Paul Deitenbeck – Protagonist der Evangelikalen in Westfalen
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Abb. 2) Der Theologiestudent <strong>Paul</strong> <strong>Deitenbeck</strong> und<br />
Prof. Karl Heim (1874 <strong>–</strong> 1958) <strong>in</strong> den 1930er Jahren.<br />
Foto Hermann Michel, Ludwigshafen.<br />
Beg<strong>in</strong>n se<strong>in</strong>er Studienzeit 7 <strong>der</strong> „Deutschen Christlichen<br />
Studentenvere<strong>in</strong>igung“ (DCSV) 8 anzuschließen, die<br />
aus erwecklicher Tradition heraus entstanden war. 9 In<br />
Münster lehrte Otto Schmitz, <strong>der</strong> maßgeblich an <strong>der</strong><br />
Arbeit <strong>der</strong> DCSV beteiligt war. 10 <strong>Deitenbeck</strong>s zweite<br />
alma mater wurde Tüb<strong>in</strong>gen, wo er Adolf Schlatter,<br />
He<strong>in</strong>rich Rengstorf und Karl Heim als diejenigen Hochschullehrer<br />
erlebte, die ihn am meisten bee<strong>in</strong>druckten.<br />
Letzterer war vor se<strong>in</strong>er Zeit als Tüb<strong>in</strong>ger Professor<br />
Sekretär <strong>der</strong> DCSV gewesen. Auf ihn verweist <strong>Deitenbeck</strong><br />
als Lehrer, <strong>der</strong> für se<strong>in</strong>e christliche Existenz entscheidend<br />
gewesen sei. Vor allem lernte er von ihm,<br />
das Christse<strong>in</strong> und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Frage nach <strong>der</strong><br />
Bekehrung nicht an „Schablonen und Formeln“ 11 festzumachen<br />
<strong>–</strong> e<strong>in</strong>e Gefahr, die sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> erwecklichen<br />
Frömmigkeit immer wie<strong>der</strong> f<strong>in</strong>det. 12<br />
Se<strong>in</strong>e Vikariatszeit erlebte <strong>Deitenbeck</strong> <strong>in</strong> Lüdenscheid,<br />
Bielefeld und Berl<strong>in</strong>. Vor allem die Zeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hauptstadt,<br />
wo er <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er Stadtmission mitarbeitete,<br />
<strong>der</strong>en damaliger Leiter Erich Schnepel 13 war, wurde<br />
1618<br />
Abb. 3) Die 1954/55 von Pfarrer <strong>Paul</strong> <strong>Deitenbeck</strong> und e<strong>in</strong>igen Arbeitern aus dem CVJM Lüdenscheid gegründete<br />
Fabrikmission erreichte mit ihren „Betrieblichen Feierpausen von Mensch zu Mensch“ <strong>in</strong> zehn Jahren rund 50.000<br />
Menschen an ihren Arbeitsplätzen. Foto Walter Frebel, Lüdenscheid.<br />
Abb. 4) Pfarrer <strong>Paul</strong> <strong>Deitenbeck</strong> während e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>satzes <strong>der</strong> Fabrikmission im Jahr 1960 im Gespräch mit e<strong>in</strong>em<br />
jungen Arbeiter. Foto He<strong>in</strong>z Gründken, Lüdenscheid.<br />
wegweisend für se<strong>in</strong>e späteren volksmissionarischen<br />
Initiativen, aber auch für die Geme<strong>in</strong>dearbeit <strong>in</strong> Lüdenscheid.<br />
<strong>Deitenbeck</strong> beschreibt diese Vikariatsstelle<br />
so: „Es war nicht nur Arbeitsplatz, son<strong>der</strong>n vor allem<br />
Lehrstelle, die ihresgleichen sucht: denn hier lernte ich<br />
das Paradigma (…) e<strong>in</strong>er lebendigen Geme<strong>in</strong>de ken-<br />
nen. (…) Wir haben Gottesdienste, Bibelstunden und<br />
Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaften mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> gehalten. Schnepel<br />
hielt regelmäßig auch kirchengeschichtliche Vorträge,<br />
aus denen später se<strong>in</strong>e [volkstümlichen] Bücher<br />
zur Kirchengeschichte entstanden. 14 Ihm g<strong>in</strong>g es darum,<br />
zu missionieren und gleichzeitig den Christen zur<br />
7 <strong>Deitenbeck</strong>, Weichen (wie Anm. 5), S. 9.<br />
