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Ausgabe 30 - Ottfried.

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C A M P U S .<br />

Klimakonferenz in Bamberg<br />

Nach stundenlangem Feilschen um Prozente und Prinzipien erreichen Bamberger Politikstudenten schließlich Einigung<br />

Von Stephan Schwieren<br />

und Thomas Silmann<br />

Am Ende ging es nur noch um nackte<br />

Zahlen: „16“. „Aber nur, wenn Du auf<br />

sechs runter gehst.“ „Ich hab mich gerade<br />

schon bewegt.“ „Russland senkt<br />

sogar auch noch mal.“ „China reduziert<br />

für Techniktransfer.“ „Wir würden ja, a-<br />

ber nur wenn die USA mindestens genauso<br />

viel zusagen.“<br />

Die O-Töne klingen wie das Feilschen<br />

um Gewürze, Kleidung oder Öllampen<br />

auf dem Bazar in Tunis. Aber weit gefehlt!<br />

Es ist der 14. Dezember im ruhigen<br />

Bamberg. Etwa 20 Studenten versammeln<br />

sich vor dem Raum 137 in der<br />

Feki zu einer Lehrveranstaltung, die<br />

aus dem Rahmen fällt. In dem Raum<br />

mit den großen, bequemen Chefsesseln<br />

geht es um „Internationale Verhandlungsprozesse“.<br />

Blasse Chinesen und<br />

dankbare Europäer<br />

Konferenzbeginn. Zwei Studenten sitzen<br />

im Präsidium, der Rest gibt sich als<br />

Delegationsmitglieder aus Ländern der<br />

ganzen Welt zu erkennen.<br />

Der Chinese sieht recht blass aus, die<br />

Augen rund statt Schlitzen – die lange<br />

Reise, das schwere Essen? Die Europäer<br />

strotzen vor Gastfreundschaft und<br />

Dankbarkeit, die Japaner wachen erst<br />

am Nachmittag auf.<br />

Im Stundenplan der Universität finden<br />

sich selten Neuheiten, Seminare und<br />

Vorlesungen, Übungen und Tutorien<br />

verlaufen überall routiniert ähnlich.<br />

Aber es gibt sie doch: Veranstaltungen,<br />

die ohne die Prämisse „Schein oder<br />

prüfungsrelevanter Stoff“ auskommen:<br />

Zum Beispiel die Übung zu „Internationalen<br />

Verhandlungsprozessen“ im<br />

Bereich Internationale Politik. Die sah<br />

Luxusledersessel und rauchende Köpfe: Ein Politik-Planspiel wie die Kyotoer Konferenz – nur effektiver<br />

