Über die „KinderschauSPIELschule“ in Lübeck - Lübeckische Blätter
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Literatur / Theater<br />
und Sche<strong>in</strong>werfern bewegt, e<strong>in</strong>e Welt für<br />
sich.<br />
Der erste große Raum zeigt vor allem<br />
Wandbilder und Objekte <strong>in</strong> unterschiedlichen<br />
Techniken wie <strong>die</strong> Holzdruckcolla-<br />
Bildungsreisen, Klaus Amman<br />
gen von Angela Siegmund, im Kontrast<br />
dazu <strong>die</strong> mit Ölstiften gesetzten sensiblen<br />
Spuren griechischer Landschaften auf<br />
Passepartoutkarton von Dieter Olhaver.<br />
Der Gang zum nächsten größeren Ausstellungsraum<br />
macht mit neuen Techniken<br />
vertraut wie Digitaldruck, Laserdruck (C.<br />
Schürmeyer, Gaek u. A.). Besonders<br />
e<strong>in</strong>druckvoll vermittelt das<br />
Objekt aus Wachs, Papiermaché,<br />
Stoff, B<strong>in</strong>dfaden, Eisengestell<br />
„De<strong>in</strong> aschenes Haar, Sulamith“<br />
zur Todesfuge von Paul Celan e<strong>in</strong>e<br />
ernste Grundstimmung. In ihr verfolgen<br />
den Besucher auch <strong>die</strong> Blicke<br />
der Köpfe von Uwe Boschen.<br />
Was hier Ölkreide auf großem Format<br />
vermag, das ist ke<strong>in</strong>e Zeichnung,<br />
das ist Malerei.<br />
Auch <strong>die</strong> anschließenden<br />
kle<strong>in</strong>en Kab<strong>in</strong>ette zeigen Sehenswertes,<br />
z. B. <strong>die</strong> Raku-Objekte<br />
auf Fachwerkbalken von Renate<br />
Ursula Becker. Den Abschluss<br />
bilden <strong>die</strong> großen Wandzeichen<br />
„Notation“ von Mareile Schröder.<br />
Wer das Gesehene begleiten<br />
möchte mit Wort und Bild,<br />
dem sei das hervorragende Katalogbuch<br />
„Sechzig Jahres Geme<strong>in</strong>schaft <strong>Lübeck</strong>er<br />
Maler und Bildhauer“ mit dem engagierten<br />
Text von Mart<strong>in</strong> Thoemmes empfohlen<br />
(Euro 5,–). Die Ausstellung vom 30.<br />
November bis 10, Februar ver<strong>die</strong>nte e<strong>in</strong>e<br />
Verlängerung.<br />
Raku Objekte, Renate Ursula Becker<br />
(Foto: Kulturstiftung Hansestadt <strong>Lübeck</strong>)<br />
LITERATUR · THEATER · MUSIK · AUSSTELLUNGEN · VERANSTALTUNGEN<br />
Literatur<br />
„TSCHETSCHENIENS<br />
vergessene KINDER“<br />
Die Journalist<strong>in</strong> und Schriftsteller<strong>in</strong><br />
Andrea Jeska stellte am Sonntag, dem<br />
27. Januar, im „Alten Zolln“ ihr neuestes<br />
Buch, „TSCHETSCHENIENS vergessene<br />
KINDER“, vor. Der „<strong>Lübeck</strong>er Autorenkreiss<br />
und se<strong>in</strong>e Freunde e. V.“ hatte<br />
zum 233. „Literarischen Frühschoppen“<br />
e<strong>in</strong>geladen.<br />
Tschetschenien, e<strong>in</strong> Land am Rande<br />
Europas. Zwei Kriege haben das Land<br />
verheert, <strong>die</strong> Bevölkerung an den Rand<br />
dessen gebracht, was Menschen ertragen<br />
können. Die Republik bef<strong>in</strong>det sich jetzt<br />
im Wiederaufbau, <strong>die</strong> Hoffnungen, endlich<br />
das Leid und den Tod h<strong>in</strong>ter sich zu lassen,<br />
s<strong>in</strong>d groß. Schwer aber s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Verwundungen,<br />
und was wie Frieden aussieht,<br />
muss sich noch bewähren. In den Straßen<br />
von Grozny, jenseits der prachtvollen neuen<br />
