Der Ring in New York – 16. – 19. Juli 2007, Dirigent: Valeri Gergiev ...
Der Ring in New York – 16. – 19. Juli 2007, Dirigent: Valeri Gergiev ...
Der Ring in New York – 16. – 19. Juli 2007, Dirigent: Valeri Gergiev ...
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überlegen und energisch. Doch schon Erda lässt ihn e<strong>in</strong>fach stehen, während ihm<br />
se<strong>in</strong> Enkel Siegfried zeigt, wo „der Bartli den Most holt“: Er zerschlägt mit dem von<br />
ihm selbst geschmiedeten Notung den Speer Wotans. Ewgeni Nikit<strong>in</strong> gibt e<strong>in</strong>en<br />
Wotan, der eigentlich schon erwartet hat, se<strong>in</strong>en Speer <strong>in</strong> zwei Teilen vom Boden<br />
aufsammeln zu können. Se<strong>in</strong>e Reaktion gleicht er e<strong>in</strong>er beleidigten Geste, nachdem<br />
das e<strong>in</strong>getreten ist, was er sich ausgemalt hatte.<br />
Valery <strong>Gergiev</strong> und das fabelhafte Mari<strong>in</strong>sky-Theater sche<strong>in</strong>en von Abend zu Abend<br />
zu wachsen. <strong>Gergiev</strong> geht jeder Phrase, jeder Motivik subtil nach, ohne je mit dem<br />
Zeigef<strong>in</strong>ger auf die e<strong>in</strong>zelnen „Gefühlswegweiser“ h<strong>in</strong>zudeuten. Er stachelt se<strong>in</strong><br />
Orchester zu ebenso energischem wie differenzierten Spiel an und schafft damit<br />
e<strong>in</strong>en Spannungsbogen, durch den <strong>in</strong> der Musik stets der Faden weiter gesponnen<br />
wird, auch wenn auf der Bühne mal weniger passiert <strong>–</strong> e<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>reissende<br />
musikalische Deutung.<br />
Und was sagt me<strong>in</strong> Kollege aus WASHINGTON: 'RING' AN ODD THING<br />
Donnerstag, <strong>19.</strong> <strong>Juli</strong>: Götterdämmerung<br />
Mit e<strong>in</strong>er grossartigen „Götterdämmerung“ g<strong>in</strong>g der <strong>New</strong> <strong>York</strong>er „<strong>R<strong>in</strong>g</strong>“ zu Ende.E<strong>in</strong><br />
krönender Abschluss für e<strong>in</strong>e Inszenierung, die mit der Zeit immer zw<strong>in</strong>gender<br />
wurde, weil sie sich <strong>in</strong> durchdachtem Verzicht übt. Im Grossen und Ganzen g<strong>in</strong>g das<br />
Konzept von Valery <strong>Gergiev</strong>, dem stürmisch bejubelten russischen <strong>Dirigent</strong>en, und<br />
George Tsyp<strong>in</strong>, dem Architekten und Bühnenbildner, sehr gut auf. Als<br />
Gegenbewegung zu dem westlichen Regie-Theater war dieser „<strong>R<strong>in</strong>g</strong>“ angelegt, und<br />
man muss zugeben: es funktionierte. Grundlage dafür war vor allem die Gesamtheit<br />
aus Bühne, Licht und Musik. In e<strong>in</strong>em viereckigen Kasten fanden sich während des<br />
gesamten „<strong>R<strong>in</strong>g</strong>s“, also auch während der abschliessenden „Götterdämmerung“, jene<br />
kultischen, menschenkörper-ähnlichen Riesengestalten, die an Darstellungen<br />
<strong>in</strong>digener Völker er<strong>in</strong>nern. Es gelang damit, die Handlung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e vorzivilisatorische<br />
Zeit zu versetzen, ohne genaue Bestimmung des Ortes. Die Allgeme<strong>in</strong>gültigkeit des<br />
Mythos wurde damit exzellent vorgeführt. Anders als viele moderne Inszenierungen<br />
g<strong>in</strong>g es <strong>Gergiev</strong> und Tsyp<strong>in</strong> nicht darum, e<strong>in</strong> bestimmtes Element des „<strong>R<strong>in</strong>g</strong>s“ zu<br />
betonen (etwa die gesellschaftskritische Seite), sondern e<strong>in</strong> Geschehen auf die<br />
Bühne zu br<strong>in</strong>gen, das durch die überzeitliche Darstellungsform bis <strong>in</strong> die Gegenwart<br />
zu reichen vermag, ohne dass die Handlung etwa <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bürogebäude statt fände.<br />
Mit verschiedenen, berauschenden Beleuchtungen und Video-Effekten (durch die<br />
beleuchtete Körper e<strong>in</strong>e sich quasi bewegende Oberfläche bekamen) wurden nicht<br />
nur Szenen allegorisch dargestellt, auch persönliche Abhängigkeiten und<br />
psychologische Zusammenhänge, die <strong>in</strong> der Musik durch Wagners<br />
„Gefühlswegweiser“ auftauchen, wurden durch verschiedene Farben dargestellt <strong>–</strong><br />
e<strong>in</strong>e denkbar e<strong>in</strong>fache und deshalb zw<strong>in</strong>gende Idee. E<strong>in</strong>zig die Kostüme<br />
(verantwortlich: Tatiana Nog<strong>in</strong>owa) fielen aus diesem abstrakten Rahmen. Siegfried<br />
kam <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em roten, zerlumpten Wams daher, die Götter <strong>in</strong> Umhängen, die aus der<br />
Requisitenkiste e<strong>in</strong>es Historienfilms zu stammen sche<strong>in</strong>en, die Rhe<strong>in</strong>töchter <strong>in</strong><br />
muschelbesetzten, hellen Gewändern. Dies wirkte bisweilen etwas ulkig, auch wenn<br />
das Konzept, „historische“ Figuren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en überzeitlichen Rahmen zu stellen,