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6. Februar 2002 – Jahrgang 8<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>30</strong> – kostenlos<br />
Über Gebühr gebeutelt?<br />
Bezahlen fürs Studieren scheint unausweichlich – die Frage ist nur, nach welchem Modell<br />
Campus<br />
CDs brennen<br />
für’s Studium<br />
Campus<br />
Klimaschutz<br />
für Anfänger<br />
5<br />
6<br />
Von Marietta Eder<br />
Die Einen sehen in den Studiengebühren<br />
die Rettung des deutschen Hochschulsystems,<br />
für die Anderen sind sie<br />
unsozial und das Ende des freien Studiums.<br />
Das Centrum für Hochschulentwicklung<br />
und die Hochschulrektoren-<br />
Konferenz haben sich für Studiengebühren<br />
ausgesprochen. Im Koalitionsvertrag<br />
der rot-grünen Bundesregierung<br />
hingegen ist ein Verbot der Studiengebühren<br />
verankert. Es soll noch im Laufe<br />
dieser Legislaturperiode in das<br />
Hochschulrahmengesetz eingebracht<br />
werden. Allerdings darf zu Recht gezweifelt<br />
werden, ob dies noch in die Tat<br />
umgesetzt wird.<br />
Die einzelnen Landesregierungen beschäftigen<br />
sich dagegen schon wesentlich<br />
intensiver mit dem Thema Studiengebühren.<br />
In einigen Bundesländern<br />
gibt es die Gebühren bereits, in den<br />
meisten sind sie in Planung. OTT-<br />
FRIED hat sich für Euch die einzelnen<br />
Modelle genauer angesehen.<br />
Langzeitstudierende<br />
sollen zahlen<br />
Einigkeit besteht in den meisten Ländern<br />
darüber, dass Langzeitstudierende<br />
Studiengebühren zahlen sollten. Das<br />
erste Modell wurde in Baden-Württemberg<br />
bereits umgesetzt. Hat man die Regelstudienzeit<br />
um vier Semester überschritten,<br />
muss man pro Semester 511<br />
Euro zahlen. Außerdem soll eine Rückmeldegebühr<br />
von 51 Euro erhoben werden.<br />
Diese wird jedoch gerade vom Verfassungsgericht<br />
überprüft und deshalb<br />
ausgesetzt. Wissenschaftsminister<br />
Frankenberg will in den nächsten<br />
Jahren Studiengebühren von etwa 563<br />
Euro einführen. Daneben soll es in<br />
Baden-Württemberg eine so genannte<br />
Landesausbildungsförderung in Höhe<br />
von 153 Euro geben. Da der Bund<br />
jedoch für die Ausbildungsförderung<br />
zuständig ist, bestehen<br />
wenig Chancen,<br />
dass es eingeführt wird.<br />
Für eine Förderung<br />
spricht, dass die einzelnen<br />
Bundesländer<br />
um die Gunst der<br />
Studierenden konkurrieren<br />
– vor allem<br />
bei Studiengängen,<br />
die über<br />
die ZVS vergeben<br />
werden.<br />
Das zweite Modell<br />
kommt aus Rheinland-Pfalz.<br />
Bis<br />
2004 sollen dort<br />
Studienkonten eingeführt<br />
werden. Jeder<br />
Studierende erhält<br />
bei seiner Einschreibung<br />
eine<br />
Anzahl von Semesterwochenstunden<br />
zugeschrieben.<br />
Grundlage<br />
ist die<br />
P r ü -<br />
fungsordnung<br />
des Hauptfaches.<br />
Der vorgegebenen<br />
Stundenzahl werden<br />
dann 20 Prozent aufgeschlagen.<br />
So hat man beispielsweise für ein<br />
BWL-Studium 174 Stunden auf seinem<br />
Konto (die Prüfungsordnung sieht 145<br />
Stunden vor). Dieses Konto ist für das<br />
Erststudium, bei Bachelor-Studiengängen<br />
auch für den Master, gedacht.<br />
Die Zeit für die Abschlussarbeit soll<br />
jedoch nicht in Semesterwochenstunden<br />
gerechnet werden. Hat man nach<br />
seinem Abschluss noch ein Guthaben,<br />
so kann dieses bis zum 55. Lebensjahr<br />
genutzt werden. Ist das Konto allerdings<br />
vor dem Abschluss leer, werden<br />
Gebühren von etwa 511 Euro pro Semester<br />
fällig. So sollen Anreize für die<br />
Studierenden geschaffen und gleichzeitig<br />
lebenslanges Lernen an den<br />
Hochschulen ermöglicht werden.<br />
Völlig unklar bleibt jedoch, wie mit<br />
Studierenden verfahren werden soll, die<br />
das Studienfach oder das Bundesland<br />
wechseln.<br />
In Hessen gibt es noch kein richtiges<br />
Modell. Im Jahr 2000 wurde das Verbot<br />
von Studiengebühren aus dem Hochschulgesetz<br />
gestrichen. In der Verfassung<br />
wird das unentgeltliche Lernen<br />
allerdings garantiert. Deshalb denkt<br />
man zum Einen über die Einführung<br />
von Bildungsgutscheinen<br />
oder Studienkonten nach. Zum<br />
Anderen sollen die Studenten<br />
Sonderleistungen wie etwa<br />
Sprachkurse künftig bezahlen.<br />
Auch über die Erhebung<br />
von Prüfungsgebühren wird<br />
nachgedacht.<br />
In Sachsen-Anhalt gibt es<br />
zur Zeit keine Pläne für<br />
Studiengebühren. Da<br />
der Bildungshaushalt<br />
jedoch stark<br />
reduziert wurde,<br />
überlegen<br />
manche<br />
Unis, eigene<br />
Gebühren<br />
zu erheben.<br />
Dann<br />
könnten<br />
beispielsweise<br />
naturwissenschaftliche<br />
Praktika 200 bis<br />
<strong>30</strong>0 Euro kosten.<br />
In Niedersachsen, Thüringen und im<br />
Saarland sollen ebenfalls Studiengebühren<br />
für Langzeitstudierende eingeführt<br />
werden. Ab dem Sommersemester<br />
2003 müssen diese etwa 500 Euro pro<br />
Semester zahlen. Bis jetzt gibt es noch<br />
keine gesetzliche Regelung. Ungeklärt<br />
ist, ob man dem Modell aus Rheinland-<br />
Pfalz oder Baden-Württemberg folgt.<br />
Fortsetzung auf Seite 2<br />
Montage: ottfried<br />
Kino unterm Kronleuchter. Das<br />
Odeon-Kunstfilmtheater hat<br />
seine Tore geöffnet. Mehr über<br />
die Entwicklung Bambergs zur<br />
großen fränkischen Filmmetropole<br />
könnt ihr auf Seite 10<br />
lesen.<br />
Sport<br />
Der Neue unterm<br />
Domkörbchen<br />
Kultur<br />
7<br />
11<br />
Slash-Lyrik über<br />
Supermarktsex<br />
Kehrseite<br />
Rennen<br />
beim Dinner<br />
12<br />
Mehr Rechte und mehr Geld<br />
Berliner Tarifvertrag garantiert bessere Arbeitsbedingungen für HiWis – aber nicht in Bamberg<br />
(em) Trotz Fieber zur Arbeit, Überstunden<br />
ohne Murren, und was gibt es<br />
Schöneres, als seine Wochenenden im<br />
Büro zu verbringen? So kann die Realität<br />
für einen HiWi aussehen. Dabei hat<br />
man doch bei Vertragsabschluss mit einer<br />
Behörde nur versichert, dass man<br />
weder einer rechts- noch linksradikalen<br />
Partei angehört, nichts mit der Staatssicherheit<br />
oder irgendeiner Sekte zu tun<br />
hat und auch ansonsten ein wirklich<br />
braver Staatsbürger ist.<br />
Trotz Krankheit<br />
weiter Kohle<br />
Der Grund für die teilweise schlechten<br />
Arbeitsbedingungen von HiWis liegt sicherlich<br />
auch an der Abhängigkeit von<br />
den Professoren. Bei denen hat schließlich<br />
jeder mal mündliche Prüfungen,<br />
die er auch bestehen möchte.<br />
Um diese Lücke im Tarifrecht zu<br />
schließen, wurde in Berlin ein Tarifvertrag<br />
für HiWis abgeschlossen, der den<br />
studentischen Hilfskräften die Lohnfortzahlung<br />
im Krankheitsfall, Urlaubsgeld<br />
und festgelegte Arbeitszeiten ga-<br />
Allerdings gibt es keine einheitliche<br />
Regelung für die Laufzeit der Verträge,<br />
wegen Monats- oder Semesterverträgen.<br />
Offiziell arbeiten HiWis in<br />
Bamberg nicht in der vorlesungsfreien<br />
Zeit. Es gibt allerdings lehrstuhlinterne<br />
Regelungen, falls die HiWis ihre<br />
Stunden während des Semesters nicht<br />
abgearbeitet haben. Übernehmen Hilfskräfte<br />
in Berlin auch Unterrichtsaufgaben,<br />
muss die Dauer und Zahl der<br />
Stunden dem Fach angemessen sein.<br />
Außerdem muss die Arbeit gleichmäßig<br />
verteilt werden.<br />
Besonders erfreulich ist die Zahlung<br />
von Weihnachtsgeld. Dieses bekommt<br />
man allerdings nur, wenn man seit Seprantiert.<br />
Der größte Unterschied zwischen<br />
den Berlinern und ihren bayerischen<br />
Kollegen dürfte jedoch in der Bezahlung<br />
liegen.<br />
Berlin unterscheidet zwei Gruppen: Für<br />
die erste Gruppe gibt es nach der bestandenen<br />
Zwischenprüfung 10,98 Euro.<br />
Gruppe zwei umfasst den Rest der<br />
Hilfskräfte, die 10,22 Euro brutto pro<br />
Stunde erhalten. Davon gehen noch die<br />
Beiträge für die Rentenversicherung,<br />
die etwa einen Euro pro Stunde betragen,<br />
ab. Auch die Bamberger HiWis<br />
dürfen diesen Rentenbeitrag zahlen. Im<br />
Vergleich zu den Berlinern können sie<br />
sich davon befreien lassen. Sie bekommen<br />
jedoch nur 6,20 Euro pro Stunde,<br />
ob mit oder ohne bestandene Zwischenprüfung.<br />
In Bayern gibt es keine<br />
einheitliche Regelung, wie Hilfskräfte<br />
bezahlt werden. So bekommen die<br />
Münchner Kollegen ebenfalls mehr als<br />
die Bamberger. Die Begründung: höhere<br />
Lebenshaltungskosten.<br />
Ein Arbeitsvertrag in Berlin läuft normalerweise<br />
über vier Semester. Dazu<br />
gehören aber auch drei Monate Probezeit,<br />
in der ohne weitere Angabe von<br />
Gründen gekündigt werden darf. In die-<br />
sen Vertrag wird die Arbeitszeit eingetragen,<br />
die an den Unis 40 Stunden pro<br />
Monat nicht überschreiten darf. Für das<br />
Arbeiten an Sonn- und Feiertagen und<br />
nachts gibt es Sonderzulagen. In Bamberg<br />
dürfen ebenfalls nur 40 Stunden<br />
pro Monat gearbeitet werden.<br />
Klagen einfach an<br />
den Personalrat<br />
tember und mindestens bis April beschäftigt<br />
ist. Wer zwölf Monate Arbeitszeit<br />
auf dem Buckel hat, bekommt<br />
rund einen Monatslohn ausbezahlt. Der<br />
Tarifvertrag regelt außerdem auch die<br />
Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und<br />
den Mutterschutz. Ein weiteres Plus ist<br />
die Möglichkeit, sich zu Prüfungszeiten<br />
freistellen zu lassen. Doch auch die<br />
Bamberger HiWis arbeiten nicht unbeschränkt.<br />
Wenn man 24 Monate für die<br />
Uni gearbeitet hat, muss ein Antrag auf<br />
weitere Arbeitserlaubnis gestellt werden.<br />
Der Arbeitgeber muss demnach<br />
begründen, warum er genau diesen<br />
Studierenden weiter beschäftigen<br />
möchte. Diese Anträge werden jedoch<br />
meist akzeptiert.<br />
Dennoch sind die Berliner Studierenden<br />
nicht auf Rosen gebettet. Es gibt<br />
unter den Professoren heftige Gegner<br />
dieses Tarifvertrages. Sie fordern vor<br />
allem eine Flexibilisierung der Arbeitsund<br />
Laufzeit der HiWi-Verträge. Im<br />
Gegensatz zu Bamberg gibt es in Berlin<br />
einen Personalrat. Dessen wichtigste<br />
Aufgabe ist es, die Einhaltung des<br />
Tarifvertrags zu überwachen. Er ist<br />
auch Anlaufstelle für Beschwerden.
PRESSESTELLE/ W E B C A M .<br />
Fortsetzung von Seite 1<br />
In Hamburg sind Studiengebühren bis<br />
zum Diplom, Magister oder Master<br />
noch verboten. Allerdings gab es auch<br />
schon von der grünen Ex-Bildungssenatorin<br />
Krista Sager die Überlegung,<br />
das Rheinland-Pfälzische Modell zu<br />
übernehmen.<br />
Für das Zweitstudium muss man in<br />
Bayern (511 Euro) und Sachsen (<strong>30</strong>7<br />
Euro) zahlen. Das einzige Land, in dem<br />
Studieren nichts kostet, ist Mecklenburg-Vorpommern.<br />
Hier ist die Haushaltslage<br />
jedoch sehr angespannt.<br />
Fazit: In den Bundesländern geht der<br />
Trend eindeutig in Richtung Studiengebühren.<br />
Vor allem diejenigen, die länger<br />
für ihr Studium brauchen, müssen wohl<br />
ab nächstem Jahr zahlen. Auch das<br />
Zweitstudium wird vermutlich künftig<br />
mit Kosten verbunden sein. Schwierigkeiten<br />
gibt es zur Zeit vor allem bei der<br />
rechtlichen Umsetzung der Gebühren.<br />
Einerseits sind diese teilweise durch<br />
Gesetze verboten, andererseits gilt der<br />
Gleichheitsgrundsatz für alle Bundesländer.<br />
Bei Fächern, deren Studienplätze<br />
über die ZVS verteilt werden, ergeben<br />
sich ebenfalls Schwierigkeiten.<br />
Wer mehr über den studentischen Widerstand<br />
wissen möchte, sollte bei<br />
www.gute-bildung.de vorbeischauen.<br />
Soziologen<br />
Sieht alles gar nicht so düster aus für<br />
die Soziologen. Sagt zumindest eine<br />
Umfrage der Uni Erlangen-Nürnberg<br />
unter 2<strong>30</strong> Magister-Absolventen, die<br />
zwischen 1988 und 2000 ihr Soziologie-Examen<br />
gemacht haben. Das Ergebnis:<br />
Nur 3,4 Prozent sind arbeitslos<br />
– bei einer vergleichbaren Studie aus<br />
dem Jahr 1990 waren es noch zehn Prozent.<br />
Ein Drittel der Abgänger hat sich<br />
direkt nach dem Studium ins Arbeitsleben<br />
gestürzt, der Rest der Kollegen war<br />
im Schnitt vier Monate lang auf Stellensuche.<br />
Die jungen Soziologen verdienen<br />
im Schnitt 45 000 Euro im Jahr.<br />
Rund 15 Prozent haben sich selbständig<br />
gemacht, elf Prozent ein Aufbaustudium<br />
draufgesetzt oder umgeschult.<br />
Assis bald arbeitslos?<br />
Die Einführung der Juniorprofessur hat einen bitteren Beigeschmack<br />
Von Marietta Eder<br />
Plötzlich, aber dafür heftig kam der<br />
Aufschrei der Assistenten. Mit der Änderung<br />
des Hochschulrahmengesetzes<br />
sehen sich viele in die Arbeitslosigkeit<br />
gedrängt. Der bislang sichere Anwärterposten<br />
auf einen Professoren- oder<br />
gar Lehrstuhlsessel scheint in Gefahr.<br />
Mit dem jüngst im Bundestag verabschiedeten<br />
Gesetz wurde die Juniorprofessur<br />
eingeführt. Damit soll es dem<br />
wissenschaftlichen Nachwuchs ermöglicht<br />
werden, ohne Habilitation eine unbefristete<br />
Stelle zu bekommen, und damit<br />
das Alter für den ersten Ruf deutlich<br />
zu senken.<br />
Nach Abschluss des Studiums gibt es<br />
eine zeitliche Beschränkung von zwölf<br />
Jahren, sechs Jahre bis zur Promotion<br />
und sechs danach. In diese Zeit wird<br />
jegliche Beschäftigung eingerechnet,<br />
egal ob wissenschaftliche Hilfskraft<br />
oder Stipendium. Danach dürfen die<br />
jungen Wissenschaftler keine unbefristete<br />
Stelle mehr annehmen. Betroffen<br />
von der Reform ist der Mittelbau zwischen<br />
den Professoren auf Lebenszeit<br />
und den Studenten.<br />
Der bislang gängige akademische Lebenslauf<br />
sah nach Abschluss des Studiums<br />
die Promotion, danach die Habilitation<br />
und am Ende stand der Ruf zum<br />
Professor. In der Zeit zwischen Promotion<br />
und lebenslanger Professur waren<br />
viele Wissenschaftler fast immer mit<br />
zeitlich befristeten Projekten beschäftigt.<br />
Hinzu kommt, dass nicht jeder<br />
Jungwissenschaftler habilitieren wollte<br />
oder gar einen Ruf zum Professor<br />
erhielt. Die Anstellung für befristete<br />
Aufgaben hatte für die Universitäten<br />
häufig den Vorteil, Drittmittel von<br />
anderer Stelle holen zu können. Durch<br />
einen Wechsel der Uni konnten sie ihr<br />
Zeitkonto auf Null setzen.<br />
Dieser Weg ist fortan verbaut. Für die<br />
jungen Wissenschaftler gibt es nun<br />
zwei Alternativen, die akamdemische<br />
Junge Wissenschaftler sollten nach zwölf Jahren wohl eine feste Stelle haben<br />
Karriere voranzutreiben. Zum einen<br />
können sie wie bislang üblich promovieren<br />
und habilitieren, um sich danach<br />
für eine offene Stelle an einer Universität<br />
zu bewerben. Falls sie es nicht<br />
schaffen, in zwölf Jahren den höchsten<br />
akademischen Grad zu erwerben, bleibt<br />
nur der Gang an eine ausländische Uni<br />
oder in ein Wirtschaftsunternehmen.<br />
Als Junior in<br />
Forschung und Lehre<br />
Denkzettel<br />
(em/mas) Wer die unzähligen grellen<br />
Plakate in den Uni-Gebäuden<br />
noch nicht bemerkt hat, sei an dieser<br />
Stelle nochmals erinnert: Seit 28.<br />
Januar läuft die Rückmeldefrist für<br />
das Sommersemester 2002. Bis einschließlich<br />
Freitag, 15. Februar,<br />
haben die Studierenden Zeit, den<br />
Studentenwerksbeitrag von jetzt 28<br />
Euro an die Universität zu entrichten.<br />
Wer den von der Uni vorgedruckten<br />
Überweisungsträger verlegt haben<br />
sollte, hat zwei Möglichkeiten:<br />
Entweder in der Studentenkanzlei<br />
vorbeischauen und sich gleich ein<br />
neues Datenkontrollblatt ausstellen<br />
lassen oder einfach den Betrag auf<br />
das Konto 10 207 bei der Sparkasse<br />
Bamberg (BLZ 770 50 000) überweisen.<br />
Als Verwendungszweck<br />
muss dabei unbedingt die eigene<br />
Matrikelnummer angegeben werden.<br />
Ansonsten könnte es sein, dass<br />
der überwiesene Betrag nicht ordnungsgemäß<br />
zugeordnet werden<br />
kann.<br />
Eine andere Möglichkeit wurde jetzt<br />
mit der Einführung der Juniorprofessur<br />
geschaffen. Nach der Promotion können<br />
gleich alle Rechte und Pflichten der<br />
„normalen“ Professoren wahrgenommen<br />
werden, Lehre, Prüfungsgremienzugehörigkeit<br />
und natürlich die Arbeit<br />
in der Forschung. Auch dies Gruppe<br />
muss es innerhalb von zwölf Jahren<br />
auf den Posten des Professors bringen.<br />
Gelingt dies nicht, müssen sie den<br />
Gang ihrer Kollegen ohne „Juniorstatus“<br />
antreten und eine Kariere außerhalb<br />
der Uni versuchen.<br />
Eine Ausnahme stellen dabei unbefristete<br />
Stellen im Mittelbau an der Uni<br />
dar. Davor schrecken die meisten<br />
Hochschulen jedoch zurück, dier Angst<br />
vor einer Auseinandersetzung mit dem<br />
Arbeitsgericht sitzt ihnen im Nacken.<br />
Die Generation der 35-Jährigen sieht<br />
sich selbst deshalb als „lost generation“.<br />
Das Bundesministerium für<br />
Wissenschaft und Forschung wiegelt<br />
Vorwürfe dieser Art allerdings ab. Jeder<br />
könne einen Antrag für eine Ausnahmeregelung<br />
stellen, heißt es dort. Besonders<br />
gute Chancen auf eine Bewilligung<br />
haben diejenigen, die ihr Projekt erfolgreich<br />
beenden wollen.<br />
Hier geht’s zum Traumjob<br />
Hilfreiche Internetseiten zur Bewerbung – Von der Mappe zum Vorstellungsgespräch<br />
(ip) Der Traumjob oder ein weiteres<br />
Praktikum winken. Erstes Problem: Die<br />
Bewerbung – ein leidiges Thema. Was<br />
schreib ich jetzt, und wie? Und morgen<br />
soll sie fertig sein! Hilfe muss her, aber<br />
schnell.<br />
Die vielen dicken Schmöker, die zu diesem<br />
Thema geschrieben wurden, helfen<br />
jetzt auch nicht mehr. Dann lieber ins<br />
Internet schauen, denn da finden sich<br />
viele nützliche Tipps und Hilfestellungen,<br />
in der Regel anschaulich<br />
mit Beispielen dokumentiert. OTT-<br />
FRIED hat euch die nützlichsten<br />
Adressen zum Thema zusammengestellt.<br />
Die Seite www.bewerbungsmappen.de<br />
dient in erster Linie dem Vertrieb von<br />
stilvollen Bewerbungsmappen, die online<br />
bestellt werden können. Allerdings<br />
finden sich hier auch wirklich empfehlenswerte<br />
Anleitungen zur Erstellung<br />
von Anschreiben, Lebenslauf und Co.<br />
Auch Links zu Themen wie „Das Bewerbungsgespräch“,<br />
„Das Bewerbungsfoto“,<br />
„Kleidung bei der Bewerbung“<br />
und ähnlichem werden aufgeführt.<br />
Ebenfalls vielversprechend sind die<br />
Seiten der Jobvermittler www.monster.de<br />
und Stepstone. Letzterer hat<br />
seine Bewerbungshilfen unter www.bewerbung.de<br />
