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Affen mit iPhones - System22 – Ronald Gehrt

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Liebe Leserinnen und Leser,<br />

<strong>Affen</strong> <strong>mit</strong> <strong>iPhones</strong><br />

oder: Warum es Deppen an der Börse manchmal leichter haben<br />

als ich am Wochenende sah, wie ein Bekannter vergeblich <strong>mit</strong> seinem neuen,<br />

„selbsterklärenden“ iPhone rang, während er mir zugleich verbissen <strong>mit</strong>teilte, dass eine<br />

Bedienungsanleitung zu lesen reine Zeitverschwendung sei, erinnerte mich das an<br />

dermaßen viele Begebenheiten und andere Personen, dass ich <strong>–</strong> allerdings nicht zum ersten<br />

Mal <strong>–</strong> ins Grübeln kam. Diese scheinbare Belanglosigkeit ist keine ... sondern Symbol<br />

dessen, was aus dem Gros der Menschheit in der sogenannten „ersten Welt“ geworden ist:<br />

<strong>Affen</strong> <strong>mit</strong> <strong>iPhones</strong>.<br />

Das hat so viel <strong>mit</strong> Börse tun ... und <strong>mit</strong> meinem Entschluss vor einigen Jahren, als<br />

Börsendienste zum einen einen Infodienst, zum anderen aber rein durch Handelssysteme<br />

geführte Depots anzubieten, dass eine Kolumne daraus werden musste. Um auf den Punkt<br />

zu kommen, muss ich etwas ausholen. Genauer gesagt im Mittelalter beginnen. Aber<br />

diejenigen, die so ungern mehr als fünf Minuten am Stück lesen, mögen unbesorgt sein:<br />

Auch sie können diesen Text durchhalten!<br />

Von wegen überlegen<br />

Im angeblich „finsteren“ Mittelalter wurden die Messen auf Latein gelesen, um zu verhindern,<br />

dass das niedere Volk (also 98% der Menschen) auf dumme Gedanken käme. Man hielt die<br />

Menschen bewusst unwissend, um die besser lenken zu können. Aberglaube und Angst,<br />

Elend und Krankheit machte aus den Menschen in Europa wahrlich Pri<strong>mit</strong>ive, die man nach<br />

Belieben beeinflussen konnte. Der Kinderkreuzzug im Jahr 1212, die Hexenverbrennungen<br />

in den Jahrhunderten danach, die Vernichtung der Katharer, der Dreißigjährige Krieg ... all<br />

das ließ sich so spielend bewerkstelligen. Tja, diese Zeiten sind vorbei. Heute könnte man<br />

das <strong>mit</strong> uns aufgeklärten, hochgebildeten Bürgern nicht mehr machen, nicht wahr? Richtig:<br />

nicht wahr!<br />

Im Gegenteil. Die Mehrheit der „zivilisierten“ Menschen sind sogar hilfloser als vor<br />

Jahrhunderten. Sie sind weit weniger imstande, in Krisensituationen die Kontrolle zu<br />

behalten und sich aus diesen herauszukämpfen. Wie einst Athen, Konstantinopel und Rom<br />

hat die „erste Welt“ eine Atmosphäre des Wohlstands erschaffen, der immer mehr in die<br />

Dekadenz abgleitet. Nehmen wir nur die Vorbilder in dieser Hinsicht, die Mitglieder des<br />

sogenannten Stammes der „Amis“. Träge, geistig unflexibel, fett und träge .... aber von sich<br />

selbst überzeugt bis zur Arroganz und Verachtung anderer, weil sie sich als führende Nation<br />

des Planeten definieren, obwohl 90% nichts dazu beitragen. Das ist eine Verallgemeinerung<br />

und unfair. Natürlich sind bei weitem nicht alle US-Bürger so. Aber diese Beschreibung ist<br />

eben auch nicht völlig falsch. Und wir, wir sind auf dem besten Weg, die USA einzuholen.<br />

Warum?<br />

Ein Aspekt: Als Altkanzler Helmut Schmidt in den 80er Jahren eindringlich vor den Gefahren<br />

des Privatfernsehens warnte, haben ihn die meisten ausgelacht. Und ihre Kinder vor der<br />

Mattscheibe geparkt. Man hatte seine Ruhe und konnte sich um andere Dinge kümmern<br />