neben klassischem Seminarstil ein<br />

ganztägiges Planspiel zum Abschluss<br />

der Veranstaltung vor. Exemplarisch für<br />

solche Verhandlungsprozesse hatten die<br />

beiden Dozenten Prof. Gehring und Dr.<br />

Oberthür die internationale Klimakonferenz<br />

ausgesucht.<br />

Bis es zum Showdown kam, vergingen<br />

Wochen mit Texten und Diskussionen<br />

zu Verhandlungsstrategien, Klimaveränderungen,<br />

Satzung und Geschäftsordnung<br />

des Kyoto-Protokolls etc.<br />

Schließlich sollten die Studenten beim<br />

Bamberger Klimagipfel über die Tricks<br />

und die Insider auf internationalen Verhandlungen<br />

Bescheid wissen. Beispielsweise<br />

werden Redebeiträge dadurch<br />

angekündigt, dass die Namensschilder,<br />

die vor einem liegen, hochkant<br />

gestellt werden. Ebenfalls gut zu wissen:<br />

Beim Klimatreffen, aber auch in<br />

Gremien der EU, stimmt man nicht per<br />

Handzeichen oder Zettelabgabe ab,<br />

sondern im Konsensverfahren: Wer einverstanden<br />

ist bleibt still, wer Einwände<br />

hat, muss zusehen, dass er sich<br />

schnell meldet. Wenn der Präsident<br />

feststellt, dass es keine Vorbehalte gibt<br />

dann ist es beschlossene Sache. Viel<br />

Zeit zum Überlegen der Einwände<br />

bleibt nicht.<br />

Gemessen an der Wirklichkeit ist unser<br />

Verhandlungsmandat ehrgeizig bis<br />

unrealistisch. Alle acht Länder sollen<br />

zusammen ihre Treibhausgas-Emissionen<br />

um zehn Prozent reduzieren.<br />

Vier Entwicklungsländer, vier Industrienationen.<br />

Der Streit, das Ringen um<br />

Foto: alk<br />

Prozentsätze, um Emissionsrechte ist<br />

unausweichlich, denn eine Gleichbehandlung<br />

aller Länder scheint besonders<br />

den Entwicklungsländern unvorstellbar.<br />

Sie plädieren dafür, die<br />

Begrenzung nach dem Verursacherprinzip<br />

zu berechnen.Gegenüber regt<br />

sich Widerstand. Die USA als Hauptverschmutzer<br />

sehen sich, die eigene<br />

und die internationale Wirtschaft in<br />

Gefahr.<br />

Der Streit über mögliche Verteilungskriterien<br />

zieht sich bis zum Mittag hin.<br />

Unermüdlich wird am Text gearbeitet<br />

und um einzelne Wörter gefeilscht. Die<br />

verschiedenen Versionen stehen hintereinander<br />

in eckigen Klammern, ein<br />

Hauch von Kyoto, ein bisschen Bonn.<br />

Ein Durchbruch gelingt schließlich mit<br />

der Einigung auf „hauptsächlich“ und<br />

„wer zahlen kann, der zahlt!“.<br />

Nach der Pause beginnt das Schachern<br />

um Zahlen. Argumente sind weniger<br />

gefragt. Die Japaner und Europäer wollen<br />

den Entwicklungsländern kein Plus<br />

an Emission erlauben. Die Inder, Brasilianer<br />

und Chinesen fordern zehn Prozent<br />

Steigerung. Die Stunden verrinnen<br />

irgendwo zwischen diesen zehn Prozent<br />

und am Ende drei, fünfeinhalb und<br />

sechs Prozent.<br />

Schritt für Schritt<br />

zum Reduktionsziel<br />

Der Ton [nimmt an Schärfe zu] [wird<br />

krasser] [wechselt in rauhe Gefilde], die<br />

informellen Raucherpausen werden<br />

häufiger, das Köpfe-Zusammenstecken<br />

ebenfalls. Die Namenskärtchen stehen<br />

mehr, als dass sie vor den Delegationen<br />

auf den Tischen liegen. Schritt für<br />

Schritt nähert sich die Gruppe dem<br />

gemeinsamen Reduktionsziel. Immer<br />

neue Pakete werden geschnürt, wieder<br />

geöffnet, umgepackt und wieder geschlossen.<br />

„Wir senken nur noch mal, wenn die<br />

Großen mitmachen.“ „Wir haben uns<br />

gerade eben bewegt.“ „Bei uns geht nix<br />

mehr, absolute Schmerzgrenze.“ „Letzter<br />

Schritt alle zusammen!“ Schließlich<br />

ist dann doch der Zeitdruck ein ganz<br />

wichtiger Faktor für die allseitige Bereitschaft<br />

zur Einigung.<br />

Es gelingt dank der unerbittlichen Konsequenz<br />

des Abstimmungsverfahrens,<br />

der Schnelligkeit des Präsidenten und<br />

der Tatsache, dass jede Partei plötzlich<br />

ihre Position vertreten sieht – nach<br />

knapp neun Stunden. Und alles nur ein<br />

Rollenspiel. Pläne entstehen: „Im nächsten<br />

Jahr zwei Konferenzrunden?“ Warum<br />

nicht.<br />

Diapers macht Hiwis arm<br />

Neue Software in der Uni-Personalabteilung sorgt für Verzögerungen bei der Hiwi-Entlohnung<br />

