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Jahr des Glaubens Gedanken - Sprüche - Nachdenkliches

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11. Oktober 1962<br />

Papst Johannes XXIII verkündet:<br />

„Heute freut sich die Kirche, ..“<br />

Was ist ein Konzil?<br />

Ein Konzil (lat. concilium „Rat“, „Zusammenkunft“)<br />

beziehungsweise eine Synode (griech.<br />

„Zusammenkunft“, „gemeinsamer Weg“) bezeichnet<br />

eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten.<br />

Das erste christliche überlieferte Konzil ist das<br />

Apostelkonzil von Jerusalem, das etwa im <strong>Jahr</strong>e<br />

49 tagte und von dem im Neuen Testament in der<br />

Apostelgeschichte 15,1-29 berichtet wird.<br />

Vom zweiten <strong>Jahr</strong>hundert an gab es - nach katholischer<br />

Ansicht - 21 ökumenische Konzilien, sieben<br />

davon werden auch von den orthodoxen, katholischen<br />

und vielen protestantischen Kirchen<br />

anerkannt.<br />

In den Konzilien der ersten <strong>Jahr</strong>hunderte klärte<br />

die Kirche <strong>Glaubens</strong>fragen wie z.B. „Wer ist Jesus<br />

Christus?“ (Mensch, Sohn Gottes, Gott?), oder<br />

„Was bedeutet die Dreifaltigkeit und wie kann man<br />

drei Personen in einem Wesen glauben?“. Im Mittelalter<br />

ging es bei den Konzilien oft um die Klärung<br />

<strong>des</strong> Zueinanders von irdischer und göttlicher<br />

(kirchlicher) Macht und deren Zuständigkeitsbereiche.<br />

Das Konzil von Trient (1545–1563) grenzte<br />

sich gegen die Lehren von Martin Luther und die<br />

Reformation ab und 1870 suchte man beim Ersten<br />

Vatikanischen Konzil eine Antwort auf die<br />

Frage, was in der Kirche und in der Welt als Wahrheit<br />

gelten soll. Dieses Konzil wurde wegen <strong>des</strong><br />

Deutsch- Französischen Krieges abgebrochen<br />

und nicht wieder aufgenommen. Rund 90 <strong>Jahr</strong>e<br />

später wollte Papst Johannes XXIII das Konzil<br />

wieder aufnehmen, allerdings hatte sich in der<br />

Zwischenzeit die Gesellschaft und die Welt völlig<br />

verändert.<br />

„Ich will die Fenster aufmachen, damit frische Luft<br />

in die Kirche kommt“, soll Papst Johannes XXIII.<br />

gesagt haben, als er das Zweite Vatikanische<br />

Konzil (1962 – 1965) ankündigte. Was er und<br />

sein Nachfolger, Paul VI., schließlich in die Tat<br />

umsetzten, wurde zur größten Kirchenversammlung<br />

in der Geschichte <strong>des</strong> Christentums. Über<br />

2000 Bischöfe aus der ganzen Welt bemühten<br />

sich, die Botschaft Christi den Menschen „von<br />

heute“ verständlich zu machen.<br />

Was in der Kirche bleibt immer gültig? Was ist<br />

zeitbedingt? Was soll verändert werden? – Auf<br />

diese Fragen wurden Antworten gesucht. Ein bedeuten<strong>des</strong><br />

Reformwerk begann. Dabei ging es um<br />

die Erneuerung der Herzen, aber auch um die Erneuerung<br />

der sichtbaren Gestalt der Kirche. Ihre<br />

Institutionen, Ämter und Zeremonien sollten wieder<br />

der Schlichtheit <strong>des</strong> Evangeliums und den Anforderungen<br />

der modernen Zeit angepasst werden.<br />

Das Konzil verabschiedete 16 Dokumente.<br />

50 <strong>Jahr</strong>e<br />

Eröffnung <strong>des</strong><br />

Zweiten Vatikanischen Konzils<br />

Reformen durch das Konzil<br />

� Das kirchliche Leben soll sich wieder stärker an<br />

der Heiligen Schrift orientieren.<br />

� Seelsorge muss auf die wirklichen Sorgen und<br />

Nöte der heutigen Menschen eingehen.<br />

� Kirche ist nicht bloß Klerus, sondern das ganze<br />

„Volk Gottes“. Alle Gläubigen sind durch die<br />

Taufe zum „gemeinsamen Priestertum“<br />

(gemeinsame Verantwortung für Kirche<br />

und Welt) berufen.<br />

� Priester- und Bischofsamt sind keine Berufungen<br />

zum Herrschen, sondern zum Dienst<br />

am Gottesvolk. Auch der Papst ist kein Herrscher,<br />

sondern soll in Kollegialität mit den anderen<br />

Bischöfen für die Einheit der Kirche sorgen.<br />

Priester und Laien sollen geschwisterlich<br />

zusammenarbeiten.<br />

� Alle Gläubigen, nicht nur Ordensleute und Kleriker,<br />

sind zur „Heiligkeit“ (= zu einem Leben<br />

wahrer Liebe) berufen.<br />

� Die Liturgie soll wieder stärker gemeinsame<br />

Feier <strong>des</strong> Gottesvolkes werden. Die Lan<strong>des</strong>sprache<br />

wird zur Sprache der Liturgie.<br />

� Die Abwehrhaltung gegenüber Andersdenkenden<br />

soll ersetzt werden durch eine Haltung der<br />

Offenheit, der Wertschätzung und <strong>des</strong> Dialoges:<br />

Dialog mit den getrennten Christen, dem<br />

Judentum und den nichtchristlichen Religionen,<br />

Dialog mit den Ungläubigen und modernen<br />

Ideologien. Die Kirche will mit allen Menschen<br />

guten Willens zusammenarbeiten – zum Wohl<br />

aller.<br />

� Die Kirche bekennt sich zur Religions- und<br />

Gewissensfreiheit: In religiösen Dingen darf<br />

kein Zwang ausgeübt werden.<br />

� Innerhalb der Kirche ist eine berechtigte Meinungsvielfalt<br />

möglich – besonders auch in<br />

politischen Fragen.<br />

Was bleibt?<br />

Die große Begeisterung, die nach dem Konzil viele<br />

ergriffen hat, ist inzwischen abgeklungen. Vieles<br />

ist selbstverständlich geworden (z. B. Volkssprache<br />

in der Liturgie). Anderes gestaltete sich mühsamer,<br />

als ursprünglich gedacht (z. B. Ökumene).<br />

Ernüchterung ist eingetreten. Außerdem wurden<br />

seit dem Konzil neue Fragen brisant (z. B. Frauenfrage,<br />

Umweltfrage). Ist das Konzil veraltet? Haben<br />

gar jene religiösen Gruppen Recht, die es<br />

rückgängig machen wollen? Oder bleiben seine<br />

Grundimpulse richtungweisend? Johannes Paul II.<br />

nannte das Konzil ein Geschenk <strong>des</strong> Heiligen<br />

Geistes, einen „Sprung nach vorn“ und einen<br />

„Kompass“ für die Zukunft. Jetzt geht es darum,<br />

nicht stehen zu bleiben, sondern weiter zu gehen.<br />

(tlw. aus: „offene pfarre" 2/2009)

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