(meist auf einem anderen Fernseher Lindenstraße schauen). Die Folge war, dass sich immer<br />

mehr Menschen in der „ersten Welt“ in Wort und Schrift schlechter ausdrücken konnten, die<br />

Allgemeinbildung den Bach runterging und spielende Kinder an der frischen Luft selten<br />

wurden. Diese Kinder von damals haben heute selbst Kinder. Und tun das selbe, weil sie<br />

selbst nichts anderes kannten. Nur kommen jetzt auch noch Computer und Spielekonsolen<br />

hinzu. Und dann fragt der Focus ernstlich, ob unsere Kinder verblöden? Die Frage kommt 20<br />

Jahre zu spät, denn viele Eltern sind es bereits. Und <strong>mit</strong> welchen Argumenten! „Für Bildung


und die Entwicklung sozialer Kompetenz sind schließlich die Schulen zuständig.“ Die das<br />

aber natürlich nicht allein leisten können. Das Ergebnis: Zunehmende Trägheit. Körperlich<br />

wie geistig. Und man muss sich fragen, wie sich das in bei der kommenden Generation<br />

darstellen wird. Es sei aber erneut betont: Ich verallgemeinere nicht, diese Beschreibungen<br />

treffen beileibe nicht auf alle zu. Nur wird ihre Zahl immer größer.<br />

Der zweite Aspekt: Die Menschheit beweist immer wieder, dass sich ihre geistigen<br />

Fähigkeiten in den vergangenen Jahrtausenden wenig bis gar nicht verbessert haben. Zu<br />

geistigen Leistungen eine Leonardo da Vinci wäre auch heute kaum jemand fähig. Und die<br />

Gelehrten der Ägypter oder Griechen sind klugen Menschen von heute beileibe nicht<br />

unterlegen. Auch emotional sind wir nicht anders als früher. Angst und Gier, Neid und Hass,<br />

Freude und Leichtsinn werden nur heutzutage durch Gesetze und soziale Schranken besser<br />

kanalisiert. Doch per saldo gilt: Wir sind heute noch genauso klug oder dumm, beherrscht<br />

oder unbeherrscht wie eh und je. Und wer das auszunutzen weiß, kann die Menschen<br />

genauso lenken wie einst im Mittelalter. Und merken ... tun sie es heute erst recht nicht.<br />

Jeder weiß zwar im Prinzip, dass Bilder, auch und gerade im Fernsehen, manipulierbar sind.<br />

Aber die Mehrheit glaubt dennoch unbeirrt genau das, was ihnen vor Augen geführt wird.<br />

Gedrucktes kann lügen, Bilder nicht. So einfach ist das ...<br />

Unbemerkt gelenkt<br />

... und so einfach werden wir gelenkt, in der Werbung ebenso wie in den Nachrichten. Man<br />

sieht und registriert nur, was man sehen will. Und genau das ist manipulierbar. Warum rennt<br />

man Apple bei jedem neuen Produkt die Türen ein, auch, wenn man eigentlich nicht recht<br />

weiß, weswegen man das alles brauchen soll? Weil die Werbung einerseits und die pri<strong>mit</strong>ive<br />

Hoffnung auf den Neid der anderen es ermöglicht, alles abzusetzen und Bedürfnisse neu zu<br />

erschaffen, wenn man es nur geschickt genug anstellt.<br />

Ein anderes Beispiel: „Low Fat“. Das prangt auf jedem Mist, der dick macht. Und die<br />

Amerikaner fallen darauf rein und werden immer dicker. Aktuell sind ca. 68% der Amerikaner<br />

übergewichtig. „Low Fat“ erscheint vielen als Ideallösung. Was wenig Fett enthält, macht<br />

nicht dick ... das ist eine Kenntnis der Ernährung, die einen heulen lässt. Da wird glatt<br />

übersehen, dass Zucker kein Fett ist und noch dicker als dick macht. Tja. Es wäre so leicht,<br />

sich <strong>mit</strong> der Ernährung zu befassen. Wenige Stunden, und man hat die Grundlagen drauf.<br />

Ein wenig mehr, um seinen Körper grob zu verstehen und die schlimmsten Dummheiten zu<br />

vermeiden. Aber man hat ja in unserer heutigen Zeit so viel anderes, wichtigeres zu tun.<br />

Fernsehen, Konsole spielen, chatten, telefonieren. Und über sein hartes Los jammern, nicht<br />

zu vergessen. Der Tag ist kurz, der Verstand auch. Und diejenigen, die sich um ein gesundes<br />

