Leseprobe - vpm
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1.1 Einführung und Zielsetzung<br />
Ziele<br />
yyLiterarisches<br />
Lernen<br />
yySystematische<br />
und differenzierte Förderung<br />
mündlichen und schriftlichen Sprachhandelns in<br />
den Lernbereichen „Erzählen“, „Hören“, „Lesen“<br />
und „Schreiben“ auf der inhaltlichen Grundlage<br />
ausgewählter Bilderbücher<br />
Zielgruppen<br />
yyJahrgangsstufe<br />
1 (ab dem zweiten Halbjahr)<br />
yyJahrgangsstufe<br />
2<br />
yyJahrgangsübergreifender<br />
Unterricht<br />
(Klasse 1 und 2)<br />
yySprachfördergruppen,<br />
z. B. für Kinder, die Deutsch<br />
als Zweitsprache erlernen<br />
Die Reihe „Mit Bilderbüchern Sprache fördern“ verbindet<br />
literarisches Lernen im Sinne eines handlungs- und produktionsorientierten<br />
Literaturunterrichts mit einer systematischen<br />
Förderung in den elementaren Lernbereichen „Erzählen“,<br />
„Hören“, „Lesen“ und „Schreiben“. Sie richtet sich mit einem<br />
integrativen Ansatz an alle Kinder der Jahrgangsstufe 1, ab<br />
dem zweiten Halbjahr, und der Jahrgangsstufe 2.<br />
Die Lern- und Förderangebote beziehen sich auf das breite<br />
Spektrum der vorhandenen unterschiedlichen Sprachfähigkeiten<br />
einer Lerngruppe. Kinder mit Deutsch als Zweitsprache<br />
(DaZ) finden mit ihren spezifischen Sprachlernbedingungen<br />
ebenso Berücksichtigung wie Kinder mit einem<br />
hohen sprachlichen Leistungsniveau.<br />
Der konzeptionell verankerte integrative Anspruch der<br />
Reihe „Mit Bilderbüchern Sprache fördern“, der Sprachheterogenität<br />
einer Lerngruppe gerecht zu werden, wird zum<br />
einen durch eine gemeinsame, auf das Bilderbuch bezogene<br />
texterschließende Spracharbeit eingelöst. Spielerische<br />
und handlungsorientierte Zugriffe in den Lernbereichen<br />
„Hören“ und „Erzählen“ sichern zusätzlich das Textverstehen<br />
bei allen Kindern. Zum anderen werden die unterschiedlichen<br />
Teilleistungsfähigkeiten der Kinder in den Bereichen<br />
„Lesen“ und „Schreiben“ innerhalb eines breit gefächerten<br />
Differenzierungsangebotes berücksichtigt. Die Arbeit mit<br />
dem Material bietet sich daher auch für den Sprachförderunterricht<br />
mit Kleingruppen an, besonders für Kinder, die<br />
Deutsch als Zweitsprache erwerben.<br />
Ein literarisch wertvolles Bilderbuch, das eine sprach-<br />
und kulturunabhängige Thematik bietet, die alle Kinder gleichermaßen<br />
interessiert und anspricht, steht im Zentrum des<br />
4<br />
Das konzept<br />
gemeinsamen Unterrichts und verbindet die sprachlichen<br />
Aktivitäten der Kinder miteinander.<br />
Die Erschließung des Bilderbuches in seinem Aussagegehalt<br />
ist zunächst reiner Literaturunterricht. Mit handlungs-<br />
und produktionsorientierten Zugriffen wird das Bilderbuch<br />
erarbeitet, z. B. mithilfe bildnerischer und szenischer Umsetzungen<br />
oder des erzählenden Antizipierens. Den Kindern<br />
wird so ein Zugang zur Literatur eröffnet. Sie erfahren, dass<br />
Lesen lustvoll ist, und machen auf impliziter Ebene wichtige<br />
Bild- und Texterfahrungen. Sie gewinnen Einsichten in die<br />
Besonderheiten der Struktur von Textsprache.<br />
Gerade vor dem Hintergrund einer eher vernachlässigten<br />
vorschulischen und schulischen Literacy-Praxis, deren<br />
Aufgabe es ist, primäre Schriftspracherlebnisse und literarische<br />
Basiskompetenzen zu übermitteln, übernimmt dieses<br />
Konzept auch eine Kompensationsfunktion.<br />
Erst im zweiten Schritt werden auf der Grundlage eines<br />
gesicherten Textverständnisses Sprachhandlungssituationen<br />
initiiert, die ein systematisches Training, eingebettet in<br />
kindgerechte und motivierende Lernsituationen, in den oben<br />
genannten Lernbereichen möglich machen. Hier verbindet<br />
sich der gemeinsame Klassen- oder Gruppenunterricht mit<br />
individualisierten und differenzierten Lernformen. Die dazu<br />
notwendigen Übungsformate beziehen sich auf den inhaltlichen<br />
Kontext des ausgewählten Bilderbuches, sodass die<br />
Kinder über einen längeren Zeitraum bei dem Bilderbuch<br />
bzw. dem angesprochenen Thema verweilen. Vor allem Kinder<br />
mit Deutsch als Zweitsprache und Kinder aus einem<br />
spracharmen Lebensumfeld haben jetzt die Chance, sich<br />
das Sprachmaterial des Bilderbuches anzueignen, indem sie<br />
es in ihren aktiven Sprachschatz aufnehmen. Dazu werden<br />
sie erzählend, lesend und schreibend tätig.<br />
Neben dem Literaturunterricht und dem systematischen<br />
Training in den elementaren Lernbereichen wird eine grundlegende<br />
Einführung in die Portfolioarbeit angeboten.<br />
Den Kindern eröffnet sich die Chance, in einem überschaubaren<br />
Zeitraum und innerhalb eines geschlossenen<br />
Rahmenthemas ihre Lernprodukte und den damit verbundenen<br />
Lernprozess in Form eines Portfolios (Schatzkiste)<br />
zu dokumentieren.<br />
1.2 Literacy-Erziehung<br />
Literacy, ein Begriff aus dem angloamerikanischen Raum,<br />
der in der deutschen Sprache keine adäquate Übersetzung<br />
findet, umschreibt den breiten Bereich von Erfahrungen und<br />
Aktivitäten mit Schriftkultur.
