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Ausgabe 30 - Ottfried.

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6. Februar 2002 – Jahrgang 8<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>30</strong> – kostenlos<br />

Über Gebühr gebeutelt?<br />

Bezahlen fürs Studieren scheint unausweichlich – die Frage ist nur, nach welchem Modell<br />

Campus<br />

CDs brennen<br />

für’s Studium<br />

Campus<br />

Klimaschutz<br />

für Anfänger<br />

5<br />

6<br />

Von Marietta Eder<br />

Die Einen sehen in den Studiengebühren<br />

die Rettung des deutschen Hochschulsystems,<br />

für die Anderen sind sie<br />

unsozial und das Ende des freien Studiums.<br />

Das Centrum für Hochschulentwicklung<br />

und die Hochschulrektoren-<br />

Konferenz haben sich für Studiengebühren<br />

ausgesprochen. Im Koalitionsvertrag<br />

der rot-grünen Bundesregierung<br />

hingegen ist ein Verbot der Studiengebühren<br />

verankert. Es soll noch im Laufe<br />

dieser Legislaturperiode in das<br />

Hochschulrahmengesetz eingebracht<br />

werden. Allerdings darf zu Recht gezweifelt<br />

werden, ob dies noch in die Tat<br />

umgesetzt wird.<br />

Die einzelnen Landesregierungen beschäftigen<br />

sich dagegen schon wesentlich<br />

intensiver mit dem Thema Studiengebühren.<br />

In einigen Bundesländern<br />

gibt es die Gebühren bereits, in den<br />

meisten sind sie in Planung. OTT-<br />

FRIED hat sich für Euch die einzelnen<br />

Modelle genauer angesehen.<br />

Langzeitstudierende<br />

sollen zahlen<br />

Einigkeit besteht in den meisten Ländern<br />

darüber, dass Langzeitstudierende<br />

Studiengebühren zahlen sollten. Das<br />

erste Modell wurde in Baden-Württemberg<br />

bereits umgesetzt. Hat man die Regelstudienzeit<br />

um vier Semester überschritten,<br />

muss man pro Semester 511<br />

Euro zahlen. Außerdem soll eine Rückmeldegebühr<br />

von 51 Euro erhoben werden.<br />

Diese wird jedoch gerade vom Verfassungsgericht<br />

überprüft und deshalb<br />

ausgesetzt. Wissenschaftsminister<br />

Frankenberg will in den nächsten<br />

Jahren Studiengebühren von etwa 563<br />

Euro einführen. Daneben soll es in<br />

Baden-Württemberg eine so genannte<br />

Landesausbildungsförderung in Höhe<br />

von 153 Euro geben. Da der Bund<br />

jedoch für die Ausbildungsförderung<br />

zuständig ist, bestehen<br />

wenig Chancen,<br />

dass es eingeführt wird.<br />

Für eine Förderung<br />

spricht, dass die einzelnen<br />

Bundesländer<br />

um die Gunst der<br />

Studierenden konkurrieren<br />

– vor allem<br />

bei Studiengängen,<br />

die über<br />

die ZVS vergeben<br />

werden.<br />

Das zweite Modell<br />

kommt aus Rheinland-Pfalz.<br />

Bis<br />

2004 sollen dort<br />

Studienkonten eingeführt<br />

werden. Jeder<br />

Studierende erhält<br />

bei seiner Einschreibung<br />

eine<br />

Anzahl von Semesterwochenstunden<br />

zugeschrieben.<br />

Grundlage<br />

ist die<br />

P r ü -<br />

fungsordnung<br />

des Hauptfaches.<br />

Der vorgegebenen<br />

Stundenzahl werden<br />

dann 20 Prozent aufgeschlagen.<br />

So hat man beispielsweise für ein<br />

BWL-Studium 174 Stunden auf seinem<br />

Konto (die Prüfungsordnung sieht 145<br />

Stunden vor). Dieses Konto ist für das<br />

Erststudium, bei Bachelor-Studiengängen<br />

auch für den Master, gedacht.<br />

Die Zeit für die Abschlussarbeit soll<br />

jedoch nicht in Semesterwochenstunden<br />

gerechnet werden. Hat man nach<br />

seinem Abschluss noch ein Guthaben,<br />

so kann dieses bis zum 55. Lebensjahr<br />

genutzt werden. Ist das Konto allerdings<br />

vor dem Abschluss leer, werden<br />

Gebühren von etwa 511 Euro pro Semester<br />

fällig. So sollen Anreize für die<br />

Studierenden geschaffen und gleichzeitig<br />

lebenslanges Lernen an den<br />

Hochschulen ermöglicht werden.<br />

Völlig unklar bleibt jedoch, wie mit<br />

Studierenden verfahren werden soll, die<br />

das Studienfach oder das Bundesland<br />

wechseln.<br />

In Hessen gibt es noch kein richtiges<br />

Modell. Im Jahr 2000 wurde das Verbot<br />

von Studiengebühren aus dem Hochschulgesetz<br />

gestrichen. In der Verfassung<br />

wird das unentgeltliche Lernen<br />

allerdings garantiert. Deshalb denkt<br />

man zum Einen über die Einführung<br />

von Bildungsgutscheinen<br />

oder Studienkonten nach. Zum<br />

Anderen sollen die Studenten<br />

Sonderleistungen wie etwa<br />

Sprachkurse künftig bezahlen.<br />

Auch über die Erhebung<br />

von Prüfungsgebühren wird<br />

nachgedacht.<br />

In Sachsen-Anhalt gibt es<br />

zur Zeit keine Pläne für<br />

Studiengebühren. Da<br />

der Bildungshaushalt<br />

jedoch stark<br />

reduziert wurde,<br />

überlegen<br />

manche<br />

Unis, eigene<br />

Gebühren<br />

zu erheben.<br />

Dann<br />

könnten<br />

beispielsweise<br />

naturwissenschaftliche<br />

Praktika 200 bis<br />

<strong>30</strong>0 Euro kosten.<br />

In Niedersachsen, Thüringen und im<br />

Saarland sollen ebenfalls Studiengebühren<br />

für Langzeitstudierende eingeführt<br />

werden. Ab dem Sommersemester<br />

2003 müssen diese etwa 500 Euro pro<br />

Semester zahlen. Bis jetzt gibt es noch<br />

keine gesetzliche Regelung. Ungeklärt<br />

ist, ob man dem Modell aus Rheinland-<br />

Pfalz oder Baden-Württemberg folgt.<br />

Fortsetzung auf Seite 2<br />

Montage: ottfried<br />

Kino unterm Kronleuchter. Das<br />

Odeon-Kunstfilmtheater hat<br />

seine Tore geöffnet. Mehr über<br />

die Entwicklung Bambergs zur<br />

großen fränkischen Filmmetropole<br />

könnt ihr auf Seite 10<br />

lesen.<br />

Sport<br />

Der Neue unterm<br />

Domkörbchen<br />

Kultur<br />

7<br />

11<br />

Slash-Lyrik über<br />

Supermarktsex<br />

Kehrseite<br />

Rennen<br />

beim Dinner<br />

12<br />

Mehr Rechte und mehr Geld<br />

Berliner Tarifvertrag garantiert bessere Arbeitsbedingungen für HiWis – aber nicht in Bamberg<br />

(em) Trotz Fieber zur Arbeit, Überstunden<br />

ohne Murren, und was gibt es<br />

Schöneres, als seine Wochenenden im<br />

Büro zu verbringen? So kann die Realität<br />

für einen HiWi aussehen. Dabei hat<br />

man doch bei Vertragsabschluss mit einer<br />

Behörde nur versichert, dass man<br />

weder einer rechts- noch linksradikalen<br />

Partei angehört, nichts mit der Staatssicherheit<br />

oder irgendeiner Sekte zu tun<br />

hat und auch ansonsten ein wirklich<br />

braver Staatsbürger ist.<br />

Trotz Krankheit<br />

weiter Kohle<br />

Der Grund für die teilweise schlechten<br />

Arbeitsbedingungen von HiWis liegt sicherlich<br />

auch an der Abhängigkeit von<br />

den Professoren. Bei denen hat schließlich<br />

jeder mal mündliche Prüfungen,<br />

die er auch bestehen möchte.<br />

Um diese Lücke im Tarifrecht zu<br />

schließen, wurde in Berlin ein Tarifvertrag<br />

für HiWis abgeschlossen, der den<br />

studentischen Hilfskräften die Lohnfortzahlung<br />

im Krankheitsfall, Urlaubsgeld<br />

und festgelegte Arbeitszeiten ga-<br />

Allerdings gibt es keine einheitliche<br />

Regelung für die Laufzeit der Verträge,<br />

wegen Monats- oder Semesterverträgen.<br />

Offiziell arbeiten HiWis in<br />

Bamberg nicht in der vorlesungsfreien<br />

Zeit. Es gibt allerdings lehrstuhlinterne<br />

Regelungen, falls die HiWis ihre<br />

Stunden während des Semesters nicht<br />

abgearbeitet haben. Übernehmen Hilfskräfte<br />

in Berlin auch Unterrichtsaufgaben,<br />

muss die Dauer und Zahl der<br />

Stunden dem Fach angemessen sein.<br />

Außerdem muss die Arbeit gleichmäßig<br />

verteilt werden.<br />

Besonders erfreulich ist die Zahlung<br />

von Weihnachtsgeld. Dieses bekommt<br />

man allerdings nur, wenn man seit Seprantiert.<br />

Der größte Unterschied zwischen<br />

den Berlinern und ihren bayerischen<br />

Kollegen dürfte jedoch in der Bezahlung<br />

liegen.<br />

Berlin unterscheidet zwei Gruppen: Für<br />

die erste Gruppe gibt es nach der bestandenen<br />

Zwischenprüfung 10,98 Euro.<br />

Gruppe zwei umfasst den Rest der<br />

Hilfskräfte, die 10,22 Euro brutto pro<br />

Stunde erhalten. Davon gehen noch die<br />

Beiträge für die Rentenversicherung,<br />

die etwa einen Euro pro Stunde betragen,<br />

ab. Auch die Bamberger HiWis<br />

dürfen diesen Rentenbeitrag zahlen. Im<br />

Vergleich zu den Berlinern können sie<br />

sich davon befreien lassen. Sie bekommen<br />

jedoch nur 6,20 Euro pro Stunde,<br />

ob mit oder ohne bestandene Zwischenprüfung.<br />

In Bayern gibt es keine<br />

einheitliche Regelung, wie Hilfskräfte<br />

bezahlt werden. So bekommen die<br />

Münchner Kollegen ebenfalls mehr als<br />

die Bamberger. Die Begründung: höhere<br />

Lebenshaltungskosten.<br />

Ein Arbeitsvertrag in Berlin läuft normalerweise<br />

über vier Semester. Dazu<br />

gehören aber auch drei Monate Probezeit,<br />

in der ohne weitere Angabe von<br />

Gründen gekündigt werden darf. In die-<br />

sen Vertrag wird die Arbeitszeit eingetragen,<br />

die an den Unis 40 Stunden pro<br />

Monat nicht überschreiten darf. Für das<br />

Arbeiten an Sonn- und Feiertagen und<br />

nachts gibt es Sonderzulagen. In Bamberg<br />

dürfen ebenfalls nur 40 Stunden<br />

pro Monat gearbeitet werden.<br />

Klagen einfach an<br />

den Personalrat<br />

tember und mindestens bis April beschäftigt<br />

ist. Wer zwölf Monate Arbeitszeit<br />

auf dem Buckel hat, bekommt<br />

rund einen Monatslohn ausbezahlt. Der<br />

Tarifvertrag regelt außerdem auch die<br />

Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und<br />

den Mutterschutz. Ein weiteres Plus ist<br />

die Möglichkeit, sich zu Prüfungszeiten<br />

freistellen zu lassen. Doch auch die<br />

Bamberger HiWis arbeiten nicht unbeschränkt.<br />

Wenn man 24 Monate für die<br />

Uni gearbeitet hat, muss ein Antrag auf<br />

weitere Arbeitserlaubnis gestellt werden.<br />

Der Arbeitgeber muss demnach<br />

begründen, warum er genau diesen<br />

Studierenden weiter beschäftigen<br />

möchte. Diese Anträge werden jedoch<br />

meist akzeptiert.<br />

Dennoch sind die Berliner Studierenden<br />

nicht auf Rosen gebettet. Es gibt<br />

unter den Professoren heftige Gegner<br />

dieses Tarifvertrages. Sie fordern vor<br />

allem eine Flexibilisierung der Arbeitsund<br />

Laufzeit der HiWi-Verträge. Im<br />

Gegensatz zu Bamberg gibt es in Berlin<br />

einen Personalrat. Dessen wichtigste<br />

Aufgabe ist es, die Einhaltung des<br />

Tarifvertrags zu überwachen. Er ist<br />

auch Anlaufstelle für Beschwerden.


PRESSESTELLE/ W E B C A M .<br />

Fortsetzung von Seite 1<br />

In Hamburg sind Studiengebühren bis<br />

zum Diplom, Magister oder Master<br />

noch verboten. Allerdings gab es auch<br />

schon von der grünen Ex-Bildungssenatorin<br />

Krista Sager die Überlegung,<br />

das Rheinland-Pfälzische Modell zu<br />

übernehmen.<br />

Für das Zweitstudium muss man in<br />

Bayern (511 Euro) und Sachsen (<strong>30</strong>7<br />

Euro) zahlen. Das einzige Land, in dem<br />

Studieren nichts kostet, ist Mecklenburg-Vorpommern.<br />

Hier ist die Haushaltslage<br />

jedoch sehr angespannt.<br />

Fazit: In den Bundesländern geht der<br />

Trend eindeutig in Richtung Studiengebühren.<br />

Vor allem diejenigen, die länger<br />

für ihr Studium brauchen, müssen wohl<br />

ab nächstem Jahr zahlen. Auch das<br />

Zweitstudium wird vermutlich künftig<br />

mit Kosten verbunden sein. Schwierigkeiten<br />

gibt es zur Zeit vor allem bei der<br />

rechtlichen Umsetzung der Gebühren.<br />

Einerseits sind diese teilweise durch<br />

Gesetze verboten, andererseits gilt der<br />

Gleichheitsgrundsatz für alle Bundesländer.<br />

Bei Fächern, deren Studienplätze<br />

über die ZVS verteilt werden, ergeben<br />

sich ebenfalls Schwierigkeiten.<br />

Wer mehr über den studentischen Widerstand<br />

wissen möchte, sollte bei<br />

www.gute-bildung.de vorbeischauen.<br />

Soziologen<br />

Sieht alles gar nicht so düster aus für<br />

die Soziologen. Sagt zumindest eine<br />

Umfrage der Uni Erlangen-Nürnberg<br />

unter 2<strong>30</strong> Magister-Absolventen, die<br />

zwischen 1988 und 2000 ihr Soziologie-Examen<br />

gemacht haben. Das Ergebnis:<br />

Nur 3,4 Prozent sind arbeitslos<br />

– bei einer vergleichbaren Studie aus<br />

dem Jahr 1990 waren es noch zehn Prozent.<br />

Ein Drittel der Abgänger hat sich<br />

direkt nach dem Studium ins Arbeitsleben<br />

gestürzt, der Rest der Kollegen war<br />

im Schnitt vier Monate lang auf Stellensuche.<br />

Die jungen Soziologen verdienen<br />

im Schnitt 45 000 Euro im Jahr.<br />

Rund 15 Prozent haben sich selbständig<br />

gemacht, elf Prozent ein Aufbaustudium<br />

draufgesetzt oder umgeschult.<br />

Assis bald arbeitslos?<br />

Die Einführung der Juniorprofessur hat einen bitteren Beigeschmack<br />

Von Marietta Eder<br />

Plötzlich, aber dafür heftig kam der<br />

Aufschrei der Assistenten. Mit der Änderung<br />

des Hochschulrahmengesetzes<br />

sehen sich viele in die Arbeitslosigkeit<br />

gedrängt. Der bislang sichere Anwärterposten<br />

auf einen Professoren- oder<br />

gar Lehrstuhlsessel scheint in Gefahr.<br />

Mit dem jüngst im Bundestag verabschiedeten<br />

Gesetz wurde die Juniorprofessur<br />

eingeführt. Damit soll es dem<br />

wissenschaftlichen Nachwuchs ermöglicht<br />

werden, ohne Habilitation eine unbefristete<br />

Stelle zu bekommen, und damit<br />

das Alter für den ersten Ruf deutlich<br />

zu senken.<br />

Nach Abschluss des Studiums gibt es<br />

eine zeitliche Beschränkung von zwölf<br />

Jahren, sechs Jahre bis zur Promotion<br />

und sechs danach. In diese Zeit wird<br />

jegliche Beschäftigung eingerechnet,<br />

egal ob wissenschaftliche Hilfskraft<br />

oder Stipendium. Danach dürfen die<br />

jungen Wissenschaftler keine unbefristete<br />

Stelle mehr annehmen. Betroffen<br />

von der Reform ist der Mittelbau zwischen<br />

den Professoren auf Lebenszeit<br />

und den Studenten.<br />

Der bislang gängige akademische Lebenslauf<br />

sah nach Abschluss des Studiums<br />

die Promotion, danach die Habilitation<br />

und am Ende stand der Ruf zum<br />

Professor. In der Zeit zwischen Promotion<br />

und lebenslanger Professur waren<br />

viele Wissenschaftler fast immer mit<br />

zeitlich befristeten Projekten beschäftigt.<br />

Hinzu kommt, dass nicht jeder<br />

Jungwissenschaftler habilitieren wollte<br />

oder gar einen Ruf zum Professor<br />

erhielt. Die Anstellung für befristete<br />

Aufgaben hatte für die Universitäten<br />

häufig den Vorteil, Drittmittel von<br />

anderer Stelle holen zu können. Durch<br />

einen Wechsel der Uni konnten sie ihr<br />

Zeitkonto auf Null setzen.<br />

Dieser Weg ist fortan verbaut. Für die<br />

jungen Wissenschaftler gibt es nun<br />

zwei Alternativen, die akamdemische<br />

Junge Wissenschaftler sollten nach zwölf Jahren wohl eine feste Stelle haben<br />

Karriere voranzutreiben. Zum einen<br />

können sie wie bislang üblich promovieren<br />

und habilitieren, um sich danach<br />

für eine offene Stelle an einer Universität<br />

zu bewerben. Falls sie es nicht<br />

schaffen, in zwölf Jahren den höchsten<br />

akademischen Grad zu erwerben, bleibt<br />

nur der Gang an eine ausländische Uni<br />

oder in ein Wirtschaftsunternehmen.<br />

Als Junior in<br />

Forschung und Lehre<br />

Denkzettel<br />

(em/mas) Wer die unzähligen grellen<br />

Plakate in den Uni-Gebäuden<br />

noch nicht bemerkt hat, sei an dieser<br />

Stelle nochmals erinnert: Seit 28.<br />

Januar läuft die Rückmeldefrist für<br />

das Sommersemester 2002. Bis einschließlich<br />

Freitag, 15. Februar,<br />

haben die Studierenden Zeit, den<br />

Studentenwerksbeitrag von jetzt 28<br />

Euro an die Universität zu entrichten.<br />

Wer den von der Uni vorgedruckten<br />

Überweisungsträger verlegt haben<br />

sollte, hat zwei Möglichkeiten:<br />

Entweder in der Studentenkanzlei<br />

vorbeischauen und sich gleich ein<br />

neues Datenkontrollblatt ausstellen<br />

lassen oder einfach den Betrag auf<br />

das Konto 10 207 bei der Sparkasse<br />

Bamberg (BLZ 770 50 000) überweisen.<br />

Als Verwendungszweck<br />

muss dabei unbedingt die eigene<br />

Matrikelnummer angegeben werden.<br />

Ansonsten könnte es sein, dass<br />

der überwiesene Betrag nicht ordnungsgemäß<br />

zugeordnet werden<br />

kann.<br />

Eine andere Möglichkeit wurde jetzt<br />

mit der Einführung der Juniorprofessur<br />

geschaffen. Nach der Promotion können<br />

gleich alle Rechte und Pflichten der<br />

„normalen“ Professoren wahrgenommen<br />

werden, Lehre, Prüfungsgremienzugehörigkeit<br />

und natürlich die Arbeit<br />

in der Forschung. Auch dies Gruppe<br />

muss es innerhalb von zwölf Jahren<br />

auf den Posten des Professors bringen.<br />

Gelingt dies nicht, müssen sie den<br />

Gang ihrer Kollegen ohne „Juniorstatus“<br />

antreten und eine Kariere außerhalb<br />

der Uni versuchen.<br />

Eine Ausnahme stellen dabei unbefristete<br />

Stellen im Mittelbau an der Uni<br />

dar. Davor schrecken die meisten<br />

Hochschulen jedoch zurück, dier Angst<br />

vor einer Auseinandersetzung mit dem<br />

Arbeitsgericht sitzt ihnen im Nacken.<br />

Die Generation der 35-Jährigen sieht<br />

sich selbst deshalb als „lost generation“.<br />

Das Bundesministerium für<br />

Wissenschaft und Forschung wiegelt<br />

Vorwürfe dieser Art allerdings ab. Jeder<br />

könne einen Antrag für eine Ausnahmeregelung<br />

stellen, heißt es dort. Besonders<br />

gute Chancen auf eine Bewilligung<br />

haben diejenigen, die ihr Projekt erfolgreich<br />

beenden wollen.<br />

Hier geht’s zum Traumjob<br />

Hilfreiche Internetseiten zur Bewerbung – Von der Mappe zum Vorstellungsgespräch<br />

