Sächsische Landesärztekammer Tätigkeitsbericht 2007
Sächsische Landesärztekammer Tätigkeitsbericht 2007
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Ärztemangel<br />
Versorgungsqualität hängt sehr eng mit der Frage der vorhandenen berufstätigen<br />
Ärzte zusammen. Und da sieht es für Sachsen nicht besonders günstig<br />
aus. In einer Strukturstudie des BMG liegt Sachsen im Vergleich der Bundesländer<br />
bei der Arztdichte auf Platz 14. Eine neue prognostische Analyse der<br />
Arztzahlen durch die Kassenärztliche Bundesvereinigung und die Bundesärztekammer<br />
beweist Defizite durch ein altersbedingtes Ausscheiden in den<br />
kommenden Jahren – neben dem hausärztlichen Bereich auch für Augenärzte,<br />
Hautärzte, Frauenärzte und Nervenärzte. Ein Ausgleich durch ausländische<br />
Ärzte ist nicht zu erwarten, weil der Zugang seit 2003 rückläufig ist.<br />
Dagegen arbeiten rund 16.000 gut und teuer ausgebildete deutsche Ärzte<br />
im Ausland. 2008 wird die <strong>Sächsische</strong> <strong>Landesärztekammer</strong> im Auftrag des<br />
<strong>Sächsische</strong>n Staatsministeriums für Soziales voraussichtlich eine Koordinierungsstelle<br />
für Maßnahmen gegen den Ärztemangel einrichten können.<br />
Gesundheitspolitische Leitsätze der Deutschen Ärzteschaft<br />
Ein weiterer Höhepunkt der Kammerversammlung war der Vortrag von Prof.<br />
Dr. med. Christoph Fuchs, Hauptgeschäftsführer der Bundesärztekammer,<br />
über ein aktuelles gesundheitspolitisches Programm der Deutschen Ärzteschaft,<br />
das dem 111. Deutschen Ärztetag 2008 in Ulm zur Verabschiedung<br />
vorgelegt werden soll. Es konzentriert sich auf zehn Fragen, die von zentraler<br />
Bedeutung für die Weiterentwicklung des Gesundheitswesens sind, unter anderem:<br />
Welche Rahmenbedingungen sollten gewährleistet sein, damit eine<br />
gute Medizin auch bei knapper werdenden Ressourcen weiterhin möglich ist?<br />
Welche Rolle sollte der Staat, der Markt, die ärztliche Selbstverwaltung bei der<br />
kontinuierlichen Weiterentwicklung übernehmen? Mit welchem prioritären<br />
Versorgungsbedarf haben wir in den kommenden Jahren zu rechnen, welche<br />
Versorgungsstrukturen sollten aus Sicht der Ärzteschaft hierfür vorgehalten<br />
werden? Die Kammern sind aufgefordert, auf der Grundlage des Diskussionsentwurfes<br />
eine rege und konstruktive Diskussion zu den dargestellten gesundheitspolitischen<br />
Fragestellungen zu führen. Das daraus sich entwickelnde<br />
„Ulmer Papier“ könne nach Verabschiedung auf dem 111. Deutschen Ärztetag<br />
2008 Wahlprüfsteine für die nächste Bundestagswahl enthalten.<br />
3<br />
Vorstand<br />
(Erik Bodendieck, Wurzen, Vizepräsident)<br />
Die Arbeit des Vorstandes stand im Jahr <strong>2007</strong> gesundheits- wie auch berufspolitisch<br />
im Zeichen des am 1. April <strong>2007</strong> in Kraft getretenen Gesetzes zur<br />
Stärkung des Wettbewerbes in der Gesetzlichen Krankenversicherung<br />
6<br />
(GKV-WSG) und der 5. Wahl der Mandatsträger zur Kammerversammlung<br />
der <strong>Sächsische</strong>n <strong>Landesärztekammer</strong>.<br />
Nach einem turbulenten Jahr 2006 mit den größten Protesten der deutschen<br />
Ärzteschaft, an denen sich immer auch sächsische Ärzte mit organisatorischer<br />
Unterstützung der <strong>Sächsische</strong>n <strong>Landesärztekammer</strong> beteiligten, hatte sich<br />
eine Situation ergeben, welche nicht zufriedenstellend sein konnte und kann.<br />
Die im Krankenhaus angestellten Ärzte hatten sich einen eigenständigen Tarifvertrag<br />
erstritten, jedoch liegt die Vergütung weiterhin weit unter den Gehaltsstrukturen<br />
der alten Bundesländer. Im Verfolg dieser neuen Tarifstruktur<br />
kam es ebenso zu neuerlichen Verwerfungen im Bereich von Krankenhausstrukturen,<br />