8 Karl Kupisch, Studenten entdecken die Bibel. Die Geschichte <strong>der</strong> Deutschen Christlichen Studenten-Vere<strong>in</strong>igung, Hamburg 1964.<br />
9 <strong>Paul</strong> <strong>Deitenbeck</strong>, Durchbruch zum biblischen Realismus, <strong>in</strong>: Hans Kirchhoff (Hg.), Theologie und Pietismus. Lebensberichte und Aufsätze, Neukirchen 1961, (S. 42-47), S. 43: „Es ist e<strong>in</strong>e<br />
wun<strong>der</strong>bare Treue Gottes, daß es ohne Bruch aus dem erweckten Elternhaus <strong>in</strong> das Theologiestudium g<strong>in</strong>g. Die tragende Brücke dazu war die Geborgenheit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lebensgeme<strong>in</strong>schaft <strong>der</strong><br />
Deutschen Christlichen Studentenvere<strong>in</strong>igung.“<br />
10 Otto Schmitz (1883 - 1957), 1910 Privatdozent für Neues Testament <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, 1912 Dozent und Direktor <strong>der</strong> Ev. Predigerschule <strong>in</strong> Basel, 1916 Professor für Neues Testament <strong>in</strong> Münster, seit<br />
1928 Herausgeber <strong>der</strong> Zeitschrift „Furche“, 1934 wegen se<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>tretens für die Bekennende Kirche zwangsemeritiert, danach Dozent an <strong>der</strong> Theologischen Schule <strong>in</strong> Bethel, 1938 Direktor<br />
<strong>der</strong> „Evangelistenschule Johanneum“ <strong>in</strong> Wuppertal, seit 1945 mitbeteiligt am Wie<strong>der</strong>aufbau <strong>der</strong> Kirchlichen Hochschule <strong>in</strong> Wuppertal und Dozent ebd. (Johannes Berew<strong>in</strong>kel, Art. „Schmitz,<br />
Otto“, <strong>in</strong>: Ev. Lexikon für Theologie und Geme<strong>in</strong>de (im Flg. ELThG), Wuppertal 1994, Bd. 3, S. 1775; Christoph Ramste<strong>in</strong>, Die evangelische Predigerschule <strong>in</strong> Basel, Bern, Berl<strong>in</strong> u. a. 2000, S. 92).<br />
11 Rumler, <strong>Deitenbeck</strong>, (wie Anm. 1), S. 28.<br />
12 <strong>Deitenbeck</strong> berichtet von e<strong>in</strong>em Mitarbeiter, Richard Schmalenbach, <strong>der</strong> den Tauftag als kostbarsten Tag se<strong>in</strong>es Lebens betrachtete, während er <strong>in</strong> Bezug auf se<strong>in</strong>e eigene Tradition feststellen<br />
musste: „In <strong>der</strong> sauerländischen Erweckung hat die Tauffrage ebensowenig e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Rolle gespielt wie die sog. Charismatischen Gaben.“ Aber er fährt fort: „Nun, Richard Schmalenbach<br />
konnte sich auf Philipp Jakob Spener berufen, <strong>der</strong> von sich gesagt hat, daß er se<strong>in</strong> Leben lang <strong>in</strong> <strong>der</strong> Taufgnade geblieben sei, während August Hermann Francke und Graf Z<strong>in</strong>zendorf von e<strong>in</strong>er<br />
bewußten Bekehrung sprachen. Ich schließe daraus, daß Gott auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Art, wie er se<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong> beruft, nicht auf e<strong>in</strong> Konfektionsschema festgelegt ist.“ (Rumler, <strong>Deitenbeck</strong>, (wie Anm. 1), S. 216).<br />
13 Erich Schnepel (1893 - 1986), nach dem Theologiestudium <strong>in</strong> Tüb<strong>in</strong>gen (vor allem geprägt durch Karl Heim und Adolf Schlatter) 1918 Mitarbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er Stadtmission, 1945 Pfarrer <strong>in</strong><br />
Großalmerode bei Kassel (Erich Schnepel, E<strong>in</strong> Leben im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t, 2 Bde, Wuppertal 1965 und 1966; Theo Wendel, Art. „Schnepel, Erich“, <strong>in</strong>: ELThG, Bd. 3, S. 1777 f).<br />
14 Christus im Römerreich (Berl<strong>in</strong> 1939), Christus unter den Germanen (Berl<strong>in</strong> 1939) und Christus im frühen Mittelalter (Berl<strong>in</strong> 1949).