Was ist ein «fairer» Mietzins? - hausverein.ch
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casanostra_100/2010<br />
<strong>Was</strong> heisst «fair»<br />
vermieten?<br />
focus__WirTScHaFTLicHKEiT DEr LiEGEnScHaFT_7<br />
Das Vermieten der eigenen Liegens<strong>ch</strong>aft <strong>ist</strong> so <strong>ein</strong>e Sa<strong>ch</strong>e. Wie bere<strong>ch</strong>net si<strong>ch</strong> der<br />
<strong>Mietzins</strong>, wie steht es mit den Rendite-Überlegungen? Vermieter Daniel Gassmann<br />
in Bern legt casanostra s<strong>ein</strong>e Überlegungen dar.<br />
ErnEuErungEn nur S<strong>ch</strong>rittwEiSE<br />
__Vermieter geniessen ni<strong>ch</strong>t den besten Ruf. Sie seien<br />
nur auf Rendite aus, so das verbreitete Vorurteil.<br />
Zumindest auf Hausver<strong>ein</strong>-Vermieter sollte dieses<br />
Bild ni<strong>ch</strong>t zutreffen. Daniel Gassmann und Chr<strong>ist</strong>ine<br />
Fa<strong>ch</strong> wohnen zusammen mit drei Mietparteien in<br />
<strong>ein</strong>em Vierfamilienhaus im Berner Wohnquartier<br />
Obstberg. Das Paar hat die Liegens<strong>ch</strong>aft (Baujahr<br />
1916) vor sieben Jahren erworben. Bereits früher, in<br />
Züri<strong>ch</strong>, hat Gassmann im Stockwerkeigentum gewohnt.<br />
Die Lust am eigenen Haus und am gem<strong>ein</strong>-<br />
samen Wohnen hat er na<strong>ch</strong> dem Umzug na<strong>ch</strong> Bern<br />
beibehalten. «Ein Haus gut zu unterhalten, zu vers<strong>ch</strong>önern<br />
und ökologis<strong>ch</strong> fit zu trimmen <strong>ist</strong> <strong>ein</strong>e tolle<br />
Herausforderung.»<br />
Von der Kü<strong>ch</strong>e des Paars s<strong>ch</strong>weift der Blick zum<br />
prä<strong>ch</strong>tig erneuerten Dürrenmatt-Haus im angrenzenden<br />
Grundstück hinüber. Der Obstberg entstand<br />
Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Typis<strong>ch</strong><br />
sind etwa die Mansardendä<strong>ch</strong>er. «Der Obstberg<br />
gilt als s<strong>ch</strong>ickes Wohnquartier, das wirkt si<strong>ch</strong><br />
auf die Mietpreisentwicklung aus; mehr und mehr<br />
vers<strong>ch</strong>winden Kl<strong>ein</strong>ges<strong>ch</strong>äfte.»<br />
Investitionen senken Heizkosten<br />
Die Liegens<strong>ch</strong>aft kostete 1,55 Mio. Franken. «Der<br />
Ums<strong>ch</strong>wung war kl<strong>ein</strong>, die Wohnungen befanden<br />
si<strong>ch</strong> in <strong>ein</strong>em s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ten Zustand, ni<strong>ch</strong>t aber die<br />
Liegens<strong>ch</strong>aft an si<strong>ch</strong>», erzählt Daniel Gassmann. Die<br />
Erstinvestition (2004) von 120 000 Franken galt der<br />
Modernisierung der vier Kü<strong>ch</strong>en und der Böden sowie<br />
der sanften Innenrenovation. Diese Instandstellung<br />
s<strong>ch</strong>lug Gassmann zu den Anlagekosten hinzu.<br />
Ni<strong>ch</strong>t aber die 85 000 Franken, wel<strong>ch</strong>e für die Isolation<br />
von Da<strong>ch</strong> und Kellerdecke (2005/06) sowie den<br />
Ersatz der Fenster (2008) aufgewendet wurden. Diese<br />