Die Erkenntnisse der Leseforschung verweisen auf die<br />
besondere Bedeutsamkeit vorschulischer und schulischer<br />
Literacy-Erziehung. Durch eine lebendig vermittelte positive<br />
Wertschätzung des Schriftlichen in Familie und Schule eröffnet<br />
sich dem zukünftigen kindlichen Leser eine neue Welt.<br />
Durch Vorlesesituationen, durch das Erzählen von<br />
Geschichten, aber auch durch Film und Video vollzieht sich<br />
eine aktive Auseinandersetzung mit der schriftbezogenen<br />
Umwelt. Kinder erfahren von der Funktion und der Bedeutsamkeit<br />
von Texten. Sie entwickeln eine Motivation, eine<br />
innere Haltung und ein kognitiv-sprachliches Handlungsrepertoire.<br />
Es bilden sich die sogenannten Vorläuferfähigkeiten<br />
aus, auf die sich die späteren Lese- und Schreibkompetenzen<br />
aufbauen lassen (vgl. Bundesministerium für Bildung<br />
und Forschung 2007).<br />
Eine ideale Lernsituation im Sinne von Literacy stellt das<br />
Bilderbuchlesen dar (vgl. ebd.). Der erwachsene kompetente<br />
Leser leitet das Kind zu einer gemeinsamen Rezeption<br />
von Bildern und Texten an. Wichtige Informationen müssen<br />
den Bildaussagen entnommen und mit den Textaussagen<br />
zu einem sinnvollen Ganzen verknüpft werden. Textsprache<br />
unterscheidet sich grundsätzlich von der Alltagskommunikation<br />
und entspricht eher dem elaborierten Sprachstil, dem<br />
sich Kinder annähern müssen, wenn sie später Texte lesen<br />
und verfassen wollen.<br />
Zu berücksichtigen ist, dass viele Kinder diese primären<br />
Literacy-Erfahrungen in ihrer Vorschulzeit nur unzureichend<br />
oder gar nicht gemacht haben. Dies gilt auch für einen großen<br />
Teil von Kindern mit Migrationsgeschichte.<br />
Die materiellen Umstände und die Migrationsbedingungen<br />
scheinen hierfür ursächlich zu sein. Es „scheint unter<br />
Migrationsbedingungen schlechter zu gelingen, „kulturelles<br />
Kapital“ zwischen den Generationen weiterzugeben (vgl.<br />
Gogolin/Neumann/Roth 2003). Nicht zu unterschätzen ist<br />
eine mögliche Unsicherheit der Eltern bei der Weitergabe<br />
der eigenen Sprachkultur und dem gleichzeitigen Wunsch,<br />
die eigenen Kinder in die neue Gesellschaft zu integrieren.<br />
Doch auch in deutschsprachigen Familien fehlen lesesozialisierende<br />
Faktoren. Dem Bilderbuchlesen kommt daher im<br />
Deutschunterricht eine zentrale Bedeutung zu.<br />
Die genießende, lustvolle Auseinandersetzung mit literarischen<br />
Texten kommt dem kindlichen Unterhaltungsinteresse<br />
entgegen. Dabei entsteht Lesemotivation. Die Inhalte<br />
der Bilderbücher sind bedeutsam, weil sie in spannende<br />
fremde oder fiktive Welten führen oder wichtige Themen der<br />
eigenen Lebenswirklichkeit aufgreifen und widerspiegeln.<br />
Neben dem Vorlesen hat das Gespräch über das Buch –<br />
vor, während und nach dem Vorlesen – einen wesentlichen<br />
Einfluss auf die Erarbeitung und Verarbeitung der Inhalte.<br />
Fragen zur Handlung, zu literarischen Figuren und an das<br />
eigene Sinnverständnis sowie der Austausch über die eige-<br />
5<br />
Das konzept<br />
nen Gedanken, Assoziationen und Interpretationen fördern<br />
die kindlichen Rezeptionsfähigkeiten in besonderer Weise.<br />
Die Lesekommunikation bildet grundlegende metakognitive<br />
Kompetenzen aus.<br />
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass das<br />
gemeinsame Betrachten und Vorlesen von Bilderbüchern<br />
yyKindern<br />
die grundlegende Einsicht in die kommunikative<br />
Funktion des Schriftlichen vermittelt,<br />
yyihnen<br />
einen Zugang zur Literatur eröffnet,<br />
yyihnen<br />
eine Annäherung an schrift- und textsprachliche<br />
Strukturen ermöglicht und somit Vorläuferfähigkeiten für<br />
das Lesen und Schreiben ausbildet,<br />
yydie<br />
Bild- und Textrezeptionskompetenz von Kindern<br />
grundlegend fördert<br />
yysie<br />
metakognitive Fähigkeiten entwickeln lässt.<br />
Literatur<br />
Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hrsg.) (2007): Förderung<br />
von Lesekompetenz. Expertise – Berlin<br />
Gogolin, Ingrid; Neumann, Ursula; Roth, Hans-Joachim (2003): Förderung<br />
von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund.<br />
Gutachten für die BLK. Bonn<br />
1.3 Organisation, Medien und Material<br />
Organisation der Materialien<br />
Das Bilderbuch „Steinsuppe“ ist das erste Bilderbuch aus<br />
der Reihe „Mit Bilderbüchern Sprache fördern“. Für die<br />
Umsetzung des Konzepts mit der „Steinsuppe“ gibt es folgende<br />
Medien:<br />
yyLehrermaterial<br />
für Klasse 1– 2 (inkl. 40 Kopiervorlagen<br />
und 5 Bildkarten)<br />
yySteinsuppe.<br />
Mein Arbeitsheft. Sprachportfolio (inkl.<br />
„Steinsuppen-Wörter“)<br />
yyAudio-CD<br />
„Steinsuppe“<br />
Kapitel 3 des Lehrermaterials ist das Kernstück für die praktische<br />
Unterrichtsarbeit. Hier finden sich aktuelle fachliche<br />
Informationen, methodische Anregungen und Hinweise zur<br />
praktischen Umsetzung zu den Lernbereichen „Erzählen“,<br />
„Hören“, „Lesen“ und „Schreiben“. Jeweils am Ende dieser<br />
Lernbereichskapitel befinden sich dazugehörige Kopiervorlagen<br />
und Materialien. Zur schnellen Orientierung ist jedem<br />
dieser Kapitel eine tabellarische Übersicht über die Aufgabeninhalte<br />
und die empfohlenen Sozialformen vorangestellt.<br />
„Steinsuppe. Mein Arbeitsheft. Sprachportfolio“ ist ein Ar -<br />
beits heft (siehe Kap. 4), das jedem Kind zur Verfügung steht.
