Schwingungstilger gegen Erschütterungen aus ... - imb-dynamik
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<strong>dynamik</strong><br />
Ing.-Büro Dr.-Ing. Müller-Boruttau<br />
Beratende Ingenieure BYIK<br />
§26 BImSchG-Messstelle<br />
<strong>Schwingungstilger</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Erschütterungen</strong> <strong>aus</strong> Pressenbetrieb<br />
Dr.-Ing. Frank H. Müller-Boruttau, Dipl.-Ing. H. Molzberger, Dr.-Ing. Norbert Breitsamter,<br />
<strong>imb</strong>-<strong>dynamik</strong>, D-82266 Inning-Buch<br />
Zusammenfassung<br />
Großpressen und vertaktete Pressenstraßen verursachen <strong>Erschütterungen</strong> z.B. im Frequenzbereich<br />
5 – 15 Hz, die sich bis in weite Entfernungen störend <strong>aus</strong>wirken. Gleichzeitig<br />
werden die Neubauten in Automobilwerken mit immer weiter gespannten Decken mit minimierten<br />
Materialdicken errichtet.<br />
Wenn nun Anregungsfrequenz und Eigenfrequenz zusammenfallen, ist mit starken Resonanzüberhöhungen<br />
zu rechnen. Konstruktive Modifikationen sind schwierig zu realisieren,<br />
weil der Bau<strong>dynamik</strong>er häufig erst bei einem weit fortgeschrittenen Planungsstand zugezogen<br />
wird bzw. weil die Randbedingungen größere Eingriffe sowieso nicht zulassen, oder die<br />
beeinträchtigten Gebäude bereits vorhanden sind. Dann bleibt als Abhilfemöglichkeit meist<br />
nur der Einbau von <strong>Schwingungstilger</strong>n.<br />
An zwei Praxisbeispielen bei der AUDI AG in Ingolstadt mit ingenieurmäßig entworfenen und<br />
dimensionierten Tilgern (1. Produktionsgebäude, 18 Deckenfelder 11x11m² mit jeweils 2 Tilgern<br />
á 1,5 to; 2. Repräsentationsgebäude mit „Minitilgern“ innerhalb des Doppelbodens) wird<br />
gezeigt, welche <strong>Erschütterungen</strong> auf die Gebäude einwirken und auf den Decken vor und<br />
nach dem Einbau von <strong>Schwingungstilger</strong>n vorhanden waren. Konstruktion, Montage und<br />
technische Daten der Tilger werden erläutert. Nachmessungen belegten Tilgerwirksamkeiten<br />
von ca. 30 bis 60 % <strong>gegen</strong> die transienten Einwirkungen <strong>aus</strong> dem Pressenbetrieb.<br />
1 Einführung<br />
Automobilwerke besitzen in der Regel ein oder mehrere Presswerke. Abhängig davon, welche<br />
Pressen betrieben werden und wie diese gelagert sind, werden <strong>Erschütterungen</strong> erzeugt,<br />
die sich aufgrund der hohen Quellstärke weit in die Umgebung <strong>aus</strong>breiten können.<br />
Im Fall der AUDI AG, Ingolstadt, ist die wichtigste Erschütterungsquelle das Presswerk A1.<br />
Dort gibt es Einzelpressen, vertaktete Pressenstraßen, Stufen- und Großteilstufenpressen.<br />
Teilweise sind die Pressen auf Betonfundamenten starr aufgestellt. Alle in jüngerer Zeit installierten<br />
Pressen sind elastisch gelagert. Das Presswerk gibt hauptsächlich <strong>Erschütterungen</strong><br />
im Frequenzbereich um ca. 5 Hz und um ca. 12 Hz nach außen ab. Je weiter man vom<br />
Widmung<br />
Diese Veröffentlichung widmen die Autoren dankbar ihrem verehrten baudynamischen<br />
Lehrer Herrn Prof. Dr.-Ing. habil. Harry Grundmann, Lehrstuhl für Baumechanik der Technischen<br />
Universität München, <strong>aus</strong> Anlass der Vollendung seines 65. Lebensjahres<br />