(ip) Der Traumjob oder ein weiteres<br />

Praktikum winken. Erstes Problem: Die<br />

Bewerbung – ein leidiges Thema. Was<br />

schreib ich jetzt, und wie? Und morgen<br />

soll sie fertig sein! Hilfe muss her, aber<br />

schnell.<br />

Die vielen dicken Schmöker, die zu diesem<br />

Thema geschrieben wurden, helfen<br />

jetzt auch nicht mehr. Dann lieber ins<br />

Internet schauen, denn da finden sich<br />

viele nützliche Tipps und Hilfestellungen,<br />

in der Regel anschaulich<br />

mit Beispielen dokumentiert. OTT-<br />

FRIED hat euch die nützlichsten<br />

Adressen zum Thema zusammengestellt.<br />

Die Seite www.bewerbungsmappen.de<br />

dient in erster Linie dem Vertrieb von<br />

stilvollen Bewerbungsmappen, die online<br />

bestellt werden können. Allerdings<br />

finden sich hier auch wirklich empfehlenswerte<br />

Anleitungen zur Erstellung<br />

von Anschreiben, Lebenslauf und Co.<br />

Auch Links zu Themen wie „Das Bewerbungsgespräch“,<br />

„Das Bewerbungsfoto“,<br />

„Kleidung bei der Bewerbung“<br />

und ähnlichem werden aufgeführt.<br />

Ebenfalls vielversprechend sind die<br />

Seiten der Jobvermittler www.monster.de<br />

und Stepstone. Letzterer hat<br />

seine Bewerbungshilfen unter www.bewerbung.de<br />

ins Netz gestellt. Monster.de<br />

bietet zusätzlich zur Bewerbungsmappen-Anleitung<br />

auch Karriereberatung,<br />

beispielsweise zum Vorstellungsgespräch.<br />

Alles zum Thema<br />

Online-Bewerbung<br />

Auf den ersten Blick enttäuschend<br />

wirkt www.jova-nova.de, doch ein<br />

Klick auf „Bewerbungshelfer“ liefert<br />

sehr hilfreiche Informationen und konkrete<br />

Fallbeispiele. Besonderes Augenmerk<br />

liegt auf E-Mail-Bewerbungen.<br />

Wer zu diesem Thema und zu Online-<br />

Bewerbungen allgemein Infos sucht, ist<br />

bei www.bewerbung.net richtig – einer<br />

Seite, die sich rund um die verschiedenen<br />

Möglichkeiten einer Bewerbung<br />

via Internet dreht. Außer Tipps zur<br />

Erstellung, Literaturhinweisen und<br />

Links zu Jobbörsen kann man die eigene<br />

Papierbewerbung in eine schicke,<br />

virtuelle Bewerbungsmappe verwandeln<br />

lassen.<br />

Oder plagt euch ein anderes Thema?<br />

Habt ihr euer hart verdientes Arbeitszeugnis<br />

in den Händen, wisst aber nicht<br />

genau, was diese Personalchef-Geheimsprache<br />

bedeutet?<br />

Wer sich über die Aussage seines<br />

Zeugnisses unsicher ist, kann unter<br />

www.berufsstrategie.de analysieren<br />

lassen, ob er nicht zwischen den Zeilen<br />

zum unzuverlässigen Versager abgestempelt<br />

wurde. Die Seite bietet außerdem<br />

kostenpflichtige Beratungs- und<br />

Seminarangebote.<br />

Noch ein kleiner Tipp: In der Regel hat<br />

auch das Unternehmen, bei dem ihr<br />

euch bewerben wollt, auf seiner Seite<br />

eine ausführliche Beschreibung der<br />

Kriterien, auf die es bei einer Bewerbung<br />

Wert legt. Also nicht vergessen,<br />

dort vorbeizusurfen.<br />

OTTFRIED, die Bamberger Studentenzeitung,<br />

erscheint zweimal im Semester,<br />

jeweils im Juni und im Juli<br />

bzw. im Dezember und im Februar.<br />

Herausgeber und Redaktion verstehen<br />

OTTFRIED als unabhängiges Organ,<br />

das keiner Gruppierung oder Weltanschauung<br />

verpflichtet ist. Für namentlich<br />

gekennzeichnete Artikel übernimmt<br />

der Autor die Verantwortung.<br />

Herausgeberin: Marietta Eder.<br />

V.i.S.d.P.: Matthias Häber, Thomas<br />

Müller.<br />

Anzeigen: Matthias Häber (verantwortlich),<br />

Isabel Plocher.<br />

Fotos (soweit nicht anders angegeben):<br />

Jörg Grund.<br />

Layout und Redaktion: Franziska<br />

Baumgärtner (fra), Christina Distler<br />

(cd), Marietta Eder (em), Jörg<br />

Grund (jg), Frank Gundermann (fg),<br />

I M P R E S S U M .<br />

Wahlkampf???<br />

(ip) „Sie ist Single und schaut gerne<br />

Ally McBeal.“ Das klingt wie die<br />

Charakteristik einer Schülerin in der<br />

Abi-Zeitung? Doch weit gefehlt! Sowas<br />

nennt sich heute Wahlkampf! Sätze wie<br />

dieser fanden sich zuhauf in dem gelben<br />

Heftchen, das Mitglieder der Fachschaft<br />

SpLit in den Tagen vor der Uni-<br />

Wahl im Dezember verteilten und mit<br />

dem sie versuchten, ihre Kandidaten<br />

vorzustellen. „XY ist in der Fachschaft<br />

allseits beliebt.“ Wie, der ist schon in<br />

der Fachschaft? Und nicht nur der.<br />

Alle! Ich kann sie also nur in ihrer<br />

Funktion bestätigen? Ist unsere Demokratie<br />

soweit herabgekommen?<br />

Nun funktioniert die Fachschaft SpLit<br />

folgendermaßen: Jeder, der an dieser<br />

Fakultät eingeschrieben ist, kann sich<br />

in der Fachschaft engagieren. Einmal<br />

im Jahr, nämlich bei den Uni-Wahlen,<br />

werden Kandidaten für die Wahl in die<br />

Fachschaft aufgestellt. Dieser Wahlvorschlag<br />

bestand dieses Jahr aber eben<br />

nur aus Leuten, die bereits Fachschaftsarbeit<br />

leisteten, es wurden also lediglich<br />

die Mitglieder bestätigt. Die Fachschaft<br />

besteht demzufolge sowohl aus<br />

offiziell gewählten Vertretern als auch<br />

aus nicht gewählten Mitgliedern, sozusagen<br />

freien Mitarbeitern. Dass es keinen<br />

Wettbewerb zwischen Kandidaten<br />

verschiedener Hochschulgruppen gibt,<br />

liegt daran, dass es niemanden zu geben<br />

scheint, der sowohl an der Fakultät<br />

SpLit eingschrieben sowie Mitglied bei<br />

einer Hochschulgruppe ist, und der für<br />

die Fachschaft kandidieren möchte.<br />

Das kann den SpLit-Fachschaftlern<br />

natürlich in keinstem Maße vorgeworfen<br />

werden. Doch dass sie in Ermangelung<br />

eines Wettbewerbs mit einem<br />

nichtssagenden Wahlkampfheft aufwarten,<br />

das im wahrsten Sinne des Wortes<br />

ein Witz ist, muss deshalb noch lange<br />

nicht sein. Kann ich zum Beispiel bei<br />

den Wahlen zur Fachschaft SoWi zumindest<br />

Kandidaten ausschließen, weil sie<br />

einer bestimmten Partei angehören,<br />

kann ich das hier höchstens, wenn ich<br />

Ally McBeal nicht mag.<br />

Vielleicht trug dieses Heft ja mit dazu<br />

bei, dass die Wahlbeteiligung mit 14,77<br />

Prozent wieder extrem niedrig war und<br />

nur von der Fakultät PPP unterboten<br />

wurde? Vielleicht fühlte sich die Studentenschaft<br />

auf den Arm genommen?<br />

Wie dem auch sei: Selbst wenn es die<br />

Fachschaft SpLit nicht nötig hat, einen<br />

wirklich aussagekräftigen Wahlkampf<br />

zu führen – ein Organ, das die demokratische<br />

Vertretung der Studenten darstellen<br />

soll, muss seinen Wählern deutlich<br />

mehr Orientierungshilfe geben.<br />

So hat OTTFRIED drei Anliegen: Studenten,<br />

geht trotzdem wählen! Hochschulgruppen,<br />

findet Kandidaten!<br />

Fachschaft, etwas mehr nötiger Ernst!<br />

Matthias Häber (mah), Frank Kossyk<br />

(kos), Andrea Lutz (alu), Steffen<br />

Meyer-Schwarzenberger (sms), Isabel<br />

Plocher (ip), Björn Schimmeyer (bse),<br />

Anja Süssner (ajs), Meike Vögele<br />

(mvö), Peter Schiffmann (ps).<br />

Mitarbeiter dieser <strong>Ausgabe</strong>:<br />

Katja Block, Dr. Evil, Michael<br />

Lünstroh, Alke Peters (alk), Stephan<br />

Schwieren, Thomas Silmann.<br />

Redaktionsanschrift: OTTFRIED,<br />

c/o Marietta Eder<br />

Peuntstr. 4,<br />

96050 Bamberg<br />

Tel.: 0951-<strong>30</strong>39937.<br />

e-mail: ottfried@ottfried.de<br />

OTTFRIED-Briefkästen:<br />

Vor der Mensa in der Austraße und an<br />

der Feki am Fachschaftsbrett SoWi.<br />

Druck: Meister-Druck,<br />

Postfach 1650, 96206 Lichtenfels.<br />

Auflage: 2000 Stück


REPORTAGE.<br />

Eine Redaktion voller Narren<br />

Die Arbeit bei der erfolgreichsten Daily-Talkshow Deutschlands, ihr „traumhafter“ Moderator, und ihre „Assel“-Gäste<br />

Von Michael Lünstroth<br />

Köln, 14. Januar 2002.<br />

„Boxenluder oder Schlampe! Ich brauche<br />

dringend noch so ein Sexluder für<br />

die dritte AZ (= Aufzeichnung) morgen“,<br />

tönt es durch die Redaktion.<br />

„Meine Nummer eins für morgen hat<br />

gerade abgesagt, wo krieg’ ich jetzt<br />

noch so einen blonden Eye-Catcher?“,<br />

schallt es hinterher. Schlampe, Schnitte,<br />

Schuss: Das sind die Kategorien, die<br />

hier zählen. Von Asseln, Proleten,<br />

Hirnis und Dumpfbacken ist die Rede.<br />

Redaktionsalltag. Oder besser: Talkshowalltag.<br />

Wir sind zu Gast bei der erfolgreichsten<br />

deutschen Daily Talkshow „Die Oliver<br />

Geissen Show“ (Mo. bis Fr. um 13 Uhr<br />

auf RTL). Entgegen allen Trends, der<br />

schwindenden Quoten bei Daily Talks,<br />

schwimmt die von Talk-Altmeister<br />

Hans Meiser produzierte Schwafel-<br />

Runde von einem Erfolg zum nächsten.<br />

Nachdem jetzt auch der ärgste<br />

Konkurrent Andreas Türck im Januar<br />

die Segel gestrichen hat, ist der smarte<br />

Oliver Geissen endgültig der König des<br />

nachmittäglichen Geschwätzes.<br />

Ein Star mit Montagmorgen-Gesicht<br />

Die erste Begegnung mit dem „göttlichen<br />

Geissen“ verläuft genauso unerwartet<br />

wie unspektakulär: In blau-weißen<br />

Badeschlappen, mit einer 3/4-Jeans<br />

und einem grellen orangefarbenen T-<br />

Shirt bekleidet steht er da und lässt all<br />

das vermissen, was man von einem TV-<br />

Star erwarten würde. Kein Glamour,<br />

keine Ausstrahlung, ein schlichtes<br />

Montagmorgen-Gesicht. Zudem schaut<br />

er so verorgelt aus der Wäsche, dass ich<br />

nicht weiß, was ich ihm zuerst anbieten<br />

soll: einen Kamillentee oder ein Bett.<br />

Die Redaktionsbüros liegen mitten im<br />

beschaulichen Hürth bei Köln, auf dem<br />

Gelände der niederländischen NOB-<br />

Studios. Zwischen alten Reihenhaussiedlungen,<br />

schicken Neubauten und<br />

einem Industriegebiet wird rund um die<br />

Uhr fürs Fernsehen produziert. Neben<br />

dem Geissen-Talk werden auch<br />

Günther Jauchs „Wer wird Millionär?“,<br />

sämtliche Kai Pflaume-Sendungen<br />

und die Sat.1-Comedy „Was<br />

guckst du?“ hier aufgezeichnet. Aus<br />

den Fenstern der Oliver Geissen-Redaktion<br />

hat man einen direkten Blick<br />

auf ein Stück deutsche TV-Geschichte:<br />

Zu Füßen des Produzentenhauses, das<br />

sich die Talkshowmacher von CreaTV<br />

mit dem niederländischen Fernseh-<br />

Konzern Endemol teilen, liegt der Big<br />

Brother Container.<br />

Die Redaktion als<br />

eine eigene Soap<br />

Die Geissen-Redaktion unterscheidet<br />

sich im Grunde nicht von anderen<br />

Großraumbüros. Hier und da mal<br />

ein Bild vom Moderator, an der<br />

Wand des Männerklos hängen<br />

die Playmates des Jahres und<br />

über die fünf Fernseher der<br />

Redaktion flimmert vornehmlich<br />

irgendein Musikkanal. Im<br />

Zweifel dudeln RTL oder Pro<br />

Sieben im Hintergrund. Nicht<br />

wirklich ungewöhnlich für<br />

eine relativ junge Redaktion.<br />

Was sie von anderen<br />

Redaktionen unterscheidet,<br />

sind die Menschen,<br />

die hier arbeiten. Möglichst<br />

jung, möglichst attraktiv<br />

und möglichst<br />

hip. Sie wirken irgendwie zusammengecastet.<br />

Die Redaktion als eigene<br />

Talkshow oder Seifenoper. Jeden Tag in<br />

der gleichen Besetzung mit den gleichen<br />

Rollen: der Macho (doppelt und<br />

dreifach besetzt), die Schlampe, der<br />

Prolet, die hübsche Ausländerin, die<br />

Quoten-Schwulen und der Verschrobene.<br />

Der Unterschied zu den Gästen,<br />

die sie verlachen, verachten, selten<br />

Rückenfreies Top und Brüste raus, die „Büroschlampen“ und „Quoten-Schwulen“ der Oliver Geissen Show<br />

ernst nehmen, ist minimal. Und dennoch<br />

wird hier so gute Arbeit geleistet,<br />

dass die Show das erfolgreichste deutsche<br />

Daily-Talk-Format wurde, wie<br />

Alexander Stille, Geschäftsführer von<br />

CreaTV, gebetsmühlenartig wiederholt.<br />

Für den Erfolg der Sendung ist zu<br />

einem großen Teil auch der Moderator<br />

verantwortlich. Der 32-jährige Geissen<br />

ist der Garant dafür, dass Teenies und<br />

Mütter um 13 Uhr RTL einschalten. Für<br />

die Jüngeren ist er der attraktive Sonnyboy,<br />

für ihre Mütter der perfekte<br />

Schwiegersohn. Nicht ohne Grund bastelt<br />

sein Heimatsender gerade daran,<br />

ihn neben Günther Jauch als zweiten<br />

„Mr. RTL“ zu positionieren. Mit seinem<br />

Charme und seiner<br />

Jugendlichkeit begeistert er seine Fans,<br />

die ihm huldvoll ergeben sind. So<br />

schwärmt Naomi im Internet-<br />

Gästebuch zur Oliver-Geissen-Show,<br />

dass „die Sendung sehr gut ist und er<br />

einfach ein toller Moderator ist“. Dort<br />

wimmelt es nur so von virtuellen „Hab-<br />

Dich-Liebs“ und Liebeserklärungen<br />

von Annikas, Mareikes und Manuelas.<br />

Nirgendwo scheint der Glaube an die<br />

Allmacht des TV so groß wie hier.<br />

Jacquelines Vater ist ganz verzweifelt<br />

wegen des Gesundheitszustandes der<br />

Pop-Diva Mariah Carey. Nun versucht<br />

Jacqueline über die Oliver Geissen<br />

Show die Adresse von Mariah Carey<br />

herauszubekommen, denn „mein Vater<br />

ist seit ca. 25 Jahren Krankenpfleger<br />

(ca. 23 Jahre Psychiatrie erfahren) und<br />

deshalb meint er, ihr evtl. helfen zu<br />

können, soweit es ihm möglich ist“.<br />

Neues aus Absurdistan. Als hätte man<br />

es nicht schon vorher geahnt: Regelmäßiger<br />

Talkshow-Konsum scheint zumindest<br />

den Realitätssinn zu trüben.<br />

Fünf-Minuten Ruhm<br />

für Stunden der Tortur<br />

Fotos: internet<br />

Viele träumen davon, einmal bei Olli<br />

auf der Couch zu sitzen. Sara, 20, aus<br />

Bergisch-Gladbach, hat es geschafft.<br />

Mit ihrem engen Oberteil, den halblangen<br />

braunen Haaren und leuchtend grünen<br />

Augen macht sie auf sexy und das<br />

kommt an. Vermutlich deshalb ist sie<br />

schon zum zweiten Mal Gast der Sendung,<br />

diesmal zum Thema „Hilfe –<br />

mein Kind wird immer dicker!“.<br />

„Der Olli ist total süß und außerdem<br />

macht es unglaublich viel<br />

Spaß, im Rampenlicht zu<br />

stehen“, strahlt die Studentin<br />

über beide<br />

Ohren. Dann verschwindet<br />

sie mit<br />

einem Lächeln auf<br />

die Bühne und stolziert<br />

ihrem Fünf-<br />

Minuten-Ruhm entgegen.<br />

Dass sie immer<br />

noch so fröhlich<br />

erscheint, ist fast<br />

schon bewundernswert<br />

bei der Tortur,<br />

die sie hinter sich hat.<br />

Als Talkshow-Gast<br />

muss man vor allem<br />

zwei Dinge mitbringen:<br />

Geduld und viel Zeit.<br />

Etwa drei Stunden vor<br />

Aufzeichnungsbeginn<br />

treffen die ersten Gäste<br />

am schmucklosen Studio<br />

in Hürth ein. Ab da wartet<br />

ein Mammutprogramm auf sie:<br />

Anmeldung, Warten im Gästeraum,<br />

Maske, Warten, Tonprobe, Warten, Einverständniserklärung<br />

abgeben, Warten,<br />

letzte Vorgespräche mit der Redaktion<br />

und dann irgendwann der Auftritt.<br />

Zwischendurch gibt es belegte Brötchen,<br />

Suppen, Schokoriegel, Getränke<br />

– alles inklusive. Das schmeichelnde<br />

Gefühl von Prominenz hat schon manchen<br />

Gast dazu verführt, mehr zu erzählen,<br />

als er eigentlich will.<br />

Heide und Simone, zwei Teenie-Gören<br />

aus Berlin, sind so begeistert, dass sie<br />

gleich morgen wieder kommen wollen.<br />

Das geht natürlich nicht, da etwa ein<br />

halbes Jahr vergehen muss, ehe man<br />

denselben Gast ein zweites Mal einladen<br />

kann. „Klar fühlt man sich<br />

geschmeichelt, wenn so viele Menschen<br />

einen umsorgen“, gibt Sara ohne<br />

Probleme zu. Einmal so im Mittelpunkt<br />

zu stehen, scheint für viele eine Art<br />

Therapie gegen jahrelanges Übersehen-<br />

Werden zu sein. Genau wie bei<br />

Christian, 24, aus Oberhausen. Der solariumgebräunte<br />

Bodybuilder kennt<br />

sich aus im Talk-Business: Er ist so etwas<br />

wie ein Profi-Gast. Einige Auftritte<br />

bei Hans Meiser und nun auch schon<br />

„zum dritten Mal oder so, so genau<br />

weiß ich das nicht mehr“ bei Oliver<br />

Geissen. Christian weiß, worauf es ankommt<br />

und was er sagen muss, um<br />

noch mal eingeladen zu werden. Er ist<br />

ein Vorzeige-Chauvi, ein Provozierer,<br />

ein Spalter, einer, der für die Quote und<br />

für Geld auch unpopuläre Meinungen<br />

vertritt, wie „Schwule sind unnormal!“,<br />

„Frauen sollen an den Herd!“.<br />

Diesmal soll er gegen Dicke polemisieren<br />

oder, wie es hier schlicht heißt:<br />

„schießen“. Damit die Diskussion in<br />

den Gang kommt und es nicht zu nett<br />

bleibt. Streit und Gebrüll auf dem<br />

Podium sorgen schließlich für eine gute<br />

Quote. Nina, süße 18 und molliges<br />

Dessous-Model, wäre heute sein<br />

Angriffsziel gewesen, aber daraus wird<br />

nichts: Christian fliegt aus der Sendung,<br />

ein anderer hat seinen Job auf<br />

dem Podium übernommen, und zwei<br />

Streithähne werden nicht benötigt. Die<br />

Enttäuschung steht ihm ins Gesicht geschrieben:<br />

„Und dafür habe ich jetzt<br />

den ganzen Nachmittag hier rumgehangen?“<br />

Irgendwann beruhigt er sich wieder,<br />

weil er trotzdem „gerne wieder<br />

kommen würde“. Und dann will er mal<br />

so richtig die Sau rauslassen.<br />

Enttäuscht sind manche, wenn sie das<br />

erste Mal bei einer Talkshow-Aufzeichnung<br />

dabei waren: Die Zuschauer<br />

und die Gäste zeigen sich geknickt darüber,<br />

dass „der Olli“ gar nicht so nett<br />

ist, wie er immer wirkt. Seine Talkgäste<br />

sieht er zum ersten Mal in der Aufzeichnung.<br />

Während der Werbepausen<br />

sitzt er schweigend im Publikum und ist<br />

vor allem mit sich selbst beschäftigt.<br />

Nach der Sendung verschwindet er<br />

wahlweise in sein mit einem Billardtisch<br />

ausgestattetes Büro, bereitet sich<br />

auf die nächste Aufzeichnung vor, oder<br />

braust mit seinem silbernen Porsche<br />

Carrera davon. Keine Autogramme.<br />

Keine Fotos.<br />

Das Image des netten Spitzbuben, das<br />

er auf dem Bildschirm kultiviert, hat<br />

mit der Realität eher wenig gemein. In<br />

seinen Shows ist er immer perfekt, nett<br />

und sympathisch – nur manchmal brökkelt<br />

etwas von der Fassade ab, wie<br />

jüngst, als er eine Sendung zum Thema<br />

„Ausländer“ hatte. Darin beklagte sich<br />

ein junger Ausländer über die<br />

Schwierigkeiten, die er in Deutschland<br />

habe und darüber, dass hier alles sehr<br />

fremdenfeindlich sei. Nach einigen<br />

Minuten des Hin- und Hergeplänkels<br />

fragte Geissen seinen Gast ganz nonchalant,<br />

warum er denn dann nicht<br />

zurück gehe, wenn es ihm in<br />

Deutschland nicht gefalle. Das war gar<br />

nicht der nette „Olli“, den man normalerweise<br />

kennt. In seinem virtuellen<br />

Gästebuch regte sich daraufhin auch<br />

prompt Widerstand gegen diesen Auftritt.<br />

Ansonsten pflegt der „attraktivste<br />

Mann im deutschen Fernsehen“, wie<br />

die Zeitschrift Max mal über ihn<br />

schrieb, sein Image des pflegeleichten<br />

Weichspülers gekonnt.<br />

ZDF-Samstagabend<br />

mit Olli Geissen?<br />

Schon mit 25 Jahren hatte Geissen, damals<br />

noch beim ZDF, seine erste Sendung.<br />

Von da an ging es steil bergauf<br />

für den „Hamburger Jung“; weitere<br />

Moderationen im ZDF, dann Sportchef<br />

beim Hamburger Stadtfernsehen HH1.<br />

1999 kamen die eigene Talkshow, Moderationen<br />

der Musiksendung „Top of<br />

the Pops“ und ein Jahr darauf sein bisher<br />

größter Erfolg: die Moderation der<br />

zweiten und dritten Big Brother Staffel.<br />

Wie es bei ihm weitergeht, steht derzeit<br />

noch in den Sternen. An einer neuen<br />

(Samstag-) Abendshow für den Hamburger<br />

wird gerade gebastelt. Allmählich<br />

wird es Zeit für etwas Neues: Der<br />

Ruhm von Big Brother ist verblasst, die<br />

deutsche Version von „Temptation Island“,<br />

die er moderierte, floppte, und<br />

wie lange sich die Talkshow noch halten<br />

kann, ist ungewiss. Zumal es Spekulationen<br />

gibt, dass auch die „Oliver<br />

Geissen Show“ nach der laufenden<br />

Staffel zu Ende sein soll. Neue Herausforderungen<br />

findet Geissen vielleicht<br />

bei dem Sender, bei dem seine TV-Karriere<br />

begann: Nach den letzten müden<br />

Auftritten von Thomas Gottschalk bei<br />

„Wetten dass...?“, deutet sich demnächst<br />

vielleicht dessen Abschied an...


