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IN DIESER AUSGABE… - Dienststelle für Personen mit Behinderung

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[ ]<br />

<strong>IN</strong> <strong>DIESER</strong> <strong>AUSGABE…</strong><br />

VORWORT<br />

Lebensqualität durch Zugänglichkeit . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

NEWS & BACKGROUND<br />

„Ein Mehrwert, der nicht <strong>mit</strong> Geld aufzuwiegen ist“<br />

Neuer Zugänglichkeitserlass sichert<br />

nachhaltige Infrastrukturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

Leben ohne Hindernisse<br />

dank zugänglicher Bauweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

Alles okay in Bad und WC ?<br />

Beispiele von behindertengerechten Sanitäranlagen . . . . . 9<br />

„Eine Amputation ist kein Ende, sondern ein Neubeginn“<br />

„Amptraide“ setzt sich <strong>für</strong> eine selbstständige<br />

Lebensführung ein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

Erstellen von Gutachten <strong>mit</strong> Fingerspitzengefühl<br />

Die Architektin Elisabeth Heck<br />

ist eine Zugänglichkeitsexpertin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

Neue Zugänglichkeitsbestimmungen<br />

auf www.dpb.be . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

ARBEIT & BESCHÄFTIGUNG<br />

Stellenmarkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

FREIZEIT & ZEITFREIT<br />

Freizeittipps . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

Zum Titelbild:<br />

Zugänglichkeit geht jeden etwas an und betrifft ALLE Lebensbereiche: Ob<br />

Schule, Freizeit, Beruf, Wohnen, Straßen, Park- und Spielplätze ... oder<br />

Haus, Hof und Garten ...<br />

So wie die Gemeindeschule Mürringen (großes Foto) den Zugang <strong>für</strong> alle<br />

Schüler, Lehrer und Eltern <strong>mit</strong> einer Rampe erleichtert, können im Eupener<br />

Rathaus auch Menschen <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong> den Aufzug nutzen (kleines<br />

Foto links). Dabei kommen die kontrastreiche Innengestaltung sowie die<br />

ertastbaren und <strong>mit</strong> Blindenschrift versehenen Bedienelemente inklusive<br />

optischer und akustischer Signale Menschen <strong>mit</strong> einer Sinnesschädigung<br />

(Sehen, Hören) zugute. Von den Handläufen sowie den horizontal angelegten<br />

Bedienelementen profitieren auch Rollstuhlfahrer.<br />

Da<strong>mit</strong> Menschen <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong> an allen Bereichen des gesellschaftlichen<br />

Lebens teilhaben können, muss hier<strong>für</strong> Zugang geschaffen werden –<br />

und dies fängt bereits bei der Planung an. Gerade Bauherren können bei<br />

entsprechender Einhaltung der Richtlinien des „Zugänglichkeitserlasses“<br />

der DG eine Menge <strong>für</strong> die Gleichberechtigung von Menschen <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong><br />

tun.<br />

2 ] DPB Infoblatt . 50 | 3-2008<br />

Die <strong>Dienststelle</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>Personen</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong><br />