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Presswerk entfernt ist, desto mehr dominieren die 5 Hz-Schwingungen, da die höherfrequenten<br />
12 Hz-Schwingungen vom Boden stärker bedämpft werden.<br />
Bei zwei Neubauten – ca. 50 m bzw. 200 m entfernt vom Presswerk A1 – waren auf dem<br />
Baugrundstück keine fühlbaren Schwingungen vorhanden. Die benachbarten, älteren Gebäude<br />
wiesen ebenfalls keine besonderen Probleme im Zusammenhang mit Schwingungen<br />
auf. Daher ging man zu Beginn der Planung davon <strong>aus</strong>, dass auch die Neubauten keiner<br />
besonderen baudynamischen Betrachtung bedürften. Allerdings waren die bestehenden Gebäude<br />
von deutlich anderer Baukonstruktion als die modernen Neubauten:<br />
� Bestand: kurze Spannweiten, steife jedoch leichte Betondecken mit Unterzügen, massive<br />
Trennwände, geringe Geschosshöhen<br />
� Neubauten: weite Spannweiten, sehr dünne Betonflachdecken (nachgiebig und schwer)<br />
bzw. Π-Platten, Stahlbetonskelettbau, große Geschosshöhen<br />
Während der Planungsphasen wurde daher mit Untersuchungen begonnen, welche <strong>Erschütterungen</strong><br />
auf die späteren Nutzer der Gebäude einwirken würden. Es zeigte sich<br />
schnell, dass aufgrund der Resonanzüberhöhungen Decke / Fundament <strong>aus</strong> nicht fühlbaren<br />
Bodenschwingungen stark spürbare Deckenschwingungen werden konnten. Seitens der<br />
AUDI AG wurde - <strong>aus</strong> Gründen des Arbeitsschutzes und um störende Einwirkungen von den<br />
Mitarbeitern fernzuhalten - vorgegeben, dass eine Dauererschütterungseinwirkung von KB =<br />
0,5 nicht überschritten werden sollte.<br />
Da die Planungen bereits weit fortgeschritten waren, mussten Maßnahmen ergriffen werden,<br />
die nachträglich integriert werden konnten. Hierfür sind <strong>Schwingungstilger</strong> hervorragend geeignet.<br />
Da diese jedoch am günstigsten bei stationären Schwingungen wirken und bei transienten<br />
(= zeitlich veränderlichen) Einwirkungen schlechtere Wirkungsgrade zeigen, war durch<br />
Detailuntersuchungen zu klären, ob eine <strong>aus</strong>reichende Wirksamkeit auch für diese Einsatzfälle<br />
gegeben war. Über den Ablauf dieser Untersuchungen, Prognosen und Nachmessungen<br />
wird im Folgenden berichtet.<br />
2 Beispiel 1: AUDI AG Ingolstadt, Neuer Werkzeugbau S40,<br />
Tilger: Betonfertigteile auf GERB-Stahlfedern<br />
2.1 Situation<br />
Situation: Abstand Gebäude S40 zum Presswerk ca. 200 m<br />
Gebäudedaten: Stahlbetonskelettkonstruktion, aufgeständerte „Stange“ von Büro- und anderen<br />
Räumen im 1.OG, Gesamtlänge 18 Deckenfelder, gesamt ca. 200 m, Deckenfeldgrößen<br />
ca. 11 x 11 m², Π-Platten in Hauptträger eingehängt<br />
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Bild 1 zeigt Terzspektren der Schwingschnelle, die auf den Π-Platten im Rohbauzustand<br />
gemessen wurden. Die her<strong>aus</strong>ragende Spitze wird durch die Eigenfrequenzen der Deckenplatten<br />
von ca. 6 Hz definiert.<br />
Bild 1 Terzspektren der Schwingschnelle [mm/s eff, Fast Max Hold] auf der Rohdecke (Messung)<br />
Die Schwingungseinwirkungen wären nach den geltenden Normen und Richtlinien zu akzeptieren<br />
gewesen, tragen jedoch nicht der AUDI-Forderung nach qualitativ besonders hochwertigen<br />