Leben bemühen, büßen via Krankenkassen-Beiträge für die Dummen <strong>mit</strong>.<br />

Die wahre Intelligenz, die darin besteht, stetig offen zu sein, lernen zu wollen und vor allem<br />

bereit zu sein, Dinge ebenso wie sich selbst stetig zu hinterfragen, ist heute genauso wenig<br />

ausgeprägt wie vor Jahrhunderten. Wir glauben uns nur überlegen, weil wir <strong>mit</strong> Spielzeug<br />

hantieren, das uns damals zu Zauberern gemacht hätte. Welch Überlegenheit ... wenn wir sie<br />

selbst gemacht hätten <strong>–</strong> oder auch nur wirklich verstehen würden!<br />

Immer mehr können immer weniger<br />

Haben und tun wir aber nicht. Und das ist der dritte, besonders wichtige Aspekt, der zu der<br />

Antwort führt, warum es Deppen an der Börse oft leichter haben. Die Gruppe derer, die für<br />

das Erschaffen oder Verbessern von Dingen zuständig ist, wächst in den letzten Jahrzehnten<br />

stetig. Aber nicht, weil es immer mehr Neues zu erfinden oder entwickeln gilt. Nein, weil die<br />

Dinge immer komplexer werden und daher die Universalgelehrten von einst heute undenkbar<br />

sind. Niemand kann so viel wissen? Sicher, sicher ... aber das führt jetzt dazu, dass immer<br />

mehr immer weniger können und wissen. Warum?<br />

Weil die Jagd um das Geld der Menschen zu einem Wettlauf führte, dessen Tempo<br />

exponentiell zunimmt. Ein Auto konstruieren nicht mehr wie früher fünf oder zehn kluge


Ingenieure, sondern Hunderte, meist Tausende von Spezialisten. Gleiches gilt für andere<br />

Dinge des täglichen Bedarfs wie Computer oder Mobiltelefone. Was Weltraumforschung oder<br />

Medizin angeht, mag das ja noch angehen und seinen Sinn haben. Aber bei diesen<br />

genannten Dingen führt das dazu, dass nicht einmal die an der Entwicklung beteiligten<br />

Spezialisten in der Regel alle Hintergründe neuer Produkte verstehen. Und der Verbraucher<br />

erst recht nicht. Wie oben beschrieben:<br />

Wir sind weder nennenswert intelligenter noch emotional gefestigter als vor Jahrhunderten.<br />

Aber wir bekommen immer mehr neue, komplexe Spielzeuge in die Hand, bei wir vielleicht<br />

nach genauerem Studium einigermaßen bedienen können, aber nicht verstehen, wie sie<br />

wirklich funktionieren. Früher konnte, wer einigermaßen interessiert war, erfassen, wie ein<br />

Telefon funktioniert. Oder ein Auto. Und sie auch selbst reparieren. Heute können Sie das<br />

nicht mehr. Ein iPhone mal eben selber richten? Mal kurz die Spielekonsole reparieren oder<br />

den Softwarefehler im Lieblingsspiel finden? Nicht mal bei moderneren Autos hat der<br />

Normalbürger eine Chance. Und versucht er es trotzdem und käme sogar an die behüteten<br />

Spezialwerkzeuge, würde die Garantie erlöschen.<br />

Wir sind <strong>mit</strong> dem, was uns dieser Wettlauf ums Geld in immer kürzer werdenden Abständen<br />

zum gefälligen Konsum vorwirft, in Wahrheit völlig überfordert. Die steigende Zahl der geistig<br />

trägen Bürger merkt das nicht einmal ... aber selbst die, die eigentlich immer alles wissen<br />

wollen, geben langsam auf und werden zu reinen „Knopfdrückern“. Was darüber hinausgeht,<br />

ist Sache von Spezialisten. Die aber, über ihr kleines Spezialgebiet hinaus, auch<br />

Knopfdrücker sind.<br />

Permanent und unbemerkt manipulierbar<br />

Nie zuvor in der Geschichte der Menschheit waren so viele von so vielen anderen anhängig.<br />

Viele können eine Kleinigkeit, werden zu einem Rädchen im Getriebe, aber kaum jemand<br />

kann viel, niemand mehr alles. Und zugleich steigt <strong>–</strong> natürlich <strong>–</strong> die Anfälligkeit. Davon<br />

abgesehen, dass viele junge Menschen ohne Handy nicht einmal mehr eine Stunde<br />