ist <strong>für</strong> die Belange<br />

aller Betroffenen<br />

zuständig, die im<br />

deutschsprachigen<br />

Gebiet Belgiens<br />

wohnhaft sind.<br />

ANSCHRIFT:<br />

Aachener Str. 69-71<br />

B - 4780 St. Vith<br />

Tel.: 080/22 91 11<br />

Fax: 080/22 90 98<br />

E-Mail: info@dpb.be<br />

Internet: www.dpb.be<br />

ÖFFNUNGSZEITEN:<br />

montags bis freitags<br />

8.30 - 12.00 Uhr und<br />

13.00 - 16.30 Uhr<br />

SPRECHSTUNDEN<br />

nach Vereinbarung<br />

‘Eupen PLAZA’ (3. Ebene)<br />

Werthplatz 4-8<br />

B - 4700 Eupen<br />

(Eingang vom überdachten<br />

Parkplatz aus)<br />

Die auf diesen Seiten verwendeten<br />

Bildsymbole (PCS) sind urheberrechtlich<br />

geschützt © by Mayer-Johnson Co.<br />

<strong>IN</strong>HALT VORWORT<br />

[<br />

LEBENSQUALITÄT<br />

]<br />

DURCH ZUGÄNGLICHKEIT<br />

■ Liebe Leserinnen und Leser,<br />

seit dem Europäischen Jahr der<br />

Menschen <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong>en 2003<br />

hat das Ziel, Zugänglichkeit <strong>für</strong> alle<br />

Menschen herzustellen, in Europa<br />

wesentlich an Bedeutung gewonnen.<br />

Das Thema Zugänglichkeit gewinnt<br />

auch vor dem Hintergrund der<br />

demographischen Entwicklung an<br />

Gewicht, da <strong>mit</strong> dem Anstieg des<br />

Durchschnittsalters auch der Anteil<br />

älterer und behinderter Menschen<br />

zunimmt. Diese Entwicklungstendenzen<br />

bedeuten <strong>für</strong> Politik, Wirtschaft<br />

und Verwaltung, dass die<br />

notwendigen Voraussetzungen geschaffen<br />

werden müssen, da<strong>mit</strong> alle<br />

Menschen so lange wie möglich aktiv<br />

in der Gesellschaft <strong>mit</strong>wirken und<br />

ihre Selbständigkeit aufrechterhalten<br />

können.<br />

Die Umsetzung und Verwirklichung<br />

eines zugänglichen Lebensumfelds<br />

ist eine gesamtgesellschaftliche<br />

Aufgabe. Hierbei müssen die<br />

wichtigsten Akteure auf unterschiedlicher<br />

Ebene einbezogen und die<br />

entsprechenden rechtlichen und<br />

finanziellen Rahmenbedingungen<br />

geschaffen werden. Häufig werden<br />

die möglichen Kosten der Herstellung<br />

von Zugänglichkeit von vielen<br />

Anbietern als Hemmnis angesehen.<br />

So werden die Kosten aus<br />

Unwissenheit <strong>für</strong> wesentlich höher<br />

gehalten, als sie tatsächlich sind.<br />

Dabei belegt eine Studie der ETH<br />

Zürich, dass Zugänglichkeit umso<br />

kostengünstiger wird, je eher man<br />

sie einplant. Am günstigsten ist es,<br />

Gebäude von Anfang an zugänglich<br />

zu planen. Dies ist nicht teuer: Es<br />

macht im Durchschnitt nur 1,8<br />

Prozent der Bausumme aus. Lediglich<br />

ein Drittel davon ist <strong>für</strong> Maß-<br />

nahmen bestimmt, die ausschließlich<br />

Menschen <strong>mit</strong> einer <strong>Behinderung</strong><br />

dienen, also zum Beispiel ein<br />

Treppenlift <strong>für</strong> Rollstuhlfahrer. Vom<br />

Rest – etwa Aufzüge, bequeme<br />

Eingänge oder ebenso einfach wie<br />

gut lesbare Schilder – profitieren<br />

alle. Ein Gebäude erst nachträglich<br />

zugänglich zu machen, kostet rund<br />

eineinhalb Mal so viel wie die Einplanung<br />

des zugänglichen Bauens<br />

von Anfang an.<br />

Um eventuelle Mehrkosten kompensieren<br />

zu können, sind zwei Wege<br />

der Förderung empfehlenswert:<br />

Zum einen sollte Zugänglichkeit verbindlich<br />

in allen Leistungsbeschreibungen<br />

von öffentlichen Ausschreibungen<br />

und bei der Vergabe von<br />

Aufträgen sowie bei der Vergabe<br />

von Konzessionen aufgenommen<br />

werden. Zum anderen können<br />

höhere Investitionen, die der Herstellung<br />

von Zugänglichkeit dienen,<br />

im Rahmen von Förderprogrammen<br />

finanziell unterstützt werden.<br />

In diesem Zusammenhang zeigen<br />

die Erfahrungen in ganz Europa,<br />

dass neben der Unterstützung durch<br />

politische Entscheidungsträger und<br />

einer finanziellen Förderung auch<br />

gesetzliche Regelungen ein wichtiges<br />

Instrument zur Durchsetzung<br />

von Zugänglichkeit sind. So beeinflussen<br />

Gesetze und Bestimmungen<br />

zum barrierefreien Bauen wesentlich<br />

die Planung und Ausführung von<br />

Bauvorhaben und können dadurch<br />

den Stellenwert von Zugänglichkeit<br />

erhöhen.<br />

An dieser Stelle hat die Deutschsprachige<br />

Gemeinschaft Belgiens im<br />

Jahr 2007 <strong>mit</strong> dem Erlass der Regie-<br />

rung zur Festlegung der Bestimmungen<br />

zur behindertengerechten<br />

Gestaltung von bezuschussten Infrastrukturen<br />

eine wichtige Initiative<br />

zur Steigerung der Lebensqualität all<br />

ihrer Bürgerinnen und Bürger ergriffen.<br />

Mit Hilfe einer solchen gesetzlichen<br />

Regelung kann verstärkt darauf<br />

geachtet werden, dass zukünftig<br />

eine zugängliche Lebensumwelt entsteht,<br />

die <strong>für</strong> die ältere Generation<br />

genauso attraktiv ist wie <strong>für</strong> die jüngere<br />

oder auch <strong>für</strong> Menschen <strong>mit</strong><br />

<strong>Behinderung</strong>en – gemäß der Erkenntnis,<br />

dass Zugänglichkeit <strong>für</strong> 10<br />

Prozent der Bevölkerung unentbehrlich,<br />

<strong>für</strong> 30-40 Prozent notwendig<br />

und <strong>für</strong> 100 Prozent komfortabel ist<br />

und ein Merkmal <strong>für</strong> Lebensqualität<br />

darstellt.<br />

Erst <strong>mit</strong> einer zugänglichen Umwelt<br />

kann der Vielfalt der Bedürfnisse<br />

entsprochen und die volle und wirksame<br />

Teilhabe aller Menschen am<br />

gesellschaftlichen Leben ermöglicht<br />

werden<br />

Herzliche Grüße,<br />

Dr. Peter Neumann<br />

Geschäftsführer NeumannConsult -<br />

Stadt- und Regionalentwicklung/<br />

Design <strong>für</strong> Alle<br />

DPB Infoblatt 50 | 3-2008 [ 3


[<br />

„E<strong>IN</strong> MEHRWERT, DER NICHT MIT<br />

]<br />

GELD AUFZUWIEGEN IST“<br />

Neuer Zugänglichkeitserlass sichert nachhaltige Infrastrukturen<br />

Um die bauliche<br />

Zugänglichkeit in der DG<br />

voranzutreiben, hat die<br />

Regierung am 12. Juli 2007<br />

den „Erlass [...] zur<br />

Festlegung der Bestimmungen<br />

zur behindertengerechten<br />

Gestaltung von bezuschussten<br />

Infrastrukturen“ verabschiedet.<br />

„Nach der Überprüfung<br />

und Genehmigung durch<br />

den Staatsrat konnte der<br />

Erlass am 2. Dezember 2007<br />

in Kraft treten. Seitdem wird<br />

er auch angewendet“, erklärt<br />

Johann Mockels.<br />

Seit diesem Datum müssen alle<br />

Vorhaben – insofern der Erlass auf<br />

sie Anwendung findet – den technischen<br />

Vorgaben zur behindertengerechten<br />

Gestaltung genügen.<br />

Nur dann können sie in den<br />

Genuss einer Bezuschussung durch<br />

die DG kommen: „Allein im Jahr<br />

2008 können 90 Projekte zugesagt<br />

werden. Im Zweijahresplan sind <strong>für</strong><br />

das kommende Jahr 60 weitere vorgesehen“,<br />

erklärt Johann Mockels.<br />

Natürlich bedürfe es in der Anfangszeit<br />

ein wenig Geduld <strong>mit</strong><br />

den verantwortlichen Bauherren<br />

und Architekten: „Der CWATUP<br />

(„Code wallon de l´Aménagement<br />

du territoire, de l´Urbanisme et du<br />

Patrimoine“) ist maßgeblich <strong>für</strong> die<br />

Baugenehmigung. Doch ob eine<br />

Baugenehmigung erforderlich ist<br />

oder nicht, alle von der DG bezuschussten<br />

öffentlichen und halböffentlichen<br />

Neu- und Umbauten<br />

4 ] DPB Infoblatt 50 | 3-2008<br />

müssen die Richtlinien des DG-<br />

Erlasses einhalten. Tun sie das nicht,<br />

kann es keine Bezuschussung <strong>mit</strong><br />

öffentlichen Geldern geben“, sagt<br />

der Zivilingenieur. So gehe der<br />

Erlass zur Verbesserung der baulichen<br />

Zugänglichkeit in gewissen<br />

Punkten weiter als dies der CWA-<br />

TUP tue.<br />

„Dies geschieht ganz bewusst im<br />

Sinne einer verbesserten Zugänglichkeit,<br />

von der letztendlich alle<br />

profitieren“, sagt Helmut Heinen,<br />

Geschäftsführender Direktor der<br />

<strong>Dienststelle</strong> <strong>für</strong> <strong>Personen</strong> <strong>mit</strong><br />

<strong>Behinderung</strong> (DPB). So<strong>mit</strong> stehe<br />

nun in den Richtlinien des Erlasses<br />

festgeschrieben, dass eine Aufzugkabine<br />

über eine Rotationsfläche<br />

von mindestens 150 Zentimetern<br />

verfügen müsse, wenn die Anordnung<br />

der Aufzugtüren ein<br />

Wendemanöver innerhalb der<br />

Kabine erfordere: „Die Wallonische<br />

Region sah bisher 140 mal 110<br />

Zentimeter vor. Doch die größere<br />

Fläche ermöglicht Rollstuhlfahrern<br />

das selbstständige Drehen innerhalb<br />

der Kabine“, erklärt Iris Malmendier,<br />

Ergotherapeutin der DPB,<br />

und ergänzt: „Rollstuhlfahrer können<br />

vorwärts herein fahren, sich<br />

drehen und auch wieder vorwärts<br />

heraus fahren. Auch Eltern <strong>mit</strong> Kinderwagen<br />

profitieren von den großzügigeren<br />

Maßen.“<br />

Da<strong>mit</strong> Anträge von Bauherren reibungslos<br />

und zügig bearbeitet werden<br />

können, sollten sie möglichst<br />

genaue Pläne ohne Interpretationsspielraum<br />

vorlegen: „Nur so<br />

erlebt keine der beteiligten Parteien<br />

eine böse Überraschung“, sagt<br />

NEWS & BACKGROUND NEWS & BACKGROUND<br />

Johann Mockels,<br />

Leiter des Infrastrukturdienstes<br />

der DG<br />

Johann Mockels und nennt ein<br />

Beispiel: So habe man kürzlich einen<br />

Plan erhalten, der einen Aufzugschacht<br />

von 150 Zentimetern<br />

Breite aufgewiesen habe. „Dies<br />

lässt dann allerdings keinen direkten<br />

Rückschluss auf die Kabinenmaße<br />

zu. Sicher ist nur, dass die bei entsprechender<br />

Anordnung der Kabinentüren<br />

vorgeschriebenen 150 Zentimeter<br />

nicht erreicht werden. Der<br />

Antrag musste dann zurückgewiesen<br />

werden“, so Mockels.<br />

Natürlich habe der Bauherr die<br />

Möglichkeit, einen Antrag auf Abweichung<br />

zum Erlass einzureichen:<br />

„Eine Kommission entscheidet<br />

dann, ob die zugängliche Bauweise<br />

einen unverhältnismäßigen finanziellen<br />

Mehraufwand darstellt und<br />

so<strong>mit</strong> entsprechend abweichend gebaut<br />

werden darf. Ansonsten fällt<br />

der Antrag laut Erlass durch.“<br />

Unterschiede zwischen gestandenen<br />

und jungen Architekten kann<br />

Johann Mockels nicht ausmachen:<br />

„Das hängt ganz von der Einstellung<br />

der Architekten und Bauherren<br />

zum Thema Zugänglichkeit<br />

ab. Schon in ersten Gesprächen<br />

wird mir deutlich, ob sich jemand<br />

an die Richtlinien hält oder ob er<br />

sich daran vorbei mogeln möchte –<br />

unabhängig von Alter und Berufserfahrung“,<br />

sagt Johann Mockels.<br />

Beispielsweise habe die Gemeinde<br />

Burg-Reuland ihr Kulturhaus <strong>mit</strong><br />

einem Aufzug bis ins 2. Obergeschoss<br />

zugänglich gestaltet: „Dies<br />

ist es, was mir so wichtig ist: Zugänglichkeit<br />

bedeutet einen Mehrwert<br />

<strong>für</strong> alle. Und warum sollten<br />

Rollstuhlfahrer auf fremde Hilfe angewiesen<br />

sein, wenn sie durch einen<br />

Aufzug auch selbst in die Bibliothek<br />

auf der 1. Etage gelangen können<br />

?“, ist der Leiter des Infrastrukturdienstes<br />

überzeugt und<br />

ergänzt: „Menschen <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong><br />

