MieterJournal als PDF - Mieterverein zu Hamburg
MieterJournal als PDF - Mieterverein zu Hamburg
MieterJournal als PDF - Mieterverein zu Hamburg
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
tIteLgesCHICHte<br />
„Überflüssig und f<strong>als</strong>ch“<br />
MIETRECHTSÄNDERUNGSGESETZ: EXPERTEN WARNEN VOR GRAVIERENDEN AUSWIRKUNGEN<br />
Von Volker stahl<br />
Am 19. oktober 2012 war die spitze des<br />
Deutschen Mieterbunds (DMb) <strong>zu</strong> gast<br />
in <strong>Hamburg</strong>. Auf einer vielbeachteten<br />
pressekonferenz – drei Fernsehsender<br />
berichteten – übten der präsident Dr.<br />
Franz-georg rips sowie der Direktor<br />
Lukas siebenkotten heftige Kritik an<br />
dem von der bundesregierung geplanten<br />
Mietrechtsänderungsgesetz.<br />
nter dem Titel „bundesregierung<br />
löst Wahlversprechen an eigentümer<br />
ein – ohrfeige für Millionen<br />
Mieter“ fand Dr. Rips scharfe Worte:<br />
„Wir brauchen und wollen das Gesetz<br />
nicht. Es beschneidet Mieterrechte, ist<br />
sozial ungerecht, schafft keinen Anreiz für<br />
Modernisierungen und erleichtert Mieterkündigungen.“<br />
Direktor Lukas Siebenkotten<br />
ergänzte: „Hier werden unter dem<br />
Deckmantel der Energiewende vermieterfreundliche<br />
Regelungen durchgesetzt, und<br />
6 · <strong>MieterJournal</strong> 4/2012<br />
mit dem Schlagwort Mietnomaden kommen<br />
Regelungen in das Gesetz, die allen<br />
rechtstaatlichen Grundsätzen widersprechen.“<br />
Ein moderneres und effizienteres<br />
Mietrecht stellt sich Siebenkotten anders<br />
vor: „Der Abbau von Mieterrechten und<br />
Kündigungsschutzvorschriften ist weder<br />
modern, noch kann damit auch nur einem<br />
Wohnungsbetrüger das Handwerk gelegt<br />
werden. Die geplanten Neuregelungen sind<br />
überflüssig und f<strong>als</strong>ch.“<br />
Worum geht es?<br />
1. Mietminderungen sollen bei energetischen<br />
sanierungen – Baustelle mit Lärm,<br />
Dreck, Einrüstung, Verdunkelung, Hei<strong>zu</strong>ngs-<br />
und Warmwasserausfall – für die<br />
ersten drei Monate nicht mehr möglich<br />
sein. „So etwas gibt es im Zivilrecht seit<br />
dem römischen Recht vor 2000 Jahren bis<br />
heute nicht“, kritisiert der <strong>Mieterverein</strong>svorsitzende<br />
Dr. Eckard Pahlke, „bislang gilt<br />
ständig der Grundsatz: Hundert Prozent<br />
Demonstration gegen die katastrophale Wohnungssituation in <strong>Hamburg</strong>.<br />
Foto: stahlpress/Schwarz<br />
Leistung nur bei hundert Prozent Gegenleistung.“<br />
Der Vorsitzende des <strong>Mieterverein</strong>s<br />
fragt die Grundeigentümervertreter,<br />
wie sie sich beispielsweise in einem Ferienhotel<br />
verhielten, wenn dort unerträglicher<br />
Baulärm herrschte. Sie würden entweder<br />
den Hotelpreis mindern oder sogar das<br />
Hotel wechseln – selbst wenn der Hoteldirektor<br />
versichert, alles seien energetische<br />
Maßnahmen. Mieter sollen das alles bei<br />
voller Miete hinnehmen? Dabei können sie<br />
nicht mal eben den Wohnort wechseln!<br />
2. Der nächste Skandal: Nur Mieter sollen<br />
die energetischen Haussanierungen zahlen,<br />
bemängelt der Mieterbund. Nach der<br />
Gesetzeslage darf ein Vermieter elf Prozent<br />
der Modernisierungskosten auf die<br />
Jahresmiete aufschlagen. Pro Wohnung<br />
werden schnell 20.000 Euro aufgewandt,<br />
was <strong>zu</strong> einer jährlichen Mieterhöhung<br />
von 2.200 Euro führen würde – monatlich<br />
183,33 Euro. Ob durch diese Maßnahmen<br />
überhaupt Heizkosten gespart werden, soll