CAMPUS.<br />

Von der Uni auf zur Arbeit<br />

Teil 4: IT für den Schulgebrauch – Redakteurin für multimediale Lehrmittel studierte Grundschullehramt in Bamberg<br />

Von Isabel Plocher<br />

In unserer Reihe über ehemalige Studenten<br />

stellt OTTFRIED heute Katharina<br />

Rehrmann vor, Redakteurin für<br />

multimediale Lehrmittel bei der Lokando<br />

AG in München. Zu ihrem heutigen<br />

Beruf kam sie über unterschiedliche<br />

Stationen – es ist also kein nullachtfünfzehn-Lebenslauf,<br />

den die gebürtige<br />

Bad Königshoferin vorweist.<br />

Begonnen hat sie mit einem Volontariat<br />

bei einer Lokalzeitung, in der Absicht,<br />

ein Journalistik-Studium anzuschließen.<br />

„Die zwei Jahre Volontariat haben<br />

mir aber die Lust auf ein solches<br />

Studium genommen“, blickt sie zurück.<br />

Statt dessen erfolgte ein Richtungswechsel:<br />

ein Studium in Bamberg,<br />

Lehramt Grundschule, Hauptfach<br />

Deutsch. „Dieses Studium reizte mich<br />

deshalb, weil man als Grundschullehrer<br />

Basisarbeit leisten kann“, erzählt sie.<br />

Zudem gefiel der 27-Jährigen das breit<br />

angelegte Studium: „Als Grundschullehrer<br />

studiert man ja zum Beispiel<br />

auch Mathe, Geschichte, Religion,<br />

Allgemeine Pädagogik und Psychologie.“<br />

Nicht alte Dorfschule,<br />

sondern neue Ideen<br />

Dennoch wurde ihr bald klar, dass sie<br />

nicht den klassischen Weg einer<br />

Grundschullehrerin gehen wollte. Auf<br />

diese Idee brachte sie unter anderem<br />

ihre Begeisterung für die Neuen Medien<br />

und der Kontakt zu Wirtschaftsinformatik-<br />

und BWL-Studenten.<br />

„Durch deren Studieninhalte habe ich<br />

gesehen, was in der IT-Branche möglich<br />

ist“, erklärt Katharina Rehrmann<br />

die Umorientierung. Alles wies also in<br />

Richtung E-Learning, die Verbindung<br />

Abends mensen<br />

(em/mas) Erst vor kurzem öffneten die<br />

beiden Mensen in der Austraße und an<br />

der Feki wieder abends ihre Türen.<br />

Mehr als 200 Essen wurden zwischen<br />

18 und 20 Uhr ausgegeben. Hinzu kam<br />

ein ansprechendes Unterhaltungsprogramm,<br />

das das Studentenwerk Würzburg<br />

und der Sprecherrat für diesen<br />

Abend zusammengestellt hatte. Beide<br />

zeigten sich begeistert von der Resonanz.<br />

Beschlossene Sache ist deshalb,<br />

die Abendmensa auch künftig<br />

weiter anzubieten. Im kommenden<br />

Sommersemester sollen insgesamt an<br />

drei weiteren Tagen die beiden Uni-<br />

Mensen ihre Pforten zu vorgerückter<br />

Stunde aufmachen. Die Termine für die<br />

Abendmensa sowie das geplante Unterhaltungsprogramm<br />

werden rechtzeitig<br />

bekanntgegeben.<br />

Gleichzeitig will der Sprecherrat das<br />

Studentenwerk dazu bewegen, das Angebot<br />

auszuweiten.<br />

Mit neuen Medien will Katharina Rehrmann wieder mehr Spaß in den Unterricht bringen<br />

von Lernen beziehungsweise Unterrichten<br />

und IT. Erster Schritt dahin war<br />

die Zulassungsarbeit zum Thema<br />

„Interneteinsatz in der Grundschule“.<br />

Gegen den Lehrerberuf, meint sie, habe<br />

sie sich ja nicht wirklich entschieden,<br />

sie sei jetzt eben organisatorisch eine<br />

Ebene höher. „Ich wollte nicht in<br />

irgendeiner Dorfschule auf dem Land<br />

hocken und mich in dort herrschende<br />

Kopflos<br />

(mas) „Judith. Wenn Männer den<br />

Kopf verlieren“ heißt eine gemeinsame<br />

Ausstellung der beiden Lehrstühle<br />

für Alttestamentliche Wissenschaften<br />

und Kunstdidaktik und -pädagogik.<br />

Sie präsentiert der Öffenlichkeit<br />

die Forschungsergebnisse<br />

zweier Seminare rund um die biblische<br />

Figur der Judith. Bis zum 15.<br />

März ist die Ausstellung in den<br />

Räumen der Katholischen Fakultät<br />

noch zu sehen. Der Stoff des Buches<br />

Judith und seine Zugehörigkeit zur<br />

biblischen Thematik sind nach wie<br />

vor umstritten. In der dreiteiligen<br />

Ausstellung wird zum einen versucht,<br />

die biblische Judith darzustellen<br />

und ihre Rezeptionsgeschichte<br />

in der deutschen Literatur nachzuzeichnen.<br />

Andererseits setzte man<br />

sich mit der bildnerischen Neufassungen<br />

auseinenader.<br />

Lernen für die Karriere<br />

Zweites „Praxisprogramm Wirtschaft“ zieht eine positive Zwischenbilanz<br />

(mas) Die Anmeldeliste für den nächsten<br />

Lehrgang ist schon wieder gut<br />

gefüllt. Und das, obwohl noch einige<br />

Monate verstreichen werden, bis die<br />

Teilnehmer am dritten „Praxisprogramm<br />

Wirtschaft“ von der Industrieund<br />

Handelskammer (IHK) Bamberg<br />

ihre Zusagen bekommen. Die große<br />

Nachfrage ist kaum verwunderlich,<br />

denn das Angebot der IHK hat sich<br />

bewährt. Teilnehmer, Unternehmer und<br />

Vertreter von IHK und Arbeitsamt<br />

zogen bei einer Informationsveranstaltung<br />

jetzt eine positive Zwischenbilanz.<br />

400 Stunden über drei Semester verteilt<br />

müssen Studenten in das speziell für<br />

Geistes- und Sozialwissenschaftler erstellte<br />

Programm investieren, um sich<br />

die Zusatzqualifikationen für Aufgaben<br />

in Wirtschaftsunternehmen anzueignen.<br />

Ein auf den ersten Blick doch beträchtlicher<br />

Zeitaufwand, der neben den universitären<br />

Aufgaben zu bewältigen ist.<br />

„Trotzdem hat mein Studium keineswegs<br />

darunter gelitten“, erklärte<br />

Teilnehmer Florian Schaffelhofer den<br />

rund 20 Interessierten. Von Vorteil sei<br />

dabei, dass durch den Vollzeit-Unterricht<br />

in den Semesterferien das Stundenkonto<br />

doch merklich abgebaut werden<br />

könne.<br />

Nach der Theorie<br />

folgt die Praxis<br />

Nach Abschluss der Unterrichtsphase<br />

ist es Aufgabe der Teilnehmer, sich<br />

selbstständig für zwei Monate einen<br />

Praktikumsplatz in einem Unternehmen<br />

zu suchen. „Durch die Teilnahme an<br />

diesem Programm war es schon einfacher,<br />

eine Stelle in einem Unternehmen<br />

zu finden“, weiß Mareike Schmidt aus<br />

eigener Erfahrung. Zwar habe die Personal-Chefin<br />

in dem von ihr gewählten<br />

Unternehmen noch nichts von einem<br />

solchen Programm gehört, dennoch<br />

Schulstrukturen einfügen müssen. In<br />

der Schule neue Ideen einzubringen ist<br />

nicht einfach, gerade wenn es um den<br />

Einsatz Neuer Medien geht.“<br />

So wird auch klar, warum Katharina<br />

Rehrmann ihre jetzige Arbeit als<br />

Redakteurin für multimediale Lehrmittel<br />

überzeugt als „Traumjob“ bezeichnet.<br />

Die Lokando AG in München<br />

ist eine Firma, die sich auf den Schul-<br />

Foto: privat<br />

unterricht mit Neuen Medien spezialisiert<br />

hat. Unter Lernmedien versteht<br />

man die Medien, die der Lehrer in seinem<br />

Unterricht einsetzt: Arbeitsblätter<br />

oder Grafiken zum Beispiel, beziehungsweise<br />

viele Dinge, die Schüler<br />

beim Lernen unterstützen können.<br />

Der Arbeitsschwerpunkt der ehemaligen<br />

Bamberger Studentin liegt auf der<br />

Entwicklung digitaler Medien, beispielsweise<br />

virtueller Landkarten oder<br />

interaktiver Arbeitsblätter. Ihre Aufgabe<br />

bestehe darin zu entscheiden, wie welcher<br />

Inhalt durch welche Medien<br />

umsetzbar sei.<br />

Wichtig ist dabei immer, das jeweilige<br />

Lernziel vor Augen zu haben und auf<br />

eine sinnvolle didaktische Umsetzung<br />

zu achten“, erläutert sie ihre Arbeit in<br />

einem Beruf, der noch verhältnismäßig<br />

neu ist. In ihren Aufgabenbereich fällt<br />

außerdem die Schulung von Lehrern,<br />

die mit diesen Produkten arbeiten<br />

möchten.<br />

Kleine Unis bieten<br />

Kontaktmöglichkeiten<br />

Das Studium der Pädagogik, vor allem<br />

die Inhalte aus den Didaktikfächern, sei<br />

ihr dabei eine große Hilfe. „Ein Lehramtsstudium<br />

schult ja geradezu den<br />

Umgang mit Menschen, man kann<br />

Gruppen führen und lernt, eigenverantwortlich<br />

und selbstständig zu arbeiten“,<br />

beurteilt die Lernmedien-Entwicklerin<br />

ihre Bamberger Zeit.<br />

Einem Studium an einer kleinen<br />

Universität wie Bamberg weist sie<br />

einen weiteren großen Vorteil zu: Man<br />

komme einfach mit den unterschiedlichsten<br />

Leuten in Kontakt und sei<br />

damit nicht nur auf die eigene Schiene<br />

festgelegt. Wenn man wolle, böten sich<br />

viele Möglichkeiten für einen Blick<br />

nach links und rechts, die man durchaus<br />

nutzen solle, rät Katharina Rehrmann<br />

Studenten. Wichtig sei auch, betont sie,<br />

für Impulse offen zu sein, und vor allem<br />

viel Eigeninitiative!<br />

Für alle, die sich für Berufe und Trends<br />

rund ums Lernen interessieren, ist die<br />

Bildungsmesse Köln vom 19. bis 23.<br />

Februar ein heißer Tipp.<br />

Mörderische Verhältnisse<br />

„Unibühne–die erste“ zeigt im Sommersemester den „letzten Schrei“<br />

(alu) „Unibühne–die erste“. Eine weitere<br />

Klappe fällt für das Theater-Ensemble<br />

der Uni Bamberg zu Beginn der<br />

Spielzeit 2002. Das Team tritt unter<br />

einem nicht neuen, aber dennoch etwas<br />

konkreterem Namen auf: „Unibühne<br />

die–erste“ ist nämlich nicht nur<br />

Startsignal und Szenentitel, sondern<br />

nun auch der vollständige Name der<br />

Gruppierung, die im letzten Jahr noch<br />

schlicht als „Unibühne“ in den<br />

Bamberger Haas-Sälen „King Kongs<br />

Töchter“ inszenierte. Nun wählten die<br />

Akteure einen Namenszusatz, der sie<br />

von den zahlreichen neu formierten<br />

„Unibühnen“ unterscheidbar machen<br />

soll.<br />

„die erste“ inszeniert im Sommersemester<br />

das Drama „Der letze Schrei“<br />

(„All the Rage“) von Keith Redding.<br />

Regisseur Sebastian Thiers vom Bamberger<br />

Kindertheater „Chapeau Claque“,<br />

der in der vergangenen Saison<br />

schon als Schauspieler agierte, hat gemeinsam<br />

mit seinen Darstellern das<br />

Stück etwas „reformiert“ und die<br />

Inszenierung an sein Ensemble angepasst.<br />

So gelingt es ihm, eine bluttriefende<br />

Komödie in die Bamberger Theaterszene<br />

einzubringen, die eine kriminelle<br />

Kettenreaktion auslöst.<br />

Von der rachelüsternen Knastschwester<br />

Sidney zur phlegmatischen Schrulle<br />

Mrs Norton und dem Lolita-Luder<br />

Annabel: Das wimmernd in sich zusammenstürzende<br />

Beziehungsgeflecht<br />

bringt durch die exzellente Besetzung<br />

immer wieder neue erschütternde Facetten<br />

in das Mord(s)spektakel.<br />

Warren erschießt einen vermeintlichen<br />

Einbrecher. Das Opfer entpuppt sich als<br />

sein Geschäftspartner. Tim, der<br />

befreundete Rechtsanwalt, tötet aus<br />

Angst vor Repressalien am Ende einer<br />

Affäre das Kindweib Annabel. Die<br />

psychopatische Schwester der Ermordeten<br />

hat den weltfremden Tenchel<br />

unter Verdacht und wird zur Amokläuferin.<br />

Die unter Minderwertigkeitskomplexen<br />

leidende Chris sieht nur in<br />

einem mörderischen Akt der Loslösung<br />

von Freund Tim eine Perspektive. So<br />

verwoben, so komplex, so fesselnd<br />

wird das Stück, wenn die zehn Mimen<br />

nach und nach „mit den Füßen voran“<br />

von der Bühne abgehen. Eine philosophische<br />

Schlacht, in der Kommissar<br />

Taylor ein großes Schlusswort hat:<br />

„Haben sie eine Waffe?“ – „Nein.“ –<br />

„Bleiben Sie dabei!“<br />

zeigte sie sich sehr angetan von den<br />

Qualifikationen, die Mareike durch das<br />

Programm einbringen konnte.<br />

Zum selben Ergebnis kam auch Christine<br />

Becker von der Bamberger Firma<br />

BI-LOG, die das Programm aus Sicht<br />

der Unternehmenswelt bewertete: „Ohne<br />

Zusatzqualifikationen, wie sie in<br />

diesem Programm erworben werden<br />

können, würde ich wohl keine Praktikanten<br />

aus den geisteswissenschaftlichen<br />

Fächern einstellen wollen.“ Vor allem<br />

das Wissen in den Bereichen Projektmanagement<br />

und EDV brächte<br />

enorme Vorteile. Für die Abteilungen<br />

Buchhaltung und Marketing hielt sie<br />

hingegen eine Spezialausbildung für<br />

unerlässlich. Sicher war sie sich auch,<br />

dass man mit diesem Programm bessere<br />

Aufstiegschancen habe.<br />

Wer sich für das Programm interessiert,<br />

erhält Informationen und Anmeldeformulare<br />

beim IHK-Bildungszentrum<br />

Ohmstr. 15, Tel.: 0951/91820.


CAMPUS.<br />

Multimedia-Nebenwirkung<br />

Filme, Spiele und MP3s blockieren die Leitungen – Rechenzentrum appelliert an die Studenten<br />

Von Meike Vögele<br />

„...wir beobachten<br />

in jüngster Zeit in<br />

großem Umfang<br />

Datenverkehr (...),<br />

dessen Bezug zum<br />

Studium nicht unmittelbar<br />

nachvollziehbar<br />

ist.“ Das ist<br />

grob zusammengefasst<br />

die Hauptaussage<br />

einer E-Mail,<br />

mit der sich das<br />

Bamberger Rechenzentrum<br />

Mitte Dezember<br />

letzten Jahres<br />

an alle bei ihm<br />

gemeldeten Studierenden<br />

gewandt hat.<br />

Es ging darum, dass<br />

die Leitungen teilweise<br />

stark belastet<br />

werden, weil große<br />

Mengen an Daten –<br />

vor allem Filme,<br />

Spiele, Musik – aus<br />

dem Netz heruntergeladen<br />

werden.<br />

Und darum, dass<br />

beispielsweise Software<br />

auf uni-internen<br />

PCs installiert<br />

wird, was deren<br />

Einsatz bei Lehrveranstaltungen<br />

behindert.<br />

Ein Bereich, in dem<br />

dies verstärkt auftritt,<br />

ist der neu eingerichtete<br />

Multimediapool<br />

des Rechenzentrums, der sehr<br />

gut ausgestattet ist und unter anderem<br />

digitalen Videoschnitt und das Brennen<br />

von CDs ermöglicht. Den Einwand,<br />

dass eine solche Ausstattung den privaten<br />

Gebrauch zu nicht-studienbedingten<br />

Zwecken doch ein wenig herausfordere,<br />

weist Dr. German Angele zurück.<br />

Er ist im Rechenzentrum Leiter der Abteilung<br />

„Kommunikationsnetze“ und<br />

erklärt: „Diese ganze hochmoderne<br />

Technik wurde auf Anfragen von Professoren,<br />

beispielsweise vom Lehrstuhl<br />

für praktische Informatik, installiert, da<br />

eine gute Ausbildung im Bereich Multimedia<br />

eben nur mit der entsprechenden<br />

Ausrüstung möglich ist.“ Seiner Meinung<br />

nach sollten sich die Studenten<br />

Man arbeitet an einem Konzept, um die private Nutzung von Uni-Computern und CD-Brennern einzudämmen<br />

der Chancen und Möglichkeiten bewusst<br />

sein, die die Uni ihnen eröffnet<br />

und finanziert – und dieses Vertrauen<br />

nicht missbrauchen.<br />

Mails als Mahnung<br />

für die Studenten<br />

Noch will das Rechenzentrum allerdings<br />

nicht von Missbrauch reden.<br />

„Woher sollen wir wissen, dass es nicht<br />

beispielsweise der Lehrstuhl für Volksmusik<br />

ist, der seinen großen Bedarf an<br />

Musikdateien aus dem Netz deckt?“,<br />

weist Angele auf die Problematik eines<br />

pauschalen Vorwurfs hin. Dennoch will<br />

das Rechenzentrum signalisieren, dass<br />

hier aktiv beobachtet wird, will die Studenten<br />

warnen und möglichst auch eine<br />

öffentliche Diskussion anregen. „Der<br />

Steuerzahler freut sich bestimmt darüber,<br />

dass sein Geld an den Unis für private<br />

Videospiele und ähnliches ausgegeben<br />

wird“, kommentiert Angele.<br />

Ein weiterer Bereich sind Nutzer in<br />

Studentenwohnheimen, die mit dem<br />

Netz der Uni verbunden sind, allerdings<br />

nur für den Zugang, nicht aber für den<br />

Datenverkehr zahlen. Diese haben somit<br />

die Möglichkeit, ohne finanziellen<br />

Aufwand über einen langen Zeitraum<br />

große Datenmengen herunterzuladen.<br />

Hinzu kommen gewisse Nebeneffekte:<br />

Angele weist auf die Problematik verletzter<br />

Lizenzrechte hin; vor allem aber<br />

Faust in der Fabrikhalle<br />

Uni mietet leer stehendes Industriegebäude für SpLit-Schauspieler<br />

(alu) Die Schauspieler der Fachschaft<br />

SpLit sollen demnächst einen eigenen<br />

Theaterraum erhalten. Zur Einrichtung<br />

eines solchen hat sich die Uni-Leitung<br />

im vergangenen Jahr entschlossen. Für<br />

die Mimen des Fachbereichs Soziale<br />

Arbeit steht bereits das Anwesen<br />

Kärntenstraße 7 zur Verfügung.<br />

In der Jäckstraße, nahe des Schlachthofes,<br />

wurde nun für die SpLit-Schauspieler<br />

eine leer stehende Halle der Teppichfabrik<br />

Schaeffler für die kommenden<br />

drei Jahre angemietet, um einen atmosphärischen<br />

und ungewöhnlichen<br />

Raum für Proben und Auftritte zu bieten.<br />

Voraussichtlich wird das neue Uni-Gebäude<br />

ab 1. März nutzbar sein. Bis dahin<br />

gilt es, eine theatergerechte Innenausstattung<br />

zu installieren. Zusätzlich<br />

soll im selben Gebäude ein Lagerraum<br />

für Requisiten entstehen.<br />

Die ursprünglich erhoffte Kooperation<br />

mit dem ETA-Hoffmann-Theater zur<br />

Nutzung der Studiobühne am Markusplatz<br />

schlug leider fehl, da das Ensemble<br />

des Theaters wegen des Brandschadens<br />

und der laufenden Renovierungsarbeiten<br />

im Haupthaus am<br />

Schillerplatz selbst verstärkt in der Studiobühne<br />

auftritt.<br />

Wie so oft heißt es auch bei diesem Projekt:<br />

„Es gibt viel zu tun“. Aber spätestens<br />

bei den ersten Premierenfeiern im<br />

Mai werden die SpLit-Schauspieler die<br />

neue Bühne in die „Bretter, die die Welt<br />

bedeuten“ verwandeln.<br />

In einer leer stehenden Halle der Teppichfabrik Schaeffler an der Jäckstraße<br />

erhalten die SpLit-Schauspieler ein neues Domizil<br />

Montage: ottfried<br />

warnt er: „Solche sehr öffentlichen Zugangsmöglichkeiten<br />

machen unser System<br />

auch anfällig für Attacken aller Art:<br />

Würmer, Viren und ähnliches.“<br />

Noch wartet das Rechenzentrum ab, auf<br />

welche Resonanz seine Warnhinweise<br />

stoßen. Vor Ende Februar lässt sich wenig<br />

sagen. Dann allerdings wird es Sache<br />

der Uni-Leitung sein zu entscheiden,<br />

ob in Zukunft zum Beispiel bestimmte<br />

Dienste nicht mehr generell<br />

angeboten, sondern nur noch nach persönlicher<br />

Anmeldung einzeln auf den<br />

Rechnern aktiviert werden. Dr. Angele<br />

ist dabei, ein solches Konzept auszuarbeiten.<br />

Lieber wäre es ihm aber, „wir<br />

könnten das Problem mit den Studenten<br />

lösen, und nicht gegen sie.“<br />

Zwei Drittel für<br />

Semesterticket<br />

(mas) Bambergs Studenten werden sich<br />

schon bald zu günstigeren Konditionen<br />

mit dem städtischen Bussystem fortbewegen<br />

können: Uni-Leitung, Sprecherrat<br />

und das Studentenwerk Würzburg<br />

sind gewillt, ein Semesterticket einzuführen.<br />

Denn: Der Rückhalt in der Studentenschaft<br />

ist groß. Die von der Initiative<br />

„Bamberger Semester Ticket“ (BaSeTi)<br />

durchgeführte Befragung der Studenten<br />

ergab nach einer ersten groben Auszählung,<br />

dass etwa 67 Prozent die Einführung<br />

eines solchen Tickets befürworten.<br />

Von den zu Beginn der letzten Semesterferien<br />

an alle Studenten verschickten<br />

Fragebögen kamen stattliche 19 Prozent<br />

zurück. Damit kann das Ergebnis<br />

als repräsentativ für die gesamte Studentenschaft<br />

betrachtet werden.<br />

Jedoch wird die endgültige Auswertung<br />

noch einige Zeit<br />

dauern.<br />

Denn<br />

die<br />

Studentenkanzlei<br />

hatte den jetzigen<br />

Erstsemestern die Fragebögen zu spät<br />

zugesandt, so dass sich nun die Auswertung<br />

verzögert. Näheres dazu werdet<br />

ihr in der nächsten <strong>Ausgabe</strong> von<br />

OTTFRIED lesen.<br />

Das Semesterticket wird also kommen,<br />

allerdings ist noch unklar, zu welchem<br />

Preis und in welchem Umfang. Die Vorstellungen<br />

des Studentenwerks für die<br />

wohl anstehenden Verhandlungen mit<br />

den Anbietern des städtischen und<br />

wahrscheinlich auch regionalen<br />

Personen-Nahverkehrs sind klar. Neben<br />

allen städtischen Buslinien sollen der<br />

Landkreis und auch die Deutsche Bahn<br />

mit einbezogen werden. Damit wird<br />

sich allerdings die Einführung eines<br />

solchen Tickets mindestens bis zum<br />

nächsten Wintersemester verzögern.<br />

Die Diskussionen um ein Semesterticket,<br />

wie es in Würzburg, Bayreuth und<br />

vielen weiteren Uni-Städten schon lange<br />

erhältlich ist, waren im vergangenen<br />

Sommer neu entfacht worden, nachdem<br />

sich durch den Neubau des Uni-Rechenzentrums<br />

in der Feldkirchenstraße<br />

die dortige Parkplatzsituation für die<br />

Studenten erheblich verschlechtert<br />

hatte.<br />

Webern und Eisler in der Kammer<br />

(mas) Der Lehrstuhl für Musikpädagogik und -didaktik schließt das Wintersemester<br />

mit einem Kammerkonzert ab. Am kommenden Samstag, 8. Februar,<br />

tritt das sechsköpfige Ensemble um 20 Uhr im Audimax in der Feldkirchenstraße<br />

auf. Zur Aufführung kommen dabei Werke von Hanns Eisler und Anton von<br />

Webern, zwei Komponisten aus der Zeit um 1900.<br />

Musikalisch geht es an der Universität dann erst im Sommersemester weiter: Am<br />

Donnerstag, 2. Mai, ist ein Klavierabend an selber Stelle geplant. Auf dem Programm<br />

stehen dann voraussichtlich auch Stücke von Franz Schubert und Franz<br />

Liszt.