Es stellt innerhalb des geöffneten Unterrichts das zentrale<br />
Medium dar und fordert die Kinder heraus, weitgehend<br />
selbst tätig zu werden. Formen der Selbstkontrolle durch die<br />
Aufgabenformate oder die entsprechenden Lösungen (siehe<br />
Kap. 5.1.2) unterstützen das Kind auf diesem Lernweg.<br />
Gleichzeitig erfüllt das Arbeitsheft die Funktion eines<br />
Sprachportfolios: Zunächst sieht es eine Sammlung der<br />
Arbeitsergebnisse vor, die „außerhalb“ des Arbeitsheftes in<br />
den Lernbereichen „Lesen“ und „Schreiben“ entstehen. Alle<br />
abzuheftenden Arbeitsprodukte finden so einen gemeinsamen<br />
und übersichtlichen Ort der Aufbewahrung. Durch die<br />
spätere Zusammenstellung ausgesuchter Ergebnisse innerhalb<br />
der Sammelmappe erarbeitet jedes Kind am Ende der<br />
Unterrichtsarbeit ein Produktportfolio, das aus dem Arbeitsheft<br />
eine individuelle Schatzkiste für jedes Kind entstehen<br />
lässt (siehe Kap. 4.3).<br />
Schatzkiste (hinten im Arbeitsheft)<br />
Jedem Arbeitsheft liegt die Wort-Bild-Liste „Steinsuppen-Wörter“<br />
bei. Darauf sind die relevanten Nomen, die im Bilderbuch<br />
vorkommen, nach dem Abc geordnet, mit Artikeln sowie<br />
Singular- und Pluralbildung versehen und durch ein entsprechendes<br />
Bild farbig visualisiert. Allen Kindern, unabhängig<br />
von ihrem Sprachentwicklungsstand, wird so eine anschauliche<br />
Lernhilfe bei der aktiven Erweiterung und Sicherung<br />
ihres Wortschatzes gegeben. Bei der individuellen Entwicklung<br />
von Erzähltexten, ob mündlich oder schriftlich, können<br />
sich die Kinder zur korrekten Verwendung des Wortmaterials<br />
an der Wort-Bild-Liste orientieren.<br />
6<br />
Steinsuppen-Wörter<br />
die Ente, eine Ente, viele Enten<br />
das Gemüse, viel Gemüse<br />
die Henne, eine Henne, viele Hennen<br />
der Hund, ein Hund, viele Hunde<br />
der Kamin, ein Kamin, viele Kamine<br />
der Kessel, ein Kessel, viele Kessel<br />
der Kohl, viel Kohl<br />
der Lauch, viel Lauch<br />
das Messer, ein Messer, viele Messer<br />
das Pferd, ein Pferd, viele Pferde<br />
die Rübe, eine Rübe, viele Rüben<br />
Steinsuppen-Wörter, Beilage im Arbeitsheft<br />
Mit Bilderbüchern Sprache fördern. Steinsuppe © 2008 Lernbuchverlag<br />
Zeichnungen: Sabine Kranz<br />
Das konzept<br />
der Sack, ein Sack, viele Säcke<br />
das Schaf, ein Schaf, viele Schafe<br />
der Schöpflöffel, ein Schöpflöffel, viele Schöpflöffel<br />
das Schwein, ein Schwein, viele Schweine<br />
der Sellerie, ein Sellerie, viel Sellerie<br />
der Stein, ein Stein, viele Steine<br />
die Suppe, eine Suppe, viele Suppen<br />
die Tür, eine Tür, viele Türen<br />
der Wolf, ein Wolf, viele Wölfe<br />
der Zahn, ein Zahn, viele Zähne<br />
die Ziege, eine Ziege, viele Ziegen<br />
die Zucchini, eine Zucchini, viele Zucchini<br />
Die Audio-CD „Steinsuppe. Eine Geschichte zum Hören – mit<br />
Hörübungen“ findet vor allem im Zusammenhang mit dem<br />
Lernbereich „Hören“ Verwendung. Auf ihr wird der Bilderbuchtext<br />
gesprochen. Außerdem können die Kinder vier<br />
Hörübungen damit durchführen (siehe Kap. 3.2.3).<br />
Zeitlicher Umfang und Möglichkeiten des Einsatzes<br />
im Unterricht<br />
Unterrichtsersetzender Einsatz<br />
Die praktische Umsetzung des Konzepts „Mit Bilderbüchern<br />
Sprache fördern“ erfordert einen zeitlichen Umfang von ca.<br />
vier Wochen bei vier bis fünf Wochenstunden, wenn alle<br />
Lernangebote den aufgezeigten Vorgehensweisen entsprechend<br />
genutzt werden.<br />
Die methodischen Zugriffe auf den literarischen Text<br />
sowie die Leistungsanforderungen innerhalb der Lernangebote<br />
in den vier Lernbereichen sind in Abstimmung auf die<br />
bundesweiten Lehrplanforderungen so systematisiert und<br />
differenziert angelegt, dass alle Kinder deutlich sichtbare<br />
Lernfortschritte und Lernerfolge im sprachlichen Handeln<br />
erzielen können.<br />
Das im Unterrichtsalltag üblicherweise praktizierte Lernprogramm,<br />
sei es lehrwerksgebundener oder individuell<br />
konzipierter Deutschunterricht, kann in dieser Zeit ausgesetzt<br />
werden.<br />
Unterrichtsergänzender Einsatz<br />
Die Lernangebote lassen sich jedoch auch dem Bedarf einer<br />
Lerngruppe entsprechend zusammenstellen und ggf. reduzieren,<br />
sodass das Konzept der Reihe „Mit Bilderbüchern<br />
Sprache fördern“ einen unterrichtsergänzenden Einsatz<br />
erfährt. Entsprechend der inhaltlichen Reduktion verkürzt<br />
sich das benötigte Zeitkontingent.<br />
Mit Bilderbüchern Sprache fördern. Steinsuppe © 2008 Lernbuchverlag<br />
Zeichnungen: Sabine Kranz
Einsatz im Förderunterricht<br />
Ebenso eignet sich das Konzept für den Einsatz im Förderunterricht<br />
mit Kindern, die Deutsch als Zweitsprache lernen.<br />
In diesem Fall sollte der Fokus stärker auf die Texterschließung<br />
des Bilderbuches und die Lernbereiche „Hören“ und<br />
„Erzählen“ gerichtet werden. Die Auswahl der Angebote der<br />
Lernbereiche „Lesen“ und „Schreiben“ sollte dem Leistungsniveau<br />
der Kinder entsprechend differenziert und reduziert<br />
vorgenommen werden. In Abhängigkeit dazu variiert das<br />
beanspruchte Zeitkontingent.<br />
Unterrichtsarrangements und Lernformen<br />
Textpräsentation und der Lernbereich „Erzählen“<br />
Das Spektrum der Unterrichtsgestaltung umfasst sowohl<br />
geschlossene als auch offene Lernformen jeweils in Abhängigkeit<br />
vom Lerninhalt und Aufgabentypus.<br />
Lineare Erarbeitung<br />
Erzählen<br />
Parallele Erarbeitung<br />
Präsentation des Bilderbuches<br />
Textinterpretierendes Gespräch<br />
Förderung des themengebundenen<br />
und freien Erzählens/<br />
Training von Sprach- und Satzmustern<br />
Lernbereich „Hören“<br />
Die Übungen zum Lernbereich „Hören“ bieten sich zunächst<br />
für die Arbeit im Plenum an. Das Training des bewussten<br />
Hörens erfordert ein ziel- und sprechgenaues Vorgehen, das<br />
die Lehrkraft unter ihrer Kontrolle haben sollte. Die Übungen<br />
Hören<br />
Training des bewussten Hörens<br />
auf der Laut-, Wort- und Satzebene<br />