ins Netz gestellt. Monster.de<br />
bietet zusätzlich zur Bewerbungsmappen-Anleitung<br />
auch Karriereberatung,<br />
beispielsweise zum Vorstellungsgespräch.<br />
Alles zum Thema<br />
Online-Bewerbung<br />
Auf den ersten Blick enttäuschend<br />
wirkt www.jova-nova.de, doch ein<br />
Klick auf „Bewerbungshelfer“ liefert<br />
sehr hilfreiche Informationen und konkrete<br />
Fallbeispiele. Besonderes Augenmerk<br />
liegt auf E-Mail-Bewerbungen.<br />
Wer zu diesem Thema und zu Online-<br />
Bewerbungen allgemein Infos sucht, ist<br />
bei www.bewerbung.net richtig – einer<br />
Seite, die sich rund um die verschiedenen<br />
Möglichkeiten einer Bewerbung<br />
via Internet dreht. Außer Tipps zur<br />
Erstellung, Literaturhinweisen und<br />
Links zu Jobbörsen kann man die eigene<br />
Papierbewerbung in eine schicke,<br />
virtuelle Bewerbungsmappe verwandeln<br />
lassen.<br />
Oder plagt euch ein anderes Thema?<br />
Habt ihr euer hart verdientes Arbeitszeugnis<br />
in den Händen, wisst aber nicht<br />
genau, was diese Personalchef-Geheimsprache<br />
bedeutet?<br />
Wer sich über die Aussage seines<br />
Zeugnisses unsicher ist, kann unter<br />
www.berufsstrategie.de analysieren<br />
lassen, ob er nicht zwischen den Zeilen<br />
zum unzuverlässigen Versager abgestempelt<br />
wurde. Die Seite bietet außerdem<br />
kostenpflichtige Beratungs- und<br />
Seminarangebote.<br />
Noch ein kleiner Tipp: In der Regel hat<br />
auch das Unternehmen, bei dem ihr<br />
euch bewerben wollt, auf seiner Seite<br />
eine ausführliche Beschreibung der<br />
Kriterien, auf die es bei einer Bewerbung<br />
Wert legt. Also nicht vergessen,<br />
dort vorbeizusurfen.<br />
OTTFRIED, die Bamberger Studentenzeitung,<br />
erscheint zweimal im Semester,<br />
jeweils im Juni und im Juli<br />
bzw. im Dezember und im Februar.<br />
Herausgeber und Redaktion verstehen<br />
OTTFRIED als unabhängiges Organ,<br />
das keiner Gruppierung oder Weltanschauung<br />
verpflichtet ist. Für namentlich<br />
gekennzeichnete Artikel übernimmt<br />
der Autor die Verantwortung.<br />
Herausgeberin: Marietta Eder.<br />
V.i.S.d.P.: Matthias Häber, Thomas<br />
Müller.<br />
Anzeigen: Matthias Häber (verantwortlich),<br />
Isabel Plocher.<br />
Fotos (soweit nicht anders angegeben):<br />
Jörg Grund.<br />
Layout und Redaktion: Franziska<br />
Baumgärtner (fra), Christina Distler<br />
(cd), Marietta Eder (em), Jörg<br />
Grund (jg), Frank Gundermann (fg),<br />
I M P R E S S U M .<br />
Wahlkampf???<br />
(ip) „Sie ist Single und schaut gerne<br />
Ally McBeal.“ Das klingt wie die<br />
Charakteristik einer Schülerin in der<br />
Abi-Zeitung? Doch weit gefehlt! Sowas<br />
nennt sich heute Wahlkampf! Sätze wie<br />
dieser fanden sich zuhauf in dem gelben<br />
Heftchen, das Mitglieder der Fachschaft<br />
SpLit in den Tagen vor der Uni-<br />
Wahl im Dezember verteilten und mit<br />
dem sie versuchten, ihre Kandidaten<br />
vorzustellen. „XY ist in der Fachschaft<br />
allseits beliebt.“ Wie, der ist schon in<br />
der Fachschaft? Und nicht nur der.<br />
Alle! Ich kann sie also nur in ihrer<br />
Funktion bestätigen? Ist unsere Demokratie<br />
soweit herabgekommen?<br />
Nun funktioniert die Fachschaft SpLit<br />
folgendermaßen: Jeder, der an dieser<br />
Fakultät eingeschrieben ist, kann sich<br />
in der Fachschaft engagieren. Einmal<br />
im Jahr, nämlich bei den Uni-Wahlen,<br />
werden Kandidaten für die Wahl in die<br />
Fachschaft aufgestellt. Dieser Wahlvorschlag<br />
bestand dieses Jahr aber eben<br />
nur aus Leuten, die bereits Fachschaftsarbeit<br />
leisteten, es wurden also lediglich<br />
die Mitglieder bestätigt. Die Fachschaft<br />
besteht demzufolge sowohl aus<br />
offiziell gewählten Vertretern als auch<br />
aus nicht gewählten Mitgliedern, sozusagen<br />
freien Mitarbeitern. Dass es keinen<br />
Wettbewerb zwischen Kandidaten<br />
verschiedener Hochschulgruppen gibt,<br />
liegt daran, dass es niemanden zu geben<br />
scheint, der sowohl an der Fakultät<br />
SpLit eingschrieben sowie Mitglied bei<br />
einer Hochschulgruppe ist, und der für<br />
die Fachschaft kandidieren möchte.<br />
Das kann den SpLit-Fachschaftlern<br />
natürlich in keinstem Maße vorgeworfen<br />
werden. Doch dass sie in Ermangelung<br />
eines Wettbewerbs mit einem<br />
nichtssagenden Wahlkampfheft aufwarten,<br />
das im wahrsten Sinne des Wortes<br />
ein Witz ist, muss deshalb noch lange<br />
nicht sein. Kann ich zum Beispiel bei<br />
den Wahlen zur Fachschaft SoWi zumindest<br />
Kandidaten ausschließen, weil sie<br />
einer bestimmten Partei angehören,<br />
kann ich das hier höchstens, wenn ich<br />
Ally McBeal nicht mag.<br />
Vielleicht trug dieses Heft ja mit dazu<br />
bei, dass die Wahlbeteiligung mit 14,77<br />
Prozent wieder extrem niedrig war und<br />
nur von der Fakultät PPP unterboten<br />
wurde? Vielleicht fühlte sich die Studentenschaft<br />
auf den Arm genommen?<br />
Wie dem auch sei: Selbst wenn es die<br />
Fachschaft SpLit nicht nötig hat, einen<br />
wirklich aussagekräftigen Wahlkampf<br />
zu führen – ein Organ, das die demokratische<br />
Vertretung der Studenten darstellen<br />
soll, muss seinen Wählern deutlich<br />
mehr Orientierungshilfe geben.<br />
So hat OTTFRIED drei Anliegen: Studenten,<br />
geht trotzdem wählen! Hochschulgruppen,<br />
findet Kandidaten!<br />
Fachschaft, etwas mehr nötiger Ernst!<br />
Matthias Häber (mah), Frank Kossyk<br />
(kos), Andrea Lutz (alu), Steffen<br />
Meyer-Schwarzenberger (sms), Isabel<br />
Plocher (ip), Björn Schimmeyer (bse),<br />
Anja Süssner (ajs), Meike Vögele<br />
(mvö), Peter Schiffmann (ps).<br />
Mitarbeiter dieser <strong>Ausgabe</strong>:<br />
Katja Block, Dr. Evil, Michael<br />
Lünstroh, Alke Peters (alk), Stephan<br />
Schwieren, Thomas Silmann.<br />
Redaktionsanschrift: OTTFRIED,<br />
c/o Marietta Eder<br />
Peuntstr. 4,<br />
96050 Bamberg<br />
Tel.: 0951-<strong>30</strong>39937.<br />
e-mail: ottfried@ottfried.de<br />
OTTFRIED-Briefkästen:<br />
Vor der Mensa in der Austraße und an<br />
der Feki am Fachschaftsbrett SoWi.<br />
Druck: Meister-Druck,<br />
Postfach 1650, 96206 Lichtenfels.<br />
Auflage: 2000 Stück
REPORTAGE.<br />
Eine Redaktion voller Narren<br />
Die Arbeit bei der erfolgreichsten Daily-Talkshow Deutschlands, ihr „traumhafter“ Moderator, und ihre „Assel“-Gäste<br />
Von Michael Lünstroth<br />
Köln, 14. Januar 2002.<br />
„Boxenluder oder Schlampe! Ich brauche<br />
dringend noch so ein Sexluder für<br />
die dritte AZ (= Aufzeichnung) morgen“,<br />
tönt es durch die Redaktion.<br />
„Meine Nummer eins für morgen hat<br />
gerade abgesagt, wo krieg’ ich jetzt<br />
noch so einen blonden Eye-Catcher?“,<br />
schallt es hinterher. Schlampe, Schnitte,<br />
Schuss: Das sind die Kategorien, die<br />
hier zählen. Von Asseln, Proleten,<br />
Hirnis und Dumpfbacken ist die Rede.<br />
Redaktionsalltag. Oder besser: Talkshowalltag.<br />
Wir sind zu Gast bei der erfolgreichsten<br />
deutschen Daily Talkshow „Die Oliver<br />
Geissen Show“ (Mo. bis Fr. um 13 Uhr<br />
auf RTL). Entgegen allen Trends, der<br />
schwindenden Quoten bei Daily Talks,<br />
schwimmt die von Talk-Altmeister<br />
Hans Meiser produzierte Schwafel-<br />
Runde von einem Erfolg zum nächsten.<br />
Nachdem jetzt auch der ärgste<br />
Konkurrent Andreas Türck im Januar<br />
die Segel gestrichen hat, ist der smarte<br />
Oliver Geissen endgültig der König des<br />
nachmittäglichen Geschwätzes.<br />
Ein Star mit Montagmorgen-Gesicht<br />
Die erste Begegnung mit dem „göttlichen<br />
Geissen“ verläuft genauso unerwartet<br />
wie unspektakulär: In blau-weißen<br />
Badeschlappen, mit einer 3/4-Jeans<br />
und einem grellen orangefarbenen T-<br />
Shirt bekleidet steht er da und lässt all<br />
das vermissen, was man von einem TV-<br />
Star erwarten würde. Kein Glamour,<br />
keine Ausstrahlung, ein schlichtes<br />
Montagmorgen-Gesicht. Zudem schaut<br />
er so verorgelt aus der Wäsche, dass ich<br />
nicht weiß, was ich ihm zuerst anbieten<br />
soll: einen Kamillentee oder ein Bett.<br />
Die Redaktionsbüros liegen mitten im<br />
beschaulichen Hürth bei Köln, auf dem<br />
Gelände der niederländischen NOB-<br />
Studios. Zwischen alten Reihenhaussiedlungen,<br />
schicken Neubauten und<br />
einem Industriegebiet wird rund um die<br />
Uhr fürs Fernsehen produziert. Neben<br />
dem Geissen-Talk werden auch<br />
Günther Jauchs „Wer wird Millionär?“,<br />
sämtliche Kai Pflaume-Sendungen<br />
und die Sat.1-Comedy „Was<br />
guckst du?“ hier aufgezeichnet. Aus<br />
den Fenstern der Oliver Geissen-Redaktion<br />
hat man einen direkten Blick<br />
auf ein Stück deutsche TV-Geschichte:<br />
Zu Füßen des Produzentenhauses, das<br />
sich die Talkshowmacher von CreaTV<br />
mit dem niederländischen Fernseh-<br />
Konzern Endemol teilen, liegt der Big<br />
Brother Container.<br />
Die Redaktion als<br />
eine eigene Soap<br />
Die Geissen-Redaktion unterscheidet<br />
sich im Grunde nicht von anderen<br />
Großraumbüros. Hier und da mal<br />
ein Bild vom Moderator, an der<br />
Wand des Männerklos hängen<br />
die Playmates des Jahres und<br />
über die fünf Fernseher der<br />
Redaktion flimmert vornehmlich<br />
irgendein Musikkanal. Im<br />
Zweifel dudeln RTL oder Pro<br />
Sieben im Hintergrund. Nicht<br />
wirklich ungewöhnlich für<br />
eine relativ junge Redaktion.<br />
Was sie von anderen<br />
Redaktionen unterscheidet,<br />
sind die Menschen,<br />
die hier arbeiten. Möglichst<br />
jung, möglichst attraktiv<br />
und möglichst<br />
hip. Sie wirken irgendwie zusammengecastet.<br />
Die Redaktion als eigene<br />
Talkshow oder Seifenoper. Jeden Tag in<br />
der gleichen Besetzung mit den gleichen<br />
Rollen: der Macho (doppelt und<br />
dreifach besetzt), die Schlampe, der<br />
Prolet, die hübsche Ausländerin, die<br />
Quoten-Schwulen und der Verschrobene.<br />
Der Unterschied zu den Gästen,<br />
die sie verlachen, verachten, selten<br />
Rückenfreies Top und Brüste raus, die „Büroschlampen“ und „Quoten-Schwulen“ der Oliver Geissen Show<br />
ernst nehmen, ist minimal. Und dennoch<br />
wird hier so gute Arbeit geleistet,<br />
dass die Show das erfolgreichste deutsche<br />
Daily-Talk-Format wurde, wie<br />
Alexander Stille, Geschäftsführer von<br />
CreaTV, gebetsmühlenartig wiederholt.<br />
Für den Erfolg der Sendung ist zu<br />
einem großen Teil auch der Moderator<br />
verantwortlich. Der 32-jährige Geissen<br />
ist der Garant dafür, dass Teenies und<br />
Mütter um 13 Uhr RTL einschalten. Für<br />
die Jüngeren ist er der attraktive Sonnyboy,<br />
für ihre Mütter der perfekte<br />
Schwiegersohn. Nicht ohne Grund bastelt<br />
sein Heimatsender gerade daran,<br />
ihn neben Günther Jauch als zweiten<br />
„Mr. RTL“ zu positionieren. Mit seinem<br />
Charme und seiner<br />
Jugendlichkeit begeistert er seine Fans,<br />
die ihm huldvoll ergeben sind. So<br />
schwärmt Naomi im Internet-<br />
Gästebuch zur Oliver-Geissen-Show,<br />
dass „die Sendung sehr gut ist und er<br />
einfach ein toller Moderator ist“. Dort<br />
wimmelt es nur so von virtuellen „Hab-<br />
Dich-Liebs“ und Liebeserklärungen<br />
von Annikas, Mareikes und Manuelas.<br />
Nirgendwo scheint der Glaube an die<br />
Allmacht des TV so groß wie hier.<br />
Jacquelines Vater ist ganz verzweifelt<br />
wegen des Gesundheitszustandes der<br />
Pop-Diva Mariah Carey. Nun versucht<br />
Jacqueline über die Oliver Geissen<br />
Show die Adresse von Mariah Carey<br />
herauszubekommen, denn „mein Vater<br />
ist seit ca. 25 Jahren Krankenpfleger<br />
(ca. 23 Jahre Psychiatrie erfahren) und<br />
deshalb meint er, ihr evtl. helfen zu<br />
können, soweit es ihm möglich ist“.<br />
Neues aus Absurdistan. Als hätte man<br />
es nicht schon vorher geahnt: Regelmäßiger<br />
Talkshow-Konsum scheint zumindest<br />
den Realitätssinn zu trüben.<br />
Fünf-Minuten Ruhm<br />
für Stunden der Tortur<br />
Fotos: internet<br />
Viele träumen davon, einmal bei Olli<br />
auf der Couch zu sitzen. Sara, 20, aus<br />
Bergisch-Gladbach, hat es geschafft.<br />
Mit ihrem engen Oberteil, den halblangen<br />
braunen Haaren und leuchtend grünen<br />
Augen macht sie auf sexy und das<br />
kommt an. Vermutlich deshalb ist sie<br />
schon zum zweiten Mal Gast der Sendung,<br />
diesmal zum Thema „Hilfe –<br />
mein Kind wird immer dicker!“.<br />
„Der Olli ist total süß und außerdem<br />
macht es unglaublich viel<br />
Spaß, im Rampenlicht zu<br />
stehen“, strahlt die Studentin<br />
über beide<br />
Ohren. Dann verschwindet<br />
sie mit<br />
einem Lächeln auf<br />
die Bühne und stolziert<br />
ihrem Fünf-<br />
Minuten-Ruhm entgegen.<br />
Dass sie immer<br />
noch so fröhlich<br />
erscheint, ist fast<br />
schon bewundernswert<br />
bei der Tortur,<br />
die sie hinter sich hat.<br />
Als Talkshow-Gast<br />
muss man vor allem<br />
zwei Dinge mitbringen:<br />
Geduld und viel Zeit.<br />
Etwa drei Stunden vor<br />
Aufzeichnungsbeginn<br />
treffen die ersten Gäste<br />
am schmucklosen Studio<br />
in Hürth ein. Ab da wartet<br />
ein Mammutprogramm auf sie:<br />
Anmeldung, Warten im Gästeraum,<br />
Maske, Warten, Tonprobe, Warten, Einverständniserklärung<br />
abgeben, Warten,<br />
letzte Vorgespräche mit der Redaktion<br />
und dann irgendwann der Auftritt.<br />
Zwischendurch gibt es belegte Brötchen,<br />
Suppen, Schokoriegel, Getränke<br />
– alles inklusive. Das schmeichelnde<br />
Gefühl von Prominenz hat schon manchen<br />
Gast dazu verführt, mehr zu erzählen,<br />
als er eigentlich will.<br />
Heide und Simone, zwei Teenie-Gören<br />
aus Berlin, sind so begeistert, dass sie<br />
gleich morgen wieder kommen wollen.<br />
Das geht natürlich nicht, da etwa ein<br />
halbes Jahr vergehen muss, ehe man<br />
denselben Gast ein zweites Mal einladen<br />
kann. „Klar fühlt man sich<br />
geschmeichelt, wenn so viele Menschen<br />
einen umsorgen“, gibt Sara ohne<br />
Probleme zu. Einmal so im Mittelpunkt<br />
zu stehen, scheint für viele eine Art<br />
Therapie gegen jahrelanges Übersehen-<br />
Werden zu sein. Genau wie bei<br />
Christian, 24, aus Oberhausen. Der solariumgebräunte<br />
Bodybuilder kennt<br />
sich aus im Talk-Business: Er ist so etwas<br />
wie ein Profi-Gast. Einige Auftritte<br />
bei Hans Meiser und nun auch schon<br />
„zum dritten Mal oder so, so genau<br />
weiß ich das nicht mehr“ bei Oliver<br />
Geissen. Christian weiß, worauf es ankommt<br />
und was er sagen muss, um<br />
noch mal eingeladen zu werden. Er ist<br />
ein Vorzeige-Chauvi, ein Provozierer,<br />
ein Spalter, einer, der für die Quote und<br />
für Geld auch unpopuläre Meinungen<br />
vertritt, wie „Schwule sind unnormal!“,<br />
„Frauen sollen an den Herd!“.<br />
Diesmal soll er gegen Dicke polemisieren<br />
oder, wie es hier schlicht heißt:<br />
„schießen“. Damit die Diskussion in<br />
den Gang kommt und es nicht zu nett<br />
bleibt. Streit und Gebrüll auf dem<br />
Podium sorgen schließlich für eine gute<br />
Quote. Nina, süße 18 und molliges<br />
Dessous-Model, wäre heute sein<br />
Angriffsziel gewesen, aber daraus wird<br />
nichts: Christian fliegt aus der Sendung,<br />
ein anderer hat seinen Job auf<br />
dem Podium übernommen, und zwei<br />
Streithähne werden nicht benötigt. Die<br />
Enttäuschung steht ihm ins Gesicht geschrieben:<br />
„Und dafür habe ich jetzt<br />
den ganzen Nachmittag hier rumgehangen?“<br />
Irgendwann beruhigt er sich wieder,<br />
weil er trotzdem „gerne wieder<br />
kommen würde“. Und dann will er mal<br />
so richtig die Sau rauslassen.<br />
Enttäuscht sind manche, wenn sie das<br />
erste Mal bei einer Talkshow-Aufzeichnung<br />
dabei waren: Die Zuschauer<br />
und die Gäste zeigen sich geknickt darüber,<br />
dass „der Olli“ gar nicht so nett<br />
ist, wie er immer wirkt. Seine Talkgäste<br />
sieht er zum ersten Mal in der Aufzeichnung.<br />
Während der Werbepausen<br />
sitzt er schweigend im Publikum und ist<br />
vor allem mit sich selbst beschäftigt.<br />
Nach der Sendung verschwindet er<br />
wahlweise in sein mit einem Billardtisch<br />
ausgestattetes Büro, bereitet sich<br />
auf die nächste Aufzeichnung vor, oder<br />
braust mit seinem silbernen Porsche<br />
Carrera davon. Keine Autogramme.<br />
Keine Fotos.<br />
Das Image des netten Spitzbuben, das<br />
er auf dem Bildschirm kultiviert, hat<br />
mit der Realität eher wenig gemein. In<br />
seinen Shows ist er immer perfekt, nett<br />
und sympathisch – nur manchmal brökkelt<br />
etwas von der Fassade ab, wie<br />
jüngst, als er eine Sendung zum Thema<br />
„Ausländer“ hatte. Darin beklagte sich<br />
ein junger Ausländer über die<br />
Schwierigkeiten, die er in Deutschland<br />
habe und darüber, dass hier alles sehr<br />
fremdenfeindlich sei. Nach einigen<br />
Minuten des Hin- und Hergeplänkels<br />
fragte Geissen seinen Gast ganz nonchalant,<br />
warum er denn dann nicht<br />
zurück gehe, wenn es ihm in<br />
Deutschland nicht gefalle. Das war gar<br />
nicht der nette „Olli“, den man normalerweise<br />
kennt. In seinem virtuellen<br />
Gästebuch regte sich daraufhin auch<br />
prompt Widerstand gegen diesen Auftritt.<br />
Ansonsten pflegt der „attraktivste<br />
Mann im deutschen Fernsehen“, wie<br />
die Zeitschrift Max mal über ihn<br />
schrieb, sein Image des pflegeleichten<br />
Weichspülers gekonnt.<br />
ZDF-Samstagabend<br />
mit Olli Geissen?<br />
Schon mit 25 Jahren hatte Geissen, damals<br />
noch beim ZDF, seine erste Sendung.<br />
Von da an ging es steil bergauf<br />
für den „Hamburger Jung“; weitere<br />
Moderationen im ZDF, dann Sportchef<br />
beim Hamburger Stadtfernsehen HH1.<br />
1999 kamen die eigene Talkshow, Moderationen<br />
der Musiksendung „Top of<br />
the Pops“ und ein Jahr darauf sein bisher<br />
größter Erfolg: die Moderation der<br />
zweiten und dritten Big Brother Staffel.<br />
Wie es bei ihm weitergeht, steht derzeit<br />
noch in den Sternen. An einer neuen<br />
(Samstag-) Abendshow für den Hamburger<br />
wird gerade gebastelt. Allmählich<br />
wird es Zeit für etwas Neues: Der<br />
Ruhm von Big Brother ist verblasst, die<br />
deutsche Version von „Temptation Island“,<br />
die er moderierte, floppte, und<br />
wie lange sich die Talkshow noch halten<br />
kann, ist ungewiss. Zumal es Spekulationen<br />
gibt, dass auch die „Oliver<br />
Geissen Show“ nach der laufenden<br />
Staffel zu Ende sein soll. Neue Herausforderungen<br />
findet Geissen vielleicht<br />
bei dem Sender, bei dem seine TV-Karriere<br />
begann: Nach den letzten müden<br />
Auftritten von Thomas Gottschalk bei<br />
„Wetten dass...?“, deutet sich demnächst<br />
vielleicht dessen Abschied an...