Wartezeit beim Arzt überstehen: Wenn mal der Strom ausfällt, sind wir hilflos. Und zwar<br />

völlig. Und: Wenn jemand beginnt, an einzelnen kleinen Rädchen seine persönlichen Hebel<br />

anzusetzen und uns manipuliert, merken wir es nicht einmal!<br />

Was das alles <strong>mit</strong> der Börse zu tun hat, ergibt sich aus dem Vorstehenden eigentlich schon.<br />

Auch dort hat die Technik das Ruder übernommen. Alles wird immer schneller. Orders<br />

werden nicht in Minuten abgewickelt, was vor 20 Jahren schon schnell war. Es wird um<br />

Millisekunden gerungen. „Flash-Trading“ nimmt zu, Handelsplattformen nehmen zu, die<br />

Anforderungen für die Trader werden immer simpler. Da draufdrücken <strong>–</strong> und gut ist.<br />

Und natürlich <strong>–</strong> wie bei „Low Fat“ oder der Flutwelle neuer Kommunikations- und<br />

Unterhaltungsmedien <strong>–</strong> wird massiv geworben. Das Resultat: Immer mehr Privatanleger<br />

haben eigentlich gar keine Ahnung mehr, was sie da eigentlich tun <strong>–</strong> sind sich dessen aber<br />

gar nicht bewusst! Geistige Trägheit, lockende Werbung und simpel scheinende<br />

Bedienelemente sind die Mixtur, die dazu führt, dass sich Menschen ohne das geringste<br />

Basiswissen an Dinge trauen, von denen sie in Wahrheit nichts verstehen, aber alles zu<br />

verstehen glauben.<br />

Das führt in immer kürzeren Abständen zu Katastrophen, wenn findige Köpfe <strong>mit</strong> hinreichend<br />

krimineller Energie diese Situation ausnutzen, um die Schafherde zu manipulieren. Und<br />

deren Zahl ist Legion, denn die Situation ist ja für solche Elemente eine Einladung <strong>mit</strong><br />

Goldrand. Das beginnt <strong>mit</strong> gestreuten Gerüchten, geschönten Medieninformationen oder<br />

gezielten Kaufempfehlungen im kleinen Rahmen, um eigene Ziele auf dem Rücken der<br />

Dummen zu erreichen. Aber es nimmt in kürzer werdenden Abständen auch größere<br />

Dimensionen an. Zwischen dem Platzen der „dot.com-Blase“ und Subprime-Krise lagen noch<br />

knapp acht Jahre. Bis zum nächsten Kurseinbruch werden es weniger sein. Und wer weiß,


ob es nicht ein in sich zusammenfallendes Europa sein wird, das den nächsten, für fast alle<br />

dann wieder mal völlig überraschenden großen Knall auslöst?<br />

Die Subprime-Krise als Menetekel für die Zukunft<br />

Nehmen wir die Subprime-Krise als ideales Beispiel. Millionen Menschen werden Häuser<br />

angedreht, die sie nie werden abzahlen können. Wer einigermaßen bei Verstand ist, kann<br />

sich ausrechnen, was er wie lange zahlen müsste, um aus den Schulden herauszukommen<br />

... Eventualitäten einberechnen und Sicherheitspuffer einziehen ... und dann erkennen, ob er<br />

sich ein Haus für x Dollar leisten kann oder nicht. Diese Leute konnten es nicht. Weil sie<br />

geistig schon zu träge waren, Überlegungen anzustellen, die jedermann vor ein paar hundert<br />

Jahren noch automatisch angestellt hätte. Wenn das alles so schön klingt, ich ein tolles Haus<br />

bekomme und nur hier unterschreiben muss ... ei, dann mach’ ich das doch einfach. Mit<br />

entsprechenden Konsequenzen für das gesamte restliche Leben und für die ganze Familie!<br />

Aber da<strong>mit</strong> nicht genug. Da diejenigen Spezialisten, die diesen Irrsinn bewusst losgetreten<br />

und gesteuert haben, genau wissen, dass das in die Hose geht, verlagern sie das Risiko<br />

einfach auf andere Schultern und kassieren den Profit. Die absehbar „chrah-gefährdeten“<br />