sollen keine Extra-Wege gehen<br />

müssen. Sie dürfen nicht aus<br />

dem Blickfeld aller anderen geraten.<br />

Der Zugänglichkeitserlass ist<br />

eine Investition in die Zukunft. Der<br />

reale Mehrwert eines zugänglichen<br />

Gebäudes ist die geringen<br />

Mehrkosten wert.“<br />

Für Helmut Heinen steht sogar<br />

fest: „Durch die Anwendung des<br />

neuen Erlasses wird die DG in 10 bis<br />

15 Jahren <strong>für</strong> alle Menschen zugänglich<br />

sein.“ Dies stelle eine deutliche<br />

Verbesserung <strong>für</strong> Einheimische<br />

und auch <strong>für</strong><br />

Gäste dar.<br />

ZUGÄNGLICHKEIT:<br />

NUTZEN UND MEHRWERT FÜR ALLE<br />

Zugänglichkeit bedeutet, dass Gebäude,<br />

Gegenstände und Medien<br />

(z.B. Radio, TV und Zeitung –<br />

aber auch Schulbücher) so gestaltet<br />

werden, dass sie von jedem<br />

Menschen unabhängig von einer<br />

eventuell vorhandenen <strong>Behinderung</strong><br />

uneingeschränkt benutzt<br />

werden können.<br />

„Zugänglichkeit geht jeden etwas<br />

an. Für zehn Prozent der Bevölkerung<br />

ist sie unentbehrlich, <strong>für</strong> bis zu<br />

40 Prozent notwendig, jedoch <strong>für</strong><br />

100 Prozent komfortabel und ein<br />

Qualitätsmerkmal“, sagte Dr. Peter<br />

Neumann, ausgewiesener Experte<br />

in Sachen Stadt- und Regionalentwicklung,<br />

Freizeit- und Tourismusberatung<br />

sowie barrierefreies<br />

Gestalten und Design <strong>für</strong> Alle, bereits<br />

im Rahmen des Seminars<br />

„Euregio for all“ zum Welttag der<br />

Menschen <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong> 2006<br />

im Ministerium der DG in Eupen.<br />

Aufgrund des demographischen<br />

Wandels werde im Jahr 2050 jeder<br />

Dritte in Europa 60 Jahre oder älter<br />

sein und so<strong>mit</strong> von einer<br />

zugänglichen Bauweise profitieren.<br />

Der Nutzen von Zugänglichkeit<br />

liege auf der Hand: „Gebäude<br />

und Anlagen, Einrichtungen<br />

und Produkte werden durch eine<br />

größere Anzahl von Besuchern und<br />

Kunden genutzt. Dies führt im privaten<br />

Bereich zu einem höheren<br />

Umsatz <strong>für</strong> die Eigentümer, Pächter<br />

oder Dienstleister“, weist Dr. Peter<br />

Neumann auf den ökonomischen<br />

Nutzen hin.<br />

Vor allem der Tourismusbereich<br />

könne großen Nutzen aus der<br />

Berücksichtigung von Zugänglichkeitskriterien<br />

ziehen: „Bei mehr als<br />

127 Millionen Europäern besteht<br />

die Notwendigkeit nach einem<br />

zugänglichem Tourismus“, weiß<br />

der Zugänglichkeitsexperte und<br />

fügt hinzu: „70 Prozent der Nutzer<br />

von zugänglichen Einrichtungen<br />

sind sowohl finanziell als auch physisch<br />

in der Lage zu reisen.“ Da die<br />

Mehrzahl aller behinderten Menschen<br />

in Begleitung reise, durchschnittlich<br />

59 Prozent der europäischen<br />

Familien ein behindertes<br />

Familien<strong>mit</strong>glied haben, 38 Prozent<br />

einen Menschen <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong><br />

im Freundeskreis haben,<br />

ergebe eine Hochrechnung Folgendes:<br />

„Eine riesige Zielgruppe<br />

von 260 Millionen Menschen in<br />

Europa, die <strong>für</strong> den Tourismus ein<br />

Einkommen von 166 Milliarden<br />

Euro erwarten lassen – <strong>mit</strong> jährlichen<br />

Zuwachsraten bis zu neun<br />

Prozent.“<br />

ERFAHRUNGSAUSTAUSCH IM <strong>IN</strong>TERNET<br />

Bauliche Zugänglichkeit ist gut.<br />

Doch man muss auch dort hin<br />

kommen, wo man hin möchte.<br />

Gerade in ländlichen Gebieten<br />

ist das Auto hierzu die einzige<br />

Möglichkeit. Wie man ein Auto<br />

auf die individuellen Bedürfnisse<br />

von Menschen <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong><br />

anpasst, wissen Spezialisten wie<br />

etwa „ACM mobility car“ auf<br />

der Kaiserbaracke in Recht. Wer<br />

sich <strong>mit</strong> Gleichgesinnten über<br />

gemeinsame Interessen austauschen<br />

möchte, der findet hierzu<br />

auch in so genannten „Internetforen“<br />

eine Möglichkeit. Unter<br />

www.motor-talk.de gibt es<br />

ein Forum „Behindertengerechte<br />

Mobilität“, in dem man<br />

Erfahrungen und Informationen<br />

austauschen kann.<br />

DPB Infoblatt 50 | 3-2008 [ 5


6 ] DPB Infoblatt 50 | 3-2008<br />

NEWS & BACKGROUND NEWS & BACKGROUND<br />

[ ]<br />

LEBEN OHNE H<strong>IN</strong>DERNISSE DANK ZUGÄNGLICHER BAUWEISE<br />

1. Naturerlebnis<br />

<strong>für</strong> alle<br />

1. Naturerlebnis<br />

<strong>für</strong> alle<br />

Flüsse und Bäche tragen zu einer<br />

Steigerung der Lebensqualität bei.<br />

Da<strong>mit</strong> auch Menschen <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong><br />

wie z.B. an der Weserbrücke<br />

am Eupener Selterschlag<br />

daran teilhaben können, sind<br />

Rampen und Zuwege hilfreich:<br />

Aber nur <strong>mit</strong> einem Gefälle von<br />

maximal 5 Prozent.<br />

2. Vereinfachte<br />

Bedienung <strong>für</strong> alle<br />

Da<strong>mit</strong> jeder einen Geld- oder<br />

Bankautomaten nutzen kann, müssen<br />

die Bedienelemente gut erreichbar<br />

sein wie z.B. bei der <strong>IN</strong>G-<br />

Bank St.Vith. Dies erzielt man,<br />

wenn sich Elemente wie Bildschirm,<br />

Tastatur und Bankkarten-<br />

2. Vereinfachte<br />

Bedienung<br />

schlitz in einer Höhe zwischen 80<br />

und 130 Zentimetern befinden.<br />

Eine Unterfahrbarkeit des Automaten<br />

kommt Rollstuhlfahrern zugute.<br />

Ein fester Schemel ist ungeeignet.<br />

Die Beleuchtung muss blendfrei<br />

sein, der Monitor sollte entsprechend<br />

seiner Größe möglichst viele<br />

Informationen in Bildform (Symbole)<br />

anzeigen. Dies kommt der<br />

Bedienbarkeit zugute.<br />

3. Teilhabe am<br />

öffentlichen Leben<br />

Menschen <strong>mit</strong> einer <strong>Behinderung</strong><br />

dürfen beim Kirchgang nicht aus-<br />

3. Teilhabe am<br />

öffentlichen Leben<br />

geschlossen sein. So wurde<br />

etwa an der Kapelle in Berg-Bütgenbach<br />

eine Rampe installiert, die<br />

allen Kirchgängern nützlich ist:<br />

Neben den klassischen Rollstühlen<br />

haben auch Menschen <strong>mit</strong> einer<br />

Gehhilfe (z.B. ein „Rollator“), Familien<br />

<strong>mit</strong> Kinderwagen, Kinder<br />

<strong>mit</strong> einem Gipsfuß oder aufgrund<br />

von Knieverschleiß gebrechliche<br />

Menschen die Möglichkeit, dem<br />

Gottesdienst beizuwohnen. Die<br />

Arbeitsgruppe „Unser Dorf soll Zukunft<br />

haben“ gab den Anstoß, in<br />

Berg eine Rampe zu installieren.<br />

Für Sonja Colgen, Mitglied der<br />

Arbeitsgruppe steht fest: „Die zugänglich<br />

gestaltete Kapelle ist eine<br />

Bereicherung <strong>für</strong> das ganze Dorf.<br />

Sehbehinderte Menschen nutzen sie<br />

ebenso wie ältere Leute, die im<br />

4. Rampe und Treppe kombiniert…<br />

der Straßenseite aus nutzen möchten.“<br />

Letztens konnte auch ein<br />

Rollstuhlfahrer an einer Hochzeitsfeier<br />

teilnehmen. Auch andere<br />

Gemeinden wie z.B. Büllingen haben<br />

Kirchen und Kapellen zugänglich<br />

gestaltet.<br />

4. Rampe und Treppe<br />

kombiniert<br />

Ästhetik und behindertengerechte<br />

Bauweise müssen kein Widerspruch<br />

sein: Auch Gebäude aus einer<br />

Zeit, in der Zugänglichkeit<br />

und behindertengerechte Bauweise<br />

noch Fremdwörter waren,<br />

können <strong>für</strong> Menschen <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong><br />