CAMPUS.<br />
Von der Uni auf zur Arbeit<br />
Teil 4: IT für den Schulgebrauch – Redakteurin für multimediale Lehrmittel studierte Grundschullehramt in Bamberg<br />
Von Isabel Plocher<br />
In unserer Reihe über ehemalige Studenten<br />
stellt OTTFRIED heute Katharina<br />
Rehrmann vor, Redakteurin für<br />
multimediale Lehrmittel bei der Lokando<br />
AG in München. Zu ihrem heutigen<br />
Beruf kam sie über unterschiedliche<br />
Stationen – es ist also kein nullachtfünfzehn-Lebenslauf,<br />
den die gebürtige<br />
Bad Königshoferin vorweist.<br />
Begonnen hat sie mit einem Volontariat<br />
bei einer Lokalzeitung, in der Absicht,<br />
ein Journalistik-Studium anzuschließen.<br />
„Die zwei Jahre Volontariat haben<br />
mir aber die Lust auf ein solches<br />
Studium genommen“, blickt sie zurück.<br />
Statt dessen erfolgte ein Richtungswechsel:<br />
ein Studium in Bamberg,<br />
Lehramt Grundschule, Hauptfach<br />
Deutsch. „Dieses Studium reizte mich<br />
deshalb, weil man als Grundschullehrer<br />
Basisarbeit leisten kann“, erzählt sie.<br />
Zudem gefiel der 27-Jährigen das breit<br />
angelegte Studium: „Als Grundschullehrer<br />
studiert man ja zum Beispiel<br />
auch Mathe, Geschichte, Religion,<br />
Allgemeine Pädagogik und Psychologie.“<br />
Nicht alte Dorfschule,<br />
sondern neue Ideen<br />
Dennoch wurde ihr bald klar, dass sie<br />
nicht den klassischen Weg einer<br />
Grundschullehrerin gehen wollte. Auf<br />
diese Idee brachte sie unter anderem<br />
ihre Begeisterung für die Neuen Medien<br />
und der Kontakt zu Wirtschaftsinformatik-<br />
und BWL-Studenten.<br />
„Durch deren Studieninhalte habe ich<br />
gesehen, was in der IT-Branche möglich<br />
ist“, erklärt Katharina Rehrmann<br />
die Umorientierung. Alles wies also in<br />
Richtung E-Learning, die Verbindung<br />
Abends mensen<br />
(em/mas) Erst vor kurzem öffneten die<br />
beiden Mensen in der Austraße und an<br />
der Feki wieder abends ihre Türen.<br />
Mehr als 200 Essen wurden zwischen<br />
18 und 20 Uhr ausgegeben. Hinzu kam<br />
ein ansprechendes Unterhaltungsprogramm,<br />
das das Studentenwerk Würzburg<br />
und der Sprecherrat für diesen<br />
Abend zusammengestellt hatte. Beide<br />
zeigten sich begeistert von der Resonanz.<br />
Beschlossene Sache ist deshalb,<br />
die Abendmensa auch künftig<br />
weiter anzubieten. Im kommenden<br />
Sommersemester sollen insgesamt an<br />
drei weiteren Tagen die beiden Uni-<br />
Mensen ihre Pforten zu vorgerückter<br />
Stunde aufmachen. Die Termine für die<br />
Abendmensa sowie das geplante Unterhaltungsprogramm<br />
werden rechtzeitig<br />
bekanntgegeben.<br />
Gleichzeitig will der Sprecherrat das<br />
Studentenwerk dazu bewegen, das Angebot<br />
auszuweiten.<br />
Mit neuen Medien will Katharina Rehrmann wieder mehr Spaß in den Unterricht bringen<br />
von Lernen beziehungsweise Unterrichten<br />
und IT. Erster Schritt dahin war<br />
die Zulassungsarbeit zum Thema<br />
„Interneteinsatz in der Grundschule“.<br />
Gegen den Lehrerberuf, meint sie, habe<br />
sie sich ja nicht wirklich entschieden,<br />
sie sei jetzt eben organisatorisch eine<br />
Ebene höher. „Ich wollte nicht in<br />
irgendeiner Dorfschule auf dem Land<br />
hocken und mich in dort herrschende<br />
Kopflos<br />
(mas) „Judith. Wenn Männer den<br />
Kopf verlieren“ heißt eine gemeinsame<br />
Ausstellung der beiden Lehrstühle<br />
für Alttestamentliche Wissenschaften<br />
und Kunstdidaktik und -pädagogik.<br />
Sie präsentiert der Öffenlichkeit<br />
die Forschungsergebnisse<br />
zweier Seminare rund um die biblische<br />
Figur der Judith. Bis zum 15.<br />
März ist die Ausstellung in den<br />
Räumen der Katholischen Fakultät<br />
noch zu sehen. Der Stoff des Buches<br />
Judith und seine Zugehörigkeit zur<br />
biblischen Thematik sind nach wie<br />
vor umstritten. In der dreiteiligen<br />
Ausstellung wird zum einen versucht,<br />
die biblische Judith darzustellen<br />
und ihre Rezeptionsgeschichte<br />
in der deutschen Literatur nachzuzeichnen.<br />
Andererseits setzte man<br />
sich mit der bildnerischen Neufassungen<br />
auseinenader.<br />
Lernen für die Karriere<br />
Zweites „Praxisprogramm Wirtschaft“ zieht eine positive Zwischenbilanz<br />
(mas) Die Anmeldeliste für den nächsten<br />
Lehrgang ist schon wieder gut<br />
gefüllt. Und das, obwohl noch einige<br />
Monate verstreichen werden, bis die<br />
Teilnehmer am dritten „Praxisprogramm<br />
Wirtschaft“ von der Industrieund<br />
Handelskammer (IHK) Bamberg<br />
ihre Zusagen bekommen. Die große<br />
Nachfrage ist kaum verwunderlich,<br />
denn das Angebot der IHK hat sich<br />
bewährt. Teilnehmer, Unternehmer und<br />
Vertreter von IHK und Arbeitsamt<br />
zogen bei einer Informationsveranstaltung<br />
jetzt eine positive Zwischenbilanz.<br />
400 Stunden über drei Semester verteilt<br />
müssen Studenten in das speziell für<br />
Geistes- und Sozialwissenschaftler erstellte<br />
Programm investieren, um sich<br />
die Zusatzqualifikationen für Aufgaben<br />
in Wirtschaftsunternehmen anzueignen.<br />
Ein auf den ersten Blick doch beträchtlicher<br />
Zeitaufwand, der neben den universitären<br />
Aufgaben zu bewältigen ist.<br />
„Trotzdem hat mein Studium keineswegs<br />
darunter gelitten“, erklärte<br />
Teilnehmer Florian Schaffelhofer den<br />
rund 20 Interessierten. Von Vorteil sei<br />
dabei, dass durch den Vollzeit-Unterricht<br />
in den Semesterferien das Stundenkonto<br />
doch merklich abgebaut werden<br />
könne.<br />
Nach der Theorie<br />
folgt die Praxis<br />
Nach Abschluss der Unterrichtsphase<br />
ist es Aufgabe der Teilnehmer, sich<br />
selbstständig für zwei Monate einen<br />
Praktikumsplatz in einem Unternehmen<br />
zu suchen. „Durch die Teilnahme an<br />
diesem Programm war es schon einfacher,<br />
eine Stelle in einem Unternehmen<br />
zu finden“, weiß Mareike Schmidt aus<br />
eigener Erfahrung. Zwar habe die Personal-Chefin<br />
in dem von ihr gewählten<br />
Unternehmen noch nichts von einem<br />
solchen Programm gehört, dennoch<br />
Schulstrukturen einfügen müssen. In<br />
der Schule neue Ideen einzubringen ist<br />
nicht einfach, gerade wenn es um den<br />
Einsatz Neuer Medien geht.“<br />
So wird auch klar, warum Katharina<br />
Rehrmann ihre jetzige Arbeit als<br />
Redakteurin für multimediale Lehrmittel<br />
überzeugt als „Traumjob“ bezeichnet.<br />
Die Lokando AG in München<br />
ist eine Firma, die sich auf den Schul-<br />
Foto: privat<br />
unterricht mit Neuen Medien spezialisiert<br />
hat. Unter Lernmedien versteht<br />
man die Medien, die der Lehrer in seinem<br />
Unterricht einsetzt: Arbeitsblätter<br />
oder Grafiken zum Beispiel, beziehungsweise<br />
viele Dinge, die Schüler<br />
beim Lernen unterstützen können.<br />
Der Arbeitsschwerpunkt der ehemaligen<br />
Bamberger Studentin liegt auf der<br />
Entwicklung digitaler Medien, beispielsweise<br />
virtueller Landkarten oder<br />
interaktiver Arbeitsblätter. Ihre Aufgabe<br />
bestehe darin zu entscheiden, wie welcher<br />
Inhalt durch welche Medien<br />
umsetzbar sei.<br />
Wichtig ist dabei immer, das jeweilige<br />
Lernziel vor Augen zu haben und auf<br />
eine sinnvolle didaktische Umsetzung<br />
zu achten“, erläutert sie ihre Arbeit in<br />
einem Beruf, der noch verhältnismäßig<br />
neu ist. In ihren Aufgabenbereich fällt<br />
außerdem die Schulung von Lehrern,<br />
die mit diesen Produkten arbeiten<br />
möchten.<br />
Kleine Unis bieten<br />
Kontaktmöglichkeiten<br />
Das Studium der Pädagogik, vor allem<br />
die Inhalte aus den Didaktikfächern, sei<br />
ihr dabei eine große Hilfe. „Ein Lehramtsstudium<br />
schult ja geradezu den<br />
Umgang mit Menschen, man kann<br />
Gruppen führen und lernt, eigenverantwortlich<br />
und selbstständig zu arbeiten“,<br />
beurteilt die Lernmedien-Entwicklerin<br />
ihre Bamberger Zeit.<br />
Einem Studium an einer kleinen<br />
Universität wie Bamberg weist sie<br />
einen weiteren großen Vorteil zu: Man<br />
komme einfach mit den unterschiedlichsten<br />
Leuten in Kontakt und sei<br />
damit nicht nur auf die eigene Schiene<br />
festgelegt. Wenn man wolle, böten sich<br />
viele Möglichkeiten für einen Blick<br />
nach links und rechts, die man durchaus<br />
nutzen solle, rät Katharina Rehrmann<br />
Studenten. Wichtig sei auch, betont sie,<br />
für Impulse offen zu sein, und vor allem<br />
viel Eigeninitiative!<br />
Für alle, die sich für Berufe und Trends<br />
rund ums Lernen interessieren, ist die<br />
Bildungsmesse Köln vom 19. bis 23.<br />
Februar ein heißer Tipp.<br />
Mörderische Verhältnisse<br />
„Unibühne–die erste“ zeigt im Sommersemester den „letzten Schrei“<br />
(alu) „Unibühne–die erste“. Eine weitere<br />
Klappe fällt für das Theater-Ensemble<br />
der Uni Bamberg zu Beginn der<br />
Spielzeit 2002. Das Team tritt unter<br />
einem nicht neuen, aber dennoch etwas<br />
konkreterem Namen auf: „Unibühne<br />
die–erste“ ist nämlich nicht nur<br />
Startsignal und Szenentitel, sondern<br />
nun auch der vollständige Name der<br />
Gruppierung, die im letzten Jahr noch<br />
schlicht als „Unibühne“ in den<br />
Bamberger Haas-Sälen „King Kongs<br />
Töchter“ inszenierte. Nun wählten die<br />
Akteure einen Namenszusatz, der sie<br />
von den zahlreichen neu formierten<br />
„Unibühnen“ unterscheidbar machen<br />
soll.<br />
„die erste“ inszeniert im Sommersemester<br />
das Drama „Der letze Schrei“<br />
(„All the Rage“) von Keith Redding.<br />
Regisseur Sebastian Thiers vom Bamberger<br />
Kindertheater „Chapeau Claque“,<br />
der in der vergangenen Saison<br />
schon als Schauspieler agierte, hat gemeinsam<br />
mit seinen Darstellern das<br />
Stück etwas „reformiert“ und die<br />
Inszenierung an sein Ensemble angepasst.<br />
So gelingt es ihm, eine bluttriefende<br />
Komödie in die Bamberger Theaterszene<br />
einzubringen, die eine kriminelle<br />
Kettenreaktion auslöst.<br />
Von der rachelüsternen Knastschwester<br />
Sidney zur phlegmatischen Schrulle<br />
Mrs Norton und dem Lolita-Luder<br />
Annabel: Das wimmernd in sich zusammenstürzende<br />
Beziehungsgeflecht<br />
bringt durch die exzellente Besetzung<br />
immer wieder neue erschütternde Facetten<br />
in das Mord(s)spektakel.<br />
Warren erschießt einen vermeintlichen<br />
Einbrecher. Das Opfer entpuppt sich als<br />
sein Geschäftspartner. Tim, der<br />
befreundete Rechtsanwalt, tötet aus<br />
Angst vor Repressalien am Ende einer<br />
Affäre das Kindweib Annabel. Die<br />
psychopatische Schwester der Ermordeten<br />
hat den weltfremden Tenchel<br />
unter Verdacht und wird zur Amokläuferin.<br />
Die unter Minderwertigkeitskomplexen<br />
leidende Chris sieht nur in<br />
einem mörderischen Akt der Loslösung<br />
von Freund Tim eine Perspektive. So<br />
verwoben, so komplex, so fesselnd<br />
wird das Stück, wenn die zehn Mimen<br />
nach und nach „mit den Füßen voran“<br />
von der Bühne abgehen. Eine philosophische<br />
Schlacht, in der Kommissar<br />
Taylor ein großes Schlusswort hat:<br />
„Haben sie eine Waffe?“ – „Nein.“ –<br />
„Bleiben Sie dabei!“<br />
zeigte sie sich sehr angetan von den<br />
Qualifikationen, die Mareike durch das<br />
Programm einbringen konnte.<br />
Zum selben Ergebnis kam auch Christine<br />
Becker von der Bamberger Firma<br />
BI-LOG, die das Programm aus Sicht<br />
der Unternehmenswelt bewertete: „Ohne<br />
Zusatzqualifikationen, wie sie in<br />
diesem Programm erworben werden<br />
können, würde ich wohl keine Praktikanten<br />
aus den geisteswissenschaftlichen<br />
Fächern einstellen wollen.“ Vor allem<br />
das Wissen in den Bereichen Projektmanagement<br />
und EDV brächte<br />
enorme Vorteile. Für die Abteilungen<br />
Buchhaltung und Marketing hielt sie<br />
hingegen eine Spezialausbildung für<br />
unerlässlich. Sicher war sie sich auch,<br />
dass man mit diesem Programm bessere<br />
Aufstiegschancen habe.<br />
Wer sich für das Programm interessiert,<br />
erhält Informationen und Anmeldeformulare<br />
beim IHK-Bildungszentrum<br />
Ohmstr. 15, Tel.: 0951/91820.
CAMPUS.<br />
Multimedia-Nebenwirkung<br />
Filme, Spiele und MP3s blockieren die Leitungen – Rechenzentrum appelliert an die Studenten<br />
Von Meike Vögele<br />
„...wir beobachten<br />
in jüngster Zeit in<br />
großem Umfang<br />
Datenverkehr (...),<br />
dessen Bezug zum<br />
Studium nicht unmittelbar<br />
nachvollziehbar<br />
ist.“ Das ist<br />
grob zusammengefasst<br />
die Hauptaussage<br />
einer E-Mail,<br />
mit der sich das<br />
Bamberger Rechenzentrum<br />
Mitte Dezember<br />
letzten Jahres<br />
an alle bei ihm<br />
gemeldeten Studierenden<br />
gewandt hat.<br />
Es ging darum, dass<br />
die Leitungen teilweise<br />
stark belastet<br />
werden, weil große<br />
Mengen an Daten –<br />
vor allem Filme,<br />
Spiele, Musik – aus<br />
dem Netz heruntergeladen<br />
werden.<br />
Und darum, dass<br />
beispielsweise Software<br />
auf uni-internen<br />
PCs installiert<br />
wird, was deren<br />
Einsatz bei Lehrveranstaltungen<br />
behindert.<br />
Ein Bereich, in dem<br />
dies verstärkt auftritt,<br />
ist der neu eingerichtete<br />
Multimediapool<br />
des Rechenzentrums, der sehr<br />
gut ausgestattet ist und unter anderem<br />
digitalen Videoschnitt und das Brennen<br />
von CDs ermöglicht. Den Einwand,<br />
dass eine solche Ausstattung den privaten<br />
Gebrauch zu nicht-studienbedingten<br />
Zwecken doch ein wenig herausfordere,<br />
weist Dr. German Angele zurück.<br />
Er ist im Rechenzentrum Leiter der Abteilung<br />
„Kommunikationsnetze“ und<br />
erklärt: „Diese ganze hochmoderne<br />
Technik wurde auf Anfragen von Professoren,<br />
beispielsweise vom Lehrstuhl<br />
für praktische Informatik, installiert, da<br />
eine gute Ausbildung im Bereich Multimedia<br />
eben nur mit der entsprechenden<br />
Ausrüstung möglich ist.“ Seiner Meinung<br />
nach sollten sich die Studenten<br />
Man arbeitet an einem Konzept, um die private Nutzung von Uni-Computern und CD-Brennern einzudämmen<br />
der Chancen und Möglichkeiten bewusst<br />
sein, die die Uni ihnen eröffnet<br />
und finanziert – und dieses Vertrauen<br />
nicht missbrauchen.<br />
Mails als Mahnung<br />
für die Studenten<br />
Noch will das Rechenzentrum allerdings<br />
nicht von Missbrauch reden.<br />
„Woher sollen wir wissen, dass es nicht<br />
beispielsweise der Lehrstuhl für Volksmusik<br />
ist, der seinen großen Bedarf an<br />
Musikdateien aus dem Netz deckt?“,<br />
weist Angele auf die Problematik eines<br />
pauschalen Vorwurfs hin. Dennoch will<br />
das Rechenzentrum signalisieren, dass<br />
hier aktiv beobachtet wird, will die Studenten<br />
warnen und möglichst auch eine<br />
öffentliche Diskussion anregen. „Der<br />
Steuerzahler freut sich bestimmt darüber,<br />
dass sein Geld an den Unis für private<br />
Videospiele und ähnliches ausgegeben<br />
wird“, kommentiert Angele.<br />
Ein weiterer Bereich sind Nutzer in<br />
Studentenwohnheimen, die mit dem<br />
Netz der Uni verbunden sind, allerdings<br />
nur für den Zugang, nicht aber für den<br />
Datenverkehr zahlen. Diese haben somit<br />
die Möglichkeit, ohne finanziellen<br />
Aufwand über einen langen Zeitraum<br />
große Datenmengen herunterzuladen.<br />
Hinzu kommen gewisse Nebeneffekte:<br />
Angele weist auf die Problematik verletzter<br />
Lizenzrechte hin; vor allem aber<br />
Faust in der Fabrikhalle<br />
Uni mietet leer stehendes Industriegebäude für SpLit-Schauspieler<br />
(alu) Die Schauspieler der Fachschaft<br />
SpLit sollen demnächst einen eigenen<br />
Theaterraum erhalten. Zur Einrichtung<br />
eines solchen hat sich die Uni-Leitung<br />
im vergangenen Jahr entschlossen. Für<br />
die Mimen des Fachbereichs Soziale<br />
Arbeit steht bereits das Anwesen<br />
Kärntenstraße 7 zur Verfügung.<br />
In der Jäckstraße, nahe des Schlachthofes,<br />
wurde nun für die SpLit-Schauspieler<br />
eine leer stehende Halle der Teppichfabrik<br />
Schaeffler für die kommenden<br />
drei Jahre angemietet, um einen atmosphärischen<br />
und ungewöhnlichen<br />
Raum für Proben und Auftritte zu bieten.<br />
Voraussichtlich wird das neue Uni-Gebäude<br />
ab 1. März nutzbar sein. Bis dahin<br />
gilt es, eine theatergerechte Innenausstattung<br />
zu installieren. Zusätzlich<br />
soll im selben Gebäude ein Lagerraum<br />
für Requisiten entstehen.<br />
Die ursprünglich erhoffte Kooperation<br />
mit dem ETA-Hoffmann-Theater zur<br />
Nutzung der Studiobühne am Markusplatz<br />
schlug leider fehl, da das Ensemble<br />
des Theaters wegen des Brandschadens<br />
und der laufenden Renovierungsarbeiten<br />
im Haupthaus am<br />
Schillerplatz selbst verstärkt in der Studiobühne<br />
auftritt.<br />
Wie so oft heißt es auch bei diesem Projekt:<br />
„Es gibt viel zu tun“. Aber spätestens<br />
bei den ersten Premierenfeiern im<br />
Mai werden die SpLit-Schauspieler die<br />
neue Bühne in die „Bretter, die die Welt<br />
bedeuten“ verwandeln.<br />
In einer leer stehenden Halle der Teppichfabrik Schaeffler an der Jäckstraße<br />
erhalten die SpLit-Schauspieler ein neues Domizil<br />
Montage: ottfried<br />
warnt er: „Solche sehr öffentlichen Zugangsmöglichkeiten<br />
machen unser System<br />
auch anfällig für Attacken aller Art:<br />
Würmer, Viren und ähnliches.“<br />
Noch wartet das Rechenzentrum ab, auf<br />
welche Resonanz seine Warnhinweise<br />
stoßen. Vor Ende Februar lässt sich wenig<br />
sagen. Dann allerdings wird es Sache<br />
der Uni-Leitung sein zu entscheiden,<br />
ob in Zukunft zum Beispiel bestimmte<br />
Dienste nicht mehr generell<br />
angeboten, sondern nur noch nach persönlicher<br />
Anmeldung einzeln auf den<br />
Rechnern aktiviert werden. Dr. Angele<br />
ist dabei, ein solches Konzept auszuarbeiten.<br />
Lieber wäre es ihm aber, „wir<br />
könnten das Problem mit den Studenten<br />
lösen, und nicht gegen sie.“<br />
Zwei Drittel für<br />
Semesterticket<br />
(mas) Bambergs Studenten werden sich<br />
schon bald zu günstigeren Konditionen<br />
mit dem städtischen Bussystem fortbewegen<br />
können: Uni-Leitung, Sprecherrat<br />
und das Studentenwerk Würzburg<br />
sind gewillt, ein Semesterticket einzuführen.<br />
Denn: Der Rückhalt in der Studentenschaft<br />
ist groß. Die von der Initiative<br />
„Bamberger Semester Ticket“ (BaSeTi)<br />
durchgeführte Befragung der Studenten<br />
ergab nach einer ersten groben Auszählung,<br />
dass etwa 67 Prozent die Einführung<br />
eines solchen Tickets befürworten.<br />
Von den zu Beginn der letzten Semesterferien<br />
an alle Studenten verschickten<br />
Fragebögen kamen stattliche 19 Prozent<br />
zurück. Damit kann das Ergebnis<br />
als repräsentativ für die gesamte Studentenschaft<br />
betrachtet werden.<br />
Jedoch wird die endgültige Auswertung<br />
noch einige Zeit<br />
dauern.<br />
Denn<br />
die<br />
Studentenkanzlei<br />
hatte den jetzigen<br />
Erstsemestern die Fragebögen zu spät<br />
zugesandt, so dass sich nun die Auswertung<br />
verzögert. Näheres dazu werdet<br />
ihr in der nächsten <strong>Ausgabe</strong> von<br />
OTTFRIED lesen.<br />
Das Semesterticket wird also kommen,<br />
allerdings ist noch unklar, zu welchem<br />
Preis und in welchem Umfang. Die Vorstellungen<br />
des Studentenwerks für die<br />
wohl anstehenden Verhandlungen mit<br />
den Anbietern des städtischen und<br />
wahrscheinlich auch regionalen<br />
Personen-Nahverkehrs sind klar. Neben<br />
allen städtischen Buslinien sollen der<br />
Landkreis und auch die Deutsche Bahn<br />
mit einbezogen werden. Damit wird<br />
sich allerdings die Einführung eines<br />
solchen Tickets mindestens bis zum<br />
nächsten Wintersemester verzögern.<br />
Die Diskussionen um ein Semesterticket,<br />
wie es in Würzburg, Bayreuth und<br />
vielen weiteren Uni-Städten schon lange<br />
erhältlich ist, waren im vergangenen<br />
Sommer neu entfacht worden, nachdem<br />
sich durch den Neubau des Uni-Rechenzentrums<br />
in der Feldkirchenstraße<br />
die dortige Parkplatzsituation für die<br />
Studenten erheblich verschlechtert<br />
hatte.<br />
Webern und Eisler in der Kammer<br />
(mas) Der Lehrstuhl für Musikpädagogik und -didaktik schließt das Wintersemester<br />
mit einem Kammerkonzert ab. Am kommenden Samstag, 8. Februar,<br />
tritt das sechsköpfige Ensemble um 20 Uhr im Audimax in der Feldkirchenstraße<br />
auf. Zur Aufführung kommen dabei Werke von Hanns Eisler und Anton von<br />
Webern, zwei Komponisten aus der Zeit um 1900.<br />
Musikalisch geht es an der Universität dann erst im Sommersemester weiter: Am<br />
Donnerstag, 2. Mai, ist ein Klavierabend an selber Stelle geplant. Auf dem Programm<br />
stehen dann voraussichtlich auch Stücke von Franz Schubert und Franz<br />
Liszt.