Schulden werden hübsch in Pakete verpackt und da<strong>mit</strong> im Detail unkenntlich. Die Pakete<br />

selbst wiederum werden nur von ihrer Verpackung her deklariert und bewertet. Diejenigen,<br />

die es tun müssten (die Ratingagenturen) sehen sich den Inhalt einfach nicht an. Ob aus<br />

Dummheit, Trägheit oder bewusster Schützenhilfe für die Initiatoren des Spielchens, sei<br />

dahingestellt.<br />

Dann auf einmal, als der Müll an den Mann gebracht worden ist (an andere Banken, die auch<br />

zu faul oder zu dumm waren zu erkennen, was sie da eigentlich kauften und so den<br />

Hauskäufern am Anfang der Geschichte gleichzustellen sind), beginnt man Gerüchte zu<br />

streuen, dass da was faul sei. Die selben, die vorher noch die CDOs (Collaterized Debt<br />

Obligations) und ihre verwandten Produkte wie Gold anpriesen, schrieen auf einmal Zeter<br />

und Mordio. Die Pakete wurden auf einmal unverkäuflich, das Misstrauen stieg ... und am<br />

Ende sahen wir Banken in der Pleite und am Boden zerstörte Hausbesitzer. Ersteren wurde<br />

fast immer geholfen, letzteren fast nie. Und die Verkäufer dieser Giftpakete hatten nicht<br />

selten vorher auf den Einbruch eben dieser eigenen Produkte gesetzt <strong>–</strong> und erneut kassiert.<br />

Basis des Dramas waren: Geistige Trägheit an verschiedenen entscheidenden Punkten der<br />

Kette und kriminelle Energie und/oder blanke Unfähigkeit genau dort, wo die Spezialisten<br />

nötig sind, weil die anderen Akteure auf der Bühne weder die Details der Konstruktion noch<br />

die Folgen eines Zusammenbruchs des Kartenhauses erfassen konnten.<br />

Und genau das kann nicht nur wieder passieren <strong>–</strong> es wird sich wiederholen. Denn die<br />

entscheidenden Parameter haben sich nicht verändert. Diese Dinge sind ja schon zu<br />

komplex, um sie voll zu erfassen, wenn alles rund läuft. Und schon gar nicht die Folgen,<br />

wenn das eine oder andere Kärtchen in solch fragilen Gebilden umfällt. Daher ist man überall<br />

auf Spezialisten angewiesen, die aber selbst nur ihren kleinen Bereich verstehen und<br />

betreuen. Genau dort ist immer die Chance, zu manipulieren. Und die, die es können und<br />

ggf. wollen, sind nicht ausgestorben ... ebenso wenig wie die, die durch ihre Unwissenheit<br />

und Trägheit die idealen Opfer sind <strong>–</strong> in Wirtschaft, Politik und Privatbereich.<br />

Die Subprime-Krise ist noch nicht gelöst, die Immobilienkrise ebenso wenig. Aber nur wenige<br />

realisieren das, weil es die meisten nicht wissen wollen. Ein hervorragender Nährboden für<br />

die nächste Katastrophe. Und wenn ich mir so ansehe, wie <strong>mit</strong> der EU-Problematik<br />

umgegangen wird, haben wir da eine tadellose Basis für das nächste Waterloo.<br />

Wie im Großen, so im Kleinen<br />

All das als Beispiel und Erklärung anzuführen, zielt auf folgende Erkenntnis ab: Der<br />

Privatanleger hat an der Börse zwar das Gefühl, dass alles immer einfacher wird, in Wahrheit


aber immer weniger Chancen, erfolgreich zu sein. Selbst große Adressen erleiden immer<br />

öfter Schiffbruch. Die Gründe liegen auf der Hand:<br />

- Das Tempo der Bewegungen nimmt durch die zunehmenden technischen Möglichkeiten so<br />

sehr zu, dass sich die Kurse schneller bewegen, als man denken kann.<br />

- Die hebelstarken Derivate machen einen immer größeren Teil der Umsätze aus und<br />

erhöhen nicht nur das Tempo der Bewegungen, sondern auch das Risiko.<br />

- Die Komplexität und Vernetzung des Geschehens macht es auch aufmerksamen, wachen<br />

