Living. Die GESIBA - Beiträge zur Stadt- und Wohnkultur
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Wohnanlage Pilotengasse 49, 1220 Wien, 1995<br />
Architektur: Gottfried Fickl, Carlheinz Bihlmeier<br />
Farbenfrohe Siedlung im Grünen<br />
Nein, hier geht es nicht um jene berühmte Siedlung der Herren Herzog&DeMeuron,<br />
Steidle <strong>und</strong> Krischanitz, mit ihren wie Eisenbahnwaggons in einem Rangierfeld<br />
angeordneten Reihenhäusern. Unser Beispiel befindet sich etwa 100 Meter weiter<br />
westlich, Richtung Flugfeld Aspern, welches der Straße zu ihrem Namen verholfen hat. <strong>Die</strong><br />
Lage <strong>und</strong> die polychrome Farbgebung dürften zusammen mit der etwa identischen Größe<br />
die einzigen gemeinsamen Merkmale der beiden Anlagen sein. Dort sind die Baukörper in<br />
einem strengen System linearer Baukörper um eine fiktive Mitte gereiht <strong>und</strong> erhalten<br />
dadurch ihren Zusammenhalt. Hier wird dieser hergestellt über eine gemeinsame<br />
Wegachse, welche die verschiedenen Elemente der Komposition zusammenhält: Jeweils<br />
acht Wohneinheiten sind zu einem Baukörper zusammengefasst. Zusammen formen sie<br />
eine lange Zeile, welche das Rückgrat der Wohnanlage bildet <strong>und</strong> sie gegen außen<br />
abschirmt. Typologisch leicht verändert aufgebaute Einheiten stehen quer dazu. <strong>Die</strong> Zeile<br />
mutiert im hinteren Bereich der Anlage zum Blockrand <strong>und</strong> ändert auch ihr Aussehen. <strong>Die</strong><br />
zwei ganz unterschiedlichen Gruppen von Haustypen treffen am Kinderspielplatz<br />
aufeinander, der gleichzeitig den Schwerpunkt der Anlage bildet. Fast ist man versucht,<br />
von zwei verschiedenen Siedlungen zu sprechen, die lediglich durch eine gemeinsame<br />
Farbgebung zusammengehalten werden.<br />
<strong>Die</strong> Reihenhäuser im vorderen Abschnitt enthalten jeweils zwei mal zwei Wohnungen mit<br />
Garten <strong>und</strong> darüber Maisonetten, die über einen durchgehenden Laubengang im ersten<br />
Stock erschlossen werden. <strong>Die</strong> straßenseitig angelegten Wohnungs- <strong>und</strong> die Haus-<br />
Eingänge sind beide gleich gestaltet. Bei den Erdgeschoss-Wohnungen handelt es sich<br />
eigentlich um einen Hoftyp: Küche <strong>und</strong> WC sind beidseits des Vorraums angeordnet. Von<br />
diesem gelangt man in das Wohn-Ess-Zimmer, welches zusammen mit den beiden<br />
gegenüberliegenden Schlafzimmern einen kleinen Hof umschließt. Am Verbindungsgang<br />
zwischen gemeinschaftlichem <strong>und</strong> intimem Bereich liegen das Badezimmer <strong>und</strong> ein<br />
Abstellraum. Ein kleiner Holzschuppen für Gartengerät <strong>und</strong> individuell gestaltete Hecken<br />
schützen den Garten vor Einblicken vom vorbeiführenden Fußweg. In den Maisonnette-<br />
Wohnungen ist die Küche in das Wohn-Ess-Zimmer integriert. <strong>Die</strong> vorgelagerte,<br />
großzügige Terrasse wird von einem Abstellraum zusätzlich räumlich gefasst - wiederum<br />
eine Art Hof. Im darüberliegenden Stockwerk befinden sich die zwei Schlafzimmer <strong>und</strong><br />
das Badezimmer.<br />
<strong>Die</strong> Baukörper sind kubisch gestaltet <strong>und</strong> wirken schnörkellos nüchtern. <strong>Die</strong> Farbgebung<br />
unterstützt den Eindruck der Fügung einzelner Volumen. An den Fassaden ist die innere<br />
Organisation klar ablesbar. In ihrer Einfachheit erinnern diese Bauten an die Siedlungs-<br />
Architektur von Adolf Loos oder Josef Frank, dem ein Block weiter eine Straße gewidmet<br />
ist.