Winter 2012/2013 - Evangelische Kreuzkirche Hanau
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Berichte aus dem Stadtteil<br />
8<br />
Begegnung durch Kunst und Kultur<br />
im Brockenhaus<br />
Einst Offizierscasino, heute Erlebnis- und Genussraum<br />
für Menschen jeden Alters: Seit Anfang<br />
<strong>2012</strong> entwickelt sich das Brockenhaus in der<br />
Lamboystraße 52 unter der Regie des Behinderten-Werk<br />
Main-Kinzig e.V. (BWMK) zu einem<br />
neuen Ort des Beisammenseins und der Kommunikation.<br />
D<br />
ie großzügige Villa aus dem Jahr 1908 war<br />
Offizierscasino für deutsche und amerikanische<br />
Militärs, Standort der Bereitschaftspolizei Hessen<br />
sowie Irish Pub. Nun haben sich Café Samocca,<br />
Kunstatelier, Zigarrenmanufaktur und ein Verkaufsbereich<br />
mit hochwertigen Genussprodukten dort<br />
etabliert.<br />
In diesen Bereichen wurden interessante Arbeitsund<br />
Qualifizierungsmöglichkeiten für Menschen mit<br />
Beeinträchtigungen geschaffen, gleichzeitig richtet<br />
sich das attraktive Angebot des Brockenhauses an die<br />
gesamte Bevölkerung. Räume und Service eignen sich<br />
außerdem für private Feierlichkeiten und Tagungen.<br />
Mit einem bunten Veranstaltungsprogramm bietet<br />
das Café Samocca vielfältige Freizeitmöglichkeiten<br />
und schafft einen Begegnungsraum für Menschen<br />
jeden Alters und unterschiedlicher Herkunft.<br />
Beliebt ist beispielsweise der Brunch, der jeweils<br />
an zwei Samstagen im Monat stattfindet und von<br />
einem kleinen Kulturprogramm für die Erwachsenen<br />
sowie Aktionen für Kinder begleitet wird. Auch am<br />
Internationalen Frauenfrühstück im Café Samocca<br />
besteht großes Interesse.<br />
Für Lesungen, Kabarett, Konzerte – oft mit<br />
Künstlern aus <strong>Hanau</strong> und der Region – bietet das<br />
Brockenhaus ein stilvolles Ambiente und das passende<br />
kulinarische Angebot. Das aktuelle Programm ist<br />
im Internet unter www.bwmk.de zu finden.<br />
Das Behinderten-Werk stellt an über 45 Standorten<br />
im Main-Kinzig-Kreis Angebote für Menschen<br />
mit Behinderung zur Verfügung.<br />
Das neue Konzept in <strong>Hanau</strong> lehnt sich an die<br />
Tradition der so genannten „Brockenhäuser“ an. In<br />
den klassischen Brockenhäusern, die zunächst in der<br />
Schweiz entstanden, werden gut erhaltene Gebrauchsgegenstände<br />
wie Möbel, Geschirr und Kleidung<br />
gegen einen kleinen Obolus an bedürftige Menschen<br />
weitergegeben.<br />
„Unser Ziel ist es, im Brockenhaus Arbeitsplätze<br />
für rund 30 Menschen mit Behinderung zu schaffen–<br />
und einen attraktiven Kultur- und Erlebnisraum für<br />
alle Interessierten“, unterstreicht BWMK-Vorstandsvorsitzender<br />
Martin Berg. Die Villa mit ihren herr-<br />
lichen Räumen sei ein idealer Ort für Kunst und<br />
Kultur. Auch der Genuss werde nicht zu kurz<br />
kommen, verspricht Berg. Das Café mit seiner großen<br />
Terrasse sowie Plätzen im Garten der Villa bietet<br />
obendrein einer Kaffeeröstmaschine Platz. So können<br />
die Gäste den frisch gerösteten Kaffee auch mit nach<br />
Hause nehmen.<br />
Im Kunstatelier im oberen Stockwerk des<br />
Brockenhauses entfalten Menschen mit Behinderung<br />
ihre künstlerischen Talente und erweitern ihre Kenntnisse.<br />
Begegnung und Austausch liegen Martin Berg<br />
in diesem Bereich am Herzen: „Natürlich wollen<br />
wir die Kunsträume für die Bevölkerung öffnen und<br />
zum Beispiel gemeinsame Seminare oder Workshops<br />
anbieten.“<br />
Mit der Zigarrenmanufaktur knüpft das BWMK<br />
an eine alte Tradition an Main und Kinzig an. Diese<br />
Branche blühte einst in der Region und ist obendrein<br />
eng mit den Anfängen der Arbeiterbewegung in<br />
Deutschland verbunden. Autorinnen des Archivs<br />
Frauenleben im Main-Kinzig-Kreis haben die Geschichte<br />
der Zigarrenarbeiterinnen für ihr Buch<br />
„Blauer Dunst und flinke Finger“ zusammengetragen.<br />
n Dorothee Müller<br />
Die Bezeichnung<br />
Brockenhaus geht auf<br />
das Bibelzitat in Johannes<br />
6;12 über die Speisung der 5000 zurück. Danach<br />
sprach Jesus zu den Jüngern: „Sammelt die<br />
übrig gebliebenen Brocken, damit nichts verloren<br />
gehe.“<br />
Brockenhaus oder „Brockenstube“ ist in der<br />
Schweiz seit Ende des 19. Jahrhunderts eine Bezeichnung<br />
von Gebrauchtwarenläden. Zunächst<br />
gründete die Heilsarmee die Brockenhäuser. Das<br />
ursprünglich karitative Konzept sieht vor, dass<br />
die Ware zumeist kostenlos (beispielsweise aus<br />
Haushaltsauflösungen) an die Brockenhäuser abgegeben<br />
und von dort gegen eine kleine Gebühr<br />
an Bedürftige weitergereicht wird.<br />
Das BWMK interpretiert dieses Konzept<br />
neu, um rund 30 Arbeitsplätze für Menschen mit<br />
Behinderung zu schaffen und für die Kunden des<br />
Brockenhauses <strong>Hanau</strong> gleichzeitig ein interessantes<br />
Angebot bereitzuhalten.<br />
Das Brockenhaus in der Lamboystraße 52<br />
wird in den Bereichen Verkauf, Café, Kunstatelier<br />
und Zigarrenmanufaktur verschiedene<br />
Arbeitsplätze und Qualifizierungsmöglichkeiten<br />
für Menschen mit Behinderung zur Verfügung<br />
stellen.