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JAHRESBERICHT 2001 - Jugend- und Drogenberatungsstelle

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<strong>JAHRESBERICHT</strong> <strong>2001</strong><br />

<strong>Jugend</strong>- <strong>und</strong> <strong>Drogenberatungsstelle</strong><br />

der Landeshauptstadt Dresden<br />

Florian-Geyer-Strasse 13, 01307 Dresden


Inhalt<br />

Vorwort ...................................................................................................................................... 3<br />

Berichte von <strong>und</strong> über Drogenkonsumenten<br />

Hallo lieber Leser,.................................................................................................................. 4<br />

Lebenslauf eines Drogenabhängigen ..................................................................................... 5<br />

Motivation von Klienten ........................................................................................................ 7<br />

Kooperationspartner<br />

Therapieeinrichtung "Alten Flugschule“ in Großrückerswalde............................................. 8<br />

Wohnprojekt Bumerang ........................................................................................................ 9<br />

Rechtsberatung....................................................................................................................... 9<br />

Perspektive des Supervisors................................................................................................. 11<br />

Weiterbildung/ Veranstaltungen/ Projekte<br />

Weiterbildung zum Thema Polytoxikomane Kinder <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>liche ................................ 12<br />

Weiterbildung - Sucht <strong>und</strong> Drogen oder "Polytoxikomane Kinder <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>liche"......... 14<br />

Veranstaltung mit Reinhard Niermann ................................................................................ 15<br />

Gesellschaft gegen Alkohol- <strong>und</strong> Drogengefahren (GAD) ................................................. 16<br />

Seminars "Umgang mit Sucht- <strong>und</strong> Drogenproblemen" aus dem IB-BZ Dresden .............. 17<br />

Fotoprojekt ........................................................................................................................... 18<br />

Sommerfest........................................................................................................................... 20<br />

Wir über uns ............................................................................................................................. 21<br />

Telefonberatung ................................................................................................................... 21<br />

Die Zusammenarbeit mit Schulen........................................................................................ 22<br />

Das Team.............................................................................................................................. 24<br />

Das Anerkennungsjahr in der <strong>Jugend</strong>- <strong>und</strong> <strong>Drogenberatungsstelle</strong> Dresden (JDB) ............ 24<br />

Fünf Jahre <strong>Jugend</strong>- <strong>und</strong> <strong>Drogenberatungsstelle</strong> ................................................................... 25<br />

Wir das Team ........................................................................................................................... 27<br />

Statistik..................................................................................................................................... 28<br />

2


Vorwort<br />

" Man kann nicht genug Achtung vor dem Menschen haben, sobald man sieht, wie er sich<br />

durchzuschlagen versteht."<br />

F. Nietzsche<br />

Wieder liegt ein Jahr getaner Arbeit hinter uns.<br />

Ein Jahr, geprägt durch den Eindruck, dass die anfallenden Probleme im Drogenhilfesystem<br />

immer umfassender <strong>und</strong> komplexer werden. Der Suchtmittelkonsum von <strong>Jugend</strong>lichen <strong>und</strong><br />

jungen Erwachsenen wird zunehmend eine Herausforderung für unterschiedlichste<br />

Fachbereiche, sei es Familienhilfe, <strong>Jugend</strong>hilfe, Suchthilfe oder Psychiatrie. Im Mittelpunkt<br />

steht zunehmend die Frage nach angemessenen Hilfekonzepten für Gefährdete <strong>und</strong><br />

Abhängige. Dazu müssen die Fragen geklärt werden wie <strong>und</strong> womit die Zielgruppe zu<br />

erreichen ist, wie Beratungs- <strong>und</strong> Behandlungskonzepte gestaltet werden müssen.<br />

Wir wollen in diesem Jahresbericht unsere Partner, seien es Klienten, Multiplikatoren oder<br />

Kooperationspartner zu Wort kommen lassen <strong>und</strong> ihre Sichtweise zum Hilfesystem in den<br />

Mittelpunkt stellen.<br />

Es ging uns sowohl um die Frage, wie wir bzw. die Angebote der Beratungsstelle von den<br />

<strong>Jugend</strong>lichen gesehen <strong>und</strong> angenommen werden, als auch um die Reflexion der<br />

Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern.<br />

Wir danken allen an dem Jahresbericht Beteiligten für ihre Beiträge <strong>und</strong> hoffen, dass dieses<br />

Kaleidoskop an Sichtweisen die Vielschichtigkeit des Aufgabengebietes Drogenhilfe<br />

transparent macht.<br />

Bedanken möchten wir uns an dieser Stelle auch bei all denjenigen, die zwar hier nicht zu<br />

Wort gekommen sind, uns aber - ob materiell oder ideell - in unserer Arbeit auch im Jahr<br />

<strong>2001</strong> unterstützt haben.<br />

In diesem Sinne hoffen wir weiterhin mit unseren Partnern in die lohnende Zukunft hinein zu<br />

lernen.<br />

Der Einfachheit halber wurde überwiegend die männliche Sprachform gewählt.<br />

Simone Reinhardt<br />

Leiterin der <strong>Jugend</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Drogenberatungsstelle</strong> Dresden<br />

3


Berichte von <strong>und</strong> über Drogenkonsumenten<br />

Hallo lieber Leser,<br />

ich stelle mich mal vor: ich bin Alexander <strong>und</strong> bin 22 <strong>und</strong> komme aus Dresden, bin seit<br />

8 Jahren drogenabhängig, konsumiert habe ich LSD, THC <strong>und</strong> XTC. Mein Leben mit der<br />

Droge war nicht immer sehr schön. Eine Zeit lang habe ich nicht einsehen wollen, dass ich<br />

suchtkrank bin. Als ich das endlich wahrgenommen habe, habe ich mich an die <strong>Jugend</strong>- <strong>und</strong><br />

Drogenberatung gewendet. Am Anfang war mit das peinlich, ich wußte nicht so richtig, was<br />

mich dort erwartet. Ich bin dort einer Betreuerin zugeordnet worden, die mir gleich<br />

sympathisch gewesen ist. Sie hat mir sehr viel geholfen, eine Therapie zu finden. Ich wußte<br />

nicht so richtig, was Therapie bedeutet. Aber ich wollte weg von der Droge.<br />

Als ich meine erste Therapie bekommen hatte, wußte ich noch nicht, wie das wird. So bin ich<br />

nach Friedberg in Hessen gekommen. Es hat mir sehr gefallen. Aber leider bin ich nach drei<br />

Wochen gegangen, da ich Suchtdruck bekam. Obwohl ich wußte, dass ich in den Bau komme,<br />

habe ich abgebrochen. Ich habe mir meine Sucht befriedigt. Und die Folge war, dass ich in<br />

den Bau kam. Im Nachhinein bereue ich das. Aber es war zu spät.<br />

In der Haft habe ich mich bemüht, drogenfrei zu leben. Es hat auch geklappt. Bis auf zwei<br />

Rückfälle. In der Haft wurde ich in eine drogenfreie Station integriert. Das hieß, dass keine<br />

legalen <strong>und</strong> illegalen Drogen mehr auf der Station zu sich genommen wurden. Ich nahm dann<br />

an Gruppengesprächen teil <strong>und</strong> suchte meine Schwerpunkte. Ich nahm mir vor, noch mal eine<br />

Therapie zu machen. Es hat viel Arbeit <strong>und</strong> Mühe gemacht, aus der Haft eine Therapie zu<br />

bekommen.<br />

So habe ich am 25.07.<strong>2001</strong> meine Therapie bekommen, Es hat mich sehr viel Kraft gekostet,<br />

dort mitzuarbeiten, es war nicht sehr einfach dort. Es war eine Regeltherapie. Nach zwei<br />

Monaten bin ich geflogen wegen mehreren kleinen Regelverstößen. So war ich wieder dort,<br />

wo ich am Anfang war. Nur eines habe ich nicht gemacht: gleich zu Drogen zu greifen.<br />

Ich habe mich gleich wieder mal zur Drogenberatung gewendet, um dort eine neue Therapie<br />

zu bekommen. Da ich bei der Therapie sehr viel gelernt habe, wollte ich dort weiter machen,<br />

wo ich raus geflogen bin. Es hat nicht lange gedauert, bis ich eine neue Kostenzusage<br />

bekommen habe. Ich habe mich in Moritzburg beworben, leider habe ich eine Absage<br />

bekommen. So ist mir eingefallen, dass ich ja schon in Friedberg gewesen bin <strong>und</strong> es mir<br />

eigentlich sehr gut gefallen hatte. So haben wir dort angerufen <strong>und</strong> einen Termin bekommen.<br />

Und nun bin ich in Friedberg <strong>und</strong> versuche, meine Schwerpunkte noch mal zu bearbeiten <strong>und</strong><br />

hoffe, dass ich es schaffe.<br />

Ich kann Euch sagen, das alles war nicht leicht, ohne die Drogenberatung <strong>und</strong> die Gespräche<br />

mit meiner Bezugsperson dort wüsste ich nicht, wo ich heute wäre. Ich habe von dort sehr viel<br />

Unterstützung bekommen, <strong>und</strong> es tat mir gut, jemanden zu haben, mit dem man redet <strong>und</strong> der<br />

einen versteht.<br />

Holt Euch Rat, wenn Ihr keinen Weg findet, das sag` ich Euch.<br />

4<br />

Alexander


Lebenslauf eines Drogenabhängigen<br />

Schule u. Beruf:<br />

- 1986 eingeschult<br />

- 1996 Schule abgeschlossen (Realschulabschluss)<br />

- 1.8.96 Beginn der Lehre als Konstruktionsmechaniker - Feinblechbautechnik<br />

- Januar 2000, 14 Tage vor der praktischen Prüfung hingeschmissen<br />

- jetzt arbeitslos<br />

Sozialkontakte:<br />

- gute Fre<strong>und</strong>e in Tschechien u. Fre<strong>und</strong>innen<br />

- bin befre<strong>und</strong>et mit einem dt. Journalisten (40 J.) in Tschechien<br />

- ich war nie kontaktscheu<br />

Stellung in Familie u. Umfeld:<br />

- immer gern gesehen<br />

- ich werde ins Alltagsleben immer mit einbezogen<br />

- ich werde akzeptiert<br />

- aber es gibt, wie überall, den Generationskonflikt<br />

- aber man ist trotzdem immer füreinander da, auch in schwierigen Zeiten<br />

Elternhaus:<br />

Ich wurde nie geschlagen, meine Eltern haben mir immer viel Liebe gegeben <strong>und</strong> mir in<br />

wichtigen Dingen geholfen. Sie lehrten mich in Toleranz gegenüber andersdenkenden <strong>und</strong><br />

ausländischen Mitmenschen etc. Mein Elternhaus ist o.k.!<br />

Persönliche Entwicklung:<br />

Ich hatte eine schöne <strong>und</strong> unbeschwerte Kindheit. Mit 14 hatte ich meine erste Fre<strong>und</strong>in,<br />

mit 15 hatte ich das erste Mal Sex.<br />

Drogenlauf:<br />

- Beginn 1993 Haschisch<br />

- Ende 1993 Speed<br />

- aus Neugier dann die erste Pappe (LSD)<br />

- bis 1996 gekifft <strong>und</strong> manchmal Speed gezogen<br />

- ab 1996 jeden Tag gekifft <strong>und</strong> Crystal gezogen<br />

- am Wochenende Pillen, Pappen <strong>und</strong> Koks<br />

- die letzten 4 Jahre jeden Tag Koks <strong>und</strong> Crystal gezogen <strong>und</strong> gekifft, auch während der<br />

Arbeitszeit<br />

- verschiedene Pilze probiert<br />

- Engelstrompeten konsumiert<br />

Gewohnheiten:<br />

- Früh zum Aufstehen 2 Lines Koks oder Crystal gezogen<br />

- Bevor ich auf Arbeit bin noch mal 2 Lines<br />

- vor Arbeitsbeginn noch mal<br />

- während der Arbeitszeit gekifft <strong>und</strong> gezogen<br />

- zu Hause das Ganze fortgesetzt mit "Fre<strong>und</strong>en"<br />

- vor`m Schlafen noch zwei Hüte geraucht<br />

- am Wochenende LSD, Haschisch, Koks oder Crystal <strong>und</strong> dazu ab Februar 2000 jeden Tag<br />

(arbeitslos) immer Wein <strong>und</strong> Whisky<br />

5


Verhalten auf Dope:<br />

- abwesend, gut drauf, die Welt um mich herum nicht wahrgenommen<br />

- Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Familie belogen, verarscht u. ausgenutzt, aggressiv geworden auch gegenüber<br />

Arbeitskollegen<br />

- ich hab`s versucht, mir zwei Mal das Leben zu nehmen, das wurde von meiner damaligen<br />