Arbeitsplätzen Rechnung.<br />
2.2 Lösungsweg<br />
Es wurde eine rechnerische Modellierung mit vereinfachenden Ersatzmodellen durchgeführt,<br />
die v.a. aufgrund ihrer Flexibilität bzgl. schneller Parameterstudien vorteilhaft ist, vgl. [1].<br />
Ergebnis: Prognostizierte Wirksamkeit ca. 50 %<br />
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Nachfolgende Abbildung enthält exemplarisch die frequenzabhängigen dynamischen Steifigkeiten<br />
(= Schwingwiderstände) einiger relevanter Bauteile. Der Gesamtschwingwiderstand<br />
eines Bauteils setzt sich jeweils <strong>aus</strong> Massen-, Dämpfungs- und Steifigkeitswiderständen zusammen.<br />
In der Abbildung ist ein auf die zunächst prognostizierte Deckeneigenfrequenz von 4,3 Hz<br />
abgestimmter Tilger enthalten, der die maßgebende erste Deckeneigenfrequenz in zwei<br />
niedrigere „Peaks“ umformt (Decke schwingt bei 4 Hz gleichphasig, bei 4,6 Hz <strong>gegen</strong>phasig<br />
zur Tilgermasse).<br />
Dynamische Steifigkeit [N/m]<br />
1 10 8<br />
1 10 7<br />
1 10 6<br />
Tilgersteifigkeit bei<br />
geringer Dämpfung<br />
1 10 5<br />
Tilgerwirkung, 2 Peaks<br />
1 10 100<br />
Dynamische Steifigkeiten (= Schwingwiderstände)<br />
<strong>gegen</strong>über vertikaler Bewegung<br />
Frequenz [Hz]<br />
Bild 2 Exemplarische Berechnungsgrundlage, Tilgerabstimmung im Frequenzbereich<br />
Im <strong>imb</strong>-Prognosemodell iSEG (<strong>imb</strong>-<strong>dynamik</strong> Simulation für Erschütterungseinwirkungen auf<br />
Gebäude) [2] sind alle wesentlichen Bauteile in möglichst einfacher Form enthalten, z.B.<br />
Dach auf Stützen, Decke mit Primär- und Sekundärträgern, Stützen, Fundamente und der<br />
Boden vereinfachend als elastischer homogener Halbraum.<br />
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2.3 Technische Daten Tilger<br />
� Masse: Je Deckenfeld durchschnittlich 2 x 1,5 to (teilweise lokal angepasst, nahezu beliebige<br />
Formgebung möglich, z.B. für Integration der Beleutung)<br />
� Massenverhältnis: ca. 4 %<br />
� Abstimmfrequenz: 5,5 Hz bis 7 Hz, je nach Deckenfeld<br />
� Dämpfung: lokal mittels Messungen zu optimieren<br />
2.4 Realisierung<br />
Tilger „von der Stange“ für eine solche Größenordnung sind nicht unaufwändig. Daher<br />
schlug <strong>imb</strong>-<strong>dynamik</strong> vor, die Tilger in eigener Regie zu planen, zu erstellen und einbauen zu<br />
lassen. Als kostengünstigste Lösung ergab sich die Realisierung der Tilger als:<br />
� Stahlbetonfertigteile, aufgelagert auf<br />
� 4 GERB-Standard-Stahlfederelemente Typ S3Q-248, diese aufgelagert auf<br />
� Stahlkonsolen, befestigt in<br />
� Halfenschienen, die in die Fertigteil-Π-Platten eingelassen waren.<br />
Die Betonfertigteile wurden mit einer Hubbühne über die Endlage gehoben, dann wurden die<br />
Konsolen angeschraubt, die Feder-Elemente eingeschoben und der Tilger auf die Federn<br />
abgesenkt. Auf den Bildern 3 und 4 ist zu erkennen, dass die Elemente nicht an allen vier<br />
Ecken, sondern an zwei Ecken und in der Mitte der <strong>gegen</strong>überliegenden (längeren) Seite<br />
aufgelagert sind.<br />
Bild 3 Ein Deckenfeld mit zwei Tilgern Bild 4 Übersichtsbild<br />
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Damit wird praktisch eine Dreipunktlagerung erreicht. Eine Höhenjustierung, die für eine statisch<br />