C A M P U S .<br />
Klimakonferenz in Bamberg<br />
Nach stundenlangem Feilschen um Prozente und Prinzipien erreichen Bamberger Politikstudenten schließlich Einigung<br />
Von Stephan Schwieren<br />
und Thomas Silmann<br />
Am Ende ging es nur noch um nackte<br />
Zahlen: „16“. „Aber nur, wenn Du auf<br />
sechs runter gehst.“ „Ich hab mich gerade<br />
schon bewegt.“ „Russland senkt<br />
sogar auch noch mal.“ „China reduziert<br />
für Techniktransfer.“ „Wir würden ja, a-<br />
ber nur wenn die USA mindestens genauso<br />
viel zusagen.“<br />
Die O-Töne klingen wie das Feilschen<br />
um Gewürze, Kleidung oder Öllampen<br />
auf dem Bazar in Tunis. Aber weit gefehlt!<br />
Es ist der 14. Dezember im ruhigen<br />
Bamberg. Etwa 20 Studenten versammeln<br />
sich vor dem Raum 137 in der<br />
Feki zu einer Lehrveranstaltung, die<br />
aus dem Rahmen fällt. In dem Raum<br />
mit den großen, bequemen Chefsesseln<br />
geht es um „Internationale Verhandlungsprozesse“.<br />
Blasse Chinesen und<br />
dankbare Europäer<br />
Konferenzbeginn. Zwei Studenten sitzen<br />
im Präsidium, der Rest gibt sich als<br />
Delegationsmitglieder aus Ländern der<br />
ganzen Welt zu erkennen.<br />
Der Chinese sieht recht blass aus, die<br />
Augen rund statt Schlitzen – die lange<br />
Reise, das schwere Essen? Die Europäer<br />
strotzen vor Gastfreundschaft und<br />
Dankbarkeit, die Japaner wachen erst<br />
am Nachmittag auf.<br />
Im Stundenplan der Universität finden<br />
sich selten Neuheiten, Seminare und<br />
Vorlesungen, Übungen und Tutorien<br />
verlaufen überall routiniert ähnlich.<br />
Aber es gibt sie doch: Veranstaltungen,<br />
die ohne die Prämisse „Schein oder<br />
prüfungsrelevanter Stoff“ auskommen:<br />
Zum Beispiel die Übung zu „Internationalen<br />
Verhandlungsprozessen“ im<br />
Bereich Internationale Politik. Die sah<br />
Luxusledersessel und rauchende Köpfe: Ein Politik-Planspiel wie die Kyotoer Konferenz – nur effektiver<br />
neben klassischem Seminarstil ein<br />
ganztägiges Planspiel zum Abschluss<br />
der Veranstaltung vor. Exemplarisch für<br />
solche Verhandlungsprozesse hatten die<br />
beiden Dozenten Prof. Gehring und Dr.<br />
Oberthür die internationale Klimakonferenz<br />
ausgesucht.<br />
Bis es zum Showdown kam, vergingen<br />
Wochen mit Texten und Diskussionen<br />
zu Verhandlungsstrategien, Klimaveränderungen,<br />
Satzung und Geschäftsordnung<br />
des Kyoto-Protokolls etc.<br />
Schließlich sollten die Studenten beim<br />
Bamberger Klimagipfel über die Tricks<br />
und die Insider auf internationalen Verhandlungen<br />
Bescheid wissen. Beispielsweise<br />
werden Redebeiträge dadurch<br />
angekündigt, dass die Namensschilder,<br />
die vor einem liegen, hochkant<br />
gestellt werden. Ebenfalls gut zu wissen:<br />
Beim Klimatreffen, aber auch in<br />
Gremien der EU, stimmt man nicht per<br />
Handzeichen oder Zettelabgabe ab,<br />
sondern im Konsensverfahren: Wer einverstanden<br />
ist bleibt still, wer Einwände<br />
hat, muss zusehen, dass er sich<br />
schnell meldet. Wenn der Präsident<br />
feststellt, dass es keine Vorbehalte gibt<br />
dann ist es beschlossene Sache. Viel<br />
Zeit zum Überlegen der Einwände<br />
bleibt nicht.<br />
Gemessen an der Wirklichkeit ist unser<br />
Verhandlungsmandat ehrgeizig bis<br />
unrealistisch. Alle acht Länder sollen<br />
zusammen ihre Treibhausgas-Emissionen<br />
um zehn Prozent reduzieren.<br />
Vier Entwicklungsländer, vier Industrienationen.<br />
Der Streit, das Ringen um<br />
Foto: alk<br />
Prozentsätze, um Emissionsrechte ist<br />
unausweichlich, denn eine Gleichbehandlung<br />
aller Länder scheint besonders<br />
den Entwicklungsländern unvorstellbar.<br />
Sie plädieren dafür, die<br />
Begrenzung nach dem Verursacherprinzip<br />
zu berechnen.Gegenüber regt<br />
sich Widerstand. Die USA als Hauptverschmutzer<br />
sehen sich, die eigene<br />
und die internationale Wirtschaft in<br />
Gefahr.<br />
Der Streit über mögliche Verteilungskriterien<br />
zieht sich bis zum Mittag hin.<br />
Unermüdlich wird am Text gearbeitet<br />
und um einzelne Wörter gefeilscht. Die<br />
verschiedenen Versionen stehen hintereinander<br />
in eckigen Klammern, ein<br />
Hauch von Kyoto, ein bisschen Bonn.<br />
Ein Durchbruch gelingt schließlich mit<br />
der Einigung auf „hauptsächlich“ und<br />
„wer zahlen kann, der zahlt!“.<br />
Nach der Pause beginnt das Schachern<br />
um Zahlen. Argumente sind weniger<br />
gefragt. Die Japaner und Europäer wollen<br />
den Entwicklungsländern kein Plus<br />
an Emission erlauben. Die Inder, Brasilianer<br />
und Chinesen fordern zehn Prozent<br />
Steigerung. Die Stunden verrinnen<br />
irgendwo zwischen diesen zehn Prozent<br />
und am Ende drei, fünfeinhalb und<br />
sechs Prozent.<br />
Schritt für Schritt<br />
zum Reduktionsziel<br />
Der Ton [nimmt an Schärfe zu] [wird<br />
krasser] [wechselt in rauhe Gefilde], die<br />
informellen Raucherpausen werden<br />
häufiger, das Köpfe-Zusammenstecken<br />
ebenfalls. Die Namenskärtchen stehen<br />
mehr, als dass sie vor den Delegationen<br />
auf den Tischen liegen. Schritt für<br />
Schritt nähert sich die Gruppe dem<br />
gemeinsamen Reduktionsziel. Immer<br />
neue Pakete werden geschnürt, wieder<br />
geöffnet, umgepackt und wieder geschlossen.<br />
„Wir senken nur noch mal, wenn die<br />
Großen mitmachen.“ „Wir haben uns<br />
gerade eben bewegt.“ „Bei uns geht nix<br />
mehr, absolute Schmerzgrenze.“ „Letzter<br />
Schritt alle zusammen!“ Schließlich<br />
ist dann doch der Zeitdruck ein ganz<br />
wichtiger Faktor für die allseitige Bereitschaft<br />
zur Einigung.<br />
Es gelingt dank der unerbittlichen Konsequenz<br />
des Abstimmungsverfahrens,<br />
der Schnelligkeit des Präsidenten und<br />
der Tatsache, dass jede Partei plötzlich<br />
ihre Position vertreten sieht – nach<br />
knapp neun Stunden. Und alles nur ein<br />
Rollenspiel. Pläne entstehen: „Im nächsten<br />
Jahr zwei Konferenzrunden?“ Warum<br />
nicht.<br />
Diapers macht Hiwis arm<br />
Neue Software in der Uni-Personalabteilung sorgt für Verzögerungen bei der Hiwi-Entlohnung<br />
(mas) Noch immer gähnende Leere auf<br />
dem Konto? Das Geld für den Job bei<br />
Professor „XY“ oder in der Uni-Bibliothek<br />
hat den Weg aufs Konto bislang<br />
nicht geschafft? Und wo bleibt denn<br />
überhaupt der Vertrag für meinen Hiwi-<br />
Job? Den habe ich doch schon vor<br />
mehreren Wochen ausgefüllt und bei<br />
der Sekretärin des Lehrstuhls abgegeben.<br />
Die Antworten auf all diese Fragen<br />
könnte „Diapers GX“ geben, das neuentwickelte<br />
EDV-System zur Verwaltung<br />
der Daten von studentischen Hilfskräften.<br />
Seit Ende vergangenen Jahres arbeitet<br />
die Personalabteilung der Otto-Friedrich-Universität<br />
mit diesem neuen<br />
Programm. Doch noch läuft längst<br />
nicht alles so reibungslos wie es geplant<br />
war. „Wir haben schon seit Wochen einfach<br />
technische Probleme“, erklärt Marianne<br />
Schmitthuhn, Leiterin der Uni-<br />
Personalabteilung. „Wir bemühen uns<br />
allerdings diese Unwägbarkeiten so<br />
schnell wie möglich in den Griff zu bekommen“,<br />
fügt sie an. Doch sei der<br />
Bearbeitungsaufwand im Moment doch<br />
erheblich.<br />
Verzögerung bei<br />
neuen Verträgen<br />
Allerdings sind nicht alle Hiwis von der<br />
Softwareumstellung in der Personalabteilung<br />
betroffen. „Nur bei der Bearbeitung<br />
neu abgeschlossener Verträge<br />
kommt es im Moment leider zu Verzögerungen“,<br />
klärt die Personal-Chefin<br />
auf. Etwaige Spekulationen, die Probleme<br />
könnten mit der Umstellung von<br />
Mark auf Euro zu tun haben, sind also<br />
hinfällig.<br />
Verantwortlich für die jetzt auftretenden<br />
Schwierigkeiten ist im Grunde alleine<br />
die Technik. Das von der Landesanstalt<br />
für Datenverarbeitung und<br />
Statistik entworfene Programm harmoniert<br />
offensichtlich nicht mit der in<br />
Bamberg verwendeten Hard- und Software.<br />
„Für die Behebung dieser Angelegenheit<br />
sind aber allein die<br />
Computer-Experten vom Rechenzentrum<br />
zuständig“, so Marianne<br />
Schmitthuhn.<br />
Entwarnung also für alle Hiwis, die<br />
schon um ihre hart verdienten Euro gebangt<br />
haben. „Sobald wir die technischen<br />
Probleme in den Griff bekommen,<br />
werden umgehend alle noch ausstehenden<br />
Zahlungen getätigt“, so Marianne<br />
Schmitthuhn. Die Protestbriefe<br />
und -anrufe von Studentenseite kann<br />
man sich also bislang sparen. „Dennoch<br />
stehen wir jederzeit für Fragen zu diesem<br />
Thema zur Verfügung“, meint die<br />
Personal-Chefin abschließend.<br />
Lösung noch<br />
nicht absehbar<br />
Wie lang die Software-Experten des<br />
Rechenzentrums aber noch brauchen<br />
werden, um „Diapers GX“ zuverlässig<br />
zum Laufen zu bringen, dazu mochte<br />
die Leiterin der Uni-Personalabteilung<br />
im Moment keine endgültige Prognose<br />
abgeben.<br />
Hegelwochen<br />
und Altstadtfest<br />
(mas) Das Wintersemester ist noch<br />
nicht ganz vorbei, da werfen bereits<br />
die wichtigsten Events des Sommers<br />
ihre Schatten voraus. Deshalb<br />
hier schon ein paar Termine zum<br />
Vormerken.<br />
Die Bamberger Hegelwochen werden<br />
am 11. Juni um 19.15 Uhr im<br />
Marcushaus eröffnet. Bei der Podiumsdiskussion<br />
am Donnerstag,<br />
13. Juni befindet sich mit Bundesminister<br />
a.D. Heiner Geißler Politprominenz<br />
unter den Teilnehmern<br />
Weil auch das Sommersemester<br />
über am Neubau der Teilbibliothek<br />
4 mit Hochdruck gearbeitet<br />
wird, findet das Altstadtfest in diesem<br />
Jahr wieder im Innenhof des<br />
Marcushauses statt. Der Termin<br />
steht ebenfalls schon fest: Samstag,<br />
5. Juli.
S P O R T .<br />
The German Wundertrainer<br />
Bambergs neue Basketball Hoffnung – mit Ex-Bundestrainer Dirk Bauermann in die Playoffs?<br />
Von Thomas Müller<br />
„We’re gonna kick their f***ing ass,“<br />
hämmert er seinen Spielern nach dem<br />
Training ein. Harte Worte, auch für<br />
Profis, aber Dirk Bauermann meint das<br />
so, genau so. Der 44-jährige Basketball-Coach<br />
ist überzeugt von sich, seiner<br />
Mannschaft und dem Konzept des<br />
Vereins. Etwas Besseres hätte dem TSK<br />
uniVersa Bamberg nicht passieren können,<br />
denn Bauermann ist der Trainer<br />
der 90er Jahre in Basketball-Deutschland.<br />
Seit Anfang 2002 betreut er die<br />
Bamberger Korbjäger, und sein Ziel ist<br />
klar: Platz acht. Damit die erste Saison<br />
im neuen Forum nicht schon am 3.<br />
April endet.<br />
Der Februar wird’s also zeigen: „In den<br />
nächsten fünf Wochen spielen wir<br />
gegen vier direkte Konkurrenten.“<br />
Einer davon heißt Brandt Hagen,<br />
Tübingen, Würzburg und der Mitteldeutsche<br />
BC sind die nächsten Gegner.<br />
Den „Zwiebäcken“ galt denn auch der<br />
verbale Angriff aufs Hinterteil letzte<br />
Woche. Genutzt hat’s leider nicht viel.<br />
Die Partie am Samstag ging knapp mit<br />
81:83 verloren.<br />
Dennoch hält Bauermann an seinem<br />
Ziel fest in der Überzeugung, dass sein<br />
Team alle Qualitäten hat, um den<br />
Sprung unter die besten Acht zu schaffen.<br />
Dafür gilt es allerdings, noch einiges<br />
im Training zu tun. Die Liga-<br />
Statistik legt die Schwächen der Domstädter<br />
offen. Unterm Korb und an der<br />
Freiwurflinie sind die Bauermann-<br />
Schützlinge Schlusslicht. „Unser Innenspiel<br />
ist sicher keine Schwäche“,<br />
widerspricht Bauermann der Statistik.<br />
„Wir haben eher schlechte Prozentzahlen<br />
bei den Würfen. Daher gilt es,<br />
mehr Freiheiten beim Schießen zu<br />
schaffen und den Spielern im Training<br />
dabei Sicherheit zu geben.“<br />
Vom Europa-Cup in<br />
die Schulsporthalle<br />
Dass Bamberg nicht gerade das<br />
Basketball-Mekka in Deutschland ist,<br />
dessen ist sich der Erfolgs-Coach<br />
bewusst: „Die Zeit in Leverkusen war<br />
schon toll, ist aber Vergangenheit. Die<br />
Herausforderung ist für mich, sich der<br />
Gegenwart zu stellen und diese bestens<br />
zu meistern.“ Früher schlug er mit<br />
Bayer Leverkusen unter der Woche<br />
unzählige Schlachten im Europa-Cup,<br />
Bamberger Forum<br />
spielt da sicherlich<br />
eine wichtige Rolle.<br />
„Das ist ja keine<br />
Turnhalle mehr, in<br />
der wir spielen“, fügt<br />
er an. Doch gerade<br />
deshalb ist sportlicher<br />
Erfolg in Zukunft<br />
wichtiger denn<br />
je, damit das Forum<br />
nicht zur Geisterarena<br />
verkommt. Die<br />
Einnahmequellen<br />
Zuschauer und Fernsehen<br />
würden schnell<br />
versiegen – die Konsequenzen<br />
liegen auf<br />
der Hand.<br />
Seinen neuen Arbeitsplatz<br />
verdankt<br />
der 44-Jährige dabei<br />
ganz allein seinem<br />
Vorgänger Zoran<br />
Der Neue: Dirk Bauermann Foto: TSK uniVersa<br />
Slavnic. Der war Anfang<br />
Dezember vergangenen<br />
Jahres in<br />
einer in der Sportwelt<br />
wohl einmaligen Aktion<br />
mit drei Vierteln<br />
seines Jahresgehalts<br />
nach Belgrad durchgebrannt.<br />
Der Club<br />
ließ Slavnic umgehend<br />
zur Fahndung<br />
ausschreiben, den<br />
Platz auf der Trainerbank<br />
heute trainiert er mittwochs mit seinem<br />
Team in der Graf-Stauffenberg-Halle.<br />
Aber dieser Kontrast zählt für ihn nicht.<br />
„Aus sportlicher Sicht ist hier in Bamberg<br />
eine langfristige Planung möglich“,<br />
glaubt der ehemalige Bundestrainer.<br />
Das Konzept der Vereinsführung,<br />
junge Spieler hier auszubilden,<br />
an das Profi-Basketball heranzuführen<br />
und ihnen auch eine sportliche<br />
Perspektive bieten zu können, hält er<br />
für richtig. In ihrer jetzigen Zusammensetzung<br />
sei seine Mannschaft eine gute<br />
Mischung aus jungen und alten Spielern.<br />
Deshalb mache die Arbeit hier<br />
Spaß, resümiert er schon nach vier<br />
Wochen.<br />
Im Erfolg dieser Zukunftsplanung sieht<br />
Bauermann auch den Schlüssel für sein<br />
weiteres Engagement in Oberfranken:<br />
„Wichtig ist, dass die wirtschaftliche<br />
Potenz da ist, um dieses Konzept umzusetzen.“<br />
Der neue Austragungsort im<br />
übernahm bis zu Bauermanns<br />
Vertragsabschluss Co-Trainer Christian<br />
Bischoff. In den Köpfen der Spieler sei<br />
dieser abrupte Abgang von Slavnic<br />
eigentlich kein Thema mehr, erklärt der<br />
neue Trainer. Für die Trainergilde hält<br />
er das Verschwinden seines Vorgängers<br />
für ein unglaublich peinliches und stilloses<br />
Vorgehen: „Es ist gut, dass<br />
Slavnic hier in Deutschland keinen<br />
Verein mehr trainiert.“ Aus der anfänglichen<br />
Katastrophe ist für den Verein<br />
ein Glücksfall geworden – wahrscheinlich.<br />
Ein solch unprofessionelles Verhalten<br />
kann sich die s.Oliver-Liga auch nicht<br />
mehr leisten. So wie in Bamberg hat<br />
auch der gesamte deutsche Basketball<br />
in den vergangenen zehn und besonders<br />
in den letzten drei Jahren einen bemerkenswerten<br />
Aufwärtstrend durchgemacht.<br />
„Diese Entwicklung machte aus<br />
Turnhallen Sportarenen, aus Halbprofis<br />
Very British – very strange<br />
Nichts für Lords: Winter-Croquet ist die neue Trendsportart von der Insel<br />
(mas) Wie krieg’ ich die Holzkugel jetzt<br />
nur zwischen all den Steinen und<br />
Muscheln wieder zurück ins innere<br />
Spielfeld? Mal den Blick à la Bernhard<br />
Langer lässig über den Boden wandern<br />
lassen. Ah ja, so könnte es gehen... Ein<br />
bisschen nach links, halber Schwung<br />
und, uups – noch so eine Muschel im<br />
Weg. Hätte ich vorher nur nicht die<br />
Kugel von Michel in die Dünen<br />
geschossen. Nun gut, irgendwann<br />
werde ich die kleine Anhöhe schon<br />
noch erreichen.<br />
Moooment, wovon ist denn hier überhaupt<br />
die Rede? Handelt es sich um<br />
normales, Cross-, Mini- oder<br />
Strandgolf? Oder ist da vielleicht eine<br />
neue Trendsportart im Kommen, bei der<br />
man unbedingt dabei sein muss? Es<br />
sieht fast so aus, denn Extreme-Crocket<br />
wird in den nächsten Monaten sicherlich<br />
zum Fun-Sport Nummer eins avancieren.<br />
Bevor es nun allerdings ins<br />
Extreme geht, sollten erst einmal die<br />
Regeln des normalen Crocket erklärt<br />
werden.<br />
Zur Ausrüstung: Mehrere verschiedenfarbige<br />
Holzschläger und Holzkugeln,<br />
zwei Stöcke und mehrere kleine<br />
Metalltore: Das ist schon alles, was<br />
man braucht. Die Ausstattung muss<br />
nicht perfekt sein, sie darf auch vom<br />
Flohmarkt stammen.<br />
Es können so viele Spieler mitmachen,<br />
wie man verschiedenfarbige Schläger<br />
und Kugeln hat. So einfach wie die<br />
Ausstattung sind auch die Regeln. Kurz<br />
gesagt: Jeder Spieler muss seine<br />
Holzkugel einmal über das ganze<br />
Spielfeld schlagen,<br />
durch alle Tore und<br />
wieder zurück.<br />
Dabei gibt es<br />
allerdings einige<br />
Tücken:<br />
Hat man alle<br />
Tore in eine<br />
Richtung<br />
durchspielt,<br />
muss die Kugel<br />
den Stock berühren;<br />
erst<br />
dann darf<br />
man in die<br />
andere<br />
Richtung<br />
spielen.<br />
Außerdem<br />
darf<br />
man den<br />
Gegnern<br />
gerne<br />
eins<br />
Foto: mas<br />
auswischen, indem man deren Kugeln<br />
ins Aus befördert. Wie derjenige dann<br />
wieder ins Spielfeld zurück kommt,<br />
kann einem vollkommen egal sein.<br />
Das findet Ihr langweilig? Dann sucht<br />
Euch einen anderen Untergrund als<br />
neue Herausforderung! Die Winteroption:<br />
ein gefrorener Nordseestrand. Der<br />
Untergrund mag gut bespielbar erscheinen,<br />
aber das leichte Abflachen des<br />
Strandes zum Wasser hin hat so seine<br />
Tücken. Nähert man sich den gegnerischen<br />
Kugeln allzu sehr, droht der eigenen<br />
Kugel Gefahr, ins Nasse befördert<br />
zu werden. Bleibt man davon verschont,<br />