C A M P U S .<br />

Klimakonferenz in Bamberg<br />

Nach stundenlangem Feilschen um Prozente und Prinzipien erreichen Bamberger Politikstudenten schließlich Einigung<br />

Von Stephan Schwieren<br />

und Thomas Silmann<br />

Am Ende ging es nur noch um nackte<br />

Zahlen: „16“. „Aber nur, wenn Du auf<br />

sechs runter gehst.“ „Ich hab mich gerade<br />

schon bewegt.“ „Russland senkt<br />

sogar auch noch mal.“ „China reduziert<br />

für Techniktransfer.“ „Wir würden ja, a-<br />

ber nur wenn die USA mindestens genauso<br />

viel zusagen.“<br />

Die O-Töne klingen wie das Feilschen<br />

um Gewürze, Kleidung oder Öllampen<br />

auf dem Bazar in Tunis. Aber weit gefehlt!<br />

Es ist der 14. Dezember im ruhigen<br />

Bamberg. Etwa 20 Studenten versammeln<br />

sich vor dem Raum 137 in der<br />

Feki zu einer Lehrveranstaltung, die<br />

aus dem Rahmen fällt. In dem Raum<br />

mit den großen, bequemen Chefsesseln<br />

geht es um „Internationale Verhandlungsprozesse“.<br />

Blasse Chinesen und<br />

dankbare Europäer<br />

Konferenzbeginn. Zwei Studenten sitzen<br />

im Präsidium, der Rest gibt sich als<br />

Delegationsmitglieder aus Ländern der<br />

ganzen Welt zu erkennen.<br />

Der Chinese sieht recht blass aus, die<br />

Augen rund statt Schlitzen – die lange<br />

Reise, das schwere Essen? Die Europäer<br />

strotzen vor Gastfreundschaft und<br />

Dankbarkeit, die Japaner wachen erst<br />

am Nachmittag auf.<br />

Im Stundenplan der Universität finden<br />

sich selten Neuheiten, Seminare und<br />

Vorlesungen, Übungen und Tutorien<br />

verlaufen überall routiniert ähnlich.<br />

Aber es gibt sie doch: Veranstaltungen,<br />

die ohne die Prämisse „Schein oder<br />

prüfungsrelevanter Stoff“ auskommen:<br />

Zum Beispiel die Übung zu „Internationalen<br />

Verhandlungsprozessen“ im<br />

Bereich Internationale Politik. Die sah<br />

Luxusledersessel und rauchende Köpfe: Ein Politik-Planspiel wie die Kyotoer Konferenz – nur effektiver<br />

neben klassischem Seminarstil ein<br />

ganztägiges Planspiel zum Abschluss<br />

der Veranstaltung vor. Exemplarisch für<br />

solche Verhandlungsprozesse hatten die<br />

beiden Dozenten Prof. Gehring und Dr.<br />

Oberthür die internationale Klimakonferenz<br />

ausgesucht.<br />

Bis es zum Showdown kam, vergingen<br />

Wochen mit Texten und Diskussionen<br />

zu Verhandlungsstrategien, Klimaveränderungen,<br />

Satzung und Geschäftsordnung<br />

des Kyoto-Protokolls etc.<br />

Schließlich sollten die Studenten beim<br />

Bamberger Klimagipfel über die Tricks<br />

und die Insider auf internationalen Verhandlungen<br />

Bescheid wissen. Beispielsweise<br />

werden Redebeiträge dadurch<br />

angekündigt, dass die Namensschilder,<br />

die vor einem liegen, hochkant<br />

gestellt werden. Ebenfalls gut zu wissen:<br />

Beim Klimatreffen, aber auch in<br />

Gremien der EU, stimmt man nicht per<br />

Handzeichen oder Zettelabgabe ab,<br />

sondern im Konsensverfahren: Wer einverstanden<br />

ist bleibt still, wer Einwände<br />

hat, muss zusehen, dass er sich<br />

schnell meldet. Wenn der Präsident<br />

feststellt, dass es keine Vorbehalte gibt<br />

dann ist es beschlossene Sache. Viel<br />

Zeit zum Überlegen der Einwände<br />

bleibt nicht.<br />

Gemessen an der Wirklichkeit ist unser<br />

Verhandlungsmandat ehrgeizig bis<br />

unrealistisch. Alle acht Länder sollen<br />

zusammen ihre Treibhausgas-Emissionen<br />

um zehn Prozent reduzieren.<br />

Vier Entwicklungsländer, vier Industrienationen.<br />

Der Streit, das Ringen um<br />

Foto: alk<br />

Prozentsätze, um Emissionsrechte ist<br />

unausweichlich, denn eine Gleichbehandlung<br />

aller Länder scheint besonders<br />

den Entwicklungsländern unvorstellbar.<br />

Sie plädieren dafür, die<br />

Begrenzung nach dem Verursacherprinzip<br />

zu berechnen.Gegenüber regt<br />

sich Widerstand. Die USA als Hauptverschmutzer<br />

sehen sich, die eigene<br />

und die internationale Wirtschaft in<br />

Gefahr.<br />

Der Streit über mögliche Verteilungskriterien<br />

zieht sich bis zum Mittag hin.<br />

Unermüdlich wird am Text gearbeitet<br />

und um einzelne Wörter gefeilscht. Die<br />

verschiedenen Versionen stehen hintereinander<br />

in eckigen Klammern, ein<br />

Hauch von Kyoto, ein bisschen Bonn.<br />

Ein Durchbruch gelingt schließlich mit<br />

der Einigung auf „hauptsächlich“ und<br />

„wer zahlen kann, der zahlt!“.<br />

Nach der Pause beginnt das Schachern<br />

um Zahlen. Argumente sind weniger<br />

gefragt. Die Japaner und Europäer wollen<br />

den Entwicklungsländern kein Plus<br />

an Emission erlauben. Die Inder, Brasilianer<br />

und Chinesen fordern zehn Prozent<br />

Steigerung. Die Stunden verrinnen<br />

irgendwo zwischen diesen zehn Prozent<br />

und am Ende drei, fünfeinhalb und<br />

sechs Prozent.<br />

Schritt für Schritt<br />

zum Reduktionsziel<br />

Der Ton [nimmt an Schärfe zu] [wird<br />

krasser] [wechselt in rauhe Gefilde], die<br />

informellen Raucherpausen werden<br />

häufiger, das Köpfe-Zusammenstecken<br />

ebenfalls. Die Namenskärtchen stehen<br />

mehr, als dass sie vor den Delegationen<br />

auf den Tischen liegen. Schritt für<br />

Schritt nähert sich die Gruppe dem<br />

gemeinsamen Reduktionsziel. Immer<br />

neue Pakete werden geschnürt, wieder<br />

geöffnet, umgepackt und wieder geschlossen.<br />

„Wir senken nur noch mal, wenn die<br />

Großen mitmachen.“ „Wir haben uns<br />

gerade eben bewegt.“ „Bei uns geht nix<br />

mehr, absolute Schmerzgrenze.“ „Letzter<br />

Schritt alle zusammen!“ Schließlich<br />

ist dann doch der Zeitdruck ein ganz<br />

wichtiger Faktor für die allseitige Bereitschaft<br />

zur Einigung.<br />

Es gelingt dank der unerbittlichen Konsequenz<br />

des Abstimmungsverfahrens,<br />

der Schnelligkeit des Präsidenten und<br />

der Tatsache, dass jede Partei plötzlich<br />

ihre Position vertreten sieht – nach<br />

knapp neun Stunden. Und alles nur ein<br />

Rollenspiel. Pläne entstehen: „Im nächsten<br />

Jahr zwei Konferenzrunden?“ Warum<br />

nicht.<br />

Diapers macht Hiwis arm<br />

Neue Software in der Uni-Personalabteilung sorgt für Verzögerungen bei der Hiwi-Entlohnung<br />

(mas) Noch immer gähnende Leere auf<br />

dem Konto? Das Geld für den Job bei<br />

Professor „XY“ oder in der Uni-Bibliothek<br />

hat den Weg aufs Konto bislang<br />

nicht geschafft? Und wo bleibt denn<br />

überhaupt der Vertrag für meinen Hiwi-<br />

Job? Den habe ich doch schon vor<br />

mehreren Wochen ausgefüllt und bei<br />

der Sekretärin des Lehrstuhls abgegeben.<br />

Die Antworten auf all diese Fragen<br />

könnte „Diapers GX“ geben, das neuentwickelte<br />

EDV-System zur Verwaltung<br />

der Daten von studentischen Hilfskräften.<br />

Seit Ende vergangenen Jahres arbeitet<br />

die Personalabteilung der Otto-Friedrich-Universität<br />

mit diesem neuen<br />

Programm. Doch noch läuft längst<br />

nicht alles so reibungslos wie es geplant<br />

war. „Wir haben schon seit Wochen einfach<br />

technische Probleme“, erklärt Marianne<br />

Schmitthuhn, Leiterin der Uni-<br />

Personalabteilung. „Wir bemühen uns<br />

allerdings diese Unwägbarkeiten so<br />

schnell wie möglich in den Griff zu bekommen“,<br />

fügt sie an. Doch sei der<br />

Bearbeitungsaufwand im Moment doch<br />

erheblich.<br />

Verzögerung bei<br />

neuen Verträgen<br />

Allerdings sind nicht alle Hiwis von der<br />

Softwareumstellung in der Personalabteilung<br />

betroffen. „Nur bei der Bearbeitung<br />

neu abgeschlossener Verträge<br />

kommt es im Moment leider zu Verzögerungen“,<br />

klärt die Personal-Chefin<br />

auf. Etwaige Spekulationen, die Probleme<br />

könnten mit der Umstellung von<br />

Mark auf Euro zu tun haben, sind also<br />

hinfällig.<br />

Verantwortlich für die jetzt auftretenden<br />

Schwierigkeiten ist im Grunde alleine<br />

die Technik. Das von der Landesanstalt<br />

für Datenverarbeitung und<br />

Statistik entworfene Programm harmoniert<br />

offensichtlich nicht mit der in<br />

Bamberg verwendeten Hard- und Software.<br />

„Für die Behebung dieser Angelegenheit<br />

sind aber allein die<br />

Computer-Experten vom Rechenzentrum<br />

zuständig“, so Marianne<br />

Schmitthuhn.<br />

Entwarnung also für alle Hiwis, die<br />

schon um ihre hart verdienten Euro gebangt<br />

haben. „Sobald wir die technischen<br />

Probleme in den Griff bekommen,<br />

werden umgehend alle noch ausstehenden<br />

Zahlungen getätigt“, so Marianne<br />

Schmitthuhn. Die Protestbriefe<br />

und -anrufe von Studentenseite kann<br />

man sich also bislang sparen. „Dennoch<br />

stehen wir jederzeit für Fragen zu diesem<br />

Thema zur Verfügung“, meint die<br />

Personal-Chefin abschließend.<br />

Lösung noch<br />

nicht absehbar<br />

Wie lang die Software-Experten des<br />

Rechenzentrums aber noch brauchen<br />

werden, um „Diapers GX“ zuverlässig<br />

zum Laufen zu bringen, dazu mochte<br />

die Leiterin der Uni-Personalabteilung<br />

im Moment keine endgültige Prognose<br />

abgeben.<br />

Hegelwochen<br />

und Altstadtfest<br />

(mas) Das Wintersemester ist noch<br />

nicht ganz vorbei, da werfen bereits<br />

die wichtigsten Events des Sommers<br />

ihre Schatten voraus. Deshalb<br />

hier schon ein paar Termine zum<br />

Vormerken.<br />

Die Bamberger Hegelwochen werden<br />

am 11. Juni um 19.15 Uhr im<br />

Marcushaus eröffnet. Bei der Podiumsdiskussion<br />

am Donnerstag,<br />

13. Juni befindet sich mit Bundesminister<br />

a.D. Heiner Geißler Politprominenz<br />

unter den Teilnehmern<br />

Weil auch das Sommersemester<br />

über am Neubau der Teilbibliothek<br />

4 mit Hochdruck gearbeitet<br />

wird, findet das Altstadtfest in diesem<br />

Jahr wieder im Innenhof des<br />

Marcushauses statt. Der Termin<br />

steht ebenfalls schon fest: Samstag,<br />

5. Juli.


S P O R T .<br />

The German Wundertrainer<br />

Bambergs neue Basketball Hoffnung – mit Ex-Bundestrainer Dirk Bauermann in die Playoffs?<br />