7<br />
Das konzept<br />
Beide Lernformen ergänzen sich gegenseitig. Zunächst<br />
erfordert das Konzept ein lineares Vorgehen (siehe Abb.<br />
unten): Der texterschließende Zugriff auf das Bilderbuch<br />
steht am Anfang der Unterrichtsarbeit. Textpräsentation<br />
und interpretierende Gespräche schaffen eine gemeinsame<br />
inhaltliche Basis für alle Kinder und können daher nur<br />
gemeinsam im Plenum erfolgen.<br />
Auch der Lernbereich „Erzählen“ verfolgt inhaltserschließende<br />
Intentionen. Er schließt sich der Textpräsentation<br />
an. Eine erste Öffnung erfolgt hier über die Sozialformen.<br />
Die Kinder üben in Kleingruppen oder in Partnerarbeit das<br />
Erzählen und das szenische Spielen.<br />
Die Lernbereiche „Hören“, „Lesen“ und „Schreiben“ lassen<br />
sich auf der Grundlage eines gesicherten Textverständnisses<br />
und des Wortmaterials in der weiteren Reihenfolge<br />
flexibel und parallel bearbeiten. Hier variieren der Grad der<br />
Selbstständigkeit sowie der Eigenverantwortlichkeit und die<br />
Sozialformen.<br />
Medien/Material Sozialform<br />
Bilderbuch<br />
„Steinsuppe“<br />
Medien/Material Sozialformen<br />
• Bilder des<br />
Bilderbuches<br />
• farbige Bildkarten<br />
• Wort- und Satzkarten<br />
können in ritueller Form zu Beginn der Unterrichtsstunden<br />
mit den Kindern durchgeführt werden. Die Motivation der<br />
Kinder liegt hier im spielorientierten Zugriff.<br />
Medien/Material Sozialform<br />
• Hörübungen (siehe<br />
Kap. 3.2.3)<br />
• Audio-CD<br />
„Steinsuppe“
Lernbereich „Lesen“<br />
Der Lernbereich „Lesen“ enthält ein breites Differenzierungsangebot,<br />
das auf unterschiedliche Lesekompetenzstufen,<br />
gekennzeichnet durch , und zugeschnitten ist.<br />
Auch hier liegt die Zuweisung der Übungs angebote an die<br />
Kinder vorrangig in der Hand der Lehrkraft. Sie entscheidet,<br />
auf welcher Lesekompetenzstufe sich die Kinder aktuell<br />
befinden und wo der jeweilige Förderbedarf liegt. Die<br />
Durchführung der Leseaufgaben umfasst alle Sozialformen.<br />
Die Übungsformate zur anspruchsvollsten Kompetenzstufe<br />
enthalten kooperative Lernformen, die in Kleingruppen<br />
durchgeführt werden, aber einer erklärenden Einweisung<br />
durch die Lehrerin bedürfen.<br />
Lesen<br />
Förderung von Lesetechnik und Sinnentnahme auf der<br />
Wortebene Satzebene Textebene<br />
Der Arbeitsplan: Der dem jeweiligen Kompetenzniveau<br />
der Übungsformate des Lernbereiches „Lesen“ zugeschnittene<br />
Arbeitsplan listet alle Aufgaben vollständig auf und dient<br />
den Kindern als Orientierung. Er kann jeweils vollständig von<br />
den Kindern abgearbeitet werden, aber ebenso ist es möglich,<br />
Aufgaben auszuwählen oder in der letzten Zeile hinzuzufügen.<br />
Die Handhabung des Arbeitsplans kann trotz der unterschiedlichen<br />
Inhalte gemeinsam im Klassenverband eingeführt<br />
und erklärt werden, da der äußere Aufbau der Arbeitspläne<br />
auf allen Kompetenzstufen gleich ist.<br />
Die Kinder erhalten mit dem Arbeitsplan eine Orientierung<br />
über ihr Aufgabenpensum und die zu berücksichtigenden<br />
Sozialformen. Mithilfe der Lösungsblätter oder in Partnerarbeit<br />
können sie ihre Ergebnisse selbstständig überprüfen.<br />
8<br />
Steinsuppe – Lesen – Satzebene – Arbeitsplan © 2008 Lernbuchverlag<br />
Medien/Material Sozialformen<br />
• Leseübungen als<br />
– Kopiervorlagen<br />
– Ergänzende<br />
Übungs vorschläge<br />
(siehe Kap. 3.3.3)<br />
• Lesepfeil als<br />
Kopiervorlage<br />
• Arbeitspläne als<br />
Kopiervorlagen<br />
• Lösungsblätter<br />
(siehe Kap. 5)<br />
• Lesetheater<br />
(siehe Kap. 3.3.5)<br />
Arbeitsplan von:<br />
Name der Übung: Ich war fertig am: Das Ergebnis<br />
lege ich vielleicht<br />
in meine<br />
Schatzkiste:<br />
Lesen und verstehen<br />
(1)<br />
oder<br />
Lesen und verstehen<br />
(2)<br />
oder<br />
Wie geht der Satz<br />
zu Ende? (1)<br />
Wie geht der Satz<br />
zu Ende? (2)<br />
Richtig oder falsch?<br />
Lesetreppe<br />
Beispiel eines Arbeitsplans<br />
60<br />
Meine<br />
Bewertung –<br />
die Übung<br />
war für mich:<br />
Das konzept<br />
Eine sinnvolle Organisationsform stellt hier die Frei- oder<br />
Wochenplanarbeit dar. Die Übungsangebote werden im<br />
Klassenraum medial so aufbereitet, dass alle Kinder einen<br />
selbstständigen Zugriff auf das Material haben.<br />
Die Lösungsblätter (siehe Kap. 5.1) werden in übersichtlicher<br />
Form für die Hand der Kinder zur Verfügung gestellt.<br />
Denkbar wäre auch die Einführung eines „Chefsystems“. Ein<br />
oder zwei Kinder werden zu Experten für eine Übung und<br />
stellen sich als Ansprechpartner zur Verfügung. Sie kontrollieren<br />
auch die Ergebnisse.
Lernbereich „Schreiben“<br />
Die Aufgabenangebote zum Lernbereich „Schreiben“ lassen<br />
sich sowohl im gemeinsamen Unterricht als auch differenzierend<br />
einsetzen. Das Angebotsspektrum umfasst drei Niveaustufen.<br />
Alle Schreibanregungen gehen vom bekannten Inhalt<br />
Schreiben<br />
Förderung der<br />
Schreibkompetenz<br />
9<br />
Das konzept<br />
des Bilderbuches aus, regen die Kinder jedoch auch dazu<br />
an, über den Text hinauszudenken und eigene Schreibideen<br />
zu entwickeln. Hierfür erfahren die Kinder gezielte Anregungen<br />
zur Textplanung.<br />
Medien/Material Sozialformen<br />
• Schreibangebote als<br />
Kopiervorlagen<br />
• Ergänzende<br />
Schreibanregungen<br />
(siehe Kap. 3.4.4)
2 Das Bilderbuch<br />
2.1 Zur Auswahl des Bilderbuches<br />
„Steinsuppe“ von Anaïs Vaugelade<br />
Zielgruppen: Klasse 1 ab dem zweiten Halbjahr<br />
und Klasse 2<br />
Das Bilderbuch „Steinsuppe“ von Anaïs Vaugelade richtet<br />
sich an die Altersgruppe der 5- bis 8-Jährigen und bietet<br />
sich in der vorliegenden konzeptionellen Aufbereitung für<br />
den Einsatz im Literaturunterricht und zur systematischen<br />
Sprachförderung ab dem zweiten Halbjahr in Klasse 1 und<br />
in Klasse 2 an.<br />
Inhalt<br />
„Es ist Nacht. Es herrscht Winter. Ein alter Wolf nähert sich<br />