Fre<strong>und</strong>in verhindert<br />

Dosis:<br />

- jeden Tag ca. 5 g Haschisch geraucht<br />

- in der Woche ca. 10-17 g Koks gezogen oder Crystal<br />

- abends 2-3 Flaschen Rotwein oder 1 Flasche Whisky<br />

- von 1999 bis Ende August 2000 jedes Wochenende ca. 2 Flaschen Rum <strong>und</strong> 2,5 Liter Wein<br />

u. dazu Haschisch u. Piko in Tschechien<br />

Ich war im August 2000 das erste Mal bei der <strong>Drogenberatungsstelle</strong> Florian-Geyer-Str. 13.<br />

Daraufhin bin ich 6 Wochen zur Entgiftung nach Arnsdorf gegangen. Aber noch am selben<br />

Tag meiner Entlassung habe ich gleich wieder konsumiert.<br />

Dann war ich im Januar <strong>2001</strong> noch mal in Arnsdorf, für eine Nacht, wollte aber unbedingt<br />

über Silvester rein. Da aber eine Fre<strong>und</strong>in schon drin war, die ich bei der ersten Entgiftung<br />

kennengelernt hatte, konnte ich nicht rein. In der Zeit bis Silvesterabend habe ich soviel<br />

Crystal gezogen, dass ich mich "überruppt" hatte <strong>und</strong> der ganze Tag schon Scheiße verlaufen<br />

war. Ich wollte dann bloß noch schlafen <strong>und</strong> warf mir deshalb ca. 10-15 Beruhigungstabletten<br />

ein <strong>und</strong> schlief drei Tage durch. Darauf bin ich wieder zur Beratungsstelle, um die Antragstellung<br />

auf eine Therapie zu erarbeiten. Von meiner Seite aus war auch nicht unbedingt viel<br />

Willen <strong>und</strong> Motivation zu sehen.<br />

Aber wir bekamen die Kostenzusage. Dann ein 3. Mal zur Entgiftung nach Arnsdorf <strong>und</strong> von<br />

da zur Therapie. Dort war ich eine Nacht <strong>und</strong> bin am nächsten Tag abgereist, <strong>und</strong> warum?<br />

Weil ich feige war <strong>und</strong> Panik bekommen habe vor dem Neuen <strong>und</strong> Veränderungen <strong>und</strong> mit<br />

dem Gewohnten endlich abzuschließen.<br />

6<br />

Anonymer Klient


Motivation von Klienten<br />

Die Gründe, unsere Beratungsstelle aufzusuchen sind unterschiedlich. "Eigenmotivierte"<br />

Personen sind i.d.R. an ihre eigenen Grenzen gestoßen. Beispiele dafür sind:<br />

- Überdosierung mit mehr oder weniger bedrohlichen psychotischen Begleiterscheinungen<br />

- nicht mehr selbst zu kontrollierender oder zu beendender "Spaß"konsum von<br />

psychoaktiven Substanzen<br />

- bedenklich abgenommener Lebensqualität bei maßlosem Haschischkonsum<br />

- Notwendigkeit der psycho-sozialen Stabilisierung bei medikamentengestützter<br />

Behandlung<br />

- Schwierigkeiten des Beibehaltens eines bereits schwer erarbeiteten Clean-Status<br />

- oder Umgangsprobleme von Bezugspersonen mit Drogenkonsumenten aus dem näheren<br />

sozialen Umfeld.<br />

"Fremdmotiviert" gelten hingegen Personen, die von anderen zu uns geschickt werden, z. B.<br />

- von Angehörigen oder Fre<strong>und</strong>en<br />

- von pädagogischen Betreuern<br />

- von der <strong>Jugend</strong>gerichtshilfe, der Bewährungshilfe<br />

- oder direkt vom Gericht (auch JVA-Insassen) mit einer richterlichen Auflage.<br />

In diesen Fällen stoßen eher wir Berater an unsere Grenzen. Das hält uns aber nicht davon ab,<br />

mit der Akribie eines Detektivs nach auch nur dem geringsten Anzeichen einer<br />

Eigenmotivation zu suchen, um mit dem Klienten, falls es sein Interesse bleibt, daran<br />

weiterzuarbeiten.<br />

Klienten mit Auflagen können sich außerdem in unseren Infogruppen näher mit der<br />

Drogenproblematik befassen.<br />

A. Stade<br />

7


Kooperationspartner<br />

Liebe Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen,<br />

Ihr habt uns gebeten anlässlich des Jahresberichtes <strong>2001</strong> einen kurzen Rückblick über die<br />

Zusammenarbeit der <strong>Jugend</strong>- <strong>und</strong> <strong>Drogenberatungsstelle</strong> Dresden <strong>und</strong> der "Alten Flugschule“<br />

in Großrückerswalde zu verfassen.<br />

Seit unserer Eröffnung im November 2000 stellt die <strong>Jugend</strong>- <strong>und</strong> <strong>Drogenberatungsstelle</strong><br />

Dresden einen engen Kooperationspartner der „Alten Flugschule“ in Großrückerswalde dar.<br />

So wurden im letzten Kalenderjahr acht Klienten, aus der Beratung der Florian-Geyer-Strasse,<br />

in die stationäre Drogenentwöhnungstherapie unserer Einrichtung vermittelt.<br />

Dies waren in der Regel Klienten, die „wussten was auf sie zukommt“, soll heißen, Ihr leistet<br />

gute Vorarbeit bei der Vorbereitung Eurer Klientel. Alle Klienten hatten vor Therapieantritt<br />

ein Informationsgespräch in der Einrichtung vereinbart <strong>und</strong> auch wahrgenommen. Das dabei<br />

die Klienten nicht gr<strong>und</strong>sätzlich in Eurer Begleitung in der Einrichtung erscheinen, ist für uns<br />

sowohl aus kostentechnischen Gründen nachvollziehbar <strong>und</strong> sehen wir in einigen Fällen auch<br />

insofern als sinnvoll an, als das so der Klient selbst einen aktiven Beitrag zum Therapieantritt<br />

leisten muss.<br />

Der Einfluss dieser Vorbereitung ist nicht zu unterschätzen. Auch wenn den neuen Klienten<br />

mit Schonzeit <strong>und</strong> einem Paten an ihrer Seite das Ankommen vereinfacht werden soll, ist es<br />

nicht immer leicht die ersten Wochen in dem neuen durchstrukturierten Umfeld, ohne die<br />

gewohnten Sozialkontakte zu meistern. Völlig falsche Erwartungen machen es um so<br />

schwerer, sich auf die Angebote <strong>und</strong> Anforderungen der Entwöhnungstherapie einzulassen.<br />

Das erschwert unsere Arbeit <strong>und</strong> führt im ungünstigsten Fall dazu, dass der Klient die<br />

Therapie bereits zu Beginn abbricht. Beenden Klienten trotz dessen die Therapie vorzeitig<br />

oder müssen disziplinarisch entlassen werden, erleben wir auch hier die Beratungsstelle als<br />

kompetenten Ansprechpartner. Sowohl für die Klienten, die in den meisten Fällen – <strong>und</strong> das<br />

spricht nach unserem Dafürhalten für Eure Nähe zum Klienten – die Beratungsstelle auch<br />

nach einer Entlassung sofort aufsuchen, als auch für uns als Einrichtung, wenn es darum geht,<br />

Entscheidungen zu vermitteln oder Alternativen bzw. Perspektiven zu durchdenken.<br />

An dieser Stelle sei Selbstkritik geübt, da diese Art des Informationsflusses zwar von uns von<br />

Beginn an angestrebt war aber nicht mit der nötigen Vehemenz verfolgt wurde. Die<br />

entsprechende Rückmeldung Eurerseits <strong>und</strong> die Bitte nach noch mehr Transparenz ist ganz in<br />

unserem Sinne, <strong>und</strong> soll in Zukunft besser umgesetzt werden. Seit unserem Gespräch in den<br />

Räumlichkeiten der JDB geschieht dies durch regelmäßige Telefonkontakte – nicht nur, aber<br />

auch „wenn`s brennt“ - <strong>und</strong> soll in regelmäßigen Arbeitstreffen intensiviert werden. Es ist<br />

auch für uns sehr erleichternd, eventuelle Rückfragen z. B. in Sachen Doppeldiagnose oder<br />

Verfall der Kostenzusage etc. direkt <strong>und</strong> unkompliziert besprechen zu können. Und nicht<br />

zuletzt profitieren davon natürlich die Klienten.<br />

Bleibt an dieser Stelle nur zu wünschen, dass wir unsere gute Zusammenarbeit weiter<br />

fortsetzen.<br />

Mit herzlichen Grüßen<br />

8<br />

das Team der Therapieeinrichtung<br />

„Alten Flugschule“ in Großrückerswalde


Zur Zusammenarbeit Wohnprojekt Bumerang - <strong>Drogenberatungsstelle</strong> Dresden<br />

Wir als Mitarbeiterinnen eines Wohnprojektes für drogenabhängige bzw.<br />

drogenkonsumierende <strong>Jugend</strong>liche schätzen in besonderem Maße die Arbeit der JDB<br />

Dresden, insbesondere als unsere Fachberatungsstelle im Arbeitsbereich Sucht. Wir erleben<br />

die JDB seit der Gründung unseres Wohnprojektes als kompetenten Partner, welcher uns bei<br />

der Kozeptionsentwicklung, bei nötigen Veränderungen <strong>und</strong> der Reflektion unserer täglichen<br />

pädagogischen <strong>und</strong> therapeutischen Arbeit stets beratend <strong>und</strong> unterstützend an der Seite stand.<br />

Im Verlaufe des letzten Jahres konnten auch konkrete Schritte der Zusammenarbeit entwickelt<br />

<strong>und</strong> ausgebaut werden. Beispielsweise begrüßen wir das Angebot der JDB, bei besonders<br />

konfliktreichen Eltern-Kind-Beziehungen als neutrale Beratungs- <strong>und</strong> Schlichtungsinstanz für<br />

die Eltern unserer <strong>Jugend</strong>lichen zur Verfügung zu stehen. Auch die in der JDB bestehende<br />

Selbsthilfegruppe für drogenkonsumierende <strong>Jugend</strong>liche nutzen wir als weiterreichendes<br />

Angebot an unsere Klienten.<br />

Besondere Bedeutung messen wir der fachlichen Beratung <strong>und</strong> Unterstützung in schwierigen<br />

Hilfeplangesprächen zu, um gemeinsam eine für den betreffenden <strong>Jugend</strong>lichen angemessene,<br />

individuelle <strong>und</strong> hilfreiche Maßnahme in Zusammenarbeit mit dem <strong>Jugend</strong>amt zu erarbeiten.<br />

Außerdem wichtig für unsere Arbeit ist die von der JDB organisierte Vermittlung von<br />

ambulant tätigen Familientherapeuten, Psychologen sowie Sucht- <strong>und</strong> Rechtsberatern.<br />

Von der JDB initiierte Weiterbildungsveranstaltungen, wie z. B. über Ecstasy, mit Rainer<br />

Thomasius, werden von unseren Mitarbeitern sehr begrüßt <strong>und</strong> genutzt.<br />

Auch in der Gremienarbeit ( z. B. Arbeitskreis illegale Drogen ) erleben wir die JDB als<br />

konstruktiven Partner im fachlichen Austausch <strong>und</strong> inhaltlicher Arbeit.<br />

Für die bisherige Zusammenarbeit möchten wir uns bedanken <strong>und</strong> wünschen den Mitarbeitern<br />

der JDB Dresden bei den für das Jahr 2002 anstehenden Aufgaben, Plänen <strong>und</strong> Zielen<br />

weiterhin gutes Gelingen.<br />

Rechtsberatung in der <strong>Jugend</strong>- <strong>und</strong> <strong>Drogenberatungsstelle</strong><br />

9<br />

Das Bumerang Team<br />

Jeweils am ersten <strong>und</strong> am dritten Mittwoch des Monats bietet die <strong>Jugend</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Drogenberatungsstelle</strong> eine unentgeltliche Rechtsberatung an, die nun schon seit mehreren<br />

Jahren durch einen Anwalt bzw. eine Anwältin der Dresdner Rechtsanwaltskanzlei<br />

Dr. Moussa durchgeführt wird. Im Jahr <strong>2001</strong> wurde dieses Angebot von 32 Personen in<br />

Anspruch genommen.<br />

Das Klientel besteht zu einem ganz überwiegenden Anteil aus <strong>Jugend</strong>lichen,<br />

Heranwachsenden <strong>und</strong> deren Eltern. Die Lebenssituationen, in welchen die Rechtsberatung<br />

der <strong>Jugend</strong>- <strong>und</strong> <strong>Drogenberatungsstelle</strong> aufgesucht wird, sind vorwiegend sehr ähnlich<br />

gelagert: Zumeist handelt es sich bei den Ratsuchenden um Personen, die entweder selbst<br />

beim Drogenkonsum "erwischt" wurden oder anwesend waren, als andere hierbei "erwischt"<br />

wurden oder um deren Eltern. Es handelt sich hierbei überwiegend um Konsumenten<br />

sogenannter "weicher" Drogen. Die in Frage stehenden Mengen sind meist niedrig. Die<br />

Fragen, die sich daraus ergeben sind etwa: "Ich bin bei der Polizei vorgeladen, muss ich<br />

hingehen, muss ich aussagen, muss ich die Wahrheit sagen, wenn ich aussage?" oder "Die<br />

Führerscheinstelle ist informiert worden <strong>und</strong> will nun, dass ich mich einer fachärztlichen<br />

Untersuchung unterziehe, sonst wollen sie mir den Führerschein abnehmen. Muss ich das?"<br />

oder einfach nur "Was wird nun geschehen?".


