Vineta/Wollin - Pommersche Landsmannschaft
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den Dänen gegründeten Wikingerfestung Jomsburg, über die<br />
altisländische Quellen des 13. Jahrhunderts wie die Knytlingasaga<br />
und die Jomsvikingasaga berichten.<br />
Jumne aber ist, wie Klempin feststellt, zweifellos mit dem Julin<br />
der drei Lebensbeschreibungen des Pommernapostels Otto<br />
von Bamberg (1124/25 und 1128 n. Chr.) identisch und Julin<br />
wieder mit der deutsch-mittelalterlichen Stadt <strong>Wollin</strong>. Die Folgezeit<br />
hat aber nicht auf der durch Klempin gelegten Grundlage<br />
weitergebaut und fing wieder zu zweifeln an. Erst der Greifswalder<br />
Ordinarius für mittelalterliche Geschichte, Prof. dr.<br />
Adolf Hofmeister, hat 1930 die gesamte Frage noch einmal<br />
kritisch überprüft (Greifswalder Universitätsreden 1930). Er<br />
weist hierbei darauf hin, dass es für bestimmte Kriegszüge des<br />
Dänenkönigs Waldemar I. parallele Berichte einmal bei saxo<br />
Grammaticus in lateinischer Sprache, andererseits in der Knytlingasaga<br />
in altisländischer Sprache gibt. Saxo schreibt, wie<br />
auch die meisten deutschen lateinisch schreibenden Autoren,<br />
Stettin, Julin und Cammin und bei dem genau dieselben Ereignisse<br />
behandelnden Parallelbericht der Knytlingasaga werden<br />
dieselben Orte mit dem namen Burstaborg, Jomsborg und Stenborg<br />
bezeichnet. Burstaborg = Borstenstadt geht auf Stettin auch<br />
sprachlich zurück, denn Szecin heißt auf slawisch heute noch<br />
die „Borste“.Stenborg = Steinburg hängt mit dem slawischen<br />
namen Camen für Stein oder Fels zusammen. Das braucht nicht<br />
„eine aus Steinen gebaute Burg“ zu bedeuten, sondern der name<br />
kann sich auf einen besonders eindrucksvollen Findlingsblock<br />
in oder bei Cammin beziehen, wie Otto Kunkel einmal treffend<br />
bemerkte. Und für das zwischen Stettin und Cammin gelegene<br />
<strong>Wollin</strong> bleibt dann eben nur noch Jomsborg oder Jumne übrig,<br />
auch wenn dort die sprachlichen Beziehungen nicht so eindeutig<br />
sind wie bei den beiden anderen Städten. Auf keinen Fall<br />
aber legt Hofmeister Wert auf die im Stil hochmittelalterlicher<br />
Steinburgen geschilderte Bauart der Jomsborg, das sind für ihn,<br />
wie auch die Lage direkt am Meer, phantasievolle Ausdichtungen<br />
weit entfernt wohnender Isländer, die sich auch die für das<br />
Odermündungsgebiet typische Haff- und Boddenküste nicht<br />
recht vorstellen konnten und sich die pommersche Küste, nur<br />
als Fjordlandschaft wie in norwegen oder Island zu interpretieren<br />
vermochten. So schrumpfte also seit Hofmeister 1930, die<br />
bis dahin vom <strong>Vineta</strong>-Riff vor Zinnowitz auf Usedom bis zum<br />
Jamunder See in Hinterpommern reichende Reihe der <strong>Vineta</strong>-<br />
und Jomsborg-Stellen auf einen einzigen noch denkbaren Ort<br />
zusammen: auf <strong>Wollin</strong>!<br />
nachdem so das „Problem <strong>Vineta</strong>“ zunächst von historischer<br />
Seite gelöst war, kamen auch bald von verschiedenen Stellen<br />
(Innenministerium, deutsche Forschungsgemeinschaft und<br />
Provinz Pommern) die nötigen Geldmittel für umfangreiche<br />
Grabungen zusammen, die am 9. Mai 1934 beginnen konnten.<br />
Doch zuvor noch einen Blick auf die Karte von <strong>Wollin</strong> und Umgebung:<br />
Die Siedlungsreste der wendisch-wikingischen Zeit<br />
ziehen sich längs der Dievenow (dem östlichen Mündungsarm<br />
der Oder) etwa vier Kilometer Wasserfront lang vom Galgenberg<br />
im Süden über die mittelalterliche deutsche Stadt bis hin<br />
Der von dem 1911 in Nürnberg geborenen<br />
Greifswalder Studenten und Doktoranden<br />
Karl August Wilde 1936 angelegte Graben<br />
nördlich der <strong>Wollin</strong>er Altstadt.<br />
zu dem Silberberg und dem Mühlenberg im norden. Vier Kilo- Scherben aus der „Großstadtzeit“ in <strong>Wollin</strong>.