Von Thomas Müller<br />

„We’re gonna kick their f***ing ass,“<br />

hämmert er seinen Spielern nach dem<br />

Training ein. Harte Worte, auch für<br />

Profis, aber Dirk Bauermann meint das<br />

so, genau so. Der 44-jährige Basketball-Coach<br />

ist überzeugt von sich, seiner<br />

Mannschaft und dem Konzept des<br />

Vereins. Etwas Besseres hätte dem TSK<br />

uniVersa Bamberg nicht passieren können,<br />

denn Bauermann ist der Trainer<br />

der 90er Jahre in Basketball-Deutschland.<br />

Seit Anfang 2002 betreut er die<br />

Bamberger Korbjäger, und sein Ziel ist<br />

klar: Platz acht. Damit die erste Saison<br />

im neuen Forum nicht schon am 3.<br />

April endet.<br />

Der Februar wird’s also zeigen: „In den<br />

nächsten fünf Wochen spielen wir<br />

gegen vier direkte Konkurrenten.“<br />

Einer davon heißt Brandt Hagen,<br />

Tübingen, Würzburg und der Mitteldeutsche<br />

BC sind die nächsten Gegner.<br />

Den „Zwiebäcken“ galt denn auch der<br />

verbale Angriff aufs Hinterteil letzte<br />

Woche. Genutzt hat’s leider nicht viel.<br />

Die Partie am Samstag ging knapp mit<br />

81:83 verloren.<br />

Dennoch hält Bauermann an seinem<br />

Ziel fest in der Überzeugung, dass sein<br />

Team alle Qualitäten hat, um den<br />

Sprung unter die besten Acht zu schaffen.<br />

Dafür gilt es allerdings, noch einiges<br />

im Training zu tun. Die Liga-<br />

Statistik legt die Schwächen der Domstädter<br />

offen. Unterm Korb und an der<br />

Freiwurflinie sind die Bauermann-<br />

Schützlinge Schlusslicht. „Unser Innenspiel<br />

ist sicher keine Schwäche“,<br />

widerspricht Bauermann der Statistik.<br />

„Wir haben eher schlechte Prozentzahlen<br />

bei den Würfen. Daher gilt es,<br />

mehr Freiheiten beim Schießen zu<br />

schaffen und den Spielern im Training<br />

dabei Sicherheit zu geben.“<br />

Vom Europa-Cup in<br />

die Schulsporthalle<br />

Dass Bamberg nicht gerade das<br />

Basketball-Mekka in Deutschland ist,<br />

dessen ist sich der Erfolgs-Coach<br />

bewusst: „Die Zeit in Leverkusen war<br />

schon toll, ist aber Vergangenheit. Die<br />

Herausforderung ist für mich, sich der<br />

Gegenwart zu stellen und diese bestens<br />

zu meistern.“ Früher schlug er mit<br />

Bayer Leverkusen unter der Woche<br />

unzählige Schlachten im Europa-Cup,<br />

Bamberger Forum<br />

spielt da sicherlich<br />

eine wichtige Rolle.<br />

„Das ist ja keine<br />

Turnhalle mehr, in<br />

der wir spielen“, fügt<br />

er an. Doch gerade<br />

deshalb ist sportlicher<br />

Erfolg in Zukunft<br />

wichtiger denn<br />

je, damit das Forum<br />

nicht zur Geisterarena<br />

verkommt. Die<br />

Einnahmequellen<br />

Zuschauer und Fernsehen<br />

würden schnell<br />

versiegen – die Konsequenzen<br />

liegen auf<br />

der Hand.<br />

Seinen neuen Arbeitsplatz<br />

verdankt<br />

der 44-Jährige dabei<br />

ganz allein seinem<br />

Vorgänger Zoran<br />

Der Neue: Dirk Bauermann Foto: TSK uniVersa<br />

Slavnic. Der war Anfang<br />

Dezember vergangenen<br />

Jahres in<br />

einer in der Sportwelt<br />

wohl einmaligen Aktion<br />

mit drei Vierteln<br />

seines Jahresgehalts<br />

nach Belgrad durchgebrannt.<br />

Der Club<br />

ließ Slavnic umgehend<br />

zur Fahndung<br />

ausschreiben, den<br />

Platz auf der Trainerbank<br />

heute trainiert er mittwochs mit seinem<br />

Team in der Graf-Stauffenberg-Halle.<br />

Aber dieser Kontrast zählt für ihn nicht.<br />

„Aus sportlicher Sicht ist hier in Bamberg<br />

eine langfristige Planung möglich“,<br />

glaubt der ehemalige Bundestrainer.<br />

Das Konzept der Vereinsführung,<br />

junge Spieler hier auszubilden,<br />

an das Profi-Basketball heranzuführen<br />

und ihnen auch eine sportliche<br />

Perspektive bieten zu können, hält er<br />

für richtig. In ihrer jetzigen Zusammensetzung<br />

sei seine Mannschaft eine gute<br />

Mischung aus jungen und alten Spielern.<br />

Deshalb mache die Arbeit hier<br />

Spaß, resümiert er schon nach vier<br />

Wochen.<br />

Im Erfolg dieser Zukunftsplanung sieht<br />

Bauermann auch den Schlüssel für sein<br />

weiteres Engagement in Oberfranken:<br />

„Wichtig ist, dass die wirtschaftliche<br />

Potenz da ist, um dieses Konzept umzusetzen.“<br />

Der neue Austragungsort im<br />

übernahm bis zu Bauermanns<br />

Vertragsabschluss Co-Trainer Christian<br />

Bischoff. In den Köpfen der Spieler sei<br />

dieser abrupte Abgang von Slavnic<br />

eigentlich kein Thema mehr, erklärt der<br />

neue Trainer. Für die Trainergilde hält<br />

er das Verschwinden seines Vorgängers<br />

für ein unglaublich peinliches und stilloses<br />

Vorgehen: „Es ist gut, dass<br />

Slavnic hier in Deutschland keinen<br />

Verein mehr trainiert.“ Aus der anfänglichen<br />

Katastrophe ist für den Verein<br />

ein Glücksfall geworden – wahrscheinlich.<br />

Ein solch unprofessionelles Verhalten<br />

kann sich die s.Oliver-Liga auch nicht<br />

mehr leisten. So wie in Bamberg hat<br />

auch der gesamte deutsche Basketball<br />

in den vergangenen zehn und besonders<br />

in den letzten drei Jahren einen bemerkenswerten<br />

Aufwärtstrend durchgemacht.<br />

„Diese Entwicklung machte aus<br />

Turnhallen Sportarenen, aus Halbprofis<br />

Very British – very strange<br />

Nichts für Lords: Winter-Croquet ist die neue Trendsportart von der Insel<br />

(mas) Wie krieg’ ich die Holzkugel jetzt<br />

nur zwischen all den Steinen und<br />

Muscheln wieder zurück ins innere<br />

Spielfeld? Mal den Blick à la Bernhard<br />

Langer lässig über den Boden wandern<br />

lassen. Ah ja, so könnte es gehen... Ein<br />

bisschen nach links, halber Schwung<br />

und, uups – noch so eine Muschel im<br />

Weg. Hätte ich vorher nur nicht die<br />

Kugel von Michel in die Dünen<br />

geschossen. Nun gut, irgendwann<br />

werde ich die kleine Anhöhe schon<br />

noch erreichen.<br />

Moooment, wovon ist denn hier überhaupt<br />

die Rede? Handelt es sich um<br />

normales, Cross-, Mini- oder<br />

Strandgolf? Oder ist da vielleicht eine<br />

neue Trendsportart im Kommen, bei der<br />

man unbedingt dabei sein muss? Es<br />

sieht fast so aus, denn Extreme-Crocket<br />

wird in den nächsten Monaten sicherlich<br />

zum Fun-Sport Nummer eins avancieren.<br />

Bevor es nun allerdings ins<br />

Extreme geht, sollten erst einmal die<br />

Regeln des normalen Crocket erklärt<br />

werden.<br />

Zur Ausrüstung: Mehrere verschiedenfarbige<br />

Holzschläger und Holzkugeln,<br />

zwei Stöcke und mehrere kleine<br />

Metalltore: Das ist schon alles, was<br />

man braucht. Die Ausstattung muss<br />

nicht perfekt sein, sie darf auch vom<br />

Flohmarkt stammen.<br />

Es können so viele Spieler mitmachen,<br />

wie man verschiedenfarbige Schläger<br />

und Kugeln hat. So einfach wie die<br />

Ausstattung sind auch die Regeln. Kurz<br />

gesagt: Jeder Spieler muss seine<br />

Holzkugel einmal über das ganze<br />

Spielfeld schlagen,<br />

durch alle Tore und<br />

wieder zurück.<br />

Dabei gibt es<br />

allerdings einige<br />

Tücken:<br />

Hat man alle<br />

Tore in eine<br />

Richtung<br />

durchspielt,<br />

muss die Kugel<br />

den Stock berühren;<br />

erst<br />

dann darf<br />

man in die<br />

andere<br />

Richtung<br />

spielen.<br />

Außerdem<br />

darf<br />

man den<br />

Gegnern<br />

gerne<br />

eins<br />

Foto: mas<br />

auswischen, indem man deren Kugeln<br />

ins Aus befördert. Wie derjenige dann<br />

wieder ins Spielfeld zurück kommt,<br />

kann einem vollkommen egal sein.<br />

Das findet Ihr langweilig? Dann sucht<br />

Euch einen anderen Untergrund als<br />

neue Herausforderung! Die Winteroption:<br />

ein gefrorener Nordseestrand. Der<br />

Untergrund mag gut bespielbar erscheinen,<br />

aber das leichte Abflachen des<br />

Strandes zum Wasser hin hat so seine<br />

Tücken. Nähert man sich den gegnerischen<br />

Kugeln allzu sehr, droht der eigenen<br />

Kugel Gefahr, ins Nasse befördert<br />

zu werden. Bleibt man davon verschont,<br />

ist der Weg zurück ins eigentliche<br />

Spielfeld nicht viel einfacher –<br />

Muscheln und Steine versperren den<br />

Weg.<br />

Die Sommermonate eignen sich besser<br />

zum Crocket spielen. Auch wenn man<br />

nicht gerade Papas kurzgeschnittenen<br />

englischen Gartenrasen auswählen sollte.<br />

Warum nicht die ungeschorenen<br />

Wiesen im Hain? Die Tore sind schnell<br />

gesetzt. Schwieriger ist es, die eigene<br />

Kugel im hohen Gras wieder zu finden,<br />

während man in der kalten<br />

Jahreszeit steinhart gefrorene Böden<br />

meiden sollte – da bekommt man die<br />

Tore nicht in den Boden – kann man<br />

im Sommer wirklich überall Crocket<br />

spielen. Und mit einem kleinen<br />

Picknick verbunden, lässt sich ein<br />

sonniger Nachmittag erst so richtig<br />

genießen. Dazu vielleicht noch ein paar<br />

leckere englische Gurkensandwiches.<br />

OTTFRIED wünscht viel Spaß!<br />

sind Vollprofis geworden. Das Fernsehen<br />

ist dabei ein wesentlicher Faktor“,<br />

so Bauermann. Verhältnisse wie in<br />

Spanien, Griechenland oder Italien hält<br />

er in den nächsten Jahren für wahrscheinlich.<br />

Dort ist Basketball schon<br />

lange die Sportart Nummer zwei nach<br />

Fußball. Das Potenzial dazu sieht<br />

Bauermann hierzulande durchaus auch,<br />

jedoch dürfe man sich jetzt nicht auf<br />

dem Status Quo ausruhen, sondern<br />

müsse die Visionen ständig weiterentwickeln.<br />

Daran arbeitet in Bamberg<br />

auch er.<br />

Auf der Suche nach<br />

zweitem Wunderkind<br />

Dieser Aufschwung hat seinen Nährboden<br />

aber nicht nur in den Visionen<br />

der Liga- und Vereinsmanager. Vor<br />

zwei Jahren wurden auch im deutschen<br />

Basektball die Ausländerbestimmungen<br />

gelockert. „Im Augenblick kann ein<br />

Team ohne deutsche Spieler auskommen“,<br />

erklärt Bauermann. Denn neben<br />

einer unbegrenzten Zahl von Spielern<br />

aus der Europäischen Union dürfen<br />

zwei europäische Nicht-EU- und zwei<br />

Nicht-europäische Spieler eingesetzt<br />

werden. Verhältnisse wie im Fußball<br />

oder Eishockey, wo der Nachwuchs mit<br />

deutschem Pass ein schweres Los hat,<br />

hält Bauermann jedoch für unwahrscheinlich:<br />

„Die Gefahr ist rechtzeitig<br />

erkannt worden. Mit zahlreichen Projekten<br />

im Jugendbereich treten Vereine<br />

und Verband ihr entgegen.“<br />

Der deutsche Basketball strebt also<br />

nach wie vor nach oben. Keiner verkörpert<br />

diese Entwicklung wohl so sehr<br />

wie Dirk Nowitzki. Mit seiner Nominierung<br />

ins All-Star-Team der NBA hat<br />

er sich endgültig zu ihrer Gallionsfigur<br />

gemacht. „Er ist ein echtes Jahrhunderttalent.<br />

Und er hat einen unglaublichen<br />

Arbeitswillen und<br />

Trainingsfleiß“, schätzt Bauermann<br />

Nowitzkis Qualitäten. Schon zu<br />

Leverkusener Zeiten hatte der Meister-<br />

Coach das Talent Nowitzki ausgespäht,<br />

ihn aber leider nicht verpflichten können.<br />

Vielleicht gelingt es ihm ja, hier in<br />

Bamberg ein zweites „German<br />

Wunderkind“ aufzubauen.<br />

Wer die Bamberger Talente sehen<br />

möchte, hat am Sonntag, 10. Februar,<br />

um 17 Uhr im Forum die Gelegenheit<br />

dazu.<br />

Da schau an!<br />

(bse/kos) Wir sind’s mal wieder, die<br />

anerkannten Fernsehexperten der<br />

OTTFRIED-Redaktion. Und wie üblich<br />

brennt uns ein brisantes Thema<br />

unter den Nägeln. Vielleicht auch<br />

mehrere. „Schaunmermal“.<br />

Am Freitag beginnen die Olympischen<br />

Winterspiele – jede Menge<br />

Pflichttermine für alle Fernsehsportler<br />

und Studenten. Wir sagen Euch, was<br />

Ihr nicht verpassen dürft.<br />

Damit meinen wir nicht solche langweiligen<br />

Disziplinen, bei denen die<br />

deutschen Sieger ohnehin schon feststehen,<br />

wie beim Eishockey oder<br />

beim Damen-Schlittenfahren, wo Silke<br />

Kraushaar und Kolleginnen keine<br />

Scham haben, alle Medaillen abzurodeln.<br />

Und auch dem Hacklschorsch<br />

geht der Arsch nicht auf Grundeis,<br />

während er auf selbigem zum 793.<br />

Erfolg schliddert. Aufregend! Selbst<br />

Annackedei Friesinger, die wieder allen<br />

die Kurven, ähhh Kufen, zeigt,<br />

wollen wir zwar sehen, spannender<br />

Geheimtipp ist sie aber auch nicht.<br />

Denn das Highlight überhaupt wird<br />

das Skispringen von der Michael-<br />

Schanze sein! Moderiert vom Schanzenluder<br />

Nina „Hannis Honey“ Ruge,<br />

könnt ihr die Stars vom Schanzenstadl<br />

verfolgen. Auch wenn die Spannung<br />

wohl kaum zu übertreffen sein wird,<br />

wagen wir den ultimativen Tipp für<br />

den Ausgang: Die nordeuropäischen<br />

Springer werden nicht gefinnen,<br />

Adam wird manisch, weil er nicht<br />

Gold bergert. Martin Hogwart zaubert<br />

keinen svensationellen Sprung auf<br />

den G-Punkt der Schanze, Wille gibt<br />

sich die Kante, Joschi „die Katze“ Funaki<br />

landet auf allen Vieren. Dann<br />

haut der Mäkki dem Andi wild ins<br />

Hölzl. Schließlich siegt die Einmannboygroup<br />

Hannawald! Für die Mehrzahl<br />

seiner Fans bleibt aber zu beachten:<br />

Der Hannawald, der Hannawald,<br />

der mag die Frauen lieber alt...<br />

Und warum glauben wir an seinen<br />

Sieg? Der Rest hat im neuen Jahr Probleme<br />

mit den Regeln. Der Telemark<br />

heißt jetzt Teleeuro und bringt nur<br />

noch halb so viele Punkte.<br />

Doch wie schon der Wintersportphilosoph<br />

Jens Weitflog einst gesagt hat:<br />

Ein Skispringen dauert 90 Minuten,<br />

und am Ende gewinnt immer der<br />

Hannawald. Oder so. Wie auch immer!<br />

Unser Fazit jedenfalls: Lieber<br />

mit Hanni im Wald als mit Schmitt<br />

auf dem Schanze.<br />

Beschwerden bitte an:<br />

die-experten@gmx.de


Der Lieblingsjob der Studenten: Trinkgeld, Steuern, Sozialversicherung?<br />

schrieben, bleibt man weiterhin befreit.<br />

Nur vor beziehungsweise nach dem<br />

Studium werden Beiträge fällig.<br />

Aus der Familienkrankenversicherung<br />

fliegt definitiv raus, wer mehr als 14<br />

Fachsemester oder 25 Lebensjahre auf<br />

dem Buckel hat. Vor allem bei dieser<br />

Versicherung ist es wichtig, zu vergleichen,<br />

da die Beiträge stark von einander<br />

abweichen. Grundsätzlich muss man<br />

jetzt 18 Monate bei einer Versicherung<br />

bleiben, bevor man wechseln kann.<br />

Lohnsteuer muss jeder bezahlen. Dazu<br />

gibt es drei relevante Steuerklassen. In<br />

der ersten hat man einen monatlichen<br />

Freibetrag von 864 Euro, in der zweiten<br />

1 092 Euro (ledig und Kind) und in der<br />

dritten 1 623 Euro (verheiratet). Diese<br />

Freibeträge werden allerdings auf das<br />

Jahr gerechnet. Das bedeutet: Wenn<br />

S E RVICE.<br />

Was vom Gelde übrig bleibt<br />

Das sollten Studenten über Job, Versicherungen und Praktika wissen<br />

man in einem Monat sehr viel verdient,<br />

bekommt man die Einkommenssteuer<br />

durch einen Ausgleich wieder zurück.<br />

Der jährliche Freibetrag liegt zur Zeit<br />

bei 7 235 Euro, es ist jedoch geplant,<br />

diesen bis 2005 auf 7 675 Euro anzuheben.<br />

Der Eingangssteuersatz liegt zur<br />

Zeit bei 19,9 Prozent und soll im gleichen<br />

Zeitraum auf 15 Prozent gesenkt<br />

werden.<br />

Für die Steuererklärung der Eltern ist<br />

wichtig, dass man das Erststudium als<br />

Sonderausgaben, das<br />

Zweitstudium als<br />

Werbekosten absetzen<br />

kann. Ein Studium<br />

im Ausland<br />

kann gesondert<br />

aufgeführt werden.<br />

Vorsicht ist geboten<br />

bei Arbeitsverhältnissen<br />

mit pauschaler<br />

Besteuerung.<br />

Oft ist es günstiger,<br />

sich die Steuer<br />

über den Ausgleich<br />

„wiederzuholen“.<br />

Wichtige Begriffe:<br />

Kurzfristig:<br />

Ein Arbeitsverhältnis,<br />

das höchstens<br />

zwei Monate oder<br />

höchstens 50 Arbeitstage<br />

dauert.<br />

Geringfügig<br />

beschäftigt:<br />

Der Verdienst darf<br />

325 Euro im Monat<br />

oder 10,82 Euro<br />

pro Tag nicht überschreiten.<br />

Außerdem muss man sich<br />

eine Bescheinigung beim zuständigen<br />

Finanzamt abholen. Dann übernimmt<br />

der Arbeitgeber alle Sozialversicherungsbeiträge.<br />

Übrigens:<br />

Wer noch nicht 28 Jahre alt ist und an<br />

seiner Promotion sitzt, kann immer<br />

noch Kindergeld bekommen!<br />

Von Marietta Eder<br />

Der arbeitende Student hat es nicht einfach.<br />

Wer das harte Los der Arbeit auf<br />

sich nimmt, muss gleichzeitig noch<br />

einen riesigen Formularberg bearbeiten.<br />

OTTFRIED hat sich für Euch<br />

informiert, wer wann welche Abgaben<br />

zu zahlen hat.<br />

Die gute Nachricht vorne weg. Bis zur<br />

Vollendung des 27. Lebensjahres bekommen<br />

Studierende Kindergeld. Vorraussetzung<br />

ist, dass das Studium der<br />

Ausbildung dient und man nicht mehr<br />

als 7 188 Euro im Jahr verdient.<br />

Zu diesem Einkommen<br />

wird auch das<br />

Bafög gerechnet, allerdings<br />

ohne das Bafög<br />

Darlehen.<br />

Die zweite gute Nachricht<br />

ist, dass Studierende grundsätzlich<br />

von Sozialversicherungen<br />

befreit<br />

sind. Allerdings<br />

gibt es einige Ausnahmen.<br />

Diese beziehen<br />

sich immer<br />

auf Dauer und Entlohnung<br />

des Arbeitsverhältnisses.<br />

Ab einer Arbeitszeit<br />

von zwei Monaten<br />

oder 50 Arbeitstagen<br />

werden<br />

Beiträge fällig.<br />

Die zweite Grenze<br />

bezieht sich auf die<br />

Arbeitszeit während<br />

des Semesters.<br />

Grundsätzlich<br />

muss das Studium<br />

Vorrang vor dem Job haben. Die zwei<br />

wichtigsten Kriterien: Das Arbeitsverhältnis<br />

ist kurzfristig oder<br />

geringfügig entlohnt oder die Arbeitszeit<br />

beträgt mehr als 20 Stunden pro<br />

Woche. Wer das erste Kriterium erfüllt,<br />

muss auch weiterhin keine Beträge zahlen.<br />

Wer nicht mehr als 20 Stunden<br />

arbeitet, zahlt in die Rentenversicherung<br />

19,1 Prozent des Bruttolohns.<br />

Über der 20-Stunden-Grenze<br />

sind alle Abgaben fällig. Dies kann<br />

jedoch umgangen werden, wenn man<br />

deutlich macht, dass das Studium nicht<br />

darunter leidet, sprich am Wochenende<br />

oder nachts gearbeitet wird. Diesen<br />

Passus einfach in den Arbeitsvertrag<br />

aufnehmen.<br />

Anders sieht es bei Praktika aus. Sind<br />

diese zwingend im Studium vorge-<br />

(fra) „Wo Menschen sind, da sind auch<br />

Schaben", sagt der Schädlingsgutachter<br />

freundlich und lacht. „In ihrem Fall<br />

sind es die orientalischen, die sind eher<br />

harmlos." Das mag wohl sein, denke<br />

ich nur, hilft<br />

aber nichts. Montage: ottfried<br />

Ich versuche<br />

mir vorzustellen,<br />

wie<br />

die kleinen<br />

käferartigen Tiere<br />

im Küchenschrank<br />

bunte Bauchtanz-Abende<br />

unter Freunden<br />

veranstalten. Die possierlichen<br />

schwarzen Tierchen,<br />

die sich ab und zu in<br />

unserer Küche blicken ließen,<br />

hätte ich jedenfalls nie für<br />

Schaben gehalten.<br />

Aber nun hängt es in<br />

der Luft, das böse<br />

Wort. Schaben. Wir<br />

haben Kakerlaken.<br />

Leben wir in<br />

einem Saustall?<br />

Hätte man den<br />

Putzplan vielleicht<br />

doch regelmäßiger einhalten<br />

sollen? Aber nein, wo<br />

Menschen sind, sind auch<br />

Schaben, so war das doch. „In<br />

Amerika kamen uns manchmal<br />

welche aus den Öffnungen der<br />

Klimaanlage entgegen gefallen, die<br />

waren viel größer und viel ekeliger",<br />

versuche ich meine Mitbewohnerin<br />

zu beruhigen. Die findet<br />

das aber gar nicht witzig. Komisch!<br />

Von dem netten Menschen der<br />

Schädlingsbekämpfungsfirma erfahren<br />

wir noch, dass unsere Haustiere<br />

möglicherweise aus der Kanalisa-<br />

Der Rad-Frühjahrs-Check<br />

Was wo wieviel womit wofür und wodurch kostet<br />

(mvö) Vom Eise befreit sind Strom und<br />

Bäche – und nicht zuletzt auch die<br />

Bamberger Radwege. Fragt sich nur, ob<br />

der seit November eingemottete Drahtesel<br />

überhaupt fit ist für den weiten<br />

Weg raus zur Feki und das Kopfsteinpflaster<br />

am Maxplatz. Weil das mehrfach<br />

nicht der Fall ist und weil die meisten<br />

Fahrrad-Mechaniker in diesen<br />

Wochen weniger zu tun haben als sonst,<br />

bieten einige Radläden in Bamberg<br />

sogenannte Winter- oder Frühjahrs-<br />

Checks an. OTTFRIED hat zusammengestellt,<br />

wo und wie umfassend ihr euer<br />

Rad generalüberholen lassen<br />

könnt, und was der Spaß<br />

kostet.<br />

Das ausführlichste<br />

Angebot macht der<br />

Radladen (Schrottenberggasse<br />

2, Tel.: 5 78 53): Beim sogenannten<br />

Winter-Check werden Räder<br />

noch bis zum 28.2. auf Funktionen und<br />

Verschleiß inspiziert. Lichtanlage und<br />

Luftdruck sowie Schaltung und Bremsen<br />

werden überprüft, und wo nötig<br />

wird gefettet. Außerdem zentrieren die<br />

Jungs die Laufräder, pumpen Reifen<br />

auf und ziehen Schrauben an. Alle<br />

Schäden werden protokolliert – größere<br />

Schäden erst nach Rücksprache repariert.<br />

Das Gesamtpaket kostet 35,25<br />

Euro, für Mitglieder von ADFC, BUND<br />

und VCD gibt's 5,10 Euro Ermäßigung.<br />

Bei Bike Mike (Luitpoldstraße 51, Tel.:<br />

20 80 160) gibt's das ganze Jahr über<br />

die Möglichkeit zu einer General-<br />

Durchsicht. Für 20 Euro werden dann<br />

Schaltung, Bremsen und Licht überprüft,<br />

nach der Kette geschaut und alle<br />

Schrauben nachgezogen.<br />

Ein festes Angebot haben die Jungs von<br />

Rad im Hof (umgezogen in die Siechenstraße<br />

5, Tel.: 2 <strong>30</strong> 12) nicht, schät-<br />

Gruß aus Joe´s Apartment<br />

Wenn orientalische Kakerlaken im Küchenschrank bauchtanzen<br />

tion kommen. In einem Altbau sei so<br />

was durchaus möglich, sagt er. Vielleicht<br />

haben wir sie auch<br />

von irgendwo her mitgebracht,<br />

vom Bäcker oder<br />

aus dem Gemüseladen gegenüber.<br />

Oder sie sind im<br />

Sommer zusammen mit meinem<br />

neuen Computer<br />

nach Bamberg gekommen.<br />

Der ist<br />

schließlich in Asien<br />

zusammengeschraubt<br />

worden. Seitdem der<br />

Kammerjäger da<br />

war, geht man<br />

bei uns jedenfalls<br />

ab und zu<br />

über Leichen.<br />

In der ganzen<br />

Wohnung hat<br />

er<br />

Fallen<br />

ausgelegt,<br />

um<br />

herauszufinden,<br />

ob<br />

die kleinen<br />

Mist-Käfer<br />

mittlerweile<br />

die ganze Wohnung<br />

in Beschlag genommen<br />

haben. Schaben<br />

unterm Bett vielleicht? Auch<br />

Singles schlafen nicht allein!<br />

In der Küche hat er sämtliche<br />

Ritzen mit unsichtbarem<br />

Gel-Gift ausgespritzt. „Wir<br />

sprühen nicht, sonst wäre<br />

nämlich die ganze Wohnung<br />

unbewohnbar", antwortet<br />

er auf meine Frage,<br />

was er denn da wohl<br />

mache. Sehr beruhigend!<br />

zen die Kosten für einen durchschnittlichen<br />

Generalcheck aber auf 15 bis 20<br />

Euro – „je nachdem, wie viel zu<br />

machen ist.“ Wichtig: Ersatzteile müssen<br />

extra bezahlt werden.<br />

Das ist auch beim Radlhof (Hallstadter<br />

Straße 24, Tel.: 60 23 42) so, der für 25<br />

Euro einen sogenannten „Kundendienst“<br />

anbietet. Dabei wird das gesamte<br />

Rad einmal durchgecheckt, samt Kette<br />

ölen, Reifen aufpumpen und aller<br />

anderen nötigen Handgriffe.<br />

Das Radgeschäft Dratz (Pödeldorfer<br />

Straße 190, Tel.: 1 24 28) ist gerade dabei,<br />

ein spezielles Angebot zu entwerfen,<br />

das ein gutes<br />

Stück billiger<br />

sein<br />

soll als der normale<br />

Kundendienst. Zwischen<br />

15 und 20 Euro statt der bisherigen<br />

46,40 Mark wird die Generalüberholung<br />

– Bremse, Schaltung, Lager<br />

etc. – dann kosten.<br />

Beim Fahrradhaus Griesmann (Kleberstraße<br />

25, Tel.: 2 29 67) kann der<br />

Radliebhaber zwischen zwei Kundendiensten<br />

wählen: Das kleine Paket<br />

umfasst die Standardleistungen und<br />

kostet zwischen 15 und 20 Euro. Für<br />

den großen Kundendienst veranschlagt<br />

das Radhaus rund eine Stunde<br />

Arbeitszeit – und bis zu <strong>30</strong> Euro. Dafür<br />

geht's dann aber auch ins Detail.<br />

Und schließlich ist da noch Big Bike in<br />

Hallstadt (Biegenhof 13, Tel.: 60 10<br />

470). Die bieten eine Art Generalüberholung<br />

der gesamten Fahrrad-Technik<br />

für 15 Euro an. Auch hier gilt: Extras<br />

und Ersatzmaterial sind im Preis nicht<br />

inbegriffen.<br />

Kakerlaken, und dann?<br />

Es ist keine Schande, Schaben im<br />

Haus zu haben. Das steht fest. Besonders<br />

angenehm ist es trotzdem<br />

nicht, vor allem, weil Kakerlaken<br />

sich rasend schnell vermehren.<br />

Hat man sie einmal in der Wohnung,<br />

sind Schaben ziemlich hartnäckig.<br />

Sie bauen ihre Nester vorzugsweise<br />

dort, wo es warm ist. Deshalb hat<br />

der Kammerjäger seine Fallen in<br />

unserer Wohnung überall dort verteilt,<br />

wo’s kuschelig ist: an den<br />

Computern, hinter der Musikanlage<br />

und an der Heizung zum Beispiel.<br />

Sie zu erschlagen nützt wenig, denn<br />

wenn man Kakerlaken zerquetscht,<br />

scheiden sie nochmal Eier aus und<br />

vermehren sich weiter.<br />

Als Erste-Hilfe-Maßnahme empfielt<br />

OTTFRIED, handelsübliche Insektenfallen<br />

aufzustellen, zu kaufen in<br />

jeder gut sortierten Drogerie. Noch<br />

gründlicher Putzen bringt hingegen<br />

nichts, da Kakerlaken widerstandsfähige<br />

Tiere sind. Da ist selbst Meister<br />

Proper machtlos. Um den Anruf<br />

beim Kammerjäger kommt man<br />

wohl trotzdem nicht herum. Schaben<br />

sind Kannibalen, deshalb kann<br />

man ihnen am Wirkungsvollsten<br />

beikommen, wenn man Gift auslegt.<br />

Einzelne Tiere probieren davon,<br />

gehen in ihre Nester, sterben dort<br />

und werden dann von ihren Familienmitgliedern<br />

gefressen. Kakerlaken<br />

sind standhafte Tiere, deshalb<br />

kann sich eine Behandlung durch<br />

den Kammerjäger auch über einen<br />

längeren Zeitraum hinziehen.<br />

Adressen und Telefonnummern von<br />

Schädlingsbekämpfungsunternehmen<br />

findet ihr in den Gelben Seiten.