Fragen dieser Art lassen sich in der Regel im Rahmen der zur Verfügung stehenden Zeit zur<br />

Zufriedenheit der Klienten beantworten. Schwieriger wird es, wenn sich die<br />

Auskunftssuchenden den Gang <strong>und</strong> insbesondere die Kosten für einen Rechtsanwalt gänzlich<br />

ersparen wollen <strong>und</strong> auf die Schnelle eine umfassende Verteidigungsstrategie für ein<br />

drohendes Strafverfahren erwarten. Dies kann <strong>und</strong> soll auch im Rahmen der Rechtsberatung<br />

nicht geleistet werden <strong>und</strong> oftmals bleibt hier neben einer allgemeinen Beratung nur die<br />

Empfehlung auszusprechen, sich einen Verteidiger zu nehmen.<br />

Es kommt ebenfalls häufig vor, dass die Rechtsberatung erst aufgesucht wird, wenn bereits<br />

einmal eine umfassende Aussage bei der Polizei gemacht wurde <strong>und</strong> es dann im Nachgang<br />

zur Anklageerhebung kommt. Dies verw<strong>und</strong>ert den Betroffenen dann oftmals sehr, da er sich<br />

nach einer umfassenden „Beichte“ sehr erleichtert fühlte <strong>und</strong> der Ansicht war, dass der Fall<br />

damit erledigt sei. Doch weit gefehlt, man sollte immer bedenken, dass die Polizei nicht die<br />

Aufgabe hat, „Sündern“ die „Absolution“ zu erteilen, sondern es handelt sich hier um eine<br />

staatliche Strafverfolgungsbehörde, die bestimmte Aufgaben zu erfüllen hat <strong>und</strong> dies auch tut.<br />

Deswegen kann hier nur empfohlen werden: Man sollte sich unbedingt, bevor man zur<br />

Polizei geht, um eine Aussage zu machen, gründlich k<strong>und</strong>ig machen, um auf diese Situation<br />

entsprechend vorbereitet zu sein.<br />

Hinzuweisen ist vielleicht noch auf einen weit verbreiteten Irrtum: Es wird immer wieder die<br />

Frage gestellt: "Wieviel Hasch darf ich denn nun besitzen, der Besitz zum Eigenkonsum ist<br />

doch nicht strafbar oder?" Die Antwort darauf ist: Es gibt diese Menge nicht. Gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

ist der Erwerb <strong>und</strong> Besitz auch der kleinsten Menge Cannabis oder anderer illegaler Drogen<br />

strafbar. Es kann lediglich von der Verfolgung abgesehen werden bzw. kann am Ende die Tat<br />

straffrei bleiben, wenn es sich um geringe Mengen zum Eigenkonsum handelt. Dies steht<br />

jedoch so lange im Ermessen der Strafverfolgungsbehörden bzw. des Gerichtes <strong>und</strong> ist damit<br />

einzelfallabhängig, wie der Begriff der "geringen Menge" nicht durch eine<br />

Verwaltungsvorschrift o. ä. objektiv definiert ist.<br />

Dies ist in Sachsen, im Gegensatz zu anderen B<strong>und</strong>esländern bisher nicht geschehen <strong>und</strong> es ist<br />

damit auch weiterhin nicht zu rechnen. Dies bedeutet, dass in Sachsen zunächst einmal<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich jeder Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz verfolgt wird <strong>und</strong> es keine letzt<br />

endliche Rechtssicherheit darüber geben kann, in welchen Fällen das Verfahren dann doch<br />

noch eingestellt wird. Dies ist zwar keine zufriedenstellende Situation, jedoch derzeit<br />

schlichtweg nicht zu ändern.<br />

Deshalb ist der einzige, wenn auch unpopuläre aber todsichere Tipp zur Vermeidung von<br />

Strafbarkeit in diesem Bereich: Null Gramm.<br />

10<br />

M. Pachabeyan


Das Team der <strong>Jugend</strong>- <strong>und</strong> <strong>Drogenberatungsstelle</strong> Dresden aus der Perspektive des<br />

Supervisors<br />

Ich betreue das Team der <strong>Jugend</strong>- <strong>und</strong> <strong>Drogenberatungsstelle</strong> Dresden seit zwei Jahren durch<br />

Team- <strong>und</strong> Fallsupervision. In dieser Zeit haben mich vor allem immer 3 Dinge in der<br />

Zusammenarbeit beeindruckt:<br />

• die produktive Mischung,<br />

• der hohe Selbstanspruch,<br />

• das persönliche Engagement.<br />

Mit „produktiver Mischung“ meine ich die Zusammensetzung des Teams aus Menschen mit<br />

verschiedenen Ausbildungsberufen, therapeutischen <strong>und</strong> beraterischen Zusatzqualifikationen,<br />

Felderfahrungen <strong>und</strong> persönlichen Temperamenten <strong>und</strong> Charakteren. Diese produktive<br />

Mischung ist, nach meiner Einschätzung, gewollt <strong>und</strong> wird vom Team gefordert <strong>und</strong><br />

gefördert. Sie bildet die Voraussetzung, dass – ähnlich wie bei der „kritischen Masse“ in der<br />

Kernphysik – die gehörige Portion Energie freigesetzt werden kann, die die gewählte Aufgabe<br />

erfordert.<br />

Der „hohe Selbstanspruch“ bezieht sich zum einen (nach innen) auf das stetige Ringen der<br />

KollegInnen um Klarheit in den Beziehungen im Team <strong>und</strong> zum anderen (nach außen) auf die<br />

kontinuierliche Thematisierung des gemeinsamen Qualitätsanspruches, der Zielkriterien <strong>und</strong><br />

der Wahl der Interventionsstrategien <strong>und</strong> –techniken in der Beratungstätigkeit. Dieser „hohe<br />

Selbstanspruch“ ist für mich atmosphärisch im gesamten „Unternehmensauftritt“ spürbar: im<br />

Ambiente der Beratungsräume, in den Umgangsformen der Kolleginnen, in der Fachlichkeit<br />

der Arbeit mit dem Klientel.<br />

Mit „persönlichem Engagement“ meine ich die Tatsache, dass die Kolleginnen die kulturelle<br />

Herausforderung „Suchtmittelmissbrauch durch <strong>Jugend</strong>liche“, vor der wir ja eigentlich als<br />

Gesellschaft im Ganzen stehen, auch für sich persönlich übernommen haben. Das stiftet<br />

einerseits eine starke Verbindung im Team, einen gemeinsamen „Teamgeist“, <strong>und</strong> mobilisiert<br />

Energie für die gemeinsame Aufgabe. Das führt andererseits aber auch dazu, dass sie bei der<br />

Aufgabenerfüllung oftmals bis an ihre persönliche Leistungsgrenze oder gar darüber hinaus<br />

gehen. Eine Stärke des Teams sehe ich diesbezüglich im wachsenden Vermögen, solche<br />

persönlichen Überforderungen wahrzunehmen <strong>und</strong> die Waage zwischen Anspruch <strong>und</strong><br />

augenblicklich Leistbarem kollektiv wieder auszubalancieren.<br />

11<br />

Dr. Stephan Hardt<br />

freiberuflicher Berater, Trainer,<br />

Supervisor


Weiterbildung/ Veranstaltungen/ Projekte<br />

Weiterbildung zum Thema Polytoxikomane Kinder <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>liche<br />

160 Personen füllten am 23. November den Plenarsaal des Rathauses. Sie waren der<br />

Einladung der JDB gefolgt, die den prominenten Referenten Privatdozent Dr. R. Thomasius<br />

von der Uniklinik Hamburg- Eppendorf gewinnen konnte.<br />

Die Zuhörerschaft bestand aus Multiplikatoren der <strong>Jugend</strong>- <strong>und</strong> Drogenhilfe, Pädagogen,<br />

Ärzten, Eltern <strong>und</strong> Angehörigen drogenkonsumierender <strong>Jugend</strong>licher.<br />

Den Worten der Begrüßung durch die Suchtbeauftragte der Landeshauptstadt Dresden Frau<br />

Dr. Elisabeth Löffler folgte ein Vortrag, der die Zuhörerschaft von Anfang bis zum Ende<br />

fesselte. Dr. Thomasius stellte u.a. neueste Forschungsergebnisse der Forschungsgruppe<br />

Designerdrogen vor, deren Leiter er ist.<br />

Die Untersuchung sollte vor allem zwei Fragen beantworten:<br />

1. Welche Ges<strong>und</strong>heitsschäden ruft die synthetische Droge Ecstasy beim Menschen hervor?<br />

2. Hängen diese Schäden mit bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen <strong>und</strong> Neurosenstrukturen<br />

zusammen ?<br />

In einem Zeitraum von 21 Monaten wurden 159 Ecstasykonsumenten im Rahmen einer<br />

Querschnittsstudie mit psychiatrischen, psychologischen, neurologischen, internistischen <strong>und</strong><br />

nuklearmedizinischen Verfahren untersucht.<br />

Ausgewählte Ergebnisse:<br />

1. Das Ausmaß der psychischen Störungen bei den untersuchten Ecstasykonsumenten war<br />

hoch. Halluzinationen, Personenverkennungen oder Wahnvorstellungen sowie irreale<br />

Beziehungen zu Personen oder Gegenständen meist gepaart mit Angststörungen gehören zu<br />

diesem Krankheitsbild.<br />

12


2.Auch schon geringe Mengen der Droge Ecstasy schädigen die Hirnfunktion. Sowohl das<br />

Arbeits- als auch das Kurzzeit- <strong>und</strong> das mittelfristige Gedächtnis sind in Abhängigkeit von der<br />

Gesamtdosis in Mitleidenschaft gezogen.<br />

3. Die Persönlichkeit von Konsumenten mit hohem Ecstasykonsum war häufig durch<br />

Entwicklungs-<strong>und</strong> Identitätsstörungen gekennzeichnet, die mit einem Mangel an<br />

Selbstwahrnehmung an Selbststeuerungs-, Kommunikations- <strong>und</strong> Bindungsfähigkeit <strong>und</strong> an<br />

sozialer Unterstützung einhergehen.<br />

Konsumenten mit einer sogenannten Ich-Schwäche neigen demnach eher zu einem extensiven<br />

Ecstasygebrauch <strong>und</strong> sind deshalb besonders stark von Hirnfunktionsfolgeschäden betroffen.<br />

Während der Veranstaltung wurde die Möglichkeit der Disskusion <strong>und</strong> Nachfrage rege<br />

genutzt.<br />

Deutlich wurde - <strong>und</strong> das ist auch die Erfahrung der JDB - dass der Konsum von<br />

aktivierenden Rauschmitteln unter <strong>Jugend</strong>lichen zunimmt <strong>und</strong> die Risiken häufig unterschätzt<br />

werden.<br />

Insofern war die Veranstaltung äußerst fruchtbar, hat sie doch neben den hochinteressanten<br />

Forschungsergebnissen eine ganze Reihe an präventiven <strong>und</strong> therapeutischen<br />

Handlungsmöglichkeiten vermittelt.<br />

13<br />

Gert Nözel


Weiterbildung - Sucht <strong>und</strong> Drogen oder "Polytoxikomane Kinder <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>liche"<br />

Initiiert wurde diese Weiterbildung durch die <strong>Jugend</strong>- <strong>und</strong> <strong>Drogenberatungsstelle</strong> der<br />

Landeshauptstadt Dresden unter Hinzuziehung von Herrn PD Dr. R. Thomasius, Uniklinik<br />

Hamburg - Universitäts-Krankenhaus Eppendorf <strong>und</strong> Leiter der Forschungsgruppe<br />

"Designerdrogen".<br />

Es ist nicht meine erste Veranstaltung zur Thematik Drogen, an der ich teilnehme.<br />

Im Wechselbad der Gefühle zwischen Zeitdruck, Neugier <strong>und</strong> Lust mich mit Anderen zu<br />

treffen <strong>und</strong> auszutauschen, die ebenfalls im gleichen oder ähnlichen Problemkreis arbeiten,<br />

nehme ich dieses Angebot wahr. Viele Fragen gehen einem durch den Kopf <strong>und</strong> in der<br />