dem Dorf der Tiere“, so beginnt das Bilderbuch. Der Wolf<br />
bittet die Henne um Einlass. Er möchte sich aufwärmen und<br />
an ihrem Herd eine Steinsuppe kochen. Er sei alt und habe<br />
nur noch einen einzigen Zahn, so sagt er. Die Henne zögert<br />
zunächst, gewährt ihm dann aber doch Einlass, denn ihre<br />
Neugier ist größer als ihre Angst. Der Wolf fragt nach einem<br />
Kessel mit Wasser und holt einen Stein aus seinem Rucksack<br />
hervor. Die Henne ist verwundert über das schlichte<br />
10<br />
Das bilDerbuch<br />
Suppenrezept und fragt den Wolf, ob man auch Sellerie in<br />
die Suppe geben könne. „Das kann man. Das gibt einen<br />
gewissen Geschmack“, antwortet der Wolf. Im Laufe der<br />
Nacht kommen weitere Tiere hinzu: zunächst das Schwein,<br />
das sich große Sorgen um die Henne macht, denn es hat<br />
den Wolf in ihr Haus gehen sehen. Auch das Schwein fragt,<br />
ob man noch anderes Gemüse in die Suppe geben könne.<br />
Der Wolf bejaht.<br />
Anschließend kommen nacheinander weitere Tiere des<br />
Dorfes in die Küche der Henne, und es füllt sich der Suppenkessel<br />
mit Lauch, Zucchini, Kohl und anderem Gemüse,<br />
mit Gemüse für jeden Geschmack. Am Ende gibt es eine<br />
gemeinsame leckere Mahlzeit. Der Wolf verlässt schließlich<br />
die gemütliche Runde – nicht ohne seinen Stein. Zuvor holt<br />
er ein spitzes Messer aus seinem Rucksack und sticht hinein.<br />
Der Stein ist noch nicht weich. Er nimmt ihn mit für sein<br />
Abendessen am nächsten Tag. Die Geschichte scheint zu<br />
Ende, doch das letzte textlose Bild des Buches verweist auf<br />
den Anfang einer neuen Geschichte: Man sieht den Wolf vor<br />
der Tür eines Auerhahns stehen.<br />
2.2 Aufbau und Rezeption<br />
Die Geschichte ist in ihrem Erzählstil einfach gehalten. Der<br />
Text ist knapp und ohne überflüssige Worte. Markante Satzmuster<br />
wiederholen sich und können von Kindern nach einigen<br />
Episoden, die wie in einer Kettengeschichte aufeinander<br />
aufbauen, wörtlich antizipiert werden. Die großformatigen,<br />
klaren und flächigen Bilder veranschaulichen die Handlung<br />
in den wichtigsten Szenen. Sie lassen sich aber nur gemeinsam<br />
mit dem Text erschließen.<br />
Der besondere Reiz des Bilderbuches entsteht durch<br />
ein geschicktes Spiel mit Stereotypen und Klischees, die
die Charaktere der Protagonisten im Leser wachrufen. Die<br />
Figur des Wolfes, die allein durch ihre Größendarstellung,<br />
vor allem gegenüber der zarten Henne, hervorspringt, sorgt<br />
im Verlaufe der Erzählung für starke Spannungsmomente.<br />
Schon der Beginn der Geschichte, als der Wolf die Henne<br />
um Einlass bittet, lässt Szenen aus dem Märchen „Der<br />
Wolf und die sieben Geißlein“ lebendig werden. Denn dort<br />
bedient sich der Wolf eines Tricks, um ins Haus gelassen zu<br />
werden. Seine Erklärungen, er wolle sich aufwärmen, eine<br />
Suppe kochen, er sei alt und habe nur noch einen einzigen<br />
Zahn, rufen Misstrauen hervor. Die Henne scheint in ihrer<br />
Naivität ein prädestiniertes Opfer zu sein. Eine Halskette in<br />
Rosa überzeichnet den kindlich neugierigen Charakter der<br />
Henne. Das Schwein, das als nächstes Tier hinzukommt,<br />
spricht seine Befürchtungen stellvertretend für den Leser<br />
direkt aus. Es habe sich Sorgen gemacht, heißt es zunächst.<br />
Später sagt das Schwein, es habe zuerst gedacht, es gäbe<br />
Hühnersuppe, und unterstreicht damit die Komik, eine weitere<br />
Komponente des Buches.<br />
Im Verlauf der Erzählung entspannt sich die Situation,<br />
nicht zuletzt durch das gleich bleibende Handlungsmuster,<br />
in dem die anderen Tiere nach und nach auftauchen.<br />
Die Harmonie des gemütlichen Zusammenseins verleitet<br />
die Ente sogar zu der Bitte an den Wolf, ein paar dieser<br />
„schrecklichen Wolfsgeschichten“ zu erzählen, „... um zu<br />
hören, wie er darüber denkt.“ Sie will ihm auf den Zahn<br />
fühlen, sie spricht die Skepsis aller Beteiligten, auch die des<br />
Lesers, aus und will nun endlich Klarheit über die wahren<br />
Absichten des Wolfes gewinnen. Doch der Wolf lässt sich<br />
auf keine Vertraulichkeit ein und verbleibt damit weiterhin<br />
in seiner undurchsichtigen Rolle. Er tut zwar nur das, was<br />
er angekündigt hat, doch mittels der Illustrationen wird die<br />
ambivalente Sicht auf den Wolf aufrechterhalten. Sein Blick,<br />
besonders in Richtung Schaf und Ziege, ist äußerst verschlagen.<br />
Ein neues Spannungsmoment entsteht, als der Wolf sein<br />
spitzes Messer zückt. Der Text verweist auf eine Sprechpause.<br />
Spätestens jetzt erwartet der Leser das typisch „Wölfische“,<br />
das sich nun endlich Bahn bricht. Aber der Wolf<br />
sticht nur in den Stein und stellt fest, dass er noch nicht<br />
weich ist. Er bittet höflich, ihn für sein morgiges Abendessen<br />
mitnehmen zu dürfen. Die vorlaute Ente fragt, ob er denn<br />
bald wiederkomme. Der Wolf bleibt eine Antwort auf diese<br />
Frage schuldig.<br />
Im letzten großformatigen Bild, das das erste Motiv wieder<br />
aufnimmt – einsam stapft der Wolf, nun aber dem Dorf<br />
den Rücken kehrend, durch die Winterlandschaft – wird<br />
im begleitenden Text vermutet, dass dies nicht passieren<br />
wird. Damit scheint die Geschichte zu Ende und lässt den<br />
Leser genauso wie die Tiere in der Küche der Henne irritiert<br />
zurück. Der Wolf entzieht sich jedem Einordnungsversuch,<br />
11<br />
Das bilDerbuch<br />
wir erhalten kein vollständiges Bild und fragen immer noch<br />
nach seinen wahren Motiven.<br />
Erst die letzte Seite des Buches mit einer kleinen textlosen<br />
Illustration löst die Geschichte auf. Doch dies zu verstehen,<br />
verlangt gerade auch dem kindlichen Rezipienten<br />
auf der kognitiv-analytischen Ebene ein nicht unerhebliches<br />
Maß an Kombinationsfähigkeit ab. Der Wolf steht mit seinem<br />
Rucksack vor der noch geschlossenen Haustür eines<br />
Auerhahns.<br />
Wir müssen uns wieder an den Anfang der Geschichte<br />