DOMSCHERGE.<br />

Was wähl’ ich denn da bloß?<br />

Am 3. März werden die Karten neu gemischt. Die Bamberger entscheiden an wen die 44 Stadtratssitze gehen<br />

von Marietta Eder<br />

und Frank Gundermann<br />

In Bamberg wird sich viel bewegen.<br />

Das versprechen zumindest die Wahlplakate,<br />

die seit letztem Sonntag an<br />

nahezu jeder Straßenkreuzung im<br />

Stadtgebiet aufgestellt sind. Egal ob<br />

CSU, SPD, ÜBG (Überparteiliche<br />

Bürgergemeinschaft), GAL (Grüne<br />

Alternative Liste), FDP, der Bamberger<br />

Bürger Block (BBB), die Republikaner,<br />

oder gar die Bamberger Realisten<br />

(BR). Sie alle wollen am Sonntag, 3.<br />

März, möglichst viele Sitze im<br />

Bamberger Rathaus ergattern. Auf acht<br />

Listen bewerben sich 352 Kandidaten<br />

für die 44 Sitze des Stadtparlaments.<br />

In Bayern finden Kommunalwahlen<br />

alle sechs Jahre statt. Dabei stehen vor<br />

allem die Personen im Vordergrund,<br />

nicht die Parteien. Ein Umstand, der<br />

durch das Wahlrecht garantiert wird. In<br />

Bamberg hat jeder Wähler somit 44<br />

Stimmen, genau so viele, wie es Sitze<br />

im Stadtrat gibt. Wählen darf, wer über<br />

18 Jahre alt ist und seinen Hauptwohnsitz<br />

seit mindestens drei Monaten<br />

in der Stadt Bamberg hat. Dies gilt auch<br />

für EU Bürger.<br />

Die einfachste Art, seine Stimmen „loszuwerden“<br />

ist das Ankreuzen einer<br />

Liste. Auf diese Weise wird der Wahlvorschlag<br />

akzeptiert und jeder Kandidat<br />

der angekreuzten Partei erhält genau<br />

(fg) Erwin Sternadl, Initiator des<br />

Kunst- und Sportforums Bambergs,<br />

fühlt sich ungerecht behandelt. „Es war<br />

eine ganz normale Veranstaltung“, sagt<br />

der Diplom-Historiker. Immer wieder<br />

legt er Fotos auf den Tisch: von tanzenden<br />

Menschen,<br />

lachenden Besuchern<br />

und<br />

Samba-Tänzerinnen.<br />

„Dass<br />

es vielen Gästen<br />

gut gefallen<br />

hat, wird<br />

nicht erwähnt“,<br />

beschwert<br />

sich<br />

Sternadl. Die<br />

Bilder dienen<br />

ihm „als Dokumentation,<br />

dass seine Silvester-Veranstaltung<br />

kein<br />

Megaflop<br />

war.“<br />

Sternadl organisierte<br />

die Es gab auch Leute, die sich amüsiert haben<br />

erste „Silvester-Megaparty“ im Bamberger<br />

Forum. Eine Veranstaltung, die<br />

für ihn zum unvergesslichen Erlebnis<br />

wurde. Jedoch anders als geplant.<br />

100 Besucher<br />

forderten Geld zurück<br />

So erschien am 7. Januar im Fränkischen<br />

Tag ein Artikel mit der Überschrift<br />

„Pleiten, Pech und Pannen“, in<br />

dem die Party als „Riesenreinfall“ bezeichnet<br />

wird. Von zu wenig Imbissständen<br />

und langen Warteschlangen ist<br />

dort die Rede, angekündigte Cocktail-<br />

Bars hätten gefehlt. Außerdem hätten<br />

über 100 Besucher noch am gleichen<br />

Abend ihr Geld zurückgefordert und<br />

erhalten. Für Erwin Sternadl ist der FT-<br />

Artikel „eine absolute Negativberichterstattung,<br />

die mir keine Korrekturmöglichkeit<br />

lässt und Misserfolg<br />

antizipiert.“<br />

Denn am Rosenmontag will Sternadl<br />

im Bamberger Forum einen Faschingsball<br />

veranstalten. „Wenn es nur ein paar<br />

Leserbriefe gegeben hätte und keinen<br />

Artikel, dann wäre das Ganze vergessen<br />

worden und ich könnte mit 5 000<br />

Leuten rechnen. Aber jetzt wird es<br />

Viel „Bewegung“ im Bamberger Wahlkampf – mit viel Energie werben die acht Listen um die Stimmen der Wähler<br />

eine Stimme. Man kann auch kumulieren<br />

und seine Stimmen somit auf einen<br />

Kandidaten konzentrieren. Aber: Bei<br />

der Kommunalwahl kann jeder<br />

Stadtratsbewerber maximal drei Stimmen<br />

erhalten. Das wiederum ermöglicht<br />

dem Wähler Kandidaten verschiedener<br />

Parteien anzukreuzen. Ein Vorgang,<br />

den man Panaschieren nennt.<br />

„Die“ große Silvesterparty<br />

Pleiten, Pech und Pannen – oder wie man einen „großen Erfolg“ interpretieren kann<br />

schwierig.“ Gegen die Berichterstattung<br />

des Fränkischen Tags hat Sternadl<br />

juristische Schritte unternommen.<br />

Wenige Tage nach der Veröffentlichung<br />

des Artikels erwirkte er eine<br />

Gegendarstellung. Die sagt jedoch<br />

nichts über den tatsächlichen<br />

Sachverhalt aus.<br />

Mit den Vorwürfen aus dem FT-Artikel<br />

konfrontiert, gibt Sternadl Fehler zu. Es<br />

stimme, dass er Karten zurückgenommen<br />

habe. „Aber es waren nur 70 bis 80<br />

Karten, nicht über 100. Außerdem hat<br />

sich nur ein sehr kleines, elitäres<br />

Publikum beschwert.“<br />

Für die nötige musikalische Unterhaltung<br />

sorgten zwei Bands, die allerdings<br />

nicht das versprochene Repertoire von<br />

Jazz, Walzer und Schlager abdeckten,<br />

sondern die Besucher mit Rock-Musik<br />

beschallten. Bei der Auswahl der<br />

Gruppen hatte sich Sternadl auf den Rat<br />

eines Freundes verlassen. Ein Fehler.<br />

„Ich kann verstehen, dass sich dieses<br />

exquisite Publikum in der Musik nicht<br />

wiedererkannt hat. Auch ich hatte<br />

Schwierigkeiten.“<br />

Jedoch hätte er sich von den Besuchern<br />

aus dem Tischbereich mehr Spontaneität<br />

erhofft. „Die Leute müssen sich<br />

natürlich auch selber einbringen, damit<br />

Stimmung aufkommt.“ Als Beispiel<br />

führt er eine Bekannte an, die einfach<br />

Kartoffel-Chips mitgebracht und sich<br />

gut amüsiert habe. Dass diese Meinung<br />

nicht vom „exklusiven Publikum“<br />

geteilt wurde, versteht Sternadl. Durch<br />

Bislang war die CSU mit 19 Vertretern<br />

die stärkste Fraktion im Bamberger<br />

Stadtrat. Gefolgt von der SPD mit zehn<br />

Sitzen. ÜBG und GAL waren mit<br />

jeweils fünf Räten vertreten. BBB und<br />

die Republikaner hatten jeweils einen<br />

Kandidaten im Kommunalparlament.<br />

Die Vertreter von FDP, ÖDP und BR<br />

bildeten mit ihren insgesamt drei<br />

seine „exzellente Werbekampagne“, die<br />

bereits vier Monate vor Silvester anlief,<br />

habe er vermutlich falsche Erwartungen<br />

geweckt. „Ich habe einfach zu viele<br />

Superlative verwendet.“<br />

Auch im gastronomischen Bereich<br />

räumt er Fehler ein. Mit<br />

Pizza und Würstchen<br />

sei das Angebot sicherlich<br />

etwas dürftig gewesen.<br />

Allerdings hätten<br />

der Betreiber eines<br />

Cocktailstandes und ein<br />

Thai-Koch kurzfristig<br />

abgesagt. Ein Ersatz<br />

war nicht mehr aufzutreiben.<br />

Die Idee, per<br />

Handy Schnitzel-Sandwiches<br />

ins Forum liefern<br />

zu lassen, scheiterte.<br />

Wir haben extra DJs<br />

aus Wuppertal für den<br />

Techno-Bereich verpflichtet,<br />

was bei den<br />

jungen Leuten sehr gut<br />

ankamen. Außerdem<br />

hatten wir exzellente<br />

Technik mit Kilometern<br />

von Kabeln.“<br />

Foto: Werner Kohn<br />

70 bis 90 000<br />

Mark Schulden<br />

Doch nicht nur über eine fehlende Vor-<br />

Ort-Berichterstattung ärgert sich Sternadl,<br />

sondern auch über zwei von ihm<br />

verfasste und nicht abgedruckte Leserbriefe.<br />

„Wir haben keine Pflicht zur<br />

Veröffentlichung. Außerdem ist mit der<br />

Gegendarstellung Herrn Sternadls Position<br />

ausreichend dargestellt“, so Michael<br />

Wehner, der Autor des FT-Artikels.<br />

Obwohl ihn die Veranstaltung nach<br />

eigenen Angaben rund 160 000 Mark<br />

gekostet hat – Erwin Sternadl sind<br />

Schulden in Höhe von 70 bis 90 000<br />

Mark entstanden – will sich der<br />

Diplom-Historiker weiterhin als Veranstalter<br />

betätigen. „Für mich war dies die<br />

erste Veranstaltung mit rund 4 500<br />

Leuten. Mit dem jetzigen Kenntnisstand<br />

kann ich Dinge optimieren.“ Und<br />

deshalb sieht er die Party nicht als missglückt<br />

an: „Weil es Anfängerfehler<br />

waren.“<br />

Trotz etlicher, sehr kritischer Leserbriefe<br />

im FT zur Silvesterfeier will<br />

Sternadl seinen Rosenmontagsball<br />

Politikern eine eigene Fraktion. Geht es<br />

nach den Parteien, dann sollen sich<br />

diese Verhältnisse demnächst deutlich<br />

ändern.<br />

Während die ÖDP bei der kommenden<br />

Stadtratswahl nicht mehr kandidiert,<br />

wollen gerade die beiden größten<br />

Fraktionen CSU und SPD die Mehrheit<br />

im Kommunalparlament erlangen. Laut<br />

durchziehen. Mit Dumpingpreisen à la<br />

billiger Jakob will er bei der Faschingsfeier<br />

Werbung für das Forum und das<br />

Kunst- und Sportforum machen.<br />

Danach dürfte das Kapitel „Forum und<br />

Sternadl“ jedoch abgeschlossen sein.<br />

Eine weitere Nutzung der Mehrzweckhalle<br />

durch den Diplom-Historiker, der<br />

vor 20 Jahren das Freizeitzentrum in<br />

der Sandstraße leitete und einen Uni-<br />

Ball mit 2 000 Leuten organisierte,<br />

schließt Hallenmanager Horst Feulner<br />

grundsätzlich aus. „Der Imageschaden,<br />

der am Silvesterabend für das Forum<br />

entstanden ist, ist riesig.“ Mittlerweile<br />

hat Erwin Sternadl auf seiner Internet-<br />

Seite www.silvester-bamberg.de eine<br />

„Dokumentation der Megaparty eingerichtet“,<br />

wie er sagt.<br />

Wahlbroschüre plant die CSU bei entsprechendem<br />

Wahlergebnis, Bamberg<br />

„leistungsstärker und beweglicher“ zu<br />

machen. Auf diese Weise soll die<br />

„Geschwindigkeit bei der Umsetzung<br />

von Projekten erheblich erhöht“ werden.<br />

Die SPD will unter anderem den<br />

Universitätsstandort Bamberg stärken.<br />

So soll nicht nur die Zusammenarbeit<br />

mit der Hochschule verbessert werden,<br />

sondern auch der Bau eines dritten Uni-<br />

Standortes auf städtischem Gelände ist<br />

geplant. Weiterhin wollen die Sozialdemokraten<br />

die Parkplatznot an der<br />

Feki lösen. Das ist auch Ziel der CSU,<br />

die sich deshalb sehr für die Ergebnisse<br />

der Sprecherrats-Umfrage interessiert.<br />

Die SPD will außerdem das<br />

Studienangebot erweitern. Vorgesehen<br />

ist dabei ein Ausbildungsgang<br />

„Gesundheitsmanagement“. Ob eine<br />

der beiden Parteien sich jedoch die<br />

Mehrheit am 3. März sichern kann, das<br />

bestimmen immer noch die Wähler.<br />

Übrigens: Wer es nicht zum Wahllokal<br />

schafft, kann seine Stimme auch per<br />

Briefwahl abgeben. Dafür müsst ihr nur<br />

die Postkarte, die an eurer Wahlkarte<br />

hängt, zum Wahlamt schicken. Oder<br />

jetzt schon seine Stimme abgehen und<br />

einfach ins gehen.<br />

Die Filmstadt<br />

(em) Wie gut Bamberg als Filmkulisse<br />

geeignet ist, kann man am Freitag, den<br />

8. März, in der ARD beurteilen. Dann<br />

wird der Film „Jenseits des Regenbogens“,<br />

der letzten Sommer in Bamberg<br />

und Umgebung gedreht worden ist<br />

(OTTFRIED berichtete), gesendet.<br />

Der Film zeigt eine herzzerreißende<br />

Liebesgeschichte eines Bamberger<br />

Grafen mit einer Society-Reporterin.<br />

Aber oft kommt es anders, als man<br />

denkt.<br />

Verlosung<br />

Wer sich selbst ein Bild machen<br />

will, der sollte unbedingt den<br />

Rosenmontagsball des Kunst- und<br />

Sportforums am 11. Februar im<br />

Bamberger Forum besuchen. OTT-<br />

FRIED verlost 5x2 Karten. Schickt<br />

einfach eine Mail (Stichwort: Rosenmontag)<br />

an ottfried@ottfried.de.


KULTUR.<br />

Kinokunst für Liebhaber<br />

Lichtspielbetreiber Gerrit Zachrich machte aus dem City-Kinozentrum ein klassisches Filmtheater<br />

