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Nachfolgeplanung Die Übergabe nicht verpatzen - Personalwirtschaft

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„<br />

<strong>Die</strong> Wirtschaftskrise war wesentlich eine<br />

Vertrauenskrise. Vertrauen aber ist die Vorstufe<br />

zum Glauben. Glauben und Vertrauen sind<br />

wesentlich für eine funktionierende Wirtschaft.<br />

Daniela Eberspächer-Roth, Geschäftsführerin des Maschinen- und Werkzeugherstellers Profimetall<br />

schaft ein Tabu ist. Vor allem das mittlere<br />

Management war unter den Besuchern<br />

vertreten. Es sucht vor dem Hintergrund<br />

brüchiger Erwerbsbiografien nach Orientierung:<br />

‘Was trägt mich eigentlich? Was<br />

ist mein roter Faden?“<br />

Auch Daniela Eberspächer-Roth, Geschäftsführerin<br />

des Maschinen- und Werkzeugherstellers<br />

Profimetall, war Referentin des<br />

Kongresses: „<strong>Die</strong> Menschen stehen unter<br />

dem Eindruck der Wirtschaftskrise, und<br />

diese war wesentlich eine Vertrauenskrise.<br />

Vertrauen aber ist die Vorstufe zum<br />

Glauben. Manager wollen wissen: ‘Wem<br />

glaube ich überhaupt noch? Wem kann ich<br />

vertrauen? Glauben und Vertrauen sind<br />

wesentlich für eine funktionierende Wirtschaft.“<br />

Religion gehöre ganz und gar <strong>nicht</strong><br />

- wie so oft behauptet - in den Privatbereich,<br />

zumal das, woran Menschen glaubten,<br />

ihr Verhalten am Arbeitsplatz beeinflusse.<br />

Es sei besser, die Menschen<br />

glaubten an etwas und hätten damit einen<br />

inneren Kompass, als dass sie <strong>nicht</strong>s inspiriere,<br />

so Eberspächer-Roth.<br />

Was ist politisch korrekt?<br />

Cornelia Coenen-Marx erlebt, dass dies<br />

mehr als allgemein angenommen der Fall<br />

sei. In einem Studienprojekt habe die EKD<br />

unter anderem Bänker und Versicherungsmitarbeiter<br />

befragt, was ihnen Spiritualität<br />

bedeute. Vielen hätte es gut getan, offen<br />

darüber zu sprechen, weil sie sich oft als<br />

funktionales Teil einer großen Wirtschaftsmaschinerie<br />

fühlten. Coenen-Marx Fazit:<br />

der Glauben lebe, es fehle oft nur der Mut<br />

zur Aussprache. Der aufklärerische Versuch,<br />

religiöse Konflikte durch Trennung<br />

von Wirtschaft und Religion auszuschalten,<br />

führe <strong>nicht</strong> dazu, dass Menschen sich<br />

vom Glauben abwenden. Gerade da aber,<br />

wo diesem das Forum entzogen werde,<br />

wüchsen Gefahren. „Kurz nach den Terror-Anschlägen<br />

2005 in London war ich<br />

vor Ort bei einer Diskussionsgruppe, in<br />

der Kommunen und Wirtschaftsvertreter<br />

besprachen, wie sie im Rahmen des Diversity-Managements<br />

den unterschiedlichen<br />

religiösen Strömungen und Traditionen in<br />

Betrieben ein Forum geben und die unterschiedlichen<br />

Fest- und Fastenzeiten achten<br />

könnten. Wer diesen Erfahrungen Raum<br />

gibt, erfährt auch, dass sich Diskurse entwickeln“,<br />

resümiert Coenen-Marx.<br />

Tatsächlich befassen sich die ersten deutschen<br />

Unternehmen genau damit. Im letzten<br />

Juni trafen sich Personaler und Diversity<br />

Manager im Salzburgischen Land zu<br />