unbestimmte Vierpunktlagerung erforderlich gewesen wäre, kann entfallen.<br />
Je Deckenfeld wurden zwei Tilger eingebaut. Es ergab sich ein Massenverhältnis der Tilgermasse<br />
bezogen auf die anzurechnende mitschwingende Masse der Decke von ca. 4 %.<br />
2.5 Technische Daten der realisierten Tilger<br />
� Federelementtyp: GERB S3Q-248, ohne viskose Dämpfung<br />
� Dämpfung: Materialdämpfung durch zusätzliche GETZNER Elastomerklötze (ohne tragende<br />
Funktion), unter Simultanmessung abgestimmt<br />
� Frequenzabstimmung: Über Gewichtsveränderung mittels aufgelagerter Betonplatten,<br />
unter Simultanmessung exakt auf maximale Wirkung abgestimmt, zukünftige Ausbaumassen<br />
berücksichtigend<br />
2.6 Messergebnisse der Nachmessungen<br />
Da die Erschütterungseinwirkungen sich zeitabhängig ändern, ist die Tilgerwirksamkeit am<br />
besten an den Übertragungsfunktionen Deckenschwingungen : Fundamentschwingungen<br />
abzulesen. Damit können praktisch „normierte“ Ergebnisse angegeben werden. Es wurden<br />
Messungen der Fundamentschwingungen und der Deckenschwingungen vor und nach dem<br />
Einbau der Tilger vorgenommen. Die gemessenen Übertragungsfunktionen sind in Bild 5<br />
dargestellt. Der Tilger ist hierbei so <strong>aus</strong>gelegt, dass inkl. aller zukünftigen Ausbaumassen<br />
und des Nachhärtens des Betons die maximale Wirksamkeit erzielt wird. Dies erfordert neben<br />
einer Betrachtung der (sich ändernden) ersten Eigenfrequenz der Decke auch den Einbezug<br />
des Anregungsspektrums.<br />
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Übertragungsfunktionen<br />
Decke : Fundament [-]<br />
ohne Tilger<br />
mit Tilger<br />
Bild 5 Spektrale Übertragungsfunktion Decke : Fundament ohne / mit Tilger<br />
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Als Resonanzüberhöhung Decke / Fundament ergab sich für die maßgebenden Frequenzen<br />
um 6,3 Hz im Mittel für den Fall ohne Tilger ein Faktor von 20 - 25, mit Tilger da<strong>gegen</strong> nur<br />
rund Faktor 10.<br />
Die Nachmessungen ergaben einen Wirkungsgrad von 50 bis 60 %, damit waren die Anforderungen<br />
eingehalten. Somit konnte gezeigt werden, dass trotz des transienten Charakters<br />
der Anregung eine erhebliche Verringerung der Erschütterungseinwirkungen auf die Menschen<br />
an ihren Arbeitsplätzen erzielt werden konnte.<br />
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3 Beispiel 2: AUDI AG Ingolstadt, Bürogebäude A51,<br />
Tilger: Stahlplatten auf GETZNER Elastomer<br />
3.1 Situation<br />
Situation: Abstand Geb. A51 zum Presswerk ca. 50 m<br />
Gebäudedaten: 6-geschossige Stahlbetonskelettkonstruktion mit <strong>aus</strong>kragenden Gebäudeekken<br />
(im Grundriss ist das Gebäude ein Dreieck), Deckenfeldspannweite Flachdecken bis<br />
8,10 m<br />
Je nach Betriebsstärke des Presswerkes hätten sich für dieses Gebäude ohne baudynamische<br />
Maßnahmen so hohe KB-Werte ergeben, dass eine Nutzung in weiten Bereichen nicht<br />
bzw. nur stark eingeschränkt möglich gewesen wäre.<br />
Der Einbau von <strong>Schwingungstilger</strong>n wurde daher zusätzlich zu weiteren Maßnahmen der<br />
Schwingungsreduktion (insb. erhebliche Erhöhung der Stützensteifigkeit) erforderlich.<br />