Hoffnung, dass die Erwartungen auch vom Referenten erfüllt werden können, nehme ich im<br />

ehrwürdigen Saal des Rathauses Platz. Mit Beginn der Veranstaltung verlässt mich die<br />

Anspannung <strong>und</strong> ich kann ganz den Worten des Vortragenden lauschen.<br />

Zwischen Forschungsstand <strong>und</strong> nacktem Leben wird der Zuhörer vom Vortrag des Herrn<br />

Dr. Thomasius gefesselt, Notizen geraten in den Hintergr<strong>und</strong>. Methodisch gut aufgearbeitet,<br />

sichtbar <strong>und</strong> verständlich für jeden Teilnehmer der Weiterbildungsveranstaltung, empfinde<br />

ich es für ein gutes Handwerkszeug <strong>und</strong> Hilfe, auch für den Sozialarbeiter, der nicht<br />

tagtäglich mit Suchtkranken arbeitet.<br />

Fachtermini wurden transparent dargestellt <strong>und</strong> ermöglichen dem Sozialpädagogen Ursachen,<br />

Verläufe, Wirkungsweisen <strong>und</strong> Konsummuster besser zu erkennen, zu verstehen <strong>und</strong> damit zu<br />

begleiten <strong>und</strong> zu helfen. Mit dem neuen Hintergr<strong>und</strong>wissen bekommt die Drogenproblematik<br />

eine andere Sicht- <strong>und</strong> Herangehensweise für mich. Das heißt, <strong>Jugend</strong>liche, die den Weg ins<br />

Amt gehen, sprechen zu Beginn der Beratung selten zuerst von ihrem Drogenproblem,<br />

meistens ist es nur der Zoff mit den "Oldies" zu Hause oder den Schwierigkeiten in Schule<br />

<strong>und</strong> Ausbildung.<br />

Ursachen für Auseinandersetzungen sehen sie meistens kaum. Da gilt es, mit viel<br />

pädagogischen Geschick im Gespräch Probleme zu benennen <strong>und</strong> Signale zu erkennen,<br />

gemeinsam nach Lösungen zu suchen, Hilfen aufzuzeigen, ihre Notwendigkeit klar zu<br />

formulieren, um aus dem Teufelskreis auszubrechen.<br />

Während sich Vortrag <strong>und</strong> Diskussion abwechselten, verging der Tag wie im Flug.<br />

Der Film am Ende der Veranstaltung war sehr beeindruckend <strong>und</strong> ruft alle Lehrer, Erzieher,<br />

Eltern, Sozialpädagogen u. a. auf, Zeichen <strong>und</strong> Signale des Mitmenschen wahr <strong>und</strong> ernst zu<br />

nehmen, um Selbstjustiz zu verhindern.<br />

Schwer fällt es mir, das Erlebte im Team weiter zu geben, da es aus dem Verlauf des Ganzen<br />

herausgelöst wäre. Ich sehe es als wichtig, dass Weiterbildungen dieser Art von allen im<br />

sozialen Bereich Tätigen genutzt werden sollten.<br />

Gleichzeitig bedanke ich mich bei den Organisatoren, die mit viel Engagement den fachlichen<br />

Teil <strong>und</strong> den lukullischen Rahmen organisiert haben.<br />

14<br />

Frau Wendrich<br />

Sozialarbeiterin ASD Klotzsche<br />

<strong>Jugend</strong>amt Dresden


Veranstaltung mit Reinhard Niermann<br />

06.09. <strong>2001</strong> - Donnerstagabend 19.00 Uhr - Diskussionsabend mit einem ehemaligen<br />

Drogenkonsumenten. Nach neun St<strong>und</strong>en am heutigen Tag, der angefüllt war mit<br />

Beratungsgesprächen, Telefonberatungen, Teamabsprachen <strong>und</strong> der Dokumentation habe ich<br />

mir auch noch den Vortrag von Herrn Niermann eingeplant. Ein Mensch, der es nach langem<br />

Weg geschafft hat abstinent zu leben <strong>und</strong> sich nun für das Wohnprojekt, in dem er derzeit<br />

noch lebt, der Initiative 89 in Berlin, <strong>und</strong> damit auch für andere abstinent lebende Menschen<br />

engagiert.<br />

Meine Lust hält sich in Grenzen, was vorrangig der späten St<strong>und</strong>e geschuldet ist. Neugierig<br />

bin ich auf Herrn Niermann. Was erzählt er aus seinem Leben <strong>und</strong> wie hat er seinen Weg aus<br />

der Sucht bewältigt? Unterscheidet sich seine Geschichte von denen der Klienten, welche ich<br />

betreue? Ebenfalls bin ich gespannt auf das Publikum. Wer wird wohl alles kommen, wen<br />

spricht die Einladung an?<br />

Als ich ankomme sind schon eine ganze Reihe von Zuhörern da, Klienten der Beratungsstelle,<br />

Angehörige <strong>und</strong> Kooperationspartner. Das ganze Spektrum mit welchem wir hier in der<br />

<strong>Jugend</strong>- <strong>und</strong> <strong>Drogenberatungsstelle</strong> arbeiten. Es ist sehr ungewohnt, alle auf einmal <strong>und</strong><br />

beieinander zu sehen <strong>und</strong> ich beobachte wie sich alle etwas vorsichtig beäugen <strong>und</strong> versuchen<br />

zu ergründen, in welcher Rolle wohl der Nachbar da ist. Als Herr Niermann kommt, deutet<br />

nur sein vorsichtiges Fragen nach einem Mitarbeiter darauf hin, dass er im wesentlichen die<br />

Gestaltung des Abends übernimmt. Er wirkt auf mich sehr aufgeschlossen <strong>und</strong> begeistert, dass<br />

so viele Zuhörer gekommen sind. Er beginnt. Seinen Ausführungen über das Wohnprojekt<br />

kann man gut folgen <strong>und</strong> die Einbindung seiner eigenen Lebensgeschichte zeichnet sehr<br />

authentisch den beschwerlichen Weg in ein abstinentes Leben nach. Die Ausführungen<br />

stimmen mich nachdenklich <strong>und</strong> lassen mich mein eigenes Verhalten als Beraterin<br />

reflektieren. Mir wird wieder einmal deutlich, wie schwierig es ist eine <strong>Drogenberatungsstelle</strong><br />

aufzusuchen, Termine einzuhalten, Anträge zur Therapiebeantragung zu koordinieren,<br />

Arzttermine zu organisieren, Sozialamt, Arbeitsamt, Krankenkasse ... wenn einen die Sucht<br />

fest im Griff hat.<br />

Nachfragen aus dem Publikum greift Herr Niermann gut auf <strong>und</strong> es gefällt mir, wie er auf die<br />

Fragenden eingeht, offen gegenüber Eltern <strong>und</strong> bestärkend auf Menschen, die in dem selben<br />

Prozess stehen wie er selbst.<br />

Gegen 22.00 Uhr verlasse ich trotz der späten St<strong>und</strong>e ziemlich aufgedreht die Beratungsstelle.<br />

Viele Gedanken <strong>und</strong> Eindrücke schießen mir durch den Kopf <strong>und</strong> ich bereue es nicht, den<br />

Abend noch rangehängt zu haben. Rückblickend kann ich sagen, dass ich schon in vielen<br />

Momenten an den Vortrag gedacht habe, wenn es um die geduldige Begleitung von Klienten<br />

ging.<br />

Vivien Tonn<br />

15


Tagung der Gesellschaft gegen Alkohol- <strong>und</strong> Drogengefahren (GAD) in Dresden/ Hotel<br />

Elbflorenz am 11./12. Mai <strong>2001</strong><br />

Ein alljährlich wiederkehrender, wichtiger Punkt in der Vernetzungsarbeit ist die Beteiligung<br />

bei der GAD-Tagung als Referenten. Eine einzigartige Tagung, denn hier werden mit<br />

verschiedenen Abhängigkeiten arbeitende Berufsgruppen (Ärzte, Psychologen, Soziologen,<br />

Sozialarbeiter, Lehrer u. a.) sowie Betroffene <strong>und</strong> deren Angehörige angesprochen. Dies<br />

macht auch den Inhalt der Arbeitsgruppen sehr interessant <strong>und</strong> an der Praxis orientiert. In<br />

diesem Jahr waren über 400 Teilnehmer angemeldet. Tagungsort war das Hotel Elbflorenz,<br />

was zu einem sehr gelungenen Rahmen beitrug. Wir hielten unser Seminar "Lebenswelten<br />

von Drogenkonsumenten - Ansätze <strong>und</strong> Modelle der Drogenhilfe in Dresden im Raum<br />

"Boccaccio".<br />

Insgesamt gab es 13 Arbeitsgruppen , die sich in vielfältiger Weise mit den Themen "Illegale<br />

Drogen", "Alkoholsucht", "Essstörungen"," Suchtprävention" <strong>und</strong> "Selbsthilfe" beschäftigten.<br />

Teilnehmer unseres Seminars waren Ärzte <strong>und</strong> Psychologen aus Entgiftungs- <strong>und</strong><br />

Therapieeinrichtungen, Heilpraktiker, Sozialarbeiter aus Suchtberatungsstellen, aus<br />

Wohnprojekten <strong>und</strong> berufshilflichen Angeboten, Angehörige, Betroffene <strong>und</strong> Soziale Dienste<br />

der Krankenhäuser.<br />

Zunächst erfolgte in Anknüpfung an die Vorjahre eine Bestandsaufnahme der derzeitigen<br />

Situation im Raum Dresden: zum einen eine Darstellung der Situation der Konsumenten (wer<br />

kommt zu uns, was wird konsumiert, Rolle der Droge Crystal); zum anderen welche Probleme<br />

tauchen mit dem Konsum auf. Erwähnt wurden neben wirtschaftlichen, auch Probleme im<br />

persönlichen Umfeld <strong>und</strong> im sozialen Bereich <strong>und</strong> vor allem Erkrankungen im<br />

psychiatrischen Bereich. Hier wurden u. a. Halluzinationen, Verfolgungsängste <strong>und</strong><br />

Depressionen benannt.<br />

Des Weiteren wurde das dafür zur Verfügung stehende Netz in der Drogenhilfe <strong>und</strong><br />

<strong>Jugend</strong>hilfe im Raum Dresden vorgestellt.<br />

Nach einem Einstieg in therapeutische Ansätze unserer <strong>Jugend</strong>- <strong>und</strong> <strong>Drogenberatungsstelle</strong><br />

widmeten wir uns dem Thema "Die Rolle der Drogen in Gesellschaft, Kultur <strong>und</strong> Kunst".<br />

Wir wollten am Beispiel der psychoaktiven Pflanzen aufzeigen, welche lange<br />

kulturgeschichtliche Entwicklung diese Drogen haben, wie sich Gesellschaft <strong>und</strong> das<br />

Verhältnis zu Suchtmitteln/ Drogen wechselseitig beeinflussen. Verschiedene philosophische<br />

Ansätze wurden vorgestellt. Sehr eindrucksvoll ließ sich dies an einigen Beispielen der<br />

Kunstgeschichte unterlegen.<br />

Im zweiten Teil unseres Seminars stellten wir Projekte unserer Beratungsstelle vor, die aus<br />

einem kunsttherapeutischen Ansatz heraus entstanden sind <strong>und</strong> durch ihre Kreativität eine<br />

erweiterte Form der Arbeit mit Klienten bieten. Dies waren das bei uns 2000 bis <strong>2001</strong><br />

gelaufene Fotoprojekt, ein Rockmusikprojekt, ein Ausstellungskonzept <strong>und</strong> ein<br />

Gruppenprojekt "Schmuckworkshop" unserer Selbsthilfegruppe auf dem Kunsthof.<br />

Natürlich gab es vielfältige Anfragen zu rechtlichen <strong>und</strong> therapeutischen Themen, denen wir<br />

im letzten Teil unseres Seminars Aufmerksamkeit widmeten.<br />

Der Erfolg der Tagung ist sicher zu einem großen Teil der umsichtigen Organisation des<br />

Herrn Siegfried Wilhelm <strong>und</strong> seiner Ehefrau Anke Wilhelm zuzuschreiben. Wir werden auch<br />

im Jahr 2002 als Moderatoren eines Seminars zur Verfügung stehen.<br />

16<br />

Marita Kawelke


Bericht von Teilnehmern <strong>und</strong> Teilnehmerinnnen des Seminars "Umgang mit Sucht- <strong>und</strong><br />