einem Workshop, um über Kultur und Religion<br />

am Arbeitsplatz zu beraten. „Das Thema<br />

wird deutsche Unternehmen künftig<br />

bewegen, weil immer mehr Arbeitskräfte<br />

zu uns kommen, die ganz selbstverständlich<br />

Glauben und Job verbinden. Ich spreche<br />

von keiner Vision, das passiert hier<br />

und jetzt, und erfordert eine Auseinandersetzung.<br />

Verständlich ist, dass Unternehmen<br />

gerade seit der Debatte um Thilo Sarrazins<br />

Buch den Dialog scheuen, weil sie<br />

oft fürchten, sich <strong>nicht</strong> politisch korrekt<br />

zu äußern. Zudem müssen sie ein Gefühl<br />

dafür entwickeln, mit allen Glaubensgruppen<br />

konstruktiv umzugehen, um niemanden<br />

zu bevorzugen. Das mag schwer fallen,<br />

denn bislang wurde Religion zur<br />

Privatsache erklärt“, meint Petra Köppel,<br />

Werkstattleiterin und Inhaberin des Bera-<br />

„<br />

tungsinstitutes Synergyconsult. In den<br />

Workshops gingen die Teilnehmer Fragen<br />

nach wie: Welche Rolle darf, soll und kann<br />

Kultur am Arbeitsplatz spielen? Was muss<br />

betrieblicher Standard, was darf individueller<br />

Spielraum sein? Wie geht eine Führungskraft<br />

sensibel mit Unterschieden<br />

um? Wie sorgt sie für Integration und Wertschätzung<br />

im Team? Welche Vorteile kann<br />

das Unternehmen durch gemischte Belegschaften<br />

erzielen?<br />

Gemeinden und Geistliche auf<br />

Schulterschluss<br />

Wenn sich Gruppen im Unternehmen,<br />

Mobbing oder Burnouts abzeichnen, kann<br />

das <strong>nicht</strong> im Sinne einer Personalarbeit<br />

sein, die Menschen zu gemeinsamen Zielen<br />

führt. Und im globalen Wettkampf um<br />

die besten Köpfe stellt sich die Frage, welche<br />

Benefits diese nach Deutschland<br />

locken sollen. <strong>Die</strong> Fraport AG hat sie klar<br />

beantwortet: „Wir bieten unseren Kunden<br />

eigens ausgestattete christliche, muslimische<br />

und jüdische Gebetsräume, die auch<br />

Andersgläubigen offen stehen, sowie Seelsorge.<br />

Ein Flughafen bedeutet Wiedersehen,<br />

Abschied, Hoffnung und vieles mehr.<br />

Menschen sollen die Möglichkeit haben,<br />

in sich zu gehen und Begleitung zu erfahren.<br />

So hoffen wir, dass sie gern über<br />

Frankfurt fliegen. Mitarbeitern gilt dasselbe<br />

Angebot. Sie finden so im täglichen<br />

Trubel innere Ruhe und Kraft. Zwar steht<br />

das operative Geschäft an erster Stelle,<br />

doch erarbeiten wir mit Mitarbeitern auf<br />

Wunsch individuelle Lösungen“, berichtet<br />

Christian Meyer, Fachreferent für Diversity<br />

Management bei Fraport. Dazu greife<br />

das Unternehmen auf die Kompetenz<br />

von Geistlichen verschiedener Religionen<br />

zurück, was die Arbeit erleichtere und<br />

Mitarbeitern die Ernsthaftigkeit des Diver-<br />

Wir bieten unseren Kunden und Mitarbeitern eigens ausgestattete<br />

christliche, muslimische und jüdische Gebetsräume,<br />

die auch Andersgläubigen offen stehen.<br />

Sie finden so im täglichen Trubel innere Ruhe und Kraft.<br />

Christian Meyer, Fachreferent für Diversity Management bei Fraport<br />

10 |2011 www.personalwirtschaft.de 11

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