In Bild 6 ist ein grafisch aufbereiteter Überblick über die umfangreichen Erschütterungsmessungen<br />
des Geb. A51 vor dem Einbau der <strong>Schwingungstilger</strong> enthalten:<br />
Bild 6 Messtechnische Analyse der Erschütterungssituation<br />
Das Gebäude wurde in die erschütterungsintensiven Bereiche A (Gebäudespitze, linke Spitze<br />
des Dreiecks) und B (Riegel, vordere Längsseite) eingeteilt.<br />
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3.2 Lösungsweg<br />
Analog zum Neuen Werkzeugbau S40 wurden rechnerische Modellierungen mit dem <strong>imb</strong>-<br />
Programm iSEG [2] durchgeführt.<br />
Es zeigte sich, dass es im vorliegenden Fall extrem wichtig war, eine direkte Kopplung zwischen<br />
Messsoftware und dem Rechenmodell herzustellen, sodass die gemessenen Daten<br />
phasenecht auf die Modellierung aufgebracht werden konnten.<br />
Die Ausgangsbasis für die Auslegung der Tilger stellte sich anhand der Messergebnisse folgendermaßen<br />
dar (exemplarisch):<br />
1.5<br />
1.25<br />
0.75<br />
0.5<br />
0.25<br />
0<br />
0.25<br />
0.5<br />
0.75<br />
1<br />
1.25<br />
1.5<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8<br />
1<br />
Zeit [sek]<br />
Bild 6 Schwingschnelle [mm/s] am Stützenfußpunkt<br />
1.5<br />
1.25<br />
0.75<br />
0.5<br />
0.25<br />
0<br />
0.25<br />
0.5<br />
0.75<br />
1<br />
1.25<br />
1.5<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8<br />
1<br />
Zeit [sek]<br />
Bild 7 Schwingschnelle [mm/s] am Deckenmesspunkt, Bereich A, 5. OG (ohne Tilger)<br />
Die Prognose mit iSEG ergibt bei korrekt abgestimmten Tilgern für dieselbe Einwirkung:<br />
1.5<br />
1.25<br />
0.75<br />
0.5<br />
0.25<br />
0<br />
0.25<br />
0.5<br />
0.75<br />
1<br />
1.25<br />
1.5<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8<br />
1<br />
Bild 8 Schwingschnelle [mm/s], am Deckenmesspunkt mit Tilger in Funktion<br />
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Deutlich zu sehen ist der Zeitpunkt des „Anspringens“ des Tilgers zu Beginn einer Erschütterungseinwirkung.<br />
Die Tilgermasse selbst führt bei diesem Vorgang wesentlich größere Bewegungen<br />
<strong>aus</strong>:<br />
1.5<br />
1<br />
0.5<br />
0<br />
0.5<br />
2<br />
3<br />
2.5<br />
1.5<br />
2<br />
2.5<br />
3<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8<br />
1<br />
Bild 9 Schwingschnelle [mm/s] der Tilgermasse<br />
Die bauliche Situation war in diesem Gebäudebereich schwieriger, da keine Tilger unterhalb<br />
der Decken eingehängt werden konnten. Daher musste eine Lösung angewandt werden, die<br />
oberhalb der Deckenoberkante unsichtbar installiert werden konnte. Hierfür standen nur ungenutzte<br />
Flächen im sowieso vorgesehenen Doppelboden zur Verfügung. Daher musste die<br />
Tilgermasse <strong>aus</strong> einem Material mit höherem spezifischen Gewicht gewählt werden. Als<br />
technisch realisierbar und noch hinreichend kostengünstig wurde Stahl gewählt.<br />
Prognostizierte Wirksamkeit: ca. 50 % im Gebäudebereich A, bzw. ca. 30% im Bereich B<br />
Im Gebäudebereich B liegt aufgrund des komplizierteren Stützenrasters ein diffuseres Antwortspektrum<br />
der Decke vor, wor<strong>aus</strong> sich der geringere Wirkungsgrad ergibt.<br />
3.3 Technische Daten der Tilger<br />
Masse: 150 kg je Rasterquadrat des Hohlraumbodens<br />