Von Frank Gundermann<br />

Bis Ende letzten Jahres hatte das ehemalige<br />

City-Kinozentrum in der Luitpoldstraße<br />

25 nicht gerade viel zu bieten.<br />

Abgewetzte Sitze, scheppernder<br />

Sound, kleine Toiletten und ein nicht<br />

gerade ansprechender Eingangsbereich.<br />

Das hat sich jetzt geändert. Innerhalb<br />

von nur wenigen Wochen hat Gerrit<br />

Zachrich, Betreiber des Lichtspiel-<br />

Kinos in der Unteren Königstraße, das<br />

frühere Action-Kino zum Odeon-Filmkunsttheater<br />

umgebaut und am Donnerstag,<br />

den 31. Januar, eröffnet.<br />

In vier Wochen<br />

zum Filmpalast<br />

„Wir haben alles, was nicht tragend<br />

war, bis zur Mauer des nächsten Hauses<br />

rausgehauen“, beschreibt Zachrich die<br />

Renovierungsarbeiten, denen der kleinste<br />

Kinosaal komplett zum Opfer fiel.<br />

Zum Vorschein kam dabei unter anderem<br />

eine Stuckdecke, die anscheinend<br />

aus dem Eröffnungsjahr des Kinos,<br />

1956, stammt, und an der früher ein<br />

großer Lüster hing. Ganz im Stil eines<br />

klassischen Filmtheaters. Und genau<br />

dieses Ambiente wollte Gerrit Zachrich<br />

seinem neuen Kino von Anfang an geben.<br />

Dementsprechend fiel auch die<br />

Farbgebung aus: Gold- und Rot-Töne<br />

überwiegen. Zusätzlich ließ der 39-Jährige<br />

einen Café- und Barbereich einrichten.<br />

„Es ist mir ganz wichtig, dass<br />

das Kino nicht nur ein Durchlaufbetrieb<br />

ist, sondern ein Ort, an dem sich die<br />

unterschiedlichsten Leute mit einem<br />

gemeinsamen Interessenschwerpunkt<br />

für Kunstfilme treffen können.“<br />

Ausschlaggebend für den Umbau des<br />

ehemaligen City-Kinozentrums zum<br />

Odeon-Filmtheater waren mehrere<br />

Dinge. So wurde Zachrich Ende letzten<br />

Jahres von Filmverleihern signalisiert,<br />

dass er große Filmkunst-Filme, die mit<br />

Bundesstart anliefen, mindestens sechs<br />

bis zehn Wochen lang zeigen müsse.<br />

Das allerdings wollte er dem Lichtspiel-Programmkino<br />

nicht antun. Also<br />

begab er sich auf die Suche nach neuen<br />

Sälen. Eine entsprechende Lösung bot<br />

Aus diesem Chaos ist der Odeon Filmpalast geworden<br />

sich mit dem City-Kinozentrum, das<br />

von der früheren Betreibergesellschaft,<br />

der Reutlinger Planie GmbH, Anfang<br />

Dezember aufgegeben wurde.<br />

Nachdem Gerrit Zachrich die Programmschwerpunkte<br />

des CineStar-<br />

Kinos mehrere Wochen lang verfolgt<br />

hatte, entschloss sich der Film-Enthusiast<br />

zu dem Odeon-Projekt. „Wären im<br />

Multiplex-Kino ähnliche Filme gezeigt<br />

worden, dann hätte ich diesen Schritt<br />

nicht gewagt.“<br />

Ein Entschluss, in den Gerrit Zachrich<br />

in den letzten Wochen jede Menge Zeit<br />

und Arbeit investiert hat. So wurde das<br />

Kino 1 mit seinen 188 Sitzplätzen rundum<br />

erneuert, während beim zweiten<br />

Saal (150 Sitze) aus Zeitgründen vorläufig<br />

nur die Wände einen neuen<br />

Anstrich erhielten. Zusätzlich ließ<br />

Zachrich die Akustik der Dolby-Surround-Anlage<br />

verbessern. „Bei der<br />

Technik haben wir nur übernommen<br />

was gut war, um sie zu optimieren“.<br />

Ab Mitte Februar wird das Odeon-Kino<br />

täglich um 14.<strong>30</strong> Uhr mit einem Familienprogramm<br />

am Nachmittag öffnen.<br />

„Am Abend zeigen wir Filmkunst.“<br />

Ungefähr jedes halbe Jahr will Gerrit<br />

Zachrich Regisseure und Schauspieler<br />

für Publikumsvorführungen und Gespräche<br />

ins Odeon holen. „Das soll ein<br />

fester Bestandteil werden.“ Rund 35<br />

verschiedene Filme, darunter auch die<br />

Originalfassungen großer Produktionen,<br />

sollen pro Monat in Bambergs neuem<br />

Filmtheater gezeigt werden. Im Extremfall<br />

bedeutet dies, „dass wir in einer<br />

Woche schon mal zwölf Filme spielen.“<br />

Erwachsene zahlen fünf Euro Eintritt<br />

und Kinder vier.<br />

Am Konzept des Lichtspiel-Kinos wird<br />

sich durch das Odeon nichts ändern,<br />

versichert Zachrich. „Höchstens, dass<br />

ich dort bei den Filmen jetzt noch stärker<br />

in Nischen vordringen kann.“ Auf<br />

seine Kinopläne hat der 39-Jährige bislang<br />

nur positives Feedback bekommen.<br />

„Die Leute haben mir gesagt, dass<br />

es eine wirkliche Chance für die anspruchsvolle<br />

Kinokultur in Bamberg<br />

ist“, freut er sich.<br />

Die Konkurrenz<br />

schläft nicht<br />

Allen Grund zur Freude, zumindest bei<br />

den Besucherzahlen, hat derzeit auch<br />

Stefan Lauterbach, Theaterleiter des<br />

CineStar. So kamen innerhalb der ersten<br />

zwei Monate rund 112 000 Besucher<br />

ins Multiplex-Kino.<br />

Ein Ansturm, der allerdings auch einige<br />

Probleme mit sich brachte. „Um<br />

zukünftig Warteschlangen zu vermeiden,<br />

wollen wir die Leute besser informieren,<br />

wie sie am kürzesten und problemlosesten<br />

ins Kino kommen“,<br />

erklärt Lauterbach. Und auch der<br />

Service soll optimiert werden.<br />

„Mittlerweile ist unser Personal eingearbeitet,<br />

die Umstellung auf Euro funktioniert<br />

gut.“<br />

Als besondere Attraktion wird das<br />

CineStar demnächst ein After-Work-Cinema<br />

anbieten. Im Eintrittspreis von elf<br />

Euro pro Person sind neben einer Filmvorführung<br />

auch ein Essen sowie ein<br />

Getränk im Dolphin’s Diner enthalten.<br />

Erstmals wird das CineStar am Mittwoch,<br />

6. Februar, ab 20 Uhr auch die<br />

beiden Jackie Chan-Action-Komödien<br />

„Rush Hour“ und „Rush Hour 2“ zum<br />

Eintrittspreis von insgesamt 7,50 Euro<br />

hintereinander zeigen. Eine Aktion, die<br />

demnächst mit Kultfilmen fortgesetzt<br />

werden soll, so Lauterbach.<br />

Science Action<br />

(fg) Hart, härter, Reilly. So lassen<br />

sich die Action-Thriller des 27-jährigen<br />

australischen Bestseller-<br />

Autors Matthew Reilly beschreiben.<br />

Mit „Der Tempel“ legt der studierte<br />

Jurist jetzt seinen zweiten Roman<br />

vor, der alles andere als trocken ist.<br />

Mit exzellentem Plotting und herzinfarktverdächtigem<br />

Tempo gelingt<br />

es Reilly, die atemberaubende Geschichte<br />

um den New Yorker Linguistik-Professor<br />

William Race zu erzählen.<br />

Im Auftrag einer Sondereinheit der<br />

US-Army soll dieser ein vierhundert<br />

Jahre altes lateinisches Manuskript<br />

übersetzen. Das Dokument zeigt<br />

den Weg zu einer geheimnisvollen<br />

Inka-Statue in den Regenwäldern<br />

Perus, einer religiösen Figur in<br />

Form eines Raubkatzen-Kopfes, die<br />

aus dem seltenen Kometen-Gestein<br />

Thyrium besteht. Damit ließe sich<br />

heute eine gigantische Massenvernichtungswaffe<br />

herstellen. Doch die<br />

US-Sondertruppe ist nicht die einzige<br />

Gruppe, die den Raubkatzen-<br />

Kopf in ihre Hände bekommen will.<br />

Eine Einheit chilenischer Nazis versucht<br />

an die Inkastatue zu gelangen.<br />

Dabei ist ihr jedes Mittel recht.<br />

Allerdings: Auf der Figur lastet ein<br />

teuflischer Fluch.<br />

„Der Tempel“ ist eine hochexplosive<br />

Mischung aus Fakt und Fiktion.<br />

Ein echtes Muss für jeden Action-<br />

Fan. Es gelingt dem Autor meisterhaft,<br />

sich weder in Beschreibungsgeschwafel<br />

zu verlieren, noch die<br />

Glaubwürdigkeit seiner Geschichte<br />

mit einer hanebüchenen Handlung<br />

zu vernudeln. Vielmehr basiert das<br />

Buch auf gründlichen Recherchen<br />

über die Geografie und Historie<br />

Südamerikas. Einzig die detaillierten<br />

Erläuterungen zu Handfeuerwaffen<br />

und Militärfahrzeugen sind<br />

eher für Waffenfetischisten als für<br />

durchschnittliche Leser geeignet.<br />

Ein Manko, das durch die spannende<br />

Erzählgeschwindigkeit aber<br />

mehr als ausgeglichen wird.<br />

Matthew Reilly, Der Tempel. Ullstein<br />

Verlag, 620 Seiten, 8,95 Euro.<br />

Zombie-Zaster<br />

(fg) Totgesagte leben länger. Tote<br />

auch, wenn sie Zombies sind. Ähnlich<br />

verhält es sich mit der Untoten-<br />

Armee von Else Admire, dem bundesweit<br />

bekannten Bamberger Trash-<br />

König. Obwohl es um seinen abendfüllenden<br />

Horrrorfilm „Grabräuber<br />

aus dem Weltall“ in letzter Zeit eher<br />

ruhig geworden ist, will der Meister<br />

des Bad Taste sein Projekt auf jeden<br />

Fall beenden.<br />

Jedoch hat der Künstler nicht das<br />

Geld, um die seit Jahren andauernden<br />

Dreharbeiten zu beenden und<br />

sucht deshalb noch Sponsoren.<br />

Geschätzte <strong>30</strong>0 000 Euro wird die<br />

endgültige Fertigstellung des Films<br />

kosten. Wer das Projekt unterstützen<br />

möchte, schreibe an Else Admire,<br />

Rock ‘n’ Roll and Movie Production,<br />

Lichtenhaide 3, 96052 Bamberg.<br />

Kinoverlosung<br />

(fg) Bei uns kriegt ihr was auf die Augen.<br />

Und das gleich fünfmal. Gemeinsam<br />

mit dem CineStar Bamberg verlost<br />

OTTFRIED zwei 5-Sterne-Tickets im<br />

Gesamtwert von 54 Euro! Egal ob bei<br />

Action, Romantik, Drama oder Horror<br />

– Filmgenuss ist garantiert. Mit dem 5-<br />

Sterne-Ticket könnt ihr fünf Vorstellungen<br />

eurer Wahl im neuen Kino<br />

besuchen.<br />

Schickt einfach<br />

eine E-<br />

Mail mit eurem<br />

Namen,<br />

Adresse und<br />

Telefonnummer bis einschließlich<br />

Sonntag, 10. Februar, an ottfried@ottfried.de.<br />

Stichwort: OTTFILM. Der<br />

Rechtsweg ist ausgeschlossen. Mit ein<br />

bisschen Glück wartet auf euch ein<br />

einzigartiges Kinoerlebnis in Bambergs<br />

größtem und modernstem Filmpalast.<br />

Dr. Evil’s Plattenarchiv<br />

Trash-Collection: Die absolut schrecklichste Single-Sammlung der Welt<br />

Von Dr. Evil<br />

Böse, böse, böse. So kennt man ihn: Dr.<br />

Evil. Seit 1988 gibt der eingeborene<br />

Verfechter des schlechten Geschmacks<br />

(durch die Amerikanisierung auch als<br />

Bad Taste-Culture bekannt) unter diversen<br />

Pseudonymen seine klare und deutliche<br />

Meinung in verschiedenen Kunstzeitschriften,<br />

Underground-Magazinen<br />

und Fanzines zum Allerbesten. Dem<br />

langjährigen Spezialisten, Jäger und<br />

Sammler obskurster Tonträger, die zum<br />

größten Teil jeder Beschreibung spotten,<br />

ist es ein besonderes Vergnügen,<br />

dem wissbegierigen Leser in dieser<br />

Kolumne erstmals ein paar seiner<br />

Schätze gnadenlos vorzustellen. MTV-<br />

Fans und solche, die es werden wollen,<br />

dürften damit kaum etwas anfangen<br />

können.<br />

Eddie Edwards:<br />

Fly Eddie fly (Fly Records)<br />

Wer kennt ihn<br />

nicht? Eddie the<br />

Eagle, der mit<br />

A b s t a n d<br />

(meistens um<br />

die 40 Meter)<br />

schlechteste<br />

Skispringer aus England. Neben seinen<br />

sportlichen Eskapaden und den meist<br />

darauf<br />

folgenden<br />

Krankenhausaufenthalten hat er sich im<br />

Jahr 1988 irgendwie in ein Tonstudio<br />

verlaufen. Dort nahm er seine erste und<br />

letzte Single auf, mit einem für die Zeit<br />

leider typischen, dünn produzierten,<br />

vollkommen beschissenen 80er Jahre-<br />

Discobeat. Ja, das ist besonderer Müll.<br />

Neben dem Titelsong gibt es zu allem<br />

Überfluss noch den No-Hit „Straight to<br />

the top“ (B-Seite), bei dem die alte Skikanone<br />

recht holprig „I can eagle“ („Ich<br />

kann adlern“) mitträllert. Ein wirklich<br />

unglaubliches Teil. Bei der letzten<br />

Weltmeisterschaft hat man leider nichts<br />

mehr von ihm gehört und gesehen.<br />

Doch es darf um ein Comeback gebeten<br />

werden. Und jetzt alle: „Fly Eddie fly“.<br />

Das Bierbeben: Die Birne ist reif<br />

(Rock-o-tronic Records)<br />

Wenn man der<br />

Meinung eines<br />

altbekannten<br />

Musikkritikers<br />

Glauben schenken<br />

darf, gibt es<br />

nichts Aggressiveres<br />

als Deutsch-Punk. Die Mischung<br />

aus Deutsch und Punk ist zugegebenermaßen<br />

schon recht explosiv.<br />

Seit den frühen 80ern waren Bands wie<br />

Slime, Toxoplasma, Cotzbrocken oder<br />

auch Canalterror die Gallionsfiguren<br />

dieser musikalischen Abart. Nachdem<br />

sich die Jugendlichen mehr und mehr<br />

wieder an handelsüblichen Mist<br />

gewöhnt hatten und in ihrem<br />

Konsumverhalten erneut Wert auf Melodien<br />

oder monotone Maschinenbeats<br />

legten, war der klassische Deutsche<br />

Punk, spätestens als auch die Musikindustrie<br />

auf dessen Vermarktungsmöglichkeit<br />

aufmerksam geworden<br />

war, tot. Oder einfach nur bis auf<br />

sehr wenige Ausnahmen langweilig.<br />

Umso erfreulicher, dass in Dr. Evils<br />

Briefkasten mal wieder eine Single eintraf,<br />

die sich so anhört, als wäre sie mit<br />

einem 18 Jahre alten Schneider-Kassettenrecorder<br />

aufgenommen worden.<br />

Darauf befinden sich wahrlich punkige<br />

Songs wie beispielsweise „FFM Punkarmee“,<br />

der Evergreen „Deutschland“<br />

von der Obersten Heeresleitung (OHL)<br />

sowie der Knaller „Mach dich lieber<br />

selbst kaputt“ (bevor es jemand anderes<br />

tut). Der Titelsong ist, wie es sich gehört,<br />

in jeder Form politisch korrekt,<br />

obwohl man da die Bierflaschen akustisch<br />

vermisst. Ein bisschen Gegröle<br />

hätte dem Song zwar auch nicht geschadet,<br />

jedoch ist diese kleine Schallplatte<br />

wahrlich ein Juwel, wie man es in<br />

diesen Zeiten eigentlich nur vermissen<br />

kann. Bevor ich diesen Verriss beende,<br />

muss ich noch dringend erwähnen, dass<br />

sich der Gesang von allen herkömmlichen<br />

Punkbands unterscheidet, da er<br />

sich so anhört wie von einem 13-jährigen<br />

drogenabhängigem Straßenmädchen<br />

gesungen. Der Tipp für jeden Elternabend.<br />

Hört ihr nicht gerne schlechte Musik?<br />

Kein Problem, Dr. Evil freut sich über<br />

richtigen Scheiß in Tonträgerform wie<br />

ein König. Schickt einfach alle eure angestaubten<br />

Platten, die ihr nur einmal<br />

gehört habt und am Liebsten wegschmeißen<br />

würdet, an die OTTFRIED-<br />

Redaktion, c/o Marietta Eder, Peuntstraße<br />

4, 96050 Bamberg. Stichwort: Dr<br />

Evil’s Trash-Collection. OTTFRIED<br />

verlost außerdem eine LP von „Docteur<br />

Limanne“. Ein echtes Sammlerstück!


KULTUR.<br />

H-Blockx<br />

(ps) Juppheidi, juppheida, die Kasperle<br />

sind wieder da, mit „Get In The Ring“!<br />

Aber nein, man soll ja nicht immer alle<br />

deutschen Bands so niedermetzeln und<br />

alles, was übern großen Teich schwappt,<br />

als Rettung des Rock`n´Roll anpreisen.<br />

Aus den USA kommt auch viel<br />

Mist. Und vorab muss man den Verteidigern<br />

der Westfalenrocker in einem<br />

Punkt zustimmen: Die H-Blockx zählten<br />

wirklich zu den Protagonisten des<br />

Crossover, dem historischen Vorgänger<br />

des momentan so angesagten New Metal<br />

à la Limp Bizkit, Linkin Park und<br />

Konsorten (siehe letzte <strong>Ausgabe</strong>).<br />

Und im Gegensatz zu den letztgenannten<br />

haben die Münsteraner um Frontkasper<br />

Henning Wehland immer unverhohlen<br />

den Spaßfaktor in den Vordergrund<br />

gestellt. Man kann ihnen also<br />

nicht vorwerfen, sie hätten sich irgendwann<br />

irgendwem angebiedert. Aber bitte<br />

Jungs: Spaß hin, Spaß her, ein bisschen<br />

Anstand, Feingefühl und Originalität<br />

kann gelegentlich wirklich nicht<br />

schaden. Denn als ob nicht schon die<br />

vorletzte Single, das Johnny Cash-<br />

Cover von „Ring Of Fire“ billig und<br />

plump genug daher gekommen wäre,<br />

wird sogleich der nächste vermeintliche<br />

„Party-Klassiker“ pseudo-cool verwurstet:<br />

Snaps Spaßkultur-Zappel-Hymne<br />

„The Power“. Haben die Jungens denn<br />

gar keine eigenen Ideen mehr?<br />

Der Rest des Albums klingt auch wie<br />

schon zehnmal gegessen, lediglich die<br />

als Kompensation nach dem Ausstieg<br />

des Zweitsängers Dave geladenen Berliner<br />

Rapper von Das Department sorgen<br />

für ein bisschen Frische und Glaubwürdigkeit.<br />

Ansonsten viel Wiedergekäutes,<br />

‘ne Prise Elektrogepiepse, sanft<br />

in den Schlaf wiegende Grooves, Pubertätspunk<br />

in Sum41-Manier, Kindergarten-Sing-alongs<br />

und Sentimentalitäten<br />

auf Bon Jovi-Niveau. Blutleer und<br />

grottenlangweilig. Fazit: Nix für ungut,<br />

aber nix für mich und den Rest der denkenden<br />

Menschheit!<br />

Skinny<br />

(ps) Leider, leider will gut Ding immer<br />

noch recht viel Weile haben. So nahmen<br />

sich Matt Benbrook und Paul<br />

Hermann (plus Instrumentalisten) gehörig<br />

Zeit bis zur Fertigstellung ihres<br />

zweiten Albums „Taller“, das nun offiziell<br />

am 25. Februar in die Läden<br />

kommt. Ihr letztes Lebenszeichen war<br />

die Single „Failure“, die 1998 zum respektablen<br />

Insider-Hit avancierte. Kann<br />

sich noch irgendwer erinnern?<br />

Falls ja, das augenzwinkernd melodramatische<br />

„Failure“ ist zwar auf dem<br />

Album erneut mit drauf, aber keineswegs<br />

repräsentativ für den Rest. Allerdings<br />

kann das auch keiner der anderen<br />

13 Tracks leisten. Kurzum: „Taller“ ist<br />

ziemlich bunt und abwechslungsreich<br />

geraten. Mal eher nonchalanter Pop,<br />

wie bei der nächsten Single- und Video-<br />

Auskopplung „Sweet Thing“, relaxter<br />

Britrock bei „Worth It“, düsterer Trip<br />

Hop mit Soul-Schlagseite bei „Morning<br />

Light“, oder – gegen Ende – ein paar<br />

elektrische Spirenzchen à la Jimi Tenor.<br />

Vielschichtig wie die Gorillaz, insgesamt<br />

jedoch einerseits eine Spur organischer,<br />

da fast ausschließlich mit klassischer<br />

Bandbesetzung (Gitarre, Bass,<br />

Schlagzeug, Keyboards) eingespielt.<br />

Und anderseits durchgehend von einer<br />

gewissen Verträumtheit und Melancholie<br />

durchzogen.<br />

„Happy being sad“ könnte man das Motiv<br />

von „Taller“ passend beschreiben.<br />

Prima geeignet, um sich nach einem etwas<br />

intensiveren Wochenende den Weg<br />

zurück in die reale Welt zu bahnen. Wer<br />

zwingend eine Schublade für Skinny<br />

braucht, wird sich jedoch schwer tun:<br />

Trip Hop trifft es nicht, und mit Britpop/<br />

Britrock klassischer Machart haben<br />

Skinny auch nicht viel am Hut. Bleibt<br />

also die gute alte Residualkategorie Pop.<br />

Aber guter, intelligenter Pop, der angesichts<br />

des Booms fröhlichen Stumpfsinns<br />

Marke Bro`Sis inzwischen vom<br />

Aussterben bedroht zu sein scheint.<br />

Lyrik mit treibenden Beats<br />

Albert Ostermaier war Gast an der Uni und begeisterte den vollbesetzen Hörsaal in der U5<br />

(mas) Die Zukunft des musikalischen<br />

Aushängeschilds der Domstadt ist wieder<br />

gesichert: Paul Müller ist neuer Intendant<br />

bei den Bamberger Symphonikern.<br />

Nach der Kuratoriumssitzung am<br />

vergangenen Freitag gab der Vorsitzende<br />

des Gremiums, Bayerns Kunstminister<br />

Hans Zehetmaier, die Entscheidung über<br />

die Neubesetzung bekannt.<br />

Der 1958 in Westfalen geborene Musikmanager<br />

war bislang beim NDR-Symphonieorchester<br />

als Leitender Redakteur<br />

tätig. Ziel seiner Arbeit hier in Bamberg<br />

ist, die Symphoniker gänzlich neu zu<br />

positionieren. Mit Joanthan Nott hat er<br />

dabei einen Chefdirigenten zur Hand,<br />

der als einer der vielversprechendsten<br />

und interessantesten seiner Generation<br />

gilt. Ihn sieht Müller als eine Schlüsselfigur<br />

in seiner Zukunftsplanung für<br />

Von Meike Vögele<br />

„...ein gutes gedicht braucht heut / zutage<br />

einfach einen mord damit / die quote<br />

stimmt sie nicht zum / pinkeln gehn<br />

wenn du um ihre / herzen wirbst musst<br />

du sie brechen“<br />

Das klingt so, als wäre es recht schwierig,<br />

eine ganze Lesung nur mit Lyrik zu<br />

bestreiten, noch dazu mit der eigenen,<br />

verhältnismäßig unbekannten. Doch<br />

der Dramaturg und Lyriker Albert<br />

Ostermaier macht seine Sache vor den<br />

vollbesetzten Reihen des Hörsaals in<br />

der U5 ziemlich gut. So gut, dass nach<br />

der Lesung die Collibri-Abgesandten<br />

hinter fast leergekauften Büchertischen<br />

stehen.<br />

Albert Ostermaier wurde 1967 in München<br />

geboren, erhielt 1990 das Münchner<br />

Literaturstipendium und seither<br />

zahlreiche Preise, vor allem für seine<br />

alles andere als unumstrittenen Theaterstücke.<br />

Grund genug für Professor Wulf<br />

Segebrecht, ein Hauptseminar zu dieser<br />

laut Spiegel „Ausnahmebegabung unter<br />

den deutschen Gegenwartsdramatikern“<br />

zu veranstalten. Und Ostermaier<br />

selbst zur Diskussion in das Seminar –<br />

und zu einer Lesung in die Uni – einzuladen.<br />

Und so steht der 34-Jährige an diesem<br />

Dienstag Abend vor einem gespannten<br />

Publikum, im Ohr die lobenden Einführungsworte<br />

von Professor Segebrecht,<br />

im Rücken eines der eigenen Gedichte<br />

– einleitend an die Wand projiziert.<br />

Mitgebracht hat er seine beiden letzten<br />

Gedichtbände „Heartcore“ und „Autokino“,<br />

aber auch neue, noch unveröffentlichte<br />

Texte.<br />

„manchmal ist das leben ein / kleiner<br />

billiger film den du / nicht mehr nach-<br />

Ostermaier liest: Erst die U5 voll, dann die Büchertische leer<br />

synchronisieren / musst hat das glück Refrain, sich vom Text zu lösen, spontan,<br />

je nach Stimmung.<br />

französische / untertitel und der atlantik<br />

passt / in ein rotweinglas in der hand / Am Anfang ist es ein wenig schwer,<br />

eines freundes...“<br />

sich in diesen Stil hineinzufinden, und<br />

Ostermaiers Texte sind offen, schon man merkt die abwartende Zurückhaltung<br />

des Publikums. Ostermaier treibt<br />

ihre äußere Form in durchgehender<br />

Kleinschreibung, ohne Satzzeichen und sich selbst voran, spielt mit Sprache<br />

mit starkem Zeilenbruch legt das nahe. und Bildern, hangelt sich an Assoziationen<br />

entlang und erschafft ganze<br />

Entsprechend viele Möglichkeiten gibt<br />

es, seine Gedichte zu interpretieren und Wort-Welten. Genauso unvermittelt<br />

vorzutragen. Und auch er selbst nimmt nimmt er alles Tempo aus seinem Vortrag<br />

heraus, lässt Formulierungen wir-<br />

sich die Freiheit, den selben Text in verschiedenen<br />

Variationen zu lesen, zentrale<br />

Zeilen zu wiederholen wie einen wie zuvor Hektik, Technik, Lärm<br />

ken, Szenen nachklingen. So intensiv<br />

und<br />

die „neuen“ Bamberger Symphoniker.<br />

Müller tritt die Nachfolge von Matthias<br />

Weigmann an, der nach finanziellen<br />

Ungereimtheiten seinen Hut nehmen<br />

musste. Weigmann hinterließ einen<br />

Schuldenberg von rund zwei Millionen<br />

Euro, wie kürzlich bekannt wurde.<br />

Diesen wollen das Land Bayern, der Bezirk<br />

Oberfranken und die Stadt Bamberg<br />

nun gemeinsam abtragen, um dem<br />

neuen Intendanten einen reibungslosen<br />

Start zu ermöglichen. Dennoch wird<br />

dem Orchester eine Schuldenlast von<br />

rund 460 000 Euro aus der „Ära” Weigmann<br />

erhalten bleiben, die den Fortbestand<br />

der Symphoniker aber nicht gefährden<br />

soll. Zehetmair versicherte:<br />

„Die Bamberger Symphoniker werden<br />

eine gute Zukunft haben“, und zwar „in<br />

der Bundesliga“.<br />

Gewalt, sind da plötzlich Schönheit,<br />

Ruhe, Intimität, Zuversicht.<br />

„...in deinem kalender bin ich / morgen<br />

ein stern doch ich / schalte das licht aus<br />

dann / kannst du mich schon / heute<br />

nacht sehen“<br />

Von Liebesgedichten springt Ostermaier<br />

zu politisch-kritischer Lyrik,<br />

trägt Texte mit Titeln wie „Leitkultur“<br />

und „Neuer Markt“ vor. Er wagt sich an<br />

die Verarbeitung des 11. Septembers<br />

heran, schafft aber auch wieder die<br />

Rückkehr zu weniger bedrückenden<br />

Themen – erste Lacher im Publikum.<br />

Spätestens bei „Supermarktsex“ wird<br />

der fast schon musikalische Rhythmus<br />

von Ostermaiers Gedichten deutlich, in<br />

denen Wortspiele und unerwartete Reime<br />

eine Art Sogwirkung zu entwickeln<br />

scheinen:<br />

„...kleb lakritzestäbchen wie / strichcodes<br />

auf meinen rücken / und wir werden<br />

die nummer / bis zur kasse schieben<br />

sich / im supermarkt zu lieben ist / besser<br />

als zuhause auf den / preisschildern<br />

zu liegen und nur / den wäscheständer<br />

hoch zu kriegen...“<br />

Für den jungen Lyriker müssen gute<br />

Gedichte auch genau so sein: „rhythmisch<br />

präzise, cool im Sound und treibend<br />

im Beat.“ Nicht zuletzt deshalb<br />

liegen den letzten beiden Lyrikbänden<br />

CDs bei, auf denen die Texte mit der<br />

Musik von Ostermaiers Freund Bert<br />

Wrede kombiniert werden. Mit ihm<br />

geht der Vollblut-Münchner und bekennende<br />

Bayern-Fan zur Zeit auch auf<br />

Lesung. Schließlich weiß er selbst:<br />

„als dichter musst du wie ein rockstar<br />

sein & / wilde wege gehn ein mikro mit<br />

den lippen / küssen die seiten mit der<br />

zunge blättern als / wären sie aus stahl“<br />

„We scare because we care“<br />

Monster monstern monster Monster im monstermäßig monsterspaßigen Monsterfilm „Monster AG“<br />