nutzbar gemacht werden.<br />

So hat beispielsweise die Gemeinde<br />

Burg-Reuland bei der Renovierung<br />

der ehemaligen Mädchenschule<br />

Nägel <strong>mit</strong> Köpfen gemacht: Am<br />

Haupteingang des jetzigen Kulturhauses<br />

kann der bestehende<br />

Höhenunterschied durch eine Rampe<br />

mühelos auch von Menschen<br />

<strong>mit</strong> einer Mobilitätseinschränkung<br />

überwunden werden. Bei der Konstruktion<br />

von Rampen ist Folgendes<br />

zu beachten: eine mindestens<br />

120 Zentimeter breite hindernisfreie<br />

und rutschfeste Oberfläche<br />

ohne Quergefälle. Die Rampenneigung<br />

darf maximal 5 Prozent betragen<br />

(5 Zentimeter Höhenunterschied<br />

pro Meter). An den Kanten<br />

müssen mindestens 5 Zentimeter<br />

hohe Bordüren („Radabweiser“)<br />

sein, die 40 Zentimeter über Rampenanfang<br />

und -ende hinauszuführen<br />

sind. Ist die Rampe länger<br />

als 10 Meter, so ist alle 10 Meter<br />

ein Ruhepodest <strong>mit</strong> einer 150 x<br />

150 Zentimeter großen Rotations-<br />

…doppelter Handlauf<br />

fläche vorzusehen. Wichtig sind<br />

griffsichere, doppelte und durchgehende<br />

Handläufe in 70 und 90<br />

Zentimetern Höhe auf beiden Seiten<br />

der Rampe. Ist an der Rampe<br />

zusätzlich eine Treppe vorhanden,<br />

so muss sie <strong>mit</strong> einer waagerechten<br />

Fläche von mindestens 150 x<br />

150 Zentimetern anschließen. Bei<br />

Treppen ist generell eine hindernisfreie<br />

Breite von 120 Zentimetern<br />

vorzusehen. Die Steigungsmaße<br />

entsprechen einem Steigungsverhältnis<br />

von mindestens 15/33<br />

Zentimetern und höchstens 18/27<br />

Zentimetern (Steigung/Auftritt).<br />

Detailliertere Angaben sind unter<br />

www.dpb.be (-> Zugänglichkeit)<br />

einsehbar.<br />

Winter nicht die glatten Stufen von ➜<br />

DPB Infoblatt 50 | 3-2008<br />

[<br />

7


8 ]<br />

5. Hier ist<br />

der Kunde König<br />

5. Hier ist der Kunde<br />

König<br />

Nur den wenigsten fällt es auf. Es<br />

ist ein gewohntes Bild: Gerade in<br />

älteren Einkaufsstraßen ist es so,<br />

dass man die Geschäfte nur über<br />

eine, zwei oder gar mehrere Stufen<br />

betreten kann. „Dies schließt<br />

von vornherein Rollstuhlfahrer und<br />

andere Menschen <strong>mit</strong> einer Gehbehinderung<br />

als Kundschaft aus“,<br />

sagt Erwin Jodocy von den „Rollis<br />

der Ostkantone“. Immer häufiger<br />

ist nun zu beobachten, dass<br />

Geschäftsleute ihren Eingang stufenlos<br />

gestalten, so dass er dem<br />

Bürgersteig angepasst ist (im Bild<br />

die St. Vither Bäckerei Fonk an der<br />

Hauptstraße/ Nähe Kreisverkehr An<br />

den Linden). Dies kann durch eine<br />

Rampe geschehen oder durch<br />

eine sanfte Anpassung der Pflasterung,<br />

um etwa einen kleinen<br />

Höhenunterschied von drei, vier<br />

Zentimetern auszugleichen. Opti-<br />

DPB Infoblatt 50 | 3-2008<br />

6. Achtung<br />

Stolperfalle<br />

mal ist, wenn Geschäftsleute ihren<br />

Eingang <strong>mit</strong> elektrischen<br />

Schiebetüren inklusive Bewegungsmelder<br />

versehen: Nicht nur<br />

Rollstuhlfahrer, sondern auch<br />

Familien <strong>mit</strong> Kinderwagen oder<br />

ältere Menschen <strong>mit</strong> einem Einkaufstrolley<br />

(Einkaufstasche auf<br />

Rollen) werden es als zufriedene<br />

Kunden danken.<br />

6. Achtung Stolperfalle<br />

Öffentliche Telefonzellen oder<br />

-apparate, Parkscheinautomaten,<br />

Verkehrsschilder aber auch Elektrooder<br />

Briefkästen können gerade<br />

<strong>für</strong> Menschen <strong>mit</strong> einer Sehbehinderung<br />

im öffentlichen Raum zu<br />

einem Hindernis werden. Da<strong>mit</strong><br />

z.B. Briefkästen von allen Menschen<br />

genutzt werden können<br />

sieht der DG-Erlass vor, dass sich<br />

die Einwurfhöhe und Entleerungsöffnung<br />

<strong>mit</strong>tig auf einer Höhe zwischen<br />

85 und 140 Zentimetern<br />

befindet. Der Briefkasten muss<br />

schwellenlos und hindernisfrei erreichbar<br />

sein – ebenso muss man<br />

NEWS & BACKGROUND NEWS & BACKGROUND<br />

7. Wege ohne Hindernis<br />

bei Briefkästen oder anderen Gegenständen<br />

vermeiden, dass sie in<br />

den Bürgersteig hineinragen. Ist<br />

dies jedoch absolut erforderlich,<br />

so muss Folgendes beachtet werden:<br />

Kontrastreiche Markierung,<br />

Verkleidung bis zum Boden oder<br />

Anbringen eines mindestens 5<br />

Zentimeter hohen Sockels <strong>mit</strong> einer<br />

Breite und Tiefe entsprechend<br />

dem Maß des Briefkastens oder<br />

eines anderen Hindernisses (z.B.<br />

Wandkasten <strong>mit</strong> aufgerollten Feuerwehrschläuchen).<br />

So<strong>mit</strong> kann <strong>mit</strong><br />

dem Blindenstock das Hindernis<br />

ertastet und blaue Flecken oder<br />

Schlimmeres vermieden werden.<br />

7. Wege ohne Hindernis<br />

Hindernisfreie, rutschfeste, breite<br />

und relativ flache Zuwege erleichtern<br />

auch den Besuch<br />

von Kapelle und Friedhof<br />

wie hier in Thommen.<br />

[<br />

ALLES OKAY<br />

]<br />

<strong>IN</strong> BAD UND WC ?<br />

Beispiele von behindertengerechten Sanitäranlagen<br />

unterfahrbares WC-Becken<br />

Dass nasse Böden eine Rutschgefahr<br />

bedeuten weiß jeder.<br />

Doch <strong>für</strong> Menschen <strong>mit</strong> einer Gehbehinderung<br />

kommt noch hinzu,<br />

dass eine Stufe in die Dusche zu einer<br />

Stolperfalle wird – <strong>für</strong> Rollstuhlfahrer<br />

wird die Nasszelle sogar<br />

ganz und gar unzugänglich. Der<br />

Zugänglichkeitserlass der DG sieht<br />

daher vor, dass Duschen wie z.B. in<br />

öffentlichen Schwimmbädern bodengleich,<br />

stufenlos und rutschfest<br />

gestaltet sein müssen. Die Mindestgröße<br />

beträgt 120 x 120 Zentimeter.<br />

Ebenso ist der Einbau von<br />

Griff- und Haltestangen um die gesamte<br />

wandseitige Duschplatzfläche<br />

vorzusehen – und zwar in einer<br />

Höhe von 85 Zentimetern. Die<br />

Möglichkeit zum Einhängen eines<br />

Duschklappsitzes (Sitzhöhe 50<br />

Zentimeter) ist ebenfalls zu beachten.<br />

Die Halter des Duschkopfes<br />

sind höhenverstellbar zwischen 90<br />

und 195 Zentimeter über dem<br />

Fußboden und zugleich als Haltegriffe<br />

nutzbar. Eine Einhebelmischarmatur<br />

(inklusive Verbrühschutz<br />

und Temperaturbegrenzung) ist<br />

<strong>mit</strong> langem und nach unten zeigendem<br />

Griff in 85 Zentimetern<br />

Höhe über dem Fußboden anzubringen.<br />

Duschvorhänge sind Trennwänden<br />

vorzuziehen. Bei Trennwänden ist<br />

auf die Verschiebbarkeit zu achten,<br />

um einen größtmöglichen Zugang<br />

zum Duschplatz zu ermöglichen.<br />

Die Oberkante des unterfahrbaren<br />

WC-Beckens muss sich 48 Zentimeter<br />

über dem Fußboden befinden.<br />

Die Tiefe des Beckens beträgt<br />

70 Zentimeter. Stützgriffe befinden<br />

sich beidseitig in einer Höhe<br />

von 85 Zentimetern und sind mindestens<br />

85 Zentimeter lang. Der<br />

bodengleiche Dusche<br />

Achsenabstand zwischen den Haltegriffen<br />

beträgt 70 Zentimeter. An<br />

der anfahrbaren Seite des WC-<br />

Beckens ist der Stützgriff als Dreh-<br />

Klapp-Griff auszuführen.<br />

Das Handwaschbecken ist an der<br />

Vorderkante nach innen gewölbt<br />

(erleichtert das Heranfahren <strong>mit</strong> einem<br />

Rollstuhl), in 80 Zentimetern<br />

Höhe angebracht und in voller<br />

Tiefe unterfahrbar. Ein Wandspiegel<br />

befindet sich 90 Zentimeter<br />

(Unterkante) über dem Fußboden<br />

– ein Kippspiegel (<strong>mit</strong> Schrägstellungs-<br />

bzw. Höhenverstellmöglichkeit)<br />

ist empfehlenswert und muss<br />

in 130 Zentimetern Höhe befestigt<br />

werden.<br />

(Siehe Titelseite, unten<br />

rechts)<br />

DPB Infoblatt 50 | 3-2008<br />

[<br />

9


[<br />

„E<strong>IN</strong>E AMPUTATION IST KE<strong>IN</strong> ENDE,<br />

]<br />

SONDERN E<strong>IN</strong> NEUBEG<strong>IN</strong>N“<br />

„Amptraide“ setzt sich <strong>für</strong> selbstständige Lebensführung ein mehr<br />