Abstimmfrequenz: ca. 9 Hz bis 11,5 Hz<br />
Federelementtyp: GETZNER Sylomer<br />
Dämpfung: Materialdämpfung des Sylomers, ca. 10 %<br />
3.4 Realisierung<br />
Auch diese Tilger wurden komplett von uns entworfen, getestet und realisiert. Sie bestanden<br />
<strong>aus</strong><br />
� Stahlplatten, aufgelagert auf<br />
� 4 Sylomerklötzchen (Sylomer von GETZNER, die fertig zugeschnitten geliefert wurden),<br />
diese aufgelagert auf der<br />
� Rohdecke.<br />
Die Teile konnten von Hand in den bereits vorhandenen Doppelboden eingebracht werden.<br />
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Bild 10 Tilger im Doppelboden Bild 11 Einbau von Hand<br />
Je Deckenfeld wurden 4 bis 8 Tilger eingebaut. Damit ergab sich ein Massenverhältnis der<br />
Tilgermasse bezogen auf die anzurechnende mitschwingende Masse der Decke von ca.<br />
2,5 % bis 4 %.<br />
3.5 Messergebnisse der Nachmessungen<br />
Es wurden Messungen analog zu den in Abschnitt 2 beschriebenen vorgenommen. Die gemessenen<br />
Übertragungsfunktionen sind in Bild 12 für den Bereich A und Bild 13 für den Bereich<br />
B dargestellt:<br />
ohne Tilger<br />
mit Tilger<br />
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Bild 12 Übertragungsfunktion Bereich A Bild 13 Übertragungsfunktion Bereich B<br />
Als Resonanzüberhöhung Decke / Fundament ergab sich für die maßgebenden Frequenzen<br />
um 12 Hz im Mittel für den Fall ohne Tilger ein Faktor von ca. 45 im Bereich A (bzw. 18 im<br />
Bereich B), mit Tilger da<strong>gegen</strong> rund Faktor 15 im Bereich A (bzw. 10 im Bereich B).<br />
Diese Nachmessungen ergaben im Arbeitsbereich der Tilger einen Wirkungsgrad von ca.<br />
65 % Bereich A bzw. ca. 35 % Bereich B, damit waren die Vorgaben ebenfalls eingehalten.<br />
4 Beurteilung und Schlußfolgerungen<br />
� Auch für transiente Schwingungen ist eine Tilgerwirkung von z.B. bis zu 65 % bei sehr<br />
gut akzeptablen Massenverhältnissen erreichbar.<br />
� Mit geeigneten Werkzeugen kann ihre Wirksamkeit sehr gut prognostiziert werden. Ein<br />
entsprechend <strong>aus</strong>gelegtes Impedanzmodell wie etwa iSEG macht eine aufwändige FEM-<br />
Berechnung überflüssig.<br />
� Der nachträgliche Einbau von Tilgern in vorhandene Hohlräume – z.B. Doppelböden –<br />
kann erheblich zur Verringerung von Erschütterungseinwirkungen auf Menschen in Gebäuden<br />
beitragen. Die absolute Wirkung richtet sich danach, was der Decke an zusätzlicher<br />
statischer Last zugemutet werden kann, nach dem zeitlichen Charakter der Schwingungen<br />
und dem Zusammenfall von Bauteilresonanzen und Anregungsfrequenzen.<br />
5 Literatur<br />
[1] Breitsamter, Norbert, „Ersatzmodelle zur Bestimmung der Schwingungsantwort von<br />
Gebäuden unter Anregung durch Bodenerschütterungen“, TU-München, Lehrstuhl für<br />
Baumechanik, August 1996<br />
[2] www.<strong>imb</strong>-<strong>dynamik</strong>.de<br />
[3] www.gerb.com<br />
[4] www.getzner.com<br />
[5] <strong>imb</strong>-<strong>dynamik</strong> Berichte zu den zitierten Untersuchungen im Auftrag der AUDI AG, unveröffentlicht<br />
6 Originalbeitrag<br />
Ein Version dieses Aufsatzes mit farbigen Abbildung ist unter www.<strong>imb</strong>-<strong>dynamik</strong>.de, Baudy-<br />
namik-Fachinformationen downloadbar.<br />
Seite 12