erinnern, um eine Fortsetzungsidee zu entwickeln. Was<br />
sagte der Wolf eingangs an der Tür der Henne klopfend?<br />
„Hab keine Angst, Henne: Ich bin alt und habe nur noch<br />
einen einzigen Zahn.“<br />
Vor diesem Hintergrund lässt sich antizipieren, was der<br />
Wolf dem Auerhahn mitteilen wird, um Einlass zu finden.<br />
Die Geschichte wird sich in einem anderen Dorf der Tiere<br />
in der Küche eines Auerhahns nach dem gleichen Muster<br />
wiederholen. Hier liegt das Motiv des Wolfes und damit der<br />
Reiz der Erzählung verborgen. Der Wolf folgt einer simplen<br />
Überlebensstrategie, die er nur deshalb entwickeln konnte,<br />
weil er die tierischen (menschlichen) Eigenschaften der gut<br />
genährten sesshaften Dorfbewohner so gut kennt. Er spricht<br />
die Wahrheit, als er auf sein hohes Alter und sein marodes<br />
Gebiss verweist. Sein Trick liegt auf einer ganz anderen<br />
Ebene. Er spekuliert mit der Neugier und der auf ein wenig<br />
Rechthaberei begründeten Bereitwilligkeit der Tiere, seine<br />
karge Steinsuppe anzureichern. Jeder weiß doch, was in<br />
eine ordentliche Suppe gehört.<br />
Mit dieser Strategie füllt sich der Wolf Abend für Abend<br />
seinen müden alten Bauch. Es geht ihm weder um die<br />
Henne, sie steht nicht auf seinem Speiseplan, noch geht<br />
es ihm um gemütliche Geselligkeit. Er ist weder gut noch<br />
böse – weder schwarz noch weiß. Damit durchbricht die<br />
Figur des Wolfes unsere stereotypen Kategorien, auch die<br />
des kindlichen Lesers.<br />
Um den Trick des Wolfes zu durchschauen, bedarf es<br />
im Unterricht unbedingt eines sorgfältig angeleiteten Unterrichtsgesprächs,<br />
das die kognitiv-analytischen Fähigkeiten<br />
des Kindes herausfordert (vgl. Kap. 2.3).<br />
2.3 Präsentation des Bilderbuches<br />
im Unterricht<br />
Die Präsentation des Bilderbuches „Steinsuppe“ steht ganz<br />
am Anfang der Unterrichtsarbeit, die sich erst in den nächsten<br />
Schrittfolgen mit den Lernbereichen „Erzählen“, „Hören“,<br />
„Lesen“ und „Schreiben“ sukzessive verbinden lässt.
Damit befindet sich das literarische Lernen, das eine<br />
selbstvergessene und genießende (Vor-)Lesehaltung wie<br />
selbstverständlich erlaubt, im Vordergrund.<br />
Das Bilderbuch sollte bei der Erstbegegnung unbedingt<br />
vorgelesen werden, um den Kindern ein Hörvergnügen zu<br />
verschaffen. Die Kinder nehmen in dieser Phase eine Beziehung<br />
zu dem Bilderbuch auf, die maßgeblich ihre weitere<br />
Motivation und innere Beteiligung bei der literarischen<br />
und sprachlichen Auseinandersetzung mit dem Inhalt des<br />
Buches prägt. Zudem machen Kinder beim „Bilderbuchlesen“<br />
(vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />
2007) grundlegende Vorleseerfahrungen, die eine generelle<br />
Leseerwartung ausbilden und ihnen im Sinne von Literacy<br />
Zugänge zur Literatur eröffnen. Sie erfahren, dass sich das<br />
Lesen von Büchern lohnt, weil sie spannend, witzig, interessant<br />
sind und Facetten des Lebens beleuchten, die für<br />
sie bedeutsam sind.<br />
Neben dem Vorlesen kommt dem literarischen Gespräch<br />
eine besondere Bedeutung zu. Die Vorlesepraxis hat gezeigt,<br />
dass ein Kind in der Rolle des Rezipienten deutlich gestärkt<br />
wird, wenn Gesprächsaktivitäten in dialogischer Form zwischen<br />
Vorleser und kindlichem Rezipienten während des<br />
Vorleseaktes stattfinden können. Eine aktive Einbeziehung<br />
in das Handlungsgeschehen erweitert die Möglichkeit zur<br />
Strukturierung eigener Verstehensprozesse und sichert die<br />
Sinnkonstruktion (vgl. Wieler 2004).<br />
Der Gestaltung der Atmosphäre, der medialen Aufbereitung<br />
und der methodischen Arrangements kommt daher<br />
eine besondere Bedeutung bei der Präsentation eines Bilderbuches<br />
zu und sollte im Vorfeld gut durchdacht sein.<br />
Mediale Aufbereitung, technische Arrangements<br />
Bei der medialen Aufbereitung hat sich die folgende Vorgehensweise<br />
bewährt:<br />
Abhängig von der Größe der Lerngruppe kann das Bilderbuch<br />
in der vom Moritz-Verlag herausgegebenen großformatigen<br />
Ausgabe oder über gescannte Folienbilder mit<br />
dem Overheadprojektor (OHP) vorgestellt werden.<br />
Kleingruppen<br />
Bei einer kleinen Gruppengröße (ca. 10 Kinder) empfiehlt<br />
sich die erste Variante. Das Medium Bilderbuch bleibt als<br />
greifbarer Gegenstand im Fokus der Aufmerksamkeit und<br />
damit im direkten Kontakt zu den Kindern, die sich auf dem<br />
Boden oder in der Leseecke in gemütlicher Position zur Vorleserin<br />
platzieren, in der Anordnung, als seien sie im Kino.<br />
Wichtig ist, dass jedes Kind im Blickkontakt zur Lehrkraft<br />
und zu dem Bilderbuch sitzt. Die Bilder sollten den Kindern<br />
während des Vorlesens gezeigt werden. Ein Nachteil<br />
12<br />
Das bilDerbuch<br />
besteht hier für die Leserin oder den Vorleser durch das<br />
„Überkopf“- oder seitliche Lesen des Textes. Auf das Vorlesen<br />
des Originaltextes sollte jedoch nicht zugunsten einer<br />
freien Erzählung verzichtet werden, da die Textsprache des<br />
Bilderbuches wegen seiner prägnanten Satzmuster und seines<br />
eigenwilligen Erzählstils den Kindern nicht vorenthalten<br />
werden sollte.<br />
Klassenverband<br />
Die zweite Variante, die Präsentation des Buches über eingescannte<br />
Folienbilder, hat zwar den Nachteil des vorbereitenden<br />
Aufwandes, lohnt sich jedoch, da die gescannten Bilder<br />
später auch für Erzählungen mit dem Kamishibai (Erzähltheater)<br />
von den Kindern für das freie Nacherzählen genutzt<br />
werden können (vgl. Kap. 3.1). Wird das Bildmaterial archiviert,<br />
bleibt es damit für weitere Lerngruppen erhalten.<br />
Das Bilderbuch als zentrales Medium rückt zwar durch<br />
die technischen Aspekte der OHP-Präsentation zeitweise<br />
in den Hintergrund, dieser Nachteil lässt sich jedoch gut<br />
kompensieren, wenn das Bilderbuch vor der Präsentation<br />
mit seinem Titelbild vorgestellt wird. Außerdem sollte es an<br />