ist der Weg zurück ins eigentliche<br />
Spielfeld nicht viel einfacher –<br />
Muscheln und Steine versperren den<br />
Weg.<br />
Die Sommermonate eignen sich besser<br />
zum Crocket spielen. Auch wenn man<br />
nicht gerade Papas kurzgeschnittenen<br />
englischen Gartenrasen auswählen sollte.<br />
Warum nicht die ungeschorenen<br />
Wiesen im Hain? Die Tore sind schnell<br />
gesetzt. Schwieriger ist es, die eigene<br />
Kugel im hohen Gras wieder zu finden,<br />
während man in der kalten<br />
Jahreszeit steinhart gefrorene Böden<br />
meiden sollte – da bekommt man die<br />
Tore nicht in den Boden – kann man<br />
im Sommer wirklich überall Crocket<br />
spielen. Und mit einem kleinen<br />
Picknick verbunden, lässt sich ein<br />
sonniger Nachmittag erst so richtig<br />
genießen. Dazu vielleicht noch ein paar<br />
leckere englische Gurkensandwiches.<br />
OTTFRIED wünscht viel Spaß!<br />
sind Vollprofis geworden. Das Fernsehen<br />
ist dabei ein wesentlicher Faktor“,<br />
so Bauermann. Verhältnisse wie in<br />
Spanien, Griechenland oder Italien hält<br />
er in den nächsten Jahren für wahrscheinlich.<br />
Dort ist Basketball schon<br />
lange die Sportart Nummer zwei nach<br />
Fußball. Das Potenzial dazu sieht<br />
Bauermann hierzulande durchaus auch,<br />
jedoch dürfe man sich jetzt nicht auf<br />
dem Status Quo ausruhen, sondern<br />
müsse die Visionen ständig weiterentwickeln.<br />
Daran arbeitet in Bamberg<br />
auch er.<br />
Auf der Suche nach<br />
zweitem Wunderkind<br />
Dieser Aufschwung hat seinen Nährboden<br />
aber nicht nur in den Visionen<br />
der Liga- und Vereinsmanager. Vor<br />
zwei Jahren wurden auch im deutschen<br />
Basektball die Ausländerbestimmungen<br />
gelockert. „Im Augenblick kann ein<br />
Team ohne deutsche Spieler auskommen“,<br />
erklärt Bauermann. Denn neben<br />
einer unbegrenzten Zahl von Spielern<br />
aus der Europäischen Union dürfen<br />
zwei europäische Nicht-EU- und zwei<br />
Nicht-europäische Spieler eingesetzt<br />
werden. Verhältnisse wie im Fußball<br />
oder Eishockey, wo der Nachwuchs mit<br />
deutschem Pass ein schweres Los hat,<br />
hält Bauermann jedoch für unwahrscheinlich:<br />
„Die Gefahr ist rechtzeitig<br />
erkannt worden. Mit zahlreichen Projekten<br />
im Jugendbereich treten Vereine<br />
und Verband ihr entgegen.“<br />
Der deutsche Basketball strebt also<br />
nach wie vor nach oben. Keiner verkörpert<br />
diese Entwicklung wohl so sehr<br />
wie Dirk Nowitzki. Mit seiner Nominierung<br />
ins All-Star-Team der NBA hat<br />
er sich endgültig zu ihrer Gallionsfigur<br />
gemacht. „Er ist ein echtes Jahrhunderttalent.<br />
Und er hat einen unglaublichen<br />
Arbeitswillen und<br />
Trainingsfleiß“, schätzt Bauermann<br />
Nowitzkis Qualitäten. Schon zu<br />
Leverkusener Zeiten hatte der Meister-<br />
Coach das Talent Nowitzki ausgespäht,<br />
ihn aber leider nicht verpflichten können.<br />
Vielleicht gelingt es ihm ja, hier in<br />
Bamberg ein zweites „German<br />
Wunderkind“ aufzubauen.<br />
Wer die Bamberger Talente sehen<br />
möchte, hat am Sonntag, 10. Februar,<br />
um 17 Uhr im Forum die Gelegenheit<br />
dazu.<br />
Da schau an!<br />
(bse/kos) Wir sind’s mal wieder, die<br />
anerkannten Fernsehexperten der<br />
OTTFRIED-Redaktion. Und wie üblich<br />
brennt uns ein brisantes Thema<br />
unter den Nägeln. Vielleicht auch<br />
mehrere. „Schaunmermal“.<br />
Am Freitag beginnen die Olympischen<br />
Winterspiele – jede Menge<br />
Pflichttermine für alle Fernsehsportler<br />
und Studenten. Wir sagen Euch, was<br />
Ihr nicht verpassen dürft.<br />
Damit meinen wir nicht solche langweiligen<br />
Disziplinen, bei denen die<br />
deutschen Sieger ohnehin schon feststehen,<br />
wie beim Eishockey oder<br />
beim Damen-Schlittenfahren, wo Silke<br />
Kraushaar und Kolleginnen keine<br />
Scham haben, alle Medaillen abzurodeln.<br />
Und auch dem Hacklschorsch<br />
geht der Arsch nicht auf Grundeis,<br />
während er auf selbigem zum 793.<br />
Erfolg schliddert. Aufregend! Selbst<br />
Annackedei Friesinger, die wieder allen<br />
die Kurven, ähhh Kufen, zeigt,<br />
wollen wir zwar sehen, spannender<br />
Geheimtipp ist sie aber auch nicht.<br />
Denn das Highlight überhaupt wird<br />
das Skispringen von der Michael-<br />
Schanze sein! Moderiert vom Schanzenluder<br />
Nina „Hannis Honey“ Ruge,<br />
könnt ihr die Stars vom Schanzenstadl<br />
verfolgen. Auch wenn die Spannung<br />
wohl kaum zu übertreffen sein wird,<br />
wagen wir den ultimativen Tipp für<br />
den Ausgang: Die nordeuropäischen<br />
Springer werden nicht gefinnen,<br />
Adam wird manisch, weil er nicht<br />
Gold bergert. Martin Hogwart zaubert<br />
keinen svensationellen Sprung auf<br />
den G-Punkt der Schanze, Wille gibt<br />
sich die Kante, Joschi „die Katze“ Funaki<br />
landet auf allen Vieren. Dann<br />
haut der Mäkki dem Andi wild ins<br />
Hölzl. Schließlich siegt die Einmannboygroup<br />
Hannawald! Für die Mehrzahl<br />
seiner Fans bleibt aber zu beachten:<br />
Der Hannawald, der Hannawald,<br />
der mag die Frauen lieber alt...<br />
Und warum glauben wir an seinen<br />
Sieg? Der Rest hat im neuen Jahr Probleme<br />
mit den Regeln. Der Telemark<br />
heißt jetzt Teleeuro und bringt nur<br />
noch halb so viele Punkte.<br />
Doch wie schon der Wintersportphilosoph<br />
Jens Weitflog einst gesagt hat:<br />
Ein Skispringen dauert 90 Minuten,<br />
und am Ende gewinnt immer der<br />
Hannawald. Oder so. Wie auch immer!<br />
Unser Fazit jedenfalls: Lieber<br />
mit Hanni im Wald als mit Schmitt<br />
auf dem Schanze.<br />
Beschwerden bitte an:<br />
die-experten@gmx.de
Der Lieblingsjob der Studenten: Trinkgeld, Steuern, Sozialversicherung?<br />
schrieben, bleibt man weiterhin befreit.<br />
Nur vor beziehungsweise nach dem<br />
Studium werden Beiträge fällig.<br />
Aus der Familienkrankenversicherung<br />
fliegt definitiv raus, wer mehr als 14<br />
Fachsemester oder 25 Lebensjahre auf<br />
dem Buckel hat. Vor allem bei dieser<br />
Versicherung ist es wichtig, zu vergleichen,<br />
da die Beiträge stark von einander<br />
abweichen. Grundsätzlich muss man<br />
jetzt 18 Monate bei einer Versicherung<br />
bleiben, bevor man wechseln kann.<br />
Lohnsteuer muss jeder bezahlen. Dazu<br />
gibt es drei relevante Steuerklassen. In<br />
der ersten hat man einen monatlichen<br />
Freibetrag von 864 Euro, in der zweiten<br />
1 092 Euro (ledig und Kind) und in der<br />
dritten 1 623 Euro (verheiratet). Diese<br />
Freibeträge werden allerdings auf das<br />
Jahr gerechnet. Das bedeutet: Wenn<br />
S E RVICE.<br />
Was vom Gelde übrig bleibt<br />
Das sollten Studenten über Job, Versicherungen und Praktika wissen<br />
man in einem Monat sehr viel verdient,<br />
bekommt man die Einkommenssteuer<br />
durch einen Ausgleich wieder zurück.<br />
Der jährliche Freibetrag liegt zur Zeit<br />
bei 7 235 Euro, es ist jedoch geplant,<br />
diesen bis 2005 auf 7 675 Euro anzuheben.<br />
Der Eingangssteuersatz liegt zur<br />
Zeit bei 19,9 Prozent und soll im gleichen<br />
Zeitraum auf 15 Prozent gesenkt<br />
werden.<br />
Für die Steuererklärung der Eltern ist<br />
wichtig, dass man das Erststudium als<br />
Sonderausgaben, das<br />
Zweitstudium als<br />
Werbekosten absetzen<br />
kann. Ein Studium<br />
im Ausland<br />
kann gesondert<br />
aufgeführt werden.<br />
Vorsicht ist geboten<br />
bei Arbeitsverhältnissen<br />
mit pauschaler<br />
Besteuerung.<br />
Oft ist es günstiger,<br />
sich die Steuer<br />
über den Ausgleich<br />
„wiederzuholen“.<br />
Wichtige Begriffe:<br />
Kurzfristig:<br />
Ein Arbeitsverhältnis,<br />
das höchstens<br />
zwei Monate oder<br />
höchstens 50 Arbeitstage<br />
dauert.<br />
Geringfügig<br />
beschäftigt:<br />
Der Verdienst darf<br />
325 Euro im Monat<br />
oder 10,82 Euro<br />
pro Tag nicht überschreiten.<br />
Außerdem muss man sich<br />
eine Bescheinigung beim zuständigen<br />
Finanzamt abholen. Dann übernimmt<br />
der Arbeitgeber alle Sozialversicherungsbeiträge.<br />
Übrigens:<br />
Wer noch nicht 28 Jahre alt ist und an<br />
seiner Promotion sitzt, kann immer<br />
noch Kindergeld bekommen!<br />
Von Marietta Eder<br />
Der arbeitende Student hat es nicht einfach.<br />
Wer das harte Los der Arbeit auf<br />
sich nimmt, muss gleichzeitig noch<br />
einen riesigen Formularberg bearbeiten.<br />
OTTFRIED hat sich für Euch<br />
informiert, wer wann welche Abgaben<br />
zu zahlen hat.<br />
Die gute Nachricht vorne weg. Bis zur<br />
Vollendung des 27. Lebensjahres bekommen<br />
Studierende Kindergeld. Vorraussetzung<br />
ist, dass das Studium der<br />
Ausbildung dient und man nicht mehr<br />
als 7 188 Euro im Jahr verdient.<br />
Zu diesem Einkommen<br />
wird auch das<br />
Bafög gerechnet, allerdings<br />
ohne das Bafög<br />
Darlehen.<br />
Die zweite gute Nachricht<br />
ist, dass Studierende grundsätzlich<br />
von Sozialversicherungen<br />
befreit<br />
sind. Allerdings<br />
gibt es einige Ausnahmen.<br />
Diese beziehen<br />
sich immer<br />
auf Dauer und Entlohnung<br />
des Arbeitsverhältnisses.<br />
Ab einer Arbeitszeit<br />
von zwei Monaten<br />
oder 50 Arbeitstagen<br />
werden<br />
Beiträge fällig.<br />
Die zweite Grenze<br />
bezieht sich auf die<br />
Arbeitszeit während<br />
des Semesters.<br />
Grundsätzlich<br />
muss das Studium<br />
Vorrang vor dem Job haben. Die zwei<br />
wichtigsten Kriterien: Das Arbeitsverhältnis<br />
ist kurzfristig oder<br />
geringfügig entlohnt oder die Arbeitszeit<br />
beträgt mehr als 20 Stunden pro<br />
Woche. Wer das erste Kriterium erfüllt,<br />
muss auch weiterhin keine Beträge zahlen.<br />
Wer nicht mehr als 20 Stunden<br />
arbeitet, zahlt in die Rentenversicherung<br />
19,1 Prozent des Bruttolohns.<br />
Über der 20-Stunden-Grenze<br />
sind alle Abgaben fällig. Dies kann<br />
jedoch umgangen werden, wenn man<br />
deutlich macht, dass das Studium nicht<br />
darunter leidet, sprich am Wochenende<br />
oder nachts gearbeitet wird. Diesen<br />
Passus einfach in den Arbeitsvertrag<br />
aufnehmen.<br />
Anders sieht es bei Praktika aus. Sind<br />
diese zwingend im Studium vorge-<br />
(fra) „Wo Menschen sind, da sind auch<br />
Schaben", sagt der Schädlingsgutachter<br />
freundlich und lacht. „In ihrem Fall<br />
sind es die orientalischen, die sind eher<br />
harmlos." Das mag wohl sein, denke<br />
ich nur, hilft<br />
aber nichts. Montage: ottfried<br />
Ich versuche<br />
mir vorzustellen,<br />
wie<br />
die kleinen<br />
käferartigen Tiere<br />
im Küchenschrank<br />
bunte Bauchtanz-Abende<br />
unter Freunden<br />
veranstalten. Die possierlichen<br />
schwarzen Tierchen,<br />
die sich ab und zu in<br />
unserer Küche blicken ließen,<br />
hätte ich jedenfalls nie für<br />
Schaben gehalten.<br />
Aber nun hängt es in<br />
der Luft, das böse<br />
Wort. Schaben. Wir<br />
haben Kakerlaken.<br />
Leben wir in<br />
einem Saustall?<br />
Hätte man den<br />
Putzplan vielleicht<br />
doch regelmäßiger einhalten<br />
sollen? Aber nein, wo<br />
Menschen sind, sind auch<br />
Schaben, so war das doch. „In<br />
Amerika kamen uns manchmal<br />
welche aus den Öffnungen der<br />
Klimaanlage entgegen gefallen, die<br />
waren viel größer und viel ekeliger",<br />
versuche ich meine Mitbewohnerin<br />
zu beruhigen. Die findet<br />
das aber gar nicht witzig. Komisch!<br />
Von dem netten Menschen der<br />
Schädlingsbekämpfungsfirma erfahren<br />
wir noch, dass unsere Haustiere<br />
möglicherweise aus der Kanalisa-<br />
Der Rad-Frühjahrs-Check<br />
Was wo wieviel womit wofür und wodurch kostet<br />
(mvö) Vom Eise befreit sind Strom und<br />
Bäche – und nicht zuletzt auch die<br />
Bamberger Radwege. Fragt sich nur, ob<br />
der seit November eingemottete Drahtesel<br />
überhaupt fit ist für den weiten<br />
Weg raus zur Feki und das Kopfsteinpflaster<br />
am Maxplatz. Weil das mehrfach<br />
nicht der Fall ist und weil die meisten<br />
Fahrrad-Mechaniker in diesen<br />
Wochen weniger zu tun haben als sonst,<br />
bieten einige Radläden in Bamberg<br />
sogenannte Winter- oder Frühjahrs-<br />
Checks an. OTTFRIED hat zusammengestellt,<br />
wo und wie umfassend ihr euer<br />
Rad generalüberholen lassen<br />
könnt, und was der Spaß<br />
kostet.<br />
Das ausführlichste<br />
Angebot macht der<br />
Radladen (Schrottenberggasse<br />
2, Tel.: 5 78 53): Beim sogenannten<br />
Winter-Check werden Räder<br />
noch bis zum 28.2. auf Funktionen und<br />
Verschleiß inspiziert. Lichtanlage und<br />
Luftdruck sowie Schaltung und Bremsen<br />
werden überprüft, und wo nötig<br />
wird gefettet. Außerdem zentrieren die<br />
Jungs die Laufräder, pumpen Reifen<br />
auf und ziehen Schrauben an. Alle<br />
Schäden werden protokolliert – größere<br />
Schäden erst nach Rücksprache repariert.<br />
Das Gesamtpaket kostet 35,25<br />
Euro, für Mitglieder von ADFC, BUND<br />
und VCD gibt's 5,10 Euro Ermäßigung.<br />
Bei Bike Mike (Luitpoldstraße 51, Tel.:<br />
20 80 160) gibt's das ganze Jahr über<br />
die Möglichkeit zu einer General-<br />
Durchsicht. Für 20 Euro werden dann<br />
Schaltung, Bremsen und Licht überprüft,<br />
nach der Kette geschaut und alle<br />
Schrauben nachgezogen.<br />
Ein festes Angebot haben die Jungs von<br />
Rad im Hof (umgezogen in die Siechenstraße<br />
5, Tel.: 2 <strong>30</strong> 12) nicht, schät-<br />
Gruß aus Joe´s Apartment<br />
Wenn orientalische Kakerlaken im Küchenschrank bauchtanzen<br />
tion kommen. In einem Altbau sei so<br />
was durchaus möglich, sagt er. Vielleicht<br />
haben wir sie auch<br />
von irgendwo her mitgebracht,<br />
vom Bäcker oder<br />
aus dem Gemüseladen gegenüber.<br />
Oder sie sind im<br />
Sommer zusammen mit meinem<br />
neuen Computer<br />
nach Bamberg gekommen.<br />
Der ist<br />
schließlich in Asien<br />
zusammengeschraubt<br />
worden. Seitdem der<br />
Kammerjäger da<br />
war, geht man<br />
bei uns jedenfalls<br />
ab und zu<br />
über Leichen.<br />
In der ganzen<br />
Wohnung hat<br />
er<br />
Fallen<br />
ausgelegt,<br />
um<br />
herauszufinden,<br />
ob<br />
die kleinen<br />
Mist-Käfer<br />
mittlerweile<br />
die ganze Wohnung<br />
in Beschlag genommen<br />
haben. Schaben<br />
unterm Bett vielleicht? Auch<br />
Singles schlafen nicht allein!<br />
In der Küche hat er sämtliche<br />
Ritzen mit unsichtbarem<br />
Gel-Gift ausgespritzt. „Wir<br />
sprühen nicht, sonst wäre<br />
nämlich die ganze Wohnung<br />
unbewohnbar", antwortet<br />
er auf meine Frage,<br />
was er denn da wohl<br />
mache. Sehr beruhigend!<br />
zen die Kosten für einen durchschnittlichen<br />
Generalcheck aber auf 15 bis 20<br />
Euro – „je nachdem, wie viel zu<br />
machen ist.“ Wichtig: Ersatzteile müssen<br />
extra bezahlt werden.<br />
Das ist auch beim Radlhof (Hallstadter<br />
Straße 24, Tel.: 60 23 42) so, der für 25<br />
Euro einen sogenannten „Kundendienst“<br />
anbietet. Dabei wird das gesamte<br />
Rad einmal durchgecheckt, samt Kette<br />
ölen, Reifen aufpumpen und aller<br />
anderen nötigen Handgriffe.<br />
Das Radgeschäft Dratz (Pödeldorfer<br />
Straße 190, Tel.: 1 24 28) ist gerade dabei,<br />
ein spezielles Angebot zu entwerfen,<br />
das ein gutes<br />
Stück billiger<br />
sein<br />
soll als der normale<br />
Kundendienst. Zwischen<br />
15 und 20 Euro statt der bisherigen<br />
46,40 Mark wird die Generalüberholung<br />
– Bremse, Schaltung, Lager<br />
etc. – dann kosten.<br />
Beim Fahrradhaus Griesmann (Kleberstraße<br />
25, Tel.: 2 29 67) kann der<br />
Radliebhaber zwischen zwei Kundendiensten<br />
wählen: Das kleine Paket<br />
umfasst die Standardleistungen und<br />
kostet zwischen 15 und 20 Euro. Für<br />
den großen Kundendienst veranschlagt<br />
das Radhaus rund eine Stunde<br />
Arbeitszeit – und bis zu <strong>30</strong> Euro. Dafür<br />
geht's dann aber auch ins Detail.<br />
Und schließlich ist da noch Big Bike in<br />
Hallstadt (Biegenhof 13, Tel.: 60 10<br />
470). Die bieten eine Art Generalüberholung<br />
der gesamten Fahrrad-Technik<br />
für 15 Euro an. Auch hier gilt: Extras<br />
und Ersatzmaterial sind im Preis nicht<br />
inbegriffen.<br />
Kakerlaken, und dann?<br />
Es ist keine Schande, Schaben im<br />
Haus zu haben. Das steht fest. Besonders<br />
angenehm ist es trotzdem<br />
nicht, vor allem, weil Kakerlaken<br />
sich rasend schnell vermehren.<br />
Hat man sie einmal in der Wohnung,<br />
sind Schaben ziemlich hartnäckig.<br />
Sie bauen ihre Nester vorzugsweise<br />
dort, wo es warm ist. Deshalb hat<br />
der Kammerjäger seine Fallen in<br />
unserer Wohnung überall dort verteilt,<br />
wo’s kuschelig ist: an den<br />
Computern, hinter der Musikanlage<br />
und an der Heizung zum Beispiel.<br />
Sie zu erschlagen nützt wenig, denn<br />
wenn man Kakerlaken zerquetscht,<br />
scheiden sie nochmal Eier aus und<br />
vermehren sich weiter.<br />
Als Erste-Hilfe-Maßnahme empfielt<br />
OTTFRIED, handelsübliche Insektenfallen<br />
aufzustellen, zu kaufen in<br />
jeder gut sortierten Drogerie. Noch<br />
gründlicher Putzen bringt hingegen<br />
nichts, da Kakerlaken widerstandsfähige<br />
Tiere sind. Da ist selbst Meister<br />
Proper machtlos. Um den Anruf<br />
beim Kammerjäger kommt man<br />
wohl trotzdem nicht herum. Schaben<br />
sind Kannibalen, deshalb kann<br />
man ihnen am Wirkungsvollsten<br />
beikommen, wenn man Gift auslegt.<br />
Einzelne Tiere probieren davon,<br />
gehen in ihre Nester, sterben dort<br />
und werden dann von ihren Familienmitgliedern<br />
gefressen. Kakerlaken<br />
sind standhafte Tiere, deshalb<br />
kann sich eine Behandlung durch<br />
den Kammerjäger auch über einen<br />
längeren Zeitraum hinziehen.<br />
Adressen und Telefonnummern von<br />
Schädlingsbekämpfungsunternehmen<br />
findet ihr in den Gelben Seiten.
