Kehrseite - Ottfried

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Wahl zur Bedeutungslosigkeit
Alena Moos und Johannes Viehbeck sind Miss und Mister Bayern 2010.
Gratulation! Wer sie sind? Keine Ahnung. Was sie machen? Wer weiß.
Warum sie Miss und Mister Bayern werden wollten? Na, weil sie
schön sind …
Was könnte einen dazu bewegen, Miss
oder Mister Bayern werden zu wollen? Die
Gewissheit, sich optisch von all den anderen
minder attraktiven Langweilern positiv
abzuheben? Der Ruhm, der einem als
allseits bewunderter und umschwärmter
Vorzeigebayer zu Teil wird? Oder vielleicht
der Wunsch, Teil des tollen Show-Zirkus zu
sein, den Miss- und Mister-Wahlen so mit
sich bringen?
Im Abendkleid im Kreis laufen
Ungefähr 300 Zuschauer waren am 16. Januar
im Atrium bei der Kür der neuen
Miss Bayern und des neuen Mister Bayern
dabei, darunter stolze Mütter, Fans, die die
Veranstaltung scheinbar mit einem Fußballspiel
verwechselt hatten, und gelangweilte
Shopper.
Von nun an repräsentieren Alena Moos (20)
aus Memmingen und Mister Oberfranken,
Johannes Viehbeck, (21) den weiß-blauen
Vorzeigestaat ein Jahr lang, zu allererst
bei der Wahl zu Miss und Mister Germany
am 13. Februar. Ob sie da eine Chance haben?
Wo die Sonne heller scheint, der Himmel
blauer leuchtet und die Wirtschaftslage
besser ist als im Rest der Republik,
müssen auch die Menschen schöner sein.
Warum die 38 Frauen und elf Männer an
der Wahl teilnahmen, blieb weitgehend
verborgen. Die Moderatorin zog es vor,
die Liste der Preise herunterzubeten und
belanglose Nichtigkeiten zu erfragen: „Sie
kommen aus Augsburg? Da haben sie einen
langen Anfahrtsweg gehabt. Wie lang
waren sie denn unterwegs?“
Nochmal im Kreis laufen
Die wichtigste Aufgabe des Tages kam den
15 Juroren zu. Sie entschieden über das
Schicksal von 49 Menschen: Ein Jahr lang
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Wer entdeckt den Fehler im Bild? Fotos: Sebastian Burkholdt
Glamour und Aufmerksamkeit? Oder zurück
in die Tristesse des Alltags? Elton
Brown und Eric Taylor von den Brose Baskets
genossen ihre Funktion in der Jury
sichtlich. Gute Mädels? „Nice Girls!“
Hin und wieder beschlich einen das Gefühl,
dass einige Kandidaten nicht zur Miss- und
Mister-Wahl, sondern auf die Schulbank
gehören. Kann man Bayern repräsentieren,
wenn man wie Tobias gerade 17 oder wie
Ramona 16 Jahre alt ist? Die unglaublich
interessanten Persönlichkeiten machten
der hochkarätig besetzten Jury die Wahl
schwer. Wie soll man entscheiden, wenn
die eine Hälfte der Bewerberinnen Friseurin,
die andere Hälfte Einzelhandelskauffrau
ist und fast Jede Tanzen und Sprachen
liebt? Alena dagegen war geschickt und
nutzte ihre einzige Chance. Bei der Aufstellung
der 20 Finalistinnen „erlag“ sie einem
Schwächeanfall. Ein Raunen ging durch
die Menge, Entsetzen in den Gesichtern, sie
musste von der Bühne getragen werden.
So bleibt man im Gedächtnis. Sieg auf der
ganzen Linie! Miss Bayern geworden und
das Mitleid des Publikums dazu verdient.
Im Kreis laufen, diesmal in Bademode
Was bleibt nach über sechs langen Stunden?
Zwei neue allerschönste Menschen,
von denen in einem Jahr keiner mehr etwas
wissen will. Und die Frage: Ist es notwendig,
Miss oder Mister Germany zu
werden, wenn man doch schon Miss oder
Mister Bayern ist? Nächstes Jahr gibt es
wieder zwei neue allerschönste Menschen.
Also, geht lieber studieren!
SEBASTIAN BURKHOLDT
Ein Interview mit Miss Oberfranken,
Anastasia Perebeinos, aus Bamberg lest
ihr auf OTTFRIED.de