welche im Jahr <strong>2007</strong> zu einer Klagewelle vor den Arbeitsgerichten<br />
führten. Hier sind insbesondere die Ungleichbehandlung von Ärzten zu nennen,<br />
welche in einer gleichen Klinik bei unterschiedlichen Arbeitgebern angestellt<br />
sind und die Problematik der unterschiedlich angewandten Oberarzteinstufungen.<br />
Dies setzte sich über das Jahr <strong>2007</strong> hinaus fort.<br />
Zur Diskussion gaben die sich verändernden Strukturen der ambulanten<br />
medizinischen Versorgung immer wieder Anlass. Entwicklungen im Bereich<br />
der Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) und die vielfältigen<br />
Möglichkeiten der ambulanten Tätigkeit seit in Kraft treten des Vertragsarztrechtsänderungsgesetzes<br />
wurden erörtert. Eine besondere Gefahr sieht<br />
der Vorstand darin, dass MVZ mehrheitlich durch Kliniken und hier insbesondere<br />
private Trägerketten gegründet werden könnten. Eine Monopolbildung<br />
muss verhindert werden, um den Einfluss von renditeorientierter<br />
Patientenbehandlung so gering wie möglich zu halten.<br />
Auf Grund der gesetzlich verankerten schlechten Ertragslage des Krankenhaussektors<br />
besteht die Gefahr, dass vor allem öffentlich-rechtliche Träger<br />
ihre Krankenhäuser durch Verkauf privatisieren. Es besteht Einigkeit darüber,<br />
dass die in Sachsen bestehende Drittelung der Trägerschaften in öffentlichrechtlich,<br />
freigemeinnützig und privat erhalten werden muss. Das Bundeskartellamt<br />
sieht ebenso eine Monopolisierungsgefahr und hatte Klinikübernahmen<br />
durch einen in Deutschland tätigen Konzern untersagt.<br />
Besonderes Augenmerk wurde auf den Öffentlichen Gesundheitsdienst<br />
gelegt. Die <strong>Sächsische</strong> <strong>Landesärztekammer</strong> brachte sich zum Beispiel in die<br />
Pandemieplanung und die Erstellung einer „Borreliose-Leitlinie“ ein. Bedauerlich<br />
ist der erhebliche Rückgang der Kapazitäten des Öffentlichen Gesundheitsdienstes<br />
als wichtiges Glied in der Gesundheits- und vor allen Dingen<br />
der Präventionsversorgung der Bevölkerung. Insbesondere im Hinblick<br />
auf Kindergesundheit und Kindesmissbrauch sind Untersuchungen im Kindesalter<br />
von besonderer Bedeutung. Durch eine deutliche Sparpolitik der<br />
Gebietskörperschaften entstand auch im Bereich des Öffentlichen Gesundheitsdienstes<br />
ein deutlicher Ärztemangel.<br />
Im Frühjahr <strong>2007</strong> fanden die Neuwahlen zur Kammerversammlung statt. In<br />
deren konstituierender Sitzung im Juni <strong>2007</strong> wurde ein neuer Vorstand<br />
gewählt. Dieser setzt sich nach dem Ausscheiden verdienter Kolleginnen<br />
und Kollegen aus einer großen Zahl junger Kolleginnen und Kollegen zusammen.<br />
Den ausgeschiedenen Vorstandsmitgliedern gebührt nochmals<br />
Dank für die jahrelange intensive Arbeit.<br />
Eine Umverteilung von Aufgaben wurde vorgenommen und in einer Klausursitzung<br />
des Vorstandes im September <strong>2007</strong> die Aufgabenschwerpunkte<br />
der neuen Legislaturperiode festgelegt. So soll durch regelmäßige Konsultation<br />
von Vertretern in Gremien und Ausschüssen auf Landes- wie auch<br />
auf Bundesebene eine engere Zusammenarbeit und Abstimmung erreicht<br />
werden. Insbesondere ist dem Vorstand eine Intensivierung der ausschussübergreifenden<br />
Arbeit wichtig.<br />
Die <strong>Sächsische</strong> <strong>Landesärztekammer</strong> beteiligte sich intensiv an der Implementierung<br />
der „Gesundheitsziele – Gesunde Sachsen“. Auf Grund der<br />
demographischen Entwicklung und der besonderen Betroffenheit der sächsischen<br />
Bevölkerung wurde durch die <strong>Sächsische</strong> <strong>Landesärztekammer</strong> ein<br />
neues Gesundheitsziel – „Aktiv Altern“ initiiert.