Sanierungen wurden ni<strong>ch</strong>t auf die Mieten umgelegt,<br />
weshalb r<strong>ein</strong> re<strong>ch</strong>neris<strong>ch</strong> die Bruttorendite (Begriff<br />
siehe Seite 9) auf 4,6 Prozent sank. Die energetis<strong>ch</strong>en<br />
Massnahmen haben si<strong>ch</strong> ausbezahlt: Der Heizölverbrau<strong>ch</strong><br />
konnte um 2000 Liter pro Jahr gesenkt werden.<br />
Damit au<strong>ch</strong> mit den neuen, di<strong>ch</strong>teren Fenstern<br />
gelüftet und die Feu<strong>ch</strong>tigkeit abgeführt wird, hat Ver-<br />
mieter Gassmann allen Mietern <strong>ein</strong> pfiffiges Hygro-/<br />
Thermo-/Luftdruckgerät ges<strong>ch</strong>enkt.<br />
Erneuerung Fassade und Da<strong>ch</strong><br />
Weitere Renovationen stehen an, so die fast hundert<br />
Jahre alten Leitungen fürs Elektris<strong>ch</strong>e. Weitere Erneuerungss<strong>ch</strong>ritte<br />
sind für Fassade und Da<strong>ch</strong> geplant.<br />
Und irgendwann steht au<strong>ch</strong> <strong>ein</strong> Ersatz für den<br />
Heizölkessel an; in Diskussion sind <strong>ein</strong>e Erdwärmesonde<br />
oder <strong>ein</strong> Blockheizkraftwerk (Gas), was Gassmann<br />
gerne mit anderen Hausbesitzern in der Na<strong>ch</strong>bars<strong>ch</strong>aft<br />
realisieren mö<strong>ch</strong>te. Er will die Erneuerungen<br />
bewusst s<strong>ch</strong>rittweise vornehmen: «Hätten wir alles<br />
auf <strong>ein</strong>mal erneuert, wären die Mieten viel zu ho<strong>ch</strong><br />
geworden; und das bringt immer das Risiko von Mieterwe<strong>ch</strong>seln.»<br />
Bere<strong>ch</strong>nung der Mieten<br />
Die Mieten legte Gassmann bei 5 Prozent fest, um die<br />
anstehenden Erneuerungskosten decken zu können.<br />
Dabei galt die Faustregel, dass die Bruttorendite ni<strong>ch</strong>t<br />
höher als der Referenzzinssatz (3 Prozent) plus 2 Prozent<br />
betragen soll. Der Netto-Mietertrag (ohne Nebenkosten)<br />
der vier Vierzimmerwohnungen beläuft si<strong>ch</strong><br />
auf 82 000 Franken; die Mieten variieren zwis<strong>ch</strong>en<br />
1595 und 1910 Franken. Die Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittsmiete <strong>ein</strong>er<br />
Vierzimmerwohnung (100 m 2 ) in der Stadt Bern lag im<br />
November 2008 bei 1573 Franken. Daniel Gassmann,<br />
der die Bu<strong>ch</strong>haltung des Hauses selber besorgt, und<br />
s<strong>ein</strong>e Partnerin zahlen übrigens ebenfalls Miete.<br />
<strong>Was</strong>, wenn der Bankzins steigt?<br />
Au<strong>ch</strong> mieterfreundli<strong>ch</strong>e Vermieter müssen die Erhöhung<br />
von Hypozinsen beim <strong>Mietzins</strong> berücksi<strong>ch</strong>tigen:<br />
Ein Anstieg der Bankzinsen von 3 auf 5 Prozent<br />
würde die Miete um rund 24 Prozent erhöhen, re<strong>ch</strong>net<br />
Gassmann vor. Denn jedes Viertelprozent mehr<br />
beim Bankzins wird mit 3 Prozent Mieterhöhung umgelegt.<br />
Ein so massiver Zinssprung wäre si<strong>ch</strong>er ni<strong>ch</strong>t<br />
sozial, sondern müsste mit Beda<strong>ch</strong>t und gestaffelt<br />
vorgenommen werden.__<br />
Text_Stefan Hartmann