Drogenproblemen" aus dem IB-BZ Dresden<br />

Es liegt in der Verantwortung des Internationalen B<strong>und</strong>es (IB)- BZ Dresden, jährlich ca. 3200<br />

junge Leute auszubilden bzw. auf eine Ausbildung vorzubereiten. Die Ausbildungsteams<br />

werden dabei mit einer breiten Palette von Problemen der <strong>Jugend</strong>lichen konfrontiert. Waren<br />

es 1991 Orientierungsschwierigkeiten in der "neuen" Gesellschaft, so schleicht sich langsam ,<br />

aber bewusst das Phänomen der Sucht- <strong>und</strong> Drogenabhängigkeit ans Licht. Die<br />

Ausbildungsteams wünschen sich mehr Wissen zu dieser Problematik, gibt es doch viele<br />

pädagogische Unsicherheiten im Umgang mit den betroffenen <strong>Jugend</strong>lichen. Sie wollen nicht<br />

nur reagieren, sondern sehen es als ebenso wichtig an, präventiv zu wirken. Deshalb wandte<br />

sich der Fortbildungsausschuss an die <strong>Jugend</strong>- <strong>und</strong> <strong>Drogenberatungsstelle</strong> der Stadt Dresden<br />

mit der Bitte, um Schulung des Personals.<br />

Die Leiterin der Beratungsstelle, Frau Reinhardt hatte ein offenes Ohr <strong>und</strong> war bereit, mit<br />

ihren Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen ein Seminar für unser Personal durchzuführen.<br />

Im November trafen sich aus allen Außenstellen des Bildungszentrums Sozialpädagoginnen<br />

<strong>und</strong> Ausbilderinnen zum Seminar "Umgang mit Sucht- <strong>und</strong> Drogenproblemen".<br />

Zu Beginn wurden die Inhalte entsprechend den Interessen der Teilnehmer abgestimmt. Dabei<br />

wurde sehr schnell klar, dass der Zeitrahmen von drei Tagen nicht ausreichen wird.<br />

In größeren Komplexen wurden solche Themen bearbeitet wie: Wie sind "Drogen" definiert<br />

<strong>und</strong> welche muss man unterscheiden? Wie wirken Drogen physisch <strong>und</strong> psychisch? Was sind<br />

Drogenscreening <strong>und</strong> Motive für den Drogenkonsum. Es wurde über den Suchtbegriff, die<br />

Suchtursachen/ Suchtentstehung gesprochen <strong>und</strong> Erklärungsansätze für Suchtverhalten<br />

diskutiert.<br />

Es wurde ein Überblick über den Aufbau <strong>und</strong> die Arbeitsweise der <strong>Jugend</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Drogenberatungsstelle</strong> der Landeshauptstadt Dresden gegeben. Ergänzt wurde das durch<br />

Berichte aus der täglichen Beratungsarbeit sowie die Vorstellung des Netzwerkes der<br />

Beratungsstelle. Dabei wurden ständig Querverbindungen zu allgemein interessierenden<br />

Fragen hergestellt.<br />

Der Themenkreis "Rechtliche Gr<strong>und</strong>lagen/ Rechtliche Aspekte bei der Feststellung von<br />

Drogenkonsum bei <strong>Jugend</strong>lichen in der Einrichtung" wurde sehr interessiert aufgenommen.<br />

Die Frage "Was kann, darf oder muss der Ausbilder / Sozialpädagoge bei Bekanntwerden von<br />

Drogenfällen tun?" wurde lebhaft <strong>und</strong> kontrovers diskutiert.<br />

Praktische Übungen , in denen die "Gesprächsführung bei Drogenverdacht" geübt wurde <strong>und</strong><br />

Diskussionen in den Arbeitsgruppen zu den "verschiedensten Problemlagen im Umgang mit<br />

Drogenkonsumenten" waren interessant <strong>und</strong> konstruktiv. Leider war die Zeit dafür knapp. Für<br />

viele überraschend war auch der Einsatz von Entspannungsmusik in der Drogenberatung. Die<br />

Wirkung konnten die Teilnehmer auch an sich selbst erfahren.<br />

Es war eine sehr interessante Fortbildung mit umfangreichen Einblicken in diese Problematik.<br />

Sie veränderte <strong>und</strong> erweiterte die Sichtweise bei vielen Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen.<br />

Wünschenswert wäre eine Fortsetzung des Seminars, um verschiedene Teile zu vertiefen.<br />

Dazu gehören: viele praktische Übungen im Umgang mit Drogenkonsumenten<br />

(Gesprächsführung), rechtliche Aspekte <strong>und</strong> vieles mehr.<br />

Ein besonderer Dank geht an die beiden Referentinnen, Frau Reinhardt <strong>und</strong> Frau Kawelke.<br />

Beide verstanden es, theoretische <strong>und</strong> praktische Probleme zum Thema miteinander zu<br />

verbinden sowie die Fragen der Teilnehmer für alle zufriedenstellend zu beantworten. Ein<br />

Dankeschön auch für das informative Material, was die Seminarteilnehmer mit in die<br />

Einrichtungen nehmen konnten.<br />

17<br />

Steffi Fuchs<br />

stellv. Fortbildungsbeauftragte


Fotoprojekt<br />

Organisation, Planung, Durchführung<br />

Das Fotoprojekt "Lebenswelten von Drogenkonsumenten" - als kunsttherapeutisches Projekt -<br />

umfasste vom Beginn bis zur Herausgabe der Fotomappe einen Zeitraum von 8 Monaten<br />

(August 2000 bis März <strong>2001</strong>).<br />

Zunächst liefen im August die Vorabsprachen mit allen Interessierten.<br />

Das Projekt selbst wollten wir nicht einengen, um der Kreativität der Beteiligten Freiraum zu<br />

lassen. Der einzige Rahmen bestand im Thema, im Entscheid Schwarz-Weiß-Filme zu<br />

verwenden <strong>und</strong> in einer Zeitschiene. Die fotografischen Arbeiten sollten bis Ende Oktober<br />

abgeschlossen sein, die Zusammenstellung der Mappe bis Dezember erfolgen <strong>und</strong> die<br />

Herausgabe war zum 5. Jahrestag unserer Beratungsstelle im März <strong>2001</strong> geplant. Nicht nur in<br />

der Thematik ließen wir Freiraum, wir sprachen auch ganz verschiedene Konsumenten an.<br />

Das heißt Konsumenten, die die Problematik bewältigt haben <strong>und</strong> bewusst reflektieren,<br />

Konsumenten, die noch mitten in der Problematik leben <strong>und</strong> auch Gruppen, zu denen wir<br />

selbst als Beratungsstelle keinen Zugang haben.<br />

Es war freigestellt, ob Personen porträtiert werden, ob Objekte, Natur oder Abstraktes<br />

dargestellt wird.<br />

Wichtig war uns die Auseinandersetzung mit dem Thema Drogenkonsum an sich <strong>und</strong> mit dem<br />

ganz normalen Alltag ganz normaler Gebraucher.<br />

Wir führten zahlreiche Vorgespräche. Mit jedem Interessierten führten wir mindestens ein<br />

Gespräch, mit einigen Klienten kam es zu einer regelmäßigen Begleitung, insbesondere waren<br />

dies die Klienten, die auch therapeutisch durch einen anderen Berater begleitet werden.<br />

Es zeigte sich, dass sich besonders die Klienten aktiv mit der Thematik befassten <strong>und</strong> dies<br />

auch umsetzen konnten, die sich bereits kritisch mit ihrem eigenen Konsum <strong>und</strong><br />

Suchtverhalten auseinandersetzten. Dies gelang nicht allen Klienten. Viele sprangen in der<br />

Zwischenzeit ab. Dort hätten wir uns als Begleiter wesentlich mehr Zeit gewünscht, um die<br />

18


Klienten umfassender begleiten zu können. Auch hätten wir gern in der gezielten<br />

therapeutischen Arbeit das Projekt noch mehr vertieft.<br />

Dies könnte Ansätze für nachfolgende Projekte bieten. Das Projekt lief auch in der Planung<br />

prozessorientiert <strong>und</strong> nicht ergebnisorientiert. Zu einem späteren Zeitpunkt trafen sich alle<br />

Beteiligten, um gegenseitig ihre Ideen vorzustellen. Dieser Gruppenaspekt war uns wichtig<br />

<strong>und</strong> der Treff wurde bewusst erst zu einem späteren Zeitpunkt im Projekt festgesetzt, damit<br />

jeder erst einmal eigene Ideen entwickeln konnte. Zu einem späteren Zeitpunkt traf sich die<br />

Gruppe, um die Fotoarbeiten gegenseitig vorzustellen <strong>und</strong> sich gegenseitig bei der Auswahl<br />

der Fotos zu beraten. Wir ließen auch die Möglichkeit offen, Text einzubringen <strong>und</strong> die Fotos<br />

zu betiteln. Die Fotos selbst konnten von den Klienten mit entwickelt werden. An dieser<br />

Stelle sei besonders der fototechnischen Begleiterin des Projekts, Frau Anke Junghans, Dank<br />

gesagt. Sie machte dies nicht nur mit guter fachk<strong>und</strong>iger Beratung <strong>und</strong> Unterstützung sondern<br />

begleitete aus sozialpädagogischer Sicht gerade in diesem Teil des Projekts unsere Klienten<br />

sehr gut. Auch dies würden wir bei Nachfolgeprojekten gern mehr vertiefen.<br />

Erst nachdem die Fotos fertig gestellt waren <strong>und</strong> nachdem sich die Beteiligten über ihre<br />

Arbeit ausgetauscht hatten <strong>und</strong> eine endgültige Auswahl getroffen war, wurde der genaue<br />

Rahmen der Mappe <strong>und</strong> das Layout durch uns festgelegt. Hier drängte die Zeit, denn auch in<br />

dieser Phase hätten wir mit der Gruppe weiterarbeiten können. Die klientenbezogene Arbeit<br />

hätte natürlich vertieft werden können, sowohl einzeltherapeutisch als auch in der Gruppe.<br />

Dies geschah aufgr<strong>und</strong> des Zeitdrucks nicht, was selbstverständlich auch einen positiven<br />

Effekt hatte. Zum einen ist ein festgelegter Rahmen für unsere Klienten auch hilfreich, zum<br />

anderen besteht bei einer zu langen Projektdauer die Gefahr, dass das Projekt selbst nicht zum<br />

Ziel führt. Zwar arbeiteten wir projektorientiert, doch war auch das fertige Produkt gerade für<br />

die Beteiligten sehr wichtig. Alle Beteiligten waren zu Recht sehr stolz darüber.<br />

Wichtig war uns beim Projekt auch die Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern, d. h.<br />

Sozialarbeitern <strong>und</strong> -pädagogen, die mit Klienten arbeiten, zu denen wir selbst keinen<br />

intensiven Kontakt haben, zum einen um das Spektrum zu erweiteren, zum anderen um<br />

natürlich derartige Projekte gemeinsam zu bearbeiten.<br />

Mit dem Projekt wird selbstverständlich weiter gearbeitet. Es erfolgt projektbezogene<br />

Weiterarbeit, z. B. bei Seminaren. Die Mappe selbst ist natürlich vor allem Medium <strong>und</strong> ein<br />

geeigneter Diskussionseinstieg in der Arbeit mit <strong>Jugend</strong>lichen, mit Konsumenten, mit<br />

Gesellschaft <strong>und</strong> Politik. Es war auch daran gedacht, die Arbeiten für eine weitere<br />

Ausstellung zu nutzen. Dieses Mal gab es Gründe, die dagegen sprachen. Bei einem weiteren<br />

Projekt würden wir dies gern mit einbeziehen.<br />

Der Zeitdruck wirkte sich leider auch auf die Qualität aus. Technische Aspekte hätten besser<br />

durchdacht werden können. Auch die Kreativität hätte gern mehr Raum gehabt.<br />

Der enge Zeitraum <strong>und</strong> die erreichte Qualität hatten auch finanzielle Hintergründe: Insgesamt<br />

versuchten wir die Finanzen gering zu halten. So konnte kein Druck, nur eine Kopie erfolgen<br />

<strong>und</strong> es wurden 20.000 Seiten durch Klienten, durch uns selbst <strong>und</strong> mit helfenden Kollegen<br />

verlesen.<br />

Insgesamt lässt sich resümieren, dass nicht nur die Beteiligten am Projekt stolz auf ihr<br />

Produkt waren, sondern dass auch sehr gute Rückmeldungen kamen von Konsumenten selbst,<br />

von Angehörigen, von Kooperationspartnern <strong>und</strong> von gesellschaftlichen Trägern. Dieses<br />

kunsttherapeutische Projekt bietet aus unserer Sicht auch einen guten Ausgangspunkt für<br />

gesellschaftliche Diskussionen.<br />

Auch Stiftungen hätten wir gern angesprochen, um Gr<strong>und</strong>lagen für weitere <strong>und</strong> andere<br />

Projekte mit Konsumenten <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>gruppen zu haben.<br />