Akteuren immer schwerer, die Gesamtlage zu erfassen, die aber<br />

- immer öfter keine Rolle spielt, weil große Akteure <strong>mit</strong> Derivaten die Kurse oft wochenlang<br />

einfach nur „traden“, ohne sich um die früher ausschlaggebenden Rahmenbedingungen zu<br />

scheren.<br />

- Da die Zahl derer, die zu faul oder unfähig sind, sich über ihr Handeln im klaren zu sein,<br />

zunimmt (und diese Menschen auch in höchste Positionen vorrücken), nimmt die Zahl der<br />

„idiotischen“ Trends gegen alle Vernunft zu<br />

- und zugleich die Zahl derer, die an neuralgischen Punkten sitzen und gezielt manipulieren.<br />

Es betrifft alle und jeden!<br />

Nun können Sie sagen; „Was habe ich <strong>mit</strong> diesen Dummbatzen zu schaffen?“ Sicher, wer<br />

diesen Artikel gelesen hat, will sich informieren, gehört also nicht zu der zunehmenden Zahl<br />

der geistig trägen. Aber Sie entkommen den Auswirkungen dieser Entwicklung nicht. Ich<br />

nicht, Sie nicht, niemand. Und sich den veränderten Realitäten zu verweigern, ist nicht nur<br />

unmöglich ... sondern auch eine Form der Trägheit, die an der Börse zudem teuer kommt.<br />

Das ist der Grund, warum diejenigen, die aus Prinzip nicht oder wenig denken, an der Börse<br />

oft erfolgreicher sind als die „Grübler“. Sie folgen unbesehen auch völlig unlogischen<br />

Entwicklungen, intensivieren sie <strong>–</strong> und sind dabei nicht selten erfolgreich, weil sie nicht<br />

verstehen, warum etwas passiert ... was in dieser Gesamtsituation eben vor Vorteil sein<br />

kann. Siehe die völlig idiotische Hausse des Rohöls <strong>mit</strong>ten in der beginnenden Rezession im<br />

Sommer 2008. Nur haben „Deppen“ ein Problem:<br />

Sie können ihre Gewinne auf der anderen Seite meist nicht halten <strong>–</strong> weil sie emotional<br />

agieren, nicht konsequent Stopps setzen und zu schnell Gewinne <strong>mit</strong>nehmen, Verluste aber<br />

laufen lassen.<br />

Und genau das ist der Grund, warum ich tue, was ich tue. Einerseits informiere ich tagtäglich<br />

<strong>mit</strong> dem S22 Observer über das, was sich wirklich tut. Weil ich will, dass die Leute sich trotz<br />

der zunehmenden Unberechenbarkeit der Börsen über die wirkliche Situation informieren,<br />

statt die Realität aus den Kursen abzuleiten, wie es leider immer öfter vorkommt.<br />

Andererseits jedoch ist mir eben klar, dass konservative Ansätze wie das un<strong>mit</strong>telbare<br />

Verknüpfen der Rahmenbedingungen <strong>mit</strong> der Kursentwicklung nebst entsprechender<br />

Positionierung heutzutage eben nicht mehr funktioniert. Deswegen habe ich die<br />

Handelssysteme auf Wochen- und Tagesbasis entwickelt. Um Emotionen aller Art<br />

auszusperren und ggf. eben auch „dummen“ Trends zu folgen. Denn wenn es um einen<br />

Börsendienst geht, steht in erster Linie der Versuch der Gewinnerzielung und nicht, heroisch<br />

als „letzter Denkender“ einen aussichtslosen Kampf zu führen.<br />

Doch ohne den Observer wird es auch weiterhin nicht gehen ... wenn man nicht Gefahr<br />

laufen will, ebenfalls in den Sumpf derer zu rutschen, die zwar gerne viel Gewinn erzielen,<br />

sich dabei aber um nichts kümmern wollen. Wir müssen unsere Köpfe gegen den Trend<br />

weiter fordern. Um ein <strong>–</strong> vielleicht vergebliches <strong>–</strong> Beispiel zu geben, aber auch zu unserem


eigenen Nutzen. Denn es kann weiß Gott nicht schaden, angesichts offiziell rosa gefärbter<br />

Gewitterwolken wie der EU-Krise oder 14.000 Milliarden Dollar Schulden der USA mental<br />

vorbereitet zu sein, dass es jederzeit ungemütlich werden kann!<br />

Mit den besten Grüßen<br />

Ihr <strong>Ronald</strong> <strong>Gehrt</strong><br />

(www.system22.de)

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