(mas) Noch immer gähnende Leere auf<br />

dem Konto? Das Geld für den Job bei<br />

Professor „XY“ oder in der Uni-Bibliothek<br />

hat den Weg aufs Konto bislang<br />

nicht geschafft? Und wo bleibt denn<br />

überhaupt der Vertrag für meinen Hiwi-<br />

Job? Den habe ich doch schon vor<br />

mehreren Wochen ausgefüllt und bei<br />

der Sekretärin des Lehrstuhls abgegeben.<br />

Die Antworten auf all diese Fragen<br />

könnte „Diapers GX“ geben, das neuentwickelte<br />

EDV-System zur Verwaltung<br />

der Daten von studentischen Hilfskräften.<br />

Seit Ende vergangenen Jahres arbeitet<br />

die Personalabteilung der Otto-Friedrich-Universität<br />

mit diesem neuen<br />

Programm. Doch noch läuft längst<br />

nicht alles so reibungslos wie es geplant<br />

war. „Wir haben schon seit Wochen einfach<br />

technische Probleme“, erklärt Marianne<br />

Schmitthuhn, Leiterin der Uni-<br />

Personalabteilung. „Wir bemühen uns<br />

allerdings diese Unwägbarkeiten so<br />

schnell wie möglich in den Griff zu bekommen“,<br />

fügt sie an. Doch sei der<br />

Bearbeitungsaufwand im Moment doch<br />

erheblich.<br />

Verzögerung bei<br />

neuen Verträgen<br />

Allerdings sind nicht alle Hiwis von der<br />

Softwareumstellung in der Personalabteilung<br />

betroffen. „Nur bei der Bearbeitung<br />

neu abgeschlossener Verträge<br />

kommt es im Moment leider zu Verzögerungen“,<br />

klärt die Personal-Chefin<br />

auf. Etwaige Spekulationen, die Probleme<br />

könnten mit der Umstellung von<br />

Mark auf Euro zu tun haben, sind also<br />

hinfällig.<br />

Verantwortlich für die jetzt auftretenden<br />

Schwierigkeiten ist im Grunde alleine<br />

die Technik. Das von der Landesanstalt<br />

für Datenverarbeitung und<br />

Statistik entworfene Programm harmoniert<br />

offensichtlich nicht mit der in<br />

Bamberg verwendeten Hard- und Software.<br />

„Für die Behebung dieser Angelegenheit<br />

sind aber allein die<br />

Computer-Experten vom Rechenzentrum<br />

zuständig“, so Marianne<br />

Schmitthuhn.<br />

Entwarnung also für alle Hiwis, die<br />

schon um ihre hart verdienten Euro gebangt<br />

haben. „Sobald wir die technischen<br />

Probleme in den Griff bekommen,<br />

werden umgehend alle noch ausstehenden<br />

Zahlungen getätigt“, so Marianne<br />

Schmitthuhn. Die Protestbriefe<br />

und -anrufe von Studentenseite kann<br />

man sich also bislang sparen. „Dennoch<br />

stehen wir jederzeit für Fragen zu diesem<br />

Thema zur Verfügung“, meint die<br />

Personal-Chefin abschließend.<br />

Lösung noch<br />

nicht absehbar<br />

Wie lang die Software-Experten des<br />

Rechenzentrums aber noch brauchen<br />

werden, um „Diapers GX“ zuverlässig<br />

zum Laufen zu bringen, dazu mochte<br />

die Leiterin der Uni-Personalabteilung<br />

im Moment keine endgültige Prognose<br />

abgeben.<br />

Hegelwochen<br />

und Altstadtfest<br />

(mas) Das Wintersemester ist noch<br />

nicht ganz vorbei, da werfen bereits<br />

die wichtigsten Events des Sommers<br />

ihre Schatten voraus. Deshalb<br />

hier schon ein paar Termine zum<br />

Vormerken.<br />

Die Bamberger Hegelwochen werden<br />

am 11. Juni um 19.15 Uhr im<br />

Marcushaus eröffnet. Bei der Podiumsdiskussion<br />

am Donnerstag,<br />

13. Juni befindet sich mit Bundesminister<br />

a.D. Heiner Geißler Politprominenz<br />

unter den Teilnehmern<br />

Weil auch das Sommersemester<br />

über am Neubau der Teilbibliothek<br />

4 mit Hochdruck gearbeitet<br />

wird, findet das Altstadtfest in diesem<br />

Jahr wieder im Innenhof des<br />

Marcushauses statt. Der Termin<br />

steht ebenfalls schon fest: Samstag,<br />

5. Juli.

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