Ein neues Projekt mit überarbeitetem Konzept wäre für alle sehr erstrebenswert <strong>und</strong> vielseitig<br />

nutzbar.<br />

Marita Kawelke<br />

19


Sommerfest<br />

Eigentlich sollte es ja kein Sommerfest werden, sondern ein Eröffnungsfest in den neuen<br />

Räumen der Beratungsstelle. Da sich die Bau-<strong>und</strong> Renovierungsarbeiten noch hinziehen, wurde<br />

der Umzug auf das Frühjahr 2002 verschoben.<br />

Es sollte ein Fest für unsere Klienten <strong>und</strong> unsere Ansprechpartner werden.<br />

Uns war es von vornherein wichtig, dass nicht nur ein kulinarisches Zusammensein stattfinden<br />

sollte, sondern ein sinnfrohes Fest.Ein Fest für Augen <strong>und</strong> Ohren. Ein Fest, welches wir als<br />

Berater für Klienten <strong>und</strong> Projektpartner gestalten wollten.<br />

Wir entschieden uns dazu, einen speziellen Gast einzuladen, mit dem wir schon einige<br />

Veranstaltungen <strong>und</strong> Feste gemeinsam bestritten hatten. Dieser spezielle Gast hieß Heiko<br />

Richter <strong>und</strong> lud unsere Gäste <strong>und</strong> uns zum Trancetrommeln ein.<br />

Da wir in unserem Beratungssetting gr<strong>und</strong>sätzlich auch kunsttherapeutische Arbeit mit<br />

einbeziehen, entstand die Idee, verschiedene Projekte in spielerischer Form ineinandergreifen<br />

zu lassen. Der Gr<strong>und</strong>gedanke dabei war Austausch <strong>und</strong> Zusammenarbeit.<br />

Wir entschieden uns ergänzend zum Trommeln für die Projekte "Malen auf gr<strong>und</strong>ierter Pappe"<br />

ausgehend von einer Bildinstallation -Gustav Klimt- <strong>und</strong> für eine Minibühne "Ich als Denkmal".<br />

Optimal wäre es aus unserer Sicht gewesen, wenn sich, durch die Musik "berauscht", die<br />

Verkleidungsszenerie mit der Malszenerie gekoppelt hätte. Dafür waren die wenigen St<strong>und</strong>en zu<br />

kurz, denn auch die geschmackliche Genüsse in Form von selbstgemachten Salaten <strong>und</strong> Getränken<br />

(ohne Alkohol versteht sich), sowie zwanglose Gespräche sollten nicht zu kurz kommen.<br />

Zunächst wurden große Pappen gr<strong>und</strong>iert. Für das Bühnenprojekt brachten die Kollegen die<br />

Utensilien von zu Hause mit. Die Florian-Geyer- Str. verfügt über eine sehr geräumige<br />

Grünfläche. Für die Lichtinstallation gab es verschiedenste Kunstfolien in unserem Bestand.<br />

So hofften wir auf gut Wetter, damit alle Projekte tatsächlich auf einer Fläche ineinandergreifen<br />

konnten. Dies Wetter wurde uns beschert.<br />

An einem sehr heißen Sommertag gab es noch einen kurzen Schauer zur Abkühlung. Dann<br />

konnte die Party beginnen. Die Malflächen waren mit Folie ausgelegt, das Bühnenpodest<br />

geschmückt, der Trommler hatte seine schönen Instrumente auf einem Teppich mitten auf der<br />

Wiese ausgebreitet. Im Zentrum das kulinarische Angebot, darum gruppiert die Projekte.<br />

Es bereitete allen sehr viel Spaß in der Gruppe zu agieren. Es gab auch einige zaghafte<br />

Tanzansätze. Sehr viel Spaß <strong>und</strong> Erleben würde dies als größeres Projekt bringen.<br />

Im Zentrum stand doch, <strong>und</strong> so sollte es auch sein, die Party.<br />

Wir waren sehr froh, so viele Klienten, zahlreiche Arbeitspartner <strong>und</strong> auch einige unserer<br />

ehemaligen Praktikanten begrüßen zu können. Es waren ca. 60 Personen anwesend.<br />

Für uns als Team war es ein sehr schöner Abend <strong>und</strong> wir hoffen, dass es auch allen unseren<br />

Gästen so gefallen hat. Gute Rückmeldungen haben wir bekommen <strong>und</strong> das freut uns.<br />

20


Wir über uns<br />

Telefonberatung<br />

Das Telefon klingelt:<br />

Sekretärin: <strong>Jugend</strong> <strong>und</strong> <strong>Drogenberatungsstelle</strong> Frau ... Guten Tag.<br />

Klientin: Guten Tag, ich habe die Vermutung das mein Sohn Drogen nimmt, bin ich da<br />

bei Ihnen richtig?<br />

Sekretärin: Ja da sind sie ersteinmal richtig, möchten sie diesbezüglich einen Termin<br />

vereinbaren um zu einem Beratungsgespräch zu kommen oder sich telefonisch<br />

beraten lassen?<br />

Klientin: Ja - ich weiß nicht, vielleicht lieber gleich, dass könnte ja dann schon erst<br />

einmal reichen.<br />

Sekretärin: Dann verbinde ich sie mit einem Berater.<br />

Beraterin: Guten Tag, mein Name ist ..., meine Kollegin sagte mir bereits, dass es um<br />

Probleme mit ihrem Sohn geht, vielleicht erzählen sie noch einmal.<br />

Klientin: Tja - ich habe die Vermutung das mein Sohn Drogen nimmt, der verhält sich in<br />

letzter Zeit sehr merkwürdig.<br />

Beraterin: Er verhält sich also merkwürdig. Wie kommen Sie in diesem Zusammenhang<br />

darauf, dass es sich um Drogen handelt?<br />

Klientin: Er hat in letzter Zeit sehr abgenommen <strong>und</strong> schläft den ganzen Sonntag so dass<br />

man ihn selbst Montag früh kaum aus dem Bett bekommt, damit er zur<br />

Ausbildung geht <strong>und</strong> ich hab da jetzt schon einmal was gelesen, dass das<br />

Anzeichen wären.<br />

Außerdem macht er nichts mehr mit seinen alten Fre<strong>und</strong>en, sondern geht nur<br />

noch weg mit Leuten, die wir nicht kennen <strong>und</strong> wenn ich ihn anspreche auf<br />

seinen Zustand, reagiert er immer völlig unsachlich <strong>und</strong> entzieht sich einfach.<br />

Beraterin: So wie Sie die Situation schildern, kann ich mir gut vorstellen, dass sie<br />

beunruhigt sind. Frau ... wie alt ist ihr Sohn denn jetzt, was macht er für eine<br />

Ausbildung <strong>und</strong> welche Entwicklung hat er denn bisher nach ihrer<br />

Einschätzung genommen?<br />

Klientin: Ja - er ist jetzt 17 Jahre <strong>und</strong> macht eine Ausbildung als Koch <strong>und</strong> bisher gab es<br />

eigentlich noch keine Probleme. So ab der achten Klasse ließen seine<br />

Leistungen schon ziemlich nach <strong>und</strong> mein Mann hat sich dann sehr bemüht,<br />

damit wir einen Ausbildungsplatz für ihn bekommen. Deshalb verstehe ich das<br />

überhaupt nicht, dass er das jetzt so schleifen lässt mit der Ausbildung.<br />

Beraterin: Haben Sie sich schon einmal mit ihrem Mann besprochen?<br />

Klientin: Nein - der weiß von meiner Vermutung nichts. Das Verhältnis zwischen den<br />

beiden ist nicht das Beste, wissen Sie. Mein Mann ist da zu impulsiv <strong>und</strong> streng.<br />

Dem erzähl ich erst einmal lieber nichts.<br />

21


Beraterin: Oh - das verkompliziert ja Ihre Lage sehr. Sie können nicht mit ihrem Mann<br />

darüber reden <strong>und</strong> ihr Sohn ist derzeit auch unzugänglich, so dass aus unserer<br />

Erfahrung es immer gut ist, erst einmal für sich zu schauen, wie Sie mit dieser<br />

Situation umgehen können, damit Sie für sich die nächsten Schritte überlegen<br />

können. Dazu würde ich Sie gern mal zu einem ausführlichen Gespräch<br />

einladen, ein Patenrezept gibt es da ja nicht.<br />

Klientin: Ja das glaube ich. Sagen Sie mal, wäre es denn nicht gut ich würde meinen<br />

Sohn gleich mal mitbringen?<br />

Beraterin: Ja, wenn er dazu bereit ist <strong>und</strong> etwas für sich verändern möchte, wäre das<br />

schon sehr gut wenn Sie ihn hierher begleiten. Das könnte eine Erleichterung<br />

für ihn sein den ersten Schritt zu gehen. Doch unsere Erfahrung sagt, dass die<br />

<strong>Jugend</strong>lichen meist noch nicht bereit sind in die Beratungsstelle mitzukommen,<br />

da sie für sich noch kein Problem sehen, so dass es in einem Gespräch mit<br />

Ihnen auch darum geht, zu überlegen, welche Möglichkeiten Sie haben, um ihn<br />

zu motivieren <strong>und</strong> Sie sich selbst informieren können über Drogen <strong>und</strong> Sucht.<br />

So werden Sie dann viel sicherer im Umgang mit ihrem Sohn.<br />

Klientin: Gut dann komme ich zu Ihnen, denn so wie bisher kann es ja auch nicht<br />

weitergehen.<br />

Die Zusammenarbeit mit Schulen im Jahr <strong>2001</strong><br />

Einer Telefonberatung nachempf<strong>und</strong>en von<br />

Juliane Gießler <strong>und</strong> Vivien Tonn.<br />

Das Jahr <strong>2001</strong> ermöglichte uns wieder viele Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler der 7. <strong>und</strong> 8.<br />

Klassenstufe kennenzulernen, die innerhalb des Projektunterrichtes die <strong>Jugend</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Drogenberatungsstelle</strong> aufsuchten, um sich mit dem Thema Sucht <strong>und</strong> Drogen intensiv zu<br />

beschäftigen.<br />

Von seiten der Schule werden die Veranstaltungen häufig von den Klassenlehrern bzw.<br />

Elternsprechern organisiert, die mit viel Engagement versuchen, der Klasse diesen Tag hier in<br />

der Beratungsstelle zu ermöglichen. Unsere Bedingungen für die Veranstaltungen mit<br />

<strong>Jugend</strong>lichen sind auf den ersten Blick kompliziert <strong>und</strong> fordern seitens der Schule viel<br />

Flexibilität, da die Gruppengröße begrenzt ist, nur bestimmte Zeiten <strong>und</strong> Tage möglich sind<br />

<strong>und</strong> auch die langen Anmeldungszeiten viel Geduld erfordern. Dennoch bestärkt uns die<br />

Arbeit mit den Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern, sowie die Rückmeldungen seitens der Lehrer<br />

weiter an unserem Konzept festzuhalten.<br />

Für die Gruppen <strong>und</strong> Klassen ist es immer etwas besonderes in eine <strong>Drogenberatungsstelle</strong> zu<br />

gehen. Viele können sich unter dem Angebot der Beratungsstelle ersteinmal nichts vorstellen<br />

<strong>und</strong> haben keine Ideen wie es hier aussieht <strong>und</strong> wie sich die Arbeit gestaltet. Oftmals erfolgt<br />

durch die Lehrer eine gute Einführung <strong>und</strong> Vorbereitung auf die Veranstaltung in der <strong>Jugend</strong><strong>und</strong><br />

Drogenberatung <strong>und</strong> so kommen die <strong>Jugend</strong>lichen mit konkreten Anfragen zu uns wie<br />

z.B.:<br />

22


- Gibt es eine Tablettensucht?<br />

- Was sind Vor- <strong>und</strong> Nachteile der Legalisierung von Cannabis in den Niederlanden?<br />

- Was gehört zu den harten Drogen?<br />

- Wie viele Abhängige gibt es in Dresden?<br />

- Kann Cannabis als Medikament eingesetzt werden?<br />

- Was passiert in der Beratung?<br />

- Wie gehen wir (<strong>Jugend</strong>- <strong>und</strong> <strong>Drogenberatungsstelle</strong>) mit Drogensüchtigen um?<br />

- Was sind Anzeichen für einen ungewollten Drogenkonsum?<br />

- Kommen die <strong>Jugend</strong>lichen alleine oder werden sie von Eltern geschickt?<br />

- Warum nehmen Menschen Drogen, obwohl sie über die Gefahren Bescheid wissen?<br />

- Was sind die gefährlichsten Drogen?<br />

Die Fragen verdeutlichen wie präsent das Thema Drogen bei Schülern der 7. <strong>und</strong> 8.<br />