Selbstständigkeit<br />

Nach einer Amputation<br />

trauen sich viele Menschen<br />

nicht mehr, ihren Sportund<br />

Freizeitgewohnheiten<br />

nachzugehen. Die<br />

Vereinigung „Amptraide“<br />

hat sich zum Ziel gesetzt,<br />

Menschen nach einer<br />

Amputation oder <strong>mit</strong> einer<br />

Fehlbildung von<br />

Gliedmaßen und Organen<br />

(Agenesie) bei der<br />

selbstständigen Führung<br />

ihres Lebens<br />

zu unterstützen.<br />

„Wir spielen keine heile Welt vor. Wir<br />

möchten vielmehr unsere positiven<br />

Erfahrungen weitergeben“, sagt<br />

Pascal Fickers, Kassierer von „Amptraide“.<br />

Der 28-Jährige trägt nach<br />

einer Knochenkrebs bedingten<br />

Oberschenkelamputation selbst<br />

eine Prothese und spricht aus<br />

Erfahrung: „Viele be<strong>für</strong>chten, dass<br />

sie nach einer Amputation nicht<br />

10] DPB Infoblatt 50 | 3-2008<br />

AMPTRAIDE<br />

Der Name der Vereinigung<br />

„Amptraide“ ist eine Wortschöpfung<br />

der Begriffe „Amp“<br />

(anstelle von „Amputation“)<br />

und „entraide“ (Französisch <strong>für</strong><br />

„gegenseitige Hilfe“). „Unser<br />

Name ist also Programm“, sagt<br />

Hubert Siemes, Präsident der<br />

Vereinigung.<br />

mehr gehen oder ihren Aktivitäten<br />

nachgehen können. Wir Mitglieder<br />

können dann Mut machen, unsere<br />

eigenen Erfahrungen weitergeben<br />

und auch das Umfeld beraten.“<br />

Hierzu gehört in den Augen der<br />

Vereinigung „Amptraide“ auch,<br />

dass Kinésitherapeuten und Ergotherapeuten<br />

praktische Erfahrungen<br />

<strong>mit</strong> dem Thema Amputation<br />

erhalten: „Nicht nur Professionelle<br />

haben Nachholbedarf in Sachen<br />

Umgang <strong>mit</strong> amputierten Menschen.<br />

Auch die breite Öffentlichkeit<br />

muss Amputierte besser wahrneh-<br />

Weitergeben von positiven Erfahrungen:<br />

Pascal Fickers ist oberschenkelamputiert und Mitglied<br />

der Vereinigung „Amptraide“<br />

NEWS & BACKGROUND ARBEIT & BESCHÄFTIGUNG<br />

men können“, meint Pascal Fickers.<br />

Es reiche nicht aus, dass man wie<br />

zuletzt bei den Paralympics in den<br />

Medien Hochleistungssportler <strong>mit</strong><br />

Prothesen sehe: „Dies verleitet häufig<br />

zu dem Irrglauben, dass medizinische<br />

und technische Fortschritte<br />

zum Ersatz eines Gliedmaßes alle<br />

Probleme lösen.“ Apropos Sport:<br />

„Amptraide“ organisiert regelmäßig<br />

Veranstaltungen, bei denen Betroffene<br />

Neues ausprobieren können.<br />

Bei solch einem Sporttag gibt<br />

es Vorführungen wie beispielsweise<br />

Karate <strong>für</strong> Menschen <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong>,<br />