DOMSCHERGE.<br />
Was wähl’ ich denn da bloß?<br />
Am 3. März werden die Karten neu gemischt. Die Bamberger entscheiden an wen die 44 Stadtratssitze gehen<br />
von Marietta Eder<br />
und Frank Gundermann<br />
In Bamberg wird sich viel bewegen.<br />
Das versprechen zumindest die Wahlplakate,<br />
die seit letztem Sonntag an<br />
nahezu jeder Straßenkreuzung im<br />
Stadtgebiet aufgestellt sind. Egal ob<br />
CSU, SPD, ÜBG (Überparteiliche<br />
Bürgergemeinschaft), GAL (Grüne<br />
Alternative Liste), FDP, der Bamberger<br />
Bürger Block (BBB), die Republikaner,<br />
oder gar die Bamberger Realisten<br />
(BR). Sie alle wollen am Sonntag, 3.<br />
März, möglichst viele Sitze im<br />
Bamberger Rathaus ergattern. Auf acht<br />
Listen bewerben sich 352 Kandidaten<br />
für die 44 Sitze des Stadtparlaments.<br />
In Bayern finden Kommunalwahlen<br />
alle sechs Jahre statt. Dabei stehen vor<br />
allem die Personen im Vordergrund,<br />
nicht die Parteien. Ein Umstand, der<br />
durch das Wahlrecht garantiert wird. In<br />
Bamberg hat jeder Wähler somit 44<br />
Stimmen, genau so viele, wie es Sitze<br />
im Stadtrat gibt. Wählen darf, wer über<br />
18 Jahre alt ist und seinen Hauptwohnsitz<br />
seit mindestens drei Monaten<br />
in der Stadt Bamberg hat. Dies gilt auch<br />
für EU Bürger.<br />
Die einfachste Art, seine Stimmen „loszuwerden“<br />
ist das Ankreuzen einer<br />
Liste. Auf diese Weise wird der Wahlvorschlag<br />
akzeptiert und jeder Kandidat<br />
der angekreuzten Partei erhält genau<br />
(fg) Erwin Sternadl, Initiator des<br />
Kunst- und Sportforums Bambergs,<br />
fühlt sich ungerecht behandelt. „Es war<br />
eine ganz normale Veranstaltung“, sagt<br />
der Diplom-Historiker. Immer wieder<br />
legt er Fotos auf den Tisch: von tanzenden<br />
Menschen,<br />
lachenden Besuchern<br />
und<br />
Samba-Tänzerinnen.<br />
„Dass<br />
es vielen Gästen<br />
gut gefallen<br />
hat, wird<br />
nicht erwähnt“,<br />
beschwert<br />
sich<br />
Sternadl. Die<br />
Bilder dienen<br />
ihm „als Dokumentation,<br />
dass seine Silvester-Veranstaltung<br />
kein<br />
Megaflop<br />
war.“<br />
Sternadl organisierte<br />
die Es gab auch Leute, die sich amüsiert haben<br />
erste „Silvester-Megaparty“ im Bamberger<br />
Forum. Eine Veranstaltung, die<br />
für ihn zum unvergesslichen Erlebnis<br />
wurde. Jedoch anders als geplant.<br />
100 Besucher<br />
forderten Geld zurück<br />
So erschien am 7. Januar im Fränkischen<br />
Tag ein Artikel mit der Überschrift<br />
„Pleiten, Pech und Pannen“, in<br />
dem die Party als „Riesenreinfall“ bezeichnet<br />
wird. Von zu wenig Imbissständen<br />
und langen Warteschlangen ist<br />
dort die Rede, angekündigte Cocktail-<br />
Bars hätten gefehlt. Außerdem hätten<br />
über 100 Besucher noch am gleichen<br />
Abend ihr Geld zurückgefordert und<br />
erhalten. Für Erwin Sternadl ist der FT-<br />
Artikel „eine absolute Negativberichterstattung,<br />
die mir keine Korrekturmöglichkeit<br />
lässt und Misserfolg<br />
antizipiert.“<br />
Denn am Rosenmontag will Sternadl<br />
im Bamberger Forum einen Faschingsball<br />
veranstalten. „Wenn es nur ein paar<br />
Leserbriefe gegeben hätte und keinen<br />
Artikel, dann wäre das Ganze vergessen<br />
worden und ich könnte mit 5 000<br />
Leuten rechnen. Aber jetzt wird es<br />
Viel „Bewegung“ im Bamberger Wahlkampf – mit viel Energie werben die acht Listen um die Stimmen der Wähler<br />
eine Stimme. Man kann auch kumulieren<br />
und seine Stimmen somit auf einen<br />
Kandidaten konzentrieren. Aber: Bei<br />
der Kommunalwahl kann jeder<br />
Stadtratsbewerber maximal drei Stimmen<br />
erhalten. Das wiederum ermöglicht<br />
dem Wähler Kandidaten verschiedener<br />
Parteien anzukreuzen. Ein Vorgang,<br />
den man Panaschieren nennt.<br />
„Die“ große Silvesterparty<br />
Pleiten, Pech und Pannen – oder wie man einen „großen Erfolg“ interpretieren kann<br />
schwierig.“ Gegen die Berichterstattung<br />
des Fränkischen Tags hat Sternadl<br />
juristische Schritte unternommen.<br />
Wenige Tage nach der Veröffentlichung<br />
des Artikels erwirkte er eine<br />
Gegendarstellung. Die sagt jedoch<br />
nichts über den tatsächlichen<br />
Sachverhalt aus.<br />
Mit den Vorwürfen aus dem FT-Artikel<br />
konfrontiert, gibt Sternadl Fehler zu. Es<br />
stimme, dass er Karten zurückgenommen<br />
habe. „Aber es waren nur 70 bis 80<br />
Karten, nicht über 100. Außerdem hat<br />
sich nur ein sehr kleines, elitäres<br />
Publikum beschwert.“<br />
Für die nötige musikalische Unterhaltung<br />
sorgten zwei Bands, die allerdings<br />
nicht das versprochene Repertoire von<br />
Jazz, Walzer und Schlager abdeckten,<br />
sondern die Besucher mit Rock-Musik<br />
beschallten. Bei der Auswahl der<br />
Gruppen hatte sich Sternadl auf den Rat<br />
eines Freundes verlassen. Ein Fehler.<br />
„Ich kann verstehen, dass sich dieses<br />
exquisite Publikum in der Musik nicht<br />
wiedererkannt hat. Auch ich hatte<br />
Schwierigkeiten.“<br />
Jedoch hätte er sich von den Besuchern<br />
aus dem Tischbereich mehr Spontaneität<br />
erhofft. „Die Leute müssen sich<br />
natürlich auch selber einbringen, damit<br />
Stimmung aufkommt.“ Als Beispiel<br />
führt er eine Bekannte an, die einfach<br />
Kartoffel-Chips mitgebracht und sich<br />
gut amüsiert habe. Dass diese Meinung<br />
nicht vom „exklusiven Publikum“<br />
geteilt wurde, versteht Sternadl. Durch<br />
Bislang war die CSU mit 19 Vertretern<br />
die stärkste Fraktion im Bamberger<br />
Stadtrat. Gefolgt von der SPD mit zehn<br />
Sitzen. ÜBG und GAL waren mit<br />
jeweils fünf Räten vertreten. BBB und<br />
die Republikaner hatten jeweils einen<br />
Kandidaten im Kommunalparlament.<br />
Die Vertreter von FDP, ÖDP und BR<br />
bildeten mit ihren insgesamt drei<br />
seine „exzellente Werbekampagne“, die<br />
bereits vier Monate vor Silvester anlief,<br />
habe er vermutlich falsche Erwartungen<br />
geweckt. „Ich habe einfach zu viele<br />
Superlative verwendet.“<br />
Auch im gastronomischen Bereich<br />
räumt er Fehler ein. Mit<br />
Pizza und Würstchen<br />
sei das Angebot sicherlich<br />
etwas dürftig gewesen.<br />
Allerdings hätten<br />
der Betreiber eines<br />
Cocktailstandes und ein<br />
Thai-Koch kurzfristig<br />
abgesagt. Ein Ersatz<br />
war nicht mehr aufzutreiben.<br />
Die Idee, per<br />
Handy Schnitzel-Sandwiches<br />
ins Forum liefern<br />
zu lassen, scheiterte.<br />
Wir haben extra DJs<br />
aus Wuppertal für den<br />
Techno-Bereich verpflichtet,<br />
was bei den<br />
jungen Leuten sehr gut<br />
ankamen. Außerdem<br />
hatten wir exzellente<br />
Technik mit Kilometern<br />
von Kabeln.“<br />
Foto: Werner Kohn<br />
70 bis 90 000<br />
Mark Schulden<br />
Doch nicht nur über eine fehlende Vor-<br />
Ort-Berichterstattung ärgert sich Sternadl,<br />
sondern auch über zwei von ihm<br />
verfasste und nicht abgedruckte Leserbriefe.<br />
„Wir haben keine Pflicht zur<br />
Veröffentlichung. Außerdem ist mit der<br />
Gegendarstellung Herrn Sternadls Position<br />
ausreichend dargestellt“, so Michael<br />
Wehner, der Autor des FT-Artikels.<br />
Obwohl ihn die Veranstaltung nach<br />
eigenen Angaben rund 160 000 Mark<br />
gekostet hat – Erwin Sternadl sind<br />
Schulden in Höhe von 70 bis 90 000<br />
Mark entstanden – will sich der<br />
Diplom-Historiker weiterhin als Veranstalter<br />
betätigen. „Für mich war dies die<br />
erste Veranstaltung mit rund 4 500<br />
Leuten. Mit dem jetzigen Kenntnisstand<br />
kann ich Dinge optimieren.“ Und<br />
deshalb sieht er die Party nicht als missglückt<br />
an: „Weil es Anfängerfehler<br />
waren.“<br />
Trotz etlicher, sehr kritischer Leserbriefe<br />
im FT zur Silvesterfeier will<br />
Sternadl seinen Rosenmontagsball<br />
Politikern eine eigene Fraktion. Geht es<br />
nach den Parteien, dann sollen sich<br />
diese Verhältnisse demnächst deutlich<br />
ändern.<br />
Während die ÖDP bei der kommenden<br />
Stadtratswahl nicht mehr kandidiert,<br />
wollen gerade die beiden größten<br />
Fraktionen CSU und SPD die Mehrheit<br />
im Kommunalparlament erlangen. Laut<br />
durchziehen. Mit Dumpingpreisen à la<br />
billiger Jakob will er bei der Faschingsfeier<br />
Werbung für das Forum und das<br />
Kunst- und Sportforum machen.<br />
Danach dürfte das Kapitel „Forum und<br />
Sternadl“ jedoch abgeschlossen sein.<br />
Eine weitere Nutzung der Mehrzweckhalle<br />
durch den Diplom-Historiker, der<br />
vor 20 Jahren das Freizeitzentrum in<br />
der Sandstraße leitete und einen Uni-<br />
Ball mit 2 000 Leuten organisierte,<br />
schließt Hallenmanager Horst Feulner<br />
grundsätzlich aus. „Der Imageschaden,<br />
der am Silvesterabend für das Forum<br />
entstanden ist, ist riesig.“ Mittlerweile<br />
hat Erwin Sternadl auf seiner Internet-<br />
Seite www.silvester-bamberg.de eine<br />
„Dokumentation der Megaparty eingerichtet“,<br />
wie er sagt.<br />
Wahlbroschüre plant die CSU bei entsprechendem<br />
Wahlergebnis, Bamberg<br />
„leistungsstärker und beweglicher“ zu<br />
machen. Auf diese Weise soll die<br />
„Geschwindigkeit bei der Umsetzung<br />
von Projekten erheblich erhöht“ werden.<br />
Die SPD will unter anderem den<br />
Universitätsstandort Bamberg stärken.<br />
So soll nicht nur die Zusammenarbeit<br />
mit der Hochschule verbessert werden,<br />
sondern auch der Bau eines dritten Uni-<br />
Standortes auf städtischem Gelände ist<br />
geplant. Weiterhin wollen die Sozialdemokraten<br />
die Parkplatznot an der<br />
Feki lösen. Das ist auch Ziel der CSU,<br />
die sich deshalb sehr für die Ergebnisse<br />
der Sprecherrats-Umfrage interessiert.<br />
Die SPD will außerdem das<br />
Studienangebot erweitern. Vorgesehen<br />
ist dabei ein Ausbildungsgang<br />
„Gesundheitsmanagement“. Ob eine<br />
der beiden Parteien sich jedoch die<br />
Mehrheit am 3. März sichern kann, das<br />
bestimmen immer noch die Wähler.<br />
Übrigens: Wer es nicht zum Wahllokal<br />
schafft, kann seine Stimme auch per<br />
Briefwahl abgeben. Dafür müsst ihr nur<br />
die Postkarte, die an eurer Wahlkarte<br />
hängt, zum Wahlamt schicken. Oder<br />
jetzt schon seine Stimme abgehen und<br />
einfach ins gehen.<br />
Die Filmstadt<br />
(em) Wie gut Bamberg als Filmkulisse<br />
geeignet ist, kann man am Freitag, den<br />
8. März, in der ARD beurteilen. Dann<br />
wird der Film „Jenseits des Regenbogens“,<br />
der letzten Sommer in Bamberg<br />
und Umgebung gedreht worden ist<br />
(OTTFRIED berichtete), gesendet.<br />
Der Film zeigt eine herzzerreißende<br />
Liebesgeschichte eines Bamberger<br />
Grafen mit einer Society-Reporterin.<br />
Aber oft kommt es anders, als man<br />
denkt.<br />
Verlosung<br />
Wer sich selbst ein Bild machen<br />
will, der sollte unbedingt den<br />
Rosenmontagsball des Kunst- und<br />
Sportforums am 11. Februar im<br />
Bamberger Forum besuchen. OTT-<br />
FRIED verlost 5x2 Karten. Schickt<br />
einfach eine Mail (Stichwort: Rosenmontag)<br />
an ottfried@ottfried.de.
KULTUR.<br />
Kinokunst für Liebhaber<br />
Lichtspielbetreiber Gerrit Zachrich machte aus dem City-Kinozentrum ein klassisches Filmtheater<br />
Von Frank Gundermann<br />
Bis Ende letzten Jahres hatte das ehemalige<br />
City-Kinozentrum in der Luitpoldstraße<br />
25 nicht gerade viel zu bieten.<br />
Abgewetzte Sitze, scheppernder<br />
Sound, kleine Toiletten und ein nicht<br />
gerade ansprechender Eingangsbereich.<br />
Das hat sich jetzt geändert. Innerhalb<br />
von nur wenigen Wochen hat Gerrit<br />
Zachrich, Betreiber des Lichtspiel-<br />
Kinos in der Unteren Königstraße, das<br />
frühere Action-Kino zum Odeon-Filmkunsttheater<br />
umgebaut und am Donnerstag,<br />
den 31. Januar, eröffnet.<br />
In vier Wochen<br />
zum Filmpalast<br />
„Wir haben alles, was nicht tragend<br />
war, bis zur Mauer des nächsten Hauses<br />
rausgehauen“, beschreibt Zachrich die<br />
Renovierungsarbeiten, denen der kleinste<br />
Kinosaal komplett zum Opfer fiel.<br />
Zum Vorschein kam dabei unter anderem<br />
eine Stuckdecke, die anscheinend<br />
aus dem Eröffnungsjahr des Kinos,<br />
1956, stammt, und an der früher ein<br />
großer Lüster hing. Ganz im Stil eines<br />
klassischen Filmtheaters. Und genau<br />
dieses Ambiente wollte Gerrit Zachrich<br />
seinem neuen Kino von Anfang an geben.<br />
Dementsprechend fiel auch die<br />
Farbgebung aus: Gold- und Rot-Töne<br />
überwiegen. Zusätzlich ließ der 39-Jährige<br />
einen Café- und Barbereich einrichten.<br />
„Es ist mir ganz wichtig, dass<br />
das Kino nicht nur ein Durchlaufbetrieb<br />
ist, sondern ein Ort, an dem sich die<br />
unterschiedlichsten Leute mit einem<br />
gemeinsamen Interessenschwerpunkt<br />
für Kunstfilme treffen können.“<br />
Ausschlaggebend für den Umbau des<br />
ehemaligen City-Kinozentrums zum<br />
Odeon-Filmtheater waren mehrere<br />
Dinge. So wurde Zachrich Ende letzten<br />
Jahres von Filmverleihern signalisiert,<br />
dass er große Filmkunst-Filme, die mit<br />
Bundesstart anliefen, mindestens sechs<br />
bis zehn Wochen lang zeigen müsse.<br />
Das allerdings wollte er dem Lichtspiel-Programmkino<br />
nicht antun. Also<br />
begab er sich auf die Suche nach neuen<br />
Sälen. Eine entsprechende Lösung bot<br />
Aus diesem Chaos ist der Odeon Filmpalast geworden<br />
sich mit dem City-Kinozentrum, das<br />
von der früheren Betreibergesellschaft,<br />
der Reutlinger Planie GmbH, Anfang<br />
Dezember aufgegeben wurde.<br />
Nachdem Gerrit Zachrich die Programmschwerpunkte<br />
des CineStar-<br />
Kinos mehrere Wochen lang verfolgt<br />
hatte, entschloss sich der Film-Enthusiast<br />
zu dem Odeon-Projekt. „Wären im<br />
Multiplex-Kino ähnliche Filme gezeigt<br />
worden, dann hätte ich diesen Schritt<br />
nicht gewagt.“<br />
Ein Entschluss, in den Gerrit Zachrich<br />
in den letzten Wochen jede Menge Zeit<br />
und Arbeit investiert hat. So wurde das<br />
Kino 1 mit seinen 188 Sitzplätzen rundum<br />
erneuert, während beim zweiten<br />
Saal (150 Sitze) aus Zeitgründen vorläufig<br />
nur die Wände einen neuen<br />
Anstrich erhielten. Zusätzlich ließ<br />
Zachrich die Akustik der Dolby-Surround-Anlage<br />
verbessern. „Bei der<br />
Technik haben wir nur übernommen<br />
was gut war, um sie zu optimieren“.<br />
Ab Mitte Februar wird das Odeon-Kino<br />
täglich um 14.<strong>30</strong> Uhr mit einem Familienprogramm<br />
am Nachmittag öffnen.<br />
„Am Abend zeigen wir Filmkunst.“<br />
Ungefähr jedes halbe Jahr will Gerrit<br />
Zachrich Regisseure und Schauspieler<br />
für Publikumsvorführungen und Gespräche<br />
ins Odeon holen. „Das soll ein<br />
fester Bestandteil werden.“ Rund 35<br />
verschiedene Filme, darunter auch die<br />
Originalfassungen großer Produktionen,<br />
sollen pro Monat in Bambergs neuem<br />
Filmtheater gezeigt werden. Im Extremfall<br />
bedeutet dies, „dass wir in einer<br />
Woche schon mal zwölf Filme spielen.“<br />
Erwachsene zahlen fünf Euro Eintritt<br />
und Kinder vier.<br />
Am Konzept des Lichtspiel-Kinos wird<br />
sich durch das Odeon nichts ändern,<br />
versichert Zachrich. „Höchstens, dass<br />
ich dort bei den Filmen jetzt noch stärker<br />
in Nischen vordringen kann.“ Auf<br />
seine Kinopläne hat der 39-Jährige bislang<br />
nur positives Feedback bekommen.<br />
„Die Leute haben mir gesagt, dass<br />
es eine wirkliche Chance für die anspruchsvolle<br />
Kinokultur in Bamberg<br />
ist“, freut er sich.<br />
Die Konkurrenz<br />
schläft nicht<br />
Allen Grund zur Freude, zumindest bei<br />
den Besucherzahlen, hat derzeit auch<br />
Stefan Lauterbach, Theaterleiter des<br />
CineStar. So kamen innerhalb der ersten<br />
zwei Monate rund 112 000 Besucher<br />
ins Multiplex-Kino.<br />
Ein Ansturm, der allerdings auch einige<br />
Probleme mit sich brachte. „Um<br />
zukünftig Warteschlangen zu vermeiden,<br />
wollen wir die Leute besser informieren,<br />
wie sie am kürzesten und problemlosesten<br />
ins Kino kommen“,<br />
erklärt Lauterbach. Und auch der<br />
Service soll optimiert werden.<br />
„Mittlerweile ist unser Personal eingearbeitet,<br />
die Umstellung auf Euro funktioniert<br />
gut.“<br />
Als besondere Attraktion wird das<br />
CineStar demnächst ein After-Work-Cinema<br />
anbieten. Im Eintrittspreis von elf<br />
Euro pro Person sind neben einer Filmvorführung<br />
auch ein Essen sowie ein<br />
Getränk im Dolphin’s Diner enthalten.<br />
Erstmals wird das CineStar am Mittwoch,<br />
6. Februar, ab 20 Uhr auch die<br />
beiden Jackie Chan-Action-Komödien<br />
„Rush Hour“ und „Rush Hour 2“ zum<br />
Eintrittspreis von insgesamt 7,50 Euro<br />
hintereinander zeigen. Eine Aktion, die<br />
demnächst mit Kultfilmen fortgesetzt<br />
werden soll, so Lauterbach.<br />
Science Action<br />
(fg) Hart, härter, Reilly. So lassen<br />
sich die Action-Thriller des 27-jährigen<br />
australischen Bestseller-<br />
Autors Matthew Reilly beschreiben.<br />
Mit „Der Tempel“ legt der studierte<br />
Jurist jetzt seinen zweiten Roman<br />
vor, der alles andere als trocken ist.<br />
Mit exzellentem Plotting und herzinfarktverdächtigem<br />
Tempo gelingt<br />
es Reilly, die atemberaubende Geschichte<br />
um den New Yorker Linguistik-Professor<br />
William Race zu erzählen.<br />
Im Auftrag einer Sondereinheit der<br />
US-Army soll dieser ein vierhundert<br />
Jahre altes lateinisches Manuskript<br />
übersetzen. Das Dokument zeigt<br />
den Weg zu einer geheimnisvollen<br />
Inka-Statue in den Regenwäldern<br />
Perus, einer religiösen Figur in<br />
Form eines Raubkatzen-Kopfes, die<br />
aus dem seltenen Kometen-Gestein<br />
Thyrium besteht. Damit ließe sich<br />
heute eine gigantische Massenvernichtungswaffe<br />
herstellen. Doch die<br />
US-Sondertruppe ist nicht die einzige<br />
Gruppe, die den Raubkatzen-<br />
Kopf in ihre Hände bekommen will.<br />
Eine Einheit chilenischer Nazis versucht<br />
an die Inkastatue zu gelangen.<br />
Dabei ist ihr jedes Mittel recht.<br />
Allerdings: Auf der Figur lastet ein<br />
teuflischer Fluch.<br />
„Der Tempel“ ist eine hochexplosive<br />
Mischung aus Fakt und Fiktion.<br />
Ein echtes Muss für jeden Action-<br />
Fan. Es gelingt dem Autor meisterhaft,<br />
sich weder in Beschreibungsgeschwafel<br />
zu verlieren, noch die<br />
Glaubwürdigkeit seiner Geschichte<br />
mit einer hanebüchenen Handlung<br />
zu vernudeln. Vielmehr basiert das<br />
Buch auf gründlichen Recherchen<br />
über die Geografie und Historie<br />
Südamerikas. Einzig die detaillierten<br />
Erläuterungen zu Handfeuerwaffen<br />
und Militärfahrzeugen sind<br />
eher für Waffenfetischisten als für<br />
durchschnittliche Leser geeignet.<br />
Ein Manko, das durch die spannende<br />
Erzählgeschwindigkeit aber<br />
mehr als ausgeglichen wird.<br />
Matthew Reilly, Der Tempel. Ullstein<br />
Verlag, 620 Seiten, 8,95 Euro.<br />
Zombie-Zaster<br />
(fg) Totgesagte leben länger. Tote<br />
auch, wenn sie Zombies sind. Ähnlich<br />
verhält es sich mit der Untoten-<br />
Armee von Else Admire, dem bundesweit<br />
bekannten Bamberger Trash-<br />
König. Obwohl es um seinen abendfüllenden<br />
Horrrorfilm „Grabräuber<br />
aus dem Weltall“ in letzter Zeit eher<br />
ruhig geworden ist, will der Meister<br />
des Bad Taste sein Projekt auf jeden<br />
Fall beenden.<br />
Jedoch hat der Künstler nicht das<br />
Geld, um die seit Jahren andauernden<br />
Dreharbeiten zu beenden und<br />