Klassenstufe mittlerweile ist <strong>und</strong> sie bieten uns <strong>und</strong> den Lehrern unzählig viele Möglichkeiten<br />

mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Wir versuchen mit der Gruppe die ganze Bandbreite<br />

zwischen Information <strong>und</strong> Aufklärung, der Einbeziehung der eigenen Verhaltensweisen,<br />

eigenen Konfliktlösungsstrategien <strong>und</strong> der Stärkung der Persönlichkeit aufzugreifen. Vieles<br />

kann in den Veranstaltungen nur kurz besprochen werden <strong>und</strong> wir sind auf die Lehrer<br />

angewiesen, die anschließend auch in der Schule als Ansprechpartner bereitstehen <strong>und</strong> den<br />

Tag in der <strong>Jugend</strong>- <strong>und</strong> <strong>Drogenberatungsstelle</strong> nachbereiten.<br />

Dazu bekommen wir die unterschiedlichsten Rückmeldungen. Oftmals kann eine<br />

Veranstaltung gar nicht nachbereitet werden, weil der Unterrichtsstoff weitergehen muss <strong>und</strong><br />

andere Themen anstehen. Die andere Seite ist, dass die Schüler sich mit erstellten<br />

Arbeitsmaterialien zum Thema Sucht <strong>und</strong> Drogen <strong>und</strong> ihrem angeeigneten Wissen bei<br />

Veranstaltungen der Schule wie z. B. Projektwochen, Schulfesten, Tagen der offenen Tür<br />

präsentieren. Viele nutzen auch andere Institutionen, um sich mit dem Thema in einem der<br />

folgenden Schuljahre weiter zu beschäftigen. Sie besuchen z. B. das Deutsche<br />

Hygienemuseum, beteiligen sich an b<strong>und</strong>esweiten Wettbewerben oder besuchen<br />

Veranstaltungen der Polizei.<br />

Die Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer sind heute gut über das Thema Sucht <strong>und</strong> Drogen informiert <strong>und</strong><br />

versuchen bereits bei den Ursachen anzusetzen, was bedeutet, ein gutes Beziehungsklima in<br />

einer Klasse zu befördern, die Persönlichkeit jedes Schülers zu stärken, Lerntechniken zu<br />

vermitteln, die Eltern aktiv in die Belange der Klasse einzubeziehen <strong>und</strong> Ansprechpartner für<br />

Konflikte <strong>und</strong> Probleme an der Schule bereitzuhalten, um nur einige gute Beispiele zu<br />

nennen.<br />

Viele Lehrer <strong>und</strong> Lehrerinnen nehmen mit Besorgnis sehr frühzeitig Veränderungen in der<br />

Persönlichkeit eines Schülers wahr bzw. beobachten das Absinken der schulischen<br />

Leistungsfähigkeit. Sie versuchen aufbauend auf die bestehende Beziehung die Ursachen für<br />

dieses Verhalten zu ergründen <strong>und</strong> Hilfe anzubieten. Immer wieder beobachten wir, wie<br />

schwer es Ihnen damit geht, wenn sich keine Verhaltensänderungen bzw.<br />

Einstellungsveränderungen abzeichnen <strong>und</strong> sie den Prozess eines Schulwechsels begleiten<br />

müssen oder es zu einem Schulabbruch kommt.<br />

Damit die Schule ihrem Auftrag gerecht werden kann, sollten sich die Eltern durch viel<br />

Engagement für Klassen- <strong>und</strong> Schulbelange einsetzen, damit gute Bedingungen in diesem<br />

wichtigen Lebensraum von Kindern <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen geschaffen werden.<br />

23<br />

Vivien Tonn


Das Team<br />

Immer wieder werde ich gefragt, wie die Arbeit mit Drogenabhängigen auszuhalten ist. Bei<br />

dieser psychischen Belastung, diesen Lebensschicksalen, diesem Elend. Jedesmal beginne ich<br />

neu zu überlegen, um so konkret <strong>und</strong> aktuell wie nur möglich zu antworten. Und jedesmal<br />

sage ich: Das ist auszuhalten, weil wir ein gutes Team sind.<br />

Was ist für mich ein gutes Team?<br />

Derzeit sind wir zehn Mitarbeiter. Das heißt: zehn Individuen, zehn eigene Meinungen, zehn<br />

besondere Eigenarten, in jeder Situation zehn unterschiedliche Gedanken <strong>und</strong> Positionen. Das<br />

bedeutet ewiges Lernen, sich gegenseitig zuzuhören <strong>und</strong> die eigene Meinung weder übernoch<br />

unterzubewerten., sondern gleichwertig neben die der anderen zu stellen, als auch die<br />

Meinung der anderen gelten zu lassen. Das macht sich gut als Schutz vor übereilten<br />

Beschlüssen, wirkt erschwerend bei Angelegenheiten, die alle schnell erledigt haben möchten.<br />

Ein ständiges Üben von Einordnen, Hervortreten, Unterordnen <strong>und</strong> Durchsetzen. Was davon<br />

ist wann angebracht oder eher unangemessen? Unterschiedliche Meinungen, sich auch einmal<br />

zu streiten oder sich selber gedanklich festzufahren sind normale Erscheinungen. Die<br />

entscheidende Frage ist, wie damit umgegangen wird.<br />

Ich schätze die Möglichkeit, dass jede individuelle Art <strong>und</strong> Weise der einzelnen Mitarbeiter<br />

seinen Raum hat <strong>und</strong> trotzdem kritisch betrachtet werden darf.<br />

Ich schätze die Möglichkeit, sich offen <strong>und</strong> ehrlich äußern zu können <strong>und</strong> damit Interesse <strong>und</strong><br />

Unterstützung in dienstlichen oder auch privaten Angelegenheiten zu erfahren.<br />

Ich wertschätze die Tatsache, dass jeder Kollege in seiner Funktion durch ein kritisch<br />

hinterfragendes Team gefordert bleibt, sich dadurch individuell <strong>und</strong> fachlich weiterentwickeln<br />

kann. Auf dieser Basis führe ich persönlich meine Arbeit immer wieder ausgesprochen gern<br />

aus.<br />

24<br />

A. Stade<br />

Das Anerkennungsjahr in der <strong>Jugend</strong>- <strong>und</strong> <strong>Drogenberatungsstelle</strong> Dresden (JDB)<br />

- Ein Bericht<br />

Das Anerkennungsjahrpraktikum ist ein Auslaufmodell. Nach dem Ende meines Praktikums<br />

werden vielleicht noch drei Personen in der JDB ihr Jahr zur staatlichen Anerkennung<br />

absolvieren. Doch ist dann nach spätestens drei Jahren Schluss, weil jetzt auch die letzte FH<br />

in Sachsen ihre Studienreform durchgeführt hat <strong>und</strong> somit nur noch diese drei Jahrgänge von<br />

Absolventen ein Anerkennungsjahr machen müssen. Das Anerkennungsjahr dient dazu, dass<br />

diplomierte Sozialarbeiter/Sozialpädagogen ihre staatliche Anerkennung erlangen können.<br />

Diese braucht man wiederum um auf Stellen im öffentlichen Bereich oder auf Stellen, die von<br />

der öffentlichen Hand gefördert werden, arbeiten zu können.<br />

Über die Vor- oder Nachteile dieses auf das Studium folgenden Praktikums kann man sich<br />

streiten. Dennoch ist man als Anerkennungsjahrpraktikant weder Fisch noch Fleisch. Dieses<br />

liegt nicht unbedingt am Team, sondern vor allem daran, dass die Zeit der Anstellung bei der<br />

Stadt Dresden auf ein Jahr begrenzt ist. Zudem ist die Bindung an die Hochschule durch den<br />

Theorie- oder Praxisbegleitungstag nicht abgerissen, so das man sich immer noch ein wenig<br />

als Student fühlt.<br />

Für den Praktikanten wird in der JDB das Möglichste getan, was heißt, dass die<br />

Arbeitsvoraussetzungen optimal sind. Als Beispiel können die Begleitung des Mentors, der


Arbeitsplatz oder die Anbindung ins Team genannt werden. Durch die Zugehörigkeit zum<br />

Präventionsteam ist ein Teil des Anerkennungsjahres durch die Teilnahme an<br />

Präventionsveranstaltungen bestimmt. Nebenher hatte ich auch die Möglichkeiten in alle<br />

anderen Bereich hineinzuschauen. Die beste Zeit für Jahrespraktikanten ist die Zeit, wenn in<br />

der JDB Personalmangel ist, da man in dieser Zeit mehr gefordert ist. Als Praktikant habe ich<br />

einen anderen Blick auf das Team. Man erkennt wesentlich deutlicher die Probleme, die es im<br />

Team gibt. Nachdem ich mir meine Hörner etwas abgestoßen habe, bekam ich natürlich<br />

Scheuklappen <strong>und</strong> habe mich dem Team vermehrt angepasst, was auch meiner Integration im<br />

Team gut getan hat. Ich musste einsehen, dass man nicht mit dem Kopf durch die Wand<br />

brechen kann, sondern dass man in der JDB Kritik <strong>und</strong> Beobachtungen nur behutsam <strong>und</strong> mit<br />

Rücksicht auf die Charakteristik des Teams los werden kann, ohne sich selbst zu beschädigen.<br />

Ich habe meine Rolle im Team gesucht <strong>und</strong> mit diesem Weg versucht mich weitgehend in das<br />

Team einzufügen.<br />

Was die Praxis betrifft, habe ich in diesem Jahr viel gelernt, konnte mich persönlich<br />

weiterentwickeln <strong>und</strong> auch viele Erfahrungen im Umfeld der Drogenberatung sammeln, wie<br />

z. B. einige Besuche in Therapieeinrichtungen. Ich bin froh mein Anerkennungsjahr in der<br />

JDB machen zu dürfen <strong>und</strong> freue mich darüber, dass es Einrichtungen gibt, die ihre<br />

Verantwortung gegenüber Auszubildenden wahrnehmen, d. h. immer wieder Praktikanten<br />

jeder Art einstellen.<br />

25<br />

Robert Häßner<br />

Fünf Jahre <strong>Jugend</strong>- <strong>und</strong> <strong>Drogenberatungsstelle</strong> der Landeshauptstadt Dresden - ein Resümee<br />

Die prophezeite Drogenwelle mit Öffnung der Grenze 1989 blieb Anfang der 90iger Jahre<br />

aus. Jedoch waren lang schon ansteigende Zahlen von Drogenkonsumenten sichtbar. 1994 gab<br />

es dann die ersten öffentlichen Anfragen nach Angeboten im Dezernat<br />

Erste Analysen des Bedarfs vorhandener Angebote im Suchtbereich erfolgten.<br />

Fazit dessen war: Es fehlten Angebote , die auf zumeist sehr junge Konsumenten<br />

illegalisierter Drogen ausgerichtet sind. Daraufhin entschied sich die Stadt Dresden 1995 eine<br />

<strong>Jugend</strong>- <strong>und</strong> <strong>Drogenberatungsstelle</strong> in Trägerschaft des Ges<strong>und</strong>heits- als auch des<br />

<strong>Jugend</strong>amtes zu konzipieren. 1996 erfolgte dann die feierliche Eröffnung durch den<br />

Dezernenten für Ges<strong>und</strong>heit, Familie <strong>und</strong> Soziales Herrn Dr. Deubel.<br />

Orienierten wir uns zur damaligen Zeit stark an Konzepten aus dem Altb<strong>und</strong>esgebiet, so<br />

z. B. mit der klassischen Streetworkarbeit, stellte sich die Situation in der Stadt doch etwas<br />

anders dar.<br />

Es gab keine offene Drogenszene, die Konsumenten waren in der Regel keine primär<br />

Heroinabhängigen. Zurückzuführen war dies u. a. auf das sehr junge Alter der Konsumenten,<br />

veränderte Konsummuster <strong>und</strong> auch auf die der Biografie zugr<strong>und</strong>eliegenden anderen<br />

Sozialisationsbedingungen. Sehr rasch kam es zu einer Differenzierung <strong>und</strong> Orientierung der<br />

Angebote am Hilfebedarf für ratsuchende Drogengebraucher, der sich real in der Arbeit<br />

darstellte. Im Laufe der Zeit frequentierten zunehmend Klienten die Beratungsstelle, die eine<br />

harte Problembelastung, sowohl im ges<strong>und</strong>heitlichen als auch im sozialen Bereich aufwiesen.<br />

Über das Beratungsangebot hinaus benötigten diese Klienten weiterführende Angebote wie<br />

z. B. qualifizierte Entgiftung, betreutes Wohnen, stationäre Entwöhnungsbehandlung.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der fehlenden Drogenhilfestrukturen in der Stadt Dresden <strong>und</strong> weiterführend im<br />

Land Sachsen erschwerte dies die Arbeit mit den Klienten erheblich.<br />

Die Beratungsstelle brachte sich im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit für den Aufbau von<br />

Strukturen <strong>und</strong> Vernetzung ein.