gut sichtbarer Stelle platziert werden.<br />
Der Vorteil einer OHP-Präsentation liegt in der optimalen<br />
Visualisierung der aufforderungsstarken Bilder, die ihre<br />
eigene Sprache sprechen. Eine „Kino“-Atmosphäre lässt<br />
sich durch eine entsprechende Sitzordnung gut herstellen<br />
und sorgt für eine intensive Bildbetrachtung. Die Vorlesesituation<br />
ist insgesamt entspannter, da auch die Vorleserin<br />
nicht während des Blätterns zwischen Text und Bild hin- und<br />
herspringen muss.<br />
Vorgehensweise<br />
Die Präsentation des Titelbildes<br />
Unabhängig von der Form der Präsentation empfiehlt es<br />
sich, den Kindern das Buch mit seinem Titelbild zu zeigen<br />
und ihnen Raum für erste Spontanäußerungen zu geben.<br />
Die Kinder werden über die Figur des Wolfes spekulieren<br />
und versuchen, sie als Tier zu klassifizieren. Das wird ihnen<br />
in der Regel nicht auf Anhieb gelingen. Die überzeichnete<br />
spitze Schnauze des Wolfes lässt die Kinder eher auf eine<br />
Ratte oder eine Maus hindeuten. Deckt man den Wolf bis auf<br />
den Schwanz und die Pfoten mit einem Papier ab und bittet<br />
die Kinder, sich diese Details anzuschauen, identifizieren sie<br />
anhand der markanten Merkmale den Wolf eindeutig.<br />
Die Hauptfigur der Geschichte steht damit für die Kinder<br />
fest. Um Verknüpfungen zur literarischen Erfahrungswelt<br />
der Kinder herzustellen, bietet es sich an, nach bereits<br />
bekannten Wolfsgeschichten zu fragen. Sicherlich werden<br />
die Kinder ihr Märchenrepertoire aktivieren und das ein oder
andere Märchen nennen. Hierdurch wird auch der Kontrast<br />
zwischen den traditionellen Wolfsgeschichten und dem sich<br />
anschließenden Handlungsgeschehen des Bilderbuches<br />
intensiviert.<br />
Die Leser/-innen in der Lerngruppe werden sofort den<br />
Titel nennen: „Steinsuppe“. „Was ist denn das?“, „Habt ihr<br />
schon mal welche probiert?“ sind u. a. logische Anschlussfragen,<br />
die die Kinder zu Äußerungen eigener Vermutungen<br />
bezüglich des Handlungsgeschehens anregen. Die Neugier<br />
auf das Buch ist geweckt.<br />
Der Lesevortrag<br />
Das Bilderbuch sollte innerhalb einer geschlossenen Zeitsequenz<br />
ganz vorgelesen werden. Der Text- und Bildaufbau<br />
erzeugt so viele Spannungsmomente, die einer unmittelbaren<br />
Auflösung bedürfen. Der Umfang der Geschichte überfordert<br />
zudem auch nicht die Aufmerksamkeitsleistung von<br />
Erst- oder Zweitklässlern.<br />
Um den eigenen Lesevortrag möglichst lebendig zu<br />
gestalten, sollte das Vorlesen vorher einmal laut geübt werden.<br />
Die Lehrkraft bekommt erst hierdurch ein Gefühl für<br />
den Textaufbau und die Textgestaltung. Dem entsprechend<br />
lassen sich stimmige Sprechpausen und rhetorische Mittel<br />
einsetzen. Eine sichere Orientierung innerhalb des Textes<br />
ermöglicht der Vorleserin oder dem Vorleser auch, Blickkontakt<br />
zu den Kindern während des Lesens aufzunehmen.<br />
Wichtig ist grundsätzlich eine Vorlesehaltung, in der man<br />
Ruhe ausstrahlt. Dazu gehören Sprechpausen. Sie ermöglichen<br />
den Kindern ein gedankliches Nachvollziehen (vgl.<br />
Niemann 2005), das umso wichtiger ist, wenn Deutsch für<br />
einige Kinder noch die zu erlernende Sprache ist.<br />
Ein weiteres rhetorisches Mittel, das die Protagonisten<br />
des Bilderbuches sehr lebendig werden lässt, ist die stimmliche<br />
Ausgestaltung der Rollen, zumindest für die Hauptfiguren<br />
Wolf und Henne. Der Wolf spricht in einer tiefen sonoren,<br />
seinem fortgeschrittenen Alter entsprechenden Stimme, die<br />
Henne eher mit hoher kindlich aufgeregter Intonation. Dieser<br />
stimmliche Kontrast im Dialog der beiden Figuren hat seinen<br />
ganz besonderen Reiz für die Zuhörer/-innen.<br />
Um die Kinder in das Handlungsgeschehen mit einzubeziehen<br />
und ihre gedankliche Auseinandersetzung zu<br />
intensivieren, sollte man ihnen an passenden Stellen die<br />
Gelegenheit bieten, sich mit ihren Vermutungen, Ideen und<br />
Gedanken bezüglich des Erzählverlaufes einzubringen.<br />
Lesekommunikation als ein wichtiger Aufgabenbereich der<br />
Leseerziehung macht Kindern eigene und fremde Denkprozesse<br />
während des Rezeptionsvorgangs auf der Metaebene<br />
bewusst. Sie kann an folgenden Stellen des Bilderbuches<br />
angeregt werden:<br />
yySchon<br />
auf der zweiten Doppelseite entsteht das ers-<br />
te Spannungsmoment: Der Wolf klopft an die Tür der<br />
13<br />
Das bilDerbuch<br />
Henne. Noch ist die Tür geschlossen. An dieser Stelle<br />
können die Kinder mögliche Verhaltensweisen der<br />
Henne antizipieren. Lässt sie den Wolf herein? Diese<br />
Frage braucht nicht gestellt zu werden, sie ergibt sich<br />
von selbst. Es reicht eine kurze Pause und eine Aufforderung<br />
an die Kinder über Blickkontakt.<br />
yyAuf<br />
der nächsten Doppelseite sieht man die um einen<br />
Spalt geöffnete Tür. Entsprechend endet der Text mit<br />
dem Satz. „Also öffnet sie die Tür.“ Auch hier sollte man<br />
kurz verweilen und die Kinder bitten, sich zu überlegen,<br />
was jetzt passieren könnte. Die Gespräche über die<br />
Handlung sollten natürlich nicht ausufern und daher<br />
möglichst kurz gehalten werden, um das Hörvergnügen<br />
nicht unnötig zu stören.<br />
yyDas<br />
Anklopfen des Schweins an die Tür der Henne wirkt<br />
eindringlicher, wenn dabei auf den Tisch geklopft wird.<br />
Das nächste Anklopfen übernehmen die Kinder automatisch<br />
von selbst. Mit der Figur des Schweins wird<br />
ein Satzmuster eingeführt, das die Kinder später beim<br />
Erscheinen der weiteren Tiere schon alleine sprechen<br />
können: „Komm rein, Schwein! Der Wolf und ich kochen<br />
gerade Steinsuppe.“<br />
yyIn<br />
der darauf folgenden Doppelseite kommen Ente und<br />
Pferd hinzu: „Kommt rein! Der Wolf, das Schwein und ich<br />
kochen gerade Steinsuppe.“ Die Aufzählung der Tiere,<br />
die wie in einer Kettengeschichte daherkommen, übernehmen<br />
die Kinder mit Vergnügen selbst. Die Antworten<br />
