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164 · Schweiz DIE BUTLER VON BAD RAGAZ. In einem Schweizer Kurort findet man sie noch: Service-Kultur in Menschengestalt. Neuankömmlinge heben überrascht die Augenbrauen, wenn sie im Leistungskatalog des Grand Resort Bad Ragaz den Butler-Service entdecken. Man kennt den persönlichen Kammerdiener allenfalls aus den Grandhotels der Großstädte, aber hier in den Pizoler Alpen, wo der Bergroman „Heidi“ spielt, ein eigener Butler? Das Hotel-Management hat sich bewusst dafür entschieden: „Unsere Gäste gehören zu den Leistungsträgern ihres Landes, die als Sportler, Künstler oder Unternehmer Großes vollbringen. Das können sie nur, wenn sie sich, auch in der Freizeit, auf das Wesentliche konzentrieren. Dinge tun zu lassen statt sich selbst darum zu kümmern, ist für diese Personen der wichtigste Luxus überhaupt.“ Wer sich den Butler testweise einen Tag bucht, versteht, was damit gemeint ist. Schon das lästige Auspacken der Koffer entfällt, statt dessen empfiehlt sich ein erster Rundgang durch das Resort. Zurück in der Suite, findet man fertig eingerichtete Räume vor, die sich anfühlen, als wäre man hier schon seit Tagen zu Hause. Für Ausflüge übernimmt der Butler die Aufgaben eines persönlichen Concierges, er ist der erste Ansprechpartner, wenn es um lokale Ortskenntnis geht. Während die Gäste im Spa oder auf Bergwanderung sind, macht er Besorgungen, optimiert die alpine Ausrüstung oder kauft Souvenirs. Lediglich das Berufsethos setzt hier Grenzen. „Es gibt drei Dinge, die ein Butler nicht beschafft: Waffen, Drogen und Frauen.“ Der Wert eines Butlers misst sich aber nicht nur an seinen Tätigkeiten. Die besten Butler, so weiß man auch in Bad Ragaz, verstehen sich als „menschliches Ambiente“. Ihr tadelloses Äußeres, ihre kontrollierte Körpersprache aus zurückhaltenden Bewegungen – all das besitzt seinen eigenen Erlebniswert. Dazu gehört auch eine ganz eigene Sprache. Niemals würde sich ein Butler des Resorts, den Durst seines Gastes erkennend, einer Kellner-Floskel à la „Möchten Sie noch was trinken“ bedienen. „Darf ich ihr Glas wieder auffüllen?“ schafft dagegen jene kultivierte Atmosphäre, die besonderen vom normalen Service unterscheidet. Nach ihrer Hotelkarriere wechseln viele Schweizer Butler in Privathaushalte. Sie profitieren davon, dass den Schweizern überall auf dem Erdball Akribie und Verschwiegenheit nachgesagt werden. Die Figur des befrackten Laufburschen, der die Tür öffnet und Speisen serviert, lebt aber nur noch in konservativen Adelshäusern und in Edgar-Wallace-Verfilmungen weiter. Die Butler von heute sind Privatsekretäre mit Allroundbegabung: Sie führen E-Mail- Accounts, aktualisieren Blackberry-Kalender, sie treten als Dolmetscher auf und fungieren als Personalchefs der anderen Hausangestellten. Sie sind Profis in Party- Logistik, Fuhrparkpflege und Garderobenberatung. Die Grundtugenden des Berufes haben sich jedoch nicht verändert: Pflichtbewusstsein, Diskretion, Loyalität. Echte Butler lieben ihn, den James aus „Dinner for One“, denn er hat diesen drei Tugenden ein Denkmal gesetzt. Wie James der alten Miss Sophie jeden Wunsch erfüllt, ist zwar komisch überzeichnet, trifft aber das Selbstverständnis eines Butlers genau. Bis hin zum berühmten letzten Satz, der wie ein Berufs gelübde der Butler klingt: „I’ll do my very best.“ Das Grand Resort Bad Ragaz gehört mit seiner Zimmer-Ausstattung, den hoch bewerteten Restaurants und seinen vielfältigen Erholungs- und Wellnessangeboten zu den ersten Adressen der alpinen Schweiz (siehe Seite 196).
Schweiz · 165 Das Werk eines Butlers: vorbildliches Garderoben-Management.
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