So entstanden in diesen fünf Jahren spezifische betreute Wohnformen in der <strong>Jugend</strong>hilfe,<br />

qualifizierte Entgiftungsstationen <strong>und</strong> zwei stationäre Drogenentwöhnungseinrichtungen im<br />

Land Sachsen.<br />

Weitere Ressourcen in der bereits begonnenen Zusammenarbeit zwischen <strong>Jugend</strong>hilfe- <strong>und</strong><br />

Suchtkrankenhilfe gilt es auszubauen. Im vergangenen Jahr genutzte Austauschmöglichkeiten<br />

in Form von Praktika von Mitarbeitern der <strong>Jugend</strong>hilfe in der Beratungsstelle <strong>und</strong> einer<br />

Mitarbeiterin der JDB im ASD waren gelungene Schritte in diese Richtung.<br />

Eine besonderes Problem insbesondere für die Beratungsarbeit stellen die in den letzten fünf<br />

Jahren gestiegene Zahl der Amphetamingebraucher <strong>und</strong> damit zusammenhängende<br />

Langzeitwirkungen wie drogenindizierte Psychosen dar. Hier erhoffen wir uns durch die<br />

Anstellung einer Ärztin/ eines Arztes in der Beratungsstelle eine deutliche Verbesserung der<br />

Interventionsmöglichkeiten. Diese Stelle ist zum zweiten Mal ausgeschrieben <strong>und</strong> wird<br />

hoffentlich im 2.Halbjahr 2002 besetzt werden können. Der Großteil der ratsuchenden<br />

Drogenkonsumenten befand sich in der Altersspanne von 17 bis 21 Jahren.<br />

In Präventionsveranstaltungen wurden von der <strong>Jugend</strong>- <strong>und</strong> <strong>Drogenberatungsstelle</strong> im<br />

vergangenen Jahr 1285 Personen erreicht. Die Zahl der Multiplikatoren (Lehrer, Ausbilder,<br />

Eltern, Sozialarbeiter) betrug 821. Das Verhältnis von 64 % Multiplikatoren zu 36 %<br />

<strong>Jugend</strong>lichen, die an Präventionsveranstaltungen teilnahmen, bestätigt die<br />

Schwerpunktsetzung in der Präventionsarbeit der <strong>Jugend</strong>- <strong>und</strong> <strong>Drogenberatungsstelle</strong>.<br />

Resümee: Drogenkonsum ist gesellschaftlich Realität. Die Zahl der Ratsuchenden (Klienten<br />

<strong>und</strong> Bezugspersonen) ist kontinuierlich angestiegen.<br />

Zukünftig muss noch verstärkt dafür eingetreten werden, das bestehende Hilfesystem<br />

(<strong>Jugend</strong>liche, Krankenhilfe, spezifische Drogenhilfe) entsprechend auszubauen bzw. zu<br />

vernetzen. Als besonderes Problem stellt sich in Dresden derzeit eine unzureichende<br />

ambulante ärztliche Versorgung bei psychiatrischen Begleiterkrankungen dar. In Sachsen<br />

existiert noch keine Drogentherapieeinrichtung mit Beschulungsmöglichkeiten.<br />

Drogenklienten mit psychiatrischen Begleiterkrankungen müssen ebenfalls zur Therapie in<br />

das Altb<strong>und</strong>esgebiet vermittelt werden.<br />

26<br />

Simone Reinhardt


Wir das Team<br />

Simone Reinhardt/ Dipl.-Psychologin, Suchttherapeutin,<br />

Leitung, Öffentlichkeitsarbeit, Beratung<br />

Gert Nözel/ Dipl.-Pädagoge, Suchttherapeut<br />

stellvertr. Leitung, Prävention, Beratung<br />

Vivien Tonn/ Erzieherin, Dipl. Sozialpädagogin (i.A.)<br />

Prävention, Beratung<br />

Juliane Gießler/ Dipl.-Sozialpädagogin (FH), Dipl. Oecotrophologin, NLP-Practitioner<br />

Partydrogenprojekt SUP, Offene Anlaufstelle Infocafé, Beratung<br />

Barbara Lamprecht/ Dipl.-Sozialpädagogin (FH), Syst. Familientherapeutin (i.A.)<br />

Betreuung von inhaftierten Drogenabhängigen,<br />

Offene Anlaufstelle Infocafé, Beratung (bis 09/01)<br />

Christian Barth/ Dipl.-Sozialpädagoge (FH)<br />

Drogenarbeit in der <strong>Jugend</strong>hilfe, Offene Anlaufstelle Infocafé, Beratung<br />

Marita Kawelke/ Fachschwester für Psychiatrie/Neurologie, Suchttherapeutin<br />

Beratung<br />

Heike Schmidt/ Verwaltungsfachangestellte<br />

Verwaltung<br />

Anette Nitsche/ Abordnung aus dem Sachgebiet <strong>Jugend</strong>amt,<br />

<strong>Jugend</strong>sozialarbeit seit Mai 1998<br />

Praktikanten <strong>2001</strong>:<br />

Judith Borrmann (19.03.<strong>2001</strong> - 21.09.<strong>2001</strong>)<br />

Katja Schmidt (01.03.<strong>2001</strong> - 31.05.<strong>2001</strong>)<br />

Robert Häßner (02.05.<strong>2001</strong> - 30.04.2002)<br />

27


Statistik<br />

Gr<strong>und</strong>lagen sind die EBIS Dokumentation sowie der standardisierte Jahresbericht der<br />

Suchtberatungs- <strong>und</strong> -behandlungsstellen.<br />

Danach sind folgende Entwicklungsrichtungen festzustellen:<br />

1. Die Zahl der Klienten <strong>und</strong> Angehörigen ist seit 1996 von 127 auf 651 gestiegen. Das<br />

entspricht einer Steigerung auf über das Fünffache. Im Vergleich zum Jahr 2000 betrug<br />

die Steigerung 93 Personen. (�Abb. 1)<br />

2. Die Anzahl der Beratungsgespräche ( Dauer ca. 50 min. ) reduzierte sich von 1576 im Jahr<br />

2000 auf 1209, was auf Teilnahme mehrerer Klienten an einem Beratungsgespräch<br />

(systemischer Ansatz ) zurückzuführen ist. (�Abb. 2)<br />

3. Im Jahr <strong>2001</strong> wurden 29 stationäre Entwöhnungsbehandlungen beantragt; 16<br />

Therapieantritte erfolgten.<br />

Die Zahl der unplanmäßigen Beendigungen lag bei 10.<br />

In Entgiftungsbehandlung (Regelbehandlung) wurden 46 Klienten vermittelt. (�Abb. 5)<br />

4. Die Zahl der Amphetamingebraucher (Crystel, Speed, Ecstasy) ist gegenüber 2000 erneut<br />

angestiegen Das waren 53,4% unserer Klienten (2000 39,0%). Demgegenüber ist der<br />

Anteil der Cannabisgebraucher von 39% im Jahre 2000 auf 32,8% im Jahre <strong>2001</strong><br />

zurückgegangen. Deutlich wird in diesem Zusammenhang der erhöhte Anteil der<br />

psychotischen Klienten, was offenbar im Zusammenhang mit massivem<br />

Amphetaminkonsum (insbesondere Crystal) steht <strong>und</strong> einen wesentlich höheren<br />

Beratungs- <strong>und</strong> Betreuungsaufwand mit sich bringt. Bei dieser Betrachtung wurde<br />

prinzipielle von der Hauptdiagnose ausgegangen, jedoch liegt in der Regel eine<br />

Polytoxikomanie vor. (�Abb. 6)<br />

5. Bemerkenswert ist der Anstieg der weiblichen Klienten ( vor allem<br />

Amphetamingebraucher) um nahezu 8% auf 31,6% im Vergleich zum Vorjahr. (�Abb. 4)<br />

6. Die Wohnsituation zeigt, dass die Klienten (ausschließlich Drogengebraucher, keine<br />

Angehörigen ) zum großen Teil einen selbstständigen Wohnraum besitzen bzw. bei<br />

anderen Personen wohnen (ca.65%). Etwa 10% befinden sich in betreuten Wohnformen,<br />

Heimen oder Notunterkünften; ca.1% sind ohne Wohnung (�Abb. 3).<br />

7. Im Arbeitsfeld Prävention wurde, um Breitenwirkung zu erreichen, verstärkt<br />

Multiplikatorenarbeit geleistet. Inhaltlich ging es <strong>2001</strong> mehr als in den vergangenen Jahres<br />

darum, Multiplikatoren (Lehrer, Ausbilder, Sozialarbeiter, Eltern) zu Frühintervention zu<br />

befähigen. (�Abb. 8) Insgesamt wurden 821 Multiplikatoren <strong>und</strong> 464 Kinder <strong>und</strong><br />

<strong>Jugend</strong>liche erreicht. Neben Gruppenarbeit mit Kindern <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen waren <strong>2001</strong><br />

insbesondere Informations- <strong>und</strong> Fachvorträge Schwerpunkte der Arbeit. (�Abb. 7)<br />

28<br />

Gert Nözel


Anzahl<br />

betreutes<br />

W ohnen/ Heim/<br />

Anstalt/ Klinik<br />

9%<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

Klientenzahl Insgesamt (1996-<strong>2001</strong>)<br />

127<br />

308<br />

409<br />

29<br />

473<br />

558<br />

1996 1997 1998 1999 2000 <strong>2001</strong><br />

Jahr<br />

Klientenverteilung<br />

Konsumenten/ Angehörige (1996- <strong>2001</strong>)<br />

400<br />

200<br />

0<br />

651<br />

Abb. 1<br />

Konsumenten 67 138 220 243 362 326<br />

Angehörige 60 160 189 230 196 319<br />

sonstige<br />

W ohnformen<br />

12%<br />

1996 1997 1998 1999 2000 <strong>2001</strong><br />

W ohnsituation<br />

ohne W ohnung<br />

1%<br />

Abb. 2<br />

Abb. 3<br />

selbststäniges<br />

W ohnen oder<br />

W ohnen bei<br />

anderen Personen<br />

78%


Geschlechterverteilung der Konsumenten (prozentual)<br />

32%<br />

Vermittlung von Klienten in stationäre Entwöhnungsbehandlung (Therapie)<br />

30<br />

68%<br />

Abb. 4<br />

Jahr Beantragungen Genehmigungen Therapieantritte<br />

1997 6 6 5<br />

1998 11 5 5<br />

1999 23 16 10<br />

2000 39 31 19<br />

<strong>2001</strong> 29 16 20<br />

Substanzen (Hauptdiagnose) prozentual<br />

39%<br />

10%<br />

2%<br />

12%<br />

37%<br />

Opiate<br />

Abb. 5<br />

Cannabinoide<br />

Kokain (Crack)<br />

Abb. 6<br />

männlich<br />

weiblich<br />

Amphetamine<br />

(Stimulantien, XTC)<br />

Halluzinogene (LSD,<br />

psy. Pflanzen usw.)


30%<br />

10%<br />

11%<br />

Schüler/<br />

<strong>Jugend</strong>liche<br />

36%<br />

Veranstaltungen<br />

-Prävention-<br />

18%<br />

4% v<br />

27%<br />

Erreichte Zielgruppen<br />

-Prävention-<br />

Multiplikatoren<br />

64%<br />

31<br />

Infogespräch<br />

Beratungslehrerausbildung/<br />

Projekte<br />

Info- <strong>und</strong><br />

Erfahrungsaustausch<br />

Elternabend<br />

Vorträge<br />

Prävention/ Gruppenarbeit<br />

Abb 7<br />

Multiplikatoren<br />

Schüler/ <strong>Jugend</strong>liche<br />

Abb. 8


Impressum:<br />

Herausgeber:<br />

Landeshauptstadt Dresden<br />

<strong>Jugend</strong>- <strong>und</strong> <strong>Drogenberatungsstelle</strong><br />

Dresden<br />

Telefon: (0351) 441 26 33<br />

Telefax: (0351) 441 26 34<br />

Florian- Geyer Str. 13<br />

01307 Dresden<br />

www.drogenberatung-dresden.de<br />

e-mail: info@drogenberatung-dresden.de<br />

Redaktion: Gert Nözel, Christian Barth<br />

Die Berichte wurden von den<br />

einzelnen Mitarbeitern des<br />

Beratungsstellenteams, unseren<br />

Klienten <strong>und</strong><br />

Kooperationspartnern erstellt.<br />

März 2002<br />

Das Informationsmaterial ist<br />

Teil der Öffentlichkeitsarbeit der<br />

Landeshauptstadt Dresden. Es<br />

darf weder von Parteien noch<br />

von Wahlwerbern oder<br />

Wahlhelfern benutzt werden.<br />

Den Parteien ist es jedoch<br />

gestattet, Informationsmaterial<br />

zur Unterrichtung ihrer<br />

Mitglieder zu verwenden.<br />

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