(mah) Es geht um Türen. Um Pforten in<br />

das Reich schlafender Kinder, von abnormen<br />

Wesen einer anderen Welt<br />

katalogisiert, in riesigen Hallen gelagert<br />

und in fließbändiger Manier<br />

missbraucht. Denn worüber<br />

man sich schon immer den Kopf<br />

zerbrach, wonach man aber niemals<br />

zu fragen wagte, darüber<br />

wird in diesem Film informiert:<br />

Woher kriegen Monster<br />

eigentlich ihren Strom?<br />

Aus den angsterfüllten<br />

Schreien gepeinigter<br />

Kinder wird er gesaugt<br />

und in schwere<br />

Metallflaschen verfüllt.<br />

Eine Elite<br />

knuffiger Schocker<br />

steht jeden<br />

Morgen<br />

auf der Matte,<br />

um ihre grausige<br />

Arbeit im Namen<br />

des E-Werks zu verrichten.<br />

Auch<br />

Sully, eine flau-<br />

Foto: Pixar Entertainment<br />

Zukunft trotz Schuldenberg<br />

Symphoniker haben einen neuen Intendanten<br />

schige Miezekatze mit Hörnern, und<br />

Mike Glotzkowsky, der einäugige<br />

Grünling ohne Hals, sind dem Familienunternehmen<br />

verpflichtet und sorgen<br />

sich tagtäglich um den Schreckrekord<br />

auf der Straße der Besten. Wie Maverick<br />

und Goose der „Top Gun“ bilden<br />

sie ein Team aus Frontmann und<br />

rückendeckendem Busenfreund im<br />

täglichen Kampf um Kindergeheul,<br />

denn ungefährlich ist die<br />

ganze Sache nicht. Was man schon<br />

immer wusste, sich aber nun<br />

wiederum nie zu sagen traute, ist für<br />

Monsterhausen oberstes Gesetz: Kinder<br />

sind tödlich.<br />

Klar, dass es da auch zu Pannen kommt,<br />

und so erleben sie ihren ganz persönlichen<br />

Supergau, als ein minderjähriges<br />

Mädchen die Schwelle ins jenseitige<br />

Universum übertritt. Doch nicht alles<br />

im Leben ist Schicksal, und bald wird<br />

ersichtlich, dass bösartigste Machenschaften<br />

die Grenzgänger in die Bredouille<br />

brachten. Während die Stadt im<br />

Chaos versinkt, nimmt Sully sich des<br />

glucksenden Wusels an und versucht, es<br />

wieder in der rechten Tür zu verabschieden.<br />

In dieser verfahrenen Situation entwikkelt<br />

der Film ein Gulasch aus blubbernden<br />

Gags, Ideen und gurgelnden<br />

Brüllern, ist liebenswert und rührig,<br />

gerade in Anbetracht dieses unerschrockenen,<br />

unschuldigen<br />

Menschenkindes namens Boo. Die<br />

Protagonisten wachsen einem ans Herz,<br />

allzu menschlich sind sie. Jedoch nicht<br />

Herr Glotzkowsky, der nur in einer Tour<br />

dämlich labern muss und doch nichts zu<br />

sagen hat. Möglicherweise liegt es an<br />

der Synchronisation, aber seine nervtötenden<br />

Monologe sind dermaßen oberflächlich<br />

und billig, dass selbst ein gewollter<br />

Verweis auf Mikes Schwäche<br />

fürs Platte dem Film so manche Szene<br />

ruiniert. Auch die Nebenhandlung,<br />

Glotzkowskys Buhlerei um eine neue<br />

Flamme, wirkt unmotiviert und deplaziert.<br />

Zudem sind einige Handlungen<br />

nicht ganz nachvollziehbar, ja ungereimt.<br />

Das ist zwar schade, bringt den<br />

Film aber nicht wirklich zu Fall. Er ist<br />

ansonsten wohl einfach zu gut.


KEHRSEITE.<br />

Laufend essen und kochen<br />

Auf die Teller, fertig, los! Anfang Dezember fand das erste Running Dinner von Bambus e.V. statt<br />

Von Christina Distler<br />

Als ich den quietschgelben Flyer mit<br />

der Aufschrift „1. Bamberger Running<br />

Dinner Night“ in die Hand gedrückt<br />

bekam, war der anschließende Umweg<br />

zum Abfalleimer eigentlich schon eingeplant.<br />

Allerdings hörte sich die Idee<br />

so witzig und spannend an, dass sich<br />

unsere WG dann kollektiv zum Mitmachen<br />

entschied – die Aussicht auf ein<br />

Drei-Gänge-Menü als Alternative zu<br />

den üblichen Aldi-Spaghetti war einfach<br />

zu verlockend.<br />

Anmelden, auslosen<br />

und auftischen<br />

In den Straßen von Nürnberg<br />

Teil 2: Von Happy-Hour-Hardcore-Pitcher-Leerern und High-Society-Provinz-Passanten<br />

Die Gläser sind gespült, die Krawatte ist gebun-<br />

Foto: ajs<br />

(ajs) Von den Klassikern in der letzten<br />

<strong>Ausgabe</strong> jetzt also zu den Neoklassikern,<br />

soll heißen: Kneipen und Bars,<br />

die es lange gibt, aber eben nicht ganz<br />

sooo lang.<br />

Da wäre zum<br />

Beispiel das<br />

Enchilada.<br />

Direkt hinter<br />

der Frauenkirche<br />

am Hauptmarkt<br />

trifft<br />

man sich zum<br />

mexikanischen<br />

Essen und<br />

Cocktailschlürfen.<br />

Zwischen 17<br />

und 20 Uhr<br />

laufen die<br />

Bänker zum<br />

Geschäftscaipi<br />

und die Szenegänger<br />

zum<br />

Happy-Hour-<br />

Hardcore-<br />

Pitcher-Leeren<br />

ein. Böse Zungen<br />

behaupten, den: Auf zum Sauf!<br />

Das Konzept eines Running Dinners ist<br />

ebenso kreativ wie einfach und hält für<br />

jeden Teilnehmer zahlreiche Überraschungen<br />

bereit. Jeweils zu zweit bereitet<br />

man entweder Vor-, Haupt- oder<br />

Nachspeise vor, je nachdem, wie das<br />

Los entscheidet. Für die übrigen zwei<br />

Gänge darf man sich dann bei zwei<br />

anderen Running-Dinner-Teams einquartieren<br />

und kulinarisch verwöhnen<br />

lassen.<br />

Meine Mitbewohnerin Claudia und ich<br />

hatten laut E-Mail des Organisators<br />

„die Ehre, die Hauptspeise darzureichen.”<br />

Wir entschieden uns für Gemüselasagne,<br />

um die Vegetarier unter<br />

unseren Gästen nicht nur mit dem<br />

Beilagensalat abspeisen zu müssen. Um<br />

18 Uhr herrschte in unserer WG-Küche<br />

bereits Hochbetrieb, denn vier tapfere<br />

Köchinnen waren dabei, Essen für insgesamt<br />

14 hungrige Studenten vorzubereiten.<br />

Nach getaner Arbeit machten<br />

wir uns dann um 19 Uhr auf den Weg<br />

ins Collegium Oecumenicum, wo uns<br />

unsere Gastgeber und ein weiteres<br />

Gastteam bereits erwarteten. So wurde<br />

das Drei-Gänge-Menü der besonderen<br />

während der Happy-Hour sei der Margerita<br />

etwas dünner als sonst.<br />

Dazu können wir sagen: Insgesamt konkurrieren<br />

die Cocktails des Enchilada zur<br />

Happy Hour-<br />

Zeit nach unseren<br />

Recherchen<br />

geschmacklich<br />

mit anderen<br />

Cocktailbars<br />

in Nürnberg.<br />

Zum Beispiel<br />

dem Sausalitos.<br />

Seit einigen<br />

Jahren<br />

hat sich hier<br />

das Pendant<br />

zur Erlanger<br />

<strong>Ausgabe</strong> angesiedelt<br />

und<br />

bedient in etwa<br />

das gleiche<br />

Publikum.<br />

Allerdings<br />

hat man<br />

hier zu Stoßzeiten<br />

bessere<br />

Chancen als<br />

Foto: feki.de<br />

Art dann auch stilecht mit exotischen<br />

Salatkreationen und Wein begonnen.<br />

Nach einer Stunde hieß es allerdings<br />

schon wieder weiterziehen, diesmal in<br />

unsere Wohnung. Zuerst wurde uns<br />

jedoch telefonisch unsere Anlaufstelle<br />

für das Dessert mitgeteilt – das<br />

Studentenwohnheim in der Färbergasse.<br />

Während der Hauptspeise ging es dann<br />

auch schon lebhafter zu, denn wir<br />

erwarteten sechs Gäste und trafen sogar<br />

auf bekannte Gesichter. Zufällig waren<br />

Zeig mir, wie Du kochst, und ich sage Dir, was Du studierst...<br />

die beiden Studentinnen, bei denen wir<br />

zur Nachspeise eingeladen waren, zwei<br />

unserer Mitesser, die wir mit der<br />

Gemüse-lasagne verköstigten. So<br />

ersparten wir uns das lästige Suchen auf<br />

dem Stadtplan – Orientierungsprobleme<br />

sorgten bei diversen Teams dafür,<br />

dass sich manchmal nur ein Teil der<br />

erwarteten Gäste bis zum Ziel durchschlagen<br />

konnte... Vielleicht waren<br />

diese auch nur wegen allzu gut gemixter<br />

Cocktails bei dem einen oder anderen<br />

Team hängen geblieben.<br />

Zum Verdauen in<br />

den Tapas-Keller<br />

Zum Dessert um 21:<strong>30</strong> Uhr war zwar<br />

keiner mehr so richtig hungrig, aber<br />

dafür jeder mehr oder weniger stark<br />

alkoholisiert, denn schließlich gehören<br />

ja zu jedem Gang die richtigen Getränke.<br />

Bei der anschließenden After-<br />

Dinner-Party im Tapas-Keller tanzten<br />

und feierten die rund 200 Teilnehmer<br />

dann noch bis spät in die Nacht.<br />

Natürlich gab es jedes Mal ein begeistertes<br />

Hallo, wenn man den einen oder<br />

anderen Gastgeber oder Gast im Gedränge<br />

traf. Der Flyer hatte also nicht<br />

zuviel versprochen: „Eine Nacht voller<br />

Überraschungen.“<br />

im Enchilada, einen Sitzplatz zu ergattern.<br />

Auch das Central auf der anderen Seite<br />

des Hauptmarkts bietet in diesem<br />

Zeitraum eine Happy Hour an. Wie<br />

auch immer ihr die verbilligten<br />

Mixturen beurteilt – zum Normalpreis,<br />

also auch nach 20 Uhr, schmecken die<br />

Cocktails so, wie es sein soll.<br />

Den besseren Barkeeper scheint sich<br />

der Eulenspiegel am Weinmarkt angelacht<br />

zu haben, denn hier schmecken<br />

die Cocktails immer sehr lecker. Dafür<br />

gibt es eine Happy Hour auch nur am<br />

Wochenende und dann zwischen 19<br />

und 21 Uhr. Longdrink-Special-Preise<br />

sind dafür noch mal zwischen 1 und 3<br />

Uhr nachts. Als Starterbar für lange<br />

Nächte empfiehlt sich dieses<br />

Etablissement auch aufgrund seiner<br />

Lage mitten in der Nürnberger Altstadt.<br />

Zwischen den Fachwerkhäusern und<br />

Albrecht-Dürer-Gedenksteinen fühlt<br />

man sich fast wie zu Hause in Bamberg<br />

und stellt fest, dass Alt(e)-Städte echt<br />

was zu bieten haben.<br />

Zu den Neoklassikern gehört auch die<br />

Wax-Lounge direkt gegenüber vom<br />

Hauptbahnhof. Hier geht man absichtlich<br />

nicht zur Happy Hour (18-21 Uhr).<br />

Wer will schon zeigen, dass er sparen<br />

muss. Nein – hier startet der Abend erst<br />

nach Elf und endet um Eins. Dann<br />

strömt man mit einer Herde bunt bepinselter,<br />

aber dunkel angezogener High-<br />

Society-Provinz-Passanten in Richtung<br />

Kaiserstraße. Vor dem Mach wartet<br />

bereits eine Schlange von 80 Teenagern<br />

darauf, dass die „Wichtigen“ endlich<br />

kommen und sie nach diesen auch vom<br />

Türsteher durchgewunken werden,<br />

dann natürlich gegen Bares.<br />

Fehlen darf außerdem nicht der Freudenpark<br />

– ein Bar-Restaurant in der<br />

Nähe des Flughafens (Kilianstraße) mit<br />

der legendärsten aller Getränkekarten<br />

in Nürnberg. Echte Liebhaber werden<br />

hier auf über <strong>30</strong> Seiten auf jeden Fall<br />

fündig und können sich eigens importierte,<br />

alkoholische Seltenheiten auf der<br />

Zunge zergehen lassen. Im Sommer<br />

geht das ganze sogar in einem wunderschönen<br />

Garten.<br />

Spätestens zur ersten Sommersemesterausgabe<br />

wird es also ein Wiedersehen<br />

mit dem Freudenpark geben. In der<br />

Folge: „Draußen in der Stadt“ –<br />

Biergärten.<br />

Eine süße Finanzexpertin und BWL-Studentin<br />

Harte Währung, weiche Formen – Luxus- und Liebesfachfrau Susi ist das Fakultätsluder der <strong>Ausgabe</strong> <strong>30</strong><br />

(fg) „Muss ich wirklich?“ fragt Susi kichernd,<br />

während sie sich eine blonde<br />

Haarsträhne aus dem Gesicht streicht.<br />

Aber dann verrät sie es doch – ihr süßes<br />

Geheimnis. „75, 23, 195“ haucht sie<br />

mit verführerischem Augenaufschlag.<br />

Ja! Das sind sie, die Traummaße der<br />

22-Jährigen. Zumindest seit dem 1.<br />

Januar diesen Jahres. Da ist er nämlich<br />

endlich gekommen: der Euro. Mit seinen<br />

Maßen. 75 Zentigramm schwer, 23<br />

Millimeter im Durchmesser und 195<br />

Pfennige wert.<br />

„Das war ja so toll. Ein echter Höhepunkt“,<br />

sagt Susi ganz atemlos. Verständlich,<br />

diese Aufregung. Schließlich<br />

studiert die gebürtige Castrop-Rauxelerin<br />

im vierten Semester BWL an der<br />

Fakultät Sozial- und Wirtschaftswissenschaften.<br />

Allein schon durch ihre Studienwahl<br />

interessiert sich Susi deshalb für eines<br />

ganz brennend, nämlich für Geld und<br />

den Euro im besonderen. Trotz aller<br />

Freude über die neue Währung ärgert<br />

sie sich dennoch ein bisschen. Immerhin<br />

hat sie im letzten Jahr 6 000<br />

Mark für die Beratung bei einem<br />

Schönheitsexperten ausgegeben. „Statistisch<br />

gesehen würde ich ja jetzt nur<br />

noch die Hälfte zahlen.“ Rein numerisch<br />

zumindest. Aber das weiß Susi<br />

natürlich. Schließlich büffelt sie seit<br />

Wochen für die schwierige Statistik-<br />

Vordiplomsprüfung.<br />

Und, schöne Susi, wofür hast du denn<br />

das viele Geld ausgegeben? „Das will<br />

ich nicht sagen, aber es war eine Investition<br />

in die Zukunft“, erklärt sie selbstbewusst.<br />

Schließlich will Susi später<br />

mal im Top-Management arbeiten. Als<br />

Finanzexpertin. Und da sind sicherlich<br />

nicht nur dicke Geldbeutel von Vorteil.<br />

Dann seufzt Susi plötzlich ganz herzzerreißend.<br />

Denn nicht nur die Paukerei<br />

hat ihr in den letzten Wochen so richtig<br />

zugesetzt, sondern auch die Trennung<br />

von ihrem Freund Hans-Gerald-Dieter-<br />

Günther-Philipp Prinz von Wildich-<br />

Hockenschrunz-Hasselbusch. „Das war<br />

ja so schrecklich. Aber es gab einfach<br />

keine andere Möglichkeit“, schluchzt<br />

sie. Arme Susi. Kopf hoch! Wir verstehen<br />

schon, dass du dich von deinem<br />

ehemals wohlbetuchtem Liebhaber<br />

trennen musstest. Schließlich hatte<br />

der sein ganzes Geld in New-Economy-Aktien<br />

investiert. Keine<br />

kluge Entscheidung. Denn jetzt<br />

ist nicht nur die Kohle weg, sondern<br />

auch Susi. Tja, Hans-<br />

Gerald-Dieter etc. kann somit<br />

nur noch eines tun, nämlich seine<br />

Peanuts einpacken (die wenigen<br />

Sachen, die ihm noch geblieben<br />

sind) und gehen.<br />

Statt eines chromfarbenen Porsche<br />

Boxters fährt der 98-Jährige mittlerweile<br />

nur noch einen abgetakelten<br />

Fiat Punto. Mit Motorschaden.<br />

Verständlich, dass er sozusagen<br />

unter Startschwierigkeiten<br />

leidet. Deshalb hat ihm Susi<br />

auch ein Euro-Starter-Kit im<br />

Wert von 20 Mark geschenkt.<br />

„Damit er wieder so richtig loslegen<br />

kann“, berichtet sie stolz.<br />

Schließlich hat die 22-Jährige<br />

nicht nur eine soziale Ader, sondern<br />

sie glaubt auch an einen großen<br />

Traum. Dass man es vom „dish-washing“<br />

zum „extraordinary money<br />

making“ schaffen kann,<br />

wie sie mit einem<br />

echten BWL-<br />

Anglizismus<br />

erklärt. Susi<br />

Alles echt und Gold was glänzt? Wenn das mal<br />

kein Falschgeld ist.<br />

Montage: ottfried<br />

ist da ganz optimistisch. Ob ein 98-<br />

Jähriger jedoch die gleiche Einstellung<br />

Trinken<br />

Schweine Tee?<br />

(mah) Diese Frage beschäftigte<br />

mich bis vor kurzem noch mehr als<br />

die Angst, dass man mir auf dem<br />

öffentlichen Klo, justament während<br />

des Urinierens, die Tasche<br />

klaut. Eine berechtigte Angst, wie<br />

ich finde, sintemal man zu dieser<br />

Zeit wahrlich und völlig wehrlos ist.<br />

Aber auch ein Problem, welchem<br />

sich gesetzte Leute wortwörtlich<br />

nicht stellen brauchen, sofern sich<br />

ihr aborter Horizont allein auf die<br />

gereihten Schließfachkabinen zum<br />

Schutze ihrer Taschen wie auch der<br />

eigenen Person erstreckt.<br />

Erinnert sich dabei eigentlich noch<br />

jemand an die netten Diebstahlsicherungen,<br />

die wie die grässlichen<br />

und beim öffentlichen Harnen äußerst<br />

störenden Gelenktaschen für<br />

Herren aussahen? Riss da ein kaltschnäuziger<br />

Schuft Besitz und Eigentum<br />

von der Schulter eines<br />

ahnenden Fräuleins, so riss er auch<br />

die Elektronik vom Stecker der Gelenkschlaufe.<br />

Ein anständig schriller<br />

Ton ließ nun den Spitzbuben bis ins<br />

Knochenmark erschüttern, so dass<br />

er inniglich bereute, die Tasche zurückgab<br />

und nach Aufgabe seines<br />

lotterlichen Lebens als Verbrecher<br />

zum Gutmenschen gedieh und aus<br />

dem tiefen Bedürfnis nach Buße in<br />

missionarischer Tätigkeit über die<br />

Erde ging, um die Unantastbarkeit<br />

privaten Eigentums zu predigen.<br />

In Uganda, Kenia, Tansania, Sambia,<br />

Malawi, Burundi und Ruanda<br />

kann man sich jetzt als ehrbarer ausländischer<br />

Investor gegen so geschäftsschädigende<br />

Unannehmlichkeiten<br />

wie Bürger- oder Bandenkriege,<br />

Putsch, aber auch Flüchtlingsströme<br />

und Hungersnöte versichern<br />

lassen. Die betroffenen Staaten<br />

müssen dabei nur im Voraus das<br />

Geld in einem Fonds hinterlegen,<br />

finanziert durch weitere Schulden<br />

bei der Weltbank. Die African Trade<br />

Insurance Agency wird dabei aus<br />

Gründen des Vertrauens von London<br />

aus organisiert. Ist dann das<br />

Elend groß, haben Afrikas ärmste<br />

Länder wenigstens das Leid bedauernswerter<br />

internationaler Anleger<br />

gelindert. Das ist dann wieder ein<br />

bisschen so, als ob einem jemand im<br />

nötigsten Augenblick die Tasche<br />

klaut, lautlos und ohne Reue.<br />

Läuft die Welt noch rund? Trinken<br />

Schweine eigentlich Tee? Ich trinke<br />

Tee. Kommt der nach Gebrauch in<br />

die Biotonne? Wegen der Heftklammern<br />

an Beutel und Faden habe ich<br />

mir eben Sorgen gemacht. Wie ich<br />

aber erfahren musste, wird jener<br />

Müll nicht verfüttert, sondern nur<br />

kompostiert. Diese Kümmernis hat<br />

sich also erledigt. Die Angst auf<br />

dem Klo jedoch nicht.<br />

teilt? „Na ja“, winkt sie ab, „das ist ja<br />

auch nicht so wichtig. Schließlich ist<br />

jeder seines Glückes Schmied.“ Genau!<br />

Und deshalb blickt die Castrop-<br />

Rauxelerin trotz aller Schicksalsschläge<br />

zuversichtlich in die Zukunft. Im<br />

Sommer will sie sich von dem ganzen<br />

Vordiplom-Stress erholen. In Italien.<br />

„Da kann man ja sogar auch mit Euro<br />

zahlen.“ Kluge Susi. Die meiste Zeit,<br />

das weiß die süße Blondine jetzt schon,<br />

wird sie dabei auf dem Rücken liegend<br />

verbringen. Beim Sonnenbaden am<br />

Strand, versteht sich. Eines dürfte dabei<br />

feststehen: Für Susi werden die Männer<br />

sicherlich nicht nur ihr Hartgeld aus der<br />

Tasche ziehen, sondern garantiert auch<br />

den ein oder anderen niegelnagelneuen<br />

Euro-Schein. Eine solche Luxus-Frau<br />

hat nun mal ihre Ansprüche. Wenn ihr<br />

Lust habt, unser nächstes Fakultätsluder<br />

zu werden, oder falls ihr Susi<br />

zwecks späterer Fusion kennen lernen<br />

möchtet (entsprechende Finanzkraft<br />

vorausgesetzt), dann schickt einfach<br />

eine Mail an fakultaetsluder@gmx.de.<br />

Schöne Semesterferien!

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