Einführungen ins „Laufen<br />

<strong>mit</strong> Prothese“, „Fahrrad, Dreirad,<br />

Handbike“ oder „Sitz-Volleyball“.<br />

In Belgien gebe es nur wenige<br />

spezialisierte Strukturen, die die<br />

Betreuung zur spezifischen Rehabilitation<br />

gewährleisten. Die Zusammenarbeit<br />

zwischen dem Patienten,<br />

dem Orthopädiemechaniker<br />

und dem Rehabilitationsteam stelle<br />

hierbei einen Schwerpunkt dar.<br />

„Der neue Erlass der DG zur Verbesserung<br />

der baulichen Zugänglichkeit<br />

ist natürlich auch <strong>für</strong> Prothesenträger<br />

eine gute Sache“, sagt<br />

Pascal Fickers.<br />

Zu weiteren Aufgaben von „Amptraide“<br />

zählen die Sensibilisierung<br />

der Öffentlichkeit oder etwa die<br />

Förderung der sozial-beruflichen Eingliederung.<br />

Tipps zu angepassten<br />

Freizeitaktivitäten gibt es auch. Dies<br />

alles sowie das Zusammenbringen<br />

von Gleichbetroffenen trägt zu einem<br />

Steigern der Lebensqualität bei.<br />

Es gibt Mitglieder aus der Französischen<br />

und der Deutschsprachigen<br />

Gemeinschaft.<br />

Nähere Informationen bei:<br />

Pascal Fickers, Tel.: 0498 646762<br />

E-Mail: fickers_p@hotmail.com<br />

Neue Rufnummer<br />

Das Zentrum <strong>für</strong> Chancengleichheit<br />

und Rassismusbekämpfung<br />

hat eine kostenlose Rufnummer:<br />

Unter 0800 12 800 sowie unter<br />

der kostenpflichtigen zentralen<br />

Rufnummer 02 212 30 00 kann<br />

sich jeder, der sich als Opfer einer<br />

Diskriminierung oder eines Verstoßes<br />

gegen die Chancengleichheit<br />

betrachtet, melden.<br />

Das Melden ist auch per Fax an<br />

02 212 3030 oder per E-Mail an<br />

epost@cntr.be möglich. Mehr<br />

Infos unter www.diversite.be<br />

112: die Notfallnummer<br />

in der<br />

Europäischen Union<br />

Egal, wo Du in der EU bist, es gibt<br />

jetzt nur noch eine Nummer, die<br />

Du Dir <strong>für</strong> Notfälle merken musst<br />

– 112. Wenn Du die 112 wählst,<br />

wird ein lokaler Telefonver<strong>mit</strong>tler<br />

den Anruf entweder direkt entgegen<br />

nehmen oder zum entsprechenden<br />

Notfallservice – Rettungswagen,<br />

Polizei oder Feuerwehr –<br />

weiterleiten. Die Telefonver<strong>mit</strong>tler<br />

sprechen meist mehr als eine<br />

Sprache. Die 112 ersetzt nicht die<br />

existierenden nationalen Notrufnummern,<br />

sondern funktioniert<br />

zusätzlich. Eine einzige Notrufnummer<br />

<strong>für</strong> die EU trägt dazu bei,<br />

dass die Europäer sich frei und<br />

sicher bewegen können.<br />

Weitere Informationen dazu und<br />

wie es in den verschiedenen Mitgliedstaaten<br />

funktioniert finden<br />

sich unter:<br />

http://ec.europa.eu/112<br />

Führungswechsel in<br />

der BW Meyerode<br />

Die Generalversammlung der<br />

Beschützenden Werkstätte (BW)<br />

Meyerode hat nach elf Jahren ihren<br />

ehemaligen Vorsitzenden Willy<br />

Berger <strong>mit</strong> dem Titel des Ehrenvorsitzenden<br />

verabschiedet. In<br />

den rund dreieinhalb Jahrzehnten<br />

seit ihrer Gründung hat die BW<br />

aktuell ihren dritten Vorsitzenden.<br />

Die Nachfolge von Willy Berger<br />

aus Bütgenbach trat Ende März<br />

2008 Peter Müller aus Amel an.<br />

[ ]<br />

[<br />

STELLENMARKT<br />

Auswahl aktueller Stellengesuche<br />

[Büro, Tierbereich, Verkauf,<br />

Kundenempfang<br />

■ Junge Frau, 26 Jahre, Schulabschluss<br />

<strong>mit</strong>tlere Reife, sucht Ausbildungs-<br />

bzw. Beschäftigungsmöglichkeit<br />

im Tierbereich. Guter<br />

Umgang <strong>mit</strong> Tieren, gewissenhaft.<br />

■ Herr, 42 Jahre, deutsch- und<br />

französischsprachig, Ausbildung und<br />

Berufserfahrung als Hilfsbuchhalter,<br />

sowie Studium (Graduat) in Betriebsorganisation<br />

und -kommunikation,<br />

Führerschein B und Fahrzeug<br />

vorhanden, Kenntnisse im PC-<br />

Bereich, sucht Arbeitsstelle halbtags<br />

im Norden der DG in der diese<br />

Kenntnisse eingebracht werden<br />

können. Wichtig wäre der Kontakt<br />

zu Menschen innerhalb der beruflichen<br />

Tätigkeit. Praktikum und ggf.<br />

Einarbeitungsmaßnahme kann bei<br />

Bedarf vorgeschaltet werden.<br />

Produktion, Lager, Unterhalt,<br />

grüner Bereich<br />

■ Junge Frau, 25 Jahre, Führerschein<br />

B und Fahrzeug vorhanden,<br />

deutschsprachig <strong>mit</strong> Französischkenntnissen,<br />

Lehre als Einzelhändlerin,<br />

Berufserfahrung im Bereich<br />

Lager und Garten, sowie Grundkenntnisse<br />

in der Metallverarbeitung,<br />

sucht Arbeitsstelle, in der die<br />

Körperhaltung gewechselt werden<br />

kann, je nach Arbeit halb- oder<br />

volltags, im Norden der DG.<br />

Einarbeitungsmöglichkeiten können<br />

vorgeschaltet und verschiedene arbeitsbeschaffende<br />

Maßnahmen<br />

(z.B. Activa- Plan, ...) genutzt werden.<br />

■ Junger Mann, 30 Jahre, Führerschein<br />

B und Fahrzeug vorhanden,<br />

Berufserfahrung im Bereich Garten-<br />

[<br />

gestaltung, Produktion und Verpackung<br />

sucht vorläufig Halbtagsstelle<br />

im Norden der DG. Besonders<br />

interessiert auch an kreativen Arbeiten<br />

und im Kontakt <strong>mit</strong> Menschen.<br />

Anfangs über Praktikum, jedoch<br />

verschiedene Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen<br />

möglich.<br />

Dienstleistungen,<br />

Bereich Soziales<br />

■ Gelernte Friseuse, 35 Jahre,<br />

sucht neue Beschäftigung in den<br />

Bereichen Verkauf, Kundenberatung,<br />

Empfang. Ab sofort disponibel,<br />

mobil (eigenes Auto), hoch<br />

motiviert.<br />

■ Schüler, 17 Jahre, gute soziale<br />

Fähigkeiten, sucht Halbtagsstelle in<br />

der Arbeit <strong>mit</strong> Senioren im Norden<br />

der DG <strong>für</strong> Langzeit-Schulpraktikum,<br />

z.B. in der Hauswirtschaft<br />

eines Seniorenheims. Vorzugsweise<br />

<strong>mit</strong> Perspektive auf langfristige<br />

Beschäftigung nach dem Schuljahr<br />

2008-2009.<br />

Interessierte Arbeitgeber<br />

melden sich einfach beim<br />

START-SERVICE<br />

der <strong>Dienststelle</strong><br />

Kontaktpersonen:<br />

Thomas NIEDERKORN<br />

Gabriele FETTWEIS<br />

oder Claudia MÜLLERS<br />

Aachener Straße 69-71<br />

4780 ST. VITH<br />

Tel.: 080/22 91 11<br />

Fax: 080/22 90 98<br />

E-Mail: start-service@dpb.be<br />

Der Start-Service wird<br />

unterstützt vom Europäischen<br />

Sozialfonds (ESF)<br />

DPB Infoblatt 50 | 3-2008 [ 11


12] DPB Infoblatt 50 | 3-2008<br />

NEWS & BACKGROUND<br />

[<br />

ERSTELLEN VON GUTACHTEN<br />

]<br />

MIT F<strong>IN</strong>GERSPITZENGEFÜHL<br />

Die Architektin Elisabeth Heck ist eine Zugänglichkeitsexpertini<br />

<strong>Behinderung</strong><br />

„Vorgaben bei <strong>für</strong> die<br />

Öffentlichkeit zugänglichen<br />

Gebäuden sind wirklich sinnvoll“,<br />

sagt Elisabeth Heck,<br />

Fachreferentin in<br />

Zugänglichkeitsfragen der<br />

<strong>Dienststelle</strong> <strong>für</strong> <strong>Personen</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong> (DPB).<br />

Die Dipl. Ing. Architektin hat an<br />

den Richtlinien des so genannten<br />

Zugänglichkeitserlasses der DG <strong>mit</strong>gewirkt:<br />

„In unserer Arbeitsgruppe<br />

ging es darum, die bislang verbindlichen<br />

Vorgaben des CWATUP („Code<br />

wallon de l´Aménagement du territoire,<br />

de l´Urbanisme et du Patrimoine“)<br />

aufgrund von Erfahrungswerten<br />

u.a. auch den Richtlinien der<br />

Europäischen Gemeinschaft, genau<br />

zu überprüfen, zu erweitern und<br />

zu verbessern.“ Jeder Planer kenne<br />

die Bestimmungen der betreffenden<br />

Kapitel 414 und 415. „Doch<br />

die Vorgaben <strong>für</strong> die behindertengerechte<br />

Bauweise werden oftmals<br />

ignoriert. Es kommt auch vor, dass<br />

die Vorgaben beim Bau nicht umgesetzt<br />

werden, da es seitens der<br />

Urbanismus-Verwaltung keine Kontrolle<br />

nach der Fertigstellung gibt“,<br />

muss die Eupenerin bei ihrer Arbeit<br />

immer wieder feststellen. Der<br />

Erlass der DG hingegen erlaubt<br />

dem <strong>für</strong> den Behindertenbereich<br />

zuständigen Minister, <strong>Personen</strong><br />

nach Fertigstellung der Bau- und<br />

Umbauprojekte <strong>mit</strong> der Kontrolle<br />

des einwandfreien Umsetzens der<br />

Zugänglichkeitsbestimmungen zu<br />

beauftragen.<br />

Wie die Arbeit der Architektin aussieht<br />

? „Bei bezuschussten Bauvorhaben<br />

reichen die Bauherren ihre<br />

Pläne beim Infrastrukturdienst der<br />

DG ein. Dann werde ich beauftragt,<br />

ein Gutachten hinsichtlich der Zugänglichkeitsbestimmungen<br />

zu erstellen“,<br />

erklärt Elisabeth Heck.<br />

Aber auch bei allen nicht-bezuschussten<br />

Gebäuden können sich<br />

Bauherren an die DPB wenden:<br />

350 Zentimeter breit und 600 Zentimeter lang:<br />

So großzügig sollte ein Behindertenparkplatz bemessen sein<br />

„Ich empfehle dann, die Vorgaben<br />

aus dem Erlass einzuhalten und erstelle<br />

ebenfalls ein Gutachten. Der<br />

Bauherr ist dann über die Zugänglichkeit<br />

seines Vorhabens informiert“,<br />

so die Zugänglichkeitsexpertin.<br />

Den gröbsten Fehler könne man<br />

gleich beim Aufschlagen der Pläne<br />

erkennen: „Drei Viertel der Pläne,<br />

die ich sehe, enthalten nur spärliche<br />

Maßangaben. Zum Beispiel wird bei<br />

geplanten behindertengerechten WC´s<br />

die Einrichtung nicht zeichnerisch<br />

dargestellt.“ In solchen Fällen könne<br />

man dann nicht erkennen, ob<br />

die Vorgaben des Erlasses eingehalten<br />

werden oder nicht.<br />

Sind die Angaben in den Planungen<br />

ausreichend, so laufe das<br />

Überprüfen nach einem bestimmten<br />

Schema ab: „Bei der Behindertentoilette<br />

prüfe ich z.B. die Breite<br />

der seitlich notwendigen freien Fläche<br />

neben der Toilette sowie die<br />

Höhe und Länge der schwenkbaren<br />

Haltegriffe. Bei einer Außenanlage<br />

schaue ich, ob die Steigung einer<br />

Rampe maximal 5 Prozent aufweist<br />

und etwa die doppelten Handläufe<br />

tief genug vorgesehen sind“, führt<br />

Elisabeth Heck aus.<br />

Dass der Erlass nicht private<br />

Bauten betreffe sei klar: „Man kann<br />

Privatleuten nicht vorschreiben, ob<br />

und wie sie <strong>für</strong> eine mögliche <strong>Behinderung</strong><br />