des Wolfes auf die Frage nach weiteren Zutaten können<br />
von den Kindern zu einem Stereotyp abgewandelt werden:<br />
„Ja, kann man“ oder „ja, das geht“.<br />
yyAuf<br />
der Doppelseite, auf der erstmals alle Tiere im Haus<br />
der Henne sind, ist die Stimmung unter den Tieren<br />
bereits gelöster. So wie die Tiere in dem Buch haben<br />
sich auch die Kinder an die Anwesenheit des Wolfes in<br />
der Küche der Henne gewöhnt. Die Ente wagt sogar, den<br />
Wolf nach Wolfsgeschichten zu fragen, „um zu hören,<br />
wie er darüber denkt.“ Hier bietet sich die Frage an, welche<br />
Wolfsgeschichten der Wolf denn erzählen könnte.<br />
Diese Intervention sollte aber situativ, in Abhängigkeit<br />
von der Intensität des Zuhörens, entschieden werden;<br />
zumindest sollte der Erzählfluss nicht zu häufige Unterbrechungen<br />
erfahren.<br />
yyDoch<br />
die Szene, als der Wolf sein Messer aus dem<br />
Sack zieht, verdient eine Unterbrechung. Hier entsteht<br />
ein hoher Spannungsaugenblick, der sich durch eine<br />
Verzögerung durchaus intensivieren lässt. Die Kinder<br />
werden direkt aufgefordert, sich zu überlegen, was der<br />
Wolf jetzt vorhaben könnte. Sie erfahren auf der nächsten<br />
Doppelseite, dass der Wolf von dannen zieht und alle<br />
Tiere ungeschoren davonkommen lässt. Die Spannung<br />
der Erzählung löst sich auf, begleitet durch ein Aufatmen
der Kinder, doch eine Irritation bezüglich der Rolle des<br />
Wolfes verbleibt bei dem kindlichen Rezipienten. Damit<br />
sich die Anspannung lösen kann, sollten die Kinder jetzt<br />
die Möglichkeit haben, in einem längeren Gespräch bei<br />
der Handlung zu verweilen: zunächst durch Spontanäußerungen,<br />
später zu gezielten Frageimpulsen, wie<br />
z. B.:<br />
− Wollte der Wolf wirklich nur eine Steinsuppe<br />
kochen?<br />
− Was hatte er eigentlich vor?<br />
− War es klug von der Henne, die Tür zu öffnen?<br />
− Wie kommt es, dass der Wolf und die anderen Tiere<br />
einen so gemütlichen Abend miteinander verbringen<br />
konnten?<br />
Die Kinder werden diese Fragen zum Teil selbst aufwerfen<br />
und sich an einer regen Diskussion beteiligen. In diesem<br />
Gespräch geht es darum, die Geschichte in ihrem Inhalt zu<br />
rekapitulieren und sich den „wahren“ Motiven des Wolfes<br />
anzunähern. Der Wolf bleibt in seiner Handlungsweise unergründbar.<br />
Die Kinder werden sich vermutlich in zwei Lager<br />
spalten. Die einen befürworten den Wolf als eine Figur, die<br />
nur „einsam“, aber eigentlich „lieb“ ist. Die anderen unterstellen<br />
dem Wolf, dass er eigentlich „böse“ ist und seine<br />
schlechten Absichten nur durch das Prinzip des Zufalls nicht<br />
umsetzen konnte.<br />
Textinterpretation<br />
Die anfänglich genießende selbstvergessene Lesehaltung<br />
weicht jetzt der Textinterpretation. Das Bedürfnis der Kinder,<br />
das Verhalten des Wolfes wirklich zu verstehen, ergibt sich<br />
organisch aus dem Handlungsgeschehen. Trotz der Positionierungen<br />
der Kinder bezüglich der Absichten des Wolfes,<br />
verbleibt in beiden Lagern ein Fragezeichen. Diese Irritation,<br />
die von allen verbalisiert wurde, kann nun für die gezielte<br />
Textinterpretation innerhalb eines fragend-entwickelnden<br />
Unterrichtsgesprächs genutzt werden. Den entscheidenden<br />
Impuls hierfür bietet das letzte kleinformatige Bild des<br />
Buches, das den Wolf vor der Tür des Auerhahns zeigt. Dieses<br />
Bild liefert den Schlüssel für die Textinterpretation, für die<br />
Erkenntnis der Überlebensstrategie des Wolfes. Zunächst<br />
wird das Bild die Kinder erneut irritieren, es durchbricht die<br />
schon vorgefassten Meinungen zum Wolf.<br />
14<br />
Das bilDerbuch<br />
Es reicht, die Kinder zu bitten, das Bild genau zu beschreiben,<br />
das Tier als Auerhahn zu identifizieren, sich zu überlegen,<br />
was der Wolf beim Anklopfen wohl sagen könnte<br />
und an welche Szene dieses Bild erinnert. Sollten die Kinder<br />
nicht spontan das eingangs bei der Henne dargelegte<br />
Argument des Wolfes wiederholt haben: „Hab keine Angst,<br />
Henne: Ich bin alt und habe nur noch einen einzigen Zahn“,<br />
wird das Bild der Anfangsszene gezeigt, zu dem folgender<br />
Text gehört:<br />
Im ersten Haus wohnt die Henne.<br />
Der Wolf klopft an die Tür, poch, poch, poch.<br />
„Wer da?“, fragt die Henne.<br />
Der Wolf antwortet: „Der Wolf.“<br />
„Erinnert ihr euch, was der Wolf der Henne sagte, damit er<br />
eingelassen wird?“<br />
Die Kinder entwickeln nun zu dem letzten Bild des<br />
Buches einen analog aufgebauten Dialog und überlegen,<br />
wie sich die „neue“ Geschichte auf der Grundlage der alten<br />
Geschichte wiederholen könnte.<br />
Haben die Kinder jetzt noch nicht die Strategie des Wolfes<br />
als „Trick“ erkannt, dann kann die Frage aufgeworfen werden,<br />
ob der Wolf der Henne vielleicht die Wahrheit gesagt<br />
haben könnte. Das macht die Kinder nachdenklich und führt<br />
auf eine neue Spur. Da es im Literaturunterricht jedoch nicht<br />
darum gehen kann, dass die Lehrerin ihr eigenes Interpretationsmonopol<br />
behauptet, sollte man es nach diesen Anregungen<br />
gut sein lassen. Vielleicht haben nicht alle Kinder die<br />
Strategie des Wolfes als solche durchschaut. Dies ist auch<br />
nicht das primäre Lernziel des Literaturunterrichts in der<br />
Grundschule, aber alle Kinder haben Denkanstöße erhalten<br />
und sind zu Denkprozessen angeregt worden.<br />
In den nachfolgenden Stunden bieten sich noch viele<br />
ähnliche Gesprächssituationen zu dem Bilderbuch an, die<br />
weitere textanalytische Denkprozesse bei den Kindern auslösen<br />
werden.<br />
Literatur<br />
Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hrsg.) (2007): Förderung<br />
von Lesekompetenz – Expertise. Berlin<br />
Niemann, Heide (2005): Wie lese ich gut vor? Grundschule Deutsch<br />
5/2005<br />
Wieler, Petra (2004): Gespräche mit Kindern über Kinderbücher und<br />
andere Medien. In: Härle, G., Steinbrenner, M. (Hrsg.): Kein endgültiges<br />
Wort. Baltmannsweiler