Häuser, <strong>in</strong> den stillen Dörfern und den<br />
armseligen Flüchtl<strong>in</strong>gslagern, herrschen<br />
weiterh<strong>in</strong> Kälte und Hunger. E<strong>in</strong>e ganze<br />
K<strong>in</strong>dergeneration erlebte nie etwas ande-<br />
res als den Krieg, trug äußere und <strong>in</strong>nere<br />
Verletzungen davon. Traumatisiert und ihrer<br />
K<strong>in</strong>dheit beraubt, tastet sich <strong>die</strong> „vergessene<br />
Generation“ langsam zurück <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>en normalen Alltag. Und beweist dabei<br />
e<strong>in</strong>en ungeheuren Willen, nachzuholen,<br />
was ihr so lange verwehrt blieb: Bildung,<br />
Freude, Kreativität und Leichtigkeit.<br />
Die Journalist<strong>in</strong> und Schriftsteller<strong>in</strong><br />
Andrea Jeska bereist den Kaukasus seit<br />
Langem. Aus vielen Momentaufnahmen<br />
und mit fun<strong>die</strong>rtem Wissen hat sie e<strong>in</strong> Panorama<br />
<strong>die</strong>ser kle<strong>in</strong>en Republik und se<strong>in</strong>er<br />
Menschen geschaffen. Andrea Jeska<br />
beleuchtet <strong>die</strong> politischen H<strong>in</strong>tergründe<br />
und hat durch akribische Recherchen und<br />
viele Gespräche e<strong>in</strong> erschütterndes Gesamtbild<br />
geschaffen: Protokolle persönlicher<br />
Berichte werden e<strong>in</strong>geordnet <strong>in</strong> den<br />
Kontext des tschetschenischen Konflikts.<br />
Die Autor<strong>in</strong> erweist so den Opfern und ihren<br />
Familien ihre Loyalität.<br />
Musa Sadulajews textbegleitende Fotografien<br />
zeigen beides: Zerstörung und<br />
Aufbau, Verzweiflung und Hoffnung,<br />
Resignation und Neuanfang. Seit vielen<br />
Jahren begleitet er im Auftrag <strong>in</strong>ternationaler<br />
Agenturen den Alltag der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>em Heimatland. Thomas Roth, Stu<strong>die</strong>nleiter<br />
ARD Moskau, sagt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Vorwort:<br />
„Musa Sadulajew dokumentiert se<strong>in</strong><br />
Volk und se<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der. Er ist e<strong>in</strong> Künstler<br />
mit sorgfältigem Blick. Und mit e<strong>in</strong>er Botschaft,<br />
<strong>die</strong> <strong>die</strong>ses Buch sehr e<strong>in</strong>drücklich<br />
liefert: Dem Elend e<strong>in</strong> Ende. Den K<strong>in</strong>dern<br />
Tschetscheniens e<strong>in</strong>e Zukunft. E<strong>in</strong>es wird<br />
aber wohl noch länger zu sehen se<strong>in</strong>: <strong>in</strong><br />
den Augen <strong>die</strong> Trauer.“ Lutz Gall<strong>in</strong>at<br />
Theater<br />
Wie Falstaff von den<br />
„Lustigen Weibern von<br />
W<strong>in</strong>dsor“ kuriert wurde oder:<br />
wie man deutsche Romantik<br />
sprachlich verfremdete<br />
Das ist schon e<strong>in</strong> ganz großes Stück<br />
Arbeit für e<strong>in</strong>e Musikhochschule, Otto<br />
Nicolais „Lustige Weiber von W<strong>in</strong>dsor“<br />
auf <strong>die</strong> Bühne zu br<strong>in</strong>gen! Intensiv ist dem<br />
Vernehmen nach daran gearbeitet worden<br />
– und das Ergebnis e<strong>in</strong> vortrefflicher Abschluss<br />
des W<strong>in</strong>tersemesters, bei der Premiere<br />
am 24. Januar im Großen Saal der<br />
60 <strong>Lübeck</strong>ische <strong>Blätter</strong> 2008/3