vorsorgen sollen. Dennoch<br />

sind die Vorgaben im Erlass auch <strong>für</strong><br />

die Planer von privat genutzten Bauvorhaben<br />

sehr hilfreich“, weiß die<br />

erfahrene Architektin.<br />

Neben Privatpersonen sind auch<br />

oft Vereine an einer zugänglichen<br />

Bauweise interessiert: „Ein Behindertenparkplatz<br />

oder eine Behindertentoilette<br />

sind jedem ein Begriff.<br />

Schnell werden dann auch die Vor-<br />

Kennerblick gefragt:<br />

Architektin Elisabeth Heck<br />

überprüft Bauvorhaben<br />

in Sachen Zugänglichkeit<br />

haben in die Tat umgesetzt, ohne<br />

sich vorher bei Fachstellen wie der<br />

DPB zu informieren. Wenn ich dann<br />

aber die Dinge etwa <strong>für</strong> den Erhalt<br />

einer Auszeichnung ´rollstuhlgerechtes<br />

Bauen´ begutachte, stelle immer<br />

wieder dieselben Fehler fest.“ Wie<br />

diese aussehen ?<br />

„Nun, der Behindertenparkplatz muss<br />

mindestens 350 x 600 Zentimeter<br />

groß und optisch gekennzeichnet<br />

sein sowie sich in der Nähe des zugänglich<br />

gestalteten Eingangs befinden.“<br />

Dies werde in der Regel auch<br />

so umgesetzt. Es passiert aber<br />

manchmal, dass der Stellplatz dort<br />

angelegt wird, wo das Gelände<br />

„Emotions Anonymous“ (EA) ist<br />

eine Gemeinschaft von Frauen<br />

und Männern aus allen Berufen<br />

und Gesellschaftsschichten. Sie<br />

treffen sich regelmäßig, um ihre<br />

emotionalen (seelischen) Probleme<br />

zu lösen. „Bei unseren Treffen<br />

versuchen wir, eine neue Lebensweise<br />

zu lernen und zu üben“, berichtet<br />

eine Teilnehmerin. Der<br />

Wunsch, gesund zu werden, sei<br />

die einzige Voraussetzung <strong>für</strong> die<br />

Zugehörigkeit zu EA. Die persön-<br />

eine Neigung hat: „Rollstuhlfahrer<br />

fühlen sich dann unsicher und können<br />

häufig nicht selbstständig einund<br />

aussteigen“, sagt Iris Malmendier,<br />

Ergotherapeutin der DPB. Das<br />

Umsetzen vom Autositz auf den<br />

Rollstuhl sei dann nur <strong>mit</strong> einer<br />

Hilfe möglich, da der Rollstuhl auf<br />

der geneigten Fläche keinen Halt<br />

hat. „Und genau diese Hilfe entspricht<br />

nicht dem häufigen Wunsch<br />

von Menschen <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong><br />

nach Eigenständigkeit“, weiß die<br />

Ergotherapeutin.<br />

Durchgängige Zugänglichkeit<br />

„Eine noch größere Hürde ist es,<br />

wenn die Toilette behindertengerecht<br />

ist, doch der Weg dorthin nur<br />

über Treppenstufen zu erreichen ist.<br />

Dies fällt dann in die Kategorie ´gut<br />

gemeint, aber nicht konsequent zu<br />

Ende gedacht´“, spricht sich Elisabeth<br />

Heck <strong>für</strong> eine durchgängige<br />

Zugänglichkeit aus und hat folgenden<br />

Ratschlag <strong>für</strong> Planer und Bauherren:<br />

„Zugängliches Bauen ist<br />

eine Herausforderung an die Kreativität<br />

der Planer. Zugänglichkeit<br />

kommt allen Nutzern zugute und<br />

muss nicht teurer sein.“ Zugäng-<br />

liche Anony<strong>mit</strong>ät schütze den<br />

einzelnen und die Gemeinschaft<br />

vor unerwünschter Öffentlichkeit.<br />

Treffen in der DG finden<br />

freitags von 19 bis 21 Uhr im<br />

Haus der Begegnung, Talstr. 12,<br />

in Nidrum sowie dienstags von<br />

19.30 bis 21.30 Uhr im Haus der<br />

Begegnung, Kirchgasse 2, in<br />

Eupen statt.<br />

NEWS & BACKGROUND<br />

lichkeit sei demnach ein Mehrwert<br />

<strong>für</strong> die Gesellschaft und ein Nutzen<br />

<strong>für</strong> alle – einschließlich der<br />

Planer, die auch einmal alt sein<br />

werden. Daher sei es absolut wichtig,<br />

dass die im DG-Erlass vorgegebenen<br />

Maße präsise eingehalten<br />

werden.<br />

So könne man schon bei der Planung<br />

eines Wohnhauses ohne<br />

großen Mehraufwand vorbeugende<br />

Maßnahmen ergreifen und eine<br />

Menge Kosten sparen: „Wasseranschlüsse<br />

<strong>für</strong> eine Nasszelle <strong>mit</strong><br />

Dusche, Waschbecken und Toilette<br />

(z.B. die Gästetoilette) sollte man<br />

auch im Erdgeschoss vorsehen. Und<br />

z.B. ein Büro so großzügig dimensionieren,<br />

dass es bei Bedarf auch zum<br />

Schlafzimmer umfunktioniert werden<br />

kann“, erklärt Elisabeth Heck.<br />

Das größte Problem bei Wohnhäusern<br />

sei aber deren nicht hindernisfreie<br />

Zugänglichkeit: „Neubauten<br />

sind oft nur über eine<br />

Treppenanlage zu erreichen und oft<br />

findet man Treppenstufen zwischen<br />

der Garage und dem<br />

Wohntrakt“, sagt die Zugänglichkeitsexpertin.<br />

Emotions Anonymous Behindertengerechte<br />

Kontakt unter<br />

Tel. 087/78 71 75<br />

sowie im Internet unter<br />

www.emotionsanonymous.de<br />

Wohnungen<br />

zu vermieten<br />

KETTENIS (Zentrum): 2 komplett<br />

renovierte, behindertengerechte<br />

Appartements (je<br />

100 m 2 ), 2 Schlafzimmer, Terrasse,<br />

1. oder 2. Etage, <strong>mit</strong><br />

Aufzug, zu vermieten an<br />

650€/kalt.<br />

Tel. 087/74 00 84<br />

nach 18 Uhr<br />

DPB Infoblatt 50 | 3-2008 [ 13


[ ]<br />

FREIZEITTIPPS<br />

14] DPB Infoblatt 50 | 3-2008<br />

■ Theatergruppe „Das Leben in Bewegung“<br />

Seit einigen Jahren ist die Theatergruppe „Das Leben in<br />

Bewegung“ eine feste Größe in der hiesigen Kulturszene.<br />

Für Sonntag, 14. Dezember, ist ein Auftritt der Gruppe<br />

<strong>mit</strong> Menschen <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong> im Eupener Jünglingshaus<br />

geplant. Erwartet wird dabei auch die Musikgruppe<br />

„Taka Tuka“. Los geht´s um 15 Uhr.<br />

■ Kegeln in Eupen<br />

Jeden ersten Freitag im Monat veranstaltet "Alteo", die<br />

Sozialbewegung <strong>für</strong> Menschen <strong>mit</strong> und ohne Beeinträchtigung",<br />

von 22 bis 22.30 Uhr einen Kegelabend im<br />

Keglerheim neben der Eupener Schwimmhalle.<br />

Anmeldungen bei Lucien Fays unter Tel. 087/74 09 15<br />

■ Darts in Herbesthal<br />

Lust auf das englische Spiel <strong>mit</strong> den schnellen Pfeilen ?<br />

Dann schnell beim Freizeitver<strong>mit</strong>tler Ralf Zilles melden:<br />

Jeden 2. Donnerstag im Monat trifft man sich zum Darts<br />

spielen in der Bowlingzentrum in Herbesthal. Infos über<br />

Fahrgemeinschaften und Anmeldungen direkt bei Ralf<br />

unter Tel. 080/34 80 96 · GSM 0473/74 95 80<br />

oder per E-Mail an ralf.zilles@dpb.be<br />

■ Kegeln und Karten in Braunlauf<br />

Jeden 3. Donnerstag im Monat veranstaltet die Sozialbewegung<br />

<strong>für</strong> Menschen <strong>mit</strong> und ohne Beeinträchtigung<br />

"Alteo St.Vith" von 14 bis 18 Uhr einen Kegel- und Karten-<br />

Nach<strong>mit</strong>tag in Braunlauf. Infos und Anmeldungen bei<br />

Mia Treinen, Tel. 080/32 92 94<br />

oder Anni Aachen, Tel. 080/22 86 44<br />

■ Basteln in Eupen<br />

Spaß im Umgang <strong>mit</strong> Schere, Leim, Papier, Stoff und anderen<br />

Materialien ? Lust auf kreative Nach<strong>mit</strong>tage ?<br />

Dann nichts wie hin zum Königin-Fabiola-Haus, Ettersten 2,<br />

in Eupen. Jeden 3. Mittwoch im Monat finden hier<br />

von 16.30 bis 18.30 Uhr Bastelnach<strong>mit</strong>tage statt.<br />

Infos und Anmeldungen bei Gaby Haselbach<br />

und Melanie Janssens unter Tel. 0495/44 86 35<br />

■ Welttag der Menschen <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong><br />