sucht deshalb noch Sponsoren.<br />
Geschätzte <strong>30</strong>0 000 Euro wird die<br />
endgültige Fertigstellung des Films<br />
kosten. Wer das Projekt unterstützen<br />
möchte, schreibe an Else Admire,<br />
Rock ‘n’ Roll and Movie Production,<br />
Lichtenhaide 3, 96052 Bamberg.<br />
Kinoverlosung<br />
(fg) Bei uns kriegt ihr was auf die Augen.<br />
Und das gleich fünfmal. Gemeinsam<br />
mit dem CineStar Bamberg verlost<br />
OTTFRIED zwei 5-Sterne-Tickets im<br />
Gesamtwert von 54 Euro! Egal ob bei<br />
Action, Romantik, Drama oder Horror<br />
– Filmgenuss ist garantiert. Mit dem 5-<br />
Sterne-Ticket könnt ihr fünf Vorstellungen<br />
eurer Wahl im neuen Kino<br />
besuchen.<br />
Schickt einfach<br />
eine E-<br />
Mail mit eurem<br />
Namen,<br />
Adresse und<br />
Telefonnummer bis einschließlich<br />
Sonntag, 10. Februar, an ottfried@ottfried.de.<br />
Stichwort: OTTFILM. Der<br />
Rechtsweg ist ausgeschlossen. Mit ein<br />
bisschen Glück wartet auf euch ein<br />
einzigartiges Kinoerlebnis in Bambergs<br />
größtem und modernstem Filmpalast.<br />
Dr. Evil’s Plattenarchiv<br />
Trash-Collection: Die absolut schrecklichste Single-Sammlung der Welt<br />
Von Dr. Evil<br />
Böse, böse, böse. So kennt man ihn: Dr.<br />
Evil. Seit 1988 gibt der eingeborene<br />
Verfechter des schlechten Geschmacks<br />
(durch die Amerikanisierung auch als<br />
Bad Taste-Culture bekannt) unter diversen<br />
Pseudonymen seine klare und deutliche<br />
Meinung in verschiedenen Kunstzeitschriften,<br />
Underground-Magazinen<br />
und Fanzines zum Allerbesten. Dem<br />
langjährigen Spezialisten, Jäger und<br />
Sammler obskurster Tonträger, die zum<br />
größten Teil jeder Beschreibung spotten,<br />
ist es ein besonderes Vergnügen,<br />
dem wissbegierigen Leser in dieser<br />
Kolumne erstmals ein paar seiner<br />
Schätze gnadenlos vorzustellen. MTV-<br />
Fans und solche, die es werden wollen,<br />
dürften damit kaum etwas anfangen<br />
können.<br />
Eddie Edwards:<br />
Fly Eddie fly (Fly Records)<br />
Wer kennt ihn<br />
nicht? Eddie the<br />
Eagle, der mit<br />
A b s t a n d<br />
(meistens um<br />
die 40 Meter)<br />
schlechteste<br />
Skispringer aus England. Neben seinen<br />
sportlichen Eskapaden und den meist<br />
darauf<br />
folgenden<br />
Krankenhausaufenthalten hat er sich im<br />
Jahr 1988 irgendwie in ein Tonstudio<br />
verlaufen. Dort nahm er seine erste und<br />
letzte Single auf, mit einem für die Zeit<br />
leider typischen, dünn produzierten,<br />
vollkommen beschissenen 80er Jahre-<br />
Discobeat. Ja, das ist besonderer Müll.<br />
Neben dem Titelsong gibt es zu allem<br />
Überfluss noch den No-Hit „Straight to<br />
the top“ (B-Seite), bei dem die alte Skikanone<br />
recht holprig „I can eagle“ („Ich<br />
kann adlern“) mitträllert. Ein wirklich<br />
unglaubliches Teil. Bei der letzten<br />
Weltmeisterschaft hat man leider nichts<br />
mehr von ihm gehört und gesehen.<br />
Doch es darf um ein Comeback gebeten<br />
werden. Und jetzt alle: „Fly Eddie fly“.<br />
Das Bierbeben: Die Birne ist reif<br />
(Rock-o-tronic Records)<br />
Wenn man der<br />
Meinung eines<br />
altbekannten<br />
Musikkritikers<br />
Glauben schenken<br />
darf, gibt es<br />
nichts Aggressiveres<br />
als Deutsch-Punk. Die Mischung<br />
aus Deutsch und Punk ist zugegebenermaßen<br />
schon recht explosiv.<br />
Seit den frühen 80ern waren Bands wie<br />
Slime, Toxoplasma, Cotzbrocken oder<br />
auch Canalterror die Gallionsfiguren<br />
dieser musikalischen Abart. Nachdem<br />
sich die Jugendlichen mehr und mehr<br />
wieder an handelsüblichen Mist<br />
gewöhnt hatten und in ihrem<br />
Konsumverhalten erneut Wert auf Melodien<br />
oder monotone Maschinenbeats<br />
legten, war der klassische Deutsche<br />
Punk, spätestens als auch die Musikindustrie<br />
auf dessen Vermarktungsmöglichkeit<br />
aufmerksam geworden<br />
war, tot. Oder einfach nur bis auf<br />
sehr wenige Ausnahmen langweilig.<br />
Umso erfreulicher, dass in Dr. Evils<br />
Briefkasten mal wieder eine Single eintraf,<br />
die sich so anhört, als wäre sie mit<br />
einem 18 Jahre alten Schneider-Kassettenrecorder<br />
aufgenommen worden.<br />
Darauf befinden sich wahrlich punkige<br />
Songs wie beispielsweise „FFM Punkarmee“,<br />
der Evergreen „Deutschland“<br />
von der Obersten Heeresleitung (OHL)<br />
sowie der Knaller „Mach dich lieber<br />
selbst kaputt“ (bevor es jemand anderes<br />
tut). Der Titelsong ist, wie es sich gehört,<br />
in jeder Form politisch korrekt,<br />
obwohl man da die Bierflaschen akustisch<br />
vermisst. Ein bisschen Gegröle<br />
hätte dem Song zwar auch nicht geschadet,<br />
jedoch ist diese kleine Schallplatte<br />
wahrlich ein Juwel, wie man es in<br />
diesen Zeiten eigentlich nur vermissen<br />
kann. Bevor ich diesen Verriss beende,<br />
muss ich noch dringend erwähnen, dass<br />
sich der Gesang von allen herkömmlichen<br />
Punkbands unterscheidet, da er<br />
sich so anhört wie von einem 13-jährigen<br />
drogenabhängigem Straßenmädchen<br />
gesungen. Der Tipp für jeden Elternabend.<br />
Hört ihr nicht gerne schlechte Musik?<br />
Kein Problem, Dr. Evil freut sich über<br />
richtigen Scheiß in Tonträgerform wie<br />
ein König. Schickt einfach alle eure angestaubten<br />
Platten, die ihr nur einmal<br />
gehört habt und am Liebsten wegschmeißen<br />
würdet, an die OTTFRIED-<br />
Redaktion, c/o Marietta Eder, Peuntstraße<br />
4, 96050 Bamberg. Stichwort: Dr<br />
Evil’s Trash-Collection. OTTFRIED<br />
verlost außerdem eine LP von „Docteur<br />
Limanne“. Ein echtes Sammlerstück!
KULTUR.<br />
H-Blockx<br />
(ps) Juppheidi, juppheida, die Kasperle<br />
sind wieder da, mit „Get In The Ring“!<br />
Aber nein, man soll ja nicht immer alle<br />
deutschen Bands so niedermetzeln und<br />
alles, was übern großen Teich schwappt,<br />
als Rettung des Rock`n´Roll anpreisen.<br />
Aus den USA kommt auch viel<br />
Mist. Und vorab muss man den Verteidigern<br />
der Westfalenrocker in einem<br />
Punkt zustimmen: Die H-Blockx zählten<br />
wirklich zu den Protagonisten des<br />
Crossover, dem historischen Vorgänger<br />
des momentan so angesagten New Metal<br />
à la Limp Bizkit, Linkin Park und<br />
Konsorten (siehe letzte <strong>Ausgabe</strong>).<br />
Und im Gegensatz zu den letztgenannten<br />
haben die Münsteraner um Frontkasper<br />
Henning Wehland immer unverhohlen<br />
den Spaßfaktor in den Vordergrund<br />
gestellt. Man kann ihnen also<br />
nicht vorwerfen, sie hätten sich irgendwann<br />
irgendwem angebiedert. Aber bitte<br />
Jungs: Spaß hin, Spaß her, ein bisschen<br />
Anstand, Feingefühl und Originalität<br />
kann gelegentlich wirklich nicht<br />
schaden. Denn als ob nicht schon die<br />
vorletzte Single, das Johnny Cash-<br />
Cover von „Ring Of Fire“ billig und<br />
plump genug daher gekommen wäre,<br />
wird sogleich der nächste vermeintliche<br />
„Party-Klassiker“ pseudo-cool verwurstet:<br />
Snaps Spaßkultur-Zappel-Hymne<br />
„The Power“. Haben die Jungens denn<br />
gar keine eigenen Ideen mehr?<br />
Der Rest des Albums klingt auch wie<br />
schon zehnmal gegessen, lediglich die<br />
als Kompensation nach dem Ausstieg<br />
des Zweitsängers Dave geladenen Berliner<br />
Rapper von Das Department sorgen<br />
für ein bisschen Frische und Glaubwürdigkeit.<br />
Ansonsten viel Wiedergekäutes,<br />
‘ne Prise Elektrogepiepse, sanft<br />
in den Schlaf wiegende Grooves, Pubertätspunk<br />
in Sum41-Manier, Kindergarten-Sing-alongs<br />
und Sentimentalitäten<br />
auf Bon Jovi-Niveau. Blutleer und<br />
grottenlangweilig. Fazit: Nix für ungut,<br />
aber nix für mich und den Rest der denkenden<br />
Menschheit!<br />
Skinny<br />
(ps) Leider, leider will gut Ding immer<br />
noch recht viel Weile haben. So nahmen<br />
sich Matt Benbrook und Paul<br />
Hermann (plus Instrumentalisten) gehörig<br />
Zeit bis zur Fertigstellung ihres<br />
zweiten Albums „Taller“, das nun offiziell<br />
am 25. Februar in die Läden<br />
kommt. Ihr letztes Lebenszeichen war<br />
die Single „Failure“, die 1998 zum respektablen<br />
Insider-Hit avancierte. Kann<br />
sich noch irgendwer erinnern?<br />
Falls ja, das augenzwinkernd melodramatische<br />
„Failure“ ist zwar auf dem<br />
Album erneut mit drauf, aber keineswegs<br />
repräsentativ für den Rest. Allerdings<br />
kann das auch keiner der anderen<br />
13 Tracks leisten. Kurzum: „Taller“ ist<br />
ziemlich bunt und abwechslungsreich<br />
geraten. Mal eher nonchalanter Pop,<br />
wie bei der nächsten Single- und Video-<br />
Auskopplung „Sweet Thing“, relaxter<br />
Britrock bei „Worth It“, düsterer Trip<br />
Hop mit Soul-Schlagseite bei „Morning<br />
Light“, oder – gegen Ende – ein paar<br />
elektrische Spirenzchen à la Jimi Tenor.<br />
Vielschichtig wie die Gorillaz, insgesamt<br />
jedoch einerseits eine Spur organischer,<br />
da fast ausschließlich mit klassischer<br />
Bandbesetzung (Gitarre, Bass,<br />
Schlagzeug, Keyboards) eingespielt.<br />
Und anderseits durchgehend von einer<br />
gewissen Verträumtheit und Melancholie<br />
durchzogen.<br />
„Happy being sad“ könnte man das Motiv<br />
von „Taller“ passend beschreiben.<br />
Prima geeignet, um sich nach einem etwas<br />
intensiveren Wochenende den Weg<br />
zurück in die reale Welt zu bahnen. Wer<br />
zwingend eine Schublade für Skinny<br />
braucht, wird sich jedoch schwer tun:<br />
Trip Hop trifft es nicht, und mit Britpop/<br />
Britrock klassischer Machart haben<br />
Skinny auch nicht viel am Hut. Bleibt<br />
also die gute alte Residualkategorie Pop.<br />
Aber guter, intelligenter Pop, der angesichts<br />
des Booms fröhlichen Stumpfsinns<br />
Marke Bro`Sis inzwischen vom<br />
Aussterben bedroht zu sein scheint.<br />
Lyrik mit treibenden Beats<br />
Albert Ostermaier war Gast an der Uni und begeisterte den vollbesetzen Hörsaal in der U5<br />
(mas) Die Zukunft des musikalischen<br />
Aushängeschilds der Domstadt ist wieder<br />
gesichert: Paul Müller ist neuer Intendant<br />
bei den Bamberger Symphonikern.<br />
Nach der Kuratoriumssitzung am<br />
vergangenen Freitag gab der Vorsitzende<br />
des Gremiums, Bayerns Kunstminister<br />
Hans Zehetmaier, die Entscheidung über<br />
die Neubesetzung bekannt.<br />
Der 1958 in Westfalen geborene Musikmanager<br />
war bislang beim NDR-Symphonieorchester<br />
als Leitender Redakteur<br />
tätig. Ziel seiner Arbeit hier in Bamberg<br />
ist, die Symphoniker gänzlich neu zu<br />
positionieren. Mit Joanthan Nott hat er<br />
dabei einen Chefdirigenten zur Hand,<br />
der als einer der vielversprechendsten<br />
und interessantesten seiner Generation<br />
gilt. Ihn sieht Müller als eine Schlüsselfigur<br />
in seiner Zukunftsplanung für<br />
Von Meike Vögele<br />
„...ein gutes gedicht braucht heut / zutage<br />
einfach einen mord damit / die quote<br />
stimmt sie nicht zum / pinkeln gehn<br />
wenn du um ihre / herzen wirbst musst<br />
du sie brechen“<br />
Das klingt so, als wäre es recht schwierig,<br />
eine ganze Lesung nur mit Lyrik zu<br />
bestreiten, noch dazu mit der eigenen,<br />
verhältnismäßig unbekannten. Doch<br />
der Dramaturg und Lyriker Albert<br />
Ostermaier macht seine Sache vor den<br />
vollbesetzten Reihen des Hörsaals in<br />
der U5 ziemlich gut. So gut, dass nach<br />
der Lesung die Collibri-Abgesandten<br />
hinter fast leergekauften Büchertischen<br />
stehen.<br />
Albert Ostermaier wurde 1967 in München<br />
geboren, erhielt 1990 das Münchner<br />
Literaturstipendium und seither<br />
zahlreiche Preise, vor allem für seine<br />
alles andere als unumstrittenen Theaterstücke.<br />
Grund genug für Professor Wulf<br />
Segebrecht, ein Hauptseminar zu dieser<br />
laut Spiegel „Ausnahmebegabung unter<br />
den deutschen Gegenwartsdramatikern“<br />
zu veranstalten. Und Ostermaier<br />
selbst zur Diskussion in das Seminar –<br />
und zu einer Lesung in die Uni – einzuladen.<br />
Und so steht der 34-Jährige an diesem<br />
Dienstag Abend vor einem gespannten<br />
Publikum, im Ohr die lobenden Einführungsworte<br />
von Professor Segebrecht,<br />
im Rücken eines der eigenen Gedichte<br />
– einleitend an die Wand projiziert.<br />
Mitgebracht hat er seine beiden letzten<br />
Gedichtbände „Heartcore“ und „Autokino“,<br />
aber auch neue, noch unveröffentlichte<br />
Texte.<br />
„manchmal ist das leben ein / kleiner<br />
billiger film den du / nicht mehr nach-<br />
Ostermaier liest: Erst die U5 voll, dann die Büchertische leer<br />
synchronisieren / musst hat das glück Refrain, sich vom Text zu lösen, spontan,<br />
je nach Stimmung.<br />
französische / untertitel und der atlantik<br />
passt / in ein rotweinglas in der hand / Am Anfang ist es ein wenig schwer,<br />
eines freundes...“<br />
sich in diesen Stil hineinzufinden, und<br />
Ostermaiers Texte sind offen, schon man merkt die abwartende Zurückhaltung<br />
des Publikums. Ostermaier treibt<br />
ihre äußere Form in durchgehender<br />
Kleinschreibung, ohne Satzzeichen und sich selbst voran, spielt mit Sprache<br />
mit starkem Zeilenbruch legt das nahe. und Bildern, hangelt sich an Assoziationen<br />
entlang und erschafft ganze<br />
Entsprechend viele Möglichkeiten gibt<br />
es, seine Gedichte zu interpretieren und Wort-Welten. Genauso unvermittelt<br />
vorzutragen. Und auch er selbst nimmt nimmt er alles Tempo aus seinem Vortrag<br />
heraus, lässt Formulierungen wir-<br />
sich die Freiheit, den selben Text in verschiedenen<br />
Variationen zu lesen, zentrale<br />
Zeilen zu wiederholen wie einen wie zuvor Hektik, Technik, Lärm<br />
ken, Szenen nachklingen. So intensiv<br />
und<br />
die „neuen“ Bamberger Symphoniker.<br />
Müller tritt die Nachfolge von Matthias<br />
Weigmann an, der nach finanziellen<br />
Ungereimtheiten seinen Hut nehmen<br />
musste. Weigmann hinterließ einen<br />
Schuldenberg von rund zwei Millionen<br />
Euro, wie kürzlich bekannt wurde.<br />
Diesen wollen das Land Bayern, der Bezirk<br />
Oberfranken und die Stadt Bamberg<br />
nun gemeinsam abtragen, um dem<br />
neuen Intendanten einen reibungslosen<br />
Start zu ermöglichen. Dennoch wird<br />
dem Orchester eine Schuldenlast von<br />
rund 460 000 Euro aus der „Ära” Weigmann<br />
erhalten bleiben, die den Fortbestand<br />
der Symphoniker aber nicht gefährden<br />
soll. Zehetmair versicherte:<br />
„Die Bamberger Symphoniker werden<br />
eine gute Zukunft haben“, und zwar „in<br />
der Bundesliga“.<br />
Gewalt, sind da plötzlich Schönheit,<br />
Ruhe, Intimität, Zuversicht.<br />
„...in deinem kalender bin ich / morgen<br />
ein stern doch ich / schalte das licht aus<br />
dann / kannst du mich schon / heute<br />
nacht sehen“<br />
Von Liebesgedichten springt Ostermaier<br />
zu politisch-kritischer Lyrik,<br />
trägt Texte mit Titeln wie „Leitkultur“<br />
und „Neuer Markt“ vor. Er wagt sich an<br />
die Verarbeitung des 11. Septembers<br />
heran, schafft aber auch wieder die<br />
Rückkehr zu weniger bedrückenden<br />
Themen – erste Lacher im Publikum.<br />
Spätestens bei „Supermarktsex“ wird<br />
der fast schon musikalische Rhythmus<br />
von Ostermaiers Gedichten deutlich, in<br />
denen Wortspiele und unerwartete Reime<br />
eine Art Sogwirkung zu entwickeln<br />
scheinen:<br />
„...kleb lakritzestäbchen wie / strichcodes<br />
auf meinen rücken / und wir werden<br />
die nummer / bis zur kasse schieben<br />
sich / im supermarkt zu lieben ist / besser<br />
als zuhause auf den / preisschildern<br />
zu liegen und nur / den wäscheständer<br />
hoch zu kriegen...“<br />
Für den jungen Lyriker müssen gute<br />
Gedichte auch genau so sein: „rhythmisch<br />
präzise, cool im Sound und treibend<br />
im Beat.“ Nicht zuletzt deshalb<br />
liegen den letzten beiden Lyrikbänden<br />
CDs bei, auf denen die Texte mit der<br />
Musik von Ostermaiers Freund Bert<br />
Wrede kombiniert werden. Mit ihm<br />
geht der Vollblut-Münchner und bekennende<br />
Bayern-Fan zur Zeit auch auf<br />
Lesung. Schließlich weiß er selbst:<br />
„als dichter musst du wie ein rockstar<br />
sein & / wilde wege gehn ein mikro mit<br />
den lippen / küssen die seiten mit der<br />
zunge blättern als / wären sie aus stahl“<br />
„We scare because we care“<br />
Monster monstern monster Monster im monstermäßig monsterspaßigen Monsterfilm „Monster AG“<br />
(mah) Es geht um Türen. Um Pforten in<br />
das Reich schlafender Kinder, von abnormen<br />
Wesen einer anderen Welt<br />
katalogisiert, in riesigen Hallen gelagert<br />
und in fließbändiger Manier<br />
missbraucht. Denn worüber<br />
man sich schon immer den Kopf<br />
zerbrach, wonach man aber niemals<br />
zu fragen wagte, darüber<br />
wird in diesem Film informiert:<br />
Woher kriegen Monster<br />
eigentlich ihren Strom?<br />
Aus den angsterfüllten<br />
Schreien gepeinigter<br />
Kinder wird er gesaugt<br />
und in schwere<br />
Metallflaschen verfüllt.<br />
Eine Elite<br />
knuffiger Schocker<br />
steht jeden<br />
Morgen<br />
auf der Matte,<br />
um ihre grausige<br />
Arbeit im Namen<br />
des E-Werks zu verrichten.<br />
Auch<br />
Sully, eine flau-<br />
Foto: Pixar Entertainment<br />
Zukunft trotz Schuldenberg<br />
Symphoniker haben einen neuen Intendanten<br />
schige Miezekatze mit Hörnern, und<br />
Mike Glotzkowsky, der einäugige<br />
Grünling ohne Hals, sind dem Familienunternehmen<br />
verpflichtet und sorgen<br />
sich tagtäglich um den Schreckrekord<br />
auf der Straße der Besten. Wie Maverick<br />
und Goose der „Top Gun“ bilden<br />
sie ein Team aus Frontmann und<br />
rückendeckendem Busenfreund im<br />
täglichen Kampf um Kindergeheul,<br />
denn ungefährlich ist die<br />
ganze Sache nicht. Was man schon<br />
immer wusste, sich aber nun<br />
wiederum nie zu sagen traute, ist für<br />
Monsterhausen oberstes Gesetz: Kinder<br />
sind tödlich.<br />
Klar, dass es da auch zu Pannen kommt,<br />
und so erleben sie ihren ganz persönlichen<br />
Supergau, als ein minderjähriges<br />
Mädchen die Schwelle ins jenseitige<br />
Universum übertritt. Doch nicht alles<br />
im Leben ist Schicksal, und bald wird<br />
ersichtlich, dass bösartigste Machenschaften<br />
die Grenzgänger in die Bredouille<br />
brachten. Während die Stadt im<br />
Chaos versinkt, nimmt Sully sich des<br />
glucksenden Wusels an und versucht, es<br />
wieder in der rechten Tür zu verabschieden.<br />
In dieser verfahrenen Situation entwikkelt<br />
der Film ein Gulasch aus blubbernden<br />
Gags, Ideen und gurgelnden<br />
Brüllern, ist liebenswert und rührig,<br />
gerade in Anbetracht dieses unerschrockenen,<br />
unschuldigen<br />
Menschenkindes namens Boo. Die<br />
Protagonisten wachsen einem ans Herz,<br />
allzu menschlich sind sie. Jedoch nicht<br />
Herr Glotzkowsky, der nur in einer Tour<br />
dämlich labern muss und doch nichts zu<br />
sagen hat. Möglicherweise liegt es an<br />
der Synchronisation, aber seine nervtötenden<br />
Monologe sind dermaßen oberflächlich<br />
und billig, dass selbst ein gewollter<br />
Verweis auf Mikes Schwäche<br />
fürs Platte dem Film so manche Szene<br />
ruiniert. Auch die Nebenhandlung,<br />
Glotzkowskys Buhlerei um eine neue<br />
Flamme, wirkt unmotiviert und deplaziert.<br />
Zudem sind einige Handlungen<br />
nicht ganz nachvollziehbar, ja ungereimt.<br />
Das ist zwar schade, bringt den<br />
Film aber nicht wirklich zu Fall. Er ist<br />
ansonsten wohl einfach zu gut.
