkungen<br />
Ein weiteres Thema waren die<br />
Auswirkungen des EuGH-Urteils.<br />
Der Europäische Gerichtshof<br />
(EuGH) hat am 06.09.2011 ein<br />
Grundsatzurteil zur Gentechnik gefällt<br />
(wir berichteten mehrfach in D.I.B.<br />
AKTUELL) und stufte darin den im<br />
Honig vorhandenen Pollen als<br />
„Zutat“ ein. Es besteht jedoch Unklarheit<br />
darüber, ob damit jeder<br />
Pollen oder nur gv-Pollen gemeint<br />
ist.<br />
Auf dem BMELV-/JKI-Workshop<br />
in Berlin wurde am 13./14.12.2011<br />
diese Thematik ausführlich diskutiert.<br />
Dr. von der Ohe verdeutlichte,<br />
dass vielen nicht klar sei, woher<br />
der Pollen im Honig stammt. Aus<br />
wissenschaftlicher Sicht ist Pollen<br />
ein Bestandteil von Honig, jedoch<br />
keine Zutat. Die Auffassung der<br />
EU, Pollen sei immer eine Zutat<br />
und müsse grundsätzlich deklariert<br />
werden, wurde vom Plenum auf<br />
dem Workshop nicht geteilt.<br />
Der D.I.B. ist jedoch zuversichtlich,<br />
dass auf EU-Ebene eine praktikable<br />
Umsetzung des Urteils<br />
gelingt. Somit wäre auch keine Änderung<br />
der Honigverordnung notwendig.<br />
Von der Ohe erklärte, dass bei einer<br />
Entfernung von zehn Kilometern<br />
zu gv-Feldern keine Deklaration<br />
erforderlich sei. Da der GVO-Anbau<br />
in Deutschland sehr restriktiv<br />
sei, könne man sich auf das jeweilige<br />
Standortregister zurückziehen.<br />
Der Handel verlangt im Zuge der<br />
Diskussion immer öfter den Nachweis<br />
von Imkern, dass der Honig<br />
GVO-frei ist. Das Label „ohne<br />
GVO“ werde vom D.I.B. grundsätzlich<br />
abgelehnt, weil dadurch<br />
die Imkerschaft gespalten würde,<br />
so Präsident Maske. Der D.I.B. orientiere<br />
sich an der 0,9 %-Regelung<br />
und übernehme keine Verantwortung,<br />
wenn Imker das Label trotzdem<br />
verwenden.<br />
Thymol-Rückstände im Honig<br />
Im Rahmen einer Voruntersuchung<br />
im Jahr 2011 wurde ein Honig aufgrund<br />
eines intensiven Fremdaromas<br />
beanstandet. Bei der Rückstandsanalyse<br />
wurden deutliche<br />
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D.I.B. AKTUELL 2/<strong>2012</strong><br />
DEUTSCHER IMKERBUND E. V.<br />
Thymol-Rückstände nachgewiesen.<br />
Sobald festgestellt wird, dass<br />
der Gehalt an Thymol nicht natürlichen<br />
Ursprungs ist, ist der Honig<br />
nicht mehr verkehrsfähig. Dr. von<br />
der Ohe wies darauf hin, dass Varroabehandlungsmittel<br />
mit dem<br />
Wirkstoff Thymol – wie auch Präparate<br />
mit organischen Säuren –<br />
erst nach der letzten Tracht angewendet<br />
werden dürfen, um einer<br />
Kontamination des Honigs mit<br />
Rückständen vorzubeugen. Nach<br />
der Behandlung sind für das Jahr<br />
keine Honigernten mehr möglich.<br />
Zusammenarbeit der<br />
Honigobleute mit dem D.I.B.<br />
B. Löwer bat in diesem Zusammenhang<br />
um die Unterstützung der<br />
Honigobleute bei der Beratung und<br />
Hilfestellung vor Ort. Der D.I.B.<br />
vertritt die Meinung, dass Probleme<br />
nicht nur durch Verbandsstrafen<br />
gelöst werden können.<br />
Die Honigobleute sahen als zentralen<br />
Schwerpunkt ihrer Tätigkeit die<br />
regelmäßige Schulung der Imker.<br />
Sie vertraten die Auffassung, dass<br />
eine Wiederholung/Auffrischung<br />
der Schulungen nach spätestens<br />
zehn Jahren sinnvoll sei, um auf<br />
Dauer die Beanstandungen reduzieren<br />
zu können. Man müsse aber<br />
prüfen, dass dies durch die Imker-/<br />
Landesverbände geleistet werden<br />
könne, betonte Löwer. Eine vorherige<br />
Schaffung von entsprechenden<br />
Unterstrukturen sei dafür dringend<br />
notwendig.<br />
Dr. von der Ohe befürwortete eine<br />
verpflichtende Schulung der Imker<br />
alle zehn Jahre. Eine Zusammenarbeit<br />
funktioniere nur durch Informationsweitergabe<br />
und regelmässigen<br />
Erfahrungsaustausch.