Anlässlich des Welttages der Menschen <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong><br />

am 3. Dezember wird die Tagesstätte Meyerode im<br />

BRF-Funkhaus, Kehrweg 11 in Eupen, eine Ausstellung <strong>mit</strong><br />

Gemälden von Menschen <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong> organisieren.<br />

FREIZEIT & ZEITFREI NEWS & BACKGROUND<br />

Sport <strong>für</strong> alle<br />

Sport ist eine einfache und ungezwungene<br />

Art und Weise, <strong>mit</strong> Menschen<br />

<strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong> in Kontakt<br />

zu treten: Sei es als Zuschauer von<br />

Behindertensport oder bei der gemeinsamen<br />

Nutzung von Infrastrukturen.<br />

So hat der Königliche<br />

Tennis-Club Eupen bereits vor Jahren<br />

die Weichen in Richtung Zukunft<br />

gestellt: Egal ob Außenplätze<br />

oder Hallenplätze – die Tennisplätze<br />

im Park Hütte sind zugänglich<br />

gestaltet. Dies klappt so gut,<br />

dass regelmäßig Nationale Tenniskriterien<br />

ausgerichtet werden – im<br />

Jahr 2005 sogar die Belgische<br />

Meisterschaft im Rollstuhltennis.<br />

Im Sport- und Freizeitzentrum (SFZ)<br />

St.Vith, der Spielstätte der Roller<br />

Bulls, wurden die Duschen und Toiletten<br />

im Zuge des internationalen<br />

Turniers „Vergauwen Cup“ (Frühjahr<br />

2007) behindertenfreundlicher<br />

gestaltet: „Kleine Mauern wurden<br />

entfernt, so dass man nun <strong>mit</strong> dem<br />

Rollstuhl direkt in die Dusche fahren<br />

kann. Außerdem wurden die Toiletten<br />

in der Halle angepasst. Man kann sie<br />

nun einfacher <strong>mit</strong> dem Rollstuhl erreichen“,<br />

sagt der Rollstuhl-Basketballer<br />

Stefan Veithen.<br />

Neben den im Bereich „Dusche/<br />

Bad und WC“ (Seite 9) beschriebenen<br />

Maßen sind <strong>für</strong> eine Bezuschussung<br />

von öffentlichen Sportstätten<br />

auch Anforderungen an<br />

Umkleidekabinen zu erfüllen: So<br />

müssen die Räume etwa <strong>mit</strong> hochklappbaren<br />

Sitzbänken (Sitzbankhöhe<br />

50 Zentimeter über dem<br />

Fußboden, Mindestsitztiefe 40 Zentimeter)<br />

und einer freien Rotationsfläche<br />

von 150 x 150 Zentimetern<br />

vor den Sitzbänken ausgestattet<br />

sein. Neben den Sitzbänken befinden<br />

sich beidseitig 60 Zentimeter<br />

lange Haltegriffe in Winkelform in<br />

einer Höhe von 85 Zentimetern.<br />

Kleiderhaken sind in Nähe der Sitzbank<br />

in eine Höhe von mindestens<br />

140 Zentimeter anzubringen.<br />

Neue Zugänglichkeitsbestimmungen<br />

auf www.dpb.be<br />

Mit neuen Zugänglichkeitsbestimmungen<br />

verfolgt die DG konsequent<br />

das Ziel einer Gesellschaft,<br />

zu der alle Menschen Zugang haben.<br />

Menschen <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong> sind<br />

Teil unserer Gesellschaft. Da<strong>mit</strong> sie<br />

an allen Bereichen des gesellschaftlichen<br />

Lebens teilnehmen<br />

können, müssen Barrieren verschwinden.<br />

Der „Erlass der Regierung<br />

vom 12. Juli 2007 zur Festlegung<br />

der Bestimmungen zur<br />

behindertengerechten Gestaltung<br />

von bezuschussten Infrastrukturen“<br />

legt fest, dass alle von ihr bezuschussten<br />

Infrastrukturprojekte in<br />

Schulen, Sozialeinrichtungen, in<br />

den Bereichen Sport, Kultur und<br />

Tourismus u.a. zugänglich <strong>für</strong><br />

Menschen <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong> sein<br />

müssen. Mithilfe des Erlasses können<br />

endlich auch Bau- und Umbauprojekte<br />

nach Fertigstellung<br />

auf eine einwandfreie Einhaltung<br />

der Zugänglichkeitsbestimmungen<br />

kontrolliert werden.<br />

Da<strong>mit</strong> sich Architekten und andere<br />

Fachleute wie etwa Bauleiter<br />

über die neuen Bestimmungen informieren<br />

können, hat die DPB<br />

ihre Webseite überarbeitet: Unter<br />

www.dpb.be (Menüpunkt „Zugänglichkeit“)<br />

sind der Erlass sowie<br />

detaillierte Angaben über<br />

Maße erhältlich. Der Bereich ist in<br />

zwei Teile gegliedert: Innen- und<br />

Außenbereich. Wertvolle Informationen<br />

wie z.B. über behindertengerechte<br />

Badezimmer (z.B. Welche<br />

Rotationsfläche ist bei einer bodenebenen<br />

Dusche zu beachten ? In<br />

welcher Höhe müssen Haltegriffe<br />

bei einem WC angebracht werden)<br />

oder vorgeschriebene Größen<br />

von Behindertenparkplätzen<br />

sind einsehbar. Darüber hinaus<br />

kann man jede Seite als PDF-Datei<br />

abspeichern und auf D<strong>IN</strong> A4-Größe<br />

ausdrucken. Mit und <strong>mit</strong> werden<br />

die mustergültigen Beispiele<br />

einer zugänglichen Bauweise<br />

(„Best Practice“) <strong>mit</strong> Fotos dargestellt.<br />

Wem kommt eine zugängliche<br />

Bauweise zugute ?<br />

Zugänglichkeit zu Gebäuden und<br />

Anlagen ist <strong>für</strong> weitaus mehr<br />

Menschen ein Thema als viele<br />

meinen. Zugänglichkeit betrifft<br />

Rollstuhlfahrer und gehbehinderte<br />

Menschen ebenso wie Senioren,<br />

Familien <strong>mit</strong> Kleinkindern, Menschen<br />

<strong>mit</strong> Herz- und Kreislaufkrankheiten,<br />

Diabetes, Allergien,<br />

Sehbehinderungen, Hör- oder<br />

Verständnisproblemen. Etwa zehn<br />

Prozent der Bürgerinnen und<br />

Bürger benötigen barrierefreie,<br />

d.h. zugängliche Angebote.<br />

Roller Bulls spielen in der Bundesliga<br />

Die Rollstuhl-Basketballer der Roller<br />

Bulls St.Vith spielen in dieser Saison<br />

in der 2. Bundesliga-Süd: „Wir<br />

möchten uns sportlich weiter entwickeln.<br />

Daher spielen wir nun in<br />

der Bundesliga“, erklärt Guido<br />

Faber, Vize-Präsident des Rollstuhl-<br />

Baketballclubs Roller Bulls St.Vith.<br />

Die Gegner der beliebten Roller<br />

Bulls heißen fortan München,<br />

Salzburg, Ravensburg, Luxemburg,<br />

Heidelberg, Gotha und Koblenz.<br />

Der Start in das Abenteuer<br />

Bundesliga ist bislang <strong>mit</strong> zwei<br />

Auftaktsiegen (Gotha – Roller Bulls<br />

33:75, Rollre Bulls – Lux Rollers<br />

68:33) sehr geglückt.<br />

Den aktuelle Spielplan sowie<br />

Ergebnisse <strong>mit</strong> Spielberichten gibt´s<br />

unter www.rollerbulls.be<br />

IMPRESSUM:<br />

Redaktionelle Mitarbeit:<br />

Gabriele Fettweis<br />

Helmut Heinen<br />

Iris Malmendier<br />

Dr. Peter Neumann<br />

Ralf Zilles<br />

Redaktion<br />

& Koordination:<br />

Alexander Stärk<br />

Fotos:<br />

Privat<br />

Alexander Stärk<br />

Layout:<br />

Rita Johanns<br />

Druck:<br />

Kliemo (auf umweltfreundlichem<br />

Papier)<br />

Verantwortlicher<br />

Herausgeber:<br />

Helmut Heinen<br />

Eine kurze Mitteilung<br />

genügt – und Sie erhalten<br />

das Infoblatt künftig<br />

GRATIS zugestellt.<br />

<strong>Dienststelle</strong> <strong>für</strong> <strong>Personen</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong><br />

Stichwort: Infoblatt<br />

Aachener Str. 69-71<br />

4780 St.Vith<br />

Tel. 080 / 22 91 11<br />

Fax 080 / 22 90 98<br />

E-Mail: info@dpb.be<br />

Internet: www.dpb.be<br />

DPB Infoblatt 50 | 3-2008 [ 15

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