KEHRSEITE.<br />
Laufend essen und kochen<br />
Auf die Teller, fertig, los! Anfang Dezember fand das erste Running Dinner von Bambus e.V. statt<br />
Von Christina Distler<br />
Als ich den quietschgelben Flyer mit<br />
der Aufschrift „1. Bamberger Running<br />
Dinner Night“ in die Hand gedrückt<br />
bekam, war der anschließende Umweg<br />
zum Abfalleimer eigentlich schon eingeplant.<br />
Allerdings hörte sich die Idee<br />
so witzig und spannend an, dass sich<br />
unsere WG dann kollektiv zum Mitmachen<br />
entschied – die Aussicht auf ein<br />
Drei-Gänge-Menü als Alternative zu<br />
den üblichen Aldi-Spaghetti war einfach<br />
zu verlockend.<br />
Anmelden, auslosen<br />
und auftischen<br />
In den Straßen von Nürnberg<br />
Teil 2: Von Happy-Hour-Hardcore-Pitcher-Leerern und High-Society-Provinz-Passanten<br />
Die Gläser sind gespült, die Krawatte ist gebun-<br />
Foto: ajs<br />
(ajs) Von den Klassikern in der letzten<br />
<strong>Ausgabe</strong> jetzt also zu den Neoklassikern,<br />
soll heißen: Kneipen und Bars,<br />
die es lange gibt, aber eben nicht ganz<br />
sooo lang.<br />
Da wäre zum<br />
Beispiel das<br />
Enchilada.<br />
Direkt hinter<br />
der Frauenkirche<br />
am Hauptmarkt<br />
trifft<br />
man sich zum<br />
mexikanischen<br />
Essen und<br />
Cocktailschlürfen.<br />
Zwischen 17<br />
und 20 Uhr<br />
laufen die<br />
Bänker zum<br />
Geschäftscaipi<br />
und die Szenegänger<br />
zum<br />
Happy-Hour-<br />
Hardcore-<br />
Pitcher-Leeren<br />
ein. Böse Zungen<br />
behaupten, den: Auf zum Sauf!<br />
Das Konzept eines Running Dinners ist<br />
ebenso kreativ wie einfach und hält für<br />
jeden Teilnehmer zahlreiche Überraschungen<br />
bereit. Jeweils zu zweit bereitet<br />
man entweder Vor-, Haupt- oder<br />
Nachspeise vor, je nachdem, wie das<br />
Los entscheidet. Für die übrigen zwei<br />
Gänge darf man sich dann bei zwei<br />
anderen Running-Dinner-Teams einquartieren<br />
und kulinarisch verwöhnen<br />
lassen.<br />
Meine Mitbewohnerin Claudia und ich<br />
hatten laut E-Mail des Organisators<br />
„die Ehre, die Hauptspeise darzureichen.”<br />
Wir entschieden uns für Gemüselasagne,<br />
um die Vegetarier unter<br />
unseren Gästen nicht nur mit dem<br />
Beilagensalat abspeisen zu müssen. Um<br />
18 Uhr herrschte in unserer WG-Küche<br />
bereits Hochbetrieb, denn vier tapfere<br />
Köchinnen waren dabei, Essen für insgesamt<br />
14 hungrige Studenten vorzubereiten.<br />
Nach getaner Arbeit machten<br />
wir uns dann um 19 Uhr auf den Weg<br />
ins Collegium Oecumenicum, wo uns<br />
unsere Gastgeber und ein weiteres<br />
Gastteam bereits erwarteten. So wurde<br />
das Drei-Gänge-Menü der besonderen<br />
während der Happy-Hour sei der Margerita<br />
etwas dünner als sonst.<br />
Dazu können wir sagen: Insgesamt konkurrieren<br />
die Cocktails des Enchilada zur<br />
Happy Hour-<br />
Zeit nach unseren<br />
Recherchen<br />
geschmacklich<br />
mit anderen<br />
Cocktailbars<br />
in Nürnberg.<br />
Zum Beispiel<br />
dem Sausalitos.<br />
Seit einigen<br />
Jahren<br />
hat sich hier<br />
das Pendant<br />
zur Erlanger<br />
<strong>Ausgabe</strong> angesiedelt<br />
und<br />
bedient in etwa<br />
das gleiche<br />
Publikum.<br />
Allerdings<br />
hat man<br />
hier zu Stoßzeiten<br />
bessere<br />
Chancen als<br />
Foto: feki.de<br />
Art dann auch stilecht mit exotischen<br />
Salatkreationen und Wein begonnen.<br />
Nach einer Stunde hieß es allerdings<br />
schon wieder weiterziehen, diesmal in<br />
unsere Wohnung. Zuerst wurde uns<br />
jedoch telefonisch unsere Anlaufstelle<br />
für das Dessert mitgeteilt – das<br />
Studentenwohnheim in der Färbergasse.<br />
Während der Hauptspeise ging es dann<br />
auch schon lebhafter zu, denn wir<br />
erwarteten sechs Gäste und trafen sogar<br />
auf bekannte Gesichter. Zufällig waren<br />
Zeig mir, wie Du kochst, und ich sage Dir, was Du studierst...<br />
die beiden Studentinnen, bei denen wir<br />
zur Nachspeise eingeladen waren, zwei<br />
unserer Mitesser, die wir mit der<br />
Gemüse-lasagne verköstigten. So<br />
ersparten wir uns das lästige Suchen auf<br />
dem Stadtplan – Orientierungsprobleme<br />
sorgten bei diversen Teams dafür,<br />
dass sich manchmal nur ein Teil der<br />
erwarteten Gäste bis zum Ziel durchschlagen<br />
konnte... Vielleicht waren<br />
diese auch nur wegen allzu gut gemixter<br />
Cocktails bei dem einen oder anderen<br />
Team hängen geblieben.<br />
Zum Verdauen in<br />
den Tapas-Keller<br />
Zum Dessert um 21:<strong>30</strong> Uhr war zwar<br />
keiner mehr so richtig hungrig, aber<br />
dafür jeder mehr oder weniger stark<br />
alkoholisiert, denn schließlich gehören<br />
ja zu jedem Gang die richtigen Getränke.<br />
Bei der anschließenden After-<br />
Dinner-Party im Tapas-Keller tanzten<br />
und feierten die rund 200 Teilnehmer<br />
dann noch bis spät in die Nacht.<br />
Natürlich gab es jedes Mal ein begeistertes<br />
Hallo, wenn man den einen oder<br />
anderen Gastgeber oder Gast im Gedränge<br />
traf. Der Flyer hatte also nicht<br />
zuviel versprochen: „Eine Nacht voller<br />
Überraschungen.“<br />
im Enchilada, einen Sitzplatz zu ergattern.<br />
Auch das Central auf der anderen Seite<br />
des Hauptmarkts bietet in diesem<br />
Zeitraum eine Happy Hour an. Wie<br />
auch immer ihr die verbilligten<br />
Mixturen beurteilt – zum Normalpreis,<br />
also auch nach 20 Uhr, schmecken die<br />
Cocktails so, wie es sein soll.<br />
Den besseren Barkeeper scheint sich<br />
der Eulenspiegel am Weinmarkt angelacht<br />
zu haben, denn hier schmecken<br />
die Cocktails immer sehr lecker. Dafür<br />
gibt es eine Happy Hour auch nur am<br />
Wochenende und dann zwischen 19<br />
und 21 Uhr. Longdrink-Special-Preise<br />
sind dafür noch mal zwischen 1 und 3<br />
Uhr nachts. Als Starterbar für lange<br />
Nächte empfiehlt sich dieses<br />
Etablissement auch aufgrund seiner<br />
Lage mitten in der Nürnberger Altstadt.<br />
Zwischen den Fachwerkhäusern und<br />
Albrecht-Dürer-Gedenksteinen fühlt<br />
man sich fast wie zu Hause in Bamberg<br />
und stellt fest, dass Alt(e)-Städte echt<br />
was zu bieten haben.<br />
Zu den Neoklassikern gehört auch die<br />
Wax-Lounge direkt gegenüber vom<br />
Hauptbahnhof. Hier geht man absichtlich<br />
nicht zur Happy Hour (18-21 Uhr).<br />
Wer will schon zeigen, dass er sparen<br />
muss. Nein – hier startet der Abend erst<br />
nach Elf und endet um Eins. Dann<br />
strömt man mit einer Herde bunt bepinselter,<br />
aber dunkel angezogener High-<br />
Society-Provinz-Passanten in Richtung<br />
Kaiserstraße. Vor dem Mach wartet<br />
bereits eine Schlange von 80 Teenagern<br />
darauf, dass die „Wichtigen“ endlich<br />
kommen und sie nach diesen auch vom<br />
Türsteher durchgewunken werden,<br />
dann natürlich gegen Bares.<br />
Fehlen darf außerdem nicht der Freudenpark<br />
– ein Bar-Restaurant in der<br />
Nähe des Flughafens (Kilianstraße) mit<br />
der legendärsten aller Getränkekarten<br />
in Nürnberg. Echte Liebhaber werden<br />
hier auf über <strong>30</strong> Seiten auf jeden Fall<br />
fündig und können sich eigens importierte,<br />
alkoholische Seltenheiten auf der<br />
Zunge zergehen lassen. Im Sommer<br />
geht das ganze sogar in einem wunderschönen<br />
Garten.<br />
Spätestens zur ersten Sommersemesterausgabe<br />
wird es also ein Wiedersehen<br />
mit dem Freudenpark geben. In der<br />
Folge: „Draußen in der Stadt“ –<br />
Biergärten.<br />
Eine süße Finanzexpertin und BWL-Studentin<br />
Harte Währung, weiche Formen – Luxus- und Liebesfachfrau Susi ist das Fakultätsluder der <strong>Ausgabe</strong> <strong>30</strong><br />
(fg) „Muss ich wirklich?“ fragt Susi kichernd,<br />
während sie sich eine blonde<br />
Haarsträhne aus dem Gesicht streicht.<br />
Aber dann verrät sie es doch – ihr süßes<br />
Geheimnis. „75, 23, 195“ haucht sie<br />
mit verführerischem Augenaufschlag.<br />
Ja! Das sind sie, die Traummaße der<br />
22-Jährigen. Zumindest seit dem 1.<br />
Januar diesen Jahres. Da ist er nämlich<br />
endlich gekommen: der Euro. Mit seinen<br />
Maßen. 75 Zentigramm schwer, 23<br />
Millimeter im Durchmesser und 195<br />
Pfennige wert.<br />
„Das war ja so toll. Ein echter Höhepunkt“,<br />
sagt Susi ganz atemlos. Verständlich,<br />
diese Aufregung. Schließlich<br />
studiert die gebürtige Castrop-Rauxelerin<br />
im vierten Semester BWL an der<br />
Fakultät Sozial- und Wirtschaftswissenschaften.<br />
Allein schon durch ihre Studienwahl<br />
interessiert sich Susi deshalb für eines<br />
ganz brennend, nämlich für Geld und<br />
den Euro im besonderen. Trotz aller<br />
Freude über die neue Währung ärgert<br />
sie sich dennoch ein bisschen. Immerhin<br />
hat sie im letzten Jahr 6 000<br />
Mark für die Beratung bei einem<br />
Schönheitsexperten ausgegeben. „Statistisch<br />
gesehen würde ich ja jetzt nur<br />
noch die Hälfte zahlen.“ Rein numerisch<br />
zumindest. Aber das weiß Susi<br />
natürlich. Schließlich büffelt sie seit<br />
Wochen für die schwierige Statistik-<br />
Vordiplomsprüfung.<br />
Und, schöne Susi, wofür hast du denn<br />
das viele Geld ausgegeben? „Das will<br />
ich nicht sagen, aber es war eine Investition<br />
in die Zukunft“, erklärt sie selbstbewusst.<br />
Schließlich will Susi später<br />
mal im Top-Management arbeiten. Als<br />
Finanzexpertin. Und da sind sicherlich<br />
nicht nur dicke Geldbeutel von Vorteil.<br />
Dann seufzt Susi plötzlich ganz herzzerreißend.<br />
Denn nicht nur die Paukerei<br />
hat ihr in den letzten Wochen so richtig<br />
zugesetzt, sondern auch die Trennung<br />
von ihrem Freund Hans-Gerald-Dieter-<br />
Günther-Philipp Prinz von Wildich-<br />
Hockenschrunz-Hasselbusch. „Das war<br />
ja so schrecklich. Aber es gab einfach<br />
keine andere Möglichkeit“, schluchzt<br />
sie. Arme Susi. Kopf hoch! Wir verstehen<br />
schon, dass du dich von deinem<br />
ehemals wohlbetuchtem Liebhaber<br />
trennen musstest. Schließlich hatte<br />
der sein ganzes Geld in New-Economy-Aktien<br />
investiert. Keine<br />
kluge Entscheidung. Denn jetzt<br />
ist nicht nur die Kohle weg, sondern<br />
auch Susi. Tja, Hans-<br />
Gerald-Dieter etc. kann somit<br />
nur noch eines tun, nämlich seine<br />
Peanuts einpacken (die wenigen<br />
Sachen, die ihm noch geblieben<br />
sind) und gehen.<br />
Statt eines chromfarbenen Porsche<br />
Boxters fährt der 98-Jährige mittlerweile<br />
nur noch einen abgetakelten<br />
Fiat Punto. Mit Motorschaden.<br />
Verständlich, dass er sozusagen<br />
unter Startschwierigkeiten<br />
leidet. Deshalb hat ihm Susi<br />
auch ein Euro-Starter-Kit im<br />
Wert von 20 Mark geschenkt.<br />
„Damit er wieder so richtig loslegen<br />
kann“, berichtet sie stolz.<br />
Schließlich hat die 22-Jährige<br />
nicht nur eine soziale Ader, sondern<br />
sie glaubt auch an einen großen<br />
Traum. Dass man es vom „dish-washing“<br />
zum „extraordinary money<br />
making“ schaffen kann,<br />
wie sie mit einem<br />
echten BWL-<br />
Anglizismus<br />
erklärt. Susi<br />
Alles echt und Gold was glänzt? Wenn das mal<br />
kein Falschgeld ist.<br />
Montage: ottfried<br />
ist da ganz optimistisch. Ob ein 98-<br />
Jähriger jedoch die gleiche Einstellung<br />
Trinken<br />
Schweine Tee?<br />
(mah) Diese Frage beschäftigte<br />
mich bis vor kurzem noch mehr als<br />
die Angst, dass man mir auf dem<br />
öffentlichen Klo, justament während<br />
des Urinierens, die Tasche<br />
klaut. Eine berechtigte Angst, wie<br />
ich finde, sintemal man zu dieser<br />
Zeit wahrlich und völlig wehrlos ist.<br />
Aber auch ein Problem, welchem<br />
sich gesetzte Leute wortwörtlich<br />
nicht stellen brauchen, sofern sich<br />
ihr aborter Horizont allein auf die<br />
gereihten Schließfachkabinen zum<br />
Schutze ihrer Taschen wie auch der<br />
eigenen Person erstreckt.<br />
Erinnert sich dabei eigentlich noch<br />
jemand an die netten Diebstahlsicherungen,<br />
die wie die grässlichen<br />
und beim öffentlichen Harnen äußerst<br />
störenden Gelenktaschen für<br />
Herren aussahen? Riss da ein kaltschnäuziger<br />
Schuft Besitz und Eigentum<br />
von der Schulter eines<br />
ahnenden Fräuleins, so riss er auch<br />
die Elektronik vom Stecker der Gelenkschlaufe.<br />
Ein anständig schriller<br />
Ton ließ nun den Spitzbuben bis ins<br />
Knochenmark erschüttern, so dass<br />
er inniglich bereute, die Tasche zurückgab<br />
und nach Aufgabe seines<br />
lotterlichen Lebens als Verbrecher<br />
zum Gutmenschen gedieh und aus<br />
dem tiefen Bedürfnis nach Buße in<br />
missionarischer Tätigkeit über die<br />
Erde ging, um die Unantastbarkeit<br />
privaten Eigentums zu predigen.<br />
In Uganda, Kenia, Tansania, Sambia,<br />
Malawi, Burundi und Ruanda<br />
kann man sich jetzt als ehrbarer ausländischer<br />
Investor gegen so geschäftsschädigende<br />
Unannehmlichkeiten<br />
wie Bürger- oder Bandenkriege,<br />
Putsch, aber auch Flüchtlingsströme<br />
und Hungersnöte versichern<br />
lassen. Die betroffenen Staaten<br />
müssen dabei nur im Voraus das<br />
Geld in einem Fonds hinterlegen,<br />
finanziert durch weitere Schulden<br />
bei der Weltbank. Die African Trade<br />
Insurance Agency wird dabei aus<br />
Gründen des Vertrauens von London<br />
aus organisiert. Ist dann das<br />
Elend groß, haben Afrikas ärmste<br />
Länder wenigstens das Leid bedauernswerter<br />
internationaler Anleger<br />
gelindert. Das ist dann wieder ein<br />
bisschen so, als ob einem jemand im<br />
nötigsten Augenblick die Tasche<br />
klaut, lautlos und ohne Reue.<br />
Läuft die Welt noch rund? Trinken<br />
Schweine eigentlich Tee? Ich trinke<br />
Tee. Kommt der nach Gebrauch in<br />
die Biotonne? Wegen der Heftklammern<br />
an Beutel und Faden habe ich<br />
mir eben Sorgen gemacht. Wie ich<br />
aber erfahren musste, wird jener<br />
Müll nicht verfüttert, sondern nur<br />
kompostiert. Diese Kümmernis hat<br />
sich also erledigt. Die Angst auf<br />
dem Klo jedoch nicht.<br />
teilt? „Na ja“, winkt sie ab, „das ist ja<br />
auch nicht so wichtig. Schließlich ist<br />
jeder seines Glückes Schmied.“ Genau!<br />
Und deshalb blickt die Castrop-<br />
Rauxelerin trotz aller Schicksalsschläge<br />
zuversichtlich in die Zukunft. Im<br />
Sommer will sie sich von dem ganzen<br />
Vordiplom-Stress erholen. In Italien.<br />
„Da kann man ja sogar auch mit Euro<br />
zahlen.“ Kluge Susi. Die meiste Zeit,<br />
das weiß die süße Blondine jetzt schon,<br />
wird sie dabei auf dem Rücken liegend<br />
verbringen. Beim Sonnenbaden am<br />
Strand, versteht sich. Eines dürfte dabei<br />
feststehen: Für Susi werden die Männer<br />
sicherlich nicht nur ihr Hartgeld aus der<br />
Tasche ziehen, sondern garantiert auch<br />
den ein oder anderen niegelnagelneuen<br />
Euro-Schein. Eine solche Luxus-Frau<br />
hat nun mal ihre Ansprüche. Wenn ihr<br />
Lust habt, unser nächstes Fakultätsluder<br />
zu werden, oder falls ihr Susi<br />
zwecks späterer Fusion kennen lernen<br />
möchtet (entsprechende Finanzkraft<br />
vorausgesetzt), dann schickt einfach<br />
eine Mail an fakultaetsluder@gmx.de.<br />
Schöne Semesterferien!