35. Nacht - LC Solbad Ravensberg

Leinen los für Wuschelwuff
Um jedes Missverständnis zu vermeiden, sage ich es gleich:
Ich mag Hunde. Und ich trete unbedingt ein für das unveräußerliche
Recht jedes noch so arthritischen Dackels auf freien
Auslauf und die ungehemmte Entfaltung seiner tierischen
Persönlichkeit. Also: Leinen los! Aber jetzt mal unter uns:
Müssen sich selbst die wunderlichsten Wuschelwuffs ausgerechnet
da entfalten, wo ich gerade laufe? In Bellas instinktgetrübten
Augen bin ich ja kein harmloser Irrer, der durch die
Prärie joggt, sondern ein potenziell schmackhaftes Jagdobjekt.
Ein Karnickel auf zwei Beinen, womöglich. Oder ein
schwarzes Schaf mit Stirnband, wenn ich meine Lieblingsklamotten
trage. Das führt bisweilen zu Missverständnissen.
Einmal legte eine verdächtig nach Schäferhund aussehende
Kreuzung aus Tutnix und Willlnurspielen seine Vorderpfoten
aus vollem Lauf liebevoll auf meine Schultern. Frauchen war
entsetzt. Allerdings weniger über die Aktion ihres drolligen
Haternochniegemacht, sondern über meine leicht gereizt vorgetragene
Fundamentalkritik an der vollkommen talentfrei
durchgeführten Erziehung ihres Flohkuriers. Nunja, das war
ein extremer Fall. Meistens begnügen sich die wuseligen
Wadenschnapper damit, mich einige Meter bellend zu verfolgen,
bis sie die sich überschlagene Stimme des Herrn
zurückpfeift. Ich schau dann immer sofort auf meine Pulsuhr,
weil ich so meine maximale Herzfrequenz zuverlässig
ermitteIn kann. Richig gefährlich sind hingegen die trantütigen
Trotteltapser. Sie latschen dir versonnen entgegen, völlig
harmlos. Unmittelbar vor dir ändern sie urplötzlich die
Richtung.so dass du blitzartig reagieren musst, um nicht über
sie zu fallen und den Rest der Saison im Krankenhaus zu verbringen.
Schön, dass es auch anders geht: Als sich mir kürzlich
so ein Exemplar näherte, rief sein menschlicher
Rudelführer aus hundert Metern Entfernung freundlich, aber
bestimmt; sitz!" Und siehe da: Paula setzte sich am Wegesrand
auf ihre Hinterbeine und schaute mich freundlich an.
Braver Hund. Und gutes Herrchen.
Georg Maria Balsen (Rheinische Post)-
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TUTNIX